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Beutelschneider, Zeitschinder, Nervenzerrer - Filmforen.de - Seite 19

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Beutelschneider, Zeitschinder, Nervenzerrer


1011 Antworten in diesem Thema

#541 molotto

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Geschrieben 08. Dezember 2006, 12:00


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(Großbritannien 1972 – Freddie Francis)

Bei der Besichtigung eines alten Gemäuers werden fünf Besucher vom Rest der Gruppe abgeschnitten und finden sich in einer alten Krypta wieder, in der schon der in einem Sack gewandete Gruftwächter auf sie wartet. Nacheinander werden ihnen ihre bösen Absichten vor Augen geführt.
Joanne bringt am Weihnachtsabend ihren Gatten um, während ihre Tochter schon sehnsüchtig und ungeduldig den Weihnachtsmann erwartet. Der stellt sich dann in Form eines aus der Irrenanstalt geflohenen Massenmörders im Santa-Kostüm auch bald ein und sorgt für Gerechtigkeit.
Carl lässt seine Frau und seine Kinder sitzen, um mit der knackigen Susan durchzubrennen. Nach einem Autounfall sucht er in den Trümmern seine Flamme, muss allerdings entdecken, dass mittlerweile zwei Jahre vergangen sind und er als gammelige Leiche unter den Lebenden wandelt.
Snob James will sich das Grundstück seines Nachbarn Grimsdyke unter den Nagel reißen und schikaniert diesen so lange, bis der alte Mann sich erhängt. Nach einem Jahr steigt Grimsdyke aus dem Grab, um sich für die nette Behandlung noch einmal persönlich zu bedanken.
Unternehmer Ralph hat bei riskanten Geschäften all sein Hab und Gut verloren. Als es ans Verkaufen der Kunstgegenstände im Haus geht, findet seine Frau eine chinesische Statue, die ihrem Besitzer drei Wünsche erfüllt. Doch die wollen gut überlegt sein und nicht – wie in diesem Fall – in der Wiedererweckung eines bereits einbalsamierten Toten gipfeln.
Die beste und letzte Geschichte erzählt vom pensionierten General Rogers, dem die Leitung eines Blindenheims übertragen wird. Seine ungeheure und schier menschenverachtende Knickrigkeit führt nach dem Tod eines Kameraden zum Aufstand der Blinden, bei dem es reichlich Geschnetzeltes gibt.
Die Vorlagen der Episoden bilden die legendären E.C.-Comics, ebenso wie die Gestalt des Crypt Keepers, den Sir Ralph Richardson auch ohne verwestes Äußeres herrlich eindringlich spielt. Die Portierung der zumeist ohnehin zeit- und ortsungebundenen Geschichten nach England ist ebenso geglückt wie die Einflechtung britischer Grusel-Gepflogenheiten und vor allem das Aufgebot namhafter Schauspieler: Peter Cushing, Joan Collins (in ihrer mit weitem Abstand schönsten Rolle), Nigel Patrick und ein sagenhafter Patrick Magee geben dem ganzen den nötigen Pfiff. Zumindest die erste Episode „And All Through The House“ wurde später noch einmal für die TV-Wiederbelebung der E.C.-Comics neu aufgelegt. Im direkten Vergleich schneidet die auch mit grellen Witzen nicht sparende Neuinszenierung gegenüber der Francis-Fassung erschreckend schlecht ab, wie es überhaupt der TV-Aufguss zuweilen sehr an Ernst vermissen lässt, mit dem die Geschichten trotz all ihrer Absurditäten ausgestattet sind. Francis Film, den ich ohne zu überlegen zum besten aller Amicus-Omnibusse ernennen würde, ist da in Sachen Stimmung weitaus näher am Comic und strapaziert auch die Pointen der Geschichten nicht unnötig. Seine GESCHICHTEN AUS DER GRUFT arbeiten ganz nach Art der Vorlage auf das letzte Bild hin (besonders schön zu sehen in der zweiten Episode), in dem sich mit einem Knall alles auflöst. Statt seine Höhepunkte jedoch auszukosten, geht Francis gleich zum nächsten Fall über. Sicher auch ein Grund, warum der Film überaus flott ist und selbst nach mehrmaligen Durchläufen immer noch so viel Spaß macht wie beim ersten Mal. Fertig ist erst, wenn alle in der Hölle schmoren, und die Zeit bis dahin vergeht hier wie im Fluge.

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#542 molotto

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Geschrieben 08. Dezember 2006, 15:08

KALTER HAUCH
(USA 1972 – Michael Winner)

Im Auftrag einer Verbrecherorganisation verrichtet Arthur Bishop Dienst als Mechaniker, ist also bezahlter Killer, der tödliche Unfälle inszeniert und dabei die Schwächen seiner Opfer trefflichst auszunutzen weiß. Auch scheut er sich nicht davor, einen Freund der Familie eiskalt zu ermorden, als ihn ein derartiger Auftrag ereilt. Mit dem hinterbliebenen Sohn Steve freundet er sich an und findet in ihm eine Art verwandte Seele, weshalb der Entschluss schnell wächst, Steve auszubilden und zu seinem Nachfolger machen zu wollen. Das Syndikat nimmt es ihm krumm, weshalb sich Bishop bald einem Mordkomplott gegenüber gestellt sieht. Außerdem ist Steve auch nicht so ganz ohne. Von vorn bis hinten macht Winners Film ein ähnliches Aufheben um den Ehrenkodex des Killers, wie man ihn weniger bei einem US-Film denn bei asiatischen Yakuza-Streifen vermuten würde. Die (Berufs-)Ehre geht so ziemlich über alles, Loyalität wird ganz groß geschrieben. Bronson spielt den Einzelgänger genau so, wie man es von ihm erwartet, eine Art Revolverhelden nach Zuschnitt von DER TOD RITT DIENSTAGS, wobei Jan-Michael Vincent den Gemma-Part abbekommt und ihn herrlich grünschnabelig zu spielen weiß. Und immerhin auch noch ganz nüchtern, wobei ich seine komplett im Vollrausch und mit ausnahmslos sehr lalliger Zunge bestrittene Rolle in X-TRO II ja immer noch für seine beste halte. Neben dieser hier vielleicht. Am Ende läuft es bei KALTER HAUCH auf ein hochinteressantes Duell zwischen Bronson und Vincent hinaus, das schwer an die „Spy Vs. Spy“-Geschichten aus den MAD-Heften erinnert. Mit nicht wenig Humor und der Tatsache, dass ein Toter immer noch am besten zu lachen hat, endet Winners wirklich wunderbares Potpouri, das knackige Action bei jeder Gelegenheit mit großer Keller ausgibt und die vielleicht längste Auto-fällt-in-Echtzeit-´ne-Klippe-runter-Szene zu bieten hat, die man im Kino der 70er zu sehen bekam.

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#543 molotto

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Geschrieben 11. Dezember 2006, 14:30

DER KÖNIG UND ICH
(USA 1956 – Walter Lang)

Die britische Lehrerin Anna zieht es nach dem Tod ihres Mannes nach Siam, wo sie am königlichen Hof die Erziehung der Thronfolger und der sonstigen Nachkommenschaft übernehmen soll. Mit dem König von Siam, der sehr auf Fortschritt und westliche Kultur hält, diese aber nicht so wirklich versteht, gibt es von Beginn an amüsante Reibereien. Liebe ist auch mit im Spiel, ebenso zahlreiche Gesangseinlagen, die auf der DVD auch als Karaoke-Versionen gereicht werden, mit denen man sich trefflichst blamieren kann. Der recht naive, nach Vorlage des erfolgreichen Bühnen-Musicals zusammengeklopfte Film besticht vor allem wegen seiner Ausstattungs- und Farbenräusche in gigantischem CinemaScope 55, wozu zumindest in der Originalfassung auch tatsächlich ein nicht minder beeindruckender mehrkanaliger Soundtrack gereicht wird. Auge und Ohr bekommen also ihr Fresserchen auf jeden Fall. Wenn ich mich recht entsinne, wurde von DER KÖNIG UND ICH auch für die deutsche Kinofassung ein Mehrkanalton angefertigt. Auf der deutschen DVD erschallt aber nur etwas maues Zwonullmono – wundert nicht, weil das kennt man ja auch schon von den allermeisten Digital-Umsetzungen wunderschöner 70mm-Filme und dem anbieterseitigen Unwillen, den dafür gefertigten Mehrkanal-Magnetton adäquat auf die Scheiben zu bringen. Davon mal ganz ab will natürlich auch die ideologische Ausrichtung von DER KÖNIG UND ICH nicht ernsthaft schmecken, weil am europäischen Wesen muss die asiatische Welt am Ende auf Biegen und Brechen genesen. Darüber sieht man nur dank der immer wieder sehenswerten (und immerhin auch gebührlich Spielzeit in Beschlag nehmenden) Darbietung der Siam-Version von ONKEL TOMS HÜTTE in diesem Filmbonbon hinweg. Außerdem mag ich es immer noch sehr, wenn Yul Brynner dummes Zeug singt.

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#544 molotto

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Geschrieben 12. Dezember 2006, 11:50

DER WÜRGER VON PARIS
(USA 1954 – Roy Del Ruth)

Ein irrer Frauenkiller treibt in Paris sein Unwesen. Vom Täter fehlt natürlich zunächst jede Spur. Außerdem ist seltsam, dass die Morde hinter verschlossenen Türen und Fenstern geschehen, kein Mensch also den Raum betreten oder verlassen haben könnte. Inspektor Bonnard findet jedoch Hinweise, die ihn auf die Spur des jungen Professors Dupin lenken, der zusammen mit seinem Kollegen Dr. Marais das Verhalten von Tieren erforscht. Als die Indizienlage immer brenzliger für Dupin wird, stellt er selbst Nachforschungen an und kommt zu dem Schluss, dass nur ein dressierter Affe die Mordtaten begangen haben kann. Außerdem führt die Spur auch zu Dupins Verlobte, die sich als eigentlicher Zankapfel der Mordserie herausstellt. Unerfüllte Liebe spielt in DER WÜRGER VON PARIS eine wichtige Rolle, eine mindestens ebenso große wie das wüterige Monster, das sich in der Tat als Gorilla entpuppt, viel eher aber noch die Opferrolle der geschundenen Kreatur erfüllt, weshalb am Ende auch nicht so ganz einleuchtet, warum der Kletteraffe im Kugelhagel der Polizei sein Leben aushauchen muss, nachdem er seinen Herrn an die Gurgel gegangen ist. Ganz ansehnlich ist der eh nicht sonderlich lange Film ja durchaus, wenn er auch sein Geheimnis zu früh lüftet und die phantastische Ader, die den Streifen zunächst dominierte, zugunsten einer Kingu-Kongu-Affenmär sausen gelassen wird. Damit geht einiges von der anfänglichen Spannung flöten. Leider. Beachtlich gut ist das Affenkostüm im WÜRGER, und schön wären auch die 3D-Effekte mit dem herumtobenden und –turnenden „Monster“ gewesen, aber statt plastischer Bilder im korrekten 1.66.1-Format gibt es bei Warner nur flaches 4:3, das sich zudem auf manchen Player auch noch nach rund einer Stunde aufhängt. Ein Ruhmesblatt wurde hier also nicht beschrieben, zumal der Film in direkter Konkurrenz mit anderen Poe-Verfilmungen und trotz eines jungen Karl Malden auch nicht gerade der ganz große Knüller ist. Del Ruth kann’s besser, was er vor allem auch mit einer seiner letzten Extravaganzen, dem exzellenten THE ALLIGATOR PEOPLE, beeindruckend unter Beweis gestellt hat. Und für die Warner gibt es auf jeden Fall mal eine glatte fünf für diese Hunzelnummer von DVD.

