"If it bleeds, we can kill it!"
#361
Geschrieben 02. Januar 2005, 01:22
(Funny Games) / Österreich 1997 / TV-Ausstrahlung
Allerspätestens ab der allseits bekannten Rückspulsequenz befallen mich starke Zweifel.
Ganz seltsame Angelegenheit. Die Handlung an sich zwar durchaus spannend, doch will mir Hanekes Message nicht ganz einleuchten. Zu misinterpretieren gibt es da ja glaube ich nicht so viel, aber was das ganze nun bringt....? Soll sich meinetwegen von dem Film angesprochen fühlen wer will; ich nicht.
#362
Geschrieben 09. Januar 2005, 00:29
(Fa yeung nin wa) / Hong Kong, Frankreich, Thailand 2000 / DVD (Criterion)
Irgendjemand hier im Forum (wenn es drauf ankommt, kann ich mir absolut nichts merken!) lies einst verlauten, ein jeder Frame dieses Films sei einrahmungswürdig.
Gern hätte ich jetzt mit dem Still einer beliebigen Poposchwenksequenz der Maggie Cheung aufgewartet (kaum etwas hätte ich mir nämlich nach der letzten Sichtung lieber eingerahmt als das), doch wollte es mein DVD-Laufwerk anders. Dass ich Wong Kar Wais Werk jedoch nicht auf die göttlichen Rückansichten seiner Hauptdarstellerin beschränken will/darf, sollte sich von selbst verstehen.
#363
Geschrieben 09. Januar 2005, 00:42
(Bubba Ho-tep) / USA 2002 / DVD
Als Nullsympathisant der "Evil Dead"-Reihe und damit Bruce Campbells (den ich zugegebenermaßen auch ausschließlich aus diesen Filmen kenne) legte ich den Film in Erwartung übelster Fanwixe (ein Wort, das ich von djmacbest gelernt hab) mitsamt Aneinanderreihung plattester Scheißwitze und dummer Sprüche ein.
Ich hätte wohl kaum weiter fehlen können und will mich gar nicht lang mit inhaltlichen Dingen aufhalten, denn solche Magic Moments sprechen wohl für sich selbst:
#364
Geschrieben 09. Januar 2005, 00:47
(Shurayukihime) / Japan 1973 / DVD
Optisch eine durchaus feine Angelegenheit, wenn mich der Film insgesamt auch nicht sonderlich mitgerissen hat. Da habe ich inzwischen so manchen Genrevertreter beispielsweise aus der Shaw-Schmiede gesehen, der mir besser gefallen hat.
#365
Geschrieben 09. Januar 2005, 00:54
(The Punisher) / USA 2004 / DVD (Columbia)
Sowas von gut! Das fängt bei Thomas Janes scheinbar durch täglich 2 Pullen Whiskey und 3 Schachteln Roth Händle gepflegten Stimme an und hört bei Laura Harrings Geilheitsverbreitung noch lange nicht auf.
#366
Geschrieben 09. Januar 2005, 01:08
(Vertigo) / USA 1958 / DVD (Universal)
Vergangene Woche hat es Martin Balsam schon getan, ich habe es billigend zur Kenntnis genommen und diesem Phänomen fataler Weise keinerlei weitere Beachtung geschenkt. Doch heute ließ auch James Stewart es sich nicht nehmen, ein von ihm allein besetztes Auto vom Fahrersitz aus zur Beifahrerseite zu verlassen. Warum? Theoretisch könnte ich mich natürlich mit der Erklärung anfreunden, dass es schlicht sicherer für den Fahrer ist, den Wagen auf der Beifahrerseite zu verlassen, da er dort im Parkzustand am Straßenrand für gewöhnlich wohl kaum von einem vorbeifahrenden Auto überrollt werden kann, doch muss sich diese Theorie der harschen Tatsache stellen, dass vor dem Bates Motel (um auf Balsam zurückzukommen) dank des Highways ein Verkehrsaufkommen, welches gegen Null tendiert, herrscht. Das hat sogar Norman persönlich gesagt. Vielleicht war es für Arbogast auch einfach eine Sache der Gewohnheit. Aber darf sich ein Privatdetektiv auf Faktoren wie einfache Gewohnheit verlassen? Tja. Aber was soll das nun? Eine von den vielen Macken Hitchcoks oder schlicht ein erhöhtes Verkehrssicherheitsverständnis der US-amerikanischen Bevölkerung der späten 50er und frühen 60er des zwanzigsten Jahrhunderts, das mir zufällig bisher nur in diesen beiden Hitchcoks aufgefallen ist?
#367
Geschrieben 17. Januar 2005, 00:57
(Shi mian mai fu) / China 2004 / Kino (Cinemaxx Bielefeld)
Erstmals den jahrelang herbeigesehnten Studentenrabatt in Anspruch genommen, nachdem ich zwischen Juli 2003 und April 2004 aufgrund "neuer Bestimmungen" um den Zivi-Preisnachlass beschissen wurde.
Ich räume ein, nicht mehr allzuviel von der Story im Kopf zu haben. Sogar während des Films (die Sichtung liegt nun eine Woche zurück) war mir nicht immer klar, worum es eigentlich genau geht, wobei sich dies, um das zu relativieren, im Prinzip auf ein paar Detailfragen beschränkt, deren Klärung aber, so vermute ich, im Endeffekt völlig egal sein dürte angesichts dieser zweistündigen Bilderflut, die für jegliches Verständnisproblem (oder meinetwegen auch Aufmerksamkeitsdefizit) entschädigt.
Auf die zuweilen etwas kitschige Liebesgeschichte lasse ich mich entweder ein (ich hab's getan. War eine gute Idee!) und genieße sie, oder eben nicht. Das sollte jedem selbst überlassen sein. Doch dann bitte nicht "unglaubwürdiger Scheiß" schreien, wenn die Protagonistin diverse Male von uns geht, wenn man doch vorher 120 Minuten lang stillschweigend geduldet hat, dass eine Menge Asiaten Chimpansen gleich von Bambusbaum zu Bambusbaum hüpft, zwischen zwei solchen ein stabiler Spagat durchgeführt und ein Speer in Sekunden geschnitzt wird, ein Wurfmesser meilenweit durch die Lüfte segelt und dennoch zuverlässig sein Ziel trifft oder eine (scheinbar) blinde Person mit ganz und gar traumwandlerischer Leichtigkeit einen Fiesling nach dem anderen ausschaltet.
Achja: Dem nach Filmfehlern lechzende Geek in mir ist aufgefallen, dass in einer Nahaufnahme des Ohrs der Hauptdarstellerin in selbigem ein Loch im Läppchen zu sehen ist, dass keinesfalls von einem Bambussplitter oder ähnlichem Werkzeug stammen kann. Da war ganz klar ein Bolzenschussgerät vom Onkel Optiker im Spiel.
#368
Geschrieben 17. Januar 2005, 01:12
(Rope) / USA 1948 / DVD (Universal)
Wirklich schade, dass die Technik damals so scheiße war. Denn leider sehen die (leider, leider, leider) notwendigen Schnitte dermaßen blöde (besseres Wort fällt mir nicht ein) aus, dass die ganze Illusion, der Film könnte tatsächlich in einem einzigen Take gedreht worden sein, ein wenig flöten geht. Natürlich waren Hitchcock schon allein vom technischen Standpunkt aus die Hände gebunden. Den Umständen entsprechend hat er das ganze also ganz gut hingekriegt (nicht vergessen, dass der Film langsam aber sicher auf die 60 zu geht).
Ansonsten gefällt mir "Rope" wirklich gut und kann mit einem der spannendsten Filmmomente, die ich kenne, aufwarten: Die Haushälterin (oder was auch immer die war) räumt den "Sarg" ab, woraufhin der olle Haudegen James Stewart ihr beim Öffnen des selbigen behilflich sien möchte, was (das Öffnen) aber so gerade eben noch durch Brandons wirklich verteufelt spätes Eingreifen verhindert werden kann.
