Die Abhandlung des Ippolit
#61
Geschrieben 12. Juni 2003, 23:22
This world to her Was but a tragic play. She came, saw, dislik'd, And passed away, oder: das mädchen ohne eigenschaften bestand aus eigenschaften ohne mädchen.
"was die renoviersucht des daseins zu einem perpetuum mobile macht, ist nichts als das ungemach, dass zwischen dem nebelhaften eigenem und dem schon zur fremden schale erstarrten ich der vorgänger wieder nur ein schein-ich, eine ungefähr passende gruppenseele eingeschoben wird."
(robert musil, der mann ohne eigenschaften)
#62
Geschrieben 13. Juni 2003, 23:41
mein fünfter greenaway kommt in der bisherigen rangliste leider nur auf platz 4...
1.the falls
2.prospero's books
3.the pillow book
4.the baby of macon
5.the cook, the thief his wife and her lover
angesichts von the baby of macon wird mir erst jetzt bewusst, wie misslungen spike jonzes affektiertes spiel mit den verschiedenen meta-ebenen in adaptation tatsächlich war- allerdings muss ich auch zugeben, dass ich für diese thematik nicht gar zu viel übrig habe.
reichlich amüsant finde ich hingegen die noch vorhandenen zeugnisse der kontroversen um dieses angeblich so schockierende und pornographische werk
#63
Geschrieben 20. Juni 2003, 14:32
Was tut man nicht alles, um seinen verpflichtungen als teenager genüge zu tun...
für einen abend mit einigen bekannten ist bruce almighty schon deshalb geeignet, weil der humor den horizont der beteiligten nicht zu überschreiten droht (auch wenn ich etwas ratlos feststellen musste, dass nicht jeder die parodie auf clint eastwood verstanden hat) und demjenigen, der darauf gefasst ist, immerhin die möglichkeit offen lässt, seinen verstand auszuschalten.
Sollte man dies allerdings vergessen, gilt es sich auf das trostloseste filmereigniß des jahres einzustellen- dieser text ist folglich als kritische rückbesinnung zu verstehen:
Jim Carrey, nach filmen wie man on the moon oder der trueman show zusehen zu müssen, wie er sichtlich gealtert nochmal eine christliche version von ace ventura geben muss, ist kaum zu ertragen. seine standard rolle hat nicht nur ihren looser-charme der ganz frühen tage, welcher nun einer widerlichen ich-bezogenheit gewichen ist, eingebüst, sondern auch den langsam fortschreitenden wahnsinn, welcher in me, myself and irene seinen vorläufigen höhepunkt erreichte und hier auf harmlosen, dafür umso nervigeren größenwahn reduziert wurde.
So latscht bruce, seine brusthaare, welche ihm den ganzen film über penetrant aus dem hemd quellen, vor sich her wedelnd durch die straßen und weis seine göttlichen fähigkeiten nicht origineller einzusetzen, als eine suppe, gleich dem roten meer, zu spalten (was noch das highlight war) oder die brüste seiner freundin zu vergrößern- die einzige lehre (oder besser: leere) die er aus seiner begegnung mit gott (morgan freeman in der bisher dreistesten inkarnation seiner selbstgerechtigkeit) zu ziehen fähig ist, lautet dann auch: du sollst für mich entscheiden, ich armer sünder habe ja keine ahnung.
Eben.
Bruce Nolan: Where are you going?
God: Vacation.
Bruce Nolan: God can't take vacation!
God: Ever hear of the dark ages?
Hier hätte nun eigentlich die frage nach dem verbleib von so ca. 6 millionen juden folgen müssen-
#64
Geschrieben 22. Juni 2003, 00:11
"What is this shit, The Piano?"
ja, es gibt auch orginelle komödien zu diesem thema, wovon ich mich trotz der erbärmlichen synchronisation (chris rock und natürlich jay wirken geradezu kastriert, bei all dem handzahmen mist der ihnen hier in den mund gelegt wurde) und meiner abneigung gegen star wars-fanboy kevin smith nur zu gerne überzeugen ließ.
#65
Geschrieben 22. Juni 2003, 22:30
man müsste der sprache eines dichters mächtig sein, um den bildern dieses filmes gerecht werden zu können.
tränen vermögen oftmals mehr zu sagen als worte und so sollen diese auch vorerst das einzige sein, was ich zu hero von mir geben mag.
#66
Geschrieben 06. Juli 2003, 21:48
In erwartung des finalen richterspruchs bezüglich meiner schulischen situation fällt es mir gerade schwer, mich auf etwas anderes zu konzentrieren, foglich ist denn der erste film seit hero auch einer, von dem ich mir nicht mehr als ablekung versprochen habe.
Ein paar melancholische popsongs, ein irgendwie sympathischer hauptdarsteller, harmloser humor in friends-manier und mena suvari- für einen solchen abend allemal ausreichend.
#67
Geschrieben 08. Juli 2003, 16:13
“That was the meaning of the fantastic four. That a family is like your own personal antimatter. Your family is the void you emerge from and the place you return to when you die. And that's the paradox: The closer youre drawn back in, the deeper into the void you go.”
Jene Ausführung, war einer der Hauptgründe, weshalb The Ice Storm zu jenen Filmen zählt, die stets eng mit meiner Adoleszenz verknüpft waren und nun Ang Lee für fähig zu halten, die für eine Hulk Verfilmung notwendige Tiefe aus der Comicvorlage herauszukehren.
