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Beutelschneider, Zeitschinder, Nervenzerrer - Filmforen.de - Seite 23

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Beutelschneider, Zeitschinder, Nervenzerrer


1011 Antworten in diesem Thema

#661 molotto

    Weiße Haut auf schwarzem Markt

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Geschrieben 13. März 2007, 11:12

DRIVE-IN KILLER
(USA 1976 – Stu Segall)

Ein Schwertmörder geht in einem amerikanischen Autokino um und säbelt sich durch zahlreiche „langhaarige Pickelgesichter“, die ohnehin nur zum Zwecke des ungestörten Fummelns dort sind. Die Polizei, vertreten durch zwei feiste Schweinchen Dicks, kann den immer wieder zuschlagenden Mörder nicht fassen. Die Verdächtigen werden allesamt ebenfalls vom Killer ermordet bzw. im Falle eines wahnsinnigen Familienvaters, der just aus der Irrenanstalt abgehauen ist und nun seiner Tochter nachstellt („Ich werde all deine Schlechtigkeit aus deinem jungfräulichen Körper schneiden!“), von den Bullen zur Strecke gebracht. Der im wohl flachsten Fahrwasser von THE TEXAS CHAINSAW MASSACRE nach Publikum fischende Film ist ganz klar eine ziemlich üble Gurke, aber das schließt ja nicht aus, dass man ihn mit der Zeit doch noch ganz liebgewinnen kann. Persönlich gefällt mir Theatermanager Johnson ja außerordentlich gut, was damit zusammen hängt, dass ich mich an einen Kinobesitzer erinnern kann, der ihm ganz ähnlich war. Der regte sich auch immer herrlich auf und sein größter Spaß war es, mitten im Film das Licht anzuschalten, sich vor der Leinwand zu aufzubauen und zu allgemeinen Erheiterung der nicht Betroffenen lauthals die vollen Namen der Kinder auszurufen, weil draußen die besorgten, manchmal sich schwer ereifernden Mütter stünden und die Brut nun wieder mitnehmen würden. Ist halt doof, wenn die Mutti des besten Freundes verpetzt, dass der Nachwuchs gerade in der Nachmittagsvorstellung von SCANNERS hockt. Danach, ob der Film auch für die Kleinen geeignet waren, hat seinerzeit bei uns ohnehin niemand geguckt. Richtig fuchsig konnte der Kerl aber werden, wenn die Jungs, und zumeist waren es ja Jungs, sich heimlich im Nichtraucherbereich eine Packung Marlboros teilten. Raucherkinos gibt es ja mittlerweile wohl keine mehr. Verzehrkinos mit Barbetrieb, in denen auf Knopfdruck auch während des Films ein Fräulein mit sündhaft weit aufgeknöpfter Bluse zum Sitzplatz eilt, um die Bestellung eines Baccardi-Cola entgegenzunehmen und auf dem Rückweg auch noch eine Tüte Treets mitbringt, sind aber mittlerweile auch wohl ebenso nicht mehr existent. Im Fall des Autokinos mit dem Killerproblem ist zur Ehrenrettung anzubringen, dass es neben der Vorführkabine einen Spielplatz gibt, auf dem sich die Jüngsten austoben können, während die Eltern fummeln oder Film gucken. Keine schlechte Idee an sich, lärmt aber zu sehr, weshalb ich so einen Spielbetrieb wohl auch niemals aufsuchen würde. Aber den Barbetrieb vermisse ich hin und wieder schon etwas, weil es einfach etwas hat, sich ein Getränk ankellnern zu lassen, während einem die Titte der Bedienung vor der Nase baumelt und sich über die Leinwand die ganze Schäbigkeit von PAPAYA – DIE LIEBESGÖTTIN DER KANNIBALEN ergießt. Auf schier allerdümmste Gedanken konnte man da kommen...

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#662 molotto

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Geschrieben 13. März 2007, 14:22

ZEDER – DENN TOTE KEHREN WIEDER
(Italien 1983 – Pupi Avati)

Durch das Karbon-Farbband einer alten elektrischen Schreibmaschine gerät der junge Schriftsteller Stefano auf die Fährte eines sonderbaren Forschers, der sich der Erkundung so genannter K-Zonen verschrieben und dabei gleichsam höchst gefährliche Entdeckungen gemacht hat. In den K-Zonen der Erde hat die Zeit keinerlei Bedeutung und die Gesetze der Physik tüchtig umgekrempelt. Idealer Nährboden also, Tote in den K-Zonen zu neuem Leben zu verhelfen. Stefano muss bei seinen Forschungen feststellen, dass ihm über weite Strecken fanatische Wissenschaftler und nicht minder verblendete Geistliche zuweilen ein ganzes Stück voraus sind. Ehe er sich versieht, ist er in den Mittelpunkt einer nicht ungefährlichen Verschwörung geraten, wo vor Mord und Totschlag nicht zwingend zurückgeschreckt wird. Das Ende ist nicht sonderlich schön, zeigt aber, dass auch bei Pupi Avati mit den Toten nicht gut Kirschen essen ist. ZEDER lässt sich durchaus als - im direkten Vergleich zu den eher tumb durch die Gegend wackelnden Fleischfressern von seinen Landsmännern Fulci, Lenzi und Mattei – höchst intelligenter Zombiefilm lesen, bietet statt Matschepatsche aber vor allem Spannung und Atmosphäre, die sich in einigen Szenen entlädt, bei denen man sich seines Muffensausens durchaus nicht zu schämen braucht. Der Film zieht vor allem deshalb auch die sprichwörtliche Wurst vom Teller, weil er sich nicht nur mit seinen Wiederkehrern beschäftigt, sondern auch noch eine höchst spannende, zuweilen leicht übernatürlich angehauchte Thrillerkomponente bereit hält und von vorn bis hinten ansprechend ernst gemacht und gemeint ist. Im Vergleich zu den sonstigen sich mit Übernatürlichkeiten aller Art herumschlagenden Italo-Fetzern der frühen 80er Jahre ist ZEDER schon eine ziemliche Ausnahmeerscheinung, durch die der Geist der 70er noch schwer und wohltuend weht; gemacht zudem von Leuten, die abseits der aktuellen Filmmode sichtlich wussten, was sie da taten.

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#663 molotto

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Geschrieben 15. März 2007, 11:51

THE AFTERMATH
(USA 1982 – Steve Barkett)

Bei ihrer Rückkehr von ihrer Weltraummission finden die Astronauten des Nasa-Raumschiffs Nautilus die Erde völlig verwüstet vor. Der Atomkrieg ist bereits gelaufen, in den Straßen eines aus Bruch und Schutt bestehenden Los Angeles bekriegen sich die letzten Überlebenden mit Sid Haig, der in diesem Streifen den schönen Namen Cutter trägt, und seiner Horde aus Rüpeln und Atommutanten. Vergewaltigungen und Exekutionen gehören bei Cutter und seiner Truppe zum Tagesgeschäft. Dagegen lehnt sich vor allem Astronaut Newman auf, der von der Wiederherstellung einer lebenswerten Welt träumt und sich mit einigen Überlebenden des nuklearen Infernos verbündet, um mit Cutter und seiner Bande aufzuräumen.
Neben einigen ganz ansehnlichen Effekten auch ziemlich blutiger Natur und Actionfetzereien bietet THE AFTERMATH vor allem eine durchaus brauchbare und glaubhafte Illusion eines zerstörten Planeten, was für einen Film, der zum Preis eines Sparbüchseninhaltes gedreht wurde, durchaus keine Selbstverständlichkeit ist. Ohne ein wenig Kiesgrube (bzw. Wüste) kommt zwar auch dieser Streifen nicht über die Runden, aber das tut der guten Stimmung keinen Abbruch. Dass der Film von Fans des Phantastischen gemacht wurde, sieht man THE AFTERMATH in jeder Szene an, Jim Danforth steuerte einige Effekte und schauspielerisches „Können“ bei und auch ein Auftritt von Forry Ackerman in einer kleinen und schönen Rolle fehlt nicht – allein deswegen hat der Film bereits einen Stein im Brett. Zudem kann das Werk eines Mannes, der in seinen früheren Jahren in Ted Mikels LEICHENMÜHLE einen schönen Abgang hatte, per se schon mal gar nicht schlecht sein. Klar, Endzeitler aus Italien sind schon eine andere, zuweilen noch eine Spur bekömmlichere Liga, aber als bunte Tüte mit den schönsten Ideen aus NEW YORK ANTWORTET NICHT MEHR und ein wenig BUCK ROGERS macht THE AFTERMATH auch nicht gerade viel falsch. Etwas zu dick aufgetragen wirkte lediglich der schwer nach Bernard Herrmann und JASON UND DIE ARGONAUTENschmetternde Soundtrack, der mir für die Bilder ein paar Nummern zu groß schien. Dennoch: Gern gehört, gern gesehen und ein toller, sehr vergnüglicher Zeitvertreiber ohnehin und immer noch.

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#664 molotto

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Geschrieben 15. März 2007, 11:52


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(USA 1979 – John Frankenheimer)

Mit Spezialauftrag und seiner Frau Maggie im Gepäck reist Dr. Robert Vern nach Maine, um dort für die US-Gesundheitsbehörde als Schlichter zwischen Indianern und Papiermühlenbetreiber zu fungieren. Zwischen den Ureinwohnern und dem Boss des Wirtschaftsunternehmens ist ein gefährlicher Streit entbrannt, zumal die Indianer für allerlei unschöne Vorkommnisse und gar einige unerklärliche Todesfälle zur Verantwortung gezogen werden. Nach dem auch noch eine Familie auf Campingtour auf grausame Weise ums Leben kommt, sollen die Behörden mit dem Indianerpack kurzen Prozess machen, doch Dr. Vern hat da schon herausgefunden, dass der ganze Wald von den Papiermachern mit Quecksilber verseucht wurde, welches in der Tierwelt so manch böse Mutationen hervorgerufen hat. Ein baumlanger, böser Bär-Mutant streicht durch die Büsche und schlachtet alles ab, was sich ihm in den Weg stellt, was in DIE PROPHEZEIUNG im Grunde kaum tiefsinniger und besser gelöst ist als in billiger Yeti-Vergleichsware vom Schlage eines AUSFLUG IN DAS GRAUEN. Zur zusätzlichen Aufwertung wird noch eine psychologische Komponente gereicht. Thalia Shire spielt nämlich eine heimlich Schwangere, die nach dem Verzehr von verseuchten Fischfilets für den Rest des Films um das Wohl ihres ungeborenen Kindes besorgt ist, weshalb sie für rund eine Stunde wortkarg und introvertiert-scheu zu Boden blickend damit zugange ist, Trübsal zu blasen und einem die reine Monsterschau, und nichts anderes ist das Filmstück schließlich, noch zusätzlich nach Strich und Faden zu versalzen. Denn obwohl sich das Unheil zunächst mit einem Aggro-Waschbären und faustgroßen Monster-Kaulquappe ganz ansehnlich ankündigt, ist der Gore-Bär an sich eine ziemliche Enttäuschung. Die meiste Zeit hört man ihn wie einen Spanner hinter den Bäumen grunzen, und wenn er mal zu sehen ist, dann nie in wirklich vollausgeleuchteter Gesamtgestalt, sondern entweder im Gegenlicht stehend oder bruchstückhaft in blitzschnellen Momenten die nicht immer nur gemeinen Menschen vertilgend und kräftig Sachbeschädigung betreibend. Zu Zeiten der guten VHS-Kassette habe ich die etwas müden Bilder zu guten Stücken dem Umstand der formatuntreuen und viel zu dunklen Aufspielung in die Schuhe geschoben, die, was sich nun anhand der überaus guten DVD zeigt, aber eigentlich keine Schuld trifft. Das gemeine ist, dass DIE PROPHEZEIUNG nicht nur als Monsterfilm unterdurchschnittlich ist, sondern auch als Öko-Horrorfilm. Auf eine dezente Einarbeitung der politisch ohnehin überkorrekten Message wird zugunsten des fröhlichen Draufhauens verzichtet. Es obliegt Robert Foxworth in der Hauptrolle des Mediziners nicht nur, gegen das Waldmonster zu bestehen, sondern auch noch Slumkinder mit Rattenbissen zu versorgen, gegen ausbeuterische Vermieter zu hetzen, über die Problematiken der Dritten Welt zu sinnieren und sich überdies als glänzender Öko-Aktivist zu profilieren. Das ist für einen Film nun wirklich etwas sehr dick aufgetragen. Am schlimmsten finde ich bei DIE PROPHEZEIUNG aber, dass der Film trotz dickeren Budgets so unendlich plünnig aussieht und so viel schlechter als die meisten echten Appel+Ei-Produktionen aus den Untiefen der 70er Jahre - und Armand Assante als Indianer geht irgendwie nun auch überhaupt nicht.

