In meinem Herzen haben viele Filme Platz
#91
Geschrieben 16. Oktober 2005, 08:52
Cellular (Final Call) ~ USA 2004
Directed By: David R. Ellis
Entführte Mutti (Kim Basinger) schafft es trotz widrigster Umstände einen ziemlich hedonistischen Beach Boy (Chris Evans) an die Strippe zu kriegen. Dieser hat sich - welch glückliche Fügung - just dazu entschlossen, sein verantwortungsloses Leben in den Griff zu bekommen und tut daher alles, um der gutaussehenden Dame und ihrer Familie aus der Patsche zu helfen...
Es gibt nur wenige Dinge, die, im sprachkulturellen Sinne, ähnlich peinlich sind wie die Anglo-Germanisierung von Wörtern wie "cell-phone" (zu "Handy"), und dazu gehören einge(englisch-)deutschte Filmtitel. Dass man dem hiesigen Publikum damit nichts weniger als einen mangelnden Intellekt unterstellt, scheint diesem nur marginal bewusst zu sein.
Allerdings ist "Cellular" auch kein intelligenter Film. Eine arg konstruierte Geschichte, für den puren Suspense-Gedanken. Autor Larry Cohen, der früher mal wirklich interessante Filme gemacht hat, gibt mehr oder weniger zu, dass der Plot nur eine Variation von dem ebenfalls von ihm stammenden "Phone Booth" ist. Böse Zungen nennen so was "Eigenplagiat".
Was bleibt, ist eine Ode ans Mobiltelefon.
Sonnige Feierabendunterhaltung mit einigen peinlichen Flachkloppern, die garantiert keinem Kopfschmerzen bereitet.
5/10
#92
Geschrieben 17. Oktober 2005, 20:51
Slaughter ~ USA 1974
Directed By: Jack Starrett
Jim Slaughters (Jim Brown) Eltern kommen durch eine Autobombe ums Leben. Sein Vater hat versucht, die Mafia zu hintergehen. Natürlich lässt Slaughter, im Nam-Krieg Captain bei den Green Berets, diese Schmach nicht auf seinen breiten Schultern sitzen und so nimmt er, unter der Schirmherrschaft der Behörden (repräsentiert durch Cameron Mitchell), Tuchfühlung mit den Mobstern in Mexiko auf, an seiner Seite den etwas trotteligen Harry (Don Gordon) und Mafia-Blondchen Ann (Stella Stevens), die, einmal von Slaughters Qualitäten überzeugt, schnellstens die Seiten wechselt.
Jim Brown, Ex-Footballstar mit beeindruckender Physis, ist einer der Supermänner im Blaxploitation-Kosmos. Er prügelt zuerst und fragt dann und seiner Manneskraft kann keine Lady widerstehen. Dass der average white guy ihm in jeder Beziehung klar unterlegen ist, demonstriert Don Gordon, ehemals Partner von Steve "Bullitt" McQueen, recht eindrucksvoll.
Stella Stevens, uns allen noch als hübsche Studentin aus dem "verrückten Professor" in Erinnerung, zeigt sich hier mal hüllenlos und die Gangster entsprechen wohl den miesesten Maccaroni-Klischees (insbesondere der Capo Felice (Norman Alfe) - mit graumeliertem Krauskopf, gestärktem Riesenkragen inkl. Brustbehaarung und noch heiserer als Marlon Brando - ein HAMMER!).
Formal bestenfalls solide (warum nur diese ständige Froschauge-/Zeitlupen-Melange?) hält der Film sich innerhalb seines Subgenres trotzdem absolut tadellos. Der Showdown ist knüppelhart, mit grellrotem 70er-Kunstblut in Szene gesetzt und erst die Ballermänner - sowas gibt's heute einfach nicht mehr!
7/10
#93
Geschrieben 19. Oktober 2005, 14:53
Pünktchen und Anton ~ BRD 1999
Directed By: Caroline Link
Pünktchen (Elea Geissler) und Anton (Max Felder) sind die besten Freunde und gehen zusammen durch dick und dünn.
Trotzdem sind sie auf ihre Art beide ein wenig einsam - Antons Mutter (Meret Becker) ist krank und kann daher nicht für den Lebensunterhalt sorgen, außerdem verleugnet sie Antons Vater. Pünktchen kommt aus reichem Hause, ihre Mutter (Juliane Köhler), in der Entwicklungshilfe tätig, hat kaum Zeit für die Tochter. Zusammen meistern die Kinder dann aber doch nahezu jedes Problem...
Caroline Link macht ehrliche, gefühlvolle Filme und zählt nicht umsonst zu den angesehensten Filmemachern bei uns. Auch diese Kästner-Adaption, die zugleich wunderbar naiv (oder nennen wir es positiver besetzt 'kindgerecht') und zugleich bestechend scharfsinnig daherkommt, trägt eine ganz universelle Aussage in sich.
Es gibt richtig brillante Momente, wie den, als Pünktchen, als Straßenmädchen verkleidet, in der U-Bahn all die Nachtgestalten um sich schart und eine exorbitante Gesangsnummer vorführt. Oder am Ende, nachdem die Polizisten Benno Fürmann (endlich hat der mal eine Rolle, die ihm zukommt) hops genommen haben, und sich dann erstmal mit der alten Haushälterin einen hinter die Binde kippen.
Dahinter steckt eine angenehm unaufdringliche Form von Philanthropie. Rundum geglückt.
9/10
#94
Geschrieben 20. Oktober 2005, 18:15
La Frusta E Il Corpo (Der Dämon und die Jungfrau) ~ I/F 1963
Directed By: Mario Bava
Der von seiner Familie verstoßene, aristokratische Ränkeschmied Kurt (Christopher Lee) kehrt aufs malerisch gelegene Schloss seiner Ahnen zurück, um dort wiederum für Unruhe zu sorgen.