Die Leitthemen des Hulk: unterdrückte Wut und Leidenschaft, welche, lange aufgestaut, durch den Konflikt zwischen Eltern und Kindern plötzlich herausbrechen, sind Themen, die sich durch das gesammte Oeuvre Ang Lees ziehen. In The Ice Storm und Crouching Tiger, Hidden Dragon erfolgte das Aufbrechen, der aus
Unterdrückung resultierten Erstarrung, durch die frei ausgelebte Leidenschaft der nachfolgenden Generation; Schon in Crouching Tiger kristallisierte sich die in The Ice Storm durch den Titelgebenden Eissturm nur angedeutete, physische Manifestation dieser freiheitsbedürftigen Gefühlsstürme greifbar heraus: Freiheit ist gleibedeutend mit dem freien Flug, Konflikte werden durch Kampfbalette ausgetragen.
In Hulk erfolgt dieser Zusammenstoß gewissermaßen innerhalb einer einzelnen person: Der bereits erwachsene Bruce ist aufgrund eines verdrängten Kindheitstraumas unfähig, seinen Gefühlen ausdruck zu verleihen. Er lässt niemanden an sich heran, keiner hat anteil an den Emotionen welche er selbst nicht imstande ist zu verstehen; so zerbrach auch die Beziehung zu seiner Mitarbeiterin betty.
Doch trägt er den in seiner Kindheit erwachten Hass noch immer unausgelebt in sich und so bricht dieser bei der ersten Begegnung mit seinem totgeglaubten Vater -der hier lediglich
als Zündstoff fungiert- endlich hervor: Er erlebt eine verspätete pubertäre Revolte, die in gesatlt des muskelbepackten Hulk ihren physischen Ausdruck findet. Freilich alles versteckt unter marveltypischen Firlefanz wie Gammastrahlenbomben und gentechnischen Frankensteinexperimenten.
Der film beginnt in technischer Hinsicht schlicht fulminant: Der in einzelne Panels unterteilte Aufbau der Comicvorlage wurde in einem dynamischen Splitscreenverfahren umgesetzt, dass selbst Mike Figgis zu einem anerkennenden Schmunzeln bewegen dürfte. Die digitalen Kamerafahrten lassen ausgelassene visuelle Assoziationen zu- wie beispielsweise das Verschmelzen zweier Autoscheinwerfer zu der runden Form eines Vollmondes- und die Schnitt-Experimente reichen von durchaus innovativ, wenn die Leindwand als dem Zuschauer zugewandte Seite eines drehenden Würfels erscheint, bis hin zu der beliebigen Amateurhaftigkeit eines Urlaubsvideos, als das Bild in digitales Wasser zerfließt.
Trotz technischer Finesse, deren Einsatz im Laufe des Films zunehmend an Konsequenz einbüsst, krankt der Film allerdings an seiner anhaltend klinischen
Atmosphäre; dem fleischigen kugelkopf von einem Protagonisten, welcher mit penetrant verklemmtem Hosenscheisserblick umherwandelt und scheinbar immer dann schmatzenderweise Nahrung in sich hieneinstopft, wenn sich seine Ex-Freundinn gerade mit ihm unterhalten möchte, und der distanzierten Kälte, welche allen beteiligten innewohnt. Die Anteilnahme des Betrachters an dem Konflikt zwischen erwachsenen Kindern und von infantilen Allmachtsfantasien beherrschten Vätern, scheitert letztlich an der mangelnden Emotionalität. Bereits zu Beginn des films sind alle beteiligten derart erstarrt, dass ein Zugang kaum mehr möglich ist.
Einzig eine szene sticht heraus: Als Bruce das erste mal in Gestalt von Hulk auf Betty trifft und sie nicht nur endlich seine emotionale Seite kennenlernt, sondern auch die ihrige durchscheinen lässt- Doch dann werden sie auch schon von 3 äußerst peinlichen Pixelhunden unterbrochen, so dass dieser Moment der Nähe zwischen den beiden Liebenden, zugunsten des nun losbrechenden, ob seiner Schrankenlosigkeit amüsanten, aber im Kontext deplazierten Actiongedönses, leider, einmalig bleibt.
Durch das offene Ausleben des Konfliktes driften Bruce und Betty nur noch weiter auseinander, so dass sie letzlich aus gegenseitiger Rücksicht und Verantwortungsgefühl gegenüber der Gesellschaft getrennt bleiben werden- sie beugen sich endgültig den erstarrten Regeln der Familie.
(Eine, aufgrund der Parallelen zum Zeitegeschehen durchaus denkbare, politische Auslegung des Films überlasse ich aus mangelndem Interesse einem anderen)
So ist Hulk der bislang einzige Film Ang Lees, welcher in endgültige Erstarrung mündet; Sein angeblich infantilster und buntester Film ist eigentlich der deprimierendste und dunkelste.
#68
Geschrieben 13. Juli 2003, 17:56
ippolits cineastisches treiben in zufällig zusammengefundener gesellschaft- teil 1
ein nachmittag im park, ein gespräch über hero: so bekam ich mal wieder gelegenheit meinem jet li-fandasein zu fröhnen.
vor allem aufgrund des sadismus, den der sonst so brave jet li hier an den tag legt höchst amüsant, auch wenn fist einige längen aufweist und in seinem sadismus leider nicht konsequent durchgezogen ist.
es wäre mal an der zeit für eine martial arts retro, um zu sehen, wie sich once upon a time in china und konsorten im direkten vergleich mit hero schlagen...
#69
Geschrieben 21. Juli 2003, 17:46
ippolits cineastisches treiben in zufällig zusammengefundener gesellschaft- teil 2
in der schule herrscht nun mut zum nichtstun und so bekam ich antwort auf die frage: "wie bewegt man ippolit dazu, sich diesen klerikalen dünnpfiff erneut anzutun?" -man lasse einen mitschüler seinen fernseher und einen zweiten seine Xbox mit erweiterter festplatte in die schule tragen und führe der versammelten klasse eine gerippte version vor
"bruce allmächtig! so ein scheiss! na, da habe ich mir wenigstens die kinokarte gespart" ja, herr französischlehrer, da stimme ich ihnen vorbehaltslos zu.