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#665 molotto

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Geschrieben 16. März 2007, 15:23

RED PEONY GAMBLER 6: THE NOTORIOUS GAMBLER
(Japan 1969 – Kosaku Yamashita)

Oryu holt das junge Familienmitglied Seikichi aus dem Gefängnis ab, um ihn nach Kyushu zu bringen. Die Krankheit von Seikichi zwingt Oryu jedoch unterwegs nach Unterschlupf zu suchen. Den findet sie bei auf dem Land bei dem Anführer der örtlichen Reisbauern, Maruko, der gegen die erdrückenden Steuerrechte zu Felde zieht, die den Landarbeitern kaum mehr genug zum Leben lässt. Den Aufstand der Bauern sieht Tokumasa, der Chef der sich ausschließlich mit dem Glücksspiel befassenden Yakuza-Familie rund um den einflussreichen Kannonji nicht so gern, denn all die Rebellion hat zur Folge, dass das jährliche Erntefest nicht stattfinden kann, der Haupteinnahmequelle für Tokumasas Unternehmung. Maruko, der von Oryus bedeutender Stellung als Yakuza weiß, nimmt ihr das Versprechen ab, dass sie in seinem Gebiet nur als „normale“ Frau auftritt und sich nicht in die Belange der Familien mischt. Das geht natürlich nicht lange gut, denn mit dem wandernden Yakuza Sanji, der sich rührend um das Kind eines von ihn ermordeten Gegenspielers kümmert und ein besseres Leben sucht, einem aus Osaka zugereisten Killer, der mit Oryu wegen Seikichis Vergehen noch abrechnen möchte und der Tatsache, dass Boss Kannonji vor Auftragsmord nicht zurückschreckt, um den Bauernaufstand in die Knie zu zwingen, ergeben sich alle Augenblicke Momente von höchster Ungerechtigkeit und Niedertracht, die den Prinzipien Oryus und den Regeln der Yakuzas zuwider laufen. Mit THE NOTORIOUS GAMBLER geht es mit Volldampf weiter in der Serie, wobei vor allem die ungemein engmaschig gestrickte Geschichte begeistert – und natürlich der Umstand, dass abermals Aspekte aus früheren Filmen Fortführung erfahren. Selbst der in Teil 5 bereits bemühte Oniki wird wieder aus der Kiste geholt, wo Frau nicht mehr weiter weiß und ihr Handlungskompetenzen überschritten sieht. Dem ungeheuerlich hohen Niveau jedes einzelnen Films der Reihe wird auch in THE NOTORIOUS GAMBLER kein Tritt in den Hintern verpasst. Übermenschliche Opferbereitschaft, Heldentaten und ein komplexe wie ungemein klug zusammengesponnene Geschichte vor geschichtlichem Hintergrund, die einem zudem keinerlei Erklärungen für das Handeln der Protagonisten schuldig bleibt, machen auch den mittlerweile in der sechsten Runde angelangten Aufguss zu einem höchst spannenden Unterfangen, dem man seine knapp zwei Stunden nicht anmerkt. Höchstnote, nicht weniger!

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Geschrieben 16. März 2007, 15:24

PARATROOPERS
(USA 1988 – William Wesley)

Eine Gruppe Soldaten haben aus einer Kaserne die Kriegskasse geraubt, ein Flugzeug mitsamt Piloten und seiner schmucken Tochter entführt und versuchen, mit waghalsigen Flugmanövern den zürnenden Häschern zu entkommen. Jedoch befindet sich auch ein Verräter in der verschworenen Gemeinschaft, der das ganze Geld lieber für sich allein behalten möchte und sich also mit der Geldkiste und einem Fallschirm über scheinbar unbewohnten Gebiet aus dem Staub macht. Die anderen natürlich hinterher, doch ehe sie sich versehen, finden sie sich alle mitten im Nirgendwo auf einer alten, verlassenen Farm wieder, umgeben einzig von mächtig gruselig aussehenden Vogelscheuchen. In den Feldern rings um das Farmhaus haben – was keiner weiß - einige der Vogelscheuchen ein höchst sonderbares Eigenleben entwickelt, schleichen durch die Rabatten und metzeln die Eindringlinge nach und nach nieder, um aus ihnen hübsche, ebenfalls zu sonderbaren Eigenleben erwachende Püppchen zu machen. Übernatürlichkeiten aller Art gibt es überdies, und als die sich ziemlich flott verkleindernde Zahl Überlebender endlich merkt, dass so einiges nicht stimmt, ist es bereits zu spät und alles aus.
Größte Wirkung zieht der Film aus seinen unendlich dunklen Bildern, die dennoch vor (grausamen) Details strotzen und neben dem zeitgemäßgen Gekröse vor allem mit Unheimlichkeiten aller Art zu überzeugen verstehen. Mit seinem Grusel geht der Film beileibe nicht sparsam um, der wird mit großer Kelle ausgegeben und übertüncht auch die eine oder andere etwas laienhafte schauspielerische Leistung und so manchen dramatischen Patzer. Auch mit knapp 20 Jahre Abstand ist der Streifen eine Paradenummer dahingehend, welch Heidenangst doch allein ein paar dunkle Bilder machen können, wenn das Drumherum nur einfach stimmt. Die Schockmomente des Films sind oftmals überaus kurz, treffen den Nerv aber punktgenau, weil der Film von vorn bis hinten mit einer beklemmenden und unheilvollen Atmosphäre schwanger ist. Obwohl schon mehrfach gesehen, bin ich gern und mehrfach hübsch zusammengezuckt. „This is creepy shit, man!“ sagt einer der Soldaten und beschreibt damit eigentlich den ganzen Film höchst treffend.

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Geschrieben 16. März 2007, 20:27

DIE FAMILIE MIT DEM UMGEKEHRTEN DÜSENANTRIEB
(Japan 1984 – Sogo Ishii)

Die Familie Kobayashi zieht in ein kleines, aber gegenüber der alten Stadtwohnung wesentlich geräumigeres Haus im Speckgürtel. Das ist die Ausgangssituation für eine sich daran anknüpfende Häufung von Problemen, die das Leben im modernen Japan mit sich bringt. Die tägliche Fahrt ins Büro in der vollgequetschten, das sich selbst zum ewigen Kleinkind degradierende Töchterchen, welches in der Stille der Nacht zur verführerischen Nymphe wird, der sich zu Tode lernende Sohn, die es allen recht machende, stets vermittelnde Frau, die sich meistens selbst im Wege steht – der ganz normale Wahnsinn des japanischen Alltags geballt auf wenige Quadratmeter Boden. Normalität Fehlanzeige. Ishii bringt seine Geschichte mit nicht wenig Humor aufs Tablett, der sich allerdings mir als westlichen Zuschauer nach wie vor nur schwer erschließt. Alle Figuren in seinem Film sind höchst ambivalent, in einer Sekunde halbwegs normal, in der anderen völlig überkandidelt Dinge tuend, die man mit rationaler Denke nicht mehr auf die Reihe bekommt. Mir persönlich gefällt dies aber im Grunde allein schon deshalb, weil Ishii mit diesem Kniff gründlich an festgerosteten Sehgewohnheiten rüttelt und gleichzeitig – und so geht es zumindest mir – das Interesse an seinem Werk unglaublich schürt. Was in der nächsten Szene passiert, ist in diesem Film kaum vorhersehbar. Alles ist stets in Bewegung, bereit, den einen Moment nach links, den anderen nach rechts auszuschlagen. Der Film ist ziemlich toll und allein der Umstand, dass er einen Abend lang den Geschmack des höchst Sonderbaren in den Mund zaubert, ist es mir schon wert den DÜSENANTRIEB anzusehen. Dass arte den Streifen zeigte, finde ich überaus löblich, passt er doch sehr gut ins Programm des Senders. Dass er jedoch in der Trash-Reihe lief, ist mir allerdings irgendwie nicht so ganz geheuer.

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Geschrieben 16. März 2007, 20:27

ORGASMO ESOTICO
(Italien 1982 – Lee Castle (Mario Siciliano))

Marina und Giovanni vögeln in die Nacht hinein, doch durchs Fenster lugt schon das Unheil in Form der stinksauren Hausangestellten Sonja. Sonja ist von dunkler Hautfarbe, was wohl für ein Hänschenklein wie mich bedeuten soll, dass ihr per se alle erdenklichen Ungeheuerlichkeiten übernatürlicher Art abzukaufen sind. Denn mit Voodoo und so kennen sich die Schwarzen ja eh am besten aus. Jedenfalls schwafelt Sonja aus dem Off einen herrlichen Unsinn daher („Ich kann nicht ertragen, dass ihr glücklich seid! Ich werde euch alle in meinen Bann ziehen!“) und dann murkst sie auch schon Giovanni ab und macht mit Marina eine Lesbennummer, womit Vollzug erhält, was vorher angekündigt wurde. Marina ist danach von Sonja abhängig, überlebt nach einer Fick- und Lutsch-Attacke auf einen Doktor aber auch nicht lange: Zusammen mit einem schwulen Diener foltert Sonja Marina mit glühenden Zigaretten und ganz viel Dildogestopfe in alle nur erdenklichen Löcher zu Tode, eine Szene, die wohl ausschlaggebend dafür war, dass das Band seinerzeit einer Beschlagnahme zum Opfer fiel. Sonja ist mit ihrer Arbeit zufrieden: „Jetzt habe ich das ganze Haus verhext!“ Weitere Pärchen (Besuch, Lieferdienst) kommen in die Villa. Die Männer werden zu Tode gebumst, die Frauen zu Helfershelfern umfunktioniert. Später erheben sich dann die Toten und es kommt zu einer Nacht der vögelnden Leichen. Dazu ertönt in Spannungsmomenten, derer ORGASMO ESOTICO im Grunde aber keine vorzuweisen hat, Carlo Maria Cordios Musik aus D’Amatos ABSURD. Auch ohne die musikalische Untermalung ist ORGAMSO ESOTICO aber schon für sich genommen absurd genug, denn Siciliano begnügt sich ausschließlich damit, immer Gleiches fast endlos zu wiederholen: Ficken und sterben, noch mehr ficken und dann wieder sterben. Die lebenden Leichen sind auch sehr öde anzusehen, und da kann noch so viel Gewitter donnern, ein Horrorfilm wird aus dem Porno deshalb noch lange nicht, zumal die Rammeleien immer mehr und mehr Zeit in Anspruch nehmen, je länger der Film läuft. Irgendwie zeugt das für mich von Ideenlosigkeit. Am Ende geht jedenfalls alles hopplahopp und drunter und drüber, die Schauermär entpuppt sich als Traum, der sich möglicherweise bewahrheiten könnte. Allerdings nicht, ohne vorher noch einmal tüchtig das Trommelfeuer aus der Sackkanone erschallen zu lassen. Horror und Porno zu kombinieren, bleibt bei ORGASMO ESOTICO leider vollends in den Kinderschuhen und damit im kläglich gescheiterten Versuch stecken. Mein Wille, dem Quatsch bis zum Ende zu folgen, wurde ganz gehörig strapaziert. Die fickenden Männer und Frauen sind überdies schlimm anzusehen und die quasselige Negerhexe hat mir persönlich den letzten Zahn gezogen. Schön gelacht habe ich nur einmal, und zwar als der Schwule eine Lesbennummer beobachtet, sich dabei einen wichsen will und seine Nudel nicht mitmacht, weshalb er sein schlafes Gehänge schließlich unter allerlei Gemecker... woll’n ma sagen... ohrfeigt. Wenig später kriegt er dann einen Finger in den Po gesteckt und freut sich wieder wie Happy McErdbeer. Auf dem Cover der Kassette gibt es noch Bilder, die den Schwulen dabei zeigen, wie er munter Schwänze bläst, wovon aber im Film nichts zu entdecken war. Möglicherweise rausgeschnitten, um den Hetero-Zuschauer nicht zu verschrecken? Weiß ich nicht, mir auch egal. Was schwerer wiegt: Auf dem Band von Videorama gibt’s am Ende nicht mal eine Trailershow mit Fickfilmvorschauen aus der Blüte des Pornokinos. Ein solches Sammelsurium hätte zwar nicht den Film, so doch aber das Band durchaus entscheidend aufwerten können.

