Beutelschneider, Zeitschinder, Nervenzerrer
#571
Geschrieben 07. Januar 2007, 07:50
(Japan 1965 – Masahiro Makino)
Der Horror des letzten Weltkrieges ist noch nicht richtig überstanden, da bezanken sich in den Randbezirken von Tokio schon wieder die Yakuzas. Auf der einen Seite steht die respektable Kozu-Familie, die regen Handel nach alter Tradition betreibt, auf der anderen die aufstrebende Shinsei-Familie, die sich auch im Sumpf von Schwarzmarktgeschäften heimisch fühlt und sich durch einen rüpelhaften Umgang mit den ihr verbundenen Händlern auszeichnet. Weil die Shinseis von einer großen Vereinigung aller Händler (und natürlich Macht) träumen und sich demnach auch nur zu gerne mit den Kozus verbünden möchten, was diese jedoch ablehnen, fällt der Kozu-Boss schon bald einem feigen Anschlag zum Opfer. Nachfolger soll der junge Seiji werden, der aber noch nicht aus dem Krieg zurück ist. Außerdem will es das Testament, dass keine Konflikte mehr zwischen den Kozus und den Shinseis ausgetragen werden. Friede soll endlich herrschen. Zunächst versucht Seiji, der wenig später tatsächlich auf der Bildfläche erscheint, nach diesem Willen zu leben, aber die Shinseis lassen keine Möglichkeit zur offenen Aggression ungenutzt verstreichen. Als Seiji etliche von den Shinsei-Händlern in seiner Organisation aufnimmt und ihnen gar einen überdachten Marktplatz bauen will, den sie in Eigenregie betreiben sollen, rappelt es ordentlich im Karton.
Nicht nur als reines Yakuza-Actiongewitter beweist sich SHOWA ZANKYODEN, sondern auch als durch die Blume gereichte Kritik am schonungslosen Kapitalismus, der auf die Belange des Einzelnen keine Rücksicht nimmt und ohne Regulierung höchst sonderbare bis menschenverachtende Blüten treibt. Und weil ein Mann bei derlei ungehemmten Wildwuchs recht verlassen auf einsamen Posten steht, spendiert der Film mit einem zugereisten Yakuza aus ebenfalls ehrbarer Familie noch einen Springinsfeld, wie man ihn gerne mitnimmt in einem solchen Werk. Während sich die beiden auf den Weg machen, bewaffnet mit Schwert (klaro), Revolver und Dynamit und sich auch nicht zu fein sind, einen Lastwagen in die Bude der Feinde rasen zu lassen, jammert dazu ein herzergreifendes Lied über die von Generation zu Generation in Haut und Knochen gepflanzte Familienehre, die zuweilen auch zu blutigen Verpflichtungen treibt. Schön. Hauptdarsteller Ken Takakura wiederholte zu guten Stücken später noch einmal seine Rolle in den exzellenten Filmen der RED PEONY GAMBLER Serie. Bereits hier glänzt er außerordentlich als besonnener, unbeirrbarer und zuweilen etwas wortkarger Streiter für Recht und Ordnung, dessen Minenspiel manchmal mehr verrät als jeder Dialog. Seine Höhepunkte hat SHOWA ZANKYODEN ohnehin vor allen Dingen in seinen stillen Momenten. Ganz grandios ist die nach allen Regeln der Kunst kredenzte Begrüßung des fremden Yakuzas in der Kozu-Familie ausgefallen, die nicht wenig Spielzeit in Beschlag nimmt. Und das der Film auch noch zwei kleinere und recht tragische Erzählstränge (die Suche nach einer verlorenen Schwester und die Aufopferung eines Shinsei-Mitglieds für die gute Sache der Kozus) bietet, macht ihn noch unterhaltsamer als er ohnehin schon ist. Die Freude ist daher recht groß, dass es mit einem zweiten Teil noch Nachschlag gibt.
#572
Geschrieben 07. Januar 2007, 07:54
(Großbritannien 1967 – Cyril Frankel)
Nach ihrer Flucht vor ein paar irren afrikanischen Schmanen hat die Englischlehrerin Gwen Mayfield erst einmal einen hübschen Nervenzusammenbruch und nimmt dann in der alten Heimat einen Stelle in einer Privatschule abseits der großen Stadt an. Das Landleben entpuppt sich jedoch als wenig friedvoll, denn die reiche Mrs. Bax, bei der Gwen Quartier hat, stellt sich als waschechte Hexenmeisterin und Satanistin heraus, der alle im Dorf verfallen sind. Mrs. Bax hat die Lehrerin auch nicht ohne Hintergedanken kommen lassen, sondern versucht ihren Intellekt für eine dämonisch-hexenhafte Zeremonie auszunutzen. Gwen soll ihr nämlich dabei assistieren, wenn ihr verdorbener Geist bei einem wilden (und höchst amüsanten) Durcheinander von einer Schwarzen Messe in den Körper einer jungen, knackigen Dorfschönheit einfährt und ihr somit das Weiterleben sichert. Das weiß Joan Fontaine, die die Rolle der Lehrerin spielt, natürlich zu verhindern, wenn auch auf etwas unspektakuläre Weise. Dem Film nimmt das jedoch nur wenig von seiner Fahrt, weil er fast zur Gänze auf seine allesamt erstklassigen Darsteller und eine ordentliche Portion subtiler Gruselei setzt, wenn nicht gerade Traum- und Wahnmomente der Lehrerin stören und schnell irgendwo eine Tür aufspringt, durch die ein afrikanischer Schamane im Kostüm von Spongebob Schwammkopf ins Zimmer hüpft. Aber selbst das hat für sich genommen ja irgendwie aus etwas. Weil aber ansonsten auf etwas plumpe Effektmätzchen weitestgehend verzichtet wird, ist THE WITCHES nach wie vor ganz groß darin, seinen unter der Oberfläche von allerlei Beschaulichkeiten liegenden Horror effizient zu transportieren. Und das ist so gut gelungen, dass es sich wohliges Schaudern auch dann noch auszubreiten vermag, wenn man den Film zum wiederholten Male sieht.
THE WITCHES ist sicherlich nicht das Aushängeschild der Hammer, doch abseits der Schauerstücke mit Dracula- und Frankenstein-Thematik sicherlich eines der geglückteren Werke des Hauses. Nimmt man den ebenfalls über Gebühr anständigen THE DEVIL RIDES OUT mit an Bord, ist es sowieso erstaunlich, warum man bei einem derartig guten Händchen für Hexen- und Dämonen-Stoffe, nicht noch ein paar mehr solche Briketts ins Feuer legte.
#573
Geschrieben 08. Januar 2007, 11:38
(Großbritannien/USA 1995 – Ang Lee)
Dick und Doof, Pat und Pattachon, Sinn und Sinnlos. In solch eine Reihe würde der Film von Ang Lee nach einem Schmachtfetzen von Jane Austen unter dem Umstand einer kleinen Titeländerung ja auch recht gut passen. Die Handlung ist zwar weniger Klamauk als bei den anderen, aber das kommt natürlich insbesondere auf die eigene Betrachtungsweise an – hier gar mehr als anderswo. Nach dem Heimgang ihres lieben Vaters und Ehemanns stehen vier Frauen allein und fast mittellos da. Sie ziehen in ein Cottage irgendwohin, wo die Landschaft ausnahmslos aus lauter saftigen grünen Wiesen besteht. Schnell werden noch ein paar stramme Jungs und Männer ins Spiel gebracht, darunter Hugh Grant, den ich nur mag, wenn er Anlass zu herrlich schlüpfrigen Bild-Schlagzeilen gibt, und uns’ Hans Gruber aus STIRB LANGSAM, in dem ich auch ohne Bart lediglich den Terroristen zu sehen vermag. Der Höhepunkt ist dann erreicht, wenn alle Weiber in ihren Zimmern liegen und sich mit gebrochenen Herzen die Augen ausflennen. Am Ende kriegen sich die jeweiligen Pärchen natürlich doch noch, doch was sind das für harte 130 Minuten! Fertig ist, wenn der Abspann rollt, fertig bin dann auch ich und stelle mir die Erkenntnis frei Haus in den Keller, dass man aus einem Buch von Jane Austen wohl einfach keinen gescheiten Film machen kann – bzw. das unterschwellig Sozialkritische oder die mitgereichte Ironie der Bücher bislang einfach ungenutzt blieb. Selbst bei Ang Lee steht vor allem der Inga-Lindström-Anteil im Vordergrund. Kurzum: Hat mir absolut nicht gefallen.
#574
Geschrieben 08. Januar 2007, 11:38
Ein schwerer Sommersturm fegt über den kleinen Ort Fly Creek und reißt Büsche, Bäume und die Hochspannungsleitung nieder. In den Boden jagen nun tagelang ungehindert nicht weniger als 300000 Volt und machen all die kleinen Erdlebewesen kirre & irre. Den jungen New Yorker Mick verschlägt es just zu dieser Zeit nach Fly Creek, wo sein Liebchen Geri mit ihrer strulledummen, gern mal am Joint nuckelnden Schwester und der völlig verhärmten Mutter im hintersten Eck vom Wald wohnt. Bei den Bewohnern macht sich Mick mit seiner städtischen Art sofort ziemlich unbeliebt, vor allem beim Sheriff, weshalb man ihn auch selbst dann noch fortjagen möchte, als er eine ganze Reihe mysteriöser Todesfälle enträtselt hat und zu einem unglaublichen Ergebnis gekommen ist.
Killerwürmer, zudem mit nicht wenig Intelligenz gesegnet, überfallen den Ort, schrecken nur vor Licht zurück, was es aber nicht gibt, weil die unreparierte Stromleitung immer noch ihren Saft in den matschigen Boden abgibt. Aus dem rotten sich dann auch ungefähr eine Million Milliarden Beiß- und Kreischwürmer zum nächtlichen Sturmangriff zusammen, der seinen Höhepunkt im Haus von Geri findet. Zunächst besuchen die Glibbertiere aber noch die Bar des Ortes und lassen ganz zielsicher einen Baum ins Haus krachen. Bis in die Wasserleitung haben sie sich schließlich vorgerbeitet, weshalb eine kühle Dusche besonders gefährlich ist. Eingebettet in den ganzen Schmausegraus ist auch noch eine Eifersuchtsposse mit dem mittelschwer debil aussehenden Sohn eines Wurmzüchters (hah!), der ein besonders böses Schicksal erleidet, in einen ganzen Raum voller Würmer fällt und dann unter allerlei Geknurre als lebende Wurmmasse die Treppe hochschleimt und -schneckt, um die Liebenden zu haschen.
Für einen 70er-Billigheimer sind die Effekte außerordentlich (Rick Baker), meterhoch stehen die Würmer in manchen Räumen und springen gar lustig umher, kreischen schrill aus klaffenden Mäulern in Großaufnahmen herum, wobei ich sagen muss, dass der Ekelfaktor dabei durchaus ein nicht gerade geringer ist. Im Kino macht SQUIRM allein deshalb natürlich doppelt so viel Spaß wie von Kassette oder DVD abgespielt.
Ein besonderer Clou ist, dass Lieberman zu seinen schlimmsten Wurmattacken ein schauderhaftes Kinderlied spielen lässt anstatt dramatische Spannungsmucke ertönen zu lassen, wie man es aus anderen Filmen dieses Kalibers her kennt. Und seine Zuschauer behelligt er auch nicht großartig mit aufgepflanzter Öko-Botschaft, die als eher spröder Rahmen für ein paar Schocks herhalten muss. Wurm-Horror pur also von einem der kleinen großen Regisseure der 70er, von dem ich, soweit ich mich erinnere, auch noch nie einen Film gesehen habe, der mich spätestens beim zweiten oder dritten Durchlauf irgendwie enttäuscht hätte.