Die unglücklich mit Kurts Bruder (Tony Kendall, haircrimes galore!) verheiratete Nevenka (Daliah Lavi) ist Kurt längst in einer Mischung aus Abscheu und masochistischer Lust verfallen. Als Kurt umgebracht wird, und kurz darauf auch sein Vater (Gustavo de Nardo) Opfer eines Opfer eines Anschlags wird, gibt es auf Schloss Menliff das große Rätselraten: Whodunit? Oder ist Kurt gar aus dem Grab zurückgekehrt, um Rache an den Lebenden zu üben?
Bavas unter Pseudonym (John M. Old) gefertigtes Schauerstück ist einmal mehr eine Lehrstunde in Sachen ausgefallene Farbkomposition: Nicht nur die Küstendämmerung und das Schlossinterieur leuchten in aufregenden Tönen, insbesondere die Menliff'sche Familiengruft, in knallig rotes und grünes Licht getaucht, erinnert uns wieder daran, wieso wir den Maestro so lieben. Auch wenn das Grundgerüst der Geschichte und einige Dialogzeilen der Feder Hedwig Courts-Mahlers entsprungen sein könnten, fängt die Leidenschaft für die gepeitschte, stöhnende Daliah Lavi sehr schnell Feuer. Und dass Lee (hier in seiner zweiten Zusammenarbeit mit Bava) prinzipiell eine Bank ist, ist müßig zu erwähnen.
Wie ein guter Jahrgangswein: Etwas schwer, aber dafür süß und edel und mit ein paar Umdrehungen mehr als die jüngeren Jahrgänge.
7/10
#95
Geschrieben 29. Oktober 2005, 19:42
House Of Wax ~ USA 2005
Directed By: Jaume Collet-Serra
Sechs Freunde, darunter das Zwillingspärchen Carly (Elisha Cuthbert) und Nick (Chad Michael Murray), landen auf dem Weg zu einem Football-Spiel im Redneck-Wasteland und sehen sich alsbald zwei durchgeknallten Brüdern (wiederum Zwillinge) gegenüber. Diese präparieren jeden Durchreisenden als Exemplar für ihr kleines Wachsstädtchen...
Passend zu dem üblichen Hinterwäldler-/Slasher-Gedöns der letzten Jahre bietet "House Of Wax" solide, manchmal richtig gemeine Unterhaltung und viel Jux. Einige alteingesessene Genrefans konnten sich schon mit Filmen Marke "Wrong Turn" und "Cabin Fever" kaum anfreunden, mir geht es da anders. Ich finde in diesen grundsätzlich immergleichen Fiesfilmen verlässliches Entertainment, das mir, mag diese Äußerung einigen auch blasphemisch erscheinen, ebensolchen Spaß bereitet, wie Old-School-Klassiker vom Schlage "Tourist Trap" und "Mother's Day". Ich könnte nicht mal eindeutig erläutern wieso, aber ich werde derartigen Müll einfach nicht müde. Vielleicht liegt es daran, dass diese Streifen sich keinen hochmütigen Anstrich geben, sondern ihre bescheidene Herkunft nicht verleugnen. Aus dem Hause "Dark Castle" finde ich "House Of Wax" neben dem "House On Haunted Hill"-Remake jedenfalls am ansehnlichsten ("13 Ghosts" war mies).
Mit den beiden klassischen Versionen von Michael Curtiz und André De Toth hat die angebliche Neuvariante freilich nur das Motiv der eingewachsten Opfer gemein, ansonsten bleiben die beiden früheren Meisterstücke in ihrer altehrwürdigen Eleganz natürlich völlig unangetastet.
6/10
#96
Geschrieben 29. Oktober 2005, 20:07
The Sentinel (Hexensabbat) ~ USA 1977
Directed By: Michael Winner
Die junge New Yorker Schauspielerin Alison (Cristina Raines) will sich aufgrund schlechter Erfahrungen im eigenen Elternhaus nicht zu sehr an ihren Freund Michael (Chris Sarandon) binden und sucht sich daher eine eigene Wohnung, die sie par terre in einem Haus in Manhattan findet. Ihre Mitmieter, allen voran der zappelige Chazen (Burgess Meredith), scheinen durch die Bank nicht ganz dicht zu sein, und selbst der alte, unentwegt aus dem Fenster seiner Dachwohnung stierende Vater Halliran (John Carradine) bildet da keinen Trost. Als Alison zu hören bekommt, dass sämtliche Wohnungen im Haus außer ihrer und der obersten leerstehen, fängt sie an, an ihrem Verstand zu zweifeln...
Wollte ich schon sehen, seit ich erstmalig Corey Feldman in "Meine teuflischen Nachbarn" darüber referieren hörte ("Da geht es um einen Knilch, dessen Wohnung irgendwie auf seltsame Weise das Tor zur Hölle ist...") und habe mir jetzt endlich mal die RC-1-DVD bestellt.
Kurzum: Es hat sich mehr als gelohnt. In seinem gewohnt trockenen Seventies-Style (well known durch die Bronson-Filme) zelebriert Winner kompetent ein Potpourri aus den großen Teufelsfilmen der Vorjahre, von "Rosemary's Baby" bis zum "Omen", das mit den Vorbildern zwar nicht ganz mithalten kann, aber dennoch auf eine ziemlich eigenartige und (typisch Winner) abgründig-freizügige Weise eine ganz eigene Atmosphäre aufweist. Sieht man sich dann noch die Besetzungsliste an, die mindestens fünfzehn bekannte Namen aufweist (gut, seinerzeit waren einige davon noch nicht so bekannt...), weitert sich der offene Mund nur noch umso mehr. Bei genauerer Betrachtung relativiert sich der Vorwurf des tumben Plagiierens wiederum, erscheint Winners Arbeit dann doch im Ganzen sehr eigen und bizarr. "The Sentinel" hat auf jeden Fall Potential, das sich nach weiteren Begegnungen mit ihm noch entwickeln dürfte...
