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Beutelschneider, Zeitschinder, Nervenzerrer - Filmforen.de - Seite 2

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Beutelschneider, Zeitschinder, Nervenzerrer


1011 Antworten in diesem Thema

#31 molotto

    Weiße Haut auf schwarzem Markt

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Geschrieben 04. Juni 2005, 15:02

YAKUZA’S LAW
(Japan 1969 – Teruo Ishii)

Wie auch beim gängigen Mafia-Film begeht der sich auf drei Episoden erstreckende YAKUZA’S LAW den großen – wenn man so will – Fehler, dass er die Geisteshaltung von Menschen, die im Grunde nichts anderes als Verbrecher sind, zum Teil in erheblicher Weise glorifiziert und in seinen schlechtesten Momenten durch die Hintertür beinahe schon als eine Art erstrebenswertes, alternatives Lebensmodell in den Vordergrund rückt. Alle Episoden in YAKUZA KEIBATSHUSHI: RINCHI zeigen dabei durchaus schon, dass sich das Verbrecherleben nicht auszahlt – und wenn es das soll, dann ist dafür ein hoher Preis zu entrichten, der nicht selten einer Selbstaufgabe gleichkommt, aber das ist hier nicht spielbestimmend. Takeshi Kitano hat in einem Interview einmal gesagt, dass die meisten Mitglieder der Yakuza im Grunde arme Schweine mit oftmals niedrigem Bildungsstand sind. In diesem Film ist davon – wie so oft – nichts zu merken. Ishiis Episoden in YAKUZA’S LAW beschreiben die Auslegung von Gaunerehre und –gewissen, beginnen (vermutlich) in der Edo-Periode Japans und enden in der Gegenwart. Während sich die letzte Episode vor allem wie ein Ganovenstück mit zum Finale eindrucksvoll um sich ballernden Gangstern ausnimmt, was man anderswo aber durchaus auch schon mal besser und in weitaus geschickterer Verpackung durchlebt hat (Stichwort: Suzuki), ist das Mittelstück um einen verbannten Verbrecher, der seine Ehre mit Füßen getreten sieht (obwohl er im Grunde lediglich seiner Leichtgläubigkeit zum Opfer gefallen ist) und der nach Jahren auf Rache sinnt, schon viel eher goutierbar. Richtige Hochform bietet der Film für mein Dafürhalten aber nur in der ersten Episode. Und das vor allen Dingen deshalb, weil hier das Leitmotiv des Films, der Ehrekodex der Yakuza, noch am eindringlichsten Behandlung erfährt.
Stehlen ist nicht erlaubt, eine bereits verheiratete Frau zu begehren auch nicht. Im Grunde also Dinge, die sich auch in den biblischen zehn Geboten wiederfinden lassen. Beide Regeln werden in der ersten Episode gebrochen und erfahren bittere Bestrafung. Im Vergleich zu den zwei anderen Geschichten nimmt sich der Auftakter von YAKUZA’S LAW dabei sogar ungemein brutal aus, obwohl man bei Ishii ja auch nichts anderes erwartet. Es mag aber auch damit zusammenhängen, dass man die Verfehlungen der ersten Geschichte noch am ehesten nachvollziehen, die dafür verhängten Strafen aber hinten und vorne nicht ins eigene Gerechtigkeits- und Weltbild inkludieren kann.
Prinzipiell sind mir die Filme Teruo Ishiis immer ein wenig fremd geblieben, wollen sie doch meistens viel zu schnell zum Punkt kommen und ihre Blutfontänen möglichst rasch über die Leinwand ergießen. Da weht der Mief des Selbstzweckhaften natürlich schwer von links und rechts ins Bild hinein. Und das steht den Filmen nicht wirklich gut zu Gesichte – so auch YAKUZA’S LAW nicht, der im Gegenzug immer dann besonders stark ausfällt, wenn er sich für seine Szenen einmal Zeit zu nehmen geruht. Am eindringlichsten und spannendsten ist deshalb auch die längere Sequenz zu Beginn ausgefallen, in der der Boss nach geschlagener Schlacht gegen einen feindlichen Clan die Schwerter seiner Untergebenen prüft, ob sie sich im Kampfgetümmel auch ordentlich abgenutzt haben – und wehe, dem ist nicht so.
YAKUZA’S LAW ist ein routiniert gemachter, inhaltlich aber recht mittelprächtig geratener Hauedrauf, mehr aber auch nicht. Er ist nicht ganz so brutal wie andere Filme Ishiis, er ist aber auch nicht zimperlich. Wer eine (bewertende) Infragestellung des Ehrenkodex der Yakuzas in filmischer Form gegossen haben möchte, sollte sich einen anderen Film aussuchen, weil das der Ishii einfach nicht zu transportieren vermag und bei ihm sämtliche Ansätze dahingehend sofort unter die Räder seiner auf Spektakel walzenden Gewaltmühle kommen. Wie schade.

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#32 molotto

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Geschrieben 06. Juni 2005, 09:20

MATANGO – ATTACK OF THE MUSHROOM PEOPLE
(Japan 1963 – Ishiro Honda)

Der Yachtausflug eines reichen Unternehmers mit seiner Clique gerät zu einem beinahe tödlichen Unterfangen. Während eines nächtlichen, extrem heftigen Sturms verlieren sie fast ihr Boot und finden sich nach überstandener Gefahr mit gebrochenem Mast und total manövrierunfähig auf dem Ozean wieder. Nach tagelanger Drift erreichen sie eine scheinbar rettende Insel. Doch auf dem Eiland wächst außer hübsch aussehenden Pilzen nichts Genießbares. Nachdem einige bereits ihre Kiefer an den Funghi haben wacker mahlen lassen, finden sie ein heruntergekommenes Schiffswrack, das bereits seit vielen Jahren an der Küste der Insel liegen muss. Es entpuppt sich als Forschungsschiff, dessen Besatzung die Pilze, Matango genannt, untersucht und als extrem gefährlich eingestuft hat, wie die an Bord gefundene Berichte zu erzählen wissen. Nicht nur machen die Pilze das Gehirn weich, sondern auch süchtig und führen alsbaldig gar eine Verwandlung herbei, die aus normalen Menschen bizarre und wie scheintot umherlaufende Pilzkreaturen werden lässt, die vor nichts mehr zurückschrecken. Da macht sich natürlich die Angst breit und alsbald stellen sich die ersten Fälle von Haluzinationen, Gespensterseherei und Süchteleien bei den Überlebenden ein. Was dann kommt, ist klar: Pilzwesen sorgen für Terror und Entsetzen, haben einen lustigen Kopfbewuchs aus vielen kleinen Pilzen und brummeln ungeheuerlich, wenn sie über ihre Opfer herfallen. Nur einem der Schiffbrüchigen soll es gelingen, die Insel wieder zu verlassen – doch zu einem hohen Preis.
Ishiro Hondas weitab von den Fährten von Godzilla & Co. wandelnder Film ist ein wunderschön geratener Horrorstreifen mit vielen tollen Einfällen und ausgesprochen gelungener Atmosphäre. Selten kriegt man einen Film mit auf den ersten Blick eher trashigen Inhalt geboten, der dann recht ernst und auch unheimlich düster geraten ist. Strahlende Helden sind in MATANGO keine auszumachen, dafür jongliert der Film mit der Unsicherheit, wer bereits von den Pilzen gegessen hat und wer nicht und der Frage, ob die grausamen Bilder nicht nur den pilzverseuchten Gehirnen der Opfer entspringen, wunderbar herum. Gerade das Wechselspiel aus Unsicherheiten, Ängsten und der Infragestellung von Wahrnehmungen machen MATANGO zu einem sehr interessanten, von vorn bis hinten spannenden Film.
Das Schiffswrack in MATANGO könnte übrigens das Vorbild zu Blakes Schiff in Carpenters THE FOG gewesen sein, wobei Hondas Wrack weitaus unheimlicher ausfällt. Auch der Anschlag der Matangomonster auf die sich verbarrikadierenden Überlebenden hat frappierend große Ähnlichkeit mit dem Finale in Father Malones Kirche aus gleichem Film.
Definitiv einer von Hondas besten Filmen.

Abends gab’s übrigens auf 3Sat noch den passenden, mehrfach ausgezeichneten Dokumentarfilm zum Thema: "Als wären sie nicht von dieser Welt - Der unmögliche Lebenswandel der Schleimpilze". Diese Lebewesen, bestehend nur aus einer einzigen Zelle, sind in Gestalt und Gefräßigkeit dem Blob nicht unähnlich und mich hat’s, das muss ich zugeben, zuweilen ganz schön aus dem Sessel gehoben.


THE AMERICAN NIGHTMARE
(USA 2000 – Adam Simon)

Das ist einfach die mit Abstand beste Dokumentation, die ich zum Thema Horrorfilm und Kino der 60er und vor allem 70er bislang gesehen habe. Mehr muss man dazu nicht sagen. Gehört definitiv in jeden guten Haushalt.

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#33 molotto

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Geschrieben 08. Juni 2005, 09:30

DER MANN, DER SEIN GEHIRN AUSTAUSCHTE
(Großbritannien 1936 – Robert Stevenson)

