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Beutelschneider, Zeitschinder, Nervenzerrer - Filmforen.de - Seite 22

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Beutelschneider, Zeitschinder, Nervenzerrer


1011 Antworten in diesem Thema

#631 molotto

    Weiße Haut auf schwarzem Markt

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Geschrieben 16. Februar 2007, 17:46


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(Italien 1971 – Paolo Cavara)

Kommissar Tellini gerät bei der Aufklärung einer unheimlichen Mordserie an die Grenzen. Ein irrer Mörder, der seine ausnahmslos ungemein attraktiven Opfer mit einer langen Nadel paralysiert, um ihnen dann in ihrer Bewegungslosigkeit bei vollem Bewusstsein den Bauch aufzuschneiden. Alle Fäden laufen in einem Schönheitsinstitut zusammen, wo kriminelle Elemente eine nur oberflächlich mit der Mordsache in Verbindung stehende Erpresserkiste laufen haben. Ein blinder Masseur, der ein wenig an Zatoichi und Masumuras BLIND BEAST erinnert, ist auch nicht ohne. Ganz herrlich ist vor allem aber der feiste alte Homo-Ober auf der Faltenfarm, eine selten zu sehende, trocken witzelnde Saftschubse und so ziemlich die einzige Lichtgestalt in diesem angenehm düsteren wie manchmal fast schon unangenehm kalten „Gelben“. Erstklassig wie immer auch die ziemlich unter die Haut gehende Musik von Morricone mit eiernden Einlagen. Tellini-Darsteller Giancarlo Giannini sieht irgendwie aus wie Jean Sorel in Aldo Lados MALASTRANA aus dem gleichen Jahr – nur halt weniger scheintot. Muss wohl an der flotten Mode und den gepflegten Schnauzern der beiden liegen.

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#632 molotto

    Weiße Haut auf schwarzem Markt

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Geschrieben 16. Februar 2007, 17:47

HEAT AFTER DARK
(Japan 1998 – Ryuhei Kitamura)

Allein, weil mir das Wald-und-Wiesen-Gemetzel in VERSUS nicht sonderlich zusagte, habe ich lange Zeit die Finger von HEAT AFTER DARK gelassen, was, wie sich jetzt herausstellte, durchaus ein Fehler war. In nicht einmal einer Stunde Spielzeit komprimiert der Film mit wenigen Darstellern und fast komplett in einem alten Gewerbeobjekt spielend eine überaus ansehenliche Killer-gegen-Killer-Geschichte, in die ein Geschäftsmann und Familienvater hineingezogen wird. Am Ende kann nur er sich behaupten und alle bösen Gestalten ausschalten, was allein deshalb absolut in Ordnung geht, weil er als einziger eine weiße Weste vorzuweisen hat und ihm gleichwohl die Heißspornigkeit aller anderen Beteiligten vollkommen abgeht. Von coolen, mit ihren Schießprügeln wie mit Schwertern herumhampelnden Yakuzas zeigt sich HEAT AFTER DARK glücklicherweise befreit. Ebenso vom Schnittchaotentum nach Muster Miike und der Ohrenvergewaltigung mit Stampf-Stampf-Musik. Das fast die gesamte Spielzeit in Beschlag nehmende Dauerduell geht ohne dämliche Possen und Posen vonstatten, was an sich schon bemerkenswert ist. Als Dreingabe hat Kitamuras Erstling noch einen sehr schönen Schluss und ein paar beeindruckende Naturbilder im Gepäck, die den Film durchaus größer erscheinen lassen als er tatsächlich ist. Neben dem überlebensgroßen GODZILLA: FINAL WARS der beste Kitamura, den ich bislang gesehen habe.

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#633 molotto

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Geschrieben 18. Februar 2007, 08:58


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((BR) Deutschland 1971 – Jürgen Roland)

Bei ST. PAULI REPORT braucht es keinen Herrn von Thun, um mit süffigen Kommentaren und natürlich Interviews dem Ganzen den Anstrich einer „echten“ Reportage zu geben - das meistert Regisseur Roland hier alles höchstselbst. Ansonsten folgt der Film in seiner Strichaufzählung phantasievoll ausgeschmückter Schmuddeleien ganz dem Vorbild der ebenfalls aus dem Hause Rapid stammenden Erfolgsserie rund ums Ach und Weh des gemeinen deutschen Schulmädchens. Welten voller Sex & Crime tun sich da auf dem Kilometer zwischen Heiligengeistfeld und Nobistor auf, die man auf so engen Raum in so hochkomprimierter Form als Normalsterblicher ohne dieses Werk gar nicht für möglich halten würde. Von Etablissements ist die Rede, denen die Schankgenehmigung entzogen wurde und die der frisch gekoberten Kundschaft nun mit gereichten Obst den Aufenthalt versüssen müssen, während die „Hühner“ auf der Bühne mit schmierigen und prügelnden Loddeln Scheinehen einzugehen haben, damit die Sitte sie nicht abholen kann. In einer Absturzkneipe ist man Zeuge, wie Roland den Fall Kurt Puhl noch einmal aufrollt, der in heimtückischen Mord und einer Lohnraub-Schaffe bei Blohm & Voss mit zahlreichen Toten und Verletzten einen bösen Ausgang nimmt. Und was einen potentiellen Kunden in einer der zahlreichen Amüsierbetriebe auf dem Kiez erwartet, wird ebenfalls nicht verschwiegen. Da wird der Strickstrumpfvertreter auf Geschäftsreise („Für’n Kleinstädter gehst du aber ganz schön ran!“) mal kurzerhand um 700 Mark erleichtert – in nicht einmal einer Stunde! Loddel betreiben erklecklichen „Hühnerhandel“ im Hinterzimmer, die „Schmiere“ fängt einen Schwerverbrecher, welcher auf der Davidwache um sich ballert, die Sitte holt Damen mit „spitzem Vortrag“ von der Straße, wenn diese ihrem Gewerbe vor Sonnenuntergang nachgehen, eine „Pisskuh“ verpfeift einen Gangster bei der Polizei, Rocker gehen einer Betschwester von der Heilsarmee schwer an die Wäsche, während die eingeschüchterten Gäste weiter am schalen Bier nippen. Da greifen die Kiezgrößen, die auf Ehre und Zusammenhalt wie bei den Yakuza in schwierigen Situationen noch halten, mal ordentlich durch, Nasen, Fensterscheiben und ein paar Stühle gehen zu Bruch. Fix was los auf St. Pauli – egal, ob nun die Sonne scheint oder nicht. Das verirrte Dorf-Mädchen, das von Elternhaus, Ausbildung, den Grabbeleien des Chefs („Und das für 126 Mark im Monat!“) und der Tatsache, dass man, so abgeschieden wohnend, „nur zweimal die Woche in den Beat-Schuppen kommt“ die Schnauze voll hat und in den gierigen Griffeln eines Schmier-Loddels landet, fehlt natürlich auch nicht. In Rolands Film findet sie Gefallen an ihrem neuen Leben – irgendwie. Denn auch hier geht Probieren über Studieren und der Verdienst, die Scheine, die man sich mit dem „Bockschein“ so an einem lauen Abend zusammenstößt, sind ja auch nicht schlecht und bringen binnen Monatsfrist ein flottes Auto und eine eigene Bude. Von allzu viel menschlichen Katastrophen zeigt sich ST. PAULI REPORT gerade in Bezug auf die leichten Mädchen sehr zurückhaltend bis gänzlich befreit. Davon will die Zuschauerschaft, die sich landauf, landab, wie ich mir das denke, ganz bestimmt zu nicht schlechten Stücken aus potentiellen Kiez-Kunden zusammensetzt ja auch den Spaß an der Freud nicht vermiesen lassen. Dahingehend ist Jürgen Rolands ST. PAULI REPORT also ein wirklich ziemlich fairer Film geworden, der seinen Zuschauern kein sonderlich schlechtes Gewissen impft. Die Sensationsgier bedient Roland nicht so sehr mit besonders dramatischen Fällen, sondern mit der schieren Masse der ins grelle Projektionslicht gerückten Ungeheuerlichkeiten. Manchen Schicksalsschlag und manche erwähnenswerte Posse handelt Roland binnen nicht einmal zwei Minuten ab, da kommt schon was zusammen. Und stets hat er ein Auge darauf, bei all dem auch nicht zu tief zu schürfen. Bevor das Niveau die erste Seite der Bild-Zeitung übersteigt, blättert er lieber um. Ein bunter Bummel über die Sündenmeile ist sein Film, nicht mehr. Authentizität und Realismus erreicht er, wenn er seine durchweg guten Schauspieler (bis zum ehrenwerten Siegfried Schürenberg in der Rolle des notgeilen Knackbocks reicht hier die Auswahl) im Hamburger Sprech Auftritt haben und ausnahmslos Schnodderigkeiten absondern lässt, die ganz tief aus der Gosse der Früh-70er gefischt wurden. Als Zuschauer bekommt man hier eine Menge für sein Geld: Titten, Brutalitäten, Halbseidenheiten und so manchen Kuhhandel zu einer Lage Moravia Pils direkt aus der Flasche. Vor allem aber eineinhalb Stunden Zerstreuung mit allerhöchstem Unterhaltungswert.

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#634 molotto

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Geschrieben 19. Februar 2007, 15:48

NACHTFALKEN
(USA 1981 – Bruce Malmuth)

Terrorist Wulfgar hat sich in Europa einen schlechten Namen gemacht und setzt nun in der Metropole New York dazu an, sich durch einen gezielten Anschlag auf UNO-Beamte wieder bei den spielbestimmenden Untergrundgruppen beliebt zu machen. Allerdings hat er seine Rechnung ohne die neue Anti-Terror-Einheit der New Yorker Polizei gemacht, der auch Sylvester Stallone und Billy Dee Williams angehören. Mit ihren unkonventionellen Mitteln und dem Wissen von der Straße werfen sie dem Ein-Mann-Kommando Wulfgar ordentlich Knüppel zwischen die Beine. Am Ende läuft die Unternehmung auf ein hübsches Duell zwischen Stallone und Rutger Hauer, der in der OF ein Deutscher ist, in der Synchronisation jedoch tatsächlich gebürter Holländer, hinaus. Wie auch im Fall von STIRB LANGSAM ändert das zwar nichts an der spannenden Geschichte, aber die vorauseilende Rücksichtnahme auf irgendwelche Befindlichkeiten ist mal wieder sehr bezeichnend. Außerdem geht der in diesem Fall zwar nicht in den Mittelpunkt gerückte, dennoch vorhandene Wirklichkeitsbezug zu den Vorkommnissen in der zweiten Hälfte der 70er in Deutschland somit ebenfalls gehörig baden, was schade ist. Bemerkenswert an NACHTFALKEN ist, dass Stallone ganz anständig eine oberflächlich weibliche Seite ausspielen darf. Seine größten Fänge macht er in Frauenklamotten und der Gipfel des Irrsinns ist die Rettung eines Babys aus der Gondel einer Seilbahn, die eine Lesart als Niederkunft durchaus zulässt. Dabei macht Stallone ein Gesicht, das klar zum Ausdruck bringt, dass er einfach jederzeit besser Babys kriegen kann als jede Frau. In Sachen Frisur hat er zudem alle Früh-80er-Damen unlängst eingeholt – bei ihm hört die Fönwelle nicht bei den Ohren auf, sondern umspielt ohne Unterbrechung auch noch Kinn und Nase. Was macht es da noch etwas aus, dass echte Weiblichkeit in diesem Actionstück eine fast vollkommen untergeordnete Rolle spielt und Frauen also vornehmlich ein Nieschendasein als blutende Opfer oder – noch schlimmer - Verbrecherinnen von Weltformat fristen, wie auch Hauers Komplizin Parsis Khambatta? Die hatte zwar ihren ganz großen Auftritt bereits als Glatze in STAR TREK und verewigte ihren damit generierten Ruhm zusätzlich auf einigen Lechz-Bildern. In NACHTFALKEN zeigt sie ein anderes, ihr besser stehendes Gesicht, wenn sie den Top-Mann von Interpol trotz Sicherheits-Großalarm auf einem Empfang in der Met im Alleingang aufspürt, was vor den Latz knallt und unbehelligt entkommen kann. Die Frau, das gemeine Ungeheuer. Als Mann freut man sich da doch nicht schlecht, dass Über-Vater, Über-Mutter und Über-Polizist Stallone auf derselben Seite steht wie man selbst.

