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Beutelschneider, Zeitschinder, Nervenzerrer - Filmforen.de - Seite 25

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Beutelschneider, Zeitschinder, Nervenzerrer


1011 Antworten in diesem Thema

#721 molotto

    Weiße Haut auf schwarzem Markt

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Geschrieben 26. April 2007, 13:36


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((BR) Deutschland 1979 – Christian Anders)

Nachdem sie mit ihren Drogengeschäften in Tokio nicht so haben landen können, wie sie es sich vorstellten, schlagen der kleinwüchsige Mr Van Bullock und sein Bodyguard Komo, der aussieht wie eine Mischung aus Bud Spencer und Walross, in Madrid auf. Dort wollen sie ein Haus kaufen und unter dem Deckmantel einer Karateschule schwunghaften Handel mit Drogen aus Übersee-Geheimlaboren betreiben.


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Doch genau gegenüber von dem Haus hat sich schon Frank Mertens mit seiner Karate-Muckibude niedergelassen, was Van Bullock ganz klar ein Dorn im Auge ist. Erst schickt er Mertens zwei Grätenbrecher aus Shanghai vorbei, dann versucht er es auf die gute Tour mit ganz viel Geld und schließlich mit seinem drogensüchtigen Bettgestell Cora, gespielt von der dick geschminkten und bereits ziemlich angeknusperten Dunja Rajter. Der verfällt der gute Frank natürlich („Du bist wunderschön.“), was Cora dazu nutzt, ihm im Auftrag von Bullock ein Drogenpäckchen unterzujubeln und die Bullen zu rufen. Als Frank im Knast hockt, mischen Van Bullocks Leute die Karateschule ordentlich auf, außerdem kann Cora Franks Assistentin Ingrid noch durchsagen, dass Bullock hinter der Drogennummer steckt, bevor bei ihr für immer die Lampen ausgehen. Das bringt Frank so in Rage, dass er im Polizeirevier alles und jeden zusammenkloppt und aus der Tür hopst, wozu auf dem Soundtrack ein Chor „Get him!!!“ schreit. Musik ist in diesem Film ebenso wichtig wie die Tatsache, dass Christian Anders sich mit dieser Actiongranate als einzig legitimer Nachfolger Bruce Lees aus deutschen Landen beweist. „Hey, Superman, Superman!” jault es, während Anders in die Visagen seiner Gegner drischt, die mit Bösewichter-Namen aus dem deutschen Actionfilm-Handbuch versehen sind. Cheng, Ting, Yussuf – vor solchen Menschen nehme dich in Acht!


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Nach 30 Minuten zeigt der Film Anders bei der Stählung seiner Muskeln vor einem Spiegel und in einer Unterhose aus Leder und Nieten. Er lässt seine Bauchmuskeln kreisen wie die Rajter wenig später im Bett ihr Becken, macht sogar Bocksprünge damit, was ebenso selten bescheuert wie faszinierend aussieht und spannt, was er hat, dermaßen, dass man beim Zusehen schon Muskelkater bekommt. Heiß! Und doof ist der Film ja irgendwie auch nicht, denn Mertens Meister ist in Japan umgebracht worden. Auch da hatte Van Bullock seine kleinen Patscher im Spiel, was sich Frank aber erst gegen Ende offenbart, wenn er das Bild seines Meisters oft genug gehuldigt hat und der Zuschauer die beiden hübschen Blumenampeln mit den billigen Geranien, die es einrahmen. Eigentlich habe ich mir vorgenommen, diesmal genau mitzuzählen, wie oft Anders einen Vorwand dafür findet, sich sein T-Shirt auszuziehen oder vom Leibe zu reißen, um seinen Oberkörper zu zeigen. Die Chance ist leider vertan, weil mich der Film wieder einmal schwer in seinen Bann zog. Mit Deep Roy als Van Bullock, der in der deutschen Synchronfassung einen unglaublichen Sprecher abbekommen hat, den Karatekabinettstückchen vom mittlerweile Erleuchteten und natürlich die Singsang-Nummern hat der Film allerlei zu bieten, um eineinhalb Stunden wie im Fluge vergehen zu lassen. „Lonely is a man who only got his hands to show somebody who he is“, so singt Anders auf der Tonspur auch dann los, wenn es nicht so ganz passen will. Gelogen ist es außerdem, weil der Erleuchtete ja neben seinen Fäusten auch noch seine Stimme hat, mit der er alles in die Knie zu zwingen versteht. Am Ende steht man wie immer da und wünscht sich noch mehr Abenteuer mit Frank Mertens. Alles schreit nach einer Fortsetzung, die bis heute leider nicht gekommen ist. Schade, schade, schade...


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#722 molotto

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Geschrieben 26. April 2007, 13:36

ZATOICHI’S OCEAN VOYAGE
(Japan 1965 – Kazuo Ikehiro)

Bei einer Schiffsreise muss Zatoichi einen dreisten Taschendieb mit unglaublich schlechten Manieren dadurch bestrafen, dass er ihm in einem blitzschnellen Manöver das böse Händchen abhackt. Das sorgt natürlich für Aufsehen, was Zatoichi dahingehend zu spüren bekommt, dass ihm bereits auf dem Weg nach Serigazawa mit Eigoro der erste Mordbube über den Weg stolpert, der natürlich den Schwertkünsten Zatoichis in keinster Weise das Wasser reichen kann und dementsprechend schnell unschädlich gemacht ist. Zatoichi folgt dem Pferd Eigoros jedoch bis zu einem Haus, in dem Okichi wohnt, die Schwester des Angreifers. Obwohl Zatoichi ihr seine Tat eröffnet, ist sie ihm nicht wirklich böse, hat Eigoro doch ein abgründiges Leben geführt und Haus und Hof verspielt und verlottert. In Serigazawa drängt zudem Boss Oyagun Tohachi nach der Macht und hat zu diesem Zwecke eine selten widerliche Ansammlung von Totschlägern um sich versammelt, die die armen Bauern auspressen und zum Verkauf ihrer Ländereien zwingen. Die Bauern halten indes dem ihrem leicht debil erscheinenden, aber jederzeit klug berechnenden Anführer Gonbei die Stange, der sich nicht in der Lage sieht, etwas gegen Tohachi und seine Krieger auszurichten. Diese Aufgabe fällt nun Zatoichi zu, der ohnehin von Tohachi herausgefordert wird, nachdem er seine Identität nicht länger geheim halten kann. In ZATOICHI’S OCEAN VOYAGE hat man bei dem schon rechtzeitig in die Wege geleiteten Showdown im verlassenen Dorf erstmalig das Gefühl, dass die Sache für den blinden Kämpfer nicht gut ausgehen könnte, obwohl natürlich die nicht zu verachtende Anzahl Fortsetzungen, die nach diesem 14. Teil der Serie noch kommen, eine ganz andere und ziemlich deutliche Sprache sprechen. Der Film besticht auch dadurch ungemein, dass er ziemlich düster und barbarisch wirkt und dennoch mit komischen und schlichtweg grandiosen Szenen nicht knausert. Wenn Zatoichi bei einer Zusammenkunft im Hause Gonbeis eine Melone mit seinem Schwert so schnell zerhackt, dass man davon wirklich so rein gar nichts mitbekommt und bei einem tödlichen Spiel in Tohachis Lager einen auf ihn abgeschossenen Pfeil ruckizucki mit minimalsten Bewegungseinsatz der Länge nach spaltet, ist absolut alles im Lot. Ganz baff macht eine Szene, in der Zatoichi Okichi bestärkt, Serikawaza unter Umständen zu verlassen, und in dieser kurzen Szene der strahlende Tag einer dunklen Nacht weicht. Optisch werden ohnehin so einige Spielereien und Leckerbissen geboten, die für sich genommen schon dazu angetan sind, ZATOICHI’S OCEAN VOYAGE zu einem ziemlich eindrucksvollen Serienbetrag zu machen. Der Rest von Film ist sowieso erstklassig, was aber auch nicht anders zu erwarten stand. Exzellent!

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#723 molotto

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Geschrieben 27. April 2007, 16:23

DAS NORTHVILLE MASSAKER
(USA 1974 – Thomas Dyke, William Dear)

Chris und Lynn sind junge Leute von heute mit ungebrochenem Freiheits- und Sexualdrang, die sich einer vorbeidonnernden Motorradbande anschließen. Aber nicht allzu lang, denn schon in Northville macht die Polizei kräftig Ärger, verhaftet die ganze Gang wegen Fahrens ohne Helm. Der Richter schickt sie zur Strafe mit ihren Bikes durch die Autowaschanlage. Höhö! Damit aber noch nicht genug, denn als sie nur kurz außerhalb des schönes Ortes eine Rocker-Hochzeit feiern, marschieren schon wieder die Uniformierten auf und vertreiben sie. In einem Stall finden zwei besonders gemeine Cops Chris und Lynn beim Schäferstündchen, schlagen Chris K.O., dann auch der Lynn was auf die Gosche und einer der beiden, der dumme, schießwütige und ziemlich notgeile Dick, macht sich sodann über sie her. Lynns Vater ist in Northville ein hohes Tier und sieht die Schändung seiner Tochter natürlich nicht so gern. Lynn hat von Dick aber einen gehörigen Maulkorb verpasst bekommen. Dick weiß zudem ganz gut, wie er allein den Rockern die Schuld für die Missetat in die Schuhe schieben kann. Zusammen mit Dick und dem reichen, in Waffen aller Art vernarrten Mr Armstrong macht Lynns Vater Jagd auf die Rocker, die sich nach allerlei ungeheuer blutigen Anschlägen ebenfalls mit dicken Wummen und Handgranaten eindecken. Als die gefallenen Kameraden in Northville zur letzten Ruhe gebettet werden sollen, geht der Feuerzauber los. Und der kann sich absolut sehen lassen, ist DAS NORTHVILLE MASSAKER doch vielleicht nicht der intelligenteste Bikerfilm aller Zeiten, so aber mit weitem Abstand der krösigste seiner Art. Und großartige Szenen hat der sichtbar preiswerte Film auch jede Menge zu bieten. Da wird im Knast kräftig am eingeschmuggelten Joint gezogen, wozu ein unbekanntes Gesangstalent so Sachen wie „A friend of weed is a friend, indeed“ schmettert, wenig später gibt es eine Rocker-Not-OP auf dem siffigen Scheißhaus seiner schmierigen Tankstelle, es wird eine Polizeisperre mit der Hilfe eines Langhaar-Bombenleger-Truckers überlistet und der größte Gag ist der verschrobene Waffendealer der Biker, der irgendwo in der Stadt in einem selbstgebastelten Atombunker hockt und mit einem Periskop „seine“ Straße überwacht. Weil er in der Tat extrem blutig und voller Schießereien ist, kann man den Film bei großzügiger Auslegung auch als eine Art Statement gegen den offenen Waffenbesitz in den USA ansehen – so man denn überhaupt will. Weitaus besser unterhält der Film aber in seiner Funktion als etwas spätes, dafür aber höllisch saftiges Biker-Kino mit dicker Selbstjustiz-Schaffe, das eine gewisse Authentizität allein schon deshalb mitbringt, weil mit dem Scorpions MC aus Detroid hier ausnahmslos echte Ledertypen in den entsprechenden Rollen zu sehen sind. Die Scorpions haben auch einen eigenen Audiokommentar für die amerikanische DVD beigesteuert. Bin ja wahrlich kein so großer Fan der Kommentarspuren, aber auf den freue ich mich durchaus. Der Film jedenfalls haut mich auch nach vielen Jahren immer noch mächtig um und ist eine ziemliche Rakete.

