Beutelschneider, Zeitschinder, Nervenzerrer
#511
Geschrieben 13. November 2006, 15:22
(Japan 1984 – Hayao Miyazaki)
Nach dem großen Krieg, eingegangen in die Geschichte als die „sieben Tage des Feuers“, herrscht auf der Erde große Not. Ein giftiger Wald voller todbringender Pilzkulturen und wolkenkratzergroßen Rieseninsekten breitet sich aus und verschlingt nach und nach die letzten Refugien der Menschen. Einzig in einem Tal, in dem ein stets kräftig wehender Wind das Vordringen der Pilzsporen verhindert, leben die Menschen in Frieden und Einklang mit der Natur. Zwei feindliche und bis an die Zähne bewaffnete Völker indes ringen um den letzen noch exisiterenden Kriegstitan, ein gewaltiges Monster, das absolute Herrschaft demjenigen verspricht, der es wiederzubeleben und für sich einzusetzen versteht. Mit der Hilfe des Titans soll das Vordringen des giftigen Waldes gestoppt werden. Und weil ein riesiger Frachter mit dem Giganten an Bord just ins Tal des Windvolks abgestürzt ist, werden die friedliebenden Bewohner in das Ränkespiel gezogen. Prinzessin Nausicaä, die die Fähigkeit hat, mit den Rieseninsekten zu kommunizieren und um das einzigartige und geheimnisvolle Ökosystem des giftigen Waldes weiß, setzt alles daran, den Krieg und die Vernichtung des Waldes zu verhindern.
Lange war NAUSICAÄ der einzige Spielfilm aus dem Studio Ghibli, der überhaupt in Deutschland verfügbar war. Unter dem irreführenden Titel STERNENKRIEGER - WARRIORS OF THE WIND und mit einigen Schnitten von der UFA in Vollbild auf Kassette geklatscht, vermochte das eher lieblos gefertigte Band seinerzeit schon heftig zu begeistern. Bei mir kam der Film damals schon sehr gut an, obwohl mir in jenen Tagen eigentlich ganz andere Inhalte weitaus mehr lagen und ich mit Zeichentrick so rein gar nichts anzufangen wusste. Zeichentrick für Erwachsene, das waren in erster Linie TARZOON, FRITZ THE CAT und HEAVY METAL, nicht jedoch ein Film mit Figürchen, die aussehen wie aus Heidi. Da musste man sich erst einmal hinsetzen und das eigene Bild vom Trickfilm völlig neu überdenken und bewerten. Wenn ich mich recht entsinne, war die Ökobotschaft in der alten Kassette nicht ganz so ausgeprägt in den Vordergrund gestellt wie bei der mittlerweile recht schmucken und vor allem kompletten DVD-Fassung. Dafür wurde den Luft- und Landschlachten ordentlich Platz eingeräumt – auch im alten Trailer, welcher von dem Standard-UFA-Trailer-Mann mit der ausschließlich Überzeugung transportierenden Stimme eines wie durch die harte Schule unendlicher Werbeverkaufsfahrten geschliffenen Aufschwatzers begleitet wurde und der mit wuchtigen Bildern nicht gerade geizte. Die alte Fassung war mehr Oberfläche denn Inhalt, ein Umstand, der dem Werk natürlich nicht gerecht wird, immerhin aber schon den Bildzauber ganz eindrucksvoll zu vermitteln wusste, den die Japaner in ihren Animationsfilmen an den Tag legen können. Immerhin also noch ein wichtiger Beitrag für das Umkrempeln von festgefahrenen Sehgewohnheiten. Mittlerweile ist mir aber wichtiger, wie geschlossen und hervorragend NAUSICAÄ doch seinen Webrahmen aus technischem Hokuspokus, Fantasy, ökologischer Bergpredigt und eindrucksvollen Figuren, die in der Tat auch mal etwas zu sagen und nicht nur zu hampeln haben, phantasievoll zu schmücken weiß - auch wenn die Brillanz der Animationen noch nicht den unerreicht hohen Standard aktuellerer Produktionen des Studios Ghibli bietet. Warum allerdings die Hauptfigur den ziemlich sperrigen Namen der Nymphe aus Homers Odysee trägt, die, wenn ich mich da recht entsinne, Odysseus zwar auf der Insel Scheria weilen lässt, an seiner Weiterfahrt jedoch durch kräftiges Bezirzen zu hindern versucht, hat sich mir damals ebenso wenig wie heute wirklich plausibel erklärt. Wird wohl mal wieder Zeit, hier ebenfalls ein wenig Auffrischung zu betreiben.
#512
Geschrieben 14. November 2006, 11:34
In dem kleinen Küstenörtchen Noyo lebt man vor allem vom Fang herrlicher Lachse. Deshalb will sich dort auch eine Konservenfabrik ansiedeln, die gar nicht müde wird, den Fischern Jobs und Wohlstand zu versprechen. Die Indianern freut es allerdings weniger, die bangen vornehmlich um ihre vom Staat zugesicherten Fischfangrechte. Deshalb gibt es auch alle Augenblicke irgendwelche Spannungen, die vor allem zwischen dem Indianer Johnny und dem Fischer Hank (gespielt von dem wie stets weit über sich hinauswachsenden „Hammer“ Vic Morrow) zum Ausbruch kommen. Doug McClure, schon leicht angebierbaucht und vom Urlaub auf CAPRONA ein mehr als sichtbares Weilchen zurück, ist Jim, der zwischen den Fronten Schlichtungsversuche unternimmt.
Nun ist es aber so, dass sich zu all dem noch allerlei rätselhafte Vorkommnisse in Noyo häufen. Erst wird das faule, Comics lesende, ungemein unachtsame Balg eines Fischers unter Wasser dermaßen zerhackstückt, dass sich das Wasser rot färbt (geschieht im recht), dann explodiert Vaters Boot, Hunde werden brutal zugerichtet am Strand aufgefunden, Menschen verschwinden. Für all diese Gräueltaten sind herrlich anzusehende Fischmonster verantwortlich zu machen, wie wir alsbald von Dr. Susan erfahren, der wissenschaftlichen Beraterin der Konservenfabrik. Denn in der Blechbüchsenbude hat man hochbrisant mit DNS-Material herumexperimentiert, um größere Fische in die Dose zu bringen, bis eben ein Fischbecken platzte, 3000 Experimente ins Meer gelangten und dort fröhlich vor sich hinmutieren. Mehr noch: Die Fische drängt es nach Höherem. Der Mensch ist das Ziel, und gerade befinden sie sich auf der Entwicklungsstufe riesiger Killer-Kaulquappen, die es ungemein bockt, sich mit Menschen zu paaren, weshalb es in Barbara Peeters Film auch einige für derlei Werk (zumal von einer Frau inszeniert) beachtenswerte Vergewaltigungen durch die wohl ausnahmslos männlichen Fischmonster gibt. Einen Jux scheinen sich die Viecher zudem daraus zu machen, ihre Opfer vorher die Kleider vom Leibe zu reißen und im Schlamm zu wälzen. Sehr dreckig und gemein erscheint das, kam damals aber trotzdem mit einer FSK ab 16 Jahren ohne Schnitte in die Kinos, was nicht weniger beachtens- und bestaunenswert ist.
Die Monster aus der Effektschmiede von Rob Bottin können sich ohnehin absolut sehen lassen. Eine Mischung aus Piranha und dem Schrecken vom Amazonas mit Affenarmen gibt es hier zu bewundern, auf den Schultern thront das Brain from Planet Arous. Ganz fürchterlich erschreckend ist der wie nachträglich angepappte Schluss des Films, der hat mich seinerzeit ganz gut im Kinosessel auffahren lassen, mittlerweile natürlich an Wirkung leider eingebüßt, zumal die wiederholte Sichtung die Muppet Show darin an den Tag bringt. Überhaupt Kino: DAS GRAUEN AUS DER TIEFE war für mich eine gute Lehrstunde, dass man nicht jeden Freund bedenkenlos in Monsterfilme mitnehmen kann. Ein guter Freund, der mich in den Film begleitete, kam mit all dem Schrecken, dem Gekröse und vor allen Dingen den immer wieder zelebrierten Vergewaltigungen überhaupt nicht klar. Eisiges Schweigen nach der Vorstellung war die Folge, kein Wort wurde nach das DAS GRAUEN AUS DER TIEFE über den Kinobesuch verloren. Totale Funkstille, die mich zu einigen Gewissensbissen trieb. Die Freundschaft hat sich zwar noch jahrelang gehalten (bis man sich, wie so oft, irgendwann aus den Augen verliert), aber ins Kino ist er nicht mehr mit mir gegangen. Ach! Alles verweichlichte Memmen und Waschlappen - damals wie heute.
Aber ich gebe zu: DAS GRAUEN AUS DER TIEFE ist das mit weitem Abstand blutrünstigsten Spektakel aus Cormans New World und neben den ebenfalls der Matschecke entsprungenen PLANET DES SCHRECKENS und MUTANT – DAS GRAUEN IM ALL ganz sicher eines der Unternehmens-Highlights der frühen 80er Jahre. Wie schonungslos der Film eigentlich ist, ist mir damals gar nicht so aufgefallen. Wenn man ihn sich allerdings mit 25 Jahre Abstand noch einmal kritisch beäugt, dann ist festzuhalten, dass die Peeters einen ganz schön kranken Reißer abgeliefert hat, der auch noch einmal deutlich macht, wie sehr Dantes PIRANHAS eigentlich der Biss fehlt. In Barbara Peeters Film ist einfach alles verkocht, was damals wie heute Spaß macht: DER WEISSE HAI erfährt Huldigung, Jack Arnolds exzellentes Amazonas-Abenteuer, ALIEN und selbst die Thematik Umweltindianer-gegen-profitgeiernde-Fabrikbesitzer aus der herrlich blöden PROPHEZEIUNG erlebt noch einmal Auferstehung – und das sogar in weitaus unterhaltsamer Form als im Original. Eine durch und durch beachtliche Leistung, nicht weniger!
