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Beutelschneider, Zeitschinder, Nervenzerrer - Filmforen.de - Seite 5

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Beutelschneider, Zeitschinder, Nervenzerrer


1011 Antworten in diesem Thema

#121 molotto

    Weiße Haut auf schwarzem Markt

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Geschrieben 16. Oktober 2005, 16:57


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(USA 1975 – Robert Fuest)

Auf dem deutschen Filmplakat zu Robert Fuests 70er-Meilenstein schmilzt überlebensgroß der noch ziemlich junge John Travolta im Teufelsregen in dem Maße dahin, wie es für das Auge vor dem Schaukasten gerade noch eine FSK-freigegebene Freude sein kann. John Travolta ist Danny, einer der Satansjünger von Jonathan Corbis, gespielt von Grinsekind Ernest Borgnine, der in seiner Funktion als Hohepriester Seelen für den Deibel sammelt. Ganz besonders hat es der Ernie auf die Familie Preston abgesehen, denn in grauer Vorzeit, als die ersten Siedler durch das Land zogen und Corbis seine Seelenfängerei begann, haben die Prestons ihn um sein Buch beschissen, in das er all die Namen derjenigen geschrieben hat, die ihm die Seele überschrieben haben. Kein Buch, keine Seelen. Und weil just an dem Tag, als Corbis das Buch verlor, auch noch die reinigenden Waffen der Inquisition an dem Prediger ausprobiert wurden, war’s Jahrhunderte lange auch nichts mit der Fahndung nach der Schwarte. Auferstanden von den Toten, unlängst in der amerikanischen Geisterstadt Redstone beheimatet und mit neuen verbrecherischen Verblendeten umgeben, setzt Corbis nun in der Gegenwart der 70er Jahre die Suche nach der verlorenen Lektüre fort – und zwar logischerweise bei den Nachfahren der Prestons. Aber dort hat Corbis nicht unbedingt Erfolg. Selbst als er William Shatner (hier in einer seiner lachhaftesten Rollen abseits von STAR TREK)


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dem Deibel zuführt, was unweigerlich dessen Bruder Tom Skerritt und oben drauf noch Eddie Albert auf den Plan ruft, halten die Prestons mit dem Buch hinterm Berg. Eddie Albert ist ein Doktor auf dem Gebiet aller erdenklichen Übersinnlichkeiten und buddelt gegen Ende Corbis Jahrhunderte alte Seelenlampe aus, in der wie bei einer TV-Mattscheibe aus der Hölle alle Gepeinigten klagenden Grußes vorbeipatrouillieren. Shatner und seine verblendeten Brüder und Schwerstern jagen Albert die sagenhafte Pulle wieder ab. Doch bevor er sie dem unlängst zum Bilderbuchteufel mutierten Corbis
geben kann, wird Shatner von Albert so unter den Tisch gelabert, dass es einem in den Ohren schmerzt und Shatner das Dingens zu Boden knallt, darauf das Dach der Satanskirche zerspringt und augenblicklich der Teufelsregen mit 500 l/qm herniederprasselt. Alle Satanisten zerblubbern in dem Regen minutenlang in allen Farben der Pantone-Palette (US-Werbeslogan: „Absolutely the most incredible ending of any motion picture ever!“) und dann ist mit Corbis’ Zauber noch lange nicht Schluss.
Als ich NACHTS, WENN DIE ZOMBIES SCHREIEN das erste mal sah, 1982 an einem schönen Herbstnachmittag um 15 Uhr 45, hatte der Film natürlich schon seinen Zombie-Titel verpasst bekommen, damit das auch klappt mit dem Reiten auf der aktuellen Filmwelle. Dass kein Zombiefilm zu erwarten war, wusste ich aber unlängst schon, weil ich zuvor aufmerksam den Trailer studiert habe, der wochenlang immer mal wieder im Einsatz war. Allein, weil in dem Film John Travolta schmilzt, den anno 1982 kein Mensch mehr leiden konnte, war uns das aber locker das Eintrittsgeld wert. Und Schmelzmenschen sind ja schließlich auch ganz nett, wenn man allein mal an den denkt, durch den der Planet Saturn schön grüßen lässt, oder, wenn auch erst später anzusiedeln, an die Opfer von Jim Muros Viper-Schnaps.
Satanisten-Filme waren 1982 (und davor) mehr was für die „großen“, die Biker und Rocker, die sich mit sowas, glaubten wir, irgendwie auch auskannten – allein schon wegen der meist zu opfernden nackten Weiber. Außerdem waren die Dinger ja doch irgendwie ungeheuerlich – und immer auch in einem gewissen Schwebezustand zwischen möglich und unsinnig anzusiedeln. Ein so richtig echter High Priest of the Church of Satan, namentlich ein gewisser Anton Szandor Lavey, hat als Technical Advisor der ganzen ZOMBIES-SCHREIEN-Unternehmung zur Seite gestanden. Wenn der’s nicht weiß, wer dann? Und regnen tut’s ja auch bei uns sehr viel. Schmelzen tut man davon zwar nicht, aber saurer Regen, das war in den frühen 80ern schon ein Schlagwort. Und der macht bekanntermaßen Bäume kaputt und lässt die Haut unter Umständen jucken und schneller altern. Vom sauren Regen redet heute kein Mensch mehr, von THE DEVIL’S RAIN auch nicht, aber man sollte es tun. Zumindest was den Fuester anbelangt. Selten hat es in so einer herrlich angerichteten Filmklapsmühle so einen Verbund an ausnahmslos sehr starken Darstellern gegeben, die sich etwas für ihre Alkoholsucht und gegen ihren versinkenden Stern hinzuverdienten. So ein Werk ist mit Geld heutzutage gar nicht mehr zu bezahlen. Und wenn man die Liter zusammenzieht, die hier auf und aus den Menschen fließen – Statistikfreunde hätten wochenlang was zu rechnen. Wenn ich den Film das nächste Mal sehe, dann unbedingt wieder im Kino. Nirgends ist ZOMBIES SCHREIEN besser aufgehoben. Und hinterher muss es mindestens noch William Shatners Version von „Lucy In The Sky With Diamonds“ als Exit Music geben.

Bearbeitet von Funxton, 26. Februar 2009, 13:12.

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#122 molotto

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Geschrieben 17. Oktober 2005, 15:48

GEFAHR: DIABOLIK
(Italien/Frankreich 1967 – Mario Bava)

Der Film ist eine echte Laurentiis-Produktion: Einfach größer als jedes nur denkbare Leben. Und dabei hält er sich in allen Belangen an die Comicvorlage und nicht an den üblichen Aufmarsch seiner sonst schnell auf die Leinwand kommandierten Muskelbatzen, die ihm den Grundstein für sein Vermögen erprügelt haben. Die Diabolik-Comics haben sich mir nie so recht erschlossen - wahrscheinlich, weil ich nur einige Bändchen mit dem Superräuber direkt aus Italien gesehen habe (mittlerweile gibt's die ja auch in deutscher Übersetzung). Von Lesen brauche ich da also gar nicht erst anfangen zu reden. Kann sogar sein, dass ich Hefte habe, in denen Teile des Films stecken. Da bin ich mir nicht sicher. Dennoch verströmen Hefte und natürlich auch der Film, den man dank DVD endlich mal so richtig in allerherrlichsten Buntfarben und auch in verständlicher Fassung anschauen kann, eine ganz eigene Magie. Die Diabolik-Comics haben mich in ihrer Schwarzweißgebung und dem Druck auf besonders schlechtem Papier immer ein wenig an die Phantom-Comics erinnert, die bei uns dereinst platiktütenweise aus dem Comictausch mit nach Hause gebracht wurden. Der Film rückt diese Vorstellung in weite Ferne, ist knallig, poppig und weniger um sein Ganzes bemüht, sondern eher um Details, Fragmente und kleine Episoden. Aus dem angelieferten Kleinkram schnürrt sich irgendwie und unter kräftiger Zugabe des schmissigen Morricone-Scores der Film zurecht. Man weiß manchmal gar nicht, wie einem dabei geschieht. Wichtig ist am Ende ja auch nur, dass alles in Fluss und Funktion bleibt, wobei aber ausrechnet die eher auf Tempo und Kurzweil setzenden Actionszenen geradebei diesem Film nie so einen schönen und sich in der Erinnerung festkleisternden Eindruck zu hinterlassen verstehen, wie beispielsweise die eher ruhig gehaltenen Aufnahmen in Diaboliks sagenhafter Höhle oder auch nur Marisa Mells Duschszene. (Der Frisurenschutz an der Decke ist ein Hammer!) Am besten hat mir aber Adolfo Celis Poolszene gefallen, bei der er eine große, gelbe Plastikinsel voller Fressalien und Knabbermischungen vor sich hertreiben lässt. Bahlsen Probierstube galore! – und so herrlich dekadent! Wie bereits gesagt: Bei DIABOLIK kommt es auf die Details an, weshalb einmaliges Ansehen nie und nimmer ausreichen wird, um den vollgestellten Bildern überhaupt gerecht werden zu können. Hier mehrfach tätig zu werden, macht indes kaum etwas aus, ist der Film doch so gut und so kurzweilig geraten, dass er sogar dann noch Spaß macht, wenn man den Ton abstellen und die Farbe aus den Bildern drehen würde - oder halt eine alte französische Secam-VHS in seinen PAL-Videorekorder legt, wie es in den guten 80ern mangels Alternativen so oft für einen Filmgenuss hat reichen müssen.

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#123 molotto

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Geschrieben 18. Oktober 2005, 14:49

THE DEVIL RIDES OUT
(Großbritannien 1968 – Terence Fisher)

Teufelssektierer, reitende Todesfürsten und gar der Deibel selbst in einer seiner schönsten Inkarnationen als Ziegenmeister Meck-meck-meck im britischen Hinterland. Das ist wirklich allerhand! – und zudem mit Christopher Lee als aalglatten wie blitzgescheiten und vollstudierten Parapsychologen bestens ausgestattet. Highlight des Streifens ist natürlich, wenn alle in Lees Hexenkreis hocken und draußen die Riesenspinne wütet, nach deren Vertreibung auch noch der reitende Klapperjan sein scheußliches Anlitz zeigt. Daraufhin kann Lee nur noch groteske Vertreibungsformeln aus uralten Büchern murmeln, die sich wie Kinderreime anhören. Am Ende wird Zeit und Raum gehörig durcheinandergewirbelt, was mir auch sehr gefallen hat, wenn auch natürlich nicht ganz so gut wie die schlecht getrickste Riesenspinne. Irgendwie war das dann vielleicht auch des Zaubers ein Quäntchen zuviel, um hier ein Happy End auf ganzer Linie zu präsentieren. Und dennoch hat THE DEVIL RIDES OUT alle Qualitäten vorzuweisen, die einen guten Hammer-Film so einmalig machen: Eine wirklich schöne Atmosphäre, prächtige Bilder, zum Teil wirklich tolle Darsteller (auch Charles Gray als Bösewicht ist ganz groß) und einen peitschenden Soundtrack, der im Film zwar Wunder wirkt, zum „so hören“ allerdings kaum geeignet ist, weil viel zu nervig. Etwas vertrackt an THE DEVIL RIDES OUT ist höchstens das etwas verkappte Spiel, dass es für Lee und die Seinen einfacher ist, den Duivel und seine Dämonen höchstselbst zu bekämpfen als den Satanspriester Gray - der in diesem Film Mocata heißt, was ein wirklich toller Name für einen Schurken ist - und seine Teufelsjünger gerichtet zu bekommen. Da stimmt was mit der Hierachie nicht, aber, meine Güte, was soll’s?

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#124 molotto

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Geschrieben 20. Oktober 2005, 11:23

KILLER KLOWNS FROM OUTER SPACE
(USA 1987 – Stephen Chiodo)

Normalerweise wollte ich – sofern vorhanden – alle Einträge nur noch unter ihren jeweils deutschen Auswertungstiteln firmieren lassen. Als damals KILLER KLOWNS FROM OUTER SPACE bei uns in die Videotheken kam – und ich erinnere mich da noch genau, weil ich seinerzeit trotz zuweilen gehöriger Schnitte und mauer Synchros ein echter VPS/Empire-Junkie war –, hatte man dem Streifen anbieterseitig einen schier ungeheuerlichen Videoschrotttitel übergestülpt, der sich scheinbar nur dazu ersonnen wurde, um aus dem eigentlich ziemlich schrill-schrulligen Werk möglichst viel Spaß verdampfen zu lassen. Die Titelkreation SPACE INVADERS lehne ich total ab, der Titel ist ein ziemliches nichtssagendes Blabla angesichts dessen man sich mal wieder fragt, was die Marketinggenies dieses Landes dazu bewegt, sich so einen Bullshit auszudenken - und dafür am Monatsende auch noch die Hand aufhalten ohne rot zu werden. Anzumerken ist natürlich auch noch, dass die deutsche Synchronfassung der OF um Meilen hinterherhinkt (neu ist das nicht) und sich recht viel Mühe gibt, auch noch den Rest der charmanten Killerclownereien verpuffen zu lassen (hier besonders schmerzlich). Das ist natürlich nicht im Sinne des Erfinders, denn KILLER KLOWNS ist – was man gegen Ende der 80er schon gar nicht mehr zu erwarten wagte – ein in allen Belangen fürchterlich gut gelungener Nonsens, der sich zu guten Stücken der Puppenstube typischer 50’s-SF verschrieben zeigt. Und da natürlich in erster Linie den allerbuntesten Invasionsszenarien, die diese Zeit hervorzubringen vermochte. KILLER KLOWNS FROM OUTER SPACE ist aber auch abseits davon ein ungemein liebens- wie bestaunenswerter und mit zahllosen Absurditäten vollgestopfter Krimskrams, der zwar nicht ernstgenommen werden will, dann aber streckenweise mit ungeheuer horriblen Szenen überrascht. Solche Szenen etwa wie die, in der ein Clown die Leiche von John Vernon (hier mal wieder ganz groß als extrem fieser Sack) als Handpuppe mißbraucht. Ganz düster sowas und immer wieder ziemlich überraschend. Man erwartet sowas eigentlich überhaupt nicht in so einem vornehmlich auf Unfug setzenden Streifen.
Der Film bringt’s einfach auf fast ganzer Linie, wenn man auch hin und wieder über die sperrig-nervigen Eisverkäufer-Slapstickbarrieren mit gedanklichem Anlauf hinweghüfen muss. Der Song von den Dickies is' gut und passt bestens in dieses Werk.