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#545 molotto

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Geschrieben 13. Dezember 2006, 19:20

REVENGE OF THE WARRIOR
(Thailand 2005 – Prachya Pinkaew)

Weil ihm seine beiden Elefanten, mit denen er immerhin aufgewachsen ist, von einer skrupellosen Verbrecherorganisation gestohlen wurden, zieht der junge Bauernsohn Kham los und verteilt Dresche. Zwei links, zwei rechts und Halleluja. Die Spur der Dickhäuter führt nach Sidney, wo sich Kham mit einem Polizisten anfreundet, dem man gerade den Mord an einem hohen Regierungsbeamten in die Schuhe geschoben hat. Dahinter steckt natürlich auch die Organisation, die auch die Elefanten geklaut hat. Ach so. Wie auch schon bei ONG BAK darf man das Gehirn für die Dauer des Films im Nachtkästchen zwischenparken, sich an den furiosen Kämpfen ergötzen, wirbelnden Körpern beiwohnen und auch Gliedmaßen-Verrenkungen, die man zuvor für schier unmöglich gehalten hat. Am Ende rieselt, wie auch schon in der internationalen Fassung von ONG BAK, ein französisches Technostück während des Abspanns in die Lauschlappen und schüttelt mindestens ebenso durch wie Tony Jaas Karatehenker-Fäuste. Warum die Franzosen der Ansicht sind, das insbesondere die Abänderung musikalischer Untermalungen einen asiatischen Film aufpeppt oder ihn für Krethi und Plethi genießbarer macht, ist mir weder klar noch so ganz geheuer. Noch weniger allerdings der Umstand, das thailändische Dreschflegeleien scheinbar problemlos eine Freigabe ab 16 Jahren erhaschen, während einige Dutzend inhaltlich und künstlerisch höherwertigere Shaw-Filme immer noch in ihren zu Rudimenten zusammengestauchten Videofassungen auf dem Index stehen. Wie auch immer: Unterhalten kann man sich mit REVENGE OF THE WARRIOR ganz ansehnlich, wegen der fehlenden inhaltlichen Substanz hatte ich jedoch nach einer Stunde deutlich mit einer gewissen Müdigkeit zu kämpfen. Nur kloppen und Fresse dick zu Wumm-Bumm-Musik ist mir irgendwie dann doch zu wenig.

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#546 molotto

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Geschrieben 13. Dezember 2006, 19:20

SNAKE DANCER
(Südafrika 1976 – Dirk de Villiers)

Die Geschichte der Striptänzerin Glenda Kemp in leicht abgeänderter, für die Leinwand entsprechend aufbereiteter Form, dabei ordentlich schwankend zwischen Biopic, Sexploiter und Drama nach Hollywood-Strickmuster. Kein schlechter bunter Teller. Ist man Zeuge geworden, wie sich die kleine Glenda bereits im Kindesalter vornehmlich für Schlangen und Tanzen interessierte, ist nach einer spontanen Einlage mit viel Hüftgewackel in einem schäbigen Nachtclub der Weg der weiteren Handlung geebnet. Und weil Glendas Bruder Spielschulden und eine Unterschlagung auf dem Kerbholz hat, fallen auch fix die Kempschen Hüllen, damit schnell zusatzliches Bargeld ins Haus kommt, um den ansonsten von allerlei Unannehmlichkeiten bedrohten Bruder zu helfen. Damit stürzt sich Glenda nicht nur in ein moralisches Dilemma, weil sie sich als Künstlerin begreift und nicht als Stripperin, sondern auch mitten in die Mühlen der südafrikanischen Justiz, die auf Glendas Darbietungen höchst allergisch reagiert. Und da liegen auch die großen Stärken des Films, die jedoch dummerweise fast gänzlich ungenutzt bleiben. Zwar kämpft Glenda auch in de Villiers Streifen wacker vor Gericht um ihre Anerkennung als Künstlerin, aber die Frage nach der genauen Grenze der Kunstfreiheit in Bezug auf ihre Auftritte wird keiner genaueren Betrachtung unterzogen. Festzuhalten ist jedoch, dass Glenda Kemps Schlangenbeschwörungen durchaus ein Hingucker sind – egal, ob mit oder ohne Kleider. Zu den deftigsten Darbietungen gehört ihr Schlangen-„Blowjob“. Da muss man auch in sicherer Entfernung auf der heimischen Couch durchaus kurz mal schlucken. Für einen „echten“ Sexfilm aus den 70ern ist SNAKE DANCER etwas sehr lahm & zahm. Aus den europäischen Produktionsstätten hat man zu der Zeit schon weitaus schärferes Zeug gesehen, vom echten Porno eh mal ganz zu schweigen. Und Glenda Kemps Querelen mit Polizei und Staatsanwaltschaft dürften für den Rest der Welt wohl auch von eher untergeordneten Interesse sein. Seine Trümpfe spielt der Film deshalb auch vor allem in der Vermittlung einer brutal schönen 70er-Atmosphäre aus, mit all dem Muff jener Zeit, zu dem eine herrlich blöde Popmusik spielt, zugeschnitten auf den Inhalt des Werks. Und nicht zu verachten ist natürlich auch, dass die Kemp sich in dem Streifen selber spielt.

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Geschrieben 14. Dezember 2006, 09:42

THE WRATH OF DAIMAJIN
(Japan 1966 – Kenji Misumi)

Die friedlichen Herrscherhäuser Nagoshi und Chigusa haben am See Yakumo das Sagen, ihre Führer regieren das Volk weise, haben stets ein offenes Ohr für selbst die kleinsten Belange. Gleich hinter der Hügelkette lebt in weitaus ärmeren Verhältnissen der Fürst Danjo Mikoshiba. Sein Volk hat unter seiner harten Hand nichts zu lachen und zu beißen. Danjos Ass im Ärmel ist seine exzellent ausgerüstete Armee, mit der er nun Nagoshi und Chigusa zu überfallen gedenkt, weil er auch etwas vom Kuchen der Reichen abhaben will. Mitten im See liegt eine kleine Insel, auf der aus dem Fels geschlagen die Götterstatue steht, die man bereits aus Teil 1 kennt. Und diesen Gott mißachtet Mikoshiba natürlich sträflichst, sprengt das ganze Gebilde sogar in die Luft, mordet, ergeht sich in Menschenjagereien und will sogar die Tochter von Herrscher Nagoshi bei lebendigem Leibe verbrennen. Die schickt auf dem Scheiterhaufen ihr Stoßgebet in den Himmel, welches auch prompt erhört wird. Aus den Fluten schält sich der gigantische steinerne Daimajin, der Mikoshiba und seinem Gefolge gehörig die Leviten liest. Das ganze ist noch weitaus prächtiger anzusehen als in Yasudas Original. Kenji Misumi ist – scheint’s – in jedem Genre absolut zu Hause. Ganz besonders aber wohl in diesem Riesentrampler, der von allen Monsterfilmen wohl am meisten Jidai-Geki-Gerangel bietet, ein Genre, in dem sich Misumi bestens auskennt. Seitens der Effekte, mit denen ein derartiges Filmwerk steht und fällt, gibt es abermals nichts zu meckern – im Gegenteil: Noch wuchtiger sind die Auftritte des wütenden Steinmannes, noch größer die Zerstörungen, weitaus empfindlicher die Strafen, die den Übeltätern zugedacht sind. Ist die Auferstehung des Koloss schon grandios inszeniert, so richtig mit sich teilenden Wassern nach Art der Bibel, schießt Daimajin nach einer den Streifen absolut krönenden Verfolgungsszene eine Blitzkugel ab, die sich durch die Wasser des Yakumo Bahn bricht und das Boot des fliehenden Danjo zu einem Scheiterhaufen werden lässt. Alles ganz, ganz groß! Ein Eisklotz derjenige, der da nicht begeistert aus dem Sitz springt. Wenn alles erledigt und die Ordnung wiederhergestellt ist, läuten aus den Tiefen des Sees göttliche Glocken, wahrscheinlich wohl vom Daimajin selbst gerührt. Wie nichtssagend ist doch dagegen das heilige Himmels-Bimmbamm am Ende von von Tries entsetzlich langatmigen BREAKING THE WAVES.

