Beutelschneider, Zeitschinder, Nervenzerrer
#1
Geschrieben 01. Mai 2005, 20:05
Nach rund zehn Jahren mal wieder durchgeschaut. Die Zeit ist nach wie vor akzeptabel investiert, wenn der Film auch nicht zwangsläufig dadurch gewinnt, dass er sich überdeutlich durch das Hauptwerk von John Woo und Luc Bessons NIKITA beeinflusst zeigt. Dazu gibt's noch einige Unappetitlichkeiten (abgetrennter Penis eines Opfers, der von einem Polizisten versehentlich für eine kalte Wurst gehalten und prompt verputzt wird - da macht der gemeine Zuschauer gerne mal "Ho-ho-ho!" und lässt die Wampe wackeln), wie sie sich geschmeidig in eine Vielzahl von asiatischer Filmköstlichkeiten gerade der frühen 90er wiederfinden lassen. Alles in allem geht's schön rasant zur Sache, was auch bei der Wiederholung für Spaß sorgt. Gehirn aus, genießen, fertig. Allzu viel hängen bleibt eh nicht; das Vergessen von Details und ganzen Szenenfolgen gehört daher zu dem guten Ton, den sich der Film von der ersten Minute anzuschlagen müht. Sei's drum, wird der Zossen halt mit gebührenden Abstand wieder und wieder durch die Abspielmühle geschickt. Und ist's nur deshalb, grausam übertuschte Asiatinnen angesichtig zu werden, das man instinktiv auf den Farbregler der Fernbedienung drückt. Ich mag Filme, die zur Interaktion verleiten.
#2
Geschrieben 01. Mai 2005, 22:49
Im Grunde aus der Zeit stammend, in der Horrorfilme generell noch schöner waren als heute. Dieser ist durchaus ebenfalls recht interessant, dummerweiser verliert er sich gegen Ende dann doch ein wenig zu sehr, sodass es für den Zuschauer nicht immer eine Selbstverständlichkeit ist, bei der Stange zu bleiben. Immerhin: Eine starker Anfang (Initiation mittels Russisch Roulette, ein spannungsförderndes Reunion der teilhabenden Mädels Jahre später nach Art von MUTTERTAG) und ein durchweg interessanter Mittelteil (zwei schmierige Auftragschauffeure, ein starkstromumzäuntes Anwesen inmitten einer gottverlassenen, brütend heißen Pampa mit unheimlichen Besitzer) stehen einer ansonsten sehr durchschaubaren Rächermär gegenüber, die weder genug Sex und Gewalt bietet, noch einen Knalleffekt bereit hält, um wirklichen Feinschliff zu erhalten. All die vielversprechenden Zuaten verpuffen ein wenig zu schnell im knallheißen Hinterhof des teilweise geheimnisvoll-bedrohlich inszenierten Herrenhauses, ohne wirklich Eindruck zu hinterlassen.
Irgendwann nach 87 Minuten ist auch dieser Film dann durchgestanden. So, das hätten wir. So schnell spielt der hier bestimmt nicht mehr auf - zumal er, obwohl in der vielversprechenden zweiten Hälfte der 70er entstanden, dann dummerweise so aussieht und tönt, als wäre er bereits in der ersten Hälfte abgekurbelt worden.
Ach ja, tönen: Die Filmmusik ist so richtig scheiße bei dem Ding, der gehören Stoßstangen verpasst.
#3
Geschrieben 02. Mai 2005, 14:34
Noch ein Ausflug in die Früh-70er. Hat damals in der deutschen Fassung (als BLUTBAD DES SCHRECKENS) nicht so gezündet. Jahre danach in der OF jedoch, die aber wohl auch nicht ganz komplett ist, brennt ein wahres Feuerwerk schräger Einfälle und ein für meine Begriffe durchweg netter Plot ab. Kurzum: Der Film lässt sich gern ein zweites Mal entdecken.
Gleich zu Beginn schon großer Bahnhof: In der pre-title Sequenz, in der Klein-Matthew, aus welchen Gründen auch immer, seinen alten Herrn mit einer Planierraupe übelste Verrenkungen zufügt und beim beherzten Sprung von dem Arbeitsgerät bitterbös 'ne Flunke einbüßt - sozusagen als auf dem Fuße folgende Rache für den feigen Vatermord -, wird die Marschroute des Streifens bestens festgelegt. Mit einem sich fortan noch verschärfenden Knacks in der Schüssel behaftet, mordet und meuchelt sich der Bube nach seiner wohl zu schnell diagnostizierten Oberstübchenverheilung viele Jahre später durch Kalifornien, was als Abnabelungsprozess Matthews von seiner (dominanten?) Mutter gelesen werden kann. Seine Heilung (und die Einleitung seines Untergangs) erfolgt über die Entdeckung der eigenen Sexualität. So ein Motiv lassen moderne Vertreter des Genres ja kaum noch zu. Ein toller kleiner Film.
#4
Geschrieben 03. Mai 2005, 14:14
(Spanien/Frankreich 1974 - Claudio Guerin Hill)
Das muss doch schon am Drehbuchautor liegen, dass auch A BELL FROM HELL ein herrlich verworren anmutendes Konstrukt von Absurditäten und gesellschaftlichen Anspielungen geworden ist. Warum aber nur hätte sich Claudio Guerin Hill am letzten Drehtag zu so einem Film, den ich gerne binnen der nächsten vier Wochen noch einmal schaue, vom dem Kirchturm werfen sollen, in dem seine titelgebende Glocke hing? Da bin ich schon eher gewillt, an einen unbeabsichtigten Sturz zu glauben. Dass der Film insbesondere mit dem Thema Unterdrückung der Jugend jongliert, sieht man selbst mit Scheuklappen. Inwieweit er auch als Kritik am Regime Francisco Francos zu sehen ist, hat sich mir überhaupt nicht eröffnen können. Aber der Streifen kommt auch ohne diesen Hintergrund aus. Ganz toll fotografiert, ungeheuer stimmungsvoll und Viveca Lindfors war auch klasse in ihrer Tantenrolle - vor allem, nachdem sie sich als racheschnaubende Bienenfreundin vorgestellt hat. Bitte mehr davon.
#5
Geschrieben 04. Mai 2005, 09:01
(Mexiko 1975 - Juan Lopez Moctezuma)
Jau, der Film hat wirklich viele angenehme Überraschungen parat und wird damit sogar noch besser als gedacht. Dass der Streifen trotz reißerischer Werbung ("More blood, loud screaming and nudity than any other film I can think of", was Michael Weldon so mal abgelassen hat und prompt auf die Coverfront gedruckt wurde) kein plumper und nach gängigen Rezepturen zusammenklamüserter B-Horror ist, war ja eh von vornherein klar. Aber wie schön... sagen wir mal "schachtelig" der Film dann tatsächlich ist, sorgt doch durchaus für einige Aha-Effekte und den einen oder anderen unvorbereiteten Schrecken. Der Film bricht - ähnlich wie die Filme von Jodorowsky oder Arrabal - mit gängigen Sehgewohnheiten, Panico-Theater überall, sehr intensiv agierende Schauspieler und wirklich fantastische, wenngleich recht theaterhafte Sets, von denen das katakombenhaft inszenierte Kloster mit seinen in blutbeklecksten Gewändern gehüllten Nonnen (allesamt sehr unrein) absolut herausragt. Alle paar Augenblicke wird man hier mit wunderschönen Bilderräuschen überschüttet.
Wohin der Film inhaltlich konkret will, ist recht fragwürdig. Mal scheint er sich ein wenig in der Kritik an der Lebensferne und Allmacht der Religiösität festzufressen, dann wiederum will er den strengen Glauben als einzige Erlösung von dem Bösen feiern. Hochinteressant ist allerdings, mit welcher Selbstverständlichkeit ALUCARDA Motive der Vampir- und Exorzisten-Thematik verschmelzen lässt. Das Finale ist sehr effektreich und wuchtig. Ein toller Abschluss für einen bemerkenswerten Film.
#6
Geschrieben 04. Mai 2005, 23:38
(USA 1971 - Gerardo de Leon)
Der Film ist allein deswegen interessant anzusehen, weil es einen altertümlichen Folterkeller zu sehen gibt, der eher an einen Hexenjäger-Streifen gemahnt denn an einen WIP. Außerdem macht die Grier hier die böse und Amerikaner hassende Trine mit lesbischer Tendenz, was eine nette Abwechslung in ihrem Schaffen darstellt. Storybedingt (der übliche Ausbruch aus der Weiberverwahranstalt mit Drogensubplot) ist nicht viel zu holen, sieht man einmal davon ab, dass WOMEN IN CAGES ganz sicher als eine der hauptamtlichen Inspirationsquellen für ähnlich gelagertes Zeugs - insbesondere aus dem Hause Franco & Co. - gesehen werden darf. Natürlich mit dem Unterschied, dass der Europäer die Thematik anders anzupacken weiß als der Amerikaner, was aber kulturell voll in Ordnung geht. Sehr gefallen hat mir zudem die Horde der sich im sexuellen Dauernotstand befindlichen Berufshäscher, die ausgebüxte Weiber im Dschungel einzufangen und auf naheliegende Art abzustrafen verstehen und auch vor der Grier als Oberaufseherin nicht halt machen, sobald sich diese wehrlos im Gefilde der Spitzbuben (oder sollte man da nicht eher von spitzen Buben sprechen?) zeigt. Irgendwie wehte da fast ein klein wenig THE MOST DANGEROUS GAME durch den Streifen.