8/10
#97
Geschrieben 29. Oktober 2005, 20:35
You Can't Take It With You (Lebenskünstler) ~ USA 1938
Directed By: Frank Capra
Finanzmogul Kirby (Edward Arnold) ist im Begriff, das größte Geschäft seiner Karriere unter Dach und Fach zu bringen: Ein ganzer Wohnblock soll eingeebnet werden. Dazu fehlt ihm jedoch das Einverständnis des alten, vermeintlich exzentrischen Hauseigners Sycamore (Lionel Barrymore), dessen Enkelin (Jean Arthur) zufällig mit Kirbys Sohn (James Stewart) verbändelt ist. Bis das Paar sich allen Widrigkeiten zum Trotz zusammenrauft und die beiden alten Männer sich die Hand geben dürfen, gibt es einiges an ausweglosen Situationen zu meistern...
Lasset allen Zynismus fahren, ihr, die ihr hier eintretet: hier kommt ein Capra - und zwar ein waschechter! Es ist immer wieder erstaunlich, mit welch genuin simplen Mitteln der Gutmensch Frank Capra seine Botschaft von einem erfüllten Leben ans Publikum übermittelt(e): Frische Naivität statt Kalkül, Altruismus statt Eigennutz, Großherzigkeit statt Hochnäsigkeit. Und in James Stewart (oder Gary Cooper) fand Capra stets seinen willfährigen Agenten. Ich muss gestehen, dass ich der zwar hoffnungslos irrealen, aber unbeirrbar optimistischen Sichtweise von Capras Filmen total verfallen bin. Alle Jubeljahre, wenn ich mal wieder einen sehe, wird mir unfreiwillig warm ums Herz und für kurze Zeit nehme ich mir vor, ein besserer Mensch zu werden. Die ziemlich anarchistisch angehauchten Lebensweisheiten, die Grandpa Sycamore als des Meisters Sprachrohr praktisch permanent losläst, sind in ihrer unbestechlichen Einfachheit so ultimativ, dass man sie problemlos zu absoluten Existenzmaximen ernennen kann.
Zwar ist "You Can't Take It With You" nicht ganz so sentimental wie der spätere Weihnachtsklassiker "It's A Wonderful Life", aber das muss ja nichts Schlechtes heißen. Capra macht hier noch manche Zugeständnisse an die Screwball Comedy, etwa wenn im Haus der Sycamores ein heilloses Durcheinander entsteht, als die Steuerfahndung aufkreuzt.
Ganz, ganz feiner, schöner Film.
9/10
#98
Geschrieben 29. Oktober 2005, 20:54
Wonderland ~ USA 2003
Directed By: James Cox
Als er wegen seines andauernden Kokainkonsums aus der Branche fliegt, muss sich Pornodarsteller John Holmes (Val Kilmer) auf andere Art und Weise durchs Leben bringen. Zusammen mit einigen kleinkriminellen Kumpanen baldovert er einen Plan aus, den Gangster Eddie Nash (Eric Bogosian) zu überfallen und zu berauben. Dieser "Coup" führt zu den "Wonderland"-Morden, bei denen vier Menschen ihr Leben lassen müssen.
Ambitioniertes, aber unentschlossenes Drama mit authentischem Anstrich. Weiß man nichts oder wenig über Holmes' Biografie (wie ich zunächst), wirkt "Wonderland" denn auch wenig erhellend sondern eher zerfahren. Im Doppelpack mit der Dokumentation "Wadd: The Life And Times Of John C.Holmes" (1998), die auf DVD im Duett mit dem Film daherkommt, funktioniert selbiger dann doch noch irgendwie im Nachhinein, was aber letztlich nicht der Sinn der Sache sein kann.
Val Kilmer (ein Mensch, dem die Arroganz ins Gesicht geschrieben steht) liefert eine sehr respektable Leistung als Pimmellegende Holmes, seine Darstellerkolleginnen und -kollegen sind bestenfalls solide. Die holprigen Schnitte und Farbverfremdungen sollen wohl innovativ wirken, sind aber längst nichts Neues mehr, gerade für diese Art von Film. Hinzu kommt die an "Rashomon" angelehnte, unterschiedliche Schilderung der Sichtweisen der an dem Verbrechen Beteiligten: Nett, nicht mehr.
Vielleicht erwartet uns ja irgendwann nochmal ein kompletteres Biopic über Holmes, lohnen würde es sich sicher. Nur sollte man dann einen etwas hässlicheren und dünneren Akteur hinzuziehen.
6/10
#99
Geschrieben 30. Oktober 2005, 07:16
The Station Agent ~ USA 2003
Directed By: Thomas McCarthy
Finn (Peter Dinklage) ist kleinwüchsig und hat es längst aufgegeben, sich gegen die Überheblichkeit seiner Mitmenschen aufzulehnen. Sein einziges Interesse gilt Zügen. Als seine letzte Bezugsperson, der alte Henry (Paul Benjamin), das Zeitliche segnet, erbt Finn von ihm eine altes Eisenbahndepot in New Jersey, fernab jeder menschlichen Nähe - hofft Finn. Doch der aufdringliche Snackverkäufer Joe (Bobby Cannavale) und die unaufgeräumt wirkende Olivia (Patricia Clarkson) sind scheinbar dauerpräsent...
McCarthys Film lebt von seinen Charakteren, ist zugleich ganz nah an ihnen dran und wahrt respektvoll Distanz - so entsteht ein sehr sympathisches Manifest für das Diktum, dass man es mit Freunden sehr wohl besser hat als allein. Dass diese Botschaft in gänzlich ungeschwätziger Weise vorgetragen wird, verleiht dem Film noch zusätzlich Würde.
"The Station Agent" ist von gelassener, unaufdringlicher Machart und regt allerhöchstens mal zum Schmunzeln an. Damit ist er weitaus cooler als sämtliche Tarantino-Klone der letzten zehn Jahre.