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Geschrieben 14. Dezember 2006, 09:42

DAS TÖDLICHE GEHEIMNIS DER SHAOLIN
(Hongkong 1977 – Chan Siu Pang)

Mit Hilfe von acht treuen Leibgardisten hat Yung Sheng den Kaiserthron erklommen, denkt aber gar nicht daran, sein abgegebenes Versprechen einzulösen und das chinesische Volk zu einen. Das Yung nicht Wort hält, ist bislang aber nur General Ninh aufgefallen, den Yung deshalb auch ermorden will. Ninh flüchtet jedoch nach Shaolin und verbündet sich dort mit den Rebellen. Ihm auf den Fersen sind die verbliebenen Leibgarden Yungs, vor allem aber die kleine Liu und ihr Bruder Pai, die Ninh bis in die Mauern von Shaolin jagen können. Auf Geheiß Yungs wollen sie mit Ninh sprechen, müssen dafür aber zunächst gegen die 36 Kampfarten der Shaolin bestehen, dann einen Turm erklimmen (der in der deutschen Fassung – wie sinnig! – das Tödliche Geheimnis der Shaolin benannt wird), in dem abermals viele Aufgaben warten. Der „Raum der Schwerter“ nämlich, die Kammer der Stockkämpfer und auch ein Nervenschlagzentrum, in dem es besonders hoch hergeht: Tigerpranke gegen Elefantenstil, Drachenkopf gegen Kranichstil, Leopardenstoß gegen Adlerklaue und was weiß ich noch alles, sieht sowieso alles gleich aus. Am Ende müssen Liu und Pai erkennen, dass Ninh gar nicht so falsch liegt mit seiner Einschätzung und das Yung sie ordentlich verladen hat. Da üben die beiden dann so richtig fiese Schläge und Techniken und zeigen es dem Kaiser mal.
Höchst amüsant ist die Tatsache, dass die Basisrezepturen gleich mehrerer Kung-Fu-Klassiker Pate für diesen Zusammenhau gestanden haben. Von den 36 KAMMERN DER SHAOLIN und den BRONZEKÄMPFERN ist viel in diesen Film geflossen, dazu auch noch die baugleichen fliegenden Guillotinen aus dem ebenfalls für die First Film entstandenen DUELL DER GIGANTEN. Dem Gerät kommt in DAS TÖDLICHE GEHEIMNIS DER SHAOLIN bei der Beseitigung von Yung entscheidende Bedeutung zu. Sieht man nicht ungerne. Ebenso wenig Carter Wang, der hier den Tyrannen mimt und in einer sagenhaften Szene unter irren Blicken einen Goldfisch in seiner Faust zerquetscht. Weil nicht nur einige blutige Spitzen der Schere zum Opfer gefallen sind, sondern DAS TÖDLICHE GEHEIMNIS DER SHAOLIN auch bei der Handlung deutlich hat Federn lassen müssen (gerade zum Ende wird der Film fast unansehnlich, so holpert er dahin), geben sich in der deutschen Fassung vor allem die Kampfszenen die Klinke in die Hand, was auf Dauer und wie auch jüngst erst wieder bei REVENGE OF THE WARRIOR etwas ermüdend ist. Schlecht ist der Film auf keinen Fall, nur ist es mehr als offensichtlich, dass der Film im Original wohl noch weitaus mehr kann als in seiner auf platte Kung-Fu-Primärmerkmale zusammengestauchten Version fürs deutsche Lichtspielhaus.

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Geschrieben 15. Dezember 2006, 18:31


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(Italien 1987 – Ted Archer (Nello Rossati))

Django lebt im Kloster ein friedliches Leben weitab von all dem Mord und Totschlag der Vergangenheit. Jedenfalls so lange, bis eine ehemalige Freundin auftaucht, ihn darüber in Kenntnis setzt, dass er eine Tochter hat. Wenig später wird sie bereits ermordet und die Tochter verschleppt, und zwar vom Menschenhändler Orlowski, der immer Zwangsarbeiter für seine Silbermine und kleine Mädchen zum Verschachern an schmierige Bordellbetriebe sucht. Da muss der mittlerweile sichtbar in die Jahre gekommene Django sein Maschinengewehr ausbuddeln und für Gerechtigkeit sorgen, nachdem über dem Katz-und-Maus-Spiel zwischen Orlowski und dem Rächer zunächst so einige Zeit vergeudet wurde. Und abgesehen davon, dass die deutsche Synchronfassung ganz fabelhaft mit den optischen wie inhaltlichen Unzulänglichkeiten von DJANGOS RÜCKKEHR konform geht, will heißen: nicht sonderlich taugt, kommt wirkliches Western-Feeling bei diesem Teil auch nie so richtig auf. Sei es, dass es daran liegt, dass die Handlung statt in schlammigen Geisterstädten diesmal im mexikanischen Dschungel angesiedelt ist, der für sich genommen schon eher nach Mato Grosso und der Rache der Kannibalen stinkt, sei es, dass die Revolverhelden von einst gleich zu Beginn verabschiedet werden (darunter William Berger) und damit ihr Plätzchen für ein eher plattes Bummbumm-Spektakel räumen, in das sie einfach nicht mehr passen wollen.


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Dabei entblödet sich der Film nicht, mit End-80er-Actionpossen einer nicht so ganz überzeugenden Sorte Vermählung einzugehen (manchmal könnte man gar meinen, man sieht gerade den Schneideabfall von DEATH WISH III) und, als wäre es damit nicht bereits genug, nicht zuletzt durch einen richtig fiesen Soundtrack den letzten Rest Atmosphäre aus diesem Werk mit synthetischen Tönen zu blasen, denen die 80er Jahre erschreckend deutlich anzuhören sind.


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Neben Franco Nero, der seine Rolle so spielt, wie man es von ihm in diesem Ding erwartet, kann der Streifen noch mit Donald Pleasence und Christopher Connelly aufwarten. Gerade Pleasence und Connelly steht mehr als deutlich ins faltige Gesicht geschrieben, dass sie im Grunde zu alt für derlei Späße sind. Erschreckend. Connelly hat trotzdem gleich mehrere Gespielinnen, die sich gerne um ihn balgen (wie macht er das bloß?), darunter auch ein schwarzes Weib mit Peitsche, deren Kleidung aus goldenen Ketten und ein paar Federn besteht. Ohne zeitgemäße Amazone aus der Garage von Grace Jones geht auch dieses Werk nicht über die Bühne.
Trotz all seiner Eigenarten muss ich zugeben, dass mir der Film mittlerweile weitaus besser hinter die Pupillen gegangen ist als noch zur Zeit seiner Erstaufführung, wo der Streifen ja zu allem Überfluss auch noch mit einigen Kürzungen zu kämpfen hatte. Lügen würde ich, täte ich sagen, dass mir aufgefallen wäre, wo und was seinerzeit aus DJANGOS RÜCKKEHR alles rausgeflogen ist, denn neben all den Jahren, die gleichermaßen über den Film und meine Erinnerungen verflossen sind, hieße das auch dem Film weitaus mehr Aufmerksamkeit zukommen zu lassen als er verdient hat.

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#550 molotto

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Geschrieben 18. Dezember 2006, 17:06

TRÄNEN DER ERINNERUNG – ONLY YESTERDAY
(Japan 1991 – Isao Takahata)

Als Büroangestellte verdingt sich die junge Taeko in Japans Metropole Tokio, ist an sich mit ihrem Leben zufrieden, nimmt sich aber zehn Tage Urlaub, um, was ihre Kollegen überhaupt nicht verstehen, aufs Land zu fahren und bei der Ernte von Färberdiesteln mitzuhelfen. Der Urlaub wird für Taeko vor allen Dingen eine Reise zurück in ihre eigene Vergangenheit, verbunden mit reiflichen Überlegungen über ihr bisheriges Leben und das, was sie damit anstellen soll. Mit dem jungen Öko-Bauern Toshio, der sich nicht nur als geduldiger und damit guter Zuhörer präsentiert, sondern auch die Dinge wertfrei und damit treffender zu deuten weiß, wird ihr zudem ein Mann an die Seite gegeben, der vor allem auch für den richtigen Ghibli-Fingerzeig über die Zusammenhänge von Mensch und Natur zuständig ist. Wichtiger in ONLY YESTERDAY sind aber die Reisen ins Ich, die nach allerlei zunächst eher belanglos und unzusammenhängend erscheinenden Überlegungen und Reflektionen den Weg für die wichtigen Dinge und Entscheidungen öffnet. Hatte ich ONLY YESTERDAY doch bislang etwas verschmäht, weil mich der Streifen nicht so interessant deuchte, muss ich nunmehr doch festhalten, dass mir damit über Jahre hinweg einer der mit weitem Abstand interessanteste Ghibli-Film schlichtweg durch die Lappen gegangen ist, bei dem sogar die ungarische Folklore, die den Soundtrack ziert, auf ihre Weise ebenso passen will wie das Geflöte von Zamphir, das ebenfalls nicht fehlt. Und obwohl der Zugang zum Film nicht so ganz einfach ist, weil im Grunde so gut wie gar nichts passiert, extrem leise Töne dominieren und so gar keine Wald- und Wiesengeister sich leinwand- bzw. bildschirmfüllend Bahn brechen, ist der Streifen doch ebenso ungemein einlullend wie packend. Und das in so angenehmer Weise, dass ich ONLY YESTERDAY am nächsten Tag gleich noch einmal durchlaufen lassen habe. Knüller!

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Geschrieben 18. Dezember 2006, 17:07

DIE NACKTEN UND DIE TOTEN
(USA 1958 – Raoul Walsh)

Zunächst läuft alles wie geplant, als die Amerikaner mit Landungsbooten eine von Japanern okkupierte Insel stürmen, den Feind weit zurückdrängen und Lager beziehen. Doch bald setzt ein heftiger Zermürbungsprozess ein, weil ein weiteres Vorankommen von Luftunterstützung abhängig zu sein scheint, sich Unmut in der Truppe breit macht und sich der kommandierende General Cummings als ziemlicher Menschenschinder entpuppt, der ein überaus verqueres Verständnis von Macht und Machtausübung hat. Dies lässt er vor allem seinen Adjudanten, Lieutenant Hearn, spüren, der an das Gute im Menschen glaubt und General Cummings schließlich ziemlich herausfordert. Als Lohn für die Aufmüpfigkeit winkt das Kommando über eine Aufklärungseinheit, die das von Feinden besetzte Hinterland auskundschaften soll. Ein Zerreißspiel, da Hearn mit Sergeant Croft, dem Befehlshaber des Haufens, in Konkurrenz steht und dem das Leben seiner Männer nicht so viel bedeutet, wie die Erfüllung des Auftrags um jeden nur erdenklichen Preis. Die Entscheidungsschlacht wird in den letzten Filmmetern im Lazaretzelt geschlagen, nicht auf dem Feld der eher zweifelhaften Ehre, das in Walshs Film sowieso vor allem nur Kulisse für Spannungen aller Art ist. Dass Krieg nichts bringt außer Leid auf allen Seiten, zu diesem Schluss zu kommen bedarf es des Films nicht ernsthaft, interessant ist aber der Weg, den sowohl Walshs Werk wie auch die Romanvorlage von Norman Mailer dabei einschlagen und nicht nur vom Leid des einzelnen erzählen, sondern zu erheblichen Stücken von der überaus menschenverachtenden Befehls-und Verblendungs-Maschinerie, die dahinter steht. Besonders, wenn man auch die Entstehungszeit berücksichtigt, in der vor allem die kalten Krieger unterwegs waren, ein überaus bemerkenswertes und herausragendes Werk. Untermalt wird der zudem überaus bildgewaltige Film von einem enorm wuchtigen und dramatischen Soundtrack von Bernard Herrmann, der sich in manchen Passagen fast so anhört wie eine Vorläuferarbeit zu JASON UND DIE ARGONAUTEN.