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#125 molotto

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Geschrieben 21. Oktober 2005, 08:07

DER UNTERGANG
(Deutschland 2004 – Oliver Hirschbiegel)

Mit drei Stunden viel zu lang. Wenn man nicht solche Details wie die Truppenbewegungen der letzten Tage des Hitler-Regimes und die Kommandostrukturen an den Fronten präsent hat, ist man zuweilen ziemlich aufgeschmissen. Dann bleibt einem nichts anderes übrig, als sich an Bruno Ganz zu erfreuen, wenn er als Hitler einen kinskiwürdigen Totalausfall hinlegt und dermaßen herumtobt, dass die Bunkerdecke zittert. Dem gemeinen Zuschauer wie mir bringt das nicht viel. Ich nehme aber gerne zur Kenntnis, dass eine ausbordende Spielzeit ja auch immer zu einem gewissen Teil ein ganz primäres Merkmal dafür, wie wichtig ein Film genommen werden will. Und Bernd Eichinger will mit seinen UNTERGANG – das ist mir klar – ganz weit oben mitspielen, weshalb er in sein vor allem schwatzendes Drehbuch auch viele sehr unangenehme Szenen eingebaut hat. Das Auslöschen der Goebbels-Kinder nimmt demzufolge sehr viel Zeit und Seiten in Anspruch und ist logischerweise weitaus emotionaler angelegt als der Abgang von Adolf und Eva, die da einfach in ihr Kämmerlein marschieren und sich Gift und Kugel geben. Danach ist die Flucht aus dem Bunker dominierend, wofür der Film noch einmal über eine halbe Stunde Geduld abverlangt, was aber fast schon eher in eine Geduldsprobe ausartet, ist da doch fast nur noch das genreübliche Knall & Peng dominierend.
Was hat der Film gebracht? Zum einen die Erkenntnis, dass Bruno Ganz einen ganz vortrefflichen Hitler dargestellt hat, zum anderen den erneut erbrachten Beweis, dass man nirgends auf der Welt optisch so gekonnt-düstere WWII-Filme hinkriegt wie in Deutschland.
Wirklich erschreckend dann nur noch der Umgang der ARD mit dem Film. Anstatt das ganze Werk an einem Stück zu zeigen, gab’s zwei Happen an aufeinander folgenden Abenden. Das steht einem Senderverbund, der keine Probleme damit hat, wenn Herr Moik seine Blasmusikanten überziehenderweise in mindestens gleicher Länge trompeten lässt und der seine Zuschauer nachts auch gerne mal mit nicht enden wollenden Boxveranstaltungen quält, gar nicht gut zu Gesichte.

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#126 molotto

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Geschrieben 22. Oktober 2005, 00:46

ICH HABE ANGST
(Italien 1977 – Damiano Damiani)

Die Grundstimmung des Films ist ziemlich depressiv und der Glaube an Recht und Ordnung nicht nur aus den Fugen, sondern schon fast nicht mehr existent. So kennt man Damiani. In dieser nicht ganz einfachen Welt ist Gian Maria Volonté der Cop Graziano aus dem Süden, dem seine gefährliche Arbeit im Moloch von Rom nach Jahren gehörig stinkt, weshalb er auch unlängst ein Versetzungsgesuch gestellt hat, das aber nur scheinbar die gewünschte Ruhe bringt. Volonté wird dem etwas vereinsamten Richter Cancedda als Leibwächter zugeteilt, der augenscheinlich nur „normale“ Kriminalfälle verhandelt. Schon bei ihrer ersten Begegnung schlittert das ungleiche Gespann allerdings durch einen auf den ersten Blick recht einfachen Fall in ein brandgefährliches Wespennest aus Terror, Mord und Waffenschiebereien, in das höchste Regierungs- und Geheimdienstkreise verwickelt sind. Volonté dreht gegen Ende gewaltig an dem Spieß, auf dem er unlängst selber steckt, was natürlich anzusehen sehr viel Spaß macht. Das absolute Highlight des Films ist aber ganz klar die Szene, in der Volonté und Mario Adorf zusammen in einem richtig alten und auch schon reichlich schäbigen Kino sitzen und sich einen schmierigen Schmuddelfilm anschauen. Wie gerne möchte man da ins Bild springen und sich zusammen mit den beiden das Rödelfilmchen zu Ende ansehen. Weil das ja aber leider nicht möglich ist, bietet Damiani immerhin den Spannungshöhepunkt von ICH HABE ANGST in der Sexkino-Szene an, den man in einem so tollen Set natürlich umso lieber und aufmerksamer verfolgt. Dass Damiani viele politische Untertöne in ICH HABE ANGST eingebaut hat, kann man sich an drei Fingern abzählen. Aber auch ohne diese Beigaben funktioniert der Film als ein fast ausnahmslos auf dialoglastiger Handlung aufbauender Thriller ausgesprochen gut. Damiani verlangt so oder so vor allem, dass man sich zwei Stunden lang voll und ganz auf seinen Film konzentriert, was jedoch angesichts des sich wirklich lohnenden Streifens keine echte Mühe macht. Außerdem gibt’s schöne Musik von Riz Ortolani, die zwar nicht so sonderlich aufdringlich ausgefallen ist, aber dennoch kräftig in den Ohren schmeichelt und beim Abtauchen in den Film wunderbar Hilfestellung leistet. So hat man’s gern.

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#127 molotto

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Geschrieben 22. Oktober 2005, 08:26


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(Unrated Director’s Cut)

(USA 2005 – George A. Romero)

Die unzensierte Version des Films bringt einige Ungeheuerlichkeiten und vor allem auch etwas mehr Handlung mit sich. Gerade von letztgenannter Zutat hätte der Film sogar noch weitaus mehr vertragen können. Richtige Erhellung wie dereinst noch bei den recht unterschiedlich geratenen Präsentationen von DAWN OF THE DEAD bringen diese paar Minuten nicht mit sich, was aber auch nicht ernsthaft zu erwarten stand. Die große Kulturrevolution des Horrorfilms wird mit LAND OF THE DEAD auch in der von Romero favorisierten Schnittfassung nicht mehr veranstaltet. In gewisser Weise hat Romero sein Pulver wohl endgültig verschossen, wenn natürlich LAND immer noch recht weit oben im Genre mitspielen kann.
Aber immerhin macht es gehörig Spaß, den ganzen Film endlich einmal in der Originalfassung gesehen zu haben, die dann durchaus weitaus bissigeren Witz zu versprühen versteht als die etwas lustlos geratene Synchronisation. Ohnehin gewinnt der Film mit nochmaligem Ansehen noch dazu, wenn natürlich auch seine ganzen Mängel offensichtlicher werden, die der Streifen in weitaus größerem Maße als Ballast mit sich herumschleppt als jeder andere DEAD-Film zuvor.
Auf der amerikanischen DVD gibt’s dann noch eine halbe Tonne Extras, leider fast gänzlich Kaffeefahrt-Werbeverkaufsschau. Bei so viel Heizdeckenverkauf war dann noch nicht einmal mehr Platz für die Aufspielung des Kinotrailers oder eines Teasers. Sehr arm. Sehr Universal. Doch selbst der vorhandene Audiokommentar zeigt sich streckenweise recht informations- und manchmal gar sprachlos. Wenn man die mit sehr viel Verve angerichteten Extras der Romero-Veröffentlichungen von Anchor Bay dagegenhält, dann ist man über die Universal-Disk ziemlich schnell ziemlich erbost. Dabei gibt es doch auch zu diesem Film weitaus mehr zu sagen als das Abspulen standardisierter Formeln und Phrasen, und zwar ausnahmslos dahingehend, dass der Effektkünstler ein anbetungswürdiger Gott war und die Zusammenarbeit mit diesem und jenem Schauspieler schier ein wahres Gedicht. Ganz, ganz schlimm.

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#128 molotto

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Geschrieben 22. Oktober 2005, 17:31

HUKORIKU PROXY WAR
(Japan 1977 – Kinji Fukasaku)

Noboru Kawata ist ein Tunichtgut aus Hukoriku, einem recht urwüchsigen Gebiet im Norden Japans, aus dem, so die Legende, Yakuzas von unerbittlicher Härte und Grausamkeit hervorgehen. In seinem Streben nach Herrschaft, Ansehen und einer Menge Geld legt sich Noboru mit dem örtlichen Boss Yashura an, dem er unter grausamster Folter die alleinigen Anrechte der erklecklichen Einnahmen aus zwei Sportwetten abpresst. Das dreiste Vorgehen Noborus hat weitreichende Konsequenzen und zieht die Aufmerksamkeit der mächtigen Gangsterklans aus Fukui, Osaka, Kyoto und Tokyo auf sich. Yashura sinnt auf Rache, die er dank befreundeter Gangsterbanden an Noboru nach Jahren endlich vollziehen kann. Doch Noboru, der von allen Bandenbossen daraufhin für tot gehalten wird, überlebt schwerverletzt. Da kann der Tag der Abrechnung nicht ewig auf sich warten lassen – und da werden die mächtigen Banden der Kanais und der Asadas gründlichst und mit vielen Tricks von Noboru gegeneinander ausgespielt, Blut fließt reichlich, verlorene Ehre wird wieder hergestellt und fast alle schlimmen Finger kriegen gehörig ihr Fett weg.
Fukasaku lässt seinen Film in einer recht unwirtlichen Küstenregion spielen und gibt vor, dass die Menschen dieser Region so wandelbar wären wie das Meer in den verschiedenen Jahreszeiten. Mild und friedlich im Sommer, hart und unberechenbar im Winter. Obwohl sich die Geschichte von HUKORIKU PROXY WAR wie alle besseren Yakuza-Streifen über mehrere Jahre erstreckt, spielt dieser Film ausnahmslos in ausgesprochen harten und schneereichen Wintern. Man kann sich schon denken, warum das so ist. Gerade zum Ende hin fallen bei Noboru, der sich den ganzen Streifen über ebenso fuchsschlau wie fuchsteufelswild gibt, alle Schranken: Folter, Mord und Verrat haben ein ausgewalztes Stelldichein. Vor dem Wilden aus der japanischen Wildnis können die städtischen Designergangster nur die Beine in die Hand nehmen und vorher noch schnell den Schwanz einziehen.
Vielleicht ist HUKORIKU PROXY WAR gerade wegen seiner aufs Land verbannten Geschichte einer der eingängigeren Werke aus der Hand Fukasakus, denn anders als seine im Moloch großer Städte angesiedelten Bandenfilme ist das Meer an wichtigen und für die Handlung bedeutenden Charaktere hier noch verhältnismäßig überschaubar. Und unter all den ganzen schlimmen Typen glänzt Sonny Chiba in der Rolle eines nach dem letzten modischen Schrei gekleideten Yakuzas als ein herrlich anzusehender Paradiesvogel und Schmierlappen gleichermaßen heraus. Schädelknackende Kloppe wird von ihm zwar nicht verteilt, ein absoluter Hingucker ist er dennoch – und das kann man so auch von HUKORIKU PROXY WAR behaupten.