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#635 molotto

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Geschrieben 21. Februar 2007, 14:10

RED PEONY GAMBLER 5: ORYU RETURNS
(Japan 1970 – Tai Kato)

Die Suche nach der verschwundenen Tochter der Igarashi-Familie bringt Oryu nach Tokio, wo sie bei Boss Teppokyu Unterschlupf findet. Teppokyu ist Oberhaupt einer einflussreichen wie überaus erfolgreichen Theaterorganisation, was dem Samazuno-Clan ein Dorn im Auge ist. Gern würden sie sich Teppokyus Betrieb einverleiben – mitsamt Regisseuren und beliebten Darstellern. Oryu kann in einer gemeinen Taschendiebin die Tochter der Igrashis ausmachen, die, um Schaden von ihr abzuwenden, kurzerhand von Teppokyu adoptiert wird. Nun ist aber der junge Yakuza Ginji von den Samazunos schwer in das Mädchen verschossen, weshalb der gemeine Boss Masagoro diese Liebe auszunutzen versucht, um an das Familiensiegel und die höchststaatlichen Theaterpatente der Teppokyus heranzukommen. Als dies nicht den gewünschten Erfolg bringt, wird Boss Teppokyus hinterrücks von den Samazunos erdolcht, weshalb Oryu einmal mehr in die Bresche springen muss, die Familienstreitigkeiten auf ihre Weise zu beenden. Einen gern mit seinem Säbel rasselnden und eigentlich allerorts in Ungnade gefallenen Samurai und den bereits aus Teil 3 bekannten und in diesem Abenteuer als deus ex machina urplötzlich auftauchenden, schweinsgesichtigen Oniki weiß sie dabei auf ihrer Seite. Wie der Film ausgeht, ist schon klar. Und wenn auch die Rahmengeschichte schon nicht sonderlich innovativ ist, weil man dergleichen bereits in anderen Teilen der Serie zur genüge vorgesetzt bekommen hat, so ist doch festzuhalten, dass der sechste Aufguss abermals mit so schönen Details und Nebengeschichten zu glänzen versteht, dass das Versinken in dem Film höchst einfach ausfällt. Vor allem die eingeflochtenen Episoden rund um Liebelei, Mordkomplott und Verrat sorgen für regelmäßige Höhepunkte in der Spannung. Mal würfelt Oryu mit Boss Samazuno um ihr Leben (und muss dabei Falschspielerei aufdecken), dann hagelt es unschöne Foltereien und Anschläge und das Ende ist sowieso über jeden Zweifel erhaben und kommt gut geschnetzelt daher – und im Vergleich zu den anderen Folgen der Serie diesmal auch wieder etwas blutiger. Sich in dem Gewirr der (manchmal ziemlich plötzlich auftauchenden) Personen zurecht zu finden, ist überdies sehr gut gelöst, was immer schon einer der ganz großen Pluspunkte der Serie war. Auch der fünfte Aufwasch hält, was die anderen Teile bereits versprochen haben, wobei das ohnehin recht hohe Niveau insgesamt ohne störende Abstriche gehalten wird. Bin nach wie vor jedenfalls ungebrochen richtig schwer begeistert.

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#636 molotto

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Geschrieben 21. Februar 2007, 14:11

DEADBEAT AT DAWN
(USA 1988 – Jim Van Bebber)

Weil ihm seine Freundin Chris, die vor allem voll auf dem Eso- und Übernatürlich-Trip ist, mal gehörig ins gewissen gequatscht hat, will Goose, Anführer von den Ravens, sein kriminelles Leben beenden und ein rechtschaffendes Männlein werden. So einfach ist die Sache allerdings nicht, denn just zu dem Moment, wo Goose seinen letzten Drogenvorrat verscherbelt, um für den neuen Abschnitt Startkapital zu haben, wird Chris von dem Drecksgesindel der Spiders, den schärfsten Gegnern der Ravens, so richtig nach Strich und Faden totgeschlagen. Goose rutscht völlig ab, flüchtet sich in Alkohol und zu seinem völlig irrsinnigen, drogensüchtigen Vater, wird geschlagen und getreten und ist am Ende kaum mehr als ein blutendes Häufchen Elend. In die mittlerweile zum Zwecke größerer Schlagkraft fusionierten Ravens-Spider-Gemeinschaftsbande wird er als letztes Rädchen im Getriebe aufgenommen, doch die Rachephantasien von Goose warten noch immer darauf, hemmungslos ausgelebt zu werden. Nach einem Überfall auf einen Geldtransporter macht Goose seine eigene Rechnung mit allen und jeden auf, was, wie auch sonst der ganze Film, harsch und blutig ausfällt. Zimperlichkeiten sind in DEADBEAT AT DAWN nicht an der Tagesordnung, wobei der Film diese weitab irgendwelcher Lächerlichkeiten ansiedelt und voll auf Schock setzt. Das ist für eine Produktion, deren finanzieller Rahmen wohl ungefähr vergleichbar mit Buttgereits NEKROMANTIK oder Giovinazzos COMBAT SHOCK gewesen sein dürfte, keine Selbstverständlichkeit – und schon gar nicht zu einer Zeit, in der der meiste Billig-Quatsch bereits auf Video gedreht wurde. Wie COMBAT SHOCK, mit dem DEADBEAT AT DAWN vor allem auch eine fürchterlich desolate soziale Umgebung teilt, in der die Handlung angesiedelt ist, ist Van Bebbers Film trotz all seiner Action- und Racheexzesse ein zuweilen arger Runterzieher geworden, dessen Gewalt nicht zu Schauzwecken und allgemeiner Belustigung da ist, sondern gewillt ist, dem Zuschauer bestmöglich zuzusetzen. Angenehm sind Van Bebbers Filme allesamt nicht, auf ihre Weise aber herrliche Unikate, wilde Ungetüme gar, die vor unbehauenen Ecken und Kanten nur so strotzen. Für mich ein absoluter Kultfilm, ganz gewiss nicht weniger.

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#637 molotto

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Geschrieben 22. Februar 2007, 19:20

KEIZOKU – UNGELÖSTE MORDE
(Japan 2000 – Yukihiko Tsutsumi)

Die ersten zehn Minuten erscheinen wie ein Bilderreigen ohne tieferen Sinn und in etwas chaotischer Montage. Kalauereien, angesichts derer man zum Lachen wirklich besser in den Keller geht, inklusive. Dann setzt endlich die Handlung ein, die alles andere als besonders komisch ist, weshalb es nur folgerichtig erscheint, dass sich die Dumm-dumm-Geschosse from beyond the Teppichleiste dann auch dankeschönbitteschön aus dem Film verabschieden. Die Überlebenden einer Schiffskatastrophe werden von der Tochter der einzigen beiden Opfer auf eine einsame Insel eingeladen. Die Insel, so geht die Volksmär, hat es in sich: Unerklärliche Phänomene sind auf dem kaum kartografierten Flecken an der Tagesordnung. Dinge verschwinden und die Insel selbst geht auch dann und wann mal unter und taucht wieder auf – ganz wie es ihr gefällt. Zwei Polizisten sind bei der Reise mit von der Partie, weshalb ihnen die Detektivarbeit obliegt, als sich Mord, Totschlag und allerlei Hexenhaftes ergibt. Geisterspuk und Übersinnliches aller Art wird immer schlimmer. Totgeglaubte Leben länger, das Tor zur Hölle tut sich auf, fehlt nur noch eine zerfledderte Ausgabe von Eibon auf der Kommode, aus der bei einer Gewitternacht vorgelesen wird. Für alles gibt es am Ende aber eine – wenn auch ziemlich tolldreist zusammengeschraubte – Erklärung. Nach den Anfangsschwierigkeiten mit Schnippelinferno und Gejuxe konnte ich mich für KEIZUKO doch noch erwärmen, wenngleich das Ende sich wieder fast so zieht wie der Anfang, aber immerhin ohne Geblödel. Man bekommt einen in der Summe durchaus hübschen Verhau mit Spukhaus, Gruselgirl, Krimi und dem TAG, AN DEM DIE WELT UNTERGING. Das war auf den ersten Metern so nicht wirklich zu erahnen. Der ganz große Wurf ist KEIZOKU irgendwie nicht und die ersten Minuten des Films haben mich bereits zweimal zum Abschalten bewogen, wie ich zugeben muss, aber da sich das Werk auf fast zwei Stunden streckt, kriegt man am Ende doch noch was für die Mark und scheidet nicht nur verarscht und verblödet aus dem Werk. Dass die Macher höchstselbst im mitgereichten Making of keinerlei Erklärungen für einige besonders sinnlose Bilder und Szenen liefern können, nehme ich ihnen dennoch krumm.

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#638 molotto

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Geschrieben 26. Februar 2007, 14:13

LEBENDIG BEGRABEN
(USA 1962 – Roger Corman)

Nach einer grausigen Exhumierung ist der vermögende Maler Guy Carrell von der fixen Idee besessen, wie sein kataleptischer Vater bei lebendigem Leibe unter die Erde zu wandern. Trotz dringlicher Bitten eines befreundeten Arztes und seiner hübschen Frau bastelt er sich in seinem Wahn eine narrensichere Krypta, aus der er mit allerlei Tricks und zahlreichen Geheimtüren entfliehen kann. Doch als man Guy endlich so weit hat, dass er von dem ganzen Irrsinn Abstand nimmt, nutzt eine verschlagene Person seine Anfälligkeit für diesen Wahn schamlos aus.
Mag der Film auch noch so billig gewesen sein, ihn als B-Ware von der Stange abzustempeln, ist ein schieres Unding. Owohl LEBENDIG BEGRABEN sich der Geschichte von Poe nur in gröberen Zügen bedient und die Knauserigkeit von Corman hier und da durchaus zu merken ist, ist ein sagenhafter Qualitätsfilm von höchster Güte dabei herausgesprungen, dem man allenfalls - und wenn überhaupt - anlasten könnte, dass mit den Dampfschwaden aus den Nebeltöpfen zu inflationär umgegangen wurde. Sehr ernst, sehr spannend, ungeheuer stimmungsvoll und exzellent besetzt – ein schichtweg tolles Ding. Größtes Verdienst von Cormans Film ist aber eindeutig, dass er von Anfang bis Ende leichtes Unwohlsein zu erzeugen vermag, was allein für sich genommen alles andere als wenig ist für einen Genrebeitrag wohltuend alter Schule.