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Geschrieben 19. Dezember 2006, 10:56

NICKELODEON
(USA 1976 – Peter Bogdanovich)

Den unabhängigen Filmemachern soll es nach dem Willen der Patentgemeinschaft, die die Rechte an sämtlichen Filmaufnahmegeräten für sich beansprucht, an den Kragen gehen. Dagegen revoltieren die kleinen Produzenten mit allen Mitteln, darunter auch der findige Film"mogul" Cobb, der von Chicago aus im Hauruckverfahren vor allen Dingen Lustspiele und Wildwest für die Zuschauer des beginnenden 20. Jahrhunderts fertigen lässt. Der Zufall will es, dass der junge Anwalt Harrigan Bekanntschaft mit Cobb macht, welcher ihn vom Fleck weg zunächst als Drehbuchschreiber, später dann gar Hals über Kopf als Regisseur für seine mit schmalen Mitteln hergestellten Filme engagiert. Zwischen Ryan O’Neal und Burt Reynolds, der als ziemlich windiger Schauspieler mit von der Partie ist, gibt es ein amüsantes Balgen um Jane Hitchcock mit allerlei Verwicklungen, die dem Spielfilmen jener Tage Rechnung tragen und Bogdanovichs Vehikel ganz gehörig in die Ecke eines typischen Spektakels nach Hal-Roach-Manier drücken. Wenn Reynolds und O’Neal Torten ins Gesicht kriegen oder in einen Waschzuber geschmissen werden, animiert das weniger zum Lachen, ist aber gleichwohl als Zitat wie auch stilistisches Mittel zum Wohle des großen Ganzen gern gesehen. Gleichermaßen handelt der Film aber auch vom Aufbegehren kleiner Independents gegen die Majors mitsamt ihrem rücksichtslosen Verdrängungswettbewerb, wie er vor allem auch zu Zeiten des großen Kinosterbens in den 70er Jahren zu finden war.
Höchst interessant auch zu sehen, was seinerzeit aus der deutschen Kinofassung – aus welchen Gründen auch immer – herausgeschnitten wurde, auf der DVD aber gottlob wieder enthalten ist: Eine herrliche Gesangseinlage mit Burt Reynolds und gar nicht zu vergessen die ziemlich absurden Arbeitsbedingungen in den Schachtelstudios unter der Hire-and-Fire-Herrschaft der Patentgemeinschaft. Wenn am Ende ein unabhängiger Film (BIRTH OF A NATION von D. W. Griffith) den großen Produktionen an der Kasse und bei der Kritik eine Nase dreht, ist dieser damalige Befreiungsschlag für die kleinen Filmschaffenden mittlerweile wohl nur noch reines Wunschdenken und Tagträumerei.

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Geschrieben 19. Dezember 2006, 15:51

THE RETURN OF DAIMAJIN
(Japan 1966 – Kazuo Mori)

Die armen Bauern unter dem guten Lord Kayama bereiten sich unter allerlei Plackerei und Entbehrungen auf den hereinbrechenden Winter vor. Doch der Tyrann Arakawa aus dem Hinterland braucht dringend Männer zum Abbau von Schwefel in den Gruben des Höllentals, damit er daraus Kanonenpulver herstellen und die in Frieden lebenden Dörfer ringsherum überfallen kann. Deshalb entführt er zahlreiche Bauern und versklavt sie auf brutale Weise. Nur einem gelingt die Flucht aus dem Höllental gelungen und was er zu berichten hat, hört sich ziemlich entmutigend an. Nicht jedoch für die vier Kinder Kinta, Daisaku, Tsuru und Sugi, die sich anschicken, ihren Vätern und Brüdern zur Hilfe zu eilen. Dazu müssen sie den Berg des Majin überqueren, was zuvor kaum ein Mensch überlebt hat. Sie kämpfen mit Gerölllawinen, reißenden Wassern und Schneestürmen, werden von den Schergen Arakawas gehetzt, Kita verliert schließlich sein Leben und Tsuru möchte schlussendlich dem Majin gar sein Leben hingeben, damit seine beiden Kameraden und die Erwachsenen in den Schwefelgruben gerettet werden. Das alles wird dem Trampelgott von seinem stets über alles wachenden fliegenden Auge, dem schrill kreischenden Adler, hinterbracht. Als die Kinder drohen umzukommen, ist das Maß voll, der Majin schält sich aus seinem über alle Länder thronenden Fels und setzt zum Blutgericht gegen Arakawa und seine Mannen an. Wie bereits gehabt, ist auch der letzte Teil der Filmserie eine kleine tricktechnische Sensation mit einigen härteren Bildern, die man so in anderen Monsterschauen nicht sieht. Dabei donnert Akira Ifukubes Musik das Maximum an Stimmung und Spannung aus den eh schon höchst beeindruckenden Aufnahmen herbei. Gerade weil die erste Stunde fast ausschließlich die Odyssee der Kinder im Mittelpunkt stellt, geizt der Film auch nicht mit vielen Aufnahmen in echter, wilder Natur. Statt der Frage nach Recht und Unrecht und Herrschaftsgerangel aus den anderen Filmen der Serie haben die vier eine enorme Anzahl von reinrassigen Abenteuern zu bestehen und allerlei Widrigkeiten zu trotzen, sodass auch für den Jidai-Geki-Unlustigen keine Langeweile aufkommt. Und obwohl die Kinder die Hauptrollen bestreiten (und diese wirklich gut zu füllen wissen), ist THE RETURN OF DAIMAJIN alles andere als ein Monsterfilm für Kinder. Die Gewalt ist hart, realistisch, zuweilen gehörig menschenverachtend – und das in so hoher Dosierung, dass es wahrlich eines sich vom Berg herab bemühenden Gottes bedarf, die Dinge wieder ins Lot zu rücken. Dabei geht ordentlich was zu Bruch: Häuser, Felsen, ganze Landschaften und jede Menge böser Menschen, dazu pfeift ein Schneesturm, der sich gewaschen hat. Arakawa kriegt von dem langsam zuschneienden Majin, der in diesem Film seinen mit weitem Abstand furchteinflößenden Auftritt hat, das Riesenschwert in den Leib gesteckt und wandert danach in die Schwefel-Sickergrube. Wie weit die Macht der trampelnden Statue reicht, macht Mori gleich zu Beginn seines Films klar: Erdbeben, Überschwemmungen, Schneestürme, Dürrekatastrophen – all das geht ohne Abstrich aufs Konto des Koloss. Kein Wunder, dass man beim dritten Aufguss der im Grunde immer selben Geschichte bereits nach zwei Minuten Spielzeit völlig eingeschüchtert im Sessel hockt und keine Sekunde den Blick vom Geschehen abzuwenden wagt. Obwohl ich die letzte halbe Stunde des Films dringend mal musste, auf Pause zu drücken habe ich mich da einfach nicht mehr getraut.

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Geschrieben 20. Dezember 2006, 13:40


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(Italien 1976 – Joe D’Amato (Aristide Massaccesi))

Überstunden für die Fotoreporterin Emanuelle: Knapp sind die Shootings für ein paar erotische Bilder über die Bühne gegangen und der Mordversuch eines Idioten abgewehrt, der „uns“ Laura als „Symbol der Sünde“ schon binnen der ersten fünf Minuten des Films abzuknallen gedachte, gibt es jede Menge Aufträge für schockierende Enthüllungsartikel. Zunächst lässt sich Emanuelle in den Privatharem eines gleichermaßen reichen wie perversen Waffenschiebers befördern, dessen illegale Transaktionen sie schonungslos aufdeckt, nachdem sie unter anderem auch beobachtet hat, wie eine seiner Sklavinnen zum Vergnügen des Bosses einem Pferd einen runterholen muss. Als nächstes macht sie Bekanntschaft mit dem reichen italienischen Graf Albiso, der ein ziemlich komisches Verständnis von Ehe hat, sich einem fixen Dreier nie abgeneigt zeigt und sich nebenher auch noch auf den Handel mit gefälschter Kunst versteht. In einem angeblich auf in der Karibik befindlichen Sexclub für superreiche Weiber führt dann der nächste Auftrag. Da erfreuen sich dekandete Weiber in nachgebastelten Negerhütten an den Verführungskünsten „afrikanisch“ schwätzenden Italienern („Du weiße Frau, ich dich will!“), treiben auf Blümchenlaken schwarzweiße Liebesspiele und lassen sich von „Zorro“ mit der Schenkelbürste die Grotte auskehren. Die hoffnungslos perverse Frau von heute glotzt während ihrer Besteigung Super-8-Snufffilme, was Emanuelle später in New York noch einmal gehörig aufhorchen lässt, als in dem Bild einer ermordeten Prostituierten eines der Opfer aus dem Film wiedererkennt. Die heisse Spur führt bis in die höchsten politischen Kreise nach Washington.
Neben dem Gerödel mit dem Gaul und den ziemlich heftigen (nachgestellten) Snuffbildern gibt es in diesem Streifen auch einige überraschend durchs Bild purzelnde Hardcore-Einlagen, die seinerzeit in der deutschen Fassung – wie halt auch die meisten Einstellungen mit dem Gaul und die Schmalfilmvorführungen - fehlten. Da wird die Muschi gerieben, ordentlich was weggesteckt und das eine oder andere Süppchen aus dem Ochsenschwanz oral zubereitet. Zwar ist in solchen Schaustücken die Gemser klarerweise abhold, aber eine ziemlich kecke Nummer ist der ganze Film dennoch. Insbesondere auch eingedenk der Tatsache, dass Entsetzen, Kuschelsex und Porno hier ganz eng auf knapp 100 Minuten Film für den sich daran nicht unerheblich ergötzenden Bahnhofskino-Leckebusch verwoben und aufbereitet sind. Manchmal fehlt ein wenig der Durchblick bei den Abenteuern der Black Emanuelle, weil sich die Aufträge einfach Knall auf Fall aneinanderreihen, ohne großartig Luftholen oder eine gewisse Nachbereitung. Welche Konsequenzen Emanuelles Entdeckungen für die von ihr ausspionierte Klientel haben, davon zeigt der Film nichts, denn wichtiger scheint D’Amato gewesen zu sein, schnellstmöglich den nächsten Vorwand herzustellen, zu dem sich die Gemser abermals entblättern kann. Das schadet zwar ein wenig der Spannung, um seine Höhepunkte wird man dennoch nicht betrogen, wenn sie bei D’Amato halt auch etwas anders ausfallen. Und immerhin darin folgt der Streifen ganz emsig dem Credo, das Emanuelles Filmfreund in diesem Schmuddelstück nicht herunterzubeten leid wird: „Lieber mal 'ne schnelle Nummer als tagelangen Liebeskummer.“ Jawohl, ja! Zu dem herrlichen Durcheinander düdelt eine sich vortrefflich ins Ohr einnistende Musik von Nico Fidenco, wobei die Songs von einem Menschen namens Armonium dargebracht werden, der das Liedgut in der Tat aber so runterjammert, als würde ihm Emanuelle gerade eine ihrer Dienstleistungen angedeien lassen. Ich find’s trotzdem gut.

