Donnie Diary
#61
Geschrieben 27. Juni 2005, 17:33
(Samuel Fuller, 1957)
Was für ein wunderwunderschöner Western. Irgendwie fühlte ich mich schon nach wenigen Minuten wieder so daheim, so geborgen wie bei "Rio Bravo".
Neben der Liebesgeschichte zwischen einer mit harter Hand agierenden Rancherin (den eindrucksvollen Ritt mit ihren 40 Leibwächtern zu Anfang muss man gesehen haben - wie so einige andere Einstellungen und Szenen in dem Film auch) und einem äußerst toughen, aber im Prinzip sehr friedfertigen Marshall + einigen ebenfalls sehr interessanten Erzählsträngen scheint mir "Forty Guns" vor allem ein melancholischer Abgesang auf den langsamen Niedergang des Wilden Westens zu sein, den die Zivilisation einholt.
Starke Darsteller und wirklich tolle Bilder nebst einem fantastischem Soundtrack (in das Lied, was im DVD-Menü erklingt, habe ich mich sofort verliebt) machen "Forty Guns" zumindest für Westernfans zu einem absolute Muss. Toll!
Ach ja, und solche größtenteils extrem toughen Darstellungen von Frauen sieht man in Western nicht alle Tage - damit kann man bei mir nur punkten.
90-100%
#62
Geschrieben 29. Juni 2005, 03:14
(Steven Spielberg, 2005)
Huijuijui.
Wo mehr steht, ist bekannt.
90%
#63
Geschrieben 30. Juni 2005, 17:51
(Federico Fellini, 1980)
Insgesamt ein sehr interessanter Film. Manchmal amüsiert, sehr oft aber auch ernsthaft verstört, meistens gefesselt, von einigen Szenen aber auch etwas gelangweilt habe ich die Odyssee eines Mannes in der Stadt der Frauen verfolgt.
Um diesen Mann, ein Stelzbock und relativ typischer Macho, der einer Frau mitten in der Pampa in ein Hotel hinterherläuft, in dem ein obskurer Feministinnen-Kongress stattfindet, entwickelt sich eine finstere Abrechnung mit dem Patriarchat.
Fellini lässt seine Männer und vor allem seinen Protagonisten die dominierte Rolle einnehmen und zeigt an dieser "Umkehr" in vielen kleinen Beispielen eindrucksvoll, wie institutionalisiert die klassisch-überholten Geschlechtsbilder waren und oft noch nach wie vor sind. Was für eine Erniedrigung, als die 6 Ehemänner schaulaufen. Aber warum wirkt die Erniedrigung bei diesen Männern so stark? Weil man diesen Anblick nicht gewohnt ist? Aufgesetzt lächelnde Männer, die inmitten einer gröhlenen Frauenhorde schüchtern winken?
Manchmal wird Fellini mir auch ein bisschen zu grotesk. Die möglichen Interpretationen verschiedenster Szenen macht der Film nicht immer klar. Im Prinzip kein Problem damit, im Gegenteil, ein Film muss mir nicht alles auf dem Silbertablett servieren. Aber eine leichte Verwirrung meinerseits nach der Sichtung muss ich jetzt schon erstmal konstatieren.
Trotzdem ein sehenswertes, intelligentes Werk.
80%
#64
Geschrieben 30. Juni 2005, 18:09
(F. Gary Gray, 2003)
Ich hab's gerade ein bisschen mit Heist-Filmen, ich geb's ja zu. Liegt es nun daran, dass ich entgegen meinen Erwartungen auch dieses Remake mochte (kenne das Original noch nicht, keine Vergleichsmöglichkeit) oder an der tatsächlichen Qualität?
Eine Gaunerbande wird nach einem Coup von einem ihrer Mitglieder gelinkt. Dadurch ist der Verlust von 35 Millionen in Gold und einem Menschenleben zu beklagen. Ein Jahr später kommt mit Hilfe der Tochter des Getöteten die Chance auf Vergeltung.
Eins ist sicher: trotz immenser Starpower (Sutherland, Norton, Statham etc.pp.) ist der Film nicht besser oder kurzweiliger als z.B. "Nine Queens". Das mit solchen Leuten nichts wirklich dauerhaft hängen bleibt, spricht dann wohl doch eher gegen "The Italian Job".
Also: kein Werk für die Ewigkeit, ein Film ohne Ecken und Kanten - aber eben trotzdem unterhaltsam und mit oft sehr hohem Tempo. Im wahrsten Sinne des Wortes.
