"If it bleeds, we can kill it!"
#481
Geschrieben 09. Juni 2009, 07:54
(High Noon) / USA 1952 / DVD
In meinem Eintrag zu RIO BRAVO hatte ich eher flappsig - und anhand von UNSERE KLEINE FARM - über die Verbindung zwischen Countrymusik und Westernfilmen sinniert. Das Flappsige muss ich bei der Betrachtung von HIGH NOON jedoch schnellstens in den 12Uhr-Zug setzen und in die Prärie schicken, fungiert das eingängige Titelstück doch nicht zuletzt als omnipräsenter Dauerkommentar zur Handlung, der die Anspannung erst in der letzten Szene ("...until I shoot Frank Miller dead...") aufzulösen in der Lage ist. Der Musikkommentar bietet hier meines Erachtens gar noch das wesentlich stärkere Bild als das Stern-in-den-Staub-Werfen Kanes, welches den Film natürlich ebenso auf den Punkt bringt. Der Rest ist Hass.
#482
Geschrieben 11. Juni 2009, 18:35
(The Curious Case of Benjamin Button) / USA 2008 / DVD
Ein Film von einzigartiger Dümpelhaftigkeit! Wenn er wenigstens richtig schlecht wäre. Dann gäbe es zumindest genug Stoff für einen zünftigen Verriss. Aber sowas gibt's in meinem Filmtagebuch ja sowieso nie. Wohlan. Wenn ich BENJAMIN BUTTON schon sonst nicht viel abgewinnen kann, dann will ich ihn aber doch als Demonstration eines gelungenen Make-Up des Alters loben; dies allerdings einzig und allein auf den Charakter Brad Pitts bezogen, da der Film sein Budget auf das Aussehen seines Hauptdarstellers verballert und für die restlichen, alternden Figuren am Ende doch nur eine graue Perrücke übrig bleibt.
Der Rest des Films, mein Eingangssatz lässt es vermuten, eiert so vor sich hin, traut dem Zuschauer nichts zu, streut unaufregende Versatzstücke dessen, was irgendwann vielleicht ein Motiv hätte werden können, und scheint sich in seiner Einfallslosigkeit zudem recht gut zu gefallen. Die Grundidee kann den Film bei weitem nicht über die Zeit retten. Schade und egal.
#483
Geschrieben 12. Juni 2009, 23:28
(Revolutionary Road) / Großbritannien, USA 2008 / DVD
Der beste Film, den ich dieses Jahr gesehen habe. Treibt das Duell zwischen Wort und Tat gar so weit, dass ich versuche, in der markant senkrechten Stirnfalte Leonardo DiCaprios, die dessen Gesicht, ergänzt durch sein Kinngrübchen, in zwei Hälften zu teilen scheint, das zweiwertige Paar aus freiwilliger Gefangenschaft und dem nie verwirklichten Fluchtwunsch unterstreichen. Ein selten dämlicher und grammatisch höchst falscher Satz. Vielleicht braucht es auch hier einen Schwachköpfigen, der den Irrsinn durchschaut.
#484
Geschrieben 12. Juni 2009, 23:47
(Terminator Salvation) / USA u.a. 2009 / Kino
"Hach, die schöne Terminatormusik..", schwelgte einer meiner Mitstreiter nach der Vorstellung so vor sich hin. Ja, die schöne Musik. Die ganze Zeit habe ich darauf gewartet, dass sie kommt. Stattdessen gab es einige unausgegorene Variationen des Soundtracks zum zweiten Teil. Totalschaden in dieser Hinsicht. Der Rest des Films geht dafür in Ordnung. Dies gilt auch für die Titelsequenz, die eine schöne Reminiszens an den Ur-Film darstellt bzw. darstellen würde, würde sie denn auch in den deutschen Kinos ihr Ergebnis erst mit ihrem Ende preisgeben. Zum Glück wird der Filmtitel hier (ich nehme jedenfalls mal an, dass dies einen Geniestreich des deutschen Verleihs darstellt) schon vorher eingeblendet.
Zumindest zu Teilen hing das Gelingen eines Terminator-Films in der Vergangenheit von den Weiterentwicklungen der zentralen Robotergestalten de Werke ab und hier gibt sich SALVATION absolut keine blöße und serviert in der Figur des Marcus mal eben den diskursiven Kulminationspunkt aller nur erdenklichen, in den Vorgängerfilmen und der kurzlebigen TV-Serie vorgeschlagenen Anthropomorphisierungsstrategien der Maschine. Diese Figur eröffnet soviele Möglichkeiten, dass man, wie im Film so schön zitiert, verrückt werden könnte. Eine Möglichkeit nutzt der Film denn auch gleich und lässt Marcus zunächst eine neutrale Position im konflikt zwischen Menschen und Skynet einnehmen, wie es sie in den Vorgängern nie gab. TERMINATOR SALVATION kann es sich dann aber doch nicht entgehen lassen, die Schöpfung sich gegen ihren Schöpfer richten zu lassen, der ja auch nur durch das Erheben gegen seinen Schöpfer selbst zum Schöpfer werden konnte. Ich hätte es wahrscheinlich nicht anders gemacht. Das Kreiseln der Zuschauergehirne wäre es mir allemal wert gewesen.
Angesichts von Marcus verblassen dann auch die vielen kleineren und größeren Ärgernisse, die sich gegen TERMINATOR SALVATION problemlos ins Feld führen ließen. Aber dazu bin ich einfach zu gespannt, wie es vielleicht in Zukunft mit der Reihe und seinen neuen Maschinen weiter gehen wird.
#485
Geschrieben 15. Juni 2009, 22:08
(Transformers) / USA 2007 / DVD
Gemessen an der Laufzeit von beinahe zweieinhalb Stunden gibt es von meiner Seite aus überraschend wenig zu TRANSFORMERS mitzuteilen, bot sich mir doch ein zuweilen bis zur Unkenntlichkeit (was sowohl die Bildgestaltung als auch das Verknüpfen von Handlungszusammenhängen angeht) aufgeblasener Haufen Film, der dabei auch noch bemerkenswert wenig aufregend oder gar mitreißend riecht. Der Film lässt sich an viel zu vielen Stellen viel zu viel Zeit, um viel zu wenig zu sagen, führt einen Charakter nach dem anderen ein, von denen ein jeder noch weniger zu sagen hat als der vorherige.