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Geschrieben 22. Dezember 2006, 19:36

JEANS BLUES: NO FUTURE
(Japan 1974 – Sadao Nakajima)

Bei einem Auftragsmord reißt sich der junge Jiro die ganze Kohle des Opfers unter den Nagel, nimmt mit dessen Wagen reißaus und lässt seine vier äußerst niederträchtigen Kollegen mit dummen Gesichtern zurück. Auf seiner Flucht rasselt er mit seiner Karre in den (geklauten) Wagen von Hijiriko, der Kassiererin eines Nacht- und Beatclubs, die von ihrem Leben in Schmuddel und Gesuddel auch gerade die Faxen gehörig dick hat. Jiro und Hijiriko entdecken zahlreiche Gemeinsamkeiten, und weil sie gerade nichts besseres zu tun haben, wollen sie mit dem schmutzigen Geld gemeinsam nach Kyoto durchbrennen. Die Gangster sind ihnen unterdessen heftig auf den Fersen, weshalb sie mehrmals das Auto wechseln müssen, zudem der auch nicht untätigen Polizei hin und wieder ein Schnippchen zu schlagen haben, sich in einem Container verstecken, damit eine abenteuerliche Reise unternehmen, dann auch noch das ganze Geld verlieren, von einem Jäger eine Schrotflinte abluchsen und sich damit noch mehr Knete verschaffen als sie verloren haben. Tankstellen und Spielhöllen werden im Nebenbei ausgenommen. Nachdem Jiro nach der Hälfte der Spielzeit einen Finger einbüßt und den Rest des Films mit einem provisorisch umwickelten Stumpf bestreiten muss, offenbart er sein eigentliches Anliegen: Mit all dem Geld will er seiner Schwester unter die Arme greifen, die einem kranken Freund sämtliche Arztrechnungen bezahlt hat und nun bei einem Kredithai in der Schuld steht. Doch davon wissen die Gangster auch, und die Schwester ist natürlich auch nicht die Unschuld in Person, für die sie sich ausgibt. JEANS BLUES: NO FUTURE ist das bislang einzige ernstzunehmende Roadmovie, das ich aus japanischer Manufaktur zu sehen bekommen habe. Statt mit fröhlicher Ballerei bestückt, ist Nakajimas Film ein ziemlich derber Runterzieher mit ganz, ganz schlimmen Ende, das aber allein das „No Future“ des Titels noch nicht erklärt. Ein positiver Glaube an die Menschheit ist in JEANS BLUES nicht auszumachen, die Hoffnungslosigkeit hat in jedem einzelnen Bild klar die Oberhand, und das Zielscheibenschießen auf eine gerahmte japanische Flagge ist mehr als blanker Zeitvertreib, sondern durchaus mit einer sehr klaren Aussage bepflastert, die auch etwas über die Stimmung jener Tage verlauten lässt. Meiko Kaji spielt die Hirijiko, wie man es von ihr erwartet: dominant, zuweilen sehr unterkühlt und stets Herrin aller Lagen. Nicht nur ihre Erscheinung ist – wie gehabt - ungemein lecker, sondern der ganze Film. Ganz klar ein Einser-Kandidat.

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Geschrieben 24. Dezember 2006, 11:45

DIE UNGLAUBLICHE GESCHICHTE DES MR. C.
(USA 1957 – Jack Arnold)

Bei einem Ausflug auf einer Yacht gerät Scott Carey in einen merkwürdigen Nebel, der allerlei Geglitzer auf seiner Haut zurück lässt. Nach einem halben Jahr jedoch beginnt Carey unaufhörlich zu schrumpfen. Seine Beziehung geht in die Brüche, die Presse stürzt sich auf seinen Fall, die Wissenschaft steht vor einem unlösbaren Rätsel. Kein Mittel hilft, immer weiter schrumpft Carey zusammen, gerät durch einen Unfall, mittlerweile kaum größer als ein Streichholz, in den Keller seines Hauses und muss auf sich allein gestellt um sein Überleben kämpfen, während er weiter schwindet.
Wie auch in Mathesons Vorlage ist der Film am Ende voll von Selbstreflektionen und philosophischen Betrachtungen. Arnolds Film endet, als Carey noch noch weniger Millimeter groß ist, im Buch schwimmt Carey, wenn ich mich recht entsinne, am Ende in einer Suppe aus Atomen und schrumpft unaufhörlich weiter. Wesentlich entscheidender ist aber, dass Mathesons Roman ansonsten von Arnold wirklich exzellent umgesetzt wurde und auch tricktechnisch eine überaus überzeugende Sache ist. Schön auch, dass der Film, anders als beispielsweise Arnolds TARANTULA, eine durch und durch ungemein ernste Angelegenheit ist und nicht ein Moment in ganzen Werk erspäht werden kann, den man mit Abstand von mehreren Jahrzehnten nicht für bare Münze zu nehmen bereit wäre. Umkleidet ist der Leidensweg von Mathesons Figur mit einem überaus traurigen Musikthema, das ebenfalls kein Platz für Gekicher lässt. Nach wie vor würde ich den MR. C. mit weitem Abstand zu Arnolds besten Film erklären, der auch deswegen so hervorragend ist, weil er den hohen Ansprüchen, die man an eine Literaturverfilmung haben kann, voll und ganz Rechnung trägt.

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Geschrieben 24. Dezember 2006, 11:46

DER PROFI 2
(Frankreich 1986 – Jacques Deray)

Der völlig durchgedrehte Schneider pumpt den Polizisten Simon bei seiner Flucht mit Blei voll und taucht unter. Simons Kollege Jalard ist darüber besonders erbost, wollte er doch mit Simon zusammen den Dienst quittieren und ein Hotel in der Südsee aufmachen. Zwei Jahre vergehen, Jalard ist inzwischen zum Leiter einer eigenen Abteilung aufgestiegen, hat den Rachegedanken aber noch nicht beiseite geschoben, zumal seit dem Tod seines Kollegen dessen Sohn Christian bei ihm wohnt, weil dieser nämlich keine Angehörigen hat und auch ständig aus dem Internat abhaut. Durch zahlreiche Informanten, die für ihr Geplapper zuweilen mit dem Leben bezahlen müssen, erfährt Jalard, das Schneider wieder in Paris aufgetaucht ist. Obwohl er mit dem Fall offiziell nichts zu tun hat, setzt er alles daran, den Mörder zu fassen – und gerät dabei nicht nur in allerlei brenzlige Situationen, sondern muss sich auch noch mit Rivalen aus den eigenen Reihen herumschlagen.
Der deutsche Titel ist natürlich ein ziemlicher Quatsch, weil der Film nicht an den Erfolg von einst inhaltlichen Anschluss sucht, formal aber wohl, wenn auch etwas vergebens. Ebenso großer Unfug ist es natürlich auch, dem Film einen Vergleich mit EIN MANN SIEHT ROT aufzunötigen, wie es der Covertext zu DER PROFI 2 versucht. Abgesehen davon bietet der Film aber anstandslos alles, was man von einem echten Bebel erwartet. Action, ein paar nette Stunts (wenngleich diese sich im Vergleich mit früheren Filmen in altersbedingte Grenzen halten), Verfolgungen und ein paar zeitgemäß blutige Schusswechsel. Der Film müht sich redlich, an die großen Belmondos der 70er und frühen 80er anzuknüpfen, trotz seines bereits ungemein knitterigen Hauptdarstellers frisch und knackig zu wirken und enttäuscht in seinen Ansinnen durchaus nicht wirklich. Dazu machen die Franzosen – wenn sie wollen – einfach zu gute Actionfilme. Hierzulande erschallt eine gewohnt freche Synchronisation mit einigen Flapsigkeiten, und immerhin die lässt Erinnerungen an die besseren Tage des Herrn Belmondo noch einmal deutlich Revue passieren. Ganz grausig ist indes die platte 80er-Popmusiknummer, die von Belmondos damaliger Freundin sowohl im Film als auch auf der deutschen DVD über den Menüscreens erschallt. Brrr! Völlig nutzlos auch der Junge, Christian, der eigentlich ein perfektes Entführungs- und Mordopfer für den irren Schneider ist - eine Möglichkeit, die der Film überhaupt nicht aufgreift, was nach wie vor etwas Unverständnis auslöst.

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Geschrieben 26. Dezember 2006, 18:31


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(Italien 1981 – Sergio Corbucci)

Hill flüchtet vor Geldhaien als blinder Passagier aufs Boot vom Dicken, der für eine Marmeladen-Firma einen Werbetörn machen will. Zwischen den beiden kracht es erst einmal ordentlich, dann horcht der Dicke aber auf, weil Hill nämlich die alte Schatzkarte seines Onkels dabei hat. Auf einer einsamen Südseeinsel sollen Millionen versteckt sein. Dort angekommen freunden sich die beiden mit den Eingeborenen an, können einen seit dem letzten Weltkrieg dort ausharrenden Japaner überzeugen, dass mittlerweile die Welt in Frieden lebt (schön wär’s), geben einer Piratenbande, die aussieht, als wäre sie durchs Casting zu CRUISING gefallen, was auf die Zwölf und als schlussendlich die Hill’schen Geldhaie eintreffen, kriegen die natürlich auch noch was die Omme. Das Geld wird der US-Regierung zurückgegeben, weshalb sie als Fensterputzer enden. Hahaha. Großartig ist einzig die deutsche Synchro, die abermals keine Gefangenen macht und auch mit politisch unkorrekten Bezeichnungen für die Urwaldbewohner nicht spart. Der zum Spätwerk der beiden italienischen Haudraufs zählende Film ist abgesehen von seiner Eindeutschung eine ziemlich harte Nuss, der Humor auf einem schier so unterirdischen Niveau bietet, dass man sich zeitweilig an allerschlimmste Italo-Klamotten wie ZWEI TROTTEL IN DER FUSSBALL-LIGA erinnert fühlt. Grausig, grausig und definitiv einer der schlechtesten Corbuccis, die ich je gesehen habe. Der Japaner, der wohl die Spaßversion des Mifune-Charakters aus Boormans DIE HÖLLE SIND WIR sein soll, und die Eingeborenen sind mir schon nach wenigen Minuten ungeheuer lästig geworden, und zu Anfang gibt es sogar wieder einmal einen Schimpfwörter kanonierenden Papagei. Man gut, dass zumindest der nach einer halben Stunde aus dem Film fliegt. Dafür fuchtelt der Japs rund eine Stunde sehr unbeholfen mit dem Schwert, die Buschmenschen brabbeln bis zum bitteren Ende in Ugu!Aga!-Babysprache – keine Ahnung, wen so etwas amüsiert und geschlagene 100 Minuten bei Stange hält. Den Film als hoffnungslos infantil zu bezeichnen, das wäre wirklich ganz enorm geschmeichelt. Unanschaubar passt weitaus besser. Jedenfalls habe ich mich extrem zusammenreißen müssen, den Durchguck nicht vorzeitig wegen vorsätzlicher und besonders schlimmer Volksverdummung abzubrechen.

