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Beutelschneider, Zeitschinder, Nervenzerrer - Filmforen.de - Seite 4

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Beutelschneider, Zeitschinder, Nervenzerrer


1011 Antworten in diesem Thema

#91 molotto

    Weiße Haut auf schwarzem Markt

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Geschrieben 27. August 2005, 07:20


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(Frankreich 1973 – J. P. Johnson (Jess Franco))

Irina Karlstein, letzte Nachkommin eines Vampirclans, verschlägt es auf die Insel Madeira. Sogleich beginnt eine Serie schrecklicher Morde, bei der den Opfern der Lebenssaft beim Erreichen des sexuellen Höhepunkts entzogen wird (kurzum: Oralorgie). Die Polizei kann sich nur schwerlich einen Reim auf die Vorkommnisse machen, einzig der Pathologe Dr. Roberts, gespielt von Franco selbst, hat den richtigen Riecher: hier ist ein Vampir am Werk, wie er in uralten Schriften beschrieben wird. Schnell holt er sich noch vom ebenfalls auf Madeira weilenden Dr. Orloff, der sich auf die Insel zurückgezogen hat, um dort nach dem Ursprung von Gut und Böse zu fahnden, Bestätigung und macht sich dann selbst auf die Suche. Unterdessen geht Irina Karlstein ihrer Lieblingsbeschäftigung nach, die in erster Linie aus Betträkeleien im Evakostüm besteht (zuweilen aber auch „bekleidet“ mit einem extrem breiten Ledergürtel mit fetter Schnalle). Zwischendurch übt sie sich in weiteren Verführungen männlicher und vor allem auch weiblicher Opfer, die ihrem dämonischen Charme nicht widerstehen können. Einzig zu Jack Taylor, der einen zurückgezogenen, philosophierenden Taschenbuchlesewüterich verkörpert, kann sie wirkliche Gefühle aufbauen.


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Doch als sie sich ihrer Liebe auch körperlich hingeben, obsiegt Irinas Verlangen nach Lebenssaft und Taylor stirbt noch auf dem Lager. Entsetzt wie enttäuscht über ihre Tat setzt Irina ihrem Leben ein Ende, just in dem Moment, als auch Dr. Roberts sie endlich aufgespürt hat. Das letzte Bild zeigt Irina, wie sie durch einen nebligen Park schreitet. Ankunft im Jenseits? Zeichen der Unsterblichkeit?
ENTFESSELTE BEGIERDE ist ein ungemein ruhiger Film, der sich über weite Strecken ganz der Obsession seines Machers für sich windende Frauenleiber verschreibt. Der Film ist aber gleichwohl eine der ganz wenigen wirklich ernstzunehmenden Arbeiten von Franco, in der die Verknüpfung von sehr expliziten Sexszenen (die Grenzen zum Hardcore werden hin und wieder grob überschritten) mit einer Horrorgeschichte wirklich schadlos vonstatten geht und der ganze Film trotzdem wie aus einem Guss wirkt. ENTFESSELTE BEGIERDE ist einer der eher selteneren Scope-Filme aus des Meisters Hand. Nicht, dass Franco wirklich etwas mit dem Format anfängt und schöne Bilder komponiert. Dazu ist ENTFESSELTE BEGIERDE viel zu husch-husch entstanden, wovon zahllose hastig korrigierte Unschärfen im Bild zeugen. Man kann dem Film aber dennoch nicht absprechen, dass quasi nebenbei allein durch das Filmformat eine ganz besondere Stimmung erzeugt wird – ganz abgesehen einmal davon, dass es fast jeden Film prinzipiell hochwertiger erscheinen lässt. ENTFESSELTE BEGIERDE profitiert zu nicht geringem Anteil auch von der wunderbaren Musik von Daniel White. (Auf der CD „The Manacoa Experience“ findet sich übrigens ein nettes Arrangement eines der Hauptthemen des Films – Empfehlung!) Die Musik konzentriert sich nur auf sehr wenige unterschiedliche Stücke, die fast bis zum Exzess über die gesamte Länge des Streifens immer und immer wieder Einsatz finden, jedoch sämtlich so hinterrücks in die Ohrmuschel einschleichend ausgefallen sind, dass sie in Verbindung mit den eh sich schon sehr Zeit nehmenden Einstellungen des Films und der Tatsache, dass ENTFESSELTE BEGIERDE mit verhältnismäßig wenig Gesprochenem auskommt, das ganze Werk zu einem audiovisuellen Tranquilizer sondergleichen werden lassen. Trotz seiner formalen Defizite ist ENTFESSELTE BEGIERDE einer meiner absoluten Lieblingsfilme von Franco aus den 70ern, und sei’s auch nur deshalb, weil Franco in keinem anderen Film Lina Romay so bemerkenswert portraitierte. Das größte Verdienst von ENTFESSELTE BEGIERDE ist jedoch, dass der Film den Spagat zwischen einem sehr offenherzigen Sexfilm und einem dennoch künstlerisch höchst interessanten Werk wie kaum ein anderer Film hinbekommt. Und das lässt jedes Mal erneut bass erstaunen. Alle Achtung!

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#92 molotto

    Weiße Haut auf schwarzem Markt

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Geschrieben 31. August 2005, 21:30

SAAT DES WAHNSINNS
(USA 1979 – Robert S. Fiveson)

1979 war defintiv ein gutes Jahr für den Horrorfilm. Vor allem für den, der sich einem vornehmlich erwachseneren Publikum zuwandte. Spontan fallen einem sofort ALIEN, ZOMBIE und DAS BÖSE aus diesem bedeutenden Jahrgang ein, ohne dass man sich großartig anstrengen muss. SAAT DES WAHNSINNS ist mir zu dieser Jahreszahl bis dato nicht in den Sinn gekommen, was ich heute durchaus als Fehler sehen würde, wenngleich der Film es sehr schwer hat, gegen die vorgenannten Streifen formal auch nur im Entferntesten zu bestehen. Und dennoch hat es SAAT in sich und beschäftigt sich mit keinem geringeren Thema als dem Klonen von Menschen. Politiker und Wissenschaftler, die es mit ethischen Fragen nicht so genau nehmen, lassen sich in einem hermetisch abgeriegelten Camp dumpf dahinlebene Clone von sich selbst zusammenbasteln und trimmen sie tüchtig mit Sport, um sie beizeiten als hervorragende Ersatzteillager für ihre Gebrechen zu verwenden. Das geht so lange reibungslos vonstatten, bis einem von den nicht als Mensch geltenden Campbewohnern ein Ausbruch gelingt, die Wahrheit hinter seiner Existenz und die wahre Welt entdeckt und sich auf die Suche nach dem Menschen begibt, für den er als Schlachtopfer gedacht ist. In dem Maße wie der Clon die Wahrheit um seine Existenz aufdeckt, bekommt der Zuschauer eine ziemlich gute Idee von den Dimensionen, die dieses geheime Unternehmen angenommen hat. SAAT DES WAHNSINNS führt dazu von Beginn an eine sehr unheimliche und bedrückende Welt vor Augen, die alles andere als koscher und in der jede Menge Platz für menschliche Tragödien vorhanden ist. Und dass der Film eine gewisse Brisanz mitbringt, die auch über 25 Jahre nach seiner Entstehung noch gehörige Aktualität besitzt, muss man in diesem Fall nicht gesondert betonen. SAAT DES WAHNSINNS hat durchaus Juwelcharakter und wird von mir beizeiten gerne wieder eingelegt – auch und insbesondere deshalb, weil er sowohl Elemente des Horrorkinos als auch die guten Zutaten der (Gesellschafts-)SF überaus gelungen unter einen Hut bekommt.

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#93 molotto

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Geschrieben 12. September 2005, 13:15

LAND OF THE DEAD
(USA/Kanada 2005 – George A. Romero)

Zu Romeros neuestem Streich habe ich mich bereits bei Monstrula.de ausreichend verbreitet. Die deutsche Synchronfassung ist – insbesondere, wenn man viele der Darsteller schon mal im Original gehört hat – ganz schön grausig, aber selbst das macht diesen Film nicht kaputt.


ROCKER
((BR) Deutschland 1972 – Klaus Lemke)

Bambule!!!


EIN KIND WAR ZEUGE
(Großbritannien 1952 – Charles Chrichton)

Der Film zieht fast sein ganzes Potential aus dem grandiosen Zusammenspiel von Dirk Bogarde und Jon Whiteley. Filme, in denen die Kinderdarsteller so erstklassig agieren, gibt’s mittlerweile ja gar nicht mehr. Entweder werden sie als Quasi-Erwachsene in coolen Outfits gezeigt oder – in jedem Belang absolut indiskutabel – bereits mit vier Jahren in ein Nuttenkostüm gesteckt, mit dem sie dann den Eltern zum Wohlgefallen bei Michael Schanze auf der Bühne im Phantasialand schief und krumm „Like a virgin“ vortragen. Brrrr. EIN KIND WAR ZEUGE ist allein seiner Personenkonstellation wegen mehr als nur ein Kriminalstück, es darf auch gehörig gemenschelt werden. Herz ist Trumpf, hier aber gänzlich ohne Tränendrüsenkitsch. Das vom Krieg noch sichtbar ruinierte London trägt viel zur ruppig-ernsten Grundstimmung des Films bei – ein Fahrwasser, das der Streifen glücklicherweise keine Sekunde verlässt.

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#94 molotto

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Geschrieben 15. September 2005, 18:59

DER FLUCH DER GRÜNEN AUGEN
((BR) Deutschland/Jugoslawien 1964 - Akos von Ratony)

Inspekter Doren, Interpols erster Mann für schwere und besonders aussichtslose Fälle, wird von seinem Vorgesetzten aus dem Urlaub geholt und in ein abgelegenes Kaff geschickt, in dem binnen kürzester Zeit sechs junge Frauen auf rätselhafte Weise spurlos verschwunden sind. Steckt in irrer Mordbube dahinter, oder haben sich gar dunkle, satanische Mächte die Mädels unter den Nagel gerissen? Spätestens nach einem Besuch bei der Dorfhexe wird dem Inspektor klar, dass der an finsteres Mittelalter erinnernde Aberglaube der Einwohner des Dorfes durchaus seine Berechtigung hat. Die Fäden der Ermittlungen von Inspektor Doren laufen bei Professor Adelsberg zusammen, der höchst sonderbare Experimente mit Menschenblut betreibt und sich - man glaubt es fast gar nicht! – dann noch tatsächlich als waschechter Blutsauger entpuppt.
Werden gerade die Wallace-Verfilmungen aus gleicher Dekade immer wieder gern als Gruselkrimis präsentiert, mag man nach Ansicht von DER FLUCH DER GRÜNEN AUGEN darüber höchstens noch milde lächeln. Ratonys Film hat weitaus stimmungsvollere Szenen, brutal gute und enorm unheimliche Sets parat und arbeitet sehr zum Vorteil fast ausschließlich mit Stilmitteln des Horrorfilms, um für reichlich Spannung zu sorgen. Dementsprechend erleidet der Streifen auch keinen Schiffbruch, wenn DER FLUCH DER GRÜNEN AUGEN zum Ende gänzlich Richtung Horrorfilm abkippt und viele interessante Fragen (wie die Tatsache, dass im ganzen Dorf sämtliche Stromleitungen zusammenbrechen, sobald ein Mord passiert - selbst Autozündung und Taschenlampe geben den Geist auf) ungelöst bleiben. Das Fehlen von Logik gehört aber zum Horrorkino wie das Salz zur Suppe, wobei man natürlich trefflich darüber streiten kann, ob bei DER FLUCH DER GRÜNEN AUGEN nicht gar zuviel Schindluderei betrieben wurde, denn selbst mit lapidarsten Erläuterungen, die dem besseren Verständnis gedient hätten (woher kommt der Professor, was sind seine Ziele usw.) und die sich in wenigen Nebensätzen hätten klären lassen, wird es sich hier schon sehr leicht gemacht. Dem gegenüber steht aber, dass der Film spannend, unheimlich und hin und wieder sogar recht effektreich ausgefallen ist, der Vampirteil überaus konsequent und mit gebührendem Ernst in den Film eingebaut wurde und sich DER FLUCH DER GRÜNEN AUGEN nicht dem damaligen Zeitgeist folgend mit überbordendem Teutonenhumor beladen zeigt. Dass der Streifen in erster Linie auf der damals schon erfolgreich in die Kinos geschwappten Wallace-Reihe mitschippern sollte, das zu erkennen bedarf es dennoch nicht viel. Höchst interessant ist es aber mitzuverfolgen, wie sehr sich DER FLUCH DER GRÜNEN AUGEN mit Voranschreiten seiner Geschichte von der anvisierten Filmserie abhebt und zu etwas ganz Unerwartetem wird: Einem echten und durchaus ernst gemeinten deutschen Horrorfilm. Und das hat per se schon mal Seltenheitswert. Wie ungemein schade ist es daher, dass man zwar mittlerweile jeden viertklassigen Wallace bei uns auf DVD nachgeworfen bekommt, dieses kleine Juwel aber nicht.

