In meinem Herzen haben viele Filme Platz
#691
Geschrieben 22. März 2007, 21:19
Commando Leopard ~ I/BRD/CH 1985
Directed By: Antonio Margheriti
In einem nicht näher bezeichneten lateinamerikanischen Land kämpfen die Guerilleros um den gefürchteten Carrasco (Lewis Collins), genannt "der Leopard", gegen die Junta-Regierung, respektive deren saubösen Milizenchef Silveira (Klaus Kinski).
Leider ist der Mittelteil der Margheriti/Collins-Trilogie zu geschwätzig und zu lang geworden, um ebenso bollomäßig begeistern zu können wie "Geheimcode: Wildgänse" und "Der Commander". Außerdem fehlen die gewichtigen Schauspielboni Van Cleef und Borgnine, die Vorgänger und Nachfolger jeweils einiges an (zumindest scheinbarer) Imposanz zu verleihen vermochten. Margheriti und Produzent Dietrich machen sich ein bisschen lächerlich, wenn sie sich auf politbrisantes Terrain wagen und sich vor dem Hintergrund eines günstigen Schieß- und Pyrospektakels Kommentare zu der Lage in diversen beliebigen südamerikanischen Staaten erlauben. Dann doch lieber ab ins Goldene Dreieck, zu den dicken Drogenhändlern. Und "Profi" Collins sehe ich auch wesentlich lieber als Söldnerchef denn als Latino-Guerilla-Ikone - das steht ihm einfach nicht.
Höhepunkte des Films sind die spärlich gesäten Auftritte Kinskis, der "Commando Leopard" eine beinahe unverdiente Goldkante spendiert. Ach ja, John Steiner als Euro-Söldner und Carrasco-Sympathicus ist auch noch erwähnenswert.
Lustige Synchro-Anekdote am Rande: Thomas Danneberg spielt wieder selbst mit, muss seine Stimme aber diesmal Lewis Collins leihen und wird selbst von Rainer Brandt (!) gesprochen. Selbiges dann im drei Jahre jüngeren "Commander" nochmal. Meines Wissens die einzigen beiden existenten Beispiele für eine solch eigenartige Praxis.
4/10
#692
Geschrieben 23. März 2007, 13:20
Trespass ~ USA 1992
Directed By: Walter Hill
Durch Zufall geraten die beiden Feuerwehrmänner Vince (Bill Paxton) und Don (William Sadler) an eine Schatzkarte, die das Versteck der Beute eines Kirchenraubs zeigt. Dieses befindet sich in einem verlassenen, verrotteten Wohnhaus in St. Louis. Während die beiden dort suchen, stoßen sie zunächst auf den betagten Penner Bradlee (Art Evans) und dann auf den Dealer King James (Ice-T) und seine Gang, die gerade dabei sind, ein unliebsames Geschäft abzuwickeln. Der zu erwartende Konflikt bleibt nicht lange fern.
Sowas gibt's ja des öfteren, dass eine im Prinzip vollkommen redundante inhaltliche Prämisse bloß dazu dient, ein dramaturgisch vielversprechendes Moment vor einer bestimmten Kulisse zu rechtfertigen. Ähnlich verhält es sich beispielsweise bei "Shoot To Kill", "Cliffhanger", dem hier nachfolgenden "Judgement Night" oder eben bei "Trespass". Offengestanden - zu einem Ruhmesblatt in Hills Schaffen ist jener nicht eben geraten. Der Film verlangt sich zu viel ab - neben dem kernigen und auszugsweise prima angesetzten Actionplot, der sich vor einem oft zitierten Belagerungsszenario entrollt, mutet man dem Zuschauer noch eine billige moralische Reflexion zum Thema Gier und eine pseudophilosophische Abhandlung über territoriale Ansprüche zu. Die Konstellation weiße Feuerwehrmänner versus "Rap-Gangster" (letztere zweifellos wegen ihrer damaligen modischen Gefragtheit) entpuppt sich dabei als genau das, als was man sie erwartet - eine unfreiwillige Satire. Insbesondere Ice Cube gibt sich und seine demonstrierten affigen Verhaltensweisen ganz offenherzig der Lächerlichkeit preis. Wenn weiße Drehbuchschreiber, und dann auch noch solche dem Sujet unangemessenen wie Zemeckis und Gale, schwarze Gangster porträtieren, kann dabei überhaupt viel mehr herumkommen als Abziehbildchen, deren verbales Repertoire aus kaum mehr "motherfucker", "brother" und "yo" besteht? Egal, des Meisters Inszenierungsgeschick greift glücklicherweise auch hier und so erhält man zumindest 90 Minuten Halbspannung.
5/10
#693
Geschrieben 23. März 2007, 13:38
Judgement Night ~ USA 1993
Directed By: Stephen Hopkins
Vier Kumpels aus wohlbehüteten Verhältnissen (Emilio Estevez, Stephen Dorff, Cuba Gooding jr., Jeremy Piven) nehmen sich eine Auszeit, um einen Boxkampf anzusehen und in der Stadt was los zu machen. Dummerweise verirren sie sich irgendwo im Ghetto und werden nach einer Panne Zeuge eines kaltblütigen Mordes, verübt durch den Psychogangster Fallon (Denis Leary). Und wenn dieser eines nicht leiden kann, dann sind das - Zeugen.
Früher war das immer der "Film zum Soundtrack". Schon einige Zeit bevor "Judgement Night" bei uns als Videopremiere erschien, hatte jeder Clubgänger die Scheibe mit den farbenfrohen Crossover-Duos im Regal und kannte sie längst auswendig. Der Film war dann eine kleine Enttäuschung, man hatte wohl etwas viel Monströseres erwartet. Jetzt erscheint er mir wesentlich gelungener. Selbst die himmelschreienden Logikfehler und Alan Silvestris Selbstzitate (die manchmal suggerieren, dass statt Denis Leary ein Predator der Verfolger ist) werden da zur Nebensache. Einige Sequenzen sind von schweißtreibender Spannung und gemäß dem Gesetz der Steigerung bleibt man über die volle Distanz ganz nah bei der Stange. Photographisch mehr als gelungen gestaltet akzeptiert man irgendwann sogar MTV-Sprücheklopper Leary als irren Killer und nimmt die alte Geschichte von der falschen Abfahrt (gefährliche Sache, war schon in "Vacation" Parodie-Gegenstand) gerne hin als Grundlage für ein quasi-apokalyptisches, urbanes Kriminalspiel.
Ab jetzt ist es dann wieder der Soundtrack zum Film.
7/10
#694
Geschrieben 25. März 2007, 06:58
The Lady In The Water (Das Mädchen aus dem Wasser) ~ USA 2006
Directed By: M. Night Shyamalan
Als der schüchterne Hausmeister Heep (Paul Giamatti) im Swimming-Pool seines Wohnkomplexes eine Narf (Bryce Dallas Howard) entdeckt, ein Wesen aus dem Unterwasserreich, fühlt er sich für sie verantwortlich und setzt alles daran, ihr eine Rückkehr nach Hause zu ermöglichen. Das erweist sich nicht als allzu einfach, denn einige weitere, böse Nachtgeschöpfe haben es auf "Story", wie sich die Narf vorstellt, abgesehen. Weiterhin sind die übrigen Hausbewohner mit in diese - wie sich herausstellt - Realität gewordene "Gutenacht-Geschichte" verwickelt.