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#129 molotto

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Geschrieben 23. Oktober 2005, 01:06

DAS DRECKIGE DUTZEND
(Großbritannien/USA 1967 – Robert Aldrich)

Lee Marvin bildet ein Dutzend Sträflinge aus, die dann hinter feindlicher Linie Hitlers Offiziere in den Mauern eines altehrwürdigen Schlosses dezimieren dürfen. Hat die Story zwar auch ordentlich Kriegsbemalung, sind dem eigentlichen Einsatz nur 40 Minuten Spielzeit vorbehalten. Da geht’s dann ziemlich zack-zack, alle ab in den Bunker und dann ordentlich Handgranaten und Benzin auf die Offiziere und deren Gespielinnen. Manchmal geht der Film schon etwas sonderbare und auch befremdliche Wege. Dem Einsatz sind über 100 Minuten für die Rekrutierung des Kommandos und die Ausbildung vorangestellt. Eine auf den ersten Blick etwas befremdliche Gewichtung in der Rezeptur, die sich später so aber auch in den unzähligen Lern- & Verbläuabenteuern aus Hongkong wiederfinden lässt, wenn wohl auch eher nicht beabsichtigt. Auftrag oder Rachegedanken (wie zumeist in asiatischen Filmen) werden zu Aufhängern für Leidens- und Lebensgeschichten. In Hongkong und bei Aldrich ist geichermaßen der steinige Weg zum Ziel der eigentliche Dreh- und Angelpunkt der ganzen Unternehmung. Im Fall von Aldrich ist das mit nur wenigen, die Geduld hin und wieder etwas strapazierenden Abschweifenden durchaus geglückt. Zu einem immer wieder gern gesehenen Hi-Octane-Kommandothriller wie dem kurz darauf entstandenen AGENTEN STERBEN EINSAM langt es zwar nicht, aber bei Aldrich kriegt man seine Zeit ja erstaunlicherweise auch ohne dauerstressige Situationen bestens totgeschlagen. Und bass erstaunt dabei die Tatsache, zu welchen drastischen Mitteln der Streifen mitunter immer wieder greift: Telly Savalas als geistesgestörter Frauenhasser, der bereits beschriebene Massenmord an den Nazi-Offizieren in offensichtlichster KZ-Manier, die fast ausnahmslos mit ziemlicher Häme inszenierten Morde... Warner verklopft den Film auf DVD als einen „knallharten Film gegen den Krieg“, der mit Wahrheiten auch nicht geizt, hat doch „kaum ein anderer Film das blutige und perverse Gesicht des Krieges deutlichter gezeigt.“ So kann man das natürlich auch sehen, wenn auch immer öfter mal das gleichermaßen perverse Gesicht um sich greifender Militärglorifizierung um die Ecke lugt, die immer dann ganz besonders in Ordnung geht, wenn man auf der richtigen Seite kämpft und einem alle Kernigkeiten dieser Welt im Vorübergehen nur so aus der Hose purzeln.
Macht aber nix, der Film ist dennoch wunderbar – und gerade auch wegen seiner ungemein harten Ecken und Kanten ein ziemlich dickes Ding.

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#130 molotto

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Geschrieben 23. Oktober 2005, 10:07

KEINEN CENT FÜR RINGOS KOPF
(Italien 1964 – Stanley Corbett (Sergio Corbucci))

Nach Jahren kehrt Wes Evans in heimatliche Gefilde zurück und findet sich in Handumdrehen mitten in Familienstreitigkeiten gefagen, die auf Ehre und Gewissen mit dem Colt ausgetragen werden. Die Whitmores gegen die Dancers, mittendrin noch die verbrecherische Manson-Familie (oder waren’s die Masons?), und das einzige Licht von Wes Evans Lebensfreude, die schnallige Nancy, hat sich mittlerweile zu allem Überfluss auch noch mit einem anderen verkuppelt, mit dem man eher Spinnefeind ist. Manchmal ist’s der schwierigen Familienverhältnisse, die sich hier und da sogar in echter Detailfickerei ergehen, so viel, dass man einfach dicht macht, weshalb mir auch einige Details der Geschichte beim Anschauen durch die Lappen gegangen sind. Sei’s drum. Die deutsche Synchronfassung gibt dazu ihr Bestes, ist sie doch zumeist auf einem erschreckend niedrigen Niveau angesiedelt und wird recht häufig wie aus einer Schulfibel vorgetragen. Das steigert die Spannung der Mär dieses Corbucci-Frühwerks natürlich auch nicht wirklich. Und für einen „echten“ Italo-Western ist der ganze Film sowieso viel zu geleckt. Selbst der Canyon sieht merkwürdig ordentlich und aufgeräumt aus, die Pistoleros sind immer ungemein sauber und adrett gekleidet und statt Trampelpfade durch die Prärie gibt’s hier vortrefflich ausgebaute und sehr sorgsam angelegte Schotterwege, an denen deutsche Autobahningenieure ihre helle Freude hätten. Auch an James Mitchum – seinem berühmten Vater wirklich wie aus dem Gesicht geschnitten – hat der Staub keine Chance, umgibt ihn doch von der ersten Sekunde an die Teflonschicht unfehlbarer Gerechtigkeit. Eher Weißer-Riese-Western als Italowestern also und ein ganz schön langweiliger, zeitverschwendender Schrott überdies, der gar nicht zu vergleichen ist mit den herrlich schmuddeligen Genrebeiträgen, mit denen Corbucci später Westerngeschichte schrieb.

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#131 molotto

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Geschrieben 23. Oktober 2005, 22:58


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(USA 1966/67 – William Beaudine, Darrel Hallenbeck, Norman Foster)

Ein Wiedersehen mit der für den Einsatz in deutschen Lichtspielhäusern aus drei Folgen zusammengeschnippelten amerikanischen TV-Serie THE GREEN HORNET. Die erste Episode ist ungemein dumm und auch sehr langweilig geraten, die letzte bietet immerhin einen kurzen Finalkampf zwischen Bruce Lee und einem noch sehr jungen und fürchterlich gesichtsstarren Mako, der dann später an der Seite Arnold Schwarzeneggers in CONAN als trotteliger Zauberer seine schönste Rolle hatte. Das Filetstück von DAS GEHEIMNIS DER GRÜNEN HORNISSE und mitunter der einzige Grund, sich den Film in gebührenden Abstand immer mal wieder anzutun, ist der sensationelle Mittelteil. Darin kämpfen die Hornisse und Kato gegen den niederträchtigen Weltenherrscher Dr. Mabouse (sic!), der mit einer UFO-Flotte auf die Erde gekommen ist, um Bombenterror zu verbreiten, absonderlichste Herrschaftsphantasien auszuleben und die ganze Stadt mit Todesstrahlen aus dem All zu bedrohen. An der Seite von Dr. Mabouse gibt es zudem ein ultraböses Weib zu sehen, das aus ihren Fingerspitzen Elektroblitze zu schleudern vermag. Davon kriegt Bruce ordentlich eingeschenkt. Zwischendrin kurven Kato und Hornisse mit ihrem potthässlichen Superauto Black Beauty herum (auf der DVD gibt's ein eigenes Special zur Karre, au Backe!) und Van Williams probiert allerlei Wunderwaffen an der Gegnerschar aus. Am Ende scheitert Mabouse natürlich an der gnadenlosen Tollkühnheit des maskierten Duos. Bruce Lee guckt zur Verhaftung des Schurken grenzdebil aus der Wäsche und macht einen kecken Spruch. Blöderweise läuft jede Folge nur knapp 30 Minuten, womit das Mittelstück – immerhin TV-Trash auf allerhöchstem Niveau – leider schon wieder vorbei ist, bevor man sich darin so richtig wohlfühlen konnte.
Bruce Lee spielt in den in Deutschland präsentierten Folgen von THE GREEN HORNET allerhöchstens die zweite Geige – manchmal nicht mal die. Mehr als ein paar Handkantereien und Handlangereien gibt’s von ihm meistens nicht zu sehen. Van Williams ist dazu verdonnert, die Show fast im Alleingang zu tragen. Das bog sich die Constantin Film auf dem ersten Höhepunkt der Bruce-Lee-Welle Anfang der 70er natürlich gehörig zurecht, wovon das Werbematerial zu zeugen weiß. Zu gerne hätte ich DAS GEHEIMNIS DER GRÜNEN HORNISSE in einer der ausnahmslos auf Karate, Kung Fu und Klopperfilme abonnierten Filmtheater mit einem dazu passenden, breitschultrigen, sich vornehmlich aus den Kampfkunstakademien der Nachbarschaft rekrutierenden Publikum gesehen, das allen Ernstes Gekeule nach Art von DIE TODESFAUST DES CHENG LI erwartete. Ich stelle mir vor, dass lautstarker Protest, Aufstände am Kassenhäuschen, zerfledderte Sitzpolster und Bambule an der Tagesordnung gewesen sein müssen. Trotz des klaren Etikettenschwindels und sonstiger Defizite verdient das Mittelstück von DAS GEHEIMNIS DER GRÜNEN HORNISSE nach wie vor uneingeschränkte Bewunderung. Und den Rest des Films kann man bis auf den Schlusskampf zwischen Lee und Mako zum Anlass nehmen, sich einmal mehr in Gelassenheit zu üben.

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Geschrieben 26. Oktober 2005, 13:57

ZIMMER 13
((BR) Deutschland 1963 – Harald Reinl)

Statt Morde in muffigen Villen gibt’s diesmal Nachtclub und Eisenbahnraub. Das is' ja mal was anderes in einem Wallace, wenn auch das allein nicht ausreicht, den Streifen über die Runden zu bringen. Da muss dann noch eine dubiose Serie von Messermeucheleien eingeflochten werden, in die, wie es sich herausstellt, die gute Karin Dor arg verwickelt ist. Den Rahmen erhält ZIMMER 13 durch die Erpressung eines Unterhausabgeordneten, der um seinen Ruf und seine politische Karriere fürchtet. 1000 lose Fäden, und kaum einer wird vernünftig von Anfang bis Ende durcherzählt. Für einen Wallace alles etwas zu arg fragmentarisch und mit allergrößten Mut zur Lücke hergestellt. Auch von Gruselatmosphäre und hin und wieder etwas düsteren Bildern zeigt sich ZIMMER 13 nahezu frei, was dem Film nicht gerade gut steht. Eddi Arent ist diesmal ein Polizeipfiffikus mit gehöriger Klatsche und einer ganzen Tasche voller blöder Sprüche. In denen wälzt sich der Film noch schlimmer als die anderen Wallacen zuvor. Fuchsberger hier ebenfalls in einer seiner schwächeren Rollen. Dafür gibt Hans Clarin abermals eine wirklich sehenswerte Vorstellung als kleiner Tunichtgut aus’m Puff und rettet den Film auf seine Weise. In einer Szene schblädderts zudem zum ersten Mal so richtig in einem Wallace, was aber auch nicht über das Gefühl hinwegtäuscht, dass Reinl hier einen ganz schönen Unfug angerichtet hat. Manchmal wünscht man sich, er wäre wohl besser bei den Bergfilmen geblieben und hätte jemand anderen (Rathony!) machen lassen.

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Geschrieben 27. Oktober 2005, 11:24

DER KARATEKÄMPFER AUS GRANIT
(Hongkong 1977 – Tyrone Hsu Hsia (Tyron Hsu))

Die wackeren Streiter der Rebellengruppe „Vier Drachen“ wollen verhindern, dass die brutalen und grausamen Herrscher der Ming-Dynastie (oder waren es Ching und Ling?) erneut an die Macht kommen. Der schlaue Richter Kang findet aber heraus, dass es unter den „Vier Drachen“ einen Verräter geben muss. Außerdem macht den Rebellen ein stets weiß gekleideter Superkämpfer, den der Film als Tsu Hai Ming oder so verkauft, das Leben schwer, ist er doch mit schier übermenschlichen Kräften gesegnet. Gegen diesen Schweinepriester stellen sich drei Knalltüten (darunter eine als Mann verkleidete Frau, was aber im Film trotz hervorquellender Titten keiner merkt), die auf der Seite der Gerechtigkeit stehen und fighten sich für nix den Arsch ab. Lo Lieh zwingt den Übeltäter am Ende in einen magischen Kreis, in dem übernatürliche Kräfte wie Magneten am Wirken sind. Und weil Tsu Hai Ming so niederträchtig ist, kann er sich den magischen Kraftfeldern nicht entziehen. Dann muss sich Verräter der „Vier Drachen“ offenbaren und kriegt noch was eingeschenkt. Überhaupt wird in GRANIT abgejackt, was die Handkante nur hergibt. Doch nicht nur mit üblichen Kämpfereien gibt sich der Film zufrieden, vor allem auf Spezialeffekte und reichlich Trickeinsatz wird gesetzt, wobei insbesondere auch China-Fressschüsseln und gar große Wagenräder gebührenden Einsatz finden. Die Gesetze der Physik gelten in GRANIT sowieso nicht, was aber überhaupt nichts macht, sorgen doch gerade die irrsinnigen Fliegereien und absonderlichen Kampfstile für gute Stimmung. DER KARATEKÄMPFER AUS GRANIT ist da angesiedelt, wo der menschliche Verstand auszusetzen beginnt, weshalb die Schauspieler ihre Sache unter diesem Aspekt ganz besonders „gut“ machen. (Lo Lieh wird hier trotzdem ganz schön unter Preis verkauft.) Die deutsche Synchronisation steht dem Erscheinungsbild des Films in nichts nach, besonders lustige Stellen werden da auch schon mal monoton und wie vom Blatt verlesen. Das muss ja nicht immer schlecht sein. In diesem Fall will’s gar gut passen und als Prügelextravaganz taugt der Film trotz aller Mängel und unsinnigster Lustigkeiten dennoch. Ein Klassiker ist mit GRANIT absolut nicht vom Himmel gefallen, aber sowas erwartet ja auch niemand. Der deutsche Kinotrailer, der es leider mal wieder nicht auf die Scheibe geschafft hat (Sauerei!), verrät alle Highlights des Streifens, ist in seinem Witz aber weitaus zündender als der ganze Film und somit als Instantversion von DER KARATEKÄMPFER AUS GRANIT wärmstens zu empfehlen. Da schwingen schon mal Erinnerungen an patente 66-Meter-Super-8-Fassungen vergangener Tage mit.
Bei Starmedia steht 4:3 auf dem Cover und korrektes Scope ist drin. Und verschwiegen wird auch, dass der Soundtrack für einen Film dieses Kalibers wirklich toll ist. Woher geklaut?