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#724 molotto

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Geschrieben 27. April 2007, 16:23

THE BOOGEY MAN
(USA 1980 – Ulli Lommel)

Lacey und Willy gucken ihrer Mutter zu, wie die sich von einem Typen mit Feinstrumpfhose über dem Schädel auf den Rücken drehen lässt. Mutter fühlt sich von den Blagen empfindlich gestört und schimpft, der Typ fesselt Klein-Willy kurzerhand aufs Bett und stopft ihm mit einem Knebel den Kinderschnabel. Seine Schwester befreit ihn schließlich und mit einem Küchenmesser zahlt der Fratz es dem Feinstrumpfhosenmann tüchtig heim. Recht so! Allerdings tickt Willy seitdem nicht mehr so richtig, ist geistig etwas zurück und redet auch nicht. Auch nach mehr als 20 Jahren ist die Bluttat unvergessen. Nun erreicht Lacey und Willy ein Brief von der Mutter, die auf dem Sterbebett liegt und die ihre Kinder noch einmal sehen will. Nach einem Besuch bei Psychiater John Carradine (wieso erst nach über 20 Jahren konsultiert?) unternimmt Lacey mit ihrem Mann einen Ausflug zum Elternhaus. In einem alten Spiegel sieht Lacey dort plötzlich die Fratze des Feinstrumpfhosenmannes, rastet aus und zerkloppt das Ding. Weil der Spiegel nun im Eimer ist, kann der Geist des einst von Willy getöteten Feinstrumpfhosenmannes endlich entweichen. Und weil Laceys Mann die ganzen Scherben einpackt und mit nach Hause nimmt, ist der Rachegeist bald überall und sorgt für ein paar ordentliche Bluttaten, wobei auch einige ansonsten völlig unbeteiligte Jugendliche dran glauben müssen, weil der Film sonst wohl zu kurz gewesen wäre. So ganz rund läuft THE BOOGEY MAN deshalb auch nicht, zudem braucht er so seine Zeit, bis er mal endlich in die Pötte kommt. Dann gibt es von Geisterhand gelenkte Pfeile und Mistgabeln, ein besessene Schere, die einem frühreifen Früchtchen zum Verhängnis wird, und – die Krönung! – ein Weiber killender Alibert im Badezimmer. Davor hätte ich auch nicht wenig Muffe. Gegen Ende befasst sich noch ein Pfaffe mit dem fruchtlosen Versuch, den Geist vom Feinstrumpfhosenmann zu bannen. Ein DER EXORZIST wird aus dem Film deshalb noch lange nicht. Auch reicht das Haus trotz frappierender Ähnlichkeiten und nicht minder beeindruckend glühender Dachfenster nicht an die Gruselbude in Amityville heran, die Papa Lutz mindestens so irre machte wie den Willy in diesem Schockstück. Immerhin schaut der den halben Film so aus der Wäsche, als würde er gleich jemanden an den Hals springen, wozu er wohl auch heimlich eine ganze Schublade voller großer Messer zusammengesammelt hat. Doch das ist ganz klar eine falsche Fährte, die Lommel in seinem Fetzer ohne Weiteres ziemlich sang- und klanglos fallen lässt wie bisweilen auch die Spannung. Die ist nämlich schon vorhanden, nur halt weniger in den Szenen, in denen sich mit rot funkelnder Scherbe, dem Darth-Vader-Atemgeräusch des bösen Geistes und einer fliegenden Mistforke so arg darum bemüht wird. Ganz schlimm in THE BOOGEY MAN finde ich nach wie vor zwei Szenen, die eigentlich eher belanglos sind, mir aber immer wieder äußerst unangenehm auffallen: Einmal lässt Suzanna Love endlos einen Wasserhahn laufen, nachdem sie ihrem (Film-)Sohn die Zähne geputzt hat, ein anderes mal darf sich ein Bübchen einen 3-Liter-Karton Eiskrem aus dem Kühler holen und damit vor der Glotze verschwinden, ohne dass die Mutter auch nur ein Sterbenswort darüber verliert. Kann man beides so absolut nicht machen. Ebenso wenig aber mit erstaunlichen drei Jahren Abstand sich zu einer Fortsetzung anschicken, die so sensationell schlecht geraten ist, dass man sich dabei echt einen wunden Arsch holt.

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#725 molotto

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Geschrieben 27. April 2007, 23:22

DJANGO – UNERBITTLICH WIE DER SATAN
(Italien/Spanien 1967 – León Klimovsky)

Weil drei Banditen die Kasse mit dem Sold aus Fort Jackson klauen und dabei immerhin so geschickt vorgehen, dass sie den Verdacht auf den Offizier Tony Garnett lenken können, wandert dieser hinter Gittern und sieht sich schon am Galgen. Nun will es der Zufall, dass ihm die Flucht gelingt. Fortan wird er, der auch als Rattler Kid, nicht aber als Django bekannt ist, im ganzen Westen steckbrieflich gesucht, was Garnett aber wenig davon abhält, seinen Namen reinzuwaschen. Sprich: die Banditen ausfindig zu machen und was vor den Latz zu knallen. Die ersten beiden, ein Indianer und ein Falschspieler, erwischt er auch ganz schnell, beim dritten im Bunde muss er sich schon mehr Mühe geben, zumal er sich als Verwandter von Garnett entpuppt. Schön ist die Szene, in der sich die beiden Kontrahenten mit rausgeschnittenen Kakteen „wie damals, als wir noch jung waren“ die Visage bearbeiten, was in der ostdeutschen DEFA-Fassung irgendwie fehlt. Da sieht man nur, dass Richard Wyler einen immer schlimmer zugerichteten Kameraden hinter sich herzieht, dem am Ende im wahrsten Sinne des Wortes die Puste ausgeht. Wieso, weshalb, warum, das erfährt man indes nicht. Dafür ist der Film aber auch schon nach ziemlich genau 80 Minuten fertig. Die Synchronisation ist für einen Italo auch eine ganze Spur zu brav und bieder. Erschwerend kommt hinzu, dass gelegentlich gar der italienische O-Ton mal kurz hallo sagt, weil bei manchen Szenen nur die Hauptcharaktere eine Eindeutschung erfahren haben, nicht aber die babbelnden Männeken im Hintergrund. Doch selbst, wenn damit alles in Ordnung wäre. So richtig dufte ist dieser „Django“ auch deshalb nicht, weil Klimovsky zwar echt eine (gemeinhin unterschätzte) Leuchte für Gruselstoffe ist, aber vom Western – so scheint’s – wenig versteht und sich bei dieser Stilübung vor allem in der Plünderung amerikanischer Vorlagen ergeht. Brad Harris ist Bill, der Sheriff mit dem Vierkantkinn, und darf am Ende heiraten, wozu er eine tolle Schnute zieht. Die Bank heißt Anderson, der Ort, in dem der ganze Film spielt Akehla oder so. So ganz durchgestiegen bin ich da nicht, weil der Film auch beim nunmehr dritten Versuch immer noch zu sehr dazu verführt, sich den Klapper-Django gehörig links und rechts am Arsche vorbeilaufen zu lassen.

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#726 molotto

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Geschrieben 27. April 2007, 23:23


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ZATOICHI’S CANE SWORD

(Japan 1967 – Kimiyoshi Yasuda)

Zatoichi stolpert über einen Niedergestochenen, der nur noch seinen Namen röcheln kann: Shotaro Ashikaga. Schon bald stellt sich heraus, dass Ashikaga ein einflussreicher Boss war, der von den Häschern des Emporkömmlings Iwagoro Agata hinterrücks ermordet wurde. Er hinterlässt die schöne Tochter Shizu, die sich wiederum lediglich als Adoptivtochter von Boss Ashikaga herausstellt, in der Tat aber von Senzo abstammt, einem alten Schmied im Nachbarort Tonda, der vor allem einem guten Tropfen nicht abgeneigt ist. Der Zufall will es, dass Zatoichi und Senzo zusammenrasseln, wobei der Alte ein schweres Interesse an Zatoichis Katana an den Tag legt und das gute Stück schon mit wenigen Blicken als das Werk seines einstigen Mentors Koutatsu bestimmen kann. Es stellt sich ferner heraus, dass Senzo in besseren Tagen vor allem als Schmied exzellenter Schwerter zu glänzen verstand. Außerdem erkennt Senzo, dass Zatoichis Koutatsu bereits so viele Leiber zerschnitten hat, dass es nur noch einem einzigen Gegner bezwingen kann, bevor es endgültig bricht. Deshalb hat Zatoichi die meiste Zeit des Films keine stählerne Waffe bei sich, sondern nur einen alten, harten Knüppel, der jedoch nicht weniger Schaden anrichtet. Nachdem Shizu in einer überaus listigen Aktion an den Provinzinspektor Morisuke Kuwayama „verschachert“ wurde, der ungestüme Seikichi als einzig legitimer Nachfolger Shotaro Ashikagas ebenfalls einem Mordanschlag zum Opfer gefallen ist und zudem auch noch der alte Senzo niedergeknüppelt wurde, reicht es dann. Das große Gekloppe am Ende muss Zatoichi nicht ohne sein Schwert bestehen. In den Kampf zieht er mit wesentlich stärkerer Waffe als zunächst gedacht, was eine schöne Überraschung ist, obwohl man sich diese auch schon vorher an drei Fingern abzählen konnte. Aber egal, denn weitaus wichtiger ist, dass am Ende die Gegnerscharen Iwagoros fachgerecht entzweigeschlagen werden, womit der Film ein gutes Stück befasst ist und dabei – aber hallo! – wirklich alles gibt. Schöne Würfeleinlagen am Glücksspieltisch fehlen auch nicht, nachdem ZATOICHI’S OCEAN VOYAGE trotz aller Brillanz mit solchen unterhaltsamen Possen wieder einmal überaus sparsam umging. Wenn man schon dem Glauben anheim gefallen ist, besser könnte die Serie gar nicht mehr werden, wird noch ordentlich was draufgelegt. So auch hier. Immer wieder höchst erstaunlich.

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#727 molotto

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Geschrieben 29. April 2007, 14:41

FANDO Y LIS
(Mexiko 1967 – Alejandro Jodorowsky)

In einer verwüsteten Gegend (beschrieben als una visión del mundo después de la guerra atómica) suchen der junge Fando und die behinderte Lis nach der sagenhaften Stadt Tar, einer Art spiritistisches Weltzentrum, in der für alle Probleme eine Lösung wartet - und Erleuchtung sowieso. Neben ihrer Behinderung kämpft Lis auch noch mit dem Umstand, dass sie als kleines Mädchen von drei Lustgreisen vergewaltigt wurde und Fando, der auf den ersten Blick ganz normal erscheint, hat, wie sich herausstellt, gleich einen ganzen Satz Schrauben locker, was vor allem daher rührt, dass er an seiner übermächtigen Mutter zerbrach und nie wirklich erwachsen werden durfte. Auf ihrer Reise nun, die sich zudem allein schon dadurch als äußerst schwierig erweist, da Lis nicht laufen kann, begegnen ihnen jede Menge höchst sonderbarer Gestalten am Wegesrand, die als Personifizierungen allerlei körperlicher und psychischer Gebrechen herhalten. Da sind die um eingelegte Pfirsiche pokernden, nymphomanen wie gleichwohl herrischen Großmütter, eine Bande Transsexueller, die im kecken Spiel zum Tausch der Geschlechter verführt und gar die sterbende, ausgebeutete Mutter Erde auszumachen, die mit dickem Bauch schon längst im Staube liegt. Die Odyssee der beiden verpackt Jodorowsky in nicht sonderlich streng voneinander abgegrenzten Kapiteln bzw. Gesänge, die einen Leidensweg ohne wirkliche Erlösung beschreiben. Das märchenhafte Tar wird nie erreicht werden, jedenfalls nicht physisch und trotz allerlei Hexereien. Dass Jodorowsky seinen Film an Wochenenden ohne Drehbuch und mit nur einer Seite aufgeschriebener Erinnerungen an das von Fernando Arrabal konzipierte Theaterstück gleichen Inhalts mit einer ganz gehörigen (Über-)Dosis an Surrealismen und Verweisen auf Bunuel, Dali, Dante, Inferno und Hades zusammengekurbelt hat, merkt man FANDO Y LIS nicht wirklich an, zumal vom ersten Moment an mit der klassischen Erzählweise des Kinos und den Sehgewohnheiten der Zuschauer herrliche Bocksprünge gemacht werden. Das muss nicht zwingend schlecht sein, wenn man sich darauf einlassen mag, sich vom reinen Sehen zu verabschieden und auf ein Erleben einzulassen, das mit unzusammenhängenden Visionen angereichert ist, die nicht nur einmal um die Ecke gedacht wurden, sondern gleich mehrfach. Verstehbarer wird der Film dadurch zwar auch nicht, aber immerhin goutierbarer. Gut, dass ich FANDO Y LIS zuletzt vor rund sieben Jahren gesehen habe, also mit großer Pause, ebenso gut aber, ihn bereits zu kennen und zu wissen, auf was man sich einlässt. FANDO Y LIS hat bei mir noch einmal enorm zulegen können. Nach wie vor keine einfache Reise dieser Film, aber eine durchaus lohnende. Außerdem der vielleicht "purste" aller Jodorowskys.

