Beutelschneider, Zeitschinder, Nervenzerrer
#691
Geschrieben 03. April 2007, 16:12
Zu Beginn werden den Mordopfern in spe aus aller Herren Länder ihre gepackten Koffer vor die Nase gestellt, womit der Film ein wenig in Brauners hauseigenen Bryan-Edgar-Erstling DAS GEHEIMNIS DER SCHWARZEN KOFFER wildert. Macht ja nüscht, zumal dieser Faden während des Films eh völlig fallengelassen wird und sich die Geschichte voll und ganz auf Siegfried Schürenberg und Horst Tappert konzentriert, die alle beide in höchst nebulösen Rollen zu sehen sind. Fred Williams ist Inspektor Rupert Redford (wieso eigentlich nicht gleich Robert?) und Barbara Rüting hässlich wie die Nacht. Nächtens spielen übrigens auch viele Szenen des Films, welche bei Franco aber nicht hier Herkunft aus der prallen Mittagssonne Andalusiens leugnen können. Auf Londoner Nebel-Ambiente muss man auch nicht verzichten. Da hat der Manuel Merino vorne einfach eine dünne Schicht Margarine auf die Linse seiner Kamera geschmiert, fertig, schon siehste nix mehr. Der Schürenberg, und das darf man ruhig verraten, weil es eh nicht sonderlich spannend ist und man es zudem nach einer guten Viertelstunde ohnehin erraten hat, hat im Keller seines Landsitzes ein Drogenlabor eingerichtet, woraus er die Briten und wohl auch den Rest der Welt mit Meskadrin versorgt, welches bei ihm aus einer abenteuerlichen Apparatur, bestehend aus einem Holzbottich mit Wunderkerzenbesatz und zwei daran mit Kabeln befestigten Salzstreuern, in Form roter Pillen kullert. Ein paar kleine Schnodderigkeiten auf der Tonspur sorgen für Pep, außerdem hat der Tappert eine tolle Sterbeszene in einem alten Kanalschacht. Der formvollendete Rückfall ins Neandertal der Wallazen wird von Luis Morris beschickt, der den geschwollen witzelnden und sich für keinen noch so schwindeligen Reim zu blöden Fotoreporter Pickwick spielt, der von seinen Polizistenkumpels auch sehr gerne „Picknick“ gerufen wird. Wat habbich lacht! Gegen diesen Affen ist der Arent echt die Spaßkanone vor dem Herrn. Franco selbst ist kurz in der Rolle eines Messerwerfer-Sachverständigen zu sehen. Was braucht der Messer, wenn er schon Filme macht, die wie sonst kaum welche pieken? Ich schäme mich irgendwie, dass ich den Film trotzdem noch immer sehr mag.
#692
Geschrieben 03. April 2007, 16:13
(Indien 1998 – Karan Johar)
Die Tochter von Shah Rukh Khan, der, wie ich finde, ganz schön scheiße aussieht, soll an ihrem achten Geburtstag Papas große Liebe Anjali aus ihrer lustigen Zeit am College wiederfinden und dafür Sorge tragen, dass sich die beiden vor den Altar stellen. Das hat das Töchterlein in einem Schrieb von der toten Mutter aufgetragen bekommen, die auf dem Kindbett starb, jedoch in ihren letzten Zuckungen selbstreflektiv das große Bedauern kriegte, dass sie der Anajali den Shah Rukh ausgespannt hat, irgendwie. Bis zur Intermission nach etwas über 86 Minuten ist der Film ein ganz schön dicker Eimer Kacke mit allerlei College-Witzeleien, peinlich dummen Zeugs, Kitschigkeiten aller Art und langweiligen Liedern. Eine Pause hat man dann ganz schön dringend nötig und freut sich über die Einblendung der erlösenden Schrifttafel auch nicht gerade wenig. Der Inder holt dann wohl erstmal seine Stulle mit 'ner Scheibe kalter Katze raus und während diese im Bauch vor sich hinrumort und verdaut, ist auch wieder genug Kraft für die zweite Hälfte des Films vorhanden, die noch einmal ebenso lange dauert wie die erste und leider, leider auch nicht viel besser wird. Wenn der Rukh am Ende nur noch rotzt und heult, möchte man ihm nicht wenig den Buckel bleuen, so verlogen wirkt doch der punktgenaue Einsatz seiner Tränendrüse. Mitten im letzten Stück gibt es noch lustige Kinder mit bunten Hüten, die Filme raten, deren Titel pantomimisch dargebracht werden. Da springen dann so sagenhafte Streifen heraus wie „Großmutter“ und „Freundschaft“ oder so’n Quark. Nie gehört. Außerdem ist mir auch schleierhaft, wie man aus einer Bewegung, die wie ein Arschtritt aussieht, das Wort für Oma ableiten kann. Der Originaltitel heißt übersetzt auch nicht UND IRGENDWANN IST ES LIEBE sondern was anderes, was ich allerdings schon wieder vergessen habe. Wenn die Inder KUCH KUCH HOTA HAI singen, hört sich das an wie Kotz Kotz Hotta Hüh. Kann man so aufs Cover drucken und kommt der Qualität des Inhalts gefährlich nahe.
#693
Geschrieben 04. April 2007, 17:47
(Japan 1964 – Kazuo Ikehiro)
Nach wie vor sind Kopfgeldjäger hinter Zatoichi her, die ihn mit immer dreisteren Mitteln einen Kopf kürzen wollen, um sich die ausgesetzte Belohnung von ein paar Ryo zu verdienen. Nach einem feigen Anschlag hilft ihm eine Unbekannte, ohne dass Zatoichi sich dafür bedanken kann. Deshalb reist Zatoichi ihr hinterher und trifft im Hause Bunkichis schließlich mit dessen Tochter Kuni seine Samariterin, ein junges Ding zudem mit dem Herzen am rechten Fleck. Bunkichi hat schwer mit Boss Yasugoro zu tun, der ihm die Herrschaft über die Furt über den nahegelegenen Fluss streitig machen möchte, denn mit dem Übergang lässt sich der Zugang zur Stadt bestens kontrollieren. Yasegoro bricht für dieses Ansinnen sogar mit der Tradition der Yakuza und holt sich für sein Begehr gar Rückendeckung vom Provinzverwalter, heuert zudem einen Trupp Schwertschwinger der zweiten Garde an und schreckt auch vor einer Intrige gegen Bunkichis ziemlich desorientierten Sohn nicht zurück. Gibt also wieder alle Hände voll zu tun, wobei die Formel in groben Zügen der der vorangegangenen Filme gleicht. Langweilig ist der Film dadurch dennoch nicht geworden, weil im Gegensatz zu den zuweilen gar etwas bedrückenden Serieneinträgen zuvor wieder mehr Humor mitgereicht wird. Als besonderes Bonbon und gleichzeitig verheißungsvoller Auftakt des Spektakels säbelt Zatoichi in einer Spelunke drei ihn umschwirrende Stubenfliegen auseinander. Etwas mehr von solchen Extravaganzen hätten dem Film zusätzlichen Pfeffer gegeben, aber beschweren kann man sich auch so nicht. Einzig die von Sei Ikeno beigetragene Musik ist nicht so schön wie die rumsenden und bumsenden Stücke aus den Federn von Akira Ifukube und Ichiro Saito.
#694
Geschrieben 04. April 2007, 17:48
(Kanada/USA 2006 – James Gunn)
Im Meteor, der in der Nähe eines Kleinstadtkaffs einschlägt, lauern Würmer aus dem All, die darauf erpicht sind, die Weltherrschaft zu übernehmen. Passend dazu wird just an dem Tage, als die Katastrophe losbricht, in der Schule von der hübschen Bio-Lehrerin Starla das Darwinsche Survival of the Fittest durchgepaukt. In Starlas Mann Grant (wusste gar nicht, dass Michael Rooker noch lebt und zudem noch so dermaßen scheiße aussehen kann) kommt das Übel ins Kaff, denn der geht fremd – zunächst mit einer Dorfschnalle, dann mit Würmern, die ihn zu einem Weltraum-Oktopus mutieren lassen. Dauert gar nicht lange, dann ist das ganze Städtchen von ferngesteuerten Zombies aus dem All bevölkert, die einen unglaublichen Appetit auf Fleisch haben. Anlass genug also für reichlich Geschmacklosigkeiten aus dem Splatterkino der 80er Jahre, und überhaupt zeigt sich SLITHER ganz wohltuend allen erdenklichen klassischen Einflüssen verhaftet und manscht vom BLOB über SQUIRM bis ZOMBIE mit so allerlei einmal herum. Auch eine musikalische Fußnote aus PREDATOR fehlt nicht. Wo andere Filme mit solch einem Zusammenhau vor allem Mangel an Ideen beweisen und deshalb eher peinlich berühren, weiß Gunn mit seinen Zutaten verteufelt gut umzugehen und zwischen Groteske und Gruselkabinett so schnell herumzuwirbeln, dass am Ende ein höchst ansehnlicher Film dabei herumkommt. Sogar der Humor (OF only) weiß zu zünden. Hätte ich so nicht ernsthaft erwartet. Lebt also noch, das Invasions- und gutlaunige Splatterkino. Schön!
#695
Geschrieben 06. April 2007, 12:36
König Akrisios macht kurzen Prozess und setzt seinen Enkel Perseus und dessen Mutter Danae wütend vor Eifersucht nach einem Techtelmechtel mit Zeus auf dem offenen Meer aus. Das hätte er besser mal nicht gemacht, denn das bringt ihm die Rache der Götter auf dem Olymp ein, während Perseus und seine Mutter sicher an eine verlassene Küste gebracht werden, wo aus dem kleinen Knaben ein stattlicher junger Mann wird. Wiederum die Götterlaune stattet Perseus mit drei Wunderdingen aus und führt ihn zur wunderschönen Andromeda – eine Königstocher, auf der ein Fluch liegt, nachdem sie sich dereinst mit dem liederlichen Sohn einer Göttin eingelassen hat und ihm auch versprochen war. Ein schwieriges Rätsel ist zu lösen, um Andromeda aus diesem Bann zu befreien und sie außerdem zur Frau zu kriegen. Die ihm gestellte Aufgabe kann Perseus dank seiner Tarnkappe gut lösen, doch gelitten ist damit noch nicht, denn Andromeda ist auch als Opfer für das zürnende Meeresungeheuer auserkoren, das die Stadt binnen einer Frist von 30 Tagen nach einer Gotteslästerung zu überschwemmen droht. Kein Mensch ist in der Lage, dem Ungeheuer Einhalt zu gebieten. Das schafft einzig das abgeschlagene Haupt der Medusa, welches das Monster versteinern könnte und das sich Perseus also zu holen anschickt.