Als Fan von Regisseur-immanenten Ranglisten erlaube ich mir hier mal eine kleine Hitchcock-Top5:
1. Psycho
2. Vertigo
3. Rear Window
4. Spellbound
5. The Birds
#369
Geschrieben 28. Februar 2005, 01:41
Anspruch auf Vollständigkeit wird hier schon lang nicht mehr gestellt....
Cube Zero | Regie: Ernie Barbarash
(Cube Zero) / Kanada 2004 / DVD (e-m-s)
Überraschend unterhaltsam. Anscheinend waren es nur ein paar sich stets der Lächerlichkeit preisgebende menschliche Bösewichte, die dem furchtbaren "Hypercube" gefehlt haben. Die drei Saftnasen haben mir nämlich tatsächlich reichlich Freude bereitet, allen voran natürlich dieser einäugige Hanswurst. Ansonsten unterscheidet sich dieser Film ideentechnisch kaum von der ersten Fortsetzung. Doch statt in ähnliches Rätselraten und dämliche Kackstorys um irgendwelche Hackerbräute zu verfallen, kommt hier endlich Butter bei die Fische. Einzig ärgerlich hierbei ist allerdings der Fakt, dass sich das schließliche Wieso und Warum des Würfels leider nur unwesentlich von den spontanen Spinnereien der ersten Cube-"Crew" von 1997 unterscheidet, weshalb der große Überraschungseffekt leider ausbleibt, immerhin ist das einer Einladung zur Endlosschleife gleichkommende Ende recht zufriedenstellend ausgefallen. Zusätzlich hätte auf das ein oder andere dumme Symbolikspielchen (der brennende Ketzer, Cassandra etc.pp. ) verzichtet werden können.
Okay, bei genauerem Nachdenken muss ich doch zu dem Schluss kommen, dass der Film absolut für'n Popo ist, wenn auch deutlich besser als "Hypercube". Dennoch kann er das am Anfang des Textes verliehene Prädikat durchaus verteidigen.
#370
Geschrieben 01. März 2005, 23:57
Auftakt zu den Eastwood-Festspielen zu Ostbarthausen
Erbarmungslos | Regie: Clint Eastwood
(Unforgiven) / USA 1992 / DVD (Warner)
W.W. Beauchamp als sich am Mythos entlanghangelnder Geschichtenschreiber, wie ihn Aristoteles geliebt hätte. Clint Eastwood als Bertolt Brecht des Westernkinos. Einfühlung (nicht ganz) vermieden - Mission erfüllt.
Gottfilm.
#371
Geschrieben 15. August 2007, 18:28
(Just Like Heaven) / USA 2005 / DVD (Universal/Dreamworks)
Der emme an sich ist ja durchaus ein großer Freund des gelungenen, gern auch komödiantischen Liebesfilms.
Aber dieses Ding hier ist einfach ein Reinfall auf ganzer Linie. Längst natürlich bin ich über das Stadium hinweg, einen Film zu verachten, bloß weil er nahezu ausschließlich aus Versatzstücken oder Klischees besteht; getreu dem Motto "Lieber gut geklaut als scheiße selbstgemacht." Irgendwann musste auch ich mich damit abfinden, dass nicht immer alles neu und noch nie dagewesen sein kann. Aber die Beliebigkeit, mit der sich Waters (oder wer auch immer sich letztlich für diesen Humbug an Plot verantwortlich zeichnet) in der Gallerie an Peinlichkeiten, die die Filmgeschichte zu bieten hat, bedient, ist fürwahr herausragend.
Nee, ich will da eigentlich gar nichts weiter mehr zu schreiben, ja nichtmal Beispiele für die Grausamkeit dieses Werks will ich nennen.
Furchtbarer Film.
Der einzig denkwürdige Dialog, der mich zum Schmunzeln brachte, wofür ich mich aber sofort wieder schämte:
(Inhaltliche Wiedergabe)
Witherspoon: "Wir haben ein Streichholzbriefchen und einen Kassenbon. Was können wir damit tun?"
Typ: "Ein sehr kleines Feuer?"
Danke.
#372
Geschrieben 20. August 2007, 19:07
(Garden State) / USA 2004 / DVD
Ich weiß nicht, was dieser Film von mir will. Falls er etwas von mir will.
Einigermaßen ratlos lässt mich Braffs Heimkehrgeschichte zurück. Doch das liegt vermutlich kaum nur daran, dass die Erinnerung an den Film (die Sichtung liegt bereits acht Tage zurück) langsam aber sicher schwindet. Irgendetwas Grundlegendes muss demnach schiefgegangen sein.
Vielleicht habe ich mich aber auch in alte Verhaltensmuster zurückfallen lassen und bin hier auf einen Film getroffen, der an sich gut ist und an dem es kaum etwas auszusetzen geben dürfte, aber aus unerfindlichen Gründen gefällt er mir nicht.
Was dies angeht, verwirrte mich bis dato "Almost Famous" sicherlich am meisten. An dem Film passt einfach alles und dennoch gefällt er mir nicht.
Aber ich sollte versuchen, das Problem an der Wurzel zu fassen. Woran hakt "Garden State"?
Ist es der Plot?
Wohl kaum. Mit solchen Geschichtchen kann man (zumindest bei mir) kaum etwas falsch machen. Die Heimkehr des verlorenen Sohns und (teils reuhmütige, teils emotionsbefreite) Reisen zurück in die Jugend ist für einen abgehalfterten Studenten wie mich, der bereits mit 23 Jahren einen Hang zur Nostalgie entwickelt hat, der eigentlich kaum noch gesund sein kann, genau der richtige Stoff für ein gelungenes Werk.
Die Schauspieler?
Nein. Das kann eigentlich nicht sein. In diesen halbgaren Rollen vom Reißbrett können die zum größten Teil erfahrenen Herrschaften nur schwer scheitern.
Die Musik?
Jau, mit der kann einiges in die Hose gehen. Offensichtlich hat der Soundtrack den Preis "Am besten Ausgewählter Soundtrack" erhalten (,was zumindest auf dem DVD-Cover steht (Wahnsinnnsauszeichnung, nebenbei!)).
In diesem sonderbaren Brei von Film geht der aber entweder vollkommen unter oder nervt durch die immer gleiche und betont deprimierende Grundstimmung, die er gern verbreiten möchte.
Keine Ahnung, was den Film schlecht, oder zumindest mir nicht gefallend, macht.
Und wenn man schon keine tiefgreifenden Erkenntnisse aus einem Film ziehen kann, dann könnte er ja wenigstens schlicht unterhaltsam sein.
Doch selbst das geht ihm ab.
Vielleicht einfach nochmal gucken. Irgendwann.
#373
Geschrieben 20. August 2007, 19:47
(Final Destination 2) / USA 2003 / TV-Ausstrahlung
Vorweg: Ich kenne den ersten Teil nicht, habe mir dessen Handlung in einer Werbepause von meiner Mitstreiterin zusammenfassen lassen und des weiteren habe ich die ersten 20-25 Minuten dieses zweiten Teils verpasst.
Dennoch glaube ich, mit dieser Sichtung genug vom Irrsinn dieser Filmreihe mitbekommen zu haben.
Es macht mich mittlerweile geradezu rasend, mir anzusehen, wie hilflos, hanebüchen und grenzdebil-bescheuert hier versucht wird, die Handlungen des ersten Teils wieder aufzugreifen (und um das zu erkennen muss man ihn nicht gesehen haben, glaube ich). Sicher, was dies angeht lassen sich auch erhabene Filmreihen wie "Rocky", "Rambo", "Terminator" oder meinetwegen auch "Police Academy" angreifen. Aber dieser Versuch hier, nee....