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#728 molotto

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Geschrieben 01. Mai 2007, 15:51

DRIVE
(USA 1997 – Steve Wang)

Mark Dacascos kann Kampfsport machen und hat einen Apparat im Bauch, einen Turbo Drive nämlich, der ihn viel schneller als alle seine Gegner macht. Diesen Bio-Wunderkasten will Dacascos nun an einen Konzern in L.A. für ganz viel Geld verjucken, muss aber erst einmal dorthin gelangen, denn die Reise startet in San Francisco – und das ja nicht gleich nebenan. Eher unfreiwillig gesellt sich ein Schwatter, Malik, zu ihm. Während Dacascos für Tritte und Hiebe zuständig ist, witzelt sich der Schwatte von einer Szene zur nächsten, was in der OF schon reichlich öde ausfällt, in der deutschen Synchronfassung aber so richtig zu einer Folter wird. Denn lustig ist das alles wirklich nicht, was die Quasseltasche so alles an Verbaldünnschiss ablädt – und das Buddy-Movie in schwarzweißer Färbung und mit Witz und Geballer ist mit den 48-Stündern und LETHAL WEAPON ja ohnehin schon hinreichend abgefrühstückt. Richtiggehend auf dem Zahnfleisch kriecht DRIVE zudem, sobald die strulledumme Tochter eines Motel-Besitzers zum Duo stößt und sich mit keckem Witz (ein Spaßmacher langte wohl nicht) sowie nymphomanen Getue das Sitzfleisch noch auf viel härtere Proben stellt. DRIVE ist Ballerkino. Leider aber ziemlich dumm-blödes und zudem mit fast zwei Stunden Spielzeit mindestens eine halbe Stunde zu lang, denn zu erzählen hat der Film eigentlich nix. DRIVE langweilt deshalb nicht nur tüchtig, ich fand nach einer knappen Stunde schlichtweg anstrengend.

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#729 molotto

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Geschrieben 01. Mai 2007, 15:51

CECIL B.
(USA 2000 – John Waters)

Der Film-Revoluzzer Cecil B. Demented und seine Crew entführen die Hollywood-Schauspielerin Honey Whitlock mitten bei der Premiere ihres neuesten Rührstücks in Baltimore und zwingen sie zur Teilnahme an den Dreharbeiten ihres neuesten No-Budget-Films. Und der hat es ganz schön in sich, drehen Cecil und seine Freunde den doch an realen Schauplätzen und mit echten Menschen und einer alles überfallenden Kamera als Frontalangriff auf das ausschließlich Stumpfsinnigkeiten ausspuckende Hollywood-System. Auch Honey Whitlock erkennt irgendwann, für was sie sich da eigentlich hergegeben hat, macht eine höchst sonderbare und ansehnliche Verwandlung durch, die sie am Ende zu einer bekehrten Terroristin macht. Zwischendrin gibt es bei Waters kaum noch gewagte Szenen, dafür eine gewohnt hohe Dosis geschmacklicher Verirrungen und jede Menge Seitenhiebe auf ein System, in dem für kreative Kraftakte nicht Platz ist. Worauf der Film abzielt, wird schon beim Vorspann klar. Da zeigt Waters alte, abbruchreife Kinos oder solche, die ihre beste Zeit schon erlebt haben und die in allen sechs Sälen ausschließlich STAR WARS oder STAR TREK zeigen oder – wie später im Film – gar einen Director’s Cut von PATCH ADAMS. Mit Gruppierungen, wie der nach Hollywoods Knatter und Prestige gierig die Griffel ausstreckende Filmkomission Baltimores und selbsternannten Jugendschützern, die Filme jenseits des PG-Ratings grundsätzlich ablehnen, wird ebenfalls gut Schlitten gefahren. Mit Kino- und Schundfilm-Zitaten ist CECIL B. ohnehin voll bis zum Rand, sodass das Kramen darin allein schon Spaß macht, weil Waters filmischer Horizont ebenso unendlich ist wie der Charme seiner auf Zelluloid gebannten Grotesken. Inkonsequent für einen Waters ist natürlich, dass all der Schmutz, von dem in dem Film ständig die Rede ist, nicht wirklich gezeigt wird, aber das stand von vornherein nicht mehr zu erwarten. Innerhalb seiner Möglichkeiten gibt der Film dennoch ordentlich Stoff – auch und vor allem in den Sex-Szenen, in denen noch nicht einmal mehr die Jacke ausgezogen wird. Auch mir solchen Auffälligkeiten übt Waters auf hysterische und den Bogen weit überspannende Art und Weise Kritik und macht sich auch ein Stück weit darüber lustig, sich selbst gebeugt zu haben. Als Anarcho-Kino ist CECIL B. deshalb zwar formal vielleicht nicht so ganz gelungen (bzw. grundehrlich), aber das Herz schlägt durchaus am rechten Fleck – und das ist, was zählt.

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#730 molotto

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Geschrieben 01. Mai 2007, 15:52

ZATOICHI THE OUTLAW
(Japan 1967 – Satsuo Yamamoto)

Zatoichi ist bei Boss Yamagen in Kiyotaki eingeladen, wo die Ernte bereits das zweite Jahr in Folge so schlecht ist, dass alle regelmäßigen Feierlichkeiten und sonstige Vergnügen von Seiten der Obrigkeit abgeblasen wurden. Auch der Glücksspielbetrieb ist nur eingeschränkt möglich. Das bringt Yamagen, der den Bauern auch nicht sonderlich wohlgesonnen ist, in finanzielle Bedrängnis, die er damit auszugleichen gedenkt, dass er geliehenes Geld stehenden Fußes zurückfordert. So auch von den Männern rund um Boss Asagoro, der in Kiryu hockt und der bereitwillig aus eigener Tasche die Zeche für seine Bauern zahlt, die sich beim Glücksspiel über beide Ohren verschuldet haben. Zudem weiß Asagoro viel von Zusammenhalt und Ehre zu reden und Zatoichi damit schwer zu beeindrucken. Bei der Übergabe der von Yamagen gefangen gehaltenen Bauern kommt es zu einer Auseinandersetzung, bei der Zatoichi die Seiten wechselt und schließlich für Asagoro kämpft. Der Film macht danach einen ziemlichen Satz nach vorne und setzt ungefähr sechs Monate später wieder ein, was im ersten Augenblick nicht schlecht verwirrt, weil darauf jeglicher Hinweis fehlt und erst im weiteren Verlauf nachgereicht wird. Zatoichi ist wieder in Kiryu unterwegs und muss herausfinden, dass aus Asagoro ein Tyrann geworden ist, der die Bauern, die sich um den unbewaffneten Ronin Shusui Okara gescharrt haben, der von profitablen Ackerbau jede Menge versteht, auspresst wie die Zitronen und sich einem durchweg unehrenhaften Lebenswandel verschrieben hat. Außer der Gier nach Macht und Geld kennt Asagoro nichts mehr. Als es soweit ist, dass Asagoro Ronin Okara einfängt und wegen verschwörerischer Umtriebe ins Staatsgefängnis überstellen lassen will, wo er dann hingerichtet werden soll, hat Zatoichi seinen großen Auftritt. Dass der Film mit zwei Handlungssträngen hantiert und in der Mitte einen ziemlich überraschenden Sprung macht, ist gleichwohl mutig wie auch ein ziemlich geschickter Kniff. Denn erstmals dürfen Zatoichi schwere und berechtigte Gewissensbisse dahingehend plagen, ob sein Tun das Schicksal der Geknechteten überhaupt positiv beeinflusst. In diesem Fall ist die gewaltsame Absetzung von Yamagen ein schwerer Fehler, der das ohnehin trübsinnige Dasein der Bauern zur Katastrophe werden lässt. Nach 16 Filmen ist die Serie nun also endlich so weit, sich auch mal mit sich selbst zu beschäftigen und zu hinterfragen, was das ganze gutgemeinte Geschnippel und Gehaue in den vorangegangenen Filmen tatsächlich gebracht hat. In Gestalt der jungen O-Shino, deren Verlobter Zatoichi im ersten Teil dieser Geschichte abschlachten musste und die von Asagoro danach an einen Puff verschachert wurde, erhält Zatoichis schlechtes Gewissen jedenfalls ein Gesicht, das mit Vorwürfen nicht gerade geizt. Zatoichis ansonsten eher reglose Visage darf mehr als einmal gründlich entgleisen, die eher zaghaften Selbstzweifel vorangegangener Filme brennen lichterloh und dazu schmettert eine ziemlich dick aufgetragene, hochdramatische Musik von Sei Ikeno, die ihr Scherflein dazu beiträgt, die Filmserie mal in eine etwas andere Bahn zu lenken. In der Tat, auch das unterhält prächtig.

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#731 molotto

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Geschrieben 02. Mai 2007, 13:13

DAS III. AUGE
(Italien 1966 – Mino Guerrini)

Der junge Aristokrat Mino, der den ganzen Tag nichts besseres zu tun hat, als in seinem Keller arme Tierchen auszustopfen, steht kurz vor seiner Heirat mit der hübschen Laura, was weder seiner Mutter noch der herrischen Haushälterin Martha schmeckt, die sich viel lieber an der Seite des jungen Edelmannes sehen würde. Also schnippelt Martha an den Bremsleitungen von Lauras Auto herum und stößt bei einer Auseinandersetzung die alte Mutter von Mino die Treppe hinunter, denn die würde eine Ehe zwischen Sohn und Haushälterin niemals billigen. Laura macht also einen ungewollten Abgang über die Klippen, wovon der hinter ihr herfahrende Mino Zeuge wird. Beide Todesfälle lassen Mino tüchtig austicken, was sich darin äußert, dass er fortan aus schmierigen Etablissements und vom Bordstein gestrandete Mädchen aufliest und sie kurzerhand abmurkst, wobei Martha sich als große Hilfe bei der Beseitigung der Körper profiliert. Gleichwohl konfrontiert sie Mino im Angesicht der schändlichen Taten auch immer wieder mit ihren Absichten, stößt dabei aber auf zunächst wenig Gegenliebe. Eines Tages nun erscheint Lauras Zwillingsschwester Daniela auf dem herrlichen Anwesen von Mino und sieht der Verblichenen wie aus dem Gesicht geschnitten, was Mino völlig um den Verstand bringt. Was Mino mit der Leiche von Laura macht, da ergeht sich der Film vor allem in Andeutungen, die jedoch nichts Gutes erwarten lassen. Wesentlich unverblümter geht da das Quasi-Remake SADO von D’Amato einer solchen Fragestellung nach. Im Vergleich mit Guerrinis Film zieht SADO allein aber schon deswegen den Kürzeren, weil er den Irrsinn des Aristokraten nicht glaubhaft machen kann und sich überdies in Quatsch, viehischen Weiberbequälungen und einigen übersinnlichen Einschüben verstrickt, wobei die Séance gleich zu Beginn durchaus schwer über den gesamten Film lastet, obwohl sich ja dieser dann in ganz andere Abgründe begibt. Franco Nero, der hier als Frank Nero gastiert, beweist sich überdies als jemand, dem man durchaus auf dem Leim gehen kann, wenn er am Ende versucht seine Schuld zu relativieren. Dagegen nimmt man Kieran Canter in SADO allenfalls ab, dass er Landpomeranzen flachzulegen versteht – und das ist irgendwie zu wenig. Ganz toll finde ich auch Erika Blanc in DAS III. AUGE, zumal sie hier nicht auf ihre Rundungen reduziert wird, was jedoch durchaus dem Umstand geschuldet ist, dass der Film eben nicht zu einer Zeit entstand, in der das Publikum mit vor allem mit Sadismen und Nackedeiereien gefesselt wurde. DAS III. AUGE ist vor allem ein knalliger Thriller, dessen Bezüge zum Horrorfilm sich vor allem aus der kunstvollen Variation seines aus PSYCHO entliehenen, mutterfixierten Norman Bates ergeben – und natürlich dem Umstand, dass der Italiener in einem feudalen Landsitz vor allem die düsteren Ecken stilsicher in Bilder einzufangen weiß, die mit der bittersüßen Musik des hier unter dem amerikanischen Pseudonym Frank Mason dirigierenden Francesco De Masi einen hervorragenden Rahmen bekommen haben. Einziger Minuspunkt der deutschen Ausgabe dieses Klassikers ist die immer wieder sehr unangenehm auffallende Synchronstimme von Franco Nero, der man jederzeit anmerkt, dass der Film seine Erstaufführung bei uns in der Glotze hatte und nicht im Kino.

