In meinem Herzen haben viele Filme Platz
#181
Geschrieben 29. Januar 2006, 08:29
Morgane Et Ses Nymphes (Girl Slaves Of Morgana Le Fay) ~ F 1971
Directed By: Bruno Gantillon
Die beiden Stadtmädchen Françoise (Mireille Saunin) und Anna (Michéle Perello) tuckern mit dem Kleinwagen durch die französische Provinz. Nachdem ihnen der Sprit ausgegangen ist und sie die Nacht in einer Scheune verbracht haben, ist Anna verschwunden. Françoise macht sich auf die Suche nach ihr und begegnet einem Zwerg (Alfred Baillou), der ihr bedeutet, ihr zu folgen. Françoise gerät in das verwunschene Reich der Zauberin Morgane (Dominique Delpierre), das, im Falle ewigen Aufenthalts, immerwährende Jugend und Schönheit verspricht ...
Gantillons geschmäcklerische Bilder von softer Lesbenerotik, vermischt mit dem Interieur der Wasserburg Morganes entwickeln rasch ein beinahe hypnotisches Eigenleben, dem man als Betrachter, ebenso wie die Protagonistinnen, nur allzu gern verfällt. Der beiläufige Soundtrack von François De Roubaix (der hier unter dem Pseudonym 'Cisco El Rubio' tätig war) unterstreicht diese seltsam anderweltliche Stimmung großartig. Inhalt und Narration spielen bei Gantillon bestenfalls eine untergeordnete Rolle, einzig die träumerische Atmosphäre nimmt einen gefangen.
Obwohl offenbar so gut wie keine finanziellen Mittel zur Verfügung standen, wurde die Magierinnen-Mär mit wirklich liebevoll arrangierten und professionell wirkenden Szenerien bedacht, die selbst 35 Jahre nach ihrer Entstehung noch absolut frisch und eben anmuten.
8/10
#182
Geschrieben 29. Januar 2006, 19:39
Gothic ~ UK 1986
Directed By: Ken Russell
Das Ehepaar Shelley (Julian Sands, Natasha Richardson) und die Stiefschwester der Gattin, Claire (Myriam Cyr), besuchen den prominenten englischen Dichter Lord Byron (Gabriel Byrne) nebst seinem Biograph Polidori (Timothy Spall) auf Byrons Herrensitz am Genfer See. In der Nacht tobt ein gewaltiges Unwetter und die 5 Herrschaften erzählen sich Gruselgeschichten. Im folgenden kollektiven Laudanumrausch nehmen ihre Sehnsüchte und Ängste halluzinatorische Gestalt an. Diese Nacht inspiriert Mary Shelley zu ihrem Roman "Frankenstein".
Nicht ganz so wüst wie etwa Russells Komponistengeschichten, erschien mir "Gothic" trotzdem wie ein ziemlicher Durchhaltefilm. Substanzlos, wenn auch mit einem fraglosen Gespür für schrille visuelle Einfälle, präsentiert das englische enfant terrible hier ein sich allzu wichtig nehmendes Stück Zelluloid, das letztendlich nichts weiter ist, als die (nicht annährend adäquate) Beschreibung eines Drogenrauschs inklusive Horrortrip. Wie die psychischen und emotionalen Defizite der Beteiligten, seien es überkandidelte Egozentik, Sucht, Verlustangst oder unerfüllte Liebe, thematisiert werden, das ist eher plump und fungiert als rein zweckdienliches Beschwernis. Russells "stringentere", weniger selbstherrliche Sachen, wie zum Beispiel "Altered States" finde ich persönlich da wesentlich interessanter.
3/10
#183
Geschrieben 30. Januar 2006, 21:22
The Guns Of Navarone (Die Kanonen von Navarone) ~ USA 1961
Directed By: J. Lee Thompson
In der griechischen Ägäis haben die Deutschen um '43 zwei riesige Kanonen installiert, die alliierte Schiffe an der Durchfahrt hindern sollen. Ein aus sechs Briten bestehendes Himmelfahrtskommando unter Beteiligung des passionierten Bergsteigers und Offiziers Mallory (Gregory Peck) soll die beiden Batterien außer Gefecht setzen. Ein nahezu aussichtsloses Unterfangen ...
Eines der bis heute ungeschlagenen, klassischen Kriegsabenteuer Hollywood'scher Prägung. Reiht sich nahtlos ein in den Männerfilmreigen mit "The Great Escape", "The Dirty Dozen" oder "Where Eagles Dare" (übrigens auch nach einer Vorlage von Alistair MacLean) Bunt, breit, überlang. Hier waren Männer noch Männer. Hart und kompromisslos. Man brauchte sich nicht herumzuärgern mit jammervollem Ethos, das den Krieg kritisierte. Die Mission musste erfüllt werden und fertig. Und da es sich um echte Kerle handelte, waren meistens auch noch Spannung und Aktion angesagt!
Thompsons Film ist schnörkelloses, schweißtreibendes Actionkino, das, Kriegshintergrund hin oder her, verdammt viel Spaß macht, glänzend unterhält und außerdem mit einer gut aufgelegten Starriege besetzt ist. Garantiert nix für Muschis und Weicheier.
Nicht zu vergessen Dimitri Timokins Ohrwurmthema, das noch spätere Triumphe als Coverversion von den Skatalites feiern sollte.
8/10
#184
Geschrieben 04. Februar 2006, 09:13
Bloodsport ~ USA 1987
Directed By: Newt Arnold
Um seinen verstorbenen Meister (Roy Chiao) zu ehren, desertiert Frank Dux (Jean-Claude Van Damme) kurzerhand, reist nach Hongkong und nimmt am berüchtigten Kumite teil, einem Freistil-Kampfturnier. Hier lernt er den bärigen Jackson (Donald Gibb) kennen, der schnell zu Dux' Kumpel avanciert, sowie die knallharte Reporterin Janice (Leah Ayres), die beinahe ebenso fix zu Dux' Betthäschen avanciert. Sein härtester Gegner im Ring ist unterdessen der laufende Muskel Chong Li (Bolo Yeung), der Jackson kurzerhand krankenhausreif drischt, was Dux ihm besonders übel nimmt ...
Wie ein Kindergeburtstag, fehlen nur die bunten Plastikhütchen und Tröten. Ehedem, als der Film gerade auf Video herausgekommen war, hieß es im Freundeskreis immer (freilich hinter etwas vorgehaltener Hand; man war ja erst 12): "Ey, kennze "Blattzpoat"? Musse haben!" Heute hinterlässt das Wiedersehen nach langen Jahren einen - gelinde gesagt - belustigenden Eindruck. Arnolds in den letzten Minuten zumindest toll geschnittener, kleiner Meilenstein des naiven Klotzkinos rekrutiert sich praktisch aus dämlichen Dialogen sowie übetriebener Mimik und ist wohl das größte Feuerwerk unfreiwilligen Humors, das ich seit langem genießen durfte.
Van Damme müht sich redlich, neben der Zurschaustellung seiner etwas kurz geratenen, aber knackigen Statur (ich sach nur: Spagat!) die anderen, langsam verblassenden Cannon-Helden jener Tage darstellerisch in den Schatten zu stellen, was aber nicht eben hinhaut. Highlight ist und bleibt aber das chinesische Muskelpaket Bolo Yeung, das unentwegt seine Brustmuskulatur in Bewegung hält und, um Beifall buhlend, durch den Ring stapft wie ein japanisches Gummimonster. Überhaupt erinnert das Ende an "Godzilla vs. King Gidorah" oder so.
