Auf dem deutschen Filmplakat zu Robert Fuests 70er-Meilenstein schmilzt überlebensgroß der noch ziemlich junge John Travolta im Teufelsregen in dem Maße dahin, wie es für das Auge vor dem Schaukasten gerade noch eine FSK-freigegebene Freude sein kann. John Travolta ist Danny, einer der Satansjünger von Jonathan Corbis, gespielt von Grinsekind Ernest Borgnine, der in seiner Funktion als Hohepriester Seelen für den Deibel sammelt. Ganz besonders hat es der Ernie auf die Familie Preston abgesehen, denn in grauer Vorzeit, als die ersten Siedler durch das Land zogen und Corbis seine Seelenfängerei begann, haben die Prestons ihn um sein Buch beschissen, in das er all die Namen derjenigen geschrieben hat, die ihm die Seele überschrieben haben. Kein Buch, keine Seelen. Und weil just an dem Tag, als Corbis das Buch verlor, auch noch die reinigenden Waffen der Inquisition an dem Prediger ausprobiert wurden, war’s Jahrhunderte lange auch nichts mit der Fahndung nach der Schwarte. Auferstanden von den Toten, unlängst in der amerikanischen Geisterstadt Redstone beheimatet und mit neuen verbrecherischen Verblendeten umgeben, setzt Corbis nun in der Gegenwart der 70er Jahre die Suche nach der verlorenen Lektüre fort – und zwar logischerweise bei den Nachfahren der Prestons. Aber dort hat Corbis nicht unbedingt Erfolg. Selbst als er William Shatner (hier in einer seiner lachhaftesten Rollen abseits von STAR TREK)
dem Deibel zuführt, was unweigerlich dessen Bruder Tom Skerritt und oben drauf noch Eddie Albert auf den Plan ruft, halten die Prestons mit dem Buch hinterm Berg. Eddie Albert ist ein Doktor auf dem Gebiet aller erdenklichen Übersinnlichkeiten und buddelt gegen Ende Corbis Jahrhunderte alte Seelenlampe aus, in der wie bei einer TV-Mattscheibe aus der Hölle alle Gepeinigten klagenden Grußes vorbeipatrouillieren. Shatner und seine verblendeten Brüder und Schwerstern jagen Albert die sagenhafte Pulle wieder ab. Doch bevor er sie dem unlängst zum Bilderbuchteufel mutierten Corbis
geben kann, wird Shatner von Albert so unter den Tisch gelabert, dass es einem in den Ohren schmerzt und Shatner das Dingens zu Boden knallt, darauf das Dach der Satanskirche zerspringt und augenblicklich der Teufelsregen mit 500 l/qm herniederprasselt. Alle Satanisten zerblubbern in dem Regen minutenlang in allen Farben der Pantone-Palette (US-Werbeslogan: „Absolutely the most incredible ending of any motion picture ever!“) und dann ist mit Corbis’ Zauber noch lange nicht Schluss.
Als ich NACHTS, WENN DIE ZOMBIES SCHREIEN das erste mal sah, 1982 an einem schönen Herbstnachmittag um 15 Uhr 45, hatte der Film natürlich schon seinen Zombie-Titel verpasst bekommen, damit das auch klappt mit dem Reiten auf der aktuellen Filmwelle. Dass kein Zombiefilm zu erwarten war, wusste ich aber unlängst schon, weil ich zuvor aufmerksam den Trailer studiert habe, der wochenlang immer mal wieder im Einsatz war. Allein, weil in dem Film John Travolta schmilzt, den anno 1982 kein Mensch mehr leiden konnte, war uns das aber locker das Eintrittsgeld wert. Und Schmelzmenschen sind ja schließlich auch ganz nett, wenn man allein mal an den denkt, durch den der Planet Saturn schön grüßen lässt, oder, wenn auch erst später anzusiedeln, an die Opfer von Jim Muros Viper-Schnaps.
Satanisten-Filme waren 1982 (und davor) mehr was für die „großen“, die Biker und Rocker, die sich mit sowas, glaubten wir, irgendwie auch auskannten – allein schon wegen der meist zu opfernden nackten Weiber. Außerdem waren die Dinger ja doch irgendwie ungeheuerlich – und immer auch in einem gewissen Schwebezustand zwischen möglich und unsinnig anzusiedeln. Ein so richtig echter High Priest of the Church of Satan, namentlich ein gewisser Anton Szandor Lavey, hat als Technical Advisor der ganzen ZOMBIES-SCHREIEN-Unternehmung zur Seite gestanden. Wenn der’s nicht weiß, wer dann? Und regnen tut’s ja auch bei uns sehr viel. Schmelzen tut man davon zwar nicht, aber saurer Regen, das war in den frühen 80ern schon ein Schlagwort. Und der macht bekanntermaßen Bäume kaputt und lässt die Haut unter Umständen jucken und schneller altern. Vom sauren Regen redet heute kein Mensch mehr, von THE DEVIL’S RAIN auch nicht, aber man sollte es tun. Zumindest was den Fuester anbelangt. Selten hat es in so einer herrlich angerichteten Filmklapsmühle so einen Verbund an ausnahmslos sehr starken Darstellern gegeben, die sich etwas für ihre Alkoholsucht und gegen ihren versinkenden Stern hinzuverdienten. So ein Werk ist mit Geld heutzutage gar nicht mehr zu bezahlen. Und wenn man die Liter zusammenzieht, die hier auf und aus den Menschen fließen – Statistikfreunde hätten wochenlang was zu rechnen. Wenn ich den Film das nächste Mal sehe, dann unbedingt wieder im Kino. Nirgends ist ZOMBIES SCHREIEN besser aufgehoben. Und hinterher muss es mindestens noch William Shatners Version von „Lucy In The Sky With Diamonds“ als Exit Music geben.
Bearbeitet von Funxton, 26. Februar 2009, 13:12.