In meinem Herzen haben viele Filme Platz
#451
Geschrieben 13. September 2006, 19:45
Vice Squad (Nachtratten) ~ USA 1982
Directed By: Gary Sherman
Nachdem die Hure Princess (Season Hubley) ziemlich unwirsch darauf aufmerksam gemacht wurde, dass der Zuhälter Ramrod (Wings Hauser) ihre Busenfreundin (Nancy Blackwood) totgeschlagen hat, stellt sie sich der Sitte als Lockvogel zur Verfügung. Ramrod fällt prompt auf das Täuschungsmanöver herein, kann jedoch gleich nach seiner Verhaftung wieder ausbüchsen. Fieberhaft versucht Cop Walsh (Gary Swanson) nun, Princess, der Ramrod Rache geschworen hat, vor selbigem zu finden.
Los Angeles scheint ein einziger langer Strich zu sein in "Vice Squad". Bis auf die ersten und die letzte Szene(n) wickelt sich die Geschichte ausschließlich bei Nacht ab und wirklich alles, was an Abseitigem in und um Hollywood kreucht und fleucht, wird ins Visier genommen. Die innere Spannung des Films ergibt sich denn auch weniger aus dem Grundgerüst "Killer jagt Opfer", sondern vielmehr aus den Begegnungen Princess' mit ihrer schillernden Klientel, die von einer 'goldenen Dusche' ("das heißt, so'n Freak steht auf Anpissen") über Zehen ablutschen bis hin zum Erschrecken so ziemlich auf alles abfahren. Die Vermutung liegt nahe, dass bei aller Klischeehaftigkeit zumindest ein bisschen Milieurecherche betrieben und damit einiges an Authentizität eingefangen wurde. Dass Wings Hauser (Synchronstimme: Tommi Piper), der später zum 'cheap times actionhero' aufgeblasen werden sollte, hier den Buhmann gibt, und das sogar ganz wirkungsvoll, ist nicht das einzig Besondere an "Vice Squad". Bei aller wohl unvermeidbaren Blödheit macht der Streifen nämlich aus seinen Möglichkeiten das Beste und vermag, selbst heute noch zu spaßerfülltem Staunen hinzureißen.
Nicht verkneifbare Randnotiz: Season Hubleys knabenhaft-knochige Figur mag 1982 erotische Wellen geschlagen haben, itzo wendet man sich da eher mit Grausen ab.
7/10
#452
Geschrieben 16. September 2006, 07:23
Star Wars (Krieg der Sterne) ~ USA 1977
Directed By: George Lucas
Die Galaxis wird vom bösen Imperium beherrscht. Doch keine Diktatur ohne Rebellion: Prinzessin Leia (Carrie Fisher) befördert in einem kleinen Droiden die Konstruktionspläne des 'Todessterns', der ultimativen Waffe der sinistren Mächte. Doch sie wird entdeckt und gekidnappt. Ihre letzte Hoffnung ist der Eremit Kenobi (Alec Guinness), ein ehemaliger Jedi-Ritter, der den jungen Luke Skywalker (Mark Hamill) veranlasst, mit ihm zur Befreiung zu schreiten. Zusammen mit den beiden Piloten Han Solo (Harrison Ford) und Chewbacca (Peter Mayhew) geht es gegen den kalt-berechnenden Gouverneur Tarkin (Peter Cushing) und den mysteriösen Darth Vader (David Prowse).
Obwohl ich keiner von den Erzpuristen bin, die die aufgemöbelten "Star Wars"-Versionen kategorisch ablehnen, ist mir die Trilogie, so, unbelassen, wie sie einst in den Kinos lief, noch immer am Liebsten. Ganz unabhängig von der Geschäftemacherei, die Lucas mit seiner eigenwilligen "Restaurierung" betreibt und ganz unabhängig davon, dass die Filme nunmehr glatter und flüssiger wirken: So, wie ich "Star Wars" gestern gesehen habe, und nur so, kann ich mich direkt in meine Kindheit zurückkatapultieren lassen, als ich die drei Teile liebte wie kaum etwas Anderes auf der Welt und mir phasenweise einmal pro Monat angesehen habe. Mir war noch das Glück vergönnt, "Return Of The Jedi" bei der Kinopremiere sehen zu dürfen und die beiden Vorgänger kurz danach als Wiederaufführung ebenfalls auf der großen Leinwand. Solche Erlebnisse vergisst man nie mehr.
Es ist zwar etwas schade, dass für die Erstveröffentlichung der Originaltrilogie auf DVD keinerlei Anstrengung betrieben wurde, Bild und Ton nachzubereiten, aber andererseits lässt der naturbelassene Charme der Filme darüber rasch hinwegsehen. "Star Wars", der Erste ist und bleibt eines der schönsten Zelluloidmärchen überhaupt, in das man sich ganz bedenkenlos fallenlassen kann. Ferner eine medienhistorische Fundgrube und zurecht ein ewiger Lieblingsfilm von Abermillionen.
10/10
#453
Geschrieben 17. September 2006, 09:16
Creature From The Black Lagoon (Der Schrecken vom Amazonas) ~ USA 1954
Directed By: Jack Arnold
Eine Expedition am Amazonas begegnet in der sagenumwobenen "schwarzen Lagune" einem urzeitlichen Kiemenmenschen. Dieser verteidigt sein Heim mit Vehemenz, verliebt sich aber dann in die hübsche Kay (Julia Adams), was ihm schlussendlich zum Verhängnis wird.
Auch Arnolds "Creature" habe ich lang nicht mehr gesehen, muss aber leider doch feststellen, dass der Zahn der Zeit emsig am Kiemenmann geknabbert hat. Früher in den 80ern, als die Arnold-Filme immer als Serial im WDR liefen (stets mit dem tollen "Jack Arnold erzählt" - Anhängsel) konnte ich mich auch und besonders für die beiden Amphibienstreifen erwärmen, was ich wohl mittlerweile verlernt habe. Nicht, dass ich ihn nicht immer noch faszinierend fände, aber manch holprige Inszenierungsschwäche, ein hohes Maß an duller Komik (Nestor Paiva als Captain Lucas) und nicht zuletzt unübersehbare Längen ob des kaum kaschiert mageren Plots lassen mich ein wenig an dem wahrhaft kultischen Status des Films zweifeln. Dennoch, das Urzeitwesen darf fraglos zu den großen, tragischen Monstren der Zelluloidhistorie gezählt werden und es erweckt doch manch mitfühlende Faser.
6/10
#454
Geschrieben 17. September 2006, 09:34
Anaconda ~ USA 1997
Directed By: Luis Llosa
Ein Team von Dokumentarfilmern schippert den Amazonas entlang, als es auf den schiffsbrüchigen Paul Sarone (Jon Voight) trifft. Dieser entpuppt sich bald als fanatischer Schlangenjäger, der unbedingt eine Riesenanaconda fangen will, welche im Dschungel ihr Unwesen treibt. Zu diesem Zweck macht er die Mitglieder der kleinen Schiffscrew entweder gefügig oder entledigt sich ihrer. Bald begegnet man einem gigantischen Exemplar der gesuchten Gattung, welches sich jedoch lediglich als "Wächterschlange" entpuppt.
Im Zuge eines kleinen "Amazon Survival" - Abends (zum Anlass einer entsprechenden Reise, die ein Freund ab der nächsten Woche unternimmt), kam "Anaconda" als zweites an die Reihe. Ein ungemein witziges Vergnügen, gerade richtig zum Pils. Llosa belebt die B-Film-Szene der 50er neu und macht, neben schönen Animatronics, auch von CGI Gebrauch, dies aber eher wenig erfolgreich. Für mich funktioniert die Schlangenmär trotzdem, schon allein, weil überdimensionierte Tiere im Horrorfilm sich grundsätzlich stets meines größten Interesses erfreuen. Dazu kommt dann noch eine mehr als passable Besetzung, angeführt von dem schön fiesen Voight, der einen entsprechenden Abgang am Ende genießt. Jennifer Lopez, von der ich nie ein großer Fan war, kommt hier im Vergleich zu ihren öffentlichen Auftritten geradezu verhalten daher, was ihr sehr zum Vorteil gereicht.