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#95 molotto

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Geschrieben 16. September 2005, 20:52


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(Großbritannien 1971 – John Hough)

Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass der Film bei der neuerlichen Sichtung enorm verloren hat – zumindest bei mir. Der letzte große Vampirfilm der legendären Hammer-Studios ist weit davon entfernt, einen wirklich bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Noch einmal möchte ich den Film nicht so bald wiedersehen. Und was hat der Film einst für einen Spaß gemacht! Zum Ende lernt die Splatter-Kuh gehörig das Fliegen, was damals für allerlei Gejohle sorgte (nach wie vor herrlich ist allerdings die Szene, in der Graf Karnsteins Helfer, der Afrikaner Joachim, von der Bruderschaft gepfählt wird – direkt überhalb der Gürtelschnalle wohlgemerkt!) und wie komisch und frivol erschien der Streifen doch einst. Dass David Warbeck in den 70ern als möglicher Bond-Nachfolger gehandelt wurde, kann man sich nach seiner höchst naiven Darbietung als Musikus Anton nicht so wirklich plausibel erklären. Zugegeben: Warbeck hat sich im Laufe der Jahre wirklich sehr positiv verändert – immerhin so gut, dass er Anfang der 80er mit so einer Pose
für Peter Stuyvesant Kippenwerbung machen durfte, bevor er in die Dienste von Fulci und Margheriti trat. Davon lässt sich in DRACULAS HEXENJAGD freilich noch nichts erahnen. Die Collinson-Zwillinge, die sich in dem Streifen durchaus freizügig zeigen, machen die Wurst auch nicht wirklich warm, obwohl gerade die in den britischen Horrorfilmen eher ungewohnten Nackedeiereien seinerzeit zumindest noch für ein „Oho!“ sorgten. Wie lächerlich und prüde sind diese doch bei näherer Betrachtung trotz allem. Der einzige Punkt, der DRACULAS HEXENJAGD nach wie vor zumindest streckenweise erfrischt, ist der immer wieder gnadenlos gute Peter Cushing, der hier den Inquisitor Weil so knorrig und mit solch brachialer Härte gibt, dass es schlicht eine Augen- und Ohrenweide ist. („Die Jugend braucht Züchtigung!“ – Jawoll!) Der Soundtrack ist auch ganz toll, das muss man schon sagen, auch wenn er für eine Produktion dieses Kalibers vielleicht eine Spur zu wuchtig ausgefallen ist – den hätte ich trotzdem noch gerne irgendwann einmal in der Sammlung. Was manche Leute an den Karnstein-Filmen gefressen haben, will sich mir nach DRACULAS HEXENJAGD zumindest teilweise nicht mehr so recht erschließen. Le Fanu erfuhr in anderen Filmen (man denke nur an Vicente Arandas LA NOVIA ENSANGRENTADA) eine weitaus gediegenere Ausbeutung.

Bearbeitet von Funxton, 26. Februar 2009, 12:44.

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#96 molotto

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Geschrieben 18. September 2005, 16:14

KONGA
(Großbritannien 1961 – John Lemont)

Nachdem Dr. Decker ein Jahr lang als verschollen galt, kehrt er mit einem ganzen Strauß neuer Erkenntnisse nach England zurück. So will er das Bindeglied zwischen planzlicher und tierischer Entwicklung gefunden haben, und zwar in Form einer fleischfressenden Pflanze, dessen Essenz Funktionen tierischen (und damit auch menschlichen) Lebens übernehmen kann. An einem ebenfalls mitgebrachten Schimpansen probiert er sogleich das neue Mittel. Zunächst wächst das Affentier zu stattlicher Größe, dann verwandelt es sich gar in einen monströsen Gorilla. Und weil Dr. Decker leider viele Neider sowie einen scharfen Konkurrenten hat und ihn die wissenschaftliche Fachwelt auch noch als hoffnungslosen Spinner ansieht, schickt er – weil eine zombiehafte Hörigkeit des Versuchsobjekts ein Nebenprodukt der Anwendungen ist – seinen Affen los, die dem Doktor nicht wohlwollende Bande zu eliminieren. Am Ende will Decker auch seine Verlobte loswerden, damit Platz für eine hübsche Studentin an seiner Seite ist. Aber seine Frau durchschaut den Plan und versorgt den Gorilla kurzerhand mit einer Überdosis des Serums, die ihn zu titanenhafter Größe anwachsen lässt und versieht ihn ihrerseits mit einem eigenen Mordplan.
KONGA ist Affentheater vom feinsten, das kann man gar nicht anders sagen. Die Effekte sind toll und noch viel, viel besser ist Michael Gough in seiner Rolle als Dr. Decker. Sehr viel Wumm bezieht der Film zudem aus der wirklich exzellenten deutschen Synchronfassung, die ohne Unterlass einen Heidenspaß bereitet. Außerdem muss man dem Film einfach zugute halten, dass er ganz geschickt und überaus spannend Mad-Scientist-Elemente mit dem Riesenmonsterkino in fast gleicher Gewichtung in Einklang bringt, was zusätzlichen Spaß mit sich bringt. Wenn am Ende Konga mit Dr. Decker in der Faust durch die Straßen spaziert, dengelt der Film zwar gehörig auf dem KING KONG-Blech herum, aber das stört nach rund 80 Minuten voller wirrsinniger Experimente und Rachephantastereien überhaupt nicht – ganz im Gegenteil sogar, macht der Riesenaffe den ganzen Film doch erst so richtig rund. Und vor dem Riesenaffen gibt’s immerhin schon mal Riesenfleischfresserpflanzen zu bestaunen, die wie übergroße Pullermänner aussehen und mit dauersabbernder Schleckzunge ausgestattet sind. Meisterwerk!
Zur DVD muss man noch anmerken, dass man für einen müden 10er eine ungemein hübsche und mit vielen mal mehr, mal weniger offensichtlichen (aber immer ausgesprochen wertvollen) Extras ausgestattete Scheibe nach Hause tragen kann, die für stundenlangen Affenspaß sorgt und mit der man sich locker fast einen ganzen Nachmittag lang sinnvoll beschäftigen kann. KONGA hat zudem das für meine Begriffe mit weitem Abstand kranksinnigste Hidden Feature, das ich je auf einer DVD gesehen habe. Absolut volle Punktzahl für so eine spitzenmäßige Veröffentlichung!

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#97 molotto

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Geschrieben 20. September 2005, 12:51

DAS INDISCHE TUCH
((BR) Deutschland 1963 – Alfred Vohrer)

Die Wallace-Verfilmung folgt in gewisser Weise dem Weg von THE HOUSE ON HAUNTED HILL von William Castle, wobei natürlich der deutsche Krimigrusel dem US-Nervenfetzer bei weitem unterliegt. Wie hätte es auch anders sein können, gibt sich Vohrers Film doch gerade zum Schluss unweigerlich der Lächerlichkeit preis und kommt mit einer finalen Szene daher, angesichts derer man gar nicht ander kann, als sich peinlich berührt abzuwenden. Immerhin hat man dem Arent Eddie in diesem Werk endlich einmal ein paar bessere Dialoge spendiert. Aber abgesehen vom Arent zieht DAS INDISCHE TUCH all seinen Charme einzig aus der wirklich vortrefflichen Darstellerriege – es bleibt ihm auch gar nichts anderes übrig, spielt der ganze Streifen doch von vorn bis hinten in einer von der Aussenwelt abgeschnittenen Villa. Aber mit Heinz Drache, Klaus Kinski, Elisabeth Flickenschild und Siegfried Schürenberg geht da natürlich nicht viel schief. Ganz, ganz große Klasse ist das Zusammenspiel von der Flickenschild mit ihrem verkappten Filmsohn Hans Clarin, das in den besten Momenten Qualitäten aufweist, wie man sie in solch konzentrierter Form erst knapp 20 Jahre wieder von Pietro Barcella und Mariangela Giordano in DIE RÜCKKEHR DER ZOMBIES geboten bekommen hat. Clarin knabbert der Flickenschild zwar nicht an der Brust, aber er kann unglaublich irre gucken und läuft damit streckenweise sogar Kinski den Rang ab. Die Auflösung der unheimlichen Mordserie in dem Anwesen verkommt Wallace-typisch irgendwann zur reinen Formsache, denn die falschen Fährten, die der Film dem Zuschauer reichlich und nur zu gern auslegt, sind allesamt ungemein fadenscheinig. Von Knalleffekt also auch hier keine Spur, aber immerhin eine Auflösung, die zumindest dazu taugt, irgendwie einen formalen Schlussstrich unter das Werk zu setzen. Den Hokuspokus mit der Erbschaft allerdings, der im Anschluss überflüssigerweise hinterhergeschickt wird, hätten sich die Macher aber besser mal in der vorliegenden Form geklemmt, ruiniert der den immerhin anständig spannenden und eigentlich auch recht ernst gehaltenen Film auf den letzten Metern noch nachträglich.

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#98 molotto

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Geschrieben 22. September 2005, 14:59


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(USA 1976 – Ken Wiederhorn)

Ein mehr als wrackes Ausflugsschiff unter dem Kommando von John Carradine läuft nach einer Beinahekollision mit einem Geisterschiff aus der Nazi-Zeit auf einer Schlammbank vor einer unbewohnten Insel auf. Unbewohnt natürlich nur, wenn man Peter Cushing abzieht, der dort seit Kriegsende harrt und einst Kommandant einer Spezialeinheit der SS war, die aus unkaputtbaren Menschmaschinensupersoldaten bestand. Diese nun steigen aus den Tiefen des Ozeans hervor wo Cushing sie einst versenkte und haben nichts anderes im Sinn, als sinnlose Zerstörung alles Leben.
SHOCK WAVES ist ein kleines, sehr entspannt anschaubares Horrorjuwel mit tollen Darstellern. Peter Cushing und John Carradine kriegen hier zwar nur ihr Gnadenbrot gereicht, aber zumindest eines, das durchaus zu schmecken weiß und nicht qualitätsmindernde Wirkung verbreitet. Außerdem merkt man auch den anderen Beteiligten an, dass sie mit Spaß und Eifer bei der Sache gewesen sind. Manchmal weiß man nicht so recht, ob der Spaß nicht sogar soweit ging, das schaurige Momente ungewollt etwas lustiger ausgefallen sind. Zum Beispiel, wenn sich ein scheinbar als besonders frauenfreundlich empfehlender SS-Soldat über die damals noch recht knackige Brooke Adams her macht. Don’t tickle my belly, you damn Kraut!
Ja, ja, SHOCK WAVES ist durchaus auch komisch – und das nicht nur allein wegen des dauerbesoffenen und extrem suddeligen Schiffskoch. Bemerkenswert ist dennoch, wie der Film die untoten Nazis heraufbeschwört und einsetzt. Das ist Wiederhorn weitaus besser und – sagen wir mal - glaubwürdiger gelungen als Jean Rollin in LE LAC DES MORTS VIVANTS oder Joel M. Reed in seiner Totaleintgleisung NIGHT OF THE ZOMBIES, die ja beide mit einer ganz ähnlichen Thematik operieren. SHOCK WAVES zehrt zudem von wirklich grandiosen Sets: Das Schiffswrack sieht in der Tat verdammt unheimlich aus, und das verlassene Hotel in Florida, in dem ein Großteil von SHOCK WAVES abgedreht wurde, macht durchaus den Eindruck, als hätte sich dort schon mehr als 40 Jahre niemand mehr hinein verirrt. Es sind gerade auch solche sich erst beim genauen Hinsehen offenbarenden Details, die SHOCK WAVES zu so einer kleinen, dreckigen und ungemein unheimlichen Perle machen, wie sie halt nur in den 70ern hat entstehen können.
Und dass die Szene in Romeros LAND OF THE DEAD, in der sich die Untoten in großer Schar aus dem Wasser vor der einzunehmenden Stadt erheben fast bildidentisch mit einer Einstellung aus Ken Wiederhorns Film ist, kommt bestimmt auch nicht von Ungefähr.

