"If it bleeds, we can kill it!"
#301
Geschrieben 14. April 2004, 16:36
Allein schon die Verlagerung des altbekannten Italo-Western-Wüstenszenarios in eine verschneite Berglandschaft wirkt Wunder. Weg vom mehr oder weniger lässigen Marlboro-Country-Feeling hin zur großen Winterdepression.
Hier gibt es keine Helden, nicht einmal DEN Sympathisanten schlechthin (wobei sich ja eigentlich doch wie so oft der wortkarge Fremde als dieser herauskristallisiert). Dafür ein in dieser Form überraschendes Finale. Ich glaube, dass dies ein ganz besonderer Punkt in diesem Film ist. Die Handlung wirkt von Anfang an derart vorhersehbar, dass es fast schon weh tut. Selbst als Silenzio schon schwer verwundet vorm Saloon steht und sich Loco stellt, war ich immernoch der festen Auffassung, dass in Kürze Kinskis hässliches Gesicht den schneebedeckten Boden küssen wird. Aber erstens kommt es anders und zweitens als man denkt.
Großartiger Western.
#302
Geschrieben 15. April 2004, 01:35
Ich habe heute einen sehr guten Film gesehen. Nur leider war es mir kaum möglich, mich vollends auf selbigen zu konzentrieren, da ich mich noch niemals im Laufe meines bisherigen Erdendaseins mit einer solch asozialen Meute im Kino herumschlagen musste. Ich habe bis heute noch nie erlebt, dass das wilde Gekreische im Kinosaal lauter wird, als der Filmsound, man konnte manchmal kein Wort verstehen. Da muss man sich mit dem Ellenbogen anstuppsen lassen, nur um einen Kommentar wie "Geil, höhö! Voll explodiert, ey! Was 'ne dumme Tusse, höhö!" ins Gesicht geknallt zu kriegen. Gegenwirken ist zwecklos. Meine Rufe blieben unerhört. Wie soll mein Sitznachbar mich auch verstehen, wenn gleich der nächste ach so witzige Vorfall auf der Leinwand ein Gegröle provoziert, wie man es wohl sonst nur in Fußballstadien hört.
Egal, Mund abputzen. Weitermachen. Schließlich gab es wie gesagt noch einen Film zu begutachten.
"Tempo, Tempo!", ruft eine der Hauptfiguren seinen aus der Not geborenen Kameraden zu. Tempo. Einer der Punkte, die Dawn '04 auszeichnen. Zwar nur rund 100 Minuten Laufzeit, diese wiederum vollgepackt mit allem was geht. Langeweile: Fehlalarm. Scheint die Kritik des Films zunächst noch dieselbe Richtung wie das Original einzuschlagen (erste Begegnung mit den Sicherheitsleuten des Einkaufszentrums beispielsweise), so entwickelt sich alles aber später doch in eine völlig andere Richtung. Ein Punkt, über den ich bei einer späteren Sichtung (Ich. DVD. Mein Fernseher. Tür zu. Ganz allein!) gerne noch einmal nachdenken werde.
Optisch ist der Film in jedem Falle ein Leckerbissen, wobei es mir besonders die hektischen Schnitte während der finalen Straßenschlacht und so einige Vogelperspektiven angetan haben (nachdem aus eben dieser Perspektive die provisorische Bombe die Zombies in einer Druckwelle umnietet, wurde übrigens Spontan im Publikum geklatscht. Ich hätte auch gern geklatscht, konnte mich aber auf Anhieb nicht zwischen dem Bademützenträger zu meiner linken und dem Stammtischgeschichtenerzähler zu meiner rechten entscheiden).
Schluss! Aus! Toppfilm!
Nachträgliche Notiz für dich, lieber emme: Mach dich bei deiner nächsten Sichtung auf sehr geile Opening-Credits gefasst und vergiss nicht, die End-Credits auch durchlaufen zu lassen, damit Du dann nciht an der Tür stehen bleiben musst, um den Anfang des Inselgemetzels noch mitzukriegen, wie ca. 50 Leute im Kino heute. Denk daran.