5/10
#185
Geschrieben 04. Februar 2006, 15:58
Lo Strano Vizio Della Signora Wardh (Der Killer von Wien) ~ E/I 1971
Directed By: Sergio Martino
Als die mit dem respektablen Geschäftsmann Wardh (Alberto de Mendoza) verheiratete, von diesem aber vernachlässigte Julie (Edwige Fenech) nach Wien kommt, holt sie ihre Vergangenheit ein: Der diabolisch wirkende Jean (Ivan Rassimov), mit dem Julie einst ein sadomasochistisches Verhältnis pflegte, macht ihr erneut seine Aufwartung in Form roter Rosen und seltsam verschlüsselter Nachrichten. Zeitgleich geht ein Frauenmörder in der Praterstadt um. Als Julie ein Verhältnis mit dem schmucken George (George Hilton) eingeht, wird sie erpresst. Hängen all diese Ereignisse möglicherweise zusammen?
Martinos schöner Giallo wirkt, bis auf seinen etwas gemächlichen, aber kaum langweiligen Fortgang immer noch up to date, nicht zuletzt aufgrund der besonders zu Anfang hervorragend geschnittenen Szenen (die später leider in ihrer Quantität etwas abnehmen) und außergewöhnlichen Kameraperspektiven. Hinzu kommen die Plottwists, die ja mittlerweile wieder schwer in Mode gekommen sind, aber auch vor 35 Jahren (und natürlich zuvor) schon fruchteten. Dem kniffligen Rätseln zugeneigten Krimifreund wird es auch wirklich nicht leicht gemacht, stehen Edwige French doch mit Mendoza, Rassimov und Hilton gleich drei klassische Schurken italienischer Prägung (wobei keiner der drei tatsächlich Italiener ist) gegenüber.
Christian Keßler (falls er dies liest: Lieben Gruß!) erwähnt in seinem wie immer feinen Essay im Booklet der neuen Koch DVD, wie wohltuend sich das damalige Schönheitsideal in punkto Kurvenreichtum doch vom heutigen unterscheidet. Dem kann ich nur beipflichten, die Fenech wirkt um einiges sinnlicher als so manches aktuell medienpräsente Knochengestell, auch wenn ihr Augenbrauen-Make-Up mir auch etwas unvorteilhaft erschien. Sollte man nicht versäumen.
8/10
#186
Geschrieben 05. Februar 2006, 00:04
Session 9 ~ USA 2001
Directed By: Brad Anderson
Gordon Fleming (Peter Mullan) nimmt mit einem 4-köpfigen Team (David Caruso, Josh Lucas, Stephen Gevedon, Brendan Sexton) einen Auftrag zur Asbestentseuchung des lange Jahre leerstehenden Danvers Hospitals an. Der gewaltige Komplex diente seinerzeit als Klinik für Geisteskranke. Fleming steht kurz vor der Pleite, daher ist er besonders auf diesen Job angewiesen. Doch die Arbeit bleibt keineswegs frei von Animositäten. Nicht nur, dass es unausgesprochene Konflikte zwischen den 5 Männern gibt, alle geraten mehr oder weniger unter den unheilvollen Einfluss des Hauses, dessen verschachtelte Sektionen und düstere Gänge anmuten wie die Gedärme eines Ungeheuers ...
Ich muss gestehen, dass mich seit langem kein Film mehr so tief drinnen zu packen vermocht hat, wie Andersons unheimliche Fallstudie um autosuggestive, kollektive Psychosen. Und ich kann noch nicht einmal begründen, wieso. Innovativ ist "Session 9" jedenfalls nicht sonderlich. In einer ungewöhnlichen Melange aus Breitbild und Digicam gefilmt (worin sich die wohl notwendigen stilistischen Manierismen glücklicherweise auch schon erschöpfen), erliegt man schnell der Befürchtung, dass es dick kommen muss und genau das passiert denn auch. Das Danver Hospital (welches, wie man im sehenswerten kleinen Making Of der DVD erfährt, tatsächlich existiert) als zusätzlicher Protagonist steht in direkter Tradition zu ähnlichen Gebäuden wie Hill House, der Bretterbude in Amityville oder dem Overlook Hotel und eigentlich sollte man sich als langjähriger Kenner der dazugehörigen Werke und ihrer Epigonen durch nichts mehr schocken lassen. Ich jedoch darf freimütig gestehen: Bei mir hat's nochmal funktioniert.
Es gibt natürlich unübersehbare Ähnlichkeiten zwischen "Session 9" und "The Machinist", Regisseur Anderson sollte daher in zukünftigen Arbeiten vielleicht eine andere Schiene fahren, bevor sich seine Masche abnutzt.
9/10
#187
Geschrieben 05. Februar 2006, 13:51
The Wedding Crashers (Die Hochzeits-Crasher) ~ USA 2005
Directed By: David Dobkin
Eigentlich eine Spitzenidee: John (Owen Wilson) und Jeremy (Vince Vaughn) entern riesige Hochzeitsgesellschaften, um sich dort am Buffet zu delektieren, sich volllaufen zu lassen und willfährige Damen für die Kiste zu kapern. Als sie bei der Ehelichung der Tochter (Jenny Alden) des Finanzministers Cleary (Christopher Walken) auflaufen und sich in dessen zwei andere hübsche Töchter (Rachel MacAdams, Isla Fisher) verknallen, erhält die Sache Problempotential ...
Frat Pack-Filme sind nach meinem Dafürhalten die besten Studio-Comedies, die es zurzeit gibt. Es findet sich kaum ein Streifen darunter, bei dem ich nicht vor Lachen unterm Tisch liege. Die Jungs haben's einfach drauf. Am allerbesten ist natürlich, wie man sich gegenseitig ständig "liebevolle" Gastbesuche abstattet. In diesem Falle ist es einmal mehr Will Ferrell, den ich schon zum Schreien finde, wenn er bloß einen Mundwinkel verzieht. Hier ist er als Guru aller Hochzeitscrasher, Chazz Reinhold, zu sehen, der noch zu Haus bei der Mama wohnt und schon mal sein Skateboard in der Diele vergisst.
Sämtlichen Frat Pack-Sachen, ganz gleich, wer hinter der Kamera die Hebel verstellt, ist eines gemein: Keiner der Filme nimmt sich, geschweige denn sein vorgeschobenes Sujet, in irgendeiner Form ernst. Man verlässt sich rundum auf die anarchische Machokomik der entsprechenden Castmitglieder und selbst die wird noch ad absurdum geführt, weil sich auch keines von denen im Entferntesten ernst nimmt. Gekauft.
8/10
#188
Geschrieben 05. Februar 2006, 14:08
Jack The Ripper ~ UK 1988
Directed By: David Wickes
1888 geht im Londoner Slum Whitechapel ein bestialischer Mörder um, der mit chirurgischer Präzision fünf Huren zerlegt und sich den Zeitungen als "Jack the Ripper" vorstellt. Inspeketor Abberline (Michael Caine) und Seargant Godley (Lewis Collins) vom Yard untersuchen die Mordserie, deren Auswirkungen sämtliche Gesellschaftsschichten der viktorianischen Metropole tangieren.