#575
Geschrieben 09. Januar 2007, 09:48
(USA 1972 – Larry Cohen)
An einem sonnigen Vormittag steht urplötzlich in Gestalt des hühnenhaften Yaphet Kotto das Grauen im gepflegten Garten von Bill und Bernadette, dem neureichen Paar aus Beverly Hills. Zunächst vermuten sie in Bone, wie Kotto hier titelentsprechend heißt, den Mann vom Poolservice, der eine Ratte aus der Filteranlage herausfischen soll, doch schnell merken die beiden, dass der Eindringling ein gesuchter Schwerverbrecher ist. Bone hat nichts zu verlieren, und so verhält er sich deshalb auch. Nach nicht einmal einer Viertelstunde Spielzeit ist das saubere Weltbild im Eimer und all die schmutzige Wäsche, die vor allem Bill gern versteckt hätte, von Bone ans Tageslicht befördert. Bis auf ein Sparbuch mit 3000 Dollar sind Bill und Bernadette krüppelarm, im Schreibtisch stapeln sich nur unbezahlten Rechnungen, die Privatinsolvenz ist nur eine Frage der Zeit. Bone fordert, dass Bill das restliche Geld von der Bank holt und binnen einer Stunde zurück ist, weil er Bernadette ansonsten vergewaltigen und töten wird. Bill kehrt natürlich nicht zurück, sondern lässt sich viel lieber mit einem Hippie-Mädchen ein, das von geklauten Tankbons lebt. Während Bone mit Bernadette allein ist, muss er erkennen, dass zwischen den Eheleuten keine Liebe mehr herrscht, sondern nur noch der blanke Hass. Und den wissen Bone und Bernadette dann auch hübsch auf den absenten Bill zu lenken, der, was der Schreibtischinhalt verrät, nach wie vor über eine Lebensversicherung mit erklecklichem Schadenssümmchen verfügt.
Larry Cohens Frühwerk ist hart und roh, in seinem eigentlich sehr ernsten und recht bedrohlichen Rahmen vor allem aber überaus humorvoll. Am Ende lässt Cohen Bone ebenso unvermittelt vom Erdboden verschwinden wie er aufgetaucht ist, was vielleicht der größte Kniff des Streifens ist. BONE habe ich lange Jahre völlig unterschätzt und eher verschmäht, was nun zu bedauern ist, weil sich hier einfach ganz großartiges, ruppiges 70er-Kino auftut, wie man es nur lieben kann. Wie viele Filme von Ted Mikels ist BONE fast komplett im Haus von Larry Cohen entstanden (wobei man sich nicht schlecht wundert, wie feudal der schon damals gewohnt hat) und die Vermarktung des Films erinnert nicht schlecht an den Weg, den auch Romeros JACK’S WIFE durch die Kinos nahm. Mir persönlich gefällt ja der Alternativtitel DIAL RAT FOR TERROR am besten, aber zu gern hätte ich die Gesichter der Zuschauer einmal gesehen, die BONE in seinen Reinkarnationen als Sexploiter mit den hübsch suggestiven Titeln HOUSEWIFE – SHE’LL TRY ANYTHING und WHITE FLESH, BLACK BONE beguckt haben. Dass ich schwer angetan bin von dem Film liegt zu guten Stücken auch an den höchst überzeugenden Darstellern (Yaphet Kotto sehe ich sowieso gerne - hier spielt er sich zudem wirklich den Arsch ab, Jeannie Berlin als Hippie-Schlampe ist jedoch nicht minder groß), einigen herrlich grotesken Randfiguren, denen Bill in der Stadt begegnet (vor allem die alte Dame, deren Mann sich das Leben dadurch nahm, dass er sämtliche Zahnärzte der Stadt aufsuchte und sich bei jedem den kompletten Mund röntgen ließ) und natürlich daran, dass Cohens Film ausnahmslos Verlierertypen und Schlimmfinger zeigt, mit denen das Mitfiebern im klassischen Sinne nicht lohnt.
#576
Geschrieben 09. Januar 2007, 13:53
(USA/Philippinen 1971 – Jack Hill)
Mitten im dichten Dschungel liegt ein Frauenknast, in dem die Insassen zuweilen wegen Nichtigkeiten und aus schierer Willkür jahrelang sitzen müssen. Wenn sie sich nicht gerade darum rangeln, wer mit wem ein bisschen lesbeln darf, müssen sie Körbe flechten oder Reisfelder bepflanzen – kurzum: alles tun, damit aus ihnen wieder linientreue und gute Menschen werden. In diesen Knast wird eines Tages auch die junge Collier gesteckt, die prompt in der Zelle landet, in der auch die schwarze Furie Grear hockt. Nach einigem Getechtel, Reibereien und falschen Verdächtigungen dahingehend, dass der Neuzugang ja auch ein Spitzel der Gefängnisleitung sein könnte, raufen sich die Weiber zusammen und schmieden Ausbruchspläne. Die jedoch werden in der Tat von einem Spitzel an die Chefin Ms. Dietrich verraten, ein ausgekochtes Luder, das sich vor allem bei Foltereien aller Art glänzend amüsiert, während sie nach sonst die 100%ig Korrekte spielt. Bei der Durchführung der Flucht helfen dann noch Sid Haig und sein immergeiler (Film-)Freund.
THE BIG DOLL HOUSE ist ein hübscher, runder WIP, ganz so, wie er im Buche steht – und gleichfalls die Steilvorlage für allerlei spätere Knästeleien von Franco bis Oliveira. Mal abgesehen davon, dass es nackte Haut nur in sparsamer Dosierung gibt und auch keine Duschszene, bei der in Großaufnahme der Juckebusch Reinigung erfährt, ist alles vorhanden: Geprügel, Gegrabbel und jede Menge herrlich kruder Foltereien mit Schlange, Peitsche und Nippelelektroden, die an der Frankenstein’schen Batterie mit einer Million Volt hängen. Vor allem macht aber große Freude, dass der Film nicht nur den niedersten Instinkt bedient (der natürlich hin und wieder auch gefüttert werden will), sondern auch ein richtig toller Actionreißer ist, der am Ende sogar zeigt, dass man auch für 8Mark50 ordentliches Bleigewitter auf die Leinwand bekommen kann. Sowas vermisst man bei den Francos leider viel zu oft, so gern ich seine Auswüchse aus den 70ern auch ansehe. Dafür gibt es bei dem Spanier verlässlich mehr nackte Haut und abgrundtiefere Schäbigkeiten zu sehen gibt, dargeboten von Frauen, die aussehen, als hätten die beim Bahnhof Zoo den Absprung erst mit 40 hinbekommen. Und das ist – Sid Haig hin, Pam Grier her – auch jederzeit sein Geld wert. Hill ist aber ganz klar der bessere Handwerker.
#577
Geschrieben 10. Januar 2007, 20:08
(Japan 1968 – Hiroshi Matsuno)
Für ein bisschen Geld und Gold machen ein paar Tunichtguts mit den Passagieren auf einem Dampfer kurzen Prozess und lassen dazu emsig die Maschinenpistolen sprechen und hüpfen mit ihren ziemlich zerknabberten Gesichtern derart spastisch auf dem Deck hin und her, dass man sich ganz unweigerlich an Lenzis GROSSANGRIFF DER ZOMBIES erinnert fühlt. Drei Jahre streichen ins Land und die Zwillingsschwester eines der Opfer von einst lebt zurückgezogen bei einem Pfaffen an einer einsamen Küste. Alsbaldig taucht nicht nur ein auf der See herumgeisternder Frachter auf, der sich mit unheilvoller Ladung dunkel tutend durch die Nebelbänke schiebt, sondern auch die Killer sind ebenso wieder zur Stelle. Dazu noch ein paar unliebsame Geistererscheinungen und Mörder-Fledermäuse. Das ist aber noch nicht alles, denn THE LIVING SKELETON hat noch viel mehr als nur Geisterspuk zu bieten. Bis zum wackeren Ende kippt der Film ordentlich um, manch unscheinbarer Gutmensch entpuppt sich als abgrundtief böse und unter Deck des Geisterschiffs wartet sogar noch eine Art klabauternder Nikos Karamanlis samt Monsterlabor und macht das Pfund in diesem Schauer- und Schockerstück randvoll. Mehr als einmal muss man sich von geschickt ausgelegten falschen Fährten verabschieden, was den Film, der mit einer exzellenten und sehr unheimlichen Stimmung aufwartet, zu einer ganz schön ruppigen und in der Tat sehr unheilvollen Reise werden lässt, die ich so zu Beginn wirklich nicht erwartet hätte und die stete Aufmerksamkeit fordert. Belohnt wird man mit einem höchst kurzweiligen Vergnügen, bei dem auch die schwarzweißen Scope-Bilder nicht nur Zierat sind. Ein kleines Juwel und einer der besten Japanogruselstücke aus den 60ern, die ich seit langem gesehen habe. War bestimmt nicht das letzte Mal, dass der Film bei mir spielte. Freund Pasheko lobt in seinem Beitrag zu THE LIVING SKELETON vor allem auch die ungemein geschickte Musikuntermalung in diesem Film. Dem kann ich mich nur anschließen. Soundtrack her!
#578
Geschrieben 10. Januar 2007, 20:09
Iris, die Haushälterin von Frank, dem vermögenden Erben aus Österreich, hätte auch gerne was ab von der ganzen Kohle und dem immensen Grundbesitz. Wohl deshalb lässt sie in einer Séance mit Voodoo-Hokuspokus Franks eh schon sterbenskrank im Hospital vor sich hingammelnde Gattin Anna verfluchen. Die nippelt dann auch recht bald ab, was Frank in eine solch schwere Krise treibt, dass er den Verstand verliert, Anna aus dem Grab holt und, gelernt ist gelernt, wie ein Tierchen ausstopft. Das flimmert bei D’Amato in sämtlichen klinischen Details über die Leinwand. Bei Iris darf Frank zum Trost über die Dahingeschiedene auch mal ein wenig Titte lutschen, aber von seinem Irrsinn kuriert ihn das natürlich nicht. Der fordert vielmehr weitere Opfer, da sein Geheimnis, die starr vor sich hinglotzende Leiche im Ehebett, stets von Entdeckung bedroht ist. Der Rahmen für allerlei schändliche Folgetaten ist bei D’Amato ein besonders großer, wobei die Spezialeffekte so gut sind, dass sie einen auch nach über 25 Jahren noch ganz gut aus dem Sessel zu heben verstehen. Der größte Ekel ist allerdings nicht das Fingernägelgezupfe mit der Kneifzange oder die in einem Gebräu aus Schwefel- und Salzsäure zersetzte Leiche, die von Iris zuvor noch in handliche Portionen gehackepetert wurde, sondern eher der Umstand, dass D’Amatos Detailliebe so weit geht, dass er Franca Stoppi gleich nach dem Auswaschen der Leichenkübel beim Mahl eines Knorpeleintopfes zeigt – mit leinwandfüllendem Schmatzmaul und ekelhaftester Geräuschkulisse als Zugabe. Da muss sich dann sogar Kieran Canter, der ja später angeblich noch Porno gemacht haben soll, heftig übergeben. Ganz klar bis zum heutigen Tag eine der widerlichsten Szenen, die ich je im Kino gesehen habe. Auf der Mattscheibe haut die aber auch noch ganz ordentlich in die Magengrube. Fliegt vor allem in der ersten Stunde das Gedärm ganz ordentlich (was mich, ich gebe es zu, seinerzeit anständig „unterhielt“), ist die letzte halbe Stunde mittlerweile das, was ich an SADO weitaus mehr schätze. Iris setzt mit einer ziemlichen Eiseskälte ihren Willen durch und Frank die Pistole auf die Brust, die beiden bekriegen sich schließlich bis aufs Blut und dem blutigen Wahnsinn wird mit dem Erscheinen von Annas Schwester Teodora ganz trefflich die Krone aufgesetzt. Das Schockende nach Marke CARRIE ist auch nicht zu verachten und weniger abgekupfert denn passend aus. Ich könnte mir sehr gut vorstellen, dass aus SADO ein richtig knalliger Film geworden wäre, hätte das Hauptaugenmerk etwas weniger auf die Exzessen in der Gruselkammer gelegen und mehr den eigentlichen Wahnsinn in den Mittelpunkt gerückt. Trotzdem ist D’Amatos Film ein hochanständiger Schocker aus einer ziemlich wilden Zeit, der als Nachäff von DAS DRITTE AUGE (überhaupt finde ich, dass Canter dem jungen Nero zu guten Stücken recht ähnlich sieht) ebenso ordentlich funktioniert wie als reines Blutspektakel, bei dem man Gekröse dummerweise mit Spannung verwechselt und gleichgesetzt hat. Zum Kitten der schlimmsten Löcher wird ins Ohr gehende Musik von Goblin gereicht, die auch ohne den Film schwerstens zu begeistern vermag. Und den deutschen Verleihtitel finde ich nach wie vor einfach nur groß.