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#639 molotto

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Geschrieben 26. Februar 2007, 14:13

PANS LABYRINTH
(Spanien/Mexiko 2006 – Guillermo Del Toro)

Weil sich ihre Mutter mit einem Hauptmann von General Francos gemeingefährlichen Horden eingelassen hat, muss die junge Ofelia tief ins spanische Hinterland reisen, wo die Armee in einer alten Mühle einen Stützpunkt eingerichtet hat. Während ihre Mutter in hochschwangeren Zustand das Bett hüten muss und der Hauptmann bei jeder sich bietenden Gelegenheit und unter Anwendung ausnahmslos rohester Gewalt unterstreicht, was für ein rücksichtsloses und menschenverachtenden Subjekt er ist, flieht Ofelia in eine Fantasiewelt, in der sie als Prinzessin drei gefährliche Aufgaben zu meistern hat, um in ihr Königreich zurückkehren zu können. Am Ende zeigt sich, dass Ofelias Fantastereien in nichts anderes münden als dem Wunsch nach einer intakten, glücklichen Familie, doch die Chance auf eine solche ist ihr unter den harten Hieben der Diktatur gründlich verwehrt. Während die Mutter mit ihrer Schwangerschaft und der Erkenntnis kämpft, dass ihre Beziehung zum Hauptmann einzig einen Nutzen erfüllt, nämlich den, in der Diktatur irgendwie das Überleben zu sichern, ist der Hauptmann einzig an dem ungeborenen Kind interessiert, ein Leben, das er jederzeit über das von Frau und Stiefkind stellt. Im Film ist dieses sich einzig auf Nutznießerei beschränkende Beziehungsgeflecht ein gefährliches und ungemein bedrückendes Spiel mit dem Feuer, unterstrichen dadurch, dass sich die Soldaten des Franco-Regimes, und allen voran natürlich der Hauptmann, in immer niederträchtigere Schweinereien wider die Menschlichkeit ergehen. Die Abartigkeiten, die Del Toro dabei auf die Leinwand niedergehen lässt, sind bemerkenswert unselbstzweckhaft, jedoch für Auge und Gemüt eine echte Qual. Folgerichtig wirken dagegen die Ausflüge von Ofelia zur unschönen, sich selbst auskotzenden Riesenkröte und dem alles andere als harmlos erscheinenden, gesichtslosen Kinderfresser fast schon wie eine Wohltat, eine Pause zum Luftholen von der alle Vorstellungskraft übersteigenden Gewalt der Realität – auch und gerade für den geneigten Zuschauer. PANS LABYRINTH wühlt gehörig auf, ist alles andere als leichte Kost und hing mir so schwer nach wie schon lange kein Film mehr. Da half es auch nicht, dass der Film trotz allem auch mit optischen Spielereien, tollen Fabelwesen und hübschen Computermonstern zu begeistern verstand – irgendwie war die Stimmung nach PANS LABYRINTH total im Eimer, wenngleich natürlich im höchst positiven Sinne.

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#640 molotto

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Geschrieben 26. Februar 2007, 14:14


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(USA 1975 – William A. Castleman)

Johnny Firecloud hat drei Jahre Vietnam hinter sich, ist aber in seiner alten Gemeinde nicht mehr so sonderlich willkommen, denn er hat sich zuvor mit der Tochter von Colby eingelassen, einem reichen Viehzüchter, der so einflussreich ist, dass selbst die Polizei nicht gegen ihn aufmuckt. Colby macht den Indianern generell das Leben schwer, vor allem auch Johnnys Opa, der der Flasche sehr zugeneigt ist, weshalb ihn Colbys Leute für den Preis von einem Schluck Whiskey in der Ortskneipe Kriegstänze aufführen lassen, wozu sie ihm mit einem Lippenstift aus der Handtasche der nächstbesten Schlampe unter allerlei Gejohle das Gesicht verschmieren. Das Maß ist für Johnny voll, als
  • er für eine Nichtigkeit hinter Gitter muss
  • er erfährt, dass Colby höchstselbst seiner Tochter das Kind aus dem Leib geprügelt und getreten hat
  • sein Opa während eines gemeinen Streiches von Colbys Leuten gehängt wird
  • seine Schwester von Colbys Handlangern so übel vergewaltigt wird, dass sie an den Folgen stirbt.
Nich wenig, um vollends durchzudrehen. Firecloud haut deshalb auch aus dem Knast ab, versteckt sich in der Wüste und taucht immer nur dann auf, um Colbys gemeingefährliche Gefolgschaft zu dezimieren. Richard Kennedy, der sich in dem ebenfalls von David Friedman finanziell gestemmten ILSA – SHE WOLF OF THE SS von Dyanne Thorne so schön hat ins Gesicht pissen lassen, kriegt die Haare geschnitten, und zwar so gründlich, dass ein Nachwachsen fortan unmöglich ist, ein anderer Tunichtgut endet mit Ganzkörper-Stacheldrahtumwicklung und einem über die Rübe gestülpten Sack, in dem eine Klapperschlange wohnt; wiederum ein anderer wird von Johnny mit ausgepiekten Augen bis zum Hals in der Wüste eingegraben, wo sich schon die Geier über das baldige Mahl kreischend freuen und die Idee, jemanden vier Stangen Dynamit vor die Familienjuwelen zu kleben finde ich auch alles andere als schlecht. Johnny dreht genau so heftig und bedingungslos auf, wie man das in einem Rüpelfilm aus den 70ern nicht anders erwartet. Gekleckert wird weder mit Gemeinheiten noch blutigen Exzessen, und auch formal sieht FEUERWOLKE wohl von allen Werken, die das Haus Friedman je verlassen haben, mit weitem Abstand am besten aus. Mit seinem knöfigen Soundtrack und dem fettem Scope-Bild gefällt der Rachetanz gleich noch einmal so gut. Wer gut und wer böse ist, das ist vom ersten Meter an klar, und auch sonst ist FEUERWOLKE eher nach Schema F gestrickt, was der guten Stimmung aber keinen Abbruch tut. Menschenverachtungen und –verunstaltungen sind die Hauptzutaten in diesem gewaltigen Kinostück, bei dem man auch gerne darüber hinweg sieht, dass Hauptdarsteller Victor Mohica aussieht wie die Muskelversion von Michael Landon aus UNSERE KLEINE FARM. Für mehr hat man auch nicht bezahlt. Und als Blaupause für Ted Kotcheffs RAMBO und dessen Nachzügler, mögen sie nun RUCKUS oder THUNDER heißen, hat der Film wohl auf alle Fälle herhalten müssen. Zumindest im Fall von THUNDER ist man dem Original bedenklich nahe gekommen, wenngleich allen diesen Filmen die gnadenlose Härte des bis heute ungeschlagenen Originals zugunsten der Massenkompatibilität gründlich fehlt.

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#641 molotto

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Geschrieben 26. Februar 2007, 14:15

VIOLENT STREETS
(Japan 1974 – Hideo Gosha)

Boss Egawa ist sein Ruhestand nicht vergönnt. Die mittlerweile einflussreiche Togiku Group will die im einst überlassene spanische Bar im Herzen von Ginza zurückhaben. Um jeden Preis. Die ohnehin wenig fruchtlosen Verhandlungen werden von einer Entführungsnummer gestört, bei der den Togikus eine ungemein erfolgreiche Sängerin abhanden kommt. Die Entführer wissen so gut zu taktieren, dass der Verdacht auf andere ehemals sehr rüppelige Yakuza-Gruppierungen fällt. Doch tatsächlich stehen Egawas engste Freunde hinter der Sache, ohne dass selbiger auch nur davon etwas ahnt. Klare Sache, dass nach so einer Nummer nicht nur der Haussegen schief steht, sondern auch ein Krieg der Yakuzas ins Haus, wie er schon seit Jahren nicht mehr ausgetragen wurde. Und da nicht lange geheim bleibt, dass Egawas Männer hinter der Entführung stehen, gerät Egawa auch selbst ins Fadenkreuz seiner ehemaligen Verbündeten und sämtlicher seit eh und je feindlichen Killer in Nadelstreifen, die Egawa als Freiwild betrachten. Dass das nicht wirklich gut ausgeht, liegt auf der Hand, sobald alle Fronten erst einmal geklärt sind, wozu sich der Film die Zeit nimmt, die er braucht. Rasant bis hastig sind in VIOLENT STREETS allenfalls die Actionszenen, die es an absolut nichts missen lassen und auch unerhört schonungslos und blutig ausgefallen sind. Von althergebrachten Ehrbegriffen ist bei den modernen, sich hinter der Fassade anständiger Unternehmungen versteckenden Yakuza-Clans nichts mehr zu sehen, die alte Garde, zu der auch Egawa und sein ärgster Widersacher gehören, bleiben am Schluss auf der Strecke und gehen aufrecht im feigen Kugelhagel von 50 gegen einen unter. Das enorm Eindruck machende Finale findet in Goshas Film in einer Hühnerfarm statt, bei der in den Großraumkäfigen einige gefiederte Freunde ebenso ihr Leben lassen müssen wie Nobora Andô, der die Hauptrolle von Anfang bis Ende mit einer Mine spielt, als wäre er dazu verdammt, sich ausschließlich von unreifen Zitronen zu ernähren. Keine Ahnung, ob Gosha mit echten Wummen in die Käfige hat knallen lassen (der Gedanke liegt irgendwie recht nah), und wenn ich auch die panisch flatternden und sterbenden Viecher unendlich bedauert habe, muss ich doch sagen, dass es wohl schon sehr lange her ist, dass ich so einen schonungslosen wie gleichwohl visuell höchst beeindruckenden Schluss in einem Film gesehen habe. Und als wäre es damit nicht schon genug, spielt Gosha noch einen Trumpf aus, wenn alles bereits gesagt, getan und vorbei ist und verkehrt damit noch einmal gehörig den vorher mühsam austarierten Frontverlauf höchst erfrischend. Hühnchen hin oder her – zu welchen anderen Schluss soll man kommen, als dass VIOLENT STREETS unter den Harte-Männer-Filmen aus Fernost eine im positivsten Sinne riesengroße Sau ist? Aber eine richtig gute, die alle meine Erwartungen noch bei weitem übertroffen hat.