70%
#65
Geschrieben 04. Juli 2005, 22:38
(Erik Balling, 1972)
Tja, hier hängen auch so einige Kindheitserinnerungen dran. Olsenbanden-Filme waren die vielleicht verlässlichen Highlights von mir als ca. 8-12jährigen DDR-Nachwuchsfilmfan überhaupt. Wunderbar trottlige, aber liebenswerte Figuren, die immer wieder aufs Neue versuchen nach dem großen oder auch mittelgroßen Glück zu greifen und doch immer wieder scheitern, zeichneten die Reihe aus, die über mehrere Dekaden oft köstliche, zumeist aber mindestens solide Unterhaltung bot.
Vorliegender Film dürfte einer von der ersten Sorte sein. Egon, der Chef, hat mal wieder einen Plan. Einen Plan, bei dem es um 4 Millionen geht. Dummerweise spielt die Olsenbande nicht nur gegen die Polizei, sondern gegen ein zweites Gangstertrio. Zu allem Überfluss steht auch noch die Konfirmation von Børge an, dem Sohn von einem der Bande.
Es ist wirklich herrlich, wie hier die alltäglichsten Probleme, Missverständnisse, Kommunikationsschwierigkeiten und Tolpatschigkeiten verarbeitet werden. Bei manchen Dialogen - vor allem mit Yvonne - könnte ich einfach brüllen vor Lachen. Die Olsenbande ist so wunderbar charmant, ich kann sie einfach nur lieben. Immer noch. Schön, das nach all den Jahren wieder zu wissen.
90% (zugegeben mit einigem Nostalgiebonus)
#66
Geschrieben 04. Juli 2005, 23:16
(Abel Ferrara, 1981)
Ich kenne ja nun bei weitem noch nicht alles von Ferrara, aber kann es sein, dass er einen immer erst am Ende richtig überfährt? Das war schon bei "Bad Lieutenant" so...
Eine junge, stumme Frau hat in ihrer Umgebung nur mit extrem negativ stilisierten Männern zu tun, deren Anzüglichkeiten in zwei direkt aufeinander folgende Vergewaltigungen gipfeln. Mit der Waffe ihres ersten Opfers mutiert die Dame nun vom schüchternen Mauerblümchen zum männermordenden "Angel of Vengeance".
So weit, so irgendwie doof. Ein typischer, harter Rachefilm aus den 80ern könnte man meinen. Interessant für Leute, die dieses "Genre" mögen, aber ansonsten bis auf einige gute Bilder kein wirkliches Muss. Doch wie gesagt - das Ende! Den Showdown mit Zoë als Nonne fand ich atmosphärisch extrem überragend, ihre Ausstrahlung war dort echt unglaublich. Ich mag , wie Ferrara mit der christlichen Symbolik umgeht ("Bad Lieutenant"!). Ein Kreuzzug gegen all die Machoschweine?
Hübsches Schlussbild auch mit dem Hund.
Also: irgendwie simple Rachestory mit anspruchsloser Ursache-Wirkung-Beziehung + aber wirklich faszinierende letzte Viertelstunde =
60%
#67
Geschrieben 04. Juli 2005, 23:39
(Angela Christlieb, Stephen Kijak, 2002)
Hab nur mal reingeguckt. Ganz nette Doku über New Yorker Filmverrückte (*wirklich* Filmverrückte), die sich schon mal 1000 Filme in 8 Monaten reinziehen und U-Bahn-Fahrpläne und Spielpläne in komplizierten Systemen optimieren, um nichts, aber auch garnichts zu verpassen.
Wusste ehrlich gesagt nicht so recht, was ich von den Leuten halten soll. Mir wurde echt anders, als der eine Kerl seinen Ins-Kino-geh-Beutel zeigt, ohne den er nicht losgeht. Darin befinden sich Pillen gegen Rückenschmerzen, falls die Sitze zu hart sind, Rheumaunterwäsche, falls das Kino zu kalt ist und so weiter und so fort. Dazu noch Schlaftabletten, damit er, wenn er nach Hause kommt, schnell schlafen kann, um am nächsten Tag wieder halbwegs fit für seine "langweilige Arbeit" zu sein. Die er hat, um nachts Filme zu sehen. FilmeFilmeFilme.
Auf dem Klappentext der DVD steht sinngemäß, dass die vorgestellten Personen "definitiv eine Grenze überschritten haben" und man "nach dieser Dokumentation bereit sei, es ihnen gleich zu tun". Also, ich weiss ja nicht. Mich hat das Gezeigte eher abgeschreckt.
"Cinemania" wurde mir als "witzig" empfohlen. Er ist vielleicht ganz sehenswert. Wirklich witzig finde ich ihn nicht. Aber das sollte wohl jeder für sich selbst entscheiden.