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Geschrieben 28. Dezember 2006, 07:43

HAUSU
(Japan 1977 –Nobuhiko Obayashi)

Die 16jährige Oshare freut sich auf die Sommerferien, die sie zusammen mit ihrem Vater auf dem Lande zu verbringen gedenkt. Doch ihr Vater, ein bekannter Filmkomponist (von dem, so der Film, Leone sagt, dass er sogar besser als Morricone sei), schleppt eine Woche vorher seine neue Flamme an, die an die Stelle der vor acht Jahren verstorbenen Mutter treten soll. Das lässt bei Oshare, die sehr an ihrer Mutter hing, dermaßen die Zornesröte ins Gesicht steigen, dass sie auf den gemeinsamen Urlaub mit Vater und Ersatzmutter verzichtet, einen Brief an ihre Tante schreibt, die sie seit zehn Jahren nicht mehr gesehen hat und sich mit ihren Schulfreundinnen schlussendlich bei ihr einnistet. Die Tante wohnt in einem alten Herrenhaus und nimmt die Girlies gerne bei sich auf. Doch das Haus bietet so mancherlei Überraschungen, der Urlaub bietet alles andere als Erholung und Entspannung. Die Bude entpuppt sich als Jungfrauen verspeisendes Monster, das sich ein Mädel nach dem anderen einverleibt, und mit der Gruseltante, die sich als Blut lechzende Untote entpuppt, gemeinsame Sache macht. Dabei ist nicht nur interessant, dass die „Heldin“ des Films, Oshare, bereits ziemlich bald als Opfer herhalten muss, sondern vor allem auch, dass HAUSU so gut wie mit jedem Stilmittel des klassischen Horror- und vor allem Geisterhauskinos bricht, stattdessen visuellen Rausch mit akustischer Tristesse paart (über die ersten 20 Minuten des Films dudelt ein und dasselbe Musikstück in Endlosschleife und danach wird es kaum besser) und für sich genommen eines der für meine Begriffe eindrucksvollsten Horrorstücke der 70er ist, die ich dieses Jahr gesehen habe. Schade eigentlich, dass es so lange gedauert hat, bis der Film zu uns gedrungen ist, sehr gut dagegen, dass er mit den ohnehin festgefahrenen Sehgewohnheiten des Publikums auf einen fast schon irrwitzigen Konfrontationskurs geht. Mit seinen Explosionen in Schnitt und Farbe, all seinen gewollten Kitschigkeiten und grotesken Exzessen, wobei der Weiber mampfende Konzertflügel das mit weitem Abstand krönende Highlight des Films darstellt, dürfte HAUSU wohl kaum die breite Masse ansprechen. Dass sich die Toho Ende der 70er noch zu solch einen Film durchrang (zumal in Zeiten, als sich in der westlichen Welt so langsam die Zombies und Kannibalen Bahn brachen), ist ebenso beklatschenswert wie die Tatsache, das der Film dank Rapid Eye nach fast 30 Jahren nun auch in Deutschland offiziell vorliegt. Kann man nicht nur, muss man sogar ganz dringend empfehlen. Ein in jeder Hinsicht absolut bestechendes Werk!

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Geschrieben 28. Dezember 2006, 16:16


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((BR) Deutschland 1987 – Manfred Beuersbrock, Wolfgang Dresler)

Ein bunter Bilderbogen durch die Warenwelt und Befindlichkeit des Nachkriegsdeutschland der 50er Jahre. Da fehlen Musiktruhen nicht, Statussymbole, die sich gar auf Knopfdruck selber öffnen und aussehen wie Kabinenroller, Lindes-Kaffee, der immer „bienenfein“ schmeckt, der Erdalfrosch, der der Hausfrau den Boden fast ohne weiteres Zutun von selber bohnert, und natürlich Miederwäsche der Firma Triumpf, in solcher die wirbelnde Hausfrau nach ihrem Persil-Waschtag das kecke Auge des Gatten erfreut, wenn gerade nicht die bittere Tampax-Zeit ins Haus steht.


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Bieder geht es zu in der deutschen Wohnstube, wovon nicht nur die Werbefilme für Einrichtungs- und Ausstattungsgegenstände zeugen, sondern auch zahlreiche Wochenschauen aus der Ära Adenauer. Die Mahnung vor schädlicher Rock’n’Roll-Musik gehört ebenso dazu wie die stete Warnung vor dem Kommunismus, in der höchst amüsanten wie lehrreichen Kollage personifiziert durch das wie immer faule Studentenpack und sonstigen Drückebergern. Im bunten Reigen geben sich Werbebotschaft, Kulturfilm und Wochenschaubericht die Klinke in die Hand, sind dabei von den Machern der „Wirtschaftswunder-Rolle“ nicht ohne Witz und Tempo zusammenmontiert und zu mehreren Themenbereichen zusammengeschlossen. Dabei ist vor allen Dingen bemerkenswert, dass RENDEZVOUS UNTERM NIERENTISCH komplett ohne Begleitkommentar auskommt, die Ausschnitte also so gut gewählt sind, dass sie immer für sich selber sprechen können.


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Nach dem Film hat man in der Tat den Eindruck, dass in den 50ern die neu gewonnene Freiheit des Volkes tatsächlich wohl nur in Glanz und Sauberkeit von Herrn Pfiffig und seinen Liebsten genossen werden konnten, wenn „freudiges Schaffen und frohes Genießen“ ganz eng beieinander lagen und die Aussteuerversicherung bei der Allianz unter Dach und Fach war. Einfach der Irrsinn, was es damals alles an Produkten und Dienstleistungen gab!
Ganz groß sind auch die Wahlwerbespots jener Zeit, die ebenfalls auf der Rolle nicht fehlen und ein zu den Parteiprogrammen zuweilen völlig konträres Bild transportieren. Demnach sahen in den Wirtschaftswundertagen die Werbefilme der FDP fast aus wie Nazi-Kundgebungen (inklusive uniformiertem Trompetenorchester, das mit schmetternden Klängen das Programm in die Schädel der Zuhörer hämmert), während bei der SPD die damals in der Gründung steckende Bundeswehr gleichermaßen argwöhnisch beäugt wurde, wie man mit der wirtschaftlichen Zentralisierungs- und Zuweisungswut aus dem Osten flirtete. Hin und wieder erschrecken die RENDEZVOUS UNTERM NIERENTISCH nicht schlecht, sind aber als Ganzes ein herrlicher Ausflug in ein buntes Jahrzehnt deutscher Geschichte, ungemein lustig, unfreiwillig komisch sowieso, ebenso verklemmt wie brutal offen in den Aussagen und in der flotten Zusammenstellung von Beuersbrock und Dresler ein ganz und gar nicht zu unterschätzender Genuss.


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Geschrieben 31. Dezember 2006, 16:57

BROKEBACK MOUNTAIN
(USA 2005 – Ang Lee)

Zwei Cowboys verdingen sich als Schafhirten in den einsamen Weiten amerikanischer Gebirgszüge. Und weil ihnen schnell langweilig wird und zumindest einer der beiden über entsprechende Tendenzen verfügt, fallen sie dann irgendwann übereinander her und – um’s auf den Punkt zu bringen - verlöten sich ihre Rosetten. Aus dieser Begierde wird tatsächlich über die lange Zeit von rund 20 Jahren eine handfeste, waschechte Liebe, wenngleich beide im Privatleben irgendwann mit Frau und Kindern und festen Jobs ausgestattet sind. Viel Geheimniskrämerei, kein Coming Out also. Ohne tragisches Ende geht die Posse nicht ab, am Ende ist einer der beiden tot und der andere flennt in den Abspann hinein. Alles gut und schön und ganz sicherlich ein nicht zu unterschätzender filmischer Beitrag für ein Land, in dem in manchen Ecken Homosexualität nach wie vor unter Strafe steht. Diese unerfreulichen Umstände jedoch thematisiert der Film überhaupt nicht, was ich ihm deshalb auch negativ anlaste. In regelmäßigen Abständen siegt in BROKEBACK MOUNTAIN vor allem blanke Gefühlsduselei wie bei einem stinknormalen Hetero-Liebesdrama. In Erinnerung bleiben deshalb vor allem die beeindruckenden Landschaften in der ersten halben Stunde (danach werden vor allem platte Bilder wie aus dem TV gereicht), was weniger an der Fotografie des Films liegt, sondern wirklich einfach daran, dass die Landschaften in der Tat beeindruckend sind. Ich leugne nicht, ein Faible für Filme zu haben, die sich eines Zeitraums von mehreren Jahrzehnten annehmen. Während jedoch alles um die beiden Kuhjungen altert und welkt, erscheinen die Jungs auch nach 20 Jahren fast unverändert frisch. Wie haben die das gemacht? Kurzum: Auf dem Brechrückenberg war für mich fast nichts zu holen. Vor allem einfach nur öde da.