"Anaconda" ist unterm Strich sicher kein Meilenstein, aber selbst die fünfte oder sechste Betrachtung seit dem Kinobesuch war noch immer spaßig.
6/10
#455
Geschrieben 18. September 2006, 15:18
The Empire Strikes Back (Das Imperium schlägt zurück) ~ USA 1980
Directed By: George Lucas
Nach der Zerstörung des Todessterns ist das Imperium keineswegs so versprengt, wie man vermuten sollte: Ein Rebellenstützpünkt auf dem Eisplaneten Hoth wird ausfindig gemacht und zerstört. Han Solo (Harrison Ford), Leia (Carrie Fisher), und Chewbacca (Peter Mayhew) entkommen, verfolgt von imperialen Jägern, im 'Millenium Falcon', Luke Skywalker (Mark Hamill) reist nach Dagobar, um sich von dem greisen Jedi-Lehrmeister Yoda ausbilden zu lassen. Han und die anderen entschließen sich bald in der Wolkenstadt Bespin bei Hans altem Spielerkumpel Lando Calrissian (Billy Dee Williams) Zuflucht zu suchen. Selbiger sieht sich jedoch gezwungen, die Freunde an Darth Vader (David Prowse) zu verraten. Han wird in Karbonit eingefroren, um seinem Gläubiger Jabba The Hutt übergeben werden zu können, die anderen können mit der Hilfe Lukes, der nach Bespin geeilt ist, entkommen. Ein Duell gegen Vader endet für Luke beinahe mit dem Tode und einer schockierenden Information.
Nach dem durchschlagenden Erfolg des Erstlings konnte Lucas hier protzen, was das Zeug hält. Seine Weltraum-Geisterbahn sieht nunmehr so perfekt aus, dass, mit Ausnahme von ein paar stop motion - Sequenzen, selbst heute noch gestaunt werden kann. Besonders das Design des von Dämmerlicht durchflutetem Bespin ist nichts weniger als meisterlich. Die Temposchraube wird merklich angezogen, wofür ein häufiger Locationwechsel und eine Menge Aktion stehen, ebenso wie die Einführung zahlreicher neuer Charaktere. Auch geht der naive Unterton des Vorgängers zugunsten einer etwas 'erwachseneren' Erzählweise mitsamt soap opera - Elementen verlustig. Am Script dokterte neben Lawrence Kasdan die profilierte Schreiberin Leigh Brackett (die bis vor einer Minute noch ein männlicher "Schreiberling" war - - Danke, Phantomias) herum, die ehedem einige der schönsten Drehbücher für Howard Hawks, darunter "Rio Bravo" und "Hatari!", verfasst hat. Diese ganz bemerkenswerte Form professioneller Leichtigkeit findet sich auch hier wieder.
In Fankreisen war und ist es ja immer ganz schick, "Empire" als besten Teil der Trilogie zu bezeichnen, ich finde, die drei Filme tun sich nicht allzu viel und mag sie eigentlich alle gleichermaßen.
Wie bereits geschrieben, ganz viel persönliche Nostalgie steckt da drin.
10/10
#456
Geschrieben 18. September 2006, 18:54
Return Of The Jedi (Die Rückkehr der Jedi-Ritter) ~ USA 1983
Directed By: Richard Marquand
Han Solo (Harrison Ford) befindet sich in der Gewalt des widerlichen Gangsters Jabba The Hutt. Seine Freunde machen sich auf, ihm aus der Patsche zu helfen. Nach erfolgreich abgeschlossener Mission steht die letzte große Offensive der Rebellion gegen das Imperium an: Letzteres hat mit dem Bau eines neuen Todessterns begonnen, vom Imperator (Ian McDiarmid) persönlich überwacht. Es gilt, den Schutzschildaktivator, welcher sich auf einem Waldmond unterhalb des Todessterns befindet, zu deaktivieren, um die "ultimative imperiale Waffe" ausschalten zu können. Auf Luke (Mark Hamill) wartet unterdessen die finale Auseinandersetzung mit Darth Vader (David Prowse).
Selten waren 125 Minuten kürzer. Ein typisches Beispiel für gelacktes Blockbusterkino, wie es Spielberg und Lucas in den 80ern pausenlos in die Welt entließen, durchkalkuliert bis ins Letzte und dabei von einem unübersehbaren, satten Größenwahn beseelt. Die Weltraumszenen um den umkämpften Todesstern lassen einen nach wie vor um Atem ringen; überhaupt ist der ganze Film auch ohne die reizüberflutenden Schnittstakkatos des neuen Jahrtausends so rasant, dass man kaum zum Luftholen kommt.
Und wieder einmal gibt es der verständlichen Kritikpunkte nicht wenige: Mit der Einführung der Ewoks gerät die Grenze zum zuckersüßen Streichelzoo in bedrohliche Nähe; manche Kitschserpentine wartet, besonders gegen Ende, auf uns kleine Weltraumkrieger und wenn John Williams das Duell Vater gegen Sohn mit Chorälen untermalt, die direkt aus einem 50er - Bibelschinken entsprungen zu sein scheinen, dann wird's richtig eng. Vernünftigerweise sollte man spätestens an dieser Stelle festhalten: "Mit mir als Achtjährigem konnten die das ja noch machen, aber heute..."
Heute können sie's immer noch.
10/10
#457
Geschrieben 20. September 2006, 13:54
Perfume: The Story Of A Murderer (Das Parfum - Die Geschichte eines Mörders) ~ USA/F/E/D 2006
Directed By: Tom Tykwer
Der im 18. Jahrhundert in Frankreich lebende Jean-Baptiste Grenouille (Ben Whishaw) definiert seine Welt rein olfaktorisch. Sämtliche anderen Reize sind für ihn hinterrangig. Wie viele Kinder unter elenden Umständen zur Welt gekommen und aufgewachsen, erhält er eines Tages, durch die Ausbildung bei einem Parfumeur (Dustin Hoffman), die ersehnte Chance, sein angestrebtes Lebenswerk zu realisieren: Die Konservierung von Düften. Besonders angetan haben es ihm die Gerüche junger hübscher Mädchen, vorzüglich die von Jungfrauen. Um deren Essenzen einzufangen, zu entnehmen und zu bewahren, bringt er die Opfer seiner Obsession ungerührt um.
Wenn Tykwer jemals so etwas wie eine Identifizierbarkeit als Filmemacher vorweisen konnte, und das konnte er ganz gewiss, dann hat er sie mit dieser Süskind-Verfilmung vorläufig eingebüßt. Vielmehr handelt es sich dabei lediglich und unzweideutig um "eine weitere" Literaturadaption aus dem Hause Constantin/Eichinger. Der Mann versteht es ja bereits seit Jahren, sich die Rechte an belletristischen Schlagern unter den Nagel zu reißen, von Ende über Eco und Allende bis hin zu Høeg und Houellebecq. Nun also dieser barocke Krimi. Schöne, dabei manchmal auch vorsätzlich unästhetische Bilder erwarten einen, welche dem Roman so gut in das visuelle Medium hinüberhelfen, wie es wohl nur eben möglich ist. Da kann man lange darüber debattieren, dass Grenouille keineswegs mehr die hässliche Zecke ist, die er in geschriebener Form noch war - Whishaws Leistung ist absolut angemessen. Überhaupt liegt der Entertainmentfaktor auf einem mehr als akzeptablem Level, handwerklich ist der Film tadellos. Die Konzessionen an das Zuschauergros, insbesondere an den Nichtkenner des Buches (derer, trotz des bekanntermaßen durchschlagenden Erfolgs, nicht zu wenige sein dürften), gestalten sich indes speziell zum Ende hin als äußerst problematisch. Der lakonische, bestimmende Ton des Buches wird hier geradezu ins Gegenteil verkehrt und darin liegt eine große, unentschuldbare Schwäche der Verfilmung.
Kann gefallen, aber kaum begeistern.