Offenbar ist der Nachhall seiner früheren Erfolgsfilme noch immer groß genug, um Shyamalan ein weitgehend ungestörtes Arbeiten zu ermöglichen. "Lady In The Water" ist bisher der verschrobenste, eigenartigste Film des auteurs und zugleich wieder einer, dem man ohne Umschweife seine persönliche Involvierung anmerkt. Problematisch nur die Tatsache, dass sich das Ganze leicht als künstlerischer Egotrip auslegen lässt und zahlreiche von Shyamalans früheren Stammsehern sein Spiel einfach nicht mehr mitspielen woll(t)en - die vergleichsweise niedrigen Besucherzahlen beweisen es. Dabei ist "Lady In The Water", hat man sich ersteinmal auf die ungewöhnliche Konstruktion seiner gleich zu Anfang etablierten Fantasystory um die uralten Beziehungen zwischen Wasser- und Landbewohnern eingelassen, sicher kein schlechter Film. Es bedarf eben nur eines gewissen, in diesem Falle aber sicher schwer einzufordernden Maßes an Akzeptanz von Publikumsseite. Im Gegensatz zu seinem vorherigen Film, der, so habe ich ihn wenigstens in Erinnerung, lediglich Shyamalans altbekannter Suche nach dem (in jenem Fall extrem vorhersehbaren und daher enttäuschenden) Storytwist verpflichtet war, gefiel mir "Lady In The Water" wieder wesentlich besser, wenn ich ihm sicher auch kein Taj Mahal errichten wollte.
6/10
#695
Geschrieben 25. März 2007, 08:40
Highlander ~ UK/USA 1986
Directed By: Russell Mulcahy
Der Schotte Connor MacLeod (Christopher Lambert) ist fast 500 Jahre alt - er gehört zu einer Rasse unsterblicher Krieger, die nur durch Enthauptung aus dem Leben scheiden können. Auf der ganzen Welt verbreitet, müssen sie im Falle eines Zusammentreffens solange miteinander kämpfen, bis nur noch einer übrigbleibt. Dieser erhält den Preis: Unendliche Weisheit, die Fähigkeit, Kinder zu zeugen und einen normalen Alterungsprozess. Der böse Kurgan (Clancy Brown), ein weiterer Unsterblicher, sehnt sich nach dem letzten Duell mit MacLeod. Sollte Kurgan gewinnen, erwartet die sterblichen Menschen ein Reich der Finsternis und des Schreckens.
Sicher einer meiner meistgesehenen Filme, von dem ich jedes Bild und jede Dialogzeile internalisiert habe. Bestand hat "Highlander" auch als eines der typischsten und schönsten Beispiele für den in den 1980ern (und später natürlich nicht minder) häufig aufgetretenen Wechsel eines ursprünglichen Videoclipregisseurs ins Spielfilmfach, mitsamt der Transponierung ästhetischer Grundzüge, Schnittechniken und vermeintlicher visueller Paradigmen vom einen Medium ins andere. Heraus kommt großes Kino, so eigenwillig und einzigartig dass es seinen Liebhabern fast schon a priori eine gewisse Religiosität abverlangt.
Dass "Highlander" für seinen Liebhaber in etlichen Momenten wahre Gänsehäute hervorzurufen vermag und sich einen halbwegs objektiven Blick auf sich selbst längst verstellt hat, gehört eben dazu.
Ist und bleibt für mich eine (sic!) Herzensangelegenheit und somit einer der wenigen Filme für die ich wirklich, wirklich dankbar bin!
10/10
#696
Geschrieben 25. März 2007, 09:00
Highlander II - The Renegade Version ~ UK/F/ARG 1991
Directed By: Russell Mulcahy
Seine erlangte Weisheit hat Connor MacLeod (Christopher Lambert) unter anderem für den Bau eines künstlichen Schilds um den Globus genutzt - zur Jahrtausendwende hat sich nämlich die Ozonschicht komplett verabschiedet. 2024 dann, MacLeod ist längst ein alter Mann, führt eine Kette seltsamer Ereignisse dazu, dass der Highlander sich wieder verjüngt. Sein alter Freund Ramirez (Sean Connery) kehrt ins Leben zurück und beider ewiger Widersacher, der üble Katana (Michael Ironside), kommt aus tiefster Vergangenheit in die Gegenwart, um endgültig mit ihnen abzurechnen. Außerdem scheint sich im Laufe der Zeit die Ozonschicht wieder regeneriert zu haben - was den Schild, auch ein Symbol kommerzieller Interessen, überflüssig machen würde ...
Eine hoffnungslos überflüssige Angelegenheit, dieses Sequel. Wenigstens hat man mit der sechs Jahre später nachgeschobenen Alternativversion einige der gröbsten Schnitzer des Kinocuts (u.a. die "sensationelle" Enthüllung, dass die Unsterblichen Aliens sind) wieder beseitigen können. Dennoch ändert das nichts am unleugbaren Fazit: "Highlander" hätte keiner Fortsetzung bedurft, davon, dass danach zwei noch miesere Filme und eine dumme TV-Serie samt Ablegern kamen, gar nicht zu reden. "Highlander II" überschreitet nicht selten die Grenze zur Selbstparodie, wenn der just wiedergeborene Ramirez mitten in eine "Hamlet"-Aufführung hineinplatzt oder MacLeod gegen zwei fliegende Psychokiller antreten muss. Man kann sich dann eines mäßig belustigt verzogenen Mundwinkels nicht erwehren, zugleich tut's einem aber auch bitterlich leid für die Verschandelung zweier so lieb gewonnener Figuren. Mulcahy ist ja zu großen Teilen für diesen Stuss mitverantwortlich - echtes Mitleid empfinden muss man aber für Gregory Widen, den Autor des Originals. Es wird ihm sicher das Herz gebrochen haben, zu sehen, wie inkonsequent man seinen Stoff weiter"gedacht" hat.
3/10
#697
Geschrieben 25. März 2007, 12:54
The Ice Harvest ~ USA 2005
Directed By: Harold Ramis
Heiligabend. Anwalt Charlie Arglist (John Cusack) beklaut, seinem teutonischen Namen alle Ehre machend, zusammen mit Kumpel Vic (Billy Bob Thornton) seinen Hauptmandanten, den Mobster Guerrard (Randy Quaid). Tatsächlich ist Charlie ein ganz Netter, sieht man davon ab, dass er sich nur unzureichend um seine Kinder kümmert, vorzugsweise in Stripbars abhängt und gerne einen über den Durst trinkt. Angesichts seiner gierigen Mitmenschen büßt Charlie dann aber ein bisschen was von seiner linkischen Sympathie ein.
Eigentlich behalte ich es mir immer vor, saisonal angelegte Filme auch für ihre Erzählperiode zu reservieren. Im Falle "Ice Harvest" ließ ich, dem Frühlingsanfang zum Trotze, mal eine Ausnahme walten. Es kam dabei herum: Ein kurzer und kurzweiliger Lakonie-Krimi, für den Cusack als Protagonist wie gespuckt scheint. Wer "Grosse Pointe Blank" mochte, der wird mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit auch an "The Ice Harvest" seinen Gefallen finden, denn in vielerlei Hinsicht ähneln sich die beiden Filme. Letzter ist gewissermaßen eine erwachsenere Version von ersterem, mit einer Art gealtertem Martin Blank und ohne die Klassentreffensatmosphäre, dafür mit einem Portiönchen Wehmut hier und einer sanften Injektion Menschlichkeit dort. So eine Art moderner Gegenentwurf zu den alten Haudegen-Gangsterstreifen, mit einem weichen, müden Helden fürs neue Jahrtausend.
Aber ganz spaßig.
7/10
#698
Geschrieben 26. März 2007, 19:51
Crazy - Total verrückt ~ BRD 1973
Directed By: Franz-Josef Gottlieb
Robert (Rudi Carrell) führt ein wahres Lotterleben - gesponsert von seinem nichtsahnenden Onkel Bill aus Amerika (Don Jaime de Mora y Aragon), der seinen Neffen als vielbeschäftigten Mediziner wähnt. Als Onkel Bill sich zum Besuch ankündigt, bleibt Robert nur eins: Er muss eine glaubwürdige Vorstellung inszenieren, die ihm weitere finanzielle Zuschüsse garantiert. Dafür engagiert er den übereifrigen Laienschauspieler Müller (Georg Thomalla).