Zum einhundertsten Jahrestag der Whitechapel-Morde drehte man diese routinierte TV-Version mit einem hervorragenden Michael Caine in der Hauptrolle. Ansatzweise werden in der vorliegenden Verfilmung die schleierhaften Verbindungen zwischen Ripper und Königshaus offengelegt, wenn auch nicht ganz so radikal, wie sie laut anderen Historikern eigentlich hätten sein sollen. Das Interessanteste an der Mordserie ist ja deren Einfluss auf das soziale Leben Londons, das für einige Wochen nahezu komplett dem Atemstillstand anheim gefallen war und wie sie in besonders drastischer Weise die Kluft zwischen Aristokratie und Fußvolk offenlegte.
Inszenatorisch ist der ursprüngliche Zweiteiler wie erwähnt okay, mehr aber auch nicht. Man erlag ein wenig der Versuchung, das ganze zu einem simplen whodunit zu reduzieren. Immerhin vermag der Film, über die volle Distanz ordentlich zu unterhalten. Dennoch, die großartigste Aufbereitung des Stoffs liegt immer noch in Printform vor: Als Alan Moores "From Hell".
7/10
#189
Geschrieben 06. Februar 2006, 21:07
Dr. Terror's House Of Horrors (Die Todeskarten des Dr. Schreck) ~ UK 1965
Directed By: Freddie Francis
In einem Eisenbahnabteil sitzen sechs Männer, darunter der geheimnisvolle Dr. Schreck (Peter Cushing) mit seinen Tarotkarten. Er prophezeit den neugieren, zunächst noch flapsigen übrigen Fünfen eine jeweils düstere Zukunft: Der Architekt (Neil McCallum) begegnet einem Werwolf, der Familienvater (Alan Freeman) bekommt es mit einer hochintelligenten Ranke aus seinem Vorgarten zu tun, der Musiker (Roy Castle) legt sich mit einem übellaunigen Voodoogott an, der Kunstkritiker (Christopher Lee) sieht sich von einer eigenmächtigen Hand verfolgt und der junge Arzt (Donald Sutherland) stellt fest, dass seine frisch Angetraute (Jennifer Jayne) eine Vampirin ist.
Amicus' erster Episodenfilm ist gleich ein Musterexemplar seiner Gattung. Spannend, aber nicht allzu unbarmherzig, sondern stets mit dem gebotenen Portiönchen Humor lädt Francis, immer noch einer der größten Kameramänner überhaupt (allerdings nie in eigener Sache), ein zu einer beschaulichen Zugfahrt mit Gänsehaut-Garantie. Ganz unaufgeregt und ohne Hektik kommen die 5 Anekdoten daher, wohl lediglich mit einem Minibudget gepolstert, aber das nur nebenbei. Mit Cushing, Lee und Michael Gough steht das britische Horrortriumvirat ins Haus und liefert einmal mehr Bewundernswertes. Und die voodooinfizierte Jazznummer, die der Trompeter Biff Bailey (welch ein Name!) mit seiner Band im Nachtclub bringt und damit einen Miniorkan entfesselt, der sämtliche Gäste auf die Straße treibt, tja, die muss ich haben, da gibt's nix.
Beste Episode (natürlich): Die mit Lee als arrogantem, despotischen Verreisser, der nach einer Kränkung kein Erbarmen kennt.
8/10
#190
Geschrieben 07. Februar 2006, 15:25
La Polizia Chiede Aiuto (Der Tod trägt schwarzes Leder) ~ I 1974
Directed By: Massimo Dallamano
Als ein junges Mädchen ohne Kleidung erhängt auf einem Dachstuhl gefunden wird, setzen Polizei (Claudio Cassinelli) und Staatsanwältin (Giovanna Ralli) alles daran, die Verantwortlichen dingfest zu machen. Schnell entpuppen diese sich als Mitglieder einer Kupplerbande, die untereinander Minderjährige als Callgirls verschachert. Im Auftrag der Hintermänner agiert ein in Motorradkluft gewandeter Killer mit Fleischerbeil.
Hervorragender italienischer Thriller, der auch mal gut ohne Etikettierung à la Poliziotto oder Giallo auskommt, wenn auch durchaus Elemente dieser Untergattungen auffindbar sind. In erster Linie handelt es sich um einen ziemlich straighten und teilweise hochspannenden Kriminalfilm, der weitaus weniger cheesy und sleazy daherkommt, als viele Amtskollegen. Zwar gibt es auch ein gewisses sensationsheischendes Moment (insbesondere gegen Ende), alles in allem bekommt man aber äußerst geschlossenes Handwerk geboten. Viele Zutaten erinnern an französisches Genrekino, mit einem omnipräsenteren Inspektor - was beileibe kein Vorwurf sein soll - könnte man sich auch in einem härteren Belmondo wähnen. Ciprianis Score indes ist einmal mehr phantastisch und hätte auch einem Morricone zur Ehre gereicht. Die wenigen Gewaltszenen sind ziemlich effektiv eingesetzt und wirken noch ordentlich nach. Ging jedenfalls mir so. Bei einem Argento mit deutlich geringerem Realitsbezug muss ich da weniger schlucken.
Schnörkellos und gut.
8/10
#191
Geschrieben 08. Februar 2006, 19:31
Thunderheart (Halbblut) ~ USA 1992
Directed By: Michael Apted
Als im Sioux-Reservat ein Indianer ermordet wird, wird der junge FBI-Agent Levoi (Val Kilmer) zur Klärung des Falls gesandt. Wegen dessen teilweiser Sioux-Herkunft erhofft man sich eine erhöhte Bereitschaft zur Zusammenarbeit unter den Menschen im Reservat. Zusammen mit dem - auch in "Indianer-Angelegenheiten" - alten Hasen Coutelle (Sam Shepard) sieht er sich vor Ort einer ziemlich desolaten Situation gegenüber. Der schmierige Rassist Milton (Fred Ward) unterdrückt die Leute, wo es nur geht und die Sioux sind zu stolz, um den Weißen zu helfen. Levoi beginnt, sich seiner Herkunft zu stellen.
Im Gefolge von "Dances With Wolves" kam eine ganze Reihe von Filmen, die sich mit der Indianer-Thematik auseinandersetzten, darunter auch dieser moderne Western im Thrillergewand. Überraschungsarm, aber durchaus respektabel kann man sich an einer recht interessanten Story mit authentischem Hintergrund gütlich tun. Die alles in allem recht biedere Art der Darstellung versagt "Thunderheart" jedoch einen etwaigen speziellen Status (im Gegensatz z.B. zum kurz zuvor entstandenen, wesentlich radikaleren "Clearcut"). Echte Spannung mag nicht aufkommen und ein ums andere Mal erlag man doch der bösen Klischeefalle.
Apted ist, was Krimigeschichten angeht, stets recht versiert, steht jedoch gleichfalls nie im Verdacht, etwas Außergewöhnliches abzuliefern. Offenbar lag ihm dieser Fall sehr am Herzen, hat er doch kurz zuvor in Form von "Incident At Oglala" eine Dokumentation mit höchst ähnlicher Thematik erstellt.
Nett anzuschauen, aber kein Highlight.
6/10
#192
Geschrieben 12. Februar 2006, 12:22
Inside Deep Throat~ USA 2005
Directed By: Fenton Bailey / Randy Barbato
Dokumentarisch wird den Auswirkungen des Porno-Klassikers "Deep Throat" (1972) auf die US-Gesellschaft nachgespürt und mit diversen Zeitzeugen über Sinn und Unsinn von sexueller Revolution und Zensur geplauscht.