#513
Geschrieben 14. November 2006, 15:09
((BR) Deutschland 1971 – Alois Brummer)
Sabine „aus der großen Stadt“ fliegt bei Muttern raus, nachdem sie sich vom kranken Onkel Erich („Lass doch den blöden Onkel, wenn wir alleine sind.“) zu einer lustvollen Bettnummer hat hinreißen lassen. Von der Bordsteinkante lässt sie sich noch von einem ebenso geilen wie perversen Ehepaar aufgabeln und landet dann irgendwo im Voralpenland beim Holzner-Wirt und seiner Frau als Dienstmagd. Angeschlossen ist auch noch der Hof vom Schwaiger-Bauern, demnach sich insgesamt also fünf kesse Weiber auf dem Areal aufhalten, dazu noch das Fräulein Kunze, das einer lesbischen Spielerei stets sehr zugetan ist. Gleichzeitig mit Sabine ist auch noch der obligatorische italienische Gastarbeiter eingetroffen, der ständig auf der Suche nach einem Rock ist, überall den Spökenkieker macht und fast so aussieht wie Ringo Starr. Apropos Ähnlichkeiten: Johannes Buzalski, gerade fertig seiner Frauenquälerei in HEXEN BIS AUFS BLUT GEQUÄLT, gibt den Dorfdümmling Flori. Buzalski hat jedoch mehr gemein mit dem irren Ralph aus FREITAG DER 13., ein Potential, was hier leider völlig (im wahrsten Sinne des Wortes) verpufft. Handlung gibt es weiter keine, denn sind die Personen in diesem Rührstück alle versammelt, wird es hübsch durcheinander getrieben, wobei alle Welt, ob Männlein, ob Weiblein, auf die Sabine ganz besonders scharf ist. Mit den bayerisch daherplappernden Jungs kann Sabine jedoch nicht so sonderlich viel anfangen, mehr dafür mit Fräulein Kunze, die ihr auch ein neues Spielzeug schenkt, einen Vibrator nämlich, was Anlass genug ist, auch ein wenig von der höheren Vibratorkunde auf die unwissenden Häupter der Zuschauer tropfen zu lassen: „Die Batterie hält 20 Stunden.“ Sind irgendwann alle Frauen und vor allem alle Männer verbraucht, kommen mit dem Schornsteinfeger und dem Herrn Zolloberinspektor und seines Gehilfen neue ins Spiel. Auch beim Pilzesammeln, wobei „Ein Männlein steht im Walde“ gesungen wird, lassen sich noch ein paar Ödbauern im Unterholz aufgabeln. Ganz zum Schluss wird’s kunterbunt, denn dann ist (warum? wieso?) Hexensabbat! Dabei stoben die Dorfpomeranzen - man glaubt es nicht! – nackt auf Besenstielen um ein Lagerfeuer herum und rufen ihren Meister, der sich in Form des Gastarbeiter-Italieners auch tatsächlich einstellt. Ein feuchter Zeichentrick-Traum von Sabine rundet das Schauspiel ab, darin läuft ein abgebrochener Penis-Zeiger einer bayerischen Penis-Kuckucksuhr durch die Gegend und macht Frau und auch Mann (!) und schließlich sich selbst in der Weise ganz raschelig, dass ihm der Saft nur so aus der Visage springt. Der völlige surreale Wahnsinn! Durchgehend einsame Klasse hingegen der Soundtrack, der eine volksmusikalisch-schlagernde Version von Beethovens 9. Sinfonie bereit hält, dummes Popzeugs und rotlichterne Schmusemucke. Auch eine Schuhplattler-Nummer und Jodeleinlage fehlt nicht! Davon einen Tonträger haben, das wär’s doch mal. Einige Szenen expliziter Natur scheinen diesem Saft- und Kraftstück allerdings entnommen worden zu sein, manchmal holpert das Bild etwas arg um die „private parts“ herum. Muschigelinse in ganz groß wie beim Franco hat der Film wohl dennoch nicht zu bieten. Möchte man angesichts der sowieso nicht gerade außerordentlichen Schönheiten in diesem Streifen aber auch gar nicht so dringend haben. Man kann BEICHTE EINER LIEBESTOLLEN ganz prima zwischen O SCHRECK, MEI HOS IS WEG und BEIM JODELN JUCKT DIE LEDERHOSE stellen und weiß ihn bestens aufgehoben.
#514
Geschrieben 15. November 2006, 10:44
(USA 1946 – Howard Hawks)
Privatdetektiv Marlowe wird von einem alten, sehr wohlhabenden General einbestellt, der zum wiederholten Male erpresst wird. Dabei spielt eine seiner liebreizenden Töchter eine zentrale Rolle, deren Lebenswandel nicht so geordnet ist, wie es wünschenswert wäre. Marlowe nimmt die Ermittlungen auf, wobei auch das Verschwinden des ehemaligen Detektivs des Generals von entscheidender Wichtigkeit ist. Alsbald säumen auch die ersten Toten den Wegesrand, und was zunächst ziemlich unspektakulär beginnt, nimmt immer verworrenere Züge an, wobei sich die beiden Töchter des Generals als – was bereits zu ahnen war - ziemlich gerissene Weiber entpuppen, die in Abhängigkeit eines überaus gewitzt vorgehenden kriminellen Subjekts stehen. TOTE SCHLAFEN FEST zelebriert hartes Mackertum ganz im Sinne von Chandlers Vorlage, was Humphrey Bogart in seiner Paraderolle auch bestens an den Mann zu bringen weiß. Selbst die kleinen unscheinbaren Mädchen, ob Taxifahrerin oder Buchhändlerin, weiß er mit Draufgängertum und Kernigkeit um den Finger zu wickeln – und man glaubt ihm das gerne, obwohl Bogart im Grunde ja nur ein kleines, unscheinbares und nicht einmal besonders hübsches Männlein war, kaum größer als ein Setzei mit Hut. Überhaupt macht TOTE SCHLAFEN FEST vor allem wegen seiner in der Tat ausnahmslos gnadenlos guten Darsteller und der mit immer neuen Abgründen aufwartenden Geschichte alle Punkte gut. Beides kombiniert lässt allein schon einen erstklassigen Film vom Band fallen, dem man die überstrapazierte Bezeichnung Klassiker sehr gerne gönnt. Dass der Film auch auf technischer Seite Auge und Ohr erfreut (und das gilt insbesondere auch für die exquisite deutsche Synchronisation, die aus Bogart fast noch besser den schroffen Burschen herauskitzelt als die OF), muss man nicht extra mit auf den Weg geben. Schöner Film, dessen größter Vorteil es auch ist, dass man die ganzen Wendungen, mit denen er gespickt ist, unmöglich über die Jahre im Gedächtnis behalten kann, weshalb bei jedem Wiedersehen immer wieder frische Beute zu holen ist.
#515
Geschrieben 16. November 2006, 11:41
(Schweden/USA 1958 – Victor Vogel)
Ganz hoch im Norden Schwedens landet ein Raumschiff im tiefen Schnee einer Bergkette. Zunächst halten die Wissenschaftler, allen voran der schnell herbei geeilte Amerikaner Dr. Wilson und sein junger schwedischer Assi Eric, die Flugkugel für einen Meteor. Ein Besuch der Fundstelle bringt jedoch an den Tag, dass man es tatsächlich mit einer außerirdischen Intelligenz zu tun hat. Die sitzt in Form von ein paar glatzköpfigen Männlein derweil auch fröhlich in der Leuchtkugel herum, schaltet und knipst ITT-Schaub-Lorenz-Fernseher ein und aus und dirigiert ein riesengroßes, yetiartiges Monter durch den Schnee, um den Schweden bzw. Lappen mal zu zeigen, was man so alles drauf hat. Das Yetimonster versteht sich bestens aufs Zertrümmern von schwedischen Blockhütten und dem Raub junger Mädchen. Auf Wilsons Nichte Diane hat er es besonders abgesehen und klaut sie Eric vor der Nase weg. Derartiges lassen sich Eric und die Lappen nicht gefallen und rücken dem Unhold schließlich mit einer Fackelparade auf den Leib. Die Außerirdischen müssen erkennen, dass die Schweden keinen Spaß verstehen und geben ihre Invasion, so es denn überhaupt eine solche war, netterweise wieder auf.
Ganz große Monsterschau wird in TERROR IN THE MIDNIGHT SUN geboten, neben der dänisch-amerikanischen Koproduktion REPTILICUS wohl der einzige „ernstzunehmende“ Monsterfilm aus dem hohen Norden, ausgestattet zudem mit zwei Gesangseinlagen von einer Art schwedischen Edith Piaf und immerhin einer echten Nackt- und Duschszene mit der entzückenden Barbara Wilson (bzw. ihrem Body Double). Ja, sowas kann sich doch sehen lassen! Weniger schön dagegen der Umstand, dass es elendig lange braucht, bis sich das Monster erstmals zeigt, die Außerirdischen so gut wie gar nichts machen (am Ende bauen sie sich vor ihrem Raumschiff auf und sondern Pieptöne ab, wozu auch immer), ihr Ansinnen eh vollkommen unklar bleibt und der Yeti-Batz, so erstklassig er auch aussieht, scheinbar je nach Szene seine Größe verändert. Mal überragt er glatt zwei Blockhütten, dann trägt er die Wilson davon und sieht dabei eigentlich eher aus wie ein normaler Mann im Wollumhang auf Pfennigabsätzen. Ja, zu TERROR IN THE MIDNIGHT SUN muss man sich durchaus auch mal selbst was zusammenreimen können, aber der gute Wille in dem Werk ist durchaus jederzeit klar erkennbar und Mühe hat man sich trotz bescheidener Mittel ja schließlich auch gegeben. Kurzum: Ein herrlicher Zeitvertreiber für den Nachmittag.
#516
Geschrieben 16. November 2006, 11:41
(Italien 1977 – Flavio Mogherini)
In einem Autowrack finden zwei Kinder die im Gesicht bis zur Unkenntlichkeit verkohlte Leiche einer jungen Frau. Ihre Identität bleibt der Polizei jedoch auch ein Rätsel, als sich der von dem Fall aufgeschreckte, längst pensionierte Inspektor Thompson ins Privatvergnügen eigener Ermittlungen stürzt. Viel Ehrgeiz wird dabei an den Tag gelegt, Thompson zum Sympathicus des Films auszubauen, zumal mit einem schon etwas sehr tatternden Ray Milland ohnehin ein nicht zu unterschätzendes Geschütz von einem Schauspieler ins Feld geführt wird. Das hindert Regisseur Mogherini allerdings nicht daran, Milland nach rund der Hälfte des Films ins Gras beißen zu lassen. Und überhaupt hat es der Film tüchtig in sich, ist erstaunlich unangenehm und bringt mancherlei Überraschung mit sich. Ständig wechselt BLUTIGER ZAHLTAG zwischen zwei Ebenen, den Ermittlungen der Polizei und der Vergangenheit (sowie des damit verbundenen und ungemein bitteren Schicksals) des Opfers, hin und her und führt am Ende ziemlich clever beides zusammen. Dazu trieft aus Morgherinis Film eine anständige Portion Sozialkritik, was den Streifen, der die Grenzen eines vornehmlich auf Spannung und Überraschungsmoment setzenden Giallo sowieso angenehm oft hinter sich lässt, weit über die Ziellinie leichter Unterhaltung katapultiert. In BLUTIGER ZAHLTAG tun sich Elende und Abgründe auf, wie man sie sich öfter in Krimis eingewoben wünscht. Ganz bestechend sind bedrückende, fast schon dokumentarisch angerichtete Bilder von der Ausstellung der konservierten Leiche in der Gerichtsmedizin (brrr!) mitsamt sehr lebensnahen Aufnahmen daran zuweilen ausnahmslos aus Sensationslust vorbeigeiernden Menschen und der Umstand, wie dezent und doch aufrüttelnd Morgerhini dabei zu Werke geht, seine Hauptdarstellerin in einer ziemlich herunterziehenden Szene Sex für Geld machen zu lassen. Und zu all dem spielt ein erstklassiger Soundtrack von Riz Ortolani, der mit zwei Gesangsnummern von Amanda Lear „veredelt“ wird. Die sind mindestens ebenso schmerzhaft-schön wie die zuweilen grausigen Bilder, die Mogherini dazu ablaufen lässt, aber wollen komischerweise recht gut zum Werk passen, was aber erst die US DVD offenbart, denn bei der alten, leiernden Holland-Kassette war das Gemisch eher ausnahmslos nervtötend.