#579
Geschrieben 10. Januar 2007, 20:09
(USA 1955 – Edward D. Wood jr.)
Tief in den Sümpfen haust Dr. Vornoff und fabuliert sich einen zurande von einer Superrasse, die er zu züchten gedenkt. Bislang hat er blöderweise nur einen Menschen in einen Supermann transformieren können, der im Resultat dann so aussieht wie Tor Johnson. Ein Zustand, der aber durchaus auch für den Rest der Menschheit absolut erstrebenswert ist. Weil nun aber die Experimente nicht immer auf Anhieb glücken, braucht er ziemlich viel menschliches Material, und zwar so viel, dass bereits Presse und Polizei aufhorchen und den Sumpf gründlich zu untersuchen gedenken. Besonders die Reporterin Janet prescht voran, wittert sie nach einem Dutzend verschwundenen Menschen gar ein waschechtes Monster, das in den Sümpfen sein Unwesen treibt. Die Polizei sieht die ganze Sache gelassener, tritt aber dann doch auf den Plan, als von Janet jedes Lebenszeichen fehlt. Die hat Vornoffs Monster bereits für den irren Doktor ins Geheimlabor geschafft, wo aus ihr „a woman of super strength and beauty, a friend of the atom“ gemacht werden soll. Hah! Überhaupt sind bei diesem hübschen Film von Ed Wood die Dialoge ganz groß. „This swamp is a monument of death!“ Yohoho, man ahnt es bereits von Beginn an. „The ground is alive with crawling things... crawling death!“ Genaues Hinhören lohnt. Genaues hinsehen sowieso, denn Dr. Vornoff, den Bela Lugosi mit allem spielt, was er zu bieten hat, hat noch einen erstklassigen Oktopus im Keller wohnen, der für die Vernichtung mißglückter Experimente zuständig ist. Am Ende wickelt sich Lugosi selbst ins recht statisch in der Ecke gammelndes Gummitier, was auch hervoragend in Tim Burtons ED WOOD wiedergegeben wird. Lugosis Labor sieht im Vergleich zu anderen Monster-Schildbürgereien gar nicht mal so schlecht aus. Etwas irritierend ist höchstens der mit Drähten verzierte, blecherne Freßnapf, den seine Experimente auf dem Kopf tragen müssen, wenn Lugosi ihnen die „atom elements“ mit Hundertausend Volt in die Birne jagt. Am Ende entblödet sich Wood auch nicht, Vornoffs Sumpfbude in einer eingeklebten Atomexplosion in die Luft zu sprengen. Geht doch gar nicht? Geht sehr wohl! Der ganze Film lässt sich bestens in einen Dialog zwischen dem Polizeichef und seinem Untergebenen auf den Punkt bringen: „Sounds logical.“ – „Whatever you say.“ BRIDE OF THE MONSTER macht sogar dann noch enorm viel Spaß, wenn man eigentlich gar keine Lust hat ihn anzusehen. Man kann sich seinem Charme einfach nicht entziehen.
#580
Geschrieben 11. Januar 2007, 10:59
(USA 1959 – Robert Clarke)
Bei der Atomic Research Inc. schrillen die Alarmglocken, Dr. McKenna hat sich mit radioaktiver Isotopenbrühe bekleckert und muss ins Krankenhaus. Dort kommt er zwar schnell wieder auf die Beine, doch als er bei herrlichem Sonnenschein auf der Dachterrasse des Gebäudes ein wenig in seinen Illustrierten schmökert, setzt eine schrille Verwandlung ein und McKenna wird zum Sonnendämon mit gräßlicher Fratze und häßlicher Tatze. Die Wissenschaftler und Doktoren stehen vor einem Rätsel, wissen aber durchaus den Unfall mit den neuen Isotopen für diesen unschönen Nebeneffekt verantwortlich zu machen. Nachdem McKenna im dunklen Zimmer wieder normale Gestalt angenommen hat, belastet ihn sein Schicksal so schwer, dass er sich komplett aus seinem bisherigen Leben zurückzieht und sogar an Selbstmord denkt. Die Beziehung zu einer Nachtclubsängerin hält ihn schließlich davon ab, doch da das Getechtel mit ihr nur in der Nacht stattfinden kann und sich zudem eine Art Lude den beiden in den Weg stellt, sind Spannungen vorprogrammiert. McKenna wird außerdem von der Polizei gnadenlos gejagt, weil sich zu seinen meist unfreiwilligen Verwandlungen auch animalische Gelüste gesellen, die er kaum unter Kontrolle zu halten vermag.
Bruce Clark, der auch produzierte und Regie führte, weiß die Hauptrolle sehr schön auszufüllen, da er das Leiden seiner tragischen Figur wirklich überaus ansehnlich umsetzt und den Monsteranteil nicht zur reinen Freakshow ausarten lässt, sondern den Kampf McKennas gegen sein Schicksal und all die damit verbundenen Bemühungen, mit diesem ein "normales" Leben zu arrangieren in den Vordergrund stellt. Allein deshalb ist THE HIDEOUS SUN DEMON ein zwar kleiner aber überaus bemerkenswerter und nur auf den ersten Blick eher unscheinbarer Beitrag der 50er-Jahre-Grusler. Klar, so manches ist überaus billig in diesem Film, und er entblödet sich auch nicht, Pseudowissenschaftliches mit Hilfe von Diashow und Bilderbuch seinem Zuschauer nahe zu bringen, doch darauf kommt ja gar nicht an. Das Monsterkostüm sieht so richtig schön schaurig aus (hübsche Bilder dazu gibt’s bei meinen Eintrag zu diesem Film auf Monstrula), sodass man einige oberflächliche Unzulänglichkeiten gern vergibt. Schlimm sind diese eh nicht, weil THE HIDEOUS SUN DEMON sich ohnehin nicht allein auf seine Monsterschau verlässt, sondern vor allem in seinem Anteil als Drama zu trumpfen versteht. Ein feiner Film, der nicht umsonst ziemlich regelmäßig alle Jubeljahre bei mir eingelegt wird und einer der ganz wenigen Filme, bei denen ich es auch nicht bereuhe, ihn in völlig überflüssiger dreifacher Ausfertigung im Regal stehen zu haben.
#581
Geschrieben 11. Januar 2007, 14:14
(Italien 1977 – Michele Massimo Tarantini)
Polizei-Inspektor Mauri wird von Mailand nach Neapel versetzt, wo er es auch prompt mit dem Mafiosi-Großkotz Don Domenico zu tun bekommt, der bei einem Drogendeal verladen wurde und nun über Leichen gehend dem Paket mit dem Stoff hinterher jagt. Bei ihm logiert auch ein kleines Mädchen, deren Eltern von Dons Killern zur Strecke gebracht wurden. Sie verrät der Polizei allerlei Interna aus der Organisation in hübsch gemalten Briefchen. Und ohne einen lustig-witzelnden Kollegen, der den Blöd-Anteil in diesem Film erledigt, geht weder der Hauptteil, noch das Finale vonstatten. Zwei Dinge gibt es, die an A MAN CALLED MAGNUM schwer zu begeistern wissen: Zum einen gibt es einige wirklich exzellente Verfolgungsjagden durch die Innenstadt von Neapel und über einen Marktplatz voller Menschen, die – so macht es den Anschein – gar nicht wissen, was da gerade um sie herum passiert, zum anderen hat der Streifen einen dammich guten Soundtrack von Franco Campanino zu bieten, der selbst aus den hinterletzten Luschi-Szenen noch Spannung zu holen versteht. Ganz und gar nicht funktioniert aber das Konzept, heftige (und durchaus ernst gemeinte) Action mit blöden Sprüchen aus der unteren Klamauk-Schublade zu paaren. Das bremst den Film nur unnötig aus und wirkt fürchterlich deplatziert. Und das hinterfotzige Blag ist auch ein nicht wenig zu unterschätzender Nervfaktor und darf in diesem Film sogar das letzte Wort haben. Gelacht habe ich nur einmal in diesem Streifen, und zwar als der schmierige Rechtsanwalt in die Luft geflogen ist. Den Rest des Films schaut man – trotz Luc Meranda, den ich eigentlich ganz in Ordnung finde, Enzo Cannavale und Adolfo Lastretti – mit immer finsterer werdender Mine. Am besten verfährt man also so, dass man sich den Soundtrack auflegt, die Augen schließt und sich einen richtig wilden Actioner aus der Lenzi-Schmiede mit Milian und Merli vorstellt. Gibt schlimmeres als A MAN CALLED MAGNUM - und jede Menge bessere Filme dieser Gattung.
#582
Geschrieben 12. Januar 2007, 12:26
(USA 1967 – Herschell Gordon Lewis)
Das ganz große Geld denkt der hundsfötterisch-hinterfotzige Produzent Boojie mit unbekannten Musikkapellen zu machen, die in seinem Club für ein Ei und ein Butterbrot Beat- und Rock’n’Roll-Musik aufführen. Die hört sich in Lewis Film, der nicht über die sauberste Tonqualität verfügt, zwar an, wie in den Eimer geschissen, aber man kommt nicht umhin, hier und dort zumindest die Anflüge von Melodie und Rhythmus zu erkennen. Aus einem Schuppen mit vielleicht fünf Besuchern greift sich Boojie die allerhöchstens mittelmäßig gegabte Band „The Faded Blue“ (blöder Name) heraus, benennt sie in „The Big Blast“ (noch viel blöderer Name) um und verspricht den Boys das Blaue vom Himmel: Girls und Auftritte, anständige Bezahlung und gar einen Plattenvertrag. Dafür müssen die Jungs sich für Boojie ganz schön gehackt legen - und Knete rüberwachsen zu lassen, damit hat es Boojie dann auch nicht so. Am Ende kriegt er von den Boys deshalb auch einen hübschen Hasenstüber verpasst, der das finanzielle Aus für den Schröpfer bedeutet. Die „Blast“-Boys erkennen, dass sie mit leichten Mädchen und Hasch nicht weiterkommen im Leben und tanzen ob dieser Erkenntnis in den Abspann hinein, Drolligkeiten vollführend und Purzelbäume schlagend. Unterhaltsam ist der Lewis auch, wenn er mal kein Blut zeigt. Und besser...? Na, vielleicht nicht unbedingt, weil seine Filme trotzdem immer noch durch und durch nach Lewis aussehen – nur halt ohne Blut. Das schließt vor allem den zumeist etwas langweiligen Lewis-Mittelteil ein, mit dem auch BLAST-OFF GIRLS aufwarten kann. Da wird dann Party gemacht und Schepper-Musik vorgetragen, was einfach auf die Dauer ebenso unspannend anzusehen ist wie vielleicht die völlig unnötigen Reibereien in SHE-DEVILS ON WHEELS oder der elendig breit ausgewalzte Vampir-Muckefuck aus A TASTE OF BLOOD. Und wenn der Film auch als Musik-Film nicht wirklich abräumen kann, erfüllt er doch zumindest die Hauptanforderungen des Genres, in dem er Mucke, Weiber, Mucke, einen Tunichtgut, noch mehr Mucke und ein paar selten bescheuerte Dialoge, die meistens wiederum in irgendwelchem Instrumenten-Krach untergehen, in den Mittelpunkt des Interesses rückt. Das machen Filme, wie der von mir zuletzt aus dieser Ecke beguckte CAN’T STOP THE MUSIC auch nicht viel anders. Im Gegensatz zu den vor allem durch ihre unbeschreibliche Dümmlichkeit hervorstechenden Musik-Filme weiß Lewis BLAST-OFF GIRLS vor allem aber noch mit ein paar gelungenen Schmierigkeiten (minderjährige Groupies, die sabbernden Plattenbossen zu Willen sein müssen) zu überraschen, die man dann doch weitaus eher geneigt ist mitzunehmen als die Hochglanzbilder ohne Ecken und Kanten für die Klapsmühle des sich vor allem durch Beliebigkeit auszeichnenden Massengeschmacks.