Der Gehirnspezialist Dr. Laurience hat einen Weg gefunden, Gedanken und Erinnerungen eines Menschen zu extrahieren, zwischenzuspeichern und auf andere Menschen zu übertragen. Zusammen mit der jungen Ärztin Dr. Clare Wyatt will er nun den Beweis erbringen, dass seine Technik nicht nur bei Tieren, sondern auch beim Menschen funktioniert und lädt sie deshalb zu sich in seine heruntergekommene Villa ein. Unbemerkt schließt sich der Reise Dr. Wyatts auch ihr Freund Dick Haslewood an, der Reporter einer großen Zeitung ist und dessen Onkel, der schwerreiche Verleger Lord Haslewood, eine dicke Geschichte wittert. Nachdem Dick seinen ersten Artikel über die Arbeit von Dr. Laurience abgeliefert hat, holt Lord Haslewood den Wissenschaftler sofort nach London und will die Bekanntheit von Dr. Laurience ausbauen und für seine Zeitung ausschlachten. Für diesen Zweck richtet ihm sogar ein eigenes Laboratorium ein. Doch als Laurience seine Arbeit erstmals einem breiten Publikum vorstellt, erntet er nur Gelächter, Spott und Hohn. Keiner hält für möglich, was Laurience zu leisten in der Lage ist. Der alte Haslewood fürchtet um seinen Ruf, will deshalb Laurience wieder loswerden und kündigt ihm prompt seinen Vertrag. Außerdem soll er augenblicklich das Labor verlassen. Doch Laurience kann den rasenden Verleger in Zorneswut in eine seiner Hirntransporterkammern stecken. In der andere Kammer nimmt der von Laurience nur noch künstlich am Leben gehaltene Freund und Helfer Clayton platz, es knallt und zischt und just sind die Hirninhalte der beiden untereinander ausgetauscht. Lord Haslewood, jetzt im siechenden Körper von Clayton gefangen macht, weil Laurience ihm weitere, lebensspendende Injektionen verweigert, noch einen Röchler und kippt tot um. Doch weil auch der Lord recht krank war, ist es demzufolge nur eine Frage der Zeit ist, bis der nun mit Claytons Wesen angefüllte Körper ebenfalls den Geist aufgibt. Daher will Clayton, der ja in der neuen Erscheinung die Macht über das Verlagsimperium besitzt, dass Dr. Laurience ihn noch einmal transferiert. Diesmal soll der Körper des jungen Dick Haslewood dafür herhalten, weil der zudem der Neffe des Lords ist und im Falle des Ablebens des Alten das Vermögen erben soll. Doch Dr. Laurience will selber in Dicks Erscheinung weiterleben, da der mit der jungen Clare liiert ist, auf die er mittlerweile auch ein Auge geworfen hat. Allerdings hat er da die Rechnung ohne die junge Ärztin gemacht, die seine niederträchtigen Pläne gründlich durchschaut.
DER MANN, DER SEIN GEHIRN AUSTAUSCHTE gilt als einer der am wenigsten gezeigten Filme mit Boris Karloff, der hier zu echter Hochform aufläuft und den grandiosen wie wahnsinnigen Wissenschaftler mit packender Intensität spielt. Überhaupt ist der Film, der im Grunde mehr SF als Horror ist, obwohl er mit den Zutaten beider Genres sehr gekonnt umgeht, ungemein spannend ausgefallen. Durchhänger in der Geschichte gibt’s hier keine zu verzeichnen, überflüssiger Ballast verbittet sich bei lediglich 62 Minuten Spielzeit eh von vornherein. Dergestalt rast der Film förmlich von einem Höhepunkt zum nächsten und will sich zum Ende hin beinahe selbst überholen. Zum Verschnaufen kommt man also kaum, und dass der Film mir meine Tasse Kaffee hat kalt werden lassen, nehme ich ihm wahrlich nicht krumm. Ungemein beeindruckend ist vor allem, dass der eigentliche Hauptpart hier einer Frau zufällt, die die Männer in dem Film wie kleine, nichts schnallende Deppen aussehen lässt. Nicht nur für 1936 ein ungemein mutiges Unterfangen.
Ja, der Film hat wirklich alles vorzuweisen, was ein echter Genreklassiker braucht, obwohl der Streifen allein schon wegen dem großartig agierenden Karloff einen Heidenspaß macht. Einfach toll.

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#34 molotto

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Geschrieben 09. Juni 2005, 09:31


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(Kanada 1975 – David Cronenberg)

Ich kann mich an Zeiten erinnern, da hat mir PARASITEN-MÖRDER neben FAST COMPANY von den Filmen Cronenbergs am wenigsten gefallen. Irgendwie hat sich das im Laufe der Jahre gehörig verkehrt – nicht so sehr FAST COMPANY betreffend, der trotz allem natürlich auch seine Stärken hat, aber doch die PARASITEN-MÖRDER. Mittlerweile ist der Film in meiner Gunst in dem Maße gewachsen, wie er alt geworden ist. Guter Käse braucht halt lange, wenn es auch unglaublich scheint, dass der Film bereits 30 Lenze auf dem Buckel hat. So alt wirkt er gar nicht, was vielleicht an seiner recht zeitlos im Mikrokosmos des Starliner-Wohnblocks angesiedelten Geschichte liegt, die sich allein schon deshalb weitaus weniger antiquiert ausnimmt als andere Filme, die mit ähnlich gelagerten Inhalten hantieren. Cronenbergs Mär um den Parasiten, der ursprünglich dazu gedacht war, geschädigte Körperfunktionen zu übernehmen und seinem Wirt somit ein sorgenfreieres, gesundes Leben zu schenken, dann aber außer sexueller Exzesse und Wahnsinn nichts hervorbringt, gibt sich jedenfalls immer noch ungemein frisch. Dabei kann man nicht verhehlen, dass es einige Dinge in dem Film gibt, die heutzutage als eher weniger gelungen einzustufen sind. Etwas sauer stößt beispielsweise das ältere Ehepaar auf, dass von dem Parasiten angegriffen und dann von Lynn Lowry als Schwester Forythe behandelt wird – die beiden spielen ihre Rollen wirklich sensationell schlecht und haben lauter miese Dialoge. Und der Witz mit dem vom Balkon gekotzten Parasiten ist ganz klar ein Zugeständnis an das sich in Sensationsgier suhlende Publikum der Grindhouse-Kinos, auf die PARASITEN-MÖRDER ja auch in erster Linie losgelassen wurde. Das schöne an dem Film ist aber, dass er neben seiner rauen Horror-Oberfläche weitaus mehr zu bieten hat, wenngleich sich dies erst unter Einbezug der weiteren Cronenberg-Filme wirklich eröffnet. Doch auch abseits dieser Betrachtung wimmelt es in PARASITEN-MÖRDER vor herausragenden Momenten: Der wirklich grausig anzusehende und packend inszenierte Mord an dem Mädchen in Appartment 1511, der unterkühlte Starliner-Manager, der ein Pärchen in sein Büro lockt, wo eine Horde Infizierter – auch für den Zuschauer völlig überraschend - über sie herfällt


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und sich der Irrsinn in seinem ganzen Ausmaß präsentiert, das grandiose Finale im Pool... Das sind Szenen, die wirklich immer wieder mitziehen können – ganz gleich, wie oft man den Film bereits gesehen hat. Ich möchte mir daher auch gar nicht vorstellen, wie PARASITEN-MÖRDER ausgefallen wäre, hätte Cinepix sich früher durchsetzen können und die Regie Jonathan Demme übertragen. Was wäre dann wohl aus Cronenberg geworden? Hätte er auch sonst irgendwann einmal die Möglichkeit gehabt, Barbara Steele ins Gesicht zu schlagen? Hätte er die Welt dennoch mit Filmen wie SCANNERS, VIDEODROME oder M BUTTERFLY beglückt? Oder hätte er sich vielleicht zwischenzeitlich gar zum Rennfahrer umschulen lassen? Geht sowas überhaupt?
Ich war gestern jedenfalls sehr glücklich darüber, dass Cronenberg Filme wie diesen gemacht hat - kleine Filme, die dennoch in der ganz oberen Liga mitspielen können, und dass er nach wie vor einer der ganz wenigen Regisseure ist, auf dessen Arbeiten man sich immer (vor-)freuen kann, weil es ihm irgendwie wesensfremd zu sein scheint, einmal einen wirklichen Klops abzuliefern.

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#35 molotto

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Geschrieben 09. Juni 2005, 15:02

GEFANGENE DES UNIVERSUMS
(USA 1983 - Terry Marcel)

Zu Beginn schmettert die Filmmusik bereits, als wäre sie STAR WARS, STAR TREK und SUPERMAN in einem. Der Film dagegen ist alles, nur eines nicht: brauchbar. Von "gut" kann sowieso schon gar nicht die Rede sein. Richard Hatch, dessen darstellerisches Unvermögen man bereits in KAMPFSTERN GALACTICA besichtigen konnte, wird zusammen mit der strunzblöden TV-Moderatorin Carrie versehentlich von Dr. Hartmanns Materietransporter in eine Parallelwelt gebeamt, in der sich auch besagter Wissenschaftler unlängst befindet, da ein Erdstoß die Maschine hat so wackeln lassen, dass sie sich von selbst auslöste. Aber das spielt keine Geige, denn Carrie und Richard Hatch, der in dem Film übrigens Dan heißt, was weder den Film besser macht noch Richard Hatchs Leistung, suchen nun den Doc, denn sie wollen unbedingt in ihr bescheidenes Alltagsleben zurück. Ihnen zur Hilfe gesellen sich im drögen Verlauf dieses Vehikels ein Mann mit grüner Haut, ein neandertalernder Hühne mit dicker Keule, ein kleinwüchsiger Dieb mit Schnauzer und lahmen Witzen und ein lederbeschurztes Liebchen mit geilem Arsch. Letztere stirbt einige Szenen weiter bereits wieder, weil ihr John Saxon eine Kugel in den Latz knallt. Saxon ist Keel, der Obermotz in der fernen Welt. Er ist nur auf Unterdrückung und Terror aus. Dr. Hartmann verdingt sich bei Saxon als Alchimist, erfindet Pulver, Pistolen und Nitro und muss deshalb am Ende auch bei ihm bleiben, während Richard Hatch zusammen mit Kay Lenz - die sich gnadenlos in dem Versuch verliert, in der Rolle der Carrie halbwegs gefallen zu wollen - zu uns zurückkehren dürfen. Zumindest Kay Lenz hätten die aber gerne behalten können, ach was, den ganzen Film. Boah, watn Scheiß. :doof:

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#36 molotto

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Geschrieben 09. Juni 2005, 21:59

DAS GEHEIMNIS DES DR. Z
(Frankreich/Spanien 1965 – Jess Franco)

Der geheimnisvolle Doktor Zimmer hat nach mühsamer Forschung entdeckt, wo im Gehirnskasten des Menschen die Gut- und Schlecht-Zentrale liegt. Je nachdem, wie sie nun stimmuliert wird, wird aus der jeweiligen Person eine Mutter Theresa oder ein Charles Manson. Auf dem Neurologenkongress lacht man ihn ob seiner Erkenntnisse allerdings aus, weshalb Dr. Zimmer einen Herzanfall erleidet und abkratzt. Aber nicht, ohne vorher seine Tochter Irma darum gebeten zu haben, seine Experimente fortzuführen. Diese sinnt aber in erster Linie auf Rache dafür, dass man ihren Vater so schäbig behandelt hat. Deshalb täuscht sie ihr eigenes Ableben vor, zieht in den verlassenen Familienbesitz und funktioniert die als Miss Death durch Tingeltangelclubs vagabundierende Go-Go-Tänzerin Nadia mit den Apparaten ihres Vaters so um, dass sie zu einer programmierbaren Mordmaschine wird.
Ganz sicher ist DAS GEHEIMNIS DES DR. Z trotz aller - zweifelsohne vorhandenen und auch unabsprechbaren - Qualitäten nicht Francos allergrößter Wurf, aber der Film macht allein schon deshalb sehr viel Spaß, weil Miss Death entweder eine Ganzkörpernetzstrumpfhose trägt oder gute Teile des Films sonstwie halbnackig verbringt, was Mitte der 60er bestimmt für allerlei O-la-la sorgte. Außerdem ist das Labor - und da hat Franco echt Gas gegeben - eines der eindrucksvollsten, die es in einem Film jener Dekade zu sehen gibt. Tolle Roboterarme, flackernde Lichter, vor elektrischer Spannung brummende Drähte – so gehört sich das. Und die Idee, dass die Rache mit ebenso verteufelt langen wie vergifteten Fingernägeln von Miss Death erfüllt wird, ist auch heute noch ein kleines Aha! wert. Zu all dem gibt’s Howard Vernon und einen dezent eingewobenen Verweis auf Francos Orlof(f)-Filme quasi noch geschenkt oben drauf. Dankend angenommen. Nur die Sache mit den Nächten, die hat der Spanier nie auf die Reihe gekriegt und wird es wohl auch nicht mehr schaffen. Immerhin wird man in diesem Fall akustisch nicht mit Käuzchen und Äffchen behelligt, ohne die es ja später gar nicht mehr ging. Deshalb habe ich mir die bei zumeist strahlender Sonne umhertappenden Weiber in Nachthemden auch ohne Murren und im Grunde recht gern angesehen, mich gleichfalls in meinem Unglauben aber erneut erwischt, dass es Franco doch trotz dieses Umstandes recht häufig gelingt, ungemein stimmungsvolle Bilder zu produzieren. Vielleicht liegt dieses Geheimnis ganz einfach in der Verwendung von Schwarzweißmaterial, vielleicht aber auch daran, dass bei DR. Z kein Manuel Merino hinter der Kamera saß - und selbst der hat ja hin und wieder mal was zu zaubern verstanden.