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#669 molotto

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Geschrieben 17. März 2007, 12:31


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(USA 1980 – Don Taylor)

Mit Mann und Maus saust Käpt’n Kirk an Bord seines Atom-Flugzeugträgers Nimitz durch die Zeit und landet ein paar Seemeilen vor Pearl Harbor einige Stunden vor dem entscheindenden Angriff des japanischen Kampfverbandes im Dezember des Jahres 1941. Die Not ist groß in der Gewissensfrage, ob man in die Schlacht mit Hilfe der modernen Technik und damit auch ganz entscheidend in die Geschichte eingreifen soll oder nicht. Eine wirklich interessante Frage, die im Film zwar auch immer wieder an die Oberfläche gespült, dann aber irgendwie äußerst ungern und ohne wirkliches Ergebnis behandelt wird. Wie es um die Gesinnung steht, wird mit Äußerungen wie „Scheiß Japse“ oder „Knallt die Japse ab!“ klar durchgereicht, ansonsten beschränkt sich der Film vor allem aufs Spiel mit dem dicken Muskel, den der Flugzeugträger darstellt. Ich kann mich erinnern, seinerzeit und nicht wenig aufgescheucht durch die euphorische Schneise, die DER LETZTE COUNTDOWN allen Ernstes auch durch renommierte Nachrichtensendungen wie „heute“ im ZDF zog, im Kino gehockt und mich um den eigentlichen Showdown schwer betrogen gefühlt zu haben. Statt Grübeleien in alle Richtungen und dem erzwungenen Bestaunen der imposanten Technik sowie der nicht enden wollenden Aneinanderreihung von Szenen startender und landender Flugzeuge zu erschlagend-dramatischer Wir-zeigens-euch-Musik wollte ich vor allem, und das gebe ich gerne zu, ein bisschen Budenzauber mit Pulverdampf sehen. Der Film gefiel mir damals nicht, und ich könnte nicht sagen, dass sich daran etwas geändert hätte, wenn sich die Gründe dafür auch ziemlich verschoben haben. Die Geschichte hat gezeigt, dass aus Lloyd Kaufman, der in DER LETZTE COUNTDOWN eine kleine Rolle bekleidet und zudem ausführend produzierte, in späteren Jahren der Chef von Troma geworden ist. Und wenn ich mir die DVD von DER LETZTE COUNTDOWN trotz seiner Aufgeblasenheit einfach zwischen THE TOXIC AVENGER und CLASS OF NUKE `EM HIGH stelle, dann finde ich den Platz gar nicht mal so schlecht gewählt. Die Japaner ihrerseits haben mit TIME SLIP zeitnah einen sehr ähnlichen Film im Rennen gehabt, blieben mit ihrem Militär aber, was ich ohnehin besser finde, im eigenen Land. Und welcher Film von den beiden der schönere ist, diese Frage stellt sich eigentlich auch nicht wirklich.

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#670 molotto

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Geschrieben 17. März 2007, 16:14

HÖLLE VOR DEM TOD
(Italien/Jugoslawien 1968 – Alfio Caltabiano)

Ellen Kline ist tot, ihr Mann Frank verschwunden. Weil er wohl mal was mit der Frau hatte, ruft ihr Ableben den ehemaligen Gangster Northon auf den Plan, den die Unterwelt ehrfurchtsvoll Artista nennt, weil er Mord und Totschlag wie ein Künstler zu handhaben versteht. Es geht um eine Menge Gold, das der Mafia gehört, allerdings auf einem ollen Kahn abgesoffen ist. Artista verbündet sich mit dem Maschinenpistolen-Helden Five Cents, um die Knatter ausfindig zu machen und zu bergen. Doch an die Fährte des Schatzes hat sich auch unlängst auch ein rücksichtsloser Unterboss geheftet, der auf den Namen „Heiliger“ hört und ein eigenes Süppchen kocht, was gegen die heeren Prinzipien der Mafia himmelschreiend verstößt. Ganz besonders blöd stellt sich die Polizei an, die nichts verregelt bekommt, obwohl die Gangster ganz einfach durch ihr Äußeres auszumachen sind: alle tragen schwarze Regenmäntel und Schlapphüte. Von dieser Erscheinung stechen lediglich Artista und Five Cents ab. Artista, ist gekleidet wie Sartana (sieht aber im Gesicht eher aus wie der Stadtstreicher-Zombie aus DAS LEICHENHAUS DER LEBENDEN TOTEN – vielleicht ist er es ja sogar?), Five Cents trägt die Leder- und Nietenflicken aus irgendwelchen Rockerfilmen auf. Der Rest vom Film ist leider nicht so toll wie der Mummenschanz, wobei ich nicht so recht weiß, ob das eher an dem Umstand festzumachen ist, dass Autoverfolgungen durch die menschenleeren Straßen eines Belgrader Vororts irgendwie nicht so knallig sind oder aber daran, dass das von Regisseur Caltabiano in Zusammenarbeit mit Dario Argento entstandene Ich-übe-noch-Drehbuch schon von vornherein recht langweilig war. In der deutschen Fassung bemüht man sich immerhin um ein paar Witzigkeiten. Da darf Artista seine Hiebe auf die stets unterlegenen Gegner auch mal mit den Worten „Beim nächsten Zeitzeichen ist es...“ begleiten. Lacht natürlich keiner drüber, aber der Versuch, mit allen Mitteln etwas unterhaltsames produzieren zu wollen, soll schließlich zählen. Weitaus mehr zu knabbern habe ich an Artista selbst, den Ljuba Tadic die meiste Zeit erscheinen lässt wie Hugo Stiglitz nach einem Monat Kühlschrank. Ob ich den jetzt gut finde oder total lachhaft, darüber muss ich noch mal eine Nacht schlafen.

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Geschrieben 18. März 2007, 15:57

DIE TIEFE
(USA 1977 – Peter Yates)

Bei einem Tauchgang entdecken Nick Nolte und Jacqueline Bisset in der Nähe eines alten versunkenen Kriegsschiffs geheimnisvolle Ampullen mit unbekannten Inhalt, um die nun ein herrlicher Streit entbrennt. Die Dinger sind gefüllt mit Morphium, welches Louis Gossett Jr. zu Heroin verarbeiten (geht das überhaupt?) und gewinnbringend auf den Straßen New Yorks verschachern will. Daneben wird aber auch noch ein altes Handelsschiff aus dem frühen 18. Jahrhundert entdeckt, welches dort eigentlich historischen Aufzeichnungen zufolge gar nicht liegen dürfte, sich durch die Strömung mit dem mit Bomben und Granaten vollgestopften Wrack des Kriegsschiffes jedoch tüchtig vermengt hat. Louis Gossett Jr. kriegt von einer Moräne krachend den Schädel zerkaut, was irgendwie die Kurve zu Benchleys DER WEISSE HAI kratzt. Ansonsten hinkt diese Verfilmung seines Romans spannungsmäßig dem Spielberg-Grusler hinterher, da zwar die Geschichte an sich ganz schön thrillert, das meiste von dem, was an Actionszenen gereicht wird, aber überaus langatmig erscheint. Im Kino mag es fürs Auge ja noch ganz hübsch sein, dass sich DIE TIEFE in langen Tauchgängen verliert, zu Hause nimmt sich das Steinchendrehen auf dem Meeresgrund aber weitaus weniger spektakulär aus. Viel zu sehr dümpelt der Streifen auch in seiner buchstäblichen Schwarzweißmalerei herum, denn hier sind noch alle Menschen mit dunkler Hautfarbe ganz klar die Bösen. Beseelt einzig von Niedertracht und Gier, schrecken die Killerneger auch davor nicht zurück, mit völlig hirnverbrannten Voodooriten die hübsch betittete Bisset nachts auf ihrem Ruhelager zu quälen und ihr mit Hühnerblut ganz tüchtig den Bauchnabel zu bepinseln. Hatte ich auch sonst vieles aus dem Film vergessen, an diese Momente konnte ich mich noch gut erinnern. Das mag aber auch daran liegen, dass diese in der Tat überaus gruselig angerichtet sind, während der Rest des Streifens Spannung und Schock weitestgehend vermissen lässt, wie überhaupt der ganze Schmonz schon ziemlich betagt und irgendwie unendlich altmodisch erscheint. DIE TIEFE hatte ich bedeutend besser in Erinnerung. Von den Benchley-Wasserkraftwerken würde ich gern einmal die FREIBEUTER DES TODES wiedersehen, denn die gefielen mir damals überhaupt nicht. Wäre ja durchaus möglich, dass FREIBEUTER, bei dem ich in meiner Unbedarftheit anno `80 oder `81 angesichts des auf Schock und Schreck setzenden Kinotrailers zunächst dachte, es handele sich einen Horrorfilm mit untoten, menschenfressenden Piraten, bei mir mittlerweile abgeht wie Schmitzens Katze.