Das Spätwerk aus dem Hause Schneer/Harryhausen fährt mit der griechischen Mythologie ziemlich gehörig Schlitten, verdreht die ganze Sage nach Belieben und fügt allerlei vor allem frei erfundenes und in seiner Beschaffenheit eher kindgerechtes Wunderwerk hinzu, wobei vor allem die von Hepahaistos im Auftrag der Athena zusammen geklöppelte Blecheule, die nur gar zu lustig zwitschert und durch scherzige Kapriolen mehr als einmal unangenehm auffällt, einen nicht zu unterschätzenden Nervfaktor hat. Als Fantasy-R2D2-Ersatz will sie jedenfalls irgendwie so gar nicht taugen. Dafür wird man um einen guten Teil der eigentlichen Perseus-Saga schlichtweg betrogen, vor allen Dingen um die Elemente, die Perseus nicht nur als Strahlemann ausweisen. Weitaus lieber als den fliegenden Gaul (in der Sage erhält er von den Nymphen einfach Flügelschuhe) hätte ich gesehen, wie Perseus noch seinen Abstecher zu König Atlas macht und ihn mittels des Medusenhauptes kurzerhand in ein Gebirge verwandelt und statt der Posse mit dem zum Untier verwandelten, der Andromeda nachstellenden Sohn Göttinensohn, auch lieber den Kampf gegen die Armeen von Kepheus Bruder Phineus, dem Oheim der Andromeda. Dass sich KAMPF DER TITANEN vor allem in der Geschichte rund um König Akrisios und die Erfüllung des Orakelspruchs, welche einer weitaus simpleren Eifersuchtsgeschichte gewichen ist, überaus straff organisiert zeigt, ist natürlich auch nicht so schön. Aber in zwei Stunden bekommt man das alles wohl auch nicht unter einen Hut, weshalb sich Akrisios Fall auch einfach in der effektreichen Zerstörung seiner Stadt mittels Tsunami und totaler Erdbebenzerbröselung erledigt.
Platz für ziemlich durchgehenden Effektbombast muss schließlich sein in so einem Film, das leuchtet ein. Erstaunlich dabei ist allerdings, dass sich die Viecher von Harryhausen nach wie vor auf überaus hohem Niveau über die Leinwand bewegen und sich dabei deutlich von den eher mauen optischen Spielereien abheben, mit denen der Streifen sonst noch so gesegnet ist. Vor allem mit der Figur der Medusa holt KAMPF DER TITANEN so manche Kartoffel aus dem Feuer, wenngleich auch diese in Erscheinung und Gestalt wenig der Vorlage entspricht. Im Vergleich mit den Schneer/Harryhausen-Filmen aus den 60ern und am deutlichsten mit dem über alle Zweifel erhabenen JASON UND DIE ARGONAUTEN, der sich ja ebenfalls mit der griechischen Mythologie überaus erfolgreich abmüht, fallen die TITANEN schon etwas ab. Das hat ganz sicher damit zu tun, dass man dem Film trotz des guten Willens den technischen und vor allem inhaltlichen Stillstand ansieht, zum anderen vielleicht auch damit, dass mit Harry Hamlin ein Strahleboy ins Feld geführt wird, dem es als Luke Skywalker der Antike ganz einfach über Gebühr an Farbe fehlt.
#696
Geschrieben 10. April 2007, 15:57
(USA/Deutschland 2006 – Wayne Kramer)
Bei einer vermeindlichen Drogenübergabe gibt es erst starke Worte, dann einen Kugelhagel, wobei sich die darin zu Fall kommenden krummen Typen unter anderem auch als Bullen herausstellen. Joey fällt es nun zu, den 38er Colt zu verstecken, mit dem die Bullen ihren Marschbefehl ins Nirvana erhalten haben. Also versteckt er das Ding im Keller, wo ihn der russischstämmige Freund seines Sohnes findet und damit kurz und knapp seinem liederlichen Alten was vor den Latz knallt. Nun ist alle Welt hinter der Waffe her, jeder irgendwie auf der Flucht, alles ständig in Bewegung. Das Schießeisen wechselt genauso häufig den Besitzer wie es in RUNNING SCARED Spannungslöcher zu stopfen gibt. Denn ganz sicher ist der Film ganz schön auf Zack, aber eben nicht wirklich durchgehend interessant. Daran kann auch ein (deutschstämmiges?) kinderschändendes Massenmörderpärchen nichts ändern oder die gleich mehrfach unter noch so fadenscheinigem Grund herbeigeführten Gangstermeetings, die sich in ebenso hübscher Regelmäßigkeit in Bleigewitter auflösen. RUNNING SCARED ist ganz schwer Tarantino-Fan-Kino dessen größtes Manko es vielleicht ist, dass außer dem gewalttätigen Wummengefuchtel irgendwelcher coolen Typen nichts davon zu sehen ist, was die besseren Filme des hier zur Ausschlachtung freigegebenen Filmemachers wirklich ticken lässt. Oder, wenn man es in eine knappere Formel bringen soll: die Seele fehlt. Als Lückenfüller passt der Film dennoch durchaus, ist aber in seiner unglaublich bemühten Brechstangenart nicht halbwegs so amüsant anzusehen wie andere Aktionsfilme, die sich in der Tat nur auf die Verabreichung von Baller- und Pillermannkino in grundehrlichster Art und Weise konzentrieren. In seinen Ach-und-Krach-Verrenkungen, im Schnittgekünstel, den optischen Explosionen, die Schnelligkeit nur vorgaukeln und mehr als einmal als leeres Versprechen im Raum stehen lassen, sowie all seinen filmrissigen Ruppig-Rückblenden bleiben in RUNNING SCARED unterwegs nicht nur übel zugerichtete Leichen zurück, sondern auch jede Menge überflüssiger Bildermüll. Aber das bleibt wohl nicht aus, wenn man alles ganz besonders richtig und mit tüchtig Wumm machen möchte.
#697
Geschrieben 10. April 2007, 15:58
(USA 1965 – Herschell Gordon Lewis)
Eine Baskenmütze und eine Zigarettenspitze langen in einem Lewis, um aus einem unerhört schlecht (und damit ja auch schon wieder gut) chargierenden Männlein einen Kunstkritiker zu machen, dem der Furz der Kompetenz meilenweit vorauseilt. Als solcher lässt Bill Harris jedenfalls kein gutes Blatt an Adam Sorgs auf Leinwand gequastete Ideenwelten, die auch für das ungeübte Auge leicht als schierer Farbenmüll zu entlarven sind. Die Trendwende stellt sich ein, als Sorg menschliches Blut als Farbersatz entdeckt, was seinem Geschmiere in der Tat eine gewisse Note verleiht. Nachdem er alle seine Finger für ein großes Gemälde derart zerschnibbelt und leergedrückt hat, dass man sich nur noch darüber wundern kann, dass diese Szene noch nicht von der Werbeindustrie für Produkte wie Bepanthen oder Hansaplast entdeckt und ausgebeutet wurde, haut er seiner Verlobten eins über den Dötz, um sein Werk zu vollenden. Sodann folgen ein paar Teenager, die sich an seinem einsamen Strand herumtummeln und sich in Tretbootfahren und unerklärlich keimfreier Lagerfeuerromantik verlieren. Lang geht das Gemetzel in Sorgs Strandhaus jedenfalls nicht gut, und als er die Tochter seines einzigen Fans, einer selten gelangweilten Hausfrau, deren größtes Vergnügen es ist, ihre stets dicke Marie für Sorgs Tineff auszugeben, am Schlawittchen hat, formiert sich die Teenage Rebellion. Das Thema des Films ist ungeheuer gut, wenn auch beileibe nicht so blutig dargeboten wie die beiden anderen noch zu Lewis sagenhafter Blood-Trilogie zählenden Werke – vom Spätwerk eh ganz zu schweigen. Seinen größten Reiz zieht der Film aber ohnehin nicht aus dem Gekröse (obwohl das natürlich auch ganz hübsch ist), sondern aus seinen aberwitzigen Dialogen, der zu gleichen Teilen enorm hysterischen wie beachtenswerten Musikuntermalung, die höchstens ein paar Pfennig gekostet haben kann, einem Gordon Oas-Heim, der ein bisschen aussieht wie ein auf der Brennsuppe dahergeschwommener David Hemmings und natürlich den gleich mehrfach zum Einsatz kommenden, ungemein Zeit schindenden Ausflügen mit Sorgs Tretbooten, die neben dem unglaublichen Delfinkonstrukt aus FRANKENSTEINS HÖLLENBRUT die wohl beknacktesten Wasserfahrgeschäfte sind, die je auf Film gebannt wurden. Ist ein Klassiker, mag ich gerne gucken, wird nie langweilig.
#698
Geschrieben 11. April 2007, 18:55
BLIND SWORDSMAN: FIGHT, ZATOICHI, FIGHT
Dass Zatoichi ein billig ergattertes Transportmittel besteigt, bekommen Waheiji und seine Bande rücksichtsloser Kopfgeldjäger mit und überfallen das Gefährt. Darin befindet sich aber mittlerweile eine junge Frau und ihr Baby, denen Zatoichi seinen Platz überlassen hat. Zu spät merkt Waheiji, dass er nicht Zatoichi, sondern lediglich ein Weibsbild aus den Weg geräumt hat und macht sich vom Acker. Zatoichi indes sammelt den Jungen auf und will ihn, wie sich aus den Reisepapieren entnehmen lässt, zu seinem Vater Unosuke nach Miyagi bringen. Eine gefahrenvolle Reise, denn nicht nur ist Miyagi ziemlich weit weg, sondern Waheiji und seine Spießgesellen weiter hinter dem blinden Masseur her. Der lacht sich unterdessen eine Taschendiebin an, die er als Reisebegleitung mit der Betreuung des Babys beauftragt. In Miyagi schließlich wartet dann nicht nur eine gehörige Überraschung auf die beiden, sondern auch eine aberwitzige Anzahl blutgieriger Mordbuben, die nur darauf lauern, dass Zatoichi das Balg endlich los ist. Seinem Titel macht der Film alle Ehre, denn gekämpft wird hier ebenso reichlich, wie es herzerweichende Szenen gibt, in denen der blinde Schwertkämpfer dem Kind alle erdenkliche Pflege angedeihen lässt. Das wiederum gibt Gelegenheit für allerlei ungeheuer humorvolle Szenen. Um Windeln zu haben, plündert Zatoichi unterwegs eine Vogelscheuche und wechselt vollgeschissene Hosen, während er nebenbei eine Spielhölle nach Strich und Faden ausnimmt. Zwischendrin menschelt es immer wieder ordentlich und jenseits aller Peinlichkeiten, obwohl die Anwesenheit eines Wonneproppens ja Gelegenheit für Albernheiten aller Art gibt. In diesem Film bleiben sie gnädigerweise allesamt ungenutzt. Das achte Abenteuer ist bislang der mit weitem Abstand interessanteste, rasanteste und abwechslungsreichste Teil der Serie und hat mir außerordentlich gut gefallen.