#7
Geschrieben 05. Mai 2005, 17:02
(Italien 1974 - Lucio Fulci)
In der Fortsetzung zur Jack London-Verfilmung von WOLFSBLUT geht's ähnlich dolldreist zur Sache wie im Original. Werkstreue spielt hier nun wirklich keine Geige mehr, war aber auch beim Vorgänger nur rudimentär gefragt. Den Wauwau macht auch wieder ein deutscher Schäferhundhasso, der sich als wahres Wundertier entpuppt. Sozusagen Kommissar Rex in Klondike. Ansonsten gibt es ein Wiedersehen mit vielen tollen Gesichtern. Der Franco, der Raimund, John Steiner noch dabei und den ollen Pochath gibt's geschenkt dazu. Für so einen Aufmarsch braucht man schon einen halben Truppenübungsplatz. Ordentlich Gelächter darf man auch absondern, z. B. wenn der Köter den Jungen vor einem Greifvogel rettet und blutverkrustete Zombie-Augen davonträgt, die der Nero aber wieder reinwaschen kann. In solchen Momenten ist es dann wirklich nicht mehr weit bis in die Geisterstadt. Und in der gibt's ja schließlich auch wieder Schäferwauwau zu bestaunen. Sozusagen Wolfsblut über dem Jenseits.
Ganz am Ende darf sich noch einem Schlittenhunderennen ergötzt werden, das nach Art von BEN-HUR ausgetragen wird (aber weitaus kürzer und undramatischer ausgefallen ist). Man darf sagen, dass Hasso gewinnt und ist deswegen noch lange kein Spielverderber.
#8
Geschrieben 05. Mai 2005, 23:03
(Großbritannien 1968 - Brian G. Hutton)
Ein Film voller Typen mit dicken Eiern. Die können einfach alles.
Man darf wohl sagen, dass mit diesem Film das maximal Machbare aus der bei genauer Betrachtung herrlich hirnrissigen Idee herausgeholt wurde. Und dass so ein vornehmlich auf Wumm und Bumm hinkonstruierter 150minüter selbst bei wiederholtem Genuß so gar nicht langweilig wird, versteht sich ja auch nicht von selbst. Zu einem Fan von Alistair MacLeans Schwarten werde ich zwar deshalb wohl nicht werden, aber ich lasse mich mit derlei Stoffen hin und wieder gern vor der Filmmerkiste beglücken. Ganz besonders gut hat mir auch Ron Goodwins musikalisches Hauptthema gefallen, das einem richtig in die Ohren hüpft.
Auf die mitgelieferte Doku (oder Featurette?) auf der DVD hatte ich keine Lust mehr, wollte mir den positiven Eindruck des Films nicht mit dem womöglich marktschreierischen Charakter eines solchen Beiwerks zunichte machen lassen.
#9
Geschrieben 06. Mai 2005, 23:25
(Hongkong 1975 – Wang Yu)
Es gibt Filme, die begleiten einen die meiste Zeit des Lebens. Neben einigen anderen Streifen ist DUELL DER GIGANTEN solch ein Film für mich. Irgendwann Anfang der 80er, als Videokassetten noch von oben in die Rekorder geladen wurden, stolperte ich mehr durch Zufall über diesen Film in einer ziemlich schlechten Dritt- oder Viertkopie. Ganz hin und weg von dem Ding war das nächste Ziel, an ein Original des Films heranzukommen. Dafür musste man noch Videobude um Videobude abklappern und sein Verslein dem kettenraucheden Besitzer oder grundsätzlich dusseligen Aushilfstrinen vortragen. Eine VHS war damals aber sowieso schlecht zu finden, sodass über ein Jahr ins Land ging, bevor ich mir ein altes, qualitativ und optisch aber absolut neuwertiges Band von DUELL DER GIGANTEN ins Regal stellen konnte. Teuer gekauft und neben einigen anderen Werken der ganze Stolz der Sammlung. Das Band habe ich nie wieder weggegeben. Es steht heute noch genauso im Regal wie damals. Aber das Ding mal im Kino zu sehen – das wär's halt gewesen.
Und da traf es sich umso besser, dass es bis 1984 im City Kino auf dem Steindamm in Hamburg noch in jedem Saal ganze Filmnächte gab. Einmal Eintritt bezahlen, die ganze Nacht Filme gucken – meistens ziemlichen Schund, Horror und Sex sowieso. Zwischen den einzelnen Streifen konnte man den Saal wechseln. Das ging von 22.30 Uhr bis in die Puppen. Immer vier Filme liefen parallel. Und in irgend einem dieser Programme war dann irgendwann auch DUELL DER GIGANTEN zu finden – allerdings unerreichbar um 3.30 Uhr in der Nacht. Damals ein Unding. Ging nicht. Dennoch bin ich rechtzeitig zum Kino hin und habe mir den Aushang angeschaut. Da hing dann mittenmang dem anderen Gewusel, an das ich mich nicht mehr recht erinnern kann, ein Bild mit dem Yogi Tro La Seng drauf, der gerade im Begriff war, die Laterne auf das Bild des Heiligen Kwan zu schmeißen. Das hätte ich nur zu gerne gehabt, aber der Betreiber wollte es mir nicht geben. Immerhin habe ich ihm das Plakat zu dem Film, für das er im großen Schaukasten keinen Platz mehr hatte, aus dem Kreuz leiern können. Auch das liegt hier seitdem hier herum. Ganz sicher verpackt. Hat damals einige Einsätze mitgemacht, war kein Einwegmaterial.
Genügend Einsätze hatte auch die Videokassette von DUELL DER GIGANTEN bei mir. Im Laufe der Jahre sind dann andere Fassungen des Films zu dem ursprünglich erstandenen Band hinzugekommen. Aber am meisten fasziniert hat mich die deutsche Synchronfassung von dem Streifen, die sich beim Vergleich mit den alternativen Sprach- und Untertitelversionen nicht allzu sehr von diesen unterscheidet. Unglaublich - überall derselbe Stuss enthalten. Und doch will ich von diesem Film vorrangig eine deutsche Fassung haben, und wenn es nur deshalb ist, weil der Heilige Kwan nur hier der Heilige Kwan ist. In den anderen Fassungen heißt er nicht so.
Nun liegt endlich eine deutsche DVD von diesem Klassiker vor, der nicht erst seit KILL BILL bemerkenswert ist. Das Geld dafür habe ich mit größter Genugtuung für den Splendid-Silberling ausgegeben. Was man dafür bekommt, ist allerdings eher ein Versuch, DUELL DER GIGANTEN ins digitale Zeitalter zu transferieren. Mal abgesehen davon, dass der Print identisch ist zur amerikanischen Pathfinder-DVD, die hierfür einfach nur normgewandelt wurde und auf Grund desssen leicht zur Schlierenbildung neigt, geht auch sonst viel in die Hose, was man mit wenig Mühe so viel besser hätte machen können. O-Ton: Fehlanzeige, Trailer der Pathfinder-DVD (oder der deutsche Werbevorspann gar): Fehlanzeige. Stattdessen suchte man bei Splendid die Leute zu befriedigen, die Filme grundsätzlich nur kaufen, die 5.1-Ton haben. Der zeigt sich hier mittels zusätzlicher Soundeskapaden, die weder auf der Pathfinder-DVD noch der alten deutschen Fassung zu finden sind, aufgemotzt, dass es einem aus den Ohren blutet. Im Gegenzug liegen Tonmischung und (Zwangs-)Untertitelung gehörig im Pfeffer. Mal werden Sätze, die sehr wohl in deutscher Sprache vorliegen, in der Mitte abgewürgt (z. B. Nai Mens Erklärung nach dem Vorstellungskampf in der Schule Adlerklaue – „Ich bin nach China gekommen, weil..." – zack-bumm-weg), der Ton setzt zu spät ein (die Ankündigung des Kämpfers „Wirbelndes Messer" beim Turnier) oder läuft asynchron am Bild vorbei (Fung Shengs Auseinandersetzung mit Meister Adlerklaue beim Turnier). Dann gibt's noch dusselige Echo-Effekte (Fung Shengs Erklärung in der Schenke nach dem Mord am Einarmigen, die Rückblende des Kampfes von Wang Yu gegen Fung Shengs Schüler, Fung Shengs erster Kampf gegen den Einarmigen Boxer in dessen Schule) und einen recht wackeligen Layerwechsel. Und wenn der Film in den O-Ton stürzt, dann bedeutet das nicht immer zwangsläufig, dass man prompt mit Untertitel versorgt wird (z. B. wenn Fung Sheng in der Taverne an seinen Platz geführt wird), dafür gibt's Untertitel immer mal wieder auch dann, wenn im Film der deutsche Synchronton ertönt (s. Korb-Sprungübung zu Beginn). Alles in allem stellt das nicht wirklich zufrieden – zumal wohl viele Fehler nicht aufgetaucht wären, hätte man von vornherein auf 5.1 verzichtet. Aber es gibt ja viele Wege, einen Film zu zerstören.
Ich bin wahrlich kein Technikfetischist, aber in diesem Fall hat die Darbietung echt genervt, wenn auch abgesehen vom gebotenen technischen Jammertal der Film an sich natürlich Spaß macht und über jeden Zweifel erhalben ist – selbst auf dieser DVD lässt sich das erkennen. Immerhin. Interessant ist natürlich insbesondere auch, dass die Mix-Fassung aus DF und OF immerhin recht gut erkennen lässt, was und wo seinerzeit geschnitten wurde.
Am allermeisten erstaunt aber vor allem die Tatsache, dass es DUELL DER GIGANTEN trotz aller Unzulänglichkeiten in der Umsetzung nun auch in Deutschland bis auf DVD geschafft hat – und das noch ungekürzt. Das hätte man sich damals in den 80ern nie und nimmer träumen lassen.
