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In meinem Herzen haben viele Filme Platz - Filmforen.de - Seite 10

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In meinem Herzen haben viele Filme Platz


2138 Antworten in diesem Thema

#271 Funxton

    Avanti, Popolo

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Geschrieben 30. April 2006, 11:36

"Bring noch etwas Schorle mit"

Antikörper ~ D 2005
Directed By: Christian Alvart


Passionsgeschichte eines Bauern und Provinzpolizisten (Wotan Wilke Möhring), dessen höchstpersönlicher Katechismus ihm fast zum Verhängnis wird, als er den Mord an einer 12-jährigen aus seinem Heimatdorf aufklären will. Er verhört den festgesetzten Serienkiller Engel (André Hennicke), der ein ähnlich perfides Spiel treibt, wie weiland Hannibal Lector oder der namenlose John Doe aus Finchers "Seven".

Ein mir beinahe gänzlich unsympathischer Film, der die genannten Vorbilder ausgiebig zitiert und kaum an eigenständigem Profil gewinnt. Dabei gibt er sich außerordentlich wichtig mit seiner (zugegebenermaßen schönen) Breitwand-Photographie und ziemlich manieriert spielenden Darstellern. Seinem Anspruch wird der Film jedoch kaum gerecht. Er hätte besser um viertel nach acht auf Pro 7 laufen sollen denn als ein weiterer Rettungsversuch des deutschen Kinorufs. Hinzu kommt eine bewusst provozierende, mit deftigen Wörtern hantierende Sprache, die aber allerhöchstens unpassend wirkt. Für Theologiestudenten, die noch keine Begegnung mit den rund 500 Serienkillerstreifen der letzten 20 Jahre hatten, vielleicht interessant. Ansonsten schlicht zu lang, zu affektiert zu Käse.

3/10

#272 Funxton

    Avanti, Popolo

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Geschrieben 30. April 2006, 11:50

"Wait a moment ... This is my wife!"

Jarhead ~ USA 2005
Directed By: Sam Mendes


Kurz vor dem Irakkrieg zu Beginn der 90er Jahre meldet sich Anthony Swofford (Jake Gyllenhaal) zum Dienst bei den Marines. Er wird Scharfschütze. Nach der unangenehmen Grundausbildung geht es in die Wüste, wo die jungen Rekruten durch das ständige Warten auf den Kampfeinsatz mehr und mehr zermürbt werden. Am Ende kehrt Swofford nach Hause zurück, ohne einen feindlichen Soldaten erschossen zu haben.

Recht guter Film, wenn er der langen Liste der (Anti-) Kriegsfilme auch kaum Wesentliches Neues hinzufügen, geschweige denn der Thematik neue Aspekte abgewinnen kann. Aber Mendes wäre nicht Mendes, wenn er nicht trotzdem einige sehr gelungene Szenen und grandiose Bilder finden würde, die seinem Stoff eine gehaltvolle Präsentation bescheren. Am ehesten im Gedächtnis wird mir sicher die Sequenz mit den brennenden Ölfeldern, respektive das aus dem Nichts auftauchende, ölverschmierte Pferd bleiben. Auch Swoffords "Dialog" mit der verkohlten, in sitzender Position verharrenden Leiche wirkt beeindruckend. Insgesamt lassen sich derartige Momente aber an einer Hand abzählen. Ein bisschen zu wenig, um sich einen wie auch immer gearteten Sonderstatus zu sichern.

7/10

#273 Funxton

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Geschrieben 01. Mai 2006, 10:06

Zitat entfällt.

Malastrana ~ I/D/YU 1971
Directed By: Aldo Lado


Auf der Suche nach seiner verschwundenen Freundin Mira (Barbara Bach) kommt der in einer nicht näher bezeichneten, osteuropäischen Stadt tätige Reporter Gregory (Jean Sorel) einem seltsamen, schwarzmagischen Kult auf die Schliche. Trotz diverser Warnungen, u.a. von seinem Kumpel Jacques (Mario Adorf) mag er seine Investigationen nicht stoppen. Für seine Neugier wird er gar gemein bestraft ...

Ein toll aussehender Mystery-Thriller, der weniger durch eine schlüssig erzählte Geschichte, denn durch seine Atmosphäre zu fesseln vermag. Diese wird erzeugt durch den Drehort Prag, eine, gerade in kommunistischen Zeiten, seltsam verschlafene und manchmal wie tot wirkende Stadt, die dementsprechend langsam abgewickelten Bilder Ruzzolinis (der in direkter Folge Sergio Leones "Giu La Testa" photographieren wird) und natürlich Morricones Musik. Vielleicht transportiert "Malastrana" eine bestimmte, gesellschaftsanalytische Symbolik: Die langweiligen, ausgeblichenen Intellektuellen aus dem "Klub 99" könnten für die rote Führungskaste stehen. In stoischer Kälte und Gelassenheit verweigern sie sich jeglicher Progressivität und lassen ihre jungen Opfer - hübsche Mädchen, die sich für Musik interessieren - in aller Ruhe ausbluten.
Im Gegensatz zu vielen italienischen Filmen der frühen 70er entbehrt Lados Film übrigens jeglicher Explizität, was aber nicht die befürchtete Langeweile verursachte. Im Grunde doch ein äußerst positiver Zug.

8/10

#274 Funxton

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Geschrieben 02. Mai 2006, 20:19

"Thomas! I chose the right man for chancellor!"

A Man For All Seasons (Ein Mann zu jeder Jahreszeit) ~ UK 1966
Directed By: Fred Zinneman


Als er sich weigert, die Scheidung und erneute Heirat Heinrichs VIII (Robert Shaw) und die damit verbundene Gründung der englischen Staatskirche abzusegnen, wird der zuvor vom König selbst eingesetzte Kanzler Thomas More (Paul Scofield) zunächst sukzessive zur Persona non grata degradiert, um bald darauf wegen Hochverrats angeklagt und hingerichtet zu werden. Trotz des ungeheuren Drucks auf seinen Schultern verzichtet Sir Thomas beharrlich darauf, seine Meinung zu ändern, bleibt aber gleichfalls stets ruhig und besonnen und bewahrt seinen schneidigen Intellekt bis zum Schluss.

Prächtiger Historienfilm, basierend auf dem gleichnamigen Stück, dessen Autor Robert Bolt auch die Leinwandadaption verfasste. In geschliffenem Dialog werden unbeugsame Lebensprinzipien und -maximen im Angesicht der monarchischen Übermacht dargestellt. Diese, personifiziert durch Robert Shaw, zeigt sich als durch und durch verrohte, selbstberauschte, egozentrische Dekadenz, die ihren Glanz schwinden sieht, sobald gewisse Entscheidungen institutionell in Frage gestellt werden. Das Zeitkolorit ist so reduziert inszeniert worden, dass man ein ums andere Mal vergisst, sich einem Kostümfilm gegenüberzusehen - ein Faktum, dass die Zeitlosigkeit des Werks unterstreicht.
Unter Zinnemanns Regie, die sich in ihrer Gelassenheit ganz dem Geiste des Protagonisten anpasst, spielt (teilweise für ein Butterbrot) eine wahre darstellerische Elite auf, darunter der monströs aussehende Orson Welles als sterbender Kardinal, John Hurt als Prototyp des Opportunisten und Vanessa Redgrave in einem Kurzauftritt als machttrunkene Anna Boleyn.
Ein edles Stück Kino.

9/10

#275 Funxton

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Geschrieben 03. Mai 2006, 20:34

"Any jerk can direct."

Nickelodeon ~ USA 1976
Directed By: Peter Bogdanovich


Durch einen Zufall lernen sich im Jahre 1910 die drei zukünftigen Freunde Leo (Ryan O'Neal), Buck (Burt Reynolds) und Kathleen (Jane Hitchcock) kennen und geraten jeweils über einen anderen Umweg in die noch junge und anarchisch arbeitende Filmbranche. Zusammen mit einigen weiteren Verrückten stellen sie diverse Projekte auf die Beine, die dem großen Vorbild D.W.Griffith aber allesamt nicht das Wasser reichen können. Einen weiteren Keil bedeutet die Hochzeit zwischen Buck und Kathleen, welche der ebenfalls in die Braut verschossene Leo nur schwer verkraftet.