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#642 molotto

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Geschrieben 27. Februar 2007, 13:26

SARTANA KOMMT
(Italien/Spanien 1970 – Anthony Ascott (Giuliano Carnimeo))

Aus einem grausamen Knast, in dem es zum guten Ton gehört, die Gefangenen anzupinkeln oder sie mit Säure zu überschütten, befreit Sartana den Banditen Grand Full, der ihm von einem Schatz zu erzählen weiß. 20 Millionen Dollar Falschgeld und eine halbe Million in Gold stehen auf dem Spiel. Wegen des nicht nicht gerade kleinen Batzens haben sich bereits vor einiger Zeit einige Ganoven schwer in die Wolle bekommen, weshalb es jede Menge Leichen gab und sich alle mit dem Vermögen befassten Taugenichtse seither nicht mehr grün sind. Dummerweise weiß niemand, wo das ganze Vermögen versteckt wurde. Sartana mischt mit und spielt alle Parteien gnadenlos gegeneinander aus, wozu er sich auch einiger lustiger Gimmicks bedient. Mit einem Aufziehspielzeug und einer Orgel, die nicht nur für Kirchenmusik taugt, macht er kurzen Prozess und lässt die Gegnerzahlen gehörig schrumpfen. Die Suche nach dem Schatz ist als Rätsel- und Verwirrspiel angelegt, wobei sich das Puzzle in seiner Gesamtheit für den gemeinen Zuschauer wie mich nicht immer wirklich klar erschließt. Auch tauchen ein paar zu viele Nebengestalten auf, die sich ebenfalls auf die billige Art bereichern wollen, ansonsten aber keinerlei Funktion erfüllen und die Sache nur unnötig verkomplizieren. Durchzublicken und der Handlung, die bis auf die üblichen Ausreißer jedoch überraschend engmaschig gestrickt ist, stets zu folgen, erfordert schon ein gewisses Maß an Aufmerksamkeit. Die geht hin und wieder verloren, wenn die Synchronisation ihre Kalauer abfeuert. „Du fängst an zu stinken wie’n Zigeuner aus’m Hosenstall“ und ähnliche ziemlich unkorrekte Kaliber würzen den Film doch ziemlich. Außerdem habe ich noch keinen Italo-Western gesehen, in dem so oft „Leck mich am Arsch“ oder einfach „Leck mich“ gesagt wurde. Als Spaßwestern taugt der Film dennoch nicht, dem steht allein die ziemlich harsche erste Viertelstunde im Weg, in der mit eigentlich recht erfrischenden Abartigkeiten nicht gerade gegeizt wird. Und bis auf den Trickbetrüger-Opa mit der Stimme von Ernie aus der Sesamstraße sind auch keine peinlich-lustigen Figuren beigegeben. Gianni Garko spielt den in der Nutzung sämtlicher Schießeisen extrem geübten, schwarz bekutteten „Rächer“ mit der Schenkelbürste so, wie man es in einem Genrebeitrag „für alle, die es noch härter wollen“ erwartet, und auch seine hakennasigen Schmuddel-Gegenspieler sind recht hübsch inszeniert. Gestorben wird einmal mehr zu sagenhaft tollen Klängen des gemeinhin noch etwas unterschätzten Bruno Nicolai, die man auch nach dem Film gern noch ein Weilchen vor sich hinpfeift.

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Geschrieben 04. März 2007, 12:49

RED NIGHTS OF THE GESTAPO
(Italien 1977 – Fabio de Agostini)

Nach der Flucht von Rudolf Hess nach England ist man im Dritten Reich auf höchste Alarmstufe und setzt alles daran, mögliche Kollaborateure und subversive Elemente schon im Vorfeld unschädlich zu machen. Dem Standartenführer Werner Uhland fällt als ehemals enger Vertrauter Hess’ die undankbare Aufgabe zu, aus der deutschen „Intelligenz“ die staatsfeindlichen Elemente auszufiltern. Die Gestapo hat sich dazu was Feines überlegt und will die Verdächtigen unter einem Vorwand ins Schloss Grunewald locken, wo entsprechend geschulte Weiber, die man zuvor aus der Klapsmühle des sich auf schwere Sexualfälle spezialisierten Professor Strauss und direkt von der Straße rekrutiert hat, als Lockvögel einsetzen. Die Frauen bedienen genau den Geschmack der „Gäste“ auf Schloss Grunewald, von zart bis hart und devot bis nymphoman. Da kratzt man sich nicht schlecht am Kopf, ob zusammen mit der wirren Ideologie des Nationalsozialismus auch ausnahmslos perverses Sexualverhalten Einzug in die Köpfe der Menschen gehalten hat. Trotz der schmierigen Thematik, die in anderen Werken in der kurzlebigen Serie mit Naziexploitern auch schon ganz anders und weitaus krachender verbacken wurde, kriegt es Agostinis Film ganz gut hin, etwas mehr zu sein als nur ein Miststück im 35mm-Format. In dem fast zweistündigen Film ist neben Unmenschlichkeiten und Arschgewackel auch noch Platz für große Auftritte, die fast immer mit Zweifeln am verbrecherischen Regime zu tun haben. Recht positiv zu verbuchen ist außerdem, dass alles Orgiastische in dem Film recht zurückhaltend und manchmal gar ästhetisch durchaus ansprechend auf die Leinwand gebracht wurde. Obwohl RED NIGHTS OF THE GESTAPO mit den gleichen Instrumentarien wie meinetwegen der aus ganz anderen Gründen bemerkenswerte THE GESTAPOS LAST ORGY vermarktet wurde, hat Agostinis Film den Bereich horriblen Schunds und Schwachsinns aber eigentlich längst hinter sich gelassen und sich zu guten Stücken zu einem ernstzunehmenden Drama mit Brass-Bildern gemausert, bei dem auch nicht sonderlich stört, dass der ewige Italo-Nazidarsteller Giorgio Ceroni, der in seinen Funktionen als Hauptmann von Kleinen oder Strasser vor allem die skrupelloseste Sorte Fascho zum besten gab, hier mal in einer ganz anderen Rolle zu sehen ist. Ich habe sie ihm gerne abgekauft.

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Geschrieben 04. März 2007, 12:49

...ES BEGANN UM MITTERNACHT
(Italien/Türkei 1975 – Rowland Kramer)

Drei frisch aus dem Knast entlassene Spießgesellen, die als erstes „ein Nachtclub übefallen, einen Mann fast totprügeln und ein Mädchen nackt auf der Straße tanzen lassen“, dringen unter einem fadenscheinigen Vorwand in das Haus des Arztes Dr. Oliver ein. Dort benehmen sie sich so schlecht wie nur irgend möglich, ramponieren die teuren Bilder, schmeißen seine Fachlektüre ins Feuer und putzen sich gar mit den Brokatkissen die Schuhe. Dr. Olivers Frau wird Opfer zahlreicher Attacken schlagender wie sexueller Natur („Zieh ihr die Plünnen runter!“) und am allerübelsten spielt man dem Arztsohn Morry mit, einem Fünfjährigen, der aussieht wie drei und in der deutschen Synchronfassung spricht wie 10. Fast schon Science Fiction. Wie oft Morry in den Pool geschmissen wird und Anstalten unternommen werden, ihn zu ersäufen, habe ich mitzuzählen irgendwann aufgegeben. Zwischendrin wird er noch bei einem vergeblichen Fluchtversuch in einer Reisetasche über einen Abgrund gehievt und gegen Ende mit einem Strick um den Hals in Schach gehalten. Das alles erträgt er grinsend, manchmal auch ziemlich gleichgültig. Vor solchen Kindern habe ich einen Bammel, weshalb es mir auch nichts ausmachte, dass dieser Satansbraten dann am Ende im Pool einen neuen Rekord im Dauertauchen aufgestellt hat. In Herrn Kramers Film, einem formal wie inhaltlichen Rüpelding vor dem Herrn, dem man nichtsdestotrotz eine ganz tolle Qualitäts-Synchronisation spendiert hat, gibt es am Ende nur Leichen und eine wahnsinnige Frau, die mit einer blöden Puppe unterm Arm leer vor sich hinstierend fünf geschlagene Minuten sinnlos durch Istanbul läuft und dann in den letzten Bildern als Racheengel ihrer Pflichterfüllung nachkommt. Blumentöpfe kann man mit diesem Film keine gewinnen, rausgeschmissene Zeit ist der Streifen aber auch nicht gerade. Ein Vergleich mit Urgestein wie MONDO BRUTALE oder AUSBRUCH ZUR HÖLLE verbittet sich von vornherein, weil der Film abseits seiner geradlinigen Thrillernummer kein Potential besitzt, also weder Selbstjustiz hinterleuchtet noch Rassendiskriminierung als zweitrangiges Thema aufgreift. Inhaltlich also irgendwie schon eine ziemlich witzlose Nummer, was aber nicht zwangsläufig heißen will, dass man sich mit dem Streifen nicht doch bestens unterhalten kann. Und das kann man. Allein das gequälte türkische Gruselkind ist das Geld für dieses Schmodder wert.

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Geschrieben 04. März 2007, 18:40


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(USA 1983 – Richard Fleischer)

Jetzt alles noch einmal ganz plastisch in 3D: Die Gruselbude in Amityville steht erneut besonders günstig zum Verkauf und der Reporter John Baxter greift gerne zu, zumal er gerade in Scheidung lebt und ein neues Zuhause dringend nötig hat. In dem großen Haus bekommt auch Tochter Susan ein eigenes Zimmer, wenn sie mit ihrer Freundin Meg Ryan mal zu Besuch kommt. Ist aber auch egal, jedenfalls haben sich die Dämonen des Hauses Susan als ihr nächstes Opfer ausgesucht. Das junge Ding ersäuft auch bald im angrenzenden Wasser bei einem Ausflug und geistert fortan munter durch die Bude, um ihre Mutti dem Rachegeist aus dem Keller schnellstmöglich zuzuführen. Der Schrecken, der sich in Form eines feuerspeienden Glibbermännchens rechtzeitig vor Schluss noch einmal effektiv manifestiert, haust in einem tiefen Brunnen links neben der Wäscheleine, aus dem es von Beginn an schon gefährlich leuchtete, gruselig hallte und blubbert. Richard Fleischer gilt gemeinhin als solider Handwerker, der auch einige richtig tolle Filme zustande gebracht hat. AMITYVILLE 3 sieht jedoch lediglich aus wie ein Gesellenstück, mit dem man auf jeden Fall durch die Prüfung rasselt. Völlig unsinnig war vor allem die Idee, den Film in 3D anzurichten, weil der optische Gimmick die erste Stunde über fast völlig ungenutzt bleibt – von einer in die Kamera sausenden Fliege mit grimmiger Visage (!) mal abgesehen. Ansonsten macht sich das Unheil in dem Horrorhaus durch Kälte, eine zuschlagende Tür und laufendem Warmwasserhahn bemerkbar, kurzum: wuselt ziemlich gut an der 3D-Aufnahme vorbei. Gruselig ist dergleichen höchstens aus ganz anderen Gründen. In 3D fliegt dann ein Frisbee herum, der Wagen von Johns Kollegin wird mit einem Metallrohr durchbohrt und vor allem in den Zuschauerraum hüpfende Beleuchtungen aller Art müssen mit Ach und Krach für Stimmung sorgen – ganz, ganz groß. Auf den letzten Metern holt der Film dafür ordentlich aus. Erst bröselt die sich in eine arktische Landschaft verwandelnde Bude auseinander, explodiert in mehreren Feuerbällen und dann fliegt dir echt mal alles um die Ohren - da fehlt dann nur noch der Giuliano Gemma aus dem gleichnamigen, ebenfalls in 3D runtergepfuschten Western. Neben dem ebenfalls besonders hanebüchenen (aber immerhin noch unterhaltsamen) METALSTORM – DIE VERNICHTUNG DES JARED-SYN ist AMITYVILLE 3 wohl der bekloppteste 3D-Film der 80er gewesen. Mir im Nachhinein absolut unerklärlich, warum diese Technik damals noch einmal ein zartes Aufblühen erlebte, obwohl ich seinerzeit selber gerne in diese Gimmick-Filme gegangen bin. Verstehe ich echt nicht – weder die Filme noch mich selbst. AMTIYVILLE 3 kann man sich aber immerhin noch damit schönreden, Meg Ryan in ihrem mit weitem Abstand besten Film gesehen zu haben. Oder man trinkt ihn sich gut. Oder beides.