9/10
#100
Geschrieben 30. Oktober 2005, 07:44
Kebab Connection ~ D 2005
Directed By: Arno Saul
Ibo (Denis Moschitto) dreht Kinospots für den Dönerladen seines Onkels (Hasan Ali Mete). Dass es darin mehr um Martial Arts als um Fleischtaschen geht, interessiert das begeisterte Publikum nur wenig. Ibo avanciert zur großen Filmhoffnung des Schanzenviertels. Privat läuft's jedoch nicht so gut: Ibos deutschstämmige Freundin Titzi (Nora Tschirner) ist schwanger. Ibo mag sich weder in die drohende Vaterrolle fügen, noch ist der zukünftige Opa (Adnan Maral) glücklich mit dem interkulturellen Nachwuchs. Konflikte vorprogrammiert.
Nach "Süperseks" eine weitere Culture Clash Comedy, die sich als sehr ähnlich mit dem genanntem Musterfilm erweist. Nicht nur, dass Denis Moschitto (wenn auch durchaus gut) die mehr oder weniger selbe Rolle zum zweiten Mal spielt, auch der Schauplatz (Hamburg), die Personenkonstellation (patriarchalischer, fluchender Vater, selbstbewusste Freundin) bleibt gleich. Dennoch weiß Sauls Film mit ein bisschen Wohlwollen seitens des Zuschauers glänzend und komisch zu unterhalten. Liegt sicher auch daran, dass (der von mir hochgeschätzte) Fatih Akin im zugrunde liegenden Drehbuch einige eigene Erfahrungen unterbrachte, was dem ganzen einen recht realistischen Touch verleiht. Dass neben der Differenz Türken/Deutsche auch der lang schwelende Konflikt zwischen Türken und Griechen beiläufig abgearbeitet wird, ist noch zusätzlich amüsant.
Die humorvolle Hommage an Eisenstein / De Palma, in der sich Sibel Kekilli (als Italienerin!) für Ibos mühevollen Einsatz mit Handtaschenprügel revanchiert, macht "Kebab Connection" dann vollends sympathisch, wenn auch nicht triumphal.
7/10
#101
Geschrieben 30. Oktober 2005, 08:01
Billy Madison ~ USA 1995
Directed By: Tamra Davis
Um die Hotelketten seines Vaters (Darren McGavin) zu erben, besucht der debile, ständig besoffene Billy (Adam Sandler) nochmal sämtliche Schulklassen von der ersten bis zur zwölften im Schnelldurchlauf. Zwischendrin verliebt sich seine Klassenlehrerin aus der dritten (Bridgette Wilson) in ihn und Billy hat es mit allerlei mehr oder weniger beknackten Zeitgenossen zu tun...
Adam Sandler-Komödien ähneln sich bis aufs i-Tüpfelchen und sind grundsätzlich total dämlich, dennoch gibt es in jeder von ihnen mindestens drei Szenen, die so bizarr sind, dass sie sie über den üblichen Fäkalhumor erheben. Hier wären das u.a. eine Musical-Sequenz, die an Beklopptheit kaum zu überbieten ist, ein mannsgroßer Pinguin, der immer dann auftaucht, wenn Billy total blau halluziniert oder Steve Buscemis (obligatorischer) Auftritt als Madman. Da liege ich dann vor Lachen unterm Tisch, und deswegen mag ich Sandler auch.
Mehr kann ich zu meiner Verteidigung nicht vorbringen.
5/10
#102
Geschrieben 31. Oktober 2005, 14:33
Frogs (Frösche) ~ USA 1972
Directed By: George McCowan
Durch einen blöden Zufall gerät der Biologe Pickett Smith (Sam Elliott) auf das Anwesen des alten Südstaaten-Patriarchen Crockett (Ray Milland). Dieser feiert justament mit seiner Familie mehrere Geburtstage, die sich um den 4. Juli scharen. Etwa zeitgleich mit Smiths Ankunft macht jedoch die Natur mobil gegen den Crocket-Clan. Sämtliches Kleintier-Kroppzeuchs der Gegend wird offenbar von den inflationär vorhandenen Fröschen angestachelt, alle menschlichen Bewohner von Crockettland zu erledigen. Da werden Schlangen, Spinnen, Krokos, Eidechsen und sogar eine Riesenschildkröte (!) zu bösen Killern.
Trotzdem weigert sich Crockett trotz diverser Todesopfer beharrlich, sein Hab und Gut aufzugeben...
Ziemlich müde AIP-Produktion, in der die knallbunten Farben, die deren Filme sonst so auszeichnen, durch blasses grün-grau ersetzt wurden. Nur wenige Highlights werden hier gesetzt (etwa in der hyperaktiv gefilmten Schlusssequenz), in erster Linie. herrscht Langeweile.
Interessant ist es bestenfalls, Sam Eliott mal mit kurzen, noch nicht ergrauten Haaren und glattrasiert zu sehen und wie der hier wiederum bereits in Ehren ergraute Ray Milland, ein Glanzakteur des alten Hollywoods, mit seinem immer noch würdevollem Auftritt diesem Billigstreifen einen unangemessenen Glanz verleiht. Überhaupt eine Mär, wie günstig sich einstmals gestandene Filmschaffende infolge ihres ungesunden Lebenswandels im Alter verkaufen mussten - auch Joseph Cotten, Arthur Kennedy, John Huston oder Orson Welles können ja die ein oder andere späte Talfahrt in ihrer Filmographie verbuchen.
Naja, ganz so grützig, wie mein Anfangsgemecker suggeriert, ist "Frogs" nun auch nicht, immerhin trägt der Film ein ehrbares, wenn auch etwas kryptisch formuliertes Warnschild vor sich her, das in etwa wie folgt lauten könnte: "Wehret der Vergewaltigung der Natur, sonst zahlt sie es euch doppelt und dreifach heim!" Börps.