#517
Geschrieben 17. November 2006, 11:54
Nach den Wirren des Bürgerkrieges herrschen Militärs und Verbrecher über den Süden der USA. Im völlig vergammelten, bis auf ein paar Nutten und einem Schankwirt menschenleeren und im Matsch versinkenden Örtchen Tombstone kreuzt eines Tages der suddelige Django auf, einen Sarg hinter sich herziehend. Darin befindet sich ein Stück Kriegsbeute, ein Maschinengewehr, womit Django seine Rachephantasien zu wirklichen gedenkt, hat doch der Anführer der Gangsterbande in Tombstone, der menschenverachtende Major Jackson und seine vor allem durch religiösen Fanatismus auffallende Banditenhorde Djangos Frau auf den Gewissen. Django radiert die Fanatiker höchst eindrucksvoll aus, lässt Jackson allerdings entkommen. Zusammen mit seinem bald auftauchenden Freund, General Hugo und seinem völlig zerlumpten Haufen Mexikanern plant Django einen Überfall auf das Fort Charriba, in dem neben einer dicken Kriegskasse auch Jacksons Gold lagert. Der Überfall gelingt, doch Hugo denkt nicht mehr daran, Django seinen Anteil auszuhändigen. Als Django das ganze Gold einkassiert und sich damit aus dem Staub macht, will ihm nicht nur Jackson ans Leder, sondern auch die Mexikaner. Corbuccis Film definiert den Western in eben solchem Maße neu wie zuvor Leone, reduziert dabei jedoch die Formel aufs Wesentliche. Statt dem US-Western entliehenen Bildern von der Weite unendlicher Landschaften, der klaren Teilung von Gut und Böse und einer von Recht und Gerechtigkeit angetriebenen Geschichte, die sich auch nicht zu schade ist, ein paar hübsche und höchst interessant anzusehende Wendungen bereit zu halten, regiert in DJANGO ausschließlich Hass, Menschenverachtung und Gier auf allen Seiten nebst einer klaren Rachegeschichte ohne Ecken und Kanten. Dazu stattet Corbucci seinen mit weitem Abstand besten Film mit Bildern voller kärglicher Trostlosigkeit und Verwahrlosung aus, die man sich viel eher in einem Endzeitler aus den 80ern vorstellen kann denn in einem Cowboyfilm. DJANGO ist ein einzigartiger Abstieg in den tiefsten und dunkelsten Keller des Italo-Westerns, bei dem die hin und wieder hell tönende Musik von Bacalov das einzig freundliche Element ist, das es weit und breit auszumachen gibt. Ein immer wieder gern gesehener, durch und durch erstklassiger Film.
#518
Geschrieben 17. November 2006, 11:54
(USA 1961 – Barry Mahon)
Nach seiner Heirat drängt es Johnny auf die Plantage seines Großvaters, welche ihm nun gemäß Testament gehören soll. Dort herrscht jedoch Johnnys Cousine Monica mit eisener Hand, die gar nicht daran denkt, den Besitzes abzugeben. Wenn zudem Johnnys Frau stirbt, bevor ihm sein rechtmäßiger Anteil offiziell zugesprochen wurde, bleibt alles wie gehabt. Also trommelt sie ihre Mannschaft von Negersklaven zusammen und lässt im Zeremonienraum des Anwesens mit allerlei Voodoo-Hokuspokus ihren Bruder Jonas aus der Familiengruft steigen, welcher sich sofort ferngesteuert auf den Weg macht, den Mordauftrag zu erfüllen. Das geht natürlich alles gründlich in die Hose, was bei derlei Filmwerk auch nicht anders zu erwarten war. Die Voodoo-Nummer und der Erbschaftsstreit nehmen von der sagenhaften Spielzeit des Films von immerhin nicht weniger als 68 Minuten nicht sonderlich viel Zeit in Anspruch. Dafür präsentiert sich THE DEAD ONE eher als musikalische Nummernrevue, was an sich nichts Schlechtes sein muss. Johnny und seine Frau verbringen die ersten 20 Minuten des Films im French Quarter von New Orleans, wo man zunächst zwei voll ausgespielten Jazz-Nummern und der Darbietung einer Big Band beiwohnt, dann gibt es noch in einem besonders schäbigen Etablissement die Bauchtanznummer von Bella Bella, der eigentlichen Attraktion und zugleich einsames Highlight dieses Gruselstücks. Es ist nett anzusehen, wie sehr sich der Film bemüht, im Fahrwasser klassischer Zombie-Filme zu fahren, doch statt den Untoten wirklich zu einer glaubhaften Bedrohung auszubauen, vertüdelt sich der Streifen vor allem darin, die gelbhäutige Leiche im Frack reichlich planlos durch Hausflur und Garten tappen zu lassen. Das zu all diesen Bildern gereichte, überaus aufdringliche Voodoo-Getrommel lässt zudem – ganz anders als in dem späteren Inseldrama von Fulci beispielsweise – keine unheilvolle Stimmung aufkommen, sondern tötet in erster Instanz Nerven und dient dann dazu, den Film auf Länge zu bringen. Irgendwie wird man bei dem ansonsten nicht gänzlich uninteressanten Streifen das Gefühl nicht los, dass hier mit völliger Plan- und Konzeptlosigkeit zu Werke gegangen wurde. In Erinnerung bleibt einem von dem Stück außer der Bella-Bella-Tanznummer und dem Jonas-Zombie, den man sich auch in Stecklers CABARET DER ZOMBIES vorstellen könnte, deshalb auch nicht sonderlich viel.
#519
Geschrieben 20. November 2006, 14:06
(Japan 1988 – Hayao Miyazaki)
Die Mutter ist mit einem längeren Krankenhausaufenthalt befasst, weshalb die kleine Mei und ihre Schwester Satsuki mit ihrem Vater in eine Bruchbude auf dem Lande umziehen, von der es zum Hospital nicht so weit ist. Gleich unweit des etwas heruntergekommenen Hauses liegt ein undurchdringlicher Wald, in dessen Mitte ein gewaltiger Baum thront. Mei und Satsuki finden heraus, dass der kleine Wald voll niedlicher, possierlicher Gesellen ist, die dem ebenso fetten wie faulen, jedoch durch und durch gutherzigen Waldgott Totoro unterstehen. Mit den Kobolden und Totoro an ihrer Seite lernen die Kinder nicht nur viel über das Zusammenspiel von Mensch und Natur, sondern auch über die Krankheit der Mutter hinwegzukommen. Dabei lässt einem der Film zumeist völlig freie Hand, ob all die phantastischen Dinge einzig der Einbildung der Kinder entspringen oder sich tatsächlich zutragen. TOTORO ist gespickt mit vielen herzerweichenden Szenen, die nicht nur deswegen hohen Schauwert haben, weil sie abseits des hollywoodösigen Kalküls um der Schniefigkeit am rechten Platz wegen auch einem alten Sack wie mir noch das Wasser in die Augen treiben lassen, sondern weil Miyazakis bisweilen wohl schönster Film trotz der vorherrschenden positiven Gesamtwetterlage sich auch vor den Schattenseiten des Lebens nicht drückt, nicht beschönigt und nichts abwiegelt. Bis in die letzte Ritze ist TOTORO mit kunterbuntem Leben gefüllt, selten genug sind kleine und große Menschen so treffend in Worten und Gesten im Animationsfilm beschrieben worden, ganz außerordentlich ist die spielerische und völlig unverkrampfte Freude an den kleinen und doch so wesentlichen Dingen des Lebens. Wahrscheinlich ist der Film auch deshalb so erstklassig und immer wieder die Investition von knappen 90 Minuten mehr als wert.
#520
Geschrieben 21. November 2006, 11:19
(USA 1956 – Mervyn LeRoy)
Die kleine Rhoda stammt aus gutbürgerlichem Hause, ist gut erzogen, fast schon vornehm und von einer Freundlichkeit, die schlimmer stinkt wie ein alter toter Fisch. Während der Vater bei der Armee wochenlang wichtigen Dingen in Washington nachgeht, gibt sich Mutter Christine ganz der Erziehung hin. Nun passiert es, dass nicht Rhoda in der Schule die Medaille für Schönschrift erringt, sondern ihr Klassenkamerad Klaus. Und nachdem Klaus bei einem Schulausflug dann auch noch ertrunken und mit Wunden am Kopf aufgefunden wird, erhärtet sich nach und nach der Verdacht, dass Rhoda etwas mit dem – wie es zunächst scheint – Unfall zu tun haben könnte. Dabei entpuppt sich das liebreizende Ding als ziemlich eiskalte Mörderin, als Subjekt ohne jeden Skrupel und ohne Gewissen. Das wäre als Ausgangsposition für ein waschechtes Schauerstück mehr als ausreichend, doch BÖSE SAAT zielt in eine andere Ecke und verstrickt sich etwas arg in einer nicht sonderlich glücklichen Auseinandersetzung mit der Frage, ob der Hang zu Verbrechereien aller Art nun vererbbar ist oder vornehmlich im sozialen Umfeld seinen Ursprung findet. Eine klare Position nimmt der Film dabei nicht wirklich ein, obwohl er, bedingt durch ein paar manchmal nicht ganz unholperige Entdeckungen hinsichtlich Mutter Christines eigener Vergangenheit, sich sehr mit seinem Titelthema auseinanderzusetzen versucht. Glaubwürdig und nachvollziehbar sind die im Verlauf offenbarten Theorien dabei nicht immer, großartig anzusehen als Ganzes aber allemal, insbesondere eingedenk der Tatsache, dass BÖSE SAAT wie ein Kammerspiel aufgezogen ist und ausnahmslos von seinen Darstellern lebt, die wohl zum größten Teil auch schon mit dem gleichnamigen Bühnenstück auf Tingeltour waren. Und die verstehen ihr Handwerk vorzüglich und schaffen es, den über zwei Stunden in Beschlag nehmenden Film voll und ganz zu tragen.