#699
Geschrieben 11. April 2007, 18:56
(USA 1983 – Ulli Lommel)
Vor 300 Jahren haben die Leute aus Devonsville sich ihrer angeblichen Hexenweiber entledigt. Die erste wird von Schweinen gefressen (!), die zweite auf ein Rad gespannt und den nächstbesten Abhang runtergerollt, die dritte verbrannt. Nach 300 Jahren ist die Inquisition immer noch das Thema Nr. 1 in Devonsville, zumal mit der schmucken Lehrerin Jenny und zwei weiteren zugereisten Weibern eine ganz ähnliche Ausgangssituation geschaffen wird wie einst. Nachdem außerdem der Gemischtwarenhändler seine kränkelnde Alte aus dem Weg geräumt hat, stehen Tür und Tor für Dämonenspuk aus dem Kellerloch der Hölle ohnehin offen. Donald Pleasence ist nicht nur der Doktor des Ortes, sondern auch der direkte Nachfahre des Großinquisitors und im Hervorkramen von vergangenen Leben unter Hypnose überdies sehr bewandert. Außerdem krabbeln bei ihm ständig Maden und irgendwelches Gewürm aus einem Loch im Arm – warum auch immer. Am Ende entpuppt sich die Lehrerin Jenny jedenfalls als Reinkarnation der einstigen Oberhexe und verschießt aus ihren weit aufgerissenen Augen Laserstrahlen, womit sich der einstige Fluch der Hexe erfüllt. Ein Kopf wird gespalten, einer explodiert in einem Haufen Gekröse und der Krämer, der seine Alte auf dem Gewissen hat, schmilzt fast so schön wie die Sektierer in dem ungleich besseren NACHTS, WENN DIE ZOMBIES SCHREIEN. Mit Horror hat das natürlich alles wenig zu tun. Gruselstimmung ist dem Film ebenso abhold wie Spannung. Wie hingewichst sieht der Film aus, wobei mir einfällt, dass ich Suzanna Love seinerzeit gerne mal mit Linda Lovelace verwechselt habe. Etwas mehr vom Talent der letztgenannten hätte aus THE DEVONSVILLE TERROR ganz sicher einen interessanteren Film gemacht. Aber mit dem Tabubruch hat es der Lommel ja ohnehin nicht so sonderlich. Wie auch schon bei THE BOGEY MAN hält er sich lieber mit Tischgebet und der leider auch in diesem Streifen unbeantwortet bleibenden Frage auf, ob Gott nun ein Mann oder eine Frau sei. Außerdem weiß ich nicht, was der Lommel immer mit Familienabendessen hat, bei denen sich der örtliche Pfaffe durchschmarotzen und einen auf bibelfest machen darf. In THE BOGEY MAN waren da schon zwei solcher Zusammenkünfte zu ertragen, in THE DEVONSVILLE TERROR auch. Ist penetrant und geht mir nicht wenig auf den Keks, weshalb auch der zweite Versuch mit diesem Film nicht so recht was werden wollte. Und während in THE BOGEY MAN sich wenigstens noch ein paar Schockszenen über die gesamte Länge verteilten, lässt einen Lommel bei THE DEVONSVILLE TERROR nach einem verheißungsvollen Start mit ein wenig schlecht getricksten Hexengequäle sage und schreibe über eine Stunde unruhig auf dem Arsch herumrutschen, bevor mal wieder was passiert und nicht nur Paul Wilson irgendwo in der Ecke steht und sich als unglaublich mieser Stehgeiger ausweist, während Suzanna Love betreten Kaffee trinkt. Wahnsinnig kannste da werden, schier wahnsinnig...
#700
Geschrieben 12. April 2007, 11:12
(Japan 1964 – Kenji Misumi)
Als Nemuri dem Sohn seines ermordeten Meisters hilft, das Dojo des Vaters zurückzubekommen, macht er die Bekanntschaft mit Asahina, dem alten und schwer angegrauten Finanzinspektors des Shoguns. Der ist gerade auf dem Weg, der verschwenderischen Prinzessin Takahime den Geldhahn gehörig zuzudrehen, denn Bares ist knapp im Shogunate. Obwohl Nemuri politisch nicht dieselben Ideen vertritt, hilft er dem grundehrlichen Asahina, denn dunkle Wolken ziehen sich über dessen Kopf zusammen. Die Prinzessin setzt alles daran, Asahina und seinen Leibwächter wider Willen aus dem Weg zu räumen, wozu sie sich einer verschlagenen Horde Kämpfer und einer jungen Frau bedient, die sie in die Rolle einer Spionin und Giftmischerin zwingt und die Nemuri am Ende aus ihrer misslichen Lage zu befreien hat. Vorher stehen natürlich jede Menge schöner Schwertkämpfe und gar eine Art Tunier, das die sich um Takahime scharenden Widerlinge gar für einen Anschlag auf das Leben des Shogun zu nutzen gedenken. Im Gegensatz zu dem von Misumi im selben Jahr gedrehten FIGHT, ZATOICHI, FIGHT fehlt es SLEEPY EYES OF DEATH grundsätzlich an augenzwinkerndem Humor, nicht aber an mindestens ebenso starken Szenen und mit Raizo Ichikawa an einen ungeheuer beeindruckenden Darsteller, dessen wirbelndes Schwert im Full Moon Cut und Genshi Style Gegner im Sekundentakt häckselt. Was dem Film besonders viel Schliff gibt, ist der spürbare Wille, durch politische und religiös-kulturelle Beigaben auch die Basis für einen Blick auf die Geschichte zu bereiten. Das gelang bereits beim ersten SLEEPY EYES OF DEATH ganz ordentlich, noch besser aber in diesem Film, der ohnehin noch einmal deutliche eine Steigerung zum Vorgänger erkennen lässt.
#701
Geschrieben 13. April 2007, 14:32
(Italien 1969 – Sergio Garrone)
Oberschurke Murdoch engagiert nicht weniger als 40 Revolverhelden, darunter auch die titelgebende Bande der Bluthunde, um einen Fremden zur Strecke zu bringen, der dadurch unangenehm auffällt, dass er sämtlichen Schurken fertig beschriftete 1-Dollar-Kreuze vor die Nase pflanzt und sie dann umnietet. Der Mann in der dreckig-dunklen Kleidung ist – ischjaklar – Django, der sich nach nicht weniger als 16 Jahren Suche bei den ehemaligen Offizieren des Kommandos dafür bedanken möchte, dass sie die Truppe im Stich gelassen haben, als ein Überfall der Yankees drohte. Außer im Titel und einer kurzen Erwähnung im Film treten die Bluthund-Revolvertypen nicht weiter auffallend in Erscheinung. Ehe man sich an ihre Hackfressen gewöhnt hat, liegen sie auch schon im Staub und bluten still vor sich hin. Überhaupt ist das Sterben in diesem Film ein vor allen Dingen namen- und gesichtsloses Geschäft, was aber ja nichts Schlechtes heißen muss, so lange davon nur ordentlich geboten wird. Und das ist hier schließlich der Fall. De Teffes Django hat was von einem Magersüchtling, was aber ganz gut dazu passt, dass sich Garrone ordentlich anstrengt, seinen Django über die weiteste Strecke des Films wie einen Rachegeist erscheinen zu lassen. Einer, der halt schon gezogen und geballert hat, wenn die anderen noch nach dem Colt in der Tasche kramen und auch einer, der plötzlich irgendwo im Raum steht und aus diesem ebenso fix wieder verschwinden kann. In der deutschen Synchronfassung gibt es passend dazu auch nur harte Worte und glücklicherweise wenig Humor. Sieht man jedenfalls mal von einem „Bluthund“ ab, der hierzulande auf den Namen Fuzzy hört und auch so lustig spricht wie eben jener. Dabei weiß doch jedes Kind, dass Fuzzy immer auf der Seite der Guten steht und sich nie und nimmer mit Bösewichtern einlassen würde. Sauerei! Musikalisch gibt es dann noch ein hervorragendes Titelstück mit säuselnden Weiberstimmen, die immer wieder mal „Djangooooo“ hauchen. Wenn der Film vorbei ist, startet man den ohnehin gelungenen Vorspann allein deswegen gerne noch einmal.
#702
Geschrieben 14. April 2007, 19:04
(Großbritannien 1960 - Edmund T.Greville)
Von seiner dreimonatigen Geschäftsreise hat sich Jennifers Vater eine neue Frau mitgebracht, die junge Französin Nicole. Da bockt die Tochter gehörig und äußert sich über die Neue vor allem abfällig und ziemlich böse. Trotzdem will Nicole für ein gutes Verhältnis zwischen ihr und der Stieftochter sorgen. Nachts haut Jennifer immer ab und trifft sich mit ihren Freunden in einem ziemlich heruntergekommenen Beatschuppen, wo sie wilden Rhythmen lauschen und heimlich Brandwein trinken. Gleich gegenüber auf der anderen Straßenseite betreibt Christopher Lee den Go-Go-Tanzladen „Les Girls“, wo Jennifer durch Zufall etwas über Nicoles nicht so ganz astreiner Vergangenheit als Schlüpferlüpferin in Paris erfährt. Mit den neuen Erkenntnissen glänzt sie vor ihrem Vater, der natürlich aus allen Wolken fällt. Die Lage erfährt ihre dramatische Zuspitzung dadurch, dass Jennifer selbst auf die ganz schiefe Bahn abzurutschen droht. Jeden Abend Beatclub, das geht ja auch nicht. Außerdem hat der Lee natürlich ein Auge auf sie geworfen, da er sowieso ständig Nachschub für seinen Amüsierbetrieb benötigt. Eigentlich geht der Film ganz schlimm aus. Und oberflächlich wird auch ordentlich mit dem erhobenen Zeigefinger gedroht – aber halt in der Tat nur oberflächlich, denn auf’m Kiez gibt es einen ganz eigenen Zusammenhalt und nicht gerade wenig Opferbereitschaft, wenn es hart auf hart kommt. Hart für damalige Zeiten ist auch die Musik von John Barry in diesem Stück, wenn sie sich auch vor allen Dingen auf ein ziemlich schmissiges und daher gern wiederholtes Titelthema beschränkt. Eine entzückende Gesangseinlage und allerlei Gitarrengeklimper gibt es ebenso, ohne dass der Streifen deshalb gleich als Musikfilm durchgeht. Als klassisches Juvenile-Delinquent-Reißer trotz Autoraserei und verbotenem Party-Gelage allerdings auch nicht so richtig, denn dazu erscheint das interfamiliäre Dilemma viel zu ausgebaut. Jennifers Totalabsturz in die Dämmerwelt des Jugendknasts, wie man ihn aus anderen Verfehlungsfilmen kennt, bleibt dank eines geschickten Kniffs auch aus, aber immerhin sind die Segel dafür über die Dauer des ganzen Werks immer schön gesetzt. Und das macht viel von dem Vergnügen aus, das HEISS AUF NACKTEN STEINEN bereitet. Plus natürlich der Tatsache, dass Christopher Lee einen Schmierbatzen von großartiger Halbseidenheit spielt, der auch nicht davor zurückschreckt, kleine Mädchen verführen zu wollen.