Bogdanovichs Hommage an die Pioniertage des Kinos darf getrost als in Ehren gescheitert angesehen werden. Bekanntermaßen wurde der Regisseur nach vier hervorragenden Filmen (zuletzt "Paper Moon") und seiner Ehe mit Cybill Shepherd zunehmend arrogant und driftete ein bisschen Richtung Größenwahn ab, was seinem weiteren Werk eine bisweilen verhängnisvolle Nachlässigkeit zuteil werden ließ und ihm vergleichbare Schätzchen bis heute versagte. Die Ansätze stimmen bei "Nickelodeon" alle und mit den hübschen Kostümen und Settings, der netten Darstellerriege und der Grundambition hätte daraus durchaus etwas werden können. Leider aber kann sich Bogdanovich nicht entscheiden zwischen Slapstickkomik, Stummfilmästhetik, New-Hollywood-Realismus und seinem vormals erkennbaren, persönlichen Stil. Er verrührt alles zu einem großen Potpourri, das so gut wie jegliche Stimmigkeit außen vor lässt. Schade, denn dem Endprodukt sieht man noch unschwer an, was es hätte sein können: Eine liebevolle, komische Reminiszenz, die im Oeuvre ihres auteurs sicher etwas Besonderes abgegeben hätte.
Angesichts der aktuellen Schwemme mieser Filme ist "Nickelodeon", der immerhin von einem Major finanziert wurde, aber noch recht anschaubar.

5/10

#276 Funxton

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Geschrieben 04. Mai 2006, 19:31

Zitat entfällt.

Confessione Di Un Commissario Di Polizia Al Procuratore Della Repubblica (Der Clan, der seine Feinde lebendig einmauert) ~ I 1971
Directed By: Damiano Damiani


Zusammenstoß zweier idealistischer Gesetzeshüter, der eine ein abgeklärter, älterer Kommissar (Martin Balsam), der andere ein junger, gesetzestreuer Staatsanwalt (Franco Nero). Obwohl beide das gleiche Ziel haben, befleißigen sie sich sehr unterschiedlicher Methoden bei der Verbrechensbekämpfung, wobei die Blauäugigkeit des Juristen beiden nicht zu Gute kommt...

Spannender Politkrimi, ein wenig wie eine Costa-Gavras-Miniatur. Obwohl sich Damiano im Vergleich zu seinen Landsmännern und Zeitgenossen spekulative Schauwerte weitestgehend verkneift, schockt er das ein oder andere Mal doch, wenn er die Kaltschnäuzigkeit der bösen Immobilienhaie und die Korruption der Stadtverwaltung vorführt. Balsam spielt einen ungewohnt straighten Heldentyp, der sämtliche Sympathien genießt trotz seiner rohen Methoden und Franco (übrigens eine angenehm leise Interpretation) ist der unbedarfte Naivling, der uns, die Zuschauer, stellvertritt.
Trotz der besonders gegen Ende ziemlich nihilistischen und ausweglosen Entwicklung der Ereignisse, gibt es zwischendrin ein vermeintlich deplatziertes, tatsächlich aber perfekt passendes Quentchen Humor.
Riz Ortolani reift so langsam zu einem meiner Lieblingskomponisten, sein Titelthema hier ist mal wieder phänomenal.
Ein in seiner Gesamtheit fehlloser, kurzweiliger Thriller, der kaum jemandem missfallen dürfte.

8/10

#277 Funxton

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Geschrieben 06. Mai 2006, 08:25

Zitat entfällt.

Il Boss (Der Teufel führt Regie) ~ I 1973
Directed By: Fernando Di Leo


Ein windiger Mafiakrieg in Palermo entfesselt die Gewalten. Überall wird versucht, einen kühlen Kopf zu bewahren. Der Profikiller Lanzetta (Henry Fonda), der keine moralischen Skrupel kennt, geht aus dem intriganten Spiel am Ende als Sieger hervor.

Im Grunde gibt es nicht viel zu sagen über diesen überaus gelungenen, spannenden Mafiakrimi, der eine durchdachte Geschichte mit funktionalen Schauwerten verbindet und auf angenehme Weise zu unterhalten weiß. Ein Qualitätsprodukt meditteraner Schule, durchweg spannend und ohne Rücksicht auf narrative Verluste erzählt. Kann man viel Vergnügen mit haben.

8/10

#278 Funxton

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Geschrieben 06. Mai 2006, 08:45

"You can't stop me, teacher. I am the future."

Class Of 1984 (Die Klasse von 1984) ~ CAN 1982
Directed By: Mark Lester


Der aus dem ruhigen Nebraska an die Lincoln High versetzte Lehrer Norris (Perry King) hält es mit seinem pädagogischen Berufsethos eine ganz lange Zeit gut durch. Und das, obwohl ihm eine Vielzahl renitenter Schüler, allen voran der bösartige Rotzlöffel Stegman (Timothy Van Patten) den Alltag zur Hölle machen. Irgendwann kocht das Kesselchen aber über und Rache ist Blutwurst.

Lesters berüchtigter Schulexploiter hat mir trotz geschätzter sieben, acht Betrachtungen noch nie so gut gefallen wie gestern. Und das fängt schon bei Alice Coopers vielsagendem Titelsong an. Absolut mitreißend und spannend entwirft Lester das (damalige) Zerrbild einer amerikanische High School mit böswilligen Jugendlichen, die um '82 eben der auffälligen Subkultur der Punks zugerechnet wedern mussten. Im Prinzip ist das Weltbild, das der Film transportiert natürlich überreaktionär, darf aber andererseits auch in keinster Weise ernst genommen werden. Wenn man "Class" auf reiner Unterhaltungsebene sieht, funktioniert er sogar erstaunlich gut als etwas abgewandelte "Death Wish"-Variante. Darstellerisch solide (King) bis brillant (McDowall) kann man einem perfiden, bis auf die Spitze getriebenen Hassvehikel beiwohnen, das unangenehmere Emotionen in einem auslöst, als man wahrhaben möchte und gerade deswegen so interessant ist. Insbesondere in meinem Berufsstand.
Ein schätzenswerter Klassiker.

8/10

#279 Funxton

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Geschrieben 06. Mai 2006, 09:17

"Conan, what is best in life?" - "To crush your enemies, see them driven before you, and to hear the lamentation of the women!"

Conan The Barbarian (Conan der Barbar) ~ USA 1982
Directed By: John Milius


Ein langer Rachefeldzug erwartet Conan (Arnold Schwarzenegger), nachdem er als Kind mitansehen muss, wie seine Eltern von dem Schlangenkult-Anführer Thulsa Doom (James Earl Jones) ermordet werden. Zunächst schlägt er, nach einer Kindheit als Sklave am Mühlrad, und einer fernöstlichen Ausbildung zum Krieger, den Weg eines Diebes ein, um dann beim ersten Versuch der Vollstreckung seiner Rache zu scheitern. Erst mit der Hilfe dreier auf seinem Weg gewonnener Freunde - der schönen Söldnerin Valeria (Sandahl Bergman), dem Krieger Subotai (Gerry Lopez) und einem Zauberer (Mako) - gelingt es ihm, den Schlangenkult zu zerstören.

Milius' Schwachsinnsoper, basierend auf Groschenheftchen von Robert E. Howard und einer Marvel-Comicserie ist längst ein persönlicher Lieblingsfilm und gewinnt bei mir auch nach Jahrzehnten und Betrachtungszahlen im hohen zweistelligen Bereich noch immer weiter zunehmend an Gunst. Eines der wenigen Kinostücke, die ich mir sicherlich ausnahmslos jeden Tag ansehen könnte. Nicht etwa seiner ohnehin bestenfalls mühselig herbeizuschwafelnden Intelligenz wegen, sondern aufgrund all des anderen Schönen, das ihn ausmacht. Kenner wissen, was ich meine. Und ich möchte hinzufügen, dass ich nie ein Rollenspielertyp oder sonst außergewöhnlich von Fantasystoffen und -gestalten besesssen war.
Nein, seine kargen Dialoge bzw. die Dialogarmut, die fast schon schmerzhaft perfekte Fotografie, die südspanischen Landschaften, der sanfte Holzhammerhumor - all das macht in seiner Summe den Film des selbsternannten Zen-Faschisten Milius immer wieder aufs Neue ganz furchtbar aufregend für mich. Mittlerweile kann ich "Conan" wohl auswendig mitspechen (und -pfeifen natürlich). Bei Basil Poledouris' Soundtrack-Stück "Theology/Civilization" läuft es mir stets kalt den Rücken runter und auch sonst gibt es so viele persönliche magic moments, dass das Aufzählen zur Sisyphos-Aufgabe würde.
To cut it short: I simply love it.