7/10
#458
Geschrieben 21. September 2006, 17:43
Die Todesstrahlen des Dr. Mabuse ~ BRD/F/I 1964
Directed By: Hugo Fregonese
Professor Larsen (O.E. Hasse), ein auf Malta residierender Wissenschaftler, hat die gemeingefährlichen "Todesstrahlen" entwickelt, die in den fälschen Händen für Chaos und Zerstörung sorgen können. Natürlich ist Dr. Mabuse (Walter Rilla) hinter der Erfindung her. Zugleich schaltet sich aber auch der britische Geheimdienst, in vorderster Front der kecke Major Anders (Peter van Eyck) in das Rennen um die Todesstrahlen ein.
Mit Mabuse No. 6 findet die Reihe ein nicht eben rühmliches Ende - sicher nicht zuletzt aufgrund des kommerziellen Scheiterns der "Todesstrahlen". Die Geschichte mitsamt ihrem Showdown zeichnet sich nurmehr durch wirre Belanglosigkeit aus und kann einen kaum bei der Stange halten, ebensowenig wie die zumeist flauen Witzchen, die sich durch den Beziehungsclinch von Anders und seinem wohlproportionierten Blondchen (Rika Dialina) ergeben. Der unvermeidliche Gipfel erwartet einen allerdings ganz zum Schluss, bei der absolut hanebüchnen, finalen "Entlarvung" des Überverbrechers, in der sich Botani (Claudio Gora) urplötzlich in Mabuses alter ego Pohland verwandelt. Absolut hirnrissig, bei aller Liebe.
Primäre Erwägung bei der Entstehung dieses Mabuses war wohl die Partizipierung an einem anderen damaligen Kassenschlager - nicht umsonst trägt van Eyck vor mediterraner Kulisse edelsten Zwirn samt kleiner Handfeuerwaffe und behält seine amour fous kaum im Überblick.
Zumindest bereichert mit van Eyck ein Mabuse-Veteran der ersten (eigentlich ja zweiten) Stunde die Besetzungsliste und spielt tapfer gegen seine halbseidenen Dialogzeilen an. Sogar Leo Genn hat eine Nebenrolle als schwer mitgenommener britischer Admiral. Dennoch kein würdiger Abschluss für diese ansonsten so schöne Reihe.
4/10
#459
Geschrieben 23. September 2006, 06:07
The Hills Have Eyes ~ USA 2006
Directed By: Alexandre Aja
Das Ehepaar Carter (Ted Levine, Kathleen Quinlan) muss seine Silberhochzeit samt Kindern (Dan Byrd, Emilie de Ravin, Aaron Stanford, Vinessa Shaw) und zwei Schäferhunden notgedrungen in der Wüste von Nevada feiern, denn man ist mit dem Familien-Wohnwagen mitten im früheren Atombomben-Testgebiet liegengeblieben. Eine Horde verstrahlter Mutanten, zudem noch Kannibalen, macht den Carters bald schwer zu schaffen. Den Tod einiger Familienmitglieder und die Entführung eines Babys rächen die Übrigen gnadenlos.
Das Remake von Cravens gleichnamigem Klassiker nimmt sich, den wesentlich grafischeren Gewaltszenen zum Trotz, weniger beunruhigend aus als das Original. Die schmutzigen, grobkörnigen Bilder, die Craven seinerzeit mit einem Mini-Budget im Rücken schuf, überragen die klinisch-saubere Scope-Machart der Neuauflage ganz klar.
Hinzu kommt noch, dass die damalige Subebene um den amerikanischen Albtraum, dem sich die braven Carters gegenübersehen, ohne die unübersehbar großen Hinweise seitens der Macher auskam - und das doch deutlich erfolgreicher.
Für sich gesehen ist "The Hills" aber immer noch ein angenehm derbes Stück Film, ganz im Stil der neuen Terrorwelle. Aja dreht eine Menge an persönlichem Einfluss durch den Wolf, seine Hau- und Stechszenen erinnern in ihrer Machart an "Conan" oder "Gladiator", während manch ruhigere Einstellung offensichtlich dem Italowestern entlehnt ist. Die Mutantenfamilie wird um ein paar interessante Mitglieder ergänzt, darunter ein hübsch abstoßender, wasserköpfiger Mastermind, in den credits sinnigerweise als "Big Brain" aufgeführt.
Hat mir alles in allem besser gefallen als erwartet und wird sicher nochmal irgendwann fürs hauseigene Regal angeschafft (Anm. d. Verf.: mittlerweile geschehen)
7/10
#460
Geschrieben 23. September 2006, 13:01
McBain ~ USA 1991
Directed By: James Glickenhaus
Brothers in arms: 18 Jahre nach ihrer Rückkehr aus Vietnam tun sich fünf ehemalige G.I.s (Christopher Walken, Steve James, Michael Ironside, Jay Pattersen, Michael DeSare), mittlerweile allesamt in ehrbaren Berufen tätig, wieder zusammen. Es gilt, den Tod eines Kameraden (Chick Vennera), seines Zeichens Revolutionär im umkämpften Kolumbien, zu rächen und außerdem dem geknechteten Volk beizustehen, denn die US-Regierung unternimmt nichts gegen die dortigen Missstände.
Der Ausspruch "Ich werfe keine Bomben, ich mache Filme" ist ja Fassbinder zuzuschreiben, aber Glickenhaus hätte ihn anlässlich seines "McBain" sicher auch gern für sich beansprucht. Nicht umsonst greift er, im Gegensatz zu den meisten anderen Filmemachern, nicht auf eine fiktive Bananenrepublik für seine Geschichte zurück, sondern siedelt sie im realen Kolumbien an und gibt außerdem noch dem authentischen Druglord Pablo Escobar (im Film 'Simon') einen Part. Damit kommt dem Streifen ein regelrechter Fantasy-Touch zu.
Glickenhaus' Filme sind mittlerweile schon richtige Fossilien. "McBain" (nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Rainer-Wolfcastle-Charakter aus den "Simpsons") hätte mit seiner naiven Geschichte eher noch in die 80er gepasst, in denen solche Kommandofilme (s. "Uncommon Valor" u. diverse Margheritis) ja noch sehr en vogue waren. Die politische Dimension entbehrt wie damals üblich nicht einer gewissen Perfidie: Die kolumbianischen Bauern können nur mit der Unterstützung nordamerikanischen Heldentums reüssieren - ohne haut's nicht hin. Aber was soll man sich groß darüber aufregen. In punkto Pyrotechnik und Unterhaltungswert ist (oder war) Glickenhaus als action-auteur eine unabhängig arbeitende Koryphäe ihres Fachs, deren Streifen ich mir immer wieder gern zu Gemüte führe. Und die Besetzung, allen voran der tolle Walken, spricht Bände.
Festzuhalten ist noch die unterirdische Qualität der deutschen Synchronisation, die die Sichtung des Films im Original (leider) unabdingbar macht.
6/10
#461
Geschrieben 23. September 2006, 16:21
Underworld: Evolution ~ USA 2006
Directed By: Len Wiseman
Auf der Flucht vor den rachsüchtigen Death Dealers setzen Selene (Kate Beckinsale) und Michael (Scott Speedman) sich im wilden europäischen Osten ab. Derweil erwacht der Vampirälteste Marcus (Tony Curran) zu neuem Leben mit dem vorrangigen Ziel, seinen verbannten Bruder William (Brian Steele), den Urahnen der Lykaner, ausfindig zu machen. Dafür benötigt er die Kenntnis von Williams Aufenthaltsort, wovon einzig Selene weiß, sowie mehrere Schlüssel.
Als reiner Schaufilm funktioniert das Sequel ebenso gut wie der erste Teil. Eine erotische Szene mit der schönen Beckinsale (die sich sicher ein body double mit flachem Bauch geleistet hat) und Speedman gibt der Fantasysaga neue Impulse. Ein patenter Bösewicht wie Nighy fehlt aber nunmehr, ganz zu schweigen von einem überraschenden Auftritt à la Erwin Leder. Selbst der gestandene, penibel rasierte Shakespeare-Mime Derek Jacobi als beidseitiger Vorvater Alexander Corvinus bringt kaum Wind mit sich. Weniger Schauspiel, mehr Effekt also, und alles wieder in tiefstem Blauweiß. Dafür darf sich "Underworld: Evolution" rühmen, mit dem schlussendlich befreiten, furchterregenden William Corvinus einen der bestaussehendsten Werwölfe der Filmgeschichte vorweisen zu können. Ist doch auch mal was.