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#672 molotto

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Geschrieben 19. März 2007, 16:32

SLEEPY EYES OF DEATH: THE CHINESE JADE
(Japan 1963 –Tokuzo Tanaka)

Der Ronin Nemuri gerät ins Fadenkreuz des hinterhältigen Bosses Nariyasu vom Kaga-Clan. Nemuri wird von Nariyasu angeheuert, den chinesischen Mönch Chen Sun umzubringen, der den Kaga-Leuten übel mitspielt und sie überall hin verfolgt. Chen Sun weiß nämlich um das Versteck einer alten Jade-Statue aus Siam, in der ein Pergament eingearbeitet ist, das der Obrigkeit in Edo beweisen könnte, dass Nariyasu die Macht über den Kaga-Clan durch illegale Geschäfte an sich gerissen hat. In der Linie der eigentlichen Nachfolger würde zudem Nariyasus aus seiner Affäre hervorgegangene Tochter Chisa an oberster Stelle stehen, was ihr der Tyrann jedoch nicht eröffnet und sie stattdessen wie ein Aschenbrödel in seinem Palast hält und zu allerlei schändliche Taten anstiftet. Ferner steht im Mittelpunkt der Geschichte auch noch ein Zweikampf zwischen Chen Sun und Nemuri, Schwert gegen Kung Fu, bei dem die beiden Männer nach ihrem gemeinsamen Abenteuer erkennen müssen, was für ehrenhafte Kerle sie doch sind, weshalb es irgendwie auch schwer in Ordnung geht, dass keiner von beiden auf der Strecke bleibt. Im Fall von Nemuri ginge das ja ohnehin nicht, weil der sich schließlich noch durch zwei Fortsetzungen plagen muss. Die moralische Botschaft des Films lässt sich auf die einfache Formel bringen, dass das Streben nach Geld und Macht zu nichts führt außer einem unschönen und sehr frühen Ende mit einem Säbel im Wanst. Mehr braucht es hier nicht, um daraus einen hochinteressanten und überaus spannenden Film zusammenzuklöppeln, der auch mit einigen richtig toften Actionszenen zu überzeugen weiß und unerwartet wunderschöne Bilder liefert. Überhaupt kann ein Film, der Schwertmeister, Kung Fu-Kämpfer und unzählige Ninjas, die von beiden vorgenannten mehrmals im Verlauf der ganzen Unternehmung schwertens 'n Arsch voll kriegen, gar nicht schlecht sein. Löblich ist auch, dass das Säbelgerassel und Faustgeschmetter nicht über der (in ihrer Komplexität auch alles andere als blöden) Handlung stehen, sondern ziemlich wohldosiert und fast schon klug in SLEEPY EYES OF DEATH eingefügt wurde. Kurzum: Das Dingens macht Spaß, so richtig Spaß und hat seinen Ruf als Klassiker des Samurai-Kinos definitiv nicht umsonst.

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#673 molotto

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Geschrieben 19. März 2007, 16:33

DISCO DANCER
(Indien 1983 – Babbar Subhash)

In den Slums von Bombay trällert der kleine Jimmy als Ganges-Heintje seine Weisen, die von einem Leben in Selbstlosigkeit und damit alles erschlagenden Glück erzählen. Deshalb erscheint es mir auch sehr richtig, dass er von der ihn beklatschenden Menge auch nicht eine einzige Rupie geschenkt bekommt, sondern ihm das Gejohle der Massen als Lohn und Brot vollauf genügen. Dennoch träumt Jimmy von einem Leben als Star – so richtig mit Geld, Luxus, Saus und Braus. Das steht im Grunde im genauen Gegensatz zu Auftritt und Aussage zuvor, aber Kinder sind nunmal verlogen wie die Säue, weiß man ja. Als er und seine Mutter von einem Millionär zu unrecht als Diebe beschimpft werden, ist das unbeschwerte Leben jedenfalls erst einmal vorbei. Jahre später wird Jimmy aber doch noch von einem Musikmanager entdeckt, der just seinen Job bei dem Discokönig Sam hingeschmissen hat, welcher – o Wunder – der Adoptivsohn eben jenes Millionärs ist, der seinerzeit Jimmy und seiner Mutter das Leben schwer machte. Für Jimmy stellt sich über Nacht ein ungeahnter Erfolg als Disco Dancer ein, der ihn auch wieder zurück nach Bombay führt. Dort, am Ort der Schande seiner Jugend, muss er sich gegen die Schläger und sonstigen lebensbedrohlichen Attacken von Sam zur Wehr setzen, der seinen Stern sinken sieht und zusammen mit dem dukatenkackenden Vater die perfidesten Dinge ersinnt, um Jimmy und seiner Mutter endgültig den Lebensmut zu nehmen. Die im gleichen Maße hochdramatische wie gänzlich überzogene Geschichte will es, dass die Muddi ihren Jimmy rettet, in dem sie an seiner Stelle während eines Konzerts an die von Sam mit 5000 Volt elektrifizierte Gitarre langt. Abgerechnet wird zum Schluss bei einem internationalen Disco Contest (an dem, so will es das indische Weltverständnis, auch die „Länder“ Afrika und Paris teilnehmen), wo sich bunt und knallig zeigt, ob Jimmy seinen Traum vom Leben als Discokönig zusammen mit den verkohlten Resten der Mutter beerdigt hat. Geht natürlich gut aus, der Streifen explodiert in einem funkelnden Tanz- und Gesangsinferno von höchster Klasse und Qualität, bei dem die Background-Tanzbären und Tanztrullas in einer Choreografie von einem anderen Stern wunderschöne Glitzerkostüme vorführen, wie man sie sonst allenfalls auf dem Karnevalsständer bei Woolworth zu sehen bekommt. Vor allem die hellblauen Boys in ihren Fetzen-Miniröckchen haben mir außerordentlich gut gefallen. Kloppeszenen gibt es in DISCO DANCER auch. Zum Takt schnippender Finger werden nach Art eines taiwanesischen Haudraufs schurkische Fressen mit der Faust massiert, was ein ziemlich großer Spaß ist und mindestens so abgeht wie in KARATO oder einem echten Bruce Low. Von den vor allem von westlicher Musik überdeutlich beatmeten Gesangsnummern in diesem Zauberstück kann man denken was man will. Mich haben sie in ihrer Tollkühnheit jedenfalls schwer beeindruckt. Der Mund blieb offen, als Jimmyklein einer roten Plastikgitarre ohne Saiten verzerrtes E-Gitarren-Gejaule entlockte und der Verstand setzte aus, als in einer besonders irren Tanznummer mit pumpenden Beats dem Gott Krishna für seine Güte gedankt wird. Sowas kriegt man nicht alle Tage zu Gesicht. Die Selbstlosigkeit der Gutmenschen in diesem Stück ist bis zur Selbstaufgabe so verschwenderisch, dass mich das Schicksal der pathetischen Napfsülzen doch in der Tat zutiefst berührte. Optisch wie akustisch kriegt man über zwei Stunden nur Bonbonregen geboten, gekleidet in einem Gewand, in dem in der Tat von SATURDAY NIGHT FEVER bis THE HARDER THEY COME mehr oder minder beabsichtigt alles enthalten ist. Deshalb ist DISCO DANCER bislang auch klar mein Monatsfavorit und ich sehe nicht viel kommen, was dieses Erlebnis in der nächsten Zeit noch toppen könnte. Ausgenommen vielleicht der Quasi-Nachfolger STAR.

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Geschrieben 20. März 2007, 11:58


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(Italien/Türkei 1983 – Anthony M. Dawson (Antonio Margheriti))

Der durch die Gegend wandernde blonde Recke Yor, auch genannt „der Gelbhaarige“, hilft einem Stamm von verdächtig italienisch aussehenden Ureinwohnern aus grauer Vorzeit gegen den Angriff eines ziemlich anständig getricksten Dinosauriers und wird daraufhin zu Speis und Trank eingeladen.


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Die Feier dauert aber nicht lange, denn schon sind Tiertypen vom Planet der Affen zugegen und machen das ganze Dorf platt. Nur Yor, die hübsche Kalaa und ihr feister Onkel, gespielt von Luciano Pigozzi, der in allen Filmen irgendwie aussieht wie Victor Israels älterer Bruder, können entkommen und machen sich auf die Suche nach Yors Volk, von dem er nichts weiß und hat außer einem seltsamen Amulett. Sie treffen auf ein Wüstenvolk aus Mumienmännern nach Art von IN DER GEWALT DER ZOMBIES, dann auf Roha, der Königin der Wüste, die Yor von einer Insel im Meer erzählt, und müssen sich nochmals mit den Affenmännern herumschlagen, die Yor allerdings durch beherzten Einsatz der Schwingen des „tödlichen Nachtvogels“ besiegen kann. Nach noch mehr Krawall in einem Stranddorf setzen Yor und seine Begleiter zur Insel über, was nicht ohne unglaublich schlechte Modellaufnahmen vonstatten geht. Dort entpuppt sich Yor als der Sohn des ermordeten Rebellenführers, der sein Volk aus blondhaarigen Menschen in Gliltzerklamotten gegen den „Höchsten“ führen wollte, der sich als John Steiner mit Darth-Vader-Stimme entpuppt.
Der „Höchste“ will durch Genexperimente eine neue Rasse von schönen und braven Menschen erschaffen und befielt außerdem eine Androidenarmee. Dagegen hilft in der Tat nur noch die sofortige Reaktorsprengung. Nicht nur die Tatsache, dass sich am Ende das ganze Szenario als Postnuklear-Kiste entpuppt, macht den Film eher zu einem SF-Kracher denn Barbaren-Film, sondern auch der Einsatz von Laserpistole, Raumschiff, Roboter und der Wiederholung der schönsten Szenen aus dem KRIEG DER STERNE. EINER GEGEN DAS IMPERIUM holt allerdings in so etwa allen Disziplinen volle Punktzahl, ist als Muskelmannfilm ebenso gut zu gucken wie als Abenteuerstreifen, bietet halbnackte Weiber en masse und einen wackelarschig-orientalischen Bauchtanz von Corinne Clery, deren 3-Wetter-Taft-Frisur auch der Ozean nichts anhaben kann. Nicht wenig machte mich EINER GEGEN DAS IMPERIUM zu einem großen Fan von Reb Brown, der sein ungeheures Talent, selbst hochdramatische Szenen mit seinem grenzdebilen Lächeln zu einer Farce werden zu lassen, noch in einigen Action- und Söldnerfilmen verschwendete.


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Dass bei diesem Film alles im Lot ist, das verspricht zudem nicht nur der Name Dawson, der aus jedem Klumpen noch so übler Scheiße einen bezaubernden Abendfüller machen konnte, sondern auch der herrliche Titelsong, dem man diesem Streifen spendiert hat. Sobald dieser loszwiebelt wie nichts Gutes, dann fühlt man sich automatisch wohl, geborgen und einfach ziemlich gut aufgehoben und es stört absolut nicht, dass im Film auch einige Klänge aus ATLANTIS INFERNO ertönen, denn irgendwie – und das im positivsten Sinne - ist das ja sowieso alles dasselbe.