Zeigen will TRANSFORMERS dafür aber jede Menge. Doch das Gezeigte, es macht einfach kaum Spaß. Auch die sicher als Hauptattraktion des Films vorgesehenen Roboter können diesen nicht vor seinem Egalsein bewahren. Zu sehr sind die Figuren in militärische Strukturen integriert, was auch für die ganzen Geschichte gilt, als dass es am Ende auch nur den geringsten Unterschied machen würde, ob da zwei Roboter gegeneinander kämpfen oder sich zwei menschliche Soldaten einen Kampf mit Nah- und Fernkampfwaffen samt lahmer Inszenierung liefern. In diesem Zusammenhang habe ich ohnehin das Gefühl, während des Films wesentlich häufiger irgendwelche Militäreinheiten gegen Sandwanzen kämpfen gesehen zu haben als irgendwelche Roboter. Ach, was soll's, mit jeder Zeile würde ich mich nur wiederholen und doch keinen Schritt vorwärts kommen. In jedem Falle wurde hier eine Menge - und dies wirklich hauptsächlich wegen der unkompakten Inszenierung - verschenkt.
Eines aber will ich dann doch nicht unerwähnt lassen: Als nur entfernter Kenner der TV-Serie und ehemaliger Besitzer nur einer einzigen Transformers-Actionfigur (ein kleines weiß-rotes Flugzeug) bin ich heute zum ersten Mal auf den Namen der Figur Starscream gestoßen. Ein Wort von solch purer und unvorstellbarer Energie... Wäre ich Hippie, mein Erstgeborener würde diesen Namen zweifellos erhalten.
#486
Geschrieben 22. Juni 2009, 22:29
(King Kong) / USA 1933 / TV-Ausstrahlung
Ein mehr als wohltuendes Gegenmodell zum letztwöchigen TRANSFORMERS mit zwar spektakulären, aber meist doch eher zweckdienlich denn ermüdend eingesetzten, optischen Effekten. Klar, KING KONG will zeigen und das macht er auch - und dies hier und da vielleicht auch einen Tacken zu viel beziehungsweise lang. Aber die Art und Weise entschädigt vollends. Mit Mitteln, die nicht einmal entfernt mit dem heute Möglichen vergleichbar sind, gelingt es den Machern, seinem völlig zu Recht im Cast aufgeführten Affenkönig leben einzuflößen, hierbei Tierisches und Menschliches zu gleichen Teilen in der Figur (es bleibt hier nicht beim bloßen Effekt!) verschmelzen zu lassen.
Das gelungene Spektakel vermag zuweilen von den zahlreichen und geschickt miteinander verwobenen Ebenen des Films abzulenken. Alles beginnt an Bord des Schiffs mit einem metafiktionalen Gespräch über das Filmemachen Denhams, das vorwegzugreifen und zu verschlüssen gleichermaßen imstande ist. Zudem führt es in die Schaulustkritik des Werks ein. Während der Affenpräsentation am Schluss führt Denham dem Publikum in seiner kurzen Rede deren Neugier und Sensationsgeilheit gar noch wörtlich vor. Ein Film, der Schaulust zwar nicht verurteilt, doch zumindest harsch kritisiert, aber gleichzeitig in seinem achten Weltwunder den zur Entstehungszeit wohl ultimativen filmischen Prollgegenstand in der Hinterhand hat, der die Massen ins Kino zu locken, ihre Schaulust zu befriedigen vermag. Ich bin mir noch nicht sicher, ob ich das vollkommen bescheuert finden oder zum Geniestreich erheben soll. Doch warum groß darüber nachdenken - ich werde mich ja doch für letzteres entscheiden!
Zuletzt noch ein wenig Spinnerei: Das Gebaren des Carl Denham hat mich immer wieder stark an Werner Herzog erinnert, seines Zeichens ebenso ein Jäger des authentischen (notfalls durch Eingriff herbeigeführt) und am besten auch noch gleich unmöglichen Bildes. Denham, durch eine Schlucht von diesem getrennt, muss Driscoll ziehen, ihn das Monstrum alleine aufspüren lassen. Alles was ihm später von dieser Jagd bleiben wird, ist die Erzählung Driscolls und Anns. Solch ein für den Filmemacher ärgerliches Erlebnis dürfte Herzog in der Kameraübergabe an Reinhold Messner gehabt haben, wohlwissend, dass er selbst den Gipfel in GASHERBRUM nicht wird erreichen können. Wie gesagt, ein bisschen Spinnerei meinerseits. Aber so etwas muss auch mal drin sein.
#487
Geschrieben 28. Juni 2009, 18:17
(Superman III) / USA 1983 / TV-Ausstrahlung
Bei all seiner offenkundigen Dusseligkeit vermag SUPERMAN III es trotzdem, dem Zuschauer so manchen Brocken vor die Füße zu schmeißen: Technophobia allenthalben, Energiekrise, supermännische Kaffeemarktregulierung und eine denkwürdige Ich-Spaltung bestimmen den Film, letztere bildgeworden mit der metaphorischen Eleganz einer geplatzten Mettwurst. Die angerissenen Diskurse, insbesondere die zaghafte Dekonstruktion (oder vielmehr Versaufnasung) der Figur des Superman sind nun auch alles andere als uninteressant, doch mangelt es ihnen an einer eingehenderen Ausarbeitung. Da kommt dann der groteske Supercomputer, die Erfindung, die sich gegen seinen Erfinder richtet, um daraufhin selbst weiter zu erfinden, noch am stärksten differenziert daher. Doch will ich auch dies nur mit äußerster Vorsicht behaupten.
Und doch sorgt SUPERMAN III bei jeder Sichtung (wenn auch die letzte gewiss schon zehn Jahre zurückliegen mag) für wohlige Wärme in meinem Herzen. Ich hatte ihn einst als ersten Film der Reihe vollständig gesehen, die entsprechende TV-Aufnahme bis zur Vergasung angeschaut und die anderen Teile erst Jahre später nachgeholt. Die gefielen mir aber alle (bis auf den vierten!) nicht mehr so gut, hatten sie doch allesamt (auch hier: außer dem vierten!) kaum etwas mit der episodischen Abgedrehtheit des dritten Teils zu tun.
Kindheitsklassiker. Erfolgreich geprüft.