6/10
#462
Geschrieben 24. September 2006, 07:53
Das Testament des Dr. Mabuse ~ D 1933
Directed By: Fritz Lang
Seit 11 Jahren sitzt der "Spieler" Mabuse (Rudolf Klein-Rogge) in einer Berliner Irrenanstalt ein, betreut von Chefarzt Baum (Oscar Beregi Sr.). Zwar ist er zu kaum mehr im Stande als zu verworrenen Aufzeichnungen, dennoch sprechen vermehrt auftretende Sabotageakte in der Reichshauptstadt eine deutliche Sprache: Irgendwie muss der Verbrecher die Möglichkeit haben, aus seiner Zelle zu kommen und Kleinkriminellen seine Aufträge zu übermitteln. Kommissar Lohmann (Otto Wernicke) steht vor einem Rätsel.
Am Donnerstag, dem 23. März 1933, ließ die UFA verlauten: "Die für Freitag im UFA-Palast angesetzte Premiere des Fritz-Lang-Films "Das Testament des Dr. Mabuse" ist verschoben worden. Dafür gelangt am Freitag der Film "Blutendes Deutschland", der Film der nationalen Erhebung und dem deutschen Volk gewidmet, zur Uraufführung."
Einen Tag später, am ursprünglich geplanzten Tag der "Mabuse"-Premiere, ergriff die NSDAP mithilfe des Ermächtigungsgesetzes auch offiziell die Macht in Deutschland. Schon am darauffolgenden Dienstag fand die berüchtigte "Kaiserhof - Sitzung" statt, die den deutschen Filmschaffenden ihre Unsicherheit nehmen und den Fortlauf der Filmindustrie im Reich verdeutlichen sollte. Doch nichts von dem geschah. Goebbels beließ es bei schwammigen, unkonkreten Aussagen. Die auf ihre mehrdeutige Weise letzten Endes doch informative Aussprache führte zu einem regelrechten Exodus; Wilder, Sierck, Wiene, Lorre und viele andere verschwanden unverzüglich aus Deutschland. Am 29. wurde Lang, dessen Mutter Jüdin war, ins Propagandaministerium zu einer Privataudienz bei Goebbels beordert. Dieser unterbreitete Lang, der zu jenem Zeitpunkt noch in der naiven Hoffnung war, es gehe um das Weiterleben seines "Mabuse", das Angebot, die oberste Leitung für den deutschen Film zu übernehmen. Lang bat um einen Tag Bedenkzeit und kehrte, praktisch noch in derselben Stunde, Deutschland für 24 Jahre den Rücken.
Die Aufführungsgeschichte von Mabuse wirkt wie ein Gleichnis zu 33, passend dazu Langs Einsatz der Gangster im Film, die mitunter originalgetreue Nazi-Zitate von sich geben. Und wie betrüblich mutet es, nach Ansicht dieses meisterlichen Kriminalstücks immer wieder an, dass die größten deutschen Filmemacher zur Emigration gezwungen waren. Inszenatorisch, in Schnitt, Einstellungen und Überblendungstechnik ist Lang ein ewiger Vorzeigefilm gelungen, der auf das gegenwärtige Publikum einzig seiner statischen Kamera und der fehlenden Musik wegen möglicherweise ein wenig antiquiert wirken mag.
9/10
#463
Geschrieben 24. September 2006, 10:45
Death Race 2000 (Frankensteins Todesrennen) ~ USA 1975
Directed By: Paul Bartel
Die Zukunft der USA sieht düster aus: Nach dem 3. Weltkrieg liegt das Land unter totalitärer Fuchtel. Zur Erbauung der Massen gibt es regelmäßig ein transkontinentales Autorennen von der Ost- zur Westküste, das vom Fernsehen übertragen wird. Die Fahrer sammeln dabei Punkte, indem sie möglichst viele Passanten überrollen - besonders junge oder alte Menschen zählen dabei am Meisten. Der Star der Rennen ist Frankenstein (David Carradine), von der Regierung extra zu diesem Zweck "herangezogen". Allerdings gibt es auch eine Gruppe von Revoluzzern, die das barbarische Schauspiel nicht länger hinnehmen will.
Aus der Corman-Factory stammt dieses Kleinod der Kategorie B - mit einer interessanten Zensurgeschichte hierzulande. Mittlerweile kann man das feine Stück frei und ungekürzt erwerben und das ist gut so - denn so wird man einer wilden, struppigen Zukunftssatire ansichtig, die sich um die interne Logik zwar einen feuchten Kehricht schert, dafür aber mit lustig-brutalen Bildern nicht geizt. In einer seiner ersten Hauptrollen als "Machine Gun" Joe Viterbo sehen wir Sly Stallone, der, so scheint es wenigstens, seinen späteren Status als Actionmacho gleich vorab parodiert. Als ginge es um die Weltmeisterschaft im Mundwinkel-Verziehen schimpft und beleidigt er sich großmäulig durch die 75 Minuten - offenbar im besten Bewusstsein seines komischen Talents - und weiß damit absolut zu glänzen.
Politisch durchweg unkorrekt und im vollen Bewusstsein seiner billigen Abstammung genießt "Death Race 2000" jedenfalls einen berechtigten Klassikerstatus und gehört in jede Sammlung mit Trash-Appeal hineingestellt.
7/10
#464
Geschrieben 24. September 2006, 20:41
Kelly's Heroes (Stoßtrupp Gold) ~ USA 1970
Directed By: Brian G. Hutton
Nach der Invasion bringt der ehemalige Offizier Kelly (Clint Eastwood) durch einen glücklichen Zufall in Erfahrung, dass die deutschen Truppen einen imposanten Goldbestand schwer bewacht in einer kleinen französischen Bank lagern. Zusammen mit einigen Kameraden dringt Kelly hinter die feindlichen Linien vor und führt, eigens zum Zwecke der persönlichen Bereicherung, seinen lustigen kleinen Privatkrieg gegen die Besatzer.
Nachdem man bei MGM das kommerzielle Potential des WW II als unterhaltsamer Abenteuerspielplatz für harte Männer entdeckt hatte, fand man u.a. mit Hutton und Eastwood das ideale Gespann für zwei Actionstreifen vor europäischer Kriegskulisse. Einer davon ist der immens spannende "Where Eagles Dare" nach Alistair McLeans Spionageroman, der andere dieser verhältnismäßig humorvolle Knaller, in dem zur Unterstützung noch Telly Savalas und Donald Sutherland in schönen Rollen dabei sind. Besonders letzterer sorgt als vermeintlich dauerbedröhnter, hippieesker Sgt. Oddball (in der deutschen Version schlicht "Spinner") für die ein oder andere Lachsalve. Trotz des komischen Einschlags bleibt man den Grundstrukturen des Genres treu und so wird Einiges an Wehrmachtsgesocks von der Platte geputzt. Das Ganze in lichtdurchflutetem, farbbrillanten Breitbild. So macht er Spaß, der Kriech.
7/10
#465
Geschrieben 25. September 2006, 16:01
Masters Of The Universe ~ USA 1987
Directed By: Gary Goddard
Der Planet Eternia ist Schauplatz eines langwierigen Kampfes zwischen Gut und Böse, ausgefochten in der Hauptsache durch die beiden Antagonisten He-Man (Dolph Lundgren) und Skeletor (Frank Langella). Als Skeletor sich einen Dimensionen überwindenden 'Kosmischen Schlüssel' unter den Nagel reißt, wird unsere Erde (respektive die beiden amerikanischen Teenager Kevin (Robert Duncan McNeill) und Julie (Courtney Cox)) mit in den Konflikt gerissen.