#703
Geschrieben 16. April 2007, 19:19
George Peppard und Jan-Michael Vincent haben gerade noch genug Zeit sich ein wenig anzugiften, dann schmeißt der Russe schon ordentlich A-Bomben auf die USA. Zeit zum Überlegen ist keine mehr, denn der Gegenschlag muss auf den Weg gebracht werden. Nach zwei Jahren im Bunker, der dann auch noch versehentlich in die Luft gejagt wird, krauchen die letzten vier Überlebenden aus ihrem Loch und setzen sich in die beiden von Peppard mit der Laubsäge kunstvoll gefertigten Super-Trucks, gegen die DER KAMPFKOLOSS aussieht wie ein schlechter Witz. Aus Albany in New York haben die vier nämlich einen Funkspruch weiterer Überlebender des nuklearen Feuers eingefangen und wollen da nun hin. Die Erdachse ist aber gekippt, weshalb über den Himmel unentwegt lustige Airbrush-Gemälde huschen, das Ökosystem ist gekippt, weshalb in der Wüste Riesenskorpione umhertappen und ganz Salt Lake City von gummi- und natürlich menschenfressenden Killerkakerlaken bevölkert wird und irgendwann ist schließlich auch einer der Trucks umgekippt und die hälfte der Überlebenden aus dem Bunker tot. Unterwegs werden noch eine junge Frau und ein Knäblein vom ungleichen Gespann Peppard und Vincent eingesammelt und ein paar rotzgemeine Strahlen-Rednecks umgenietet, die dem Weib ganz dringend mal an die Wäsche wollen. Orkane kommen und gehen, am Ende wird, so scheint’s, gar der halbe Kontinent von der größten Flut seit dem Alten Testament überschwemmt – nur halt eben Albany nicht, wo man so zu leben versteht, als sei überhaupt nie etwas mit der Welt geschehen. Im Roman von Roger Zelazny ist das alles ohnehin eine ganze Spur anders und vor allem auch apokalyptischer ausgestaltet, wohingegen die Filmversion vor allem das Publikum der Jugendvorstellung höchlich unterhält und sich die Odyssee zu den letzten lebenden Menschen als Abenteuer ohne jedes Wenn und Aber entpuppt. Warum die Welt im Arsch ist, interessiert hier nicht, ebenso wird auch der Konflikt zwischen dem draufgängerischen Vincent und dem altgedienten, linientreuen Militärsack Peppard nicht weiter vertieft und damit eigentlich ein ziemlich interessanter Aspekt des Films einfach mal unter den Teppich gekehrt. Dafür darf der Junge, den Vincent findet, abwechselnd mal den Truck, mal das Motorrad fahren und sich auch gegen die Widerlinge mit den Pustelgesichtern erfolgreich zur Wehr setzen. Man weiß, was hier die Stunde geschlagen hat. Und das nicht nur hier, sondern auch bei den großmäulig angekündigten „Supereffekten“. Abgesehen vom schönen Himmelszauber gibt es Riesengetier in eigentlich eher schauderhafter Bert-Gordon-Kopiertechnik aus den 50ern und Schwärme von Krabbelviechern, die wie auf einem Teppich geklebt durch die Gegend gezogen werden. Für schönes Gelächter sorgte und sorgt vor allem aber der Slogan der Marketing-Heinis von der 20th Century Fox, die mit ihrem „So überleben Sie das Ende der Welt!“ STRASSE DER VERDAMMNIS quasi zu einem Lehrfilm stilisierte. Macht aber alles nix, weil der Film trotz seiner nicht unerheblichen Schwächen immer noch reingeht wie nix und solch einen Heidenspaß macht, dass es gar nicht nötig ist, ihn nostalgisch zu verklären. Außerdem veralten Endzeitler ja sowieso nie.
#704
Geschrieben 16. April 2007, 19:20
(Italien 1978 – Franco Prosperi)
Zusammen mit seinen beiden menschenfeindlichen Komplizen macht Ray Lovelock einen Banküberfall mit großer Schaffe und zwei Toten. Danach geben sie in ihrer Kiste ordentlich Vollgas. Die Karre macht es aber nicht mehr so ewig, weshalb sich die drei kurzerhand in einer Villa an der Küste zu verschanzen gedenken. Dort hält Schwester Christina gerade mit vier Portionen Junggemüse vom katholischen Mädcheninternat ein Studienseminar in aller Abgeschiedenheit ab. Die Gangster freuen sich („Hier gefällt’s mir, hier ist alles da: Weiber et cetera!“), Schwester Christina und ihre Mädchen allerdings weniger. Sowohl Nonne als auch Jungfrauen werden nun Opfer zahlreicher Attacken – verbaler und grabbelnder Art. Vor allem aber natürlich letzteres. Und an Flucht ist sowieso zunächst nicht zu denken („Wenn eine von euch Büchsen versucht zu fliehen, lege ich die anderen um!“). Auf die schöne Elisa haben die Haderlumpen ein besonderes Auge geworfen, denn die hat Gangster Mario mit ihrem Kamm so zugesetzt, dass er eine enorme Eiterwunde am Wanst hat und den ganzen Film über langsam krepiert. Außerdem unternimmt die Schöne als einzige einen verzweifelten Fluchtversuch, wird aber vom Ray wieder eingefangen. Nach ihrer Strafe (sie wird mit einem Knüppel zu Tode geschändet), legt Schwester Christina ihre Jesusfigur in den Schrank, vergisst ganz schnell die zehn Gebote und davon vor allem die Nächstenliebe und macht kurzen Prozess mit der Bande. Eine Wange (oder besser: Arschbacke) wird in diesem Stück durchaus hingehalten, die andere jedoch nicht. Im Vergleich mit anderer nach dieser Machart gefertigten Filmkunst ist auffällig, dass JUNGE MÄDCHEN ZUR LIEBE GEZWUNGEN einzig und allein von Niederträchtigkeiten und der Befriedigung von Steinzeitinstinkten lebt. Für mehr ist hier kein Platz. Prosperi weist dazu bereits während des Vorspanns die Mädels in seinem Schmuddelstück als freche Pfläumchen aus, die am Pool gerne ihre BHs ausziehen, wenn die Nonne gerade mal nicht hinguckt. Das solche Früchtchen bevorzugt gepflückt werden, liegt in der Natur der Sache. Und so passiert es dann ja auch. Sicher bietet der Film mit seiner gut bemessenen Dosierung Frauenfeindlichkeit auch einige Angriffsfläche, aber das Gefüge aus Tätern und Opfern wird natürlich gründlich gekippt. Und nebenher plagt sich der Film ja immerhin auch noch mit christlichen Grundsatzfragen herum, die zwar Krethi und Plethi aus der ersten Reihe im Bahnhofskino nicht sonderlich interessieren, den Streifen als solchen aber durchaus aufwerten und JUNGE MÄDCHEN ZUR LIEBE GEZWUNGEN innerhalb seiner Möglichkeiten durchaus zu einem Schmuddelstück mit einer Art von Anspruch machen.
#705
Geschrieben 17. April 2007, 12:46
Auf seiner Wanderschaft nach Kasama wird Zatoichi von dem flüchtenden Shinsuke gebeten, seiner Schwester Sen in der Taverne des Ortes einen Brief zu übergeben. Shinsuke hat sich vom Ortsvorsteher Kojima und Gangsterboss Jinbei dazu anstiften lassen, einen einflussreichen Mann ermorden zu lassen, was einzig dazu diente, von den eigenen Untaten Kojimas und Jinbeis abzulenken. Außerdem pressen Kojima und Jinbei die Bevölkerung von Kasama gnadenlos aus, fordern von den Händlern 40 Prozent Abgaben und hocken stets am Go-Brett zusammen, um ohne Unterlass schlimme Sachen auszuknobeln. An ihrer Seite wissen sie mit Gounosuke einen Schwertschwinder, der, wie sich herausstellt, Zatoichi fast ebenbürtig ist. Außerdem trifft Zatoichi in dem alten Säufer Giju noch einen Mann, den er eine zeitlang für seinen verschollenen Vater hält sowie die schöne Saki, die ebenfalls ihren Vater sucht. Das Abenteuer geht nicht durchweg gut aus, obwohl anfangs sehr viel Humor in den Film eingebaut wurde und damit zunächst ein fast schon beschwingter Ton vorherrscht. Der nicht ausbleibende Fall ins tiefe Loch der Jämmerlichkeiten wird dadurch nur umso schlimmer, zumal viele der zunächst freundlich erscheinenden menschlichen Fassaden im Verlauf des Films gnadenlos eingerissen werden. Die Schwertkunst des blinden Masseurs erfährt in ADVENTURES OF ZATOICHI einen neuen Höhepunkt, so blitzschnell und zackig hat man ihn bislang in noch keinen Teil der Filmserie kämpfen sehen. Ganz besonders ragt eine Szene in einer Spielhölle heraus, wo Zatoichi das Falschspiel einmal mehr durch den beherzten Einsatz seiner Klinge enttarnt und dies so schnell vonstatten geht, das man selbst gehörig aufpassen muss, um überhaupt mitzubekommen, was sich da abspielt. Weil der Film mit Ungerechtigkeiten aller Art ziemlich voll ist, wird entsprechend oft gekämpft. Das ist schon mal nicht schlecht, behindert zudem all das menschliche Elend nicht, mit dem sich der Streifen überdies noch herumplagt. Mir hat diese Mischung enorm gefallen. Und dass ADVENTURES OF ZATOICHI zu Beginn einen ganz anderen Ton als erwartet anschlägt und dann absolut gekonnt ins bewährte Fahrwasser zurückkehrt, das rechne ich diesem Serieneintrag noch einmal gesondert an. Toll!