Man könnte jetzt so (!) viele Sachen über "Final Destination 2" schreiben, dass ich gar nicht weiß, wo ich anfangen soll.
Allein schon die schicksalhafte Institutionalisierung des Phänomens "Tod". Nein, das darf nicht sein.
Groß auch die Inkonsistenz, was das Vorgehen des "Todes" angeht. Machmal, wie im Fall der jungen Frau, die in der Aufzugtür Kopf und Leben ließ (kaum zählbar, wie oft diese originelle Idee vorher schon verwurstet wurde), lässt der Junge es wie einen schnöden Zufall aussehen, als wenn es auch "einfach so" hätte passieren können. In anderen tragischen Fällen (Eugene) greift er aber mal ordentlich ins Geschehen ein, indem er die Beatmungsmaschine vom Krankenbett wegzieht. Von den Vorfällen auf dem Bauernhof samt Benzinklickerbahn und Eischneider (siehe Fahrstuhl) möchte ich lieber gar nicht erst anfangen.
Warum macht sich der "Tod" denn vorher immer so viel Mühe, wenn er zu solchen Eingriffen fähig ist? Warum lässt er nicht einfach Blitze oder Atombomben auf seine Opfer niederregnen, damit die Figuren wieder in der passenden Reihenfolge abkratzen können. Klar, damit man 100 Minuten Film mit irgendwas füllen kann. Aber das darf auch nicht immer die Ausrede sein.
Und wenn sich der Film und seine Mythologie um den Flugzeugabsturz im ersten Teil nicht so furchtbar ernst nehmen würde, hätte ich ja in der letzten Szene des Films glatt noch über den auf den Essenstisch fliegenden Arm lachen können.
So bleibt die ganze Angelegenheit aber einfach nur traurig, lächerlich und vor allem furchtbar unoriginell und langweilig. Zumindest das Unoriginelle hätte vielleicht durch eine augenzwinkerndere Inszenierung oder Nichtfilmen des Werks gegenstandslos werden können.
Bearbeitet von emme, 20. August 2007, 19:50.
#374
Geschrieben 06. September 2007, 18:36
(The Prestige) / USA 2006 / DVD
"Are you watching closely?"
Sicherlich beginnen viele Texte über den Film mit den ersten von Christian Bale dahingeräucherten Worten, doch bin ich mir deshalb noch lange nicht zu schade dafür, dies auch zu tun.
Die simple Frage muss ich aber mit einem noch simpleren "Nein." beantworten. Daher durfte der Film gleich zwei Mal ran; zum ersten in der vergangenen Freitagnacht, zum zweiten gestern Abend.
Ich meine, hier eine gewisse Stagnation in der Arbeit Nolans ausmachen zu können. Das nebelverhangene Herrenhaus Teslas, die dusteren Straßen, in denen Fallon von Angier verfolgt und gefangen genommen wird.... Das könnten genau so gut Wayne Manor und die Unterwelt Gothams sein. Aber ist sowas wirkliche Stagnation? Und vor allem: Ist das überhaupt wichtig? Ich glaube kaum. Sieht nämlich gut aus und passt. Das sollte reichen.
Beim ersten Durchlauf bleibt der Film natürlich noch, wie soll man sagen, recht plotlastig. Ich wartete ab und rätselte einfach gespannt mit, wie die ganze Sache nun ausgeht, nur um so möglicher Weise das Grandiose des Werks zu verkennen, denn das Geheimnis bleibt letztlich egal. Beide Magier versichern uns dessen mehrfach. (Dieser) Film ist letztlich ein großer Zaubertrick, den man zu enttarnen versuchen, oder es einfach lassen kann, um sich umso mehr in ihm verlieren zu können. Natürlich könnte ich jetzt vieles über den Wettstreit erzählen, mich über irgendwelche Logiklöcher auslassen oder die Authentizität der historischen Ereignisse anzweifeln. Aber alles in diesem Werk verkommt letztlich zur Randnotiz, zur puren Begleiterscheinung einer großen Illusion und Liebeserklärung an den Film im Allgemeinen.
#375
Geschrieben 06. September 2007, 19:33
(Earthquake) / USA 1974 / DVD
Im Prinzip ist der Film ein großer Gewinner. Denn er hat Charlton Heston, George Kennedy und andere verkommene Gestalten an Bord, die es immer wieder lohnenswert machen, ihn sich anzuschauen.
Immer wieder angeschaut habe ich ihn aber nur in einer Phase, in der ich noch in die Grundschule ging und "Erdbeben" einer der wenigen Filme war, die meiner unbedarften Landfamilie als Videokassette zur Verfügung standen. Und da damals bei mir weniger die Lust auf Filme, als vielmehr die Lust, den neuen Videorekorder zu benutzen, im Vordergrund stand (zumindest vermute ich das heute), fand also auch dieses Werk immer wieder den Weg ins entsprechende Gerät.
Gesehen hatte ich "Erdbeben" bis vorgestern seit sicherlich mindestens 10 Jahren (wahrscheinlich aber länger) nicht mehr.
Es ist erschreckend, welch relative Kompromisslosigkeit der Film bei so manchem Ableben einiger Erdbebenopfer (allein schon beim völlig kommentarlosen Absturz der Fensterputzer stockte mir früher regelrecht der Atem) an den Tag legt, gleichzeitig aber in vielen Momenten spektakulärer sein möchte, als er es wirklich ist (das Timing bei der Rettung des Jungen vor dem umstürzenden Strommast ist doch mehr als lächerlich).
Weitgehend bleibt der Film zwar egal, da mir die Abweichungen vom Schema F des 70er-Jahre-Katastrophenfilms nicht radikal genug sind, um wirklich etwas Besonderes zu sein, doch wird er dank seiner hohen Schauwerte und der unschätzbaren Kindheitserinnerungen wieder einen Platz in meiner persönlichen Alle-Jahre-wieder-Rotation einnehmen.
#376
Geschrieben 15. September 2007, 11:50
(Saw) / USA 2004 / DVD
Im vorletzten Sommersemester war ursprünglich die Sichtung des Films in einem Seminar zu Artauds Theater der Grausamkeit geplant. Es sollte in der Blocksitzung (gemeinsam mit "Braindead" und Hoopers "Texas Chainsaw Massacre") um das Misverhältnis zwischen Tat und Bestrafung gehen. Letztlich hat man sich aber lieber über das Theatrale in der Inszenierung von "The Cook, the Thief, his Wife and her Lover" unterhalten, dabei Fragen der Grausamkeit weitestgehend außen vor gelassen und sich an langweiligen Teilnahmereferaten erfreut.
Aber wenn "Saw" für sowas zumindest schon vorgesehen war, muss ja doch irgendwas dran sein an diesem Film, der mir damals nur vom Titel her etwas sagte. Um dies zu überprüfen, musste nun, ein jahr später, der Film bei mir ran, womit nun genug des vorspannenden Kaffeeklatsches abgehalten sei.
Wie bei den meisten meiner Filmsichtungen in den letzten Jahren, tue ich mich auch in diesem Fall schwer, mich zu entscheiden, ob dieses Werk Gegenstand irgendwelcher wissenschaftlichen Überlegungen werden soll oder schlichte Unterhaltung bleibt. Ein geisteswissenschaftliches Studium vermag einen in gewisser Weise schon geistlich zu versauen, doch könnte es auch noch viel, viel schlimmer sein.
Ansätze böte Wans Film, egal wie die Entscheidung letztlich ausfällt, zumindest genug. Meinetwegen kann man sich über das Verhältnis von Tat und ihrer Bestrafung unterhalten, eine große Dose an Überlegungen unter dem groben Überbegriff "Körperlichkeit" aufmachen oder sich an irgendwelchen filmischen Finessen erfreuen.