#583
Geschrieben 12. Januar 2007, 12:29
(Italien 1970 – Mario Bava)
Auf einer hübschen einsamen Insel treffen sich Männlein und Weiblein bei einem Großindustriellen zu einer illustren Party. Diese ist jedoch nur Vorwand, um dem anwesenden Professor Fritz seine neue gewinnbringende Formel aus dem Kreuz zu leiern, die der aber gar nicht zu verkaufen gedenkt. Und dann setzen nach dem bewährten Agatha-Christie-Prinzip auch schon die Morde ein, wobei neben der Hatz nach der neuen Substanz auch mit etwas weniger Verve weitere Motive eingestreut werden. Namentlich Eifersucht und Liebesgesüchtel, womit die Aufgabe – gerade in der ersten Hälfte des Films – bestritten wird, die Lücken zu füllen, wenn gerade nichts von Belang passiert. Dann füllt sich die Kühlkammer der Villa mit den eingesammelten Leichen Schlag auf Schlag, dazu spielt eine kecke Melodie von Piero Umiliani, die das ohnehin leicht ins Lächerliche gezogene Geschehen treffend untermalt. Das Ende des Films wirkt zwar grob aufgeschraubt, aber mehr kann man bei diesem Husch-husch-Bava wohl auch nicht erwarten. So schlecht, wie er zuweilen gemacht wird, ist der Film auch nicht, wenngleich ihm natürlich die optische wie inhaltliche Klasse anderer Werke des Meisters ziemlich abgeht. Entschädigt wird man aber ganz anständig mit der bereits erwähnten, herrlichen Sofa-Musik von Umiliani und einem nett anzusehenden Haufen Schauspielern. Howard Ross macht sich dabei mindestens ebenso enorm verdächtig wie später in DER NEW YORK RIPPER, Edwige Fenech und Ira Fürstenberg haben es aber mindenstens ebenso dick hinter den Ohren. Zu guten Stücken zehrt der Film auch von Farbe und Ausstattung, mehr aber noch von seinem topmodischen 70er-Charme, der in jeder Sekunde mit voller Kelle ausgegeben wird. Mir gefällt auch die sich etwas ziehende und im Grunde eher zeitraubende Party ganz am Anfang des Films sehr gut. Man kann förmlich riechen, wie der schwere Geruch von Schlehenfeuer und Kosaken-Kaffee durch die Villa weht, während in der Küche bereits Käse-Weintrauben-Spießchen, Salzstangen-Igel und gekochte Eier mit Appetit-Silt auf den Verzehr warten und somit das Rüstzeug für eine lange Nacht bilden. Da wünscht man sich gerne in die gesellige Runde – und weil man keine Geheimformel, sondern allenfalls angesichts von Fenech und Fürstenberg schlechte Manieren zu bieten hätte, bräuchte man auch vor dem Killer keine Angst zu haben. Besser als sein Ruf ist dieser Bava, etwas langatmig zu Beginn vielleicht, doch dann geht er ziemlich anständig über die Bühne und machte mir auch in der x-ten Wiederholung noch mächtig Spaß. Mehr kann man eigentlich auch nicht erwarten.
#584
Geschrieben 13. Januar 2007, 17:12
(USA 1998 – Peter Weir)
Der infantile Truman lebt in einer vollkommen abgeschotteten Kunstwelt ohne davon auch nur einen blassen Schimmer zu haben. Tag und Nacht überwacht ein Heer von TV-Kameras nach Big-Brother-Muster all seine kleinen Schritte durch ein entsetzlich langweiliges Fake-Leben, bis in Truman der Drang sich zu entfalten Überhand nimmt und er trotz aller Knüppel, die ihm zwischen die Beine geworfen werden, aus seinem Getto zu entfliehen gedenkt. Medienkritisch soll DIE TRUMAN SHOW sein, was deshalb schon einen Hinkefuß hat, weil Jim Carrey, den ich ebenso wenig leiden kann wie beispielsweise Tom Hanks, die Opferrolle bekleidet. Dieser Opfer-Blickwinkel verkehrt sich in Peter Weirs Film ohnehin, denn die wirklich armen und vom TV-Schnellimbiss gebeutelten Typen sind viel eher die Zuschauer, die das ausnahmslos mit Nichtigkeiten gefüllte Programm wie Süchtlinge konsumieren und darüber vergessen, dass sie noch Pflichten zu erfüllen haben (Serviermädchen, Sicherheitspersonal) oder einfach nach ein paar Tagen nur mal ihre Badewanne verlassen sollten. Peter Weir verkauft seine Thematik vor allem als Schmonzetten- und Schmunzelnummer, die von ihren ganzen Unglaubwürdigkeiten treffsicher mit blöden Grimassen Carreys abzulenken versucht und sich damit weit, weit unter Preis verkauft. Die Kritik an der über Leichen gehenden Rücksichtslosigkeit des Fernsehens, die man in Weirs Film fast vergeblich sucht, findet man weitaus besser und treffender in DAS MILLIONENSPIEL, KOPFJAGD – PREIS DER ANGST und selbst RUNNING MAN mit Arnie bedient. DIE TRUMAN SHOW ist vor allem anstrengend und zuweilen überaus nervig. Der Film bringt’s einfach nicht.
#585
Geschrieben 13. Januar 2007, 17:14
(USA 1987 – Ray Hirschman)
Der Opa von Danny sucht nach Beweisen für den Mord skrupelloser Geschäftemacher einer stillgelegten Atom-Anlage an seiner Tochter. In einem alten Fass mit radioaktiven Abfall wird er fündig, was die Atom-Typen jedoch gar nicht gerne sehen. Weil Danny sich nun aber bei Bedarf dank der Strahlung, die er im Mutterleib abbgekommen hat, in ein Monster verwandeln kann, zerhackstückt er Opas Widersacher einfach und steckt einen von ihnen gar ins leere Fass. Zehn Jahre später kann sich der Atom-Typ, mittlerweile ebenfalls zu einem Monster gereift, durch die unfreiwillige Mithilfe von zwei dummen Jägern aus seinem Gefängnis befreien und düst nach New York, wo der mittlerweile erwachsene Danny bei der Eröffnung eines Fitness-Studios von Freunden aushilft.
Die Story hört sich schon reichlich blöde an, die Umsetzung ist noch viel schlimmer, und zwar in dem Maße, dass man danach selbst die ödesten Troma-Produktionen aus derselben Zeit wieder so richtig schätzen lernt. Die ersten 40 Minuten spielen schon mal komplett im Wald, so richtig „stilecht“ mit dummen Campern und einer sich durchs Unterholz schlagenden Monsterratte, die unschwer als Handpuppe zu entlarven ist. Überall liegen Fässer mit radioaktiven Müll herum als wenn’s nichts wäre, wozu der Film – Herr im Himmel! – durchweg auf ganz ernsten Horror macht. Grausig. Als Kulisse für die Aufnahmen in New York dienen vor allem ein Rohbau und ein Flachdach, auf dem dann das Finale zwischen Danny und seinem Atom-Gegner stattfindet. Schluss ist danach leider noch nicht, denn um den Film über die Wupper von 80 Minuten Länge zu helfen, wird am Ende noch eine Art Basket-Case-Baby bemüht und ein schneckenlahmer Abspann durchgerollt, zu dem noch einmal die selbstgebastelte Popmusik erschallt, mit der das Ohr auch bei jeder Gelegenheit während des Films beleidigt wird. Ach ja: Eine ultrabescheuerte, jedoch recht zeitgenössische Aerobic-Nummer ist in PLUTONIUM BABY ebenfalls noch eingefügt, wobei die Vortänzerin sich überdies alle Mühe gibt wie Sidney Rome auszusehen. Brrrr! Vor knapp 20 Jahren schon mal als VHS von Embassy gesehen und selbst damals in der schlimmsten Allesgucker- und Gutfindzeit für grottenschlecht befunden. An dieser Bewertung hat die erneute Sichtung kein Jota geändert, wenngleich die Best-Scheibe noch schlechter aussieht als das damalige Band (inklusive schönen Grüßen vom alten Orion-Videorekorder, der mit diversen Durchläufern auf seine Weise winke-winke ins neue Jahrtausend macht) und zudem mit einer Menütafel ausgestattet ist, die absolut jeder Beschreibung spottet. Einer der wenigen Fälle immerhin, wo Präsentation und Inhalt bei Best wirklich geschlossen Hand in Hand gehen.
#586
Geschrieben 14. Januar 2007, 08:11
Ins leerstehende Nachbarhaus des schwer vor sich hinpubertierenden Charlie Brewster, den es grämt, dass er bei seiner Freundin nicht so richtig zum Zuge kommt, zieht eines Tages eine höchst sonderbare Gestalt ein, die sich schon recht bald als waschechter Vampir entpuppt. Frauen werden ermordet im ansonsten eher ruhigen Ort, manche davon beobachtet Charlie zunächst beim Liebesspiel mit dem Nachbarn durch das Fenster seines Jugendzimmers. Bei der Polizei glaubt man seinen Beobachtungen natürlich nicht, und auch Freund und Freundin halten ihn zunächst für gehörig ballaballa. Um Charlie zu beruhigen, engagiert seine Freundin mit ihrem Ersparten Peter Vincent, den just arbeitslos gewordenen Host einer TV-Gruselshow, der jedoch bei einer „Vampirprüfung“ in der Tat erkennen muss, dass Charlie mitnichten dummes Zeug gefaselt hat. Und weil der Nachtfürst bei dieser Gelegenheit in Charlies Freundin außerdem seine vor Jahrhunderten Dahingeflossene wiedererkennt, wird die Gefahr noch größer als zuvor.
Wäre Roddy McDowell als leicht versponnener TV-Vampirkiller nicht mit dabei und seine Rolle nicht im höchsten Maße nach wie vor überaus vergnüglich, DIE RABENSCHWARZE NACHT wäre fast schon ein Fall für die Rundablage. Mit seinen sich zwischen Grauen und Geschlechtsdrang bewegenden Teenagern allein kommt der Film nicht so wirklich über die Runden. Vieles an Hollands Film wirkt ungefähr so verklemmt wie in EIS AM STIEL - und an allen Ecken und Enden schreit der überzuckerte Teenie-Horror der 80er aus den Bildern. Auf sowas ist mir die Lust schon längst und lange mehr als vergangen.
Dem Genre des Vampirfilms weiß DIE RABENSCHWARZE NACHT jedenfalls nichts Neues hinzuzufügen, wobei es vor allem schmerzlich ist, dass der Streifen seinen zunächst durch Verführung und Scharfsinn glänzenden Blutsauger klassischer Prägung im weiteren Verlauf zugunsten bunter Effekt-Mätzchen aufgibt und ihn schlussendlich nur noch in ausnahmslos häßlichen Verwandlungen aufgehen lässt. Nötig getan hätte der Rambazamba ganz am Ende mit viel Glibsch und Körperexplosionen nicht wirklich. Überhaupt fehlt dem allenfalls noch ganz nett anzusehenden und nur mäßig spannenden Film etwas stimmungsvolle Schaurigkeit.
Diese Lücke wird geschlossen mit scheußlichen 80er-Popsongs sowie einer der schlimmsten Fönfrisuren, die mir seit langem in einem Film untergekommen ist und die Brewsters junge Freundin aussehen lässt wie eine welke Hausfrau um die 40. DIE RABENSCHWARZE NACHT hatte ich in weitaus besserer Erinnerung als er sich jetzt präsentierte. Das enttäuscht nicht gerade wenig. Um die bereits seinerzeit eher mittelprächtige Fortsetzung werde ich jedenfalls nun einen großen Bogen zu machen wissen.