#706
Geschrieben 18. April 2007, 13:11
(Belgien/Italien 1971 – Jean Brismée)
Ein Reisebus mit sieben Touristen strandet am Schloss von Baron von Rhoneberg. Dort müssen sie eine Nacht verbringen, bevor an Weiterfahrt zu denken ist. Den Abend eröffnet der Baron ganz stimmungsvoll mit der Schilderung eines Fluchs, der seit dem 16 Jahrhundert auf der Familie Rhoneberg lastet. Weil sich ein Vorfahr dem Teufel verschrieben hat, wird jede erstgeborene Tochter des Adelsgeschlechts zu einem Männer wie Frauen vernaschenden Sukkubus, einem dem Teufel also reichlich Seelen zuführenden Buhldämon. Dieser hält auch ziemlich bald und ohne, dass die Reisenden etwas davon ahnen in Gestalt der hübschen Lisa Einzug. Die Touristen fallen nach und nach einer der biblischen Todsünden zum Opfer. Lisa bastelt höllische Fallen, nutzt Fress- und Raffgier und natürlich alle Arten sexueller Verfehlungen gnadenlos aus. Ob Lesbe oder Ehebrecher, alles einerlei; in ihrer wirklich atemberaubenden Schnickschnack-Klamotte und bauchfrei bis zu den Schamlippen kriegt die wunderschöne Erika Blanc alle herum. Nur den Seminaristen Sorel nicht, der sich ja bereits hinreichend mit der katholischen Kirche verheiratet hat. Vor dieser muss dann sogar der Satan kapitulieren, den der von mir ganz besonders gern gesehene Daniel Emilfork spielt – und der sieht ohne jedes Make-up in diesem grandios unterhaltsamen Film in der Tat aus wie Nosferatu nach einem Jahr Null-Diät. Ganz schön schaurig also. Ein wenig Zeit verstreicht schon, bis DEVIL’S NIGHTMARE ein wenig in die Pötte kommt, aber wenn es dann mal losgeht, dann auch richtig. Dass zudem wohl eine ganze Handvoll Regisseure an dem Film herumgedoktort haben sollen, sieht man dem Resultat nicht unbedingt an. Der Film wirkt wie aus einem Guss, hat eine schöne Musik von Allessandro Allessandroni und jede Menge stimmungsvoller Gruselszenen, die ihn eher wie die Fortsetzung des Horrorkinos der 60er Jahre erscheinen lassen - wären da halt nicht die aufreizenden Szenen mit der Blanc und den beiden knackigen Lesben. Aber gerade das Verhältnis zwischen alt und neu macht nicht wenig den Reiz des Films aus. Besonders gelungen finde ich auch den grausigen Anfang des Films, in dem Rhoneberg als Nazi-General seine erstgeborene Tochter nur Augenblicke nach der Geburt mit seinem SS-Dolch umbringt, wozu Dokumentaraufnahmen von abstürzenden Kampffliegern und eine grundsätzlich sehr deprimierende Atmosphäre gereicht werden. Und das zur Entstehungszeit durchaus noch überraschende Ende halte ich ebenfalls für überaus geglückt.
#707
Geschrieben 18. April 2007, 13:12
Bei seiner Wanderung kommt Zatoichi an einer Brücke vorbei, die nach Azabu führt, wo der Masseurmeister Hikonoichi wohnt, welcher Zatoichi vor vielen Jahren in seiner Kunst unterrichtete. Kurzerhand beschließt er, ihn zu besuchen, muss aber hören, dass Hikonoichi ermordet und seine junge Tochter Suyo ins Chojiro, also einen Puff, verbracht wurde. Dort wird sie unter menschenunwürdigen Verhältnissen bei karger Ration in einem Verschlag gehalten und auf heidnische Weise mit Schlägen auf den Buckel zum Anschaffen ermuntert. Dieses Schicksal teilt Suyo mit einer ganzen Anzahl anderer Mädchen, deren Eltern von dem Ortsvorsteher Isoda und Tatsugoro, dem Boss des Chojiro und der örtlichen Spielhölle, in höchst dubiose Geldgeschäfte verwickelt wurden. Während Isoda und Tatsugoro ihren Samurai Kokeita damit beauftragen, den Steuerprüfer umzubringen, der gerade die frisierten Bücher moniert, und diesen feigen Mord Zatoichi in die Schuhe zu schieben, freundet sich der blinde Masseur mit der jungen Tsuru und ihrem Vater Denroku an, dem Spielführer in Tatsugoros Kasino. Zunächst bringt ihn diese Freundschaft in arge Bedrängnis, dann jedoch wendet sich das Blatt gehörig und man nimmt es zu dritt mit dem ganzen Sündenpfuhl auf, wobei keine Gelegenheit ungenutzt bleibt, sagenhafte Schwerkunststücke auf die Leinwand zu bringen. Mehr noch aber wiegt, dass man bei diesem Teil der Serie das Kunststück vollbracht hat, in der Tat eine großartige Szene an die nächste zu hängen und dazu noch einen ungemein düsteren Film zu schaffen, der dennoch mit Humor nicht gerade sparsam umgeht. Inoues Inszenierungsstil weicht deutlich von den vorangegangenen Werken der Serie ab, zeigt sich nicht nur allein in den Kampfszenen überaus lebendig, sondern lässt mit bedrückenden Einstellungen und hektischen Schnitten die Szenen im Chojiro so aussehen wie in einem WIP der besseren Sorte. Hätte so etwas nicht erwartet und bin im höchsten Maße beeindruckt von diesem Film.
#708
Geschrieben 19. April 2007, 13:32
(Brasilien 1980 – Oswaldo De Oliveira)
Dass im brasilianischen Weiberknast noch weniger stimmt als in den Wald- und Wiesenlagern, zu denen der Herr Franco unlängst geführt hat, ist schon daran abzulesen, dass hier sowohl Insassinnen als auch Wärterinnen, und nur von Weibern wird diese Anstalt schließlich geführt, ihre Hemdchen stets bis zum Bauchnabel aufgeknöpft tragen. Da kann die Titte auch leichter ins Freie hüpfen, wenn die Menge im Hof mal wieder rebelliert und nur mit dem Hochdruckwasserstrahl zur Räson zu bringen ist. Wie die Kleiderordnung ist auch der Sexualtrieb der Frauen in diesem Knast aus einem Guss und verlangt jederzeit nach Befriedigung durch eine fummelnde Hand, einer flinken Zunge oder ein wenig Dosengeklapper. Ab und zu rutscht da auch mal ganz schön pornöses in die Bilder, in noch stärkerer Ausprägung allerdings lachhaftes. So urteilt die nymphomane Gefängnisärztin Barbara, die zudem aussieht wie eine schlechte Kopie der Monroe, über den Gesundheitszustand der gefangenen Mädchen auch schon nach mal dem Geruch von Mösenschleim und gerät in sexuelle Verzückung, wenn sie ihren Arsch an einem anderen reibt. Neben dem Gefängnisalltag, der davon handelt, wer mit wem und wie und bei welcher Gelegenheit, schildert der Film dann noch den Ausbruch von drei Mädchen, denen von der ebenso notgeilen wie abgrundtief dummen Barbara für sexuelle Gegenleistungen geholfen wird. Die drei Girls ziehen dann durch die Stadt und schneiden irgendwelchen Männern die Pimmel ab, was damals in der ansonsten ziemlich intakten holländischen Videofassung nicht enthalten war, jedoch zumindest in einem Fall in der (ansonsten aber schon ziemlich verstümmelten) deutschen Ausgabe, die ja irgendwann mal Gegenstand einer staatsanwaltschaftlichen Untersuchung wurde und dann aus den Regalen der Videotheken verschwinden musste. Gegenüber der ungekürzten, englischsprachigen Version besticht die deutsche Fassung außerdem durch eine weitaus gelungenere Synchronisation, die mit Verbalklamauk aller Art nicht zu knapp gesegnet ist. Als südamerikanische Antwort auf die Franco-WIPs der 70er Jahre ist PRISON OF DEAD gar nicht mal schlecht. Auffällig ist dabei aber, dass in dem Stück Schmiersex ganz weit in den Vordergrund rückt und weniger die obligatorischen Folterszenen mit den viehischen Wärtern, die angesichts des sich ganz gut auf der Streckbank herumquälenden Weiberfleischs feixend in der Ecke stehen. Ansonsten schickt sich Oliveira aber durchaus an, die großen „Meisterwerke“ des Genres in allen Belangen übertreffen zu wollen, was im Resultat dann schon fast die Farce eines WIPs abgibt. Sozusagen den BLOODSUCKING FREAKS seines Genres. Und das ist ja auch nicht schlecht, wenngleich nun wahrlich keine solche Offenbarung wie Joel Reeds Film, zudem man sich trotz aller Schauerwerte mehr als einmal eine greifbarere Handlung wünscht und nicht nur den Zusammenschnitt möglichst horribler und grotesker Szenen.
#709
Geschrieben 19. April 2007, 13:33
(USA 1956 – Fred F. Sears)
Weil ihre Welt untergegangen ist, versuchen die letzten Überlebenden einer Zivilisation aus den Weiten des Alls auf der Erde Fuß zu fassen. Und was zunächst wie der Versuch einer friedlichen Koexistenz erscheint, entpuppt sich ziemlich schnell als rücksichtslose Invasion. Gut, dass da Wissenschaftler wie der Weltraumforscher Dr. Marvin zur Stelle sind, die mit im Vergleich zu den außerirdischen Machtbeweisen primitiven Mitteln die Übernahme des Planeten zu stoppen wissen. Gegen Hochfrequenzen und den Beschuss mit magnetischer Energie sind die Marsmenschen jedenfalls wenig gewappnet. Statt weltweiter Panik und allgemeine Ratlosigkeit sieht man hier alle Völker unter der Federführung der USA gemeinsam gegen die Bedrohung reagieren – aber halt nur auf dem Papier, denn allzu international geht es dennoch nicht zu, wenngleich im Film die Idee für die letztendlich wirkungsvolle Gegenmaßnahme gar von einem indischen Forscher kommt. Trotz der gutgemeinten Bemühungen, mit dem damaligen Trend zu brechen, lässt sich FLIEGENDE UNTERTASSEN GREIFEN AN auch als weiteres Paranoia-Stück begreifen. Immerhin war der Russe damals den USA im Weltraum noch eine gute Nasenlänge voraus. Schließlich handelt der Film ja auch von Raketen und Satelliten - und auch davon, dass vornehmlich die US-Regierung selbst in der schlimmsten Krise richtig zu handeln und einen kühlen Kopf zu behalten weiß. Darüber mag man heute weitaus eher lächeln als über die Effekte von Ray Harryhausen, die für die damalige Zeit nämlich überaus gut aussehen. Nicht nur Untertassen, sondern auch zahlreiche einstürzende Bauwerke gibt es hier in Stop Motion zu bewundern, einkopiert zuweilen gar in Dokumentaraufnahmen tatsächlicher Desaster, was der Gesamtwirkung der Bilder eine ganz besondere Note gibt. Szenen wie die, in denen ein abgeschossenes UFO die Kuppel des Weißen Hauses zerstört haben nicht umsonst Filmgeschichte geschrieben. Sehr gut gefällt mir an dem Film auch, dass am Ende keine Zuschauerbelehrung dahingehend erfolgt, stets mit wachem Auge den Himmel nach den Russen aus dem All abzusuchen oder ähnliches. Nachdem die UFOs weggeputzt wurden, ist alles gut und außerdem, so will es der Film, darf man an warmen, sonnigen Tagen den Weltfrieden ohnehin nicht stören. Den Gedanken finde ich schön.