Ganz grandios ist es zudem, endlich einmal den „echten“ Schluss von BÖSE SAAT sehen zu können. Die deutsche Fassung endet mit Mord und Selbstmord, in der Originalfassung, die ich bis dato auch noch nie gesehen hatte, überleben Mutter und Tochter, wobei Rhoda dann, und das ist, wie man zugeben muss, schon ein reichlicher Unsinn, durch eine Art göttlicher Bestrafung in den Schlund der Hölle fährt. Man kann sagen, was man will, aber der abrupte und drastische Schluss in der deutschen Fassung scheint dagegen weitaus logischer, konsequenter und gar nicht mal so schlecht gewählt, wenn er natürlich den Film auch über Gebühr zu etwas verbiegt, was er nicht ist.
#521
Geschrieben 21. November 2006, 11:19
(Japan 2004 – Hayao Miyazaki)
Ein Wiedersehen mit dem Wandelnden Schloss, diesmal mit den Eindrücken aus dem den Film zugrunde liegenden Kinderbuch im Gepäck. Und das ist natürlich in erster Linie ein ziemlich clever zusammengesponnenes Märchen, dem vor allem der Kriegshintergrund fehlt, der den Rahmen von Miyazakis Version der Geschichte bildet. Dem Zauberer Howl, der im Film nicht so kauzig und geheimnisvoll erscheint wie im Buch (wo er ein ständig nörgelnder Miesepeter ist, dem im wahrsten Sinne des Wortes das Herz fehlt, weshalb ihm auch der Drang innewohnt, ständig hübschen Mädchen das ihre zu brechen), kommt die Rolle eines Strahlmannes zu, zu dem trotz seiner zuweilen merkwürdigen Gefühlsregungen und Unsicherheiten aufgeblickt wird. Völlig unbeleuchtet bleiben Sophies Vergangenheit und die ihrer Schwestern, die im Film kaum eine Rolle spielen, im Buch jedoch sehr spielentscheidend mitmischen. Ebenso die Magierin Suliman, die im Film keine echte Funktion erfüllt, außer natürlich am Ende mit einem Fingerzeig den sinnlosen Krieg zu beenden. Auch die Figur der Vogelscheuche, das eigentliche Schreckgespenst in der Buchversion, hoppelt im Film nur sehr sinnentstellt und mehr in der Funktion einer putzigen Witzfigur durch die Lande, weshalb die Auflösung des Geheimnisses der Vogelscheuche, im Buch einer der Hauptgründe für allerlei dunkles Treiben, in der Filmversion doch niemanden auch nur im geringsten juckt. Immerhin: Nach dem Buch kann man vieles, was in Miyazakis Film ziemlich husch-husch und manchmal gar überaus zusammenhangslos erscheint, klar in Verbindung zur Geschichte setzen. Eine Aufgabe, die man als Zuschauer in Eigenarbeit selbst erledigen darf und bei der man sich nicht wenig fragt, warum Miyazaki die Geschichte zuweilen so sehr verdreht und verzerrt hat, um lediglich sein wirres Kriegsspiel unter Dach und Fach zu bekommen. Ohne Frage: die imposanten Bilder liefern vor allem die effektgeladenen Flugmaschinen. die donnernden Explosionen und vernichteten Landstriche. Im Buch gibt es derlei nicht auszumachen, dafür am Ende aber statt eines ziemlich unsinnigen Schlusses immerhin ein würdiges Finale ohne den faden Beigeschmack, der immer bleibt, wenn zu viele Fäden (Howl, Calcifer, Suliman) aufgenommen wurden, jedoch keiner davon wirklich zu einem brauchbaren und befriedigenden Ende geführt wird. Der Film gewinnt dennoch dazu – zumindest ein klein wenig.
#522
Geschrieben 23. November 2006, 08:54
Von irgendwo aus dem Pferdekopfnebel kommend, haben es sich die Außerirdischen in den Höhlen auf Okinawa gemütlich gemacht und planen einmal mehr, die Menschen zu unterjochen. Dazu haben sie aus mitgebrachten Weltraum-Titan den Superroboter King Kong zusammengeschraubt, eine Metallimitation vom Erdenmonster Godzilla, mit der sie den großen Grünen, der auch wie bestellt aus dem Meer auftaucht, die Hucke voll geben wollen. Noch ganz siegessicher grinst der Chef der Außerirdischen in die Kamera und lässt dazu seinen Cognacschwenker kreisen. Jedoch mißlingt der Plan, sowohl Godzilla als auch Mechagodzilla tragen Blessuren davon und müssen ins Trockendock bzw. ins nächstbeste Gewitter zur Regeneration. Derweil das alles passiert, versuchen Forscher eine alte Prophezeiung zu enträtseln, nach der ein gewaltiges Monster auftaucht und den Weltuntergang zu verhindern weiß. Es stellt sich heraus, dass diese Rolle dem okinawesischen Superköter King Shi-Saar zufällt, der in seinem Berg schlummert und auf Freisetzung wartet. Und während sich die Monster munter prügeln, fassen sich auch die Menschen ein Herz und stürmen die Basis der Außeridischen, die sich in die Bewohner vom Planet der Affen, also ausnahmslos dumpf grunzende Primaten verwandeln.
So wird das natürlich nichts mit der Invasion. Angilas hat in diesem Monsterfilm auch einen Kurzauftritt, kriegt von King Kong aber gründlich ein paar eingeschenkt und den Kiefer geknackt, sodass sich die Igelechse die Wunden leckend schnell vom Acker macht. Godzilla ist wieder ganz Freund der Menschen, was in Ordnung geht, so lange ihm nur mächtige Gegner zugeführt werden, die sich bestensfalls vorher dergestalt schlecht benommen haben, dass bereits zwei oder drei japanische Städte haben dran glauben müssen.
Und das ist der Knackpunkt in diesem Spektakel der ansonsten allerersten Güteklasse, denn bis auf das reine Monsterwrestling werden kaum nennenswerte Zerstörungsaktionen (bzw- attraktionen) geboten. Immerhin fließt bei den Monstern (und auch bei den Außerirdischen) für eine Jungendvorstellungs-Kanone wie dieser ziemlich viel Blut. Übertriebene aterial sprayings inklusive, wie man sie sonst nur aus den Schwertkampffilmen jener Zeit kennt. Schauwert haben natürlich auch die Außerirdischen mit ihren Verwandlungskünsten, keine Frage. Den größten Gag leistet sich der Film jedoch mit seinem Wauwau-Monster, das wirklich der mit Abstand blödeste Beistand ist, den Godzilla jemals gehabt hat und einer stets fröhlich vor sich hintrötenden Musik von Masaru Sato.
#523
Geschrieben 23. November 2006, 08:54
(Kanada/Großbritannien 2002 – David Cronenberg)
Knapp aus der Geschlossenen entlassen, begibt sich Dennis Cleg, genannt Spider, auf Spurensuche in den ärmlichen Vororten Londons, wo er seine Kindheit verbracht hat. Noch einmal erlebt er, wie sein Vater seine Mutter beseitigte, um für eine Geliebte, ein liderliches Ding von einer Nutte, Platz zu schaffen. Spider enträtselt das Geheimnis des Mordes in Eigenarbeit, krakelt unnützes wie eh komplett unleserliches Zeug in sein Notizbuch und brabbelt und babbelt vor sich hin, dass es eine Freude ist, ihm dabei zuzuhören und – zumindest in der OF – kaum etwas zu verstehen. Cronenbergs lässt einen dabei auf ganz eindringliche Weise mit vorwiegend stillen, halbdunklen Bildern am völlig in Scherben liegenden Leben seines Spider teilhaben, was an sich bereits beängstigend und verstörend, beklemmend und deprimierend genug ist. Der Mord entlädt sich in Cronenbergs Film dann in einem fast schon giallohaften Höhepunkt, bei dem die Guten und die Bösen noch einmal ordentlich durcheinandergewirbelt werden. Dass Spider einen nicht zu reparierenden Dachschaden hat, ist von Beginn an zwar ebenso klar wie im Fall von Nicholsons Darstellung in Kubricks SHINING, das ändert jedoch nichts daran, dass der Knalleffekt am Ende des Films trotzdem noch hervorragend funktioniert. Schier großartig sind die Leistungen, die in diesem Film von Ralph Fiennes und Gabriel Byrne gebracht werden und die allein das Wiedersehen mit SPIDER voll und ganz rechtfertigen. Ohnehin ist SPIDER gegenüber dem vornehmlich rüpelnden A HISTORY OF VIOLENCE nach wie vor die bessere Wahl und will mir ins Gesamtwerk Cronenbergs auch weitaus besser passen.
#524
Geschrieben 24. November 2006, 11:50
(USA 1973 – Dwayne Avery)
Schundfilmmacher Carl Monson spielt den Ex-Marine Jack Brannon. Jack hat einen Dachschaden schwerster Art und einen Hass auf Hippies und Freaks aller Art, die sich ausschließlich mit Sex, Haschisch und Rockmusik beschäftigen. Deshalb will er mit einer Kiste voller Landminen ein Rockfestival in die Luft sprengen. Vorher testet er die Minen noch an einer Hippie-Anhalterin und einem ehemaligen Kameraden aus der Einheit, dann beginnt er, das Feld, wo das Happening der Marke Woodstock stattfinden soll, fachgerecht mit Sprengstoff zu unterkellern. Sehr lange braucht er dafür, weil er sich immer wieder vor Vorfreude irre was ins Fäustchen lachen muss und dann nicht mehr weitermachen kann. Weil Jack aber so unvorsichtig war, seinem ehemaligen Vorgesetzten einen offenherzigen Brief voller Gemeinheiten zukommen zu lassen, rückt ihm Spezialagent Sheppard auf den Hals. Und auch seine Ex-Frau Taffy, die sich mittlerweile mit einem Rock-Gitarristen herumtreibt, wenn sie nicht gerade in einer Schmuddelbar kellnert, will ihm von seinem wahnsinnigen Ansinnen abbringen. Dazwischen tummeln sich noch die beiden Bosse des Striplokals, die nämlich mit der Ausrichtung des Rockfestivals ebenfalls zu tun haben. Alles hübsch durcheinander also und nicht sonderlich aufs Ziel versiert, dafür aber stets überaus unterhaltsam und ein herrlich anzusehender Schund. Damit der Fleischanteil stimmt, darf Agent Sheppard zwischendrin noch eine Dorftrulla abreiten, die auf dem Oberschenkel einen großen blauen Fleck hat. Auch nicht vergessen wurde der obligatorische Schwule, der die beiden Bosse aus der Oben-ohne-Bar hinterrücks ausnehmen will und sich damit im großen Finale, bei dem alle Strippchen des Films zusammengeführt werden, ein paar blaue Bohnen einfängt. Ganz überirdisch gut und herrlich 70’s ist auch der Soundtrack zum Film von Vic Lance aus dem PORNO MOTEL, der streckenweise fast besser ist als das, was auf der Leinwand bzw. dem Fernsehschirm zu sehen ist. Kleiner Film, großer Film, wenn auch alles andere als ein Klassiker, den man gesehen haben muss. Aber immerhin einer, der seine Schmierigkeit bis in die Dialoge trägt, was für derlei Werke mehr als die halbe Miete ist.