Bearbeitet von Funxton, 26. Februar 2009, 13:11.

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#99 molotto

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Geschrieben 23. September 2005, 15:01

EBOLA SYNDROME
(Hongkong 1996 – Herman Yau)

Anthony Wongs Darstellung des unendlich rabiaten wie in ständiger Notgeilheit lebenden Gangsters Ah Kai ist schon ziemlich gewöhnungsbedürftig – so wie auch der ganze Film, der zu einer Zeit entstand, als plötzlich im Hongkongkino alles möglich schien. Wenn Ah Kai als Ebola-Bazillenschleuder Selbstbefriedigung mit einem Stück Schweinefleisch macht, das anderntags einem ahnungslosen Menschen auf den Teller gezaubert wird, wenn er Popel in ausgelegte Kleidungsstücke in einem Einkaufszentrum drückt und wenn Kai eine halbtote, mit Ebola infizierte Afrikanerin nagelt, dann werden die Grenzen des guten Geschmacks schon arg mit Füßen getreten. Gar nicht in Ordnung geht natürlich die Szene, in der „Frog Rice“ zubereitet wird, wozu lebendige Frösche gleich im Dutzend von Ah Kai einen Kopf kürzer gemacht und danach unter wildem Gestrampel bauchlängst in zwei Teile zerhackt werden. "Häutet sie lebend" heißt ein ganz toller Italo-Söldnerfilm. Bei den Fröschen wird das in diesem Film in die Tat umgesetzt. Ganz, ganz großes Bäh! Auch die unlängst tote Maus, die unsinnigerweise noch einmal in Großaufnahme von einem Taxi überfahren wird, hätte nicht wirklich sein müssen. Spätestens bei diesen Szenen kommen bei nochmaliger, genauerer Durchsicht des Films schon gehörige Zweifel daran, ob Yau & Co. sich mit diesen Bildern nicht sogar etwas zu sehr verhoben haben. Damit, dass der Film eine wirklich höllisch gemeine Viruserkrankung für seine Zwecke auf die allerbilligste Art und Weise ausschlachtet, habe ich keine Probleme. Auch damit nicht, dass der Film streckenweise wirklich schon sehr, sehr assig ausgefallen ist – legt er doch immerhin so Zeugnis darüber ab, was vor gar nicht allzu langer Zeit im Hongkong-Kino alles los war. Und wer sagt eigentlich, dass billige Schocks immer schlecht sein müssen? Aber Tiere vor der Kamera auf so groteske Weise verstümmeln und auseinandernehmen? Geht irgendwie gar nicht. Dennoch: Abgesehen von den wirklich widerlichen Tierszenen ganz sicher eine der bemerkenswertesten Geschmacksvollentgleisung der ansonsten in dieser Kategorie eher ideenarmen 90er Jahre.

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#100 molotto

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Geschrieben 28. September 2005, 13:59

TRACK
(Deutschland 1999 – Sammy Balkas)

Ein paar Bullen wollen das große Geld kassieren und einen Bankier erpressen. Aber alles nur fingiert. Im Endeffekt soll nur der Geldwäscher abkassiert werden. Davor trickst jeder jeden aus und alle ballern sich über den Haufen. Den Schluss habe ich nicht kapiert, bin aber zu faul und zu satt von diesem Streifen, deswegen extra noch den Audiokommentar auf der Scheibe zu bemühen. Somit ist in diesem Dunkel für mich kein Licht auszumachen. Die Frage, die sich auch viel eher stellt, ist aber die, warum die crazy Germans extra nach USA düsen müssen, um so ein Konstrukt zu verzapfen. Das hätte man hier vor Ort doch ebenso unglaubwürdig runterkurbeln können. Na, Urlaub in Vegas und Umgebung hat natürlich auch so seinen Reiz. Wenn aber TRACK schon wie ein cooler US-Film wirken soll, dann hätte man ja auch gleich vor Ort ein paar ultrabillige C-Darsteller rekrutieren können. So aber ist der Film in erster Linie ein Action-Rosamunde-Pilcher, der nach faulem Tarrantino stinkt. (Das Cover schreit ganz aufgeregt: „WILD THINGS und RESERVOIR DOGS haben bei der Produktion von TRACK Pate gestanden. Doch wo diese beiden aufhören, geht TRACK erst los.“) Wer, um Himmels Willen, will denn sowas sehen? Und dann noch mit Musik von Kreator! Aber selbst deren Klientel wird den Film legal kaum zu sehen bekommen, der ist nämlich erst ab 18.

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#101 molotto

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Geschrieben 01. Oktober 2005, 02:03

GIRL SLAVES OF MORGANA LE FAY
(Frankreich 1971 – Bruno Gantillon)

Die jungen Dinger Françoise und Anna sind auf Urlaubsreise in der französischen Pampa unterwegs. Die Gegend wird immer wilder, die Straßenführung unübersichtlicher und fluggs haben sich die beiden verfahren. Zu allem Überfluss ist auch noch der Tank leer. Nachdem sie in einem Stall zunächst ein wenig gelesbelt und dann friedlich im Stroph genächtigt haben, fehlt am Morgen von Anna jede Spur. Françoise stößt bei ihrer Suche nach der geliebten Freundin auf ein buckliges, zwergenhaftes Männlein, das Gurth heißt. Ihm soll sie folgen, will er sie doch zu Anna bringen. Doch nachdem beide ohne Ende und ohne ein weiteres Wort getauscht zu haben im Wald herumgelaufen sind, steht Françoise plötzlich vor einer wunderschönen Burg an einem See und von dem Männlein fehlt jede Spur. Am Ufer des Sees wartet bereits ein hübsch verziertes Boot, mit dem Françoise zu dem Gemäuer übersetzt. Auf der anderen Seite angekommen, erwarten schon drei lieblich gekleidete junge Frauen den Neuzugang und bringen das etwas verschüchterte Mädchen augenblicklich zur Burgherrin Morgane. Morgane gibt sich redlich Mühe, Françoise dazu zu bewegen, in der Burg zu verbleiben – und zwar für immer. Wenig weiß Françoise davon, dass Morgane unlängst auch Anna unter ihre Fittiche gebracht und zur Überschreibung ihrer Seele gezwungen hat. Die Verweigerung des Übertritts in Morganes Welt sieht auch alles andere als gut aus: Der Keller ist voll mit alten Vetteln, die im Halbdunkel ihr karges Dasein fristen und deren Hauptaufgabe es ist, neidisch auf die für alle Ewigkeit jung gebliebenen und jung bleibenden Mädchen zu sein, die Morgane in ihrem Dunstkreis scharrt. Trotz aller zarten und harten Bemühungen von Morgane ziert sich Françoise, dem Werben um ihre Wenigkeit nachzugeben. Unlängst sind darüber nicht nur die drei Hauptmägde von Morgane eifersüchtig auf die ungemein hübsche Françoise geworden, sondern der ebenfalls in der Burg lebende Gurth sieht seine Stunde gekommen, Morganes Regentschaft zu beenden und sich selbst zum Herrscher aufschwingen. Deswegen stachelt er Françoise auch dazu an, den drei Mägden der Mogane ihre Zauberamulette abzuluchsen. Mit denen erhält sie Kontrolle über das Boot am Ufer vor der Burg sowie Unsichtbarkeit vor Morgane und ihrem Gefolge. Doch natürlich fliegt der Schwindel auf und Gurth muss bitter im Kerker für seinen Verrat bezahlen, während Françoise einen Ausbruchversuch unternimmt.
GIRL SLAVES OF MORGANA LE FAY ist ein kleines Wunderwerk des französischen Erotik-Horrorfilms, vergleichbar am ehesten noch mit den allerbesten Rollins. Was die entzückenden Bilderfluten anbelangt, so spielt Gantillons Film locker in einer Liga mit LES FRISSON DE VAMPIRE. Zugleich ist der Film aber so ungemein herrlich versponnen als Märchen angelegt, dass Gantillons Film sich durchaus von den Vampirmären des Kollegen wohltuend abhebt. Es macht dabei noch nicht einmal etwas aus, dass Morgane dem Klischee einer Bilderbuchhexe bestens entspricht, Françoise das appetitliche Rotkäppchen darstellt, das es zu verführen gilt, und der Charakter des Gurth auf jeden Fall einen ganz vortrefflichen Rumpelstilz abwirft. GIRL SLAVES OF MORGANA LE FAY ist schlichtweg der Traum von einem Märchenfilm für Erwachsene, weil er sich bis auf die Entleihe einiger charakterlicher Spezifikationen einem ganz eigenen Spiel hingibt und nicht großartig in den Versatzstücken von Grimm & Co. mausern geht. Das wäre wohl auch ziemlich nach hinten losgegangen, denn wenn die GIRL SLAVES Ausflüge in den Bondagekeller und nach Lesbos unternehmen, wäre der Ernst, mit der der Film trotz allem seine Geschichte abspult, damit wohl ähnlich schnell über Bord gegangen wie die Nähe zu GRIMMS MÄRCHEN VOM LÜSTERNEN PÄRCHEN und den schüttelgereimten Trickfilmmärchen-Pornos erreicht worden wäre. So aber ist mit dem Streifen ein überaus ansehnliches und sehr eigenständiges Kunstwerk entstanden – mit der Betonung auf Kunst, denn für Bahnhofskino-Voyeure (zu denen ich mich sehr gerne zähle), die auf viele Bilder mit Mu-Mu-Großaufnahmen und dazu gereichten Anzüglichkeiten ruppigster Art spekulieren, ist GIRL SLAVES OF MORGANA LE FAY wohl etwas zu langsam und langatmig ausgefallen. Immerhin werden auch hier Einstellungslängen erreicht, die sich sonst nur in ganz ausgefeilt-vertrackten Francos finden lassen. Freilich aber mit dem Unterschied, dass jedes Bild hier eine Freude für’s Auge ist, die Darsteller absolut grandios spielen und das ganze von vorn bis hinten wie aus einem Guss wirkt, was sich ja von den Filmen des Spaniers so nicht immer behaupten lässt, verkommen seine Endlosdraufhalteorigen doch oftmals zu reinen Zweckmäßigkeiten, die den Film in erster Linie auf kinotaugliche Länge bringen. Das hat zwar zugegebenermaßen auch seinen Reiz, aber die hier gebotenen, recht intensiven und stets überaus stilvoll gefüllten Bilder sind dann doch eine andere Klasse. Von den ganzen französischen Ausflügen in den erotischen Horrorfilm war mir GIRL SLAVES OF MORGANA LE FAY jedenfalls bislang einer der allerliebsten.