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#37 molotto

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Geschrieben 14. Juni 2005, 13:17

THE BIG RED ONE (The Reconstruction)
(USA 1979 – Samuel Fuller)

Es ist natürlich durchaus zu begrüßen, dass dieser einst auf knapp 100 Minuten gekappte Film nach 25 Jahren endlich mal in der Fassung zu sehen ist, wie er ursprünglich konzipiert wurde. Persönlich hatte ich so gut wie keine Erinnerungen mehr an den Film, den ich zuletzt zur Glanzzeit der VHS-Kassette als etwas schwammiges Vollbildvideo der Firma 20th Century Fox, die den Film ja auch im Kino auswertete, in der Videothek geliehen habe. Nur ganz vereinzelte Szenen hüpften noch im Gedächtnis herum - und natürlich die Tatsache, dass ONE - aus welchen Gründen auch immer - jahrelang in UK verboten war.
Das Schöne ist natürlich, dass man mit der Reconstruction endlich das in den Händen hält, was Fuller einst alles auf Zelluloid für ONE bannen ließ, das weniger Schöne, dass nun auch all das enthalten ist, was den Film zwischendrin hin und wieder sehr langatmig werden lässt. Durchgehende Hochspannung verbietet sich ja allein schon wegen der Erzählweise des Films, die sich wie ein Tagebuch/Tatsachenbericht ausnimmt – und das leider ziemlich konsequent mit ziemlich großen Lücken. Deshalb ist ONE in der Langfassung noch viel mehr ein sich aus Episoden und großen Handlungssprüngen nährendes Werk, das mir, wenn ich dem trauen darf, was sich zu ONE dereinst bei mir abgesetzt hat, in der kürzeren Fassung weitaus flotter erschien.
Nicht von der Hand zu weisen ist allerdings Fullers für meine Begriffe dröge Arbeitsweise in ONE, die ihn trotz ähnlicher Spielzeit nie in die Regionen eines echten Großwerks wie DIE KANONEN VON NAVARONE oder DAS DRECKIGE DUTZEND rücken lassen. In ONE gibt es bis auf ganz wenige Aufnahmen keine Totalen. Fuller arbeitet fast ausschließlich mit Halbtotalen und Closeups. Wirkliche Tiefe und wuchtige Bilder kann der Film allein deswegen schon nicht vermitteln. Demzufolge sieht bei Fuller der D-Day auch aus wie ein zu groß geratener Sandkasten mit genau zwei (!) auszumachenden Landungsbooten, und über den Abschnitt mit der Befreiung des KZs in der Tschecheslowakei müsste man überhaupt gänzlich den Mantel des Vergessens legen, so schlecht ist er geraten. Da hilft es auch nichts, dass Mark Hamill gerade in dieser Episode seine schönste Szene hat. Aber auf die Charaktere kommt es in ONE eh nicht an, sondern nur um möglichst viele verschiedene (Kriegs-)Schauplätze, wo Fuller die Männer auftauchen lassen und immer sehr verlässlich gehörige Feuerwerke entzünden kann. Bis auf Marvin ist ehfast alles graue Suppe, was hier seinen Auftritt feiert. Nach eineinhalb Stunden nervt es nicht wenig, dass hier statt eines Spannungsbogens eher Strichaufzählung im Vordergrund steht. Sogar die eigentlich ganz brauchbaren Subplots verlaufen sich völlig ungenutzt im Nichts – da verpuffen die eingeschleusten Nazi-Agenten ebenso fix wie der von Siegfried Rauch wirklich toll dargestellte Superschurke Schröder in der Schlossszene im Nirgendwo.
Der bittere Nachgeschmack ist bei ONE deshalb auch der, dass sich aus seinen Zutaten allenfalls brauchbare Filme stricken lassen, Klassiker indes werden aus einem anderen Holz gefertigt. Deshalb mag mir das Bohei um die Langfassung (Cannes usw.) auch gar nicht einleuchten. Der Film ist geblieben, was er war: ein gerade mal etwas über dem Durchschnitt vagabundierender Harte-Männer-Kriegsreißer mit vielen kleinen Höhepunkten, dem es aber an einem brauchbaren Erzählfaden ebenso mangelt wie an einem wirklichen Spannungsbogen, den mit Marvin und Rauch anzufertigen doch im Grunde ein leichtes gewesen wäre. Für einen Film mit solch einer Länge bietet ONE einfach viel zu wenig. Schade, ich hatte mir wirklich mehr erhofft.

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#38 molotto

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Geschrieben 15. Juni 2005, 08:56

DER LANGE TAG DER RACHE
(Italien 1967 – Florestano Vancini)


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Nach Jahren im Straflager, die Ted Barnett wegen angeblichen Vatermords hat verbringen dürfen, gelingt ihm die Flucht. Angetrieben davon, mit den wirklichen Mördern eiskalt abzurechnen und zudem die ruchlosen Machenschaften rund um die von seinem Vater aufgebaute und betriebene Eisenbahnlinie aufzudecken, wird er gleichzeitig zum Jäger und Gejagten.
Herausragend an dem Film ist nicht natürlich nicht nur Giuliano Gemma, dem immer der Anschein des etwas zu glatt geratenen Helden anhängt. Hier allerdings macht sich das der Film bewusst oder unbewusst zunutze und stilisiert Gemma in der Rolle des Barnett zu einem herrlich strahlenden Racheengel, der rechtzeitig immer dann, wenn er dazu übergeht die wirklich bösen Männer abzustrafen, einen wunderschönen, neuen weißen Anzug spendiert bekommt. Und weil er seine vier Hauptfeinde in zwei filmischen Abschnitten paarweise um die Ecke bringt, dürfen es dementsprechend auch zwei schnieke weiße Gewänder sein, mit denen er gleichsam seine Unschuld herauskehrt und zur Schau stellt, die am Ende auch der Richter einsehen muss. Von den sich im Dreck der Welt suhlenden, sich von allem Leben abkehrenden finsteren Gestalten, in deren Brägen nur noch der Racheplan herumspukt, hat Gemma nichts. Und das lässt demzufolge auch Platz für ein wunderschön ausgebreitetes Intrigenspiel, das die Hatz nach den Mördern unterbricht und sowohl genügend Raum für die Hintergründe der Geschichte lässt, die Finsterlinge in den Vordergrund rückt als auch das Finale vorbereitet. Und mit guten Einfällen (Drehbuch: Di Leo) geizt der Film sowieso nicht: Ein Sheriffstern findet gleich zweimal eindrucksvoll Verwendung als Waffe, dann der Schmugglerzug, den Gemma von Alleingang von bösen Jungs säubert und ihn dann führerlos in die Stadt zurückschickt, das extrem spannende Finale am Galgen – von eindrucksvoll angerührten Szenen hat DER LANGE TAG DER RACHE einfach jede Menge zu bieten, die immer wieder sehr spannend anzusehen und mit einem tollen Soundtrack unterlegt sind, den man den Rest des Abends gern vor sich herpfeift. Wenn sich Gemma dann am Ende trotz zerschossener Beine seiner neuen Liebe noch mit einem Lächeln und allen Schmerz völlig vergessend als „Strohsack“ anbietet, dann kann man eh nicht mehr anders als den Kerl einfach toll finden.

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#39 molotto

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Geschrieben 16. Juni 2005, 15:29

DRUNKEN MASTER KEHRT ZURÜCK
(Hongkong 1979 - Chang Chih-chao)

Hat mich prompt an Zeiten erinnert, als noch in fast jeder Videothek Schrott vom Kaliber SAUFBOLD UND RAUFBOLD und SCHNAPSNASE UND SCHLAPPOHR zu finden war. Bittere Jahre waren das! Das wollte damals schon keiner leihen, heute wohl noch viel weniger. Sollte bei den Dingern tatsächlich einmal der kleine Verleihanhäner an der Kassette weg gewesen sein, was extremst selten vorkam, habe ich mich schon gehörig gewundert, und manchmal taten mir die armen Würstchen sogar ein wenig leid, die diese Zossen in Erwartung eines duften Videoabends mit nach Hause geschleppt haben. Und jetzt? Jetzt darf ich mich selber in der Rolle der armen Sau ertappen mit so einer Graupe im Abspieler. Zwar habe ich für den Streifen kein Geld ausgegeben (wäre ja noch schöner!), aber ich habe wider besseren Wissens 80 Minuten 10 Sekunden in den Krempel investiert; Zeit also, mit der anderweitig etwas Besseres anzustellen gewesen wäre. 80 Minuten und 10 Sekunden wurden mir hier nicht nur dumme Fratzen präsentiert, sondern auch noch ziemlich schlechte Kämpfe. 80 Minuten und 10 Sekunden musste ich Szenen wie die ertragen, in der sich ein halbes Hemd mit einem Teller gegen einen Feind wehrt, der sich daran die Finger verbiegt und dann "Au-uih-uih!" - "Tjajaja! Echt Rosenthal!" Meine Fresse! 80 Minuten und 10 Sekunden lang gab sich dieser Scheiß alle nur erdenkliche Mühe, mich zum Elch zu machen!
Typ A und Typ B (die richtigen Filmnamen sind mit entfallen, was mir aber als wirklichen Verlust nun auch nicht gerade einleuchten mag) verdingen sich bei Siu Tien Yuen, den man ja aus den KNOCHENBRECHER-Filmen als dauerbesoffenen Sack kennt, in seiner Sojakuchenbäckerei als Knalltüten und legen sich versehentlich mit schlimmen Fingern an, von denen sie 'n Arsch voll kriegen. Dann lernen sie Meister Ting (oder so) kennen, der nicht nur aussieht, als hätte er früher mal bei Goblin Bass gespielt, sondern ihnen auch noch beibringt, wie man sich richtig kloppt. Außerdem kriegen sie zur Vertiefung ihrer Fähigkeiten noch ein geheimes Kung-Fu-Buch in die Hand gedrückt. Weil sie sich darüber aber streiten, fällt das Buch versehentlich ins Feuer, verkokelt halb und ist kaum mehr brauchbar. In der Schwarte fehlen trotz sofortiger Rettung wichtige Stellen, deshalb erfinden Typ A und Typ B den Rest einfach selbst dazu, was total scheiße aussieht, kriegen zusätzlich von Meister Ting noch was beigebracht und hauen sich dann erneut mit den schlimmen Lümmeln, die, weil sich Meister Ting an einen ihrer Schutzgeldeintreiber vergriffen hat, sowieso noch ein Hühnchen mit der ganzen Bagage zu rupfen haben. Im Getümmel beißen Siu Tien Yuen und seine Filmtochter ins Gras, was Ting und die beiden frisch angelernten Knaller dermaßen erbost, dass sie kurzerhand alles in Dutt hauen.
Ich glaub, mein Schwein pfeift!
Film aus, ab in’ Schrank und dann bloß schnell vergessen, dass ich den überhaupt besitze.
Siu Tien Yuen ist den ganzen Film über übrigens stocknüchtern, das nur mal so nebenbei.