#587
Geschrieben 14. Januar 2007, 16:02
(USA 1954 – Gordon Douglas)
Atombombentests in der Wüste von New Mexico haben unbemerkt gemeine Ameisen zu gewaltiger Größe heranwachsen lassen. Erst ein paar unerklärliche Mordfälle weiter kommt die Polizei mit der Hilfe von FBI und zwei Wissenschaftlern den Killertieren auf die Schliche. Als man das Nest der Giganten stürmt, kann eine Königin entkommen und nach Los Angeles brummen, wo sie sich in den Abwasserkanälen der Stadt ein neues Heim bastelt. Ausnahmezustand! Flammendes Inferno! In den Jauchegruben der Stadt geht es den Biestern schlussendlich an den Kragen. Vorher werden noch zwei Jungs gerettet und ein Heldentod gestorben. In diesem Monsterfilm ist alles drin, was man so braucht. Vor allem natürlich exquisite Riesenbiester, die für ihre Zeit glänzend animiert sind. FORMICULA wirkt selbst heute noch stimmig und geizt auch nicht mit fürchterlich gruseligen Szenen, von denen die am besten sind, die am Ende in der Kanalisation der Großstadt spielen und sich zu guten Stücken auch in Camerons ALIENS wiederfinden lassen. Für solches Nervengezerre verzichtet man dann auch gern auf Massenpanik (wie in dem ebenfalls exzellenten THE BLACK SCORPION ausgespielt) und auf Szenen, in denen die Ameisen nachts in Rudeln durch die Straßen von L.A. marschieren und die Süßwarenabteilungen von Kaufhäusern ausräumen. Aber dergleichen kann man ja in einem Remake nachholen, wobei es eh schon an ein Wunder grenzt, dass dieser Film (und der Monsterfilm überhaupt) trotz herrschenden Ideenmangel keine rechten Nachäffer finden. Sicher auch besser so. Neben erwähnten THE BLACK SCORPION ist und bleibt FORMICULA nach wie vor mein Liebling unter den amerikanischen Monster-Filmen der 50er Jahre.
#588
Geschrieben 15. Januar 2007, 20:54
(Japan 2004 – Takashi Shimizu)
Der gerade arbeitslos gewordene Kameramann Masuoka, der seinen Camcorder den ganzen Tag wie ein Schutzschild vor sich durch die Straßen Tokios schleppt und Aufnahmen von wildfremden Menschen macht, entdeckt auf einem Band mit dem zufällig aufgenommenen Selbstmord eines verzweifelten Mannes Sonderbares. Der Blick des Mannes ist auf einen bestimmten Punkt fixiert und voller Todesangst vor etwas, was Masuoka dermaßen fasziniert, dass er Nachforschungen anstellt. Dabei stösst er vor in den japanischen Hades, der gigantischen „Stadt des Wahnsinns“, und findet nach einem interessanten Gespräch mit dem Selbstmörder von seinem Video ein angekettetes Mädchen, das er mit nach Hause nimmt. Das Mädchen, das nur zu wenigen Bewegungen in der Lage ist und sich nur drei Stunden am Tag wachhalten kann, spricht nicht, isst nicht und ist zu keiner Gemütsregung fähig. Das ändert sich jedoch, als Masuoka ihr irgendwann trotz eindringlicher Warnungen aus dem Totenreich Blut zu lecken gibt. Leben und Tod treten in Shimizus Film nicht immer nur in ausnahmslos erschreckenden Bildern in Verbindung, obwohl grober Horror durchaus dominiert. Sehr clever verstrickt Shimizu modernes Japano-Gruselkino mit Versatzstücken aus der griechischen Mythologie und groben Videoaufnahmen, ohne die – wie es scheint – kaum ein Japangrusler mehr über die Runden kommt. Bei MAREBITO macht dieser Kniff jedoch durchaus Sinn, weil Shimizu diese Bilder so zu nutzen weiß, dass der Film immer dann besonders „echt“ und schaurig ausfällt, wenn man gezwungen wird, der Handlung einzig durch Masuokas Videoaufzeichnungen zu folgen. Davon, und das darf man vorweg nehmen, gibt es in MAREBITO nicht gerade wenige. Etwas schwächer gelungen dagegen der Versuch, eine Interpretation der Geschichte dahingehend zuzulassen, dass alles, was Masuoka erlebt, einzig seinem irren Kopf entspringt. Dazu wird recht spät im Film noch Masuokas Ex-Ehefrau eingeführt, die sich bei ihm nach dem Verbleib ihrer gemeinsamen Tochter (das unheimliche Mädchen aus der „Stadt des Wahnsinns“?) erkundigt. Geglückter dagegen der ebenfalls inkludierte Ansatz, dass Realitäten erst durch Fiktionen entstehen können, jeder sich seine Welt also selbst zusammenbaut. Was man aus MAREBITO mitnimmt, ist am Ende jedem ein wenig selbst überlassen. Möglichkeiten sind genug in die Hand gegeben. Auf Erklärungen wird, und das ist bei einem solchen Werk durchaus sehr löblich, weitestgehend verzichtet. Dass MAREBITO in der Tat in alle erdenklichen Richtungen ganz passabel funktioniert, lässt sich auch daran ablesen, dass man ihn ohne Weiteres nur als etwas extravagant geratenen Nachzügler zur japanischen Horrorwelle ansehen kann und sich also selbst mit der gröbsten Oberfläche des Films immer noch prächtig unterhält. So oder so – ein ziemlich beeindruckender, optisch wie inhaltlich ansprechender und sehr starker Film ist MAREBITO geworden. Und einen überaus überzeugend spielenden Shinya Tsukamoto in der Hauptrolle gibt es noch quasi gratis oben drauf.
#589
Geschrieben 16. Januar 2007, 18:25
((BR) Deutschland 1970 – Kurt Palm)
Ein Aufklärungsstück in zwei zusammenhangslosen Akten: Über eine Schleife mit Adam und Eva im deutschen Laub- und Tannenwald, die sich, so der Sprecher, „in Bäumen, Höhlen und auf der Wiese“ zu vergnügen wussten, machen wir Bekanntschaft mit dem bärtigen Klaus, der in der Tat aussieht wie ein aus dem Bilderbuch entsprungener, etwas ungepflegter 68er-Loddel, und seiner Freundin Monika. Monika hat noch nie. Deshalb geht Loddel-Klaus mit ihr in den Zoo, wo sie sich Gorilla-Weibchen anschauen, die sich gerade ihre Gorilla-Fingerchen in ihr Liebeskelchen einführen. Ein junges Gorilla-Männchen spreizt dazu hübsch die Beine und zeigt ebenfalls, was er so hat. Ja, sowas sah man in der Tat noch nie! Die Moni das nicht so lustig, weshalb Klaus sie als nächstes ins Kino ausführt. Dort gibt’s gerade „Pornografie in Dänemark“, was Moni nicht wenig entsetzt: „Der is’ doch erst ab 18! Den darf ich doch noch gar nicht sehen!“ Klaus nimmt es dagegen mit der FSK nicht ganz so genau. „2x Loge und 'ne Cola.“ Später auf seiner Bude will Klaus mit der Monika ein wenig von dem praktizieren, was da im Kino über die Leinwand flimmerte. Doch die Moni zickt nach wie vor und weiß am Ende gar nicht so recht, was sie überhaupt will. Auch Monis Freundin hat es nicht gut getroffen an dem Tag, denn sie geht in einem neppigen Tanz- und Beat-Lokal einem schmierigen alten Sack auf den Leim, der sie mit Whiskey, Cognac und Zigaretten gefügig macht und am Ende gar mißbraucht. Am nächsten Tag klagen sich Moni und ihre Freundin gegenseitig ihr Leid und huschen dann miteinander in die Laken. Im zweiten Teil des Films steht ein Uni-Professor im Mittelpunkt, der vom Direktor gerade einen Einlauf verpasst bekommt. Der Direktor hat nämlich vom Kopierwerk einen Brief erhalten, der ihn darüber informiert, was der Professor für einen Film eingereicht hat. Ein Aufklärungswerk nämlich, schmutziger geht es kaum, mit nackten Menschen auf Eisbärenfellen! Bevor der Direktor weiterschimpfen kann, wuchtet der Professor einen 16mm-Filmprojektor ins Zimmer (einen Siemens 2000 im Tonkoffer! Wow!) und führt sein Werk vor. Darin gibt’s den üblichen Kurs über Liebessatuen und Gemälden aus alten Kulturen und von der Vergangenheit bis in die Gegenwart zu sehen, dazwischen geschnitten ein Liebespärchen beim Ausprobieren diverser Praktiken und Stellungen. Man lernt durchaus was dazu. Zunächst einmal über das Wesen der Frau, bei der sich langsam „der Verstand durchsetzt, wo früher nur Gefühl herrschte“, dann die These, dass die 68er-Revolten nur deshalb so grob ausfielen, weil die Jugend ihre Sexualität nicht ausleben durfte und schließlich die tollen Namen so mancher Praktik, die das deutsche Schlafzimmer bislang nicht gesehen hat: Die „Sie-oben-Lage“, den „Reitsitz“, der „Wechselspreiz“, die „Doppellage“, der „Sitzhang“, den „Genitalkuss“ und, gar nicht zu vergessen, der „Gegensitz“, welcher „reizvoll auch für beleibte, ältere Männer ist“! Am Ende, wenn die plötzlich hereinschneiende, sich ob der Nackedeiereien auf der Leinwand empörende Putzfrau wieder verscheucht ist (kicher, kicher), muss der Professor anerkennen, dass er gerade einen wirklich fundierten wissenschaftlichen Beitrag gesehen hat, von dem auch er noch etwas lernen kann - und das, obwohl er sich zunächst noch heftig über die bunten Bilder empörte: „Aber der Zuschauer wird doch sexuell angeregt von dem Film, der wird doch verboten!“ In der Tat sind einige Bilder mit Verkaufsauslagen dänischer Pornoläden in LIEBESTECHNIK FÜR FORTGESCHRITTENE enthalten, die mit reichlich pornösem Zeug aufwarten, sodass man sich schon nicht schlecht wundert, wie das 1970 ungestraft durchrutschen konnte. Im Gegensatz dazu präsentiert sich der „Stellungskrieg“ eher ziemlich bieder, mit Nackten zwar, aber von Lust und Laune ist hier nichts zu sehen. Klinisch wie bei Kolle und Konsorten spulen Männlein und Weiblein ihr Programm ab, dabei zwar bemüht, neben dem wissenschaftlichen Unfug dem Zuschauer ein paar Anregungen zu vermitteln, aber in der Ausführung kaum Unterschiede zu den Holzpuppen anderer Aufklärungsfilme zeigend. Zumindest in seinem Anliegen der Vermittlung von Sextechniken gibt sich der Film durchaus recht ehrlich, was vielleicht auch erklärt, warum er trotz aller sonstigen Mängel (und die Liste wäre lang) bis auf Platz fünf der damaligen Kinocharts vorschnellte. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass LIEBESTECHNIK FÜR FORTGESCHRITTENE zumindest vermarktungstechnisch seiner Zeit einen gewaltigen Schritt voraus war. An der Kinokasse lagen für den lernwilligen Zuschauer vier 66-Meter-Ausschnitte aus dem Aufklärungsfilm auf Super 8 bereit, die für stolze 75 Mark pro Spule erworben werden konnten. Solcherlei Vorgehen erfüllt nicht nur den hohen Anspruch einer ergänzenden Lernhilfe wie aus dem Klett-Katalog, sondern nimmt auch ein wenig das Schnell-schnell-Videostart-mit-Kinostart-Gehetze der frühen 80er vorweg. Mir nicht bekannt, das so ein eigentlich cleverer Schachzug in späteren Jahren noch einmal Anwendung fand. Vorstellbar aber auch, dass ein Kinobesuch, der schlechterdings mit über 300 Öcken in die Bücher haut, sich im Grunde von vornherein verbietet. LIEBESTECHNIK FÜR FORTGESCHRITTENE darf man zudem durchaus als legitimes Bindeglied zwischen zahmen Kolle und ruppigeren Schulmädchen-Reportagen betrachten. Die erste Hälfte bedient – wenn auch etwas zaghaft – die ewig gleiche Schauermär vom jungen Gemüse und dem ersten Mal, die zweite Hälfte ist ganz dem Onkel-Doktor-Kino alten Schlages verhaftet, bei dem lediglich die Wandkarte, der Zeigestock und der bebrillte Genitalmediziner im weißen Kittel fehlen. Nett anzusehen ist LIEBESTECHNIK FÜR FORTGESCHRITTENE allemal, wenngleich man dem Film in jedem Bild deutlich anmerkt, was für ein Hauruck-Produkt er doch ist. Was jedoch zählt, ist die Tatsache, dass er sich jedoch redlich bemüht, gleichwohl Erklärungen für Verklemmtheiten zu finden wie für einen freien Umgang mit Sexualität einzutreten und dabei nie zu vergessen, ordentlich lucki-lucki unter den Weiberrock zu machen. Alles in allem ist das über 35 Jahren nach seiner Entstehung natürlich sehr lustig anzuschauen, noch mehr Wert hat LIEBESTECHNIK FÜR FORTGESCHRITTENE aber als echtes, unverfälschtes Zeitdokument über eine Republik auf der Kippe des sexuellen Wandels.