#525
Geschrieben 24. November 2006, 18:04
(USA 1957 – Edward Ludwig)
Mexiko wird erschüttert von Erdbeben und Vulkanausbrüchen. Neue, tiefe Krater reißen die Eruptionen, aus denen nicht nur Lava und Schwefel steigen, sondern auch riesige Skorpione, die rings um den kleinen Ort San Lorenzo für allerlei Unheil sorgen. Davon ahnen der US-Geologe Hank Scott und sein mexikanischer Kollege Ramos aber zunächst nichts, als sie in das verwüstete Gebiet zu Forschungszwecken vordringen. Sie werden Zeuge gewaltiger Vernichtungen in den Zufluchtsstätten der Menschen, welche zuweilen schocksteif zu Salzsäulen erstarrt und mit gräßlich verzerrter Fratze den Tod gefunden haben, ohne das man zunächst eine klare Todesursache ausmachen kann. Gewaltige Fußabdrücke unbekannter Herkunft und das Gift, mit dem die Leichen vollgepumpt sind, bringt an den Tag, was weitaus schrecklicher ist als die vor sich hin rumpelnde Erde. Zu den beiden Wissenschaftlern gesellen sich mit der schmucken Hacienda-Besitzerin Alvarez und des draufgängerischen Knaben Juanito die beiden hilflosen Opfer, die es zu schützen gilt. Ein büschen Liebe gibt’s auch noch für den Ami. Juanito fährt versteckt mit hinab in die Tiefen einer gewaltigen Höhle, die die beiden Geologen untersuchen wollen, was Trickspezialist Willis O’Brien auch gleich dazu nutzt, dem Kerlchen eine Riesenzecke auf den Hals zu hetzen. Recht so! Überhaupt ist die Höhle voll mit exzellenten Monsterszenen. Ganz brillant ist der Kampf zweier Riesenskorpione mit einem nicht weniger als 45 Meter messenden Wurm. Am Ende sprengt das Militär den Eingang der Höhle zu, aber der Film wäre nur ein halber, hätte nicht eines der Riesenmonster überlebt und sich schnell auf den Weg nach Mexico City gemacht, wo es noch mehr Panik und Entsetzen verbreiten kann, was man als Zuschauer gern in erster Reihe von auf der Sesselkante mitverfolgt. Die zusammenkopierten Effektbilder sind dabei ziemlich gut gelungen, wenn auch weit von der Perfektion entfernt. Weitaus besser geraten und zugleich einen Heidensspaß verbreitend sind die Monsterbilder, in denen sich die Skorpione in reinen Stop-Motion-Sets austoben, Menschen brutal mit ihren Stacheln kaputtpieken, Helikopter vom Himmel holen und durch die Gegend schmeißen oder einen Lieferwagen samt Fahrer fachgerecht zerstückeln. Auch die Monsterpuppen, die es in THE BLACK SCORPION zu sehen gibt, sind nicht ohne. Die Skorpione sabbern mindestens so schön wie das Monster in ALIEN und klappern eindrucksvoll und ehrfurchtgebietend mit dem Kaugeschirr. Der Film lebt zudem von seiner im Vergleich zu meinetwegen TARANTULA! oder FORMICULA weitaus effektiver ausgespielten Atmosphäre unterschwelliger, vor allem in den Außenaufnahmen stets in den Vordergrund gesetzter Bedrohung. Man wird mehr als einmal in die Irre geführt, dass im nächsten Augenblick einfach etwas ganz Schreckliches passieres muss, die Monster sind akustisch sehr oft in direkter Nachbarschaft zum aktuellen Geschehen präsent, rascheln, brüllen herum und verrichten ihr grausiges Geschäft, während sich die ahnungslosen Menschen noch verwundert an der Birne kratzen. Von allen Monsterfilmen der 50er mit Krabbeltieren ist THE BLACK SCORPION nicht nur einer der tricktechnisch schönsten (Willis O’Brien), sondern ganz sicher auch einer der grausigsten seiner Art. Dürfte ich nur einen Monsterkrabbler der 50er Jahre mit auf eine einsame Insel nehmen, ich würde mich wohl ohne zu zögern für diesen Film entscheiden.
#526
Geschrieben 26. November 2006, 10:24
(Italien/Frankreich/(BR) Deutschland 1975 – Damiano Damiani)
Die Weißen und die Indianer stehen sich nicht sonderlich gut. Das von der Regierung zugebiligte Land wird den Indianern geneidet, Korruption und Beschiss bestimmen den Umgang mit den Ureinwohnern. Der besonders gerissene und heimtückische Major Cabot zieht besonders großen Nutzen aus schrägen und lediglich für ihn einträglichen Geschäften mit den Indianern, was Nobody und sein Halbblut-Freund Lokomotive auf den Plan ruft. Mit einem Coup, bei dem sie dem Major für 300.000 Dollar einen zuvor mit Goldstaub präparierten, ansonsten allerdings völlig wertlosen Hügel verschachern, sorgen sie für ein wenig Gerechtigkeit und für zwei Stunden Spaß und Spiel ohne weiteren Hintersinn, wozu vergleichsweise dezente Musik von Ennio Morricone aufspielt. Bemerkenswert an dem Film sind vor allem die kleinen Rollen von Klaus Kinski und Raimund Harmstorf, wenngleich sie für die Handlung fast gänzlich ohne Belang sind – wie so vieles in diesem Streifen, vor allem in der ersten Stunde, in der man sich mehr als einmal fragt, wohin der Film zwischen Synchron-Rainers (mitunter sehr hörenswerten) Rundumschlägen eigentlich zu rollen gedenkt. Kinski hat einen selten blöden Abgang aus dem Film, mit weit gespreizten Beinen in die Prärie reitend und sich über seine kaputten Eier beklagend. Da muss man sich nicht wenig ans Hirn fassen, irgendwo hat schließlich auch die Primitivblödelei ihre Grenzen. Für meine Begriffe orientiert sich der Film auch zu stark am US-Western, bietet bis auf ein paar wirklich gelungene Bilder und einen Auftakt nach Leone-Art (und selbst das wirkt irgendwie ziemlich abgegriffen) zuwenig Substanz und Eigenständigkeit, um zu unterhalten. In ein gemachtes Nest fällt man hier beileibe nicht. Zugunsten billiger Witzeleien geht der rote Faden mehr als einmal flöten und muss mühsam irgendwo ein paar Szenen weiter erneut aufgeklaubt werden. Das dumme an dem Film ist, dass die Späße nicht so gut sind, dass man diese Unterbrechungen gerne mitnimmt. Ausschließlich Holzhammer-Humor für die ungezogenen Lümmel im „Rasiersitz“ ganz vorne im Parkett bietet NOBODY IST DER GRÖSSTE. Der mitunter feinsinnige ironische Ansatz, der MEIN NAME IST NOBODY so goutierbar macht, fehlt leider ebenso schmerzlich wie die Handschrift des ansonsten gar nicht genug zu lobenden Regisseurs.
#527
Geschrieben 27. November 2006, 12:03
(USA 1945 – Sam Newfield)
Dr. Forbes hat zufällig Montezumas Schatzkammer aufspüren können und die geflügelte Schlange Quetzalcoatl gleich noch dazu, die all den versteckten Reichtum bewacht. Seine Entdeckung will er nun mit niemanden teilen, weshalb er den ihm gehorchenden Flattergott zu allerlei Ungezogenheiten mißbraucht. Ganz nach Art der auch Tourneurs THE NIGHT OF THE DEMON zu Grunde liegenden Geschichte „Casting the Runes“ steckt er all denen, die ihm beim Genuss seiner Juwelen gefährlich werden könnten, ausgerupfte Federn von Quetzalcoatl zu und lässt die Kreatur dann frei. Die stürzt sich auf ihre Opfer, nimmt ihnen den kostbaren Federschmuck ab und zerbeißt dabei ordentlich Hälse. Dr. Forbes Stieftochter Mary und der aus New York angereiste Sensationsjournalist Thorpe klären den Fall, wobei auch noch Platz für verhaltenes Getechtel und ein paar Witze ist, die den ansonsten eh nicht sonderlich düsteren Film weiter erhellen. Seinem Ruf als unbezwingbarer Gott macht Quetzalcoatl in diesem Billigheimer von der für allerlei Gruselschund bekannten Produktionsfirma R.C.P. nicht sonderlich Ehre, sieht er, wenn er sich nicht gerade im Dunkel seines Käfigs windet und aus Maul und Nase qualmt, doch eher aus wie ein etwas zu groß geratener Fasan. Die Darstellung in Larry Cohens Q ist da schon eine ganz andere Nummer. Immerhin sind die Flugszenen des Viechs für einen Streifen mit schmalen Budget und vor allem für Mitte der 40er Jahre gar nicht mal so übel geraten. Dem offensichtlichen Remake von THE DEVIL BAT fehlt es jedoch vor allem an Atmosphäre und Stimmung, wenn auch George Zucco den niederträchtigen Wissenschaftler mit Bravour zu meistern versteht. Die Hänschenklein-Geschichte rund um den Reporter und der Stieftochter des Doktors, angereichert mit all den Primitivitäten jener Tage, verhindert, dass am Ende ein richtiger Gruselschocker nach allen Regeln der Kunst voller düsterer Bilder und einer halbwegs glaubhaften wie erschreckenden Vision dabei herumkommt.
#528
Geschrieben 27. November 2006, 12:04
(USA 1955 – Jack Arnold)
Um dem Hunger in der Welt Paroli zu bieten, entwickelt Prof. Deemer eine künstliche Nahrung, die nicht nur sättigt, sondern die Versuchstiere auch zu Riesenmonstern heranwachsen lässt – und das binnen weniger Tage. Weil jedoch seine Kollegen die Zeit nicht abwarten können, bis das Mittel soweit ist, um am Menschen erprobt zu werden, kommt es zu unerklärlichen Todesfällen, die John Agar auf den Plan rufen, den man im Grusel- und SF-Film der 50er Jahre ja eigentlich immer recht gerne sieht. Bei einem Brand in Prof. Deemers Labor kann nun eine Tarantel entkommen, die in der Wüste zu godzillahafter Größe heranwächst. John Agar und die mit ins Geschehen gezogene Mara Corday wissen als einzige um die Bedrohung und mühen sich redlich bei der Rettung eines Wüstenkaffs, welches am Ende vom Monster bedroht wird. Zwar ist der Film als Monster- und Mad-Scientist-Meilenstein gleichermaßen immer noch sehr willkommen, hat zumindest aber bei mir deutlich eingebüßt. Zum einen ist die Spinne ein paar Nummern zu groß ausgefallen und demnach oftmals brutal unscharf und zuweilen gar ungemein fehlerhaft in den Film einkopiert (die Frage stellt sich sowieso, warum bei den meisten Szenen auf Stop Motion verzichtet wurde), worüber ich mittlerweile nicht mehr so leicht hinweg sehe, zum anderen gibt es zahlreiche Erklärungsnotstände, die den Film zu einem überaus unrund laufenden Vergnügen machen. Warum wachsen beispielsweise nicht auch die Menschen ins Riesenhafte, wenn sie mit der künstlichen Nahrung in Kontakt kommen, sondern deformieren fröhlich vor sich hin und verrecken dann einfach? Warum kann die Godzilla-Spinne tagelang durch die Wüste latschen ohne gesehen zu werden? Und wo ist eigentlich der Bau des Viechs, ohne den auch eine gemeine Riesentarantel eigentlich nicht auskommen dürfte? Nee, nee, das ist in anderen Monsterfilmen (THEM!, THE BLACK SCORPION) weitaus besser gelöst. Außerdem: Spinnen zählen nicht zu den Insekten, und das wusste man 1955 schließlich auch schon. Warum ausgerechnet TARANTULA Jack Arnolds bester Film sein soll – so wunderbar er trotz allem ja auch ist – ist mir jedenfalls nicht so ganz klar. Seine beiden 3D-Filme DER SCHRECKEN VOM AMAZONAS und GEFAHR AUS DEM WELTALL gefallen mir wesentlich besser. Und von der absolut exzellenten Umsetzung der Matheson-Vorlage THE INCREDIBLY SHRINKING MAN gleich mal ganz zu schweigen.