70% oder so - für die erste knappe halbe Stunde.
#68
Geschrieben 06. Juli 2005, 08:55
(Prachya Pinkaew, 2003)
Hurra, was für ein Wirbelwind von einem Film! Dieses Regiedebüt reißt den Zuschauer mit, lässt ihm kaum Luft zum atmen und ehe man sich's versieht, ist auch schon wieder alles vorbei! Mir kamen schon lange keine 95 Minuten mehr dermaßen kurz vor - und das obwohl die Story an sich eher dünn ist.
Ting ist der beste Kämpfer seines Dorfs (In welchem Film habe ich denn nur eine ähnliche Anfangsszene schon mal gesehen? War das "Dragon Lord"? ), der sich nach dem Raub des Kopfes der geheiligten Ong-Bak-Statue in die Stadt aufmacht, um selbigen zurückzuholen. Dabei wird er immer wieder in Kämpfe verwickelt, mal auf der Straße, mal in einem "Fight Club".
Die Inszenierung der Verfolgungsjagden und Schlägereien ist hier wirklich superb gelungen. Man langweilt sich wirklich keine Sekunde. Ist es in Martial Arts Filmen recht oft so, dass das Ganze nach einer Weile doch ein bisschen ermüdet, wird man hier gnadenlos mitgerissen.
Trotzdem hat "Ong-Bak" neben dem mittelmäßigen Plot, der allerdings von der Kreativität in der Action locker übertüncht wird, noch einen weiteren Schwachpunkt, und der heißt Tony Jaa. Der Kerl kann zwar kämpfen wie ein junger Gott, aber schauspielerisch passiert bei ihm irgendwie überhaupt nichts. Er hat fast die ganze Zeit dasselbe Gesicht. Wirklich. Keine Mimik, kaum Gestik, einfach nur Holz. Ob das nur auf seine Rolle zurückzuführen ist? Glaub ich nicht.
Aber egal: wer sich einfach nur fürstlich unterhalten lassen will, kommt an "Ong-Bak" nicht vorbei.
80-90%
#69
Geschrieben 14. Juli 2005, 08:33
Das Fenster zum Hof (Alfred Hitchcock, 1954)
Minimalistischer und trotzdem hochgradig spannender Klassiker zum Themenbereich Voyeurismus und die Ethik der Überwachung. 90%
Calendar Girls (Nigel Cole, 2003)
Im Prinzip sympathische, zum Teil aber auch etwas langatmige Verfilmung einer wahren Geschichte, bei der die Frauen einer englischen Ortschaft einen erotischen Jahreskalender ins Leben rufen. Netter Schmunzelfilm, der letztendlich auch die Veränderung von Menschen durch Erfolg behandelt. 60%
Ein einfacher Plan (Sam Raimi, 1998)
Bitterer und toller Film, in dem drei Männer in einem abgestürzten Privatjet 4 Mio. Dollar finden und miteinander ausmachen, dass einer das Geld nimmt und sie bis zur offiziellen Bergung des Jets abwarten. Wenn es dann keiner erwähnt, soll es aufgeteilt werden. Eigentlich ein einfacher Plan... 80-90%
American Psycho (Mary Harron, 2000)
Ebenfalls eine Buchverfilmung. Der Geschichte um den gelackten Psychopathen Patrick Bateman wird hier durchaus Atmosphäre eingehaucht und Christian Bale spielt m.e. wirklich fabelhaft. Dennoch: 100% fesseln konnte mich der Film nicht und die Auflösung des ganzen hat irgendwie einen Bart. 70%
#70
Geschrieben 15. Juli 2005, 09:43
(John McNaughton, 1998)
Irgendwie schräg. Beginnt wie ein Highschoolfilm, wird dann zum Vergewaltigungsdrama, danach insbesondere durch Bill Murrays Figur irgendwie wieder zu einer Komödie, zum Gerichtsfilm, zum Thriller...und am Ende überschlagen sich die Wendungen dermaßen, dass es fast schon albern wird.
Ist es nun genial, wenn in einem Film *alle* falsch spielen, oder einfach nur bescheuert? Ich tue mich echt schwer, ich kann mich absolut nicht entscheiden, was ich von "Wild Things" halten soll. Einen gewissen Unterhaltungswert muss ich ihm aber definitiv zugestehen. Thriller mit Trash-Note.