Leider ist Gottliebs laues Klammöttchen weitaus weniger 'crazy' als es sein Titel vermuten lässt. An die Absurdität der "Tanten"-Filme kommt es jedenfalls nicht im Entferntesten heran. Stattdessen zitiert das maue Script ausgiebig Billy Wilder und bedient sich - viel schlimmer - ausgiebig bei Heinz Erhardt ("Willi wird das Kind schon schaukeln"), indem es ganze Personenkonstellationen und Gagfolgen komplett übernimmt. Wirklich sehr einfallsreich.
Auch sonst ist die ganze Sache ziemlich bieder und alles andere als anarchisch - abgesehen davon vielleicht, dass sämtliche Protagonisten der immerhin illustren Besetzung (zu der sich noch Horst Janson, Cornelia Froboess, Hansi Krauss und Heinz Reincke gesellen) literweise Schnaps kippen. Anders war es für sie wahrscheinlich kaum erträglich.
3/10
#699
Geschrieben 26. März 2007, 20:17
L'Ultimo Cacciatore (Die Jäger der Apokalypse) ~ I 1980
Directed By: Antonio Margheriti
Längst desillusioniert von den Schrecken, die er während des Vietnamkriegs zu Gesicht bekommen hat, übernimmt Captain Morris (David Warbeck) einen heiklen Auftrag: Er soll einen Radiosender im Feindesland aufspüren und zerstören, denn von dort aus laufen pausenlos demoralisierende Botschaften über den Äther, die bereits einige G.I.s in die Desertation getrieben haben. Während seiner Reise ins Herz der Finsternis gelangt Morris unter anderem in den seltsamen Bunker des Major Cash (John Steiner) und lernt die flotte Reporterin Jane Foster (Tisa Farrow) kennen.
Neben all den Zombie- und Kannibalenfilmen aus (co-) italienischer Fertigung verdanken die Freunde deftiger Exploitation dem in Actionsachen recht versierten Signor Margheriti den Einzug des Vietnam-Motivs in ihr Leib- und Magenressort. "L'Ultimo Cacciatore" dürfte der erste Streifen der ersten Welle sein, der sich bei den frühen US-Kriegsfilmen zum Thema bediente und (in diesem Falle) diverse Momente aus "Apocalypse Now" und vor allem "The Deer Hunter" ziemlich frech, für seine Sache aber wirkungsvoll recycelt. Die absolute Dreistigkeit gibt's dann gegen Ende, wenn die Army-Hubschrauber zu Wagners Walkürenritt anrücken. Zwei weitere Großtaten Margheritis, "Tiger Joe" und "Tornado", rundeten das Ganze alsbald zur inoffiziellen Trilogie ab. Für die nächste Lage 2nd-hand-Vietnam um "Strike Commando" und "Double Target" in der zweiten Hälfte der 80er, die sich eher an dem später beliebteren, weil infolöge von "Rambo: First Blood Part II" akuteren MIA-Thema orientierte, war in der Hauptsache der kaum zimperlichere Bruno Mattei verantwortlich.
Zu "Cacciatore" lässt sich festhalten: Mit manchen überaus derben Bildern, die man eher bei einem Lenzi oder Deodato vermuten würde, einem formidablen, unvergesslichen Score von Franco Micalizzi und vor allem der rigorosen Vermeidung jedweder Atmosphäre der Bedrückung oder des Mitgefühls aufgrund seiner teilweise strunzdoofen Dialoge zählt er mit Sicherheit zu den größten Liebhaberstücken dieses Abschnitts der Filmgeschichte.
7/10
#700
Geschrieben 29. März 2007, 18:18
Incubo Sulla Città Contaminata (Großangriff der Zombies) ~ I/E 1980
Directed By: Umberto Lenzi
TV-Journalist Miller (Hugo Stiglitz) soll am Flughafen einen Kernphysiker interviewen - als dessen Maschine landet, entweichen dem Flugzeug zahlreiche Imbezile mit Erbsensuppenakne, die, mit bloßen Händen oder Mordwerkzeug, auf alles losgehen, was sich bewegt. Jeder, der von den widerstandsfähigen Pseudo-Zombies gebissen wird, verwandelt sich selbst. Bald wird der Ausnahmezustand ausgerufen, selbst das Militär weiß keinen Rat mehr gegen die Seuche.
Umberto Lenzi ist so ein sympathischer Mensch, da verzeiht man ihm auch, dass er um das Jahr '80 den einen oder anderen strubbeldoofen Anderthalbstünder auf das raunende Publikum losgelassen hat. Eigentlich und tatsächlich freut man sich ja sogar drüber. Im Gegensatz zu seinen recht sauber inszenierten Gangsterepen und Poliziotti aus der vorhergehenden Dekade haben seine Kannibalenfilme und dieser Romero-Nachzügler zwar keinen weiteren sittlichen Nährwert, erfreuen aber mit ihrer höchst exploitativen Machart und besagtem Kuriosum, dass man sich so herrlich über sie amüsieren kann. Von der schlammigen Poesie eines Fulci weit entfernt, erzählt "Incubo" einmal mehr die Geschichte einer Welt, die von Seuchenopfern überrannt wird. Am Schönsten wird es ja so oft, wenn der Mensch sich selbst durch sein verwerfliches Verhalten dem Untergang weiht - Lenzis "Zombies" ensteigen nicht ihren Gräbern, sondern sind nuklear verseucht. Daher können sie, obwohl der Sprache nicht mehr mächtig, auch Flugzeuge fliegen, Maschinengewehre bedienen und haben eine ausgeprägte Mimik. Dennoch muss man ihr Gehirn zerstören, um sie endgültig auszuknipsen. Eine wilde Mischung also. Mitten in dem ganzen Tohuwabohu Mel Ferrer, mit stoischer Miene und pausenlos am Telefon. Dazu Dialoge, deren Sinnhaftigkeit hinter dicksten Nebelschleiern verborgen liegt, ein Handlungsfortlauf fernab jeder Logik - Herz, was willst du mehr?
5/10
#701
Geschrieben 30. März 2007, 17:51
Island Of Terror (Insel des Schreckens) ~ UK 1966
Directed By: Terence Fisher
Als auf einem Inselchen in der Irischen See eine knochenlose Leiche aufgefunden wird, alarmiert Dr. Landers (Eddie Byrne) seine zwei britischen Kollegen Stanley (Peter Cushing) und West (Edward Judd), die ihm helfen sollen, das Geheimnis um den seltsamen Todesfall zu klären. Alsbald sind die Schuldigen gefunden: Organische Zellkulturen, ursprünglich als Heilmittel gegen Krebs gedacht, haben sich selbstständig gemacht und saugen nun Knochen, was das Zeug hält. Dumm nur, dass diese seltsamen "Silikate", wie Dr. Stanley die Viecher tauft, sich durch nichts aufhalten lassen.
Für Fisher-Verhältnisse eine eher bescheidene Vorstellung. Der Produktion standen offensichtlich nur geringste monetäre Mittel zur Verfügung, was wohl eine bedauerliche Inspirationslosigkeit nach sich zog. Die "Silikate" mit ihren Tentakeln gleichen einem wildgewordenen Staubsauger und sehen eher zum Schießen als zum Fürchten aus. Man hat dann auch nicht das geringste Fünkchen Respekt vor Ihnen - ein ziemlicher Schuss in den Ofen. Alles vermeidbar, wäre der ganze Mumpitz wenigstens so blöd, dass man ihn vollends als Trash abkanzeln könnte, doch auch in diese Sparte will sich "Island" nicht so recht eingliedern. Das Problem des Films: Er sitzt ganz einfach zwischen den Stühlen und ist damit weder Fisch noch Fleisch. Gut, dass Cushing wie immer seinen Mann steht und sein wichtiges Forschergesicht auch im Angesichte himmelschreienden Humbugs nie ablegt.