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Geschrieben 02. Mai 2007, 13:13

LAUF UM DEIN LEBEN!
(Italien 1968 – Sergio Sollima)

Im Knast lernt Messerheld Chuchillo den Revolutionsführer Ramirez kennen und will ihm für die Summe von 100 Dollar zur Flucht nach Texas verhelfen. Nun stellen sich den beiden aber bei ihrem ersten Halt in einem Dorf voller netter Mexikaner der schmierige Reza und seine Bande krummnasiger Ganoven in den Weg und verlangen, dass ihnen Ramirez das Versteck von nicht weniger als drei Millionen Dollar nennt. Geld, das allein der Revolution in Mexiko zugute kommen soll. Bei einem Schusswechsel wird Ramirez schwer getroffen, kann aber Chuchillo noch mit den Details über das Goldversteck versorgen und ihn dann auf die Reise schicken. Der deutsche Titel kommt nicht von ungefähr und trifft sogar den Kern der ganzen Geschichte ausnahmsweise mal höchst beeindruckend. Das ist keine Selbstverständlichkeit – ebenso wenig, dass der Film ein einziger Wettlauf ist, sozusagen das Road Movie unter den Italo-Western. Kaum ist Chuchillo, den Tomas Milian von kindlich-einfältig bis brandgefährlich hervorragend zu spielen versteht, an einem Ort angekommen, wird unter allerlei „Corri! Corri! Corri!” auch schon wieder losgeschickt. Auch für den Zuschauer wenig Zeit zum Verschnaufen, obwohl der Film ganz voll mit einer Geschichte um Chuchillos immer wieder verhindernde Liebe sowie zahlreichen wunderbar gezeichneten Charakteren ist. Vor allem Donal O’Brien als ehemaliger Sheriff, der auf eigene Rechnung unterwegs ist und sich mit Chuchillo als ungleiches Paar zusammentut, weiß enorm zu gefallen. Schade, dass er in anderen Western entweder nur den Lumpen spielt oder in unwichtigeren Rollen zu sehen ist. Ganz groß ist die Gesangsnummer von Milian selbst und überhaupt einmal mehr die wunderbar zusätzliches Tempo machende musikalische Untermalung. Ob nun wirklich Nicolai diese beigetragen hat oder das meiste doch aus der Feder von Morricone stammt, ist nicht so wichtig. Wichtiger ist, dass sie passt. Auffällig ist zudem, dass LAUF UM DEIN LEBEN! einer der wenigen (oder sogar der einzige?) Revolutions-Western ist, in dem es keine großen Militäraufmärsche mit Kanonendonner und sonstigen Zutaten gibt, trotzdem aber den ganzen Film über eine solche Stimmung vorherrscht, als könnten die Regierungstruppen jeden Augenblick um die Ecke gehuscht kommen und alles niederwalzen.

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Geschrieben 02. Mai 2007, 13:14


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(Hongkong 1979 – Joe Law (Ho Wang Muri))

Weil er dem Herrscher Lin Chung wenig Respekt zeigte, kriegt Chun beide Arme abgehackt und wird gleich danach als blutendes, armloses Bündel auf die Straße gejagt. Ein abschreckendes Beispiel für jedermann. Als erstes geht er – ohne sich weiter um seine blutigen Armstümpfe zu kümmern – in eine Taverne und bestellt sich einen Tee und einen gebratenen Gockel, wird aber zum Gespött der Leute, kriegt noch einmal die Hucke voll und fliegt raus. Dann trifft er wenig später seinen Folterknecht und dessen Männer wieder und kriegt noch ein bisschen mehr in die Fresse. Nun endlich zieht er sich in den Wald zurück, wo ihn ein armer Bauer herzlich mit den Worten: „Wie bist du denn so auf den Hund gekommen?“ begrüßt, sich seiner annimmt und ihm sogar Arbeit gibt. Bei seinen Tätigkeiten im Wald wird er Zeuge, wie Lin Chungs Männer seinen Peiniger von einst aus nichtigen Gründen die Beine mit Säure verkrüppeln und ihn dann verreckend im Wald liegen lassen. Zunächst will Chun den Krüppelbruder totschlagen, vernimmt dann aber die Stimme von Yogi-Großmeister Wu, der die beiden zur Zusammenarbeit und dem Erlernen tödlicher Kung-Fu-Techniken auffordert. Das machen sie dann auch und erfahren durch die geheimnisvollen acht Jade-Pferde aus einem geklauten Schatz, den sie den Häschern von Lin Chung abjagen konnten, dass sie nur gewinnen können, wenn sie ihre Kräfte vereinen, also zu einem Mantis-Kämpfer mit der Stärke von zwei Männern werden. Danach wird in allerlei Dreschflegeleien abgerechnet. In THE CRIPPLED MASTERS ist alles Spur ungewöhnlicher als in anderen Schlagetot-Filmen aus Fernost. Mit Sum Si Wah (alias Frank Chun) und Chow Se Tung (alias Jack Con) sind echte Behinderte am Werken und Wirken, zeigen, was sie so alles auf dem Kasten haben (und das ist nicht gerade wenig!) und – wie im Fall von Chow Se Tung – auch gerne mal ihre unglaublich schlechten Zähne, was weitaus eher ins Mark geht als der Anblick ihrer verstümmelten Gliedmaßen. Am Ende stellt sich mit Mao Chun einer von Lin Chungs Häschern auf die Seite der Killerkrüppel, der – zumindest in Deutschland – als Bruce-Lee-Imitat herzlichst willkommen war und deshalb auch werbewirksam mit dem Namen Bruce Leei ausgestattet wurde. Bruce Lo, Bruce Lai und Bruce Li waren ja anno 1981, als THE CRIPPLED MASTERS mit einiger Verspätung auch endlich bei uns in die Kinos gebracht wurde, unlängst vergeben. Wenn Chun und Con sich als Huckepack-Masterblaster dazu anschicken, dem verhassten Tyrannen, der eine Metallschale unter seinem chemisette auf dem Buckel trägt und damit durchaus auch etwas von Gamera hat, in einer Aktion Sorgenkind die Fresse zu polieren, so ist das allein bereits das Eintrittsgeld wert. Ganz ohne Mehrkosten wird dazu noch der alte Yogi geliefert, der zusammengefaltet in einem kleinen Weidenkörbchen lebt und Verrenkungen vorzuführen versteht, bei dem einem schon beim Zusehen selbst die Knochen und Muskeln schmerzen, von deren Existenz man bislang keine Ahnung hatte. Schauwert galore! Ein durchaus grandioser Film also, zudem angereichert mit philosophischen Tiefsinnigkeiten: „Wenn... man... besoffen ist, sieht die Welt doch viel schöner aus.“ Das gilt mithin nicht nur für Krüppel und diesen Film allein! Die zwei anderen leider nicht in Deutschland ausgewerteten Filme mit den beiden höchst beeindruckenden Krüppelmeistern, also TWO CRIPPLED HEROES und FIGHTING LIFE, möchte ich nun auch endlich mal sehen!

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Geschrieben 03. Mai 2007, 18:10

BOHACHI – CLAN OF THE FORGOTTEN EIGHT
(Japan 1973 – Teruo Ishii)

Der japanischen Filmwerken anzumerkende Mut zu krankhaften Ideen ist in Ishiis Film schon beim Vorspann auszumachen. Da spielt zum Takt der gedämpften Musik der rauschende Blutschwall, der sich aus abgeschnittenem Ohr, abgehackter Rübe und ausgerissenem Arm ergießt, die Titelmelodie. Auf so was muss man auch erst einmal kommen. Nach seinem großen Auftritt hat Schwertmeister Shiro allerdings auch schon die Nase voll vom Töten und geht freiwillig ins Wasser. Er wird jedoch gerettet und erwacht im Hauptquartier des Bohachi-Clans, wo man ihm freistellt, sich der Meute anzuschließen. Die Bohachis herrschen über eine kleine Stadt nach acht harten Regeln wider die Menschlichkeit, bezeichnen sich selbst als „Teufel in Menschenhaut“ und geben auch gleich eine Kostprobe davon, wie das gemeint ist: Aus einem Puff wird eine unehrenhafte Nutte abgeschleppt, die gegen die Regeln des Clans verstoßen hat und dem Daruma Dakase zugeführt, einem Ritual, bei dem sie von einer Horde notgeiler alter Säcke zwei Tage und zwei Nächte ohne Unterlass vergewaltigt wird. Shiro ist aufgefordert, den Anfang zu machen, lehnt jedoch ab und soll sodann hingerichtet werden. Boss Yoshiwara interveniert, hat er doch noch große Dinge mit Shiro vor. Zunächst bekommt er das Schwert Onibocho überreicht, „das Küchenmesser des Satans“, und darf sich fortan als Yoshiwaras Leibgardist betrachten. Yoshiwara will im Städtchen alle unehrenhaften Nutten, derer es da komischerweise in rauen Mengen gibt, vertreiben und mit neuem, unter allerlei Gewaltanwendung herbeigekarrten Zartgemüse vom Lande, das von den knallharten Bohachi-Frauen geschult werden soll, ein seiner alleinigen Herrschaft unterliegendes Puff-Imperium aufbauen. Dagegen und auch gegen den übermächtigen Schwertschwinger Shiro haben die Nachbarn, die Kuruwas, eine Menge einzuwenden und starten zahlreiche Attacken, die natürlich nicht fruchten. Am Ende, als Yoshiwara durch geschicktes Taktieren auch noch die Gunst des Kanzlers für seine niedrigen Geschäfte erhält, drehen alle völlig durch. In wirklich exorbitanten Schwertgeklapper geht so manche Kniescheibe zu Bruch – und nicht nur die. Japaner, scheint’s, regen sich ziemlich schnell auf und stehen dann mindestens unter 4 Bar Druck, weshalb ihre Körperflüssigkeiten selbst aus kleinsten Ritzen explosionsartig nach Außen drängen. Ganz die viehische Härte von SHOGUN’S SADISM erreicht BOHACHI in seinen Folter- und Gewaltszenen nicht, obwohl man dem Film ein ordentliches Maß an gnadenloser Verwegenheit durchaus nicht absprechen kann. Höchst unangenehm auffallend ist vor allem die Szene, in der die Bohachi-Frauen eine katholische Nonne auf dem Folterbrett haben und ihr Haarnadeln unter die Zehennägel treiben. Uh! Oh! Muss ich echt nicht haben. Ansonsten überwiegen in BOHACHI aber alles andere als übel angerichtete Sensationsszenen. Mein persönliches Highlight ist vor allem die, in der die Kuruwas eine Straße mit Öl in eine Flammenhölle verwandeln, Shiro und sein ständig satanisch kichernder Begleiter Himejiro mittendrin, und sofort Buhachi-Frauen angerannt kommen, die das Feuer mit ihren Körpern ausrollen (!) und danach sogar noch nackig gegen einen Kuruwa-Ninja kämpfen, was Ishii in schlichtweg atemberaubende Bilder gegossen hat. Trotz einiger etwas unnütz erscheinender Folterbilder hält sein Film auch ziemlich gut die Balance, bedient zu gleichen Teilen den Porneur (sofern man bei der strikten japanischen Zensur davon überhaupt sprechen kann) und den Samurai-Fan. Ausgewogen nennt man das. Und eine comichaft überzogene Geschichte, die aber mit größtem Ernst vorgetragen wird, deshalb aber nicht unlustiger ist, gibt es ja auch noch zu verbuchen. BOHACHI wäre ganz sicher ein Kandidat für die Bestenliste, so ich denn eine hätte. BOHACHI steht bei mir gleich neben BLOODSUCKING FREAKS – und da steht er sehr gut.