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Geschrieben 01. Oktober 2005, 15:28


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(Italien 1968 – William Hawkins (Mario Caiano))

Dass weder Django noch Nachtgebete vorkommen, war ja sowieso schon klar. Hinsichtlich der Nachtgebete lohnt immerhin noch die Überlegung, ob die Keilereien, die den Film immer wieder durchziehen und stets in irgendeinem K.O. enden, nicht als ebensolche zu verstehen sind. Ansonsten ist hier ziemlich Ebbe – und zwar in allen Belangen, die den Italowestern sonst so sympathisch machen. Nicht einmal einen halbwegs eingehenden Soundtrack gibt es, lediglich das ganz schmissige Titelstück sticht noch etwas hervor. Gekloppt und beschossen wird sich zudem oftmals im herbstlichen Laubwald, was ebenfalls nicht gerade zur Schaffung einer adäquaten Western-Atmosphäre beiträgt. Antonio de Teffe als gedächtnisverlorener Kopfgeldjäger mit jeder Menge Feinden und fast ausnahmslos falschen Freunden macht auch kaum Spaß. Zum Schluss schmeisst er mit Flaschen um sich, in die er vorher Nitroglyzerin gekippt hat und killt so Feinde im rauen Dutzend. Die einzige Szene, die diesen Film einigermaßen erhellt. Der Showdown mit allem Drumherum streckt sich mit etwas über 20 Minuten für einen 90-Minüter viel zu lang. Dem Film geht selbst da einfach wieder die Puste aus. Wenn de Teffe am Ende seine dem Suff verfallene Alte in den Händen hält und die Schlussfanfare trötet, dann weiß man, was man hier durchgemacht hat. Gerne hätte ich mir noch mit dem durchaus besser geratenen DJANGO SPRICHT KEIN VATERUNSER ein passenden Double Feature gebastelt, aber wie ich leider feststellen musste, hat sich meine alte VHS von Arcade mittlerweile endgültig verabschiedet, was mir den Tag zusätzlich gründlichst versaute. Bin deswegen und auch wegen der gnadenlosen Ödnis des Django-Nachtgebets irgendwie ganz schön geladen. :motz:

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Geschrieben 01. Oktober 2005, 17:32

DIE ROTE FLUT
(USA 1984 – John Milius)

Dass Milius ein patriotischer Waffennarr ist, der ganz sicher an der Schwelle des Radikalismus taumelt, pfiffen ja schon vor RED DAWN die Spatzen von den Dächern. Und auch Milius machte gerade in den 80ern aus seinen Obsessionen ziemlich wenig Hehl. Wenn er also Patrick Swayze, C. Thomas Howell und Charlie Sheen reichhaltig mit Knarren und Ammo versorgt und gegen die Russen und Kubaner kämpfen lässt, wundert es eigentlich nicht weiter. Mit Abstand von über 20 Jahren sieht DIE ROTE FLUT, den ich zuletzt irgendwann Ende der 80er angesehen habe, trotz des Boheis, der um den Film gemacht wurde, eigentlich nur noch erheiternd aus. Und das einst radikale Linke mit Attentaten gegen Kinos drohten, die sich erdreisteten, den Film auf bundesdeutschen Raum zu spielen, scheint aus heutiger Sicht viel eher ein billiger Werbegag des Verleihers UIP gewesen zu sein, der sicherstellen wollte, dass sich möglichst viele Leute binnen kurzer Zeit diesen Quatsch zu Gemüte führen. Was wäre sonst die Konsequenz gewesen? Klar, hier und da wurden ein paar stimmungsmachende Flugblätter verteilt, aber das gab's wenige Jahre später bei THE DAY AFTER auch. Die Realität wäre doch viel eher die gewesen, dass sich der Zossen trotz seines Kinoplakats, das wie die schönere Version von DIE WILDGÄNSE KOMMEN aussieht, nach zwei bis drei Wochen von selbst erledigt hätte. Der Ärger um DIE ROTE FLUT ist ebenso verraucht und überholt wie die Großmacht UdSSR. Und Milius macht mittlerweile wieder das, was er eh viel besser kann: Drehbücher schreiben. Einzig der wie immer bombastische Soundtrack zu RED DAWN von Basil Poledouris (sein CONAN ist in allen erdenklichen Aufnahmen Pflichtbestandteil für jede Sammlung) ist nach wie vor die wahre Bombe. Der Rest dagegen lachhafter Stumpfsinn allererster Güte - sozusagen die gezogene Wurzel des 80er-Jahre-Söldner-Trashs. Lediglich die Erinnerung daran, dass ich von dem Film mal ein Litfaßsäulenplakat in exorbitanter Größe (Doppel-A0) im Flur hängen hatte, um gelöste Tapetenteile und ein paar Löcher zu kaschieren, erfüllt mich heute mit Entsetzen und ist mir in gewisser Weise auch ungeheuer peinlich.

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Geschrieben 01. Oktober 2005, 21:01

CONQUEST
(Italien/Spanien/Mexiko 1983 – Lucio Fulci)

Das Land wird von der Wolfsgöttin Ocron beherrscht, Gebieterin über allerlei Menschenmonster, Schlangen und Dämonen. Sie macht mit ihren Gewürm dem jungen Krieger Ilias und seinem Freund Maze das Leben schwer, denn sie stellen eine ernsthafte Gefahr für Ocrons Gewaltregime dar. Deshalb verbündet sich die Göttin zum Preis ihres ansehnlichen Körpers mit dem Unterweltfürsten Zora, der Ilias und Maze seinerseits eine ganze Anzahl von Fallen stellt. Am Ende muss Ilias zwar ins Gras beißen, aber seine Kraft überträgt sich vollends auf Maze, der mit einem Wunderbogen schlussendlich Ocron und Zora zur Strecke bringt.
Fulcis Beitrag zur Fantasy-Welle der frühen 80er ist zwar ein mit der Zeit durchaus gewinnendes optisches Ereignis, aber gleichwohl so dusselig zusammengetragen, dass man den Film schon nach spätestens zehn Minuten wieder vollständig vergessen hat. Kein gutes Aushängeschild für dieses Werk. Nach der mittlerweile vierten vollständigen Sichtung des Streifens muss ich leider sagen, dass CONQUEST leider bis auf seine Bilder auch nicht unbedingt besser wird mit der Zeit, was immer wieder beauerlich ist, möchte man doch förmlich mehr in ihm entdecken als vorhanden ist. Der fast durchgehende Einsatz von Weichzeichnern und verschmierten Objektiven lassen CONQUEST zwar durchaus zum BILITIS des Fantasy-Films werden, gleichermaßen nervt die Dauerverfremdung aber auch gehörig. Immerhin kriegt es der Streifen auch ohne diesen Zierat wunderbar auf die Reihe – und das nicht zuletzt durch den wirklich fantastischen Soundtrack Claudio Simonettis, der mit den grotesken Landschaftsbildern des Films aufs feierlichste Hochzeit macht – höchst surreal zu wirken. Zudem möchte man meinen, dass es sich Fulci zur Ehre hat werden lassen, dieses ganze Ding wie eine Malerei von Schweik aus der GEISTERSTADT aussehen zu lassen. Und das ist ihm streckenweise durchaus ganz prächtig gelungen. Wenn dann noch die zombiehaften Kannibalenmenschen aus dem bracken Wasser krabbeln, wird überdies sogar noch ein wenig PAURA bedient. George Rivero steckt auch nach Vorbild von Carlo de Mejo große Balken in die Untoten, die sich dann wie Father Thomas in bauchgekotztem Sabsch und Quatsch ergehen dürfen. Ja ja, es ist schlimm mit anzusehen, wenn sich ein Filmemacher schon nach so kurzer Zeit selbst zitieren muss. Immerhin: Die BU DVD aus USA bietet endlich mal den bislang nie gehörten Dolby-Stereo-Mix des Films. Allerdings in so schlechter Aufbereitung, dass die Geräusche und die Musik ständig die Dialoge zu erschlagen drohen. Außerdem ist die englischsprachige Fassung streckenweise ungeheuer schwer zu verstehen, weil hier über alle Gebühr Verzerrer Einsatz gefunden haben – bei jeder Kreatur ein anderer. Das macht in der Gesamtheit den Streifen auch nicht wirklich besser. Nächstens also wieder die VHS von VCL von diesem Vogel hier – es muss ja wahrlich nicht gleich morgen sein.

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Geschrieben 02. Oktober 2005, 10:48

Spaß und Schauder bei einem der legendärsten Double Features der amerikanischen Kinogeschichte.

I DRINK YOUR BLOOD
(USA 1971 – David Durston)

Einer meiner absoluten Lieblingsfilme und ein ganz großer Grindhouse-Klassiker der 70er Jahre. Der Film ist „nur für gut“, weswegen ich ihn mir ganz bewusst nur in den ausgesuchtesten Momenten anschaue. Jetzt musste es mal wieder sein.
Nachdem eine satananbetende Gruppe Hippies eine fast ausgestorbene Kleinstadt tyrannisiert, schlägt ein kleiner Junge zurück und versetzt die Fleischpasteten seiner Mutter mit dem Blut eines tollwütigen Hundes. Die Hippies machen sich darüber her, werden ganz kirre und der Film driftet zu einem Blutbad sondergleichen ab. Mehr bietet der Film zwar nicht an Handlung, die sich in der ersten Hälfte vornehmlich von Satansritualen, groben Unfug und Charles-Manson-Fragmenten inspiriert zeigt, aber hier kommt es ja in in erster Linie darauf an, wie die abstruse Geschichte umgesetzt wurde, weniger auf inhaltliche Feinheiten. Und genau deswegen ist der Film wohl auch ein so hochkonzentrierter, beispielhafter Schocker, der selbst eingedenk der Tatsache, dass er bereits über 30 Jahre auf dem Buckel hat, selbst heute als ein Unikum gelten darf. In Sachen roher Gewaltdarstellung, absurder Situationen und Dialoge kann sich I DRINK YOUR BLOOD locker gegen eine Vielzahl ähnlicher Filme nach wie vor klar behaupten. Die Grenzen des guten Geschmacks werden immer wieder aufs positivste mit Füßen getreten und hinten heraus kommt dann so ein Genremeilenstein, wie er halt nur in den 70ern überhaupt möglich war. I DRINK YOUR BLOOD hat zudem den großen Vorteil, dass er wirklich ganz, ganz toll gespielt ist. (Die Darstellerriege rekrutierte sich mit Ausnahme von Lynn Lowry und einigen Komparsen fast ausschließlich aus Off-Broadway-Theatern.) Deswegen ist der Film zwar immer noch in erster Linie ein augenscheinlicher Schundfilm, aber zumindest einer, dem man nicht mangelnde Überzeugungskraft vorwerfen kann. Bis zum gnadenlosen Finale übertrumpft der Film zudem Schock um Schock, dass man gar nicht umhin kann, dem irren Treiben paralysiert beizuwohnen. Gefilmter Wahnsinn par excellence - zudem mit einem herrlich maßgeschneiderten Soundtrack, einer ungemein harschen Atmosphäre und einigen knackigen Dialogen versetzt, bei denen man sich wirklich auf die Schenkel klopft vor Vergnügen. Kintopp vom feinsten ohne Wenn und Aber.
Eine Empfehlung auch noch für den informativen wie witzigen Audiokommentar von David Durston und dem leider vor gar nicht langer Zeit von uns gegangenen Bakshar auf der DVD mit der unzensierten Fassung des Films. Dass es allein in den USA bei der Kinoauswertung über 200 verschiedene Schnittversionen von I DRINK YOUR BLOOD gegeben hat, scheint ja wohl eine Art Rekord zu sein. Ich würde sie mir am liebsten alle ansehen.