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Geschrieben 27. Oktober 2005, 15:10

AUCH DIE ENGEL ESSEN BOHNEN
(Italien/Frankreich/Spanien 1973 – E. B. Clucher (Enzo Barboni))

Bud Spencer verdingt sich als maskierter Catcher mit dem Namen „Der Mann aus dem Nichts“. Seine Vorbilder müssen wohl die Supermänner aus den mexikanischen Wrestling- und Santo-Filmen gewesen sein. Weil der Dicke die schmutzigen Wettgeschichten von Mafiaboss Don Angelo nicht mitmachen und deshalb auch nicht in Runde 2 gegen irgendwelche Figuren im Ring zu Boden gehen will, hat er bald mächtig Ärger. Ihm zur Seite gesellt sich bei seiner Flucht der Lebenskünstler Sonny. Beide lassen sich von Don Angelo, der das Gesicht vom Dicken nicht kennt, als Geldeintreiber anheuern. Da Sonny und der Dicke aber eine gute Ader haben, besorgen sie sich die einzutreibende Penunze von einer gegnerischen Mafiabande, deren Geldeintreiber sie kurzerhand aufreiben. Das sorgt natürlich für allerlei Irrungen und Wirrungen sowie für einen Bandenkrieg, an dessen Ende der Dicke und Sonny der Polizei mächtig unter die Arme greifen. Schnarch. Vor allem die Witze sind ganz grausig und über die beträchtliche Laufzeit des Werks von immerhin zwei Stunden auf Dauer auch ganz schön strapaziös. Wie oft da ein Bulle immer wieder tollpatschig durch die Tür purzelt, kann man gegen Ende kaum noch zählen und noch weniger ertragen. Dafür ist der Film für einen Komödienstadl aus dem Hause Clucher hin und wieder ganz schön knallig ausgefallen. Wenn Giuliano Gemma, der wirklich kein guter Ersatz für Terence Hill ist, irre lachend mit dem „Buchhalter“ (Maschinengewehr) reihenweise Gegner niedermäht, dann erklärt sich die FSK-Freigabe ab 16 Jahren durchaus. Interessant ist der Film vor allem aber wegen kleinerer Details. Victor Israel als Polizeispitzel Judas, der mit der Stimme von Ernie entscheidende Tipps gibt, das hat schon was. Ein Wiedersehen mit dem Beast in Heat, Salvatore Baccaro, gibt es auch noch. Er glänzt kurz als Fressalienabschmecker bei Don Angelo. Und dann ist auf der DVD noch die Möglichkeit geboten, sich den Film auch mal in der englischsprachigen Fassung anzusehen, die gegen die deutsche Synchronbombe aber total abstinkt. Es ist halt im Englischen nicht so einfach möglich, aus dem Karatemeister Nakata (Spezialtechnik: „Abgang des gekochten Stinktiers“) einen „großen Meister alter Kacker“ zu machen. Außerdem plapperts in der deutschen Fassung auch noch dann ganz munter, wenn in der OF schon keiner mehr den Schnabel offen hat. Echtes Erzählkino also. Ganz groß.

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Geschrieben 27. Oktober 2005, 19:52


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(USA 1958 – Roger Corman)

“Wir wagen einen Sprung ins Jahr 1975!“ schreit der Sprecher im deutschen Kinotrailer zu diesem SF-Grusel und wusste auch gleich von Ungeheuerlichkeiten zu berichten, die in der düster gemalten Zukunft auf die Menschen lauern: „An ungeheuren Hitzebarrieren verglühen alle Sateliten!“ Was ist bzw. war da los? Die Raumfahrt ist auf dem Vormarsch, tollkühne Männer in Sateliten (und nicht etwa Raketen oder Raumschiffen) unterwegs ins All. Doch rund um die Erde herum haben, wie sich herausstellt, die „Herren des Spiralnebels Pilios“ eine unsichtbare Grenze aus Atomstrahlung, Dampf und Geblitze gezogen, um den Menschen den Eintritt ins All zu verwehren. Immerhin sind die Piliosianer, die es im Film aber nicht zu sehen gibt, den Menschen im Vergleich so überlegen wie du und ich der gemeinen Ameise (was so auch im Film ziemlich ungeniert verbreitet wird). Dr. Van Fonda will trotz dieser Bedrohung und einer nochmaligen in Latein (!) abgefassten Warnung, die die Menschheit in einer Art Flaschenpost aus den Weiten des Alls erreicht, seinen neuesten Sateliten in den Himmel katapultieren. Doch auf einer Dienstfahrt zur UN verunglückt er angeblich tödlich, nur um sich wenig später doch noch vor der Vollversammlung zu zeigen. Da sind zwar alle froh und gleichermaßen erstaunt, Van Fonda indes ist da aber schon nicht mehr der, der er einmal war. Außerirdische Intelligenz hat sich totale Kontrolle über ihn verschafft. Nach einigem Hick und Hack geht’s mit drei Raketen, in jeder ein Teil für den Supersateliten, dann auch tatsächlich ins All. Mit dabei sind auch Wasp Woman Susan Cabot und, ganz klar, Dick Miller – der darf ja bei Corman nicht fehlen. Miller obliegt es auch, das wahre Gesicht des Doktors zu enthüllen und die Barriere der Piliosianer mittels eines Sonnenreaktors, der den Sateliten auf zigfache Lichtgeschwindigkeit zu katapultieren vermag, ein für allemal zu durchbrechen. Gelingt natürlich alles. 1975 war schon gehörig was los, obwohl im Film nie auch nur ein Sterbenswort darüber verloren wird, wann die Mär zeitlich überhaupt angesiedelt ist. Immerhin langt es für gehöriges Gelächter, wenn man sich den Trailer zu WAR OF THE SATELITS in geselliger Runde ansieht. Aber auch der Streifen an sich ist natürlich ein echter Winner bei allen Gelegenheiten. Allein wenn es sich die Raumfahrer cormantypisch in Liegestühlen aus dem Möbelhaus gemütlich machen (die lose in den Ecken in der Flugmühle herumstehen) und ihren Superreaktor mittels Gas- und Wasserarmaturen zu bedienen haben, kennt die Heiterkeit kaum noch Grenzen. Van Fondas durch die außerirdische Macht herbeigeführte Personenteilung ist bestes Jekyll & Hyde, und die Tatsache, dass es im Sateliten scheinbar eine Extraluke für die Entsorgung von Leichen gibt, die überdies rege Anwendung findet, ist wirklich schon sehr weit gedacht. Irgendwo muss der Menschenmüll ja hin. So richtig schnieker Filmmüll übrigens auch, aber dafür gibt’s ja Vitrinen fürs Wohnzimmer. Und da hinein gehört PLANET DER TOTEN SEELEN, und zwar ganz nach oben. Auf jeden Fall.

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Geschrieben 29. Oktober 2005, 13:14

MARCO POLO - IM REICHE DES KUBLAI KHAN
(Hongkong 1975 – Chang Cheh)

Marco Polo hat sich nach einer zweijährigen Reise durch das Reich des Mongolenfürsten Kublai Khan kräftig nach oben gedient und Macht und Einfluss verliehen bekommen. Doch gleichzeitig regt sich in der annektierten Provinz Yangzhou Widerstand gegen Khan. Die Widerständler können durch Khans Leibgarde allerdins niedergeschlagen werden. Kurze Zeit später lassen sich in der Gegend vier Brüder von zwei ermordeten Rebellen blicken, die jedoch trotz der Tatsache, dass sie mit ungeheuren Kampfkünsten gesegnet sind, ebenfalls nichts gegen die Übermacht der Unterdrücker ausrichten können. Da müssen andere Mittel her, doch im ganzen Reich ist Martial-Arts-Unterricht verboten – und ebenso die Verwendung von Werkzeugen, die als Waffe taugen könnten. In der Residenz des einst mächtigen Mr. Wang können die vier Brüder unterschlüpfen und werden zu allerlei grausamer Garten- und Feldarbeit verdonnert, die aber natürlich den Sinn und Zweck hat, ihre Körper zu unverwundbaren Waffen zu machen und ihre Kampfkraft ins Unermessliche zu steigern. Deshalb müssen sie riesige Felsen durch die Gegend rollen, Bambus mit bloßen Händen zu Kleinholz verarbeiten, eine Mühle samt Rösterei nur mit Einsatz des eigenen Körpers bedienen und in bracken Wasserlöchern herumspringen. Nach 100 Tagen ist alles geschafft und Marco Polo, die drei übermenschlichen Leibwächter des Kublai Khan und ein ganzes Mongolen-Heer kann sich einen Arsch voll abholen kommen.
Mit MARCO POLO IM REICH DES KUBLAI KHAN ist abermals ein recht episches Werk der Shaw Bros. entstanden, das vor allem davon zehrt, dass Chang Cheh besser als jeder andere Vertragsregisseur des Studios wusste, wie man mit verhältnismäßig wenigen Mitteln einen überlebensgroßen Film zusammengezurrt bekommt. Gerade zu Beginn, wo die eigentliche Haupthandlung noch nicht begonnen hat, wirft der Film mit pompösen Scope-Bildern nur so um sich, die jederzeit mit westlichen Großproduktionen der 50er und 60er Jahre mithalten können. Diesen Pfad verlässt der Film aber ebenso bald wieder wie der mitservierte Marco Polo im weiteren Verlauf der Geschichte kaum noch eine Geige spielt. In erster Linie steht in diesem Film die immer wieder gerne in den Werken von Shaw & Cheh vorgekaute Mär von der gnadenlosen Ausbildung gerechter Rebellen im Vordergrund, die man trotz der Tatsache, dass sie schier unendlich abgegriffen ist, dennoch jedesmal aufs Neue mit absoluter Spannung verfolgt. Das Finale von MARCO POLO IM REICH DES KUBLAI KHAN nimmt über 20 Minuten in Anspruch, bis jeder Kampf auf Leben und Tod entschieden ist, wobei auch einmal mehr sehr deutlich klar wird, warum die Shaw-Filme anderen Klopperstreifen so überlegen sind. Richard Harrison als Marco Polo hat im ganzen Film recht wenig zu tun, erfüllt in erster Linie Alibifunktionen und steht deshalb vornehmlich als Zierat in der Gegend herum, wobei er eines seiner beiden Gesichter vorzeigt, mit denen er das ganze Werk bestreitet. Zu kämpfen hat Harrison natürlich nichts, weshalb er nach allen von (Alexander) Fu Sheng, Chi Kuan-chi und anderen bekannten Shaw-Streitern ausgefochtenen Schlachten allein zurück bleibt, um seine Heimreise anzutreten. Als Hinterlassenschaft bleibt ein richtig runder und ungemein actionreicher Reißer aus der „harten gelben Reihe“, der einfach alles mitbringt, was man sich als Freund solcher schönen Unterhaltungsfilme nur wünschen kann.

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Geschrieben 29. Oktober 2005, 16:18

YOUR VICE IS A LOCKED ROOM AND ONLY I HAVE THE KEY
(Italien 1972 – Sergio Martino)

Im Umfeld des schreibblockierten Schriftstellers Oliviero, den Luigi Pistilli wirklich toll darstellt, geschehen grausame Morde. Ein Sichelmörder treibt sein Unwesen. Obwohl der Film alle Verdachtsmomente sehr gekonnt und ebenso gezielt auf Oliviero lenkt, steckt weitaus mehr dahinter als sein Alkoholismus, Drogenmißbrauch und vor allem auch der Einfluss der toten Mutter. Wie gut ein Giallo ist, steht und fällt ja damit, wie gekonnt seine Geschichte konstruiert ist. Im Fall von YOUR VICE IS A LOCKED ROOM muss man schon sagen, dass die Zutaten allesamt sehr stimmig sind, der Film zum Miträtseln geradezu einlädt und auch einen ungeheuren Spaß bereitet. Gerade auch, weil er ganz erheblich mit Elementen aus Poes Black Cat herumspielt. Zwar versaut die Kenntnis der Story von Poe die Auflösung der makaberen Geschichte etwas, aber das tut der Stimmung nicht wirklich Abbruch. Sehr schön ist vor allem das Zusammenspiel von Edwige Fenech und Anita Strindberg anzusehen. Die Strindberg hat die bessere Rolle und spielt diese überaus glaubwürdig, Edwige Fenech ist trotz aller Verschlagenheit vor allem das Süßli fürs Auge. Aber so richtig shocking ist vor allem Ivan Rassimov mit weiß gefärbten Haaren. Da haut’s einen echt ins Eck, wenn der plötzlich in Großaufnahme ins Bild rückt.
Negativ anlasten könnte man YOUR VICE IS A LOCKED ROOM lediglich, dass das Gespann Gastaldi und Martino hier im Grunde eine entfernt ähnliche Basisrezeptur verkocht wie in ihrem zwei Jahre zuvor entstandenen THE STRANGE VICE OF MRS. WARDH, der mit seinen Überraschungsmomenten und der überaus cleveren und ohne Bezug auf literarische Werke angefertigten Konstruktion auch der Film ist, der über seine ganze Länge noch etwas besser mitzuziehen versteht als YOUR VICE IS A LOCKED ROOM. Und wenn man aber schon mal dabei ist, die beiden Filme miteinander zu vergleichen, so ist vielleicht noch zu sagen, dass ich zwar Bruno Nicolais Musik immer schon unendlich mochte, aber Nora Orlandi für THE STRANGE VICE OF MRS. WARDH den einfach eingängigeren Score geschrieben hat.
Beide Filme sind dennoch schlicht hervorragend und zählen sicherlich zu den besten Werken, die das Genre in den 70ern hervorgebracht hat. Ohne weiteres Wenn und Aber ganz große Klasse.