60-80%
#71
Geschrieben 17. Juli 2005, 20:09
(Val Guest, 1961)
Fesselnder Katastrophenfilmklassiker, in dem die anhaltenden Atombombentests der verblendeten Menschheit die Erdachse aus dem Gleichgewicht gebracht haben, so dass der Planet nun auf die Sonne zurast. Von den ersten Anzeichen der drohenden Apokalypse und dem Leugnen der Vorgänge durch die Mächtigen bis hin zu Chaos, Orientierungslosigkeit und verzweifelten Notmaßnahmen zeigt der Film ein beängstigendes und nachvollziehbares Szenario.
Aufgelockert wird die düstere Stimmung durch jede Menge ironische und flotte Sprüche der Protagonisten, die nicht peinlich wirken, sondern sich unterhaltsam vor den ernsten Hintergrund einfügen. Die Bilder und Spezialeffekte sind für die Entstehungszeit echt beeindruckend und außerdem hatte hier endlich mal wieder ein Film eine richtige Lieblingsszene, in der man den Atem anhält und die Zeit still zu stehen scheint: Die Szene kurz vor Schluss in der Kneipe.
Cheers and Goodbye, Mankind.
90%
#72
Geschrieben 19. Juli 2005, 10:02
(Christian Alvart, 2005)
Der nächste Versuch aus unseren Gestanden, auf internationalen Serienmörderthrillerteppichen zu landen. Durchaus kein misslungener, aber ein qualitativ konsistenter Film ist "Antikörper" leider trotzdem nicht. Er will viel, ist ambitioniert, rutscht aber leider immer wieder ins mittelmäßige Tatort-Feeling ab und hat ein paar unheimlich doofe bzw. doof gespielte Szenen (z.B. Martens und Seiler im Bordell).
Auf der anderen Seite wird hier wiederum oft auch ziemlich ansprechend der Antagonismus zwischen Gut und Böse und dessen Verschwimmen behandelt. Das war schon gut gemacht, wie bei Martens die "dunkle Seite", die eben wohl jeder Mensch in sich trägt, hervorbricht.
Über das Ende lässt sich sicherlich trefflich streiten. Nachdem ich eine Nacht drüber geschlafen habe, mag ich es. Einerseits ist es enttäuschend, andererseits ist es aber auch wieder genial - besonders für einen gottesgläubigen Menschen.
Insgesamt würde ich den Film auf jeden Fall noch als sehenswert bezeichnen. Er ist kein Höhenflug, aber auf jeden Fall sehr solide. Man sieht, wie sich "Antikörper" bemüht. Wie er sich bemüht, gute Thriller-Ingredienzien zurechtzuklauen und trotzdem ein paar eigene Wege zu gehen.
70%
#73
Geschrieben 19. Juli 2005, 10:08
(James Hanlon, Rob Klug, Gédéon Naudet, Jules Naudet, 2002)
Fast vier Jahre sind seit dem 11. September 2001 vergangen. Und irgendwie fing ich vor ein paar Tagen an zu spüren, dass ich mich den Geschehnissen damals viel zu wenig gestellt habe. Ich war viel zu lange viel zu beschäftigt damit, das Betroffenheitsgesäusel all derer, die über die alltäglichen, tausenden von Hungertoten etc. kein Wort verlieren und sich außerdem kein Stück mit den Hintergründen der Anschläge befassen wollten, zum Kotzen zu finden.
Fast vier Jahre sind nun vergangen. Die Welt hat sich verändert und ist unter anderem wegen all dem Antiterrorterror meiner Meinung nach nicht sicherer, sondern unsicherer geworden. Die Macher von „9/11“ starteten im Sommer 2001 mit ihrem Dokumentarfilm über Feuerwehrmänner in New York. Auch am 11.9. waren sie mit ihren Kameras dabei und konnten zufällig schon den ersten Einschlag filmen.
In diesem Moment startete für mich nach einer eher durchschnittlichen ersten halben Stunde ein Filmerlebnis voller Adrenalin, Wut und blankem Entsetzen. Ich habe absolut und 100%ig begriffen, was dieser Tag für New York bedeutet haben muss. Und ich habe begriffen, dass unsere Welt vielleicht wirklich nicht zu retten ist. Das wiederum habe ich aber schon seit langem gewusst.
80%
#74
Geschrieben 21. Juli 2005, 16:20
OK, ich merke schon: zuviel Filmauswahl nur aus Nostalgiegründen ist nicht gut, weil man sich mit einer zu hohen Dosierung die tollen Erinnerungen kaputt macht. Die ersten beiden Werke der Olsenbanden-Reihe im Doppelpack waren mir zwar immer noch sehr sympathisch – aber die Halbwertszeit vor allem der Slapstick-Elemente (siehe z.B. die Figur des Kriminalassistenten Mortensen) ist dann irgendwie doch nicht so wirklich hoch. Ansonsten aber alles wie gehabt: herrliche Situationskomik, unübertrefflich schrullige Protagonisten und viele, viele kleine Anspielungen auf das alltägliche Leben mit all seinen Sorgen und Schwierigkeiten.