10*/10

#280 Funxton

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Geschrieben 06. Mai 2006, 22:13

"You want to go? Is that what you want?"

Hostel ~ USA 2005
Directed By: Eli Roth


Drei junge Männer (Jay Hernandez, Derek Richardson, Eythor Gudjonsson) sind unterwegs auf einem Spaßtrip durch Europa, als sie in Amsterdam (boah, hier darf man kiffen!) den Tip erhalten, in die Slowakei zu reisen - dort gebe es bei Bratisalava eine Unzahl williger, hübscher Mädels. Natürlich sind die drei Feuer und Flamme, erleben jedoch alles andere als ein paar dufte Sexabenteuer.

"Cabin Fever" hat mir noch recht gut gefallen, "Hostel" weniger. Mit seinem ach so radikalen "Terrorfilm" rennt Roth längst offene Türen ein; sonderlich provokativ (was er offenbar zu gern sein möchte) ist der Film nun auch nicht. Klar, Lieschen Müller von nebenan wird sicher ganz empört aus dem Kino gelaufen kommen, nachdem sie den paar netten Make-Up-F/X von KNB beigewohnt hat, wirklich spannend allerdings ist der Film kaum und auch sonst nur wenig beeindruckend. Das ganze Trara, das in letzter Zeit (auch hier im Forum) um "Hostel" gemacht wurde, kann ich nun überhaupt nicht mehr nachvollziehen. Gelangweilt habe ich mich zwar nicht, aber aufregend ist das Teil genauso wenig. Kann man sich ansehen, darf man wieder vergessen.

6/10

#281 Funxton

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Geschrieben 07. Mai 2006, 13:53

Zitat entfällt.

El Jorobado De La Morgue (Die Stunde der grausamen Leichen) ~ E 1973
Directed By: Javier Aguirre


In dem kleinen österreichen Städtchen Feldkirch geht es richtig ab: Der größenwahnsinnige Dr. Orla (Alberto Dalbés) ist davon besessen, künstliches Leben zu erschaffen, sein Helfer, der bucklige Gotho (Paul Naschy) wird von Kindern und Medizinstudenten bös gehänselt. Gotho will nur seine verblichene große Liebe Ilsa (Helen Harp) zurück, der Professor braucht Leichen und später lebende Opfer, um sein ominöses Zellgewirr von einem Homunculus am Leben zu erhalten. Dafür müssen in erster Linie die ohnehin durchgedrehten, sich mit sadomasochistischen Spielen die Zeit vertreibenden Patientinnen einer forensischen Klinik, die sich auch vor Ort befindet, herhalten.

Ein herrliches Schauervergnügen, der Name von der deutschen Titelschmiede einmal mehr hübsch sinnentstellt. Pompöser Kitsch verbindet sich mit diversen Versatzstückchen und Motiven der klassischen Horrorhistorie, von "Frankenstein" über das "Phantom der Oper" hin zum "Glöckner von Notre-Dame". Warum als Kulisse ausgerechnet ein Ort in den österreichischen Bergen herhalten muss, leuchtet nicht so ganz ein, womöglich sollten die verwinkelten Gässchen die gotische Atmosphäre unterstützen. Und was es da alles gibt: von der Leichenhalle über die wohl unattraktivste Kneipe der Welt bis hin zum Monsterlabor inkl. Schwefelsäuregrube im ex-inquisitorischen Foltergewölbe ist alles dabei, was den Sammler optischer Kuriositäten erfreut. Und nicht zu vergessen das Matschmonster in der Zelle, zunächst hört man es nur abwechselnd lachen und brüllen (übrigens stets im punktgenau getimten Wechsel), um dann einer Kreatur ansichtig zu werden, die aussieht wie ... aber ich verrate zuviel.
In herrlichen Farben gefilmt und gekonnt ausgeleuchtet, zeigt sich besonders Naschy in Hochform, der, besonders mit dem von Wut getrieben, vorgeschobenen Unterkiefer, verteufelt dem späten John Belushi auf Koks ähnelt. Sicher eine seiner allerbesten Rollen. Schließlich die deutsche Synchronisation: Schult, Dannerberg, Brückner, Petruo, Martienzen - muss ich noch mehr sagen? Was waren das goldene Zeiten, als man Filmen wie diesem noch eine solch professionelle Bearbeitung angedeihen ließ.
Ich kann indes nur einmal mehr für die jüngst erschienene Anolis-Edition werben: Kauft sie euch, solange ihr ihrer habhaft werden könnt, Freunde! Ein neues Schmuckstück meiner Sammlung.

8/10

#282 Funxton

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Geschrieben 07. Mai 2006, 17:45

Zitat entfällt.

La Belva Colla Mitra (Der Tollwütige) ~ I 1977
Directed By: Sergio Grieco

Der psychotische Gangster Nanni Vitale (Helmut Berger) büchst nebst drei Gesinnungsgenossen (Nello Pazzafini, Antonio Basile, Sergio Smacchi) aus der Strafanstalt aus und weist sogleich nach, dass der unvollendete Strafvollzug ihn alles andere als zimperlich hat werden lassen. Kommissar Santini (Richard Harrison) beißt sich jedoch umgehend in Vitales Fersen fest, befreit zunächst seine Geisel (Marisa Mell), um ihn am Ende wieder dingfest zu machen.

Ganz netter Krimi aus Italiens Hochphase für spannende Reißer, von Tarantino durch einen ganz treffend eingesetzten Einspieler in "Jackie Brown" hofiert, dessen größtes Plus natürlich Berger darstellt. Dieser reüssiert hier einmal mehr mit seinem schiefen Mund und als frauenhassender Mordgeselle. Wäre er nicht aufgrund seiner konsequenten Selbstdemontage als tuckiges Ex-Sternchen und Visconti-Muse bekannt, man wäre sehr geneigt, ihm den harten Typen ohne Murren abzunehmen. Ihm gegenüber steht der wohl nicht ganz zufällig wie Maurizio Merli frisierte Harrison, der, zieht man seine Filmographie in Betracht, schon immer mehr die dritte Reihe der in Italien ansässigen US-Schauspieler repräsentiert hat. Marisa Mell sieht nur 9 Jahre nach ihrem äußerst windschnittigen Auftritt in "Diabolik" recht verlebt aus und muss sich ganz schön was vom Berger bieten lassen, in Form diverser schallender Ohrfeigen.
Entgegen seine Rufs kann man das Gewaltmaß in "La Belva" als eher zurückgenommen bezeichnen. Wenn überhaupt mal was passiert (Kalkbegräbnis), dann offscreen. Dass die (gekürzte) deutsche Videoversion noch immer auf dem Index steht, kann nur ein übler Scherz sein. Hier und da blitzt sogar typisch mediterraner Humor auf. Alles in allem gute Unterhaltung mit wenigen, aber sitzenden Höhepunkten.

7/10

#283 Funxton

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Geschrieben 08. Mai 2006, 16:59

"I've never been fishing."

Man's Favourite Sport (Ein Goldfisch an der Leine) ~ USA 1964
Directed By: Howard Hawks


Um das Image seines Ladens für Anglersportzubehör aufzupolieren, schickt der Chef (John McGiver) seinen Fachmann Willoughby (Rock Hudson) zum Wettangeln am Wakapoochiesee. Dumm nur, dass dieser in Wahrheit vom Fischen überhaupt keinen Plan hat und bestenfalls als unbeholfener Tollpatsch durchgeht. Also bringt ihm die reizende, aber leicht durchgeknallte Abby (Paula Prentiss) flugs bei, wie man mit Haken und Ösen umzugehen hat.