#710
Geschrieben 19. April 2007, 21:32
Wegen illegalem Glücksspiel sitzt Zatoichi im Gefängnis von Shimokura, wo ihn nicht nur die Strafe von 50 Stockhieben erwartet, sondern auch die Bekanntschaft mit dem auf seine Hinrichtung wartenden Shimazo, der fälschlicherweise wegen Mordes verurteilt wurde. Die für Shimazo unschöne Angelegenheit könnten sein treuer Freund Senpachi aus Oarai und Boss Jubei Araiso, der in Choshi das Sagen hat und dessen rechte Hand Shimazo ist, klären, weshalb Shimazo in Zatoichi dringt, die beiden Männer für ihn wichtigen Männer nach seiner Freilassung aufzusuchen. Zatoichi macht sich auf den Weg und dabei mit dem huschigen Mönch Hyakutaro mehr unfreiwillig Bekanntschaft, denn der ist nicht nur ein sagenhafter Aufschneider, sondern „leiht“ sich zeitwillig auch Zatoichis Namen, um Geld, gutes Essen und Weiber zu ergaunern und sich überdies im weiteren Verlauf gar noch als Shimazos Sohn entpuppt. Das bringt natürlich zusätzliche Probleme mit sich. Außerdem haben, was herauszufinden ist, Senpachi und Jubei hinter Shimazos Rücken paktiert, weil Jubei wegen des exzellenten Rufes Shimazos zu fürchten hatte, die Herrschaft über den Küstenzugang und damit die nicht unerheblichen Einnahmen aus dem Warenverkehr zu verlieren. Zatoichi zwingt Jubei am Ende, eine Erklärung zu schreiben, die Shimazo entlastet, hat aber die Rechnung ohne dessen zusammengetrommelte Truppen gemacht, die ihm an einem verlassenen Fischereihafen auflauern und ihm das wichtige Papier wieder abzunehmen gedenken. Das gibt in Moris Film Anlass zu exorbitantem Schwertgefummel von mindestens solch epischer Breite wie in späteren Klopporgien aus Hongkong. Mit dem Niederschlagen der Gegner will es hier jedenfalls fast gar kein Ende mehr nehmen. Danach ist der Film umso schneller aus und lässt den Zuschauer ziemlich im Unklaren darüber, ob es mit Shimazo und Hyakutaro gut ausgeht. Hyakutaro wird in einer der letzten Einstellungen von der Polizei abgeführt, Zatoichi geht das Schauspiel betrachtend seiner Wege. Man fühlt sich zwar einerseits etwas um einen brauchbaren und befriedigenden Schluss betrogen, aber da besonders die letzten Beiträge zur Serie immer wieder mit Neuerungen aufzutrumpfen verstanden, die mit der klassischen Präsentation vorangegangener Folgen geschickt zu brechen wussten, nimmt man es andererseits auch gern als willkommene Abwechslung vom bereits Bekannten mit. Den zusätzlichen Humor, der durch den Charakter Hyakutaro eingebracht wird, den hätte es indes nicht wirklich gebraucht. Etwas schmerzt auch, dass es diesmal keines der höchst beeindruckenden Würfelduelle am Spieltisch gibt, sondern „nur“ ein Wettschießen mit Pfeil und Bogen. Visuell wird in Moris Film dafür einiges geboten. Mehr als einmal genügt sich der Film darin, Shintaro Katsu in atemberaubenden Kulissen herumstehen und die Bilder als solche wirken zu lassen. Unterm Strich bleibt ein optisch gelungener, sehr actionreicher Beitrag zur Serie, der inhaltlich aber nicht so ganz an die weitaus stimmigeren Vorgänger heranreicht.
#711
Geschrieben 20. April 2007, 14:29
(Großbritannien/Luxemburg 2001 – Neil Marshall)
Eine Armeeeinheit wird in der Einöde Schottlands vom Hubschrauber zum Zwecke einer Übung abgesetzt. Der Spaß endet gleich in der ersten Nacht ziemlich abrupt, durchs Unterholz schleicht ein merkwürdiges, äußerst blutrünstiges Getier, das Menschen zum Fressen gern hat. Als sie dann auch noch auf die Überreste einer anderen Einheit stoßen und wenig später in der Dämmerung noch einmal gehörig aufgerieben werden, entbrennt der Kampf ums nackte Überleben. Der Zufall will es, dass die Soldaten bei ihrer Flucht auf eine junge Zoologin treffen, die in den Wäldern Forschungen betreibt und längst herausgefunden hat, das gleich ein ganzes Rudel Werwölfe um die Büsche schleicht. In einem verlassenen Farmhaus barrikadieren sich die Überlebenden zur finalen Schlacht, was natürlich nicht schlecht an Romeros DEAD-Erstling erinnert. Überhaupt zieht der Film fleißig etliche Motive anderer Genrewerke zu Rate, um seine Geschichte am Laufen zu halten und mit einigen Überraschungen zu spicken. Das nimmt man gerne hin, zumal wenn alles auf so angenehme Weise verpackt ist wie in diesem Reißer, in dem sogar die hin und wieder durchbrechende Witzigkeit beim fröhlichen Gekröse ganz gut funktioniert. Gut geklaut ist immer noch besser als schlecht neu erfunden, zumal in Sachen Werwölfe ohnehin schon so in etwa alles durchgenommen wurde, was man überhaupt durchnehmen könnte. Ganz großes Lob möchte ich über die Viecher ausschütten, die zwar erst in der zweiten Hälfte des Films so richtig ihren Auftritt haben, dafür zu meiner größten Freude wie die Weiterentwicklung der staksenden Monster aus DAS TIER von Joe Dante aussehen. Ja, von DOG SOLDIERS war ich wirklich äußerst angenehm überrascht, zumal Marshalls Fetzer dem Werwolffilm an sich eine Brücke ins 21. Jahrhundert legt. Würde mir jedenfalls wünschen, dass da noch mehr solch brauchbare Filme kommen.
#712
Geschrieben 20. April 2007, 15:46
(Schweiz 1975 – Michael Thomas (Erwin C. Dietrich))
Lina Romay sitzt im Stuhl und schwingt fröhlich Pinsel und Messer bis sie ihre Punz blitzeblank geschabt hat. „Ich will mich ganz frei machen, ich will wieder ein kleines Mädchen sein“, sagt sie und meint damit, dass jeder der Böcke, die sie in den nachfolgenden mit dem Holzhammer zusammengeklöppelten Szenen behüpfen, besabbern und begrabbeln, dann der Vorstellung erliegen, bei ihr der jeweils Erste zu sein. Lina Romay ist also Lisa Romay in diesem Stück, die erfolgreiche Schauspielerin, die sich in ein Leben in verschwenderischem Luxus leisten kann, weil ihre Filme und Bilder ein Millionenpublikum ansprechen. Was sich halt der Dietrich so unerfüllterweise wünscht, ganz klar. Luxus sieht für Lisa jedenfalls so aus, dass sie ihren nymphomanen Neigungen nach Herzenslust nachgehen kann. Und die beschränken sich nicht nur auf Männer. Um möglichst viele zu beglücken, heuert sie noch schnell Eric Falk als Chauffeur für ihren tollen Rolls Royce an. Falk macht in irgendeinem Keller gerade Karateübungen, die ganz schön scheiße aussehen und sondert ständig seinen Lieblingsspruch ab: „Und ich bin staaaark!“ Lisa bringt ihm Tee und macht einen Handstand, dann knödeln die beiden noch ein wenig. Später dann sausen sie im Rolls durchs Heidi-Land und sammeln auf den einsamsten Wegen Anhalter ein, die Lisa an Ort und Stelle vernascht oder bei Gefallen mit nach Hause nimmt. Und so geht das dann weiter und immer weiter. Mal macht es der Lisa Spaß, mal nicht. So richtig auf Touren kommt sie aber nur beim Falk und bei einer jungen Frau, die sich überdies bestens darauf versteht, die Kniescheibe der Romay zweckzuentfremden. Auch das sollte man mal gesehen haben. Apropos gesehen: Spontan angesehen habe ich ROLLS ROYCE BABY vor allem, weil es mich wurmte, dass mir partout nicht mehr eingefallen wollte, wovon der Film eigentlich handelt. Kein Wunder: ROLLS ROYCE BABY handelt nämlich von überhaupt nichts. In elendig langen Szenen ohne jeden Druck, diese durch ein paar Schnitte interessanter zu machen, wird das rasierte Loch der Romay zum eigentlichen Star des Films, der, wenn man so möchte, aber auch als überlanger Clip zu Baumgartners Musik durchgeht, die vornehmlich aus einem Stück besteht, welches mit nur wenig Pausen fast durch alle Szenen dudelt. Beides, also die unentwegt ins Zentrum der Bilder gerückte Romay-Pflaume in mal riesengroß, mal klitzeklein sowie Baumgartners Geklimper (das ich nach wie vor dennoch gerne auf CD hätte), sorgt für gründliche Paralysierung aller Sinne. Dieses Martyrium zu überstehen, erfordert nicht wenig Stehvermögen und Durchhaltekraft. Würde mich echt interessieren, wer von den Zuschauern im Kino diesen „Filmspaß“ wirklich von vorn bis hinten durchgestanden hat. Normalerweise geht man da doch nach spätestens einer halben Stunde aus dem Saal – und die, die eh nur an sich fummeln wollten, sollten gar schon vorher fertig sein. Bedenklich in dem Zusammenhang finde ich, dass der gemeine Zuschauer gleich zu Beginn dazu ermuntert wird, sich die Romay als kleines Mädchen vorzustellen mit noch unbehaarter Jungmädchen-Pflaume. Man stelle sich vor, man sitzt im Kino neben jemanden, der sichtlich auf so etwas anspringt. Brrrr!