5/10
#702
Geschrieben 31. März 2007, 10:00
The Stepfather (Spur in den Tod 2) ~ USA 1987
Directed By: Joseph Ruben
Längst hat er keine vollwertige Identität mehr. Der "Stiefvater" (Terry O'Quinn) ist ein Familienvagabund. Stets auf der Suche nach dem perfekten, spießigen Familienidyll heiratet er jedesmal in eine neue, vaterlose Familie ein, wenn sich die alte mal wieder als in seinen Augen dysfunktional erwiesen hat. Deren übrige Mitglieder werden aber, kurz bevor er sie verläßt, noch von ihm hingeschlachtet. Als Jerry Blake, ein sich gutbürgerlich gebender Immobilienvertreter, versucht er es aktuell mit den Maines. Doch Tochter Stephanie (Jill Schoelen), der Jerry unheimlich ist, kommt dem Psychopathen bald auf die Spur ...
"The Stepfather", einer der (im zweifachen Wortsinn) spannendsten Filme der Achtziger, hebt sich von den damals üblichen Hochglanzszenarien schon deshalb so wohltuend ab, weil er auf grelle Oberflächenreize fast vollständig verzichtet. Einzig der Score von Patrick Moraz wirkt nach zwanzig Jahren etwas abgestanden, ist andererseits aber immer noch zweckdienlich in seiner Funktion. Wie viele gute Genrefilme hat auch "Stepfather" sehr viel von einer grimmigen, schwarzen Komödie, die uramerikanische Wertmaßstäbe nicht nur hinterfragt, sondern sogar mutig negiert. Das Mutter-Tochter-Paar braucht nicht nur keinen Patriarchen, um seine Existenz erfolgreich weiterzuführen - es kommt ohne einen solchen sogar schlicht besser aus, wie Stephanie einmal erwähnt und wie die symbolische, tolle Schlusseinstellung untermalt.
Terry O'Quinn als Psycho-Dad ist brillant und liefert eine der besten Leistungen in diesem Fach. Nicht nur, dass er sich - ohne zu übertreiben - qualitativ in eine Reihe stellt mit Perkins und Böhm, wie viele große "Monster"-Darsteller hat er sich selbst mit seinem Stiefvater ein Denkmal und zugleich einen unauslöschlichen Stempel verpasst.
Der deutsche Uraufführungstitel ist völlig irreführend, da der Film mit Michael Winners "Scream For Help", dem ersten "Spur in den Tod", nur gewisse Handlungsmuster gemein hat. Später lief "The Stepfather" nochmal als "Kill, Daddy, Kill", was aber ebenfalls weniger vielversprechend klingt, als der Film es verdient hat.
9/10
#703
Geschrieben 31. März 2007, 17:12
Stepfather II ~ USA 1989
Directed By: Jeff Burr
Der Stiefvater (Terry O'Quinn) entflieht aus einem Sanatorium für Geisteskranke und sucht sich in einem Vorort eine neue Existenz als Psychiater. Seinen Traum von der idealen Familie hat er noch immer nicht ausgeträumt und so kommt ihm die frisch geschiedene Carol (Meg Foster) mit Sohnemann (Jonathan Brandis) gerade recht. Carols Freundin Matty (Caroline Williams) ist allerdings recht misstrauisch, was den scheinbaren Traumman angeht. Das Drama nimmt seinen vorprogrammierten Lauf.
X-beliebige Fortsetzung ohne nennenswerte Neuerungen oder gar Vorzüge gegenüber dem prima Original, mit Ausnahme von ein paar Leichen mehr vielleicht. Als ewiger Fortsetzungsregisseur im Horrorsektor erledigt Jeff Burr seinen Job zumindest zufriedenstellend. Die Suspenseschraube wird zwar bei weitem nicht so streng angezogen wie bei Ruben, ist aber erfreulicherweise immer noch präsent. O'Quinn erweist sich auch ein weiteres Mal als sichere Bank für den Titelpart, während ich Meg Foster trotz ihres hypnotischen Blicks stets eher langweilig fand. Nett das Wiedersehen mit Caroline Williams, der Radiomoderateuse aus "TCM 2".
Gesamtresümee: Biederer Durchschnitt ohne Überraschungen.
5/10
#704
Geschrieben 31. März 2007, 17:32
Stepfather III (Vatertag) ~ USA 1992
Directed By: Guy Magar
Da hilft nur noch eine Gesichts-OP: Nach einer zweiten erfolgreichen Flucht aus der "Pugit"-Heilanstalt legt der Stiefvater (Robert Wightman) sich ersteinmal unter das Messer eines windigen Unterweltchirurgen (Mario Roccuzzo) im Hafenviertel. Danach geht's nach Kalifornien, um dort im beschaulichen Deer View nach alleinstehenden Damen zu wildern. Christine (Priscilla Barnes) erweist sich, trotz ihres widerspenstigen Sohnes Andy (David Tom) als passend, doch dann zieht auch noch die attraktive, verwitwete Jennifer (Season Hubley) hinzu. Der Stiefvater gerät in Bedrängnis.
Der Abschluss der "Stepfather"-Trilogie reduziert das mittlerweile auch von der Konkurrenz verwurstete Grundmotiv in guter alter Slashertradition auf sein nötigstes Minimum. Selbst die oberflächlichen Vorzüge des Vorgängers bleiben auf der Strecke. Diese werden - zusammen mit der subversiven Grundstimmung des Originals - zugunsten einer weichgespülten Krimigeschichte verschenkt, die mindestens so spießig-bigott daherkommt, wie der Stiefvater himself. Dafür gibt es diesmal immerhin ein paar Nahaufnahmen der blutbesudelten Opfer - in seinem neuesten Job als Gärtner hat der Stepdaddy Uncool ja nunmehr allerlei funktionales Werkzeug zur Hand. Wightman gibt sich sichtlich Mühe, O'Quinn als Obermaniac zu beerben, allein an der Umsetzung hapert's ein Bisschen. Zusammen mit dem mediokren Besetzungsrest nicht die glücklichste Kombination.
Dreizehn schlägt's aber, als im Finale der unter einer psychosomatischen Lähmung leidende Junge, zudem ein Crack in Sachen Computerrecherche (derselbe Blödsinn hat schon Glickenhaus das Genick gebrochen), wieder gehen kann und für die entscheidende Wendung im Fall "Stiefvater" sorgt. Wir sind doch nicht bei Heidi!
4/10
#705
Geschrieben 01. April 2007, 09:41
Killer Crocodile (Der Mörder-Alligator) ~ I 1989
Directed By: Fabrizio De Angelis
Zusammen mit einer Truppe von Öko-Aktivisten schippert Kevin (Anthony Crenna) durch die Sümpfe einer nicht näher bezeichneten, offenbar karibischen Insel. Man hegt den Verdacht, dass dort radioaktiver Sondermüll abgeladen wird. Und tatsächlich findet man nicht nur des Anstoßes Objekt, auch ein durch die Strahlung mutiertes, überdimensionales Krokodil treibt sein Unwesen. Kevin, der zunächst noch das Leben des Monsters seiner Einzigartigkeit wegen retten will, hält es bald mit dem Jäger Joe (Thomas Moore): "Das Krokodil hat mich herausgefordert. Ich werde es fertigmachen."