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Geschrieben 05. März 2007, 13:14

THE BIG BIRD CAGE
(USA 1972 – Jack Hill)

Ziemlich unschuldig gerät die knackige Ms. Rich in ihrem roten Abendfummel ins Erziehungs- und Bußelager tief im philippinischen Regenwald, wo ein gnadenloser Kommandeur das Sagen hat und die beiden schwulen Oberaufseher Rocco und Moreno ziemlich hart mit Peitsche und Folter für Disziplin sorgen. Zankereien und Ränkespielchen sind der einzige Zeitvertreib im Lager, weshalb es gut ist, dass sich dort auch bald Blossom, also Pam „Ms Nigger to you“ Grier, blicken lässt und sich von einer Sekunde auf die andere zur Bestimmerin des Haufens mausert. Blossom ist zusammen mit ihrem Freund Django Anführerin einer Gruppe Revoluzzer, weshalb sie auf Hilfe nicht lange warten muss. Django lässt sich als neuer schwuler Wärter anheuern und hilft den Mädels beim Ausbruch aus dem Lager. Allein, weil sich bei THE BIG BIRD CAGE humorige und fleischige Momente aller Art die Waage halten, kann man sich mit dem Streifen schon bestens vergnügen. Mehr noch aber zählt, dass am Ende nicht alles so glatt ausgeht, wie es der lustige, bunte, brutale Bilderhaufen zunächst vermuten lässt. Von den ganzen New-World-Ausflügen auf die Philippinen ist mir, glaube ich, dieser nach wie vor am liebsten, zumal mit Pam Grier, Sid Haig als Django, der ohnehin immer guten Carol Reed und der äußerst aparten Anitra Ford auch auf der Darstellerseite ziemlich üppig nur gehobene Klasse geboten wird. Die Handlung geht zudem etwas über den üblichen Frauenlager-Quark hinaus und als Krönung des Ganzen müssen die eingesperrten Frauen mindestens so hart schuften wie knapp 10 Jahre später CONAN. Bei Arnold drücken sich die Muskeln durch Gekurbel am Rad der Pein aus den Armen, bei Hills Weibsvolk die Ärsche aus den Hot Pants, wenn sie in gleicher Weise die überdimensionale Gefängnismühle, der ganze Stolz der Lagerleitung, in Gang halten. Schau ich mir doch gene an. Da bin ich mal so frei.

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Geschrieben 05. März 2007, 13:14

SETTE NOTE IN NERO
(Italien 1977 – Lucio Fulci)

Die junge Engländerin Virginia hat gut geheiratet und ist, was ihr Mann eher belächelt, auch höchst medial veranlagt. Schon von Kindesbeinen an vermag sie Dinge zu sehen, die sich an einem anderen Ort oder zu einer anderen Zeit zutragen. Auf der Fahrt zur Familienvilla ihres Mannes quälen sie entsetzliche Visionen von einer alten, totgeschlagenen Frau und einer eingemauerten Leiche. In der Villa erkannt sie in einem Zimmer den Ort wieder, den sie bereits in ihrer Erscheinung gesehen hat und auch der Putz an der Wand sieht an entscheidender Stelle etwas anders aus. Virgiania kloppt kurzerhand die Wand kaputt und entdeckt in einer Öffnung in der Wand das Skelett. Der Verdacht der auf den Plan gerufenen Polizei konzentriert sich sofort auf Virginas vermögenden Mann. Um ihn zu entlasten, stürzt sich Virginia selbst in ermittlungsdetektive Kleinstarbeit, wobei sich die diahaften Bilder ihrer Visionen als überaus nützlich erweisen. Nicht zuletzt mit Hilfe eines zu Rate gezogenen Parapsychologen muss Virginia erkennen, dass nicht alles, was sie sich im Geiste zusammengesponnen hat, der Vergangenheit entsprungen ist, sondern auch der Zukunft. Und daraus bastelt Fulci dann einen ziemlich hochdramatischen Schluss inklusive Poe-Anleihe, den man selbst beim x-ten Durchlauf des Films ausschließlich von der Sesselkante aus verfolgt. Überhaupt ist immer wieder beachtlich, von welcher extrem hohen Qualität Fulcis (Horror-)Thriller der 70er doch sind, weshalb es gar nicht in den Kopf will, dass sie in allesamt in Deutschland nie offiziell gezeigt wurden, hingegen noch der blödeste „echte Gelbe“ Einsatz erfuhr und sowohl UNA LOCERTOLA CON LA PELLE DI DONNA, NON SI SEVEZIA UN PAPERINO wie auch eben SETTE NOTE IN NERO im Vergleich zu Fulcis (ja auch nicht gerade schlechte) Zombie-Krachern so ein unwürdiges Schattendasein fristen. Persönlich gefallen mir die drei bekannten Thriller-Fulcis auch weitaus besser als beispielsweise die frühen „Gelben“ von Argento, weil ich sie trotz ähnlicher Banalitäten doch für überzeugender, noch einen ganzen Zacken ernster und generell besser gespielt halte. Das wertet die Argentos keinesfalls ab, aber das Wiedersehen mit SETTE NOTE IN NERO hat mir diese Erkenntnis noch einmal überaus eindrucksvoll vor Augen geführt.

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Geschrieben 05. März 2007, 19:46

PAUL
((BR) Deutschland 1973 – Klaus Lemke)

Paul „Schon mal gebumst?“ Lyss, der Bruder von Modschiedler aus Lemkes Meisterwerk ROCKER, spielt sich quasi selbst. Und ähnlich wie dereinst Rocker Gerd kommt Paul gerade aus dem Knast raus, wo er sieben Jahre weggesperrt war und nun von seinen Kiez-Kumpels unter frenetischem Jubel und allerlei Buddelgekreise an der Pforte eingesammelt wird. Zunächst geht es mal ins nächstbeste schäbige Restaurant, wo Jimmy, Pauls bester Freund, schon eine dicke Sause vorbereitet hat. Nutten, Schampus, lecker Schnittchen. Mit den Nutten will Jimmy Paul („Komm, sei nicht so schick!“) aber lediglich in ein Hinterzimmer locken, um ihm dort von einem Kiez-Killer die Lampe ausblasen zu lassen, denn „das Geld is’ wech“, was Jimmy und Paul sich dereinst durch Verbrechereien verschafft haben. Und mit dem Geld ist auch die dicke Freundschaft dahin. Paul durchschaut den Plan und bringt den Killer zur Strecke, läuft danach ziellos durch Hamburg und platzt schließlich bei dem neureichen Ehepaar Murnau mitten in die Eröffnung einer Vernisage in deren schmucke Villa. Mit seinem Hamburger Gossenschnack („Nu lass mich doch mal los hier, ich will was zu fressen! Was zu fressen will ich!“) mischt er die vornehme Veranstaltung gehörig auf, schenkt sich ordentlich einen ein macht mit Frau und Herrn Murnau („Trink noch 'n Schluck und dann hau’n wir uns was in die Fresse.“) schließlich Party all night long. Besonders Frau Murnau ist durchaus angetan von dem aus dem Nichts auftauchenden Paradiesvogel, weshalb sich die Party nach einem Ausflug auf die „Meile“ auch in der darauffolgenden Nacht fortsetzt, nachdem sich Jimmy und Paul scheinbar wieder „grün“ sind. Riesengroß ist dann die Katerstimmung am dritten Tag der Handlung. Auch Herr Murnau mag nun nicht mehr, was ihm Paul, Jimmy und sämtliche aus dem Animierunternehmen Nevada mitgereisten Nutten durchaus sehr übel nehmen („Komms aufn Kiez, machs ein raus, spielst den großen Typ hier, setzt hier auf richtig groß Fressen und machs dann 'ne Fliege, was solln der Scheiß?“). Und auch Jimmy, die Ratte, die er tatsächlich ist, setzt später am Hafen noch einmal dazu an, Paul abzumurksen. Da funkt jedoch Frau Murnau dazwischen und versorgt Paul auch mit dem nötigen Geld, damit er sich beim Schwarzhändler eine Uzi kaufen kann, mit der er Jimmy im der Absturz-Eckkneipe Albers Eck und eben im Puff Nevada auflauert, nachdem er mit dem Schießprügel auf offener Straße spazieren gegangen ist. Auf Lyss ist Verlass, der schmeißt den ganzen Film fast locker im Alleingang. Aber auch die Hamburger „Originale“, die in anderen Rollen zu sehen sind, sind bis hin zu Butler Ewald absolut sehenswert und machen mächtig Stimmung. Dialoge und Szenen sind – wie auch schon in ROCKER – zu guten Stücken improvisiert, aber wohl gerade auch deshalb so unnachahmlich authentisch und herrlich erfrischend. Technische Brillanz gehört nicht ins Leistungsverzeichnis von Klaus Lemke, der ruppige Charakter tut seinen Filmen jedoch wahnsinnig gut und macht sie erst zu solch höchst beeindruckenden Charakter- und Milieustudien der frühen 70er Jahre. PAUL gilt nach dem meilensteinhaften ROCKER als Lemkes bester Film. Kann man so unterschreiben, finde ich.

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Geschrieben 06. März 2007, 19:44

SOUND OF HORROR
(Spanien 1964 – José Antonio Nieves Conde)

Unter wissenschaftliche Arbeit verstehen Professor Andre, seine hübsche Tochter Maria und der Anlern-Kollege Stavros das wild-wahllose Sprengen von Löchern in einen griechischen Höhenzug. Ein Schatz soll gefunden werden, doch statt Goldstücken fördern die drei nur eine alte Mumie und ein paar versteinerte Dinosauriereier zutage, was ihr Herz nicht wirklich erfreut. Eines der Eier bricht unter der Explosionshitze dann auf und es schlüpft vollkommen unbemerkt eine Portion Glibber, die nicht nur sofort unsichtbar wird, sondern auch ziemlich fix ins Gewaltige wächst und zu einem Dinosaurier wird. Weil noch ein paar Kollegen von Professor Andre anreisen, darunter auch Ingrid Pitt, hat der Dino ordentlich was zu beißen. Und als die Forschergruppe endlich merkt, mit welcher Art Feind sie sich da angelegt hat, ist es sowieso schon zu spät, wenngleich Professor Andre noch einen verzweifelten Rettungsversuch unternimmt und sich dabei in höchst trotteliger Weise selbst in die Luft jagt. Soledad Miranda, die spätere Muse von Jess Franco, überzeugt mit dauerängstlichem Gesicht und einer schönen Tanzeinlage, die jedoch im Vergleich zu den rumsbumsigen Bodenturneinlagen der späteren Francos, in denen sie ja erst richtig aufblühte, noch überaus züchtig vonstatten geht. Dafür, dass man das Monster so gut wie gar nicht zu Gesicht bekommt, wird das Maximum an Schock und Schrecken aus dem Film geholt. Die Töne, die das Monstrum absondert, egal ob nun schlurfendes Tappen oder markerschütterndes Gruselgekreisch, reichen vollkommen aus, um das Viech im auch im Kopf überzeugend präsent werden zu lassen. Und davon mal ganz ab, dass man sich durch das Weglassen des Dinosauriers eine Menge Geld gespart hat, wäre der Film auch bei weitem nicht so gut, wenn man statt des schaurigen Konzerts, das das Monster veranstaltet, eine tricktechnisch unsauber gelöste Leistungsschau vorgesetzt bekommen hätte. Weniger ist hier wirklich wieder mehr – und die starrende Mumie als Schockzugabe für den hartgesottenen Zuschauer reicht mir persönlich sowieso voll und ganz.