#590
Geschrieben 17. Januar 2007, 10:45
Die Familie Lutz zieht in ein hübsches altes Haus, in dem vor einem Jahr ein Mann seine ganzen Angehörigen ausgelöscht hat. Das Haus ist nämlich von sich aus böse, weil dort vor Urzeiten einmal Menschenopfer dargebracht wurden und es – was es zu entdecken gilt – einen geheimen Raum im Keller gibt, in dem die gequälten Seelen Party machen. Jedenfalls wird George Lutz, den James Brolin spielt und dabei aussieht wie eine Mischung aus Charles Manson und Man-Eater, immer grantiger, je länger er in dem Kasten haust. Das Böse ergreift Besitz von ihm. Jede Nacht im 3 Uhr Fuffzehn wacht er auf, hört und sieht allerlei Merkwürdigkeiten, schnauzt Hund, Frau und Kinder an und vernachlässigt seine Arbeit. Margot Kidder spielt seine Frau Kathy, guckt meist verschreckt aus der Wäsche und steht unbeschreibliche Ängste aus, weshalb man sich bereits nach weniger als einer Stunde nicht schlecht fragt, warum sie nicht einfach aus dem Haus abhaut. Bis es soweit ist, vergeht noch einmal eine gute Stunde, wobei allein nicht weniger als geschlagene zehn Minuten dafür draufgehen, dass Brolin noch den Köter aus dem Keller befreien kann, der sich dort seit Beginn des Films knurrend an einer Mauer die Pfoten blutig scharrt. Öööööde!
Mehrfach, ach, x-fach wurde ich bei verschiedenen Kinobesuchen seinerzeit mit dem (gar nicht mal so schlechten) Trailer zu AMITYVILLE HORROR belästigt, dann hatte mich der Constantin-Verleih da, wo er mich haben wollte. Obwohl ich eigentlich nicht vorhatte, mir den Film anzusehen, kaufte ich doch eine Karte – möglicherweise auch mehr aus allgemeiner Langeweile, weiß nicht mehr. Geisterhäuser per se fand und finde ich nicht schlecht, allerdings muss sich zumindest gerade bei einem solchen Umfeld auch ein Anflug von Grusel einstellen können. Für meine Mark will ich schließlich was haben. Dummerweise versagt AMITYVILLE HORROR in dieser Beziehung damals wie heute, weil von echtem Spuk kaum was zu merken ist. Ein bißchen Wind in der Bude, eine zerberstende Tür, ein Zimmer voller Fliegen, ein rotgestrichener Raum hinter einer Mauer, ein von selbst wackelnder Schaukelstuhl und schließlich ein rotes Augenpaar im Dunkeln – mehr zu holen gibt es hier nicht. Dem Spuk entgegen wirkt einzig die kirchliche Macht in Gestalt von Rod Steiger als Pfaffe Delaney, was in Verbindung mit den Gebeten und dem Hausmacher-Exorzismus der Lutz-Familie am Ende zu nichts führt, aber immerhin noch dazu ausreicht, in seinem Sessel einmal mehr gelangweilt bis angenervt von all dem aufgesteckten Religions-Brimborium herumzurutschen. Echte Zeitverschwender sind diese Szenen, zumal es Frömmeleien bereits satt gibt, wenn der Horror, der von dem Haus ausgehen soll, überhaupt noch nicht wirklich spürbar gemacht wurde. Ein paar Fliegen am Fenster und eine Murmelstimme auf dem Off langen mir jedenfalls nicht. Was lob ich mir dagegen doch die Galle-Kotzerei und in DER EXORZIST, bei der man wenigstens weiß, woran man geraten ist. Dass Brolin die ganze Zeit den Grantigen spielt, ist eigentlich das einzig positive an dem Film, weil er selbst bei Nichtigkeiten so übertrieben grimmig guckt, dass man sich das Lachen nicht verkneifen kann.. Hübsch ist auch die Idee, das Haus selbst durch die Giebelfenster, aus denen stets rötliches Licht scheint, richtig fies in den Kinosaal bzw. das Wohnzimmer glotzen zu lassen, auch wenn dies einzig dazu angetan ist, noch einmal nachhaltig den monströsen Charakter der Bretterbude für die ganz Begriffsstutzigen herauszustreichen. Ach ja, Lalo Schrifins Musik ist ebenfalls nicht so übel und bemüht sich redlich (aber leider etwas vergebens) um Atmosphäre. Auf dem Soundtrack gibt es vom Titelstück auch noch eine richtig fetzige Disco-Version, zu der sich bestens – entsprechende Gelüste vorausgesetzt – durchs Wohnzimmer hopsen lässt.
#591
Geschrieben 17. Januar 2007, 14:12
(Japan 1966 – Kiyoshi Saeki)
Ken Takakura ist diesmal unterwegs als familienloser Schwertmeister Hanada Hidejiro. Um seinem Bruder Shuhei bei einer Liebesangelegenheit zu helfen, muss er bei der Familie Soda vorsprechen, die allerdings einer Vermählung von Shuhei mit seiner Freundin nur zustimmt, wenn Hanada einen schmutzigen Job übernimmt. Den Boss der verhassten Sadaki-Familie muss er töten, die einen Steinbruch betreibt, auf den die Sodas schon seit eh und je scharf sind. Selbst drei Jahre nach dieser schlimmen Tat lässt Hanada immer noch nicht los, was er zugunsten seines Bruders angerichtet hat. Mehr noch, da er eines Tages am Grab des von ihm Ermordeten dessen Frau und kleinen Sohn antrifft. Fortan will er den Sadakis helfen – und das ist bitter nötig, denn nicht nur steht ein wichter Regierungsauftrag ins Haus, der kaum zu schaffen ist, sondern die Sodas setzen auch alle nur erdenklichen Mittel ein, um den Sadakis ihren Steinbruch abzujagen.
Ken Takakura hat wieder alle Hände voll zu tun – und das nicht nur mit dem Schwert und anderen Waffen von Messer bis zum Schrotgewehr. Vor allem aber hat der Kerl zu leiden wie ein Tier in diesem Film, und zwar gleich dermaßen, dass seine düstere Stimmung selbst den letzten Eisblock von Zuschauer zu Boden zu ziehen vermag. Statt Bilder zum sich daran sättigen ist auch der Folgefilm zu SHOWA ZANKYODEN vor allem mit seiner Geschichte gefüllt, zu der sehr leise und zarte Musik gereicht wird, die das Geschehen noch besser unter die Haut krabbeln lässt. Blutige Exzesse und sonstiger den Blick aufs Wesentliche verstellende Beigaben sind nicht auszumachen. Und gerade weil derartiger Ballast fehlt, wird SHOWA ZANKYODEN KARAJISHI BOTAN zu einer überaus intensiven Seherfahrung, bei der sich selbst die kleinste Gefühlsregung der Protagonisten ungestört auf den Zuschauer übertragen kann. Am Ende kommt auch dieser Film nicht ohne Ritscheratsche mit dem Säbel und Knalleknallepengpeng aus, weitaus wichtiger ist aber, was er in den 80 Minuten zuvor für eine herrliche Berg- und Talfahrt ganz großer und ganz kleiner Emotionen anzurichten vermochte. An so einem schönen Film nippt man gerne wieder, weshalb die Freude abermals recht groß ist, dass mit einem dritten Teil noch weiterer Nachschlag wartet.
#592
Geschrieben 18. Januar 2007, 12:47
(Italien/Spanien/Frankreich 1970 – Umberto Lenzi)
Nach einem Autounfall auf der Rennbahn hat Helen die Schadenersatzforderung eines Autoherstellers am Hals und ein ziemlich deftige Krankenhausrechnung. Dummerweise ist sie gerade abgebrannt. Da kommt ihr die Einladung ihres Ex-Ehemanns Maurice, der sich auf Mallorca herumtreibt gerade recht. Er hat eine gute Partie gemacht und sitzt mit seiner ungemein unschönen, jedoch schwer reichen Ehefrau Constance umgeben von allerlei Saus und Braus in einer schmucken Villa herum und lebt bestens in den Tag hinein. Schnell entflammt alte Liebe und der Plan wird geschmiedet, Constance aus dem Weg zu räumen. Die allerdings hat ihren lediglich aufs Geld schielenden Ehemann auch unlängst durchschaut und möchte ihn gleichfalls unter der Erde wissen. Bei einem Bootsausflug kommt es dann zu Drama und Constance ums Leben, was Anlass zu allerlei Ermittlungen gibt, die jedoch zunächst im Sande verlaufen. Und A QUIET PLACE TO KILL wäre natürlich kein echter Gelber kämen noch ein unfreiwillige Super-8-Aufnahme des Unfalls, die für mächtig Spannung sorgt und ein ziemlich überraschender Schluss, in den sich Constances Tochter aus erster Ehe, die an einen Unfall eh nicht glaubt, tief verwickelt zeigt. Einen tollen, ungemein spannenden Film hat Umberto Lenzi gedreht, den man sicherlich neben seinen besten Action-Fetzern zu einem seiner Karriere-Highlights zählen darf. Trotz der Tatsache, dass A QUIET PLACE TO KILL vornehmlich im Derrick-mäßigen Villenmilieu spielt, ist vom Muff aus Betretenheit und Wahrung irgendeiner Contenance bei Lenzi gar nichts zu spüren. Verkommenheit und Verdorbenheit, Lug und Trug im schönen Schein sind bei ihm an der Tagesordnung und fester Bestandteil eines Lebens in den Tag hinein. Zum Luftholen kommt man da nicht, die Ungeheuerlichkeiten geben sich hübsch bis zum Schluss die Klinke in die Hand, wobei die Handlung ihre genrebedingten Schlenker links und rechts vom roten Faden vollführt. Erstklassig! Zu all dem gibt es dann noch stimmungsvolle Musik, der man ohne die Credits bemühen zu müssen sofort anhört, dass sie von Piero Umiliani stammt. Ein superber Film, wobei man sich angesichts all seiner Qualitäten nur schwer wundern kann, warum die üblichen Verdächtigen vor allem im Ausland ihn bislang noch nicht in akzeptabler Form auf DVD gebracht haben.
#593
Geschrieben 19. Januar 2007, 08:50
(Großbritannien 1985 – George Pavlou)
Von einem schwerreichen Großkotz kriegt Detektiv (oder was auch immer) Roy den Auftrag, nach einer verschwundenen Nutte zu suchen. Die wurde nämlich von verunstalteten Unterwelt-Kreaturen entführt und dem irren Dr. Savary als Versuchskaninchen zugeführt. Savary experimentiert mit einer neuen Droge, die einem die abgedrehtesten Traumwelten eröffnet, jedoch als Nebeneffekt Pusteln, Eiterbeulen, Hängeaugen und dicke Tränensäcke am Kinn wachsen lässt. Roy kann die Nutte im unterkellerten London aufspüren, verbündet sich mit den Freaks und muss dann herausfinden, dass der Großkotz ihn nur ausgesandt hat, weil er das Versteck der Mißgestalteten ausfindig machen wollte. Savary kriegt auch noch sein Fett weg und die Nutte entpuppt sich als die einzige, die sich Droge ohne Nebenwirkungen in die Körperumlaufbahnen schießen kann und deshalb auch zum „höheren Wesen“ mutiert, das jedem seine Träume wahr werden lassen kann.