Und noch eine: Emme, das war das erste Mal, dass Du auf Anhieb ein Cameo erkannt hast, ohne vorher davon irgendwo gelesen zu haben (Savini). Du bist ein Held.
Nacht!
#303
Geschrieben 16. April 2004, 15:45
Dieser Film irritiert mich. Scheinbar völlig wertfrei darf man dem Auseinanderbrechen einer Skinhead-Bande beiwohnen. Kein einziger erhobener Zeigefinger weit und breit (und wenn doch, dann nur ein ganz kleiner). Die Freundshcaft zwischen Davey und Hando zerbricht nicht an Zweifeln an ihrer Ideologie, sondern am einfachen Gefühl Liebe. Kein Infragestellen ihrer Taten.
Ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Wird "Romper Stomper" von den 'falschen Leuten' gesehen, dürfte der Weg bis zur kompletten Fehlinterpretation nicht mehr weit sein.
#304
Geschrieben 16. April 2004, 21:10
Grundsolides Filmchen, an dem es eigentlich nichts zu meckern gibt. Jedenfalls nichts, was irgendwie gravierend wäre; Logiklöcher und hölzerne Darsteller findet man schließlich in so gut wie jedem Western, warum also in diesem Fall ein Drama daraus machen. Die Figur des Django ist mir bisher noch in keinem Film begegnet, sie gefällt mir aber sehr gut (und kommt meines Erachtens sogar noch eine Spur cooler daher als Leones Eastwood).
Sonst alles wie gehabt: Dreckig, derbst atmosphärisch, nette Musik, ordentliche Schießereien mitsamt eines gelungenen Showdowns und (wie es sich gehört) ist das Finden eines Sympathisanten für den Zuschauer nicht einfach.
#305
Geschrieben 17. April 2004, 22:38
Ich hatte ganz vergessen, wie schlecht dieser Film ist, weshalb ich ihn mir im Laufe des heutigen Tages häppchenweise zu Gemüte geführt habe. Nunja, was gibt es viel über Episode I zu sagen? Nicht viel. Jeder positive Aspekt wird umgehend von einem Haufen Scheiße überrannt:
Darth Maul rockt die Bude --> Anakin Skywalker klugscheißt vor sich hin, nervt und rettet quasi im Alleingang dieses dämliche Amidalavolk vor dem sicheren Untergang (plötzlich muss ich wieder an die Turnerin aus "Vergessene Welt" denken)
Lichtschwertduell gegen Darth Maul ist eine Offenbarung --> Die Schlacht im All verkommt zu einem riesigen, stinklangweiligen Spezialeffekt. Selbiges gilt für die Schlacht 'Droiden vs. Jar-Jar-Affen'
Der schlimmste Aspekt des Films hat leider keinen positiven Gegenpart gefunden: Jar Jar Binks. Ich möchte ihn klatschen.
Ansonsten finde ich, dass die Story an sich eigentlich ganz ok ist. Hätte hier und da vielleicht ein bisschen aufregender sein können (allgemein kommt mir dieser Film viel zu 'politisch' vor), aber zum Glück hat Lucas schon drei Jahre später bewiesen, dass man es noch viel, viel schlimmer machen kann.
Daher korregiere ich mein Urteil vom letzten Sehen vor zwei Jahren (zum Kotzen) und sage nun: Ganz ok.
#306
Geschrieben 18. April 2004, 04:12
Wie nennt man eine solche Ansammlung an gepflegten Unsinnigkeiten eigentlich? Skurril? Märchenhaft? Absurd? Total bescheuert? Krank? Ich sage schlicht: Einfallsreich.
Tja, und das Fazit 'einfallsreich' ist auch gleichzeitig das einfallsreichste, was ich zu dieser fortgeschrittenen Stunde im Stande bin, in den Datenlimbus zu schicken. Jedenfalls habe ich mich sehr gut unterhalten gefühlt. Das reicht mir.
#307
Geschrieben 19. April 2004, 15:24
Ein Relikt aus längst vergangener Zeit, in der ich noch jedem DVD-Digipack hinterhergehechelt bin, die Qualität des jeweiligen Films dabei stets außer Acht lassend.