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Geschrieben 06. März 2007, 19:44

GODZILLA: FINAL WARS
(Japan 2004 – Ryuhei Kitamura)

Bei der ersten Sichtung sagte mir der Abschlussfilm der endlosen Godzilla-Serie nicht wirklich zu. Daran hat sich nicht viel geändert. Dennoch ist der Film etwas angenehmer anzusehen, wenn man bereits weiß, was einem Kitamura auftischt. Mit den hektischen Bildern komme ich nach wie vor nur schlecht klar. Die Story, an der es bedingt durch die Zitierwut nichts Neues zu entdecken gibt, erscheint mir noch zerfahrener als beim ersten Mal. Und richtig unangenehm bewusst wird noch einmal, dass Kitamura den Monstern im Grunde zu wenig Platz einräumt, gerade auch im Hinblick auf den Umstand, dass es ihm wichtig schien, selbst das peinlichste Toho-Viech noch mit einem Auftritt zu bedenken. An die Musik von Emerson habe ich mich mittlerweile halbwegs gewöhnen können, weniger dafür an der affektierten Coolness der Bewohner vom Planeten X, denen abgesehen von ihrer schwarzen Lederkluft fast gänzlich die Farbe fehlt. Auch das ganze Militärgemeier nervt im Zusammenhang mit Kitamuras Inszenierungsstil nach wie vor ganz besonders stark. Eventuell braucht FINAL WARS aber auch noch ein paar Jährchen, um den Reifegrad eines schlechten Fukuda zu erreichen. Die Zeit bis dahin versüßen die drei niemals langweilig werdenden Gamera-Einträge aus den 90ern spielend.

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Geschrieben 07. März 2007, 14:06

DIE WIKINGER
(USA 1958 – Richard Fleischer)

Die Wikinger in diesem Film sitzen am liebsten in ihren Hütten und Zelten, ungewaschen und in lächerlichen Lumpen gewandet, machen ganz viel „Hohoho!“, vertreiben sich die Zeit damit, Frauen mit der Streitaxt die Zöpfe abzuhacken und saufen Met aus einem Bottich so groß wie eine Badeanstalt. Unter ihnen weilt aber auch der Sklave Eric, der eigentlich legitimer englischer Thronfolger ist, jedoch bereits als Kind von den Wikingern verschleppt wurde. Ein Amulett verrät seine wahre Identität. Bevor er jedoch um seine bedeutende Position Wissen erlangt und überdies die Prinzessin Janet Leigh heiraten darf, muss er sich noch tüchtig mit dem brutalen Wikinger-Prinzen Einar streiten und prügeln. Kurzweilig ist zumindest das, und natürlich auch, wenn man mit den Wikingerschiffen gen England und allerlei Abenteuern entgegen. Romantische fehlt ebenso wenig, nimmt allerdings ziemlich ausufernd Platz ein und damit dem Film die Fahrt aus den Segeln. Irgendwann mag man das Gerangel zwischen Tony Curtis und Kirk Douglas um Janet Leigh nicht mehr sehen. Auch der ganzen Intrige rund um Curtis Charakter fehlt es irgendwie an Pfiff. Irgendwie musste der Film nach zwei Stunden zuende gehen, weshalb am Ende alles ziemlich hopplahopp geht. Das wirft das Konzept des pompösen Großfilms im Fahrwasser der Ausstattungs- und Spielzeitorgien jener Tage etwas über den Haufen, obwohl alle Formalien dafür ansonsten bestens erfüllt werden und so gut wie kein Klischee ungenutzt bleibt. WICKIE ist mir zwar lieber als DIE WIKINGER, gut unterhalten kann man sich mit dem Fleischer-Zossen aber durchaus. Im Vergleich zum unendlich drögen AMITYVILLE 3 kriegt man hier immerhin über Gebühr aufgemotztes Qualitätskino mit einem verschwenderischen Aufgebot an Leinwandstars aus Hollywood, bei dem man seinen Kopf angenehmerweise zwei Stunden im Leerlauf vor sich hintuckern lassen kann. Wenn man auch nachher nicht schlauer ist als vorher, ich gebe zu, manchmal macht auch sowas Spaß.

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Geschrieben 07. März 2007, 14:07

DIE BESTIEN
(Kanada/Frankreich 1977 – Eddy Matalon)

Beate Uhse-Filmverleih präsentiert, da denkt man erst mal, man sitzt im falschen Film. Abseits von ihrem eigentlichen Geschäftsfeld hat sich die Uhse aber auch dieses Spektakel gesichert und im Zuge der großen Horrorwelle als düsteren „Harten“ durch die Kinos dudeln lassen. Das brachte sicherlich die eine oder andere Mark, wenngleich DIE BESTIEN nicht wirklich zur Spitzenklasse dessen gehört, was damals angesagt war. Während eines großen Stromausfalls in New York können vier Gefangene, ein Massenvergewaltiger, ein schwachsinniger Killerneger vom Schlage eines Bud Spencer, ein irrer Pyromane und ein hochintelligenter Bombenleger, aus einem verunglückten Gefängnistransporter abhauen. Sie dringen in eine riesige Mietskaserne mit 27 Etagen ein, wo sie, zum Zwecke des Spaßes an der Freud und um ihr klammes Portemonaie zu füllen, vom ersten bin in den letzten Stock die Wohnungen aufbrechen, dort die Bewohner zu Tode grausen und sie auch ansehnlich (d. h. auf niederträchtige Weise) quälen. Im dem Haus wohnen Leute wie aus der Lindenstraße: die blonde Alleinstehende, die als Vergewaltigungsopfer taugt, Ray Milland als stinkreicher Nörgelopa mit extravaganter Gemäldesammlung, die hochschwangere Schwarze, die natürlich vor lauter Schock & Schreck stehenden Fußes zu kalben beginnt, ein schwuler Franzose mit seinem Hund Peter und einem in sagenhaften Fummeln gewandeten Tunten-Freund, ein ans Bett gefesselter, schwerkranker Mann mit einem ganzen Fuhrpark an medizinisch-technischen Gerät um sich herum, einige naseweise Kinder mit blöden Hüten und – in der obersten Etage – eine ganze Hochzeitsgesellschaft, die gerade dabei ist, ihr ganz eigenes big fat Greek wedding zu veranstalten. Jim Mitchum, der Sohn des Robert, der es irgendwie nicht recht zu was gebracht hat, spielt den aufrechten Cop, der sich im Alleingang den vier Schwerverbrechern in den Weg stellt. An sich ist das alles auch ziemlich gut und gerade zu Beginn auch überaus stimmungsvoll gemacht mit vielen in der Tat düsteren, unheilvollen Bildern. Sobald die Show jedoch erst einmal so richtig steigt, wird daraus kaum mehr als ein etwas flaches Räuber-und-Gendarm-Spiel, dem die Kanten und Ecken eines „echten“ Roughie aus den 70ern leider größtenteils fehlen. Statt Eingestreutes aus der Sammelbüchse der Unmenschlichkeiten gnadenlos auszuwalzen, hält sich der Film viel zu sehr damit auf, seinen ohnehin etwas zu dick auftragenden Gutmenschenbullen Leute aus dem festsitzenden Fahrstuhl zu retten oder alten Menschen den Weg in die Lobby des Wohnblocks zu weisen. Eigentlich will man ganz andere Sachen sehen. Immerhin: Die vier Tunichtguts sind durchaus herrlich böse und auch optisch eine ganz ansehnliche Mischung. Eine rote Jacke aus Ballonseide mit bunter Kobra-Stickerei auf dem Rücken hätte mir damals vielleicht auch sehr gefallen. Gegen Ende will DIE BESTIEN mit viel Blechschaden in der Tiefgarage des Wohnblocks verlorenen Boden gut machen. Irgendwie überzeugt das aber nicht mehr so, was vor allem auch daran liegt, dass das Auftauchen von Jim Mitchum einem da schon den allerletzten Zahn zieht. Die Idee des Films ist gut, aber in der Umsetzung nicht so gut wie Jack Sholders hübscher ZWEI STUNDEN VOR MITTERNACHT oder gar Robert Endelsons gnadenloser AUSBRUCH ZUR HÖLLE. Das Versprechen, ein echter Reißer zu sein, löst DIE BESTIEN nicht wirklich ein – und das ist ziemlich schade.

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Geschrieben 08. März 2007, 13:58

SHINSENGUMI – BAND OF ASSASSINS
(Japan 1969 – Tadashi Sawashima)

Alle Ronins, die etwas auf sich halten, unternehmen die Reise nach Kyoto, um dem Imperator bei einer Auseinandersetzung mit einem mächtigen Shogun über die Zunahme der Handelsbeziehungen zu Europa beizustehen. Während die meisten Ronin irgendwann das Handtuch werfen und nach Edo verschwinden, bleiben 13 Ronin treu am Platze und erhalten wenig später die Genehmigung, ein eigenes Corps, das Shinsengumi, zu gründen. Nur handverlesene Kämpfer dürfen mitmachen und werden in einer harten Ausbildung zu treuen Soldaten geformt, die nach lediglich fünf irrsinnig strengen Regeln zu leben haben. Der Film, von Hauptdarsteller Toshiro Mifune produziert, versucht sich darin, den Aufbau und das Wirken des Shinsengumi über eine Zeitspanne von mehreren Jahren nachzuzeichnen. Manchmal macht SHINSENGUMI dabei einige irrsinnige Bocksprünge und lässt dermaßen viele historische Begebenheiten und Personen auftauchen und verschwinden, dass die Überlegung, sich das zumindest nötige Eckdaten und Charaktere zu notieren, gar nicht mal so abwegig ist. Oder man schaut sich den Film halt mehrfach an, bis alles im richtigen Hals gelandet ist. Der rote Faden der Handlung ist Mifunes Aufstieg zum Chef des Shinsengumi mitsamt Durchsetzung von Disziplin und Ordnung. Eine unerfüllte Liebe gibt es auch noch, einen dramatischen Schluss sowieso, dazwischen dominiert vor allem ein etwas dröge angerichtetes Spiel um Ehre und Loyalität, Verrat und Verdächtigungen. Als historisches Drama taugt der Film dann auch in der Tat, blöderweise hatte ich mir ein etwas weniger statisches Vergnügen erhofft. Wenn die große Enttäuschung auch ausgeblieben ist, so kaut man auf dem mitunter sehr zäh laufenden Film doch zwei Stunden lang ganz gut herum.