#70
Geschrieben 21. Juli 2003, 18:01
ippolits cineastisches treiben in zufällig zusammengefundener gesellschaft- teil 3
das diesem feinen guilty pleasure in gesellschaft eines autisten nicht die nötige aufmerksamkeit für eine überfällige kritik zuteil kam, war vorherzusehen und unter diesen umständen absolut zweitrangig.
#71
Geschrieben 21. Juli 2003, 23:14
asia argentos dreckige, aber niedliche lache und vin diesels primatenhafter gesichtsausdruck bei dem versuch zu denken bleiben in erinnerung.
#72
Geschrieben 21. Juli 2003, 23:42
wenn man über diesen film schreibt, so hat man scheinbar entweder die möglichkeit, sich auf die diskussion um die angeblich vorhandene metaphysische tiefe einzulassen, oder aber man ergeht sich in endlosen vorwürfen gegen diesen offensichtlich gänzlich missratenen film.
eine ernsthafte auseinandersetzung will ich mir nicht zuletzt deshalb ersparen, weil inzwischen auch der letzte, des denkens fähige mensch eingesehen hat, dass jeder, auf dieses verquaste potpourri an halbweisheiten verwendete gedanke, vergeudet ist.
folglich sei nur erwähnt, dass ich wirklich beeindruckt war, wie unsäglich schlecht und gänzlich peinlich dieser film tatsächlich ist- das gilt auch für die highwaysequenz, welche mancherorts unverständlicherweise gnade fand; vielleicht waren jene kritiker taub und haben somit den schlechten witz von einem soundtrack verpasst?
#73
Geschrieben 25. Juli 2003, 10:18
Was für ein sympathischer film...
eine wahrhaft ungewöhnliche gemeinschaft, die dieser film in den mittelpunkt rückt: manfred, ein dicker, gemütlicher mammuth, sid, ein nerviger, ständig plappernder, ja, was eigentlich? Und bald auch diego, der zunächst als, im klassischen dieney-sinne, den “bösen” angehörig scheinender säbelzahntiger, der mitverantwortlich ist für das waisendasein eines kindes, dessen rettung sich diese drei nun zur aufgabe gemacht haben.
Ein plot also, der scheinbar all jene elemente bereit hält, deren disney und pixar sich seit jahren bedienen: rassenideologien der niederträchtigsten sorte und die übliche dreiteilung in einen bedingt lustigen anfang, einen actionlastigen mittelteil und ein übersentimentales träneninferno während des finalen abschiednehmens.
Doch es sollte alles ganz anders kommen- ganz so, als wollte man disney endlich mal beweisen, dass die zutaten tatsächlich potential haben, es nur an der fähigkeit fehlte, sie richtig zu kombinieren. Vielleicht ist das auch der eigentliche grund für das langsame sterben der disney studios: nicht der klassische zeichentrick langweilt das publikum, sondern das seit jahren gleiche schema. die 3-d animation, der vermeintliche erfolgsgarant der konkurenz bietet lediglich einen vorrübergehenden neuerungswert, da dieser technik eine entwertung durch den inflationären einsatz im tv bislang erspart blieb.
Der humor steht in Ice Age konstant im vordergrund und statt in disney manier abzuflachen, trägt er mit fortschreitender laufzeit zunehmend derbere früchte. Der übliche, ernste und actionlastige mittelteil ist so nicht vorhanden, vielmehr werden diese elemente ohne bruchstelle in die handlung eingewoben. Die dramatischen szenen des films funkioniert tatsächlich als solche: wenn manfred durch das betrachten einer höhlenmalerei an seine, von menschen getötete familie erinnert wird, dann weis die animation der minimalistischen malerei auch den erbittertsten gegner familientauglicher dramatik zu berühren. Dem bösen säbelzahntiger ist letztlich gar eine bekehrung vergönnt, was es bei disney seit dem dschungelbuch nicht mehr gab und in gestalt von scrat ist dem genre einer der wenigen, wirklich witzigen funny sidekicks geboren worden.
wie eingangs erwähnt, ein kleiner, doch äußerst sympathischer film.
#74
Geschrieben 25. Juli 2003, 10:18
But I was haunted by the idea that I remembered her wrong, and somehow I was wrong about everything.
#75
Geschrieben 25. Juli 2003, 10:20
"I'm a writer, you monsters. I create. I create for a living. I am a creator. This is my uniform! This is how I serve man. This is where I fight... "
Barton Fink, ein jüdischer Schriftsteller mit runder brille und dem hauch eines bärtchens über dem, wie so oft, offenstehenden mund, erstarrte, als er sein werk, durch körperliche arbeit zum schauspiel aufgetürmt, der vollendung entgegenstreben sah. Das er sich aus erfurcht vor dem eigenen werk, welche er nur zu gerne mit der angst vor dem literarischen schaffen an sich verwechselte, in ein stadium des stillstandes befördert hatte, aus dem er nur durch fremde hilfe wieder freikommen sollte, war ihm zu diesem zeitpunkt freilich noch nicht bewusst.
Der “einfache mann”, dass war stets selbsterklärtes hauptthema der coen brothers. Das sie zu einer zeit, die von inspirationslosigkeit bestimmt war, einen mann zum protagonisten gemacht haben, der dieser bezeichnug so gar nicht entsprechen will, hinterlässt nur vorläufig den eindruck, sie hätten sich ihrem thema entfremdet, in wahrheit haben sie es niemals klarer erfasst als in barton fink.