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Geschrieben 03. Mai 2007, 18:10


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(Mexiko 1970 – Alexandro Jodorowsky)

Als ich EL TOPO das erste Mal irgendwann in den frühen 80ern sah, hat mich der Film fürchterlich gestresst und hoffnungslos überfordert, gleichzeitig aber auch so fasziniert wie sonst kaum ein anderes Werk. Und daran hat sich bis heute nichts geändert, da die bedeutungsschwangeren und hoffnungslos und im positivsten Sinne geschmacksverirrten Bildersturzbäche in diesem grandiosen und tragischen Epos einfach nicht klar zu fassen und auch nur schwerlich einzuordnen sind. Die Suche nach höchster Erleuchtung endet tragisch in der Erblindung an der Erkenntnis, was sich im Grunde auch wesentlich einfacher filmisch auf den Punkt bringen ließe, bei Jodorowsky aber von vorn bis hinten mit einer sich unentwegt auskippenden Wundertüte Surrealismen und in Form einer – zumindest zur Hälfte – höchst gespenstischen Zen-Version eines Italo-Westerns vonstatten geht. Dazu gesellt sich der Drang, nach Schönheit in allem was gemeinhin als abstoßend erachtet wird zu fahnden. Blut steht für Leben. In Jodorowskys Film wird viel und gern gelebt und dementsprechend also auch viel geblutet. Kritiker werfen Jodorowsky vor, im Fall von EL TOPO allenfalls größenwahnsinnigen Bilderquatsch zu liefern, sich in Abscheulichkeiten und Gewalt zu verlieren und mit seiner Symbolüberfrachtung lediglich den Zuschauer erschlagen zu wollen. Meinetwegen. Doch was stört es, wenn es trotzdem unterhält. Dass ein Film wie EL TOPO aus heutiger Sicht undenkbar ist, das versteht sich von selbst, fehlt es dazu allein schon an Mut und visionärer Kraft. Das mit Pot bewaffnete und nach einem zusätzlichen Kick suchende Publikum in den 70ern hatte es da besser und aus heiteren Himmel einen bildgewaltig-psychedelischen und komplett der Welt entrückten Mitternachts-Holzhammer bekommen, eine der Generation Blumenkind nachgereichte Hippie-Version der 36 KAMMERN DER SHAOLIN, mit dem man sich stundenlang höchst verzückt und ohne zu ermüden herrlichst auf die Birne schlagen kann.

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Geschrieben 04. Mai 2007, 18:35

28 DAYS LATER
(Großbritannien 2002 – Danny Boyle)

28 Tage nach einer Killerviren-Epidemie wacht Jim aus dem Koma in einem Krankenhaus auf und muss feststellen, dass er, wie es zunächst scheint, der einzige Mensch auf Erden ist. Neben ihm existieren nur noch Tod und Verderben sowie Horden verseuchter Menschen, die auf der Suche nach nichtinfizierten Opfern durch die leeren Straßen hasten. Dann trifft er auf weitere Überlebende und schließlich will man aus dem verseuchten London nach Manchester flüchten, wo es gemäß Radiosignal ein militärisch gesichertes Auffanglager geben soll. Das jedoch stellt sich dann ganz anders dar als zunächst erhofft.
28 DAYS LATER wandert ziemlich mittig zwischen den Romero-Endzeitlern CRAZIES und ZOMBIE und nimmt aus Romeros Schaffen auch generell so einiges zum eigenen Gebrauch. Weder die Darstellung des Militärs, das wie eben in CRAZIES und vor allem DAY OF THE DEAD zu einem fast ebenso großen Unsicherheitsfaktor wird wie die Verseuchten an sich, noch der zugegebenermaßen ziemlich geschickt in den Film eingebrachte, an ZOMBIE erinnernde Tankstopp mitsamt Bestie in Kindergestalt sind neu. Doch der Film zehrt von dem Vorteil, „Geklautes“ ziemlich gut in die Handlung zu verpacken, und die ist nicht nur rasant, sondern auch in der Tat mit einer ganz gehörigen Schaurigkeit gesegnet. Der große Vorteil von 28 DAYS LATER ist aber für mich, dass er die Apokalypse mit nur vier Sätzen Erklärung und dem Zeigen von gähnend leeren Straßenzügen weitaus glaubhafter zu machen versteht als so mancherlei anderer Film. Dabei bedient er sich dabei zwar in gewisser Weise eines ähnlichen Kniffs wie ihn QUIET EARTH – DAS LETZTE EXPERIMENT vormachte, aber wirft bereits eine ordentliche Dosis Action mit ins Töpfchen, bevor man dies überhaupt richtig merkt. Als Zombiefilm taugt 28 DAYS LATER nur äußerst bedingt und erhebt im Grunde – ebenso wie Lenzi mit seinem GROSSANGRIFF - ja auch gar nicht den Anspruch als solcher durchzugehen. Als Weiterentwicklung des mit nur wenigen Ausnahmen unlängst gehörig an die Wand gesetzten Films mit Untoten und Weltuntergang gewinnt 28 DAYS LATER dagegen auf voller Linie, wenngleich der nachträglich in den Film gehebelte Happy-McErdbeer-Schluss einem das Mäulchen schon ganz schön kraus machen kann.

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Geschrieben 04. Mai 2007, 18:35

BLOODNIGHT
(USA 1988 – Scott Spiegel)

Ein Supermarkt soll geschlossen werden, weshalb alle Angestellten in einer Nachtschicht die Waren mit neuen Preisschildern versehen sollen. Als Grund, einige junge Menschen auf engen Raum zusammenzubringen, ist das immerhin nagelneu. Aber: Ist es nun der abgewiesene, gerade frisch aus dem Knast entlassene Freund von Kassiererin Jennifer, der dann alle umbringt? Ein Blick aufs Cover verrät eigentlich alles. Doch auch wenn man nicht sonderlich aufpasst, muss man sich schon richtiggehend anstrengen, um nicht mitzubekommen wie hier der Hase tatsächlich läuft. Originell ist das alles nicht – das sind eher die mitunter ganz geschickt gewählten Kamerawinkel und ein paar optische Spielereien, die man in einem solchen Film nicht zwingend erwartet. Nicht zu vergessen, dass der Film seinerzeit der mit weitem Abstand einer der blutmatschigsten Slasher war, den man sich ins Haus holen konnte. Und das wollten ja nicht gerade wenig, weshalb, wenn ich mich recht entsinne, die deutsche Pressekassette, welche den Film in seiner ganzen Pracht bot, in einschlägigen Kreisen auch ein heißbegehrtes Sammlerobjekt war, das runtergezogen bis zur flackernden Schwarzweißkopie da binnen kürzester Zeit schwer die Runde machte. Mit gebührendem zeitlichen Abstand und eingedenk der Tatsache, dass man mit Krösigkeiten der hier gebotenen Art auch nicht mehr jede Katze hinter dem Ofen hervorlocken kann, ist festzuhalten, dass vor allem die erste halbe Stunde unendlich zäh ist und sich vorrangig gefüllt mit zeigt mit Beziehungskisteleien und Supermarkt-Angestellten-Witzchen, was man beides nicht so dringend haben muss. Sobald die Bandsäge, die Müllpresse und der obligatorische Fleischerhaken ihren Einsatz haben, dann geht’s halt so mit der Spannung und ab allemal. So wirklich gut ist das aber alles trotzdem nicht. BLOODNIGHT ist weitaus schwerer in die Jahre gekommen als andere Filme gleichen Schlages, die sich nicht nur auf ein paar Kameramätzchen, Latex und eimerweise rote Farbe verlassen. Das Gefolge von Sam Raimi hatte seine fünf Minuten Ruhm und ließ bis heute nur noch wenig von sich hören. An BLOODNIGHT kann bereits ablesen, warum das wohl so ist.

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Geschrieben 05. Mai 2007, 06:49


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ZATOICHI CHALLENGED

(Japan 1967 – Kenji Misumi)

In einer Herberge trifft Zatoichi auf Mine und ihren kleinen Sohn Ryota. Mine ist sterbenskrank und bittet Zatoichi, der als einziger in ihrer Nähe ist, Ryota nach Maebara zu seinem Vater Shokichi zu bringen, der dort als Künstler arbeitet und noch gar nichts von seinem Nachwuchs weiß. Nach dem Ableben von Mine zieht Zatoichi sofort mit Ryota los und bereits unterwegs in Minowa macht er Bekanntschaft mit Boss Manzo, der im Verbund mit dem übermächtigen Boss Gonzo aus eben Maebara allerlei krumme Geschäfte macht, habgierig ist und auch nicht davor zurückschreckt, mit Boss Sobei die gute Seele Minowas umzubringen. Das sieht auch die Regierung nicht gerne, die bereits mit Samurai Tajuro Akatsuka einen Agenten losgeschickt hat, der Manzo bis zu Gonzos Quartier in Maebara verfolgt und die ganze Verschwörung wider Gesetz und Ordnung zu Fall bringen soll. Doch zunächst muss Zatoichi erst einmal feststellen, dass Shokichi von Gonzo wegen immenser Spielschulden festgehalten wird und im Haus des Bosses nun in Akkordarbeit verbotene Kunstwerke mit halbnackten Weibsbildern erstellen muss, die Gonzo zusammen mit Manzo für geradezu tollkühne Sümmchen von bis zu 5000 Ryo bis ins Haus des Ortsvorstehers und eines Lords verhökert. Zatoichi räumt auf und nimmt damit Tajuro Akatsuka einiges von seiner Arbeit ab, gerät allerdings mit ihm einander, als Akatsuka auch noch Shokichis Kopf fordert. Der Film gipfelt in einem Showdown Mann gegen Mann, was in der Serie eher seltener vorkommt und Gelegenheit für ein erstklassiges Gefecht liefert, bei dem Zatoichi ein mindestens gleichwertiger Gegner beschert wird, mit dem er sich minutenlang besäbeln kann. In gewisser Weise wiederholt sich in ZATOICHI CHALLENGED noch einmal die Rahmenhandlung aus FIGHT, ZATOICHI, FIGHT, wobei der Film immer mal wieder einige schöne, recht kampfintensive und menschenverachtend-böse Schlenker macht und im Verlauf der ganzen Geschichte das Kind eine eher untergeordnete Rolle spielt. Trotz geringerer Substanz als in dem ebenfalls von Misumi inszenierten FIGHT wird der Beziehung zwischen Zatoichi und Ryota einige Bedeutung beigemessen und dies auch wiederholt mit Einschüben untermauert, in denen sich der kleine Junge vor allem als freche (aber dennoch liebenswerte) Kröte beweist. Am Ende muss sich Zatoichi redlich mühen, ihn in die Arme des etwas hilflosen Vaters zu entlassen, wobei die Tränendrüse gefährlich viel zu tun bekommt. Kitschig ist der Schluss dennoch nicht, eher nachvollziehbar und gerade so gefühlsbetont, dass sich die Serie nach diesem 17. Teil nicht gleich in groben Unfug auflöst. Dass Zatoichi auf den letzten Filmmetern wieder allein weiterziehen muss, das darf man deshalb getrost als Happy End verbuchen.

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Geschrieben 07. Mai 2007, 12:10

CHEN SING – DIE FAUST IM GENICK
(Hongkong 1973 – Hua Chang)

Chen heißt Chang und wird am Flughafen verhaftet, weil in seinem Koffer ein Drogenpaket steckt. Für drei Jahre kommt er also unschuldig in den Bau. Einen Tag vor seiner lang erwarteten Entlassung haut Chang dann aber doch noch aus dem Knast ab, weil ihm Fotos zukommen, die seine Freundin mit einem anderen zeigen. An der Sache ist natürlich nichts dran, wie auch Chang bald erkennen muss, aber da er nun schon mal draußen ist, kann er mit seinen ehemaligen Freunden und Arbeitgebern ja auch noch aufräumen. Die zittern nämlich schon mächtig vor dem wutschnaubenden Ausbrecher und haben sich deshalb ein paar zusätzliche Killer von der Straße engagiert. Ich glaube, es vergehen nicht mehr als drei Minuten Pause am Stück zwischen zwei Kampfszenen. Da bleibt dann nicht mehr allzu viel Zeit für die Dramaturgie und eine vielleicht etwas tiefsinnigere Handlung. Bei CHEN SING – DIE FAUST IM GENICK dreht sich alles ums Fressepolieren, was sonst noch so geschieht, ist eher Nebensache und dementsprechend larifari in Szene gesetzt. Das macht den Streifen auf Dauer zu einer weitaus ermüdenderen Nummer als andere Genrekandidaten, die wenigstens noch den Versuch unternehmen, etwas mehr als nur Gekloppe zu zeigen. Immerhin: Chen Sing sieht aus mit einer identischen Rotzbremse aus wie der asiatische Bronson und der Film endet ungeheuer verblüffend, denn zum Schluss kommt die Polizei, lädt Chang und seinen ärgsten Widersacher einfach mitten im Kampf ins Autos und fährt weg. Die Filme müssen gar nicht gut sein und manchmal dauert es seine Weile und gar bis zum letzten Filmmeter, aber was zum Staunen gibt’s bei einem „echten Gelben“ irgendwie immer.