Recht interessante Fakten- und Meinungsaufbereitung, die immer dann am besten ist, wenn zwei konträre Meinungen in direkter Szenenfolge aufeinanderprallen. Erwartungsgemäß geht es dann auch weniger um das Objekt des Anstoßes (welches ich leider noch nie gesehen habe) an sich, sondern eher darum, wie Publikum, Sittenwächter, Fanboys und Jurisdiktion mit dem Phänomen eines erfolgreichen Pornofilms im Land der Prüderie umgingen und umgehen.
Selbstverständlich gibt es zahlreiche amüsante, ironisch eingefärbte Hinweise darauf, dass die USA in ihrer seltsamen Mischung aus sturem (moralischem) Protest und gleichzeitiger, stillschweigender Akzeptanz von Pornographie ein wie immer sehr ambivalentes und selbstkarikierendes Bild abgeben. Insofern steht diese kleine Dokumentation in der noch jungen Tradition zu all den anderen entsprechenden Gesellschafts- und Politikanalysen der letzten Jahre von Moore über Spurlock hin zu Morris und ist dabei zumindest unterhaltsam. Viel Neues lernt man nicht dazu, der vielbeschworene Blowjob (oder wahlweise: Fellatio-Akt) von Linda Lovelace ist hier nochmal zu begutachten.
7/10
#193
Geschrieben 12. Februar 2006, 12:42
Zoolander ~ USA 2001
Directed By: Ben Stiller
Der halbgescheite Dressman Derek Zoolander (Ben Stiller) verliert nicht nur den Titel "Male Model of the Year" an seinen Konkurrenten Hansel (Owen Wilson), sondern wird zudem noch von dem Modeschöpfer und Verschwörer Mugatu (Will Ferrell) zu einem Attentäter wider Willen umgemodelt. Glücklicherweise unterstützt ihn die nette Journalistin Matilda (Christine Taylor) ohne die der dämliche Zoolander völlig aufgeschmissen wäre ...
Und wieder eine Frat Pack-Komödie, die ich noch nicht kannte. Mein netter Schreiber-Kollege Funk hat mich neulich drauf aufmerksam gemacht, mir dieses von ihm hochgeschätzte Kleinod zuzulegen und da ist es auch schon. Ganz so wie ich es mir im Vorhinein versprach, landete einmal mehr ein richtig schön bescheuertes Klamöttchen in meinem Player mit der bewährten Cast (Vince Vaughn gibt's noch als Cameo dazu) und einem unglaublichen Aufgebot von Promi-Gästen, die sich allesamt guten Willens auf diese nette kleine Selbstverarsche einließen. Andererseits könnte man auch schnell dem Verdacht erliegen, dass die ganze Riesenclique sich hier nur einmal mehr abfeiert, aber egal. Witzig ist "Zoolander" nämlich sehr, besonders für all jene, die sich gern über völlige Minderbemittlung kaputtlachen. Frauen- und Männertypen werden hier mit vollster Konsequenz jeweils ins Gegenteil verkehrt und dazu gibt es noch ein paar kleine Parodien und Reminiszenzen auf und an westliches Kulturgut wie Frankenheimers "The Manchurian Candidate" oder Ellis' Roman "Glamorama". Nicht der beste Frat Pack-Blödsinn, aber doch ein waschechter.
7/10
#194
Geschrieben 13. Februar 2006, 15:02
Dog Day Afternoon (Hundstage) ~ USA 1975
Directed By: Sidney Lumet
Die beiden Kleingangster Sonny (Al Pacino) und Sal (John Cazale) wollen eine Bank in Brooklyn ausnehmen. Rein, raus und weg. Doch ruckzuck steht ein Großaufgebot an Polizei vorm Haus und lässt den beiden keine andere Möglichkeit als die der Geiselnahme. Das ganze Spektakel entwickelt sich schnell zu einem Medienevent und der sich obercool gebärdende Sonny wird zum Star des Nachmittags. Dennoch, das tragische Ende bleibt unausweichlich ...
Zweite Begegnung mit Lumets Film nach geschätzten 12 bis 13 Jahren Zunächst mal: Warum er mir (noch immer) nicht so gut gefallen hat, kann ich gar nicht recht begründen. Wahrscheinlich empfand ich ihn als zu lang (zeitweilig kam ich mir selbst vor als müsste ich ein Geisel-Martyrium erdulden) und ein wenig zu geschwätzig. Das war's aber auch schon. Pacino ist augenfällig genial, Cazale (sicher eine der tragischsten Personen im Film-Biz) sowieso. Im Grunde ist das meiste an "Dog Day" tadellos, die fehlende Musik, die Hyper-Authentizität, beinahe alles. Und doch wurde ich nicht annährend so mitgerissen und begeistert, wie der Film es sicher verdient hätte. Eigentlich gefällt mir alles, was ich von Lumet sonst noch kenne (immerhin 8 Filme) teilweise deutlich besser. Trotzdem werde ich "Dog Day" mittelfristig sicher noch eine weitere Chance einräumen, irgendwie muss da doch was sein...
5/10
#195
Geschrieben 15. Februar 2006, 19:21
Torture Garden (Der Foltergarten des Dr. Diabolo) ~ UK 1967
Directed By: Freddie Francis
Auf einem Jahrmarkt steht der "Foltergarten des Dr. Diabolo" (Burgess Meredith), welcher nicht nur mit horrormäßigen Attraktionen, sondern auch mit einem Separée lockt, in dem den geneigten Grauenstouristen ihre dunklen Seiten und ein damit verbundenes, böses Schicksal vor Augen geführt werden: Ein raffgieriger Neffe (Michael Bryant) ist scharf auf den Goldschatz seines Onkels (Maurice Denham) und bekommt es mit einem Kater mit außergewöhnlichem Geschmack zu tun; eine junge Dame (Beverly Adams), die für ihren Ruhm über Leichen geht, lernt die Schattenseiten ewiger Beliebtheit kennen; ihrer Freundin (Nicole Shelby) kommt bei der Erfüllung ihrer Eheträume ein besessenes Klavier ins Gehege und ein Poe-Fanatiker (Jack Palance), der die Devotionalien eines Sammlerkollegen (Peter Cushing) begeifert, enthüllt ein Geheimnis zuviel ...
Sie munden wie erhabene alte Weine, die nach langer Zeit des Wartens nur dekantiert werden wollen um den Genießergaumen zu benetzen: Britische Horrorfilme vom alten Schlag!
Erraten: Mir ist heute nach Phrasendreschen zumute. Aber eine passendere Einleitung ist mir zu diesem neuerlich geschauten Amicus-Schätzchen (Nr. 2 nach "House Of Horrors") par tout nicht eingefallen. Francis gibt hier erneut eine häppchenweise servierte Kostprobe seines umfangreichen Könnens, jede Episode ist mal wieder ein genießerisch geschnürtes Päckchen, teilweise - man muss es einräumen - wird es auch schon mal (möglicherweise unfreiwillig) humorig - bei dem ominösen Dr. Heim musste ich schon schmunzeln -, alles in allem aber kann man im aktuellen Genrekino lange suchen, um derart geschmackssichere Bilder, liebevoll gestaltete Sets und begeistert aufspielende Ensemble-Mitglieder ausfindig zu machen, wie sie hier verteten sind. Zwar ist (im Gegensatz zum Vor- und Nachfolger) "Torture Garden" nicht im Scope-Format abgelichtet worden, was die ausgewogene Komposition der Bilder aber in keinster Weise beeinflusst.