Auf bartons plötzlichen Ruhm folgt ein angebot aus hollywood, welches ihm zunächst widerstrebt, schließlich hatte er das abstraktum des einfachen mannes zu seinem sujet gemacht, dass ihm, wie er oft betonte wichtiger scheint als religion, geschichte oder gar politik. Letztlich willigte er doch ein, im auftrage eines dem b-movie verschriebenen studios, dessen hierarchie ihm niemals durchsichtig erscheinen wird, das drehbuch für einen wrestlingfilm zu verfassen. Das er vom wrestling eigentlich nicht die geringste ahnung hat, stört ihn zunächst ebensowenig, wie sein hotel, dessen dunkle gänge drohendes, elektrisches brummen erfüllt, die tapeten von den wänden rutschen um glitschigen, tropfenden leim preiszugeben.
Fernab der außenwelt sucht barton sein ideal des einfachen mannes zunehmend aus der stille seiner einsamkeit zu schöpfen. die ursache seines scheiterns sieht er in störenden nebengeräuschen und dem lärm seiner mitmenschen, die ihn stetig von sich selbst ablenken- so verwechselt er einmal mehr ursache und wirkung.
“I could tell you some storys” unterbricht ihn charlie meadows -john goodman in seiner vielleicht besten rolle- der nachbar von nebenan, über dessen störendes gelächter sich barton kurz zuvor beschwert hatte, immer wieder in dem redefluss vom ideal des schreibens über ihresgleichen, doch dieser bemerkt nicht, dass die lösung seiner schreibblockade leibhaftig vor ihm steht.
Ein schriftsteller, den er bewunderte und nun aufsuchte, um den ratschlag eines kollegen einzuholen, entpuppt sich als stets betrunkener alkoholiker, der seine freundin prügelt; die eigentliche urheberin all seiner werke. Barton nimmt sich ihrer an, doch schon nach der ersten gemeinsam verbrachten nacht liegt sie ermordet an seiner seite. Das sich charlie, der barton bei der beseitigung der leiche freundschaftlich mit rat und tat zur seite steht, letzten endes als massenmörder offenbart -grandios sein abgang, als er dem antisemitischen detective deutsch mit einem heil hitler auf den lippen in den kopf schießt und daraufhin lächelnd den flammentod wählt- und obendrein die muse für ein drehbuch wird, dass barton zwar für sein größtes werk hält, doch vom studioboss wutentbrannt abgelehnt wird, beschert dem film schließlich einen herrlich unmoralischen höhepunkt.
Die letzte szene am strand gleicht dem bild, welches über bartons schreibtisch hängt: eine frau blickt, mit dem rücken zum betrachter, auf die einsamkeit des meeres hinaus. Doch jetzt, im dialog, wendet sie sich ihm zu und das meer rückt in den hintergrund.
Das aus der selbstbesinnung während einer schaffenskrise oftmals die schönsten filme eines regisseurs emporsteigen, haben die coen brothers einmal mehr bewiesen.
"hole der Teufel meinen guten Geschmack! aber die Regel ist interessanter als die Ausnahme, - als ich, die Ausnahme!" Das Studium des durchschnittlichen Menschen, lang, ernsthaft, und zu diesem Zwecke viel Verkleidung, Selbstüberwindung, Vertraulichkeit, schlechter Umgang - jeder Umgang ist schlechter Umgang ausser dem mit Seines-Gleichen -: das macht ein nothwendiges Stück der Lebensgeschichte jedes Philosophen aus, vielleicht das unangenehmste, übelriechendste, an Enttäuschungen reichste Stück. (f.nietzsche)
#76
Geschrieben 01. August 2003, 02:43
wer mit dem namen stuart gordon bislang groteske latexkreationen und cheesy horrorszenarien assoziiert hat, dürfte sich nun genötigt sehen, seine meinung grundlegend zu ändern.
In ungeschliffenen, zuweilen verwackelten bildern erzählt king of the ants die geschichte von sean, der es bislang nicht weiter als zu einem job auf dem bau gebracht hat und nun das dubiose angebot bekommt, einen mann zu beobachten und die ergebnisse an duke zu vermitteln, welcher zunächst als kumpelhafter fettwanst erscheint, später allerdings alles daran setzt, frank booth den rang in der disziplin sadistischer filmpsychopath abzulaufen.
Untermalt von unentwegt dudelnder elektronischer musik, welche dem starren rhytmus der bilder einen kontinuierlichen flow verleiht, nimmt sich der film ungewöhnlich lange zeit, sean bei seiner aufgabe zu beobachten, unterbrochen wird die routine nur von sexuellen fantasien, die der ehefrau des beobachteten gelten. Der erste einbruch erfolgt, als sean letztlich einwilligt, diesen zu töten, eine entscheidung, die in der vielleicht material,- und muskelkraftaufwändigsten mordszene seit hitchcocks torn curtain resultiert, obgleich die trockene inszenierung jeglicher unfreiwilligen komik entbehrt.
Nur sein motorradhelm, der zuvor seine identität verschleiern sollte, verbirgt nun das vor seelischer pein entstellte gesicht des schuldigen; ein geschmolzenes eis, dessen roter saft über die treppen fließt genügt um die schrecklichne bilder erneut und immer wieder ins bewusstsein zu rufen. Als er erfährt, dass ihm der auftrag im suff erteilt wurde und eigentlich niemals hätte ausgeführt werden sollen, versucht er seine bezahlung durch eine akte des ermordeten zu erpressen, die informationen über duke und seine bande enthält. Doch lassen sich diese nicht verarschen und so erfährt sean in einer kleinen hütte, zunehmend von eigenem blut und kot verklebt, ein martyrium das ob seines realismus noch jedes texas chainsaw masscre in den schatten stellt.