De Angelis und überhaupt alle Produktionsverantwortlichen bei Fulvia haben ihren "Jaws" mehr als eingehend studiert. "Killer Crocodile" ist ein sauberes Plagiat, in dem Elemente der ersten beiden Hai-Filme an jeder Ecke lauern, angefangen bei inhaltlichen Parallelen, weiter mit der durchweg abgekupferten Kameraarbeit, hin zu Riz Ortolanis Musik. Nebenher erwarten einen noch ein paar nette F/X-Shots und vor allem ein - bis auf die Augenprothesen - wirklich ordentlich gemachtes Schuppentier, das zwar leider nie in Gänze durchs Bild krabbelt, zumindest aber sein hübsch großes Maul fauchend in die Linse hält. Anthony Crenna und Van Johnson als schmieriger, korrupter Richter, der 30 Jahre zuvor noch mit Gene Kelly durch Brigadoon getanzt ist, sorgen für den üblichen Ami-Bonus. Erfrischend dummdreist, aber erfrischend.
5/10
#706
Geschrieben 01. April 2007, 14:14
Killer Crocodile 2 ~ I 1990
Directed By: Gianetto De Rossi
Die Reporterin Liza (Debra Karr) ist einer ganz heißen Sache auf der Spur: Auf einer Karibikinsel versenkt ein skrupelloser Unternehmer klammheimlich seinen Chemieschrott im Sumpf. Wie beim letzten Mal rächt sich Mutter Natur in Form eines Riesenkrokodils, das sich über die ahnungslosen Badeurlauber hermacht. Auch Kevin (Anthony Crenna) und Joe (Ennio Girolami), die bereits mit dem ersten Untier abgerechnet haben, sind wieder zur Stelle.
Ein Film von grandioser Nichtigkeit. War schon der erste Teil ein jauchzender Ausbund unbekümmerter Debilität, so ist die Fortsetzung, inszeniert von De Angelis' Kollegen De Rossi (der für das Original bereits das animatronische Untier kreiert hat), noch eine Ecke blöder. Der Ideenklau konzentriert sich diesmal auf "Piranha" und "Jaws III". Zumindest letzter gilt ja bekanntlich bereits für sich betrachtet als Nullnummer. Dass man da als Plagiator wenig gut beraten ist, zeigt sich dann auch prompt im Endergebnis der räuberischen Bemühungen.
Selbst die kurzen 83 Minuten lassen sich da mehr schlecht als recht füllen mit Konversationen aus der alleruntersten Dialogschublade, die in der Originalfassung mit Sicherheit kaum gescheiter sind. Doch die Mühe wird belohnt: "Killer Crocodile 2" ist wesentlich lustiger als viele ausgewiesene Komödien und bringt eine garantierte Menge Spaß für den toleranten Italophilen.
4/10
#707
Geschrieben 01. April 2007, 17:11
The Legend Of The 7 Golden Vampires (Die 7 goldenen Vampire) ~ UK/HK 1974
Directed By: Roy Ward Baker/Chang Cheh
Professor Van Helsing (Peter Cushing), auf Bildungsreise in China, wird von Hsi Ching (David Chiang) und seinen Geschwistern überredet, mit ihnen in die Szechuan-Provinz zu reisen. Dort unterjochen und terrorisieren die legendären 7 Vampire die Bevölkerung unter der Führung ihres Meisters Kah (Chan Shen). Dass sich hinter dessen Gesicht Van Helsings Erzfeind Dracula (John Forbes-Robertson) verbirgt, ahnt zu Anfang noch niemand.
Dieser exotische Genremix war einer der letzten verzweifelten Versuche der Hammer Films, an alte Erfolge anzuknüpfen. Im Zuge eines regelrechten Produktionscoups schloss man sich mit den Martial-Arts-Spezialisten Shaw Bros. aus HongKong zusammen und stellte, letztmalig mit Cushing in seiner Paraderolle, die jeweiligen Erfahrungswerte zusammen. Heraus kam ein durchaus gefälliger Vertreter, dessen Beispiel, wäre es damals positiver aufgenommen worden, sicher Schule hätte machen können. Tumb oder gar lächerlich ist der Film keinesfalls, auch wenn er auf den ersten Blick durchaus befremdlich wirken mag. Schmerzlich vermissen darf und muss man allerdings die Präsenz Christopher Lees, der, wohl aus Flopangst, seinen Schattenpart dem recht bemüht chargierenden Forbes-Robertson überlassen hat. Selbiger ist dann auch noch kaum zu sehen, so dass "7 Golden Vampires" trotz der peripheren Mitwirkung des Grafen nie ein echter Dracula-Film geworden ist.
Nun, mir hat er dennoch immer ganz gut gefallen und daran hat sich nichts geändert.
7/10
#708
Geschrieben 02. April 2007, 09:46
The Crazies ~ USA 1973
Directed By: George A. Romero
In der Nähe des Städtchens Evans City stürzt ein Militärflugzeug ab, das den biologischen Kampfstoff "Trixie" geladen hat. Die Viren gelangen ins Grundwasser und infizieren die Stadtbewohner. Bevor jedoch die Symptome, Irrsinn oder Tod, akut werden, stellt das Militär Evans City in einer Blitzaktion unter Quarantäne und pfercht die Bewohner, wenn sie nicht erschossen werden, in einer Schule zusammen.
In seiner beklemmenden Studie um einen Militärunfall geht es Romero primär darum, zu zeigen, wie wenig die Führungsspitzen, Heeresleitung und Regierung, imstande sind, begangene Fehler gutzumachen oder auch nur einzusehen. Schon in "Night Of The Living Dead" wimmelte es vor symbolischer Misstandskritik, in "The Crazies" greift Romero diese wütenden Parallelen wieder auf und verpackt sie in eine realitätsnahe Sci-Fi-Geschichte. Die Kleinstädter werden so von den Ereignissen überrumpelt, dass sie gar nicht wissen, wie ihnen geschieht und sebst in der militaristischen Hierarchie werden für den Einsatz wichtige Informationen ganz nach persönlicher Willkür weitergereicht und zurückgehalten. Und wieder ist Romero um tiefschwarze, ironische Szenen nicht verlegen, wenn er etwa seinen Virenforscher (Richard France), der soeben ein Immunitätsserum gefunden hat, unter die trampelnden Füße der inkompetenten Soldaten geraten lässt, bevor er seine Ergebnisse veröffentlichen kann. Dass für ein Versehen um eine Waffe, die in ihrer schauerrlichen Perfidie dazu dient, oppositionelle Systeme zu bekämpfen, eine ganze Stadt im eigenen Land dran glauben muss, ist ja im Grunde schon die sarkastischste Prämisse überhaupt.
Auch technisch, mit brillantem Schnitt und metaphorischen Bildern, wirkt Romeros Schreckensvision stark nach.
Meisterlich.
9/10
#709
Geschrieben 02. April 2007, 10:03
Coffy ~ USA 1973
Directed By: Jack Hill
Krankenschwester und eiskalter Racheengel: Coffy (Pam Grier) knöpft sich systematisch diverse Unterweltgrößen vor, um die Drogensucht ihrer elfjährigen Schwester zu rächen. Dabei ist sie in ihren Methoden alles andere als zimperlich, ihre Gegner, Pusher und Perverse, haben's aber kaum besser verdient.