8/10
#196
Geschrieben 16. Februar 2006, 19:32
Jazzclub - Der frühe Vogel fängt den Wurm. ~ D 2004
Directed By: Helge Schneider
Teddy Schu (Helge Schneider) arbeitet als Zeitungsausträger, als Fischverkäufer, als Gigolo "Rodriguez Fazanatas" (von der Agentur Senora Fuck) und vor allem als Jazzpianist / -klarinettist. Eigentlich möchte er nur ein bisschen Anerkennung für seine Musik und dass seine Frau (Susanne Bredehöft) ihm mal ein leckeres Spiegelei brät. Die trinkt lieber Kaffeee mit ihren Freundinnen oder geht zum Homöopathen Professor Henry (Begründer eigenwilliger Hirntheorien, auch der Helge).
Der ganze Wahnsinn der Welt - kompakt konzentriert in 80 Minuten.
9/10
#197
Geschrieben 16. Februar 2006, 19:59
Invasion U.S.A. ~ USA 1985
Directed By Joseph Zito
Eine Terroristenvereinigung unter Führung des kaltblütigen russischen Exilanten Rostov (Richard Lynch) will die USA mittels diverser Aktionen in die Knie zwingen. Der Ex-CIA-Agent und Erzfeind Rostovs, Matt Hunter (Chuck Norris) lässt sich (zunächst etwas widerwillig) reaktivieren und macht alle platt.
Das wohl unverhohlenste Stück Reagan-Propaganda im gesamten Kino der 80er. Allerdings kann man einem Film, der sein Thema so klotzdoof darbringt, gar nicht böse sein. Die Terroristen (übrigens international gut durchgemischt) sind ganz offensichtlich allesamt Kommis, die aber zu dämlich sind, um ihre Attentate vernünftig zu planen. Deswegen reicht auch ein (!) Mann mit zwei Uzis und Raketenwerfer aus, um ihnen das konspirative Süppchen zu versalzen und die freiheitlich-demokratische Grundordnung mitsamt Waffenrecht und Informationsdefizit aufrecht zu erhalten. Okay, hinterher muss die Army noch ein bisschen mitaufräumen, aber Norris schlägt sich schon wacker. Dieser hatte übrigens mit seinem Engagement für Cannon eine etwas andere Richtung eingeschlagen. Nurmehr äußerst selten huschte ein Lächeln über das meist verkniffene Gesicht und seine politische Holzhammergesinnung fuhr er wie ein dickes Auto spazieren. Gut, dass man 20 Jahre später drüber lachen kann.
Als B-Actioner nebenbei vollkommen in Ordnung.
5/10
#198
Geschrieben 19. Februar 2006, 11:29
The Hound Of The Baskervilles (Der Hund von Baskerville) ~ UK 1959
Directed By: Terence Fisher
Sherlock Holmes (Peter Cushing) und Kollege Dr. Watson (André Morell) untersuchen den angeblichen Familienfluch der Baskervilles, dessen letzter Spross Sir Henry (Christopher Lee) möglichst unbehelligt sein Erbe antreten will. Angeblich treibt ein riesenhafter Höllenhund als Manifestation des Fluchs sein Unwesen im Moor. Diesen gilt es, aufzutreiben...
Seit vielen Jahren mein zweitliebster Hammer-Film nach "Horror Of Dracula" und mein meistgesehener. Mit urbritischem, trockenem Dialog und der üblichen sorgfältigen Machart des Studios hergestellt, ist diese Verfilmung der Doyle-Geschichte eine in jeder Hinsicht einmalige. Ihre Bewunderer findet sie aber wohl eher bei den Freunden gepflegter filmischer Gruselunterhaltung, denn bei Verehrern des zugrunde gelegten Schriftstellers. Leider Gottes hat sich das klassisch aufspielende Duo Cushing / Morell nur dieses eine Mal als Detektive verdient gemacht, eine Schande. Doch auch sonst sind sämtliche Attribute vorhanden, die einen richtige Hammer-Produktion jener Tage kennzeichneten: Wundervolle Studiokulissen, eine perfekte Ausleuchtung und eine Besetzung, die bis in die kleinsten Nebenrollen eine absolut tadellose Vorstellung gibt. Zu erwähnen ist ganz besonders der (bei Hammer des öfteren in solchen Parts anzutreffende) Miles Malleson, der als verschmitzter Bischoff Frankland ein paar formidable Pointen verzeichnen kann. In diesem Fall darf sogar ausnahmsweise mal die Synchron-Fassung (u.a. mit dem großen Erich Fiedler, Curt Ackermann, G.G. Hoffmann u. Siegfried Schürenberg) lobende Erwähnung finden finden: Ein Glücksfall.
10/10
#199
Geschrieben 19. Februar 2006, 19:02
Circus Of Horrors (Der rote Schatten) ~ UK 1959
Directed By: Sidney Hayers
Dr. Rossiter (Anton Diffring) ist ein plastischer Chirurg, dessen Idee von makelloser Schönheit längst pathologische Züge angenommen hat. Kurz nach dem Krieg sieht er sich angesichts eines verhängnisvollen Pfuschs an einem seiner Studienobjekte (Colette Wilde) mitsamt seiner zwei Helfershelfer (Jane Hylton, Kenneth Griffith) zur Flucht von der Insel gezwungen. In Frankreich übernimmt er ein marodes Zirkusunternehmen, das er über die Jahre zum Erfolg treibt, allerdings nicht, ohne seine Operationen fortlaufend weiterzuführen, teilweise mit verhängnisvollen Folgen für die zunächst willfährigen Patientinnen...
"Circus Of Horrors" ist neben "Horrors Of The Black Museum" und "Peeping Tom" der dritte Bestandteil der exquisiten Mördertrilogie von Anglo-Amalgamated und bringt wiederum einen ganz anderen Ansatz zum Tragen, als es bei Crabtree und Powell der Fall war. "Circus" wirkt wie ein fleischgewordener Kitschroman, der ganze Handlungsfortlauf um vergebliche Liebe, Wahnsinn, Eifersucht und Mord ertrinkt förmlich in einem blutrünstigen Szenario (Anglo ging sichtlich weiter als Hammer) mit deutlichen Grand Guignol-Anleihen.
Anton Diffring, dessen Palette von müllig bis edel reichte, gefällt mir von Mal zu Mal besser, man weiß gar nicht: Birgt dieser Gesichtausdruck nun traurigen Irrsinn oder die reine Dämonie? Wie ein geistesgestörter Pygmalion (im Film wird dieser Vergleich übrigens auch gezogen) interessiert er sich bald ausschließlich für dralle, gesellschaftlich untragbare Damen mit Gesichtsmakeln, die er nach eigenem Gusto wiederherstellen und dann besitzen kann. Dass sein Verhalten dabei ebenfalls zunehmend abseitig wird, bedeutet schließlich sein Verhängnis.
8/10
#200
Geschrieben 20. Februar 2006, 19:50
Raising Cain (Mein Bruder Kain) ~ USA 1992
Directed By: Brian De Palma
Carter Nix (John Lithgow) ist nicht nur Kinderpsychologe, sondern legt neuerdings auch selbst einige Besorgnis erregende Verhaltensweisen an den Tag. Seine Frau (Lolita Davidovich) registriert die dunkle(n) Seite(n) ihres Mannes kaum noch rechtzeitig.