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Geschrieben 21. März 2007, 14:18

BLIND SWORDSMAN: THE TALE OF ZATOICHI
(Japan 1962 – Kenji Misumi)

Bei seinen Wanderungen gelangt der blinde Masseur, Berufsspieler und Schwertmeister Zatoichi nach Iioka, wo er seinen Freund, den Boss Sukegoro, besuchen will. Dieser plant, Zatoichi nach einer Auseinandersetzung mit einem Spion des Klans um Anführer Shigezo aus dem Nachbarort Sasagawa in einen drohenden Waffengang einzuspannen. Weil Shigezo der personellen Übermacht Sukegoros nichts entgegenzusetzen hat, hat er sich aus Edo den Ronin Hirate kommen lassen, der es locker mit 30 Mann auf einmal aufnehmen kann. Hirate und Zatoichi, der zudem gar nicht daran denkt, bei der Auseinandersetzung für Sukegoro Initiative zu ergreifen, freunden sich an, was von den Bossen nicht gerade gerne gesehen wird. Weil Hirate zudem sterbenskrank ist und zum Schluss auf seinem Lager Blut hustend dem Ende entgegenweilt, glaubt Sukegoro an einen einfachen Sieg. Der Film endet trotzdem nicht mit einem unerfüllten Versprechen auf einen kurzen, dafür jedoch überaus beeindruckenden Kampf zwischen den beiden Schwertkünstlern. Mehr noch wiegt aber der herrliche Humor des Films, der ohne Plattheiten auskommt, und natürlich die wirklich sagenhafte Schwarzweiß-Fotografie, die vor allem tiefe Schatten zu bieten hat und somit viele Szenen in eine Dämmerung taucht, bei der man seine Augen hin und wieder durchaus auch mal etwas mehr als sonst anstrengen darf. Dass THE TALE OF ZATOICHI Wegbereiter für eine neue, sich vor allem auf blanke und ziemlich rohe Auseinandersetzung denn Ränkespiel und Geplänkel hinter vorgehaltener Hand konzentrierende Garnitur Schwertfuchtler war, leuchtet schon nach der grandiosen Eröffnung des Films absolut ein. Schade ist, dass vielen späteren Filmen die Paarung von Ernst und Humor nicht immer so schön geglückt ist wie in diesem Paradestreifen, der einfach nur runtergeht wie Öl und dessen zurückhaltender, aber in seiner Wirkung nicht verpuffender Einsatz von Akira Ifukubes Klängen einmal mehr Zeugnis darüber ablegt, dass ein wirklich guter Film nicht zwangsläufig eines zusätzlichen akustischen Stimmungsmachers bedarf. Für derlei sorgt schon allein die imposante Gestalt Shintaro Katsus, der man vom ersten Meter an ohne Wenn und Aber abkauft, dass in der Schale des vermeindlichen Krüppels ein brodelndes Actiongewitter nur darauf wartet, sich in blitzschnellen Zügen zu entladen. Super Film, da gibt’s nix.

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Geschrieben 22. März 2007, 10:59

DREI VATERUNSER FÜR VIER HALUNKEN
((BR) Deutschland/Italien/Frankreich 1972 – Giancarlo Santi)

Lee van Cleef hechelt als Sheriff a. D. dem von einer ganzen Truppe von Kopfgeldjägern gehetzten Jungspund Vermeer hinterher. Eher zum Schein gibt er sich ebenfalls als Verfolger aus, schützt Vermeer in Wirklichkeit aber vor den Übergriffen der schießwütigen Blutgeier. Vermeer steht im Verdacht, das Familienoberhaupt der Saxon-Familie hinterrücks erschossen zu haben, deshalb geht es nach einigem Gespaße, für das vor allem wohl die deutsche Synchronisation und ein unpassender Auftritt von Hans Terofal verantwortlich zu machen ist, dem Hausmeister aus den Lümmel-Filmen, der sich mit herumbayernder Zunge selbst spricht, auch nach Saxon City. Dort hält Horst Frank als der Älteste der Familie mittlerweile die Fäden eines ziemlichen Schreckensimperiums in der Hand. Nur äußerlich pocht er auf Recht und Ordnung, macht sich im stillen Kämmerlein seine Gesetze dafür aber lieber selbst. Und besonders gut sind die ihm nicht gelungen. Lee van Cleef kann beweisen, dass Vermeer unschuldig ist, doch hält das den Horst nicht davon ab, ihn weiterhin lynchen zu wollen. Außerdem zieht sich der Fremde natürlich den Hass aller Saxons zu, welcher zu einem hochdramatischen Duell auf einer Viehkoppel führt. Ganz schön flott ist der Film, spart mit einigen hübschen Stunts nicht und bringt auch ordentlich Schlimmfinger vor den blitzschnellen Revolverlauf van Cleefs, der fast wie der gute Lucky Luke schneller als sein Schatten zu schießen vermag. Warum man sich in der deutschen Fassung in einigen Szenen mit klamottenkistenhafter Publikumsbespaßung aufgehalten hat, will mir gar nicht in den Kopf. Spätestens wenn Vermeer vor der versammelten, schaulustigen Bevölkerung in Saxon City die Plane von einem Wagen reißt und darauf Dutzende von den Saxons und ihren Häschern niedergeschossene Siedler – Männer, Frauen und Kinder – kunterbunt durcheinander liegen, wozu die ohnehin sensationelle Musik noch einmal ganz besonders aufheult, dann weicht schlagartig aller mit Gewalt ins Werk geklatschte Witz aus dem Film und die Humorkeule muss zwangsläufig in den Schrank zurück, wo sie ohnehin von Anfang an hingehört hätte. Lee van Cleef jedenfalls schleppt noch mal seine Klamotten aus den SABATA-Filmen auf und gibt sich auch sonst nicht viel Mühe, etwas anderes als eben jenen mit allen Wassern gewaschenen Schießetot darzustellen. Und das ist in diesem Fall in der Tat alles andere als schlecht.

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Geschrieben 22. März 2007, 14:20

THE TALE OF ZATOICHI CONTINUES
(Japan 1962 – Kazuo Mori)

Ein knappes Jahr ist vergangen, Zatoichi befindet sich auf der Reise zurück nach Iioka, um sein Versprechen einzulösen und das Grab von Hirate zu besuchen. Auf dem Weg dorthin gerät er mit Männern aus dem Hause des etwas irren Kuroda aneinander, die sich vor allem durch ihre rüden Umgangsformen auszeichnen. Zatoichi muss gegen einige von ihnen kämpfen und fällt deshalb bei Kuroda solcherart in Ungnade, dass er ihn nur noch tot sehen möchte. Deshalb schickt er sich an, in Seki, einem Ort, in dem Zatoichi Rast macht, den Boss Kanbei für 25 Goldstücke mit der Liquidierung des Blinden zu beauftragen. In Seki weilt auch ein einarmiger Samurai, der Zatoichi zu kennen und bis nach Iioka zu folgen scheint. Der Samurai entpuppt sich als Yoshiro, der Bruder Zatoichis, der ihm einst die Frau ausgespannt hat, und sich nun als Räuber, Vergewaltiger und Mörder durchs Leben schlägt. Nachdem sich Zatoichi mit Kanbeis Männern ordentlich aufgerieben hat, geraten die beiden Brüder aneinander. Und auch mit Sukegoro, dem ohnehin noch aus dem ersten Film in schlechter Erinnerung gebliebenen Boss aus Iioka, ist noch eine Rechnung offen, die dringend beglichen werden muss.
Dem ersten Film steht THE TALE OF ZATOICHI CONTINUES in nichts nach. Überhaupt zeigen sich die beiden Filme eng verwoben, womit auch der Vorlage Kan Shimozawas Rechnung getragen worden sein dürfte. Trotzdem kann man sich den zweiten Teil der Serie auch ansehen, wenn man den ersten Film nicht kennt. Alles Wissenswerte wird einem dafür unterwegs mitgegeben, was, wie ich finde, immer von großem Vorteil ist. Das Wiedersehen auch mit einigen bekannten Randfiguren aus dem ersten Film (die heimlich in Zatoichi verliebte Tane, der junge Priester) nimmt man deshalb aber nicht weniger gerne mit. Besonders gut hat mir auch die gegenüber dem ersten Film auch die Musik von Ichiro Saito gefallen, die in dem gleichen Maße kraftvoller erscheint wie es gegenüber dem Vorgänger auch mehr Schwertgeknüppel gibt und der leichte Humor dem ernsteren Sinnieren gewichen ist.

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Geschrieben 27. März 2007, 10:45

DE NACHT VAN DE WANSMAAK – THE VERY BEST OF
(Niederlande 2003 – Jan Doense, Jan Verkeyen)

Das Gespann Doense und Verkeyen tingelt seit mehr als 10 Jahren mit einer Ladung mitunter recht obskurer Trailer durch die Lichtspielhäuser von Holland und Belgien – und zwischenzeitlich auch durch den Rest der Welt. Eingeleitet durch witzige Anmoderationen Jan Verkeyens gibt es jeweils zwei bis drei Fundstücke aus dem Keller, die über bestimmte Eigenwilligkeiten verfügen, ein Licht auf (Sub-)Genres vergangener Zeiten werfen oder einfach nur völlig gaga sind. Auch nicht wenig deutsche Trailer haben sich in diese bunte Tüte verirrt. Darunter nicht nur solche Bravourstücke wie KATHARINA, DIE NACKTE ZARIN oder MESSALINA – KAISERIN UND HURE, die auf höchst eindrucksvolle Weise und auch nicht ohne ganz besonders schmierigen, sich in all dem Gebotenen hörbar sulenden Off-Sprechern Blut und Muschis auf zwei Minuten vereint grandios unter einen Hut bekommen, auch Heintje und Rudi Carrell wurden nicht vergessen, die in WENN DIE TOLLEN TANTEN KOMMEN und HEINTJE – EIN HERZ GEHT AUF REISEN (der Trailer wird allerdings dummerweise als HURRA, DIE SCHULE BRENNT angekündigt) brillieren; Filme, die Verkeyen als „ägyptische Plagen“ verstanden wissen will, was mir persönlich nicht so ganz einleuchtet. In der Abteilung „Tiroler Seks“ findet man da mit O SCHRECK, MEI HOS’ IS WEG und BEIM JODELN JUCKT DIE LEDERHOSE weitaus schlimmere – wenn auch nicht weniger unterhaltsame - Verbrechen wider die Menschlichkeit. Porno fehlt mit ANGEL ABOVE – THE DEVIL BELOW auch nicht, der a la PUSSY TALK von einer quatschenden Muschi erzählt, in die der Teufel eingefahren ist und nun der Hilfe eines dicken Exorzisten-Schwanzes bedarf. Nicht schlecht! Das bestimmt fertigste Filmstück der Compilation ist der Trailer zum Mondo AFRICA – DOLCE E SALVAGGIA, in dem zum Takt einer zackigen, vor sich hin“zwiebelnden“ Popmelodie mit fröhlichem Sing und Sang Jungen und Mädchen in der Gluthitze der Savanne auf gruseligste Art beschnitten werden. Brrrr! Da zieht sich mir noch immer so manches zusammen, obwohl ich den Trailer schon mehrfach gesehen habe. Unterhaltsam ist der ganze in DE NACHT VAN DE WANSMAAK kompilierte Unsinn dennoch, zumal das Gespann Doense und Verkeyen ein glückliches Händchen in der Auswahl ihrer Stücke beweisen. Unentwegt Neues läuft einem zwar hier nun nicht über den Weg, aber in erster Instanz wird mit DE NACHT VAN DE WANSMAAK wohl auch ein Publikum angesprochen, das ganz andere Sehgewohnheiten hat und dem mit der Zusammenstellung eine Art umfassender Blick über den eigenen Tellerrand geboten wird. Das ist gut gemeint und macht seiner Gesamtheit auch dem für solcherlei Filmkunstwerke geschulten Auge durchaus Freude, wenngleich der eigene Bezug, den man zu Filmen wie THE BRAIN FROM PLANET AROUS oder ZOMBI HOLOCAUST hat, durchaus ein anderer ist als der von den Machern einzig unter der Knute der Generalbespaßung intendierte. Persönliches Highlight: Der französische Trailer zu THE WEREWOLF AND THE YETI mit Paul Naschy – nicht nur, weil der Film so schön ist (und das ist er ja zweifelsohne), sondern vor allem auch wegen seines herrlichen klingenden holländischen Titels: DE WEERWOLF CONTRA DE VERSCHRIKKELIJKE SNEEUWMAN.