Hills Blaxploiter ist eines der Schmuckstücke seiner Zunft und steht in seiner forsch-naiven Selbstjustizpropaganda dem einem Jahr später in New York vigilantierenden Paul Kersey in nichts nach. Im Gegenteil: Anders als Winners "Death Wish" gestattet sich "Coffy" aber erst gar keinen thematischen Diskurs und unterstützt das Vorgehen seiner Heldin, die, machen wir uns nichts vor, selbst nicht mehr alle Nadeln an der Tanne hat, mit jeder Drehbuchfaser. Die rohe Gewalt, mit deren Unterstützung Hill seiner schmutzigen Bilder vom Stapel lässt, dürfte in der Tat maßstabssetzend gewesen sein. Herrlich die zurschaugestellten Klamotten und Auftreten diverser B-Größen, darunter der unlängst zu neuerlicher Popularität gelangte Sid Haig und Robert DoQui, RoboCops Chef. Diesen kann man hier als ultraschmierigen King George genießen - ein echter Schlager.
Die deutsche Fassung, so von Interesse, genehmigt sich dazu (mit einer brillanten Synchro-Besetzung übrigens) noch allerlei Flapsigkeiten und Späßchen, die "Coffy" für eine Chronik des Siebziger-Jahre-Kinos unentbehrlich machen. Insbesondere auch der supersouligen Musik von Roy Ayers wegen, versteht sich.
8/10
#710
Geschrieben 03. April 2007, 15:41
Parole De Flic (Der Panther) ~ F 1985
Directed By: José Pinheiro
Daniel Pratt (Alain Delon), ehemals bei der Lyoner Polizei, führt ein idyllisches Aussteigerleben auf einer afrikanischen Insel, bis er vom gewaltsamen Tod seiner Tochter (Aurelle Doazan) erfährt. Pratt kehrt zurück nach Frankreich und kommt mithilfe der feschen Polizistin Sabine (Fiona Gélin) einer Clique von Selbstjustizlern auf die Spur, die sich munter durch die Trabantensiedlungen ballert. Pratt, besessen von Rachegedanken, greift selbst zur Kanone.
Ansprechender Actionkrimi mit einem sehr körperbetonten Delon. In einer dramaturgisch völlig redundanten Szene sieht man ihn in einem Fitnessstudio beim Training, das unter anderem die Nähte eines Sandsacks fordert. Delon war zum Zeitpunkt des Drehs immerhin knapp 50 und wollte wohl, ähnlich wie Kollege Bebel, demonstrieren, dass er längst noch nicht zum alten Eisen gehört. Man könnte "Parole" als politisch unkorrekt bezeichnen, wenn er auch nicht ganz so grell daherkommt, wie Belmondos seinerzeit entstandenen, vergleichbaren Werke. Als patenter Genrekost mit 80er Flair kann man sich jedenfalls auch heute noch am "Panther" gütlich tun.
7/10
#711
Geschrieben 03. April 2007, 16:00
Ultimo Mondo Cannibale (Mondo Cannibale 2 - Der Vogelmensch) ~ I 1977
Directed By: Ruggero Deodato
Robert (Massimo Foschi) und sein Freund Ralf (Ivan Rassimov) landen mit einem Sportflugzeug auf einer philippinischen Insel. Der Pilot (Sheik Razak Shikur) und seine Freundin (Judy Rosly) überleben die baldige Begegnung mit den auf der Insel hausenden Kannibalen nicht. Bei einem Floßunfall stürzt Ralf dann in die Stromschnellen. Robert wird gefangen genommen und von den wie zur Steinzeit lebenden Ureinwohnern gequält und gedemütigt, bis ihm die Flucht gelingt. Zusammen mit einer Indianerin (Me Me Lai) schlägt er sich durch den Urwald.
Wieder ein Fall von deutschem Etikettenschwindel, denn mit Lenzis Film (der ohnehin einen anderen Originaltitel trägt) hat "Ultimo Mondo" nichts zu tun, außer vielleicht, dass Me Me Lai und Rassimov in beiden auftreten. Kaum weniger nervenaufreibend als in "Cannibal Holocaust" kommt Deodato hier zur Sache, wenn auch die zivilisationskritische Ebene völlig ausbleibt. Man begnügt sich damit, die Eingeborenen als primitives, wenn auch faszinierendes Naturvölkchen zu charakterisieren. Eine Menge Tiere müssen wieder in gewohnter Weise dran glauben, aber über Sinn und Unsinn dieser für die Kamera ausgebeuteten Schlachtungen zu diskutieren, ist ja beinahe müßig. Deodato erweist sich trotzdem als Könner seines Fachs, da er diesem ansonsten spekulativen Blödsinn eine erlesene Scope-Fotografie zuteil werden lässt und immerhin in der bewussten Kreierung einer völlig abseitigen Atmosphäre meisterlich auftrumpft. Für eine Werkschau des wohl einzigen originären italienischen Subgenres des Kannibalenfilms ist "Ultimo Mondo" so oder so unerlässlich.
6/10
#712
Geschrieben 04. April 2007, 09:48
La Vampire Nue (Die nackten Vampire) ~ F 1969
Directed By: Jean Rollin
Der junge Georges Radamante (Olivier Martin) hat eine eigenartige, nächtliche Begegnung mit einem hübschen Mädchen (Caroline Cartier), das, nur bekleidet mit einem Chiffon-Kleid, durch die Gassen von Paris irrt. Eine Gruppe mit Tiermasken bekleideter Entführer nimmt sie schließlich mit. Georges macht sich voller Verliebtheit und Faszination auf die Suche nach der stummen Schönheit. Die Spur führt zum Château seines Vaters (Maurice Lemaître), wo die Mitglieder eines seltsamen Suizidkults sich selbst der jungen Dame als Opfer feilbieten. Scheinbar handelt es sich um eine Vampirin.
Eine Synopsis zu Rollins Filmen ist in den allermeisten Fällen eine schon überflüssig zu nennende Angelegenheit und die obige steht auch nur aus Gewohnheitsgründen dort. Rollin ist möglicherweise einer der verkanntesten Bildkommunizierer unserer Zeit. In seinen Filmen geht es nicht um die Abwicklung inhaltlicher Vorgaben, sondern einzig um die Erzeugung von Stimmungen, Suggestionen, Impressionen. Wenn man überhaupt von einem Thema sprechen kann, das sich dann aber durch Rollins sämtliches Schaffen zieht, dann von der Faszination des Morbiden, der erlösenden Ruhe der "anderen Seite". In "Vampire Nue" steht die seltsame Bewegung der Unsterblichen, der sich Georges am Ende anschließt, für eine dunklen, aber sanften und gleichsam pazifistisch ausgerichteten Ableger der Hippiebewegung, der seine Erfüllung nicht in naiver Blumenkind-Schwelgerei sucht, sondern im Grau einer Traumwelt, in der für das ausbeuterische Großkapital - hier personifiziert durch Georges' Vater - kein Raum ist.
Man muss sich auf die für Rollin erforderliche Art der Rezeption schon einlassen können, jene Art absurden Theaters, die es hier manchmal gibt (unterlegt mit Violingezupfe und einer visuellen Vorliebe für Brüste), akzeptieren - ist man dazu bereit, erwarten einen wohlige ästhetische Schauer.
7/10
#713
Geschrieben 05. April 2007, 15:32
Cet Obscur Objet Du Désir (Dieses obskure Objekt der Begierde) ~ F/E 1977
Directed By: Luis Bunuel
Der alternde, verwitwete Großbürger Mathieu (Fernando Rey) berichtet seinen Mitpassagieren im Zug von Sevilla nach Paris, warum er zuvor am Bahnhof einer jungen Dame (Carole Bouquet bzw. Angela Molina) einen Eimer Wasser über den Kopf geschüttet hat. Er ist jener Spanierin namens Conchita, die die wachsende sklavische Zuneigung ihres Verehrers trefflich für ihre gemeinen Spielchen zu nutzen weiß, hoffnungslos verfallen. Jedesmal, wenn Mathieu sich von Conchita zu lösen scheint, bindet sie ihn nur noch mehr an sich.