Und wenn das schon alles nichts nützt, so will ich doch wenigstens festhalten, dass "Saw" als blanke Unterhaltung bestens funktioniert. Schön spannend, weitgehend undurchsichtig und zudem hat es mich einige Male derbst gerissen. Selbst beim fast schon plumpen Finale, das ein wenig an den egalen "Phone Booth" erinnert. Fein.
Weniger tatsächlicher Filmtagebucheintrag als vielmehr der Hinweis auf mein Dilemma, das sich aus dem Konflikt zwischen schnöder Berieselung und scharfsinniger Analyse ergibt. Wobei sich letztlich beides nicht ausschließen muss. Aber vielleicht führt mich mein Weg ja noch dort hin.
#377
Geschrieben 25. September 2007, 20:40
(2010) / USA 1984 / DVD
2010 kenne ich schon viel länger als 2001. Ich wusste also schon, was mit Hal passiert, bevor ich das rote Lämpchen zum ersten Mal im Kubrick blinken sah. 2010 habe ich zum ersten Mal vor einigen Jahren zufällig im Nachtprogramm des WDR(?) gesehen. Ich kann nur raten, aber das müsste so um 1998, auf jeden Fall im Sommer, gewesen sein. Vielleicht auch ein Jahr später oder früher.
Und immer, wenn ich ihn seit dem wieder zu Gesicht bekommen habe, was höchstens drei oder vier Mal der Fall gewesen sein kann, umfing mich so eine ganz spezielle, heimelige, seltsame und warme Stimmung.
Genau wie damals, als ich - ein filmisch relativ unbedarfter Jugendlicher - zufällig des nachts in den Film reinschaltete und mit anschauen durfte, wie Hal neugestartet wird, John Lithgow diesen atmosphärisch wahnsinnig dichten Weltraumspaziergang hinüber zur Discovery unternimmt, Dr. Chandra Hal über dessen bevorstehende Zerstörung aufklärt und sich schließlich Jupiter vom Angesicht des Universums verabschiedet.
Aufgrund meines zeitlich cleveren Zuschaltens damals habe ich von der triefenden, plumpen und den Film so ärgerlich sabotierenden Thematik um den Kalten Krieg nichts mitbekommen. Dadurch, dass mir die Vorgeschichte somit erspart blieb, war nur der Film an sich für mich da: Seine Musik, seine Bilder, seine Charaktere (seien sie auch noch so schwarz-weiß gezeichnet), seine Atmosphäre.
Sehe ich den Film heute, wie es vor rund einer Woche der Fall war, so wirkt er teils altbacken, furchtbar plakativ und einfach durch den Kalten Krieg versaut. Doch auch dieser kann ihm die oben genannten Vorzüge für mich nicht nehmen. Nostalgisch verklärt. Klar. Aber wer mag schon Roy Scheider? Trotzdem wird diese nun schon eine Dekade zurückliegende Nacht, und damit auch 2010, für immer etwas Besonderes bleiben.
#378
Geschrieben 28. September 2007, 13:19
(The Lost Boys) / USA 1987 / TV-Aufzeichnung
Die von mir kürzlich aufgeschnappte und höchst irritierende Neuigkeit, dass im nächsten Jahr eine Fortsetzung hierzu erscheinen soll, hat mich dazu bewogen, mir dieses frisuren- und kleidungsbetonte Werk Schumachers nach langer Zeit wieder einzuverleihen. "The Lost Boys" ist natürlich knallharte Bestandsaufnahme jugendlicher Kultur der 1980er Jahre und da kann ich kaum dran vorbei gucken. Den Film machen die fiesen Frisuren und die Musik aber weder schlechter, noch besser. Zwar mit wenig Würde gealtert, macht er dennoch Spaß.
Das komödiantische Element von "The Lost Boys" hat sich mir erst bei der gestrigen Neusichtung offenbart. Sah ich den Film früher, so schien er mir doch wesentlich ernster daher zu kommen. Erst jetzt merke ich, dass insbesondere die Frogg-Brüder und und ihre kühnen Pläne einem nicht enden wollenden Auf-die-Schüppe-Nehmen aller nur erdenklichen Vampirfilmklischees gleichkommen. Eine ähnliche Erfahrung habe ich vor Jahren mit Cravens "Scream" gemacht, den ich jahrelang nicht sah und bei einer Neusichtung im Jahre 2004 von mir an den Rand einer Komödie gestoßen wurde, welche ärgerliche Entwicklungen wie die "Scary Movie"-Reihe eigentlich a priori schon überflüssig gemacht hat. In beiden Fällen, sowohl Schumacher als auch Craven, eine schöne Erkenntnis, die die Filme in ein entsprechendes neues Licht rückt.
Viele Gedanken habe ich mir über die aufdringliche Parallelisierung Jason Patrics mit dem Konterfeit Jim Morrisons in einer Sequenz während des ersten Schlucks feinen Blutes aus des Kiefers Flasche gemacht. Pädagogisches Eingreifen seitens des Regisseurs? Drogen sind schlecht? Hört keine Rockmusik? Haltet euch von fiesen Hair-Metal-Vampiren fern?
Doch sollte ich mich der Überinterpreation des Films nicht weiter widmen und mit dem schon zuvor postulierten Eindruck schließen: Macht Spaß.
#379
Geschrieben 09. Oktober 2007, 20:02
(The French Connection) / USA 1971 / DVD
Diese bereits dritte Sichtung von "French Connection" bringt kaum neue Erkenntnisse. Weiterhin bleiben die Beschattungstrickserei im Bahnhof, das Zerlegen des Autos und natürlich die bekannte Verfolgungsjagd mit Auto und S-Bahn für mich die Höhepunkte des Werks.
Neu jedoch bei diesem Durchlauf: Das Wahrnehmen dieser ganz speziellen Atmosphäre, die der Film verbreitet. Aus irgendwelchen Gründen ist mir dies bei den bisherigen Sichtungen nicht aufgefallen, aber das Einfangen des Raums Großstadt, und hierbei eine der heruntergekommenen Art, gelingt ganz ausgezeichnet. Im Gedächtnis werden mir vor Allem die verschiedenen Verfolgungsjagden zu Fuß bleiben: Nichts ist zu hören abgesehen von den hektischen Schrittgeräuschen der Gejagten und Jäger, einem gelegentlichen Keuchen und dem allgegenwärtigen Autolärm. Keine Musikuntermalung oder sonstige Spielereien, die die Stimmung vernichten könnten. Nicht zu vergessen die allgegenwärtige Atmosphäre eines saukalten Wintermorgens ohne Schnee. Auch nachts. Ich kann das nicht beschreiben, aber es ist sagenhaft und von mir in einem Film bis dato so nicht gesehen bzw. wahrgenommen worden.
Zwischen dieser und der letzten Sichtung lagen gut drei Jahre. Das wird mir nicht nochmal passieren.
#380
Geschrieben 18. Oktober 2007, 21:02
(The Simpsons Movie) / USA 2007 / Kino
Kurz bevor die Simpsons aus dem hiesigen Kino verschwinden sollten, sah ich mich dazu verpflichtet, ihr Leinwandabenteuer noch rechtzeitig mitzunehmen, bevor ich die Bewohner Springfields gezwungenermaßen wieder in ihrer gewohnten Umgebung, dem Fernsehschirm, hätte besuchen müssen. Letztlich habe ich recht wenig über den Film zu erzählen, aber die wichtigste Frage vor dem Kinobesuch (Funktioniert das ganze auch auf der großen Leinwand und in Spielfilmlänge?) kann getrost mit einem satten 'Ja' beantwortet werden.