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Geschrieben 07. Mai 2007, 12:10

GRADUATION DAY
(USA 1981 – Herb Freed)

Zu den in knapper, luftiger Sportkleidung in Zeitlupe über die Aschebahn huschenden Jugendlichen gibt es einen selten doofen Popsong, der fast nur aus der Zeile „Everybody wants to be a winner“ besteht. Angetrieben werden die Jungs und Mädchen der Abgangsklasse von ihrem Coach Michaels - Christopher George in seiner drittschönsten Rolle gleich nach EIN ZOMBIE HING AM GLOCKENSEIL und DER EXTERMINATOR – der seine Umwelt in fast jeder Szene nach Strich und Faden zusammenbölkt. Bei einem wichtigen Übungslauf bricht die junge Laura im Ziel nun aber tot zusammen. Das schadet nicht nur dem Ruf von Coach Michaels, sondern lässt auch die ältere Schwester Lauras, Anne, wieder in die Stadt eilen. Anne war zehn Jahre weg, beim Militär, weshalb ihr keiner mehr blöde zu kommen braucht. Just an dem Tage nun, als Anne heimkehrt, fängt ein unbekannter Mörder damit an, sich durch Lauras Sportgruppe zu slashen. Steckt Anne hinter den Bluttaten? Will sie Rache? Oder ist der Coach, der seine Felle davonschwimmen sieht? Oder Lauras Freund Kevin, der den Tod seiner großen Liebe nicht verkraftet? Am Ende gibt es eine Auflösung frei nach PSYCHO, davor aber erst einmal eine stattliche Anzahl Leichen, die die letzte Überlebende des Massakers alle finden muss, denn der Killer hat sie alle versteckt. Guckste wohl! Vergleichsweise richtig interessant ist die erste Hälfte des Films geraten, denn da wird das 08/15-Kozept des Films dadurch aufgepeppt, dass Anne dabei gezeigt wird, wie sie den rätselhaften Tod ihrer Schwester aufzuklären und Schuldige im Alleingang zu ermitteln versucht. Dummerweise lässt der Film diesen Faden fallen, je mehr Jungen, vor allem aber Mädchen – und da natürlich gerne die mit besonders leichter Kleidung – dem Killer zum Opfer fallen. Auch eine Posse mit einem trotteligen Musiklehrer, dem sich die knackige Dolores zum Zwecke einer besseren Benotung ganz nach Art einer Straßennutte hingibt, fehlt nicht und zieht den Film nicht nur unnötig in die Länge, sondern auch weiter in den Keller. Und beinahe völlig vergessen habe ich, dass Linnea Quigley, die später in den 80ern durch einige sich vor allem durch viel Geschrei und dem Zeigen dicker Euter auszeichnende Heuler von sich Reden machte, auch in GRADUATION DAY schon mit dabei ist. Besser wird GRADUATION DAY dadurch zwar auch nicht, denn hier geht es noch überaus züchtig zu. So schlimm wie damals, als ich noch jeden Horrorfilm von ITT und VMP wie unter Zwang aus der Videothek ausleihen musste, fand ich den ganzen Quatsch nicht mehr. Auffallend an GRADUATION DAY ist aber, dass der Film absolut kein Ende findet. Nach 85 Minuten ist im Grunde alles vorbei, der Film indes schleppt sich dann mit Traumszenen und anderen Tand noch durch weitere zehn Minuten. Wozu das gut sein soll, habe ich auch diesmal wieder nicht begriffen.

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Geschrieben 07. Mai 2007, 12:12


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ZATOICHI AND THE FUGITIVES

(Japan 1968 – Kimiyoshi Masuda)

In der kleinen Stadt Omiya haben sich sechs flüchtige Gangster, die auch nicht davor zurückschrecken, kleine Kinder umzubringen, bei Boss Matsugoro versteckt, der eine Seidenweberei betreibt und gleichzeitig auch noch die Polizeigewalt in Omiya repräsentiert. Matsugoro sieht die Gefahr, die die Beherbergung der Gangster mit sich bringt, hat aber selbst auch so einiges auf dem Kerbholz und beweist sich in seiner Weberei gar als waschechter Sklaventreiber. Außerdem hat er mit einem mächtigen Kokonhändler in der Stadt eh noch ein Hühnchen zu rupfen, was es ihm gelegen macht, mit den durchreisenden Gangstern einen Killermob parat zu haben. Zatoichi hat Unterschlupf bei dem selbstlosen Doktor Junan und seiner schönen Tochter Shizu gefunden. Junan hält nichts von Gangstern und ist entsprechend enttäuscht, als er herausfinden muss, dass Zatoichi ebenfalls zur Unterwelt gehört. Doch das ändert sich natürlich, als Zatoichi mit den Killern, Matsugoro und seinen Menschenschindern in der Weberei aufräumt und die ganze Mischpoke zur Hölle befördert. Unbeschadet geht Zatoichi nicht aus diesem Abenteuer, muss ordentlich Verletzungen einstecken, was ihn zum Schluss aber auch nicht davon abhält, ein wunderschönes Lied über die weinende Zikade im Wind zu singen. Ganz schön brutal und auch nicht wenig blutig ist der 18. Beitrag zur Serie geworden, der abermals ganz ohne Glücksspielereien auskommen muss und sich über weite Strecken nur auf überschaubare Anzahl spielbestimmender Figuren konzentriert, dafür aber jede Menge Häscher für die Schlachtplatte am Ende auffährt. Mit eindrucksvollen Schwertspielereien ist ebenfalls nicht gespart worden, dafür aber am zwischenmenschlichen „Ballast“, der vor allem die direkten Vorgängerfilme immer wieder die Handlung durchzog. Mit ZATOICHI AND THE FUGITIVES ist ein weitaus einfacher gestrickter und fast schon reinrassiger Actionfilm zur Serie hinzugekommen, der das hohe Niveau der Filmfolge trotzdem locker halten kann und in Sachen Spannung gar in der obersten Liga mitspielen darf.

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Geschrieben 08. Mai 2007, 12:08

DIE LÜMMEL VON DER ERSTEN BANK 1. TEIL – ZUR HÖLLE MIT DEN PAUKERN
((BR) Deutschland 1968 – Werner Jacobs)

Pepe Paukerschreck, der alte Nietnagel, ist der Klassenclown der 10a und immer zu einem kleinen Schabernack aufgelegt. Also vergrault man mit vereinter Klassenkraft zunächst einmal den alten Studienrat Knörz, Fachkraft für Latein, und bekommt dafür Dr. Kersten vor die Nase gesetzt, der alle Tricks und Streiche unlängst kennt, weshalb sich Pepe und seine Spießgesellen an ihm die Zähne ausbeißen. Aber dann erkennen sie, dass der Kersten ja doch ganz in Ordnung ist. Immerhin. Kersten bandelt zudem mit der Tochter von Oberstudiendirektor Taft an, was weitere Verwicklungen mit sich bringt. Dann muss noch der neue Schulbrunnen eingeweiht werden, wozu auch der Herr Ministerialrat eingeladen ist, und Pepe darf am Ende Hannelore Elsner auf den Mund küssen, die als französische Austauschschülerin brilliert. Ganz oft stößt der ohnehin dreimal lustige Hansi Kraus angesichts besonderer Torheiten, wie sie sich nur erwachsene Menschen abbrechen können, ganz trocken sein „Man fasst es nicht!“ aus. Ja in der Tat, so ist das wohl. Noch ein bisschen Humptahumpta zugeben und schon wird daraus sogar ein Titelsong zum Film. Der von mir innig geliebte Hans Terofal hat bislang noch in jedem Film, den ich mit ihm gesehen habe, eine Variation des hier erstmalig zu gewärtigen Pedell Bloch gespielt. Ich glaube, der kann gar nichts anderes sein als die bayerische Karikatur von Louis De Funes. Aber dafür macht er das ganz toll – eigentlich. Der Silberstreif am Horizont ist nicht nur in diesem ersten LÜMMEL-Abenteuer ganz klar Theo Lingen, dessen Witz als einziger dazu geeignet ist auch heute noch zu zünden. Sehr auffällig ist zudem, dass sich das halbe Kollegium des Mommsen-Gymnasium scheinbar aus Alt-Nazis und SS-Ilsas zusammensetzt, die bei jeder sich bietenden Gelegenheit von Vaterland und (Schlachtfeld-)Ehre brabbeln und sich auch als behelmte Blockwarte aufspielen, sobald Pepe Paukerschreck mit der neuen Luftschutzsirene herumspielt. Eine Vorstellung, die ich nicht wenig tollkühn finde – und das nicht nur für anno 1968. Was dem ansonsten trotz aller angegrauter Witzigkeiten und dennoch von vorn bis hinten höchst geschmeidigen Film fehlt, sind ein paar schmissigen Schlager aus röhrenden Goldkehlen und die Rückkehr vom knörzigen Rudolf Schündler, dem damals einzigen deutschen Weltstar jenseits der 60. Aber das kommt ja glücklicherweise alles noch.

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Geschrieben 08. Mai 2007, 12:09

TÖDLICHER SEGEN
(USA 1981 – Wes Craven)

Bauer Jim wird von seinem eigenen Traktor überrollt, denn auf seiner Farm lastet ein alter Fluch. Davon wissen auch die Sektierer gleich nebenan, die nach Art der Amish People leben, so ohne Strom, Auto und sonstigen Errungenschaften des modernen Lebens. Doch auf Ernest Borgnine, der in seiner Rolle als Sektenprediger Isaiah aufgeht wie seit NACHTS, WENN DIE LEICHEN SCHREIEN nicht mehr gesehen, hört natürlich niemand. Mag sein, dass es daran liegt, dass er kleinen Kindern wegen Nichtigkeiten mit dem Weidenstock die Hände blutig schlägt oder vielleicht, dass er den Kontakt mit Frauen wie eben die von Bauer Jim, übrigens der verstoßene Sohn von Isaiah, rundheraus ablehnt. „We have no business with the serpents!“ Da weiß jeder, woran er ist. Nach Bauer Jims Ableben kommen jedenfalls die beiden Freundinnen Vicky und Lana Witwe Martha besuchen und wollen sie zur Rückkehr nach Los Angeles überreden. Darüber ist noch nicht das letzte Wort gesprochen, als es schon wieder in der Kiste rappelt, sich Geisterspuk ankündigt und weitere Bluttaten ergeben. Den dollsten Auftritt hat dabei der großartige Michael Berryman, der als Sektenkind über die Wiese tollt und Bauernmädchen, die seine Auffassung von Religion nicht teilen, ohne Pause „Incubus! Incubus!“ hinterher schreit. Leider ist der Berryman nach einer halben Stunde raus aus dem Film und auch der Borgnine ist nach der brillanten ersten Hälfte eher seltener auszumachen. Und damit fällt der anfänglich doch ziemlich ordentliche Film auch deutlich ab, denn den drei Uschis dabei zuzusehen, wie sie in knappen Höschen den ganzen Spukgeschichten begegnen, macht nicht so wahnsinnig viel Spaß, zumal dieser Part bis auf das grandiose Ende nach Art eines stinknormalen Slashers zusammengebaut wurde. Und der präsentiert sich überdies ungeheuer blutarm. James Horners Musik wandelt deutlich auf den Spuren von DAS OMEN und schmettert mit lateinischen Chorgesängen um sich, die immer mal wieder deutlich in Erinnerung rufen, dass Satan selbst seine Finger im Spiel hat. Sharon Stone hat Alpträume, von denen sie glaubt, sie können sich auch außerhalb der Traumwelt manifestierten. Da wird also schon etwas vorgegriffen auf die Serie, die Craven dann berühmt machte. Zum Weltstar über Nacht wurde, glaube ich, auch Sharon Stone mit diesem Film. Nicht, weil sie drei Einzelbilder lang ihre Spalte zeigt, sondern weil sich in einer der besten Szenen eine ziemlich fette Spinne in ihren aufgerissenen Schnabel abseilt.