Guter De Palma, der zahlreiche Qualitäten der Klassiker des Meisters mitbringt und sich daher auch unschwer als des Regisseurs Kind identifizieren lässt. Da wäre erst einmal die unverwechselbare Musik Pino Donaggios, die sich schon untrennbar verbunden mit Bildern aus früheren Arbeiten De Palmas in so manches Hirn eingebrannt haben dürfte. Etliche Hitchcock-Reminiszenzen, die den unbelehrbaren Kritikern am De Palma'schen Oeuvre mit teilweise schon penetranter Ironie (das nicht untergehen wollende Auto) vor den Latz geknallt werden. Und natürlich zahlreiche Selbstreferenzen und bekannte Gesichter wie Lithgow, Steven Bauer und Gregg Henry. Auf viele seiner früheren "Spezialitäten" wie Weichzeichner oder Split-Screens verzichtet De Palma hier, was ja zunächst nichts Schlechtes heißen muss. Stattdessen müht er sich aber sichtlich ab, seiner Geschichte einen zeitgemäßen (90er Jahre) Look zu verpassen, wie er für damals eben typisch war: Von Dämmerlicht durchflutete Villenflure, hübsch anzuschauende Parks etc..
Nur eine ellenlange Einstellung ohne Pause, die durch ein halbes Polizeirevier führt, dabei im Rahmen der Storyline immens aufklärerischen Charakter besitzt und mit einem rechten Schocker abrupt endet, ist zum Schwärmen schön gefilmt worden und erinnert zum passenden Zeitpunkt daran, warum man De Palma so schätzt. Lithgows Gratwanderung zwischen Genius und Überzeichnung macht es einem auch nicht gerade leicht - ich habe mich zu seinen Gunsten entschieden.
Mit Ecken und Kanten, sicher, aber dennoch nicht ohne.
7/10
#201
Geschrieben 22. Februar 2006, 20:36
Momo ~ BRD / I 1986
Directed By: Wolfgang Schaaf
In einem kleinen Vorstädtchen (unverhohlen) südeuropäischer Prägung taucht eines Tages das kleine Mädchen Momo (Radost Bokel) auf und zieht in das örtliche Amphi-Theater. Schnell gewinnt Momo eine Menge Freunde, sie vermag es, Phantasie zu schüren, sinnlose Streitigkeiten beizulegen und vor allem: Zuzuhören.
Eines Tages dann erscheinen auch die Grauen Herren (u.a. Armin Mueller-Stahl) in dem Örtchen, die den Menschen die Zeit rauben, die Welt oberflächlich machen und das alles nur für den eigenen Profit. Mit Hilfe des alten Meisters Hora (John Huston), des Herrn der Zeit, und der Schildkröte Cassiopeia nimmt Momo den Kampf gegen die Grauen Herren auf.
Im Gegensatz zu Petersens "Unendlicher Geschichte" legt diese Ende-Verfilmung sehr viel mehr Wert auf eine probate Umsetzung der Vorlage, mit besonderem Augenmerk auf die wie immer poetisch-pädagogische Intention. Auf technisches Heckmeck wird weitestgehend verzichtet, stattdessen spielen Warmerzigkeit und Philanthropie die erste Geige. Die Grauen Herren (Mueller-Stahl als deren Chef ist brillant) versinnbildlichen alles, was moderne Zeiten unsympathisch macht: Hektik, Anonymität, Industrialisierung, Opportunismus, Kapitalismus, Rücksichtslosigkeit. Wehe dem, der derartigen Idealen anheim fällt.
Ich habe "Momo" heute mit meiner Klasse im Kinderkino gesehen. Dass die Kinder von diesem 20 Jahre alten, mit völlig legitimen suggestiven Mitteln arbeitenden Film beeindruckt waren, spricht für das Werk und dessen Zeitlosigkeit. Allerdings gilt nach wie vor: Im Falle Ende ist mir nichts lieber als das geschriebene Wort.
8/10
#202
Geschrieben 22. Februar 2006, 20:55
Bonhoeffer - Agent Of Grace (Bonhoeffer - Die letzte Stufe) ~ USA / D / CAN 2000
Directed By: Eric Till
Die letzten sechs Jahre im Leben des Theologen und Widerstandskämpfers Dr. Dietrich Bonhoeffer (Ulrich Tukur), der sein persönliches Wohl stets höheren Idealen geopfert hat und mit Fug und Recht zu den Märtyrern der NS-Zeit gezählt werden muss.
Bewegendes Porträt, das Tukur (einmal mehr) als Helden während des 3. Reichs zeigt. Wiederum stellt er hier perfekt den Konflikt eines Pastors zwischen seinen Glaubensprinzipien und den Möglichkeiten des Widerstands gegen die äußeren Umstände der Diktatur dar. Dabei durchläuft er mehrere Stadien persönlicher ethischer Maximen; zunächst noch orientiert am passiven Widerstand Gandhis, später dann überzeugt davon, dass christliche Grundsätze flexibel ausgelegt werden können, verzichtet Bonhoeffer gegen Ende sogar auf die ihm offerierte Chance, im Falle der Kollaboration sich und seine Familie in Sicherheit zu bringen. Seine Hinrichtung durch den Strang nimmt er schlussendlich als einzigen Ausweg in die Freiheit und ungebrochen an.
Ohne Schauwerte, ohne jegliche visuelle Gräuel und gänzlich unmaniriert wird die Geschichte eines bemerkenswerten Mannes erzählt, der auch Atheisten verdammt viel Respekt einflößt.
9/10
#203
Geschrieben 24. Februar 2006, 10:53
The Last Seduction (Die letzte Verführung) ~ USA 1994
Directed By: John Dahl
Die Leib- und Seele New Yorkerin Bridget (Linda Fiorentino) lässt ihren Mann Clay (Bill Pullman), nachdem dieser einen profitablen Kokaindeal durchgezogen hat, sitzen und verschwindet mit der Kohle. In einem kleinen Nest bei Buffalo gelandet, verdreht sie dem blauäugigen Mike (Peter Berg) den Kopf und spannt ihn für ihre sinistren Pläne ein...
Die femme fatale der 40er Jahre erlebte mit Fiorentinos denkwürdiger Darstellung des ultimativen Männeralbtraums eine fulminante Wiederauferstehung. Kerle, schnallt euch an: Einem so durchtriebenen Luder haben wir nichts entgegen zu setzen. Erst mit Mühe erobert, entpuppt sich die Kleine als nicht nur gerissen, sondern zudem als in der Durchsetzung ihrer Ziele hochgradig kriminell! John Dahl interessiert sich offenbar für fiese Schönheiten, in seinen zuvor entstandenen "Kill Me Again" und "Red Rock West" gibt es jeweils ganz ähnliche Figurenkonstellationen. Die Fiorentino erbringt schließlich erneut - fernab aller feministischen Grundsätze - den finalen Beweis für die "Bad girls get everywhere"-These. Berg als hoffnungsloser Naivling und Pullman als schmieriger Kleingauner können da gar nicht anders, als umzufallen wie kleine Zinnsoldaten.
Dahls Fim hat mir nach dem zweiten Ansehen nicht mehr ganz so gut gefallen. Ich muss auch zugeben, dass die zur Schau gestellte, hoffnungslose Verblendung des männlichen Geschlechts mir etwas unangenehm aufgestoßen ist.
Toll: Der flott mit Kontrabass und Piano vor sich hinjazzende Score von Joseph Vitarelli.
7/10
#204
Geschrieben 25. Februar 2006, 09:10
Convoy ~ USA 1978
Directed By: Sam Peckinpah
Rubber Duck (Kris Kristofferson), legendärer Trucker, muss zwei Kumpels bei Streitigkeiten mit übereifrigen Gesetzeshütern beistehen. Insbesondere der feiste Sheriff "Dirty" Lyle Wallace (Ernest Borgnine) lässt keine Gelegenheit aus, sich als Autorität aufzuspielen. Die kleine Auseinandersetzung führt schließlich zu einer Solidarisierung sämtlicher Trucker im Umkreis, die einen riesigen Konvoi bilden, allen voran Rubber Duck.