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#40 molotto

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Geschrieben 20. Juni 2005, 09:16

Ein Doppelprogramm für den Hirnleerlauf. Alles andere verbietet derzeit die schlechte körperliche und geistige Verfassung:

NIGHT OF THE DEMONS 2
(USA 1994 – Brian Trenchard-Smith)

Ich gebe zu, dass ich öfter mal ein wenig vorgespult habe, weil ich mir das einfach nicht in voller Länge ansehen konnte. Ich werde die DVD und das Cover jetzt wegschmeißen und erfreue mich an einer schönen schwarzen DVD-Hülle, für die ich später sicherlich noch Verwendung haben werde.
Mit einiger Verwunderung nehme ich zudem zur Kenntnis, wie weit Brian Trenchard-Smith, dessen INSEL DER VERDAMMTEN ich sehr mag, gesunken ist.

EIN KAKTUS IST KEIN LUTSCHBONBON
((BR) Deutschland 1980 – Rolf Olsen)

Für Rolf Olsen habe ich eine große Schwäche. Meiner Meinung nach ein wirklich sehr begnadeter Regisseur – zumindest, wenn er seine Filme häufiger einfach ganz allein machen würde: Kamera, Schnitt, Schauspielerei, Regie. So aber haben jede Menge Subjekte die Möglichkeit, ihm seine Vision zu schrotten, denn nicht immer ziehen alle an einem Strang und es kommt ein Film wie BLUTIGER FREITAG dabei heraus.
Hier geben sich Jürgen Drews, Heinz Eckner und Babsi May alle Mühe, den Olsen schlecht aussehen zu lassen. Aber man ist ja verständig genug, dieses böse Intrigenspiel zu durchschauen und den wahren Wert von KAKTUS zu entdecken. Und wenn in dem Film auch weit über Gebühr über Sozis und sozialschmarotzende Ausländer hergezogen wird (inklusive den höllisch abgestandenen Witzen mit dem herumbayernden „Herrn Neger“ und einem sexuell ausgehungerten Türken, der immer nur „Bumsi-bi-ba-bumm“ machen will), ich finde ihn trotzdem bemerkenswert. Szenen wie die, in denen ein einfach unglaublich fetter und unglaublich hässlicher Junge (wie man ihn defintiv noch nie auf Leinwand sah) in einem Café 16 Torten bestellt, kaffeeklatschenden Omas die Sahne aus den Ohren herauskommt und natürlich auch der sich durch die Hose kokelnde Schniedel eines notgeilen Oberprimaners sind für die Ewigkeit gemacht und haben sich unauslöschlich bei mir eingebrannt. Ein ganz und gar absonderlicher Film, dessen Komödienzugehörigkeit streckenweise gehörig ins Experimentelle abkippt. Gänsehautgefühl. Sagenhaft!

Danach gab’s noch

DIE MANNS – EIN JAHRHUNDERTROMAN
(Deutschland 2002 – Heinrich Breloer)

Normalerweise bin ich kein großer Freund der TV-Unterhaltung, zumal wenn mit Bildungsanspruch angereichert. In diesem Fall muss ich allerdings sagen war der Stil des Films sehr gut gewählt, fügte sich trotz teilweise gewaltiger Zeitsprünge einfach wunderschön Szene an Szene und auch den Schauspielern zuzusehen, war einfach ein Vergnügen. Selbst die Ferres mochte ich diesem Werk!
Ja, das war wirklich das „nationale Ereignis“, wie der Film seinerzeit angepriesen wurde. Die DVD kriegt einen Ehrenplatz neben RAUMPATROUILLE.

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Geschrieben 21. Juni 2005, 07:58

GAMERA – REVENGE OF IRIS
(Japan 1999 – Shusuke Kaneko)

Leider ist ja seit REVENGE OF IRIS kein neuer Gamera-Film mehr gemacht worden. Als Gegenstück zu Tohos Godzilla funktioniert Gamera weitaus besser als ein Monster, dass sich ausschließlich als das gute Gewissen der von Menschen und Monstern gebeutelten Natur versteht. Und wähernd es in den Godzilla-Abenteuern meistens nur um eine Leistungsshow genialer Erfindungen geht und im Höchstfall noch ein paar zwischenmenschliche Probleme aus dem Weg geräumt werden, ist man bei Gamera schon viel weiter. Superwaffen gibt es nicht, denn Gamera kämpft auf der Seite der Menschen und ist bereits die Hauptattraktion, die Superwaffe. Und deshalb ist auch genug Platz für ganz bodenständig-existenzielle Dinge: Versicherungsgesellschaften, die sich um die Bereinigung der Flurschäden der Monsterattacken kümmern müssen, die Infragestellung, inwieweit Gamera als „Freund des Menschen“ angesehen werden kann, da – und das zeigt der Film durchaus auch ziemlich schonungslos – immer wieder Hunderte von japanischen Bürgern auch durch seine Angriffe ins Gras beißen müssen und, ganz wichtig, warum ausgerechnet immer Japan mit Monsterbesuchen beglückt wird. Fragen also, die bei Toho-Filmen fast grundsätzlich unter den Tisch fallen. Die Tricktechnik bei REVENGE OF IRIS ist 1A und stellt auch den letzten verfügbaren Godzilla sowie viele US-Gimmick-Filme der letzten Zeit größtenteils noch in den Schatten. Ein großer Pluspunkt ist außerdem das brillant gestaltete Iris-Monster, das in einer wunderbar angelegten Waldszene ein Mädchen verführt, was ganz kurz Erinnerungen an LA BÊTE zu wecken vermochte.
Ein wirklich absolut gewaltiger Film, der seine in den Abspann geschmissene, etwas arg trompetende Botschaft „Gamera: The real guardian of the universe!“ auch als Ätschibätschi-Fingerzeig in Richtung des großen Grünen verstanden haben will, denn das Niveau der Gamera-Filme der 90er Jahre ist – und das muss man schon zugeben – dem der Toho-Produktionen aus gleichem Jahrzehnt weit überlegen.

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Geschrieben 22. Juni 2005, 19:24

SATANICO PANDEMONIUM
(Mexiko 1973 – Gilberto Martinez Solarez)

Bemerkenswert ist, mit wie wenig Einsatz (Schauspieler, Locations, Effekte) es insbesondere die Mittel- und Südamerikaner zu Wege bringen, etwas Brauchbares auf die Leinwand zu bekommen. Statt mit großkotzig-oppulenten Bildern, die zumeist doch nur Augenwischerei sind und oftmals zu nichts weiter gut, als die Aufmerksamkeit des Zuschauers von Handlungslöchern und Brüchen in der Logik abzulenken, nährt sich SATANICO PANDEMONIUM fast ausschließlich von seinen durchweg recht bemerkenswerten Schauspielern (die Pezet ist wirklich toll!) und den recht zahlreichen subversiv-blasphemischen Szenen. Man kommt zwar nicht umhin, Solarez hin und wieder zu bescheinigen, dass ihm diese dann und wann auch mal etwas zu lang (und langatmig) geraten sind, aber schön anzuschauen sind sie dennoch. Die Story um die Nonne Maria, die urplötzlich von erotischen Phantasien geplagt wird, sich in Mordgeschichten verstrickt und ihre Seele – was von Anfang an schon zu erahnen war – in ihrer größten Not dem immer wieder in Versuchung führenden Satan verschreiben muss, hat immer dann seine stärksten Momente, wenn Solarez zunächst harmlos erscheinende Begegnungen seiner Charaktere mit einem Mal in sexuelle Raserei und Mord umkippen lässt. Außerdem spart der Film auch nicht mit einem mehr oder minder überraschenden Ende, dass auch noch 25 Jahre später bei JACOB’S LADDER gut funktionierte. Aber auch so hat SATANICO PANDEMONIUM genug Stoff an Bord, um seine rund 90 Minuten stimmig zu durchschiffen. Ein kleiner, dafür aber umso feinerer Film, der sich mit der gängigen Nunsploitation aus Europa nicht immer unter einen Hut bringen lässt. Schön.

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Geschrieben 24. Juni 2005, 00:22

DIE TÜR MIT DEN 7 SCHLÖSSERN
((BR) Deutschland 1962 – Alfred Vohrer)

Ein Wallace ist immer nur so gut, wie das Gesamtkonstrukt seiner Geschichte. Im besten Fall sieht das dann ein wenig wie Ohnsorg-Theater aus, bei dem durch jede Szene die Nebelbänke rollen. Mit DIE TÜR MIT DEN 7 SCHLÖSSERN beweist Vohrer aber vor allem, dass in einem gut gemachten Wallace auch noch viel mehr als nur Krimi Platz hat. Und wenn Vohrer in DIE TOTEN AUGEN VON LONDON noch den richtigen Weg zu suchen schien, wie ihm ein stilsicherer Gruselkrimi gelingen würde, hat er ihn in den SCHLÖSSERN defintiv gefunden. Die letzte halbe Stunde suhlt sich stimmungsvoll und recht gehörig in Horrorklischees, die mit einem Pinkas Braun als Mad Scientist ihre Krönung erfahren. Und dass der Braun Menschenköpfe auf Affenkörpern zu schrauben gedenkt, um damit eine Rasse von „Titanen im Geiste“ zu kreiieren, wäre allein schon Stoff genug für einen eigenen Film, von dem ich mir gewünscht hätte, dass er unter der Regie eines Rene Cardona beizeiten entstanden wäre. Aber man kann nicht alles haben, weshalb auch Kinski nach nur rund fünf Minuten schon wieder tot ist, der olle Arent aber bis zum Ende durch den Film krebsen und auch noch das letzte Wort haben darf. Es müsste sich wirklich mal jemand bei Lucasfilm hinsetzen und den Kommissaren (Drache mit Igel-Mecki-Frisur ist klar besser als Pomaden-Fuchsberger) statt des devoten Flutschi eine flotte Uschi an die Hand digitalisieren. Tura Satana, Modesty Blaise, Big Zapper - es wäre mir schlichtweg egal. Immerhin geht der Film nicht so weit, die stimmungsvollsten Szenen durch das Getölpel seiner Witzfigur zu zerfransen. Pinkas rettet am Ende den Film und meine Zufriedenheit mit einer extravagenten und höchst theatralischen Sterbeszene. Das, was hinter der Tür mit den sieben Schlössern steckte, war danach fast schon ohne Belang. Kein Wunder also, dass man das im Laufe der Zeit immer wieder vergisst.