Alte und neue Erkenntnisse:
- Milla Jovovich ist zwar ein verdammt gutaussehendes Stück Fleisch, leider aber eine ganz üble Schauspielerin. Ich bin mir verhältnismäßig sicher, heute gar einen dritten ihr möglichen Gesichtsausdruck entdeckt zu haben. Und zwar gesellt sich 'entsetzt' nun zu 'traurig' und 'leer'.
- unspannend
- recht ansprechendes Titelthema
- Das Zungenvieh ist sauschlecht animiert worden. Ein solcher Totalausfall hat mir auch schon "Spawn" kaputtgemacht.
- Der klinische/sterile Look des Films gefällt mir nur bedingt.
- Nahezu alle Charaktere nerven. Seltsamerweise gefällt mir Michelle Rodriguez inzwischen ganz gut.
- supidolle Kamerafahrt am Schluss
Insgesamt stehen einige positive Aspekte leider viel zu vielen negativen gegenüber --> Scheißfilm.
#308
Geschrieben 21. April 2004, 10:05
Tom! Gleich am ersten Ton erkannt. Kann ja nur ein göttlicher Film werden.
Und tatsächlich. Nach Anlaufschwierigkeiten in der ersten Episode (Was soll das? Was will Jarmusch?) macht es doch spätestens ab etwa der Hälfte der Geschichte um den flötenden Clown einen Heidenspaß, den verschiedenen Taxifahrern bei ihren kuriosen Nachtfahrten zuzusehen. Wenn auch, wie ich leider sagen muss, einige wenige der Charaktere etwas arg überzeichnet daherkommen (z.B. Yoyo und Angela in New York), was allerdings durch die (gelegentlich unterbrochene) typische Jarmusch-Ruhe und einen herrlichen Soundtrack aus dem Hause Waits wieder wettgemacht wird.
Es drängt sich mir auf, "Night on Earth" als einen Film zum Seele baumeln lassen zu bezeichnen. Oder vielleicht auch als hervorragenden Einschlaffilm prädestiniert für nächtliche Sichtungen. Denn geschlafen habe ich nach dem stimmungsvollen Abspann wie ein Baby, was mitnichten als negativ anzusehen ist.
#309
Geschrieben 21. April 2004, 23:03
Ich weiß nicht, was dieses Frankenstein-Abenteuer an sich hat, aber irgendetwas muss es an sich haben, das mein Herz beim Ansehen des Films frohlocken lässt. War es die putzig naive Logik, mit der Frankenstein zu Werke geht? Vielleicht Cushings feines Schauspiel an sich? Möglicherweise sind aber auch die gelungenen Kameraeinstellungen (insbesondere von der Guilloutine) und Schnitte (Messer --> Axt) verantwortlich. Oder war es am Ende doch einfach nur die pure Geilheit, die Susan Denberg verbreitet? Ich glaube, es war von allem ein bisschen. Toller Film. Zwar nicht besonders spannend, aber toll!
#310
Geschrieben 22. April 2004, 23:09
Mental jetzt nicht in der Lage, etwas sinnvolles zu dieser zweiten Sichtung zu schreiben. Egal, Samstag sehe ich ihn ohnehin nochmal. Daher gilt weiterhin: Großartig!
#311
Geschrieben 23. April 2004, 21:19
Die vollen 88 Minuten wehte "The Killing" wie ein grauer Schleier durch meine Hirnwindungen. Und damit will ich nicht sagen, dass die beiden Filme vor Gemeinsamkeiten strotzen, allerdings scheint mir "Rashomon" in seiner Erzählweise ähnlich wegweisend gewesen zu sein wie Kubricks Frühwerk, doch fehlt mir noch ein passendes Pendant zu Kurosawas Film, um dies zu belegen. Das beste, was mir im Moment einfällt, sind die unsäglichen Gerichtsshows im Fernsehnachmittagsprogramm. Aber um diesen Level zu verlassen, vergleiche ich "Rashomon" lieber schlicht mit echten, ungestellten Gerichtsverhandlungen, denen ich vor längerer Zeit des öfteren beiwohnen durfte. Mehr oder weniger obliegt es dem Zuschauer, sich ein Urteil zu bilden. Welche Version erscheint am realistischsten? Wo liegen Unstimmigkeiten? Wer macht Fehler? Welche Anlässe zum Lügen sind denkbar? Wer will sich schlicht rauswinden?