Ganz tolle Szene übrigens in „Die Olsenbande in der Klemme“: die Fließbandzombies in der Spielzeugfabrik werden zu Kindern und verwandeln die Halle in einen einzigen Amateurzirkus. Magisch und einfach nur herzerwärmend!
70-80%
#75
Geschrieben 21. Juli 2005, 16:24
(Matthew Bright, 1996)
Seltsamer Film. Irgendwie möchte man die ganze Zeit gut gelaunt „Die Gesellschaft ist schu-huld, dass ich so bin…“ von der Terrorgruppe singen, während man am verpfuschten Leben von Vanessa Lutz teilnimmt und sie auf ihrer kleinen Odyssee begleitet. Was hier passiert, ist vom Prinzip her keineswegs zum Lachen, aber irgendwie wird alles mit einem dermaßen überzogenen und lächerlichen Unernst dargestellt und gespielt, dass man einfach nicht weiß, was der Film nun eigentlich von einem will – bzw. was er sein will.
Schon der Vorspann mit dem Rotkäppchen-Comic ist für ein Drama eigentlich viel zu durchgeknallt und macht einem die Entscheidung, ob man in den kommenden 90 Minuten eher lachen oder eher weinen soll, nicht einfacher. Inwieweit die Synchro zu der extremen Ambivalenz des Films beigetragen hat, kann ich nur erahnen. Das DVD-Menü mit der Option „Sprachen“, woraufhin sich ein Fenster mit dem Hinweis, dass dieser Film nur auf Deutsch zu sehen sei, öffnete, fand ich noch ganz witzig. Die deutsche Stimme von Reese, ihre Tonlage und Aussprache war dann aber z.T. ganz schön nervtötend und albern. Keine Ahnung, ob das nun explizit zur Figur der Vanessa gehörte oder nicht.
So, und nun noch mal ganz konkret: Wer eine etwas krude Mischung aus Roadmovie, Jugenddrama, Gefängnisfilm und „Rotkäppchen und der böse Wolf“ sehen will , ist hier goldrichtig. Got it?
60%
#76
Geschrieben 21. Juli 2005, 20:01
(Stephen Sommers, 1998)
Glaubt mir jemand, dass ich diesen Film geil finde? Und glaubt mir jemand, dass ich ihn bestimmt schon so 4, 5 mal gesehen habe? Genau so ist's aber, denn für mich ist "Octalus" respektive "Deep rising" eins der Werke, die Popcorn-Kino definieren und einfach nur einen so höllischen Spass bringen, dass man die ganze Zeit vor Begeisterung im Quadrat hüpft und dem Bildschirm zuprostet. Ich brauche solche Filme wirklich nicht permanent, aber es gibt immer wieder Tage, an denen so etwas einfach die absolute Krönung ist.
Was "Octalus" so extrem unterhaltsam macht, ist eine schon fast unüberschaubare Masse an sympathischen Figuren (Treat, das Pärchen von seiner Mannschaft, Famke, einige der "Piraten"), die natürlich größtenteils alle immer einen flotten Spruch auf Lager haben und ständig für Spass sorgen. Spass im Angesicht der Gefahr, denn sie alle befinden sich in der nicht wirklich beneidenswerten Lage, auf einem Luxusliner, auf dem die Systeme sabotiert wurden, gegen ein Art mutierten Riesenkraken zu kämpfen.
Und was ist das für ein ekliges Vieh! Fies, schleimig, brutal und für die 90er meiner Meinung nach schon atemberaubend computeranimiert metzelt es sich durch die Belegschaft des Films, so dass man glatt vergisst sein Bier zu trinken. Ehrlich: wenn Popcorn-Kino ein eigenes Genre ist und man vorliegendes Werk genrebezogen bewertet, geht da meiner Meinung nach kaum was drüber. Und wenn es am Ende heißt "Now what?" freut man sich schon auf den nächsten verregneten Abend, an dem man dieses Mordsfilm wieder aus dem Schrank holt.