Hawks war ja ein Unterhaltungsfilmer allererster Kajüte, der hier und da auch gern mal ein Remake in eigener Sache bewerkstelligte. So auch dieses schöne Lustspiel, das im Prinzip bloß die Geschichte von "Bringing Up Baby" recycelt. Die Mär von der exaltierten, etwas nervigen Schönheit, die sich mit aller Gewalt einen schüchternen Trottel angelt, ist also altbekannt. Und natürlich fehlt den Anglerwitzen die Verve von Grant/Hepburn, die in edler Abendgarderobe ein Dialogfeuerwerk abhielten - dafür wusste Hawks 25 Jahre später und um manche Erfahrung gereift, wie farbenfroh Technicolor auszusehen hatte und war sich auch nicht zu fein, Studiokulissen einzusetzen, die so sehr nach Universal City aussehen, dass sie schon für sich als running gag durchgehen.
Mir persönlich bedeutet diese sonnige, belanglose Balz bereits seit Kindheitstagen sehr viel, als mir der filmhistorische Hintergrund noch nicht geläufig war. Über den Bären auf dem Moped konnte ich demnach schon anno Kautabak, als solche Filme der allabendliche Höhepunkt im Ersten waren, herzlich lachen. Heute fallen einem auch die etwas subtileren Gags auf und die erfrischend lockere Handhabung von Nikotin und Hochprozentigem. Im Grunde wesentlich billiger als jede Wilder-Komödie, aber ein Funxton-Liebling.

9/10

#284 Funxton

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Geschrieben 09. Mai 2006, 20:36

Zitat entfällt.

S.A.S. À San Salvador (S.A.S. Malko) ~ D/F 1983
Directed By: Raoul Coutard

Der österreichische Blaublütige Malko Linge (Miles O'Keeffe) finanziert sich sein Lotterleben durch ein außergewöhnliches Hobby: Er ist Spezialagent für die CIA. Sein neuester Auftrag, den er nur annimmt, um für die Instandhaltung seines Schlosses liquide zu sein, führt ihn nach Mittelamerika, wo er den Ex-Geheimdienst-Handlanger Chacon (Raimund Hamstorff) ausknipsen soll.

Neben den ersten James Bond-Streifen hat der Papa damals auch diesen Kracher aus der Videothek mitgebracht. Kracher, weil die Einschüsse blutig sind und die Damen zuweilen unbekleidet. Das fand ich als Steppke natürlich bombastisch. Heute funzt die Stupido-Granate des Hausphotographen Godards um den zumindest in Printform erfolgreichen Trivialhelden, bei der noch Atze Brauners CCC die Finger drin hatte, allerdings nicht mehr ganz so reibungslos. Zu blöde, zu wässrig ist das Erzählte, als dass es nunmehr noch uneingeschränkt begeistern könnte. Offenbar hat man zugunsten von Aktualität und Brisanz versucht, sich im Zuge der US-Interventionspolitik an bekannte filmische Vorbilder zu halten und dabei auch noch die Ermordung Oscar Romeros verwurstet. Dass getreu der filmischen Wahrheit Raimund Hamstorff, pomadig und fies grinsend, für diese verantwortlich sein solllte, ist schon ein starkes Stück. Dass man den deutschen Zuschauer nicht mit zeitgenössischem Weltgeschehen belasten wollte und aus El Salvador "San Domingo" machte, ist ein noch stärkeres.
Das beste am Film ist die grande-trash-Besetzung, allen voran Anton Diffring als versoffener Fotoreporter. Der Mann verleiht selbst einer belanglosen Veranstaltung wie dieser noch ein ordentliches Maß Schneid. Miles O'Keeffe, vormals als Tarzan unterwegs, ist, mit Verlaub, ein sixpack-mäßig zwar wohltrainierter Spezi, aber gleichfalls eine darstellerische Null, gegen die Steven Seagal glatt Strindberg spielen kann. Und Sybil Danning wartet 80 Erzählminuten nur darauf, endlich vom drahtigen Malko geflext zu werden. Na denn, prost Mahlzeit.

4/10

#285 Funxton

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Geschrieben 10. Mai 2006, 20:23

"I'm the man that killed your son."

Stander ~ CAN/UK/SA/D 2003
Directed By: Bronwen Hughes


Immer gesetzestreuer Kriminalist bis zu dem Zeitpunkt, als er einen Aufstand in Soweto niederschlagen und dabei einen Menschen töten muss: Der Polizeicaptain Andre Stander (Thomas Jane) kehrt dem südafrikanischen System und seinem gesicherten Burendasein den Rücken und wird Bankräuber im großen Stil.

Die auf tatsächlichen Begebenheiten beruhende Geschichte erscheint nicht eben, als sei sie von einer Frau verfilmt worden, doch dem ist tatsächlich so. Ich muss zu meiner Schande eingestehen, dass ich Frauenarbeit vom Regiestuhl aus im Allgemeinen wenig schätzen gelernt habe, abgesehen von ein paar vereinzelten Ausnahmen. "Stander" darf sich von nun an rühmen, dazuzugehören. Mit der mittlerweile wohl kaum verzichtbaren Videoclip-Ästhetik, die sich in Ruckelbildern und schnellem Schnitt äußert, kann man in diesem Falle gut leben, da passend. Ebenfalls angenehm bekannt wirkt die hyperauthentische Darstellung der 70er. Glücklicherweise wird die Charakterzeichnung nicht zugunsten formaler Extravaganzen vernachlässigt und so hat Thomas Jane, mir seit "Deep Blue Sea" und "Punisher" ohnehin sympathisch, Gelegenheit, ein durchaus nuancierteres Spiel als gewohnt zu präsentieren. Auch Deborah Kara Unger und Dexter Fletcher, dessen Visage sich in meinen Gehirnwindungen festgesetzt hat, seit ich vor Ewigkeiten mal "Raggedy Rawney" (bedarf übrigens einer dringenden Auffrischung) gesehen habe, haben mich neuerlich überrascht. Insgesamt kann man das ganze wohl als "Tragikomödie" bezeichnen, mit einer ziemlich eigenen Atmosphäre. Hätte auch bei uns einen Kinoeinsatz verdient gehabt.

8/10

#286 Funxton

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Geschrieben 11. Mai 2006, 19:20

"Die Wahrheit sieht keiner gern."

Schulmädchen-Report - Was Eltern nicht für möglich halten ~ D 1970
Directed By: Ernst Hofbauer


Weil die Abiturientin Renate (n.n.) sich während einer Exkursion vom Busfahrer (n.n.) auf der Rückbank flachlegen lässt, droht ihr der Schulverweis. Glücklicherweise hält der findige Dr. Bernauer (Günter Kieslich) dem zu diesem Thema tagenden, vertrockneten Elternrat eine fundierte Abhandlung darüber, wie sich die Moralvorstellungen unter Jugendlichen zuletzt gewandelt haben ...

Eines der schönsten Musterbeispiele für den vielstrapazierten Begriff "Kolportage". Unterhält auch heute noch mit flotter Beatmusik und schwerwiegenden Geständnissen frühreifer Gören, welche mit 14 (!!!), 15 (!!), 16 (!) unschuldige Turnlehrer und Bademeister verführen (die hinterher auch noch eins aufs Dach kriegen) und frommen Pastören leichtgeschürzt eine deftige Beichte ablegen. Dabei wollen sie alle nur eins: Die Defloration, und diese doch bitte recht hastig. Notfalls auch um den Preis eines Familienkrachs, wenn der Stiefpapa es noch draufhat. Und was erst Friedrich von Thun als indiskreter Interviewer dem jungen Münchener Straßenvolk so an (Lippen-) Bekenntnissen aus der Tasche luchst: "Masturbieren? Find ich echt dufte", heißt es da, frisch von der Leber weg.
Was würde ich doch darum geben, mich in eine Zeitmaschine begeben, und mal nach anno '70 zurückreisen zu können - nur, um die graumelierten Herren, die sich diesen Schund scharenweise im Kino angesehen haben (Hartwig spricht im Interview von 6 Millionen Zuschauern), mal live zu sehen.
Der Film ist ein wahrhaftiger Schlager. Möge Kinowelt alle 13 Teile veröffentlichen, ich bin dabei.

6/10

#287 Funxton

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Geschrieben 11. Mai 2006, 19:35

"Tap...Tap...Tap..."

Wait Until Dark (Warte, bis es dunkel ist) ~ USA 1967
Directed By: Terence Young


Die blinde Suzy (Audrey Hepburn) wird aufgrund eines dummen Zufalls das Opfer dreier Verbrecher (Alan Arkin, Richard Crenna, Jack Weston) auf der Suche nach einer heroingespickten Puppe. Mit dem schlimmsten der Drei, dem fiesen Mr. Roat (Arkin), muss sie schließlich ein wahres Duell austragen.