Zu einem Traum geworden ist indes das City Kino in Hamburg-St. Georg, einem Viertel, in dem es damals irgendwie noch sleaziger, bunter und interessanter zuging als heute. Unlängst hat es seine Pforten für immer geschlossen. Im großzügigen Foyer residiert nun die Welt der 99 Cents. Einzig die alte runde Leuchtreklame vom City existiert noch. Geleuchtet hat sie aber schon lange nicht mehr.
#10
Geschrieben 07. Mai 2005, 18:15
(Italien 1983 – Sergio Martino [als Martin Dolman])
Im Endzeitfilm wird immer was gesucht. In MAD MAX II ist es Benzin, in STRYKER Wasser und in FIREFLASH wird nach Weibern gefahndet. Zumindest nach einer, der letzten, die nach dem Big bang noch Kinder bekommen kann. Michael Sopkiw, der gleichermaßen Kurt Russel und Mel Gibson in Erscheinung und Gebahren in sich vereint und damit für das sich vorrangig an MAD MAX II und DIE KLAPPERSCHLANGE bedienende Werk der Mann erster Wahl ist, mimt den Helden. George Eastman hat ein tolles Make-up, zieht grimmige Gesichter und spielt Big Ape. Veredelt wird die Hatz nach der letzten funktionstüchtigen Mu-mu, die trotz ihrer billigen Modelle und ramschigen Effekte ungemein spannend zu verfolgen ist, von einer mitpeitschen E-Mucke der Zwiebelbrüder, die unbändig danach schreit, endlich auf CD gepresst zu werden. FIREFLASH ist für meine Begriffe der beste reinrassige Italo-Endzeitler.
Bislang kannte ich von dem Film, der übrigens damals in den 80ern sogar ein paar Wochen die Videocharts anführte, was ich allein schon schier unglaublich finde, nur die deutsche Fassung. Die Shriek Show DVD bietet einige Menschenverunstaltungen und Gemeinheiten mehr, was dem Film nicht alles andere als schadet. Die Qualität dieser Veröffentlichung ist ein echter Hingucker. Ein toller Film, dem der DVD-Sonntagsanzug ungemein gut steht. So müsste auch noch ENDGAME erscheinen, das wär mal was.
#11
Geschrieben 08. Mai 2005, 17:14
(USA 1962 – Martin Ritt)
Sieben ja ausschließlich für das Marketing und die Vermarktung relevante Oscar-Nominierungen hat der Film seinerzeit bekommen – und man fragt sich schon wofür. Nicht, dass der Film schlecht wäre, das ganz sicher nicht. Einen Nachmittag lang kann man sich mit dem Drama um den Verfall von Werten, Traditionen und Existenzen ganz toll unterhalten. Die Schauspieler (allen voran Patricia Neal) machen ihre Sache wirklich gut, es ist eine wahre Freude, den feingeschliffenen Dialogen (auch der deutschen Synchronfassung) zuzuhören und hübsche Bilder gibt es ja überdies auch noch zu verzeichnen. Besonders gut hat mir eine Aufnahme gefallen, als die Familie zur toten Kuh fährt und ihre Ankunft durch einen knorrigen Ast aufgenommen wurde, auf dem bereits Dutzende Krähen wie angenagelt warten. Dann gibt es noch das Zusammentreiben der Herde am Ende für die Liquidierung durch den Veterinär. Wirklich sehr intensive Momente sind hier gelungen. Bemerkenswert erscheint mir auch, dass DER WILDESTE UNTER TAUSEND für seine Zeit in eher unüblichen Schwarzweiß gedreht wurde. Schade, dass der Film von den sich da bietenden Möglichkeiten irgendwie nur recht wenig Gebrauch macht.
Insgesamt ist der Film ziemlich trocken geraten, da nützt es auch nichts, dass sich Paul Newman in jeder zweiten, dritten Szene einen reinzischt. Schnappes, Bier, manchmal beides miteinander vermischt. Gleiches hatte wohl auch derjenige intus, der sich den deutschen Verleihtitel ausgedacht hat. Oder wie kommt man von HUD (O-Titel und Paule Neumanns Name in dem Streifen) auf DER WILDESTE UNTER TAUSEND?
#12
Geschrieben 09. Mai 2005, 08:59
(Japan 1965 - Masaki Kobayashi)
In vier stimmungsvollen Episoden offenbart sich die recht spät - nämlich erst Ende des 19. Jahrhunderts - zu Papier gebrachte Essenz japanischer Schauerromantik, die noch nicht einmal vom einem Japaner selbst stammt. Dass sich die ursprünglichen Geschichten kaum mehr als über ein paar wenige Seiten erstrecken, ist klar. Kobayashi machte daraus einen sich gemächlich durch 161 Minuten wälzenden Bilderbogen, dem er für jede Einstellung die Zeit zubilligt, die für eine Maximalentfaltung benötigt wird. Zuweilen haben die Bilder mehr mit Gemälden gemein als mit Kinematografie. Interessant sind vor allem die unerwarteten Stimmungsbrüche, die in diesen Endloseinstellungen erfolgen.
Das Kernstück des Films ist die dritte Episode „Hoichi, the Earless“, die sich gegen Ende auch arg grausig ausnimmt, die meiste Zeit des Films in Anspruch nimmt und ganz sicher zu einer der intensivsten Seherfahrungen des Japankinos gehört.
Trotz seiner zurückhaltenden Langsamkeit ist KWAIDAN ein packender und sehr spannender Streifen, der von seinem Scope-Format in jedem Bild überwältigenden Gebrauch macht und auch mit betörenden Farbexperimenten nicht spart. Ein durch und durch auch wiederholt gern gesehener Film, aus dem man immer wieder neue Eindrücke mitnimmt.
Ich glaube, dass viele Filme sehr viel Zeit benötigen, um zu reifen und sich als wirkliche Klassiker herauszustellen. KWAIDAN hat, obwohl ziemlich genau 40 Jahre alt, keine Jahrzehnte gebraucht, um so zu dem zu werden, was er ist - der Film war immer schon eine gar nicht genug zu rühmende Ausnahmeerscheinung. KWAIDAN würde ich, obwohl ich das Wort auf Grund seines inflationaren Gebrauchs nicht sonderlich mag, ohne Umschweife mit der Bezeichnung Meisterwerk versehen.
#13
Geschrieben 09. Mai 2005, 21:49
(Hongkong 1967 – Chang Cheh)
Schwertergeknüppel, Gutmenschentum und vor allem groß aufgetragene Gefühle sind die Zutaten. Wang Yu ist Li, ein außergewöhnlicher Kämpfer, der nach vollzogener Rache an dem heimtückischen Mord seines Schwiegervaters in spe das Weite suchen und sich hinter dem Namen Qi verstecken muss. Er verdingt sich fortan als Stallknecht in einer Taverne. Seine einstige Flamme Liu macht nicht zuletzt auf Drängen ihres Adoptivvaters Bekanntschaft mit dem jungen Schwertkämpfer Fang, für den sie aber keine tieferen Gefühle aufbringen kann – zu sehr hängt ihr Herz an Li. Fang, völlig selbstlos, verspricht Liu, dass er für sie nach Li suchen wird. Ihm auf den Fersen sind dabei aber die gleichen Bösewichter, die dereinst das Todesurteil für Lis Rachemord ausgestellt haben. Und dann kommt alles, wie es kommen muss: Li und Fang finden sich, werden Freunde, obwohl Fang zunächst nicht weiß, dass Qi eigentlich Li ist und am Ende, nachdem sie in Anfällen nicht nachvollziehbarer Großherzigkeit einander auf ihre besseren Hälften zugunsten des jeweils anderen verzichten wollen, kämpfen sie Seite an Seite gegen die bösen Schergen.
Man merkt dem Film deutlich an, dass ihm die Drehbucheinflüsse eines I Kuang fehlen. Zwar ist die Mär, die Chang Cheh hier anrichtet, wirklich wunderschön anzusehen, aber die Gewichtung des Films liegt klar auf Romantik, Freundschaft und Selbstaufgabe. Neben einigen Kloppesprenklern gibt der Film dann in den letzten 20 Minuten gehörig Gas. Davon hätte ich unterwegs auch gern schon etwas mehr gehabt, aber ich beschwere mich nicht.
Das Ende des Films gehört zu den kitschigsten, die ich jemals in einem Shaw-Film gesehen habe. Den Spaß an dem Zossen verdirbt einem das jedoch nicht - man kann ja auch unmöglich einem Film ernsthaft böse sein, in dem zu Beginn ein Männerchor zur Titelsequenz aus vollen Kehlen chinesische Volksliedgut vorträgt, das mit dem Satz „I’ve slain my father’s murderer“ beginnt und der dazu Wang Yu allein durch die Pampa reiten lässt.
Das Cover wird diesem Epos in keinster Weise gerecht und verkauft TRAIL schockierend weit unter Wert: „It features bludgeoning action without special effects and rapid cuts that are used to make things look better than they are.“ Special effects gibt’s reichlich, rapid cuts dafür kaum. Und mehr als gut aussehen tut der Film sowieso von ganz allein.