Wir haben halt alle unsere Leichen im Keller: 90%
#77
Geschrieben 22. Juli 2005, 10:42
(George Pal, 1960)
Schöne Verfilmung der Geschichte von H.G. Wells um die Zeitreisen eines jungen Wissenschaftlers. Interessant finde ich, wie George in der fernen Zukunft erst denkt, er hätte eine Welt ohne die ewigen Kriege, in die sich die Menschheit immer stürzt, gefunden - nur um dann festzustellen, dass dieses Paradies, so wie es sich ihm in den ersten Minuten darstellt, nur durch einen neuen Kampf erschaffen werden kann. Das ist insofern schicksalhaft, weil er seiner Zeit doch eigentlich wegen der Kriege entfliehen will.
Es gibt also den einen oder anderen kritischen Seitenhieb darauf, wozu der Mensch verdammt zu sein scheint. Daneben ist der Film vor allem ein spannender und kurzweiliger S/F-Klassiker.
80%
#78
Geschrieben 22. Juli 2005, 10:58
(Leonard Kastle, 1970)
Diese wahre Geschichte um ein Pärchen, dass sich als Bruder und Schwester ausgibt und zusammen heiratswillige, reiche Frauen um ihr Geld erleichtert und tötet, fand ich zwar schon auf gewisse Weise faszinierend - aber der Film selbst hat mich nicht wirklich fesseln können. Interessierte Zeugen von Serienmördern und menschlichen Abgründen dürfen gern einen Blick riskieren, mich hat "Honeymoon Killers" nicht vollends überzeugt. Einen zweiten Versuch in einer anderen, dem Film vielleicht zuträglicheren Stimmung würde ich ihm dennoch zugestehen.
60%
#79
Geschrieben 25. Juli 2005, 10:16
(Seong-ho Kim, 2003)
Durchschnittlicher Asia-Gruselhappen für zwischendurch, dessen Hauptaugenmerk neben den Horrorszenen stark auf Krimielementen liegt. Man vergisst hier schon mal eine Viertelstunde lang, dass man es mit einem Film zu tun hat, der die Aufklärung *übernatürlicher* Phänomene behandelt. Grundgerüst bildet die Geschichte um einen Sicherheitsmann in einem Kaufhaus, der seinen Dienst bei der Polizei nach einem folgenschweren Fehler quittiert hatte (ganz klassisch: der Showdown, in dem sich das Trauma-Szenario wiederholt und der Kerl die Chance bekommt, alles besser zu machen).
Das Kaufhaus, in dem er arbeitet, scheint verflucht. Nach einem Brand geschehen kurz vor der Wiedereröffnung immer wieder Morde, deren Hintergründe extrem mysteriös sind. Ja, geht denn in den zahlreichen Spiegeln des Hauses ein Geist um?
Offen gestanden bleibt mir hier nur zu konstatieren, dass man das meiste einfach schon mal gesehen hat. Ungewöhnlich für asiatischen Geisterhorror sind vielleicht die brutalen Tötungsszenen, die schon fast Splattercharakter haben. Ansonsten bleibt alles beim alten: Dramaanleihen, Geister, die auf irgendeine Ungerechtigkeit aufmerksam machen wollen, lange, schwarze Haare usw. Klar, das Ganze mit den Spiegeln hat schon was und vor allem das Schlussbild weiß zu gefallen. Aber als Must See würde ich „Into the mirror“ nicht wirklich bezeichnen. Höchstens für die, die (wie ich, harhar) alles aus der Ecke kennen wollen.
60%
#80
Geschrieben 25. Juli 2005, 10:19
(Mikheil Kalatozishvili, 1957)
Bitterer, aber trotzdem wunderschöner und sehr sehenswerter Gewinner der 11. Filmfestspiele in Cannes. Nach der überaus charmanten Bebilderung der Liebe zwischen den Protagonisten, Veronika und Boris, beginnt mit dem Zweiten Weltkrieg recht schnell die Trennung der Beiden, da sich der Boris freiwillig zum Militär meldet. Veronika bleibt zurück und heiratet, nachdem sie von Boris nichts mehr hört, schließlich seinen Bruder, was sie nach einer Weile in moralische Konflikte bringt.
Besonders interessant an diesem Film sind seine Lebensnähe und Wahrhaftigkeit und natürlich auch diese unglaublichen Kamerafahrten, die dem Cineastenauge mehr als schmeicheln. Ehrlich: man muss einfach gesehen haben, wie Boris die Treppen raufrennt oder sich Veronika durch die Massen schiebt und man als Zuschauer daran völlig schnittfrei teilnimmt. Ein zumeist eher stilles, aber großes Meisterwerk über die Menschen und deren Spannungen zu Kriegszeiten und die wahre Liebe, die im Herzen bestehen bleibt.