#713
Geschrieben 20. April 2007, 15:47
Nachdem sich Zatoichi mit einigen Schwertkämpfern der Familie Banyu hat herumschlagen müssen, trifft er bei der Überfahrt nach Miura den Samurai und Schachmeister Jumon Tadasu und die mit dem kleinen Mädchen Miki reisende Tane, die aber bis auf den Namen mit seiner ermordeten Liebe aus einem der vorangegangenen Filme nicht viel gemein hat. Tane stellt sich vielmehr als die Frau eines von Zatoichi im Kampf getöteten Mannes heraus, die auf Rache sinnt und zudem mit den Banyus unter einer Decke steckt. Als Zatoichi jedoch der kleinen Miki auf rührende Seite beiseite springt, nachdem sie bei einer blutigen Auseinandersetzung von einem Banyu-Kämpfer versehentlich verletzt wurde, entflammt bei Tane statt Rachelust die große Liebe. Jumon, der Zatoichi seit der Überfahrt begleitet, entpuppt sich indes als ein ziemlicher Rüpel, der jeden gnadenlos abschlachtet, der ihm im Spiel überlegen ist. Deshalb wird er von dem jungen Tomonoshin Sagawa und dessen Schwester Kume verfolgt, die ihren von Tomonoshin über ein lausiges Schachspiel geplätteten Vater rächen wollen. An Zatoichi liegt es nun, dieses Knäuel aus Rachelust und Sinnlichkeiten zu entwirren, was der Film zu einer überaus spannenden Angelegenheit werden lässt. Ganz grandios geben sich Säbeleien und Gefühlswallungen aller Art die Klinke in die Hand, lassen Langweile nicht eine Sekunde zu und zur allgemeinen Überraschung ist dieser zwölfte Beitrag zur Filmserie auch alles andere als unblutig ausgefallen. Überhaupt sind die Kämpfe von weitaus höherer Qualität als in den bisherigen Filmen, womit allein bereits für Schauwert gesorgt ist. Sehr von Vorteil ist auch, dass ZATOICHI AND THE CHESS EXPERT nicht nur an einem Ort spielt, sondern gleich an mehreren Etappen von Zatoichis Wanderschaft, was dazu genutzt wird, die verschiedenen spielbestimmenden Charaktere erst nach und nach in den Film zu holen. Bevor alle Fronten geklärt werden, warten auch noch einige gelungene Überraschungen und kleine Verweise auf vorangegangene Abenteuer sowie angenehm viele Gelegenheiten Zatoichi bei der Ausführung seiner Künste als Glücksspieler, Masseur und Schwertmeister zu zeigen. Dabei zieht der Film im Vergleich zu einigen der letzten Abenteuer auch noch einmal besseren Nutzen aus der Tatsache, dass Zatoichis größte Stärke darin liegt, dass er von seinen Gegnern maßlos unterschätzt wird. Nach dem trotz herrlicher Kämpfszenen nicht ganz so runden elften Film ist mit Teil zwölf wieder alles im grünen Bereich.
#714
Geschrieben 23. April 2007, 13:24
(Großbritannien/USA 1996 – Douglas McGrath)
Die Paltrow ist also die Emma, ein junges Ding aus gutem Hause, das den ganzen Tag damit verbringt, entweder scheußliche Gemälde zu malen (die seltsamerweise jedermann in diesem Rührstück gern und heftig beklatscht) oder aber Ehen zu stiften. Dazu biegt sich sie die Menschen in ihrer Umwelt so zurecht, wie sie sich das vorstellt bzw. ihre Gegenüber es mit sich machen lassen. Schön blöd. Natürlich bleibt es nicht aus, dass da gehörig was schief läuft und auch einige böse Worte fallen. Am Ende kriegen sie sich doch noch. Emma darf nicht mehr nur Mr Knightley zu Mr Knightley sagen sondern mein Mr Knightley. „Oh, Emma!“ – „Oh, mein Mr Knightley!“ Is’ doch schön! Eigentlich geht es ja ohnehin nur darum, dass Mann und Frau auf welche Weise auch immer Legitimation dazu erhalten miteinander in die Kiste zu steigen. Davon steht jedoch nichts in der Vorlage von Jane Austen, wie ich mir habe versichern lassen, und auch im Film ist davon nichts zu sehen. Das Stück reduziert sich in der Tat auf die reinen Herzenswallungen und weniger auf den Inhalt von Jack & Büx, was ich per se schon recht verlogen finde. Hier fehlt in der Tat der Mut zu Dietrich’scher Offenheit! Wenn man sich allerdings beschaut, was die ins Feld geführten Kerle doch für Memmen und Waschlappen sind, dann ist das vielleicht aber auch besser so. Die gecken den lieben langen Tag um die Rockzipfel der Angebeteten herum und führen ohne Unterlass ebenso schwule wie schwülstige Unterhaltung, machen Picknick im Garten, gehen auf Tanzvergnügen und verausgaben sich körperlich schon nicht schlecht, wenn sie ihrem Hund ein Stöckchen zuwerfen. Und arbeiten tun die natürlich auch nix, sondern sind reich geboren und müssen sich nur noch damit befassen, das Familienvermögen zu verjucken. Folter. Ich kürze ab: Der Film hat mir so gar nicht gefallen. Sehen wollte ich ihn nie. Beschlossen ist außerdem, dass EMMA und ich uns niemals wiedersehen wollen. Besser so.
#715
Geschrieben 23. April 2007, 13:24
(Italien/Spanien/Frankreich 1964 – Sergio Corbucci)
Um seine Unschuld zu beweisen haut Revolverheld Minnesota Clay aus dem Arbeitslager ab und reitet in seine ehemalige Heimat, nämlich Madison Town. Dort wartet nicht nur sein bester Kumpel Jonathan auf ihn, sondern auch der Umstand, dass die Stadt von einer üblen Bande Mexikaner belagert wird. Die Leute von Madison Town haben sich zu ihrer Rettung die Dienste des noch wesentlich übleren Fox, genannt „Das fünfte As“, angelacht, der zwar die Stadt sichert, dafür aber auch alle Bewohner auspresst wie die Zitronen. Bei Jonathan wohnt auch Clays Tochter Nancy – die hat allerdings keine Ahnung, dass Clay ihr Papa ist. Außerdem ist das auch nicht weiter von Belang. Wesentlich interessanter ist da zum einen, auf welche Weise in dem Film die rivalisierenden Banden zerrieben werden, Clay mal ungewollt auf die eine, dann wieder auf die andere Seite tänzelt und sich am Ende fast erblindet mit Fox zu duellieren hat. Mit dem Augenlicht seiner Hauptfigur hat es der Film ohnehin, denn das wird immer schlechter. Wie in der ZATOICHI-Filmserie muss sich Clay ganz auf Gehör und Gespür verlassen. Dummerweise nutzt der Film das damit verbundene Potential nur unzureichend, obwohl Rächer Minnesota Clay durchaus mit einigen Überlebensgrößen ausgestattet wurde, sodass es nun wirklich nicht auf eine Superhelden-Eigenschaft mehr angekommen wäre. Die Musik ist von Piccioni und vergleichsweise unauffällig, was aber in Ordnung ist, weil der Film in seiner Gesamtheit im Vergleich zu den Italo-Western aus der zweiten Hälfte der 60er Jahre auch eher unscheinbar geraten ist. Für ein Genre-Frühwerk indes ist der Film aber bei weitem besser als Corbuccis KEINEN CENT FÜR RINGOS KOPF. Das dürfte wohl auch nicht wenig daran liegen, dass man Cameron Mitchell, dessen Vorstellung ich in diesem Streifen sowieso ziemlich groß finde (genau genommen rangiert CLAY in meiner Gunst gleich hinter BOHRMASCHINEN-KILLER und JÄGER DES TÖDLICHEN JADE), den bereits gefallenen und sehr schmuddeligen Revolverhelden gern abnimmt, während Jim Mitchum lediglich davon profitiert, von der Visage her als Abziehbild seines Vaters Robert durchzugehen.
#716
Geschrieben 24. April 2007, 12:52
(USA 1995 – Jeff Burr)
Da ist also dieses kleine US-Kaff, in das die junge Claire, ihres Zeichens Tochter des Bürgermeisters, zurückkehrt. Gleich nach ihrer Ankunft trifft sie Dillon, der sich als Vorarbeiter auf der Farm des Bürgermeisters verdingt und nicht gerade große Stücke auf seinen Arbeitgeber hält. Ein blöder Unfall will es, dass nun auf einem Feld außerhalb des Ortes der Geist eines Hexenmeisters freigesetzt wird. Jener nämlich, der den Vorfahren der Familie dabei geholfen hat, das Land urbar zu machen. Nun haben die Vorfahren dem Hexer die Hilfe damit vergolten, dass sie ihn kreuzigten, verbrannten, seine Gebeine auf den Feldern vergruben und sein Hexenmeisterbuch klauten. Das will der jetzt zurück, damit er wieder Mensch werden kann. Vorher mordet er sich aber noch in Gestalt einer Vogelscheuche durch die Nachkommenschaft der Familie, was Anlass für so mancherlei deftigeres Gekröse ist, womit die Erwartungen der Leserschaft vom Gorezone Magazine, für die der Film wohl in erster Linie gemacht wurde, hinreichend Befriedigung erfahren. Mit Subtilitäten, Atmosphäre und Spannung ist der Film daher auch weniger gesegnet denn mit typischem Holzhammer-Horror, welcher sich einzig über seine Blutrünstigkeiten erklärt – und natürlich dem Umstand, dass aus der Gruselscheuche im Verlauf des Films auch die Charakterzüge typischer „Horrorhelden“ jener Zeit hervorspringen. Die darf deshalb auch schon mal dämonisch grinsend den Kopf schief legen und cool „Hallo!“ sagen. Bis das Dingens endlich tot ist, das zieht sich auch entsprechend, weil Figuren aus jener Schaffensperiode mindestens noch dreimal aufstehen. Finde ich mittlerweile eher lästig und anstrengend. Was fehlt so einem Film sonst noch? Klar, ein Wink in Richtung Fortsetzung (braucht keiner) sowie Hard’n’Heavy-Geschrabbel über den Abspann. Beides vorhanden. Soll erfüllt. Vielen Dank.