#529
Geschrieben 28. November 2006, 10:51
((BR) Deutschland 1977 – Manfred Jenning)
In eine Welt voller schlechter und vor allem ungemein spießiger Menschen, vor denen sich der kleine Angestellte Herr Taschenbier zuweilen auch nicht grundlos fürchtet, tritt eines Tages das Sams. Und weil Taschenbier den Namen des grünen Kobolds nennen kann, fühlt sich der Kobold sogleich dazu eingeladen, bei dem Mann Wohnung zu beziehen. Ungezogen und mit ausnahmslos den schlechtestens Manieren gesegnet, macht sich das Sams über alles und jeden lustig, erfüllt seinem Wirt auf Verlangen aber auch jeden nur erdenklichen Wunsch, und sei er noch so ausgefallen. Taschenbier weiß das nicht recht zu nutzen, was aber ganz gut ins Durcheinander dieses ungeheuer anarchistischen Werks passt, welches – was auch für Erwachsene eine Schau ist – kleinkarierte Spießbürgerlichkeiten mitunter dreist pointiert und auf die Schippe zu nehmen weiß. Vor allem die tyrannische Hauswirtin Frau Rotkohl hat ordentlich zu leiden, was man ihr jedoch von ganzem Herzen gönnt. Nach all den Jahren ist die Erscheinung des Sams in der Version der Puppenkiste etwas gewöhnungsbedürftig, eventuell ist der fröhlich wippende und gelegentlich stramm eregierende Rüssel in Form eines ausgefallenen Vibrators mitten im Gesicht des Koboldes aber gar nicht so gemeint, wie er verstanden werden könnte – oder die Puppenkisten-Leute haben sich einfach einen gewaltigen Spaß erlaubt. Ich finde diesen ausgefallenen Gesichtserker jedenfalls ungeheuerlich, ziemlich irritierend und zuweilen auch etwas beängstigend.
#530
Geschrieben 28. November 2006, 10:52
Django Sullivan, der eigentlich Burt heißt, hat noch eine Rechnung mit Cisco Delgado offen, der, als Django noch ein kleiner Junge war, den Vater brutal ermordete und die Mutter vergewaltigte. Nachdem er als Sheriff viel Gutes getan hat, reist Sullivan zusammen mit seinem kleinen Bruder Jim nach Mexiko, um den Delgado ausfindig zu machen. Ist zunächst bestimmend, dass Delgado, der es in all den Jahren zu Wohlstand und Macht gebracht hat, über das karge Land herrscht wie ein Tyrann, offenbart sich im weiteren Verlauf ein familiäres Dilemma, in das Delgado und die Sullivans gleichermaßen verstrickt sind und die Rachephantasien Djangos zunächst einen Dämpfer verpassen. Natürlich klären sich die Fronten und wenn Django spricht, dass er nur zusammen mit Delgado nach Texas zurückkehrt, ist das auf keinen Fall leeres Gerede. Als Django-Nachklapp ist Ferdinando Baldis Film natürlich nur sehr bedingt zu gebrauchen, da muss man sich schon sehr gut von den wuchtigen Bildern des großen Vorbildes befreien können. Zwar mangelt es auch Baldis Film nicht an beeindruckenden Szenen, aber in der Summe kommt bei ihm doch ein ganz anderes Werk heraus als bei Corbucci. Waren es bei DJANGO triste und vor Nässe und Matsch triefende Landschaften, bei Baldi sind es verstaubte Wüstengegenden, in denen Leere und Trostlosigkeit in flirrender, fast schon spürbarer Hitze mit Hass und unterdrücktem Schmerz verschmelzen, während Anton Garcia Abrils Musik dazu den sentimental-bedrückenden Kitt liefert, der in Baldis Film sowieso alles zusammenhält. Und in der ersten Stunde hat Franco Nero auch einige Gelegenheiten, seine Rolle von Weltruf noch einmal im kleineren Stil Revue passieren zu lassen, während im letzten Drittel vor allem Familienangelegenheiten und Sinnkrisen dominieren. Das alles kriegt der Film sauber unter einen Hut, und ein paar menschenverachtende Gemeinheiten hat DJANGO, DER RÄCHER auch noch in petto – für all diejenigen, die es halt „noch explosiver, noch härter“ wollen.
Neben dem tollen Klängen von Abril, ganz sicher seine zweitschönste Arbeit gleich nach seinen beeindruckenden Arbeiten für die Reitenden Leichen des Herrn Ossorio, geizt der Soundtrack auch mit einer erstklassigen Gesangsnummer nicht. Darin trötet Don Powell solche sagenhaften Zeilen wie „As a man love and hate for me they somehow mean the same“ und auch Erkenntnisreiches: „For now I know that hate kills a man.“ Davon kann man halten, was man will (mir gefällt’s ganz außerordentlich), aber den Film, der sowieso ziemlich erstklassig ist und bei mir über die Jahre immer weiter in der Gunst gewonnen hat, beschreibt der Song wirklich ziemlich dufte. „Texas goodbye, you make me cry“. Genau.
#531
Geschrieben 29. November 2006, 11:46
(Schweiz 1972 – Michael Thomas (Erwin C. Dietrich))
Eine Bande von Mädchenhändlern hat es sich in der Schweiz gemütlich gemacht und will von dort die ganze Welt mit Frischfleisch versorgen. Neben dem Boss und seiner sich am liebsten in der Sauna räkelnden Trulla besteht das Unterweltimperium noch aus vier ausgesprochen schmierigen Helfern mit Hackfresse und dicken Eiern, die zumeist vergebens auf Entladung warten. Und weil die Schweiz wohl von dieser Bande ziemlich leergeräubert wurde, zieht es die Gangster in die Metropolen der Welt. In Berlin initiieren die Mädchenhändler die „Wahl der Miss Busen International“, wozu sich nicht nur zwei Prostituierte aus dem Züricher Eros-Center anmelden, sondern auch die Bedienung der Absturzkneipe „Piratenbar“, Landschönheiten aus Schleswig-Holstein, eine Holländerin und aus dem fernen Nizza ein Busenwunder mit dem herrlichen Namen Claudine Cock. Aus insgesamt neun eher bescheuert aussehenden Weibern wird die Siegerin ermittelt („Wie das wogt und bebt, na, wenn das nicht die Freue hebt!“), der ein Filmvertrag in Hollywood in Aussicht gestellt wird. Aber das ist natürlich alles Quatsch, denn sämtliche Weiber werden von den Verbrechern gefangen genommen und an Bordelle im In- und Ausland verschachert („Güteklasse A, gut für Istanbul“). Am Ende kommt nicht etwa die Polizei und nimmt den Laden hoch, nein, der Boss ist der Ansicht, er habe jetzt genug getan und sich einen Urlaub in Mexiko redlich verdient. Und den Mädels, und das ist ja sowieso der eigentliche Knüller, scheint das Leben im Bordell nach Meinung des Films auch gut zu gefallen, wenn sie sich erst einmal eingewöhnt haben. Das Cover des Films verspricht Dramatischeres: „doch das Ende ist der Sprung vom 20. Stockwerk eines Hotels in New York, beraubt jeglicher Illusionen und Hoffnungen...“ Davon ist weit und breit ebenso wenig zu sehen wie von Ingrid Steeger, deren Name das Cover werbewirksam ziert. Neben allerlei Ausziehszenen („Eijeijei, was kommt uns denn da aus dem Wollrock entgegen?“) und Examinierungen der Neuzugänge mittels Schlüpferprobe („Ausgerochen schönes Stück!“), was zu keiner Zeit schön anzusehen ist, gibt es natürlich auch einiges Gejucke auf dreckigen Laken - hier allerdings im Vergleich zu anderen Dietrich-Filmen in weitaus dezenterer Form. Warum eigentlich? Die wirkliche Wurst vom Teller zieht sowieso nur die exzellente (sprich: menschenverachtende und überaus schnodderige) Vertonung des Werks. Zuweilen gibt es da kein Halten mehr, und wenn der Film an sich schon nicht so besonders ist, den Kaufpreis dieses Zossens kriegt man spielend bereits in der ersten halben Stunde abgelacht. Ganz, ganz groß ist der schweizer Heizungskeller, der für ein türkisches Beduinenzelt ausgegeben wird, fürchterlich echt mit von Kinderhand an die Wand geschmierten arabischen Schriftzeichen und selbstgemalter türkischer Flagge. Dazwischengeschnitten bekommt man Archivbilder aus Zentralafrika und (vermutlich) Tunesien serviert. Herzallerliebst! Und ganz aus ist, wenn der Boss sich zur Begutachtung einer Verschleppten aus seiner Schießer Feinripp Unterwäsche schält und dann seinen feisten, affenartig behaarten Körper erst einmal eine Minute lang in die Dusche hievt. Wasserspiele mal anders, angesichts derer sich jedoch die dringende Frage aufdrängt, wen sowas im Kino eine Gefühlregung entlockt haben könnte. Diesen Menschen, die wohl auch Verbalgeschosse wie „Na, mal mitrubbeln?“ als direkt an sie adressierte Einladung verstehen, möchte man wohl lieber nicht im Mondschein begegnen.