90%
#81
Geschrieben 25. Juli 2005, 15:40
(Jean-Luc Godard, 1967)
Extrem Erschreckend. Extrem Verstörend. Einfach nur entfesselter, satirisch auf die Spitze getriebener Wahnsinn und menschlicher Aberwitz in einer kranken Welt. Grotesker Inhalt, groteske Form. Innovativ. Brutal. Kompromisslos. Und irgendwie ist es beruhigend zu wissen, dass es nach all der kranken Scheiße, die man schon gesehen hat, immer noch Filme gibt, die einen einfach nur plattwalzen und mit offenem Mund zurücklassen. Filme, die Grenzerfahrungen sind.
90%
#82
Geschrieben 27. Juli 2005, 08:33
(Claire Denis, 2001)
Was schrieb ich vorgestern noch über Grenzerfahrungen? Klar, dieser Film ist wesentlich subtiler als "Weekend", dabei aber ebenfalls äußerst verstörend. Auf die alte Frage, was denn an Filmen das Wichtigste sei, habe ich vor einer Weile mal geantwortet: Emotionen und Überraschungen. "Trouble Every Day" passt in diese Charakteristik perfekt.
Langsam und mit einer irgendwie erbarmungslosen, in jeder Szene mehr beunruhigenden Poetik entfaltet sich hier die bizarre Geschichte um eine obskure Krankheit, um Kannibalismus als die Steigerung und Potenzierung körperlicher Lust. Dazu gesellen sich eindrucksvolle schauspielerische Leistungen und wunderbar eingefangene Bilder. Ich liebe Großaufnahmen von Gesichtern, von Händen, wenn die Kamera den menschlichen Körper erforscht und studiert.
Leute, die Atmosphäre dieses Films ist, in einem Wort, atemberaubend. Das muss man einfach gesehen haben. Gefühlt haben. Erlebt haben. „Trouble Every Day“ ist ein heißer Anwärter auf einen Liebling. Er ist ungewöhnlich. Er ist mutig. Und er macht außerordentlich neugierig auf Claire Denis´ restliches Schaffen.
90-100%
#83
Geschrieben 30. Juli 2005, 13:13
(Hayao Miyazaki, 1986)
Tja, was soll ich dazu sagen. Nachdem man wieder mal in eine derartig kreative, wunderschöne, traurige, fröhliche und mystische Welt entführt wurde, bleibt einfach wieder nur der offene Kindermund eines eigentlich Erwachsenen zurück. Spätestens mit diesem Werk ist Miyazaki in meinen persönlichen und absoluten Film-Olymp aufgestiegen.
Ich kann nur schwärmen. Das fällt mir oft sehr leicht, aber die Filme von Miyazaki sind so unbeschreiblich, so unbeschreiblich gut, dass mir die Worte fehlen. Hier wird einfach alles behandelt. Magische Kräfte. Liebe. Gier. Konflikte. Mut. Kindlicher Mut. Kindlicher Übermut. Tapferkeit. Die Schattenseiten der Macht. Freundschaft. Loyalität. Aufopferung.
Kino direkt aus dem Herz. Und mitten ins Herz. Das ist „Castle in the sky“. Das ist Hayao Miyazaki.
100%
#84
Geschrieben 02. August 2005, 19:19
(Zivko Nikolic, 1986)
Für ungefähr eine Stunde lang war ich mir sicher, mit diesem Film meine Trashbombe des Monats zu haben. Zu grotesk entwickelte sich die Geschichte um eine junge Frau aus einem rückständigen Dorf in den Bergen, die als Hilfskraft in einem Nudisten-Camp angeheuert wird, dort langsam ihre Scheu vor Nacktheit verliert und zum Beispiel auch das erste Mal beobachtet, wie liebevoll Pärchen miteinander umgehen können. Bei ihr zuhause kriegt die Frau beim Sex ein Tuch über den Kopf, soll stillhalten und wenn sie beim Fremdgehen erwischt wird, darf der Mann sie dann auch gleich mal töten. Am schärfsten waren die Nebenfiguren des Films, z.b. das Mannsweib, was das Camp führte, der völlig dumm-klischeehafte Schwule mit dem Hitlerbärtchen oder der bescheuerte Soldat (whatever), der die Spanner vertreibt.
Letztendlich denke ich aber, dass die deutsche Billigsynchro viel von der Ernsthaftigkeit des Films kaputt gemacht hat. Irgendwie habe ich gegen Ende dann schon gespürt, dass Nikolic hier eigentlich ein ernstgemeintes Drama vorlegen wollte. Ein Drama, dass archaischen Weltbildern moderne Weltbilder gegenüber stellt und die verschiedenen Entwicklungen der Menschen dazwischen zeigt. Aber trotz dieser interessanten Ansätze: ein überzeugender Film ist was anderes.