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I EAT YOUR SKIN
(USA 1964 – Del Tenney)

Der Autor Tom Harris kriegt nach dem Erfolg seines ersten Romans wenig auf die Reihe. Deshalb wird er von seinem Verleger kurzerhand in eine kleine Propellermaschine bugsiert und zu einer ominösen Insel in die Karibik geflogen, von der noch nie jemand gehört hat, die in keiner Karte verzeichnet ist und die den Namen Voodoo Island trägt. Dort residiert nicht nur ein Wissenschaftler, der im Geheimen nach einem Mittel gegen Krebs sucht, das er aus Schlangengift herzustellen gedenkt, sondern auch vergessene afrikanische Sklaven, die sich mit der Praktizierung stimmulierender Voodooriten bei Laune halten. Schnell wird klar, dass es auf Voodoo Island viele zunächst unergründliche Dinge gibt, so zum Beispiel Zombiehorden, die auf Kommando losziehen, um den Angereisten das Leben schwer zu machen. Nachdem auch noch die hübsche Tochter des irren Doktors von den gesichtsbarackigen Untoten entführt wurde, geht Tom Harris der Sache einmal ganz gründlich nach, hat er sich doch in das junge Ding unlängst gehörig verguckt. Wie sich herausstellt, hatte der Doktor kein Glück mit seinen Experimenten, die er mit den afrikanischen Wilden anstellte. Diese verwandelten sich durch die massive Zuführung von des Doktors Seren in „human vegetables“, was den Verwalter der Insel dazu animierte, sich eine Privatarmee von willigen Gemüsemännern aufzubauen. Wofür eigentlich, fragt man sich zwar, setzt doch allein wegen der Abgeschiedenheit keine Sau auch nur einen Fuß auf die ominöse Insel, aber bevor diese Frage allzu bohrend wird, fliegt auch schon das ganze Eiland in die Luft und Tom Harris hat genug Stoff für ein sensationelles Buch.
Ist der Film gerade zu Anfang von einigen irrsinnig dämlichen Slapstickeinlagen durchsetzt, mausert sich I EAT YOUR SKIN zu einem ganz passablen Inselschocker, dessen Wurzeln klar im klassischen Zombiefilm der 30er und 40er Jahre stecken. Weil der Film aber auch einen ziemlich zeitgemäßen Mad Scientist im Angebot hat, schlägt I EAT YOUR SKIN im Verlauf aber sogar eine Brücke zu den Insel-Zombies aus Italien, vornehmlich zu ZOMBI HOLOCAUST. Viele Details, die man vor allem aus diesem gnadenlos guten Film kennt, lassen sich auch schon in I EAT YOUR SKIN entdecken: Das Eindringen des Helden in den Leichenvorratsraum, der Mad Scientist, der Frankenstein’sche Ungetüme produziert, und selbst die Szene mit den Außenbordmotor findet sich in einer Variation wieder – diesmal allerdings mit einem Zombie, der sich mit einer Kiste Explosives selbst in den Propeller des Flugzeugs schmeißt. Man mag den Italienern nicht unterstellen, dass sie sich an diesem Film in irgendeiner Form bedient haben, die Verwandschaft ist dennoch unübersehbar. Interessant ist auch, dass ausgerechnet dieser Film mit dem ungleich heftigen I DRINK YOUR BLOOD zu einem Double Feature gekoppelt wurde, unterscheiden sich beide Filme doch ganz massiv voneinander. Gerade gegen den weitaus ruppigeren I DRINK YOUR BLOOD verliert I EAT YOUR SKIN deutlich, wenn man sie sich direkt hintereinander anschaut. SKIN ist im direkten Vergleich viel eher ein Ruhekissen, in das man nach BLOOD hineinsinken kann. Ausgekoppelt aus dem Double entfaltet sich SKIN allerdings zu einem höchst brauchbaren Film, der sich gar die Mühe macht, den klassischen Zombiefilm in eine modernere Verpackung zu stecken. Wieviel besser wäre der Streifen noch geworden, hätte man auf Slapstick und Spaßereien gerade zu Beginn und am Ende verzichtet und einen durch und durch ernsten Horrorfilm vorgelegt – gar nicht auszudenken!

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Geschrieben 02. Oktober 2005, 13:51

MARS NEEDS WOMEN
(USA 1967 – Larry Buchanan)

Weil durch eine DNA-Störung auf dem Mars nur noch Männer geboren werden, unternimmt eine medizinische Abordnung des roten Planeten einen Trip zur Erde. Ziel ist es, zeugungsfähige, junge Frauen zu kidnappen, um die eigene Nachfolge zu sichern. Nachdem allerdings das Unterfangen, passende Mädels ins Raumschiff zu beamen, fehlgeschlagen ist, kontaktieren die Marsianer die NASA, die unlängst selbst das unglaubliche Funkfeuer der Extraterristen aus dem All abgefangen hat: „Mars need Women“! Die NASA zeigt sich zur Mithilfe beim Weiberraub nicht bereit und verhängt zudem eine Nachrichtensperre für die breite Öffentlichkeit. Die Marsianer indes nisten sich mit ihrem Raumschiff in einer alten Eisfabrik in Houston ein und machen sich, nachdem sie sich mit Geld, Auto und Stadtplan ausreichend versorgt haben, selbst auf die Suche nach geeigneten Objekten. Dummerweise verliebt sich ausgerechnet der kühle Marsianer „Fellow One“ in die attraktive Wissenschaftlerin Dr. Majorie Bohlen, die just in Houston einen höchst wissenschaftlichen Vortrag mit dem Titel „Sex and Outer Space“ hält. Und dann fliegt auch noch das Versteck der Marsianer auf, das Militär rückt an und die Burschen müssen eilends und unverrichteter Dinge ihre Koffer packen.
Buchanans Film ist ein herrlich anzusehender Schwachsinn, wenngleich MARS NEEDS WOMEN hoffnungslos hinter den Erwartungen, die sich mit so einen Titel verknüpfen, zurück bleibt. Für die Fleischabteilung gibt es eine interessante Szene in einem Striplokal (dergleichen hätte der Film noch mehr gebraucht), das war’s dann aber leider auch schon hinsichtlich nackter Tatsachen. Hätte Doris Wishman diesen Film gedreht, er wäre anders ausgefallen. Buchanan ist aber nicht Wishman, weshalb es über Gebühr Füllszenen abseits irgendwelcher noch halbwegs Sinn ergebender Nackedeiereien gibt. Raketenstarts, die heimliche, fast nicht enden wollende Verfolgung einer Stewardess am Flughafen, ein Ausflug in ein Planetarium mit einer nervtötenden Schulklasse und dergleichen mehr. Schade, denn der Film beginnt durchaus verheißungsvoll und ist vor allem in der ersten Hälfte eine wahre Fundgrube unglaublichster Dialoge. Dennoch hat Buchanan MARS NEEDS WOMEN trotz aller Haarsträubereien recht ernst gehalten. Somit ist genügend Platz für etliche unfreiwillig komische Momente, die noch ganz gut bei Laune halten. Bedauerlicherweise hält Buchanan aber das gerade zu Beginn angeschlagenen Tempo nicht durch, weshalb sein Film gerade in der zweiten Hälfte recht langatmig ausfällt. Die Idee ist dennoch gut, da kann man echt nicht meckern. Wäre nur die Umsetzung etwas mehr in Richtung Sexploitation gegangen, alles wäre viel wunderbarer geworden.

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Geschrieben 02. Oktober 2005, 19:50

BLAU BLÜHT DER ENZIAN
((BR) Deutschland 1973 – Franz Antel)

Die Pennäler der Hotelfachschule Thannberg in Kitzbühel wollen ein paar kostenlose Winterferien verbringen und deshalb heimlich die verlassene Schule bewohnen. Dummerweise verliert die Tochter des Hausmeisters, die ebenfalls mit von der Partie ist, die gesamte Kasse der Schule im Heizungskeller, glaubt die 15.000 DM gar verbrannt. Gut, dass sie in Ilja Richter, Hansi Kraus, Jutta Speidel, Sascha Hehn, Ellen Umlauf, Bata Illic und seinem Filmsohn Nikki so dufte Freunde hat. Zusammen wollen sie das verlorene Geld binnen zwei Wochen verdienen gehen. Es sich in solcher Lage gerade bestens, dass der in Kitzbühel weilende und dauergrantige Generaldirektor Morten keine Bleibe hat, weshalb die Hotelfachschule fluggs in eine Luxusherberge umfunktioniert wird. Dann gibt’s noch vertauschte Koffer, die üblichen Personenverwechselungen, Reibereien und Liebeleien und am Ende ist natürlich alles in Butter und die Knete wieder da. Zwischendurch darf Jürgen Marcus noch am Telefon sein „Festival der Liebe“ singen, Heino weilt in einem Eck der Enzianhütte und singt das dazu passende und titelgebende Lied, im großen Saal der Schule ist auf einmal die Gruppe Wir zugegen und schmettert „David und Goliath“ und der als Koch engagierte Bata Illic darf mit „Michaela“ und „So lange ich lebe“ sein ganz schön happiges Gesicht gleich zweimal in die Kamera recken, während Chris Andrews für seinen „Sugar Daddy“ nur einmal bei einer sinnentleerten Schlittenfahrt mit dabei ist. Den Soundtrack zum Film kann man sich mit diesen Angaben selber basteln. Entgegen allen Unkenrufen macht die musikalische Untermalung in BLAU BLÜHT DER ENZIAN sogar durchaus Sinn, sind die Schlager doch die einzigen singenden und klingenden Ruhepausen, die dem Zuschauer in dem 83 Minuten lang vor sich hin hyperventilierenden Film überhaupt geboten werden. Da ist dann selbst der Bata ein willkommenes Gesicht, das für Abwechslung sorgt. Einen der gebotenen Songs habe ich noch gar nicht genannt, denn das Früh-70er-Wunderkind Nikki darf schließlich auch noch mal ans Mikro und seinen Gassenhauer „Yuppiduh“ vortragen. (Refrain: „Yuppiduh und der Ochs und die Kuh steh’n am Berg und schau’n zu", was sich übrigens auch vortrefflich auf den Zuschauer übertragen ließe.) Nikkis Lied ist sogar in seiner Gesamtheit geistig nahrhafter als die jeder der Witze, die Ilja auf den Leib geschrieben bekommen hat. („Es ist doch peinlich, wenn alle niesen und man selbst so rein gar nichts zu sagen hat.“) Ilja ist auf seine Filme von Antel & Co. mittlerweile ja nicht mehr so gut zu sprechen. Die viel drängendere Frage ist allerdings die, was Nikki heute zu diesem Film und seinen vorstimmbrüchigen Kindererguß sagen würde. Bitte eine Special Edition von diesem Film (der wirklich eine bessere Präsentation verdient hätte) mit einem Audiokommentar aller daran Beteiligten und dem grandiosen deutschen Kinotrailer (der hier natürlich auch fehlt – sehr zu meinem bedauern) als zusätzliches Bonbon! Und bis es damit so weit ist, setze ich als nächsten Winterspaß BEINE BREIT, DER SCHNEEPFLUG KOMMT! auf meine Liste.