Youngs klassischer Psychokrimi enthält einige sehr gelungene Szenen und schafft es in erfreulicher Weise, seine Spannungskurve bis zum Schluss nicht nur konstant zu halten, sondern sie sogar noch zu steigern. Dem verfilmten Bühnenstück sind dabei speziell die hervorragenden darstellerischen Leistungen zuträglich. Insbesondere die Hepburn mit ihrer fragil wirkenden Physis passt hervorragend in das Schema der hilflosen und doch wehrhaften Behinderten. Das Thema "Blindheit" für einen Thriller zu nutzen, der sich selbst aus einem visuellen Medium speist, fand ich zunächst gleichermaßen interessant und verfehlt. Abgesehen von wenigen Längen (10 geschnittene Minuten hätten dem Film sicher nicht geschadet) erachte ich das Experiment nun als weitgehend geglückt. Muss nun noch irgendwann den auf ähnlicher Klaviatur spielenden "Blind Terror" begutachten.

7/10

#288 Funxton

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Geschrieben 13. Mai 2006, 14:07

"Diamonds are a girl's best friend."

Gentlemen Prefer Blondes (Blondinen bevorzugt) ~ USA 1953
Directed By: Howard Hawks


Die beiden Revuemädchen Dorothy (Jane Russell) und Lorelei (Mailyn Monroe) schippern nach Frankreich, nicht ohne von Loreleis argwöhnischem Verlobten (Tommy Noonan) einen Schnüffler (Elliott Reid) auf den Hals geschickt zu bekommen. Loreleis ausgeprägte Habgier bringt die beiden denn auch bald in eine prekäre Lage.

Ein großer Schritt Marilyn Monroes auf dem Weg zur Ikone. Hier präsentiert sie sich als genau das, was ihren Mythos auspolstert: Ein fleischgewordener Männertraum, schön, erotisch, nicht zu gescheit. Mit Schlafzimmerblick, vollen roten Lippen und üppigem Dekolleté stiehlt sie ihrer Kollegin Russell nicht nur die Schau, sondern lässt den Filmtitel sich kurzerhand bewahrheiten.
Formal und den Unterhaltungswert betreffend zählt er aber zu den etwas schwächeren Filmen der Norma Jean Mortenson. Das liegt nicht etwa am Scheitern des Meisters Hawks, sondern ist schlicht eine subjektive Empfindung meinerseits. Zunächst einmal fehlt ein sympathischer, männlicher Co-Star. Und: Die allenthalben zwischen die Szenen gequetschten Gesangseinlagen empfand ich schon immer ein wenig als störend. Dabei finde ich Hollywoodmusicals in der Regel gar nicht mal unübel, sie haben so etwas herrlich Eskapistisches. In diesem Falle aber nervt mich die Musik etwas. Irgendwie harmoniert sie nicht recht mit dem Kontext, ich weiß auch nicht. Das alles bedeutet aber sicherlich keinen rigorosen Verriss, so enttäuschend fand ich denr Film nun auch wieder nicht.

6/10

#289 Funxton

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Geschrieben 14. Mai 2006, 18:00

"Those assholes..."

Runaway ~ USA 1984
Directed By: Michael Crichton


In naher Zukunft gehören Roboter zum alltäglichen Haushaltsinventar und übernehmen zahlreiche Arbeiten, die früher Menschensache waren. Bei soviel Technologie kommt es natürlich auch des Öfteren zu Fehlfunktionen. Dann greift das "Runaway"-Team ein, eine ausschließlich für durchgedrehte Blechheinis zuständige Truppe. Bester Mann: Sergeant Ramsay (Tom Selleck), alleinerziehender Vater und Akrophobie-gebeutelt.
Brenzlig wird es, als der böse Industriespion Luther (Gene Simmons) einige Waffenchips stiehlt und selbst mit maschinellem Kroppzeug auf Beutezug geht.

Der Auteur und Trivialliterat Michael Crichton verpasste bei seinem "Runaway" (unpassender deutscher Untertitel: "Spinnen des Todes") die Chance, einen Sci-Fi zu besorgen, der sich ganz im Sinne der besonders in den 80ern verbreiteten Technokratie-Kritik der Horrorvision eines roboterisierten Alltags annimmt. Ab und zu schimmert dieses Anliegen zwar noch immer durch die Hochglanzbilder, wird aber durch ironische Brüche und zu Gunsten reinen Entertainments ebenso schnell wieder vernachlässigt. Was bleibt, ist ein absolut solider und sportlich unterhaltender Science-Krimi, der aber nicht zuletzt wegen der mit Tom Selleck besetzten Hauptrolle selten über TV-Serien-Niveau hinauswächst. Der Mann ist und bleibt halt der ewige Magnum, ob mit Hawaiihemd oder ohne.
Ein anderes Kaliber liefert da schon Gene Simmons, hauptberuflich Bassist und Vokalist meiner Teenie-Lieblingsband Kiss. In seiner ersten Öffentlichkeitsarbeit abseits der Band und unmaskiert, chargiert der Mann, dass es eine wahre Freude ist. Als stünde er auf der Bühne, spuckte Kunstblut oder ließe seinen beeindruckenden Waschlappen gen Boden sinken. Dergleichen ganz ähnlich gelagerte Spezialauftritte gab es noch ein paar mehr in den Folgejahren ("Never Too Young Too Die", "Wanted: Dead Or Alive") und alle waren sie pralle.
Dann möchte ich nochmal für die süße Tanzmaus Cynthia Rhodes in die Bresche springen, die dem Selleck als dessen Kollegin den Kopf verdreht und schon allein durch ihren Kleidungswechsel von der Uniform zum geblümten Sommerkleid ein gepflegt konservatives weibliches Rollenmodell symbolisiert. Von der hat man ja nach ihren Auftritten in diversen Disco-Vehikeln nie mehr etwas gehört. Schade, ich fand sie ganz hübsch, früher.

7/10

#290 Funxton

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Geschrieben 14. Mai 2006, 18:28

"A looping! Impossible!"

Blue Thunder (Das fliegende Auge) ~ USA 1982
Directed By: John Badham


Frank Murphy (Roy Scheider) ist Pilot bei der Hubschrauberstaffel des LAPD. Als er eines neuen Helikopter-Prototyps ansichtig wird, der zugleich als Waffe und Überwachungsmedium eingesetzt werden kann, entdeckt ihn sein alter Intimfeind aus Vietnam-Tagen wieder, Colonel Cochrane (Malcolm McDowell). Zusammen mit einigen hochrangigen Politikern will dieser einen Latino-Aufstand in Los Angeles provozieren, um später bei dessen Niederschlagung die Feuerkraft und Präzision von "Blue Thunder" (so der Name des Helis) zu demonstrieren. Zunächst soll aber der argwöhnische Murphy aus dem Verkehr gezogen werden. Dieser jedoch ist trotz seiner Kriegsneurose fixer als Cochrane glaubt ...

Was Crichton zwei Jahre später versagt blieb, meisterten Scriptautor Dan O' Bannon und John Badham, in seiner Regisseursfunktion ohnehin gern als Militär- und Waffenparanoiiker unterwegs, hier ganz ordentlich: Die unangenehme Gewissheit transparent zu machen, jederzeit potentielles Opfer von Überwachungstechniken zu werden und damit eine gut wahrnehmbare Warnung vor der technologischen Übermacht zu demonstrieren. Natürlich ist das alles in eine publikumstaugliche Actionoper verpackt, deren fraglos vorhandene visuelle Qualitäten sich gern in den Vordergrund spielen, aber diesen Umstand kann man sich ja auch durchaus als "zuschauerfreundlich" gefallen lassen. Die schön choreographierten Luftduelle können bis heute begeistern und auch am Boden sind einige formidable Spannungsszenen dabei. Dann sind da noch Roy Scheider, in seiner dritten großen Polizistenrolle immer wieder ein gern gesehener Gast auf meiner Mattscheibe, und als sein Chef der göttliche Warren Oates, der die Premiere von "Blue Thunder" bereits nicht mehr erlebte.

8/10

#291 Funxton

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Geschrieben 15. Mai 2006, 17:41

"But... she's just a robot."

Cherry 2000 ~ USA 1987
Directed By: Steve De Jarnatt


Als er seinen hübschen Cherry-2000-Roboter (Pamela Gidley) schrottet, bleibt dem Zukunfts-Yuppie und "Grenzkriegs"-Veteranen Sam (David Andrews) nichts anderes übrig, als in die Wüsten-Randzone zu reisen, um auf einem riesigen Schrottplatz nach Ersatz zu suchen. Weil es hier draußen von durchgeknallten Outlaws wimmelt, engagiert Sam die toughe E (Melanie Griffith) mitsamt ihrer heißen Kiste.