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Geschrieben 24. Juni 2005, 07:31


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Kino Bali, 1980

Vor ziemlich genau 25 Jahren erlosch im Bali das Licht. Bevor das Abrißunternehmen kam, bargen wir die vergessenen Schätze aus seinem Keller. Plakate, Bilder und sogar Dias. Wo das Kino einmal stand, wurde dann ziemlich hastig ein Einkaufscenter hochgezogen. Ein schnöder Marktkauf ist da jetzt zu finden. Und die Einkaufswagen holt man sich seit Jahr und Tag dort ab, wo einst die Leinwand zu finden war, auf der sich sonntags in der Jugendvorstellung all das abspielte, was uns mindestens bis zum nächsten Wochenende in helle Aufregung versetzte.
Der letzte Film, der im Bali gezeigt wurde, war ZUM GASTHOF DER SPRITZIGEN MÄDCHEN. Hätte ich mir damals bestimmt nicht ansehen wollen, aber immerhin, liebes Bali, bist du deiner Linie treu geblieben. Mit Nackedeis ab in den Untergang; man kann sich fast kein besseres Ende wünschen. Am Wochenende vor dem endgültigen Aus habe ich mir noch

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in deiner etwas muffigen Halle angesehen. Eine gute Wahl, denn dort geht jede Menge kaputt. Und kaputt bist du jetzt auch.

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Geschrieben 24. Juni 2005, 23:54

KUNG FU - STURMSTAFFEL DER HÖLLE
(Hongkong 1979 – Lu Chin-ko)

Von einem asiatischen Film, dessen Hauptcharaktere in der deutschen Synchronfassung Wiesel und Mungo heißen, ist eigentlich nicht viel zu erwarten. Und die Tatsache, dass End-70er-Kloppereien fast grundsätzlich mit humoriger Schlagseite das Licht der Welt erblicken, macht die Sache auch nicht viel besser. STURMSTAFFEL bietet aber gegenüber anderen Produktionen den großen Vorteil, dass der Streifen mit sehr hübsch anzusehenden Kämpfen, streckenweise ganz besonders wummrig-unterhaltsamen Schlaggeräuschen (natürlich geht in diesem Bereich absolut nichts über KARATO – DER KNOCHENBRECHER AUS SINGAPUR) und zahlreichen Härten angereichert ist, die über die ganzen Blödeleien locker hinweg sehen lassen könnten, wäre da nicht die deutsche Synchronspur, die selbst bei den (gerade zum Ende hin) eindrucksvollen Kampfszenen vor sich hinkalauert, dass es schlichtweg eine Beleidigung für die Ohren ist. Nichts gegen ein paar zündende Sprüche und Großmeiereien, die den Unterhaltungswert weit nach oben katapultieren, aber man kann es auch übertreiben. Insbesondere, wenn es zu den eigentlich mit Ernst durchsetzten Kämpfen nicht mehr passen will. Schuld sind natürlich aber auch die Phantasie-Kampfstile im Film: Satansstab gegen Mörderpaddel und Teufelskralle gegen Drachenklaue sind schon selten beknackte Einfälle – sehen aber zumindest gefilmt recht eindrucksvoll aus. Mungo hat außerdem eine Frisur wie ein festgeklebter Mofahelm und wirkt damit schon allein wie die menschliche Version des „Schreckens mit dem Affengesicht“. Was sollten die Synchronfuzzis mit so Zeugs anderes anstellen, als das ganze mit noch mehr Dünnpfiff zu garnieren? Und trotz allem gewinnt STURMSTAFFEL gerade bei mehrmaliger Sichtung sehr dazu, wie wieder festzustellen eine Freude war. Von den ganzen Filmen der ausgehenden 70er, die nicht aus dem Hause Shaw Bros. stammen, sind mir Wiesel und Mungo alle Male lieber als die zumeist mit ziemlicher Lieblosigkeit hingeknallten Figurschablonen der gängigen Jimmy-Shaw-Filme und anderem Gedussel ähnlich gestrickter For-one-week-only-Ware. STURMSTAFFEL hat was, das kann man gar nicht anders sagen.

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Geschrieben 26. Juni 2005, 20:44

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(USA 1974 – Sam Peckinpah)

Auf DVD sieht ALFREDO GARCIA so schön aus, wie man ihn außer im Kino noch nie sah. Das ist sehr löblich. Weniger löblich allerdings einmal mehr das von MGM knallhart durchgezogene Konzept, die unlängst vorhandenen und immerhin hauseigenen Extras nicht auf die europäischen Silberlinge zu bannen. Audiokommentar Fehlanzeige, Trailer Fehlanzeige. Wenigstens den Trailer hätte ich gerne auch auf dem Euro-GARCIA gewusst. Dafür kann man sich den mittlerweile mit Freigabe ab 16 Jahren versehenen Peckinpah jetzt endlich einmal in aller Ruhe komplett anschauen. Das alte Warner-Tape mit der Kinofassung darf ins Regal auf den Dachboden, obwohl die Nachtszenen auf Video weitaus besser ausgesehen haben. Auf DVD sind diese etwas übernatürlich hell geraten, zuweilen mag man sie schon sonnig schimpfen. Auch, dass jedes im Film abgelassenes „Buenos dias“ blöderweise untertitelt wird, Isela Vegas nicht gerade unwichtiger Dialog mit dem Möbelfabrikanten auf dem Lande aber nicht (sie betrügt Warren Oates gehörig, denn sie fragt nicht nach dem Weg zum Friedhof, sondern lobt einfach nur die schönen Stücke), ist natürlich kurz vor der Hirnverbrennung. Mag sein, dass das bei MGM zum Konzept gehört, ist aber prinzipiell nicht mehr feierlich. UTs daher per Hand ganz abschalten. Den Film macht das alles natürlich kein Stück schlechter. Gold bleibt Gold - egal, wieviel Haufen ein Esel drüberkackt.

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Geschrieben 26. Juni 2005, 22:16

Nachträge vom Wochenende:

GODZILLA – FINAL WARS
(Japan 2004 – Ryuhei Kitamura)

FINAL WARS gibt ziemlich Gas – zuviel für meinen Geschmack. Der Film versteht sich als ein einziges Toho-Best-of, wobei es natürlich prinzipiell schon ein Genuss ist, dass alles, was an Monstern, Maschinen und kosmischen Bedrohungen die Geschichte des Studios zu bieten hat, kompakt in einen Film eingearbeitet wurde. Aber man kann es auch übertreiben. Ein U2000-Upgrade, der Riesenmeteor Gorath aus UFOS ZERSTÖREN DIE ERDE, Anguirus (alias Angilas), die Seeschlange Manda, Kamacuras, Mothra, Emmerichs US-Godzilla, Rodan, Ebirah, der Riesenwuffi Seesar, Gigan und auch ein gewohnt extrem Panne aussehender Minya werden aufgefahren, um eine Materialschlacht sondergleichen anzuzetteln. Mit großen Monsteraufwäschen hat man bei Toho im Grunde kein Problem, wovon die beiden gnadenlos guten Filme FRANKENSTEIN UND DIE MONSTER AUS DEM ALL und GODZILLA, MOTHRA, KING GHIDORAH: GIANT MONSTERS ALL-OUT ATTACK zeugen. Bei FINAL WARS geht dieses Unterfangen aber zuweilen arg nach hinten los. Keine Militärs kämpfen diesmal einen aussichtslosen Kampf gegen die Viecherei, die von den Außerirdischen des Planeten X kontrolliert wird, sondern gleich eine eigene Earth Defense Force, die ganz übel nach Power Rangers stinkt und über ähnliche Superfähigkeiten verfügt. (Was ist eigentlich aus dem guten alten G-Forschungszentrum geworden?) Das wäre an sich natürlich noch zu verknusen, wenn Kitamura seinen U2000-Kommandanten nicht auch noch wie eine Karikatur seiner VERSUS-Schwertschwinger in Erscheinung treten lassen würde, wenn die Monster ihren gewohnt bedächtigen Marsch durch die Kulissen beibehalten hätten und sich nicht so eilen müssten, als wäre der Leibhaftige hinter ihnen her, wenn die hochnotpeinliche Motorradverfolgungsszene nicht gedreht worden wäre, die den Film fürchterlich in die Tiefe reißt und wenn man vor allem von den hektischen Schnitten und dem herumpumpenden E-Soundtrack (Geklimper von Emerson, hiermit wohl am Tiefpunkt seiner Karriere angekommen) verschont geblieben wäre. So aber bleibt von FINAL WARS nicht viel übrig – und schon gar kein würdiger Abschluss für eine so wunderbare Filmreihe. Kitamura liegt nämlich in erster Linie daran, die Augen seiner Zuschauer nicht nur zu kitzeln, sondern sie mit Bildern kaputtzuschlagen. Und allein deshalb muss der Film auch über weite Teile einfach scheitern. Keine Frage: Die Monsterszenen sind bis auf die hastigen Bewegungen der Gesellen beeindruckend geworden, und wenn der Japs-Godzilla den Emmerich-Godzilla kurzerhand auf die Oper von Sydney schmeißt, wo der dann sein Sterbchen machen darf, ist man als Fan der japanischen Monsterfilme natürlich voll dabei. Ansonsten versteht sich der Film vorrangig als überdimensionierter Versuchsballon für Kitamuras computerverspielte Inszenierungseskapaden, die auch dementsprechend auffällig in den Vordergrund gerückt werden. Kitamura ist kein guter Regisseur, sondern allenfalls ein überschätzter und selbstverliebter Möchtegern, denn eine Serie mit 50jähriger Vergangenheit verlangt wenigstens formal nach einer gewissen Unterordnung. Verlässliche Parameter wie bei der extrem homogen aufgearbeiteten Gamera-Konkurrenz sucht man gerade in FINAL WARS aber fast vergeblich.
Gegen die vorangegangenen Godzilla-Filme (vor allem GMK) und insbesondere auch den Daiei-Produktionen stinkt FINAL WARS dermaßen ab, dass es schon fast eine Schande ist. Es gibt manche Szenen in diesem Film, da würde ich am liebsten noch nachträglich wegschauen.