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Geschrieben 02. Oktober 2005, 23:10


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(Japan 1978 – Norifumi Suzuki)

Ein immer wieder äußerst unbehaglicher Film, dem schwer der immer wiederkehrende Bezug zum Nationalsozialismus anlastet. Hiromi Namino ist in der Rolle des Tatsuya zu sehen, der aus einer Vergewaltigung durch einen krankhaften und gemeingefährlich-brutalen Mörder hervorgegangen ist. Im Wissen um seine tatsächlichen biologischen Wurzeln steht er seinem leiblichen Vater mit Erreichen der Volljährigkeit urplötzlich in nichts mehr nach und sperrt junge Frauen in einen eigens hergerichteten Folterkeller. Dort vergeht er sich nicht nur auf extrem brutale Weise an den Mädchen, stets das heere Ziel vor Augen, ihnen ihre eigene Unsittlichkeit vorzuführen, sondern quält und mordet sie, wenn sie sich seiner als nicht würdig erweisen. Als sein leiblicher Vater eines Tages zu ihm findet und dieser sich zunächst mit Tatsuyas Einwilligung an dem einzigen Mädchen vergeht, das ihm etwas bedeutet, kann Tatsuya schlussendlich den (genetisch bedingten?) Bann aufbrechen. Vatermord und Verlust der Geliebten sind hierfür der Preis, der stehendes Fußes zu entrichten ist. Wie im japanischen Pink eiga üblich, sind auch hier gewagte Bondageszenen das Salz in der Suppe, Qual und Schmerz die Tagesordnung und die markschreiende Erniedrigung der Höhepunkt. Im Vergleich mit anderen Pinks sind es vor allem aber zwei konkrete Szenen, die dem Faß in speziell diesem Film gehörig den Boden ausschlagen. Zum einen die, in der Tatsuya während einer Geburtstagsfeier zu Ehren seines Vaters in den Keller marschiert, sein dort von der Decke baumelndes Opfer stracks absticht, um sich dann an dem noch warmen Körper zu vergehen, zum anderen – und da ist es dann wirklich ganz aus mit dem Film – wenn Tatsuya nach einer Unterrichtsstunde über den Nazizeit, die Ausrottung der Polen und Ausschwitz nach Hause geht, alle Geschichtsbücher mit den grausamsten Bildern dieser Epoche um sich aufstellt und wild herumonaniert. Sehr, sehr dreckig, das muss man schon sagen. Die deutsche Fassung des Films bot derlei Aufnahmen klarerweise nicht, ebenso wie andere, die den Film mit Fragen der Ich-Findung und des Vater-Sohn-Konflikts sowie dazu gehörigen Monologen aus dem Off unnötig belasteten. In der deutschen Fassung sieht der Film eher wie ein „normales“, nach wie vor aber recht ruppiges Pink eiga aus – und selbst das reichte ja schon für den ziemlich prompten Beschuss mit dem bundesweiten Bannstrahl. Mit welcher Vehemenz in den pinken Filmen (die Roman Porno zähle ich einfach mal mit dazu) aus Japan Sex und Gewalt miteinander verschmelzen und damit immerhin ein ziemlich breites Publikum bedient wird, macht EXZESSE IM FOLTERKELLER, der im Original übrigens passenderweise den Untertitel ENTARTUN (das G fehlt leider) trägt, noch einmal ganz gründlich klar, sollte man die einschlägigen, hier und da durchaus auch mal als Klassiker zu bezeichnenden Werke von Kobayashi Satoru, Teruo Ishii oder Izumi Seiji gerade wieder aus dem Gedächtnis gestrichen haben. Das westliche Auge sieht’s in diesem konkreten Fall mit äußerst gemischten Gefühlen; mit Verwunderung, Erschrecken, Unverständnis und Abscheu zu je gleichem Anteil.

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Geschrieben 03. Oktober 2005, 21:53

DER SCHWARZE TAG DES WIDDERS
(Italien 1971 – Luigi Bazzoni)

Franco Nero ist der Reporter Andrea Bild. Seinen Nachnamen kann man in Verbindung mit dem Beruf durchaus auch als eine Art Referenz verstehen. Unterstrichen zusätzlich dadurch, dass er in einer Szene auf einem Flughafen vor einer deutschen Lufthansa-Boeing stehenbleibt. Wohin, um alles in der Welt, zieht es diesen Mann? Zunächst muss er sich mal mit einer Mordserie herumschlagen, in die er auch selbst verwickelt wird. Immerhin ist Andrea Bild oftmals als erster am Tatort (wohl auch die beste Voraussetzung für ein Engagement bei dem Boulevardblatt aus Deutschland) und kennt die Opfer auch noch allesamt persönlich, was ihn natürlich mangels anderer Spuren unweigerlich ins Visier der Polizei bringt. Nur ein Lederhandschuh wird bei jedem Opfer gefunden, dem entsprechend der Anzahl der zur Strecke gebrachten je ein Finger abgeschnitten wurde. Und nachdem es bei Andrea Bild sowieso schon privat sehr schlecht läuft (Seitensprünge, Ehekrise, Trennung), kriegt er wegen seiner Ermittlungstätigkeiten in der Mordserie auch Probleme mit seinen Vorgesetzten. Sein Rausschmiss scheint gar vorprogrammiert, weshalb es auch nichts mehr ausmacht, dass er das Puzzle, das der Mörder aufgibt, in Eigenregie löst.
Beginnt DER SCHWARZE TAG DES WIDDERS etwas träge, entwickelt sich der Film doch ziemlich geschwind zu einem ungemein spannenden und auch etwas unüblichen Giallo. Allein die Tatsache, dass der Film im Winter entstand und oftmals ziemlich triste und leicht heruntergekommene Gegenden zeigt, gibt dem ganzen Werk eine leicht depressive Note, die durch das private und berufliche Dilemma des Antihelden noch Verstärkung erfährt. Deshalb sieht der Film über weite Strecken auch mehr nach Frankreich aus als nach Italien. Und anders als in vielen unzäligen Genrekollegen kommt DER SCHWARZE TAG DES WIDDERS auch ohne einen werkbeschließenden Knalleffekt und besonders spektakulär inszenierte Mordszenen aus. Argento, Martino und Lado sind hier ziemlich weit weg. Dafür wird man im Zehnminutentakt mit Fragmenten versorgt, mit denen man sich das Mörderrätsel auf dem Wohnzimmertisch selbst zurechtlegen kann - na, und zwischendrin darf man sich auch noch viehisch an der rundum erstklassigen Besetzung erfreuen. Neben Franco Nero machen auch Ira Fürstenberg, Wolfgang Preiss, Renato Romano, Rosella Falk und Edmund Purdom (der allerdings immer nur guckt und kaum was sagt) den WIDDER zu einem jener Ereignisse, die man nur zu gerne mit den Augen auflecken geht.

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Geschrieben 05. Oktober 2005, 00:35

THE INCREDIBLE PETRIFIED WORLD
(USA 1959 – Jerry Warren)

Ein neuer Tiefenrekord soll mit einer von John Carradine konstruierten Taucherglocke aufgestellt werden. Vier wagemütige Lebensmüde stürzen sich für ihn ins Abenteuer, doch das Seil reist und die Glocke landet sanft auf dem Meeresgrund. Die vier Abenteurer glauben sich bereits verloren, entdecken dann aber ein seltsames Licht, steigen in die Taucheranzüge und dann aus der Glocke und finden sich urplötzlich in einem sich schier unendlich erstreckenden Tunnelsystem wieder, wo es neben Tageshelle auch Luft, Wasser, Seetang und Fische für die Ernährung und einen merkwürdigen Kauz gibt, der dort schon seit 14 Jahren lebt. Allerdings bringt der Kauz auch gleich die Hiobsbotschaft mit, dass es keinen Weg an die Oberfläche gibt, nur einen Vulkanschlund voller heißer Lava. Da ist die Stimmung klarerweise gehörig am Boden. Carradine und ein Forscherfreund basteln derweil emsig an einer weiterentwickelten Rettungsglocke, die aus Budgetgründen wie die vorherige aussieht, unternehmen einen Abstieg ind die Tiefe und finden die vier bereits fast verloren geglaubten Knalltüten wieder, und zwar just in dem Moment, als der Vulkan tobt, den alten Kauz verschlingt (der in Wahrheit ein gemeiner Mörder ist) und das Höhlensystem in sich zusammenbricht. Nach der Rettung freuen sich alle an der herrlichen Seeluft und wollen dann zusammen ein schönes Steak essen gehen.
Gleich zu Beginn gibt es in Warrens Werk erst einmal über sechs Minuten lang Natur-Schmalfilme zu gucken, welche die üblichen Meeresbewohner und ihre Besonderheiten näher bringen. Da lernt man dann allerlei überflüssiges Zeugs, das für den Rest der Mär ohne jeden Belang ist, und man wird Zeuge, wie ein Hai mit einem Oktopus kämpft, der irgendwann auseinanderbröselt. Im Rest des eigentlichen Streifens ist ziemliches Trick-Dunkeltuten angesagt, denn außer einem ollen, in der Ecke gammelnden Varan werden keine weiteren „Special Effects“ geboten, die den Film vielleicht etwas interessanter gemacht hätten. Die beste Szene ist daher die, in der Carradine und sein Partner in einer Garage becherweise Kaffee in sich schütten und dazu irgendwelche Gestänge zusammenlöten und an alten Waschmaschinenteilen herumdrechseln, aus denen dann durch wundersame Fügung irgendwie und irgendwann eine riesige Rettungstaucherglocke entsteht. Der Film ist schon eine reichlich seltsame Nummer, und eine ziemlich schlechte noch dazu. Selbst John Carradine und Robert Clarke machen hier nur selten Spaß – und wirklich bemerkenswert ist einzig, dass der Streifen stellenweise dieselbe Musikkonserven wie später DIE NACHT DER LEBENDEN TOTEN übergestülpt bekommen hat, deren Wirkung in Warrens auf Hochleistung laufenden Spannungsverpuffer allerdings auch eher als reichlich bescheiden einzustufen sind.

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Geschrieben 05. Oktober 2005, 14:18


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(Italien/Frankreich 1963 – John M. Old (Mario Bava))

Zuletzt habe ich diesen Bava in einer ziemlich mittelmäßigen Videofassung aus Holland gesehen. Dabei sprangen klarerweise bei weitem nicht die Funken über, mit denen die jetzt verfügbare DVD um sich sprüht. Einmal mehr muss man festhalten, dass gerade die Filme Bavas nach bestmöglichem und sorgsamstem Umgang verlagen, weil sonst einfach zu viel von ihnen verloren geht, die Magie aus den Bildern zu schwinden droht und die mühevoll aufgebaute Atmosphäre himmelschreiende Einbußen erfährt. Und somit war das Wiedersehen mit dem Film wie eine kleine Offenbarung, obwohl DER DÄMON UND DIE JUNGFRAU nach wie vor nicht an den alles überstrahlenden Werken Bavas, vor allem aber DIE STUNDE, WENN DRACULA KOMMT, BLUTIGE SEIDE und selbst BARON BLOOD, so recht kratzen kann. Wieder eingefallen ist mir auch, was ich an diesem Film damals nicht so recht leiden konnte, und das ist Christopher Lees Frisur, mit der er in den Großaufnahmen ein wenig aussieht, wie ein verstoßenes Mitglied der Beatles. Zu genießen war hingegen der kurze Auftritt von Jacques Herlin, den ich vor allem in den deutschen Sexklamotten und Dumm-dumm-Humoresken der 70er immer sehr gerne sehe. Schade, dass seine Rolle als Priester hier nur eine so kleine war. Die deutsche DVD des Films gibt sehr gut Aufschluss darüber, wo seinerzeit in welcher Form die Schere angesetzt wurde. Das war vor allem bei Szenen der Fall, in denen Christopher Lee der noch in Blüte stehenden Daliah Lavi ordentlich mit der Reitpeitsche einschenkt und sie das sichtlich genießt. Ein Zusammenhang zwischen Sex und Gewalt, S und M sowie Hiebe und Liebe durfte wohl damals noch nicht so deutlich in den Vordergrund treten. Der Mittelteil des Films, wo viel betrogen und belogen wird, hat bei mir am meisten gewonnen. Ebenso die Tatsache, dass es eigentlich nie so ganz klar wird, ob eine Gespensterseherei nun stattgefunden hat, oder aber vielleicht doch alles nur die Einbildung der Lavi war. Christopher Lee hat jedenfalls die größten Auftritte - lebend oder als Leiche. Das größte Highlight des Films ist sicherlich die Szene, in der er mit dem Vorhang kämpft und es aussieht, als würde er von diesem gar erdolcht. Ganz, ganz großes Theater! Und wie Lees vermoderter Körper im Sarg vor sich hinbrutzelt, nachdem sich sein Filmbruder mit einem Flammenmeer endgültig von seinem racheschnaubenden Geist befreien will, und sich dabei die aus dem Container ragenden Füße um die eigene Achse drehen wie die Hähnchen in der Pommesbude, zeugt doch von einer ungemeinen Schalkhaftigkeit Bavas, die man sehr gerne immer mal wieder in seinen durchaus recht dramatisch und ernst gehaltenen Filmen entdeckt.