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Geschrieben 27. März 2007, 10:46

NEW TALE OF ZATOICHI
(Japan 1963 – Tokuzo Tanaka)

Der Mord an Kanbei ist nicht vergessen, weshalb zahlreiche Häscher, allen voran der Bruder Kanbeis, hinter Zatoichi her sind, der sich auf dem Weg in seine alte Heimat Kasamon befindet. Bevor es zu einem Schwertgetümmel kommt, trifft Zatoichi auf seinen alten Sensei Banno, der ihn zu sich einlädt. Vier Jahre sind mittlerweile vergangen und Bannos jüngere Schwester Yayoi soll ich zum Wohl Bannos mit dem drecksackigen Samurai Morooka vermählen, der ihr auch schon mal mit dem Messer an die Gurgel sprang. Yayoi würde jedoch viel lieber mit dem aufgetauchten Zatoichi, der dafür sogar schwört sein Schwert wegzuwerfen, den Stand der Ehe eingehen. Das sieht Banno überhaupt nicht gerne und entzweit den Meister mit seinem einstigen Schüler vollends. Banno hat zudem einige nicht gerade astreine Süppchen am Kochen, hilft gar einer hinterhältigen Verbrecherbande bei der Entführung eines seiner wohlhabenden Schüler und mordet am Ende wegen einer Nichtigkeit sogar den unbewaffneten Bruder Kanbeis. An Zatoichi liegt es nun, ein gründliches Aufräumen zu betreiben, wozu er den Schwur, den er Yayoi gab, leider brechen muss. Der dritte Teil der Filmserie ist hübsch durchsetzt mit Selbstreflektionen über das in den vorangegangenen Streifen passierte. Manchmal geht der Film dabei so weit, dass er sich zu einer in Selbstmitleid ertrinkenden Heulsusigkeit steigert, wobei die größten Selbstzweifel an die Oberfläche gespült werden und das Absinken in die Schattenwelt der Yakuza unendliches Bedauern bei Zatoichi (und nicht zuletzt beim Zuschauer) mit sich bringt. Allein deswegen und auch wegen der doch sehr engen Verbindung zu THE TALE OF ZATOICHI CONTINUES ist es schon fast notwendig, zumindest den zweiten Teil vorab gesehen zu haben, um durch das mentale Auf und Ab des Films durchzusteigen. Im Vergleich zu den beiden Vorgängern, bei denen sich eingeflochtene Amouren auch in hübscher Regelmäßigkeit die Klinke in die Hand gaben, bestimmt das Haben-wollen-und-nicht-kriegen-können zwischen Zatoichi und Yayoi einen guten Teil des Films ganz entscheidend. Deshalb gibt es in diesem Stück auch wieder etwas weniger Schwertgefuchtel, was der guten Stimmung, so man denn davon sprechen mag, jedoch keinen Abbruch tut. Könnte mir vorstellen, dass der Film sogar noch einen ganzen Zacken ergreifender gewesen wäre, wäre man beim Schwarzweiß der Vorgänger geblieben. Ab jetzt gibt’s alles in bunt. Ansonsten hat sich nichts geändert, auch NEW TALE OF ZATOICHI ging sehr niveauvoll und völlig schmerzfrei in die Augen und bereitete mir abermals das wohlige Gefühl, nichts als Qualität gesehen zu haben.

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Geschrieben 27. März 2007, 10:46


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(Italien/Frankreich/(BR) Deutschland 1970 – Dario Argento)

Erst ein Einbruch im Foschungsinstitut Terzi, dann der angeblich Unfalltod eines Terzi-Forschers - das lässt das investigative Gespür vom Arnó, dem blinden Kreuzworträtsel-Konstrukteur, heftig vibrieren. Zusammen mit dem Reporter Giordani kann er nicht nur belegen, dass es sich bei dem Unfall tatsächlich um Mord gehandelt hat, sondern die beiden finden sich auch ziemlich schnell in der Zielscheibe eines sich kreuz und quer durch die Terzi-Belegschaft und deren Angehörige mordenden Schatten wieder. Der schreckt auch nicht davor zurück, Arnós kleine Nichte zu entführen und aus ihr Geschnetzeltes machen zu wollen, während der Reporter a. D. und der Reporter i. D. dank eigener Ermittlungserfolge der Polizei nicht nur um ein paar Nasenlängen voraus sind und dem irren Killer somit eine ziemlich enge Schlinge um den Hals legen.


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Formal zeigt sich DIE NEUNSCHWÄNZIGE KATZE eng dem Vorgänger DAS GEHEIMNIS DER SCHWARZEN HANDSCHUHE verbunden, wobei jedoch auffällig ist, dass zum einen die Auflösung des Rätsels geradezu blöd ausfällt und sich Argento viel zu sehr in Nebensächlichkeiten verstrickt, die den Streifen nicht immer wirklich voranbringen und hin und wieder sogar etwas anöden. Wohl nicht ohne Grund hat man daher für die deutsche Fassung seinerzeit gründlich das Messer angesetzt und DIE NEUNSCHWÄNZIGE KATZE von fast zwei Stunden auf „Wallace-Spannung“-konforme 90 Minuten irgendwas gestutzt und überdies mit einer lustigen Synchro aus dem Hause Brand veredelt, die mit dem hübschem Idiotensprech des Hauses nicht geizig umgeht. „Ich habe nur noch Muh-Kuh da“, sagt James Franciscus, dem man ohnehin die schönsten Klöpse untergejubelt hat, zu Catherine Spaak, die bereits vorher die Bewunderung über dessen schöne Wohnungsausstattung mit einem runtergeleierten „Tja, Bausparkasse“ quittiert bekommen hat. Geht irgendwie zwar so rein gar nicht, ist aber auch nicht ohne gewissen Pfiff, was zuzugeben ist. Wenn Franciscus in der DF beim Klingen seines Telefons erstaunt „Der Telefon, der Telefon!“ herausquetscht (in der OF sagt er da gar nix), dann nässt man sich entweder vor Lachen das Höschen oder könnte schier fuchsteufelswild werden. Je nachdem, wie ernst man diesen Film aufzufassen bereit ist. Ich lache gerne, weshalb mir die deutsche Synchro noch nie etwas anhaben konnte. Weitaus besser finde ich nur noch, dass Horst Frank und Werner Pochath in diesem Stück ein schwules Pärchen spielen.


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Schon witzig, dass die deutschstämmigen Schauspieler bei den Argentos immer nur die komischen Hanswurst-Rollen abbekommen haben, wenn man auch noch den katzenfressenden Mario Adorf in DAS GEHEIMNIS DER SCHWARZEN HANDSCHUHE mit ins Boot nimmt. Irgendwie hat das scheinbar zu den Zeiten der „Wallace“-Nachzüglerwelle Konjunktur, ja, fast schon System gehabt. Die Zeit ist eigentlich überfällig, dass sich damit mal jemand genauer und in mindestens ebenso wissenschaftlicher Form auseinandersetzt, mit der sich bereits über die psychologischen Komponenten des Argento-Gesamtwerks hergemacht wurden.


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Geschrieben 28. März 2007, 10:53

ZATOICHI: THE FUGITIVE
(Japan 1963 – Tokuzo Tanaka)

Auf Zatoichis Kopf ist eine Belohnung von 10 Ryo ausgesetzt, was selbst die schlechtesten Schwertkämpfer dazu antreibt, ihm nach dem Leben zu trachten. Als Zatoichi mit Kisuke einen solchen niederstreckt, verspricht er ihm in dessen letzten Zuckungen seiner Mutter Maki, einer altersschwachen Yakuza-Frau, von seinem Ableben zu unterrichten. Dieses Versprechen bringt Zatoichi aber vor allem mitten in eine Auseinandersetzung zwischen dem jungen, verweichlichten Yakuza-Chef Sakichi und den Möchtegerns Okishi und Yagiri, die mit intriganten Unternehmungen und der Hilfe von Herbergsvater Shimazu, der aus seinem Laden viel lieber wieder eine Spielhölle machen würde, sowie des Samurais Tanakura die Herrschaft über die Ländereien an sich zu reißen gedenken. Samurai Tanakura kreuzt außerdem mit Zatoichis heimlicher Liebe Tane aus dem ersten Teil der Filmserie auf, was zusätzliche Spannungen mit sich bringt. Ziemlich geschickt lässt der Film die Rebellion gegen den eigentlich höchst anständigen Sakichi vollkommen aus dem Ruder laufen und Zatoichi zur Hauptzielscheibe werden. Der Film gipfelt deshalb auch in einem gewaltigen Schwertergeklapper, das die letzte Viertelstunde des Films komplett ausfüllt. Ebenso wie sich die Geschichte dramatisch zuspitzt, werden auch immer mehr Kämpfer ins Feld geführt, die sich das bis auf 300 Ryo steigende Kopfgeld für Zatoichi einzusacken gedenken. In einer der schönsten Szenen des Films demonstrieren Zatoichi und Tanakura vor versammelter Bande ihre Schwertkunst durch das Zerhacken von Porzelanvasen. Dabei fällt eigentlich auch schon der Groschen, wie die Geschichte ausgeht. Da mit Tane und der ebenfalls unglücklich verliebten Tochter von Shimazu aber noch weitere interessante Charaktere beigegeben werden und sich der von der Gegnerseite angeheuerte Samurai durchaus als äußerst kampfstark entpuppt, reißt der Spannungsfaden nicht so schnell. Schön ist außerdem, dass der Film nach dem sich vor allem mit Gefühlsduseleien beschäftigenden dritten Teil der Serie in Liebesgeflüster und Gedresche wieder etwas ausgewogener erscheint. Und besser runter geht das ohnehin, so sehr ich den Vorgänger auch mochte.

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Geschrieben 28. März 2007, 10:54

DE NACHT VAN DE WANSMAAK 2 – MORE OF THE VERY BEST
(Niederlande 2006 – Jan Doense, Jan Verkeyen)

Wie auch schon die erste Zusammenstellung beginnt die zweite DVD mit drei Science-Fiction-Trailern, die rundum zufrieden machen. (Knoten ins Taschentuch: MESSAGE FROM SPACE besorgen!) Danach ebbt das Programm allerdings etwas ab, was zum einen daran liegt, dass man viele der Trailer bereits ohnehin schon kennt (ILSA – SHE WOLF OF THE SS, GORGO, EMANUELLE AND THE LAST CANNIBALS usw.), einer davon sogar bereits in der ersten Zusammenstellung zu sehen war (MESSALINA – KAISERIN UND HURE) oder nicht wirklich so brachial merkwürdig und/oder lustig sind wie angekündigt und eingeredet. Die Trailer zu GREEN INFERNO, einer der wohl blödesten italienischen Dschungel-Filme der späten 80er, und MACABRA fand ich fast schon anstrengend. Im Fall von MACABRA ist jedoch sehr gut zu erkennen, wie sehr man in Deutschland die Kunst beherrschte, aus einem langweiligen Stück Film mit wenigen Handgriffen einen toften 2-Minuten-Reißer herzustellen. Obwohl beide Trailer von ihren Bildern her absolut identisch sind, hat man der deutschen Ausgabe einen markigen Sprecher spendiert und das unnötige Gesabbel weitestgehend mit dem ziemlich guten musikalischen Hauptthema des Films übertüncht. Ganz schön erschreckend, was damit an Wirkung erzielt wurde. Blöd daher, dass sich der aufgepeppte (und damit auch wesentlich unterhaltsamere) deutsche Trailer auf DE NACHT VAN DE WANSMAAK 2 nicht findet. Kernstück der Zusammenstellung ist diesmal aber gar kein Trailer, sondern ein kleiner Educational Film mit dem Titel ALL WOMEN HAVE PERIODS. Darin darf ein am Down-Syndrom leidendes kleines Mädchen ihre Familie und die Freundin der Mutter Löcher in den Bauch fragen, wer denn alles eine Periode bekommt. Vielleicht ja auch der Papa? Jedenfalls kriegt sie das dann nicht nur haarklein erklärt, sondern von Muttis Freundin auch gezeigt. Die hat nämlich gerade ihre Periode, nimmt die Kleine mit auf Klo und man wird wahr und wahrhaftig Zeuge eines in Großaufnahmen gezeigten Wechsels der Monatsbinden einer breitbeinig auf dem Scheißhaus hockenden, unattraktiven Frau! Als die Freundin der Mutter ihren vollgebluteten Lappen endlich rausgepult (uaaahhh!), zusammengeknotet, in Klopapier „verdrahtet“ und endlich in der Mülltonne versenkt hat, darf sich das kleine Mädchen auch aus Jux und Dollerei eine absurd große Muschiwindel in die Unterhose pappen und sich dafür ein Lob vom Papa abholen. Hände waschen nicht vergessen! Kommt leider viel zu selten vor, dass ich vor Filmwerken sitze und nur noch Bauklötze staune, aber hier ist es dann doch mal wieder passiert. ALL WOMEN HAVE PERIODS wird hier zu gegebenen Anlässen bestimmt noch sehr, sehr häufig spielen, das ist schon mal sicher. Weniger wohl aber der Rest der Kompilation, die gegenüber dem Erstling nicht so sonderlich viele Rosinen zu bieten hatte. Jede Trailerrolle, die es als Dreingabe bei den meisten Veröffentlichungen des amerikanischen Labels Something Weird gibt, weiß da in der Regel mehr zu begeistern.