Bunuels letzte Regiearbeit ist wieder herrlich anzuschauen. Auch hier treiben ihn sarkastische Themen wie der Terror von links und rechts an, Pierre Louys bereits mehrfach verfilmten Roman nutzt er kaum, um dessen unmögliche, tragikomische Liebesgeschichte zu erzählen, sondern viel eher, um erneut den Bourgeois als Trottel zu ironisieren. Zeit für surrealistische Spielereien lässt er sich ebenfalls. Die Protagonistin wird abwechselnd von zwei Hauptdarstellerinnen verkörpert, Terroristen und/oder Straßenräuber, manchmal auch Beide zugleich, sind dauerpräsent. Am Ende explodiert und verstummt einfach alles, es bleibt unklar, ob Mathieu, nachdem er bereits mehrfach das Opfer materiell bedingter terroristischer Übergriffe geworden ist, nun schlussendlich auch sein Leben lassen musste. Ganz besonders interessant auch die kunstvolle Rahmenkonstruktion um die Zugreisenden, die sich alle bereits zuvor begegnet sind. Für mich einer der besten Beweise, dass sogenanntes "anspruchsvolles" Kino keinesfalls steif und langweilig sein muss, sondern auch ansprechen kann.
9/10
#714
Geschrieben 05. April 2007, 19:27
DoppelPack ~ D 2000
Directed By: Matthias Lehmann
Hoffi (Markus Knüfken) und Lehmi (Eckhard Preuß), wohnhaft in Dortmund, sind übelst verkatert. Dabei tritt Attila The Stockbroker am Abend in Dorstfeld auf und da muss man hin. Muss nur irgendwie der Tag rumgebracht werden, aber die Ruhrmetropole bietet ja zum Glück Anregungen satt.
Traumhafter Film um zwei Typen, die zwar längst jenseits der 30 sind, sich aber noch immer keinen so rechten Lebensentwurf zurechtgezimmert haben - und auch gar keinen wollen. Böse Zungen würden die beiden Jungs als "Hänger" bezeichnen, dabei sind sie äußerst sympathisch. Trinken halt gern mal einen über den Durst, wohnen noch bei Mama und mögen Punkrock. Da ist doch eigentlich nichts Schlimmes bei.
Lehmann und Preuß, der am Drehbuch mitgewerkelt hat, setzen sich selbst, ihrer Stadt und jedem, der auch nur die geringste Identifikationsbasis mit den zwei Protagonisten findet, ein formidables Denkmal. Zugeständnisse an den Massengeschmack gibt es so gut wie keine und überhaupt würden die allermeisten Leute über das spätpubertäre Verhalten von Hoffi und Lehmi wohl bestenfalls die Nase rümpfen. Aber dass selbst zwei so hoffnungslose Fälle, Lehmi spricht von sich selbst stets als "Steißlage", ein Deckelchen finden - und das ausgerechnet an dem denkwürdigen Tag, als Attila im Check-O-Lala auftritt, qualifiziert sie doch zu funktionalen Gesellschaftsmitgliedern. Für mich sind die beiden mittlerweile schon sowas wie echte Kumpels, denen ich gestern, man saß in geselliger Runde vor dem Fernseher, beinahe zugeprostet hätte. Hab' "DoppelPack" schon bei seinem Kinoeinsatz geliebt und werd's auch weiterhin tun.
10/10
#715
Geschrieben 06. April 2007, 09:36
Shaft ~ USA 1971
Directed By: Gordon Parks
John Shaft (Richard Roundtree), ein schwarzer Privatdetektiv in New York, wird von dem Gangsterboss Bumpy Jonas (Moses Gunn) engagiert, um dessen entführte Tochter (Sherri Brewer) zu finden. Bumpy gibt vor, nicht zu wissen, wer die Entführer sind und Shaft gerät mitten in einen schwarz-weißen Gangsterkrieg, in dem auch noch die überforderte Polizei, sowie ein Black-Panther-Ableger mitmischen.
Die vielgebrauchte Kategorisierung 'Blaxploitation' erweist sich als nicht ganz passend für "Shaft". Weniger als die allermeisten Nachfolger stützen sich Autor Tidyman und Parks auf die erst später reifenden, berüchtigten Merkmale des Genres. Es gibt zwar deutliche Tendenzen, die John Shaft als den personifizierten Entertainmenthelden des black consciousness ausweisen - er ist stets Herr der Lage und Alleskönner, ein omnipotenter Liebhaber und schleudert v.a. die alltäglichen Rassismen beherzt gegen das weiße Volk zurück - doch der Zeigegestus, der Blaxploitation nicht nur zu einem morphologischen, sondern auch zu einem semantischen Ableger der Exploitation macht, fehlt hier noch weitestgehend. Im Prinzip ist "Shaft" ein um die frühen 70er handelsüblicher Kriminalfilm, dessen Held anstelle eine wortkargen Weißen eben ein großmäuliger Schwarzer ist. Nicht von der Hand zu weisen ist allerdings der Erfolg, den Roundtrees ikonenhafte Darstellung nach sich zog, und der letztlich den Weg ebnete für die Riesenwelle von Ablegern, die kurz darauf das Kino ansteuerte.
Obligatorisch zu erwähnen und beinahe toller als der Film wäre noch Isaac Hayes legendärer Soundtrack, der seinen Weg selbst auf massenweise deutsche Plattenteller fand.
7/10
#716
Geschrieben 06. April 2007, 16:57
Shaft's Big Score! (Liebesgrüße aus Pistolen) ~ USA 1972
Directed By: Gordon Parks
In Queens wird ein gutherziger Buchmacher (Robert Kya-Hill) ermordet. Shaft (Richard Roundtree), der sich der Schwester (Rosalind Miles) des Toten zuliebe an den Fall macht, gerät einmal mehr zwischen die Fronten von schwarzer und weißer Mafia, begegnet seinem alten "Freund" Bumpy (Moses Gunn) wieder und hat es diesmal mit einem Police Captain (Julius W. Harris) zu tun, der zwar schwarz ist, aber auch wesentlich engstirniger als manch weißer Kollege.
In Ermangelung des Originalitätsbonus des ersten "Shaft" und des Übersoundtracks von Isaac Hayes (diesmal stammt die trotzdem sehr hörenswerte Musik vom Allrounder Parks himself) ändert sich nicht viel am qualitativen Grundgerüst der nunmehr in Serie gehenden Krimireihe. Parks bevorzugt jetzt das Scope-Format, was ihm sichtbar ausgefeiltere bildkompositorische Feinheiten gestattet. Besonders schwelgerisch eine Discoszene mit zwei kostümierten Tänzerinnen, an denen sich die Kamera gar nicht sattsehen mag. Ich übrigens auch nicht.
Shaft indes lässt sich nach wie vor nicht gern von whiteys anrempeln, greift im (im Vergleich zum Vorgänger ungleich spektakuläreren) Showdown zur MP, holzt damit ordentlich zwischen die Reihen des Spaghetti-Syndikats und bekommt sogar eine Tracht Prügel. Diese bleibt aber nicht lang ungesühnt und wird mit doppelter Münze zurückbezahlt. Right on.
6/10
#717
Geschrieben 06. April 2007, 17:24
Shaft In Africa (Shaft in Afrika) ~ USA 1973
Directed By: John Guillermin
Ein äthiopischer Emir (Cy Grant) heuert Shaft (Richard Roundtree) mittels einer ausgebufften Rekrutierungsaktion an, um einem modernen Sklavenhändler (Frank Finlay) auf die Spur zu kommen, der Afrikaner als billige Arbeitskräfte nach Paris verschifft und dort unter menschenunwürdigen Bedingungen hausen lässt. Shaft schmuggelt sich in die Handelsroute der Menschenschacherer ein und hebt den ganzen Verein bis zur Spitze aus.