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Geschrieben 29. Oktober 2005, 18:49

AUSGELÖSCHT
(USA 1987 – Walter Hill)

Zuletzt gesehen irgendwann in den 80ern in der grausam verstümmelten 16er-Fassung, weil’s was anderes damals nicht so einfach gab. Dementsprechend spärlich waren die Erinnerungen an den Film, der im Filmgewusel der 80er so oder so nicht viel hatte, um wirklich hängen zu bleiben oder gar Eindruck zu machen. Die Carolco-Produktionen von Andrew Vajna und Mario Kassar hatten mit Ausnahme von TOTAL RECALL sowieso meistens immer ein klein wenig RAMBO mit dabei. An erster Stelle wird deshalb auch reinrassiges Ballerkino geliefert, das auf einer Geschichte fußt, die unter anderem von John Milius ersonnen wurde. Da weiß man gleich, was die Stunde geschlagen hat und weshalb die Waffenkunde etwas detaillierter ausgefallen ist als in vergleichbaren Actionfilmen aus der zweiten Hälfte der 80er. Was dem Streifen aber dennoch einigermaßen über die Runden hilft, ist vor allem der Tatsache zu verdanken, dass er sehr western ist. In manchen Szenen möchte man fast meinen, Hill imitiert Peckinpah – das dann aber leider eher schlecht. Das überaus kunstvolle und manchmal ungemein traurige Ballett, das die Kugeln in Peckinpahs Filmen zum Tanz antreibt, kriegt Walter Hill nicht umgesetzt, wenngleich er in sehr ähnlichen Sets operiert. Bei Hill regiert ein blutiger Kugelhagel um des Hagelns Willen, an dem die Zensoren hier und da keinen echten Spaß hatten. Auch das Ratte aufpieken (igitt) brachte die Moralwächter auf Trapp. Je nachdem, wie man es auffasst, stört oder erheitert es, dass Nick Nolte den ganzen Film eine Flunsch zieht und pausenlos geladen ist. Wie es eine hübsche, lebenslustige Mexikanerin wie Maria Conchita Alonso mit so einem ewigen Ekelpaket aushält, ist das eigentliche Geheimnis von AUSGELÖSCHT. Der Rest der Truppe um und gegen Nolte prollt sich einen zurande, dass die Tonspur wackelt, übertüncht damit ein wenig die Inhaltsleere und ist am Ende auch nur Kanonenfutter. Ja, man hat durchaus schon Besseres von Walter Hill gesehen.

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Geschrieben 30. Oktober 2005, 11:14


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((BR) Deutschland/Ungarn 1975 – Alfred Vohrer)

Alfred Vohrer werkelte als Gegenstück zu den Schulmädchen-Reportagen und als aktualisiertes Quasi-Remake seines gleichnamigen Streifens von 1959 und einen extrem flotten Kriminalreport zusammen, bestehend einmal mehr aus „wahren Geschichten unserer Zeit“, die „nach Protokollen“ spielfilmtaugliche Aufarbeitung erfuhren. Na, dann mal los.
Sabine hat es auf Kunstlehrer Melzer abgesehen, was die Kumpels Oliver, Götz und Walter mit Neid erfüllt, ist Sabine doch ein ziemlich flotter Feger. Sie beschließen daher, Sabine einen Denkzettel zu verpassen und locken sie unter einem Vorwand ins Haus von Olivers Eltern, die gerade auf Reise sind. Dort verabreichen sie ihr eine Cola mit K.O.-Tropfen und ziehen sie nackt aus, um rattenscharfe Bilder von ihr anzufertigen („Sieh dir die steilen Titten an!“), die sie in der Schule verteilen wollen. Zur selben Zeit sucht überraschenderweise auch Lehrer Melzer Oliver auf, wird kurzerhand ebenfalls mit den Tropfen ins Aus gesetzt und schnell ist die Idee geboren, die Körper der beiden Ohnmächtigen in eindeutigen Liebesstellungen für ein Shooting zu arrangieren. Danach schaffen Götz und Oliver Lehrer Melzer nach Hause, Walter indes, allein im Haus mit der willenlosen Sabine, fällt über das Mädchen her. Nachdem Götz und Oliver von ihrer Tour zurück sind, fehlt von Walter jede Spur. Sabine ist immer noch K.O., was die beiden in helle Aufregung versetzt. Sie wollen Sabine vor einem Krankenhaus ablegen, bauen unterwegs jedoch einen Unfall. Sabine stirbt auf offener Straße an einer K.O.-Tropfen-Vergiftung, weil Oliver die Dosis nicht genau bemessen hat. Auf ihrer Beerdigung zeigen sich die Schuldigen tief betroffen und in Begleitung der Exekutive, danach wartet noch jahrelanger Bau auf sie.
Fall zwei handelt von Ulli, der die flotte, gleichaltrige Betty zugunsten seiner Tante Tina abblitzen lässt, mit der er eine ganz schön knisternde Beziehung unterhält. Eines Tages eröffnet Ullis Onkel, der Bankdirektor Herr Gregor, seiner Frau allerdings, dass er sich gehörig verspekuliert hat und demnach kein Vermögen mehr besitzt. Geld muss her – egal wie. Am besten mit der vorgetäuschten Entführung seiner Frau. Ulli soll das Ding drehen. Fünf Millionen Mark sollen dabei vom Bankkonsortium in die verbrecherischen Taschen fließen. Dummerweise bekommt Betty etwas von dem Plan mit und wird, weil sie sich am Tatort zeigt, von Ulli neben Tante Tina gleich mitentführt. Herr Gregor spielt seine Rolle gut, die Bank zeigt Herz und das Geld wird zügig in einem Aktenkoffer bereitgestellt. Bei der Übergabe schnappt allerdings die Polizei zu. Herr Gregor hat die Sache mit den Schulden nur erfunden, um sich seiner Frau zu entledigen, wusste er doch unlängst um das Verhältnis zwischen ihr und seinem Neffen. Die Sache klärt sich durch Betty auf, die aus einer uneinsehbaren Ecke im Versteck heraus miterleben musste, wie Herr Gregor seine Frau kaltblütig erschossen hat, während sich Ulli zur Geldübergabe auf den Weg machte. Ulli und Herr Gregor kleben wohl heute noch für ein paar Groschen Papiertüten im Staatsdienst.
Das beste zum Schluss. Motorradrocker terrorisieren die Passauer Provinz und richten allerlei Unheil an. Noch nicht einmal vor einer katholischen Prozession macht die unselige Bande halt und mischt die Gläubigen gehörig auf. Und auch knackige Reiterinnen werden von den Bikern durch den Passauer Forst gehetzt wie wilde Tiere. Gut, dass ein maskierter, rotgekleideter Motorradrächer zur Stelle ist, der sich einen Tunichtgut nach dem anderen schnappt und der Polizei ganz viel Arbeit abnimmt. Durch einen dummen Zufall bekommt allerdings die Bande die Identität des „Roten Rächers“ heraus, der Brugger Franz ist’s bzw. Sascha Hehn, der sich auf einer Shell-Tanke sein hartes Brot der Wirklichkeit zusammenverdient. Hehn kann Rockerboss Karl im Duell Mann gegen Mann („Dir blase ich den Arsch auch ganz alleine auf!“) zwar zusammenschlagen, wird aber hinterrücks angeschossen. Das Motiv seiner Rache pult ihm die Polizei im Krankenhaus aus der Nase. Sein Bruder Thomas und dessen Freundin Heidi wurden von den Rockern drangsaliert, Heidi gar brutal vergewaltigt. Und angesichts der Schande, dass er ihr nicht helfen konnte, hat sich Thomas lieber vor den nächstbesten Zug geschmissen. So etwas wird garantiert nicht wieder vorkommen, weil Rocker Karl fortan viele lange Jahre in bayerischer Staatspension verbringen darf. Die Polizei sagt noch schön danke und vorbei ist einer der allerbesten Alfred-Vohrer-Filme, die es je zu sehen gab. Gerade die letzte Episode des Films müsste man in Katzengold aufwiegen lassen, nimmt sie doch so ziemlich alles vorweg, was DEATH WISH und vor allem auch MAD MAX aufzufahren in der Lage waren. Komischerweise kräht nach Krad-Rächer Sascha Hehn keine Sau mehr, während Bronson und Gibson immer noch für ihre Heldentaten in aller Munde sind. Eine Frechheit sondergleichen, fängt der brutal-gefährliche Asphaltdschungel in Wirklichkeit doch gleich hinter Passau an und nicht erst in New York oder den Weiten Australiens. Auch die anderen Episoden können sich absolut sehen lassen und sind höchst spannend aufgebaut. In seiner überraschenden Wendung erzielt der Mittelteil des Films sogar durchaus Giallo-Qualität, wenn ihm auch der Feinschliff dieser Filmgattung abgeht wie sonstwas und am Ende mehr bundesdeutscher TATORT als italienischer TORSO übrig bleibt.
Gerade der Report-Film der 70er lebte von den eingeflochtenen, moralinsauren Kommentaren herbeizitierter Fachmänner, Fachfrauen, Doktoren und Professoren. Auch die obligatorischen Straßeninterviews – egal , ob echt oder gestellt – durften keinesfalls fehlen. Diese Zutaten fehlen in VERBRECHEN NACH SCHULSCHLUSS gänzlich. Nicht Meinung zählt, sondern Fakten- und Aktenlage. Der Film stürzt den unvoreingenommenen Betrachter deshalb auch ohne viel Tammtamm Hals über Kopf in seine Geschichten, wogegen die Einspielfilmchen aus Aktenzeichen XY aussehen wie Kinderquatsch mit Michael. Am Ende werden unter dröhnenden Paukenschlägen die Strafen für die auf Abwegen wandelnden Jugendlichen verlesen, dass sich Richter Alexander Holt und seine Fernsehkollegen noch ein gehöriges Scheibchen davon abschneiden können. Selbst eine Knaststrafe von ein paar Jahren wird bei Vohrer dargereicht wie eine Abverurteilung aufs Schafott. Wer danach in seiner Penne auch nur noch ein Pausenbrotpapier ohne Angst in die Ecke feuert, hat aus VERBRECHEN NACH SCHULSCHLUSS rein gar nichts gelernt. Vohrers Film macht auch nicht den Fehler und verflechtet in sein Kriminalgestrüpp komische Momente, wie es fast alle anderen Report-Filme aus der Zeit vorexerzierten. Sein Film ist von der ersten bis zur letzten Minute hart, brutal, schonungslos und immer ausgesprochen Ernst, wenn sich natürlich nach mehreren Jahrzehnten, die über den Streifen dahingeflossen sind, die eine oder andere Unfreiwilligkeit nicht ganz ausschließen lässt. Das jedoch gleicht der Film aber auch spielend mit seinem gnadenlosen Tempo und seinen drastischen Geschichten locker aus. Bei Vohrer wird in Abgründe geblickt, die so tief sind, dass sie einem kaum noch Platz für Hoffnung lassen. Die Polizei kann das Schlimmste nicht mehr verhindern, man ist den Gräueltaten gnadenlos ausgeliefert.
Der Film macht vor allem eines klar: Hinter dem unverdächtigen Pickelboy in der letzten Bank lauert das Böse, die nächste Generation Schwerverbrecher - du bist vor ihm nicht sicher, du wirst sein nächstes Opfer sein. Nach diesem Film möchte man um jede Schule einen großen Bogen machen und vor Vohrers Augenöffner, den man sich gar nicht oft genug ansehen kann, dankende Verbeugung üben.

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Geschrieben 31. Oktober 2005, 15:12

DER WILDE KORSAR DER KARIBIK
(Italien/Spanien 1970 – Ferdinando Baldi)

Von Ferdinando Baldi hat man durchaus schon das eine oder andere ansehnliche Werk gesehen. Leider aber auch viel Bodensatz. Deshalb muss man seine Filme gleichermaßen mit einem Gemisch aus banger Hoffnung und Gleichgültigkeit über sich ergehen lassen. DER WILDE KORSAR DER KARIBIK ist eine Pralinenpackung geworden, in der alle zu verkostenden Teile ungeheuer muffig schmecken. Wie und warum sich Dean Reed, der ja vor allem wegen seiner DDR-Western bekannt geworden ist, in diesen Streifen verirrt hat, das gibt schon einige Rätsel auf. Jedenfalls spielt Reed den gerissenen Captain Blake, der mit einer Gruppe Seeräuber (darunter ein sich als komischer Zauberer verdingender Errol-Flynn-Lookalike) als einziger Überlebender auf der sogenannten Grünen Insel landet, so beschissen, dass es wirklich seinesgleichen sucht. Zusammen mit seinem Grüppchen stellt er sich in den Dienst einer holden Prinzessin, für die er gegen eine erkleckliche Belohnung eine Kiste Gold, eine Schatulle Diamanten und vor allem die Urkunde wiederbeschaffen soll, die sie als rechtmäßige Herrscherin über die Grüne Insel auszeichnet. Dagegen intregiert jedoch der Cousin der Prinzessin, der gerne selbst regieren möchte – na, und ein feindliches Piratennest ist dann auch noch aufzumischen. Weite Teile des Films spielen nicht einmal auf See, sondern in irgendwelchen piratenmäßig hergerichteten Studioräumen, was dem Streifen an sich schon den Todesstoß versetzt. Eingearbeitet sind zu allem Überfluss aber auch noch dümmliche Witze auf Kasperleniveau und ebenfalls als komisch angepriesene Prügel- und Liebesszenen, gegen die sich im Vergleich ein gemeiner Bud-Spencer-Film so ernst ausnimmt wie „Das kleine Fernsehspiel“ abends im ZDF. Voll Gurke ist auch Nico Fidencos Musik. Selten so einen schlechten Film gesehen.