Vor keinerlei Probleme scheinen Homer und Anhang gestellt zu sein, wenn sie sich im breiteren Kinoformat austoben und eine Handlung bestreiten dürfen, die sicherlich auch in einer Einzelfolge, wohl vorzugsweise einem 'Tree House of Terror' hätte abgehandelt werden können. Durch das Strecken eines zwar turbulenten, aber weitgehend unspektakulären Plots auf (Zeichentrick-)Spielfilmlänge verliert sich der Film fast schon zwangsläufig ein wenig in Gefühlsduselei, die ihm nicht besonders gut zu Gesicht steht. Aber dieser Eindruck wird sicher hauptsächlich dadurch erweckt, dass die Serie oft ohne solche auskommt, was die ganze Geschichte wiederum zu einem schlichten Problem der Fernsehgewohnheit macht.
Aber vollkommen unabhängig davon gelingt der Simpsons-Film ganz ausgezeichnet. Die vielen Referenzen an die Serie selbst und ihren Ursprung, das Fernsehen, wissen zu gefallen, wie auch der größte Teil der Gags, wenn auch meine Freundin und ich oft den Eindruck hatten, die einzigen lachenden Zuschauer im Publikum zu sein.
Einen großen Wehrmutstropfen stellt der Auftaktcartoon von Itchy und Scratchy dar, welcher so fürchterlich unlustig ist, dass Homer die Rettung der Eröffnung beinahe nicht mehr gelingen kann. Aber eben nur beinahe, wodurch ein fantastischer Übergang (nennt man sowas im Zusammenhang mit Zeichentrickfilmen auch Kamerafahrt?) in das musikalisch aufgepeppte und abgewandelte Intro der Serie möglich gemacht wird. Rückblickend sicherlich der unvergesslichste Moment des Films.
Besondere Erwähnung verdient wohl auch der Pommes-Penis-Witz, dessen Hinführung so herrlich mit dem bekannten Trailer spielt und die Auflösung letztlich sinnlos macht. Der Trailer wird hier selbst zum Teil des Gags und das habe ich in dieser Form noch nicht erlebt. Fantastisch. Die restlichen Witze und Referenzen zünden mal besser, mal schlechter, aber insgesamt bleiben die Simpsons der witzigste Film, den ich seit langem sehen durfte.
Das in die Kinokarte investierte Geld vermisse ich nicht.
#381
Geschrieben 23. Oktober 2007, 20:50
(Lara Croft Tomb Raider: The Cradle of Life) / USA u.a. 2003 / DVD
Ich kenne weder die Videospielvorlagen noch den ersten Teil der Filmreihe. Jedoch wage ich zu bezweifeln, dass mir die Kenntnis der besagten Werke dazu verhelfen könnte, den gesehenen Film zu mögen. Das Ding passt vorne und hinten nicht, macht keinen Spaß und vereint nur Scheiße in sich.
Der Plot ist Rotz und weitgehend zusammengeklaut (was natürlich kein Ausschlusskriterium darstellt, doch wenn mir ein Film nicht zusagt, neige ich dazu, mich auf einfach alles zu stürzen), die Charaktere bleiben egal und überhaupt herrscht so eine anrüchig menschenverachtende Grundstimmung während weiter Teile des Films, was (zumal bei einem solchen Film) auch nicht zwingend schlimm sein muss, hier aber den Ärger über die verschwendete Zeit nur noch erhöht. Das ganze wird dann gekrönt von einer unsicher durch den Film tapsenden Angelina Jolie, die weder als eiskalte Killerin noch als bemüht dämlich grinsende "Frau" annähernd glaubwürdig daherkommt. Zudem muss ich auch enttäuscht feststellen, dass die gute gar nicht mal so hübsch ist, wie ich das im Allgemeinen bisher angenommen habe.
Eigentlich ist jedes Wort zuviel und sinnlos, daher schließe ich für heute mit einem eleganten: Müll.
#382
Geschrieben 21. Januar 2008, 14:54
(American Psycho II: All American Girl) / USA 2002 / TV-Ausstrahlung
Lese ich Meinungen zum Film, so begegnet mir häufig der Vorwurf, er habe nur wenig bis überhaupt nichts mit dem Film zu tun, dessen Sequel "American Psycho 2" zu sein vorgibt. Dabei krankt es ihm an noch viel mehr, als nur daran, die für Fans ungenügende Fortsetzung eines Films zu sein, in dem mich allenfalls das schon damals überragende Charisma eines Christian Bale überzeugen konnte.
Dabei liegen besagte Kritiker mit ihrer Einschätzung sogar völlig richtig, denn der Film hat in der Tat nichts mit seinem Vorgänger zu schaffen, was sich nicht zuletzt an der völligen Austauschbarkeit des Szenarios festmachen lässt. Es ist für den Handlungsverlauf vollkommen unerheblich, ob die vorgebliche Rachel in der Rückblende zum Auftakt des Werks Patrik Bateman eine Waffe in den Nacken rammt, oder jedem anderen hergelaufenen Serienmörder. Und ob unser All American Girl in den letzten Minuten des Films in einem Atemzug mit Bateman oder Schlitzmann genannt wird, bringt den Film auch nicht weiter.
Dies alles wusste das Produktionsteam natürlich (hoffentlich) auch und deshalb will ich es den Herrschaften gar nicht großartig verdenken, in dieser Konstellation eine Entschuldigung für den Filmtitel zu finden, denn mit Schwachsinn verdientes Geld ist auch eben dieses - Geld.
Lässt man dieses Produkt filmwirtschaftlichen Kalküls außen vor, bleibt dennoch ein Film übrig, der seine eigene Daseinsberechtigung losgelöst von Harrons "American Psycho" hat - wenn auch in der Hauptsache nur als Fallbeispiel für die immense Häufung aneinandergereihter Peinlichkeiten:
Die Grundkonstellation ist lächerlich. Wie ich oben schon geschrieben habe, dürfte das Konstrukt Rachel-tötet-Bateman aus wirtschaftlichen Gründen entstanden sein. Auch die Involvierung des von Shatner porträtierten Uni-Professors in diesen Fall schlucke ich noch ohne Nachgeschmack. Aber dann diese Clara ins Spiel zu bringen, die sich auch just noch als Babysitterin Rachels entpuppt, ist der konstruierten Peinlichkeit zuviel. Jeder Versuch, Sinn, Unsinn oder Rechtfertigung in dieser grauenhaft künstlich wirkenden Grundkonstellation zu finden, muss scheitern und ich will das auch gar nicht ausprobieren und mich nur in Maßen darüber aufregen, denn auch dieses - wie auch der Bateman-Mord - trägt nahezu nichts zum Geschehen bei.
Erschütternd auch der Grad an Mündigkeit, die der Film seinem Zuschauer zugesteht. Eine jede Wendung wird ihm durch eine prompte Rückblende erklärt, was an sich nicht schaden kann, bei einem Film dieser Sorte aber, der so plakativ mit Hinweisen um sich schmeißt, nur nach hinten losgehen kann. Jedoch, würde dieses ungeschickte Servieren von Rätselversatzstücken nach hinten losgehen, würde es nämlich etwas tun, also irgendeine Form von Funktion erfüllen. Die Durchschaubar- und Oberflächlichkeit des Films verhindert dies aber, wodurch auch die Auflösungen der verschiedenen Plot-Twists nichts und wieder nichts zum Geschehen beitragen.
Vielleicht habe ich mich eingangs meines dritten Absatzes aber doch geirrt und es bleibt angesichts der Tatenlosigkeit seiner einzelnen Elemente am Ende gar kein Film übrig. Sollte ersteres dennoch Fall sein, so ergießt er sich aber in dem, was er am besten kann - nichts.
#383
Geschrieben 10. Juli 2008, 15:36
(Il Buono, il brutto, il cattivo) / Italien, Spanien 1966 / DVD
emme sagte am 17.05.2004, 14:00:
Vier Jahre und zwei FTB-Reaktivierungen später (jetzt geht es zum dritten Male los) habe ich die angekündigte Zweitsichtung hinter mich gebracht: Zumindest das Fragezeichen im obigen Selbstzitat lässt sich bedenkenlos um ein Ausrufungszeichen erweitern. Will meinen: Lieblingsfilm?! Auf keinen Fall!