#14
Geschrieben 11. Mai 2005, 09:33
((BR) Deutschland 1971 – Eberhard Schroeder)
Vor dem Film gibt’s noch einen Trailer zu „Im Gasthaus zum scharfen Hirschen“ – den habe ich mir sehr gern angesehen, wenn er auch nicht ganz so lustig war wie der Trailer zu beispielsweise „Oh Schreck, mei Hos’ is’ weg“ oder „Das bumsfidele Klassenzimmer“. Aber egal, denn was Schulmädchen können, können Hausfrauen im Grunde schon lange. Und damit ist man auch schon mittendrin. Eingebettet in eine unsinnige „Meinungsumfrage“ für ein Foschungsinstitut soll untersucht werden, warum so viele Ehen nach nur wenigen Jahren in die Brüche gehen. Das interessiert mich im Grunde zwar nicht soooo sonderlich, aber ich lasse mich gern unterrichten. Zwei Studenten, eine „Frau Brigitte“ und ein „Herr Bernd“, wie der Forschungsobermeier die beiden sogar miteinander verheirateten Knalltüten zu nennen pflegt, haben sich als Interviewer gemeldet, um sich ein paar Scheine nebenbei zu verdienen. Pro Interview gibt’s 18 Mark – dafür würde ich das auch machen. Bei ihren Befragungen nehmen sie nun allerlei Eindrücke aus deutschen Schlafzimmern mit nach Hause und wissen es daher in Zukunft besser anzustellen als der Rest der Republik, was auch gleichzeitig der Handlungsschwerpunkt des Ganzen ist. Frau Brigitte muss gleich bei ihrem ersten Interview erkennen, dass es viele Hausfrauen gibt, die einfach schier durchdrehen vor unerfülltem Verlangen. Sie hört von einer, die im Zustand ihrer sexueller Not sogar einen Peterwagen hat kommen lassen und sich den verdutzten Beamten sogleich an der Türschwelle nackt anbot. Auch in Straßencafés wollen sexuell ausgehungerte und sonstwie vernachlässigte Frauen leichte Beute für Männer mit schlecht sitzenden Frisuren sein. Nur zu leicht lassen sich sie verführen, wenngleich ihnen ihr Pflichtbewusstsein nie abhanden kommt: „Mein Gott, schon so spät! Ich muss ja Abendbrot machen. Mein Mann hat sich Lachs gewünscht.“ Da interessiert Frau Brigitte schon, warum sich solche Frauen nicht anders zu beschäftigen wissen: „Ja, haben sie denn keine Hobbies? Lesen oder sich hübsche Kleider nähen?“ Herr Bernd, der im Gesicht übrigens so aussieht wie der jüngere Bruder von Peter Falk, interviewt unterdessen die für einen solchen Film unverzichtbaren Passanten auf der Straße. „Was halten sie von der Porno-Welle?“ – „Wie finden sie Sex-Boutiquen?“ Fragen, mit denen man 1971 noch verstören konnte – mittlerweile vielleicht auch wieder. „Warum lassen sich so viele Paare scheiden. Was meinen sie?“ – „Daran sind die Gastarbeiter schuld, die Spaghettifresser!“ Hoppla!
Warum so viele Menschen Ehebruch begehen, weiß der Leiter der Befragung im Grunde unlängst selber. Komsumanheizung, Impotenz und das Problem, dass zu viele alte Säcke in ihrer Jugend zu kurz gekommen sind, scheinen ihm Gründe genug. Durch leicht gemachte Ratenkäufe, die die Hausfrau nur zu bald in eine finanzielle Schieflage manövrieren, werden sie in die Prostitution getrieben. Oder sie sind einfach nymphoman und werden von ihren Männern deshalb nicht ausgehalten. Wie der Fall von Inge Fahrenbach zeigt, die als Messehostesse zusammen mit ihrer Freundin in einem klapprigen VW-Campingbus in jeder Beziehung potente Typen abschleppt. Auf der Autobahn A8 zwischen München und Augsburg, die, wie uns der Film informiert, deshalb gewählt wurde, weil sie am wenigsten Bodenwellen aufzuweisen hat und dadurch am wenigsten Störungen verursacht, geht’s hinten im Bus bei voller Fahrt zur Sache. Vorne singt die sich in nagender Ungeduld von einem Schnapps zum nächsten hangelnde Klientel „Bumsen ist schön, ja, bumsen ist schön! Es geht im Sitzen und im Stehen, sogar im Liegen soll es geh’n!“ Auch die Pille ist im Grunde ein gefährlich Ding, macht sie Frauen doch nur leichtsinnig. Bei ausländischen Fernfahrern auf der Autobahnraste holen sie sich dann nächtens neben Komplimenten („Du seien sehr schöne Frau, seien wunderschöne Frau!“) Geschlechtskrankheiten, Sackflöhe und sonstige Mitesser, die sie in ihre deutschen Familien einschleppen und damit das Gesundheitssystem belasten. Manager leiden unter Leistungszwang und haben junge Frauen, die sie, um ihre Position zu wahren, zu üblen Sexabenteuern mit ihren Direktoren anstiften und selbst auf dem Lande, wo der Mittelstand zu Hause ist und es kein Kino, kein Theater und keine Modeboutique gibt, muss sich die ungebührlich vernachlässigte Ehefrau über den alles beschaffenden Krämerladen unter der Hand mit Schauen-sie-mal-„L’amour“-habe-ich-frisch-aus-Frankreich-bekommen-Literatur eindecken, weil es zu Hause, wenn überhaupt, nur noch nach Schema F läuft. Da macht’s sich die Frau mit dem ebenfalls beim Krämer für Achtundzwanzichfuffzich gekauften Vibrator und „L’amour“ allein im Bett gemütlich und wartet auf den eine Nachnahme bringenden Postboten am nächsten Tag. Am Ende bumsen sich Frau Brigitte und Herr Bernd in ihrer toften Studentenbude fröhlich und frei, dann gibt’s noch etwas Filmmusikgedudel, der Streifen ist aus und man nimmt die Erkenntnis mit, dass man ohne diesen Film eigentlich gar nicht richtig existieren kann, weil er einem doch so unendlich viel Lebenshilfe mit auf den Weg zu geben weiß. Ein Film, den auch die FWU im Angebot haben sollte. Ein Film, der keine verknorrten Werte verkaufen will und trotzdem unsere Gesellschaft retten könnte. Für solche gewinnbringenden Werke kann es gar nichts anderes geben als eine 1 mit Stern. Mindestens!
#15
Geschrieben 12. Mai 2005, 08:13
(Korea 2003 – Yoon Jae-yeon)
Gleich rechts hinter einer Mädchenschule gibt es eine Treppe mit 28 Stufen. Wer nun einen ganz besonderen Herzenswunsch hat, kann diese Treppe besteigen und unter Umständen die verborgene 29. Stufe erreichen. Ist dies der Fall, wird von irgend einem Fabelfuchs, den man in diesem Ding nicht zu Gesicht bekommt, der Wunsch erfüllt. Aber natürlich verkehren sich die Wünsche durchaus auch ins Gegenteil, sind nicht mehr so erstrebenswert wie ursprünglich gedacht. Ein dickes Mädchen möchte dünn werden, ein eher mittelmäßige Tänzerin zur Ballerina am Moskauer Ballet avancieren. Das sind die Träume, die koreanische Mädchenherzen beflügeln und höher schlagen lassen. Also ich hätte mir einfach Gesundheit und einen Topf voller Golddukaten gewünscht. Und weil sich wohl die Weiber in dem Ding nichts Gescheites zu wünschen verstehen, stehen am Ende deshalb auch Unfälle und Geistersehereien auf dem Programm, wobei letztgenanntes Element vor allem aus japanischen Filmen ähnlichen Schlages gespeist wird – einmal wird ganz, ganz heftig RINGU bemüht, dass es einfach ein Graus ist, sich das in voller Länge mit ansehen zu müssen.
Wenn die Idee mit der Treppe ja nicht so schlecht ist, bleiben die wirklichen Chancen der Mär absolut ungenutzt und müssen einer recht dumm-geradlinig inszenierten Spukkaschemme weichen. So hätte ich es lieber gesehen, hätte der Film damit experimentiert, ob sich die Mädchen die Sache mit der Treppe eventuell nur einbilden (Massenpsychose und so) und im Grunde ihre Ziele auch ohne Spuk und Schabernak erreichen – und wenn schon eine echte Wunschtreppe, dann bitte auch mit Fuchsmonster und allem, was sonst noch dazugehört. Mit 94 Minuten ist der Film zudem mindestens eine Viertelstunde zu lang geraten, weil gerade gegen Ende im Grunde nichts mehr passiert, was irgendwie der Spannung förderlich ist. Wie so vieles aus dem hochgejubelten Korea ist WISHING STAIRS ein echter Grottenolm (s. auch den ähnlich strapaziösen INTO THE MIRROR). In Sachen Wünschelfilmen bemühe ich daher in Zukunft lieber weiterhin CANDYMAN, WISHMASTER und DREI HASELNÜSSE FÜR ASCHENBRÖDEL.
#16
Geschrieben 12. Mai 2005, 14:39
(USA 1973 - Richard Blackburn)
Was soll ich sagen? Hätte nicht gedacht, so einen wunderschönen Film ausgerechnet aus amerikanischer Produktion zu sehen. Thematisch nimmt sich der Film, der mit sexuellen Hintersinnigkeiten ziemlich vollgestellt, sich aber dennoch den klaren Weg durch die Handlung nicht verbaut, ungemein europäisch aus, bemüht gängige Märchenbilder und kredenzt eine sehr packende, unheimliche Atmosphäre. Die Darsteller, allen voran die leider bereits 2002 verstorbene Cheryl Smith, machen ihre Sache echt toll und lassen vollständig vergessen, dass man es mit einem recht preiswerten Film zu tun hat, der - welch im Grunde finanzieller Wahnwitz! - auch noch in den 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts angesiedelt ist. Die Qualität des mit sehr dunklen Bildern operierenden Films auf der Synapse-DVD ist göttlich. Und wieder einmal ist es schlicht erstaunlich, dass so ein Streifen dereinst mit einem PG freigegeben wurde.