1985 war eigentlich kein so schlechtes Jahr für den phantastischen Film. Wenn man allerdings UNDERWORLD beispielsweise mit dem im gleichen Jahr gedrehten DAY OF THE DEAD in einem Rutsch ansieht, dann tut sich wohl ein Qualitätsgefälle auf, das einem schier den Atem raubt und man so nur selten serviert bekommt. Nun gut, UNDERWORLD kam erst nach dem Erfolg von Clive Barkers eigenem HELLRAISER so richtig „groß“ raus und wurde damals – soweit ich mich erinnern kann – ganz schwer als „des Meisters neues Ding“ gehandelt. Das ist natürlich nicht nur faktisch falsch, sondern auch ein paar Spuren zu vollmundig, interessierte seinerzeit aber kaum jemanden, obwohl der schlechte Ruf dem Film wie Pestgestank vorausgeeilt war. UNDERWORLD ist trotz Denholm Elliot, der hier sein Gnadenbrot bekommt, und Steven Berkoff, den ich vor allem aus Nebenrollen zweier Kubricks kannte, ein fast schon volksverdummender Unfug in der bananigen Optik einer drittklassigen Videoproduktion, durch und durch mit unsympathischen Charakteren in fürchterlichen 80er-Klamöttchen besetzt und mit Actionsequenzen am Londoner Hafen gesegnet, die so schlecht sind, dass man fast schon wieder drüber lachen könnte, wäre halt der Rest des Films nicht so selten unerträglich. Bei Marketing auf der DVD liest sich das maue Gebräu natürlich anders: „UNDERWORLD sorgt für packende Spannung und Gänsehaut. Basierend auf einer Geschichte von Horrorlegende Clive Barker fasziniert dieser Film mit einmaligen Make-Up-FX.“ Die um etwas über 10 Minuten „Handlung“ erweiterte US-Version des Films mit dem Titel TRANSMUTATIONS ist in faszinös mieser Qualität auch noch mit an Bord. Mir hat die kürzere Version bereits gereicht, die wohl auch identisch mit der alten VHS aus Holland ist, die ich bereits Ende der 80er durchlitten habe. Erübrigt sich eigentlich zu erwähnen, dass die deutsche Synchronisation auch für den Arsch ist. Am Ende des Films hat die Nutte das letzte Wort und tönt ganz groß: „Das war erst der Anfang.“ Bitte nicht.
#594
Geschrieben 20. Januar 2007, 16:44
(USA 1931 – Tod Browning)
Wenn sich auch der Film nur ziemlich grob an die Vorlage von Stoker hält und zudem mit einem Grafen aufwartet, der fast schon das Gegenteil dessen ist, was man im Buch vorfindet, birgt Brownings Klassiker doch mit einem unwahrscheinlich theatralischen Bela Lugosi und seinerzeit ziemlich revolutionärer Kameraarbeit, die den Betrachter die gruseligen Bilder nahezu aufnötigt, auch erhebliche Vorzüge. Persönlich gefällt mir der mehr an Theaterarbeit und Stummfilm erinnernde Stil des Films nach wie vor ganz ausgezeichnet, unkaputtbar auch Lugosis langgezogenes Englisch mit allerlei falschen Betonungen. Statt den hinterhältigen Verführer macht er aus Graf Dracula einen hinterlistigen Finsterling und Dämon, angesichts dessen man sich doch wundert, dass es überhaupt noch eines Van Helsing bedarf, um ihn als solchen zu entlarven. Wie anders wäre der Film wohl geworden, hätte beispielsweise der ebenfalls für die Titelrolle im Gespräch gewesene Conrad Veidt in ihm agiert. Trotz der Tatsache, dass DRACULA als einer der Universal-Prestigefilme geplant war, haftet ihm der herrliche Charme des Billigen an (billig war er dann ja auch in der Tat), manchmal durchschreitet er gar Tür und Tor des unfreiwillig Komischen mit Paukenschlag und schnellen Schrittes. Mindestens ebenso unvergesslich wie die höchst atmosphärischen Ausflüge der Kamera in die Gewölbe von Draculas Schloss sind die gleich neben Draculas Sarg ratlos herumwuselnden Gürteltiere als Gruselbeigabe. Obwohl andere Verfilmungen sicherlich näher am Roman sind, ist diese Version doch nach wie vor eine der schönsten und mit weitem Abstand die, in die es sich am bequemsten versinken lässt.
#595
Geschrieben 20. Januar 2007, 19:27
Gerade noch hat der amerikanische Autor Sam Dalmas seinen Scheck vom Verlagshaus in Rom bekommen und zieht froh pfeifend seiner Wege und der Heimreise in die Staaten entgegen, da wird er Zeuge, wie in einer hell erleuchteten Galerie eine Frau von einem Killer mit einem Messer traktiert wird. Nur dem beherzten Einschreiten von Sam ist es zu verdanken, dass die Frau überlebt. Inspektor Morosini knöpft Sam unter fadenscheinigen Gründen den Pass ab und zwingt ihn somit, weiter in Italien zu verweilen. Diese Zeit nutzt Sam, um selbst nach dem Killer zu fahnden, der sich im Gegenzug auch an die Fersen von ihm und seiner schmucken Freundin Monica heftet. Bei seinen Ermittlungen macht Sam unter anderem auch Bekanntschaft mit einem herrlich schmuddeligen Mario Adorf als Katzenfresser und Künstler, der in seinem leider kurzen Auftritt so ziemlich alles an die Wand spielt, was der Film sonst noch aufzufahren hat – vor allem den leicht unsympathischen (aber dennoch gut in den Film passenden) Tony Musante. Den großen und grandiosen Techniker Argento zeigt DAS GEHEIMNIS DER SCHWARZEN HANDSCHUHE noch nicht, wohl aber trägt der Film ohne Zweifel seine ganz eigene Handschrift, wozu ein Morricone-Soundtrack spielt, der mir mal so gut gefiel, dass ich mir ihn bei Erscheinen der CD gleich zweimal gekauft habe. Und dass der Film nicht nur für seine Karriere als auch für die Welle unzähliger mal weniger, meistens aber ganz außerordentlich ansehnlicher Gelber in den folgenden 70er Jahren von immenser Wichtigkeit war, muss man ja nicht besonders herausstreichen. In Deutschland mit dem Slogan „Action, Tempo, Wallace-Spannung!“ vermarktet, was in der Tat zwar etikettenschwindelig, aber dennoch sehr zutreffend auf diesen Film war und vor allem nach wie vor ist - nicht jedoch auf die meisten vor HANDSCHUHE entstandenen „echten“ Wallazen, egal ob nun von Edgar oder Bryan Edgar.
Mit der alten Toppic-VHS und –DVD hat man bereits Gelegenheit genug gehabt, sich ziemliche Kuckuckseier von Argentos Debut in den Schrank zu stellen. Schnitte, noch ein paar Schnitte mehr und vor allem ein falsches Bildformat schmälerten den Genuss doch ganz erheblich. Mit der DVD von der UFA liegt nun zumindest ein annähernd formatkorrektes Bild vor, qualitativ ist die Aufspielung allerdings nach wie vor ziemlich unterirdisch. Schade! Hier hatte ich mir wirklich etwas mehr erhofft. Froh macht das Sammlerherz da nur, dass eine fast (aber eben nur fast!) orginalgetreue deutsche Erstaufführungsfassung von DAS GEHEIMNIS DER SCHWARZEN HANDSCHUHE in den Schrank wandert, und zwar inklusive der deutschen Credits. Wer die deutsche, manchmal ins ziemlich ulkige abdriftende Synchronisation („Servus-servus, na dann mal servus“) nicht braucht, greift wohl weiterhin besser zu einer der ungleich höherwertigen Auflagen aus dem Ausland und spart sich den Ärger mit diesem... Krüppel.
#596
Geschrieben 21. Januar 2007, 09:55
(Schweden/USA 1962 – Victor Vogel, Jerry Warren)
John Carradine salbadert in einem getäfelten Kämmerlein, in dem vor allem ein aufgestellter Globus wissenschaftliche Kompetenz untermauern soll, was vom Leben an sich, dem auf anderen Planeten und was die Forschung generell doch für eine tolle Sache sei. Dann wechselt der Film abrupt zu seiner eigentlichen Vorgeschichte: Ein Lichtklecks aus dem All, der Töne absondert, macht Barbara Wilson derart kirre, dass sie total panisch und gaga nachts durch die Straßen von L.A. läuft, wo sie dann schließlich von der Polizei aufgegriffen und der Obhut eines Seelenklempners überantwortet wird. In dessen Praxis können amerikanische Koryphäen aller Wissenschaftsbereiche schließlich enträtseln, dass sich das Mädchen den Ton in der Tat nicht einfach nur eingebildet hat, sondern das Gepiepe tatsächlich vorhanden war, nicht aber alle Menschen zur Wahrnehmung in der Lage sind. Wilson macht dann einen Urlaub in der Schweiz, von da aus geht es in groben Zügen weiter zur Handlung von TERROR IN THE MIDNIGHT SUN, die jedoch noch mehr als einmal unterbrochen wird von allerlei Schabernack, mit dem die US-Version „aufgepeppt“ wurde. Szenen mit Leuten an alten WWII-Funkgeräten, die sinnloses Zeug durch den Äther jagen und auf einer großen Landkarte auf Lappland zeigen, dabei mit ihrem Finger aber auf die Ostgrenze von Grönland tippen. Ganze Szenenfolgen aus TERROR IN THE MIDNIGHT SUN hat Jerry Warren umgedreht, umgeschnitten, doppelt eingesetzt und natürlich in besonders groben Maße aus dem Film entfernt – darunter, ganz klar, auch die kleine Nackteinlage. David Carradine taucht nach seinen tolldreisten Geschichten zu Anfang leider nicht wieder auf – dafür wird man aber mit jeder Menge unbrauchbaren Off-Gesülz genervt, das die von Warren neu gedrehten Szenen auf Biegen und Brechen mit dem allein schon stilistisch völlig anders angelegten Ursprungsfilm verkitten sollen. Und das vor allem immer dann, wenn man schon von weiten erkennt, dass gleich irgendwie gar nichts mehr geht. Einen irrsinnigen und überhaupt nicht mehr nachvollziehbaren Bocksprung macht der US-Brechwurz, wenn die Handlung von der Schweiz nach Lappland wechselt. Warum? Wieso? Weshalb? Durchgestiegen bin ich da nicht wirklich. Auch eine Erklärung für den Riesen-Fusselfifi der Außerirdischen hat man sichin der US-Version glattweg gespart. Und die Anwesenheit der Aliens wird auch eher kommentarlos hingenommen. Unschön das alles – und so viel schlechter als der Ursprungsfilm. Den Warren mag ich ja irgendwie trotzdem, vor allem aber als inkompetenten Regisseur eigener Beknacktheiten wie THE INCREDIBLE PETRIFIED WORLD. Auch andere Warrens werden bestimmt noch ihren Weg zu mir finden. Um all das, was er mit „Pfiff“ für den US-Markt "aufpoliert“ hat, werde ich in Zukunft allerdings wohl lieber einen möglichst großen Bogen machen.