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Geschrieben 01. Januar 2007, 17:23

KINDERARZT DR. FRÖHLICH
((BR) Deutschland 1971 – Kurt Nachmann)

Kaum hat Hannes Fröhlich sein Medizin-Patent in der Hand, soll er auch schon in der Klinik seines Schwiegervaters in spe einen guten Posten übernehmen. Dort ist man aber auf den Emporkömmling im Kollegenkreis nicht sonderlich gut zu sprechen, weshalb ein Angebot von Freund Hansi gerade recht kommt. Der soll nämlich für den Onkel eine zeitlang dessen Arztpraxis in Bergörtchen Sonnberg übernehmen, ist aber in der Bredouille, weil er das vom Onkel zur Verfügung gestellte Geld lieber in ein Kunststudium investiert hat als in die Ausbildung zum Medizinmann. In Sonnberg hat Hannes vor allem mit den Vorurteilen seines Apotheker- und Zahnarzt-Kollegen Zwiesel zu kämpfen, den der Georg Thomalla wie gehabt so spielt, als hätte er den ganzen Tag Puls 200. Hannes versteht sich vor allem auf Kinder, was auch den Weg zur holden Eva bestens schmalzt. Und wie ein Rotkehlchen singen kann Fröhlich natürlich auch, was so manche teure Verschreibung ersetzt. Dennoch: Als Schlagerscheußlichkeit ist der KINDERARZT natürlich nicht so gut wie beispielsweise BLAU BLÜHT DER ENZIAN, weil einzig Roy Black sein Langspielplatten-Liedgut zum besten gibt und die Abwechslung fehlt. Seine Version von Schuberts „Ave Maria“ fordert dabei zudem schon einiges (Durch-)Stehvermögen ab. Ganz und gar nicht schlecht sind natürlich seine Gassenhauer „Eine Rose schenk ich dir“ und „Schön ist es auf der Welt zu sein“, mit denen der Film ebenfalls ausgestattet ist. Die kennt man und schätzt man – oder man lässt es halt bleiben. Ansonsten ist alles, aber auch wirklich alles in KINDERARZT DR. FRÖHLICH purzelblöd und ganz auf Familie zugeschnitten. Verwechslungskomödiantisches gibt sich mit plumpen Slapstickeinlagen emsig die Klinke in die Hand. Weil nun aber der Black, der verhinderte Rock’n’Roller, als Schauspieler wirklich nicht die kleinste Bohne taugt, ist das alles noch eine ganz deutliche Spur schmerzvoller anzusehen als in anderen Spiehs-Produktionen der Güteklasse Globstenich. Den Dorf-Gigolo Ralf Wolter habe ich dennoch gerne mitgenommen, Heide Hansen als strenge Arzt-Haushälterin sowieso, vor allem aber Heinz Reincke, der als einziger auch mal ordentlich schimpfen und Arschloch sagen darf. Seine Unflätigkeiten treffen einen in diesem bonbonsüßen Klapskasten von einem Film fast schon wie die Todesfäuste des Karatetöters: hinterrücks, unvermittelt, gelb und immer tödlich. Zumindest das hat ganz gut gesessen.

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Geschrieben 01. Januar 2007, 17:24

BABY BLOOD
(Frankreich 1989 – Alain Robak)

Yanka hat einen schönen Körper, aber ein hässliches Gesicht mit weit auseinanderstehenden Schneidezähnen und Lippen, die wie sehr aufgespritzt aussehen. Sie verdingt sich bei einem Zirkus als Helferin im Tigerkäfig, bis eines Tages aus einem afrikanischen Raubtier-Neuzugang ein alter Urzeitdämon hervorbricht, sich in Yanka einnistet und geboren werden will. Dazu braucht das Viech Unmengen von Blut, welches zu beschaffen das Monster Yanka schon im Embryonalzustand dauernd zu überreden versucht. Lehnt Yanka zunächst noch mit allen Mitteln die Ausführung der grausigen Nahrungsbeschaffung ab, wird, je besser sich beide kennenlernen, im weiteren Verlauf eine ganz ansehnliche Tour de Gore daraus, wie man sie vom End-80er-Kino auch erwarten kann. Viele kleine Details vergellen einem die ungehemmte Freude an dem ansonsten durchweg ansehnlichen Blutmatscher aus Frankreich, den ich zuvor nur im Original ohne Untertitel, also lediglich bildsprachlich kannte. So erscheint es nicht ganz logisch, dass Yanka trotz kapitaler Verbrechen von der Polizei nicht ein einziges mal behelligt wird, und auch der Umstand, dass Emmanuelle Escourrou die Hälfte des Films mit blutverschmierter Visage herumrennt, scheint auf Frankreichs Straßen und Gassen niemanden aufmerken zu lassen oder gar zu stören. Ganz exquisit sind vor allem die Unterhaltungen, die Yanka mit ihrem Fötus führt, einem Verführer nicht weniger schlimmer Sorte wie der Gehrinwurm Elmer. Statt auf feinsinnigen Humor, der in Henenlotters Film mitschwingt, setzten die Macher von BABY BLOOD aber ausschließlich auf Keule, die nur kurz dann nicht schwingt, wenn die Escourrou sich entblättert und den Splatterfilm der ausklingenden 80er so immerhin um den unverkrampften Umgang mit solchen Bildern bereichert, wie sie scheinbar nur der Franzose anzufertigen in der Lage ist. Die düstere Musikuntermalung hat auch gefallen – und überhaupt lässt sich von dem Streifen sagen, dass er sich weitaus besser über die letzen 15 Jahre gerettet hat als so manch anderer laut beklatschter Göbel aus jenen Tagen.

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#564 molotto

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Geschrieben 01. Januar 2007, 18:38


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(USA 1972 – John Waters)

Genau der richtige Film, um das neue Jahr zu beginnen! Mehr noch, wenn man Publikum im Hause hat, das die Waters’sche Lehrstunde in schlechten Geschmack noch gar nicht kennt, sich also völlig jungfräulich und ohne die geringste Ahnung ins Bildergetümmel wirft. Ist der Film trotz der Tatsache, dass die letzte Sichtung noch gar nicht so lange her ist, absolut umwerfend, verliert so gar nichts von seinem Reiz und ist so weit weg wie nur irgend möglich langweilig zu sein, muss ich zugeben, dass mich die Reaktionen der Mitgucker auf die Geschmacksspitzen diesmal doch mehr interessierten als das Werk an sich. Und die waren ziemlich durchschlagend, von Kopfschütteln, verkniffenen Gesichtern bis sogar zum Würgereiz am Ende, wenn Divine sich den Hundeknödelködel genüsslich durchs Maul zieht. Wirklich mal ein ganz herber Kontrast zu den ansonsten eher bierseligen Runden, in denen ich PINK FLAMINGOS sonst gesehen habe – mit einem Publikum wohlgemerkt, das den Witz in Waters Film stets zu schätzen wusste. Davon war gestern nicht viel zu merken. Und ich muss sagen, dass ich doch etwas schwer irritiert war, als die Komik dieses herrlichen Films in die Ecke von Brachialhumor der Marke JACKASS gerückt wurde. Leider war ich nicht mehr nüchtern genug, um mit Lust und Laune gegenzusteuern. Somit wurde PINK FLAMINGOS zwar zu einer einzigartigen Seherfahrung für diejenigen, die ihn noch nicht kannten, für mich eher zu einer deprimierenden Angelegenheit, bei der die Gewissheit obsiegte, dass hier wirklich eine Perle vor die Sau geworfen war. Schade! Dem Film macht das natürlich nichts, der ist nach wie vor das große, unantastbare Meisterstück, zu dem man nur ehrfürchtig aufblicken kann. Beim nächsten mal schaue ich den Streifen aber lieber wieder mit Leuten, die damit auch etwas anzufangen wissen und ob der Abartigkeiten gerne mitlachen.

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#565 molotto

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Geschrieben 01. Januar 2007, 18:57


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(Italien 1979 – Lucio Fulci)

In den frühen Morgenstunden des ersten Tages des neuen Jahres noch einmal WOODOO, den ich mir ebenfalls zuletzt im Sommer angesehen habe, als ich mir mein eigenes Dauerbrenner-Festival kredenzte. Diesmal auf besonderen und ausdrücklichen Wunsch eines Mitguckers, der von dem Film ebenfalls sehr angetan war. So sitzt man dann stumm bis fünf Uhr morgens vor dem Vergnügen, erfreut sich gemeinsam an so mancherlei Szene (Zweikampf zwischen Hai und Zombie, der Sonnenbrand auf Auretta Gays Titten), die über die Jahre zwar nicht an Sinn gewonnen, dafür aber nach wie vor zu beeindrucken wissen und süffelt doch noch ein Bier. Nüchtern ist morgen, WOODOO ist jetzt – und mit einer Flasche Bier geht der Film nochmal so gut in die Augen. Am Ende geht bei Herrn Flutschi die Welt zwar unter, man selber aber zufrieden ins Bett. Wenn der erste Morgen des Jahres mit so einem schönen Film endet, der wirklich nichts dafür kann, dass er von den Gorebauern einzig auf seine deftigen Effekteinlagen reduziert wird, obwohl er weitaus mehr zu bieten hat, dann kann und darf das neue Jahr eigentlich nur recht gut werden. Die Hoffnung stirbt zuletzt, spätestens aber am 31.12.


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#566 molotto

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Geschrieben 04. Januar 2007, 20:49

L.A. CRASH
(USA 2004 – Paul Haggis)

In einem Zeitraum von 36 Stunden prallen in Los Angeles, in dem nach Meinung des Films ausnahmslos Rassisten oder Gutmenschen wohnen, die Schicksale mehrerer Menschen in- und aufeinander, verzahnen sich zuweilen gar ein wenig, werden dem eigentlichen Ansinnen des Films aber nicht gerecht. Der fabuliert sich zu Anfang nämlich immerhin dergestalt einen zurande, dass die großstädtischen, anonym lebenden und vornehmlich in Klischees denkenden Menschen nur mehr in unerwarteten Zusammenstößen miteinander in Kontakt treten, eine vernünftige Konversation oder Auseinandersetzung mit dem Nächsten also außerhalb von Extremsituationen gar nicht mehr existiert. Ein Stoff für einen schönen und sehr düsteren Film, bei Haggis suhlen sich dagegen ausnahmslos Menschen in ihren Rassenvorurteilen unterschiedlichster Art, und selbst der farbige Gutmensch bleibt vor derlei nicht verschont. Am Ende erfahren alle bei einer seichten Popnummer Läuterung, gleichzeitig wird rührselig Platz für die große Umdenke des Einzelnen geschaffen. Das ist mindestens ebenso klischeehaft wie die Vorurteile, mit denen Haggis seine Schauspieler durch die Szenen schickt - und zudem so richtig scheußlich gefällig anzuschauen.