#488
Geschrieben 10. Juli 2009, 23:26
(Transformers: Revenge Of The Fallen) / USA 2009 / Kino
An sich könnte ich meinen Eintrag zu TRANSFORMERS nehmen, hinter den Filmtitel eine "2" pappen und fertig. Viel geändert hat sich im Transformersland anscheinend nicht: Nichts erzählen, vieles zeigen! Der zweite Teil zeigt aber wiederum viel ZU viel, als dass ich den Eintrag unverändert stehen lassen könnte, denn noch viel stärker als im ersten Teil reiht sich hier eine Peinlichkeit an die nächste, zumeist hervorgerufen durch ein präpubertäres Humorverständnis der Macher, wobei aber der Erfolg hier angesichts des vergnügt gröhlenden Kinopublikums recht gibt. Trotzdem: Ich brauche auch im zweiten Teil einer Spielzeugverfilmung keinen rolligen Kleinroboter, der Megan Fox' Bein rammelt oder einen Megazord, der über einer Pyramide seine Eier baumeln lässt. Auch benötige ich keine Actionsequenzen, die entweder (Waldsequenz) allzu deutlich Videospiele vom Schlage eines GOD OF WAR zitieren oder in ihrer wahllosen Aufgeblasenheit zur völligen Belanglosigkeit verkommen. Und der Endkampf ist dann ja auch nicht mal mehr aufgeblasen, sondern nur noch dünn und egal.
Am besten hat mir das erste bildliche Auftreten von Megan Fox gefallen. Nicht wegen der ansehnlichen Rückseite der Hauptdarstellerin, sondern wegen ihrer hier gezeigten Tätigkeit als Tatoo Artist für ein Motorrad. Soll ich's lesen als Sehnsucht nach Menschwerdung der Maschine oder Maschinenwerdung des Menschen? Ich überlege es mir noch. In jedem Falle aber gilt: Eine der wenigen wirklich gelungenen Anthropomorphisierungsstrategien der Maschine. Interessanter Weise aber auch der vielleicht einzigen Maschine im Laufe des viel zu langen Films, die voller Gnade ihre Fresse hält.
#489
Geschrieben 11. Juli 2009, 19:28
(Brüno) / USA 2009 / Kino
Gerne und viel habe ich während der Kinosichtung gelacht. Viel zu stark hatte mich Cohens bissige Plumpheit in ihren Bann gezogen, als dass ich anders auf das Gesehene hätte reagieren können. Freilich wird hier aber das Rad nicht neu erfunden, sind doch die Handlungen und Figurenkonstellationen von BRÜNO nahezu identisch mit denen eines BORAT. Zudem kommt Brüno trotz der unbestritten heftigen Überzeichnung beider Charaktere deutlich weniger authentisch daher als sein kasachischer Vorgänger (sofern eine Vorstellung von Authentizität im Zusammenhang mit solchen Figuren überhaupt zu greifen vermag).
Doch was soll das Gemeckere? Ich will mich lieber über die vielen gelungenen Momente des Films freuen, allen voran die Vorführung des ätzend tumben Talk-Show-Mobs oder Brünos Gespräche mit Schwulenbekehrern. Zudem bietet BRÜNO Scooter als Eröffnungsmusik und eine unglaubliche Friedenstaubenhymne zum Schluss, die sich gleichberechtigt mit dem einer legendären SCRUBS-Folge entnommenen 'Guy Love' den goldenen Thron der Balladen der homoerotischen Fröhlichkeit teilen darf. Mehr kann nicht zu wollen sein!
#490
Geschrieben 04. August 2009, 22:43
(Raiders Of The Lost Ark) / USA 1981 / DVD
Nach wochenlanger Filmabstinenz habe ich mich für eine Neubetrachtung der ersten drei Indy-Filme entschieden. Den vierten lasse ich vorerst aus, dies aber nicht etwa, weil er mir nicht gefällt (seit dem desaströsen Kinobesuch ist er eigentlich nur gewachsen), sondern weil ein Film von 2008 keinen Platz in meinem von nostalgischen Kräften getriebenen Plan finden konnte.
Ein weiterer Antrieb findet sich sicherlich auch im letztwöchigen Genuss des ersten Drittels des großartigen Videospiels LEGO INDIANA JONES. Auf wenige Abschnitte komprimiert gelang es diesem Werk, das Flair von RAIDERS OF THE LOST ARK, wie auch die wesentlichen Filminhalte, in höchst ansprechender Form auf den Bildschirm zu zaubern. Prädestiniert zu weitgehend verlustfreien Videospielumsetzungen scheint Spielbergs und Lucas' Filmreihe ohnehin zu sein. Die episodische und grundbewegungsreiche (Rennen, Fahren, Springen, Schießen) Struktur der Filme dürfte hier in hohem Maße hilfreich sein.
Verwundert war ich heute allerdings ob der Feststellung, dass auch RAIDERS OF THE LOST ARK eine solche episodische Struktur aufweist und sich, von wenigen ruhigen Sequenzen zu Beginn und in Kairo abgesehen, eine Rasantheit an die nächste reiht. Nicht, dass das schlimm wäre oder dem Spaß am Film im Wege stehen würde, doch hatte ich ihn einfach wesentlich breiter in Erinnerung.
Schwierig gestaltete sich auch das Herauslösen des Jones-Charakters aus seiner seit meiner Kindheit festgelegten Rolle als sprücheklopfender Haudegen, um die Figur etwas nüchterner Betrachten zu können. Vielleicht als eine Symbiose aus Traditionellem und Fortschrittlichem. Würde sich in Anbetracht dessen, dass Jones sich als peitschenschwingender Antiquitätenjäger verdingt, der aber auch mal die Pistole zückt, ja anbieten. Was auch immer das Heißen mag.
Geklappt hat es aber nicht. Der reine, weitgehend unreflektierte Filmgenuss obsiegte heute deutlich. Ist doch auch mal ganz schön.
#491
Geschrieben 06. August 2009, 17:56
(Indiana Jones and the Temple of Doom) / USA 1984 / DVD
Obgleich ich INDIANA JONES AND THE TEMPLE OF DOOM den heutigen Tag eingeschlossen in den letzten zehn Jahren nur zwei, höchstens drei Mal gesehen habe, dürfte es sich hierbei um den Film handeln, den ich in meinem bisherigen Leben am häufigsten gesehen habe. Exzessive Betrachtungsorgien im Anschluss an eine der ersten TV-Ausstrahlungen des Films, die natürlich von einer VHS-Aufnahme begleitet wurde, können hier keinen anderen Schluss zulassen. Das Tape durfte zu Stoßzeiten auch gern mehrfach am Tag ran. Eine der Konsequenzen: Auch bei der heutigen Sichtung umwehte mich das dumpfe Gefühl, dass da an bestimmten Stellen etwas fehlen könnte. Nein, nicht etwa fehlende Szenen (habe ich den Film doch heute erstmals ungeschnitten gesehen), sondern die kurz nach der Gummibootlandung im Fluss und dann verhältnismäßig kurz danach während des Tanzes im Palast ins Bild stürzenden Sat1-Bälle, die die bevorstehende Werbepause markieren und mich einst zur Nutzung der Vorspultaste verpflichtet hatten. An die restlichen Unterbrechungspunkte kann ich mich nicht mehr erinnern (vielleicht kurz nachdem die Palastwachen gegen Ende die Brücke betreten?). Vielleicht ist das aber auch ganz gut so.