Du lieber Himmel. Dieser Film entwickelt eine Tiefe, derer ich mir glaube ich jetzt, nach dieser ersten Sichtung, noch gar nicht richtig bewusst bin. Auch ist dies mein erster Kurosawa, bei dem ich keinen Moment meiner Aufmerksamkeit an handwerkliche Raffinessen 'verschwendet' habe. Viel zu aufregend ist er, als dass ich für solche Dinge noch Augen haben könnte.
Zweite Sichtung folgt garantiert. Ich bin regelrecht begeistert bis aus dem Häuschen!
#312
Geschrieben 25. April 2004, 14:02
Mein erster zaghafter Gehversuch in der Welt von Werner Herzog und Klaus Kinski. Unbeeindruckt hat mich "Aguirre" jedenfalls nicht zurückgelassen, denn am Ende des Abspanns fühlte ich mich geradezu verpflichtet, mir den Film gleich nochmal anzuschauen. Diesmal mit dem auf der DVD enthaltenen Audiokommentar von Werner Herzog und jemand anderem (hab Namen und Funktion dieses Herren schon wieder vergessen). Mir fehlen doch ein wenig die Worte (so dämlich das auch immer klingt).
Grandios (also der Film)!
#313
Geschrieben 28. April 2004, 09:39
Mit dem Konzept dieser sechsteiligen Reihe musste ich erst nach und nach warmwerden. Sah meine Reaktion nach der ersten Episode noch aus wie "Was soll der Scheiß?", freundete ich mich von Episode zu Episode besser mit John Luries stets melodramatisch angehauchten Ausflügen an. Nachdem während der Reise mit Tom Waits schon so mancher furztrockener Spruch des über jeden Zweifel erhabenen Erzählers mein Herz erquicken ließ, so ward das Eis endgültig beim markerschütternden, Matt Dillon und John bestärkenden Choral gebrochen. Von nun an ging es stets bergauf, wenn auch der Hopper-Zweiteiler zu keinem Zeitpunkt die Klasse des Intermezzos auf dem zugefrorenen See in Maine erreichen konnte.
Insgesamt ein Schwachsinnsprodukt allererster Güte.
#314
Geschrieben 28. April 2004, 15:25
Erster bewusst gesehener Hitchcock, recht spannend, dolle Traumsequenz (schon allein dafür lohnt sich das Ansehen), feine Kamera, unsympathische Hauptdarsteller. Punkt.
#315
Geschrieben 29. April 2004, 19:17
Immer wieder ein sehr 'flairiger' Film. Detailreich bis zum geht nicht mehr. Es gibt nichts, was ich nicht schon in meinem ersten Eintrag vor ein paar Monaten geschrieben habe. Daher schlicht: Wie üblich toll.
#316
Geschrieben 29. April 2004, 20:17
Schon lange nicht mehr, aber dennoch oft, gesehen. Ein für mich typischer WWID-Film. Story toll, Murray toll, Film toll. Danke.
Die nächsten Einträge werden vielleicht wieder länger.
#317
Geschrieben 30. April 2004, 16:04
Dieses famose Stück deutscher Kinogeschichte gönnt sich den Luxus, auf so manche stilistische Feinheit wie etwa Handlung und Spannungsbogen zu verzichten. Und das ist ja grad das tolle an "Praxis Dr. Hasenbein": Der Film schwankt zu jedem Zeitpunkt zwischen Krönung des europäischen Autorenkinos und dem letzten Schwachsinn auf Erden. Entscheiden will ich mich für keins von beidem. Noch nicht.
#318
Geschrieben 01. Mai 2004, 16:06
Ich denke, dass Quentin Tarantino hier eine gelungenge Fortsetzung/zweite Filmhälfte abgeliefert hat. Allerdings gilt dies meiner Meinung nach auch nur, wenn man "Vol. 2" als Fortsetzung und eben nicht als zweite Filmhälfte sieht. Warum? In der gegebenen Szenenfolge stimmt imho der Spannungsbogen oder was weiß ich und vor allem das Tempo überhaupt nicht. Den Zuschauer nach einem irrwitzig schnellen Mittelteil mit einem vergleichsweise lahmen Showdown zu belohnen.... ich weiß nicht.