Der Weg ist das Ziel in diesem typischen 80er-Endzeitspektakel, in dem weder mit Geballer noch mit abstrusem, pseudofuturistischem Gewäsch gegeizt wird. Natürlich bietet die Wüstenkulisse auch ganz viele Möglichkeiten zur Westernanleihe und darum sind wohl auch Harry Carey jr. und Ben Johnson auf der Besetzungsliste - wobei pikanterweise der eine den anderen von hinten abknallt. Die Zeiten haben sich geändert, auch in Tinseltown. Nun fragt man sich noch, welcher Produktionsverantwortliche die Gelder für diesen potentiellen Flop genehmigt hat, denn die Inszenierung wirkt trotz des kruden B-Film-Sujets eigentlich ganz professionell, fast geleckt. Und wen der Genrefan da alles entdecken kann: Neben den Erwähnten sehen wir Tim Thomerson, Laurence Fishburne, Brion James und Robert "Maniac Cop" Z'Dar (bei dessen markantem Kiefer ich lange überlegen musste, woher der mir so bekannt vorkommt). Dass Hauptakteur Andrews es unterdessen kaum wieder über Nebenrollen hinausgebracht hat, verwundert bei seiner schrecklich uncharismatischen Performance nun wieder gar nicht.
Ein Film, den man glaube ich ganz doll mögen kann, allein mir fehlt ein wenig die Antenne.

5/10

#292 Funxton

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Geschrieben 16. Mai 2006, 19:46

"Sean! Sean Newton!"

The Candy Snatchers ~ USA 1973
Directed By: Guerdon Trueblood


Drei ziemliche Vollpfosten (Tiffany Bolling, Brad David, Vince Martorano) entführen das unschuldige katholische Schulmädchen Candy (Susan Sennett), um ihren Vater (Ben Piazza), vermeintlicher Juwelier, um ein paar Klunker zu erpressen. Schon früh zeichnet sich ab, dass der Coup absolut in die Hosen gehen wird, da sich jede nur denkbare Fallschlinge auftut wie ein gähnender Abgrund.

Ich muss schon sagen, eine ziemliche Überraschung und ein hervorragender Film. Bitterbös und doppelbödig, dabei voll von schadenfrohem Humor kommt diese Geschichte ungeliebter (Stief-)Kinder daher, die einen wesentlich größeren Bekanntheitsgrad unbedingt verdient hätte. Mit einer Vielzahl von cleveren Ideen zieht "Candy Snatchers" ein Maximum des Zuschauerinteresses auf sich, und das durchweg. Außerdem scheint mir der Film zahlreichen anderen Genrevertretern Marke "scheiternder Plan dilettierender Gauner" eine Blaupause gewesen zu sein, da man bis heute ganz ähnliche Figurenkonstellationen findet. Ich fühlte mich trotz des sonnig-kalifornischen Settings z.B. permanent an "Fargo" oder "A Simple Plan" erinnert, die mit teils sehr analogen Ausgangssituationen arbeiten. Für ein Exploitation-Movie gehen die Snatchers außerdem sehr clever und mit verhältnismäßig zurückhaltenden Bildern an den Start, so dass diese Kategorie eigentlich nicht so recht zutrifft. Wirklich schade, dass es nie zu einem deutschsprachigen Release gekommen ist. Liegt wohl an der in ihrer Typologie hierzulande ungeliebten Finalsequenz, wie ich konstatieren möchte.
Nun, beim Schreiben dieser Zeilen sind mir nochmal einige bemerkenswerte Bilder des Films durch den Kopf gegangen und mir ist schlagartig bewusst geworden, dass alles andere als die Höchstwertung klar untertrieben wäre (obwohl ich mir damit nach Erstsichtungen immer ein bisschen schwertue).

10/10 daher.

#293 Funxton

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Geschrieben 17. Mai 2006, 20:21

Masters Of Horror (4 Episoden)

Dies wird der erste und vermutlich einzige Fall sein und bleiben, in dem ich einen FTB-Eintrag einer Fernsehreihe widme. Schließlich heißt das Ganze immer noch Filmtagebuch. In diesem Falle halte ich eine Ausnahme aber für legitim und angemessen, nicht zuletzt deshalb, weil die Macher allesamt vom Kino kommen, es sich jeweils um abgeschlossene Episoden handelt, und die Serie auch sonst - zumindest gefühlt - wenig mit dem üblichen Glotzentran gemein hat.
Weitere Episoden werden garantiert folgen und jeweils in Blöcken auch hier ihre Entsprechung finden.

Zu erwähnen ist zunächst, dass die vier begutachteten Puzzleteile jeweils von sehr unterschiedlicher Qualität sind, inhaltlich, formal, was ihre Ambition anbelangt und auch ihre subjektiv einschätzbare Wirkung.
Den mit Abstand besten dieser Beiträge lieferte John Carpenter mit "Cigarette Burns", eine Rundum-Reminiszenz an das Kino und den Horrorfilm im Besonderen. Es gibt zahlreiche Parallelen zu "In The Mouth Of Madness", allerdings möchte ich meinen, dass das Thema "Film" dem Sujet (Suche nach einem verschollenen Autor/Werk) einen gehörigen Auftrieb beschert. Spannend und für Carpenter-Verhältnisse ungemein deftig, musste "Cigarette Burns" hierzulande denn auch als einzige Episode zensurbedingt Federn lassen. Ich glaube, dieses Mini-Meisterstück sollte man als Genreverehrer unbedingt sehen, u.U. eben losgelöst von dem seriellen Kontext. Und Udo Kier: Brillant.
Für "Deer Woman" musste der Name des früheren Komödienmeisters John Landis, der genau zweimal in seiner Regiekarriere mit Horrorelementen geliebäugelt hat, herhalten. Erwartungsgemäß überwiegen auch hier die komischen Elemente und von Grusel ist kaum etwas zu spüren. Landis' gilt für mich spätestens seit 1988 als vernachlässigbar (ebenso sehr, wie ich seine vorherigen Filme bewundere) und diese neuerliche Blödsinnsstory tut der allgemeinen Tendenz keinen Abbruch. Weitgehend ohne Pep und eher lächerlich statt witzig. Die Schwächste der Gesehenen.
Dass "Jenifer" von Dario Argento stammen soll, mag man zunächst kaum glauben. Der große Bildstilist vernachlässigt sich hier selbst. Als Regiearbeit des Italieners ist dieser Beitrag jedenfalls nicht identifizierbar, was nicht heißen soll, dass er schlecht geworden wäre. Im Gegenteil, eine ganz eigenartige Traurigkeit und perverse Erotik wohnen dieser außergewöhnlichen Liebesgeschichte inne, die sich natürlich als Endlosschleife entpuppt. Irgendwie schmutzig, ein klein bisschen radikal und sehr gefällig, wenn auch nicht Argento.
"Chocolate" schließlich hat eine interessante Grundidee und aus dieser viel gemacht. Von dem Urheber der ganzen "Masters"-Idee, Mick Garris, der schon immer mehr mit Fernsehen am Hut hatte, aber dennoch was kann. Es geht um die Übertragung von Sinneseindrücken bei vollem Bewusstsein, was auch sexuell ganz neue Erfahrungen mit sich zu bringen vermag. E.T.-Herrchen Henry Thomas spürt, neben dem Geschmackserlebnis kanadischer Schokolade am eigenen Leibe, wie es ist, penetriert zu werden und die Freuden einer Brause-Masturbation. Der unwesentlich gealterte Matt "Max Headroom" Frewer ist als Punk-Gitarrist zu sehen und echt enorm.

Resümee in Zahlen:

"Cigarette Burns" - 9/10
"Deer Woman" - 5/10
"Jenifer" - 7/10
"Chocolate" - 7/10

#294 Funxton

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Geschrieben 18. Mai 2006, 18:28

"Unawareness is bliss."