Wie schön und abrundend wäre es doch, hätte ich etwas zum Film selbst zu schreiben und der obigen Fernsehlebensbeichte etwas Gehaltvolleres hinzuzufügen. Habe ich aber nicht. Will ich vielleicht auch gar nicht haben. Der zweite Indy-Teil macht es dem Rezipienten wahrscheinlich noch leichter ihn zu zerpflücken als der vielgescholtene vierte. Und klar: Der Film ist völlig eindimensional in seiner Charakterzeichnung, hanebüchen in seiner Handlung, dem scheinbar strahlenden Helden Indy muss seine Gutherzigkeit auch erst noch noch eingeprügelt werden, um nicht ohne die Sklavenbalgen aus Pankot zu verschwinden und es fällt mir schwer, sich dem verbreiteten Urteil, der Film sei chauvinistisch und rassistisch, nicht anzuschließen. Das alles ist er, ja. Aber warum macht es dann trotzdem einen solchen Spaß, sich dieses Geschoss anzusehen?
#492
Geschrieben 07. August 2009, 10:40
(Indiana Jones and the Last Crusade) / USA 1989 / DVD
Von den drei ersten Indiana-Jones-Filmen ist LAST CRUSADE sicherlich derjenige, der den Konflikt zwischen Stubenhockerwissenschaftler und Feldforscher am detailliertesten ausarbeitet (was insgesamt auch nicht viel heißt), indem er nicht zuletzt jeweils einen Vertreter der verschiedenen Berufsauffassungen gemeinsam gegen Nazis und andere Gralssucher in die Schlacht führt. Recht spaßig also das Zusammenspiel von Ford und Connery (nicht dass da nicht schon abermillionen Male in anderen Texten drauf hingewiesen wurde...).
Ansonsten verlief die gestrige Sichtung weitgehend eindrucksfrei. Einzig die Erklärungsfreude, die der Film bei den meisten Handlungsumstößen an den Tag legt, stieß mir (wenn auch nicht allzu sauer) auf. Ich muss die Reihe wohl doch unter "rustikale Kinderfilme" verbuchen. Dann gelingt es auch gleich viel besser, über die verschiedenen Unzulämglichkeiten hinwegzusehen. Beim zweiten hat das ja auch geklappt. Und wird es beim vierten ebenso.
#493
Geschrieben 17. August 2009, 21:20
(Rachel Getting Married) / USA 2008 / DVD
Sehr schöner Versuch, ein Familienfest als narrative Instanz zu etablieren. Eine derartig um eine einzelne Figur herum zentralisierte Charakterkonstellation schreit ja geradezu nach einem homodiegetischen Ich-Erzähler, der den Zuschauer kommentierend und resümierend durch den Film leitet. Gibt's hier aber nicht. Stattdessen erzählen Festreden, Gesang, Musik und verborgene Zwiegespräche unter zahlreichen sowie wohldosierten Auslassungen die Geschichte. Zumindest die meiste Zeit, denn häufig fällt RACHELS HOCHZEIT zurück in gewohnte narrative Muster. Es wirft sich mir die Frage auf, was aus dem Film geworden wäre, hätte Demme das Konzept seines ausufernden Draufhaltens auf den Vortrag von Reden, Gedichten, Liedern usw. durchgehalten. Anstrengend wäre es sicherlich geworden, noch anstrengender als der Film zuweilen ohnehin schon ist. Aber den Versuch wäre es bestimmt wert gewesen, denn die Festszenen sind von solcher Meisterhaftigkeit, dass mir glatt die Worte fehlen. Selbst dieses unangenehme Gefühl von Fremdscham, das mich stets ergreift, wenn auf Familienfesten jemand ein Mikrofon in die Hand nimmt und dabei nervös an seinem Spickzettel herum knibbelt (oder Dr. Huxtable samt Ehefrau in der COSBY SHOW ein Liedchen trällert), vermochte der Film zu liefern. Ganz famos!
#494
Geschrieben 24. August 2009, 17:46
(Knowing) / USA 2009 / DVD
Nicht nur das Rezeptions- sondern auch das Reflexionserlebnis KNOWING endete mit dem Abspann. Einen derart seltsam verschlossenen, keine Fragen offen lassenden Eindruck macht Proyas' Film auf mich. Gut, wozu ein Werk, dessen Höhepunkt das Verbrennen des Planeten Erde darstellt, auch mit einer alles umwerfenden Schlusspointe segnen?
Zudem zeigt sich KNOWING absolut konsequent, was das Verwischen der Grenzen zwischen Zufall und Bestimmtheit menschlicher Handlungen anbelangt - wenn es denn welche gibt. So ließen sich aus Einfallslosigkeiten entstandene Drehbuchschwächen, die sich wiederum in sonderbaren Wendungen der Geschichte zeigen, auch ganz einfach durch einen bloßen Verweis auf das Hauptmotiv des Filmes auflösen. Nicht unclever!
#495
Geschrieben 28. August 2009, 09:09
(Taken) / Frankreich 2008 / DVD
Wird Bryan Mills nach einem verhinderten Attentat auf eine Popsängerin von seinem Kollegen als Rambo bezeichnet, so rührt dieser Vergleich nicht von ungefähr, vereint TAKEN doch die brüchige Charakterzeichnung (bezogen auf die Hauptfigur) eines FIRST BLOOD mit der kompromisslosen Gewalt eines FIRST BLOOD: PART TWO oder RAMBO III. An sich eine tolle Mischung, doch komme ich nicht umhin zu bemerken, dass selbst Stallones Figur ihre reflektierenden Momente hat und ihre Taten im Laufe der Filmreihe zumindest ansatzweise in Frage stellt. Liam Neeson braucht das nicht, sondern poltert lieber durch Paris und fährt ein, wenn auch fragwürdiges, dafür aber erfolgreiches, Selbstjustizprogramm. Und dem Rezipienten bleibt ja auch gar nichts anderes übrig, als das Vorgehen Mills' gut zu heißen in anbetracht der völligen Nutzlosigkeit und verbrecherischer Unterlaufenheit staatlicher Organe, die der Film höchst plakativ vorführt. Cleverness durch Plattheit also seitens der Macher.