#717
Geschrieben 24. April 2007, 12:53
Zatoichi wird Zeuge, wie eine Bande Wegelagerer einen flüchtigen Falschspieler niedersticht und ausraubt und mischt kurz mal mit. In seinen letzten Zuckungen überantwortet der Niedergestochene Zatoichi einen Geldbeutel und bittet ihn, diesen einem gewissen Taichi zu übergeben. Bevor weitere Worte gewechselt werden können, stirbt der Mann. Kurz darauf macht Zatoichi Bekanntschaft mit einem blinden und ungemein weisen Priester, dem er nach Ichinomiya folgt, wo er auch prompt in einen kleinen Jungen rennt, der sich als der Taichi herausstellt, dem Zatoichi das Geld zukommen lassen soll. Taichis Großeltern betreiben eine kleine Herberge, sind aber als Gewerbetreibende in Ichinomiya ihres Lebens nicht mehr sicher. Den einst ruhigen Ort, der weder über Gesindel noch Spielhölle verfügte, wurde von Boss Gonzo aus Itabana okkupiert. Und der presst die Geschäftswelt nun nach Strich und Faden mit Fantasieforderungen aus. Schnell macht sich Zatoichi in der Stadt mehr Feinde als Freunde. Als zudem Gonzo noch den herumirrenden Samurai Genpachiro anheuert, der in Ichinomiya seine einstige Ehefrau aus dem Puff freizukaufen gedenkt, spitzt sich die Lage zu. Viel gefackelt wird nicht, vielmehr jagt der Film von einem Kampf zum nächsten, die allesamt ungeheuren Schauwert besitzen. Nebenbei ist noch Platz für allerlei menschliches Elend, Heimlichkeiten und Gewissensfragen, die die eher nach Schema F zusammengekloppte Handlung aufwerten und interessant machen. Durch die Beigabe des blinden Priesters wird auch einige Kritik an Zatoichi laut, womit deutlich in Erinnerung gerufen wird, dass es sich bei dem blinden Masseur nach wie vor um einen eher unehrenhaften Charakter handelt, wenngleich gewiss um einen mit dem Herz am rechten Fleck. In den vorangegangenen Filmen ist dieser Umstand ziemlich in den Hintergrund geraten und Zatoichi zu einer fast schon makellosen Heldenfigur „verkommen“. Das täuscht zwar wenig darüber hinweg, dass ZATOICHI’S VENGEANCE bis auf die wesentlich furioseren Kämpfe ein Beitrag ist, der auch inhaltlich recht deutlich noch einmal auf die bereits ausgetrampelten Pfade der Serie zurückkehrt, damit aber – und das ist das eigentlich überraschende - alles andere als schlecht fährt. Langeweile: Fehlanzeige. In ZATOICHI’S VENGEANCE wird nicht gerade das Rad neu erfunden, dafür stimmt ansonsten aber von der Action bis zu den zuweilen anmutenden Bildern so ziemlich alles. Und das ist ja irgendwie auch eine Kunst.
#718
Geschrieben 25. April 2007, 13:03
(Frankreich 1984 – Henri Verneuil)
Eine Einheit der Fremdenlegion bekommt den Auftrag, ein nicht unerhebliches Vermögen in Gold vor den Deutschen aus der gut gesicherten Bank der nordafrikanischen Stadt El Ksour zu retten und hinter die feindlichen Linien zu bringen. Gleich nach ihrer Ankunft werden die Fremdenlegionäre aber von der SS ziemlich aufgerieben, lediglich der Draufgänger Boissier und ein paar Kameraden überleben und können sich verschanzen. Mit List und Tücke sowie eines zurückgelassenen Geschützes können sie es den Deutschen zwar heimzahlen, dann allerdings entbrennt ein wortgewaltiger Streit um das Gold, denn Boissier hat von Armee und Vaterland mehr als genug und möchte das Vermögen zusammen mit seinen Kameraden lieber selbst verprassen, was allerdings der linientreue Adjudant Mahuzard nicht gerne hört. Mit einem deutschen Panzerfahrer, der ebenfalls auf eigene Rechnung unterwegs ist, da er mit der Frau des Bankdirektors von El Ksour eine Affäre unterhält, macht Boissier schließlich gemeinsame Sache, nachdem über den Streit um Recht und Ordnung alle Kameraden auf der Strecke geblieben sind. Die amüsanten Spannungen zwischen den beiden ungleichen Soldaten, die schließlich mit dem mit Gold vollgestopften deutschen Panzer durchs afrikanische Nirgendwo donnern, sind der eigentliche Höhepunkt des ansonsten eher durchschnittlichen Films, der sich insgesamt und auch etwas zu offensichtlich an der Vorlage STOSSTRUPP GOLD orientiert. Die deutsche Synchronisation glänzt natürlich auch, da sie mit Ballaballa-Sprüchen und den obligatorischen Bebel-Schnodderigkeiten abermals nicht gerade kleinlich umgeht. An die ganz großen Belmondo-Erfolge kann DIE GLORREICHEN nicht anschließen, denn dazu fehlt es allein schon an der trotz aller (vor allem synchronbedingten) Spaßigkeiten mitschwingenden bitteren Note solcher Knaller wie DER GREIFER oder DER PROFI. In DIE GLORREICHEN ist alles auf sehr leicht und seicht geeicht, inklusive der Musik von Georges Delerue, die fast unentwegt fröhlich schmettert. Dazu passen nicht immer die manchmal ungemein garstigen Bilder der im Staub Verblutenden, aber ein Belmondo ist schließlich nicht zwingend Kindergarten pur – auch, wenn er mal spaßiger ist als sonst.
#719
Geschrieben 25. April 2007, 13:03
(Japan 1964 – Kimyoshi Yasuda)
Der als Nachfolger des Shogun gehandelte Katagiri Saburo Takayuki ist ein ganz schönes Schwein. Am liebsten testet er die Neuzugänge seiner umfangreichen Waffensammlung am lebenden Objekt, die Slums unterhalb der großen Brücke sind sein Schlachthof. Nemuri wird zufällig Zeuge einer solchen Tat und mischt sich fortan in Takayukis Leben ein, zumal er für die armen gebeutelten Menschen in den Dreckslöchern außerhalb der Stadt tiefes Mitgefühl empfindet und sein Rechtsempfinden erheblich gestört wird. Takayuki indes hat nur Augen für Nemuris seltenes Schwert, ein Muso Masamune, das er unbedingt in seiner Sammlung haben will und unterschätzt seinen Gegner maßlos. Takayukis Mutter und die Familie von Konami, die die Frau des zukünftigen Shogun werden soll, hingegen bestellen mit dem Schwertschwinger Yorii Kanbei und dem gerade aus dem Knast entflohenen Banzo zwei Auftragskiller ein, die dafür sorgen sollen, dass Nemuri vom Erdboden verschwindet. Dazu kommt es natürlich nicht, sondern vielmehr zu einem höchst eindrucksvollen Finale zwischen Nemuri und Takayuki auf der von Takayukis Männern in Brand gesetzten Brücke oberhalb des Ghettos. Sehr eng gewoben präsentiert sich die im Grunde eher einfache Geschichte, ist gespickt mit verzweifelten Entführungsaktionen der armen Schlucker, einer Romanze zwischen Nemuri und Konami, die von ihrem Zukünftigen ohnehin nur dann etwas zu halten bereit ist, wenn die Nachfolgefrage geklärt ist, einer überraschenden Inhaftierung von Nemuri mitsamt irrsinnigem Exekutionsversuch und sensationellen Kampfszenen am laufenden Band. Diese sind auch überraschend blutig ausgefallen. Während man 64er-Gekröse vor allem mit den dahingehend eher schluderigen Filmen von Lewis und seinen Mitstreitern in Zusammenhang bringt, präsentiert der Japaner hier schon technisch, was er so alles auf dem Kasten hat. Gegenüber den vorangegangenen Filmen der Serie ist der dritte Teil auch ungemein bissig in den Dialogen, Nemuri wäscht allen Gegnern gehörig den Kopf und kürzt sie dann um ebendiesen ein. Mit Verachtungen aller Art wird nicht geknausert, wenn die Zeit gekommen ist sie anzubringen. Überlebensgroß ist nicht nur die Figur Nemuris, sondern auch der Rest dieses Spektakels. Man sagt, die SLEEPY-Filme würden von mal zu mal besser werden. Stimmt bislang so.
#720
Geschrieben 25. April 2007, 13:03
(Hongkong 1984 – Chu Yuan)
Zusammen mit einer Gruppe anderer Weiber wird ein schönes junges Ding, das fortan den Namen Ai Nu trägt, von einer Bande Mädchenhändler an den Puff von Lady Chun verhökert. Auf dem Lager von Lady Chun, welches kein Mann erklettern darf, kriegt Ai alles beigebracht, was man so im Gewerbe wissen muss, obwohl sie zunächst zickt wie sonst was. Außerdem unterhält Lady Chun noch eine starke Beziehung zu dem Schwertkämpfer Xiao Ye, der draußen im Wald in einem Verschlag haust und der für sie ohne Wenn und Aber jeden Mordauftrag erledigt. Nachdem Ai, was jedoch keine weiter keine große Rolle spielt, einen hohen Beamten erstochen hat, der zu zudringlich wurde, erscheint wenig später der Inspektor Lin Yun, der die Umstände der Bluttat zu untersuchen hat. Er erkennt in Ai Nu ein Mädchen, dem er einst auf der Straße geholfen hat und ist gleichwohl erstaunt und erbost, sie nun im Puff wiederzusehen. Ai hat sich derweil vollends von ihrem neuen Leben auffressen lassen, genießt die Macht über die Männer und all den Luxus des Hauses. Durch eine Affäre Ais mit dem eigentlich ganz auf Lady Chun eingeschworenen Xiao ändert sich Lady Chuns Einstellung zum Leben. Sie besinnt sich – ebenso wie Xiao – auf ihre Jugend in der Gosse zurück. Am Ende gehen beide in den Tod, Ai tritt die Nachfolge als Puffmutter an. Und als solche wartet sie wohl ebenfalls darauf, dass sie eines Tages jemanden trifft, der ihr Erlösung verschafft. Davon handelt der Film irgendwie und irgendwo, wird aber ziemlich dreist als reiner Sex-Film verkauft. Auf dem Cover kann man vollmundig lesen: “With LUST FOR LOVE OF A CHINESE COUTESAN, director Chu Yuan returned to his 1970’s, daring, erotic roots but now, he can let it all hang out.“ Das einzige, was jedoch in der Tat fast schon wie in 3D aus Yuans Bildern hängt, sind die zottigen Achselhaare seiner ansonsten überaus ansehnlichen Weiber. Oralverkehr stellt sich bei ihm so dar, dass Frau an ihrem Finger lutscht und dazu mit der anderen Hand - immer sachte, sachte - über den Schlüpfer des Mannes reibt. Ach so. Ganz nackt gibt’s nur von hinten zu sehen. Schöner Rücken kann auch entzücken. Ansonsten bleibt alles züchtig verpackt. Das ist nicht weiter schlimm, nur mit der „lesbian control of experienced erotica actress Yu An-an to blow everyone’s minds away“ wird das so natürlich auch nüscht. Allein mit seinem Sex-Anteil kommt der Film also nur schwerlich über die Runden, da so gut wie nicht vorhanden, weshalb einzig das zuweilen durchaus ansehnlich ruppige und blutige Schwertgedresche noch dazu geeignet ist, ein wenig Aufmerksamkeit erhaschen. Wozu der Film in seiner Gänze gut ist und wer so ein Durcheinander überhaupt sehen will, das hat sich mir nicht erschlossen.
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