Die Fernfahrer-Version von Hoppers "Easy Rider" und Sarafians "Vanishing Point", um einiges simpler, banaler, infantiler und - kurzum - dümmer als die großen Vorbilder. Peckinpah, dessen frühere Wut sich hier (womöglich begünstigt durch seinen inflationären Drogenkonsum) schon merklich gelegt hat, zelebriert nun Prügel- anstelle von Schießballetten, untermalt von lustiger Countrymusik. Das eine ums andere Mal wähnt man sich schon fast in einem Spencer/Hill - Film.
Rubber Duck, den Kristofferson erwartungsgemäß charismatisch anlegt, weiß selbst nicht so genau, was er eigentlich möchte. Nur was er nicht will, das weiß er: Klein beigeben. Der große Freiheitsbegriff, der das amerikanische Road Movie so geprägt hat, verpufft hier zugunsten der Pflegung halbgescheiter Männlichkeitsriten.
Und genau aufgrund dieses großen Missverhältnisses zwischen Anspruch und Inhalt geht Peckinpahs Film fast baden. MacGraws Rolle ist im Grunde völlig redundant und soll wohl nur die Frauenquote repräsentieren (die eigentlich durch Madge Sinclair schon ausreichend gepolstert ist).
Natürlich ist das ganze unterhaltsam und recht spaßig, für einen Peckinpah aber beinahe unwürdig. Für mich als 8- oder 9-jähriger war "Convoy" ein Lieblingsfilm. Jetzt weiß ich, warum.
6/10
#205
Geschrieben 25. Februar 2006, 09:39
True Grit (Der Marshal) ~ USA 1969
Directed By: Henry Hathaway
Als der Vater der jungen Mattie Ross (Kim Darby) erschossen wird, engagiert diese den alten, versoffenen, aber zielsicheren Marshall Rooster Cogburn (John Wayne) zur Ergreifung des Schuldigen (Jeff Corey). Gemeinsam mit dem besserwisserischen Texas Ranger LaBoeuf (Glen Campbell) macht sich das ungleiche Duo auf in die Wildnis, um den Halunken seiner gerechten Strafe zuzuführen.
Ein herrlicher Western, die Arbeit von drei alteingesessenen Profis (Produzent Wallis, Hathaway, Wayne) und, im zeitlichen Kontext von zynischem Italo-Western und Liberalismus, ein letzter Meilenstein des originären Hollywood-Zaubers mit einer von deren Speerspitzen. Trotz seiner anachronistischen Machart ist "True Grit" absolut frisch, von trefflichem Witz und keineswegs altbacken. Wer diesen Film, für den der Duke endlich (und absolut verdientermaßen) seinen langersehnten Academy Award einstreichen durfte (mit den Worten "If I'd known this was all it would take, I'd have put that eyepatch on 40 years ago"), einmal gesehen hat, kann eigentlich gar nicht umhin, das alte rechtskonservative Raubein all seiner Fehler und oftmals bescheidenen Ansichten zum Trotze zu lieben oder zumindest zu mögen.
Duke setzt sich hier ein Denkmal, und ein viel standfesteres und schöneres als mit Siegels bitterem "The Shootist" (wobei ich diesen keinesfalls abwerten möchte, der ist ebenfalls fantastisch, nur eben ziemlich traurig und resignativ). Wie er als einäugiger Cogburn stark angesäuselt eine Ratte abknallt, besoffen vom Pferd fällt und es nicht mehr schafft, aufzustehen, es am Ende aber, den Zügel zwischen den Zähnen und mit beidhändiger Feuerkraft mit vier Desperados (darunter Robert Duvall) aufnimmt, das sind Momente. Ganz abgesehen von der Schlussszene. Kim Darby, die hier ebenfalls ganz toll (und bezaubernd) aufspielt, hätte das Zeug gehabt zu einer Gallionsfigur New Hollywoods. Leider war sie später vornehmlich als Gaststar in TV-Serials zu sehen.
9/10
#206
Geschrieben 25. Februar 2006, 17:13
The 40 Year Old Virgin (Jungfrau (40), männlich, sucht...) ~ USA 2005
Directed By: Judd Apatow
Andy (Steve Carell) ist 40 und noch Jungfrau. Doch nicht nur das, er lebt auch noch ein ziemlich präpubertäres Leben mit seinen Actionfiguren und Spielekonsolen. Andys Kumpels von der Arbeit (Paul Rudd, Romany Malco, Seth Rogen) wollen Andy mit aller Gewalt dazu bringen, endlich zum Schuss zu kommen, dabei ist ihr jeweiliges Liebesleben völlig verpfuscht. Eines Tages verliebt Andy sich dann in Trish (Catherine Keener), der er die Tatsache seiner Jungfräulichkeit möglichst schonend beibringen möchte ...
Hört sich ziemlich triefig an, ist aber eine durchaus gelungene, teilweise ordentlich groteske Comedy. Nachdem ich mich einmal an den verschrobenen Witz gewöhnt hatte, musste ich wirklich fast unentwegt lachen. Auf sympathische Art, ohne auch nur einen seiner Protagonisten zu denunzieren, nimmt der Film sich für eine Komödie fast schon unverschämt viel Zeit für die Vorstellung und Entwicklung seiner Charaktere. Nebenbei gibt es immer ein paar absurde (running) gags, wie die beiden pakistanischen Verkäufer im HiFi-Laden, die nur nuschelnd und per Schimpfwort kommunizieren oder Andys autoritär auftretende, aber total durchgeknallte Chefin.
Erfreulich: Trotz der stattlichen Laufzeit langweilt man sich nicht ein Sekündchen.
Nun ist "40 Year Old Virgin" sicher kein Genre-Markstein, aber das will er vermutlich auch gar nicht sein. Genau das macht ihn so erfrischend und ansehnlicher als die letzten drei Farelly-Filme zusammen.
8/10
#207
Geschrieben 26. Februar 2006, 11:54
11:14 ~ USA 2003
Directed By: Greg Marcks
Mehrere bizarre Ereignisse in einer US-Kleinstadt kulminieren um 11 Uhr 14 in einem Unfall, in den, zählt man alle sekundär und tertiär beteiligten Personen dazu, 13 Leute verwickelt sind. Nach und nach werden (in Echtzeit) die Hintergründe offengelegt.
Leidlich komisches, pseudo-hippes Ensemblefilmchen, das beinahe nur aus plagiierten Ideen besteht und kein Stück Originalität mehr vorweisen kann. Das muss ja per se nicht unbedingt den Untergang eines Films bedeuten, wenn der Rezipient allerdings nur ein bisschen bewandert ist in der sogenannten Indie-Filmhistorie der letzten 15 Jahre (und das dürfte zumindest auf jeden geschätzten zweiten Über-25-jährigen, der "11:14" sieht, zutreffen), muss er sich doch zwangsläufig für dumm verkauft vorkommen. Die Idee mit dem Unfall als initiierendes Ereignis gab es wenigstens schon einmal zuvor bei Inárritu. Das Spiel mit der flexibel erzählten Zeit und das fragmentarisch aufgebaute Story-Patchwork, dessen Zusammensetzung dem Zuschauer obliegt, wurde seit "Pulp Fiction" bereits etliche Male durchexerziert. Ganz zu schweigen von den sich zufällig ereignenden Gewaltexplosiönchen sowie dem bewusst hyperrealistisch angelegten, ungeschickt-verworfenen Habitus der ProtagonistInnen. Die Suche nach dem abgetrennten Körperorgan schließlich hatten wir sogar schon in einem weitaus gelungeneren deutschen "Taran-Teenie". Ob Marcks den auch studiert hat?