KUNG FU HUSTLE
(China 2004 – Stephen Chow)

Die Videothek, in der ich früher eigentlich recht gerne Filme geliehen habe, bot seinerzeit nicht nur ein gutes und sehr breit gefächertes Programm, sondern auch eine recht eigenwillige Zuordnung der Filme in hauseigene Kategorien. Unter Horror und Action waren natürlich die dementsprechenden Filme zu finden, Porno hatte gar einen eigenen Raum und ein entsprechender Hinweis war daher nicht nötig. Alles andere und insbesondere das Zeug, das der Besitzer nicht auf Anhieb irgendwie zuordnen konnte, tummelte sich in seiner Bude unter dem Begriff „Lustig“. „Tschuldigung, wo finde ich denn WATERSHIP DOWN?“ – „Da hinten, guck mal unter Lustig“. „Habt ihr DIE FLAMBIERTE FRAU“ – „Ja, Lustig“ KUNG FU HUSTLE würde ich auch unter „Lustig“ abstellen. Mich hat die „Lustig“-Abteilung nie so sonderlich interessiert, weshalb ich mich dort nur sehr selten umgesehen habe. Auch für KUNG FU HUSTLE würde ich ganz bestimmt nicht extra einen Abstecher dorthin unternehmen.

Peek:

CRAZIES (USA 1973 – George A. Romero) - Ein kurzer aber gieriger Blick in die DVD von Anolis bestätigte die Vermutung: Das ist qualitativ die bislang beste Fassung des Films, die mir untergekommen ist - BU eingeschlossen. Ohne Frage ein echter Sahnehappen.

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Geschrieben 27. Juni 2005, 22:44

THE AMERICAN NIGHTMARE
(USA 2000 – Adam Simon)

Der zweite Durchlauf binnen kürzerer Zeit. Nach wie vor absolut sehenswert.


ROCKER
((BR) Deutschland 1971 – Klaus Lemke)

Ganz klar Lemkes bester Film und sowieso das einzig wahre deutsche Assi-Drama von Gewicht. Es gibt nicht wenige Leute in meinem Freundes- und Bekanntenkreis, die absolut jeden Dialog aus dem Film mitsprechen können. Kinoaufführungen des Films selbst in jüngerer Vergangenheit glichen Belagerungszuständen und mit jedem Jahr, den ROCKER mehr auf der Rinde hat, gewinnt er an Wert. Roher, unbehauener Film, wie er besser gar nicht sein kann. Der Film bildet im Verbund mit NORDSEE IST MORDSEE und dem ROLLO ALLER!-Universum von Henrik Peschel (wo bleibt eigentlich der mehr als überfällige und ja unlängst fertige 3. Teil?) das schillernde Dreigestirn des deutschen Aussteigerfilms, an dem es einfach kein vorbei gibt. ROCKER ist einer der ganz wenigen Filme, die man am liebsten überall hin mitnehmen möchte, um ihn bei Bedarf sofort zeigen zu können.

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Geschrieben 28. Juni 2005, 22:38

KILLER VS. KILLERS
(Italien 1985 – Fernando Di Leo)

Der Schlussstrich unter der Karriere Di Leos ist eine zweischneidige Sache: Zum einen muss man den Film dafür loben, dass er viele Elemente und Details des 70er-Jahre-Actionfilms in die 80er hineingerettet hat, zum anderen dafür hassen, dass er sich seinem Jahrzehnt im Vergleich zu Di Leos 70er-Eskapaden über weite Strecken fast schon auf elendige Weise verhaftet zeigt. Dass Di Leo sich schwer von ASPHALT-JUNGLE inspirieren ließ, macht nix. Anderenfalls zeigt sich Hustons Film aber weitaus zeitloser inszeniert sowie mit glaubwürdigeren Charakteren ausgestattet; Dinge, die Di Leo hier einfach nicht vorweisen kann. Wenn der bereits leicht angegraute Henry Silva die Widersacher mit der Bazooka aus seinem Vorgarten ballert, ist das aus heutiger Sicht natürlich eine Mordsgaudi (vor allem auch im Hinblick auf die italienische Filmfreigabe: per tutti), das Entstehungsjahr des Films mit einbezogen, machen sich leicherdingens aber vor allem Erinnerungen an den im gleichen Jahr entstandenen DEATH WISH III breit. Und was DEATH WISH III nicht nur für die Filmserie an sich, sondern für den US-Actionfilm zur Dekadenmitte war, ist KILLER VS. KILLER in gewisser Weise für den italienischen Gangsterfilm. Ein mehr schlecht als rechter Abgesang, ein großer Sargnagel, volle Lotte saure Gurke. Knallharte Italo-Action jedenfalls hat definitiv weitaus bessere Tage gesehen. Tage, in denen nicht nach wenigen Minuten bereits eine Dalila di Lazzaro auf der Bühne stehen und schlimm singen muss (der schwarzgewandete, bewegungsstarre Tänzer im Hintergrund ist dagegen schon wieder eine Schau) und in denen der Film auch nur mit einer der beiden Handlungshälften und mit seinen ja eigentlich recht interessanten Charakteren vollauf beschäftigt gewesen wäre. Vor allen Dingen hätte man ihm aber einen fetzigeren Soundtrack spendiert und nicht so ein jämmerliches, in die Ohren der Zuschauer gestrulltes Synthezisergedudel.

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Geschrieben 30. Juni 2005, 14:35

BLUTSPUR IM PARK
(Italien 1971 - Duccio Tessari)

Der Film zählt allein schon deshalb zur Krönung des Gialli, weil er sich gerade in der ersten Stunde alle nur erdenkliche Mühe gibt, den Mordfall nicht nur bis ins kleinste Detail zu sezieren, sondern es auch vermeidet, dabei Position zu beziehen. Falsch und richtige Fährten muss man sich als Zuschauer so selbst zusammenreimen, lediglich das Handwerkszeug dazu wird gestellt. Außerdem werden der Geschichte immer rechtzeitig neue Gesichter zugeführt, sodass man gern am Ball bleibt und die Spannung kein Schiffbruch erleidet. Ganz anders als bei anderen Vertretern der Zunft macht es gar nichts, wenn man das Ende von BLUTSPUR IM PARK bereits kennt. Dazu erzählt Tessari seine Geschichte einfach zu schön und wertet sie mit einem tollen Helmut Berger auf, der seine Geburtstagskerzen auf dem Kuchen mit einem lecker Gläschen eau sans gazeuse abzulöschen pflegt, die dufteste Stereoanlage besitzt, die ich je gesehen habe und einmal so richtig wegticken darf.
Abgesehen von der Verwendung von Tschaikovsky hat der Film einen sehr eindringlichen, wenngleich auch recht zurückhaltend verwendeten Soundtrack zu bieten, der mindestens zwei Stunden lang als Ohrwurm nachklingt.
"Sie sind der Meinung, das war spitze!", wie Hänschen Rosenthal sagen würde.

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Geschrieben 03. Juli 2005, 09:09

DAS KABINETT DES PROFESSOR BONDI
(USA 1953 – Andre De Toth)

Obwohl die Technik noch nicht so weit ist, dass man BONDI auch im Heimbereich in 3D adäquat wiedergeben könnte, ist es doch erstaunlich, wie gut der Film auch ohne den Gimmick funktioniert. Anders als modernere 3D-Filme setzt BONDI kaum auf speziell arrangierte Effekte, die das Verfahren voll ausnutzen, sondern bietet 3D fast ausnahmslos als nettes Beiwerk an, wenn man einmal von der Existenz des Pingpongschwingers vor Bondis Schreckensbude absieht, der seine Bälle unentwegt in die Zuschauerreihen zu schlagen pflegt. In seinen besten Momenten sieht Vincent Price unter seinem Make up ein wenig so aus wie der legendäre BARON BLOOD von Mario Bava, was aber weder dem einen noch dem anderen Film schadet. Die Darstellung von Price ist gekonnt unheimlich geraten, weshalb seine Auftritte als wahnsinniger Mörder auch heute noch für stilvolles Geschauder sorgen, was aber auch zum Teil auf das Konto der immer noch lebhaften Kindheitserinnerungen an seinen Professor Bondi und der damit verbundenen Disposition des Nervenkostüms gehen mag. Wenn am Ende seine Maske fällt, habe ich mich damals schon arg gegraust. Heute eher weniger. Heute würde ich mich wohl eher grausen, müsste ich das Remake mit Paris Hilton anschauen, dem ich mich auf Lebenszeit zu verweigern gedenke, obwohl ja der BONDI auch nur die Neuverfilmung von Michael Curtiz MYSTERY OF THE WAX MUSEUM darstellt, den man auf der Warner-DVD als kostenlose Dreingabe mitgeliefert bekommt und was die eigentliche Sensation dieser Veröffentlichung darstellt. Doch zwischen MYSTERY und BONDI auf der einen und dem neuen Computer-Firlefanz auf der anderen Seite liegen eh qualitative Welten, über die man nicht weiter zu diskutieren braucht. Der ganze überflüssige re-imagining-Unsinn ist sowieso nur dazu gut, dass im Zuge ihrer Vermarktungen die Originale erneut einer Auswertung unterzogen werden, die ansonsten vermutlich weiter im Keller vor sich hingeschimmelt wären. Und da ist man über jede Neuverfilmung ja irgendwie auch ein wenig glücklich, so verquast solch ein Gedankengang im Grunde ist.

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Geschrieben 04. Juli 2005, 08:13

DAS GASTHAUS AN DER THEMSE
((BR) Deutschland 1962 – Alfred Vohrer)

Alfred Vohrer ist immer dann der richtige Mann, wenn es vor allem darum geht, Schmutz, Dreck und schäbige Lokalitäten gekonnt und stilgerecht in Szene zu setzen. Deshab ist DAS GASTHAUS AN DER THEMSE auch wieder einmal eine ziemliche Augenleckerei geworden, denn zumeist spielt der Film entweder in der sehr dubiosen Hafenkneipe Mekka, der Themse und ihren Kanälen oder der weitverzweigten Londoner Kanalisation. Und der „Hai“, das unbekannte Phantom, das von Joachim Fuchsberger gejagt wird, schlägt mit Taucherausrüstung und Harpune zu – bis zum verfluchten Amsterdam ist da der Weg nicht mehr weit.
Trotz seiner durchweg sehr stimmigen Sets und einer einfach grandios agierenden Elisabeth Flickenschild erreicht der Streifen leider nicht immer die mit allerlei Moder angereicherten Gruselkrimiqualitäten von DIE TÜR MIT DEN 7 SCHLÖSSERN, ist aber dennoch ein recht gelungener Schmaus, wenn dem Arent auch wie gehabt einige ganz besonders schlimmen situationskomischen Szenen spendiert wurden und der Fuchsberger durch den gesamten Film ein wenig zu selbstbewusst-heroisch spaziert. Ein paar mehr charakterliche Ecken und Kanten, weniger Unsinn und mehr Ruppigkeiten und DAS GASTHAUS AN DER THEMSE wäre ein absoluter Wahnsinnskracher geworden, an dem die vergangenen vier Jahrzehnte auch heute noch abperlen würden wie Wasser an einem Neoprenanzug.