#532
Geschrieben 29. November 2006, 11:49
(USA 1990 – Tucker Johnston)
Im Hinterland von Atlanta betreibt der irre Jake mit seinen beiden völlig degenerierten Söhnen einen Abschleppdienst, der jedoch lediglich zur Tarnung seiner eigentlichen Unternehmung dient. Und die besteht aus dem lukrativen Handel mit menschlichen Organen, wobei der stete Nachschub durch provozierte Unfälle gesichert ist. Was nicht gebraucht wird, hängt mehr schlecht als recht zusammengeflickt und künstlich am Leben gehalten in der Garage von der Decke. Ein Auge hat Jake auf die gelähmte Linda Evans geworfen, Siegerin zahlreicher Schönheitswettbewerbe, weil sie ihn an seine jung verstorbene Frau erinnert. Bei einer ihrer Tingeltouren entführt er sie und ihre Familie. Der jüngere Bruder, Mutti und auch Vater John Saxon werden fachgerecht zerschnetzelt, Linda indes im Zimmer von Jakes Frau gefangen gesetzt und mit zahlreichen Injektionen von ihrer Behinderung geheilt. Die dankt’s, in dem sie es Jake und seinen Söhnen mal so richtig heimzahlt. Die Anleihen bei den Vorbildern THE TEXAS CHAINSAW MASSACRE und vor allem HOTEL ZUR HÖLLE sind natürlich nicht zu übersehen, und dem Splatterfilm der späten 80er wird sowieso kräftig an jeder Ecke Tribut gezollt, dahinter steckt jedoch ein gar nicht mal so übel geratener Film, der seine irre Hinterwäldlerfamilie als verkorkste und zudem religiös schwer verblendete Mad Scientists präsentiert, die zum operieren zuweilen das gleiche Werkzeug benutzen, mit denen sie sonst auch ihre Autos zusammenschrauben. Dröhnt mal gerade keine blöde Synthie-Musik und ist weder der an Tobe Hoopers BLUTRAUSCH gemahnende Alligator im Bild zu sehen, noch das Schönchen in weißer, spitzenbesetzter Jungmädchen-Unterwäsche, dann überzeugt der Film mit einigen ungemein düsteren Bildern, wobei die Ausflüge in Jakes Garage mit den stöhnenden, sich zuweilen beschwerenden Baumelleichen manchmal gar überaus eindrucksvoll geraten sind.
Ex-Boxer Evander Hollyfield ist in einem völlig sinnfreien Kurzauftritt zu sehen, und ein bißchen was zugegeben hat er auch, damit der Film überhaupt gemacht werden konnte. Neben John Saxon, der hier eigentlich wenig zu tun hat, fährt der Film auch noch Ray Walston als verschlagenen Organhändler auf, der in den paar Jahren seit PLANET DES SCHRECKENS wirklich erschreckend gealtert ist. Die deutsche Synchronisation ist ein ziemliches Verbrechen, eine Fluchtoption hat man wegen der fehlenden Originalfassung auf der deutschen DVD, die auch nicht gerade des allerbeste Bild liefert, jedoch nicht. Die alte amerikanische VHS ist dem Silberling in allen Belangen überlegen.
#533
Geschrieben 30. November 2006, 12:02
(Spanien 2002 – Laura Mañá)
Auf einem selbstgedrehten Videobändern gesteht Philosoph Ramón Díaz den Mord an nicht weniger als 18 Menschen, und vor dem Fernseher im Keller sitzt geknebelt und gefesselt sein 19. Opfer, seine Ex-Frau Laura, von der er sich vor vier Jahren getrennt hat, wobei es vor Gericht zu einigen unschönen Szenen gekommen ist. Psychische Folter in allen Variationen steht nun auf dem Programm, wobei jedoch Laura merkt, dass es mit den Massenmördereien von Ramón nicht so weit her ist und sie nichts weiter als einer ziemlich cleveren Inszenierung beiwohnt, die einzig darauf ausgerichtet ist, Rache an ihr zu nehmen. Zeitgleich wird man Zeuge der polizeilichen Ermittlungsarbeiten, den Vernehmungen von Ramón und der Offenbarung der ganzen – zugegebenermaßen etwas arg mit der Brechstange in Gang gesetzten – Geschichte, die zu Lauras Verschwinden führte. KILLING WORDS ist sehr kammerspielartig inszeniert, entrollt seine Geschichte mit allerlei Haken und Ösen, in die man sich jedoch gerne verfängt, strapaziert mit seinen Folterszenen das Nervenkostüm ganz anständig und ist vor allem absolut exzellent gespielt. Zwar hängt sich der Film an seinem doch etwas absonderlichen Konstrukt zuweilen selber auf, aber das vergibt man gerne, solange nur die Spannung stimmt. Und darauf kommt es ja schließlich beim Thriller vor allem an. Gerade die Spanier haben in den letzten Jahren ja so einige wirklich exzellente Genrebeiträge geschaffen, KILLING WORDS ist da keine Ausnahme, wenn der Film auch nicht ganz die Klasse von Luis Marías mit den Stilmitteln des Film Noir fröhlich herumspielenden X hat.
#534
Geschrieben 30. November 2006, 12:03
(Japan 1966 – Kimiyoshi Yasuda)
Hanabasa, der gute Herrscher über eine Provinz voller tüchtiger, gottfürchtiger Menschen wird eines Tages von seinem Ziehsohn Samanosuke Odate hintergangen und ermordet. Nur der gute Vasall Kogenta kann dem Blutbad zusammen mit Hanabasas beiden Kindern entkommen. Kogentas Tante, eine alte und weise Priesterin, führt die Flüchtenden hoch in die Berge, wo die Götter den Dämon Majin in einer riesigen Statue gefangenhalten. Dort verstecken sie sich für nicht weniger als zehn Jahre. In dieser Zeit lässt Samanosuke vor allem die Peitsche regieren, die Bauern dürfen nicht mehr beten und ihre Felder bestellen, dafür aber riesige Felsen zur Errichtung einer neuen Festung schleppen, hungern und sich von Samanosukes Schergen regelmäßig mit dem Rohrstock den Buckel bleuen lassen. Durch einen blöden Zufall gerät Kogenta in die Fänge von Samanosuke und wird eingekerkert, gefoltert und mit einem Todesurteil belegt. Seine Tante versucht es noch einmal im Guten mit dem Tyrannen, weil die Götter im Berg bereits kräftigst zürnen ob Odates Zügellosigkeit und Menschenverachtung. Samonosuke antwortet mit ein paar Schwerthieben auf die alte Frau, die ihn mit ihrem letzten Atemzug verflucht. Und als dann die Schergen auch noch dazu ansetzen, die Statue von Majin zerstören zu wollen, was ihnen allerdigns nicht wirklich gelingt, langt’s den überirdischen Mächten dann endgültig und sie lassen den haushohen Samurai aus Stein auf Samanosukes Schloss und Festung los. Dass der Film außerhalb Japans so wenig zu sehen war und ist, liegt ganz sicher nicht nur daran, dass er schwer an allerlei Übernatürlichkeiten aus der japanischen Mythologie trägt, sondern ist vor allem wohl darin zu suchen, dass der Steinkoloss erst in der letzten Viertelstunde in Marsch gesetzt wird. Für einen Monsterfilm im Fahrwasser der bekannten Vorbilder taugt DAIMAJIN allein schon deshalb nur wenig, trägt zudem gleichermaßen schwer an seiner religiösen Fracht wie auch an dem Umstand, in der ersten Stunde vor allem als historisches Drama durchzugehen. Das ist zwar deshalb nicht weniger ansehnlich (zumal der Film weitaus besser fotografiert ist als andere Riesenmonsterfilme, beeindruckende Sets hat und vor allem auch absolut exzellente Tricks), dürfte aber nicht jedermanns Geschmack in dem Maße treffen, wie die vor allem auf Technik und Trotteligkeiten setztenden Späße mit den Riesentieren, denn der Steinkoloss ist wesentlich brutaler, erbarmungsloser und grausamer. Was DAIMAJIN gänzlich abgeht, das ist Humor. Der Film ist todernst, gelacht wird nicht. Ich finde allein das nicht wenig bemerkenswert, weshalb der golemhafte Trampelmann aus Japans Bergen bei mir auch seit jeher einen Ehrenplatz im Herzen hat.
#535
Geschrieben 02. Dezember 2006, 15:59
(Großbritannien 1977 – Ridley Scott)
Die beiden Offiziersanwärter Feraud und D’Hubert geraten aneinander, weil Feraud von D’Hubert nach einem fragwürdigen Ehrenduell in Arrest gesetzt werden soll. Dabei rasseln zum ersten Mal die Säbel, danach in den Wirren der napoleonischen Kriege noch öfter. Feraud spielt Harvey Keitel mit düsterer Mine, die Gier nach Blut und Ehre wird von ihm trotz weitestgehender Aussparung der Beweggründe, welche nach einiger Geheimniskrämerei auch zum Schluss nicht offenbart werden, glaubhaft vermittelt. Keith Carradine gibt Keitels eher rechtschaffenden Gegenspieler. Am Ende kehrt sich das Ehrverständnis um, irgendwie ist das zwar befriedigend, weil sich damit weitere Auseinandersetzungen erübrigen, so richtig satt macht das aber nicht. Als Sittengemälde seiner Zeit taugt der Film kaum, da viel zu sprunghaft. In gleicher Weise geht der Film mit den Nebenfiguren um, die zumeist ebenso schnell wieder in der Versenkung verschwinden, wie sie aufgetaucht sind. Hintergründe: Fehlanzeige. Zumeist ordnet sich die Geschichte vollends einem Reigen beeindruckender Bilder französischer, deutscher und russischer Landschaften unter, die als Kulisse für das nicht minder sehenswerte Säbelgeklapper dienen. Dabei lässt sich das Gefühl, dass es in Joseph Conrads Vorlage um weitaus mehr geht als um lediglich durch schöne Bilder laufende Menschen mit einem fanatischen Verständnis von Ehre und Macht, auch nicht so wirklich abschütteln. Und Historisches in eindrucksvollen Bildern, das gibt es in Kubricks BARRY LYNDON sowieso auf ungleich höherem Niveau.
#536
Geschrieben 05. Dezember 2006, 14:22
(USA 1953 – Jack Arnold)
Der außerhalb des Örtchens Sands Rock mitten in der Wüste lebende Hobby-Astronom John Putman wird zusammen mit seiner Verlobten Barbara Zeuge eines Meteroiteneinschlags. Nachdem John in den Krater geklettert ist, muss er jedoch erkennen, dass es sich um ein riesiges Raumschiff handelt.
Das Gebilde wird verschüttet und niemand glaubt ihm zunächst seine Geschichte. Dann häufen sich mysteriöse Vorfälle, bei zahlreiche Menschen in Sands Rock plötzlich wie ausgewechselt scheinen. Außerirdische Lebewesen, die sich in jede erdenkliche Form verwandeln können, haben den Platz der Bewohner eingenommen, während die wirklichen Menschen Frondienste bei der Instandsetzung der Flugkugel leisten müssen. John Putman kommt der Sache fast im Alleingang auf die Schliche, nachdem die Aliens auch von seiner Barbara Besitz ergriffen haben, wobei vollends in Schutt und Asche fällt, dass sich der Film zuvor sehr anstrengte, an den großen Invasions-Stücken des amerikanischen SF-Kinos der frühen 50er Anschluss zu finden. Bereits von Beginn an wirkt dieser Aspekt in Arnolds Film ziemlich unausgegoren und deplatziert, weshalb ich mal mutmaße, dass vor allem diese Verschlimmbesserung von Ray Bradburys Geschichte auf das Konto von Harry Essex geht, der Mann, der in späteren Jahren unglaubliche Klöpse abgeliefert hat, wovon OCTAMAN – DIE BESTIE AUS DER TIEFE bis heute ziemlich ungeschlagen ist.