Du bist nichts als ein insekt, eine ameise, hatte ihm duke kurz zuvor eingebläut. Die verwandlung, welche sich nun mit sean vollzieht, erscheint in hinblick auf diese anmerkung geradezu kafkaesk. Aus seans perspektive trifft ihn vor diesem gesetz, dessen richter ihn so gnadenlos bestrafen, keinerlei schuld. er hat nur getan, was ihm aufgetragen wurde- dafür wird er nun zum breiigen toxic avenger lookalike geprügelt.
in der mitte des films ereignet ein weiterer bruch, welcher die bis dahin realistisch anmutende handlung in eine kette von unwahrscheinlichkeiten überführt, die sich in der beliebigkeit zu verlieren droht. zunächst wird sean gerettet, doch als sein freund erfährt, wie er noch immer zu seinem mord steht, setzt er den von der folter gezeichneten auf die straße. Durch einen weiteren zufall gerät er an die witwe seines mordopfers und die beziehung, welche sich allmählich entfaltet, wird ihm zur absolution. Doch auch in diese idylle bricht die vergangenheit ein, der apfel der schuld steckt längst in seinem fleisch, fault und wuchert in seinem fleisch und so begeht sean einen weiteren mord, als seine geliebte von seiner vergangenheit erfährt. Wieder ein unfall.ihn trifft keine schuld.
Nun macht er sich auf, seinen peinigern ein weiteres mal zu begegnen, befördert sie als sadistischer racheengel allesamt ins jenseits. Als king of the ants, könig des kleinsten ungeziefers richtet er über seine richter und ist in der nichteinsicht seiner schuld doch der niedrigste unter ihnen.
#77
Geschrieben 02. August 2003, 01:54
Als ich das erste mal jene szene sah, während der leatherface aus dem dach eines fahrenden autos heraus zu den klängen von oingo boingos "no one lives forever", welches nur bei genauem hinhören zwischen dem kreischen der opfer und der kettensäge auszumachen ist, unter sprühendem funkenregen einen wagen samt insassen zersägt, wusste ich, dass sich vor mir ein kleinod des horrorgenres entfalten würde, welches wahrlich den wenigsten gehört.
The texas chainsaw massacre 2 lebt vor allem von seinen grandiosen darstellern: allen voran dennis hopper dessen vor wahnsinn funkelnder blick, welcher aus mehr als von alkohol gezeichneten, dunkel unterlegeten augen hervorsticht, den mit drei (!!!) kettensägen bewaffneten lefty erst zu dem, niemals entsprechend gewürdigten, faszinierendsten antihelden des horrorgenres machte. Dicht gefolgt von bill moseley, der chop top mit seinem grotesken humor und oftmals improvisierten sätzen (“lick my plate you dog dick!”) zum hysterischen spaßmacher geraten lässt, der anstatt zu nerven, wahrlich boshaftes amüsement verbreitet und erst jetzt durch rob zombies house of 1000 corpses endlich zu wohlverdienten ehren kam. Bill johnson als leatherface verleiht der zum sexuell verklemmten frankensteinverschnitt degenerierten figur vor allem durch seine dummdreiste mimik und seine über alle maßen überzogene gestik ein enormes unterhaltungspotential.
Caroline williams als stretch sorgt durch ihr dauerhaftes geschrei immer dann für die erhaltung des konstanten lärmpegels, wenn tobe hoopers orgelgedudel und das kreischen der kettensägen gerade innehält und jim siedow als familienvater brabbelt ohne unterlass genial-blöden unsinn daher. ("you have two choices in life, boy: sex or the saw! Sex is, well nobody knows. But the saw, the saw is family!")
ein bunter haufen also, der nachdem jeder vorgestellt wurde, wobei vor allem leftys legendärer, von einer parade begleiteter einkauf in einem hillbilly geschäft für kettensägen erwähnung finden sollte, auch schon recht schnell zu einem 40 minuten währenden finale in der detailverliebt ausgestatteten behausung der saw-family zusammentrifft, welches letzten endes in das ebenfalls legendäre kettensägenduell zwischen lefty (“i am the lord of the harvest!”) und leatherface mündet.
Zu bemängeln hätte ich nur, dass aus der andauernden hysterie kaum ein höhepunkt heraussticht, wo sich das thema doch bestens für eine splattereinlage geeignet hätte (die auch gedreht wurde, doch tobe hooper nicht ins konzept passte) und das gefühl, die irren in texas seien eine aussterbende spezies, wodurch das (fiktiven) phänomän ein wenig in seiner faszination geschmälert wird.
#78
Geschrieben 02. August 2003, 01:56
Undead verquickt auf höchst amüsante weise eine klassische
zombiefilm-situation mit einem auf den ersten blick ebenso klassischen sci-fi plot. Freilich sind die gegenlicht,- und zeitlupenaufnahmen ebensolche plagiate, wie der wortkarge lonerider und die schaurig schöne orgelmusik, doch die richtige
mischung gepaart mit der wundervollen atmosphäre eines trashigen 50s comics, die ein wenig an mars attacks! erinnert, macht undead zu einem wirklich spaßigen
film, der zum ausklang einer nächtlichen filmsession mit freunden durchaus öfter
herangezogen werden kann und wild zero, 28 days later, versus und all den anderen mist weit hinter sich lässt.
In den letzten minuten wächst er, wie schon vielerorts erwähnt, über sich
hinaus und bietet neben einigen schönen bildern auch noch eine wahrhaft
gelungene hommage an day of the dead.