Der Film zum Spielzeug, ein spätes Vorzeigeprojekt von Cannon, das immerhin mit einem A-Budget aufwarten konnte und dementsprechend nett ausschaut. Für die visuelle Gestaltung wurden zahlreiche Vorbilder herangezogen. Nicht nur dass Skeletors Truppen ebensogut auch dem Galaktischen Imperium dienen könnten, der Finsterling selbst lugt teuflisch-knöchern unter seiner Kapuze hervor wie weiland der Imperator und gibt auch dementsprechend kryptisches Zeug von sich. Die opening credits sind von "Superman" abgeschaut und Bill Contis Musik klingt passend dazu sehr nach den bekannten John Williams - Hymnen. Ziemlich viel geklaut also, aber in sympathischer Art und Weise. Deutliche Bonuspunkte gibt es natürlich für Lundgren, der das blonde Plastikpüppchen in verblüffender Art zum Leben erweckt, für Billy Barty, dessen groteske Maske seinem tatsächlichen Gesicht seltsamerweise frappierend ähnlich sieht und für den ewigen Grantler James Tolkan, der nicht nur die besten Dialogzeilen hat, sondern sich am Ende auf Eternia 'ne Aerobic-Mieze anlacht und gleich mal da bleibt.
Die Geschichte um den Schlüssel ist dabei nichts als heiße Luft und dient lediglich dazu, den realen Figuren überhaupt eine Existenzgrundlage zu verschaffen, die nicht zuvor schon in abertausenden von Kinderzimmern durchgespielt wurde.
Mal ehrlich, um "Masters Of The Universe" anno '06 etwas abzugewinnen bedarf es dreierlei: Man sollte in der zweiten Hälfte der 1970er Jahre geboren sowie als Grundschüler mit dem von Pädagogen geächteten Mattel-Spielzeug per du gewesen sein und - optimalerweise - seinerzeit den Streifen mit offenem Mund im Kino genossen haben. So geht's und dann gibt's
6/10
#466
Geschrieben 28. September 2006, 16:50
V For Vendetta (V wie Vendetta) ~ USA/UK/D 2006
Directed By: James McTeigue
In naher Zukunft ist England zu einem totalitären Staat geworden, der von einem metaphorischen "Körper", bestehend aus einem vielgliedrigen Systemapparat, regiert wird. Der mit einer Guy-Fawkes-Maske verkleidete Untergrundkämpfer V (Hugo Weaving) hat noch eine alte Rechnung mit den Regierungsbonzen offen, und lehrt sie, ganz nach dem frühen, anarchistischen Vorbild, das Fürchten.
Die von Alan Moore ersonnene und von David Lloyd gezeichnete Comicserie zählt innerhalb ihres Mediums zu den wichtigsten Marksteinen der 80er Jahre. Der finstere Ton des Vorlage, der sich schon durch die schwarzweiße, mit Schattenrissen arbeitende Bildgestaltung ergibt, wird erwartungsgemäß nicht getroffen. Dennoch ist auch die Verfilmung, mit ihrer den Bedingungen der Jetztzeit angepassten Dystopie, in der sich für die normierte Gesellschaft persönliche, materielle Standards keineswegs zum Schlechten wenden, alles andere als unclever. Auch die Rolle, die das Mädchen Evie (Natalie Portman), im Comic zu Anfang noch eine kleine Hure auf dem Babystrich, im Film einnimmt, gestaltet sich wesentlich zeitgemäßer und dabei kaum weniger funktionierend. Viel von der dreckigen, zynischen Art Moores geht zu Gunsten der visuellen Glätte verloren, was schade ist, andererseits aber auch ganz unumwunden zu erwarten war.
Mit wachsendem Abstand halte ich, zumal großer und langjähriger Verehrer des Comics, "V For Vendetta", den Film, jedenfalls für gelungen. Und er macht Moores großem politischen Schreckgespenst zumindest keine Schande.
8/10
#467
Geschrieben 01. Oktober 2006, 18:05
Condorman ~ USA 1981
Directed By: Charles Jarrott
Woody (Michael Crawford), ein träumerisch veranlagter Comicschreiber, gerät über seinen Kumpel Harry (James Hampton) in die Mühlen der Geheimdienste. Doch nicht, dass Woody dies missfiele, im Gegenteil: Als kalter Krieger kann er, mit finanzieller Unterstützung des CIA, endlich diverse seiner Comicerfindungen in der Realität erproben. Zudem verliebt sich die hübsche russische Spionin Natalia (Barbara Carrera) in ihn.
In den späten 70ern und frühen 80ern, der Zeit der ersten Blockbuster, versuchte auch Walt Disney erneut, sich auf dem Realfilm-Markt als ernstzunehmende Größe für Familienunterhaltung zu etablieren. Neben "The Black Hole", "TRON" und ein paar anderen kam dann auch "Condorman", eine fluffige Agentenkomödie mit Comictouch, auf den Markt. Hier zeigt sich dann auch, warum Disney auf diesem Sektor scheiterte und scheitern musste.
Zugegebenermaßen krankt der Film an manch sichtbarer Schwäche: Er kann sich die meiste Zeit über nicht zwischen seiner infantilen und seiner Bond-Ausrichtung entscheiden und bedient daher beides nur unzureichend. Die Inszenierung der Actionszenen pendelt zwischen solide (Verfolgungsjagd im Gebirge) und dilettantisch (Showdown auf dem Meer), die Darsteller, bis auf Hampton und den wie meistens sehenswerten Oliver Reed, agieren auf besserem TV-Niveau. Immerhin wurden so gut wie alle Szenen an Originalschauplätzen gedreht, was manch pittoreske Aussicht erlaubt. Allerdings konnte und wollte ich auch in diesem Falle mal wieder dem verklärten Blick der Kindheit (als ich "Condorman" nahezu auswendig kannte) nicht so ganz entsagen und war daher einigermaßen gut bedient.
6/10
#468
Geschrieben 01. Oktober 2006, 22:24
Running Scared ~ USA 2006
Directed By: Wayne Kramer
Mob-Handlanger Joey (Paul Walker) soll eine Tatwaffe verschwinden lassen, die dann jedoch bei einem Freund (Cameron Bright) seines Sohnes (Alex Neuberger) landet. Der Knirps schießt prompt auf seinen prügelnden Stiefvater (Karel Roden), was einen nächtlichen Strudel aus Gewalt entfesselt, der sämtliche Beteiligten mit sich reißt.
Ein lauter, schneller und gemeiner Film, der seine Zielsetzung, den Rezipienten mit pausenlosen Unfasslichkeiten bei der Stange zu halten, ziemlich mühelos einhält. Eine Menge mieser Typen müssen in oftmals fahriger Optik dran glauben, von denen es die allermeisten aber auch wirklich verdient haben.
Mit Wertvorstellungen jedweder Art schlägt sich hier gar niemand herum, es geht nurmehr um Gier, Profit, den freien Durchmarsch nach vorn. Finstere Aussichten, die Kramer uns da vor den Latz knallt. Noch nichtmal vor den Kids wird Halt gemacht, im Gegenteil, die trifft es sogar am Härtesten. Eine abgründige Reise, kaum mehr auslotbar.
Mitunter dann Momente galligen Humors, die einem aber in der nächsten Sekunde schon wieder im Hals stecken bleiben können. "The Cooler" hat mir in seiner gutmenschlichen Herzhaftigkeit etwas besser gefallen, aber auch "Running Scared" ist durchaus einen Blick wert.
7/10
#469
Geschrieben 02. Oktober 2006, 11:04
The Corpse Bride ~ USA/UK 2005
Directed By: Mike Johnson/Tim Burton
Obwohl Victor und Victoria sich nie begegnet sind, sollen sie heiraten - wie gut, dass es dann Liebe auf den ersten Blick ist. Doch Victor verpatzt bereits die Hochzeitsprobe und ist bei den eigenen sowie den Schwiegereltern in spe gleich untendurch. Bei einem trübseligen Spaziergang im nächtlichen Wald gerät er ins Totenreich - wo er mehr oder weniger unbeabsichtigt eine Romanze mit einer Leichenbraut eingeht.