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Geschrieben 31. Oktober 2005, 15:56

WILLKOMMEN, MR. CHANCE
(USA/Großbritannien/(BR) Deutschland 1979 – Hal Ashby)

Als der Film damals in die Kinos kam, spielte er natürlich nicht in einem Theater in meiner Nähe, weshalb ich Hal Ashbys Film erst viele Jahre später im TV ansehen konnte. Das war sicherlich auch besser so, weil die ganzen ironischen Anspielungen auf das Medium Fernsehen und auch der großen politischen Bühne hätte ich seinerzeit wohl auch gar nicht gebührend erfassen können. Peter Sellers Darstellung des Gärtners Chance, der ohne wirkliche Vergangenheit und ohne seit seiner Geburt jemals auch nur einen Fuß aus dem Anwesen seines Arbeitgebers und Herrn gesetzt zu haben, durch eine Verkettung unglücklicher Zufälle und Fehlinterpretationen seines sinnfreien und höchstens vom übermäßigen TV-Konsum beatmeten Geschwätzes eine steile Karriere in der US-Politik hinlegt, ist immer wieder gern gesehen. Neben DR. STRANGELOVE seine für meine Begriffe beste Rolle – gerade auch, weil er verdammt wenig tun muss, um überhaupt komisch zu wirken. Der Mr. Chance scheint ihm wie auf den Leib geschneidert. Die letzte Szene des Films ist herrlich surreal. Und surreal mutet es auch an, dass ein so ein böses Werk wie BEING THERE überhaupt einmal Wirklichkeit werden kann, wobei die Welt mit einem friedliebenden Chance in Person von Peter Sellers wohl eine unendlich friedlichere geworden wäre als einem schießwütigen Texaner.
Jerzy Konsinskis Buchvorlage (kam zeitgleich mit dem Film bei Knaur raus, Plakatmotiv – wichtig! - auf dem Cover, für heutige Verhältnisse unglaublich billige 5 Mark 80) sollte ich mal wieder lesen und habe es mir deshalb jetzt nach sehr vielen Jahren erneut aus dem Regal gezogen. Dabei verwunderte es mich im Nachhinein nicht wenig, wie Ashby es geschafft hat, aus so einem dünnen Buch einen so langen Film zu machen. Mehr als zwei Stunden braucht man für den ganzen Konsinski nämlich auch nicht.

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Geschrieben 02. November 2005, 15:54

GHOST IN LOVE
(Korea 1998 – Lee Kwang-hoon)

Eine kriminelle Vereinigung von Geistern freiwillig aus dem Leben geschiedener Menschen scharrt mit höchst zweifelhaften Mitteln Mitglieder um sich. Deshalb wird sie von der oberen Geisterinstanz bereits mehr als argwöhnisch beäugt. Eine Art Geisterpolizei ist unlängst auf dem Plan und schaut den Betreibern des Klubs der Selbstmördergeister scharf auf die Finger. Man sieht es nicht gern, wenn Selbstmördergeister den Lebenden ins Handwerk pfuschen, sich an ihnen rächen oder ihnen sonstwie übel mitspielen. Doch gerade mit diesen Möglichkeiten wirbt der Klub, wobei potentiellen Neuzugängen auch schon mal vom Vorstand der finale Schritt ins neue Leben ein wenig erleichtert wird. Und neue Mitglieder sind dringend gefragt, muss die Geisterpolizei doch regelmäßig Exekutionen durchführen, weil die Geister vom Selbstmordklub zuweilen recht arg über die Stränge schlagen. Unter diesen Voraussetzungen entspinnt sich eine Liebesgeschichte zweier Geister mit den drolligen Namen Plötzlich und Cantokrates. Während Cantokrates ein Mittler zwischen den verschiedenen Geisterwelten ist, sinnt Plötzlich ausschließlich auf Rache an ihrem Ex-Verlobten, der sie in den Selbstmord trieg, und verbaut sich damit die Chance auf Erlösung. Überzeugungsarbeit ist nötig, um den rechten Weg zu zeigen. Verzeihen ist oberste Maxime, Liebe der Lohn. Dabei geizt der Film nicht mit einigen wirklich tollen Ideen, die der ungeheuren Kitschigkeit des Ganzen Paroli bieten. Einige Momente sind zudem sehr emotionsgeladen ausgefallen, und es verwundert dann nicht gerade wenig, dass der mit zuweilen recht schlecht einkopierten Computereffekten überfrachtete Film so etwas überhaupt noch zu transportieren in der Lage ist. Am besten sind deshalb auch die Szenen gelungen, die ohne solcherlei Schmückung auskommen, beispielsweise, wenn sich die Geister zwischen den Lebenden unsichtbar herumtreiben und um Aufmerksamkeit betteln, die ihnen allerdings verwehrt bleibt. GHOST IN LOVE schwankt hin und her zwischen bodenlosen Lächerlichkeiten und schönen Ideen. Am Ende weiß man auch gar nicht, was von dem Film zu halten ist und ob er überhaupt gefallen hat.


XX... UNBEKANNT
(Großbritannien 1956 – Leslie Norman)

Bei einer Militärübung bildet sich in der Erde ein schier bodenloser Spalt, daraus entweicht ein Klopsmonster mit unendlichem Appetit auf Radioaktivität, die es für sein Überleben braucht. Der vom Militär hinzugezogene Dr. Royston hat als einziger die richtigen Antworten auf alle brennenden Fragen. Das Batzenmonster ist nämlich eine andere Form hochintelligenten Lebens, das sich beim Erkalten der Erde in ungeheuren Tiefen gebildet hat. Das glaubt ihm zwar kaum einer, aber die Zweifler werden spätestens dann eines Besseren belehrt, wenn der Atomklops durch die Straßen britischer Gemeinden rollt. Man gut, dass Royston gerade die Forschungsarbeit an einem Kernspaltungsneutralisator beendet hat, mit dem man der Masse an die Gurgel gehen will und den Saft abzuschneiden gedenkt. XX... UNBEKANNT nimmt sich weitaus ernster aus als der doch recht schalkhafte BLOB, der zwei Jahre später entstand. Das mag sicherlich daran liegen, dass statt irgendwelchen 40jährigen, die Teenager in Sturm und Drang darstellen müssen, Knalltütenwisschaften mit dem Brustton höchst akademischer Überzeugung zum Besten gegeben werden. Außerdem ist der Film durchweg auf seine Sache konzentriert und umkreist stets das monströse Problem, während im BLOB auch in größter Not noch Zeit für Techtelmechtel und Generationsprobleme bleibt. Im BLOB macht man es sich mit der Ursachenklärung zudem weitaus einfacher als in dem britischen Produkt, das anstatt eines schleimspuckenden Meteoriten eine fast schon eigene und deshalb auch breit ausgewalzte Pseudowissenschaft aus dem Batzen zu schlagen in der Lage ist. Und man muss schon sagen, dass es einen Heidenspaß macht, diesem ganzen todernst vorgetragenen Quatsch emsig Gehör zu schenken. Da hat sich Jimmy Sangster wirklich gehörig was zusammengesponnen. Recht ansprechend ist auch die Umsetzung der Wabbelmasse ausgefallen, die – ähnlich dem BLOB – an Größe zunimmt, je mehr Nahrung sie bekommt und sich wirklich majestätisch durch die Gegend schleimt. Und dann gibt’s gar noch schmelzende Menschen, die aus XX... UNBEKANNT eine weitaus grimmigere Nummer machen als der US-Film es in seinen besten Momenten sein kann. XX... UNBEKANNT macht großen Appetit auf weitere britische SF- und Horrorfilme aus den 50ern und 60ern. Es ist wirklich eine Schande, dass es davon hierzulande nur so wenig auf DVD geschafft haben, obwohl doch wirklich vieles einst auch bei uns in den Kinos spielte. Wenigstens Anolis zeigt, wie’s geht - wenn auch der Verlust der alten Synchronfassung des Films sehr schmerzlich ist.

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Geschrieben 02. November 2005, 23:37

TARKAN VERSUS THE VIKINGS
(Türkei 1971 – Mehmet Aslan)

Weil die Wikinger nichts zu tun haben, schippern sie ins Mittelmeer und klauen dem Hunnenkönig Attila seine knackige Tochter Yonca. Im Schlepptau mitgebracht haben sie auch einen Riesenkraken, dem sie gern und unter allerlei Gejohle Menschenopfer darbringen. Weil aber die Wikinger bei einem Überfall auch eine der beiden Tölen des einsamen Streiters Tarkan, seines Zeichens ein Baum von einem hunnischen Türken, gemeuchelt haben, schwört dieser bittere Rache an den Seefahrern aus dem Norden. Zusammen mit seinem Wunderhund Kurt und an der Seite einiger sich vom Wikingerhauptmann Toro abgekapselten Amazonen, die unter Leitung der einstigen Herrschertochter Ursula stehen, zieht er dahin „wo die Wikinger wohnen“. Dann gibt’s mächtig auf die Zwölf, und auch der bei Anführer Toro in Ungnade gefallene Krakenwächter Orso, eindrucksvoll und unter Dauergegrunze zum Besten gegeben von einer türkischen Ausgabe von George Eastman, darf zeigen, dass er ein gutes Herz besitzt. Und wo wir schon bei den Tieren sind – die spielen in diesem Werk eine wirklich wichtige Rolle und sind gerngesehene Werkzeuge übelster Sataneien. Der auf Kommando losspringende, augenaushackende Falke von Häuptling Toro ist noch so eine Schau. Kurt indes ist schier ein Wundertier, das auch 180°-Steigungen mühelos überwindet, nur um sich dann aus schwindeleregender Höhe auf das verfluchte Krakenungeheuer zu stürzen und sich damit für seinen Herrn zu opfern. Schauwerte hat der Film jede Menge aufzufahren. Kleinkinder werden von den Wikingern mit großer Klinge unter fettem Grinsen abgeschlachtet, eine nymphomane Schlangenbeschwörerin treibt ein intrigantes Spiel, Kommissar Kurt erschnüffelt unter allen Wikingern den Mörder seines Hundevaters, nordische Orgien werden gefeiert, ein Wikingerbatzenmann schneidet Frauen mit Wurfäxten neue Frisuren – keine Minute ohne neue Ungeheuerlichkeit will hier sinnlos vergeuden. Über alle Unzulänglichkeiten und Grenzdebilitäten, die der Streifen so mit sich bringt, sieht man da nur zu gerne hinweg: Die Wikinger sehen wie die grotesken und schlecht gekleideten Zwillingsbrüder der Gallier aus Asterix aus, der Riesenkrake ist in Wirklichkeit einfach ein schwabbeliges Gummitier ohne erkennbares Leben, in dessen Fangarme sich die Darsteller unter allerlei Gekreisch schon selbst einrollen müssen und Wunderköter Kurt schießt schon allein deshalb den Vogel ab, weil er so heißt wie er heißt. Volles Pfund an allen Ecken und Enden, stilgerecht untermalt mit Tönen aus Werken, deren Größe der von TARKAN VIKING KANI noch gerade zur Ebenbürtigkeit reichen. Deshalb darf auch nur Morricones Lied vom Tod die aufopfernde Leistung des Helden bekräftigen, wenn dieser allein im Ruderboot von der Türkei nach Wikingerland übersetzt. Und sehr gut gefällt an TARKAN VIKING KANI in diesem Zusammenhang natürlich auch, dass hier wirklich noch sämtliche Soundeffekte (durch die Luft schwingende Schwerter und sausende Pfeile) original mundgeblasen wurden.
Ganz, ganz dunkel kann ich mich noch an Tarkan-Comics erinnern, die es bei uns auch zu lesen gab. Ob die aber auch so gut waren wie der Film? Dieser ist aber auf jeden Fall eine richtig bunte Wundertüte - mit Gimmick, Knalleffekt und allerlei Schokolade fürs Auge sowieso. Selten so viel Spaß an einem Film gehabt.