#79
Geschrieben 03. August 2003, 01:42
Evelyn: the cutest evil dead girl
Evelyn was really cute
even though she remained mute
Her film was kinda lame
which is such a shame
there was a man who choose a strange way for her to behave
he's the director and belongs to the grave
Das Schloss
eine dekadente frankensteinvariante mit den hässlichsten stop-motion bildern, die ich je ertragen musste.
A ninja pays half my rent
leidlich amüsanter nonsense der minimalistischsten sorte.
Shadowman
gutmenschliche, tatort-infizierte langeweile.
Parking
Parkplatzbesitzer gegen grashalm, oder: wer hat die dickste knarre?
puh...bill plympton war auch schon mal origineller.
Bloody Christmas
franzose gegen weihnachtsbaum, oder: wo sind die untertitel?
Schnarch...
The Freak
eine zumutung!
The American Bickman Burger
gesellschaftskritik der hohlsten sorte. erst schön geschmacklos, dann nur noch nervig.
Ritterschlag
wenn ein an shrek orientiertes werk der ludwigsburger filmakademie das highlight einer kurzfilm-compilation darstellt, dann darf man sie wohl als gänzlich missraten abtun.
#80
Geschrieben 03. August 2003, 01:53
Eine Streitschrift
Über 3 jahre hat es gedauert, bis rob zombies regiedebut einen verleih gefunden hat, welcher mutig
genug war, sich dieses werkes anzunehmen, dass so garnicht in das derzeitige horrorgeschehen passen wollte. Eine lange zeit, während der die gerüchte auf dem nährboden der horrorfangemeinde unentwegt wucherten und immer groteskere früchte trugen.
Das verwirrspiel um die ungeschnittene fassung und die unkenrufe derjenigen, die den film bereits aus dem netz gezogen hatten, brachten den mythos letzten endes zur implosion: von einem gemachten hype war die rede, enttäuschung über das ausbleiben der goreexzesse -die schließlich hauptbestandteil eines jeden gerüchtes in disen kreisen sind- machte sich breit.
Glücklicherweise stellte sich das us-publikum als weniger reaktionär heraus und so kam diesem meisterwerk der finanzielle erfolg zuteil, welcher nötig war um rob zombie die fortsetzung seiner karriere als filmemacher zu ermöglichen.
Die weitläufige meinung, house of 1000 corpses sei ein ripp off diverser 70s horrorfilme und insbesondere von the texas chainsaw massacre ist ein missverständniss: tatsächlich handelt es sich um eine hommage, nicht nur an den slasherfilm, sondern das ganze phänomen der subversiven kunst seit ihrem einzug in die welt des films!
House of 1000 corpses knüpft damit an die tradition des selbstreflexiven horrorfilms an, ohne sich dabei auf den filmhistorischen erfahrungshorizont eines 16 jährigen zu beschänken, was scream und konsorten ins reich der belangslosigkeit verbannte.
Ein blick auf den stammbaum der familie offenbart sich bei genauerem hinsehen als teils chronologisch, teils nach der bedeutung für die populärkultur geordnete phänomänologie der subversiven kunst:
dr. satan entstammmt einer lokalen legende, einem volksmärchen, tief unter der erde wirkt dieses familienoberhaupt noch immer als ursprung allen bösen, dass sich in der kunst vor allem in form von horrorelementen, aber auch in jeder anderen lasterhaften gestalt äußert.
Je weiter wir uns der erdoberfläche nähern, desto manigfaltiger werden seine schöpfungen, von den zombies in der schlammpfütze, deren existenz nur einigen eingweihten bekannt ist über den terminator-prototypen, der nie richtig schule gemacht hat, hinauf ans tageslicht. Dort wirken jene geschöpfe, die sich durch eine überlebenstaugliche kombination, gewissermaßen als patchwork des bösen durchgesetzt haben- wie ihr geistiger vater rob zombie vereinen sie elemente unterschiedlichster epochen, vom märchenonkel über bettie davis bis hin zu charlie manson, der längst einzug in die amerikanische popkultur genommen hat.
Die in die handlung eingefügten clips stellen immer wieder bezug zu vergangenen epochen her und reichen von gefaketen szenen aus s/w sendungen im stile der vampiras, elviras und konsorten, welche in den 60ern populär waren, über aufnahmen von scheinbar realen gräueltaten bis hin zu den munsters, die auch von den familienmitgliedern in dr. satans unmittelbarer nähe konsumiert werden. Der kreis schließt sich also, als der ursprung des bösen sein, über das medium tv mit dem durch die von nun an fließenden grenzen zwischen humor und horror massentauglich gewordenes produkt, zum grenzenlosen konsum ins wohnzimmer geliefert bekommt.
Die grenzen zwischen “realität” und “kunst” verschwimmen zunehmend, was durch die auch im regulären handlungsverlauf verwandten, unterschiedlichen kameratechniken, welche von authentisch wirkender handkamera bis hin zur hoch artifiziellen zeitlupe reichen, zusätzlich unterstützt wird.
Wo nightmare on elm street und friday the 13th mit der sympathie zum bösen nur kokettierten –schließlich gibt es seit jamie lee curtis keine stars mehr, die neben schlitzern wie freddy und jason im gedächtnis der fans hängen geblieben wären-
ergreift rob zombie eindeutig partei. Die teenager in house of 1000 corpses sind nur noch publikum, dass im laufe der show zum opfer, letztlich gar zum medium wird. Wenn die zu
hilfe eilenden polizisten in der zynischsten szene des films zu den schmalzigen klängen von „i wanna be loved by you“ in zeitlupe exekutiert werden, selbst die einblendung eines rührseligen familienvideos ob des konträren musikeinsatzes geradezu lächerlich wirkt und der finale kopfschuss unerträglich lange hinausgezögert wird, erfahren wir, wer wirklich macht über die gesellschaft, über uns, dass publikum hat- niemand anderes als der subversive künstler.