AUGE DES BÖSEN
(Italien/(BR) Deutschland 1972 – F. L. Morris (Ferdinando Merighi))

In einem billigen Puff rastet ein Kunde scheinbar total aus und tötet eines der Mädchen. Schnell ist er gefasst, und obwohl er seine Unschuld beteuert, wird er verurteilt. Noch im Gericht schwört er grausame Rache an allen, die ihm diesen Mord angehängt haben, flieht bei der Überführung zum Knast aus dem Gewahrsam der Polizei, kapert sich ein Motorrad, baut damit allerdings einen Unfall und kriegt dabei die Rübe abgehackt. Sein Schwur scheint sich dennoch zu bewahrheiten, denn schlimme (und extrem effektreich inszenierte) Morde an den Puff-Weibern und weiteren Personen in deren Umfeld sorgen für allerlei Aufregung. Nur ein Superkommissar kann Ordnung in die Sache bringen, mindestens einer vom Kaliber eines Humphrey Bogart. Und den kriegt man auch hergeschickt. Zwar nicht original, aber mit Robert Sacchi immerhin sein professionellstes Double, das auch in Kleidung und Stil dem Vorbild recht nahe kommt. Ein dieses Bild noch krönendes „Schau mir in die Augen, Kleines“ gibt es aber nicht, weil die Augen zum Schauen den Opfern teilweise rausgeschnibbelt werden. Howard Vernon gibt den Professor mit der Riesenklatsche, der in einer seiner besten Szenen ein echtes (Tier-)Auge seziert, was extrem unprofessionell und grobschlächtig aussieht. Die anderen Effekte stammen von einem echten Professor, dem Carlo Rambaldi nämlich, sehen aber auch noch nicht so gut aus wie seine späteren Arbeiten. Dafür gibt es viele gut aussehende Darstellerinnen zu sehen: Anita Ekberg, Barbara Bouchet, Evelyn Kraft, Rosalba Neri. Eine Riege, die allein schon das Geld für den Film wert ist. Einen kurzen Auftritt haben auch noch Gordon Mitchell als wüster Grabbelboy und Rolf Eden als Schläger.
Die DVD ist ein Mix verschiedener Fassungen des Films, der sich hier wohl erstmals wirklich komplett (Blut, Gewalt, Nackedeiereien) und in durchgehend bemerkenswerter Qualität präsentiert. Auf die weiteren noch in Aussicht gestellten Produktionen von Dick Randall darf man da wohl einfach mehr als gespannt sein.

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Geschrieben 04. Juli 2005, 14:22

DER ZINKER
((BR) Deutschland 1963 – Alfred Vohrer)

Edgar Wallace goes CinemaScope. Von dem ersten in diesem Format gedrehten Wallace, den ich zu meiner eigenen Überraschung auch noch gar nicht kannte, hatte ich eigentlich etwas mehr erwartet, zumal wieder einmal Vohrer für den Film verantwortlich zeichnet. Leider bleibt DER ZINKER gehörig hinter den Erwartungen zurück. Muffige Miefbuden, viel Untergrund und schäbige Gauner, die im wahrsten Sinne des Wortes im Trüben fischen, die sucht man hier vergeblich. Kinski heißt im Film mit Nachnamen Krischna und ist verrückt – er ist das Highlight des Films und schmust mit Schlangen. Und der Drache macht seine Sache ebenfalls gewohnt ordentlich. So richtige Gruselstimmung kommt beim ZINKER allerdings nicht auf. Bis auf die Tiergroßhandlung sieht der Film dafür einfach zu sauber und aufgeräumt aus. Das Scope-Format bleibt als Stimmungsmacher fast komplett ungenutzt, was an sich schon eine Schande ist. Dafür rutschen jetzt noch häufiger etwas komödiantisch angehauchte Szenen durch, derer es in einem Wallace eigentlich nicht bedarf. Insgesamt noch mediocre, wie der Engländer so sagt. Blumentöpfe kann man mit diesem Film aber wohl keine gewinnen.


OBEN OHNE, UNTEN JEANS
(Italien 1978 – Fernando Di Leo)

Die Rumpffassung von AVERE VENT’ANNI, so, wie sie international ausgewertet wurde. Schockschwerenot! haben die da zugeschlagen! Nicht nur knapp 15 Minuten wurden aus dem Film geknapst, sondern auch gehörig Szenen umgestellt und neu miteinander verbunden. Während der ursprüngliche Schnitt den ganzen Film am Ende umkippen und den Zuschauer vollkommen überfordert und geplättet zurücklässt, ist die kürzere Fassung wie aus einem Guss gefertigt und schaut langweilig aus. Der Film endet jetzt mit der Durchsuchung der Komune durch die Polizei. Das eigentliche Ende findet sich der Odyssee von Gloria Guida und Lili Carati vorangestellt gleich zu Beginn --- und natürlich nur in extrem abgeschwächter Form. Bevor die Szenen so richtig schlimm werden, ertönen Polizeisirenen und das Bild friert ein. Als nächstes versuchen die beiden wieder per Anhalter weiterzureisen. Die Kurzfassung des Films plätschert höchstens noch angenehm vor sich hin, Ray Lovelock pennt hier wie da fast den ganzen Film hindurch und zwischendrin haben die Guida und die Carati noch Sex mit zwei Burschen, die furchtbar schmutzige Füße in die Kamera strecken. Insgesamt fehlt dem Film aber die Substanz. Man weiß im Grunde gar nicht so recht, was der Streifen in dieser Fassung darstellen soll bzw. wovon er überhaupt handeln möchte. Ein klares Ziel wird hier jedenfalls nicht mehr verfolgt. Und selbst für den schnellen Verzehr im Bahnhofskino eignet sich diese Schnittfassung kaum mehr, weder als Sexfilm noch als gängiger Teeniestreifen. Dennoch sehr interessant zu sehen, inwieweit in diesen Film eingegriffen wurde, um ihn quasi für den Normalzuschauer goutierbar zu machen.

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#54 molotto

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Geschrieben 05. Juli 2005, 14:38


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(Italien/Spanien 1966 – Sergio Sollima)

Lee Van Cleef jagt Tomas Milian eine Stunde durch die Gegend, dass es nur so kracht. Danach kracht der bis dahin sehr geradlinig inszenierte Film gehörig auseinander und die zunächst den Film bestimmende Hatz weicht einem weitaus vertrackteren Spiel um Wahrheit und Machtgier, in dem sich Lee Van Cleef als Corbett verstrickt sieht. Zwar nimmt man dem Streifen schon von Beginn an nicht so recht ab, dass Cuchillo etwas mit der Vergewaltigung und dem Mord an einer Zwölfjährigen zu tun hat, denn dazu wird Tomas Milians Charakter einfach viel zu sympathisch gezeichnet, aber die daraus resultierende Jagd macht das nicht weniger spannend. Seine beste Szene hat der Film im mexikanischen Gefängnis, in dem Corbett und Cuchillo eingesperrt werden und Cuchillo den Sinn von Corbetts besessener Jagd mit nur einem Satz nachhaltig hinterfragt, und der auch deswegen so klasse ist, weil er gleichwohl sämtliche genretypische Schwarzweißmalerei ins Wanken bringt.
Eingerahmt in fantastischen Scope-Farbfilmbildern und versetzt mit einem der besten Soundtracks von Ennio Morricone entfesselt sich in DER GEHETZTE DER SIERRA MADRE ein tolles Stück Italowestern, das auch mit seinen ganzen Subplots (Cuchillos Stierkampf, das Kräftemessen zwischen Corbett und Von Schürenberg) trefflich bei Laune hält.
An die ganzen Kürzungen in der deutschen Kinofassung kann ich mich zwar nicht erinnern, wohl aber daran, dass der Soundtrack von Morricone zumindest auszugsweise in unzählbar vielen Eastern der 70er gelandet ist, was man auch als Indiz dafür hernehmen kann, wie gut DER GEHETZTE DER SIERRA MADRE gelungen ist. Es kommt halt auf die Lesart an.

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#55 molotto

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Geschrieben 06. Juli 2005, 08:34

11:11 - THE GATE
(Kanada 2004 – Michael Bafaro)

Ziemlich weit oben auf der Welle der modernen Geistergrusler versucht 11:11 mitzuschwimmen. Das dumme ist nur, dass der Film zum größten Teil zwar Effekte vornehmlich asiatischer Horrorschocker der neueren Zeit nachzuaffen trachtet, sich insgesamt aber als ein kläglicher Rohrkrepierer entpuppt, der selbst die simpelste Mechanik des Horrorfilms nicht vernünftig einzusetzen weiß. Statt eine brauchbare Atmosphäre aufzubauen, vergeudet sich 11:11 vornehmlich darin, den Tiefbass wummern zu lassen, ein heftiges quietschen der Geigen auf der Tonspur mitzuschicken, die Schauspielerin einmal „Hiii!“ rufen zu lassen und fertig ist die Gruselkiste. Spätestens nach dem dritten Mal ist dann aber auch dieses Stilmittel mehr als ausgereizt – möchte man zumindest meinen. Nicht so aber bei 11:11, der damit sage und schreibe 92 Minuten lang hausieren geht.
Die Geschichte, die der Film aufzurollen versucht, ist dabei noch nicht mal eine, sondern ein Gebilde aus losen Handlungssträngen, von denen wirklich nicht einer zu Ende geführt wird. Dass Hauptfigur Sara den ganzen Film hindurch von einem Geist begleitet wird, weiß man als aufmerksamer Betrachter bereits nach 10 Minuten. Mit dem ominösen Tor, dass alle 20 Jahre um 11 Uhr 11 irgendwo auftaucht und Geister rotzt (hier lässt irgendwie Fulci grüßen), beschäftigt sich der Film keine 5 Minuten. Warum sich die Mühe machen und selbst darüber nachsinnen? Nein, 11:11 – THE GATE ist schon so ein richtiger Zeitverschwender, der im Grunde aber auch nur das Dilemma wiedergibt, in dem sich das nordamerikanische Horrorkino der letzten Jahre befindet. Kaum mehr eigene Ideen, nur noch billige Schocks und von einer halbwegs interessanten und glaubwürdigen Handlung weit und breit keine Spur. Und dass vornehmlich nur noch Genrefilme entstehen, die für ein pubertäres Publikum zusammengeschustert werden (so wie auch in vorliegenden Fall) nehme ich den Produzenten wirklich krumm. Gerne würde ich mal wieder einen aktuelleren Beitrag sehen, in dem man nicht mit Kindern und mindestens einem prolligen Muckitypen mit Protzauto belästigt wird.