Nachdem bereits mehrfache unbeholfene Vergleiche zu James Bond gezogen wurden, sah man sich bei MGM offenbar unter dem Zugzwang, diesen Parallelen zu entsprechen. Für den leider letzten Teil der kurzen "Shaft"-Serie wurde dann die Belegschaft hinter der Kamera fast komplett "eingeweißt". Glücklicherweise macht sich dieser Wechsel nicht ganz so extrem bemerkbar, wie man es befürchten könnte, aber einige Offensichtlichkeiten mochte man sich dann doch nicht verkneifen. Nicht nur, dass man als Vorbereitung der deutlich verschärften Sex- und Gewaltmomente die nicht faule Konkurrenz mit Sicherheit gut im Blick hatte, auch der ab sofort globale Aktionsradius des Privatdetektivs verfährt ganz nach der alten Studiologik von der Verhältnismäßigkeit von Budgetsteigerung und Marktwert. Dass gerade Tidymans territorial eingeschränkte New Yorker Krimigeschichten die ersten beiden Folgen so sympathisch machten, war den Verantwortlichen wohl nicht ganz klar. Tja, und dass der Titelsong von den Four Tops stammt, bedarf wohl keines weiteren Kommentars. Doch "Shaft In Africa" rettet sich durch einen ungleich derber zu Werke gehenden, besser und besser werdenden Roundtree, der durchweg den Anschein macht, als habe er die Sache ohnehin fester im Griff als alle anderen Beteiligten. Danach gab's dann bloß noch die siebenteilige TV-Reihe und einen späten Gastauftritt als Jackson-Onkel. Schade, ich hätte Shaft, dem Original noch ein paar Kinoauftritte gegönnt.
6/10
#718
Geschrieben 07. April 2007, 08:52
Walking The Edge (The Hard Way) ~ USA 1983
Directed By: Norbert Meisel
Nicht nur, dass der Ex-Baseball-Pro, Kleinganove und Taxifahrer Jason Walk (Robert Forster) ohnehin beschissen dran ist in letzter Zeit, als er eine schießwütige Asiatin (Nancy Kwan) durch die Gegend kutschiert, sitzt er erst richtig in der Patsche. Es stellt sich heraus, dass jene attraktive Dame namens Christine den Mord an ihrem Sohn rächen will, und zu diesem Zweck vier Ganoven (Joe Spinell, James McIntire, Wayne Woodson, Luis Contreras) aufs Korn genommen hat. Drei davon bleiben jedoch am Leben und eröffnen die Jagd auf das ungleiche Paar.
Meisel, der nur wenige Regieeinträge verzeichnet (darunter den legendären Gangsterporno "Mafia Girls"), konnte mit "Walking The Edge" wenigstens einmal in seiner Schattenkarriere reüssieren. Leider hat die Öffentlichkeit auch hiervon wenig Wind bekommen -leider, da eine wirklich liebevoll erzählte Geschichte herauskam aus dem Milieu der kalifornischen Kleingangster, die sich innerhalb ihres Mikrokosmos irgendwie alle kennen und gegenseitig mal mehr, mal weniger schätzen. Die Nebenschauplätze machen den Film erst richtig interessant. Jason (in Verballhornung des Protagonistennamen hätte der Film auch gut "Jason Walks" oder "Jason's Walk" betitelt werden können), auf der Suche nach Zuflucht und Moneten, kurvt durch die ganze Stadt (man meint, es handle sich um L.A. und tatsächlich ist der Film auch dort gedreht worden, das Script schließt dies aber aus) und platzt mal herein bei einem hochwichtigen Billardspiel im Hinterzimmer einer Tangobar oder muss sich von einer wasserfallartig plappernden Nutte beschimpfen lassen. Robert Forster sieht mit wirrem Lockenkopf aus, als habe er nächtelang durchgezecht und liefert trotzdem eine in allen Belangen überzeugende Vorstellung.
Super.
8/10
#719
Geschrieben 07. April 2007, 14:09
The Believers (Das Ritual) ~ USA 1987
Directed By: John Schlesinger
Nachdem seine Frau (Janet Laine-Green) einen Unfalltod gestorben ist, zieht Polizeipsychologe Cal Jamison (Martin Sheen) nebst Filius (Harley Cross) nach New York. Dort wird er mit den offenbar kultisch motivierten Morden an zwei Kindern und einem durchgedrehten Police Officer (Jimmy Smits) konfrontiert. Zusammen mit Lt. McTaggert (Robert Loggia) stößt Jamison auf die Brujeria-Sekte, eine schwarzmagische Splittergruppe der kubanischen Santeria. Zu seinem Entsetzen stellt Jamison fest, dass sogar Menschen aus seinem Privatumfeld Fanatiker sind.
Ein stets wiederkehrendes Merkmal bei Schlesingers bedeutsameren Filmen (und "The Believers" würde ich unbedingt dazuzählen) ist der Einbruch einer inneren oder äußeren - meist bösartigen - Übermacht in den Alltag unbedarfter Menschen. Dafür hat sich der Regisseur im Laufe seines Schaffens sogar als großer Spezialist erwiesen. Ganz abgesehen davon, dass es in den 80ern schick war, heidnische karibische Religionen für Horrorfilme auszubeuten, erweist sich "The Believers" ergo als die Arbeit eines achtbaren Profis mit wohldosierten Schreckmomenten und einer sich über die Länge des Films strudelartig zusammenziehenden Spannungskurve. Unter der vornehmlichen Nutzung konventioneller Mittel bewirkt die Inszenierung eine treffliche Charakterisierung; dem traumatisierten Vater-Sohn-Paar wird noch genügend Erzählzeit eingeräumt, um dessen Anpassung an das "neue Leben" zu zeigen mit Helen Shaver als Mutterersatz. Ob ich die Schlusssekunden als unbeholfen oder schockierend einstufen soll, war mir bis dato nie klar und ist es auch immer noch nicht. Entscheide jeder selbst.
8/10
#720
Geschrieben 07. April 2007, 15:45
Firestarter (Der Feuerteufel) ~ USA 1984
Directed By: Mark L. Lester
Die kleine Charlie (Drew Barrymore), Tochter zweier für Regierungsversuche missbrauchter Probanden (David Keith, Heather Locklear), weist eine besondere Fähigkeit auf: Sie ist Pyrokinetikerin, d.h. sie kann beliebige Dinge sich einfach entzünden lassen. In einer Mischung aus Furcht und Eigennutz hetzt der skrupellose Captain Hollister (Martin Sheen) vom "Institut" den psychotischen Killer Rainbird (George C. Scott) hinter dem Mädchen und seinem Vater her - und nimmt die beiden schließlich gefangen. Mit fatalen Folgen.
De Laurentiis mit seinem Näschen für spektakuläre Großleinwandstoffe brachte in den 80ern mehrere King-Verfilmungen auf den Markt, darunter auch diese. Das Grundgerüst der Geschichte ist unübersehbar eine Variation von "Carrie", nur dass diesmal Militärs mitmischen und Einflüsse aus De Palmas "The Fury" und Cronenbergs Medizinhorror unübersehbaren Einzug halten. "Firestarter" schenkt sich im Gegensatz zu des Kanadiers Sachen jedoch jede kritische Betrachtung, die der Stoff bereithält. Mit Lester, einem routinierten Mann für bombastische Action und gutturale Gewalt, fand man den idealen Vorarbeiter für eine wenig fordernde, aber dramatische Aufbereitung des King'schen Romans. Dazu noch Scott als herrlich fieser Psycho-Onkel und fertig geschnürt ist das ordentliche Unterhaltungspäckchen - garantiert ohne nachfolgende Einschlafprobleme.
7/10
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