5/10
#103
Geschrieben 01. November 2005, 15:56
La Maschera Del Demonio (Die Stunde wenn Dracula kommt) ~ I 1960
Directed By: Mario Bava
Im 17. Jahrhundert werden die Hexe Asa Vajda (Barbara Steele) und ihr vampirischer Geliebter Javutich (Arturo Dominici) dem Scharfrichter vorgeführt. Asa verflucht ihren für die Hinrichtung verantwortlichen Bruder und dessen Nachfahren. Bevor das läuternde Feuer des Scheiterhaufens ihrer Seelen Frieden geben kann, löscht ein stürmischer Regen das brennende Holz.
200 Jahre später verantwortet Dr. Kruvajan (Andrea Checchi) durch sein unbedachtes Verhalten das Wiedererwachen von Asa und Javutich, der sich sogleich daran macht, die Vajdas zu dezimieren und Katja (Barbara Steele), die Asa zum Verwechseln ähnlich sieht, für den baldigen Aderlass zu präparieren, der Asa endgültig neues Leben schenken soll. Doch Kruvajans Kollege Gorobec (John Richardson), der ein Auge auf Katja geworfen hat, steht noch zwischen dem Bösen und dessen Machtergreifung...
Bavas eigentlicher Regie-Erstling, dem er zugleich als sein eigener Kameramann jene bis heute unverwechselbaren Bilder angedeihen ließ, zeigt beinahe lehrbuchhaft, wie die ultimative Gruselatmosphäre kreiert wird. Alles ist drin, die Kamera bahnt sich ihren Weg durch Nebeschwaden, krüppeliges Geäst und spinnenbewebte Gruften, der Wind heult, als ob es kein Morgen gäbe. Dass Bava, um diesen Film eindeutig als seinen identifizierbar zu machen, noch nichteinmal seine späteren, exorbitanten Farbgestaltungsmechanismen hinzuzog, spricht für die Einzigartigkeit von Werk und Inszenator. Allein die Bildkompositionen, mustergültig in ihrer Klarheit, verraten bereits seine Handschrift. Und über allem thront die legendäre Steele, die wohl ebenfalls diesem Werk ihren bis heute ungebrochenen Status als ikonisierte Aktrice des Phantastischen verdankt.
Ein Film zum Verlieben, zählt nach meinem Dafürhalten zur cineastischen Allgemeinbildung.
10/10
#104
Geschrieben 01. November 2005, 16:17
Razorback ~ AU 1984
Directed By: Russell Mulcahy
Der alte Wildhüter Jake (Bill Kerr) verliert im australischen Hinterland seinen kleinen Enkel durch den Angriff eines gigantischen Wildschweins. Fortan ist er besessen davon, das Monster, einen Razorback, zu finden und zu töten. Auch die amerikanischen Reporterin Beth Winters (Judy Morris) fällt dem Ungetüm zum Opfer, was wiederum ihren Mann Carl (Gregory Harrison) veranlasst, ins Känguruh-Land zu reisen und nach der Verschwundenen zu suchen...
Die Plotline klingt natürlich extrem krude, was Regisseur Mulcahy, verantwortlich für diverse Videoclips u.a. von Duran Duran, jedoch nicht davon abhielt, daraus eine visuelle tour de force in breitem Scope mit Endzeit-Feeling zu machen. Dass den unbedarften Zuschauer eine solche Bilderflut erwartet, damit kann dieser beim besten Willen nicht rechnen. Da ich die 80er als prägendes Jahrzehnt erlebt habe, kann ich mit Mulcahys Stil natürlich was anfangen. Daher finde ich auch diese Schweinejagd, die ich seit etwa '87 bestimmt an die 5-mal gesehen habe, ziemlich nett. Zum ersten Mal nach all den Jahren durfte ich allerdings den Film in voller Beite erleben - was für ein himmelweiter Unterschied!
Diese alten pan & scan-Videoversionen (in diesem Falle: Constantin) waren in der Tat ein abartiges Verbrechen. Allein Winters' Wüstentraum, nachdem er vor Erschöpfung zusammengebrochen ist: Selten eine repräsentativere Bilderfolge für den vielstrapazierten Begriff "Videoclip-Ästhetik" gesehen. Geht allerdings nur in wide.
8/10
#105
Geschrieben 02. November 2005, 14:41
Murder She Said (16 Uhr 50 ab Paddington) ~ GB 1961
Directed By: George Pollock
Aus ihrem Abteil heraus beobachtet Miss Marple (Margaret Rutherford), wie in einem vorbeifahrenden Schnellzug eine Frau erwürgt wird. Eine Leiche will sich jedoch nicht anfinden, also stellt Miss Marple selbst Anforschungen an. Da der Täter den Körper auf Höhe des Ackenthorp'schen Landguts aus dem Zug geworfen und dann entsorgt haben muss, lässt sich die Hobbydetektivin bei den Ackenthorpes als Wirtschafterin anstellen. Die meisten Familienmitglieder sind sich spinnefeind und so gibt es bald eine Vielzahl von Verdächtigen, die sich jedoch wieder einschränkt, als weitere Todesfälle eintreten ...
Erster Film des Pollock-Zyklus um Agatha Christies etwas betagte Freizeitermittlerin Jane Marple. Schon als Kind habe ich die vier Filme, allen voran die ersten beiden, heiß und innig geliebt. Mit viel Dialogwitz und purely british zählen sie zum Kurzweiligsten, was das Kino der 60er zu bieten hat. Insbesondere die skurrilen Nebencharaktere, neben Marples ewiger amour fou Mr. Stringer (Striger Davis) und dem zunehmend enervierteren Inspector Craddock (Charles Tingwell) sind dies meist Misanthropen undSchwerenöter (wie im vorliegenden Film der alte Ackenthorpe (James Robertson Justice)) machen die unspektakulären, aber stets spannend und schlüssig erzählten Kriminalgeschichten so vergnüglich.