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Geschrieben 08. März 2007, 13:59


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(Italien 1983 – Larry Ludman (Fabrizio De Angelis))

Thunder, der „Enkel des tanzenden Raben“, kehrt in seinen Heimatort zurück, um seine Freundin Sheila, die an der Tanke jobt, in ein besseres Leben zu führen. Doch Thunder muss erkennen, dass Grundstücksspekulanten das Land seiner Ahnen und insbesondere den „alten, verschissenen Indianerfriedhof“ widerrechtlich bebauen und bei der Durchführung der Arbeiten auch nichts von einem alten Vertrag (in Krickelkrackelgrundschulschrift) wissen wollen, den die Indianer mit dem Präsidenten dereinst geschlossen haben. Mit der Polizei und den Bauarbeitern legt sich Thunder ganz besonders übel an. Und als diese seinen Opa tyrannisieren (der dabei den Unfalltod stirbt), seine Freundin drangsalieren und Raimund Harmstorf von ihr verlangt, ihm doch mal seinen in der Hose steckenden „Reifen persönlich aufzupumpen“ und überdies noch die Bauarbeiter eine Kiste mit Gewehren und einer Bazooka ausbuddeln, um der „beschissenen Rothaut“ eins überzubrennen, gräbt Thunder das Kriegsbeil aus. Nicht ohne Blessuren geht er dabei aus dem Rennen, erhält aber Schützenhilfe von Paolo Malco als TV-Reporter auf Urlaub und dem Radiomoderator eines Piratensenders. Das Ende ist ganz großartig. Da düst Thunder mit einem Radlader durch das Kaff, prescht durch Polizeirevier und Bank und knallt mit der Bazooka um sich als gäbe es kein Morgen. Mark Gregory, der schwulste italienische Actionheld aller Zeiten, macht ähnlich wenig Worte wie seine Früh-80er-Kollege Stallone und Schwarzenegger in ihren sternstundenhaften Werken. Das gleicht Harmstorf ganz gut aus, der in der deutschen Synchronfassung ziemlich Gas gibt und mehr als einmal durchblicken lässt, was er von Gregorys Erscheinung hält: „Die schwulen werden verrückt nach dir sein, wenn wir mit dir fertig sind!“ Und einmal beschimpft er den Mark gar mit den Worten „Du Mistweib!“ Hoppla! So ganz astrein ist das ja alles nicht, aber eben auch nicht gerade unkomisch. Das ganz bestimmt nicht! Fürchterlich schnell kommt der Zossen zudem zur Sache und macht allerlei Gefangene. Ähnlich wie RAMBO knallt Thunder seine Gegner, die ihm wirklich derb und bös’ ans Leder wollen, nämlich nicht einfach ab, sondern erteilt ihnen eher schmerzhafte, sie ausser Gefecht setzende Lektionen und beweist sich so im Nebenher als vortrefflicher Gutmensch mit hohen Idealen. Bei dem ungleich kompromisloseren FEUERWOLKE, der bis auf den Aufhänger für das Massaker dem Donner von De Angelis fast wie ein Ei dem anderen gleicht, sieht das zumindest anders aus. Aber mit besonderer Härte ist hier nicht so viel los und man merkt, dass der Film vor allem für ein Publikum gemacht wurde, das mindestens noch so schwer in der Pubertät steckt wie der milchgesichtige Mark Gregory. Für Ausgleich sorgen ein paar Explosionen, ordentlich Blechschaden und eine deutsche Synchronisation ganz schwer nach Maß. Und das ist schon mehr, als man woanders fürs gleiche Geld bekommt, weshalb der Daumen auch nach über 20 Jahren für diesen Hobel immer noch nach oben zeigt.

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#655 molotto

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Geschrieben 08. März 2007, 19:54

DAS BILDNIS DER DORIANA GREY
(Schweiz 1976 – Jess Franco)

Nur mit ihrem stummen Diener Ziros lebt Lady Doriana auf einen prächtigen Schloss und vertreibt sich „die tödliche Langweile und rauschende Gier“ damit, in äußerst luftigen Gewändern durch die Garten zu schreiten, während vom "Lachen der Spottdrossel“ begleitet wird. Eines Tages wird sie von einer amerikanischen Klatschreporterin aufgesucht, die das Geheimnis um Doriana für das Magazin „Frauen heute“ aufzudecken und auszuschlachten gedenkt. Doriana hat nämlich auch noch eine siamesische Zwillingsschwester vorzuweisen, die allerdings von der Außenwelt unbemerkt in der Klinik des stets sonnenbebrillten Dr. Orloff nackig abhängt. Während der Trennung der beiden kurz nach der Geburt wurde ein Nervenstrang durchtrennt, der aus Doriana eine Frau machte, die keine sexuelle Erfüllung finden kann, während das Schwesterchen dank telepathischer Begabung Dorianas Freuden in vollem Umfang abbekommt. Auch stellt sich heraus, dass die lesbische Doriana ihren Opfern die Lebensenergie aus der Muschi saugt und deshalb bereits für zahlreiche mysteriöse Tode verantwortlich zu machen ist. Die Klatschreporterin kriegt ihr Teil, Diener Ziros wird schier zu Tode geblasen und am Ende muss auch das irre Schwesterherz dran glauben. So wirklich doll ist das zwar alles nicht, aber die Story spielt in dem Film ohnehin nur die zweite Geige. Viel wichtiger ist es Franco gewesen, sexuelle Ausschweifungen zu zeigen, die in dem Film deshalb auch folgerichtig die meiste Zeit in Beschlag nehmen. Die Romay reibt sich im Fünf-Minuten-Takt emsig die Punz, pornöses fehlt auch nicht, wenngleich Zieros Nudel ähnlich gehemmt ist wie seine Sprachbegabung. Der Höhepunkt ist erreicht, wenn Romay sich mit beiden Händen in einer Art sexuellen Schochzustand die Muschi zu einem klaffenden Etwas aufreist, durch das man bis nach Australien gucken kann. Auch die totgefahrenen Igel anderer Weibsstücke sieht man bei Franco in ungeahnter Größe munter über die Leinwand hüpfen. Dose auf Dose fehlt auch nicht, und es klappert ordentlich, wenn „die Kätzchen miteinander spielen“. Bei den Makroaufnahmen der Schamhaare von Martine Stedil fühlte ich mich leicht unwohl. Das muss eindeutig am Essen gelegen haben. Zwischen der 40. und 50. Minute kann man kurz innehalten und die Augen schließen, da passiert in dem sowieso sehr, sehr langsamen Film nicht sonderlich viel. Franco zeigt fünf Minuten lang einen Regenbogen aus unterschiedlichen Perspektiven und lässt dazu Frau Romay totalen Stuss zusammendelieren. Das ist alles ziemlich öde, aber irgendwie auch hochinteressant und sei es auch nur deshalb, weil die bleiernen Bilder so herrlich schwer auf die Lider drücken. Irgendwie geht die Mischung aus Fleischbeschau und übernatürlichem Gedöns am Ende sogar noch auf, was das eigentliche Wunder ist. Und das Verlangen nach Franco und Romay ist nach den knapp 80 Minuten, die DAS BILDNIS DER DORIANA GREY dauert, auch wieder hinlänglich gestillt.

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Geschrieben 10. März 2007, 18:49

INVASION DER BIENENMÄDCHEN
(USA 1973 – Denis Sanders)

Die Wissenschaftler eines Forschungszentrums auf dem platten Land sterben wie die Fliegen. Der Grund für ihr Sterbchen ist bei allen Verblichenen stets derselbe, und zwar vollblockierte Herzkammern. Da auch junge Forscher von dem seltsamen Sterben betroffen sind und zudem Regierungsbelange auf dem Spiel stehen, erscheint schon bald Sonderinspektor Agar (toller Name!), um die Angelegenheit zu untersuchen. Durch die emsige Arbeit einer jungen Wissenschaftlerin ist eine Spur, die ins Reich der Insekten führt, schon bald hergestellt. Und in der Tat verbirgt sich in der schmucken Dr. Susan nicht nur eine geniale (wie eben auch verrückte) Wissenschaftlerin, sondern auch die Anführerin einer kleinen Bienenmädchenarmee, deren Sexualverhalten völlig außer Kontrolle geraten ist.
In der Rolle der irren Doktröse gibt es Anitra Ford zu sehen, die zwar nicht ganz so tolle Momente hat wie in dem weitaus verwegeneren THE BIG BIRD CAGE, der erst neulich bei mir lief, aber ihren Part dennoch sauber spielt. Sauber heißt in diesem Fall, dass es zu vielen Entkleidungsszenen – auch und gerade von Frau Ford – kommt und man ebenso an allerlei ebenfalls nacktfroschig durchgeführten Bienenmädchen-Riten teilhaben darf. Der Höhepunkt des Films ist die Bienenmädchen-Initiation einer verschleppten Wissenschaftlergattin, die mit Bienenpampe beschmiert und dann in eine Bienenmädchen-Umwandlungskammer gesteckt wird. Sehr, sehr schön das alles. In Sachen Tempo hapert es bei Sanders Film allerdings ein wenig, streckenweise ödet man sich ein klein wenig einen ab. Das hängt vielleicht damit zusammen, dass man die Morde der Bienenmädchen nicht sieht und immer nur schockstarre Leichen und entsetzte Polizisten vorgesetzt bekommt. Oder halt daran, dass Nicholas Meyers Drehbuch schon ähnlich trockenpfurzig war wie seine späteren Aufgüsse bei STAR TREK. Jedenfalls wird die Ortschaft mit der Bienenmädchenplage von der Nationalgarde irgendwann abgeriegelt. Anders als der im selben Jahr entstandene CRAZIES von Romero kann der Streifen blöderweise zu keiner Zeit irgendein spürbar bedrohlich-apokalyptisches Potential ausspielen. Da fragt man sich schon, was der ganze Schlagbaum-Zirkus überhaupt soll. Ein unzufriedenes Gesicht habe ich dennoch nicht gemacht. INVASION DER BIENENMÄDCHEN ist herrlich unsinnig und dabei doch so unendlich bierernst, hat alle Augenblicke nackte Weiber und Tittengeknete zu bieten und war in der Ausstrahlung bei arte – im Gegensatz zur MGM DVD aus den USA - sogar ungekürzt. Hätte mich sehr geärgert, hätte ich ihn versäumt.