Also, wie gesagt, in dieser Form als angemessenes Finale eines kompletten Films unbrauchbar, andererseits funktioniert dieser Film als reine Forsetzung der Ereignisse des ersten Teils, ohne mit ihm zu verschmelzen, einfach wunderbar. Sämtliche Hintergrundinformationen, die für den Verlauf der Handlung relevant sind, werden dem Zuschauer gewohnt tarantinoesque verpackt präsentiert, die Handlung wird brav vorangetrieben und Konflikte gelöst. Zusätzlich gibt es noch (wenn auch nicht ganz so viel wie noch in Teil 1) genügend Anspielungen auf verschiedene Eastern, Western und sonstige Filme asiatischer, europäischer und amerikanischer Machart, die das Herz des gemeinen Filmfreundes erquicken. Ein einziges Rätsel wird mir wohl das Brimborium um den Namen der Braut bleiben. Zwar erfährt man ihn recht bald, aber das Gefühl, dass dadurch etwas gewonnen wurde, will sich nicht so recht einstellen. Dies ist allerdings auch schon das einzige, was in an Volume 2 zu bemängeln habe. Nach dem ständigen Gewese mit dem Piepton hatte ich da einfach irgendwas interessantes erwartet. Was das genau ist/war, kann ich auch nicht sagen.
Dem Tempo des Films angemessen, findet das entscheidende Duell 'in aller Ruhe' am Tisch sitzend statt. Zu keinem Zeitpunkt dieses Duells (sei es nun der Kampf an sich oder das 'vorentscheidene' Rededuell (im übrigen absolut tarantino) zuvor) kommt so etwas wie Hektik auf. Ein Kniff, den ich in dieser Form nicht erwartet hätte. Eher rechnete ich mit einem ähnlich furiosen Finale wie es Volume 1 noch zu bieten hatte; den daraus resultierenden Stilbruch innerhalb von Volume 2 mal außern vorgelassen. Mir gefällt das Ende so wie es ist sehr gut.
Überdurchschnittlich lange Rede, kurzer Sinn: geiler Film.
#319
Geschrieben 02. Mai 2004, 11:12
Ich habe mir sagen lassen, dass diese Familiensaga in der Erinnerung unglaublich stark wächst. Das will ich auch hoffen, denn zum jetzigen Zeitpunkt sehe ich mich noch einem hoffnungslos durchwachsenen Film gegenüber, der lediglich durch seine skurrilen Charaktere (allen voran die drei Tennenbaum-Kinder) und die theaterhafte Inszenierung (die zahlreich vertretenen 'Frontalansichten' sind zwar gewöhnungsbedürftig, wirken aber mit fortlaufender Zeit recht stimmig) zu glänzen vermag. Was ihm fehlt, ist eine klare Linie und mehr Sorgfalt bei der Ausarbeitung der verschiedenen Erzählstränge. Es wirkt alles irgendwie so dahingerotzt, unausgegoren, unspektakulär. Hierzu will mir nichteinmal ein genaues Beispiel einfallen, denn dieses Phänomen zieht sich meines Erachtens durch den ganzen Film.
#320
Geschrieben 02. Mai 2004, 21:42
Wie schon "Aguirre" vor einer Woche löst dieser, mein zweiter, Herzog in mir ein ganz seltsames Gefühl aus; das Gefühl, etwas ganz Großem beigewohnt zu haben. Ich bin abermals regelrecht erschlagen von der quasi nahtlosen Aneinanderreihung kameratechnischer Kabinettstückchen. Hinzu kommen der insgesamt arg minimalistische Soundtrack, die schauspielerischen Glanzleistungen (muss man Kinski hier überhaupt noch erwähnen?), die ihresgleichen suchende Atmosphäre und, und, und. Doch genug des haltlosen Schwelgens. Zeit für ein weiteres furztrockenes Schlussurteil: Groovy.