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#683 molotto

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Geschrieben 28. März 2007, 10:54

EVIL ALIENS
(Großbritannien 2004 – Jake West)

Die Aliens haben sich auf der Insel niedergelassen und sogleich eine Farmertochter geschwängert, was eine gerissene TV-Sensationsreporterin dazu veranlasst, sich der unglaublichen Geschichte anzunehmen. Zusammen mit einer sagenhaften Gruppe Knalltüten fährt sie in die gottverlassene Gegend, in der das Mädchen zusammen mit ihren aus THE TEXAS CHAINSAW MASSACRE entliehenen Brüdern und dem Alten lebt. Die Invasion lässt auch nicht lange auf sich warten und bietet Gelegenheit, die restliche Stunde des Films mit Slapstick und Schabernack vollzustellen sowie natürlich mit Blut, Gehirn, Massaker, wie es dereinst Tommi Stumpff musikalisch so schön in eine Formel zu gießen wusste. EVIL ALIENS hat es schon schwer, das gewichtige Erbe von Peter Jacksons Erstlingen anzutreten, denn in den Krösefilmen Jackson (und in einigen anderen Gore-Perlen von dünnmals) lassen sich bereits so gut wie alle Ideen finden, mit denen auch EVIL ALIENS hausieren geht. Neues gibt es hier so gut wie gar nicht. Weitaus schlimmer ist wohl aber, dass der Film zu spät kommt. Ungefähr 20 Jahre zu spät. Ende der 80er oder in den frühen 90ern hätte der Film ganz sicher noch einiges reißen können, aber heute? Szenen wie die, in der der Typ von den Außerirdischen, die überdies bescheuert aussehen, den Arsch aufgebort bekommt oder vor allen Dingen die, in der der batzige UFO-Anhänger Sex mit einer Leder-Alien-Tussie mit dicken Eutern hat, wirken auf mich unbeholfen, abstoßend und vor allem peinlich. Wäre ich noch einmal 13 Jahre alt, hätte ich mich darüber – wie auch über den Rest des Streifens – bestimmt herrlich beömmeln können. Heute habe ich eher darauf gewartet, dass bei EVIL ALIENS irgendwann einmal eine halbwegs greifbare Geschichte anfängt, musste allerdings feststellen, dass ich vergeblich gewartet habe. Ebenso wie auf den vorschnell proklamierten Thronfolger Peter Jacksons – wobei ich solcherlei Ankündigungen ohnehin nicht mag.

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#684 molotto

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Geschrieben 29. März 2007, 13:22

ZATOICHI: ON THE ROAD
(Japan 1963 – Kimiyoshi Yasuda)

Zatoichi befindet sich auf dem Weg nach Doyama, wo Boss Hikozo hofft, ihn für einen Kampf gegen Boss Tobei aus Shimozuma gewinnen zu können. Unterwegs kommt es nicht nur zu einem Kampf mit Shimozuma-Leuten, die natürlich nicht so gerne sehen, dass sich die Feinde mit so erfahrenen Kämpfern wie Zatoichi eindecken, sondern auch zu einer Begegnung mit dem jungen Mädchen Mitsu von der einflussreichen Marumiya-Familie aus Edo, die nur knapp einer Vergewaltigung entkommen konnte und nun auf dem Weg nach Hause ist. Zatoichi hilft ihr, wird dadurch jedoch sehr angreifbar, was vor allem die Shimozuma-Leute ausnutzen wollen, indem sie das Mädchen als Druckmittel verwenden, um Zatoichi von einem Kampf auf der anderen Seite abzuhalten. Im Hause Doyama ist aber auch nicht alles astrein, denn Boss Hikozo entpuppt sich als durchaus unloyaler Auftraggeber, der Zatoichis Fähigkeiten in vollem Umfang auszunutzen gedenkt und sich dann gerne seiner dauerhaft entledigen möchte. Kurzum: Zatoichi muss am Ende gegen beide Klans kämpfen, was abermals Anlass dazu gibt, hübsche, zackige Sträuße auszufechten. Dazu schmettert Akira Ifukubes Musik so herrlich, dass du denkst, gleich bohrt sich dazu noch U2000 aus der Erde. Neben den Kämpfen, derer es in diesem Abenteuer abermals recht viele gibt, menschelt es auch schön vor sich hin. Zatoichi beweist sich mehr als einmal als wahrer Gutmensch vom Scheitel bis zur Sohle, durchblickt jede noch so geschickt eingefädelte Niedertracht vollends und zeigt in einem wunderbaren Moment, als er eine Kerze inklusive Docht (!) der Länge nach in zwei Hälften hackt, der staunenden und fortan höchst eingeschüchterten Menge, was er so alles auf dem Kasten hat. Das geht in seiner Summe alles mal wieder rein wie nix, zumal mit den gleichwohl zugigen wie staubigen Orten, an denen die Kämpfe stattfinden, viel von der Atmosphäre späterer Italo-Western mitgegeben wird.

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#685 molotto

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Geschrieben 29. März 2007, 13:23


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(Schweiz 1977 – Jess Franco)

In einer Art goldenen Käfig und mit Handschellen gefesselt liegt die junge Milly stets entkleidet auf ihrem Bett und schwitzt sich in Krämpfen windend unfeierlich einen ab, denn ihr „Körper brennt“ vor Verlangen nach jungen Burschen, die es ihr ordentlich und am besten auch gleich mehrfach in allen Öffnungen mal so richtig besorgen. Linderung verschafft ihr ihre Schwester Edna, die das Vermögen der Familie verwaltet und mit einem schmucken Oldtimer irgendwelche Typen an der Bordsteinkante bzw. aus ganz besonders schmierigen Etablissements aufliest. Edna macht die Burschen heiß („Du bist aber groß gebaut!“ – „Wieso? Das ist doch nur der Knüppel vom Wagen.“), lässt sich und ihren Fang von der Dienerin Sarah entkleiden, wobei diese sich – wie es den Anschein hat – auch gleich als tüchtige Pfeiffenreinigerin empfiehlt, dann ist Milly an der Reihe und darf die Burschen in ihre fleischige, vor unbändiger Sehnsucht klappernde Zange nehmen. Dieses schöne Spiel dient natürlich nur einem höheren Zweck: Milly als nymphomanische Irre abzustempeln, damit ihr zu ihrem 21. Geburtstag nicht das Familienerbe in vollem Umfang zufällt, sondern bei Edna verbleibt. Zur glaubwürdigen Unterfütterung ihres Vorhabens hat sich Edna überdies mit einem als Arzt verkleideten Schauspieler eingelassen, der für die nötigen Spritzen sorgt, die aus Milly die böse Betthexe machen, deren Einlieferung in die Geschlossene nur noch eine Frage der Zeit ist. Jack Taylor spielt den Pseudo-Arzt und hat eine ganz besonders schöne Szene, in der er auf Karine Gambiers Drogengesang („Ein Männlein steht im Walde, ganz still und stumm. Es hat ein großes Ding, es ist dick und krumm.“) mit einem Fiebertermometer antwortet, das er ihr kurzerhand in den Po steckt. Lässig! Eric Falk taucht auch noch auf und darf sogar eine lebende Leiche spielen, was natürlich nur den Zweck erfüllt, Milly den psychatrischen Todesstoß zu versetzen. Pamela Stanford indes befriedigt sich einmal mit einer Kerze selbst und macht dabei ein Gesicht, das Darsteller(innen) in anderen Filmen zur Schau stellen, wenn sie ein irrer, aus der Hecke hüfende Killer mit der Wäscheleine stranguliert. Neben diesen durchaus nicht uninteressanten Ansichten gibt es eingerahmt von der üblichen Baumgartner-Musik ohne Unterlass irgendwelche elend langen Rubbel- und Reibeszenen zu sehen, die genug Zeit lassen, den Blick auch einmal auf Unwesentlicheres schweifen zu lassen. Beispielsweise auf die tolle 70er-Blumenvase in Blau mit den bereits ihre Köpfe bedenklich hängen lassenden gelben Blumen – oder die unsauber verarbeitete Fußbodenleiste in Gambiers Zelle. Man kann viel entdecken in DIE TEUFLISCHEN SCHWESTERN und hat dazu einfach alle Zeit der Welt. Das ist fast schon Luxus und spart einem das wiederholte Ansehen des Films innerhalb eines Zeitraumes von mindestens 10 Jahren. Kein Detail bleibt dem wachen Auge verborgen – so es allerdings wach zu bleiben vermag, denn anstrengend ist das alles ja irgendwie schon. Die obligatorischen Muschi-Zooms anderer Werke aus dem Hause Dietrich gibt es hier leider nicht, dafür aber ein paar gut gemeinte Unschärfen, die Franco auch mit diesem Werk gewissenhaft als schlicht den großen Initiator und Meister des Dogma-Kinos ausweisen.