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Geschrieben 10. März 2007, 18:49

ERDBEBEN
(USA 1974 – Mark Robson)

In Los Angeles wackelt die Erde. Alles fällt in sich zusammen, zerbröselt, explodiert und brennt aus. In dem Tohuwabohu berühren sich die Schicksale ganz verschiedener Menschen, die im Angesicht der Katastrophe entweder über sich hinaus wachsen (Charlton Heston), meschugge werden (Marjoe Gortner) oder eben so unsympathisch und blöd bleiben wie vorher (Ava Gardner). Das blöde an dem Film ist, dass er mit so vielen Charakteren jongliert, dass für Tiefe kein Platz mehr ist. Selbst Charlton Heston wirkt – wenn er nicht den Gehetzten spielt – unendlich blass und ganz dem Gutmenschen-Reißbrett entsprungen. Aber dergleichen lässt sich ja beim Katastrohenfilm ohnehin regelmäßig ausmachen. Große Namen, blöde Rollen und im Grunde auch eine völlig blöde Story, die selbst als Kitt zwischen den Effektmätzchen kaum taugt. Im Fall von ERDBEBEN ist die Handlung mit der Verknüpfung mehrerer Einzelschicksale sogar noch verhältnismäßig anständig gelöst und halbwegs erträglich, finde ich. Nach dem x-ten Durchlauf des Films nervt es allerdings, dass wirklich fast zwei geschlagene Stunden darüber gesprochen wird, dass der Staudamm noch brechen könnte (was dann ja auch geschieht, als das Thema Erdbeben hinreichend durchgeackert ist) und diese nicht enden wollende Gesülz eigentlich den ganzen Schlussgag ruiniert. Vom Sensurround bin ich auch irgendwie schwer enttäuscht. Bei mir vibriert beim Erdbeben nach wie vor der Hintern auf dem Stuhl nicht, obwohl ich extra den Bass-Regler ziemlich weit hochgeschoben habe. Von einer originalgetreuen Sensurround-Abmischung habe ich bei der deutschen DVD (und das ist mittlerweile auch schon die zweite Ausgabe des Films, mit der ich mich dahingehend in die Nesseln gesetzt habe) auch nichts gemerkt. Obwohl es anders auf dem Cover steht, sind die Tonspuren auf den Standard Dolby Digital 5.1 geschönt. Find ich irgendwie echt scheiße.

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Geschrieben 11. März 2007, 09:50

DIE AUGEN DES SATANS
(USA 1958 – Nathan Juran)

In einem Kometen hocken zwei riesige, schwebende Gehirne vom Planeten Arous mit unglaublichen Fähigkeiten. Eines der Gebilde, das auf den Namen Gor hört, nimmt Besitz von dem Atomforscher Steve, der fortan weniger mit dem Geigerzähler unterwegs ist denn um Gors Weltherrschaftsphantasien auszuleben. Ziel von Gor ist es, nicht nur die Welt zu unterjochen, sondern eine ganze Raumflotte auf die Beine zu stellen, um sich zum Herrscher des Weltraums aufzuschwingen. Das zweite Großhirn aus der fremden Welt schimpft sich Vol und will den Menschen helfen, gegen Gor zu Felde zu ziehen, wozu es in den Leib eines Hundes steigt. Weil nun die Hirne jeden Tag einmal ihren Wirtskörper verlassen müssen, um nach Luft zu schnappen, soll Freundin Sandy diesen Umstand nutzen, um ihren Steve wieder dauerhaft zu einem menschlichen Wesen zu machen.
Trotz der Tatsache, dass die Hirne nicht weiter als mit Leuchtaugen besetzte Luftballons sind, die an solchen Fäden hängen, bei denen man sich schon außerordentlich anstrengen muss, um sie nicht zu sehen, geht der Film mit einigem Ernst über die Bühne, sich nichts aus der eigentlich eher lachhaften Präsentation des Ganzen und der Gaga-Geschichte zu machen. John Agar spielt den Besessenen . Mit schwarzen, weit aufgerissenen Augen, dämonischer Fratze und irren Lachen lässt er zum Zwecke des Machtbeweis zwei Flugzeuge in den Wolken zerkrachen, vernichtet einen Landstrich im nuklearen Feuer und brät ein paar Leute mit Atomblicken, die auf der Stelle tödlich sind. Das ist alles sehr, sehr hübsch und auch überaus nett und höchst kurzweilig anzusehen. Mit einer Gruppe äußerst bierseliger Menschen habe ich DIE AUGEN DES SATANS vor vielen Jahren im Kino gesichtet und kann mich noch sehr gut daran erinnern, dass bei der Szene, in der John Agar das feindliche Ballongetier in einer der letzten Szenen mit der Axt bearbeitet, der Saal dermaßen getobt hat, dass beim besten Willen nicht mehr mitzubekommen war, was Steve und Sally sich in den letzten Momenten des Werks noch zu sagen hatten. Wichtig war und ist es nicht, und vielmehr hätte mich auch interessiert, wie sich John Agar aus der Bredouille rettet, die er sich als Besessener mit den Militärs der Welt angerichtet hat. Das wären sie halt gewesen, die Szenen, die DIE AUGEN DES SATANS zu einem echten Eineinhalbstünder gemacht hätten. Mit dem 70-minütigen, sich auf die außerirdische Invasion beschränkenden Konzentrat kommt man aber auch bestens zurecht, zumal dem Streifen alle Zutaten beigegeben sind, die ihn gar zu einem echten Genreklassiker von nicht zu unterschätzender Gewichtung machen, finde ich.

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Geschrieben 12. März 2007, 15:26

THE DAY AFTER TOMORROW
(USA 2004 – Roland Emmerich)

Erst als riesige Wirbelstürme über den Planeten ziehen und Chaos und Verwüstung mit sich bringen, hört man auf Dennis Quaid, der in diesem Ding als Klimaforscher unterwegs ist und keine sich bietende Gelegenheit ungenutzt lässt, vor dramatischen Veränderungen zu warnen. Der Riesensturm, in dessen Zentrum 100 Grad Celcius kalte Luft aus den höchsten Luftschichten zu Boden gedrückt wird und alles binnen Sekunden in eine Eiswüste verwandelt, zieht auf New York zu, wo Quaids Sohn gerade bei einem Schlaumeier-Contest abhängt. Am Ende latscht Quaid von Philadelphia bis nach New York durch fünf Meter hohen Schnee, um seinen Sohn und dessen Liebchen aus der vereisten Bibliothek zu retten. Der Mexikaner, der dem US-Bürger zumindest vorübergehend die Tür vor der Nase zumacht, ist ein wenig der Böse, der Vize vom Präsi zeigt sich am Ende ganz voll mit Bedauern und Reue und am Ende scheint allen in höchst übertriebener Weise die Sonne aus dem Arsch. Auch dem Sturm, der zuvor noch den an sich ja grandiosen Ian Holm schockfrostete. Bei Holm warte ich immer irgendwie darauf, dass er Milch kotzt und von Yaphet Kotto dann irgendwann die Rübe runtergezimmert bekommt oder zumindest als kleinwüchsiger Napoleon über menschliche Größe fabuliert. Mit einem Alien oder den Zeitbanditen kann THE DAY AFTER TOMORROW natürlich nicht dienen, sich aber ebenso wenig mit den sonstigen formalen Qualitäten dieser Filme messen. Emmerichs Film, in dem mir auch einmal zu häufig eine stolz wehende amerikanische Flagge durchs Bild streicht, verschreibt sich wie ein schlechterer Porno den niedrigsten Befriedigungsformen, haut mit erschlagenden Bildern aus dem Computer um sich und ist stets bemüht, immer und jederzeit noch einen draufzusetzen. Irgendwann kann man die an den Haaren und sonstwo herbei gezogenen Anhäufungen von Katastrophen nicht mehr sehen. Tornados, Tsunami, Eis und Schnee im Überfluss, fußballgroße Hagelkörner – im klassischen Katatstrophenkino hätte eine dieser Heimsuchungen bereits gereicht, um eine, wenn auch platte, Geschichte zu erzählen. In THE DAY AFTER TOMORROW hat man sich die Sache mit der Geschichte ziemlich gründlich geschenkt und ist vielmehr ganz Schaufenster für die aus dem Ruder laufende Natur. Das ist auf der einen Seite sicherlich ziemlich konsequent, auf der anderen Seite aber auch überaus öde und sich auf fast schon beängstigende Weise selbst verbrauchend.

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Geschrieben 12. März 2007, 15:27


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(Jamaika 1972 – Perry Henzell)

Ohne Geld, dafür aber mit dem großen Traum Sänger zu werden, strandet der junge Landbursche Ivanhoe Martin in der großen Stadt, die wohl Kingston sein soll. Sein Traum von der Karriere als Sänger ist so dominant, dass Martin alle Widrigkeiten aus dem Weg räumt, nur um eine Plattenaufnahme machen zu können. Und das schließt sowohl einen eifrigen Prediger, zu dessen Tochter er in Liebe entbrannt ist, und dessen Spießgesellen ein, der ihm sein mühsam mit Fundteilen zusammengeschraubtes Fahrrad nicht geben will. Irgendwann erreicht Ivan sein Ziel und verkauft für lächerliche 20 Dollar seinen Song an den raffgierigen und die ganze Musikindustrie von Jamaika beherrschenden Plattenboss Hilton. Zur Hymne der Straße wird Ivans Song „The Harder They Come“ aber erst, als er zum Zwecke des schnellen Geldverdienens eine Karriere als Drogendealer einschlägt und sich gleichermaßen mit dem Syndikat als auch der Polizei anlegt und damit zu einem echten, von den unter der Bewohnern der Slums gefeierten Outlaw wird. Abseits schöner Strände, immerwährenden Sonnenscheins und fröhlich lachenden Menschen lässt Henzell seinen Streifen in verkommenen Slums und schäbigen Gegenden spielen, in denen Rassismus, Ausbeutertum und eine politisch höchst unsichere Lage die Menschen in die Knie zwingen. Schön ist das alles weniger, dafür ziemlich eindringlich, weshalb der ungemein raue Film über weite Strecken auch einen höchst vorteilhaft dokumentarischen Anstrich bekommt. Und da THE HARDER THEY COME nicht nur als ein in die Gegenwart von 1972 portierter Western (nicht umsonst schauen sich Cliff und seine Freunde in einem heruntergekommenen Kino unter allerlei Gejohle Corbuccis DJANGO an, auf den gegen Ende fast direkt Bezug genommen wird) funktioniert, sondern vor allem auch als Musikfilm, dessen legendärer Soundtrack ganz erheblich zur Reggae-Welle in den 70er-Jahren beigetragen hat (und der, was mich besonders gefreut hat, auch der restaurierten Fassung von Xenon als Bonus zur DVD beigegeben ist). THE HARDER THEY COME ist ein echtes Unikat, wenngleich sich die grobe Story (besonders auch in der zweiten Hälfte des Films) durchaus mit dem Aufsteigertum um jeden Preis in De Palmas SCARFACE vergleichen lässt. Henzells Film wirkt ungleich authentischer und intensiver, spart so manchen unhaltbaren Zuständ (willkürliche Folter durch die Polizei, im Müll wühlende Menschen) nicht aus und ist dennoch nicht so dreist, seinem Zuschauer unentwegt mit moralischer Entrüstung die Faust in den Magen zu rammen. Kein kleines Kunststück. THE HARDER THEY COME ist einer dieser seltenen Filme, die über die Jahre immer besser und so rein gar nicht langweilig werden.

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