LEMORA wird noch öfter meine Abspieler besuchen kommen. Auf den Audiokommentar bin ich in diesem Fall auch sehr gespannt. Die (bislang wohltuendste) Überraschung der Woche! Das war echt sehr schön.
#17
Geschrieben 13. Mai 2005, 08:17
(Großbritannien 1985 – James Ivory)
Kein Film, den ich mir freiwillig anschauen würde, aber manchmal muss man halt Zugeständnisse machen, zeitliche Opfer bringen, weil man sie auch von anderen hin und wieder verlangt. Vor Vorteil war hierbei, dass ich den Film noch nicht kannte, von Nachteil, dass er für meine Begriffe nur wenig Substanz bot. Auf britische Sittengemälde kann ich weitestgehend verzichten – auf Julian Sands sowieso. Und für die Tatsache, dass in dem Film jeder jeden belügt (und die meisten Charaktere sogar sich selber), sich am Ende herauskristalisiert, dass es klüger gewesen wäre, von vornherein seinen Gefühlen zu folgen und das die, die gesellschaftlich angeprangert werden, im Grunde vielleicht die einzig wirklich normalen Menschen sind (schön: Denholm Elliott), weil sie sich u. U. nicht so zu verstellen pflegen wie die anderen, bedarf es auch nicht unbedingt dieses Werks. Immerhin: Die Aufnahmen von Florenz waren sehr hübsch. Die Präsentation des Films indes auf der DVD von EuroVideo ist mal wieder ein ziemlich schlechter Witz. Auf der Hülle steht eine Spielzeit von 116 Minuten, der Film läuft aber nur knapp 112. Ich würde lügen, wenn ich sage, dass mich das nicht irgendwie gefreut hätte.
#18
Geschrieben 13. Mai 2005, 14:31
(Japan 1957 – Ishiro Honda)
Ganz zu Beginn gibt es eine Szene, die mich spontan an einen Artikel im “Spiegel” erinnert hat, den ich vor etlichen Monaten gelesen habe. Darin ging es – wie so oft – um den Aufbau Ost und um die damit verbundenen blühenden Landschaften. Im Artikel stand sinngemäß, dass es etwas ganz typisch Deutsches sei, sich unter blühenden Landschaften qualmende Fabrikschlote vorzustellen und dass der Japaner unter einem solchen Ausdruck eher einen Blumenteppich, hohe Bäume und grüne Hügel begreift. Demnach scheint es mir auch nur folgerichtig, dass Honda eine Szene, in der die Schauspieler nahezu austicken und die der Inbegriff der tödlichen Bedrohung für die Erde darstellt, einfach ein kleines Bächlein präsentiert, durch das bauchlängs einige Fischlein treiben. Doch auch sonst stellen die „Mysterians“, die vom Planeten No. 5 kommen (also dem einstigen Außerirdischen-Wohnklumpen da oben, der nach einem Krieg mit Atomwaffen nunmehr als Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter durchs All schippert), allerlei dusseliges Zeug an, lassen mal kurzerhand einen Riesenroboter herumlatschen, die Erde von innen nach außen verbrennen und basteln an monströsen Riesenfestung, mit der sie die ganze Menschheit bezwingen können. Dem Japaner gaukeln sie vor, friedlich zu sein, nur ein Stückchen Land haben zu wollen – und natürlich Weiber! Jede Menge Weiber! Denn sie selbst sind bis Oberkante Unterlippe voll mit Strontium 90 und können sich nur mit unverdorbenen Erdenweiberfleisch fortpflanzen. „Nee“, sagt da der Japaner und hat da nu gar keinen Bock zu. Gegen die Übermacht und Weiberklauerei der Mysterianer hilft nur – für 1957 durch und durch ungewöhnlich, man besehe einmal die Invasion-SF-Schwarten der Amis aus derselben Zeit – ein Zusammenhalt aller Nationen. Im Verbund aller Völker bastelt man sich knallerhafte Riesenspiegel und Monsterraketen mit allen erdenklichen Wumm & Bumm. Und am Ende sieht sich auch der zu den Außerirdischen „rübergemachte“ Astrophysiker getäuscht und scheißt denen gehörig was. Richtig so!
Solche Filme verleiten immer dazu, so richtig mitzugehen. PHANTOM 7000 gehört zu der Kategorie, die ich von vorn bis hinten vorgerutscht auf der Stuhlkante erlebe. Der Streifen besticht auch dadurch, dass die Effekte immer besser werden, je weiter er voranschreitet. Aber auch der Robo zu Beginn ist eine tolle Schau, sieht er doch aus wie eine Mischung aus Samurai und Bibo. Und die Darstellerriege macht mich als Japanfreunde sowieso absolut glücklich. Die auf Monster- und SF-Filme abonnierten Kenji Sahara und Akihiko Harata geben bei den Mysterianern ganz gut Vollgas.
Schade, dass PHANTOM 7000 hierzulande so weit hinter Godzilla & Co. zurücksteht und mittlerweile gar nicht mehr zu sehen ist. Aber was will man von einem Land erwarten, wo noch nicht einmal die aktuelleren Godzilla- und vor allen Dingen auch Gamera-Filme (Knoten ins Taschentuch: REVENGE OF IRIS mal wieder anschauen) erhältlich sind. Nix. Eben.
#19
Geschrieben 13. Mai 2005, 23:51
(Frankreich 1970 – Jean-Pierre Melville)
Dem Film sieht man besonders in der zweiten Hälfte durchaus an, dass Melville dereinst RIFIFI hätte drehen sollen und wollen. Vom klassischen Heist-Kino unterscheidet sich VIER IM ROTEN KREIS dann aber vor allen Dingen darin, dass der Streifen kaum Zeit darauf vertut, sich mit der zumeist reichlich Spielzeit fressenden Planung und Organisation des Coups zu befassen – auch das gängige Motiv der nachfolgenden Unterschlagung der Beute durch irgend einen Tunichtgut wird komplett ausgehebelt. Stattdessen befasst sich der Film mit den Portraits der Charaktere von Delon, Volonté, Montand und Bourvil sehr intensiv, wobei man gerade beim wiederholten Ansehen aber das Gefühl nicht los wird, dass Volonté, den ich immer recht gerne sehe, in den späteren Teilen des Film hoffnungslos zu kurz kommt, obwohl er gerade in der ersten Stunde eigentlich die stärkste Rolle hat, durch besondere Kaltblütigkeit zu glänzen versteht und man allein schon deshalb für den weiteren Verlauf viel mehr erwartet. Aber zu beklagen gibt es hier nicht wirklich etwas. Bourvil finde ich mittlerweile richtig schnieke als Kommissar, früher war mir der als Konkurrenz zur Panzerknackerbande irgendwie nicht schnittig genug und viel zu sehr tränenbesackt.
Außerdem mag ich es grundsätzlich, wenn französische Filme (und gerade die von Melville) ihre stärksten Szenen bei schlechtem Wetter und an gottverlassenen Orten spielen lassen. Volontés Flucht vor der Polizei bei Schneeregen, die Straßenblockade wenig später bei heftigem Platzregen, Volontés und Delons erste Gegenüberstellung im knöcheltiefen Matsch - alles wie immer ganz großartig. Der eigentliche Raub ist trotz allergrößter Spannung und Montands grandiosem Auftritt mit Gewehr nicht so bemerkenswert wie der von Dassins RIFIFI oder Montaldos TOP JOB, dennoch kann man nicht umhin, sich den Bruch, immerhin ja auch das Filetstück des Films, fingernägelkauend anzusehen. Die Untermalung der Szene fast ausschließlich mit Tönen der elektrischen Sicherungsanlage ist enorm eindrucksvoll und verfehlte ihre Wirkung auch bei meinem mittlerweile dritten Durchgang nicht. Ein gewinnbringender, immer wieder hochspannender Film. Diesen und keinen anderen habe ich heute noch dringend gebraucht.
#20
Geschrieben 14. Mai 2005, 08:07
((BR) Deutschland 1973 – Walter Boos)
Obwohl es anfangs zunächst noch danach aussieht, gibt es keine Rahmenhandlung – und die einzelnen Frivolepisoden wurden dann auch noch so hirnverbrannt hintereinander montiert, dass einem der ganze Quatsch nach spätestens der Hälfte der Spielzeit auch schon wieder zuviel wird. Immerhin gibt’s eine spätgrüne Ingrid Steeger zu sehen, die sich hier aber nicht unbedingt als Ulknudel zu verstehen gibt, Elisabeth Volkmann macht zuerst ’ne Lesbennummer, doch dann hüpft aus dem Schrank ein begattungswütiger Volltrottel, der mit allerlei Gejubel empfangen wird, Rinaldo Talamonti ist mal wieder der notgeile „Spaghetti“, Rosl Mayr die alte mit Uiuiui!-Ausrufen wie „Jetzt fick’ns do!“ hantierende Hauswirtin, der in einer besonders beknackten Szene eine benutzte Weiberunterhose vom Wind direkt auf ihr Haupt getragen wird. Der Papagei Koko sagt noch „Ficken is’ skööön!“ und wenn man bis zum Ende durchhält, kriegt man noch eine längere Episode mit der damals in Deutschland sehr rührigen Christina Lindberg (THEY CALL HER ONE EYE) vorgezeigt. Zwischendrin lauern in dem Schmuddelkuddelmuddel noch sagenhafte 3D-Effekte: Ein Bello schnappt nach einer Wurst, ein Ei (von einem Huhn, ist ja wohl klar) fällt in die Kamera, eine Faust zischt vorbei, Gemüse poltert über eine Treppe und ein Mädel duscht sich ihre Mu-mu in Großaufnahme – immerhin! Versteht sich dieser alberne Zossen etwa als teutonische Antwort auf den seinerzeit kurz vorher von Pete Walker abgelieferten „trouser arouser“ ROSEMARIES LIEBESREPORT IN DREI DIMENIONEN? Zu vermuten steht’s ja. Ich mach mir jetzt ’n Schlitz ins Kleid und find’ das wunderbar.