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Geschrieben 09. Mai 2007, 12:58

DIE TEUFELSWOLKE VON MONTEVILLE
(Großbritannien 1958 – Quentin Lawrence)

Das Medium Anne und ihre Schwester Sarah reisen nach Genf, um Urlaub zu machen. Doch kurz vor dem Ort Trollenberg plagen Anne so heftige Visionen, dass die beiden kurzerhand schon dort aussteigen und Pension nehmen. Auch der amerikanische Wissenschaftler Alan Brooks weilt gerade auf Einladung seines Freundes Prof. Crevett im Ort. Crevett hat nämlich am Gipfel vom Trollenberg, einem von Bergsteigern gern beklettertes Massiv, eine unheimliche Entdeckung gemacht. Knapp unterhalb des Gipfels schwirrt eine geheimnisvolle Wolke herum, die zudem radioaktiv strahlt was das Zeug hält und auch schon eine ganze Anzahl Kletterer auf dem Gewissen hat. Das Gemunkel von außerirdischen Mächten, die in der bitterkalten Atomwolke walten, findet spätestens dann Bestätigung, als ein paar Zombies in Trollenberg gesichtet werden, die der hellsichtigen Anne an die Gurgel wollen. Später dann teilt sich die Wolke sogar mehrfach und macht Jagd auf die Einwohner des Ortes, die bei Prof. Crevett in der festungsartigen Forschungsstation in den Bergen Zuflucht nehmen. Das Viech, was in der Wolke hockt, trollt sich gegen Ende ganz ordentlich über die Leinwand, ist ein riesiges Auge mit Tentakeln dran, die sich aber gottlob unter allerlei Gequieke des Ungetüms recht unproblematisch abhacken lassen. Und dammich schaurig ist der Film auch, nimmt so dies und das von Carpenters THE FOG vorweg und fährt vor – sogar ein unglaublich junger Jack Taylor taumelt mal durchs Bild – und hinter der Kamera – Desmond Davies – bis runter zum Kabelaffen nur 1a-Fachleute auf. Kein Wunder, dass DIE TEUFELSWOLKE VON MONTEVILLE ein ganz grandioser Kracher ist, der, das gebe ich gerne zu, auch so einige Szenen zu bieten hat, bei denen ich mich in jüngeren Jahren ganz gut grauste. Denn das Auge mit den Fühlern mampft vor allen Dingen gerne Männerköpfe, was auch Anlass für einige richtige unerwartet deftige Bilder gibt, die man in Konkurrenzfilmen aus jenen Tagen eher vergeblich sucht. Außerdem ist das Viech ganz grandios inszeniert, kann auf Berge klettern und murmelt sich dabei ziemlich bedrohlich einen in den nicht existenten Bart und erfüllt allein schon damit alle Bedingungen für einen echten Angstmacher. Von Trash also keine Spur, DIE TEUFELSWOLKE VON MONTEVILLE ist nach wie vor ein ganz schön bäriger SF-Schocker. Die dem Film vorausgegangene TV-Serie mit der Atomwolke aus dem All möchte ich mir alsbaldig gerne noch einmal einlegen. Außerdem habe ich in meiner grenzenlosen Naivität bei Google mal nach den Orten Trollenberg in der Schweiz und auch Monteville gesucht, aber natürlich nichts gefunden. Schade. Hätte gerne eine Kaffeefahrt dahin unternommen.

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Geschrieben 09. Mai 2007, 12:58

SECRET SERVICE OF THE IMPERIAL COURT
(Hongkong 1984 – Liu Chin-ku)

Der aktuelle Ming-Herrscher ist ein junger und dummer Mann, der sich lieber mit nackten Weibern vergnügt als sich um die Belange des Staates zu kümmern. Dafür hat er den Eunuchen Wang Zhen, ein ganz ausgekochtes Miststück mit gepudertem Gesicht, getuschten Lippen und lackierten Fingernägeln, das so spricht, als würde ihm der Hase Harvey den ganzen Film über die Nase zuhalten. Wang herrscht über eine Eliteeinheit, eine Superpolizei, die mit Verbrechern, Vergewaltigern und vor allem angeblichen Verschwörern kurzen Prozess macht. Anführer der Elitetruppe ist der alte Chao, der auch gerne im Folterkeller, ausgestattet mit Apparaturen, die einem im wahrsten Sinne des Wortes die Fußnägel hochklappen lassen, hochnotpeinliche Verhöre durchführt. Seine Jungs von der Eingreiftruppe kommen zudem mit lediglich drei Regeln aus: Loyalität, Gnadenlosigkeit + Kill! Kill! Kill! Nun ist es aber so, dass Wang die Geheimpolizei zu eigenem Ränkespiel missbraucht und alle aus dem Weg räumt, die dem Herrscher die wahren Absichten des Eunuchen stecken könnten. Denn der zielt ganz klar auf die Machtübernahme. Einzig der Sohn vom alten Chao, der Polizeikapitän Zhao Bufa wagt auszuscheren und lässt einige angebliche Verschwörer laufen. Das bringt natürlich Ärger mit sich, weshalb Bufa zunächst von der 900 Mann starken Armee gejagt wird, dann sogar von den Häschern seiner eigenen Familie. Bevor Wang am Ende geschlagen wird, gibt es zahlreiche Kämpfe mit zuweilen etwas überdimensionierten Waffen, die stets hübsch in der Studiosonne blitzen. Zwei große Highlights bestimmen den Film: Zum einen darf Zhao in der Mitte des Spektakels in der Tat alle 900 Mann der Geheimbrigade umbringen, wozu ein sentimentales Liedchen in süßsauer spielt über den Mann, dessen Freunde ihm den Rücken zugewandt haben und der seinen Weg nun alleine gehen muss, zum anderen ist der Schlussfight gegen Wang schlichtweg atemberaubend und mit weitem Abstand das beste, was ich seit langem in einem Hongkong-Film gesehen habe. Vor allem aber ist SECRET SERVICE OF THE IMPERIAL COURT nicht nur optisch ein ungemein ansprechender Waffenknüppler geworden, sondern auch ein verdammt blutiger, der mit meterhohen Blutfontänen, fliegenden Köpfen und gar mit dem Anblick halbierter und entzweigeschlagener Menschen nicht knausert. Vielleicht ist SECRET SERVICE sogar einer der besten Schwertschwinger, den die Shaws je vom Band haben laufen lassen, wenngleich er auch an den über alle Zweifel erhabenen DER GNADENLOSE VOLLSTRECKER ganz klar nicht zu rütteln vermag. Verglichen mit anderen Filmen des Studios aus den 80ern sticht SECRET SERVICE jedenfalls ganz deutlich heraus und ist neben dem höllisch gelungenen EIGHT DIAGRAM POLE FIGHTER und Chang Chehs SUPER NINJAS einer meiner absoluten Favoriten aus der schon leicht nach Abgesang und Untergang müffelnden Periode des Studios. Der stets ganz besonders grimmig aus der Wäsche guckende Liang Chia-jen ist auch ganz groß und weiß den von Blut und Gekröse angewiderten Offizier glaubhaft zu vermitteln. Das hindert ihn natürlich nicht, auch noch Filmonkel Lo Lieh mit seinem Schwert den Buckel zu bläuen. Mehr als einmal möchte man Beifall klatschen. Toller Film!

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Geschrieben 10. Mai 2007, 13:06

EINE FLUT VON DOLLARS
(Italien 1966 – Lee W. Beaver (Carlo Lizzani))

Weil der Bürgerkrieg eh aus ist, klauen Jerry und Ken die Militärkasse, mit der sie eine Rinderzucht aufbauen wollen. Klarerweise werden sie von Soldaten verfolgt. Sie trennen sich und während Ken mit nicht weniger als 600.000 Dollar und dem abgegebenen Versprechen, sich um Jerrys Frau und Kind zu kümmern, abhaut, wird Jerry gefasst und für fünf Jahre ins Gefängnis gesteckt. Als er endlich frei kommt, muss er feststellen, dass seine Ranch verlassen und den Elementen überlassen ist. Außerdem findet er einen Zettel, nach dem er für tot erklärt wurde und muss ferner herausfinden, dass seine Frau inzwischen das Zeitliche gesegnet hat und sein kleiner Sohn auf Nimmerwiedersehen verschwunden ist. Ken ist natürlich in der Zwischenzeit nicht untätig gewesen, hat die Identität gewechselt, in Texas eine riesige Farm aufgebaut, ein Vermögen gemacht und ist dabei, rings um Austin mit höchst dubiosen Methoden den Menschen ihr Land für seine Viehzucht abzuschachern. Von seinen Spionen hat Ken natürlich unlängst von der Freilassung Jerrys erfahren und setzt ein paar Killer auf ihn an. Die kann Jerry jedoch lynchen und tut sich mit dem herumstreichenden Cowboy Getz zusammen, der sich bei Kens Privatarmee, die von den ruchlosen Mendez angeführt wird, einschleusen lässt. Als Mendez gibt es einen jungen und absolut grandiosen Henry Silva zu sehen, der mit seinem Outfit rein optisch die Pre-CRUISING Lederschwulette des Italowestern gibt. Silva herrscht mit eiserner Hand über seinen bunten Haufen Haudraufs und hat von Lizzani einige Großaufnahmen spendiert bekommen, die allein schon den ganzen Film lohnen und recht treffend auch immer mal wieder Zeugnis darüber ablegen, dass Mendez völlig irre ist. Thomas Hunter, der den Jerry spielt, fällt hingegen schon früh im Film dem Wahnsinn anheim und verglüht förmlich in Wut und Rachlust, was sich in seinem regelmäßig zur Schau gestellten, verzerrten Gesicht und Schreinanfällen äußert. So ganz normal ist in EINE FLUT VON DOLLARS eigentlich niemand. Das kommt einem als Zuschauer aber eigentlich ganz gut zupass, macht es doch einen gewaltigen Spaß, die beiden der Welt schon etwas mehr als mittelprächtig entrückten Männer aufeinander klatschen zu sehen. Zum Ende hält Jerry natürlich auch noch mit seinem ehemaligen Freund ein hübsches Blutgericht ab, was aber schon fast mehr Dreingabe ist als Auflösung. Die gibt es im Grunde bereits vorab mit viel Geballer, Dynamitgeschmeiße und – ganz klar – Herrn Silva zu bewundern. Das Happy End, das nicht ausbleiben darf, ist eine überzuckerte Farce und kaum glaubhaft. Wenn auch EINE FLUT VON DOLLARS beileibe nicht so wuchtig ist wie Lizzanis noch weitaus besserer MÖGEN SIE IN FRIEDEN RUHEN, bekommt man doch wirklich ordentlich was für sein Geld und statt eines erwartungsgemäß vielleicht etwas überdurchschnittlichen Italowesterns vom Fließband eine überraschend vollgestopfte Packung Knallbonbon mit überdurchschnittlicher Morricone-Musik. Hatte ich so nicht erwartet und war daher wirklich angenehmst überrascht.