Die durch und durch perfekte stop motion-Animation ist eine absolute Schau und unterstreicht mit ihren skurrilen Figuren (die teilweise an alte Python-Cartoons erinnern) genau den morbiden Charakter des Films. Wie lustig und hübsch bunt das Leben nach dem Leben sein kann, dafür hat Burton ja schon immer eine gewisse Schwäche gehabt und so widmet er sich diesem persönlichen Leib- und Magenthema auch in "The Corpse Bride". Während die "lebendige" Dimension in ihrer grauen viktorianischen Steifheit an Tristesse kaum zu überbieten ist, feiern Skelette und Verwesende eine Fete nach der anderen.
Burtons übliche Lieblingscharaktere sind hier stimmlich vertreten, finden eine gewisse optische Entsprechung aber auch in der Physiognomie der Puppen - besonders der Michael Gough gewidmete Elder Gutknecht (deutsch: Wolfgang Völz) wäre da hervorzuheben.
Schön.
8/10
#470
Geschrieben 02. Oktober 2006, 13:28
The Thief Of Bagdad (Der Dieb von Bagdad) ~ UK 1940
Directed By: Ludwig Berger / Michael Powell / Tim Whelan
Der hinterlistige Großwesir Jaffar (Conrad Veidt) sorgt dafür, dass sein Herr Ahmad, der Sultan von Bagdad (John Justin), auf das Schafott kommt. Mithilfe des listigen Diebs Abu (Sabu) kann Ahmad jedoch fliehen und verliert, ebenso wie Jaffar, sein Herz an die schöne Prinzessin von Basra (June Duprez). Der Bösewicht verzaubert Ahmad und seinen Gefährten, die aber nach diversen phantastischen Abenteuern alles zum Guten wenden können.
Wie geschaffen für prächtigstes Technicolor verschliss "Thief Of Bagdad", ein Prestigeprojekt für den britischen Produzenten Alexander Korda, alles in allem sechs Regisseure (darunter Korda selbst). Aus u.a. diesem Grund wurde dem Film von weniger wohlwollenden Kritikern oft Zerfahrenheit attestiert, was ich schlicht für unzutreffend halte. Nach der Stummfilmversion von Raoul Walsh aus den Zwanzigern war dies bereits die zweite Verfilmung der Geschichte aus 1001 Nacht und mir mit all ihrer ausufernden Farbpracht und entwaffnender Naivität stets die liebere - trotz Douglas Fairbanks im Original. Von Miklós Rószas traumhafter Musik über das unverblümt kindpoetische Script von Miles Malleson (zu dem seine Rolle im Film als von Spielzeug besessener Sultan hervorragend passt) und die herrlichen matte paintings samt Projektionstricks bis hin zu den begeistert aufspielenden Darstellern, ist "Thief Of Bagdad" bis heute ein Film, der zwar äußerliche Gebrauchsspuren aufweist, sein infantil-überschäumendes Gemüt aber immer bewahren konnte.
Selbst zeitgeschichtliche Bezüge sind auszumachen, so wird die Besetzung des Bösewichts mit Conrad Veidt vor dem Hintergrund des beginnenden 2. Weltkriegs nicht ganz unzufällig stattgefunden haben. Wie Veidt mit durchdringendem Blick und deutschem Akzent davon faselt, dass "der denkende Pöbel seinem Herrscher das größte Übel ist", das lässt schon manchen Rückschluss zu.
Ein Lieblingsfilm, früher, heute, immerdar.
10/10
#471
Geschrieben 03. Oktober 2006, 10:03
State Of Grace (Im Vorhof der Hölle) ~ USA 1990
Directed By: Phil Joanou
Terry Noonan (Sean Penn) kommt zurück nach Hell's Kitchen. Dem Jugendmilieu, bestehend aus irischstämmigen Kleinganoven, ist er längst entwachsen und nunmehr als V-Mann für die Polizei tätig. Sein Auftrag besagt, ehemalige Freunde, die Flannerys (Ed Harris, Gary Oldman), hochgehen zu lassen. Schnell merkt Terry, dass ihm diese Aufgabe weit weniger leicht fällt, als er zunächst wahrhaben wollte.
Zu Beginn der 90er kamen eine Menge hochkarätiger Gangsterstreifen in die Kinos. Einer davon war dieser im irischen Milieu angesiedelte Thriller, zugleich auch ein Polizeifilm und auf dem längst ausgetretenen Pfad der Undercover-Stories wandelnd. Nichtsdestotrotz habe ich "State Of Grace" seit damals immer sehr geliebt; Penn, Oldman, Harris geben quasi archetypische Vorstellungen. Oldman als schmieriger, saufender Psychotiker nimmt seinen Part in "Léon" vorweg, Harris als eiskalter Opportunist und Penn als identitätssuchender Zweifler sind jeweils schlichtweg brillant. Bis in kleinste Nebenrollen denkwürdig besetzt, sieht man noch andere Größen des Independentkinos, John Turturro und John C. Reilly beispielsweise. James Russo und Seymour Cassel sind noch nicht mal kreditiert.
"State Of Grace" ist nicht zuletzt deshalb so begrüßenswert innerhalb seines Subgenres, weil hier die Kriminellen ausnahmsweise nicht quasi-mythologisiert, sondern als das dargestellt werden, was sie sind: Prollige, großkotzige, gewalttätige, "nach oben" buckelnde Soziopathen, schwer als sympathisch zu bezeichnen. Der shoot-out am Ende, das kathartische Großreinemachen am St. Patrick's Day, zählt schließlich zu den großen Gänsehautsequenzen der letzten zwanzig Jahre.
10/10
#472
Geschrieben 03. Oktober 2006, 10:21
The Untouchables (Die Unbestechlichen) ~ USA 1987
Directed By: Brian De Palma
Während im Chicago des Jahres 1930 - dem Gangsterkönig Al Capone (Robert De Niro) sei Dank - der Alkoholschmuggel boomt, macht sich der Schatzbeamte Eliot Ness (Kevin Costner) zusammen mit drei unbestechlichen Kollegen (Sean Connery, Andy Garcia, Charles Martin Smith) auf, dem verbrecherischen Treiben entgegen mancher Widerstände Einhalt zu gebieten.
Im Grunde war es Ennio Morricones Musik, die uns im Rahmen unseres kleinen gestrigen Gangsterfilmabends auf "The Untouchables" stieß. Was Morricone für "State Of Grace" an leisen und doch unberuhigenden Klängen komponiert hat, kann man nämlich in ähnlicher Form auch bei De Palma hören. Andererseits gibt es den grandiosen, flotten Titelmarsch mit Mundharmonika oder die herrliche Szene an der kanadischen Grenze, in der sich die Musik zum totalen Heroismus aufschwingt. Doch was wäre das alles ohne die pompösen Bilder. "The Untouchables" ist in erster Linie ein edel ausschauendes period piece, detailverliebt, protzig und in jeder Weise perfekt durchkalkuliert. Von allem gibt es im Übermaß, nur am Alkohol hapert es, gemäß der gesetzesorientiert-straighten Lebensweise der vier Helden. Wie diese ihren ersten Triumph in einem Lokal mit einer Zigarre und einer Tasse Kaffee feiern, das ist nur einer der unschätzbaren kleinen, sanft humorigen Momente inmitten vieler großer. Nicht unerwähnt bleiben darf in diesem Zusammenhang die Grand-Central-Station-Szene, bekanntermaßen an Eisenstein orientiert und ein paar Jahre später für "Carlito's Way" nochmals variiert. Etwas formal Perfekteres in Bezug auf Einstellung, Perspektive, Schnitt und Timing - bis hin zum "erlösenden" headshot, dürfte sich im Kino der 80er schwerlich auftreiben lassen.
Eines der massenkompatibelsten aber auch größten Werke seines Regisseurs.