#597
Geschrieben 22. Januar 2007, 11:19
(USA 1954 – Delmer Daves)
Der Nachfolger zu DAS GEWAND. Da weiß man schon so ungefähr, woran man geraten ist. Schwertgeklapper und vor allem Religiösitäten bestimmen deshalb auch alles Tun in diesem Sandalen“fetzer“, der zunächst aber gar nicht mal so schlecht beginnt: Weil nämlich Demetrius von Petrus, dem Fischer, das Gewand von Jesus zur Aufbewahrung bekommen hat, ist er der gesuchteste Mann Roms. Caligula nämlich, der in diesem Film weniger durch Exzesse auffällt denn vor allem durch lautes Geschrei, erhofft sich durch die Zauberkraft des roten Umhangs Unsterblichkeit zu erlangen. Obwohl das Stück von den Pretorianern nicht beigebracht werden kann, wird Demetrius bestraft und Ernest Borgnine zugeführt, der die örtliche Gladiatorenschule leitet. In der Arena soll Demetrius sterben oder wider seines Glaubens Menschen schlachten. Am Ende wird es ganz hart für Demetrius, denn seine Geliebte, die sich in die Gladiatorenschule eingeschmuggelt hat, wird für eine Dirne gehalten und stirbt vor Schreck, als ein besonders schmieriger Muskelbatz gerade zur Zwangsbesamung ansetzen will. Demetrius verliert den Glauben an Menschheit und Gott und gerät nach seiner Beförderung zum Tribun in die Fänge der macht- und sexgierigen Messalina. Am Ende wird – und das darf man ruhig ausplaudern – alles gut, weil Gott doch noch ein Wunder tut, Demetrius brav zu Kreuze kriecht und Petrus auch ein ganz schön netter Kerl ist. Zwischendrin taucht auch noch Thronfolger Claudius auf, der fast das genaue Gegenteil von dem ist, was die Schriften überliefern. Scharfsinnig zwar, aber von Sprachfehler und Hinkefuß ist in diesem glatten Film nichts zu sehen. Hübsch sind die Kämpfe gegen Mensch und (Raub-)Tier in der viel zu klein geratetenen Arena. Häßlich wie die Nacht ist dagegen Victor Mature in der Rolle des Demetrius, der zwar mit Hakenknolle und schiefen Mund irgendwie schon so aussieht, wie man sich gemeinhin einen Römer vorstellt, aber eben nicht der sexy Typ ist, nach dem sich plausibel und glaubhaft alle Frauen verschmachten. In SAMSON UND DAHLIA hat er mir dennoch gut gefallen. Michael Rennie als Petrus und den Borgnine als Einpeitscher finde ich nach wie vor ganz gut. Sauer stößt aber auf, dass sich der ansonsten durchaus unterhaltsame Film schwerstens in der religiösen Erbauung seiner Zuschauer übt, was dazu führt, dass man sich am Ende, wenn der obligatorische Choral zur letzten Szene schmettert – ob man nun will oder eben nicht –, selbst schon ganz selig und irdisch entrückt fühlt. Muss ich irgendwie nicht wirklich haben.
#598
Geschrieben 22. Januar 2007, 11:20
(Spanien 1982 – Jacinto Molina)
Weil seine schwerreiche Frau an Herzschwäche leidet und absoluter Ruhe bedarf, fährt Paul Marnac mit ihr in sein altes Familienhaus auf dem Lande, wo vor 500 Jahren sein grausiger Vorfahr Frau und drei Kinder mit dem Morgenstern gründlich zermatscht hat. Zunächst findet Paules Gattin auch viel Ruhe in der Gruselbude, doch dann geben sich böse Träume, Untote und sogar der Klappergeist des Familienschlächters ihrem Stelldichein mit Herzenslust derart hin, dass die arme Frau vor Angst tatsächlich stirbt. Doch der ganze Spuk war von Paule und einigen Mitstreitern natürlich nur inszeniert, um an das Vermögen seiner Gattin heranzukommen, damit er fortan mit einem ziemlich jungen Gemüse ungestörten Nimmersatt-Sex haben und ein sorgloses Leben führen kann. Doch Paules neues Liebchen ist alles andere als astrein, was er bald schon schmerzhaft erfahren muss. Am Ende grollen die Geister jedenfalls über Verrat und Bosheiten dermaßen, dass sie sich selbst aus dem Grabe bemühen, um für Klarheit und Strafe zu sorgen.
Bis der Film mal in die Pötte kommt, da vergeht fast eine ganze Stunde, dafür geht es dann richtig faustdick zur Sache, wobei Paule bei dieser seiner Regiearbeit auch nicht vergessen hat, zumindest noch so viel Gekröse einzubauen, dass HEART BEAT im Vergleich zu den anderen Schockerfilmen der frühen 80er Jahre durchaus bestehen kann. In allen anderen Belangen ist HEART BEAT vielen Genrebeiträgen jener Tage sogar überlegen, denn im Gegensatz zur Konkurrenz bietet Naschy noch eine durchweg ansehnliche Geschichte mit einigen Wendungen und Überraschungen - und eben nicht nur geradliniges Spläddergewitter ohne Spannung. Dem Vernehmen nach hat HEART BEAT nur entstehen können, weil sich ein japanischer Geldgeber fand, der mutig genug war, noch in einen Naschy-Film zu investieren, als diese unlängst aus der Mode waren (wenn es so etwas überhaupt gibt). Und es ist sicherlich vor allem dem asiatischen Markt geschuldet, dass der Film zuweilen etwas übertrieben deftig auf die Kacke haut. Dergleichen sieht man natürlich auch mal ganz gerne, aber seine schönsten Momente hat HEART BEAT eindeutig bei anderer Gelegenheit. Wenn er beispielsweise seinen Rachegeist in einer kleinen Kapelle aufmarschieren lässt – unter viel Nebelgewaber wohlgemerkt und auch zu einer ganz ähnlichen musikalischen Untermalung wie beim Carpenter. Gewollt oder ungewollt kopiert? Egal. Wichtig ist, dass man dem Film zu jeder Sekunde anmerkt und ansieht, dass es sich um einen echten europäischen Horrorfilm handelt, der nach seinen ganz eigenen Gesetzen tickt und sich redlich müht, an die spanischen Horrormeisterwerke der 70er Jahre Anschluss zu finden. Allein schon deshalb ein herausragender Beitrag, wie ich finde, auch wenn HEART BEAT ganz klar nicht zu Naschys besten Filmen zu zählen ist.
#599
Geschrieben 23. Januar 2007, 11:21
(USA 2000 – Ellroy Elkayem)
Dr. Cahill war mal ein schlimmer Schluckspecht, seit er auf seinen Flachmann aber verzichtet, gelingt ihm selbst die kleinste OP nicht mehr. Deshalb ab in den Urlaub zu seinem renovierungsbedürftigen Haus auf einer kleinen Insel vor der Küste Maines. Dort mag man den Doktor nicht so sonderlich mit seiner städtischen Art, weshalb Spannungen zwischen den eigenbrödlerischen Einheimischen und Cahill vorprogrammiert sind. Was blöderweise keiner weiß, ist, dass an den Felsen der Küste der vergammelte Leichnahm eines afrikanischen Seemannes herumschwappt, der ganz was Feines in seinen Eingeweiden hausen hat: eine überaus aggressive Kakerlakenart vom schwarzen Kontinent. Der Käfer verbreitet sich – so scheint es – binnen zwei oder drei Tagen über die ganze Insel. Heerscharen der gefräßigen Monster fallen über die Bewohner her, doch dem zugereisten Cahill, der als erster der Invasion auf die Schliche kommt, glaubt man natürlich nicht, und zwar so lange, bis alles zu spät ist. Ganz am Ende gibt es eine überaus ansehnliche Offensive fliegender Kakerlaken-Königinnen, die zwar – wie so manch andere Szene auch – aus dem Computer kommt, aber durchaus ein Highlight des Films darstellt. Überhaupt ist THEY NEST ein wirklich akzeptabler Vertreter des Insektenhorrors, der ganz geschickt Handlungsrahmen und einige bewährte Grusel-Komponenten der Horrorkrabbler aus den 70ern und auch 80ern kopiert und es dabei auch schafft, nicht sonderlich doof auszusehen. Ein an sich schon beklatschenswerter Umstand. An die ganz großen Krabbelerfolge kann THEY NEST zwar irgendwie nicht so ganz anschließen, aber ich war schon nicht schlecht beeindruckt, wie gut der Film doch gelungen ist. Dazu kommt auch, dass THEY NEST einige hübsche Ekeleien zu bieten, darunter auch einen (für die Handlung eigentlich sehr sinnlosen) Superkäfer, der den Menschen wie bei Sholders THE HIDDEN in den Hals kriecht. Netter Film, hat mir besser gefallen als zunächst erwartet, obwohl der Doktor völlig klischeehaft am Ende nicht nur seine Alkoholkrankheit ganz Hauruck besiegt hat, sondern auch noch die feurige Rothaarige als Belohnung einstreicht und die letzten Bilder nach einer handelsüblichen Fortsetzung schreien.
#600
Geschrieben 23. Januar 2007, 11:22
(USA 2002 – Ray Peschke)
Herzlich willkommen beim schlechtesten Film in diesem Tagebuch! AQUANOIDS geht mit (kriechendem) Abspann knapp 74 Minuten, ohne nur 67. In diesen 67 quälenden Minuten passiert folgendes: Vanessas hat am Strand vom Badeort einen Aquanoid, also ein Mischmasch aus Mensch und Fisch, gesichtet. Ein solcher hat vor 18 Jahren ihre Mutter und viele andere Teenager ermordet, aber von offizieller Seite wurde die Sache totgeschwiegen. Auch jetzt will man von ihren Warnungen nichts hören und denkt auch gar nicht daran, den Badebetrieb ausgerechnet am 4. Juli einzustellen. Zusammen mit einer Freundin versucht Vanessa, die die meiste Zeit in knappen Höschen und mit fast heraushängenden Titten durch den Film läuft, alle Badegäste zu warnen. Vergebens. Der Bürgermeister wird über Vanessas Vorgehen so sauer, dass er gar seinen Kalfaktor losschickt, der sie umbringen soll, was vor allem Vorwand ist, ein bisschen mit dicken Wummen herumzuwuchteln. Zwischendurch werden die badenden Teenager natürlich von einem langweilig aussehenden Monster getötet, was aber nicht von sonderlichem Interesse ist, wenn man einmal davon absieht, dass das Monster eines der Teenie-Mädels bumst und die dann binnen zwei Stunden ein Mini-Aquanoid ausscheißt. Eine Idee, die natürlich überaus dreist und völlig unzulänglich aus dem Peeters-Film geklaut wurde. Jedenfalls glaubt ein beherzter Polizist Vanessa schließlich doch noch und dann erledigen sie das Monster und den Bürgermeister und dessen Kalfaktor halt zusammen. Ganz, ganz schlecht auf Video zusammengedreht mit schlimmen Effekten, darunter auch zwei von einem C64 generierten Explosionen, die zudem völlig bekloppt in den Film einkopiert wurden, so rollt AQUANOIDS vor sich hin. Dass die Schauspieler alle fürchterlich sind und zudem nur Dialog-Nonsens verzapfen, versteht sich ja von selbst. Angeblich enthält AQUANOIDS auch „material not rated by the MPAA“, vor allem Szenen mit „Violence, gore, language and sexual content“. Nicht dass es mich ernsthaft interessiert, wo derlei geblieben ist, auszumachen war davon jedoch de facto nichts in dieser Schauermär auf unterstem Lulli-Niveau. Als Dreingabe gibt es auf der DVD neben dem obligatorischen Trailer (ebenfalls extrem schlimm) noch einen Audiokommentar der Macher, der, und das ist druchaus einen Lacher wert, zumeist von absoluter Sprachlosigkeit beherrscht wird. Und wenn mal was erzählt wird, dann wird der Film so dermaßen übertrieben über den Klee gelobt, dass es schon was anrührend Verzweifeltes hat. So sollen die langweiligen Szenenfolgen, mit denen man traktiert wird, doch in der Tat „new and fresh“ wirken, und wie häufig davon geredet wird, wer alles bei AQUANOIDS einen „great“, „fantastic“ oder „excellent“ Job geleistet hat, kann man kaum mitzählen. Ja, sogar einen Vergleich zwischen AQUANOIDS und einem Shakespeare-Drama wird gezogen – da graust es echt der Sau und man muss sich wirklich fragen, ob Peschke und seine Freunde nicht ganz bei Trost sind. Zum Schluss wird noch AQUANOIDS 2 angegedroht - und einem Fanclub kann man angeblich auch schon beitreten.
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