Dass er seine Geschichte zu keinem vernünftigen Abschluss führt, ist da (im Sinne dieses Erfinders) nur konsequent. Marcks hat bestimmt Talent. Möge er es doch künftig bitte origineller verwerten.
2/10
#208
Geschrieben 27. Februar 2006, 14:09
Down And Out In Beverly Hills (Zoff in Beverly Hills) ~ USA 1986
Directed By: Paul Mazursky
Jerry (Nick Nolte) vegetiert als Penner im mondänen Beverly Hills vor sich hin. Als ihm eines Tages sein Hund Kerouac wegläuft, will er sich im Swimming Pool des stinkreichen Dave Whiteman (Richard Dreyfuss) etränken. Dave rettet ihm todesmutig das Leben und nach kurzer Zeit entwickelt sich Jerry zum mehr oder weniger unfreiwilligen Stammgast im Hause der hochneurotischen Whitemans.
Mazurskys erstklassige Sozialsatire, in der ein Obdachloser eine ganze neureiche Familie von deren Obsessionen erlöst, ist zwar "nur" ein Remake (von Renoirs "Boudu Sauvé Des Eaux"), funktioniert aber, 50 Jahre später und auf einem anderen Kontinent angesiedelt, ebenso gut. Das leere Leben der Whitemans, die ganz bewusst mit sämtlichen Klischees ausgestattet sind, die eine Bonzenfamilie in den 80ern auszeichnen konnten, wird durch das Auftauchen Jerrys, der über mannigfaltige Talente verfügt und den einzelnen Familienmitgliedern im Prinzip nur das erzählt, was sie hören wollen, in ganz neue Bahnen gelenkt. Dave darf sich guten Gewissens mal wieder besaufen, seine Gattin Barbara (Bette Midler) wird von ihrer sexuellen Verspannung erlöst, der Sohn (Evan Richards) traut sich zu einem coming out, die Tochter (Tracy Nelson) verliert ihre Unnahbarkeit. Selbst der Hund Matisse benimmt sich langsam wieder wie ein Hund. Das Hausmädchen (Elizabeth Pena) wird noch kurzerhand zur klassenkämpferischen Marxistin umgemodelt und fertig ist die behavioristische Grundrenovierung.
Doch Mazursky geht die ganze Sache subtiler an, als es zunächst den Anschein macht: Jerry lässt sich nach anfänglicher Widerborstigkeit nur allzu gern korrumpieren von den Verlockungen des Luxus, wie es wohl jeder Habenichts täte. Und so ist er am Ende der einzige, der in Anzug und Krawatte am Tisch sitzt.
9/10
#209
Geschrieben 27. Februar 2006, 14:31
Cobra (Die City-Cobra) ~ USA 1986
Directed By: George Pan Cosmatos
Die Nachtschlitzer-Gang verursacht in L.A. zahlreiche scheinbar unmotivierte Morde. Der toughe Cobretti (Sylvester Stallone), mit riesiger verspiegelter Sonnenbrille ausgestattet, die er nur im Notfall abnimmt, ist ein Cop aus der "Zombie-Abteilung". Dort werden nur die ganz harten Fälle übernommen, so auch der des Nachtschlitzers. Als die Mörder eine Zeugin (Brigitte Nielsen) entwischen lassen, müssen Cobretti und Kollege Gonzalez (Reni Santoni) zum Personenschutz übergehen. Doch die Killer verfolgen sie überall hin.
"Dirty Harry", transponiert in die ultrareaktionären 80er Jahre. Die Grundstrukturen beider Filme sind nahezu identisch, gleich zwei Darsteller (Andy Robinson, Reni Santoni) mischen in beiden Filmen mit, Santoni sogar im gleichen Part (als hero's best friend). Dennoch gibt es deutliche Unterschiede. Noch wesentlich unbarmherziger als Harry Callahan, fasst Marion Cobretti, im Angesicht eines Amokläufers, gleich zu Beginn des Films sein Arbeitsgusto kurz und prägnant zusammen: "You're a disease and I am the cure." Schwere Zeiten für Psychopathen. Wir befinden uns unmissverständlich in der Ära Reagan, sein Antlitz lächelt einen sogar einmal während des Films gut sichtbar von einem Porträt aus an. Da vereinen sich in einem Beamten schonmal alle drei Gewalten, es bedarf keiner Fragen oder langer Verhöre, das Unkraut muss erzrepublikanisch bei der Wurzel gepackt werden. Es bleibt also einmal mehr ein intentional unhaltbarer Ballerreißer der 80er Jahre, dessen Produzenten nur Golan / Globus heißen können (wobei man diesmal Warner als Produktionspartner hinzugezogen hat). In seiner Ästhetik allerdings ist "Cobra" ziemlich einzigartig und weist einige Schnittgewitter auf, die schon fast avantgardistisch daherkommen. Der Geist der 80er findet sich hier sozusagen in Reinkultur, mit MTV und all dem.
Eines der vielen Machwerke jener Zeit, die ich mir heute noch ohne Einbußen gern anschaue. Guilty Pleasure nennt man's wohl.
8/10
#210
Geschrieben 27. Februar 2006, 14:51
Old School ~ USA 2003
Directed By: Todd Phillips
Eheprobleme verleiten Mitch (Luke Wilson) und Frank (Will Ferrell) dazu, auf den Vorschlag ihres Kumpels Bernard (Vince Vaughn) einzugehen, man könne doch, trotz fortgeschrittenen Alters eine Studentenvberbindung auf dem Campus gründen. Die Vorteile bezüglich der lockeren Gestaltung des Privatlebens lägen ja schließlich auf der Hand. Also rekrutieren die Drei eine absolute Wahnsinnsmanschaft von College-Losern und veranstalten allenthalben völlig bescheuerte Aktionen. Ihr alter Intimfeind Pritchard (Jeremy Piven) ist allerdings mittlerweile Dekan und will die drei Störenfriede unbedingt wieder loswerden ...
Avanciert mehr und mehr zu einer meiner Lieblingskomödien. Die Gags nutzen sich auch nach fünfmaligem Sehen nicht ab und dazu kommt noch die einmal mehr maßlos übersteigerte Bereitschaft zur Selbstabstrafung der drei Frat Packer in den Hauptrollen. Man ist sich wirklich zu keiner Peinlichkeit zu schade.
Außerdem finde ich es, um mal auf den Handlungsbogen einzugehen, absolut nachvollziehbar, dass man mit Mitte 30, nach ersten Herantastungen ans Spießerdasein, den Wunsch verspürt, mal wieder ordentlich auf die Kacke zu hauen. Nebenbei wird der ganze subversive Habitus von Finchers "Fight Club" erstklassig persifliert.
Seinen größten Bonus verdient sich der Film aber am Ende: Der befürchtete moralische Zeigefinger inkl. tränenreichem Abschluss bleibt uns erspart!
Als ich neulich gesehen habe, dass Phillips eine Fortsetzung mit allen drei Hauptdarstellern plant, wollte mein Herz einen Luftsprung machen vor Freude.
10/10
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