10/10
#473
Geschrieben 04. Oktober 2006, 08:53
Silent Hill ~ CA/J/USA/F 2006
Directed By: Christophe Gans
Eigenmächtig begibt sich Rose (Radha Mitchell) in die stillgelegte, angeblich noch immer von tödlichen Kohlenstoffdämpfen verseuchte Minenstadt Silent Hill. Sie hofft, dort dem Geheimnis ihrer somnambulen Adoptivtochter Sharon (Jodelle Ferland) auf die Spur zu kommen, die den Ort immer wieder unwissentlich erwähnt und in fürchterlichen Zeichnungen porträtiert. Im nur scheinbar verlassenen Silent Hill angekommen, entwischt Sharon zwischen den Häusern und Rose sieht sich einem undurchdringlichen Nebel und permanentem Ascheregen gegenüber, den bald einige seltsame Kreaturen durchbrechen.
Nun hatte ich ja mit Computer- und Videospielen respektive deren filmischen Adaptionen stets wenig am Hut. Die "Street Fighter"-Version mit Van Damme hat ihrerzeit für zusätzliche Abneigung diesbezüglich gesorgt (und nebenbei eine langjährige Freundschaftskrise zwischen dem Belgier und mir provoziert). "Resident Evil" habe ich mal aus Zufall gesehen und fand ihn ebenfalls ziemlich bescheiden.
Da sich aber im neumedial versierteren Freundeskreis die "Silent Hill" - Spiele seit Langem großer Beliebtheit erfreuen und der schätzenswerte Christophe Gans der Regisseur ist, habe ich es mal wieder versucht. Der weitgehend nebelverhangene Look des Films entspricht, so meine Vermutung, sicher dem des Spiels, was wohl auch für die phantasievoll-verstörenden Dämonen gilt, die allenthalben aufkreuzen und sich, des Gesetzes der Steigerung gemäß, wie in einem Computerspiel, jeweils zunehmend gefährlich ausnehmen. Damit wären, neben der allgemein überwältigenden Visualität des Films, dessen zwei größten Pluspunkte auch schon aufgezählt. Zu Beginn, wenn noch das Irreale triumphiert und "Silent Hill" eifrig damit befasst ist, Atmosphäre zu schüren, erahnt man Qualitäten. Als dann aber die Sektierer, angeführt von der immerfiesen Alice Krige, aufkreuzen und auf Teufel komm raus die Ratio Einzug in das Geschehen hält, schrillen die symbolischen Alarmglocken und alles tendiert Richtung Allerweltsquatsch. Dennoch kann man insgesamt wohl ganz zufrieden sein. Bei "Pacte Des Loups" war es so, dass erst ein zweites Anschauen mir die eigentliche Güte des Films offenbart hat, möglicherweise gebe ich "Silent Hill" auch mal die Gelegenheit dazu.
5/10
#474
Geschrieben 04. Oktober 2006, 13:49
Elementarteilchen ~ D 2006
Directed By: Oskar Roehler
Die Geschichte zweier Halbbrüder, der eine (Christian Ulmen) ein der Körperlichkeit und Zärtlichkeit abgewandter Rationalist und Naturwissenschaftler, der andere (Moritz Bleibtreu) ein zynischer, sexuell überbeschusster Lehrer und Literat auf der Suche nach Liebe und Anerkennung.
Die Stärke und zugleich das vielfach als 'kontrovers' erwogene Potential in Houellebecqs Texten liegt darin, dass er existentielle Fragen und Tabuthemen pointiert und mit gehörigem Sarkasmus seziert und wie beiläufig leichtfüßig und universell beantwortet. Um in den wahren Genuss seiner Denkanstöße und Diskurse zu kommen, bedarf es allerdings des umwegsparenden, geschriebenen Worts des genialischen Romanciers und Essayisten. Im Vergleich zur Vorlage ist Eichingers Adaption fast gefühlsduselig. Dass der Film dennoch vermag, den Zuschauer emotional mitzunehmen, spricht eher für den Verstand Houellebecqs als für das stargespickte Kinomärchen. Nicht dass jenes durchaus schlecht wäre, es ist, wie alle Eichinger-Roman-Verfilmungen (ich erwähnte Ähnliches neulich beim "Parfüm") ein in Ehren gescheitertes, cleveres Konstrukt in Ermangelung eines durchweg erinnerungswerten Nährbodens.
Bleibtreu überzeugt als Nervenwrack abseits seiner jugendwahnsinnigen Heldenrollen, auch im Fall Ulmen vergisst man nach einiger Zeit den altbekannten MTV-Gestus. So kann man immerhin von einer, bei aller kommerziellen Ausrichtung, gewissen Redlichkeit sprechen, die - trotz der Komplexitätsreduktion unter der eine Houellebecq-Verfilmung zwangsläufig leiden muss - immer noch als anschaubar durchgeht.
7/10
#475
Geschrieben 05. Oktober 2006, 08:38
Slither ~ USA/CAN 2006
Directed By: James Gunn
Eine außerirdische Kreatur übernimmt mitsamt seiner fiesen, schneckenartigen Brut das Kleinstädtchen Wheelsy und sucht sich als persönlichen Wirt den prolligen Neureichen Grant Grant (Michael Rooker) aus. Die Persönlichkeiten des Aliens und des glatzköpfigen Kaffkönigs gehen eine seltsame Symbiose ein und treiben gar lustig anzusehende physische Blüten.
Durchweg gelungene, zitatenreiche Hommage an nahezu jedes Thema, das den Phantastischen Film in den letzten 30 Jahren nährte; man kann problemlos ein Ratespielchen daraus machen. Das Ganze präsentiert mit immer wieder durchblitzender Ironie und ohne die schon genreüblichen, neu eingebürgerten Manierismen. Im hausgemachten Stil eines B-Films, der bis auf die paar CGI-Effekte auch ebensogut zwei Jahrzehnte zuvor das Licht der Welt hätte erblicken können, kommt "Slithers" daher. Man kann sich endlich mal wieder einen Streifen der härteren Couleur zuführen, der nicht in erster Linie auf potentielle Zuschauer(schichten) zu schielen scheint, sondern auf sich selbst und seine lange Ahnenreihe und dabei nicht mit fröhlichen Skurrilitäten geizt. Rooker und Gregg Henry präsentieren erstklassiges, spielfreudiges acting jenseits aller Plausibilität und setzen damit ein weiteres Glanzzeichen.
Habe mich hervorragend amüsiert.
8/10
#476
Geschrieben 05. Oktober 2006, 11:47
Haunted ~ UK/USA 1995
Directed By: Lewis Gilbert
Professor Ash (Aidan Quinn) ist im England der 1920er Jahre ein eher ungewöhnlicher Parapsychologe, versucht er doch - traumatisiert von einem tragischen Ereignis in seiner Kindheit - weniger, übernatürlichen Phänomenen auf die Spur zu kommen, als vielmehr derartige Erscheinungen als Produkte von Scharlatanerie zu überführen.
Eine ältere Dame (Anna Massey) bittet ihn auf ein Anwesen in der Provinz, um dort einen Fall von Geisterspuk zu untersuchen. Die drei im Haus lebenden Geschwister (Kate Beckinsale, Anthony Andrews, Alex Lowe) tun, ebenso wie ein befreundeter Arzt (John Gielgud) die Panikattacken der Frau als überspannte Phantasien ab. Doch unerklärliche Phänomene beginnen sich zu häufen.
Ein potentiell klassischer Spukhausfilm ist diese James Herbert - Verfilmung nicht ganz geworden, dafür steckt ein wenig zuviel Courts-Mahler-Romantik zwischen den weißleuchtenden Ziegeln von Edbrook Hall. In erster Linie scheint sich Gilbert nämlich für die sich anbahnende Liebesgeschichte zwischen Quinn und Beckinsale, bzw. für vorteilhafte Bilder der hübschen Schauspielerin und der sonnigen englischen Landschaft zu interessieren. Eine Kürzung hier und eine dort, vielleicht summierte 10 Minuten, hätten "Haunted" sicher gut getan. Nichtsdestotrotz hält der Film einen auch mit seiner eher verhaltenen Erzählweise recht zufriedenstellend bei der Stange, zumal man natürlich unbedingt wissen möchte, welches Geheimnis sich hinter den drei seltsamen Geschwistern und dem leider (zu) wenig furchteinflößenden Haus verbirgt.