Woran mag dies liegen?
Das erste, was mir beim Schauen auffiel, war der Eindruck, dass die Bilder sich dem Rythmus der Filmmusik anpassen und nicht umgekehrt. Als ich später dann eher durch Zufall las, dass Leone die Musik zu "Spiel mir das Lied vom Tod" bereits im Vorfeld von Morricone hat komponieren lassen, sah ich meinen Eindruck bestätigt. Ob dies beim Gutbösehässlichen auch in dieser Form ablief, weiß ich nicht. Und dies muss ja auch gar nichts Schlimmes sein, fügt doch das genannte Folgewerk Bild und Musik gelungen zusammen. Warum funktioniert das also hier - mit Ausnahme des Tuco-Laufs auf dem Friedhof und des anschließenden Showdowns - nicht? Ich weiß es nicht. Jedenfalls wirken zahlreiche Sequenzen des Films ziemlich holprig, was das Zusammenspiel aus Musik und Bild angeht. Ich belasse es zunächst bei der bloßen Feststellung. Als isoliertes Werk betrachtet bleibt der Soundtrack freilich über nahezu jeden Zweifel erhaben.
Zudem glänzte "Zwei glorreiche Halunken" diesmal durch beeindruckende Längen und weitestgehend überflüssige Sequenzen. So wirken etwa die Ereignisse in der Mission elend langatmig und bringen die Handlung kaum vorwärts. Ob Tuco sich mit seinem Bruder auszusöhnen versucht oder nicht, bleibt letztlich völlig egal.
Vielleicht genügen prototypische Charaktere des Italo Westerns, auch wenn hier gleich drei unterschiedliche in die Schlacht geschickt werden, einfach nicht aus, einen Film über nahezu drei Stunden Laufzeit angemessen auszustaffieren. Eine wesentlich kompaktere Inszenierung hätte hier zum Erfolg geführt und sich vielleicht auch besser in die Dollar-Reihe eingefügt. Dass Leone umfassende Opern auf die Leinwand zu zaubern vermag, beweist er ja mit weiten Teilen seiner Amerika-Trilogie. Warum also hier der Versuch, wo er einfach nicht zu passen scheint?
Als äußerst gelungen empfinde ich bei allem Ärger jedoch die Einbindung der Revolverhelden in einen historischen Kontext, sie leben jetzt nicht mehr in einer geschichtslosen Welt, wie noch etwa in den beiden Vorgängerfilmen (sofern ich mich richtig erinnere), sondern werden selbst zum Teil der Geschichte, nutzen sie für ihre eigenen Zwecke aus, verlassen sie aber doch noch rechtzeitig, um in die gewohnte Welt des Westerns zurückzukehren, so dass am Ende dann eben doch nur Pistolen, Gold und Cowboyhüte zählen...
#384
Geschrieben 16. Juli 2008, 13:38
(I Due superpiedi quasi piatti) / Italien 1976 / DVD
Vielleicht meine erste Sichtung mit dem Versuch, diesen Film als eben solchen auch ernstzunehmen. Dies tut der kindlichen Freude an drolligen Dialogen und tapsigen Prügeleien natürlich keinen Abbruch.
Doch eben im Zusammenhang mit diesen zwei Elementen sind mir ein paar Dinge aufgefallen, die ich der Nachwelt nicht vorenthalten möchte:
Zum einen habe ich erstmals die besagten Prügeleien nicht nur als den Inhalt einer launigen Sequenz wahrgenommen, sondern habe mir auch ernstahft Gedanken um deren Entstehung gemacht. Bei dem ein oder anderen Martial Arts-Streifen geriet ich bisher durchaus immer wieder ins Staunen ob der choreographischen Qualitäten der jeweiligen Kämpfe, während mir dies bei den Prügelorgien von Spencer und Hill bis jetzt noch nicht passiert ist. Und dies vermutlich einfach deshalb, weil die Kämpfe eben so schludrig und hingerotzt daherkommen, wodurch sie ihre Wirkung ja durchaus nicht verfehlen!
Aber ein Blick auf Details verrät dann doch die immense Arbeit und auch das gymnastische Können der Beteiligten, die diese für Spencer/Hill-Filme so charakteristischen Sequenzen gestalten: Da werden Vorwärtsrollen auf Billiardtische durchgeführt, wüste Sprünge von selbigen hinunter mitten in eine prügelnde Meute, drei oder vier Leute springen Spencer gleichzeitig an und verfehlen dennoch nie ihren Bestimmungsort - für gewöhnlich die im passenden Moment ausgestreckte Pranke Bud Spencers.
Insbesondere jedoch habe ich einen kurzen Moment während der Prügelei im Lokal, zu deren Beginn Hill den Lahmen und Spencer den Taubstummen gibt, technisch einfach nicht verstanden. Die Situation: Nach einem kurzen Faustgefecht liegt einer der Schergen auf dem Rücken flach am Boden. Hill steht zu dessen Füßen, reißt die Beine des Liegenden für einen kurzen Moment in die Höhe, dieser vollführt ohne noch ein weiteres Mal den Boden zu berühren einen Rückwertssalto quasi aus dem Liegen heraus und steht schließlich Hill von Angesicht zu Angesicht aufrecht gegenüber. Ohne Worte. So einen Bewegungsablauf habe ich noch nie gesehen und bestimmt vollkommen unverständlich beschrieben, aber so etwas hätte ich höchstens in einem bis ins letzte Detail ausgearbeiteten Endkampf in einem Shaw-Film oder meinetwegen bei einer Shaolin-Bühnenshow erwartet, doch sicherlich nicht im Rahmen einer Prügelei in einem Spencer/Hill.
Desweiteren: Sicherlich steht "Zwei außer Rand und Band" in sachen der Ernsthaftigkeit seiner Origialfassung in keiner so starken Diskrepanz zur deutschen Fassung, wie etwa diverse frühere Western der beiden Haupakteure (dazu wartet der Film einfach mit zu vielen situationskomischen Gags auf, die auch ohne Rollenkommentar funktionieren), doch stößt die Praxis der Blödelsynchronisation hier an natürliche Grenzen. So etwa bei der Überbringung der Todesnachricht des Onkels: Die vage Ausdrucksweise Spencers ((bzw. seines Synchronsprechers) "Im Leben läuft's nicht immer so, wie man es gern hätte.") steht doch in argem Gegensatz zu dem lockeren Gerede während der Leichenschau in der Polizeischule ("War er da auch schon waagerecht?" usw.) und dadurch wird die Szene zu einem sonderbaren Fremdkörper im Film. Jedoch, ich habe keinen Zugriff auf eine etwaige italienische Fassung des Films, oder welche Sprache auch immer hier Originalsprache war, weshalb diese fast schon peinlich berührende Diskrepanz sicherlich auch dort auftauchen könnte und nicht zwingend Phänomen einer verscherzlichenden Synchronisation sein muss, die den Übergang in ernstere Gefilde des Lebens nicht schafft.
Trotz dieses Kurzgemosers werde ich auch in Zukunft gern zum Kaugummi mit Maulbeerblattgeschmack greifen, mich an der fast schon zu zusammenhanglosen Aneinanderreihung von Schlägereien erfreuen und nach weiteren Kabinettstückchen in Choreographie und Timing der Gefechte Ausschau halten.
#385
Geschrieben 26. Juli 2008, 21:55
(Batman) / USA 1989 / VHS
Letztlich ein Film über Medien und Öffentlichkeit eingebettet in ein düsteres Großstadtbild, welches wiederum durch dem DC-Universum entsprungene Comicfiguren angereichert wird.