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Geschrieben 30. März 2007, 11:28

DIE RACHE DES PATEN
(Italien 1973 – Andrea Bianchi)

Der neueste Clou der Unterwelt: Drogenschmuggel in ausgeweideten Kinderleichen! Das geht irgendwie gar nicht – findet auch die Mafia. Der Schuldige ist schnell ausgemacht. Don Cantino, genannt „der Amerikaner“, soll hinter der Sache stecken. Und weil der Ruf der Familien in Gefahr ist, bestellt man sich schnell Tony Aniante ein, der in dem Drecksladen Cantinos mal gut aufwischen soll. Tony reist nach Sizilien und zieht bei den benachbarten Banden um Don Scannapieco und eben Don Cantino mal hier am Strippchen und mal da, wechselt die Seiten schneller als sein Hemd. Das bleibt nämlich den ganzen Film über dasselbe. Don Cantino hat sich aus Amerika Barbara Bouchet mitgebracht, die dort anschaffen ging. Wenn die mal abends im Bett nicht so will wie er, dann ermuntert Cantino sie mit ziemlich unkorrekten, schmutzigen Fantasien: „Stell dir vor, ich wär’ ein junger, heißer Neger.“ Danach hält sich der Film noch ein Weilchen damit auf, festzustellen, was junge und heiße Neger im Bett so alles anzustellen wissen. Apropos Fantasie: In einer Absturzkneipe auf dem Lande machen sich Dörfler über Silva lustig, bescheinigen ihm, eine „Krawatte mit Fantasie“ zu tragen „wie Schwule“. Wenn Silva daraufhin Laden und Leute auseinandernimmt wie nichts Gutes, ist das zugleich zarter Auftakt dessen, was noch folgt. In seinem hellblauen Anzug ist Silva am strahlendblauen Himmel Siziliens unsichtbar. Er schwebt über allem und jeden und lässt nur eine Pfeiffmelodie aus dem Nirgendwo erklingen, bevor er zuschlägt und seine noch bass staunenden Gegner mit Blei füllt, den Schädel einschlägt oder sie – wacker-wacker! – mit der Asphaltwalze fachgerecht in den unebenen Belag staubiger italienischer Straßen verdichtet. Die Bouchet isst dann noch 'ne Banane, dass man glaubt, sie kaut bereits auf Silvas Nille herum und wäscht sich mit frischer Milch das Gesäß und die Achselhöhlen. Müffelt zwar irgendwann, gibt aber einen guten Teng. Den ganzen Film über wird fleißig gestorben, die Polizei lässt sich nicht einmal blicken und Silva ist ganz Granit, dem es auch nichts anhaben kann, wenn man ihn mal bös’ zusammengeschlagen einen Abhang runterschmeißt. So und nicht anders will man es schließlich auch sehen in Bianchis besten Film aller Zeiten.

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Geschrieben 30. März 2007, 11:28

ZATOICHI AND THE CHEST OF GOLD
(Japan 1964 – Kazuo Ikehiro)

In Itakura will Zatoichi das Grab eines von ihm niedergestreckten Gegners besuchen und wird prompt in einen Überfall auf einen Geldtransport verwickelt. Die Bauern der Provinz Joshu haben es nach drei Jahren Dürre endlich geschafft, die fälligen Steuern in Höhe von 1000 Ryo zusammenzukratzen und freuen sich nicht schlecht, endlich den ihnen im Nacken sitzenden Eintreiber der Regierung loszuwerden. Zatoichi wird nun verdächtigt, etwas mit dem Überfall zu tun zu haben. Ebenso der in den Bergen hockende, ziemlich abgetakelte Boss Chuji, der den Bauern bislang mit Schwert und Männern beiseite stand. Zatoichi kann herausfinden, wer tatsächlich hinter dem Überfall steckt, legt sich dabei gehörig mit der Provinzverwaltung und dem linientreuen Schwertmeister Jushiro an. Am Ende kann Zatoichi sogar den Bauern die Geldkassette zurückgeben, muss aber mit der Schande eines gebrochenen Versprechens leben. Ziemlich düster ist der sechste Film der Serie ausgefallen, in dem es erstmals auch ein paar Blutspritzereien und ganz schön böse Folterszenen zu sehen gibt. Gelungen ist wie immer die fest zur Serie gehörenden „Test your might“-Szene, in der Zatoichi und sein Kontrahent Jushiro sich im Spalten von durch die Luft geworfenen Münzen gegenseitig ihre Kunst beweisen. Nett überdies der Umstand, dass im Vergleich zu den Vorgängern sehr viel Wert auf Action und Tempo gelegt wurde, obwohl die erste halbe Stunde schon gut damit gefüllt wird, die ganzen spielbestimmenden Charaktere in die Handlung zu packen. Das Duell am Ende steht noch mehr als im vorangegangenen Film in der Tradition späterer Italo-Western und lässt es an Hochspannung nicht eine Sekunde fehlen.

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Geschrieben 02. April 2007, 14:00

FANFAN DER HUSAR
(Frankreich/Italien 1952 – Christian-Jaque)

In für 1952 ungewohnt schnellen 100 Minuten bewahrheitet sich, was Lümmel Fanfan von der vorgeblichen Zigeunerin Adeline prophezeit bekommt. Nämlich das ihm eine glänzende Zukunft ins Haus, gekrönt von der Heirat einer echten Prinzessin. Um einer Zwangsvermählung mit einem Baunernmädchen zunächst aber erst einmal zu entgehen, tritt Fanfan in den Militärdienst ein und kann sich dort binnen kürzester Zeit dank tolldreister Unternehmungen einen guten Namen machen, narrt dabei nicht wenig seine Vorgesetzten und ist selbst bei Fragen auf Ehre, Leben und Tod stets so guter Dinge und dergestalt voll Fröhlichkeit, wie es das ohnehin spaßige Filmchen gerade noch erlaubt, ohne an Glaubwürdigkeit und gesundem Unterhaltungswert Einbusse verzeichnen zu müssen. Am Ende darf Fanfan in der Tat seine Prinzessin heiraten, wenn es auch nicht ganz die ist, der er anfangs im Auge hatte. Wie bereits gesagt: Unerhört schnell ist der Film, was mir – wie ich zu meiner eigenen Schande gestehen muss – erst jetzt bei diesem Wiedersehen so richtig aufgefallen ist und was mich nicht wenig in Erstaunen versetzt hat. Dass FANFAN anno '52 so gut ankam, erklärt sich mir da gleich noch einmal neu, und ganz weggewischt ist der Gedanke, dass der Erfolg zu allergrößten Stücken auf das Konto Gérard Philipes zu verbuchen wäre. Das einzige, was an dem Film etwas betagt wirkt, ist sein Humor, der mir stellenweise doch etwas zu klamaukig war, wenngleich er seinerseits dazu beiträgt, das Tempo des Films so gnadenlos hoch zu halten.

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Geschrieben 02. April 2007, 14:03

KRRISH
(Indien 2006 – Rakesh Roshan)

Wie die Inder es schaffen, aus ihrer Quasi-Fortsetzung zum STERNENKIND (KOI ...MIL GAYA) einen X-Men-Spiderman-Matrix-Tarzan-Superman zu machen, das bleibt wohl neben dem sahnigen Geheimnis von Philadelphia das größte sich mir wohl in diesem Leben nicht mehr offenbarende Mysterium, da mache ich mir keine falschen Hoffnungen. Denn die Wurzeln von Krishnas Superfähigkeiten in diesem Stück sind in der Tat darin zu suchen, dass er der Sohn des seinerzeit vom indischen E.T. mit Saft und Kraft außerirdischer Art gesegneten Dorftrottels ist. Damit ihm nicht das Schicksal seines Vaters ereilt, der spurlos verschwunden ist und also für tot gehalten wird, wird Krishna rechtzeit von der Oma aufs Land gebracht, wo er so lange mit Fuchs und Hase und fernab aller Menschen aufwächst, bis eines Tages die schöne, abenteuerurlaubende Priya an einem Fallschirm hängend in sein Leben kracht. Als Reporterin eines schmierigen TV-Senders in Singapur sieht Priya in Krishna einzig eine durchs Unterholz stobende hohe Einschaltquote. Deshalb nutzt sie seine sofort auf höchster Stufe brodelnde Liebe schamlos aus und lässt Krishna zu sich in die große Stadt kommen. Nun will es der Zufall aber, dass Krishna in Singapur recht schnell in allerlei abenteuerliche Situationen gerät, wobei er seine Superkräfte zum Einsatz bringen muss, obwohl er doch der Oma geschworen hat, dies mal besser sein zu lassen. Als er endlich das schamlose Spiel Priyas durchschaut, ist er aber als maskierter Supermann mit Namen Krrish landauf, landab unlängst bekannt, denn kleine Kinder lässt man nicht im Feuer schmoren, wenn es denn nicht wirklich und unbedingt sein muss. Außerdem ist da noch die Sache mit seinem Vater, dessen Spur sich ebenfalls in Singapur verloren hat, und zwar bei dem wahnsinnigen Wissenschaftler Dr. Arya, dem er einen Computer bauen sollte, mit dem sich nicht weniger als in die Zukunft sehen ließe.
In der ersten Stunde holpert der Film kaum anders durch die Lande wie ein typisches Filmwerk aus Indien: Liebe überall, Wiesen in solchem grün, das man sich auf einem LSD-Trip wähnt, und mit einem dauergrinsende Typ besetzt, bei dem nicht so richtig rauszukriegen ist, ob er im besonderen Maße infantil oder doch schon ein ausgewachsener Fall für die Klapse ist. Dazu wird kräftig gesungen und im Hopsa-Schritt über die LSD-Wiesen gesprungen. Kann man also herrlichst bei verblöden und muss sich dabei nicht mal sonderlich anstrengen. Dann macht der Film endlich seinen entscheidenden Sprung in Richtung Superhelden-Abenteuer, verlässt dabei aber erst gegen Ende die eingeschlagene Route aus Singsang und sich unnötig verkomplizierenden Liebesdingen merklich. Kurzum: Es dauert so seine Zeit, bis der Film zu Potte kommt und hält, was er verspricht. So richtig Action und Super-Kraftgemeier klassischen Zuschnitts mitsamt eines sich als Mad Scientist entlarvenden Ekelpakets dringt erst in der allerletzten Stunde wirklich durch. Wenn es soweit ist, haben sich auch die Sing- und Tanzeinlagen sowie der zuweilen brachiale und schwer an die Substanz gehende Humor erledigt und stattdessen dominieren Computereffekte und Riesensprünge an Drähten Made in China. Könnte nicht sagen, dass mir dieses höchst eigentümliche Gebräu aus vor Schmalz triefender Liebesposse und Matrix-Mackereien nicht gefallen hätte, wobei der größte Trumpf des Films vielleicht der ist, dass er seinen Heldenquatsch nicht ohne Wenn und Aber in den Vordergrund kehrt, sich also nicht sonderlich ernst und wichtig nimmt und auch noch Platz für ein paar ironische Spitzen lässt.

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#690 molotto

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Geschrieben 02. April 2007, 14:04

TROJA
(USA 2004 – Wolfgang Petersen)

Ganz schön schnell sind die Griechen mit ihren Schiffen in Troja, der schönen Helena wegen, die in Petersens Film aber irgendwie Ähnlichkeit mit Popsternchen Sarah Connor hat und deshalb also auch gar nicht als die schönste Frau der Welt durchgehen kann, wie es die Vorlage aber ausdrücklich verlangt. Dann bietet der Film eigentlich nur noch Stückwerk aus dem letzten der angeblich zehn Kriegsjahre, womit man ebenso hastig bei der Frage angegekommen wäre, was die Griechen im Film eigentlich neun Jahre lang an der Küste gemacht haben. Gealtert sind sie jedenfalls nicht. Aber Zeit zu vertun, das ist eh nicht Sache des Streifens. Brad Pitt hat es so eilig, dass er nicht einmal die Leiche von Hector mehrfach um die Mauern der Stadt zieht, sondern sie lieber gleich (und damit recht unversehrt) ins Lager zu seinen Leuten schleift. Hin und wieder war der Film auch ein wenig langweilig, was sich fürchterlich mit der wichtigtuerischen Art der Inszenierung biss, auf alle Fäller aber durchgehend von einer solchen, sich lediglich auf blanken Schauwert konzentrierenden Belanglosigkeit, die man selbst von den schlechtesten URSUS-Filmen nicht kennt. Einen solchen hätte ich deshalb auch eigentlich viel lieber mal um 20fuffzehn im ZDF gesehen. Aber da ist wohl nichts zu wollen. TV mache ich deshalb eigentlich auch nur noch an, wenn es den Silbereisen gibt, der aber viel zu selten kommt. Seine Gebühren kriegt man damit allein nicht abgeguckt. Mit TROJA aber irgendwie auch nicht.

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