The Call Of Cthulhu ~ USA 2005
Directed By: Andrew Leman


Ein junger Mann kommt, nachdem er die Hinterlassenschaften seines verstorbenen Großonkels untersucht hat, auf die Spur eines seltsamen Kults. Dieser betet ein groteskes, seltsames Wesen an, das kaum irdischen Ursprungs sein kann, aber wohl dennoch existiert. Seine weltweiten Recherchen und die damit verbundenen Erkenntnisse treiben den Nachforschenden in den Wahnsinn.

Mit Lovecraft ist es so eine Sache: Es bedarf schon eines gewissen Mutes zur Scheuklappe, will man das literarische Werk des Autors ohne Einbußen genießen. Viele seiner Geschichten gleichen sich sehr. Zwar konstruiert er in deren Gesamtheit eine recht komplexe und interessante Mythologie um jene kosmischen Götterwesen, die noch immer im Erdinnern hausen und nur ihrer Stunde harren, muss sich allerdings auch die Kritik gefallen lassen, häufig sehr schematisch geschrieben zu haben. Hinzu kommt Lovecrafts unübersehbarer, hochmütiger Rassismus, der einem die gänzlich unbeschwerte Lektüre regelmäßig verbietet. Dennoch habe ich ein paar Kurzgeschichtensammlungen im Regal stehen, zu denen ich immer mal wieder greife.
Die Macher dieses etwas über eine Dreiviertelstunde dauernden Liebhaberstücks hingegen entziehen sich augenscheinlich jeder Kritik. Man entschied sich, aus der Not des bescheidenen Budgets eine Tugend zu machen und setzte die ohnehin dialogfreie Vorlage als Stummfilm um. Dieser steht nun freilich in der Tradition der tatsächlichen Kinostücke der 20er Jahre und passt sich damit zugleich in beispielloser Weise dem entstehungszeitlichen Kontext von Lovecrafts short an. Man bediente sich zahlreicher glücklicher Tricks und Kniffe und setzte die zugrunde liegende Geschichte fast 1:1 um. Expressionistische Kulissen, die bewusst sichtbar an Wiene und Murnau angelehnt sind, stop motion-Effekte, welche sich absolut sehen lassen können und letztlich der Mut zur Kürze bestätigen sämtliche "Gerüchte", die ich in letzter Zeit zu Ohren bekommen habe: "Cthulhu" ist eine der besten und wichtigsten Lovecraft-Verfilmungen und als "Amateur"-Produkt sogar ein kleines Meisterwerk. Und zur DVD-Präsentation inkl. halbstündigem Making Of kann man nur gratulieren, diese ist nämlich ebenso gelungen wie ihr Kernstück.
Als nächstes dann bitte "The Dunwich Horror".

9/10

#295 Funxton

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Geschrieben 20. Mai 2006, 11:49

"We'll find out when we're in Amarillo."

Race With The Devil (Vier im rasenden Sarg) ~ USA 1975
Directed By: Jack Starrett


Die beiden Kumpels und Geschäftspartner Roger (Peter Fonda) und Frank (Warren Oates) wollen mit ihren Girlfriends (Loretta Swit, Lara Parker) nach Aspen. Als Reisemittel wählen sie Franks neuen Trailer, ein supermodernes Gefährt. Schon beim ersten Zwischenstopp werden die Männer Zeuge des bizarren Rituals einer Satanssekte, bei der ein junges Mädchen geopfert wird. Der Sheriff (R.G. Armstrong) des angrenzenden Nests schenkt der Geschichte nur wenig ernsthaftes Interesse.
Die Weiterfahrt gestaltet sich dann als Reise in den Terror, da die Sektierer überall zugleich zu sein scheinen und immer genau wissen, wo die vier sich befinden. Mit immer gemeineren Methoden versucht man sie kaltzustellen.

An einer plausibel erzählten Geschichte ist Starretts Horror-Roadmovie kaum interessiert. Es geht vielmehr um die Vorstellung einer weder sicht- noch greifbaren Bedrohung. Ganz im Stil der vielen, zumeist gelungenen Backwood-Streifen der 70er bedeutet die Reise in die Provinz auch hier zugleich eine Fahrt in ein geheimnisvolles Amerika, in dem sinistre Mächte am Werk sind. Starrett geht aber noch einen Schritt weiter: Nicht ein einzelner Killer, eine Horde Rednecks oder eine entartete Familie sind des Übels Wurzel, sondern praktisch jeder, dem die beiden Pärchen begegnen. Man fühlt sich ein wenig an "Rosemary's Baby" erinnert, in dem die werdende Mutter bald auch absolut niemandem mehr trauen kann. Zwar setzt man sich nach diversen Attacken (scheinbar) erfolgreich mit Waffengewalt zur Wehr, aber die Satansjünger schießen wie Pilze aus dem Boden. Die vier Helden fühlen sich in diesem weiten Land bald wie Gefangene im eigenen Haus.
Natürlich kann man hier eine weitere Allegorie auf das damals erschütterte Urvertrauen der US-Bürger in ihr marodes "Land of the free" vermuten. Möglicherweise war den Autoren aber auch nur daran gelegen, einen fiesen, aber unterhaltsamen Terrorfilm im größeren Maßstab abzuliefern. In diesem Falle haben sie ihre Aufgabe jedenfalls hinreichend erfüllt.

7/10

#296 Funxton

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Geschrieben 20. Mai 2006, 22:00

"Hey, I'm Slaughter, baby. Nothing's gonna get me."

Slaughter's Big Rip-Off (Der Sohn des Mandingo) ~ USA 1973
Directed By: Gordon Douglas


Die Ruhe nach seinem letzten Großreinemachen in Mexiko währt nicht lang: Privatdetektiv Slaughter (Jim Brown) soll für seine Dreistigkeiten der Unterwelt gegenüber erledigt werden. Bei einer Gartenparty werden aber an seiner Statt zwei Freunde von dem fliegenden Hitman abgeknallt. Slaughter schwört Rache, arrangiert sich mit der Polizei und tritt einen weiteren Privatfeldzug gegen das organisierte Verbrechen an. Dabei ist er alles andere als zimperlich.

Das Sequel steht seinem Vorgänger in Nichts nach: Auch hier gibt es die volle Packung Sex'n Crime mit einem unerbittlichen Macho-Helden an der Spitze. Brown spielt mindestens ebenso lässig auf wie im Vorgänger, Don Stroud als Slaughters (natürlich rassistischer) Gegenspieler ist aber im Vergleich zu seinem ähnlich angelegten Part in "Coogan's Bluff" eher farblos. Den größten Wind macht Dick Williams als archetypischer Pimp. In blauem Zwirn, das Hemd weit aufgeknöpft und den Hut auf halb acht, instruiert er seine Mädels: "Ya gotta obey me. DO YOU UNDERSTAND?" Hell yeah, that's blaxploitation! Reichlich einsatzfreudig und brutal prügelt und schießt sich Slaughter durch die Reihen seiner (ausschließlich weißen) Gegner und lässt es einen am Ende richtig bedauern, dass es nicht noch mehr Teile gegeben sollte.
Bezüglich des deutschen Titels, der sich offensichtlich in Anlehnung an Fleischers "Mandingo" ein paar Mark fuffzich an der Kinokasse erschleichen wollte, kann man nur staunen: Absoluter Blödsinn.
Neben "Them!" Regisseur Douglas' gefälligste Arbeit.

7/10

#297 Funxton

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Geschrieben 21. Mai 2006, 14:45

"You're the dumb nigger, McKinney!"

Black Caesar (Black Max) ~ USA 1973
Directed By: Larry Cohen


Der Aufstieg vom Schuhputzer zum Paten Harlems fällt dem schon in frühen Lebensjahren mit Gangstern liebäugelnden Tommy Gibbs (Fred Williamson) weniger schwer, als man glauben sollte. Mit waffenstarrender Gewalt entledigt er sich der italienischstämmigen Mafiosi und krönt sich selbst zum Obermotz. Insbesondere die herablassende Art der Whiteys kann er nicht ertragen und so ist seine Verbrecherkarriere auch ein Feldzug gegen weiße Hochnäsigkeit. Privat läuft es allerdings weniger gerade, seinen Dad (Julius Harris) behandelt er herablassend, seiner Mom (Minnie Gentry) bricht er das Herz. Schließlich brennt seine Angetraute (Gloria Hendry) mit dem besten Freund (Philip Roye) durch.