Eine mediale Omnipräsenz wird nicht zuletzt in dem grotesk anmutenden Arsenal an Monitoren evident, welches sich in der Bathöhle wiederfindet und über das Batman sowohl Bruce Waynes Gäste, als auch seinen Erzfeind Joker via Fernsehprogramm im Auge behält. Auch Joker stehen viele Fernseher zur Verfügung, denen jedoch, ähnlich seiner eigenen Existenz als nach Aufmerksamkeit geifernder Medienstar, keine lange Lebensdauer beschieden ist; sei es aufgrund eines gezielten Revolverschusses oder eines Schlages mit dem Boxhandschuh. Wann immer es nicht nach Jokers Pfeife tanzt, muss sein Helfer (in diesem Fall symbolisch das Medium Fernsehen) dran glauben, ebenso wie seine "Nummer 1" gegen Ende des Films, nachdem Batman die Giftgasballons beseitigt hat.
Beide Hauptfiguren nutzen die Medien für ihre eigenen Zwecke. In erster Linie werden Zeitung und Fernsehen hier als Mitteilungsorgan genutzt: Während Joker im Fernsehen einen Werbespot für seine Joker-Produkte schaltet oder die Rede des Bürgermeisters unterbricht, wendet sich Batman über die Reporterin Vicky und somit die Presse an die Öffentlichkeit, um mit Anweisungen im Umgang mit den Joker-Produkten aufzuwarten. Zuletzt wendet sich Batman in einem Brief an die Stadt, der auf dem Hauptkommunikationszentrum der Stadt, Gotham Plaza, verlesen wird. Ohnehin erweckt der Film zu weiten Teilen den Eindruck einer Pressekonferenz: Immer wieder finden sich Akteure auf dem Platz vor dem Rathaus ein, um Mitteilungen an die Bürger oder eben die Presse loszuwerden.
So lange Batman und Joker über die Medien kommunizieren, wird ihr Konflikt zu einem über die Medien ausgetragenen und somit öffentlichen Duell. Erst durch die Spitze eines fast schon lächerlich hohen Kirchturms vom restlichen Gotham entrückt (nur noch fernes Scheinwerferlicht kann die Kontrahenten erreichen), kann ihr Konflikt zu einem privaten Kampf werden, der zumindest seitens Batman, der in Joker den Mörder seiner Eltern gefunden hat, auch nötig wird. Joker wirkt angesichts des Verlustes medialer Kraft geradezu harmlos im Zweikampf mit Batman, erst das Verlagern des Gefechts aus dem Kirchturm heraus an die Frische Luft (und somit ins Visier der Scheinwerfer) gibt Joker neue Kraft und er kann Batman überrumpeln und ihn dramaturgisch bewährt an den Rand einer Niederlage bringen. Trotzdem bedeutet für Joker dieser letzte Auftritt im Rampenlicht sein Ende.
Medien beherrschen Burtons Film, bietet er doch fast schon einen kleinen Abriss über die Geschichte verschiedener medialer Formen. Ist es am Anfang noch mündliche Tradierung, die Batman unter den Ganoven bekannt macht und auch dem Willen des Helden entsprechend bekannt machen soll, gerät Batman in erster Linie durch das Printmedium schlechthin - die Zeitung - in die Öffentlichkeit. Als Vertreter der audiovisuellen Medien tritt schließlich Joker auf den Plan, der das Fernsehen wie gezeigt für seine Zwecke nutzt, sich seiner Polizeiakte nach für Kunst interessiert, seine Taten zumindest zu Beginn des Film in Form von Fotos dokumentieren lässt und vor allem immer einen Sidekick im Schlepptau zu haben scheint, der mit seinem Ghettoblaster für die passende Musikuntermalung sorgt.
Um diesen Medienexkurs, dem eine wesentlich systematischere Betrachtung gut tun würde, zu verlassen, ist mir bei der heutigen Sichtung aufgefallen, dass ich es hier mit einem Batman zu tun hatte, der wesentlich kompromissloser zu Werke geht, als ich es in Erinnerung hatte. Ganz im Gegensatz zu den späteren Batman-Filmen - einschließlich des zweiten Schumacher - ist Batman hier nicht etwa an der bloßen Festnahme seiner Feinde und einer möglichen Heilung psychischer Störungen gelegen, sondern ganz deutlich an dem physischen Auslöschen des Joker ("Ich MUSS dich töten!", brüllt Batman seinem Gegner entgegen, wobei ich hoffe, dass dies in der Originalfassung ähnlich pointiert ausgedrückt wird, denn mir liegt lediglich eine deutsche Kaufkassette des Films vor). Da Burton den Charakter des Batman aber nicht völlig humorlos inszeniert, rückt er freilich in eine gewisse Ferne zu Nolans Batman oder gar Millers Version im Comic "The Dark Knight Returns", wenn ich auch in der relativen Kompromisslosigkeit von Burtons Batman eine gewisse Anleihe an Miller zu erkennen glaube, aber natürlich nur im kleinstmöglichen Rahmen!
Ich schließe mit einer bei Comicverfilmungen obligatorischen Nerd-Anmerkung: Kann es Zufall sein, dass Batman mit angelegtem Zielvisier im Batwing eine frappierende Ähnlichkeit mit Night Owl als Moores "Watchmen" aufweist?
#386
Geschrieben 18. August 2008, 17:58
(Stroszek) / Deutschland 1977 / DVD
Redet Werner Herzog über seinen Film von 1977, so wird er nicht müde, die Authentizität der gezeigten Bilder herauszustellen. Kaum ein Zimmer, ein Charakter oder Gegenstand von Bedeutung muss ohne entsprechende Hinweise auskommen. Es drängt sch die Frage nach der Grenze auf. Wo endet die Dokumentation über Bruno S., wo beginnt STROSZEK? Die Entstehung des Films berücksichtigend und somit davon ausgehend, dass der Film eigens für seinen Hauptdarsteller und um diesen herum geschrieben wurde, kann ich ihm seinen privaten Charakter kaum absprechen, wodurch wiederum die Grenzen zwischen Leben des Bruno S. und der fiktiven Handlung des STROSZEK fließend verlaufen, vielleicht sogar aufgehoben werden.
Ebenso aufgehoben scheinen entsprechend die Grenzen zwischen den beiden Teilen der Handlung, jeweils in Berlin und den USA angesiedelt. Letztere büßen ihre paradiesischen Zustände schnell ein und versprechen kaum mehr Erlösung als der Berliner Bierhimmel.
Alles verlaufe schließlich im Kreise, merkt die Hauptfigur zu Beginn des Films an. Das Huhn. Die Seilbahn. Bruno.
#387
Geschrieben 26. August 2008, 11:05
(Le Solitaire) / Frankreich 1987 / DVD
Einer dieser Filme, in denen das Abhören des Telefons eines der Bösewichter tatsächlich noch zu dessen Festnahme führt und diese Methodik nicht als Verweis auf eine längst vergangene Zeit dient, die naive Polizisten von gestern der Lächerlichkeit preisgibt, indem Rückverfolgungsversuche erfolglos bleiben oder der Polizist letzten Endes nur noch einen an der Schnur baumelnden Hörer statt des ihm deutlich überlegenen Verbrechers vorfindet.
Auch hiervon abgesehen findet sich einiges an traditionellem Erzählgut wieder: Inspektor Simon bedient so herrlich die Konvention des in Kürze den Dienst quittierenden Polizisten, der entsprechend während eines der wohl letzten Einsätze sein Leben lässt. Das Sinnen auf Vergeltung seitens seines Kollegen, Freundes und angetauften Verwandten Stan wird freilich zur dramaturgischen Selbstverständlichkeit.