#21
Geschrieben 14. Mai 2005, 23:18
GODZILLA AGAINST MECHAGODZILLA
(Japan 2002 – Masaaki Tezuka)
Gesteuert mit DNA-Computern, die Bestandteile der Knochen des 1954 getöteten Godzillas enthalten, soll die in Jahren kreierte Wunderwaffe Mechagodzilla den großen Grünen aus Fleisch und Radioaktivität ein für allemal in seine Atome zerlegen, denn die Stadtväter (bei diesem Film muss man allerdings recht fortschrittlich auch von einem Mütterchen sprechen) haben’s satt, dass da andauernd alle möglichen Monster angelatscht kommen und wieder und immer wieder Tokyo in Schutt und Asche legen.
Just ist der Riesenapparatschik betriebs- und vorführbereit, kommt auch schon Godzilla angestiefelt und hat Desaster im Sinn. Durch seinen Schrei, der die DNA-Bestandteile der Mecha-Computer ganz kirre macht, ist der Roboter außer Kontrolle und die eindrucksvolle Absolute-Zero-Waffe funzt nicht mehr. Schnell müssen Techniker und sonstige Kabelaffen ran und alles für das große Finale richten. Unterwegs kann sich Mecha-Pilotin Akane noch fix von dunklen Flecken ihrer Vergangenheit reinwaschen, die im Grunde keine sind und dann geht es in dem Film genau so dermaßen voll zur Sache, wie man es von ihm erwartet.
Bei GODZILLA AGAINST MECHAGODZILLA werden Effektschlachten hochmodern mit sehr viel Computerhilfe auf die Leinwand (bzw. Bildschirm) gezaubert, was gerade diesem Film einen Look verleiht, der sehr nach Playstation aussieht und ihm nicht in jeder Szene gut zu Gesichte steht. Ein vernünftiges Gleichgewicht zwischen klassischem und modernen Effekteinsatz wie ihn einst die Konkurrenz GAMERA – ADVENT OF LEGION vormachte, sucht man bei MECHAGODZILLA und damit beim Toho-Film leider oftmals vergeblich. Seine stärksten Momente hat der Film deshalb auch immer dann, wenn sich die Monster im klassischen Kostümzweikampf gegenseitig auf die Zwölf geben. GODZILLA AGAINST MECHAGODZILLA gefällt mir dennoch ungemein, ist eine Materialschlacht ohne Gnade mit einer (beabsichtigten?) Anspielung auf 9/11 und bietet auch den einen oder anderen Moment, um über Begriffe wie Schuld und Trauer nachzusinnen. Aber nur ganz kurz, denn zu viele Schlachten wollen in lediglich 88 Minuten geschlagen werden. Die Puste hat trotzdem noch für den kompletten Abspann gereicht. Danach bekommt man nämlich noch weitere Filmszenen geboten, die zumindest einen Erzählstrang zu einem vorläufigen Ende führen und die Spannung auf die Weiterführung der Serie anheizen.
TOKYO GODFATHERS
(Japan 2003 – Satoshi Kon)
Putzig, mitreißend und wunderschön. Den Film lasse ich jetzt einfach mal während meines Urlaubs in mir nachklingen, wobei ich alle Gedanken über das Gesehene mit den so hübsch tanzenden Wolkenkratzern aus dem Abspann bunt verzieren werde.
#22
Geschrieben 24. Mai 2005, 00:36
(Liechtenstein 1970 - Jess Franco)
Der Film war schon immer recht schlecht zu bekommen. Wie groß die Freude daher, dass Shriek Show diesen Franco auf DVD veröffentlichte, dazu noch mit einem Interview mit Franco selbst gar zu hübsch verziert. Den Film kannte ich noch nicht und bei den Interviews mit dem Spanier lasse ich mich mittlerweile überraschen - sowohl positiv wie negativ.
LES CAUCHEMARS NAISSENT LA NUIT gehört zu den Filmen, die man gerne so lange in der Bude herumliegen lässt, bis sie fast schon wieder uninteressant geworden sind. Manchmal gelingt es so, dank einer fast schon in quengeliger Unlust umgekippten Interessenlosigkeit und einer nicht minder abgemilderten Erwartungshaltung ein echtes Überraschungsbonbon zusammenzukredenzen. Nicht jedoch bei diesem Film, der über elendige Längen hinweg – was bei 83 Minuten Spielzeit an sich schon fast wieder eine Kunst ist – so rein gar nicht zu Potte kommt. Soledad ist recht sündig und toll, guckt auch einmal recht keck aus dem Fenster einer Doppelhaushälfte deutschen Zuschnitts, spielt aber nicht die Hauptrolle in dem Film, was aber auch schon vorher klar war, obwohl das Cover der Shrieks einem etwas anderes erzählen möchte und zum Miranda-Konterfei noch „An Erotic Nightmare“ jubelt. Und so hat halt die Diana Lorys in der Rolle der Anna einen wirren Kopp und weiß nicht mehr, ob ihre nächtlichen Sex- und Mordphantasien wahr sind oder doch nur reine Hirngespinste. Dr. Lucas hilft ihr auf die Sprünge, entpuppt sich aber im Verlauf nur als Handlanger von Annes lesbischer Freundin Cinzia, einer Schlampe von ungeahnter Kaltblütigkeit – und das alles nur aus Geldgier, die konsequenterweise in Mordwahn gipfeln muss. Paul Muller, das weiß man, steht im Grunde beim Franco oft auf der richtigen Seite – so auch hier –, was ich mit einer gewissen Genugtuung sehe. Aber selbst das hilft in diesem Fall absolut gar nichts, denn der Plot ist fürchterlich schwach und dümpelt in einer so lauwarm aufgearbeiteten Form durch den Film, dass man schon nach einer Viertelstunde schier verzweifeln möchte. Minutenfressende Monologe, die sich in ihrer Nichtigkeit noch zu übertrumpfen gedenken, gleichgültig bis langweilig abgefilmte Aus-Anzieh-Räkelszenen (sonst das goldene Aushängeschild Francos der Filme dieser Phase) und ein hoffnungslos verschenkter Jack Taylor (wie glänzte er nur wenig später so schön in LES AVALEUSES!) geben sich die Klinke in die Hand – und das so unappetitlich zaghaft verquirrlt in der Melange der Belanglosigkeit, dass man ebenso wie der Film selbst ermattet und als Nebenschauplatz noch gegen den Sandmann kämpft, was zusätzlichen Konzentrationsabzug mit sich bringt. Ganz klar ein eher unterdurchschnittlicher Jesus-Film. Immerhin: Man hat ihn mal gesehen, wieder ein Franco mehr. Man kann nicht von ihm zehren, deshalb nur noch einen Strich machen, das war’s dann aber auch.
Das Interview mit Franco – selten so einen Schulterschluss zwischen Film und Extras erlebt. Mittlerweile versteht man den Franco mit seinen zweieinhalb Zähnen streckenweise so gut wie gar nicht mehr, wenn er losbabbelt. Schauderhaft auch sein zunehmender körperlicher Verfall – mit der zittrigen Rechten rückt er ständig die mit den Fingern der Linken gehaltene Kippe zurecht, ohne die er ja eh nirgends zu sehen ist. Im Hintergrund klicken dazu im Tackt die E-Feuerzeuge. Schnipp-klick-klack-klick. Dann schwadroniert Franco noch runde 25 Minunten über die Filmzensur („grummelmummel...world of shit...habbelbabbel...directors are poor men...mümmelmümmel....cut out this scene and that scene“), über Soledad Miranda, sein Lebenswerk und dit un dat un fettich isse Kat. Zeitweilig hat man den Eindruck, die Shrieks hatten ein Francointerview und suchten sich mit CAUCHEMARS den billigst zu erwerbenden Film des Spaniers, um dieses zu präsentieren. Der Film und sein alter Herr - beide so richtig schön ohne pepp.
#23
Geschrieben 24. Mai 2005, 15:16
(China 1999 – Zhang Yimou)
Die dreizehnjährige Wei soll für einen Monat den Provinzlehrer Gao vertreten, weil dieser seine kranke Mutter besuchen muss. Vom unterrichten hat Wei keine Ahnung, auch fällt es ihr schwer, die Klasse zu führen und beisammen zu halten. 50 Yuan sind ihr für den Monat versprochen und der Provinzlehrer will sogar noch 10 Yuan drauflegen, wenn ihr keiner der Schüler abhanden kommt. Aber nachdem bereits kurz nach der Abreise Gaos eine Schülerin vom Bürgermeister an eine Sportschule weitergereicht wird und dann noch ein Schüler über Nacht in die Stadt verschwindet, um für seine Familie eine erdrückende Schuldenlast abzuarbeiten, wird es Wei zuviel und sie reist in die Stadt, um nach dem Kind zu suchen.
Dass der Film offen mit sozialen Mißständen hantiert, macht ihn allein sehr reiz- und wertvoll, im Vordergrund steht dennoch die wertfreie Zeichnung möglichst wirklichkeitsgetreuer Zustände. Und die sind nicht immer nur be- und erdrückend, sondern bieten immer wieder kleine Lichtblicke, wie es ja auch die Episode mit dem Sendeleiter zeigt.