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Geschrieben 05. Oktober 2005, 23:39

BLIND WARRIOR
(Indonesien 1987 – Ratno Timoer)

Im indonesischen Hinterland herrscht große Betrübnis, denn der böse Raden Parna herrscht dort. Terror, Gewalt und Teufelsanbetung sind bei ihm an der Tagesordnung. Und weil es den Tunichtgut auch öfter mal wo juckt, müssen Mädchenopfer für einen grimmig dreibschauenden Götzen dargebracht werden, an denen sich Raden dann ungestört in der Opferhöhle vergehen kann. Gut, dass eines Tages ein blinder Mann mit übernatürlichen Kräften, einem Affen auf der Schulter und einem Knüppel-aus-dem-Sack-Holzsticken vorbeischaut, der sich Buta nennt. Er springt dem Volk in Not zur Seite und stellt Raden zur Rede. Doch der kann ihn, unlängst über sein Kommen informiert, austricksen und in seinen tiefen Höllenbrunnen sperren, aus dem noch nie ein Mann zuvor entkommen ist. Nach Rücksprache mit seinem Über-Ich und Anrufung seiner für ihn zuständigen Gottheit, kann Buta aber unter Sammlung aller seiner Kräfte aus dem Loch hüpfen und kommt gerade noch rechtzeitig, um Raden Parna die erzwungene Hochzeit mit der Tochter des unterdrückten Dorfanführers zu versalzen.
Wie es sich für einen guten Film aus Indonesien gehört, gibt es in BLIND WARRIOR Blut, Gewalt und tolldreist-magischen Hokuspokus en masse. Das Gesetz der Schwerkraft gilt für die Indo-Kämpfer ja eh nicht – ebenso mancherlei weitere gemeinhin verbreitete physikalische Gesetzmäßigkeit. Indonesiens Kämpfer waren schon immer so richtig saustark und zerreißen auch schon mal ihr Gegenüber mit bloßen Händen in zwei Teile. Die vor allem von Barry Prima als Volksheld Jaka Sembung in seiner WARRIOR-Filmfolge ungemein hochgelegte Latte erreicht der BLIND WARRIOR zwar nicht, aber das hier gezündete Feuerwerk brennt immerhin noch so gut, dass man reichlich was zum Staunen hat. Und zumindest zum Ende gibt der Film in komprimierter Form viel Rapi-WARRIOR-Gas - schickt aber dem blutigen Inferno zunächst einmal eine höchst absonderlich choreografierte Volkstanz-Szene voraus, die nicht nur seine Zeit dauert, sondern auch musikalisch wie tänzerisch jedem Bollywood-Vehikel das Wasser abgräbt. Wenn Buta dann im großen Finale Feuerbälle aus dem Handballen zaubert, die den Gegnern die Köpfe explodieren lassen, seinen Sticken auf und vor allem in den Buckeln seiner Feinde reichlich tanzen lässt, der feindliche Hohepriester mit vorsintflutlichen Handgranaten weggesprengt wird, der Götzentempel auseinanderfliegt und Raden Parna endlich auf höchst dramatische Weise seinen Kopf verliert, dann ist auch zuschauerseitig eigentlich alles in Buta. Am Ende verabschieden sich die befriedeten Dorfbewohner lange und mit vielen Tränen von ihrem Zatoichi-Clone, der dann mit seinem kleinen Affen durch die Feldmark neuen Aufgaben entgegenzieht, von denen man leider keine weiteren gesehen hat. Schade eigentlich.

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Geschrieben 07. Oktober 2005, 12:29

SUBSPECIES II: BLOODSTONE
(USA 1993 – Ted Nicolaou)

Den ersten SUBSPECIES habe ich nie gesehen, lediglich mal den Soundtrack für sage und schreibe € 1,99 vom Grabbeltisch im Kaufhaus gerettet, was sich nicht wirklich gelohnt hat. Da zudem in SUBSPECIES II gleich zu Beginn der Inhalt des ersten Teils in komprimierter Form wiedergegeben wird, kann man sich das erstgeborene Werk sowieso klemmen. Teil 2 funktioniert auch ohne Vorkenntnisse, ist die Geschichte, die ausgebreitet wird, doch noch nicht einmal halb so kompliziert wie ein LASSITER-Groschenheft. Wissen muss man lediglich, dass eine amerikanische Trulla mit ihrem Lover nach Rumänien gefahren ist, um dort das Geheimnis eines alten Vampirclans zu ergründen. Prompt wachte der letzte Nachfahre der Blutsauger auf, der Lover stellt sich als sein Bruder heraus, schon ist die Balgerei um den omimnösen Blutstein in vollem Gange, wobei ich allerdings schon zugeben muss, dass sich mir der tiefere Sinn des Steins nicht eröffnet hat. Aber egal. Zwischendrin hat Vampir Radu noch fix die US-Trulla gebissen, die nun nach ihrer Schwester zwecks Rettung telefoniert. Gleich darauf hetzt Radu die Trulla, die langsam zu einem Vampir wird, durch die Gassen von Bukarest. Im Nu erscheint die Schwester und schnallt erst nicht, was überhaupt los ist. Dank eines alten Professors durchblickt sie dann aber das grausige Spiel und los geht die Vampirhatz, an deren Ende Radu (abermals) geplättet und seine untote, vor Jahrhunderten bei lebendigem Leibe eingemauerte Hexenmutter den Flammen anempfohlen wird. Ansonsten stehen die Zeichen auf Fortsetzung, die zum Zeitpunkt der Entstehung von SUBSPECIES II bereits beschlossene Sache gewesen sein muss. Den an diesen Film anschließenden dritten Teil habe ich zwar nicht vorliegen (und nehme auch gerne weiter Abstand davon), dafür aber den vierten Teil unlängst in einer Kiste entdeckt. SUBSPECIES richtet sich an ein Publikum von vielleicht 14 bis 17 Jahren mit Interesse an Heavy-Metal-Musik, aber auch an alles konsumierende, gesetzte Herrschaften, die sich nach dem Film ein wenig darüber ärgern, was aus der Exploitation-Fabrik der Band-Familie doch für ein müder und berechnender Laden geworden ist. Die Zeiten, in denen ein RE-ANIMATOR oder, wenn man das Zeiteisen noch weiter zurückstellt, ein DRACULAS TODESRENNEN hinten vom Fließband fiel, sind wohl bedauerlicherweise vorbei und kommen nie mehr wieder.

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Geschrieben 08. Oktober 2005, 12:12

MEUTEREI AUF DER BOUNTY
(USA 1935 – Frank Lloyd)

Ein Wiedersehen mit dem Klassiker, der mir vor allem aus der Kinderzeit in Erinnerung geblieben ist, wo er mir hier und da über die Jahre verstreut immer mal wieder den Sonntag versüßte. Das waren noch TV-Film-Großereignisse, denen man gerne entgegenfieberte. Und immer noch ist die Schauderei groß, wenn Charles Laughton als Capt. Bligh ungeheuer sadistische Bestrafungen durchführen lässt. In der Erinnerung knallte die Neunschwänzige sogar noch öfter als im Film selber, beschreibt damit aber das kleine Trauma, welches dieser Film im Kinderkopf zu erzeugen wusste. An die Szene mit dem Kielholen eines Matrosen der Bounty konnte ich mich gar nicht mehr entsinnen. So heftig muss da wohl das Miterleben vor der Mattscheibe gewesen sein, dass diese Stelle sogleich prompter Löschung anheim fiel, um nicht über Tage Nacht um Nacht durch den Gehirnskasten zu spuken. Auch nach Jahren muss ich sagen, dass die MEUTEREI AUF DER BOUNTY in der Verfilmung von 1935 immer noch die gelungenste darstellt, obwohl ich die Inszenierung von 1962 auch sehr schätze. Selbst mit dem von mir sonst in späteren Jahren geringfügig verabscheuten Clark Gable konnte mich der Film wieder versöhnen, spielt er doch den Fletcher Christian wirklich wunderbar. Am besten gefallen neben den peitschenden Orkanen bei der Reise um Kap Horn nach wie vor die grandiosen Aufnahmen von Haiti und den freizügigen und stets sehr anmutig schmachtenden Bewohnerinnen, bei denen es nach wie vor sehr verwundert, dass es wirklich nur die allerhübschesten Insulanerinnen auf die schneidigen Offiziere der Bounty abgesehen haben. Die etwas bracker erscheinenden Weiber halten sich dezent im Hintergrund und dürfen Speis und Trank richten. Das wird dann das Paradies genannt - bestimmt haben sich die runzeligen Frauen das mal anders vorgestellt. Auf der DVD gibt es noch eine Dokumentation zu der Pitcairn-Insel, die ich mir aber geschenkt habe. Die durchweg schöne Illusion des in erster Linie auf Abenteuer setzenden Films kann ich mir auch an einem anderen Tag rauben lassen. Oder eben halt nie.

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Geschrieben 08. Oktober 2005, 20:22

THE BEAST IN HEAT
(Italien 1977 - Ivan Katansky (Luigi Batzella))

Ein Schmierfinkenfilm. Die Nazis basteln an der ultimativen Zeugungsmaschine, weshalb ein armer Irrer, und zwar Salvatore Baccaro als „Beast“in einem Käfig sitzt, in den ihn Macha Magall gesteckt hat. Baccaro hat hier die schlechteste Rolle seines Lebens. So gut er mir immer wieder in dem erstklassigen FRANKENSTEIN’S CASTLE OF FREAKS gefällt, so verkehrt es sich hier ins Gegenteil. In THE BEAST IN HEAT langt’s gerade noch für das notgeile Nazimonster im Käfig (mit Dauerhänger übrigens, ist also nicht so viel mit „heat“), das in einem Anfall allergröbsten Drehbuchunfugs der ihm zugeführten „Gespielin“ mit Stumpf und Stiel das Schamhaar abfrisst. Zugegeben, diese Szene sucht sicherlich ihresgleichen, ist aber verglichen mit den anderen Menschenverachtungen eher nur für einen Lacher gut. Etwas anders sieht es da schon mit dem eher beiläufig untergemengten Tontaubenschießen auf ein lebendes Baby aus. THE BEAST IN HEAT ist schon ganz schön dreckig geraten – man weiß, auf was man sich hier einlässt, weshalb die sonstigen Schluderigkeiten (historisch unkorrekte Kleidung, irgendwie zusammengenähte Nazi-Fahnen und natürlich auch die wild und wahllos aus anderen Katansky-Filmen importierten WWII-Scharmützel) auch eher nicht so sonderlich ins Gewicht fallen. Man hat es mit einem Nazi-Exploiter zu tun, was also soll’s? Und dennoch liegt die Meßlatte mit ILSA, an den sich auch Batzella vorrangig orientiert hat, in diesem Fall wohl einfach zu hoch. Batzella vermag es eh nicht seine eh nur rudimentäre Konzentration voll und ganz auf eine Formel zu lenken. Das beweist er in seinem vollmundig klingenden Aufwasch dann auch damit, dass Partisanenkämpfe und die dabei üblicherweise gerne breitgetretenen Verrätereien fast den ganzen Film bestimmen. Ein enorm zweigleisiges und den Zuschauer zusätzlich eher abschreckendes Verfahren, das er auch in seinem Streifen KAPUT LAGER zur Schau stellte, der sogar noch schlechter ausgefallen ist. Der Ausflug in den Folterkeller nach etwas über einer Stunde Spielzeit wirkt daher in THE BEAST IN HEAT jedenfalls nach allerlei WWII-Gedonner total deplatziert und ist einfach nur da, um endlich ein paar Grausamkeiten zeigen zu können, die die Ödnis davor und danach kaschieren. Nee, das war ja wohl rein gar nichts. THE BEAST IN HEAT war zwar immer schon einer der ärmeren Kandidaten in dem kurzen Aufleben der italienischen Nazi-Exploiter, aber je öfter man ihn sieht, desto beschissener wird er sogar noch.