In der Folge fährt DER PROFI 2 vielleicht die ein oder andere Figur zuviel auf, die dem Dunstkreis Schneiders entspringt und Stan unweigerlich auf dessen Spur führt. Ein etwas übersichtlicheres Drehbuch hätte hier helfen können, doch ist diese Unübersichtlichkeit der Atmosphäre einer Großstadt mit ihren vielen namenlosen Individuen und gescheiterten Existenzen nur zuträglich. Die stärkste Szene markiert hier vielleicht schon die Eingangssequenz, die uns Stan immer wieder grinsend und lange Zeit schweigend an seinem Zigarillo ziehend zeigt, dabei immer wieder aus dem fahrenden Auto blickend, das an der bunten Lichterwelt der Stadt vorbeirauscht, in freudiger Erwartung, dies alles bald hinter sich lassen zu können.
#388
Geschrieben 28. August 2008, 10:22
(Non c'è due senza quattro) / Italien 1984 / DVD
Ich bin wahrlich kein großer Freund der Verwechslungskomödie an sich, da das ihr zur Verfügung stehende Repertoire an Komödiantischem erfahrungsgemäß recht reduziert ausfällt. Häufig versuchen Filme dieser Art, ihre Komik aus Begegnungen des Doppelgängers mit Personen aus dem Umfeld der Ur-Person zu ziehen, was freilich zu spaßigen Verstrickungen führen kann, aber aufgrund der schieren Menge an Komödien aus diesem Dunstkreis auch schnell ermüdend werden kann. Auch VIER FÄUSTE GEGEN RIO verschreibt sich in weiten Teilen dieser Tradition, wie etwa im Umgang der Doppelgänger mit ihren Chauffeuren oder der Begegnung Elliots mit der platonischen "Die-tun-nur-so-als-ob"-Freundin des schlankeren Coimbra-Vetters. Wie das Zitat des vorherigen Satzes bereits andeutet, hat das Konzept der Verwechslungskomödie hier das unbeschreibliche Glück, zusätzlich in eine Spencer/Hill-Komödie, zumal gewohnt verblödelt synchronisiert, eingewoben zu sein, weshalb manch abgedroschen wirkende Szene durch geschmeidige Sprüche gerettet werden kann. Besagte erste Begegnung Elliots mit Olympia, die nur noch der Einlösung des Quasi-Versprechens der Entplatonisierung ihrer Beziehung zu Coimbra dient, erfährt etwa dadurch einen noch gelungenen Abschluss, dass Elliot unmittelbar vor dem unvermeidlichen Akt noch ein entspanntes "Na dann mal rein ins Gemüse." in den Mund gelegt wird.
Des Weiteren läuft der Film freilich nach dem bewährten Muster eines Spencer/Hill ab, wobei er verglichen mit anderen Filmen wie etwa ZWEI AUSSER RAND UND BAND wesentlich langsamer in Fahrt kommt und auch leider nur mit zwei größeren Schlägereien aufwartet, deren Choreographie zudem die Raffinesse früherer Tage vermissen lässt, wobei der Endkampf aber immerhin das Verwechslungskonzeot weitestgehend gelungen übernimmt und in seinen Verlauf einfließen lässt, indem sowohl die Original-Coimbras als auch deren Doppelgänger, für die Gegner kaum ersichtlich, am Geschehen teilnehmen.
Kurz schlägt der Film auch ernste Töne an. So etwa während einer Fahrt der Doppelgänger auf eine Plantage, während derer kurz seitens Elliot auf das beklagenswerte Dasein der Arbeiter hingewiesen wird. Zudem erfährt die Gutelaunewelt Rio eine kurze Dekonstruktion, indem der Postkartenexposition der Stadt am Ende der Eingangssequenz eine vor einem Rolls Royce explodierende Bombe gegenübergestellt wird. Da solche Anklänge aber kaum weitergeführt werden (so lernen wir etwa im Laufe des Films sämtliche Touristenhochburgen der Stadt kennen, ohne dass die Standortwahl den Film in irgendeiner Weise bereichern würde), will sich aber auch kein rechter Diskurs daraus entwickeln. Also sollte ich mich lieber an den derben Sprüchen und dem Gekloppe erfreuen und hoffen, dass ich im Moloch Rios niemals wieder meine Stimme erheben muss, um einen jungen Walderdbeerendieb zurecht zu weisen.
#389
Geschrieben 29. August 2008, 20:45
(21) / USA 2008 / DVD
Das Vollenden des einundzwanzigsten Lebensjahrs markierte einst in hiesigen Gefilden und markiert in Übersee noch immer nicht nur die erste Eins nach der zweiten Null, sondern gleichzeitig die Grenzüberschreitung vom Teenagerdasein zur Volljährigkeit. Ebenso wie er das Teenagerleben, welches er ohnehin niemals dem Klischee des saufenden und hurenden Adoleszenten entsprechend auslebte, jetzt hinter sich lässt und seine Kindheitsträume nun endlich im Rahmen der Möglichkeiten eines jungen Erwachsenen verwirklichen möchte, bewegt sich Ben stets auf und an der Grenze zwischen tristem, kaltem College-Alltag und der schillernden Welt Las Vegas', in die ihn sein Mathematikprofessor als Kartenzähler am Spieltisch einführt. Alles scheint in dieser - selbst mit den Elite-Universitäten Bostons verglichen - dekadenten Welt möglich: Das Erreichen der eigenen Träume durch finanzielle Absicherung dank semi-legalem Black Jack-Betrugs bei gleichzeitigem Nachholen der verpassten Jugend (der Mann ist ja bereits 21) in einem Pfuhl der Identitäslosigkeit und Anonymität machen diese Welt für Ben so furchtbar verlockend.
Die Konstruktion Las Vegas' als Gegenwelt zum College in Boston gelingt der Regie durchaus gelungen: Glitzernde Farbspiele stehen hier grau in grau gehaltenen, von kalten Sitzbänken flankierten Flanierpfaden gegenüber, das klapprige Fahrrad des chronisch verarmten Studenten weicht der blankpolierten Luxuslimousine. Selbst die von Bens Mutter für ihren Sohn zusammengesparte stattliche Summe von 68000 Dollar erscheint mickrig im Vergleich zu den Reichtümern, die sich über Bens Deckenplatten verbergen. Schließlich obsiegen freilich traditionelle Werte wie Freundschaft über Raffgier und Falschheit, obgleich das Einbinden der Freunde Bens in die Kartenzählmachenschaften am Ende des Films, die Ben gemäß des durchschnittlichen Plots ausreichend Schwierigkeiten eingebracht haben, mich zumindest irritiert, wenn auch nicht völlig überrascht. Die Jugend eben...
#390
Geschrieben 29. August 2008, 21:16
(Cloverfield) / USA 2008 / DVD
Die Kraft der Perspektivierung tritt wohl in kaum einem aktuelleren Film so eindrucksvoll zutage wie in CLOVERFIELD. Denn nur durch den Kniff, den Film als unbearbeitete und historische Primärquelle zu verkleiden, wird der aus Versatzstücken aus Monster-/Horror-/Katastrophen- und Alienfilm bestehende Storywust zu etwas Originellem. Wer den Erfassungshorizont des Objektivs verlässt, verlässt zugleich den Film selbst. Lediglich das attackierende Ungeheuer findet seinen Weg immer wieder zurück.
Auch ein Film über Dokumentierungswahn und Tradierung von Ereignissen: Während man darüber streitet, ob die Kamera an oder aus sein soll, ob eine mündliche Überlieferung ausreicht oder eine visuelle notwendig wird, hält ein großer Teil der Bürger trotz der drohenden Gefahr inne, um das stets griffbereite Foto- und Videohandy auf den abgerissenen Kopf der Freiheitsstatue oder das durch New York wütende Monster zu richten. Gegen letztere Option entscheidet sich Rob in den letzten Momenten des Films, indem er die Kamera von der tobenden Schlacht, dem eigentlichen Medienereignis, abwendet, um sie auf sich selbst und seine Freundin zu richten. Den Subjekten im Schatten einer ihrer Opfer zu bloßen Statistiken verkommen lassenden Katastrophe.
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