Eine wesentlich leichtfüßigere Beobachtung: Liam Neeson inkognito als französischer Bundespolizist ist zumindest grenzwertig.
#496
Geschrieben 30. August 2009, 10:50
(Under Siege) / USA 1992 / DVD
Schade, dass sich die Ausarbeitung der Figur des Stranix als geläuterter Neu-Hippie zu weiten Teilen darauf zu beschränken scheint, ihr ein gebatiktes Hemd anzuziehen und während der Schiffsübernahme im Hintergrund Jimi Hendrix dudeln zu lassen. Da wäre sicherlich mehr drin gewesen. Dennoch kommt UNDER SIEGE alles andere als uninteressant daher, treffen hier doch ausreichend Elemente zusammen, die für diskursiven Zündstoff sorgen können. Der Aufbruch in eine neue Ära nach dem Ende des Kalten Krieges wird hier von Relikten aus längst vergessener Zeit behindert, aber nicht aufgehalten: Der Hippie und seine Generation finden ihr Ende, der aufrührerische Einzelgänger erfährt eine Neueingliederung in die Militärmaschinerie.
Bedient sich kräftig bei DIE HARD und nimmt THE ROCK zu weiten Teilen vorweg. Es könnte Schlimmeres über einen Film wie UNDER SIEGE gesagt werden.
#497
Geschrieben 30. August 2009, 20:15
(Reservoir Dogs) / USA 1992 / DVD
Wie sicherlich viele Teenager und junge Erwachsene habe ich die Filme Tarantinos seinerzeit (also bis vor ca. fünf Jahren) in erster Linie wegen ihrer Dialoge und ihrer oft aufdringlichen Coolness geschätzt. Nach Beginn meiner kulturellen und intellektuellen Initiation (sie läuft noch), namentlich dem Beginn meines Studiums 2004, habe ich noch genau ein Mal versucht, mich den Filmen (ausgehend vom ersten KILL BILL, dessen Rache-Pathos ich sehr mochte) zu nähern - mit verheerendem Ergebnis. Dementsprechend kenne ich DEATH PROOF noch gar nicht und spüre bis jetzt keine Veranlassung, INGLORIOUS BASTERDS im Kino aufzusuchen.
RESERVOIR DOGS sollte es also richten. So ein großartiger Film! Wo KILL BILL dem Rezipienten die Beziehungen zwischen den Figuren in erster Linie mitteilt und erwartet, dass das nun reicht ("Das ist dein Mann, das sind deine Attentäter, das ist deine Tochter. Du bist wütend auf sie aus folgendem Grund. Nimme Rache."), entwickelt sich in RESERVOIR DOGS, ähnlich der allmählichen Klärung der Ereignisabläufe, ein Geflecht aus familiären Vater-Sohn/Bruder-Bruder-Beziehungen, die recht subtil eingeführt werden, aber unglaublich effektiv sind. Obwohl schon mehrfach gesehen, bleibt der Showdown sehr intensiv und diese Intensität rührt nicht zuletzt von der feinen Charakterisierung der Figuren, die bei weitem nicht so flach sind, wie ich sie früher wahrgenommen habe.
Bei einem Tarantino kommt man an der Musik natürlich kaum vorbei. Ich frage mich, ob die Diskussion über Madonnas 'Like a Virgin' im Prolog den Film zeitlich situieren soll oder einfach als 80er-Kontrast zu der vornehmlich den 70ern entnommenen Filmmusik darstellen soll. Zumindest beiläufiges Suchen nach anderen Anhaltspunkten hat mir keine eventuelle Handlungszeit offenbart.
Zudem kann dem Film seine Entstehungszeit angesehen werden, wodurch er einen richtig schönen, Epochen umspannenden Eindruck macht. Herrlich.
Das von mir im obigen Link kritisierte Zitatenraten kann ich mir hier freilich nicht nehmen lassen und notiere mir im Geiste (und in diesem Posting), dass Michael Madsens Folterszene samt Source Music eine Reminiszenz an Lee van Cleef in ZWEI GLORREICHE HALUNKEN darstellen könnte, der zu leisen Tönen Clint Eastwood zusammenschlagen lässt. Aber klar: Das könnte auch überall anders her stammen.
Ich fürchte natürlich, dass es jetzt, da RESERVOIR DOGS bei mir zumindest für eine vorläufige Rettung Tarantinos gesorgt hat, während eventueller Neubegegnungen mit späteren Filmen nur noch bergab gehen kann und sich mir RESERVOIR DOGS als einziges Juwel (oder sollte ich Diamant sagen? Hahaha!) des Regisseurs präsentiert hat. Zudem habe ich bei einem Blick auf die DVD-Hülle festgestellt, dass PULP FICTION wesentlich länger ist, als ich ihn in Erinnerung habe. Alles kein Grund zum Aufgeben, aber ich warte doch lieber noch ein bisschen ab.
#498
Geschrieben 31. August 2009, 11:41
(Heat) / USA 1995 / DVD
Da mir, wie dem vorherigen Beitrag zu entnehmen ist, PULP FICTION gestern abend zu lang war, habe ich lieber den noch 20 Minuten längeren HEAT angesehen.
Zu mehr als ein paar unreflektierten Stichsätzen wird es diesmal nicht reichen:
- Ich kenne Val Kilmer nur in BATMAN FOREVER (der seinen bei mir nicht vorhandenen Ruf schwer beschädigt hat) und einer längst vergessenen Erstsichtung von HEAT, die, so glaube ich, nicht einmal vollständig war. Mich beschleicht das Gefühl, dass ich den Kerl als Schauspieler möglicherweise doch ernst nehmen sollte.
- HEAT als Höher-Schneller-Weiter-Variante von MANHUNTER. Passt das? Will ich eigentlich nicht.
- Ich muss mich irgendwann mal genauer mit Mann befassen. Kenne ja bloß diesen hier, MANHUNTER und Episodenfetzen von MIAMI VICE.
- Die Ausleuchtung in HEAT kam mir teilweise derart grau, aber dabei höchst vielsagend, vor, dass ich überlegen muss, ob vielleicht die DVD kaputt oder schlicht minderwertig ist. Falls nicht: Tolles Licht!
- Die Bank... ooooh.... die Bank.....