#321
Geschrieben 04. Mai 2004, 19:05
Ein Film, den ich zuletzt kurz nach der Videoveröffentlichung vor ca. 6 Jahren gesehen habe (manchmal wünsche ich mir die selige Zeit zurück, in der man noch bequem seine Mutter zur Videothek schicken musste und selbst den Arsch nicht zu bewegen brauchte). Dennoch konnte ich mich bei der gestrigen Sichtung an beinahe alles wichtige erinnern. Dies ist für mich höchst verwunderlich, wenn ich mich beispielsweise bis zum entsprechenden DVD-Kauf nicht mehr an das Ende von "Kill Bill: Vol. 1" erinnern konnte. Aber ich find's toll. So musste ich mich nicht mit Nebensächlichkeiten wie Handlung und Auflösung selbiger aufhalten und konnte dem Film genauer auf den Zahn fühlen.
Ich muss ganz platt feststellen, dass mir bisher ein Großteil der parodistischen Elemente, die "Scream" zu bieten hat, entgangen ist. So war ich mir der stellenweise (eigentlich fast immer) zu beobachtenden Tollpatschigkeit des Killers gar nicht richtig bewusst, obwohl dieses Verhalten ja in einem krassen Gegensatz zu der Vorgehensweise eines Michael M. oder Jason V. steht; beide ihres Zeichens unbesiegbare Tötungsmaschinen, die sich nur selten bis überhaupt nie Fehler erlauben und ihre Opfer stets zuverlässig zur Strecke bringen.
Auch sehr schön die Szene, in der Sidney (sinngemäß) von "vollbusigen Tussen, die immer die Treppe hinauf- statt zur Tür herausrennen" spricht, um nur kruze Zeit später den gleichen Fehler zu begehen. Solche spaßigen Details ziehen sich durch den ganzen Film.
Diese Art von humor macht diese Slasher-Parodie/Hommage (bin mir unsicher, welcher Begriff am besten passt) für mich auch um einiges lustiger als solche Ergüsse wie "Scary Movie".
Größer als ich dachte.
#322
Geschrieben 05. Mai 2004, 22:44
Die erneute Sichtung dieses spaßigen, herzerfrischenden Stück Films hat mir keinerlei neue Erkenntnisse offenbart. (Was zu erwarten war.) Außer vielleicht: Früher waren die deutschen Synchros deutlich besser.
#323
Geschrieben 07. Mai 2004, 13:58
Erst bei der vorgestrigen, insgesamt dritten, Sichtung des Films, fiel mir dieses sonderbare Szenario auf: Die drei Herren zermartern sich das Hirn darüber, wer der denn nun die fiese Ratte sein könnte, gehen gar aufeinander los, während im Hintergrund der wahre Verräter bereits schwer getroffen, blutend, sterbend am Boden, quasi auf dem Präsentierteller, liegt. Zwar nicht unbedingt DIE Erkenntnis schlechthin, aber ich fand's irgendwie zum Kaputtlachen.
Naja, ansonsten ist mir aufgefallen, dass "Reservoir Dogs" tatsächlich noch mein Lieblings-Tarantino werden könnte, wobei ich "Jackie Brown" bisher (aus mir nicht weiter erklärbaren Gründen. hab den Film schon oft genug in der Hand gehabt) noch nicht gesehen habe. Mir persönlich gefällt er (RD) jedenfalls inzwischen besser als "Pulp Fiction", was allerdings auch mit dem Phänomen des "Totsehens" zusammenhängen könnte.
#324
Geschrieben 07. Mai 2004, 14:18
Zum dritten Mal gesehen, erstmals in der englischen Sprachfassung, was den Film (wie eigentlich alle Tarantino-Werke) nochmals ein wenig aufwertet.
Was ist mir außerdem aufgefallen?
- wirkten die Stilwechsel Farbe/Schwarzweiß beim letzten Mal noch etwas holprig, so gefielen sie mir diesmal wieder sehr gut --> ein Teufelskreis. Nun möchte ich doch wenigstens ein Mal die japanische Schnittfassung sehen, nachdem mir das bisher eigentlich weniger wichtig erschien.