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#567 molotto

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Geschrieben 04. Januar 2007, 20:51

IST DAS LEBEN NICHT SCHÖN?
(USA 1947 – Frank Capra)

George Baley, der es sein ganzes Leben lang trotz hochtrabender Pläne nie geschafft hat, aus seinem Heimatort wegzugehen, muss am Weihnachtsabend die Niederlage seines Lebens einstecken. Bei dem Unternehmen, das er leitet, fehlen 8000 Dollar in der Kasse – und ausgerechnet über Weihnachten stöbert der Rechnungsprüfer durch die Kassenbücher. Da hilft nur noch der Sprung ins eiskalte Wasser und der damit verbundene Geldsegen aus Baileys Lebensversicherung. Der Himmel schickt ihm jedoch einen Schutzengel vorbei, der Bailey zeigt, was aus seinem Ort geworden wäre, hätte es ihn nie gegeben. Capras Weihnachtsheuler mit einem jungen und drahtigen James Stewart ist vor allem wegen seiner Schlussszene in bester Erinnerung, bei der Bailey durch den verschneiten Ort rennt und so Sachen schreit wie „Fröhliche Weihnachten, Kino! Fröhliche Weihnachten, altes Warenhaus!“ Das war ja bereits mehr als einmal Gegenstand einer Persiflage – natürlich mit mal mehr oder minder gutem Erfolg. IST DAS LEBEN NICHT SCHÖN? hat als Weihnachts- und Schmalzbonbon natürlich jede Menge Angriffsfläche, ist rührselig bis zum Dorthinaus, macht aber dennoch – oder gerade deswegen – ganz gut Spaß. Schön ist, wenn sich eine Mitguckerin am Ende die eine oder andere Träne aus dem Augenwinkel wischt. Dann braucht man auch nicht über den Film zu lästern, sondern hat ein wesentlich dankbareres Opfer zur Hand.

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#568 molotto

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Geschrieben 05. Januar 2007, 16:49

POPULÄRMUSIK AUS VITTULA
(Schweden/Finnland 2004 – Reza Bagher)

Nicht viel los im schwedischen Niemandsland unweit der finnischen Grenze in den Untiefen der frühen 60er Jahre. Obwohl sich Finnen und Schweden im kleinen Örtchen Pajala unweigerlich begegnen, beherrschen Vorurteile und gewissermaßen auch Ängste die Köpfe. In diesem Schmelztiegel wachsen der junge Matti und sein finnischer Freund Niila auf. Von Kindertagen an begleitet der Film die Berg- und Talfahrten der beiden Kinder, zeigt prügelnde Väter ebenso wie den schwulen und mit Drogen nicht geizenden sowie Kurzwaren verkaufenden Hausierer mit den schlechten Zähnen, den ersten Kuss und eine fast schon watersmäßige Vergewaltigung des kleinen Matti durch eine ältere übergewichtige Finnin. Der Hauch der großen weiten Welt erhält in Form einer Rock’n’Roll-Single („Rock’n’Roll Music“ von den Beatles) und mit einem neuen Musiklehrer, eine gelungene Mischung aus Spät-Hippie und Körnerfresser, Einzug. Für Matti und Niila bietet sich die Chance, eine eigene Rock’n’Roll-Karriere zu starten. Das alles erzählt der Film ohne großen, alles umspannenden Handlungsbogen mit reinrassigen, klar defininierten Höhepunkt, sondern als witzig-spritzigen Bilderbogen, eingefasst in eine klitzekleine (nicht minder amüsante) Rahmenhandlung. Gespickt ist der Film mit Humor, den das Leben schreibt, weshalb er auch besonders gut zu zünden weiß und gar nicht erst nach einer Spaß-Nervensäge schreit, wie man sie aus sonstigen Komödien kennt. Als solche taugt POPULÄRMUSIK AUS VITTULA denn auch nicht wirklich, weil trotz aller Späße und zuweilen höchst grotesk anmutender Momente auch Dramatisches nicht fehlt und den Film zu einem wirklichen Erlebnis macht. Als Rückschau auf die Befindlichkeit in den 60er und 70er Jahre allein schon ein absolut gelungener und wertvoller Beitrag. Und für mich eines der absoluten Monats-Highlights, obwohl der Januar erst ein paar Tage alt ist.

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#569 molotto

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Geschrieben 05. Januar 2007, 19:50

THE ARENA
(USA 1973 – Steve Carver)

Toll trieben es die alten Römer: Mit einer Kohorte Soldaten werden friedlich liebende Stämme im Reich überfallen. Zunächst erwischt es den der blonden Bodicia im knappen Schurz, dann gleich links daneben den im Wald lebenden Negerstamm in Leopardenfellen, zu dem sich auch die dicktittige Mamawi zählt, die natürlich von Pam Grier gespielt wird. Nach nicht einmal geschlagenen zehn Minuten zeigt Carver, was das Publikum sehen will: Sklavenmarkt der bunten Weiber und Nakedeis unter der Dusche. Bodicia und Mamawi werden an einen einflussreichen Großkotz verhökert, wo sie zum Zwecke der Volksbelustigung zu Gladiatoren ausgebildet werden und sich einer Privatarena in blutigen Spektakeln beweisen müssen. Bodicia und Mamawi werden nebenbei aber auch nicht müde, revolutionäres Gedankengut in die Köpfe ihrer Mitstreiter zu pflanzen. Am Ende gibt’s dann den Gladiatorenaufstand im Maßstab 1:200 gegenüber den Klotzwerken von MGM und Fox aus den vorangegangenen Jahrzehnten. Hübsch ist, dass sich Corman für diesen Film kräftig Verstärkung aus Italien geholt hat. Immerhin kennt man sich dort mit billigen Sandalettos ja ganz gut aus. Hinter der Kamera stand der Massacessi Aristide und die (gar nicht mal soooo schlechte) Musik stammt aus der Feder von Francesco de Masi. Auch vor der Kamera zahlreiche gerngesehene Knallis aus dem alten Europa. Frank Garfield, der Irre aus DIE HÖLLE DER LEBENDEN TOTEN, heißt ja eigentlich Franco Garolfo, aber bei Corman Christopher Oakes, was an seiner XY-Visage wenig ändert. Auch Rosalba Neri ist klein dabei, weitaus größer dafür schon Paul Muller, den man vor allen Dingen aus zahllosen Meisterwerken Jess Francos kennt. Hier ist er aber auch nicht schlecht unterwegs – zuweilen gar hoch zu Ross! In der hinteren Reihe tobt auch das spätere SS-Schamhaarmonster Salvatore Baccaro herum und verdient sich ein Butterbrot. Allein wegen dieses gewaltigen Aufmarschs muss man den Film einfach schon gern haben. Für die historische Korrektheit der ganzen Chose verbürgt sich Steve Carver höchstselbst mit seinem guten Namen, neu war mit lediglich, dass es bei den alten Römern schon Farrah-Fawcett-Frisuren gab. Hier lernt man wirklich noch was dazu. Extrem flott ist der Film auch noch, überaus kurzweilig sowieso und mit der ein oder anderen gewaltätigen Spitze bzw. einem heraushängendem Mops verziert. Kann man nicht nur, muss man ja einfach gut finden und zum Abspann heftig beklatschen.

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#570 molotto

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Geschrieben 06. Januar 2007, 09:55

BAD BOYS
(USA 1983 – Rick Rosenthal)

Heißes Pflaster Chicago, wo sich die Heranwachsenden statt mit ihren Hausaufgaben vor allem mit dem Erwerb illegaler Waffen und Drogen sowie Überfällen aller Art beschäftigen. Rick Rosenthal lässt von seiner Kamera ein paar herrlich düstere Bilder dazu malen, in denen natürlich die Leute mit Migrationshintergrund und Farbige per se übergebührlich Platz einnehmen. Zusammen mit einem Kumpel will Michael seinem Rivalen Paco in die Parade eines Drogendeals pfuschen, nicht zuletzt auch, weil Paco ihm seine Freundin J.C. streitig macht. Bei einer sich daran anschließenden Verfolgung überfährt Michael versehentlich Pacos kleinen Bruder und landet in einer Jugendstrafanstalt, in der ein großer blonder Hühne, Wikinger genannt, zusammen mit dem brutalen Kinderficker Tweety (natürlich ein Schwarzer) die Mithäftlinge drangsaliert. Gegen diese Übermacht kann sich Michael durchsetzen, während Paco draußen den Tod seines Bruder zunächst damit rächt, dass er Michaels Freundin vergewaltigt und dann in denselben Knast wie Michael kommt, wo klarerweise alles auf ein Showdown zwischen den beiden Kontrahenten hinausläuft.
BAD BOYS ist logischerweise weniger Sozialdrama als knalliges Action-Bonbon für Jugendliche, quasi ein MIDNIGHT EXPRESS für Klippschüler, wobei Rick Rosenthal, dessen herrlich blöden HALLOWEEN II ich in durchaus sehr bewundere, ein merkwürdiges Gesellschaftsbild zeichnet, was mir anno 1984 noch gar nicht so klar geworden ist. Bei Rosenthal ist einzig der Weiße (also Penn, den ich im Grunde weder in diesem Film noch in anderen Streifen wirklich leiden konnte und kann) das einzig wandelbare Wesen, was sich zu einem besseren Menschen entwickeln mag. Den Farbigen (vor allen den temperamentvollen Südländern) ist dieser Weg im Film versagt. Der Puertoricaner Paco sinnt – egal wie - nur auf Mord und Totschlag, der frisch entlassene Schwarze Tweety kommt gleich am ersten Wochenende bei einem erneuten Überfall ums Leben. Dabei erdreistet sich der Film sogar, den tödlichen und von Michael verursachten Unfall in einer bemerkenswerten Szene Paco anzulasten, weil der sich lieber um Drogendealereien gekümmert hat als auf seinen Bruder aufzupassen. Und Michaels Beziehung zu J.C. nimmt ebenfalls keinen Schiffbruch durch die schändliche Tat, vielmehr intesiviert sich danach noch. Je länger der Film läuft, desto mehr bagatellisiert er den Tod des Bruders von Paco. Daumen runter dafür. Aber davon abgesehen unterhält der Film natürlich auch nach über 20 Jahren immer noch höchst anständig, hat eine hübsche Musik von Bill Conti und das Früh-80er-Schönchen Ally Sheedy, die spätestens nach ihrem Stelldichein im BREAKFAST CLUB und dazugehöriger Mangel in der BRAVO-Postermühle zum heimlichen Schwarm so manches pubertierenden 14jährigen avancierte, hab’ ich auch gern mal wieder dabei zugesehen, wie sie in tiefster Nacht und ohne die geringste Furcht in Chicagos schlimmster Ecke U-Bahn fährt.

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