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Geschrieben 09. Oktober 2005, 06:51

THE HEROIC TRIO
(Hongkong 1993 – Johnny To, Ching Siu Tung)

Weil ein unsichtbares Phantom aus Hongkongs Entbindungsstationen bündelweise Säuglinge entführt, ist die Polizei in heller Aufregung. Ein alter Dämon will China – aus welchen Gründen auch immer – wieder mit einem Kaiser versehen und hat nach Befragung seines Orakels knapp zwanzig Kinder auserwählt, die sich nach der nächsten Umrundung der Erde um die Sonne als würdige Thronfolger herausstellen könnten. Gut, dass es in Hongkong Wonderwoman gibt, die sich in ihrem Kampf gegen die Babyräubereien mit der schmucken Thief Catcher zusammenschließt. Doch auch das unsichtbare Phantom, Invisible Girl, hat es mittlerweile satt, dem alten Dämon immer nur bedingungslos zu gehorchen und ausnahmslos Böses anzustellen, zumal sie in Wonderwoman ihre alte und verloren geglaubte Freundin aus Kindertagen wiederentdeckt hat.
Volles Pfund aus Hongkong. Zwar ist THE HEROIC TRIO unheimlich unsinnig und vor allem auch gerade zu Anfang ziemlich comedybeladen, gewinnt dann aber enorm an Fahrt. Johnny To und Ching Siu Tung bieten mit dem Dämonenkämpfer Number 9 sogar ein kleinen Blick zurück in die Glanzzeit des Martial-Arts-Kinos. Number 9s Auftritt in einem Bahnhof, wo er die wartenden Reisenden mit einer fliegenden Guillotine aus Jux und Dollerei um Kopf und Gliedmaßen bringt, hat seine Wurzeln definitiv 20 Jahre in der Vergangenheit. Ansonsten präsentiert sich der Film durchgängig auf der Höhe seiner Zeit mit viel gewire, vielen Explosionen und noch mehr spektakulären Stunts. Gerade wegen seiner nahezu unbändigen Rasanz macht der Film immer wieder sehr viel Spaß - vorausgesetzt man vermag, sich bedingungslos in diesen mit Volldampf rotierenden Wirbel der Schwachsinnigkeit fallen zu lassen. Anita Mui, Maggie Cheung und Michelle Yeoh machen es einem hierbei nicht sonderlich schwer, außerdem zähle ich mich mit Begeisterung zu der Klientel, die der Film in erster Linie bedienen soll. Da ist man für 90 Minuten ohne weitere Bedenken sehr gerne mal die Trantüte, die dumpf auf dem Sofa hockt und sich Weiber mit dicken Wummen anguckt. Auf jeden Fall!


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Geschrieben 09. Oktober 2005, 10:21

THREE ON A MEATHOOK
(USA 1972 – William Girdler)

Vier junge Mädchen machen einen Trip aufs Land. Nach einer Bootstour mit Nackedeiereien verreckt auf dem Rückweg das Auto im tiefsten Hinterland. Da guckt der junge Billy vorbei und bietet den Mädchen an, eine Nacht bei ihm und seinem Pa auf dem Bauernhof zu verbringen. Gesagt, getan. Pa ist nicht so begeistert, fürchtet er doch, dass Billy etwas ähnlich Schlimmes macht wie damals. Nichts genaueres weiß man noch nicht. Doch da schleicht auch schon ein irrer Mörder herum und meuchelt die vier Mädchen. Am nächsten Tag ist Pa entsetzt, schon wieder hat sein Sohn Frauen umgebracht. Billy indes kann sich an nichts erinnern. Während der Alte die Dahingemeuchelten "aufräumt", vergnügt sich Billy in der Stadt, guckt sich im Kino DIE REIFEPRÜFUNG an (au Backe!), besäuft sich gepflegt und lernt die flotte Sherry kennen und lieben. Als er Sherry und ihre Freundin Becky für ein Wochenende auf die Farm einlädt, ahnt man schon, was kommen wird. Am diesem Wochenende wird jedoch unter anderem auch geklärt, warum der Alte seinen Verschlag auf dem Hof immer besonders sorgsam verrammelt und warum sein Räucherfleisch so vortrefflich schmeckt.
THREE ON A MEATHOOK funktioniert, da er sich ebenfalls an der Geschichte des Massenmörders Ed Gein hinreichend bedient, sehr gut als Brückenschlag zwischen PSYCHO und THE TEXAS CHAINSAW MASSACRE. Und ist man schon dabei, ihn mit diesen Meisterwerken in eine Reihe zu stellen, muss man auch mitschicken, dass der Film sogar verdammt ordentlich geworden ist, wenn man über die extrem schroffen Ecken und Kanten dieser Produktion und einige Lückenfüllereien wohlwollend hinwegsehen kann. Immerhin verbreitet sich die Gruppe American Xpress, von der ich außer in diesem Film noch nie gehört habe, gleich in zwei während einer Barszene komplett ausgespielten Songs (laaangweilig), danach wird mit Becky und Sherry auch noch etwas zuviel im hüfthohen Gras verstecken gespielt. THREE ON A MEATHOOK, definitiv auch einer der etwas besseren Filme William Girdlers (und komplett ohne Erstlingsbonus gerechnet), ist extrem rohes und ziemlich unbehauenes US-Horrorkino, wie man es eigentlich auch heute gerne wieder öfter einmal präsentiert bekommen möchte. Die Schocks funktionieren, die falsche Fährte des tatsächlichen Mörders über weite Strecken auch (natürlich nur beim ersten Anguck) und ein Überraschungsei bekommt der Zuschauer zum Schluss ebenfalls noch gelegt, das zwar nicht ungemein glaubwürdig ist, dafür aber immerhin den Film locker über die Zielgerade von 77 Minuten Spielzeit schiebt. Ach ja: Für die ganz Doofen und die mal zwischendrin Eingenickten gibt’s am Ende auch noch eine komprimierte Analyse der Handlung durch einen Psychologen, der alles noch einmal ganz genau für Krethi und Plethi (sowie für Billy und Sherry) auseinanderdröselt. Macht aber nichts. Trotz all seiner Unzulänglichkeiten ist der Film eine echt runde Sache.

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Geschrieben 15. Oktober 2005, 19:06

DIE MÖRDERBESTIEN
(Italien 1973 – Aristide Massaccesi)

In der deutschen Fassung habe ich den Film nie gesehen. Irgendwie ist der Massaccesi immer an mir vorübergegangen. Viel verpasst habe ich nicht, obwohl der eher ziemlich mittelprächtige MÖRDERBESTIEN schon besser ist als sein meistens schlechter Ruf. Das mag vornehmlich daran liegen, dass der Massaccesi wirklich tolle Bilder zustande kriegt – so er denn will. Seine Geschichte indes, die immerhin in einige Überraschungen mündet, fällt eher gemächlich-konfus und bisweilen gar nur verwirrend über seine Zuschauer her, und das abschreckenderweise gerade zu Beginn. Kinski in der Rolle des Dr. Sturges hat gemessen an seiner Präsenz auf dem Cover und der vorrangigen Nennung in den Credits des Films über Gebühr wenig zu tun. Dann wird er ziemlich schnell gemeuchelt, man weiß eigentlich bis zum Schluss nicht so richtig warum, ist aber eingeladen, sich selbst was zu denken. „Miss Sweden“ Ewa Aulin muss sich vor Kinski entkleiden und präsentiert die mit Abstand abartigste Unterwäsche, die je in einem Horrorfilm zur Schau gestellt wurde. Und das ist ja schon mal etwas, mindestens aber ein gar starkes Stück! Ein nicht minder starkes Stück vielleicht auch die zwei Ideenklaubereien beim Herrn Poe, die in diesem Sauertopf aber auch nicht sonderlich viel Aufhebens machen. Zur Gänze großartig gelungen ist aber die Klanguntermalung von Berto Pisano, dessen Hauptthema in allen Variationen eingängig, schmusig und immer wieder sehr bezaubernd melancholisch durch die Film tropft. Und toll waren auch die Szenen im grausigen Keller, wenngleich hier eine tatsächliche Auflösung a la Poe dem Zuschauer versperrt blieb. Und ja, irgendwie nimmt der Film im Kosmos des Herrn Massaccesi klar einen qualitativ höheren Stellenwert ein als beispielsweise eine PAPAYA oder eine IN DER GEWALT DER ZOMBIES. Einen zwangsläufig bedeutsameren Film hat er aber mit diesem Vehikel aber wohl auch nicht unbedingt abgeliefert. Und was nicht ist, kann in diesem Fall ja auch nicht mehr werden. Die von ihm zuletzt auf Videoband hingewischten, sich vornehmlich mit Arschfickereien unter Zwang beschäftigenden Pornofilme ließen jedenfalls noch zu seinen Lebzeiten jeden Gedanken an irgendeine Zelluloid-Wundertat ganz weit unterhalb der Gürtellinie absterben.

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Geschrieben 16. Oktober 2005, 09:14

DER UNVERBESSERLICHE
(Frankreich 1975 – Philippe de Broca)

Belmondo ist der charmante Gauner Victor Vautier, ein Hochstapler und Lügenbaron sondergleichen, der sich in seine Bewährungshelferin verliebt, sich aus Verpflichtung älterer freundschaftlicher Bande gegenüber aber auch dazu aufgerufen sieht, diese Liebe zugunsten eines Kunstraubs verraten zu müssen. Am Ende ist alles gut, die Liebe gerettet, die Kunst wieder an ihrem Platz und der Staat um ein erkleckliches Sümmchen erleichtert. Zwar bietet DER UNVERBESSERLICHE kaum Stunts und Action, wie man sie aus anderen Belmondos gewohnt ist, dafür ist er für eine Komödie dennoch mit einer teilweise schon atemberaubenden Geschwindigkeit zusammengetragen. Streckenweise erinnert DER UNVERBESSERLICHE dabei an die panischen Filme von und mit de Funes – vor allem aber auch, weil die deutsche Synchronisation mit ähnlichen dummdreisten Happigkeiten aufwartet, die auch die Streifen von Frankreichs Klamaukermann No. 1 auszuzeichnen wissen.
Das Cover beschreibt den Film als beschwingte Gaunerklamotte und sagt damit eigentlich schon alles.

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Geschrieben 16. Oktober 2005, 10:24

DAS TESTAMENT DES DR. CORDELIER
(Frankreich 1959 – Jean Renoir)

Früher gab’s während der Sommermonate auf N3 unter dem Schubladenbegriff „Das Gruselkabinett“ immer dienstags um Einundzwanzigfünfundvierzig ausgewählte Horror- und SF-Streifen vor allem aus den 50er Jahren. In dieser Reihe lief auch irgendwann einmal dieser feine Film, übrigens die erste Adaption des hinlänglich bekannten Stoffes von Robert Louis Stevenson, die ich je gesehen habe. Ein Glücksfall also, weil man sich mit den meisten weitaus schlechteren Verfilmungen die Lust auf solche klassischen Stoffe auch ziemlich schnell ziemlich gründlich versauen kann. Und dabei hat DAS TESTAMENT DES DR. CORDELIER noch nicht einmal offiziell etwas mit der Geschichte von Stevenson zu tun.
Unvorstellbar schien es mir seinerzeit, dass Jean-Louis Barrault sowohl als Cordelier als auch Opale in Erscheinung tritt. Zwei Charaktere, wie sie unterschiedlicher kaum sein können. Barraults Verwandlung im Film finde ich nach wie vor unschlagbar.
Mittlerweile habe ich zwar etliche andere Adaptionen der Geschichte von Stevenson gesehen, aber keine erreicht für mich die Intensität von DAS TESTAMENT DES DR. CORDELIER. Der Film benutzt kaum Klischees des Horrorfilms (wahrscheinlich macht ihn das so außergewöhnlich gut) und bietet, ganz im Gegensatz zu vielen anderen Verfilmungen des Stoffes, den bösen Opale auch nicht als dämonische Horrorfratze an, sondern als einen ziemlich schalkhaften, anarchistischen Rüpel, der nicht ohne Witz durch die Pariser Straßen zieht. Allein damit ist der Grundton des Films trotz aller Grausamkeiten schon ein ganz anderer als in den sich vornehmlich im wabernden Gruselnebel verfangenen Adaptionen.
Wie doppeldeutig allein schon der Titel des Films ist, fiel mir übrigens auch erst jetzt so richtig auf.
Ganz klar ein Fall für irgendeine Art von Bestenliste.

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