50%
#85
Geschrieben 02. August 2005, 20:18
Blind Womans Curse (Teruo Ishii)
Brennender Asphalt (Jean-François Richet)
Komm und sieh (Elem Klimov)
Maniac (William Lustig)
Men behind the Sun (Tun Fei Mou)
Mörderspinnen (John Cardos)
Schock (Mario Bava)
Strafpark (Peter Watkins)
The hills have eyes (Wes Craven)
The Ordeal (Fabrice Du Welz)
Wenn jemand zumindest erstmal weiss, wo die Filme (einfach? billig?) aufzutreiben sind, freue ich mich über eine Meldung (vielleicht habe ich ja irgendwann mal wieder Geld). "Mörderspinnen" und "The hills have eyes" ausgeklammert, das ist nicht schwer. Wirklich extrem ab gehe ich hingegen bei der Vorstellung, "Brennender Asphalt" oder "Strafpark" mal in den Händen zu halten - und dann natürlich in den Player zu legen...
#86
Geschrieben 03. August 2005, 23:13
(Michael Bay, 2005)
siehe kino.de
30%
#87
Geschrieben 22. August 2005, 08:55
Während ich bei Charlie and the Chocolate Factory meinen Spass hatte, mit 3 Iron einen wunderbar sanft erzähltes Liebesdrama über die Macht der Phantasie sah, bei einer Sondervorstellung von Edward Scissorhands am Ende geheult habe wie schon lange nicht mehr bei einem Film und Crash zwar manchmal übertrieben gedrechselt, aber dennoch sehr emotional und voller Kraft fand, war ich nach Dear Wendy echt sauer ob dieser unglaublichen Plattheit, mit der von Trier und Vinterberg dem Zuschauer Kritik am Paranoia- und Waffenstaat USA vor den Latz knallen will. Meiner Meinung nach ein absoluter Gähner.
#88
Geschrieben 23. August 2005, 13:30
#89
Geschrieben 24. August 2005, 20:43
(Eric Darnell, Tom McGrath, 2005)
Hurra, Frau holt einen von Arbeit ab, los geht's ins Kino - gemütlich Trickfilm gucken! Doch was ist das? Die Gags zünden gerade mal im 5- oder 10-Minutentakt, größtenteils regiert einfach nur nerviges Gequassel vom "Ich bin Eddie Murphy für Arme" Zebra und die zahlreichen Slapstick-Einlagen sind nach einer Weile auch nicht gerade abwechslungsreich.
Das schlimmste ist: die Hauptfiguren sind Lückenbüßer für die Nebenfiguren (Pinguine und Affen). Daran krankte schon "Ice Age", wo Scrat meiner Meinung nach allen anderen die Show stahl. Wenn besagte Tiere auf der Leinwand erscheinen, wird's spassig. Zugegeben. Ansonsten herrschte meinerseits eher Desinteresse.
Pädagogisch ist das ganze ebenfalls ohne Wert, werden doch die Viecher im Zoo als (zum größten Teil) total glücklich und zufrieden dargestellt. Was ein Schwachsinn. Und das Zebra will am Ende nach Spanien zum Stierkampf. Äh, ja. Also da gucke ich mir lieber zum x-ten Mal "Shrek" an.
30%
#90
Geschrieben 02. September 2005, 09:41
(Fredrik von Krusenstjerna, 2000)
Wenn schon "Beruf Neonazi" nicht aufzutreiben ist, dann gucke ich mir wenigstens mal "Lost Sons" an - dachte sich der Autor. "Lost Sons" ist ein Film über den bekannten Neonazi-Aussteiger Ingo Hasselbach, der sich vor allem mit dem Verhältnis von Ingo zu seinem Vater Hans und umgekehrt beschäftigt. Mit dem Verhältnis von einem Vater und einem Sohn, die sich seit Jahren nicht gesehen und gesprochen haben.
Im Prinzip eine sehr tragische Geschichte, eine Geschichte irgendwo in der Schnittmenge von Vorwürfen, Verdrängung, Bewunderung und Verachtung, eine Geschichte ohne die Möglichkeit eines Happy Ends (?). Der Film dazu ist nicht uninteressant aufbereitet, allerdings fand ich Krusenstjernas eher nichtssagende Zwischenkommentare auf Dauer etwas enervierend.
60-70%
Besucher die dieses Thema lesen: 3
Mitglieder: 0, Gäste: 3, unsichtbare Mitglieder: 0