Das rob zombie zunächst gezwungen war, sein werk mit der schere zu bearbeiten, um es einem publikum zugänglich zu machen, dessen positive Resonanz nun wiederum eine veröffentlichung der ursprünglichen fassung auf dvd ermöglichen wird, verdeutlicht uns allerdings auch, dass der künstler welcher aus dem publikum hervorgeht, dieser lebensgrundlage bedarf- im falle der firefly family gar als nahrungsmittel.
house of 1000 corpses ist als produkt der kunstfigur rob zombie vielleicht gar als eigenprodukt seines genres zu verstehen, vor allem aber als film, der das selbstbewusstsein des (horror)films nachhaltig stärken wird.
#81
Geschrieben 03. August 2003, 01:58
Brian yuzna hat schon bei return of the living dead III bewiesen, dass er
talent dafür hat, einen eigentlich gelungenen film durch schmierige
schnurbartträger und andere debile nebencharaktere zu verderben. Beyond re-animator
könnte, wenn schon kein guter, so doch zumindest ein unterhaltsamer film sein,
hätte nicht diese oberniete regie geführt. Yuzna stößt die toore seines
gruselkabinetts auf und lässt eine derart sleazige horde von sabbernden glatzköpfen,
den üblichen, rassistisch dargestellten, aggressiven latinos und
schnurbärtigen, obendrein machtgeilen und perversen gefängnissbossen auf uns los, dass
noch jeder französische pornofilmer aus den 70ern vor neid erblassen würde. Da
können auch die handmade effekte von screaming mad george nichts mehr richten.
Wenn ich stinkende scheisse will, gehe ich in die bahnhofstoilette,
oder leihe mir nen john waters film aus- im kino kann ich darauf verzichten.
#82
Geschrieben 04. August 2003, 00:12
I like that weird...
Das verlieben in eine filmfigur gehört zweifellos zu jenen erlebnissen, welche selbst den erfahrensten cineasten sehr selten, vielen auch niemals, wiederfahren. Da diese form der liebe obendrein eine sehr eigenartige ist, will ich den versuch einer beschreibung wagen.
ich selbst habe sie mit may bereits zum zweiten mal erlebt, die erste begenete mir vor vier jahren, in einem kino, dass inzwischen mangels einnahmen schließen musste, sie hieß layla und ich lernte sie während der vorstellung von bufallo `66 kennen; beim stepptanz ist es passiert.
Das seltsame an einer solchen geliebten ist, dass man sie wie jenseits einer schneekugel betrachtet, in ihrer eigenen abgeschlossenen welt und doch stets bei ihr ist, ohne bemerkt zu werden, oder eingreiffen zu können, so als sei man eine der vielen puppen in mays zimmmer, oder jemand der seit jahren im bus hinter ihr sitzt und über ein tagebuch, dass sich im fenster spiegelt, an ihren gedanken und gefühlen teil hat.
Layla zurückzulassen, fiel mir weniger schwer, schließlich wurde sie glücklich, mit einem anderen zwar, aber das ist nicht so wichtig, wenn man einen menschen liebt. May hingegen zerbricht, ohne das jemand da wäre, um sie zu halten, der ihr die kälte nimmt, die immer tiefere risse in ihre seele reist, oder wenn er das nicht mehr vermag, doch zumindest mit ihr geht, sie ins dunkel begleitet.
Als betrachter bleibt einem nichts zu tun, als ein bild, ein ideal von der schwindenden zu machen, welches man von dort an im herzen trägt, hinüber in die eigene welt um sich an dem gedanken zu wärmen, eines tages einem menschen begegnen zu dürfen, welcher diesem bild gleicht.
"Wir haben uns im Traum verpasst
Du träumst mich ich dich
Keine Angst ich weck' dich nicht
bevor du nicht von selbst erwachst
Du träumst mich ich dich
Keine Angst ich finde dich
am Halbschlafittchen pack' ich dich
und ziehe dich zu mir
denn du träumst mich ich dich
ich träum' dich du mich
Wir träumen uns beide wach"
(Blixa Bargeld; Stella Maris)
#83
Geschrieben 04. August 2003, 00:14
Wer meinte, es könne nach beyond re-animator nicht mehr schlimmer kommen,
hat cabin fever noch nicht gesehen. i know what you did with that rifle wäre
wohl der vielsagendere titel für diesen müden teenie-slasher gewesen.
Eindeutig die obergurke meiner filmauswahl in diesem jahr.
#84
Geschrieben 04. August 2003, 20:14
in stuttgart herrschen 40°C, ein großteil des publikums schien fett genug zu sein, um auch im kühlen kinosahl unfähig zu sein, den ausdünstungen seiner körpersäfte einhalt zu gebieten und auch das gefühl in einem, von der sonne gewissermaßen angebrüllten betonkasten zu sitzen, sorgte dafür das man sich zwar über die stimme einer darstellerin amüsierte (nazi-pack!), der atmosphäre allerdings keine chance zur entfaltung gab.
nachts, alleine, bei minusgraden hätte ju-on funktioniert, da bin ich mir sicher.
#85
Geschrieben 05. August 2003, 01:47
wieso? weshalb? warum?
#86
Geschrieben 13. August 2003, 12:27
wenn man sich um zwei uhr nachts entscheidet, noch einen film anzuschauen, sollte der gewählte freilich der beschränkten aufnahmefähigkeit gemäß sein und so war jackass, wenn schon kein film, so doch zumindest angepasste unterhaltung.
with stuff you'd never see on tv? false!