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Geschrieben 10. Mai 2007, 13:06


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SAMARITAN ZATOICHI

(Japan 1968 – Kenji Misumi)

Zusammen mit fünf anderen Häschern erhält Zatoichi von Boss Kumakichi den Auftrag, den dem Alkohol sehr zusprechenden Unokichi zu töten, der es nicht fertig bringt, seine Schulden in Höhe von 30 Ryo zurückzuzahlen. Just als Zatoichi und die Männer den Auftrag erledigt haben, erscheint Unokichis Schwester Sode auf der Bildfläche, die durch den Verkauf ihres Körpers das Geld mittlerweile zusammengekratzt hat. Zu spät. Wie Zatoichi aber herausfinden muss, drehte es sich Kumakichi bei dem Mordauftrag auch nicht so sehr ums Geld, sondern vielmehr darum, die junge Sode in seine Gewalt zu bringen, an die der einflussreiche Ortsvorsteher einen Narren gefressen hat und mit der Kumakichi sich also bei ihm einen guten Posten zu verschaffen gedenkt. Zatoichi und Sode, die ihre Hassgefühle dem blinden Schwertschwinger gegenüber alsbaldig beerdigt, entziehen sich dem Einfluss von Kamakichi und machen sich auf den beschwerlichen Weg nach Suwa, wo eine Tante von Sode einen Teeladen betreibt. Unterwegs lauern ihnen die Häscher Kumakichis mehrfach auf, der vom Vorsteher eine Gnadenfrist von drei Tagen zur Beibringung des Weibes erhalten hat. Und in Suwa leckt sich auch bereits Puffvater Kinsuke die Finger nach dem hübschen Neuzugang. In Gestalt von Samurai Kashiwazaki gesellt sich außerdem noch ein ernstzunehmender Ehrengegner in die Reihe der Verfolger, weshalb also am Ende des Spektakels eine ganze Menge einzelner Fäden zu einem beachtlichen Knäuel geschnürt werden, auf das Zatoichi in bewährter Weise mit dem Schwert eindreschen darf. Davor präsentiert sich der Film sehr abwechslungsreich, ist wieder mehr Road Movie als stationär ablaufender Actionfilm und kehrt auch noch einmal deutlich zu den Wurzeln der Serie zurück und präsentiert das Schwertgeklapper als ein im Grunde zu verachtendes Mittel, das Zatoichi nur in absoluter Notwehr anwendet. Deshalb liegt das Hauptaugenmerk bei diesem Abenteuer auch vornehmlich in der Vermeidung von Gewalttaten, was Zatoichi in extrem gefahrvolle Situationen bringt. Zatoichi wirkt angreifbarer und verletzlicher als in den – auch von Musumi selbst – angerichteten Filmen, in denen der Figur fast schon Superman-Qualitäten zugesprochen wurden. In SAMARITAN ZATOICHI wird Zatoichi des Falschspiels überführt, fast ersäuft und muss sogar sein Schwert für lächerliche drei Ryo versetzen – zumindest zeitweilig. Die Figur von Kashiwazaki liegt zudem wie ein drohender Schatten über den ganzen Film, der optisch ein schöner Leckerbissen geworden ist. Allzu düster fällt aber auch das neunzehnte Abenteuer allerdings auch nicht aus, da es mit trockenen Witzen und herrlichem Spott gut durchzogen wurde. Auf Misumi ist auch bei diesem Film absolut Verlass, wenngleich er die meisten Kämpfe in die letzte Viertelstunde verlegt hat und sich in SAMARITAN ZATOICHI vor allem auf die Charaktere und visuelle Mätzchen stürzt und weniger auf abgeschnittene Gliedmaßen. Irgendwie tut das der Serie auch mal wieder gut.

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Geschrieben 11. Mai 2007, 14:21

BLOB – SCHRECKEN OHNE NAMEN
(USA 1958 – Irvin S. Yeaworth, Jr.)

In einem Meteor hält sich eine rote Blubbermasse aus dem All versteckt und fällt über alles und jeden her. Die Opfer werden assimiliert und sorgen für das Wachstum des Glibbers. Nach ungefähr 40 zu beklagenden Opfern ist es soweit: Der Blob ist so groß gewachsen, dass er sogar einen ganzen Imbiss unter sich begraben kann. Ihm gegenüber stellen sich zunächst nur Steve und seine Freundin Jane, bald aber auch noch andere Jugendliche. Zusammen müssen sich die Welt der Erwachsenen erst einmal von ihrer schrecklichen Beobachtung überzeugen, was kein leichtes Unterfangen ist, sind die Jugendliche doch allesamt als Draufgänger und Tunichtguts verschrien. Und das wird im Fall von BLOB – SCHRECKEN OHNE NAMEN ein eigentlich ganz anständiger zweiter Handlungsstrang gereicht. BLOB verhalf Steve McQueen zum Durchbruch. Der eigentliche Hauptdarsteller ist aber die Blubbermasse vom Mars, die durch selbst die kleinsten Ritzen dringt und am Ende scheinbar Jagd auf McQueen macht, wobei es quietschbunte und gar nicht mal so schlechte Effekte zu bestaunen gibt. Obwohl gemeinhin eher belacht, ist BLOB für mich nach wie vor eher Schock denn Schlock und fast schon ein Gesamtkunstwerk, das mit einem der schönsten Liedchen (dargebracht von den Blobs) das je in einem SF-Film zu hören war und einer sagenhaft-psychedelischen Titelsequenz beginnt. Danach wird es ohnehin nur noch besser und immer besser. Etwas lächerlich ist höchstens der Umstand, dass die Jugendlichen – und vor allem Steve McQueen – nicht wie Jugendliche aussehen und man es ihnen also auch kaum abzunehmen bereit ist, dass sie noch auf ihre Eltern hören, sondern für Remmidemmi-High-School-Kids nun wahrhaftig ziemlich angegraut wirken. Sei’s drum, der Film macht trotzdem richtig Spaß – vor allem, weil er auch weitaus biederer wirkt als seine Konkurrenten und in der Tat ein ausverkauftes (!) Kleinstadtkino zeigt, wo sich jung und alt bei DAUGHTER OF HORROR mit Bela Lugosi vergnügt – natürlich nur, bis sich der Glibber aus den Lüftungsschächten schwingt. Lieblingsszene, ganz klar. Außerdem ist BLOB einer der Großväter des Schleimkinos und von daher schon mit Geld gar nicht mehr zu bezahlen.

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Geschrieben 11. Mai 2007, 14:21

ZATOICHI MEETS YOJIMBO
(Japan 1970 – Kihachi Okamoto)

Zatoichi freut sich nach allerlei Abenteuern auf ein paar Tagen Ruhe in der Abgeschiedenheit eines friedlichen Dorfes, das er zuletzt vor drei Jahren besucht hat. Doch dort angekommen muss er feststellen, dass sich das Machtgefüge gründlich verändert hat. Nach einer katastrophalen Dürre haben sich Banditen über die letzten Reserven der Dorfbewohner hergemacht. In seiner Not hat der Älteste, Hyoroku, nach dem Yakuza Kobotoke Masagoro und seinen Männern geschickt, damit mit der fressgierigen und rücksichtslosen Bagage aufgeräumt wird. Dummerweise hat Masagoro danach die Macht im Dorf an sich gerissen und lässt sich seitdem von einem schwertkundigen Yojimbo, einem Leibwächter also, schützen. Den Gegenpol dazu bildet der ungemein reiche Seidenhändler Eboshiya Yosuke, der Zatoichi nun seinerseits damit beauftragt, sein Leben zu schützen und nach Möglichkeit mit Masagoro und seiner Horde kurzen Prozess zu machen. Viel Gold soll Eboshiya zur Seite geschafft haben. Gold, das er sich mittels seines ältesten Sohnes, der in Edo ein hohes Amt bekleidet, durch die Fertigung geringwertiger Goldmünzen beiseite geschafft hat und nun irgendwo versteckt. Obwohl sich die beiden Bodyguards zunächst nicht leiden können, paktieren sie, um mit all dem Gesindel im Ort aufzuräumen. Am Ende stehen sie sich trotzdem in einem schönen Duell gegenüber, das jedoch in einem Unentschieden endet. Im Vergleich zu den anderen Zatoichi-Abenteuern wirkt ZATOICHI MEETS YOJIMBO nicht allein durch seine für die Serie exorbitante Länge von knapp zwei Stunden fast schon wie ein Epos, sondern auch mit der überaus verschachtelten Geschichte, in der noch ein blutiger Vater-Sohn-Konflikt, Agenten-Krimskrams, der unbezwingbare Schwertschwinger Neunköpfiger Drache und ein von mehreren Parteien vorangetriebenes Liebeswerben um die Dorfschönheit Omenu mitgegeben wird, ausgesprochen gut durchdacht. Dabei teilen sich Shintaro Katsu und Toshiro Mifune zu gerechten Teil die Aufmerksamkeit des Publikums, was in Ordnung geht, da Mifunes Charakter gegenüber den bisherigen Mitstreitern aus anderen Teilen der Serie wirklich enorm heraussticht. Gerne nimmt man dabei hin, dass an den für die Filmreihe typischen Szenen mit allerlei Gescherze und exorbitanten Tricks am Spieltisch gespart wurde. Entschädigt wird man zur genüge mit einem ganz ausgezeichneten Finale im einsetzenden Schneesturm und endlich mal wieder einem Soundtrack aus dem Hause Ifukube, der Schwertgeklapper und Goldsuche mit jammernden Männerchören begleitet, was mich gut hat schaudern lassen.

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Geschrieben 12. Mai 2007, 08:57

DIE HÖLLENFAHRT DER POSEIDON
(USA 1972 – Ronald Neame)

Nur knappe 30 Minuten braucht der Film, dann sind alle wichtigen Charaktere eingeführt und der Dampfer von der Killerwelle auf den Kopf gestellt. Sodann beginnt der Überlebenskampf der Gruppe, die Gene Hackman und der nörgelige Ernest Borgnine führen. Zum Wellentunnel will man, weil da die Außenhaut des Schiffes die geringste Stärke hat und also die Rettungstrupps dort am ehesten durchstoßen können. Immer, wenn die Gruppe eine Etage des Schiffes erklommen hat, spült das Meer mit aller Wucht in die zuvor noch trockenen Räume und jagt die Überlebenden wie die Katz die Maus. Nach dreimaliger Wiederholung ist das zwar nicht mehr so sonderlich spannend, aber die nervige Musik von John Williams plustert es notfalls trotzdem ordentlich auf. Natürlich überleben auch nicht alle. Diejenigen mit groben Verfehlungen holt sich Gevatter Tod auf abwechslungsreiche Weise. Roddy McDowall hat ein kaputtes Knie, was dem Survival of the Fittest von vornherein widerspricht, Shelley Winters ist zu dick und jammert auch zuviel, Stella Stevens war früher mal eine Nutte, was ja nun gar nicht geht und Gene Hackman – man darf ruhig verraten, dass auch er es nicht schafft – ist ein Pfaffe mit radikal-progressiven Ansichten über Gott und Kirche. Überleben darf der Cop, weil er ein Cop ist und für das Gute steht, die beiden Kinder, weil man Kinder nicht ins Wasser schickt, die ängstliche Zimperliese, weil der Durchschnittsmann vielleicht etwas für verhuschte Weiber übrig hat, die seines Schutzes bedürfen, der Krämer ohne Frau, weil er immer so hilfsbereit war und das private Glück erst noch suchen muss und natürlich der (Film-)mann von der brommeligen Winters, weil deren Tod sonst komplett für die Katz war. Die Winters spielt sich ohnehin manchmal so auf, dass man mehr als einmal wünscht, es käme gleich Cleo Jones um die Ecke geschissen und würde ihr einen ordentlichen Nasenstüber verpassen – aber dann hätte der Pott nicht kentern können. Das hätte Cleo nicht zugelassen. Als Katastrophenfilm und vor allem auch Irwin Allen Produktion finde ich DIE HÖLLENFAHRT DER POSEIDON ganz anständig mit seinen ganzen Spielzeugeffekten, wenn auch nicht so großartig wie beispielsweise Allens dann doch noch wesentlich unterhaltsamerer UNTERNEHMEN FEUERGÜRTEL, in seinen unterschwelligen Aussagen hingegen erscheint mir der Streifen höchst bedenklich bis gefährlich. Keine Ahnung, wie das beim Remake gehandhabt wurde – ich will es eigentlich auch gar nicht wissen. Die größte Arschkarte im Falle von DIE HÖLLENFAHRT DER POSEIDON geht aber an die Fox, die die DVD mal wieder nicht mit dem 6-Kanal-Stereoton der alten 70mm-Kinofassung ausgestattet hat, sondern in der Tat nur in Mono aufspielen lässt. Ganz schön arm für so einen reichen Anbieter.

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