- das Tempo, welches Vol. 1vorlegt, ist weiterhin atemberaubend und in meinem Augen einer der größten Pluspunkte des Films
- der Film wächst mit jedem Sehen mehr und mehr (vor allem kann ich Uma Thurmans Arbeit immer mehr abgewinnen) und darf sich vorläufig mit "Reservoir Dogs" (s.o.) um den Titel des für mich gelungensten Tarantinos kloppen.
#325
Geschrieben 07. Mai 2004, 14:41
Die Nacht der 2002er Literaturkurs-Abschlussarbeiten Teil 1!
Aus einer Laune heraus beschloss ich in der vergangenen Nacht, die Ergüsse der Filmgruppe meines Abiturjahrgangs noch einmal unter die Lupe zu nehmen.
Dieser erste Titel der Reihe (insgesamt wurden drei Filmchen fabriziert) stellt den kläglichen Versuch dar, eine verschachtelte Erzählweise im Stil von "Pulp Fiction" zu kopieren. Dieses Unternehmen ist schlicht gescheitert. Stroytechnisch wurde viel zu langatmig und mit zu wenig Pepp zu Werke gegangen (irgendwann kann man einfach nicht mehr darüber lachen, wenn der allseitsbeliebte Klassenclown zum zwanzigsten Mal mit seiner dämlichen Ledermütze samt angeklebter Metal-Mähne einen dummen Spruch vom Stapel lässt). Was ich allerdings positiv hervorheben muss, ist die Genauigkeit, mir der am Film gearbeitet wurde. Beispielsweise ist mir nicht ein einziger (!) Anschlussfehler aufgefallen; und drohte gelegentlich einer, so wurde dieser dennoch souverän umschifft. Außerdem kommt dem Film zu gute, dass der Kameramann schon etwas von seinem Handwerk versteht. Hier gibts kein Wackeln, keine farblosen Aufnahmen und vor allem (was nun nichts mehr mit der Kamera zu tun hat) saubere Schnitte.
Manche Sequenzen erscheinen schlicht überflüssig. So wird zum Beispiel gezeigt, wie zwei der Hauptdarsteller in ein Flugzeug nach Mallorca steigen. Diese Szene treibt die Handlung kein wenig voran und will dem Kursleher wohl nur verdeutlichen, dass man sich die Mühe gemacht hat, eine Drehgenehmigung für das Gelände des Paderborner Flughafens zu erlangen. Nungut: Auch das Posertum sollte in einem jeden Literaturkurs-Film bedient werden. Nur schade, dass man dem Zuschauer nach diesem fulminaten Flughafenszenario einen dreckigen Löschteich irgendwo im Kreis Gütersloh als Mittelmeerstarand verkaufen wollte.
Fazit: Formal der vielleicht beste Film, den die fragwürdige Einrichtung des Literaturkurses in all den Jahren hervorgebracht hat, doch ist die Story leider fün Arsch. Positiv anzumerken ist noch, dass der bekannte ehemalige NRW-Auswahl-Basketballspieler Sebastian Temme einen faszinierenden Gastauftritt als Türöffner hat.
#326
Geschrieben 07. Mai 2004, 14:58
Die Nacht der 2002er Literaturkurs-Abschlussarbeiten Teil 2!
DAS ist eine Story:
Harry Hansen (Alkoholiker, Fließbandarbeiter, Fahrradfahrer) hat kein Geld. Um dies zu ändern, überfällt er den Edeka seiner Frau und nimmt diese als Geisel, als ihn die mit Pfeil und Bogen bewaffnete Polizeistaffel zur Aufgabe zwingt. Auch im Edeka: Ein verzweifelter junger Mann, dem nur noch wenige Minuten bis zur Abholung seines Lottogewinns in Höhe von 1.000.000€ bleiben.