Ein interessantes Anekdötchen ist, dass Joan Hickson, hier als widerborstiges Hausmädchen in einer Minirolle zu sehen, in den 80ern selbst als Miss Marple in diversen TV-Krimis aktiv wurde und die göttlich-unnachahmliche Rutherford quasi beerbte.
9/10
#106
Geschrieben 03. November 2005, 20:45
Land Of The Dead ~ USA/CAN 2005
Directed By : George A. Romero
Fiddler's Green ist eines der letzten Refugien der Menschheit angesichts der erdrückenden Übermacht der lebenden Toten. Hier frönen die betuchteren letzten "Zivilisierten" ihrem bevorzugten Laster: Konsum, Luxus, Dekadenz.
Die Reichen hausen in Lofts und Apartments während die Armen in Slums dahinvegetieren. Über allem thront der selbsternannte Feudalherr Kaufman (Dennis Hopper), dessen Thron jedoch empfindlich zu wackeln beginnt, als Cholo (John Leguizamo), einer seiner Untergebenen, mit einem gepanzerten und bewaffneten Vehikel einen Ausbruch wagt und Kaufman erpresst. Die Zombies rotten sich derweil zusammen und durchleben wahre evolutionäre Quantensprünge ...
Überraschend gelungen finde ich Romeros jüngstes Zombie-Opus. Sein sozialkritisches Fundament hat er auch in "Land" untergebracht, zwar wiederum wenig subtil, aber darin unterscheidet sich dieser Film ja nicht von den Vorgängern.
Die wiedererwachende Intelligenz der Untoten ist nach der semi-erfolgreichen Domestizierung von Bub in "Day" nur konsequent und keineswegs blöd oder fehl am Platze. In "Big Daddy" (Eugene Clark) hat man sogar einen recht beeindruckenden Anführer gefunden. Das einzige, was man "Land" vorwerfen kann, ist, dass dieser im Gegensatz zu den ersten drei Filmen einen regelrechten Happening-Charakter bekommen hat, u.a. mit ein paar Fandom-Cameos, die etwas von der Grundsubstanz ablenken. Die ganz straighten Puristen werden den Studiolook und das Scope-Format bemäkeln. Zugegebenermaßen passt "Land" - rein oberflächlich betrachtet - formal vielleicht wirklich besser zum "Dawn"-Remake als zu den eigenen Wurzeln.
Gut, ein Kammerspiel ist dieser Film gewiss nicht mehr, aber er atmet unbestritten des Altmeisters Seele. So rigoros revolutionär und siegesgewiss wie hier hat der Mann mit der Riesenbrille bisher überhaupt noch nicht für das (Wieder-)Erstarken der Unterprivilegierten plädiert. Sicher bewusst brisant angesichts der immer größer werdenden Kluft im modernen Zwei-Klassen-System..
Mit jedem Film des "Dead"-Zyklus wächst der Enthuisiasmus, der das Ende prägt. Gibt es bei "Night" scheinbar überhaupt keine Hoffnung mehr, wird den "Dawn"-Charakteren immerhin schon eine Flucht ins Ungewisse ermöglicht. "Day" schließlich zeigte einen fürs erste funktionierenden Ausweg. In "Land" zeichnet sich nunmehr - nicht nur symbolisch - ein "Dawn of the living" ab.
Ich prognostiziere mal ganz wagemutig, dass sich, ähnlich wie bei "Day", die Qualitäten von "Land" erst in ein paar Jahren vollends in das allgemeine filmische Bewusstsein erhoben haben werden. Zu gönnen wär's ihm.
8/10
#107
Geschrieben 05. November 2005, 10:09
Furyô Anego Den: Inoshika Ochô (Sex & Fury) ~ J 1973
Directed By: Norifumi Suzuki
Japan zur letzten Jahrhundertwende: Weil ihr Vater, ein Ermittler, von drei Tätowierten ermordet wird, wächst das Mädchen Ochô (Reiko Ike) allein auf. In der Kunst des Schwertkampfs bewandert, macht sie als Erwachsene nach und nach die Attentäter, mittlerweile angesehene Männer der Gesellschaft, ausfindig. In das sich entspinnende, komplexe Konglomerat aus Rache und Liebe verwickelt sind auch einige Dissidenten und englische Agenten unter dem Banner der Diplomatie.
Nach dem sanften Hype hier im Forum musste ich mir die PanikHouse-Scheibe natürlich zulegen. Und: Was für ein Film. Suzuki lässt durchaus auch westliche Einflüsse zu, die sich u.a. deutlich hörbar in der ST-Komposition festmachen lassen, auch der Italo-Western, selbst ja bereits durch einige Beispiele als Reflexion des japanischen Kinos bekannt, durfte hier Pate stehen.
Im Prinzip verrät der englische Titel schon ohne Umschweife die Ausgangsprinzipien: Es geht um Sex und Zorn. Die Beziehungsgeflechte sind für 90 Minuten Dauer regelrecht verwurschtelt, was der Unterhaltsamkeit (und Kunstfertigkeit) des Films aber keinen Abbruch tut. Trotz der zumeist sichtbar artifiziellen Kulissen und weniger, zu vernachlässigender Faux-Pas ist Suzukis kleines, elegisches Meisterwerk sorgfältig und bisweilen sogar edel in Szene gesetzt.
Wie wohl beinahe jeder, der diesem Namen ein Gesicht (oder auch ein Augenpaar oder einen Körper) zuordnen kann, bin übrigens auch ich Christina Lindberg hoffnungslos verfallen. Diese wirkt vor fernöstlicher Kulisse wesentlich exotischer (und v.a. erotischer) als die Protagonistin selbst. Dennoch gliedert sie sich - gambling, shooting, whipping & loving - hervorragend in diesen zugleich außergewöhnlichen und bekömmlichen Exploiter ein.