#499
Geschrieben 08. September 2009, 17:05
(Gran Torino) / USA 2008 / DVD
Der wird kurz:
Ungefähr so etwas wie eine in einen suburbanen, ethnologischen Brennpunkt der Gegenwart verlegte Version von UNFORGIVEN. Die augenzwinkernden Momente überstrahlen in meiner Erinnerung vieles. Dabei waren das höchstens zwei oder drei. Diese wiederum zerfallen zu Staub angesichts des Märtyrertodes ohne Märtyrer. Gänsehaut beim Abspann.
#500
Geschrieben 13. September 2009, 09:58
(Above the Law) / USA, Hong Kong 1988 / DVD
Für mich allenfalls durch die Anlage der Figur Nico Toscanis interessant, die sich durch ihre nebenplotliche Kriegsverbrecherhatz von geschichtsrevisionistischen Anliegen der Braddocks und Rambos dieser Welt abgrenzt. Das war es dann aber auch schon. NICO scheint sich von vielen anderen Dirty-Harry-Verschnitten im Wesentlichen dadurch zu unterscheiden, dass der jenseits des Gesetzes agierende Polizist hier zufällig ganz gut in verschiedenen Kampfsportarten bewandert ist. Und natürlich durch seine strunzdummen Sequenzen, wie etwa die erste Autofahrt mit Nico auf dem Dach und deren spätere Umkehrung im Parkhaus. Der Rest des Films wurde bei nächtlicher Sichtung im Freundeskreis getragen von der Freude an Steven Seagals damals noch vorbildlicher körperlicher Verfassung und seinem tadellosen Kleidungsstil.
#501
Geschrieben 17. September 2009, 17:06
(The Naked Gun 2 1/2: The Smell of Fear) / USA 1991 / TV-Aufzeichnung
Eine Filmsichtung geprägt von der Verwunderung darüber, wie ernst ich dieses Werk in meiner Kindheit genommen habe.
Spaßig aber, das bleibt der Film natürlich trotzdem. Und siehe da: Einen Kommentar zur vorletztjährigen Klimakatastrophe hat er auch noch zu bieten. Und das 16 Jahre zu früh. Erfolg auf ganzer Linie also.
Oder doch nicht?
O. J. Simpson bietet hier ja wahrlich eine Nullleistung. Außerdem gefallen mir die Sequenzen, die allzu sehr ins Cartoonhafte abdriften, nicht. Zuvorderst sei hier der von Wasserschlauchkraft getragene Menschenflug in Fetzen des Hector Savage genannt.
Nielsen und Kennedy kriegen das Ding dennoch ungefährdet nach Hause.
#502
Geschrieben 26. September 2009, 16:21
(To Live and Die in L.A.) / USA 1985 / DVD
Zum zweiten Male insgesamt und zugleich erstmals synchronisiert gesehen. Auch ohne das Produktionsjahr eines Films zu kennen, weiß man sofort, welches Jahrzehnt geschlagen hat, wenn das Duo Chance/Vukovich von Ulrich Gressieker und Joachim Tennstedt gesprochen wird. Kulturell-zeitliche Verhaftung in Reinform.
Gressiekers Stimme mag der von William Petersen sicherlich nicht besonders stark geähnelt haben, doch unterstreicht ihr metallischer Klang die unglaubliche charakterliche Kälte des Films noch enorm. Die Sprecherwahl hat somit also ihre Daseinsberechtigung, auch wenn das damals vielleicht von der Synchronisierungsmannschaft gar nicht so gedacht war.
Keine neuen Erkenntnisse zu einem großartigen Film, der die Abstraktheit des Konzepts Geld so unbarmherzig vorführt, dass mir Angst und Bange wird. Und Sonst? Der Name Chance mag rückblickend im Hinblich auf die Charakterisierung der Hauptfigur vielleicht ein bisschen zu platt sprechen, doch jucken soll's mich nicht.
#503
Geschrieben 27. September 2009, 11:47
(The Taking of Pelham 1 2 3) / USA 2009 / Kino
Recht hektisch inszeniert, aber damit durchaus des Ton treffend, agiert PELHAM im Rahmen des Schemas etwa des ersten und dritten DIE HARD, indem irgendein scheinbar idealistischer Verbrechensschmuh zur Ablenkung von einem noch viel größeren Coup durchgeführt wird. Dass diese Plotstruktur tatsächlich DIE HARD entspringt, möchte ich freilich nicht behaupten, kenne ich mich im Genre doch nichtmal ansatzweise gut genug aus, um so etwas beurteilen zu können. Die Parallelen sind dennoch offenkundig. Die restlichen zum Teil wirklich spannenden Ansätze rund um Schuld, Vergebung, Erlösung und geiselnehmerisches Humankapital verschwimmen leider zu einem unausgegorenen Brei aus Finanzspekulationen und schonungsloser Verherrlichung New Yorks, so dass am Ende nur ein grundsolider Geiselfilm übrig bleibt, der aber, wie schon enige Filme vor PELHAM, am Aufbruch des hermetischen Geiselnahmeorts scheitert und dementsprechend nach dem Verlassen der titelgebenden U-Bahn deutlich nachlässt.
#504
Geschrieben 28. September 2009, 11:39
(The Taking of Pelham One Two Three) / USA 1974 / TV-Ausstrahlung
Sehr schön die Einbindung der Entführung in den Lebensalltag. Kaum für ein Ausbremsen des Tagesablaufs im Pfuhl New York sorgt das titelgebende Verbrechen, andere Züge müssen weiterhin ans Ziel gebracht und Zeitpläne eingehalten werden. Alles scheint einem reibungslosen Arbeitsablauf untergeordnet. Auch die Verantwortlichkeit für Gegenmaßnahmen wird passend hierzu einige Zeit fröhlich zwischen verschiedenen Instanzen herumgereicht. Selbst die Fahrgäste der entführten U-Bahn sind lange nicht davon überzeugt, dass sie sich tatsächlich in einer ernsten Lage befinden - und das trotz großkalibriger Fießlingspräsenz im Waggon. Für einen erfahrenen New Yorker offensichtlich kein Grund zur Sorge.
Zeichnet ein wesentlich düsteres Bild der Stadt New York und vielleicht von Metropolen im Allgemeinen als die vorgestern gesehene Neuverfilmung. Leider wirken aber auch hier die kurzen Episoden nach Ende der Geiselnahme ein wenig drangeklatscht und der Schlussgag eher platt und unangemessen für die insgesamt sehr starken vorangegangenen 100 Minuten.