Ansonsten ist der Film spannend, im Kern eher verwandt mit dem freundlichen DER TAG, AN DEM DIE ERDE STILL STAND, hat für seine Zeit recht anständige Spezialeffekte zu bieten, wuchtige 3D-Aufnahmen sowieso (am besten neben dem in den Saal donnernden Meteor gefielen mir seinerzeit vor allem aber die Kleiderbügel in Johns ausgeräumten Schrank, die gar zu lustig in die Gesichter des Zuschauers baumeln) und auch einen richtig gruseligen Außerirdischen. Früher nahm man das alles so hin wie gegeben, heute stellt man sich eher die durchaus nicht unberechtigte Frage, warum das Monster so dermaßen ungeschlacht aussehen muss, wo es doch jede beliebige Form annehmen kann. Sinn macht das nicht, schön grausen kann man sich angesichts der zyklopenhaften Kreatur noch immer mindestens so gut wie dünnemals. Auf DVD verliert der Film enorm in seiner Wirkung durch das Fehlen des 3D-Effekts, kaputt macht ihn das jedoch noch lange nicht.
#537
Geschrieben 05. Dezember 2006, 14:22
(Japan 1963 – Kenji Misumi)
In Kyoto ist der Kampf zwischen zahlreichen an die Macht drängenden Splittergruppen und der Tokugawa Shogunate in vollem Gange. Mitten in all dem Gewirr steht ein Zusammenschluss linientreuer Samurai, das Shinsengumi, angeführt allerdings von dem hinterfotzigen und verbrecherischen Serizawa. Als dieser irgendwann seiner bösen Taten überführt wird und im Seppuku-Messergemetzel sein Leben aushaucht, gelangt ein rechtschaffender Samurai mit bester Menschenkenntnis an die Spitze des Shinsengumi. Der hält nach all dem Durcheinander der Vergangenheit vor allem auf Recht, Ordnung und vor allem auf strengste Einhaltung der Regeln des Shinsengumi, die natürlich auch für den jüngst in den erlesenen Kreis aufgenommenen Ronin Yamazaki gelten. Yamazaki bekommt nach einem aus Notwehr begangenen Mord den Auftrag, ein Komplott der Kinno-Splittergruppe aufzudecken, was ihn gleichermaßen vor der strengen Seppuku-Regelung bewahrt, wie für die höchste politische Ebene auch ein für alle Mal die Machtverhältnisse in Kyoto klären könnte. In Misumis Film ist Yamazakis Spionageaktivität weniger ein ermittlungsdetektivischer Bilderreigen nach Bond-Manier, sondern vor allem ein Ringen um Vertrauen und Wahrung der Ehre. Deshalb fehlen dem Film zumeist auch beeindruckende Aufnahmen sowie nicht minder aus dem Sessel hebendes Säbelgerassel. Alles ist sehr aufs Wesentliche beschränkt und ordnet sich der mit einer ganzen Masse von eingeführten Charakteren und allerlei politischen Verstrickungen allererster Güte nicht geizenden Handlung unter. Will man dem Film etwas abgewinnen, so ist den Dialogen höchste Aufmerksamkeit zu schenken, Gesichter muss man sich einprägen können wie ein Kriminalbeamte und auch zuweilen kleinen, eher beiläufigen Gesten Beachtung schenken. Anderweitig ist man bei diesem Werk ziemlich schnell aufgeschmissen und hat den Durchblick verloren. Wenn ich etwas mehr Schwertgeklimper auch nicht schlecht gefunden hätte, hat mich auch dieser Misumi trotz der zuweilen etwas ermüdenden Aufpasserei alles andere als enttäuscht. Von mir aus hätte das durchaus nicht uninteressante Ränkespiel um Macht, Einfluss und vor allem Ehre, Ehre, Ehre gerne noch etwas mehr als nur 92 Minuten in Anspruch nehmen können, dann hätte sich all die zu verrichtende Fleißarbeit auch etwas mehr gelohnt. Aber ich will nicht klagen...
#538
Geschrieben 06. Dezember 2006, 14:14
((BR) Deutschland 1980 – Sepp Strubel)
Nachdem Herr Taschenbier eine Woche so verlebt hat wie im ersten Sams-Abenteuer steht pünktlich zum Wochenende wieder der gründe Anarcho-Kobold mit der Penis-Nase in seinem Zimmer, aufgelegt zu weiteren Unartigkeiten und Streichen. Zentrales Thema im Nachklapp ist die Wunschmaschine, die sich Taschenbier zum Abschied vom Sams gewünscht hat und die noch keine Kurbel hat, mit der man sie anwerfen kann. Mit der funktionierenden Apparatur machen Tasche und der „Grüne“ allerlei Unsinn, was auch mehrfach die Polizei auf den Plan ruft, die in diesem Streich mit den Marionetten von Dick & Doof Auftritt hat. Nicht nur damit bietet das Stück witzige und vor allem für den erwachsenen Zuschauer amüsante Seitenhiebe, ganz besonderen Spaß machen auch die Episoden mit den Touristen auf einer einsamen Insel und dem verkappten Musikus, der bei jeder Kleinigkeit nach der Exekutive schreit. Sowieso kriegen die Spießer wieder gehörig ihr Fett weg, weshalb man ja schließlich das Monster mit dem Wackelschwanz im Gesicht auch einlegt. Der Rest ist wie gehabt auf hohem Niveau und die hübschen Hintergründe sind zuweilen gar noch besser als im Vorgänger – selbst ein Kurzauftritt von Lukas und Emma sowie dem wabernden Folienmeer fehlt nicht. Schön.
#539
Geschrieben 06. Dezember 2006, 14:15
(USA 1990 – Tim Burton)
Vincent Price spielt in seiner letzten Rolle einen Erfinder, der auf einem vom Verfall bedrohten Schloss über einer Trabantensiedlung wie aus einem John-Waters-Film haust und sich an der Konstruktion eines künstlichen Menschen, Edward genannt, versucht hat. Dieser ist jedoch bis zum Tod des Erfinders nicht fertig geworden. Statt Hände ragen Scheren aus den Enden der Arme, mit denen Edward wahre Kunstwerke in Hecken und Haaren zu schneiden versteht. Davon profitiert die Avon-Beraterin Peg, die Edward eines Tages allein im Schloss findet und mit nach Hause nimmt. Bald ist sie eine angesehene Person im kleinbürgerlichen Idyll. Weil Edward jedoch menschliche Regungen in Bezug auf Pegs Tochter Kim plagen, lässt er sich zu allerlei Unsinn hinreißen, was die gute Stimmung bald kippen lässt.
EDWARD MIT DEN SCHERENHÄNDEN habe ich auf dem Fantasy Filmfest seinerzeit verschmäht. Hätte mir damals trotz aller gleich vom Fleck weg vergebenen Lorbeeren sämtlicher Zuschauer vielleicht auch nicht so sonderlich gefallen, mittlerweile dafür umso mehr. Von allen Burton-Filmen gefällt mir EDWARD wohl mit weitem Abstand nach wie vor am besten, was sicherlich auch daran liegt, dass sein Edward aussieht wie eine Mischung aus Punk und dem Somnambule Cesare aus dem Caligari-Kabinett, der – und das hat wohl am meisten Eindruck bei mir hinterlassen – sich in einer schreiend hässlichen Wohnsiedlung austobt, in der sich der amerikanische Traum in allerlei geschmacklichen Verirrungen manifestiert hat, die man sich eher in zur Ausschmückung eines Films wie PINK FLAMINGOS vorstellen könnte. Der Film macht aber auch deshalb sehr viel Spaß, weil der Humor eher unterschwellig gereicht wird und nicht so offensichtlich krachern daher kommt wie in Burtons anderen Filmen, sei es nun MARS ATTACKS oder SLEEPY HOLLOW. Und das in dem ganzen Gebräu aus Filmzitaten, Gruselkämerei und Witz auch das nötige Quentchen Tragik noch Platz hat, sei Burton sowieso hoch angerechnet und macht EDWARD MIT DEN SCHERENHÄNDEN zu einem immer wieder gern gesehenen Vergnügen ohne jeden Abstrich.
#540
Geschrieben 07. Dezember 2006, 08:45
(USA 2000 – Breck Eisner)
Der Pilotfilm zur TV-Serie erzählt vom Einbrecher Darien Fawkes, der nach einem ziemlich schief gelaufenen Bruch mit der Todesstrafe bedacht wird. Sein Bruder, ein angesehener Wissenschaftler, holt ihn aus dem Knast, da sich Darien als Versuchsobjekt für ein neues Geheimexperiment zur Verfügung stellt. Darien bekommt von seinem Bruder eine so genannte Quecksilberdrüse eingebastelt, die ihn nach einiger Übung auf Verlangen unsichtbar machen kann. Nicht nur mit dem Nebenwirkungen hat Darien jedoch zu kämpfen, die sich lediglich durch Zuführung von Drogen unter Kontrolle bringen lassen, sondern auch mit dem schweizer Wissenschaftler Dr. Föhn aus dem Forschungsteam seines Bruders, der, was es zu entdecken gilt, mit Terroristen paktiert und die Erfindung für dunkle Machenschaften zu entwenden gedenkt. Zum Ende gibt es ein wenig hohles Geballer, zuvor versucht sich der Film vornehmlich mit müden Witzeleien, die durch ihre Trockenheit sowohl in der OF as auch in der deutschen Synchronfassung besonders zünden sollen, und einigen Effektmätzchen über Wasser zu halten, was aber schon deshalb nicht so richtig fruchten will, weil sämtliche Charaktere ausnahmslos gnadenlos platte Luschis sind. Witzig ist da schon eher der Umstand, dass die Forschungsabteilung aus Finanzgründen dem Amt für Forst- und Agrarwirtschaft unterstellt sind, nie Geld für Bond’sche Abenteuer- und Unternehmungslust vorhanden ist und sich die angestellten Spione, mit denen es Darien im weiteren Verlauf des Films zu tun bekommt, vor allem um ihre Gehaltsklasse und die Zulagen streiten. Der Rest ist blöde und vereint auf sich so zirka jedes Vorurteil, das man gegen TV-Serien per se überhaupt haben kann. Schon lange nichts mehr gesehen, worauf die Formulierung „über sich ergehen lassen“ so treffend passt wie bei diesem Spectaculum.
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