Weiß nicht mehr, wessen Rezi der letzte Auslöser zum Erwerb der DVD war, also danke ich halt allen, die sich in diesen Gefilden bereits damit befasst haben.
9/10
#108
Geschrieben 05. November 2005, 17:04
Der Schnüffler ~ BRD 1983
Directed By: Ottokar Runze
Der einfach gestrickte Berliner Taxifahrer Herbert Böckmann (Dieter Hallervorden) gerät zwischen die Fronten von Ost und West, nachdem er - ohne es zu merken - eines Nachts seelenruhig die Leiche eines hohen russischen Parteifunktionärs, welcher in krumme Westgeschäfte verwickelt ist, nach Ostberlin befördert. Hernach wollen im CIA, KGB, Polizei und Psychiatrie ans Leder. Herbert als ein rechter Hasenfuß weiß weder ein noch aus. Doch die mit ihm sympathisierende Seelen-Doktrice Anna (Catherine Alric) hat die rettende Lösung parat: Ein Serum, an dem Herbert nur riechen muss, um umgehend zum charismatischen Superagenten zu mutieren ...
Nicht so witzig wie die kurze Zeit später folgenden Doppelgänger -und Enterbtenfilme, aber immer noch passables Didi-Amusement. Vorausgesetzt natürlich, man hat was übrig für den Berliner Blödelbarden. Mancher Anspruch wird allerdings nicht eingelöst. Weder als Politsatire funktioniert Runzes Film, noch als komödiantisches Porträt eines überängstlichen Zeitgenossen, der in Extremsituationen über sich hinauswächst.
Wenn Hallervorden allerdings als Bond-Lookalike mit geschärftem Blick und Luger in der Hand um die Ecke linst, ist das doch reckt komisch. Und am Ende gibt's einmal mehr eine schon als surreal einzustufende Abfolge von Schwachsinnssequenzen, die dem Film einen kleinen Auftrieb gibt.
Ansonsten bestenfalls Durchschnitt.
5/10
#109
Geschrieben 07. November 2005, 15:47
Tales From The Darkside: The Movie (Geschichten aus der Schattenwelt) ~ USA 1990
Directed By: John Hanson
Ein kleiner Junge (Matthew Lawrence) gerät beim Austragen von Zeitungen in die Fänge einer Hexe (Deborah Harry), die ihn ihren Gästen als Abendessen kredenzen möchte. Um sein unrühmliches Ende als gefüllte Hausspezialität hinauszuzögern, liest er dem Teufelsweib drei Geschichten aus einem dicken Schmöker (sinnigerweise so betitelt wie der Film) vor, die sich um eine Mumie, eine Höllenkatze und einen Fluch drehen.
Mit ansehnlichen, nicht zu zurückhaltenden Make-Up-Eskapaden von KNB, die sich, gemäß dem Gesetz der Steigerung, zunehmend exzessiver gestalten, inszenierte Regisseur Hanson ein ansonsten belangloses, aber nett anzuschauendes Kinostück zur TV-Serie. In diesem geben sich zahlreiche nunmehr bekannte Darsteller ein Stelldichein, die - eine vage Vermutung - mittlerweile wohl nicht mehr in einer derartigen Produktion aufkreuzen würden.
Die Vorlage zur Katzen-Episode stammt von Stephen King und wurde von Romero leinwandtauglich umgeschrieben. Wider Erwarten gefiel mir diese Geschichte am wenigsten, vielleicht, weil ich für Katzen (im Gegensatz zu King) nichts übrig habe. Arthur Conan Doyle verdanken wir das Stück um die rächende Mumie, nur die Gargoyle-Story wurde eigens für den Film geschrieben (...bzw. eigens für den Film von der "Snow Woman"-Episode in Kwaidan abgeschrieben... - pasheko) Diese fand ich im übrigen auch mit Abstand am schönsten, am Ende gab es sogar eine kurze Gänsehaut.
6/10
#110
Geschrieben 08. November 2005, 21:31
Superman III ~ USA 1983
Directed By: Richard Lester
Luftikus und Gelegenheitsgauner Gus Gorman (Richard Pryor) entdeckt sein Talent als Hacker und muss bald darauf krumme Computermanipulationen für seinen neuen Boss, den Großindustriellen Webster (Robert Vaughn), erledigen. Leider steht Superman (Christopher Reeve) dem sinistren Treiben im Weg und so versucht Webster, den Mann aus Stahl mit allen Mitteln loszuwerden. U.a. jubelt man ihm synthetisches Kryptonit unter, dass Superman zwar nicht umbringt, aber eine bizarre Persönlichkeitsänderung verursacht ...
Sehr zwiespältiges, zweites Sequel, dass im Schatten des großen Originals völlig verblasst. Zwar musste Regisseur Lester hier nicht, wie beim direkten Vorgänger, übrig gebliebenes Donner-Material verwursten, dennoch gibt es klare qualitative Einbußen. Supes pendelt hier unentschlossen zwischen dem dünnen Alibi-Plot und diversen, durchaus gelungenen Gag-Nummern hin und her - ein Umstand, der dem Film ein geschlossenes Erscheinungsbild vollkommen versagt. Der Erstling zählt für mich noch zu den schillernden, hochbudgetierten Mainstream-Epen der 70er im Gefolge von "Jaws" und "Star Wars" und ich hege gewisse Obsessionen dafür. Der zweite Teil ist schon deutlich schwächer, hat aber immer noch unbestreitbare Qualitäten. Pt. 3 schließlich ist ein Streitfall. Ich kann es durchaus nachvollziehen, wenn jemand diesen als indiskutabel abqualifiziert. Der Hauch von Glamour, der das Original umwehte, ist nun völlig verschwunden. Darsteller aus der zweiten Reihe, wesentlich schlechtere F/X (die Flugsequenzen sehen mitunter grauselig aus im Vergleich zum fünf Jahre älteren ersten Film).