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Geschrieben 04. November 2005, 18:28

THE DEATHLESS DEVIL
(Türkei 1972 – Yilmaz Atadeniz)

Der eher bieder ausschauende Tekin kriegt von seinem Adoptivvater eine Maske und eine kleine Metalschlange ausgehändigt, ist er doch wahrhaftig der Sohn des legendären Supermanns Copperhead, der so lange auf der Seite von Recht und Gesetz kämpfte, bis er von dem dämonischen Dr. Satan und seiner Bande ins ewige Abseits gestellt wurde. Superhelden-Hilfe ist auch dringend nötig, denn schon wieder treibt Dr. Satan ein böses Spiel in der Welt der Wissenschaften. Viel liegt ihm daran, an eine brandneue Waffenentwicklung, der Tangait-Mine nämlich, zu stehlen und sich zum Weltenherrscher aufzuschwingen. Schnell wird der brillante Professor Dogan von Dr. Satan entführt, ein Killerroboter auf die Verfolger angesetzt – und selbst vor Dogans schmucker Tochter Sevgi machen die Gangster nicht halt. Weil das alles für einen Supermann allein nicht zu schaffen ist, hat man Copperhead einen schrulligen Kauz mit Namen Bitik zur Seite gestellt, der den Film in einem Sherlock-Holmes-Kostüm durchstreift und links und rechts des Weges Heiterkeiten überflüssiger Art zu Boden fallen lässt. Das reicht dann auch als Grund, neben geklauten Western-Melodien auch einmal Mancinis Pink Panther Thema zum Einsatz zu bringen. Das täuscht aber nicht darüber hinweg, dass die Bitik-Figur nicht so ganz in den über weite Strecken doch recht ernst gehaltenen Film passen will. Denn trotz allen mehr als offensichtlichen Unfugs und Schabernackereien wird durchaus bodenständig das vorgetragen, was produktionsseitig als Inhalt weniger gut als billig schien. Natürlich ist der Roboter eine ganz schöne Kanone, die zumindest augenscheinlich vom selben Ingenieur gefertigt wurde, wie der Blechkamerad in RUDI, BENIMM DICH! - und auch Dr. Satan hat mit seiner Oberlippenperücke und den seltsamen Drachen-Shirts einen Anstrich verpasst bekommen, bei dem man gewiss mehrmals schlucken muss. Darüber sieht man aber generös hinweg, ist das Supergehelde in YILMAYAN SEYTAN auch nicht übler als das italienischer Genrevetreter - und die bringen ja ebenfalls nicht nur und ausschließlich grobmaschige Lächerlichkeiten an den Mann. Wagt man einen Vergleich mit dem ebenfalls auf der DVD aufgespielten TARKAN VIKING KANI, so unterliegt YILMAYAN SEYTAN deutlich, was vor allem daran liegt, dass TARKAN ohne die mit Brachialgewalt in den Film gehebelte Slapstick bestens über die Runden kommt. Dennoch natürlich auch volle Punktzahl für diesen Türken-Schmackofatz. Allein die halsbrecherischen Karatekloppereien zum Ende und die schier unendliche Fülle dusseliger Seytaneien lassen gar kein anderes Urteil zu, wenn ich auch den in eine ziemlich ähnliche Kerbe schlagenden SÜPERADAM ISTANBUL’DA mit weitaus größerer Bewunderung bei seinem Handwerk zugesehen habe.

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Geschrieben 05. November 2005, 11:34

PERSONA
(Japan 2000 – Takashi Komatsu)

Die Loser, Taugenichtse und Hänselpeter japanischer Schulen tauchen eines Tages maskiert und mit beinahe schon stählernem Selbstvertrauen in den Bildungsanstalten auf. Der Maskenkult geht um, immer mehr Schüler maskieren sich mit weißer Gesichtspappe und wachsen schier über sich selbst hinaus, formieren sich, treten füreinander ein und sind bald in der Übermacht. Wer keinen Gesichtsdeckel trägt, ist bald nichts mehr. Wer steckt hinter der Maskerade? Außerirdische? Satan? Godzilla und die Urweltraupen? Diese Frage beantwortet der Film, der zumindest in der ersten Hälfte auch mit allerlei wundersamen Phänomenen operiert, leider nicht. Dafür wird der Mummenschanz mit all seinen dubiosen und zunächst noch breit ausgerollten Begleiterscheinungen kurzerhand über Bord geworfen und darf einem Krimiplot nach Art von Polizeiruf 110 weichen, der von einem verhinderten, zu schnellem Mord und Totschlag tendieren Modegirl handelt. Dazu gibt’s japanische Mädchen in luxeriösen Walle-Walle-Gewändern zu lärmender Technomusik. Zumindest der erste Teil ist durchaus spannend geraten und wirft allerlei interessante Fragen auf, wovon aber nicht eine einzige Beantwortung erfährt. Gleichermaßen ärgerlich wie erstaunlich, dass so ein durchaus interessantes Konstrukt mit all seinen Möglichkeiten, locker einen Spielfilm füllen zu können, völlig abrupt in banalen, unausgegorenen Quatsch ausartet. Kurzum: So richtig mit Schmackes in die Hose gegangen.

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Geschrieben 07. November 2005, 20:54

CAPTAIN KRONOS, VAMPIRJÄGER
(Großbritannien 1972 – Brian Clemens)

Später in den 70ern durfte sich ja Horst Janson an der Seite von Lilo Pulver um Tiffy, Samson und Herrn von Bödefeld in der kümmern, was ich herzerwärmend fand. Wahrscheinlich quch eine Art Lohn für seine Mühen als Vampirjäger Kronos, der mit seinem buckligen Helfer, dem in Vampirdingen vortrefflich beschlagenen Professor Grost, auf Zuruf der gepeinigten Landbevölkerung den Untoten die Lampe ausbläst. Ganz anders als in dem mit klassischen Elementen des Hammer-Vampirkinos hantierenden, ein Jahr zuvor abgedrehten TWINS OF EVIL gelingt in CAPTAIN KRONOS der Übergang zum modernen Vampirfilm dabei durchaus. Nicht Splattereffekte stehen im Vordergrund, sondern die doch recht konsequente Weiterentwicklung der Vampirthematik. Mit bekannten Mitteln lassen sich die Untoten, die selbst das Sonnenlicht und Kruzifix nicht scheuen, kaum mehr bezwingen. Auch das schnieke Katana, das Kronos mit blitzender Schnelligkeit zu führen in der Lage ist, mag die Vampirbrut, die selbst die Grenzen von Raum und Zeit zu überwinden versteht und nicht nur Blut, sondern gleich die ganze Jugend ihrer Opfer absaugt, kaum schrecken – die Großmäuler in den verlassenen Tavernen im Moor dafür umso mehr.
Allergrößten Schauwert und viel Oho! hat der Film vor allem in der Szene, in der Horst Janson und John Carter an ihrem vom Vampir infizierten Freund Dr. Marcus sämtliche nur denkbaren Tötungsarten ausprobieren, bis sie die richtige gefunden haben. Caroline Munro ist in CAPTAIN KRONOS wieder einmal einzig zur Zierde mit von der Partie, damit der Streifen nicht ohne kleine Liebelei und wippender Titte dasteht – zwingend nötig ist die von ihr dargestellte Figur eigentlich nicht. Man nimmt sie aber auch so ganz gerne mit. Ganz großes Lob gebührt auch der deutschen Synchronfassung, bei der sich Janson selber spricht. Die hat klarerweise nicht den Charme alter Synchronkünste, ist aber dennoch recht ansprechend ausgefallen. Völlig unverständlich, dass CAPTAIN KRONOS bei uns vor der DVD-Auswertung nie gezeigt wurde. KRONOS wird besser, je öfter man ihn sich ansieht. Während meine alte VHS von Video Standard aus Holland mit ihren fetten Untertiteln nur wenige Male zu Besuch im Rekorder war und dann fast 10 Jahre gar nicht mehr, hat die DVD binnen eines Jahres schon zwei Aufführungen erlebt. Das mag natürlich auch an der wirklich ungemein schönen Aufspielung des Films auf dem Silberling liegen – aber eben halt nicht nur.

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Geschrieben 08. November 2005, 15:16

GODZILLA KEHRT ZURÜCK
(Japan 1955 – Motoyoshi Oda)

Nachdem der erste Grüne mittels Wunderwaffe bezwungen wurde, taucht ein neuer Godzilla auf einer verlassenen Insel auf. Allein ist er zudem auch nicht, sondern hat das Supermonster Angilas an den Hacken, mit dem er sich unentwegt herumbalgt. Die Wissenschaft und Politik steht ob dieser ungeheuerlichen Entdeckung schier Kopf, hat man doch nur in allzu frischer Erinnerung, welche Zerstörungen Godzilla bei seinem ersten Auftauchen in Tokyo anrichtete. Und naturgemäß dauert es natürlich auch gar nicht lange, bis sich beide Monster an der Küste Japans zeigen und Osaka plätten, bis kein Stein mehr auf dem anderen steht, womit aber der Budenzauber noch nicht einmal vorüber ist.
GODZILLA KEHRT ZURÜCK hat viele grimmige Gesichter. Vor allem das neue Monsterkostüm ist sehr gelungen, stehen dem Grünen doch spitze Zähne kreuz und quer im Maul herum, zu denen ein ausnahmslos wütender Blick aus finsteren Augen das Anlitz vollendet. Angilas rutscht noch nicht, wie in späteren Filmen der Fall, auf den Knien herum und ist deshalb auch ungemein schnell unterwegs. Überhaupt schnell: Die Monsterzweikämpfe sind sind mit wesentlich geringerer Geschwindigkeit aufgenommen, spulen sich also mindestsens so rasant ab wie die Männer ohne Nerven-Stummfilme dereinst im ZDF, welche ja fast sämtlich ebenfalls mit falscher Geschwindigkeit durch die Sendeanlage liefen. Ein technischer Fehler bei den Dreharbeiten des zweiten Godzillas, der dem Film aber im Nachhinein eine ganz besondere Note verleiht, zumal sich die sonstigen Zerstörungsorgien godzillatypisch in korrekt aufgenommener Slow Motion präsentieren.
Interessant – und dennoch leider in keinem weiteren Godzilla-Film verfolgt – ist die Tatsache, dass Godzilla wie eine Motte vom Licht angezogen wird. Wenn die Armee Godzilla mit Leuchtraketen aus der Bucht der Stadt herauslocken will (was nicht gelingt, weil ein paar Ausbrecher unbeabsichtigt eine nahegelegene Ölraffinerie in Brand stecken) dann hat das eine ähnliche Qualität wie die Zombie-Ablenkungsmanöver in Romeros LAND OF THE DEAD und sorgt für enorm stimmungsvolle und sehr eindrucksvolle Bilder. GODZILLA KEHRT ZURÜCK ist streckenweise noch weit mehr als der Ur-Godzilla ein sehr düsterer Film geworden, in dem Masao Tamais Kamera in gleicher Weise das vernichtete Osaka zeigt wie einst die körnigen Dokumentaraufnahmen Hiroshima nach dem Abwurf der A-Bombe. Bei so vielen offensichtlichen Ängsten vor blindem Fortschrittsdenken scheint es nur folgerichtig, dass hochtechnologischer Schnickschnack in GODZILLA KEHRT ZURÜCK nicht zur Verfügung, weil die einzige probate Waffe, der Oxygenzerstörer, nach dem ersten Auftauchen des Monsters verloren ging. Dem Monster wird daher durchaus eindrucksvoll mit entfesselter Naturgewalt zu Leibe gerückt, Feuer also mit Feuer bekämpft. Und dazu erklingen packende Melodien aus der Feder von Masaru Satô. In seiner Gesamtheit ist der Film weitaus mehr, als man zum Glücklichsein überhaupt benötigt.

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Geschrieben 09. November 2005, 23:59

DER FLUCH DES DÄMONEN
(Großbritannien 1958 – Jacques Tourneur)

Irgendwann in den tiefsten 70ern lief dieser Film in der Gruselkabinett-Reihe auf N3 im TV. Und nur zu gut kann ich mich noch daran erinnern, welches Grauen er hervorrief. Von allen bis dahin gesehenen Horrorfilmen (und das waren zwar einige, aber noch nicht so viele) hat es keiner geschafft, mir dermaßen Angst und Unwohlsein zu erzeugen. In irgendeinem Werberatschlag zu einem anderen Horrorfilm annoncierte der Verleih sein Schauerwerk mit den Worten „Die Garantie für eine schlaflose Nacht“. Das traf zwar nicht auf das damit beworbene Filmwerk zu, auf DER FLUCH DES DÄMONEN ist er immer noch anwendbar. Ohne weiteres Nachdenken würde ich den Streifen zu den zehn besten Horrorfilmen zählen, die mir je über den Weg gelaufen sind. Der Stellenwert von FLUCH ist mir keinesfalls geringer als der eines LA MASCHERA DEL DEMONIO.
Wenn auch Tourneur den Film ursprünglich ohne den bereits vom Filmplakat herabgrinsenden Unhold aus Schwefel, Höllengestank und schauerlichem Nebel ausstatten wollte, so ist doch zu sagen, dass das Monster den FLUCH DES DÄMONEN unheimlich ziert und dem wunderbar aufgebauten Schreckensszenario auch keinen K.O.-Schlag versetzt. Dass Tourneurs Filme notfalls auch ohne Kreatur auskommen, hat er schon über zehn Jahre zuvor mit CAT PEOPLE eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Die Katze ist kaum zu sehen – und wenn sie mal in Erscheinung tritt, dann zumeist nur akustisch oder als bedrohlicher Schatten. CAT PEOPLE lebt davon, dass der Zuschauer nicht weiß, ob die Mär von den Katzenmenschen wirklich wahr oder nur Einbildung ist. Mit ähnlichen Instrumentarien arbeitet auch DER FLUCH DES DÄMONEN über weite Teile, obwohl er seinen Höllenhund schon recht früh in Bild und Ton überlebensgroß präsentiert. Dennoch schafft es der Film, eine über sich über die ganze Spielzeit erstreckende Stimmung von Unsicherheit und latenter Bedrohung zu vermitteln, die vielen anderen Genrefilmen leider so gnadenlos abgeht.
Dumm, dass in Deutschland nur die ziemlich runtergeputzte amerikanische Erstaufführungsfassung des Films zum Einsatz kam. Sie verschweigt unter anderem auch eine für die Dramaturgie des Films wichtige Episode (der Ausflug aufs Land, der auch das Experiment an der Universität erklärt). Eine Sichtung beider Schnittfassungen lohnt die Mühe auf jeden Fall. Die kürzere Fassung raubt dem Film nicht einen Deut seiner bedrohlichen Wirkung, die längere Version verwurzelt den Schrecken noch etwas tiefer im Zuschauer.
Nach dem Film mag man nicht mehr in den Keller gehen, was wohl das größte Kompliment ist, das man einem Horrorfilm machen kann.
Monstrula-Ingojiras bereits auf der Buio Omega-Seite ausgesprochener Empfehlung für das Buch über die Entstehung des Films möchte ich mich anschließen. Von DER FLUCH DES DÄMONEN muss man einfach alles haben.