Besonders beeindruckend sind die Leistungen der (Laien-)Darsteller ausgefallen - und hier insbesondere die der Kinder. Selten einen Film gesehen, in dem Kinder so glaubhaft-ungezwungen agierten. Einfach schön. Schön auch, dass der Film einfach ein Stück (hartes) Leben schildert, ohne dabei in Mitleid und Depression zu versumpfen, wie es für einen deutschen Beitrag zu so einem schwierigen Thema ganz sicher an der Tagesordnung gewesen wäre. Am Ende des Films steht daher trotz aller erschütternder Fakten auch in erster Linie die Freude im Vordergrund und eine Hoffnung im Kleinen – und natürlich die erfrischende Erkenntnis, dass es glücklicherweise nach wie vor Filme gibt, die mit nichts anderem auskommen als mit einer im Grunde einfachen Geschichte und ein paar glaubwürdigen Gesichtern.
#24
Geschrieben 24. Mai 2005, 23:06
((BR) Deutschland 1961 – Helmuth Ashley)
Das Gerangel mit den beiden rivalisierenden Erpresserbanden, der Knalleffekt mit dem titelrechtfertigen Orchideen-Neffen und die teilweise arg grottig ausfallenden Slapstikeinlagen haben mir trotz der Tatsache, dass ich mich weder gut noch schlecht, sondern absolut gar nicht mehr an diesen Film erinnern konnte, nicht so berauschend gefallen. Dass Eddi Arent im ersten Teil des Films so ausufernd Platz einnimmt und eine ganze Tüte dummer Späße Richtung Zuschauer abfeuert, steht dem RÄTSEL nicht gut zu Gesicht. Ebenso wenig der Titel, denn um die rote Orchidee rankt sich hier keine detektivische Denksportaufgabe, sondern eher die himmlische Marisa Mell. Auf der Haben-Seite stehen dann noch Christopher Lee, der sich wieder einmal in der deutschen Fassung selber spricht und Adrian Hoven, an den ich mich gerade in den vergangenen Jahren durchaus habe gewöhnen können, wenn ich auch viel lieber sehe, dass er hinter der Kamera auf dem Regiestuhl grottigen Unsinn fabriziert, den ich mir dann mit Wonne in den Rekorder schieben kann – oder er sich sonstwohin. Klaus Kinski ist sowieso eine sichere Bank (allein seine Szene mit Christopher Lee im Tabakladen lässt sich mit den Augen bestens aufschlecken) und Hans Paetsch gibt’s auch wieder mal in einer kleinen Rolle zu entdecken, schönen guten Tag! Viel zu früh gestorben, der Mann. Was hat’s mich damals bei seinen packenden Europa-Hörspieldarbietungen teilweise gegraust. Schön war das. Die Szene, in der der Eddi auf dem 5 qm-Dach Patrouille schiebt, gehört zu den absolut schlechtesten und ödesten Witzchen, die ich bislang in einem Wallace gesehen oder wiederentdeckt habe. Aus dem Film nehme ich die Erkenntnis mit, dass man dem Christopher Lee hätte weitaus öfter die Rolle des Kommissars überantworten sollen. Spätestens jetzt nach ORCHIDEE und seiner 2-Pistolen-Einlage bei Nacht & Nebel ist er für mich zum Commissario Berti der Wallace-Reihe geworden. Nur ein Schnauzer fehlt ihm noch und jemand, der ihm ein paar extrem markige Sprüchlein schreibt.
#25
Geschrieben 25. Mai 2005, 19:59
(Japan 2003 – Masaaki Tezuka)
Mechagodzilla ist kaputt und steht im Dock, damit die DNA-Computer, der abgerissene Arm und sonstige Lädierungen eine Instandsetzung erhalten. Doch dann wird plötzlich ein Kamoebas-Jungtier ziemlich angefetzt an die Küste gespült und auch sonst häufen sich Vorkommnisse, die auf eine sich steigernde Godzilla-Aktivität hinweisen. Die Mothra-Zwillinge erscheinen und vermelden, dass die Riesenmotte stinkesauer darüber ist, dass die Japaner in Mechagodzilla einfach gestorbenes Godzilla-Material, nämlich seine Knochen, eingebaut haben. Das ist wider die Natur und auch sonst nicht gut. Weg damit auf den Grund des Meeres, so verlangt es Mothra, die sich ansonsten anschickt und Tod und Verdammnis über Japan bringt, bei Erledigung allerdings den Kampf gegen den Schrecken von Godzilla in Aussicht stellt. Nur ein junger Mechagodzilla-Techniker lässt sich bekehren und kümmert sich im Finalkampf zusammen mit den Mothra-Kindern darum, dass Godzilla und sein von Menschenhand gefertigter Cyborg-Ableger ein würdevolles Ende finden. Gegen so viel Vernunft müssen sogar die engstirnig agierenden Politiker ihren Hut ziehen.
Das schöne an TOKYO S.O.S. ist, dass die Effekte wunderbar in den Film passen und die meiste Zeit ganz gut verleugnen können, dass sie aus dem Computer stammen. Bei Toho lernt man schnell. Persönlich ist TOKYO S.O.S. einer meiner liebsten Godzilla-Filme neuzeitlicher Rechnung (also ab 1985) geworden, es gibt viele Verweise auf andere Toho-Monstermischpoken, das neue Outfit der noch viel knackigeren Mothra-Zwillinge ist dufte, die neugeborenen Mothra-Raupen unterhalten sich nett, Mothra stirbt einen wunderschönen Tod, eine Träne rinnt und am Ende weiß man, dass nur die Natur etwas von Natur geschaffenes bezwingen kann. Mothra als Menschenfreund ist immer ein ganz großer Lichtblick in den Toho-Monsterfilmen. Ich wünsche mir, dass Mothra auch bei uns auftauchen würde und all das ins Reine bringt, was hier aus dem Ruder läuft. Eine kriselnde Wirtschaft, Hartz IV, Massenarbeitslosigkeit. Mothra hätte jede Menge zu tun. Und weil kaum jemand einen Flugplatz zur Verfügung hat, auf dem man ein riesiges Mothra-Zeichen malen könnte, kann man es ja zumindest mal mit singen probieren:
Mosura ya Mosura
Denga kesaktian hidupmu
Restulah doa hamba-hambamu yang rendah
Bangunlah dan tunjukanlah kesaktianmu
Mosura ya Mosura
Dengan hidupmu yang gemilang
Lindungilah kami dan jadilah pelindung
Perdamaian
Perdamaian adalah hanya jadian yang
Tinggal bagi kami
Yang dapat membawa kami kekemak muran
Yang abadi
Mothra, komm recht bald mal vorbei...
#26
Geschrieben 30. Mai 2005, 09:12
(Italien 1986 – Martin Dolman (Sergio Martino))
Cyborg-Action, die nicht nur TERMINATOR nacheifert, sondern auch ein wenig Rambo bietet, dem Söldnerfilm Rechnung trägt und den großen Vorteil mit sich bringt, mit einer wahren Garde von 1A-Darstellern begeistern zu können: George Eastman, John Saxon, Donal O’Brien, Janet Agren – was braucht man da schon mehr? Und allein die Tatsache, dass der Film hier und da mit sozio-politischem Tralala, Öko-Botschaften und die Frage nach dem wahren Ich auftrumpft, macht ihn zu einem weitaus intellektuell anspruchsvolleren Roboter-Film als das US-Vorbild es jemals sein könnte, denn den beatmet ja vornehmlich die Frage, ob mal einer irgendwann die Bombe schmeißt oder nicht. Wen juckt’s? PACO ist deshalb auch wertvoll, weil er einer der letzten „großen“ Italo-Exploiter war, die in Deutschland im Kino ausgewertet wurden. Der für sein Italo-Herz bekannte Verleih Alemannia kniff bald darauf endgültig den Arsch zu. Schade, schade. PACO, der ja in Deutschland leider nur mit einigen Schnitten aufgeführt wurde und noch immer weltweit auf eine gescheite DVD-Umsetzung wartet, ist demnach auch so etwas wie ein Abgesang auf eine schöne Zeit, weshalb Claudio Simonettis oftmals recht melancholische Musik aus dem Film auch so gut passt. Ein Film, den man einfach gern anschaut – auch wegen seiner brachialen deutschen Dialoge, die noch einmal alles das ans Ohr bringen, was man an 80er-Jahre-Kernigkeiten einfach auf Lager haben muss.