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#56 molotto

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Geschrieben 07. Juli 2005, 08:51

A LIVING HELL
(Japan 2000 – Fujii Shugo)

Da einem auf dem Cover bereits auffällig rot unterlegt “The Japanese Chainsaw Massacre!” entgegenjubelt, ist grundsätzliche Vorsicht geboten. Das was der Film sein will, ist er dann auch in der Tat nicht.
Der junge Yasu sitzt im Rollstuhl gefangen, niemand hat so recht Zeit für ihn. Da trifft es sich eigentlich nicht schlecht, dass zwei entfernte Verwandte, eine Gruseloma und ihre scheinbar magersüchtige Enkelin Yuki, für einen Monat zu Besuch kommen. Doch immer, wenn niemand von der Familie zu Hause ist, pflegt und hegt das Duo infernale Yasu nicht etwa, sondern sie quälen ihn mit Elektroschocker und Dartpfeilen und verschönern ihn mit einer Klempnerzange zur Krönung des ganzen gar noch das Gebiss. Niemand von der Familie glaubt ihm die Mär, dass die Verwandten abgrundtief böse sind. Die Oma ist sowieso kein unbeschriebenes Blatt, war einzige Überlebende übler Untaten an einer entfernt lebenden Familie, saß viele Jahre in der Geschlossenen und ist dann scheinbar geflohen. Das weiß von Yasus Familie allerdings scheinbar niemand, wohl aber die Presse, weshalb sich ein eifriger Reporter anschickt, die Alte ausfindig zu machen. Im Zuge seiner Recherchen kommt zudem heraus, dass Hungerleider-Yuki gar nicht die Enkelin der Oma ist, sondern die Tochter. Und Yasu ist gar Yukis siamesischer Zwilling, hat vermutlich einen Dachschaden und könnte sich den ganzen hier vorgesetzten Quatsch auch nur zusammengesponnen haben.
Gerade der Anfang ist zwar gar nicht mal so schlecht geraten, aber der Film will statt mit subitler Spannung und Atmosphäre dann doch lieber mit billigen Schocks überzeugen, was – unterlegt mit einem Synthiegedudel, das den Geist schlimmster Direct-to-Video-Produktionen der 80er Jahre durch die Bilder wehen lässt – natürlich nach hinten losgeht. Außerdem ist der Film mit 103 Minuten viel zu lang geraten und verliert sich gerade zum Schluss in einen ärgerlichen Kuddelmuddel, den es so schon lange nicht mehr zu sehen gab – vor allem auch nicht beim angepeilten Vorbild von 1974. Und neben der Tatsache, dass das Bild der DVD auch nicht gerade berauschend ist, sind es vor allem die Untertitel, die den Film auch hinsichtlich seiner Präsentation ruinieren. Dass man die UTs einfach durch einen Übersetzungsprogramm gekloppt hat und sie sich deshalb so lesen wie die Bedienungsanleitung eines koreanischen Wäschetrockners, mag ich ja noch verzeihen, aber wenn weite Teile der Dialoge gar nicht übersetzt werden, macht sich schon Unmut breit. Mit der Schnelligkeit, mit der die Textzeilen dann wiederum durch das Bild gescheucht werden, hetzt die DVD knapp an der Unschaubarkeit vorbei – da kommt man zuweilen nicht mal mehr mit der Pause-Taste hinterher, sondern muss schon die Einzelbildvorschaltung (!) bemühen. Selten so einen Wahnsinn gesehen.

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#57 molotto

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Geschrieben 07. Juli 2005, 14:36

THE STRANGE VICE OF MRS. WARDH
(Italien/Spanien 1970 – Sergio Martino)

Edwige Fenech als Julie Wardh gefangen zwischen drei Männern. Von ihrem einstigen Lover Jean will sie nichts mehr wissen, ist er doch ein dominanter Brutalo. Doch auch ihr Ehemann Neil, ein etwas langweiliger Finanzjongleur ist nicht so das gelbe vom Ei. Da kommt es ihr gerade recht, dass eines Tages der flotte George ihren Weg kreuzt, mit dem sie sich auch prompt einlässt. Doch in Wien (tolle Drehorte hat der Film, muss man schon sagen) treibt zur gleichen Zeit ein irrer Frauenmörder sein Unwesen, der besonders Julie nachstellt und sie fast in den Wahnsinn treibt.
Der Film geizt nicht mit tollen Bildern, dichter Atmosphäre, einem gelungenen Soundtrack von Nora Orlandi und vor allen einigen überraschenden und sehr spannenden Wendungen, bei denen man unbewusst immer weiter Richtung Sesselkante rutscht. Und so soll das ja auch sein. Ein wahnsinnig guter Film mit einem tollen Ivan Rassimov und einem schön schmierigen Gigolo-Hilton. Die US DVD von NoShame ist zudem in jeder Beziehung ein echter Hingucker (die kleinen Tonaussetzer in der englischen Sprachfassung bei den Textinserts sind kein Mangel) und hat Extras, mit denen man durchaus etwas anfangen kann und nicht nur Füllmaterial darstellen.

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#58 molotto

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Geschrieben 08. Juli 2005, 15:00

LADY SNOWBLOOD – LOVE SONG OF VENGEANCE
(Japan 1974 – Fujita Toshiya)

Eine großartige Fortsetzung mit extravaganten Bildern, an denen man sich immer wieder einfach nur laben kann. Die Eröffnung am Strand, die Rickshaw-Fahrt mit der aufbrausenden Musik, die Slums und dazu noch diese tolldreisten Kerle von der Geheimpolizei. Warum die Fortsetzung bei vielen Filmfreunden in einem wesentlich schlechteren Licht steht als das Original, verstehe ich nicht. Der Film gewinnt bei mir mehr dazu, zumal die AnimEigo-Fassung so wunderschön geraten ist - nicht nur vom Bild, sondern auch die endlich einmal den kompletten Film übersetzenden Untertitel betreffend.

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#59 molotto

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Geschrieben 09. Juli 2005, 00:25


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(USA 1977 – Wes Craven)

Einen guten Horrorfilm zeichnet aus, dass er auf vielfältige Weise gelesen werden kann. Im Fall von HÜGEL DER BLUTIGEN AUGEN bietet sich das in den 70ern gern durchgekaute Thema der Rache der Unterdrückten an der sich zwischenzeitlich fettgefressenen Welt nahezu an. Kann man so sehen, muss man aber nicht. Auch geht natürlich der Schreck des Atomzeitalters auf dem HÜGEL DER BLUTIGEN AUGEN spazieren, was als Interpretationsmöglichkeit ebenso voll in Ordnung geht. Oder aber die Geschichte der wilden Bestie, die im Extremfall aus dem Menschen hervorbricht, womit sich das Gut-und-Böse-Gefüge des Films gründlich verkehrt. Der große Vorzug des Films ist, dass er nicht auf Teufel-komm-raus eine soziologische oder gar politische Komponente transportieren muss, weil das Genre so etwas nicht zwangsläufig erfordert. HÜGEL DER BLUTIGEN AUGEN funktioniert auch ganz grandios als sehr, sehr grimmiges und mit Kannibalenmotiven versetztes Stück Horrorkino ohne Wenn und Aber. Dass der Film zudem noch nach Jahren ein mulmiges Gefühl zu entfachen versteht, macht ihn umso besser. Und dazu braucht der Film außer einer Handvoll brauchbarer Schauspieler (Dee Wallace als King-Size-Kippen paffende Kreischemama in ihrer ersten Genrerolle) und den wirklich beeindruckenden Naturlandschaften eigentlich kaum etwas.
Die deutsche Synchronfassung habe ich nicht mehr im Ohr, weiß aber nicht zuletzt durch den sehr reißerischen deutschen Kinotrailer („Passen Sie auf, wem Sie ‚Guten Tag’ sagen!“), dass ein u. U. radioaktiv verseuchter (was im Film nur angedeutet und niemals klar ausgesprochen wird) und degenerierter Kannibalenclan ins verleihstrategische Weltbild nicht so zu passen schien und der Film deshalb für den hiesigen Markt auf Außerirdische umkredenzt wurde. Sicherlich eines der dreistesten Synchronverbrechen der letzten 50 Jahre, aber man ist ja so einiges gewohnt und zu schlucken bereit. Wie auch immer: Der Film ist wirklich enorm packend und gerade in der ersten Hälfte ausgesprochen unheimlich geraten. Nicht zuletzt hat der Streifen längst verdaut geglaubte Erinnerungen an eine eigene Autotour durch die Wüste Nevadas wachgerufen (vorbei am ehemaligen Atombombentestgebiet und einer unweit davon in die Pampa geklotzten Strafanstalt :doof: ), bei der der Sprit zum Ende hin etwas arg knapp wurde und der Hals sich unwillkürlich nach Zivilisationsmerkmalen zu verrenken begann.
HÜGEL DER BLUTIGEN AUGEN ist für mich die Wiederentdeckung des Monats, das ist schon mal sicher.


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#60 molotto

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Geschrieben 09. Juli 2005, 15:48

MARTIAL ARTS OF SHAOLIN
(Hongkong 1985 – Lau Kar-leung)

1985. Kein gutes Jahr mehr für klassische Martial-Arts-Trümmerepen. Die Zeiten, in denen derartige Filmstoffe zudem auch noch mit einem ziemlichen Ernst auf die Leinwand gepinselt wurden, waren ja sowieso schon vorher vorbei. Deshalb ist MARTIAL ARTS OF SHAOLIN eine ziemlich leicht verdauliche Angelegenheit, wenn auch das altbekannte Thema der Rache an den vom bösen Lord hingemetzelten Eltern den Film dominiert. Nebenbei wird noch die Frau fürs Leben gefunden und der gute Schüler aus Nord-Shaolin verzichtet zugunsten seines Kampfesbruder aus dem südlichen Kloster auf die fesche Schnalle. Ist nicht neu, nicht originell, und ha’m wir in genau derselben Konstellation alles schon mal anderswo gehabt und durchgestanden. Wenn man zudem beiseite zu schieben gewillt ist, dass der Film sich musikalisch solchermaßen versetzt zeigt, dass selbst sehr dramatische Szenen oftmals schlichtweg kaputtgedudelt werden, mag man aber an den hervorragenden Schauplätzen (Chinesische Mauer, Yangtze, echte Tempelanlagen) und den wirkliche beeindruckenden Kampfeinlagen durchaus Sättigung erfahren. Die Hightlights des Films sind die Geburtstagsfeierlichkeiten des Lords He Suo (hier wird wirklich gehörig aufgefahren) und das Finale in dem prächtigen Flussboot. Dagegen sehen reine Studiofilme der Shaws (wie z. B. der ebenfalls in den 80ern unter der Regie von Chang Cheh entstandene FIVE ELEMENT NINJAS) optisch ziemlich alt aus. Jet Li ist hier noch als ein ganz junger Bubi zu sehen - quasi frisch aus dem Ei wie Calimero. Ganz sicher nicht der beste Film von Lau Kar-leung, aber vielleicht der mit den schönsten Bildern.

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