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(USA 1980 – Charles Kaufman)

Für die Story an sich gibt’s wohl keinen Blumentopf zu gewinnen. Von weit größerem Interesse ist aber die für das Backwood-Genre durchaus recht gelungene Umsetzung und natürlich das Stelldichein der Mutter mitsamt ihren fürchterlich debilen Söhnen Ike und Addley, die eine Mischung aus Wahnsinn, Dummheit und Saraksmus zu Schau stellen, die im Hinterland des Genres in solch einer Konstellation eher seltener anzutreffen ist. Vor allem nicht in so einem ziemlich wild ausgestatteten Set wie dem Haus der irren Familie, das mit seinen übereinandergestapelten Fernsehern, Bibo-Wecker und Travolta-Poster, zahllosen Muskelmagazinen sowie weiteren schier unzählbaren Befremdlichkeiten aus den Devoltionalienschatzkisten der 70er wie eine groteske Version des mit Knochenbauten vollgestellten Farmhauses aus THE TEXAS CHAINSAW MASSACRE wirkt.


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Obwohl natürlich im tiefsten Wald des Horrorfilms angesiedelt, zeigt sich MUTTERTAG in vielen Details weitaus eher Boormans DELIVERANCE verpflichtet, als – was ihm leider recht häufig wohl auf Grund des spätestens seit CARRIE hinlänglich bedienten Schockendes nachgesagt wird – Cunnighams FREITAG DER 13. Wie bei Boormans Film sind auch in MUTTERTAG drei Städter im vermaledeiten Wald unterwegs, vorab wird auf der Treppe des Ladenbesitzers, der sie vor den Tiefen der Wälder eindringlich warnt, von zwei absoluten Instrumentenneulingen ein völlig in die Büx gegangener Abklatsch von Dueling Banjos gezupft, Quälereien wie die legendäre Schweinchen-Szene aus DELIVERANCE lassen sich im Verlauf von Kaufmans Film sowieso gleich mehrfach ausmachen (beispielsweise bei den zum Amüsement von Rose Ross abgehaltenen Vergewaltigungsspielen Shirley Temple oder Park Bench Bitch). Dennoch versteht sich fast von selbst, dass von MUTTERTAG in erster Linie die Feinschmecker des reinen Body-Count-Splatters angesprochen werden. Viel zu sehr fehlt es MUTTERTAG am qualitativen Tiefgang und der Hintersinnigkeit eines Boorman. Aber wie viel mehr ist das Gebotene doch im Vergleich zur grob fahrlässigen Inhaltsleere der fast zeitgleich erstmalig abgehaltenen FRIDAY-Nummernrevue. Wenn in MUTTERTAG zudem die breit holzende Rachkeule ausgepackt wird, verbittet sich jeder weitere Vergleich der beiden Hinterwäldlerfilme. Mutter-Tochter-Konflikt, die Stärke tief verwurzelter Freundschaft, die Angst vor Bindungsbrüchen – all das wird bei Kaufman zumindest hier und da oberflächlich thematisiert. Für eine feinsinnigere Einarbeitung ist in MUTTERTAG allerdings weniger Platz. Natürlich. Terror, Entsetzen und Debilitäten bitten zum Diktat.
Was MUTTERTAG klarerweise zu einer weit geschmähten Sauerei sondergleichen werden lässt, ist der den Film von A bis Z durchziehende und hundsgemeine Spaß an der Qual, eine über Gebühr brutal dargestellte Vergewaltigung und natürlich die eine oder andere Blutkleckserei.


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Die Splattereffekte jedoch spielen in MUTTERTAG keine wirklich signifikante Rolle und sind im Vergleich mit anderen Filmen des gleichen Jahrgangs gar verhältnismäßig lasch ausgefallen, wenngleich sie sehr pointiert und in Großaufnahme gesetzt sind. Es sind viel eher die anderen „Qualitäten“, die aus Kaufmans Film eine Waffe machen, mit der auf die strafrechtlich relevante Menschenwürde mit Berserkerhand eingestochen wird. Und wirklich scheiden werden sich die Geister wohl auch nur an eben diesem Umstand, denn im Gegensatz zu den trotz aller Grimmigkeiten doch recht klar strukturierten Einbahn-Metzelfilmen ist MUTTERTAG schon ein recht unwirsch tobender Unhold von einem Film mit fürchterlich schlechten Manieren. Und das ist gut so.

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Geschrieben 10. November 2005, 23:51

LADY YAKUZA – THE RED PEONY GAMBLER
(Japan 1968 – Kosaku Yamashita)

Nach der heimtückischen Ermordung ihres Vaters wendet sich Oryu von dem halbseidenen, vom Kartenspiel bestimmten Leben des Yano-Clans ab und macht sich, wahllos durch die Gegend streifend, auf die Suche nach dem Mörder. Ihr einziger Hinweis dabei ist, dass dieser bei der Ermordung ihres Vaters seine Geldbörse verloren hat, die sie seitdem bei sich trägt. Im Verlauf ihrer durchaus sehr gefahrvollen Reise gesellen sich zwei Männer an ihre Seite. Zum einen der als unbesiegbar geltende Schwertkämpfer Naoki, zum anderen das ihr nach wie vor treu ergebene Yano-Mitglied Fugushin. Während Fugushin als einziger Überlebender des Massakers das Gesicht des Mörders gesehen hat, entlarvt sich Naoki später als Bruder des Täters, was für reichlich Sprengstoff sorgt. Reichlich Sprengstoff wird auch im Finale des Films aufgefahren, wenn es dem ganzen auf Betrug und Verrat aufgebauten Clan rund um den auch nach politischer Macht gierenden Kokuai gehörig an den Kragen geht.
LADY YAKUZA baut nicht wirklich auf brachiale Action, obwohl die natürlich auch nicht fehlt. Dafür wird mit Junko Fuji eine überaus elegante wie knallharte Heldin geboten, die sich, nachdem sie den „Makel“ der Weiblichkeit abgelegt hat, in einer nihilistischen Männerwelt behaupten geht. Natürlich darf Oryu am Ende zu ihrer eigentlichen Rolle zurückfinden – quasi als Belohnung für die bewältigte Aufgabe. Tomisaburo Wakayama ist auch noch mit von der Partie, trägt einen Hitlerbart und grummelt stellenweise ebenso fürchterlich wie in seinen späteren Auftritten als Ogami Itto.
Mehr als überdeutlich ist zu erkennen, wer für die mit der eindrucksvollen Meiko Kaji besetzten LADY SNOWBLOOD-Filme Pate gestanden hat. LADY YAKUZA spielt ohne Unterbrechung in der finsteren Unterwelt rivalisierender Clans. Eine andere Welt als diese scheint es gar nicht zu geben. Dennoch bestimmen Ordnung und traditionelles Wertedenken das Spiel, das in Bildern gefasst wurde, die passenderweise wie wunderschöne Gemälde aussehen. Darin dürfen clevere Kniffe nicht fehlen. Wenn Oryu ihre Weiblichkeit ablegt und Rache schwört, verfärben sich alle im Bild stehenden weißen Rosen augenblicklich rot, Oryus erster und überaus flinker Schwertkampf ist komplett in Slow Motion gedreht (und dennoch hat man gut damit zu tun, dem Treiben mit den Augen zu folgen) und zahlreiche ungemein stimmungsvolle Rückblenden zeugen von einem verlorenen Leben in Unbeschwertheit und der Sehnsucht nach diesem. In LADY YAKUZA gibt es jede Menge ausgeklügelte Bilder zu sehen, die frei von jeder Hektik für das Auge sind, aber dafür eine schiere Freude.
Im direkten Vergleich ist LADY YAKUZA weitaus durchdachter und auch in allen Belangen wesentlich hübscher ausgefallen als Jahre später LADY SNOWBLOOD, der dafür aber die vielleicht dramatischere Geschichte erzählt. Wenn Oryu am Ende Clan und Ehre wiederhergestellt hat, jedoch vorzieht, weiter durch die Lande zu ziehen, möchte man gar nicht erst auf das Erscheinen des hingetuschten Ende abwarten, um den nächsten Film der Serie aufzulegen.

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#150 molotto

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Geschrieben 14. November 2005, 15:18

RED PEONY GAMBLER 2 – GAMBLER’S OBLIGATION
(Japan 1968 – Norifumi Suzuki)

Wähernd sich Oryu im zweiten Teil beim Yakuzachef Togasaki herumtreibt, treibt ein Kredithai sein Unwesen, der im großen Stil die Schuldscheine völlig verarmter Seidenmacher aufkauft. Unter einem Vorwand schickt Togasaki Oryu auf eine Reise (die sie wieder ins Haus des von Tomisaburo Wakayama gespielten Kumatora bringt). Während ihrer Abwesenheit zetteln die Bauern unter Führung von Togasaki einen Aufstand an, bei dem der Yakuzachef jedoch sein Leben lassen muss, da die Rebellion von der Polizei kurzerhand niedergeschlagen wird. Wie sich später herausstellt, hat Togasakis rechte Hand Kasamatsu das Vorhaben verraten, um sich die Macht über den Bezirk unter den Nagel zu reißen. Die Bauersfrauen müssen unter seiner Herrschaft noch schwerer arbeiten, vor Vergewaltigung und Mord schreckt Kasamatsu ebenfalls nicht zurück. Viel Arbeit für Oryu, die sich zwischenzeitlich mit dem berühmten wandernden Killer Shutaro zusammengeschlossen hat, der fleißig beim Aufräumen der üblen Mischpoke hilft.
Bei Norifumi Suzuki gibt’s es der wunderschönen Bilder nur wenige, dafür ist der Film weitaus gemeiner und schmuddeliger als der Vorgänger. Es stand auch irgendwie nicht anders zu erwarten, wenn man Suzukis andere Filme kennt. RED PEONY GAMBLER 2 ist dennoch ein ungeheures und erneut sehr komplexes Kraftpaket von einem Film geworden. Sehr action- und temporeich erzählt, stets hochspannend und auch sehr dramatisch. Zwischendrin muss sich Oryu diesmal sogar in ihrer eigentlichen Profession als Glücksspielerin beweisen, und zwar in einem Duell mit der unter dem Einfluss von Kasamatsu stehenden Spielerin Oren. Wie Oryu diese Unperson abfertigt, gehört zu den definitiven Highlights des Films – eine absolute Wahnsinnsszene. Und weil Suzuki viel schneller zur Sache kommt, ist der zweite Teil auch noch wesentlich stärker mit kleinen, jedoch sehr unterhaltsamen Nebensächlichkeiten gespickt als der erste Streifen. Dramatische Kämpfe, Yakuzaversammlungen und familiäre Tragödien geben sich im flinken Wechsel die Klinke in die Hand. Dazwischen wird von Ort zu Ort und bis hin nach Tokyo gereist. Kein Wunder, dass da 95 Minuten wie im Handumdrehen vergehen. Gerade weil so viel passiert und geboten wird, kommt man gar nicht umhin, sich den Film noch ein weiteres Mal anzusehen. Macht man gerne, lässt sich doch so die Vorfreude auf Teil 3 noch steigern.
Sehr wohltuend ist es zudem auch, endlich wieder einmal eine Fortsetzung gesehen zu haben, die gnadenlos auf etablierte Charaktere und die Handlung des Vorgängers ohne vorherige A-bis-Z-Erklärungen aufbaut. Ohne LADY YAKUZA - RED PEONY GAMBLER gesehen zu haben, ist man in Teil 2 ziemlich verloren. Ein weiterer ungemeiner Pluspunkt ist, dass sich die die Geschichte rund im Oryu auch wirklich weiterentwickelt und nicht nur auf der Stelle getrampelt und Wiederholung praktiziert wird. Solche Konsequenz würde vielen aktuellen Fortsetzungen auch gut zu Gesichte stehen, sobald man das vordringliche Probleme akuter Inhaltsleere erfolgreich behoben hätte.

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