Auch wenn die Vorbilder "The Haunting" und "The Innocents" überdeutlich im Raume stehen - an deren Thron wird nicht gekratzt.
6/10
#477
Geschrieben 06. Oktober 2006, 09:22
Caddyshack ~ USA 1981
Directed By: Harold Ramis
Der Golfclub 'Bushwood' wird bevölkert von spießigen Snobs, kalauernden Neureichen, einer völlig bekloppten Belegschaft und herumlümmelnden Caddys.
Die Kunst, ich betone: die Kunst von Ramis' Debütfilm liegt darin, eine der besten Komödien der 80er ohne durchgängige Handlung dargebracht zu haben. Es sind nur Kleinstepisödchen, die sich um den Caddy Danny (Michael O'Keefe) entspinnen und jeder, der den Film ein paar Male gesehen hat, findet seinen Lieblingscharakter samt Lieblingssequenz; sei es der absolut unmögliche, unterirdische jiddische Witzchen abfeuernde Al Czervik (Rodney Dangerfield), der Platzwart und potentielle Serienkiller Carl Spackler (Bill Murray), der zu keinem normalen Satz fähige Lebenskünstler Ty Webb (Chevy Chase) der Clubpräsident und erzreaktionäre Richter Smails (Ted Knight) oder auch dessen Enkel, der dauerbedröhnte Spaulding (John F. Barmon jr.). Bei mir ist es der fallende Bischoff (Henry Wilcoxon), der nach einem Fluch von einem Blitz getroffen wird und danach besoffen auf einem Barhocker sitzt: "There is no god." Definitiv eine der witzigsten Szenen überhaupt. Doch auch als Gesamtkunstwerk kann sich "Caddyshack", nebenbei eindeutig lesbar als Satire auf snobistisches Gernegroßtum, sehen lassen. Möglicherweise ist der bisweilen äußerst alberne Humor nicht jedermanns Sache, meine zum Glück schon. Und das bereits zum (geschätzten) 15. Mal.
1010
#478
Geschrieben 06. Oktober 2006, 09:43
Ghostbusters ~ USA 1984
Directed By: Ivan Reitman
Die drei spleenigen, verlachten Parapsychologen Venkman (Bill Murray), Stantz (Dan Aykroyd) und Spengler (Harold Ramis) erleben ihre große Stunde, als New York von unerklärlichen Erscheinungen, allem Anschein nach Geistern, heimgesucht wird. Zusammen mietet man ein altes Spritzenhaus, besorgt sich ein standesgemäßes Auto (Ecto-1) sowie Energiekonverter und Fallen zum Einfangen der unglückseligen Gespenster. Die drei sind nämlich fortan als "Ghostbusters" unterwegs, ergänzt noch durch den vierten Mann Zeddmore (Ernie Hudson). Bald erklärt sich auch die Ursache für das inflationäre Spuken: Ein summerischer Dämonengott, Gozer, der Gozerianer, bereitet seine Wiederankunft auf Erden vor.
Nach "Caddyshack" ein zweites Murray-Fest, ein absoluter Höhepunkt des 80er-Jahre-Kinos und mal wieder ein Kandidat, den ich seit seiner deutschen Kinopremiere bestimmt nicht weniger als 38-mal genossen habe. "Ghostbusters" ist so ein Fall, in dem der rotzfreche, erwachsene Humor der SNL-Show mit riesigem Budget für die Leinwand aufbereitet wurde, und das mit zurecht gigantischem Erfolg. In allererster Linie ist der Film nämlich eine Komödie mit dem wohl besten Bill Murray aller Zeiten, der hier unsterbliche Oneliner wie den obigen in den Mund gelegt bekam. Doch auch die anderen beiden Vollblutkomiker erweisen sich als Genies ihrer Zunft.
Und selbst die Geschichte, die dichter an Lovecraft ist als manch ausgewiesene Lovecraft-Verfilmung, weiß noch immer zu begeistern. Die Tricks sehen, obwohl bereits 22 Jahre alt, noch immer sensationell aus und ich möchte mich gar nicht mehr auslassen, denn ich könnte ohnehin nur von der Stimmigkeit und der Perfektion dieses Films schwärmen.
10/10
#479
Geschrieben 07. Oktober 2006, 09:28
Silver Bullet (Der Werwolf von Tarker Mills) ~ USA 1985
Directed By: Daniel Attias
Marty (Corey Haim) ist ein normaler Junge mit den üblichen Flausen im Kopf, bis auf die Tatsache, dass seine Beine gelähmt und er auf den Rollstuhl angewiesen ist. Seine ältere Schwester Jane (Megan Follows) fühlt sich wegen Marty benachteiligt, sein Onkel Red (Gary Busey), obgleich ein unbelehrbarer Schluckspecht, kümmert sich aufopferungsvoll um den Jungen. Alles ändert sich, als ein Werwolf in der kleinen Gemeinde Tarker's Mills beginnt, sein Unwesen zu treiben.
Der Produzent Dino De Laurentiis war, meist in direkter Zusammenarbeit mit dem Autor, für mehrere Stephen King-Verfilmungen in den 80ern verantwortlich, denen quasi durch die Bank Ablehnung zuteil wurde. Auch für "Silver Bullet" erstellte der Vielschreiber das Drehbuch, nach seiner durchaus lesenswerten Novelle "Cycle Of The Werewolf" (mit grandiosen Illustrationen von Berni Wrightson). Für den Film orientierte er sich deutlich an Harper Lees "To Kill A Mockingbird", denn auch hier gibt es die Schwester als auktoriale Erzählerin der Geschichte, wehmütig-märchengleich und in Rückblicken. Alles in allem entstand so ein Kinderfilm, der mit seinen 3, 4 harten Szenen nicht von Kindern gesehen werden sollte - ein Paradoxon also. Inszenatorisch bleibt der Film recht bieder, wird aber aufgewertet durch das Trio Busey / McGill / O'Quinn, die jeweils wie für ihre Parts gemacht scheinen. Insbesondere McGills Rolle des Reverend erlebt leider viel zu wenig screentime. Die Werwolfmasken pendeln zwischen nett und blöd, nach "The Howling" und "An American Werewolf In London" hätte man doch Versierteres erwarten mögen.
Unterm Strich bleibt noch immer ein ganz netter Streifen, der immerhin den hohlen Kuchenzahn verwöhnt.
6/10
#480
Geschrieben 07. Oktober 2006, 12:38
Stryker's War (Du sollst nicht töten ... außer) ~ USA 1985
Directed By: Josh Becker
Zurück aus Vietnam hofft Sgt. Stryker (Brian Schulz), daheim eine rughige Kugel schieben zu können. Alles fängt ganz vielversprechend an, bis eine Horde übler Hippie-Satanisten, angeführt vom 'Messias' (Sam Raimi) die Gegend unsicher macht. Glücklicherweise kommen drei Kriegskumpel (Robert Rickman, Josh Manfredi, Timothy Patrick Quill) von Stryker zu Besuch, um ein paar Tage durchzusaufen. Zu viert tritt man gegen die Pseudo-Mansons an.
Josh Becker kommt aus demselben Dunstkreis wie seine Freunde Sam und Ted Raimi, Scott Spiegel und Bruce Campbell, die auch allesamt an der Herstellung von "Stryker's War" beteiligt waren. Die begrenzten Produktionskosten sieht man dem 16mm-Streifen an; freche Behelfstricks wie eingefügte Archivaufnahmen sind an der Tagesordnung. Nichtsdestotrotz oder gerade deswegen kann sich der deutlich komödiantisch angelegte Film eines gewissen Charmes nicht erwehren. Ambition und Freude an der Sache schimmern trotz aller Schwächen immer wieder durch und erwartungsgemäß gibt es einige splattrige F/X zu bestaunen. Damit wäre die Produktion durchaus etwas für die Herren Herz/Kaufman gewesen, die Becker ruhig mal hätte anquatschen sollen, bevor er sich den Löwenanteil des Budgets bei Mama und Papa ausgeborgt hat.
Knaller: Sam Raimi als 2nd-Hand-Manson ("I am the Messiah!")
5/10
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