#505
Geschrieben 01. Oktober 2009, 21:11
(Nosferatu - Eine Symphonie des Grauens) / Deutschland 1922 / TV-Aufzeichnung
Die Sichtung von NOSFERATU stellt einen fantastischen Beleg dafür dar, dass ich von Filmen und bildender Kunst absolut nichts verstehe. Das mag bei Kleinigkeiten anfangen, wie meinem Staunen über das absolut sinnige Nicht-Schwarz-Weiß-Sein der Bilder, und sich über die aufdringliche Bedeutungsschwangerschaft einiger Bilder, die wie naturalistische Gemälde arrangiert scheinen, fortentwickeln bis hin zum zum technischen Unverständnis darüber, wie der ein oder andere Bildausschnitt überhaupt zustande kommt. Bei solchen als filmhistorisch wichtig angenommenen Klassikern (den Beweis hatte ich bis heute ja noch nicht, daher "angenommenen") neige ich im Auffinden von Indizien für die Wichtig- und Nachhaltigkeit des Gesehenen häufig dazu, deutlich über das Ziel hinauszuschießen. Zwei Beispiele: Sehe ich im Film frontale Einstellungen aus einem Raum in einen anderen hinein oder die Landschaft hinaus, lande ich direkt bei John Ford. Rätsele ich über die Relevanz der ausdauernden Naturaufnahmen, bin ich beinahe schon bereit, Werner Herzog seine Mär vom Anknüpfen an den deutschen Film der 1920er Jahre endgültig abzukaufen (geglaubt habe ich es ihm schon immer, nur gesehen noch nicht).
Da bleibt mir mit meinen beschränkten Kenntnissen am Ende ja glatt nur noch das Herumstochern in den Motiven des Vampirfilms, von denen NOSFERATU, mal ganz ab von irgendeiner angenommenen inszenatorischen Perfektion, natürlich einige auffährt, wahrscheinlich sogar einführt (schon wieder: meine Unkenntnis der literarischen Vorlage und ähnlich gelagerter Werke, die vielleicht schneller als Murnau waren, verbietet mir ein vernünftiges Urteil). In jedem Falle, ich will es nicht vergessen, muss ich auf meine Lieblinge aus diversen Dracula-Verfilmungen, anderen Horrorfilmen, ja sogar Western und Szenen in der Sesamstraße hinweisen: Die Hinterwäldler in ihrer Kneipe, ihrer Herberge, ihrem Saloon. Die Ausdruckskraft der Schauspieler in dem Moment, in dem die zum Grafen reisende Harker-Figur ihnen gegenüber zum ersten Mal den Namen Orlok erwähnt, ist unfassbar! Ich höre das plötzliche Schweigen förmlich. Das hat kein Film der britischen Hammerschmiede (zumindest von denen, die ich kenne, und an die ich in dieser Szene sofort denken musste) besser hingekriegt.
Ein konfuses kleines Textchen, das nichts über den Film sagt und höchstens als Zeugnis der Nichtigkeit meines Filmwissens brauchbar ist. Manchmal braucht es eben einen Film wie NOSFERATU, um dies felsenfest und höchst schmerzhaft vor Augen geführt zu bekommen.
#506
Geschrieben 10. Oktober 2009, 10:06
(The Curse of Frankenstein) / Großbritannien 1957 / DVD
Eine dieser ärgerlichen Filmsichtungen, die nach 15 Minuten aufgrund akuter Müdigkeit abgebrochen und am nächsten Morgen an der selben Stelle fortgesetzt werden, statt einfach die vorherige Viertelstunde im Sinne eines kohärenten Filmerlebnisses zu wiederholen. Warum ich das grundsätzlich nicht mache, wird wohl auf ewig mein Geheimnis bleiben. Zum Glück ist diesmal aber nicht viel verloren gegangen. Das einzig merkenswerte dieser frühen Filmphase scheint mir ohnehin die Feststellung zu sein, dass es der Rezipient hier mit einer intradiegetischen Erzählung zu tun hat, die von Frankensteins Gefängnisaufenthalt umrahmt wird.
Ich kenne Cushings Frankenstein bisher nur aus dem grandiosen FRANKENSTEIN SCHUF EIN WEIB und habe den Auftakt zur Hammer-Reihe nun zum ersten Mal gesehen. In diesem Film ist der Baron noch reinrassiger Mad Scientist, der über, gern auch durch beherztes Eingreifen selbst erschaffene, Leichen geht, während ihn im späteren Film eher ein putzig-naives Wissenschaftsverständnis (man denke hierbei an die Theorie über das Festhalten der Seele im gestorbenen Körper!) und ein ausgeprägter Gerechtigkeitssinn auszeichnen. Natürlich bewegt sich Frankensteins Vorgehen in FRANKENSTEINS FLUCH wissenschaftlich ebenso jenseits von Gut und Böse, doch hat er, was die Wechselwirkung von Gesinnung und Gesichtsform angeht, in Form von Johann Casper Lavater diesmal zumindest im Geiste prominente Unterstützung für seine Spinnereien.
Der Rest des Films ist geprägt vom starken Spiel zwischen Peter Cushing und Robert Urquhart, der zwischen senecaischer Amme und furiosem Humanisten schwankend eine fantastische Vorstellung bietet. Da gerät das Monster zwangsweise in den Hintergrund. Für meinen Geschmack vielleicht ein bisschen zu sehr, da die wissenschaftsethischen Konflikte nicht immer den Eindruck machen, als könnten sie den gesamten Film zu jeder Zeit tragen. Ein bisschen mehr schmuddeliger Zunder hier und da, schon grenzte der Film an Genre-Perfektion.
Schön auch das Spiel mit der Zuschauererwartung, wenn der Film am Blütenteich im Gegensatz zur 1931er Version von James Whale einen etwas abseits sitzenden Großvater und nicht etwa das am Teich spielende Kind dahinscheiden lässt. Ebenso stark die Closing Credits, die sich parallel zum für den Baron vorbereiteten Fallbeil in die Höhe erheben.
Ich bin gespannt, wie Frankenstein dieser prekären Lage in der Fortsetzung zu entkommen vermag, ob es da vielleicht ähnlich urige Mittelchen gibt, die schon Christopher Lee von Film zu Film vor dem Ende seines Fledermausdaseins bewahrt haben.