Nun nimmt das Schicksal seinen Lauf: Ein Polizist bekommt Nervenflattern, feuert unbeabsichtigt einen Pfeil ab, trifft die Frau Hansens im Unterleib --> Rollstuhl. Hansen selbst kann fliehen, da einer der Polizisten, offenbar betrunken, den Zünschlüssel des Einsatzwagens zerbröselt. Der gestresste Lottogewinner macht sich vom Acker, baut jedoch in seiner Hast einen Autounfall und kommt nicht mehr rehctzeitig bei der Lottogesellschaft an. Glück für die Hansens: Der Leiter der Lottogesellschaft liest von dem Überfal in der Zeitung und beschließt, das Geld der armen, zum Pflegefall gewordenen Frau Hansen zu schenken. Auflösung: Bei der Geldübergabe verkündet Hansen lauthals. "Boah! Dann hätte ich den Edeka ja gar nicht zu überfallen brauchen!"
Tja, schön blöd, Trottel. Denk mal drüber nach.....
Naja, natürlich habe ich es auch hier mit keiner cineastischen Glanzleistung zu tun, aber immerhin haben die Macher dieses Projekts selbiges nicht so bierernst genommen wie die obigen, was dem Film tatsächlich einen gewissen Charme verleiht.
#327
Geschrieben 07. Mai 2004, 15:02
Die Nacht der 2002er Literaturkurs-Abschlussarbeiten Teil 3!
Keine Geld für neue Videobänder? Kein Thema! Muss man eben gewissenhaft zu Werke gehen. Der Hauptdarsteller grinst bei seinem Selbstmord wie ein Honigkuchenpferd? Draufhalten, merkt eh keiner!
Was ich damit sagen will: Der Film ist scheiße. Es gibt absolut keinen positiven Aspekt. Punkt.
Halt! Wie konnte ich diesen Dialog vergessen:
"Mein Herz schlägt für den Fußball!!"
- "Und mein Herz schlägt für dich..."
Süß.
Literaturkurs-Abschlussurteil: Welch ein Glück, dass ich mich damals für die Theatergruppe entschieden habe.
#328
Geschrieben 08. Mai 2004, 14:30
Einer meiner Schwankungsfilme:
Erste Sichtung: Naja....
Zweite Sichtung: Coooooooooooool....
Dritte Sichtung: Bäääääääääääääh.....
Vierte Sichtung (gestern): Geilo. Irgendwie ein verdammt derber Schlag ins Gesicht der 80er Slasherfans. Berücksichtigt man, welch teils hirnlose Ergüsse des Horrorgenres um 1987 das Licht der Leinwand erblickten, kann man hier doch von einem mehr als ordentlichen Film sprechen. Für ein abschließendes (?) Urteil muss ich Pinheads ersten Auftritt vermutlich noch weitere vier Mal sehen.
#329
Geschrieben 08. Mai 2004, 14:45
Mein zweiter Ausflug in die Welt des Hammer-Horrors. Auch dieser ist als geglückt anzusehen, wenn mir auch das kürzlich gesehene Frankenstein-Intermezzo besser gefallen hat.
Dennoch ist der Film richtig geil: Hier werden Leichen ausgebuddelt, ein Haus niedergebrannt, mysteriöse Kulte zelebriert und Frauen geschlagen. Dazu noch skeptische, Fremdlinge verachtende Hinterwäldler und die ein oder andere Person, die (genau wie der Zuschauer) vorher schon alles am besten gewusst hat - fertig ist ein herrlich altmodisches Filmvergnügen, das Freude macht.
#330
Geschrieben 08. Mai 2004, 14:54
Noch ein Schwankungsfilm von mir.
Erste Sichtung: Määäääääh....
Zweite Sichtung: Hossa....
Dritte Sichtung (heute): Naja....
Einerseits bietet der Film wirklich Horror vom Feinsten, dem es kaum an etwas mangelt, die erstklassig designten Cenobites um Pinhead kommen deutlich öfter zum Zug, als noch im Vorgänger und allgemein ist der Film ziemlich spannend. Trotzdem gibt es etwas, dass mich tierisch stört, und zwar wirkt der Film bei aller Liebe zum Detail auf mich ziemlich überladen. Hier ein Konflikt, da ein Konflikt, hier ein verzweifelter Höllenbewohner, da ein verzweifelter Höllenbewohner....
Hier wurde einfach viel zu viel in die recht kurze Lauflänge gepackt. Die ein oder andere Minute mehr, oder die ein oder andere Figur weniger hätten "Hellbound" gutgetan.
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