FÜR 3 DOLLAR BLEI
(Italien/Spanien/Frankreich 1964 – Joseph Trader (Pino Mercanti))
Die VPS-Videokassette von diesem Film ist aus dem Jahre 1985, also genau 20 Jahre alt. Davon stand der Film seit knapp 15 Jahren bei mir im Regal – ungesehen. Zeit also, das Band mal vorzukramen und einzulegen, sonst löst sich das vielleicht irgendwann komplett auf und ich hätte möglicherweise was verpasst. Doch wie so oft sind die Jahre spurlos an dem Tape vorübergeschlichen. Von dem Film kann man das hingegen nicht unbedingt sagen, was nicht bedeuten soll, dass er schlecht wäre. Die bedeutenderen Werke des Euro-Westerns sind aber nunmal erst ab der zweiten Hälfte der 60er entstanden. Das Hauptproblem bei FÜR 3 DOLLAR BLEI ist demnach einfach, dass er so dermaßen konventionell gestaltet wurde, sich ohne eigene Ideen, ohne Ecken und Kanten und mit mittelmäßiger Musikuntermalung durch seine 85 Minuten schlängelt, dass man kein rechtes Interesse an der Rächer- und Revolvermär entwickeln kann. Die Guten sind zu gut geraten, die Schlechten zu schlecht und langweiligerweise fast ausnahmslos schwarz gekleidet, die Szenen, in denen Rudy Wallace den bösen Jungs vom ollen Morrison die Unterkiefer massiert, sind grausig lahm, die Schießereien öde und die deutschen Dialoge wie von einem Sechstklässler zusammengezimmert. Nee, damit gewinnt man keinen Blumentopf. FÜR 3 DOLLAR BLEI braucht man Mut, Entschlossenheit und eine lustige Frisur – mindestens so eine wie Fred Beir sie trägt. In so einer Verfassung befand ich mich gestern. Das hinderte mich nicht, kurz noch dem Irrglauben zu erliegen, dass sich der Filmtitel möglicherweise auf die Menge Kugeln bezieht, die der Held jedem Bösewicht in den Latz knallt. Aus einem anderen Western weiß ich, dass eine Kugel einen Cent kostet. Macht also 300 Kugeln. Der Titel erklärt sich allerdings so, dass ein Bösewicht beim Krämer immer dienstags seine „Für 3 Dollar Blei“-Bestellung abholt. Auf den Film oder die Geschichte hat das keinerlei Einfluß. Weiß der Geier, was das also überhaupt soll. Den Namen des Helden, Rudy, fand ich gerade in der deutschen Synchronfassung etwas irritierend. Revolverheld Rudy... Irgendwie passt das nicht. Immerhin kann ich mir jetzt ein tolles Rud(i)(y)-Triple Feature basteln: FÜR 3 DOLLAR BLEI, RENNSCHWEIN RUDI RÜSSEL und RUDI, BENIMM DICH!
#27
Geschrieben 01. Juni 2005, 09:09
(Italien 1968 – Gianfranco Baldanello)
Ist ist schon etwas erstaunlich, dass dieser Rachewestern im Grunde sehr sträflich behandelt wird, ist er doch ungemein nihilistisch und im Grunde knüppelheftig ausgefallen. Das mag vielleicht daran liegen, dass er ohne größere Westernstars auskommen muss, vielleicht aber auch daran, dass er in Deutschland einen Django-Stempel aufgedrückt bekommen hat, der natürlich ein totaler Unsinn ist und lediglich falsche Erwartungen weckt.
Robert Woods ist Jack Murphy (also Django) und rechnet eiskalt mit seiner ehemaligen Bande ab, mit der er mehrere Banküberfälle veranstaltet hat, bis sich die Männer um ihren neuen Anführer Skinner scharrten und Jack um seinen Beuteanteil bringen wollten. Und weil er das nicht mit sich machen ließ, sich nach einigen Klärungsversuchen mit Waffeneinsatz mit dem ganzen Geldsack davon macht, rächt sich die Bande, in dem sie ihn mittels eines wortkargen Indianers aufstöbert, zum Krüppel prügelt, kurzerhand aufhängt und seine Extremitäten kaputtschießt und zu allem Überfluss ihre Wut auch noch an seiner Freundin auslässt, die zuerst eine Massenvergewaltigung über sich ergehen lassen muss und dann von Joe, dem Indianer, auch noch ihrer Haarpracht und ihres Lebens beraubt wird. Django überlebt knapp, verfällt dem Wahnsinn, gibt sich tage- und wochenlangen Schießübungen hin und spürt dann Täter um Täter auf, um sie auf durchweg eindrucksvolle Art und Weise zu strafen.
#28
Geschrieben 02. Juni 2005, 08:46
(USA 1966 – T. L. P. Swicegood)
Eine dreiköpfige, lederbefrackte Motorradgang (mit gelben Totenkopfstickern auf der Kutte, die wirklich scheiße aussehen) macht die Stadt unsicher. Nachts dringen sie in die Häuser und Wohnungen alleinstehender Frauen ein, die von ihnen mal eben fix massakriert werden. Teile der Leichen werden gar von den Opfern abgeschnitten und von der Bande mitgenommen. Die Polizei starrt hinterher nur noch ungläubig Löcher in die Luft. Hinter dem Überfallkommando steht ein unterbeschäftigter Bestattungsunternehmer und zwei Trottel mit einem Schnellimbiss, von dem der eine davon träumt, einmal ein guter Chirug zu werden. Zusammen kurbeln sie ihr Geschäft in Eigenregie an: Während die Leichenteile im Imbiss als Day’s Special an die Kundschaft verfüttert werden, ist der Bestatter aus naheliegendem Grund immer schneller am Tatort als die lästige Konkurrenz, um sich das, was da übrig blieb, ausbeuterisch unter den Nagel zu reißen. Ein Detective räumt hier irgendwann mal gründlich auf, teilweise begünstigt von Kommissar Zufall und dem beherzten Auftritt einer ebenso flotten wie recht kecken Blondine.
Der Film ist ein Mischmasch aus Splatter und Gore Lewis’scher Dimension und Komödie, wobei die Stilmittel in diesem Fall allerdings zuweilen nicht immer gut zusammenpassen wollen. Hin und wieder sind die klamaukigen Szenen unter aller Sau, manchmal wirklich komisch und nett anzusehen. Gleiches im Grunde bei den Goreszenen, zu denen noch anzumerken wäre, dass sie gegenüber der leider nicht mehr zur Verfügung stehenden Ur-Fassung von diesem Film nicht mehr so zahlreich vorhanden sind. Streckenweise merkt man die Schnitte schon arg. Vor allem fehlen die aus einigen Medizinfilmen eingeschnittenen Aufnahmen echter Operationen, die von Ted V. Mikels, der den Film seinerzeit für den Double-Bill-Einsatz mit seinem THE CORPSE GRINDERS aufkaufte, radikal herausgeschnitten wurden. Von THE UNDERTAKER AND HIS PALS hätte ich gerne ein Soundtrack-Album mit den witzig-fetzigen Songs aus dem Film. Trotz der Tatsache, dass der Streifen nur noch als Rumpffassung erhältlich ist und seiner nicht aufzählbaren formalen Unzulänglichkeiten, habe ich den Film über die Jahre sehr lieb gewonnen. Neben THE WORM EATERS ist er definitiv der beste Zukauf, den Mikels je getätigt hat - und neben BLOOD FEAST die weitere Inspirationsquelle für Jackie Kongs leichtfüßig-blutigen BLOOD DINER, der sich in den späten 80ern, frühen 90ern unter den Splatterfans ja erheblicher Beliebtheit erfreute. Kräht nach BLOOD DINER heute überhaupt noch jemand? Keine Ahnung...
#29
Geschrieben 02. Juni 2005, 14:40
(Thailand 2003 - Prachya Pinkaew)
Die Untertitel der deutschen Fassung beziehen sich mal wieder auf die Synchronisation und nicht auf die OF, womit zumindest in einer Szene mehrere Sätze nicht übersetzt werden. Eine Unsitte und schade überdies. Die deutsche Synchronfassung ist ganz okay für einen Film dieser Klasse, aber bei weitem nicht so gut, wie sie eigentlich hätte sein können. Gerade das gutgemeinte (?) französische Liedgut hätten sich unsere Nachbarn gut klemmen können, passt es doch so gar nicht in einen Film aus Thailand, aber dafür kann MC One ja nichts. Ansonsten ist die Aufmachung der deutschen Fassung aber erstaunlich schön geworden. Das unterstützt man gerne mal mit einem kleinen Spontaneinkäuferchen.
#30
Geschrieben 03. Juni 2005, 09:13
(Frankreich 1970 – Jean Rollin)
Ise und Antoine verbringen ihre Hochzeitsreise auf dem Schloss ihrer zunächst totgeglaubten Onkel. Doch schon bald wird klar, dass die beiden Herren bei der Erforschung der Vergangenheit ihrer Familie unter dem Gesichtspunkt der Religiösität eine Entdeckung zuviel gemacht haben. Eher unbedacht haben sie eine Vampirfrau ins Leben zurückgerufen, die nun die Installation eines Vampirklans betreiben will und bis auf Antoine alles und jeden in ihren Bann schlägt.
Einer der ganz großen Filme Rollins mit beinahe aus dem Rahmen quellenden, barocken Sets, einer Kamera- und vor allem überbordenden Lichtarbeit, die die Filme Argentos in diesem Punkt zuweilen wie Erstklässlerarbeiten aussehen lässt und natürlich einer guten Handvoll hübscher Frauen, die am zentralen Komponenten des Films, der Verführung, ordentlich mitarbeiten und immer wenig Zeug am Leibe tragen. Zwischendrin gibt’s noch wunderschöne Einflüsse aus anderen Werken der Schauerromantik, von der exemplarisch einmal die nach Hoffmann’scher Art aus der Wanduhr tretende Obervampirin Isolde genannt sei. Ganz großes, leider zu Unrecht ziemlich sträflich behandeltes Vampirkino, bei dem man die Paralelen zu Don Sharps DER KUSS DES VAMPIRS nur zu gerne übersieht. Defintiv keine billige, nichtssagende Sex-und Trashposse, sondern wirklich hehre Filmkunst, gemalt mit ganz dicken Pinseln und den schönsten Farben, die man für wenig Geld kaufen kann. Für einen Film wie LE FRISSON DES VAMPIRES ist das der Farbfilm und das qualitativ hochwertige DVD-Format erfunden worden. Immer wieder wunderschön und eines jener seltenen Werke, bei denen man auch beim wiederholten Durchlauf noch Entdeckungen machen kann und nach wie vor den Mund ob seiner Pracht offen stehen lässt. Genießerkino vom allerfeinsten, zu Film gewordener erstklassiger Champagner, den man eher seltener, dafür aber sehr bewusst zu sich nimmt.
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