#87
Geschrieben 17. August 2003, 21:33
Wenn man schon einmal die gelegenheit hat, mit seinem vater -noch dazu auf seinen wunsch hin- einen jet li-film anzuschauen, so sollte man diese chance nicht ungenutzt verstreichen lassen.
Neben dem phasenweise recht rauhen sadismus fällt vor allem der überdrehte polizeichef (tcheky karyo, der auch schon in dobermann genervt hat) auf, der, neben den sleazigen elementen -irgendwo zwischen neon-disco und tuntenmilieu- zu den klischees des französischen actionkinos zu gehören scheint.
Dank jet (in existenzialistischem schwarz) bleibt es allerdings erträglich und, zumindest beim einmaligen sehen, unterhaltsam.
#88
Geschrieben 17. August 2003, 21:52
A great many things are dying very violently all the time. The best days for violent deaths are Tuesdays. They are yellow-paint days. Saturdays are second best - or worst. Saturdays are red-paint days. The Great Death Game is therefore a contest between red-paint days and yellow-paint days. So far yellow-paint days are winning by thirty-one corpses to twenty-nine. Whatever the colour, a violent death is always celebrated by a firework.
Das leben als Spiel, auf einem Feld, dass sich aus unendlich vielen, verwobenen, mathematisch berechenbaren linien zusammensetzt; und zwei arten es zu spielen.
“(...)Zwei große, einander entgegengesetzte Vorstellungsgruppen gebe, von denen sich die eine auf dem Umfangenwerden vom Inhalt der Erlebnisse, die andere auf dem Umfangen aufbaue, und legte die Überzeugung nahe, dass sich ein solches “In etwas Darinsein” und “Etwas von außen Ansehn”, ein “Konkav-” und “Konvexempfinden”, ein “Raumhaft-” wie ein “Gegenständlichsein”, eine “Einsicht” und eine “Anschauung” noch in so vielen anderen Erlebnisgegensätzen und ihren Sprachbildern wiederhole, dass man eine uralte Doppelform des menschlichen Erlebens dahinter vermuten dürfe.(...) den Gegensatz einer männlichen und einer weiblichen Erlebensweise.” (Robert Musil; der Mann ohne Eigenschaften (S. 688))
ein film der, mir zumindest, eine neue sicht auf jenes thier namens mensch und seine zuweilen seltsamen verhaltensweisen aufgezeigt hat; und obendrein ein solcher, der nicht nur vom spielen erzählt, sondern sehr spielerisch erzählt und so, in jener leichtfüßigen art, in welcher er seine eigentlich sehr nüchterne analyse darlegt, zum oftmaligen anschauen animiert. (auch dies eine eigenschaft, die mich an musil denken lässt)
#89
Geschrieben 18. August 2003, 23:11
Sport, und der damit verbundene schmerz, wird interessant, sobald er vom sich selbst genügsamen spiel zur selbstsuche,- oder erfahrung von existenzialistischem charakter gerät, oder aber der gestaltung des körpers zum kunstwerk dient, dass in der vollendung, als ästhetisches objekt, seine eigene existenz rechtfertigt.
So werden gerade brutale sportarten, oder solche die den körper unter monotonem und peinvollem prozeduren formen, zum fruchtbaren motiv solcher filme wie fight club, mishima, tokyo fist und taxi driver.
Raging Bull hingegen macht es sich zur aufgabe, die leere hinter dem brutalen treiben im boxring bloßzustellen, indem er sich einen völlig stumpfsinnigen menschen zum helden macht, dessen auf das recht haben um des rechthabens willen begrenzter, aber darin grenzenloser egoismus schon an nihilismus grenzt.
Die zweiffellos hochästhetischen bilder des films sind durch diesen helden zur völligen inhaltslosigkeit verurteilt. Jake la motta wird als dämliche witzfigur vorgeführt und es steht dem zuschauer frei, ihn dafür mit gelächter, abscheu oder mitleid zu bedenken.
Man verstehe mich nicht falsch, ebenso wie wohl auch scorsese, habe ich große vorbehalte gegen diesen “sport” und bin generell kein sportlich(interesiert)er mensch, aber ich lasse diese einstellung nicht als entschuldigung gelten, ein thema derart oberflächlich abzuhandeln.
als biografie ist dieser film, der nichts als unverständniss gegenüber seinem gegenstand zeigt, ebenfalls völlig belanglos.
"`Raging Bull'' is not a film about boxing but about a man with paralyzing jealousy and sexual insecurity, for whom being punished in the ring serves as confession, penance and absolution(...)There are scenes where he stands passively, his hands at his side, allowing himself to be hammered. We sense why he didn't go down. He hurt too much to allow the pain to stop." (Roger Ebert)
eberts deutung ist für mich nur bedingt nachvollziehbar, denn die wenigen szenen, in denen sich la motta passiv schlagen lässt, wird durch jene montage, welche seine vielen mühelosen siege zusammenfasst, mehr als ausgeglichen und vor allem sehe ich in seiner finalen entscheidung, komiker zu werden, keinesfalls eine bewusste erdniedrigung, sondern vielmehr einen verzweifelten versuch, sein bedürfniss nach ruhm, welches er in einer nummer besingt und sich in dem satz "ich bin der beste" wiederspiegelt, zu befriedigen.
mir scheint, es geht la motta, wie die erste szene bereits andeutet, tatsächlich nur um aufmerksamkeit und anerkennung, die ihm fürs boxen zuteil kommen und so hat raging bull eben nicht mehr als den fall eines unverbesserlichen idioten zum inhalt.
#90
Geschrieben 19. August 2003, 13:02
(Robert Musil; der Mann ohne Eigenschaften)
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