#507
Geschrieben 11. Oktober 2009, 11:06
(Top Gun) / USA 1986 / DVD
Ich bin richtiggehend enttäuscht! Erwartet hatte ich einen peinlichen Düsenjetkrawallfilm mit blöder Musik und ekliger Militärromantik. Die Militärromantik ist beispielsweise in Gestalt eines auf einem Motorrad sitzenden Tom Cruise, der währenddessen bei schwummeriger Nachtbeleuchtung einen Jet beim Landen anschmachtet, zwar geblieben, doch fehlt mir die expressionistische Kraft in den Sonnenuntergang springender Fallschirmjäger eines NAVY SEALS. Die Filmmusik ist mir aufgrund unzähliger Partys in der Phase vor und nach meinem Schulabschluss bestens bekannt und überraschte mich eigentlich nur in ihrer unerwartet knappen Konzentration. Blöd bleibt sie dennoch.
Die Enttäuschung rührt in erster Linie daher, dass ich hoffte, in TOPG GUN einen dummen Scheißfilm zu finden, der meine cholerische Ader auf Wochen zu versorgen imstande sein sollte. Das klappt leider nicht, denn dafür ist der Film nicht richtig schlecht genug, sondern vielmehr einfach unglaublich langweilig! Das Geschwafel zwischen den Piloten auf Umkleideraumniveau ist dermaßen uninteressant und hat nicht einmal Trash-Qualitäten, die Liebesgeschichte zwischen Maverick und dieser blonden Frau taugt ebenso wenig. Die missglückte Übertragung irgendwelcher Schulhofstrukturen auf die Militärausbildung dürfte daran Schuld tragen, denn die gleichzeitige Charakterisierung Mavericks sowohl als Außenseiter als auch als Draufgänger geht irgendwie nicht auf.
Die Flugszenen sind mir ein weiterer Dorn im Auge. Für mich, als militärisch völlig unbewanderte Person, sind die Trainigs- und Kampfeinsatzsequenzen nicht nur langweilig, sondern zudem in ihrer räumlichen Bildkomposition zum größten Teil nicht nachvollziehbar. Ich verlor stets zügig die Übersicht.
Was soll's. Viel Geschwafel zu einem Film, der dieses ob seines Wurschtseins überhaupt nicht verdient hat. Val Kilmer scheint übrigens trotz seines trainierten Oberkörpers in den gelegentlichen Oben-Ohne-Szenen seinen Bauch einzuziehen. Putzig.
#508
Geschrieben 12. Oktober 2009, 21:02
(Bride of Frankenstein) / USA 1935 / DVD
Ein Film voll Schade. Schade, dass dem Film kein Epilog mehr folgt, der uns noch einmal einen dumpf selbstgefällig grinsenden Lord Byron präsentiert, der mit den Shelleys über die Geschichte fachsimpelt. Eine schöne Ergänzung zum starken Beginn des Films wäre somit geschaffen und gleichzeitig ein vielleicht etwas runderer Ausklang, der über das bloße Herumstehen der Eheleute Frankenstein in einer Berglandschaft hinausgeht.
Ebenso schade, dass das Monster trotz selbstbestimmender Ansätze letzten Endes doch nur als Spielball von Frankenstein an Pretorius weitergereicht wird. Das Ende rettet in dieser Hinsicht zwar Vieles, doch wirkt mir das Handeln des Monsters an dieser Stelle zu schwach motiviert und drangeklatscht.
Ein letztes Schade: Schade, dass der Film oft wenig Ernsthaftigkeit an den Tag legt. Ich für meinen Teil brauche zumindest kein Zigarren rauchendes und Wein trinkendes Frankenstein-Monster. Verstörende Szenen wie die Sequenz mit dem kleinen Mädchen im Vorgänger suche ich in BRIDE OF FRANKENSTEIN vergebens.
Die entschädigende Rettung: Die finale Versuchsdurchführung zur Erweckung der Braut, in der sich die verrückt spielende Kamera mehr und mehr dem wieder eingehauchten Schöpferodem des eigentlich geläuterten Mad Scientists Frankenstein anpasst und ein Bildspektakel sondergleichen bietet. Und das inklusive eines machtvollen Phallus-Symbols von legendären Ausmaßen. Was wünscht man mehr?
#509
Geschrieben 29. Oktober 2009, 20:11
(2001 - A Space Odyssey) / Großbritannien, USA 1968 / Filmpalast des armen Studenten (DVD via Beamer an Hörsaalwand)
Den Film erstmalig als eine Folge erstaunter Blicke wahrgenommen. Affen, die den Quader betrachten, deren Staunen Floyd auf dem Mond wieder aufnehmen wird, Bowman in der Schaltzentrale, ungläubig Richtung Bildschirm blickend, welcher vom Schicksal der Discovery kündet. Ohne Worte schließlich der Augenklimperrausch hinterm Jupiter. Staunend aber auch ich, der ich 2001 gestern erstmals zumindest annähernd auf so etwas wie einer Kinoleinwand gesehen habe. Das Gefühl, sich endlich in den Bildern umsehen zu können, statt sie auf dem viel zu kleinen, heimischen Fernsehschirm davonrauschen zu lassen. Unbeschreiblich. Und wenn kein anderer Film das Dasein von Kinosälen rechtfertigt, Kubricks (vielleicht) bester tut es. Nicht auszudenken, was dieser Film in vernünftiger Kopie in einem vernünftigen Kino mit mir anrichten könnte. Ich hoffe, ich finde es noch heraus.
#510
Geschrieben 30. Oktober 2009, 15:47
(Incident at Loch Ness) / Großbritannien 2004 / DVD
Als ich INCIDENT AT LOCH NESS kurz nach seinem Erscheinen zum ersten Mal sah, war das zwar eine höchst spaßige Angelegenheit, gleichzeitig aber auch ein klarer Fall von Perlen, geworfen vor Säue, kannte ich zu dem Zeitpunkt doch noch nicht einen einzigen der Dokumentarfilme Werner Herzogs. Dies hat sich mittlerweile deutlich geändert und ich kann mich viel stärker an der Karrikierung der Herzogschen Manierismen erfreuen, die mal mehr, mal weniger behutsam die Grenzen zwischen Fakt und Fiktion abtasten.
Stark in jedem Falle auch, wieviel Mühe sich der Film dementsprechend gibt, authentisch zu sein. Dies möchte ich gar nicht mal so sehr auf die Geschehnisse auf dem Boot und dem es umgebenden Gewässer beziehen - klar, dass es mit dem Film spätestens ab der ersten Monstersichtung vollkommen durchgeht - sondern vielmehr auf das Vorgaukeln der scheinbar konspirativen Entstehung des Films/der Filme.
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