Bereits der Titel lehnt sich an Mervyn LeRoys "Little Caesar" an und genau wie dieser und jeder andere große Gangsterfilm Hollywoods behandelt Cohen die ewigen Topoi, "Aufstieg" und "Fall". Durch Cohens hervorragende, erdige Regie fügt sich "Black Caesar" auch nicht ganz reibungslos in das übliche Schema der Blaxploitation-Kost der frühen 70er. Der Streifen ist eben in erster Linie ein Gangsterepos im Mini-Format, das zwar unzweideutig gängige Trends bedient, aber anders als die meisten verwandten Filme kein personifiziertes / heroisiertes Ideal in den Mittelpunkt stellt. Gibbs ist zwar ein harter Hund, hat aber überwiegend unangenehme Eigenschaften - Opportunismus, Arroganz, Aalglätte, mangelnde Potenz? Jedenfalls stößt er auch mal 'ne weiße Lady von der Bettkante. Sowas gehört sich doch nicht!
Den absolut mitreißenden, nichts weniger als brillanten Schnitt (gerade in der Finalszene, in der Gibbs vor den weißen Häschern flüchtet) besorgte George Folsey jr., ein Meister seines Fachs und späterer Stammcutter von John Landis (neben dem nicht minder bewanderten Malcolm Campbell).
Der phantastische Soundtrack wurde (wie übrigens auch beim oberen Eintrag "Slaughter's Big Rip-Off") größenteils von James Brown komponiert und eingespielt und dürfte, neben Curtis Mayfields "Superfly" und Isaac Hayes' "Shaft" die dritte ST-Pflichtanschaffung für Soulfreunde sein. Ähnlich wie Mayfield textete Brown ganze Stücke eigens für bestimmte Szenen, so dass der Musik eine wichtige dramaturgische, sogar narrative Funktion zukommt.

8/10

#298 Funxton

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Geschrieben 21. Mai 2006, 20:37

"I'm still the best hitman in town."

Hell Up In Harlem (Heisse Hölle Harlem) ~ USA 1973
Directed By: Larry Cohen


Nachdem er sich mit seinem Vater (Julius Harris) ausgesöhnt hat, baut Tommy Gibbs (Fred Williamson) seinen Status als neuer alter Crimelord nördlich der 110 aus. Seine Ex (Gloria Hendry), die ihn verraten hat, erklärt er zur persona non grata, dafür bekommt er eine Neue (Margaret Avery) mitsamt Nachwuchs. Doch wieder wird er hintergangen, diesmal von Kompagnon Zack (Tony King) und dem korrupten Cop DiAngelo (Gerald Gordon)...

Das rasch hinterhergeschobene Sequel ignoriert einfach die letzten zwei Minuten von "Black Caesar" und beginnt mit der "Tiffany"-Sequenz. Man kann lange darüber streiten, inwiefern es einem auteur gestattet ist, eigene Handlungselemente zu Gunsten einer Fortsetzung schlicht zu vernachlässigen, fest steht, dass es in "Hell" ordentlich kracht, mehr noch als im Vorgänger. Und hier haben wir dann auch wieder lupenreine Blaxploitation, mit allem was der Vorgänger diesbezüglich vermissen ließ. Cohen schert sich wesentlich weniger um Plausibilität. Julius Harris macht eine 180°-Kehrtwende, vom netten Opa zum vollständig ausgestatten Gangster. Williamson wird zum stilechten Helden umfunktioniert, der am Ende nicht mehr auf eigene Rechnung arbeitet, sondern Missstände wieder geraderücken muss. Im Gegensatz zu "Black Caesar" erwartet der Rezipient auch erst gar nicht das typisch rechtfertigende, moralische Crime-Ende Marke Hollywood. Also mehr Action- denn Gangstermovie.
Sicher, zahlreiche Vorzüge des Originals gehen hier verlustig, das oben gepriesene, hervorragende editing entfällt und anstelle von James Brown muss nun Edwin Starr für soulige Atmo sorgen. Insgesamt sind im direkten Vergleich also durchaus Qualitätseinbußen festzustellen, die den Gesamtspaß aber nicht mindern. "Hell" ist ein wenig anspruchsloser, aber sehr herzig.

7/10

#299 Funxton

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Geschrieben 21. Mai 2006, 21:01

"Six to twelve minutes, Mr. West!"

Re-Animator ~ USA 1985
Directed By: Stuart Gordon


Sein neuer Budennachbar West (Jeffrey Combs) bereitet dem netten Medizinstudenten Cain (Bruce Abbott) Kopfzerbrechen. Nicht nur, dass er insgesamt eine merkwürdig verschrobene Art hat, er kann auch nicht recht erklären, warum er sein Studium in Zürich so abrupt abbrechen musste. Schwupps, schon stirbt Kater Rufus in Cains Abwesenheit, aber West hat ein grünes Mittelchen im Kühlschrank, das in solchen Fällen Abhilfe schafft.

Immer wieder ein vollendetes Vergnügen, diese Lovecraft-Verfilmung des nur scheinbar gemütlichen Stuart Gordon. Ein wilder, frecher Film, der sich einen Dreck stört an Konvention und Zensur. Alle Beteiligten sind mit äußerst zweckdienlichem Elan bei der Sache und besonders Combs legt hier den Grundstein für seine Genrelaufbahn. Barbara Crampton war zwei Filme lang die schönste Scream-Queen des Planeten. Mein heimlicher Star ist und bleibt aber David Gale als Dr. Hill, einer der kapitalsten Bösewichter des modernen Horrorfilms. Nur vordergründig an Wests Geheimnis oder der Anbiederung an den Dekan (Robert Sampson) interessiert, ist Hill vor allem eins: Ein geiler Bock. Wie er sich selbst den abgetrennten Kopf zwischen Cramptons Beine platziert und schmierige Sprüche stammelnd zum Cunnilingus ansetzt, das ist schon denkwürdig. Und Wests giftgrüne, fluoreszierende Substanz, deren Ursprung genauso im Unklaren bleibt, wie so manch anderer Umstand im Film, ist ein Zeug, das besonders in Überdosierung eine regelrechte Kirmesbegeisterung auslösen kann, wie der Showdown in der Pathologie zeigt.
Komisch, bizarr, und, ja, sogar romantisch. Und bis heute einzigartig.

10/10

#300 Funxton

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Geschrieben 22. Mai 2006, 11:18

"Don't you ever do that again, you mental midget!"

Bride Of Re-Animator ~ USA 1990
Directed By: Brian Yuzna


Ein paar Jahre nach dem "Miskatonic-Massaker" kehren die Doktoren West (Jeffrey Combs) und Cain (Bruce Abbott) nach Arkham zurück, nur um sogleich mit ihren abseitigen Experimenten fortzufahren. Wests Hauptinteresse liegt diesmal in der Fusion und anschließenden Wiederbelebung von Körperteilen verschiedensten Ursprungs. Gut, dass er seinem treudoofen Adlatus das Herz seiner Megan unter die Nase halten kann. Auch der nach Rache dürstende Kopf von Dr. Hill (David Gale) ist immer noch recht krege und sucht sich helfende Hände, die er bei Dr. Graves (Mel Stewart) findet.

Wirrnis statt der sprühenden Verrücktheit des ersten Teils bestimmt Yuznas Sequel. Weder sieht der Film so gut aus wie sein Vorgänger, noch vermag er es, die gleiche Humortaste anzuschlagen. Die Idee, sich an Whales "Bride Of Frankenstein" zu orientieren, passt aber. So ist das Finale mit der grotesk verstümmelten, kreischenden Gloria (Kathleen Kinmont) eine schöne Hommage an Elsa Lanchesters Reanimation 55 Jahre zuvor. Wests seltsame Körperpuzzles haben indes kaum eine andere Funktion, als (gelungene) Reklame für KNB zu machen, die sich hier einmal mehr selbst übertreffen. David Gale vernachlässigt leider seine gönnerhaft-diabolische Mimik aus "Re-Animator" um spätestens am Ende vollends zur Selbstkarikatur zu werden. Lustig, aber kein Fortschritt.
Interessant ist schließlich noch, wie die seltsame Beziehung zwischen West und Cain vertieft wird. Die beiden können offenbar nicht voneinander lassen, obwohl zumindest Cain (bereits im ersten Teil) stets den Eindruck macht, als würde ihm die Gesellschaft Wests eher missfallen. Eine eigentümliche Art der gegenseitigen Abhängigkeit.
Gute Unterhaltung, jedoch ohne den Nährwert des Vorgängers.

7/10





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