Nur der konsequente Mut zur Demontage zeugt davon, dass es irgendwann während der Produktionsgeschichte von "Superman III" durchaus ambitioniert zugegangen sein könnte. Aber, und das ist für mich entscheidend: Wenn mich nicht alles täuscht, war dies jener Film, in dem ich erstmals ohne Begleitung in einem Kino saß. Und ich hatte ein Poster aus einem Ehapa-Heft an der Wand. Sowas prägt natürlich.
7/10
#111
Geschrieben 09. November 2005, 14:33
Garden Of Evil (Der Garten des Bösen) ~ USA 1954
Directed By: Henry Hathaway
Die drei in Mexiko gestrandeten Gringos Hooker (Gary Cooper), Fiske (Richard Widmark) und Daly (Cameron Mitchell) helfen einer Strohwitwe (Susan Hayward), deren in einer Goldmine verschütteten Mann (Hugh Marlowe) zu befreien. Die Zeit drängt, denn die Apachen sind auf dem Kriegspfad. So kommt es auch bald zu einigen Scharmützeln, die nicht jeder der Beteiligten überlebt ...
Für die attraktiven Namen auf seiner Besetzungsliste ist Hathaways Western eher mäßig ausgefallen. Zwar ist er recht unterhaltsam und verfügt über eine solide Dramaturgie, es handelt sich aber nicht eben um einen sonderlich herausragenden Genre-Vertreter. Lediglich die exotische Kulisse, die zum Glück in adäquaten Bildern gezeigt wird, garantiert dem Film einen kleinen Sonderstatus. Ansonsten könnte es sich auch um einen wenig schmucken, für die 50er typischen B-Western handeln. Wären da nicht Cooper und Widmark, die der teils lustlos agierenden Hayward eine gehörige Portion Chuzpe entgegensetzen.
6/10
#112
Geschrieben 10. November 2005, 14:25
Deadlock ~ BRD 1970
Directed By: Roland Klick
Als der verwahrlost auftretende Dump (Mario Adorf) mit seinem Laster durch die mexikanische Einöde tuckert, entdeckt er den halbtoten Kid (Marquard Bohm) mitsamt einem Koffer voller Geld. Dump bemächtigt sich des Koffers, schafft es aber nicht, Kid zu erschlagen. Diese Situation ist Ausgangspunkt für ein emotional zunehmend verworrenes Szenario vor der Kulisse einer kleinen Geisterstadt, bewohnt noch von zwei Frauen (Mascha Elm-Rabben, Betty Segal). Als noch Kids älterer und weitaus ungehaltenerer Kompagnon Sunshine (Anthony Dawson) erscheint, scheint den Beteiligten ein glimpflicher Ausgang verwehrt.
Im Gewand eines Italo-Westerns kommt Klicks Autorenfilm daher, dreckig und staubig. Inhaltlich eine Studie über Amoral, Gier und Einsamkeit, bietet "Deadlock" ein höheres Maß an Komplexität, als es zunächst womöglich den Anschein macht. Bei genauerem Hinsehen ist der Film trotz aller offenkundiger, ästhetischer Widerborstigkeit auch formal sehr vielschichtig. Es gibt eine wunderschöne Einstellung, in der die Perspektiven verschmelzen während eines Blicks aus dem Fenster. Dessen Rahmen füllt genau das Bild aus und was dahinter liegt, ist die reine, pure Trostlosigkeit.
Als selbst Sunshines unendliche Boshaftigkeit ihm am Ende nicht mehr weiterhilft, dreht er durch und verliert den Verstand. Eine dermaßen beeindruckend geschnittene Szene habe ich seit langem nicht gesehen und allein dafür gebührt Klicks kleinem "Drecks"-Film" (buchstäblich gemeint) höchste Aufmerksamkeit.
8/10
#113
Geschrieben 12. November 2005, 08:46
E Dio Disse A Caino (Satan der Rache) ~ I/BRD 1969
Directed By: Antonio Margheriti
Der seit 10 Jahren unschuldig im Steinbruch schuftende Gary Hamilton (Klaus Kinski) wird im Zuge einer Generalamnestie entlassen und macht sich sogleich auf, den wahren Schuldigen, seinen ehemaligen Kumpel Acombar (Peter Carsten), zu bestrafen. Acombar, ein gieriger Opportunist ist nicht nur für das Massaker, für das Hamilton brummen musste, verantwortlich, sondern hat sich außerdem noch seine sämtlichen Besitztümer angeeignet und knechtet die Bewohner eines kleinen Minenstädtchens wie ein Despot.
Gleichzeitig mit Hamilton erreicht ein Tornado (Achtung, Symbolik!) den gottverlassenen Ort ...
Hamilton, der Zorn Gottes! Annehmbarer Italo-Western, in dem Margheriti gleich noch seine Erfahrungen im Gruselfach unters Volk bringen konnte. Wehende Vorhänge, knarrende Türen und heulender Wind sind Ingredienzien, die man im Allgemeinen oft vergeblich in diesem Genre sucht. So entsteht, trotz der im Grunde bodenständigen inhaltlichen Prämisse, ein gewisser Mystizismus, der (neben Stevens' vielzitiertem "Shane") sicher auch ein Nährboden für Eastwoods spätere Rache- und Heilsbringerwestern war. Dass Kinski wirklich ein Genie seines Fachs sein konnte, ist hier daran erkennbar, dass man ihm den Sympathieträger durchaus genauso abzunehmen bereit ist, wie den üblicherweise von ihm porträtierten Sauhund. Richtig rechtschaffen und gütig gucken konnte der, wenn er wollte! Interessant noch die auf etwa 18 Stunden komprimierte erzählte Zeit und die trotz offenbar preisgünstiger Settings dennoch sehr stimmige Atmosphäre.
Allerdings scheint das Bildformat der DVD von e-m-s nicht ganz zu stimmen, denn im Vorspann des Films wird "Techniscope" erwähnt, das eigentlich wohl breiter als 1,85:1 sein sollte.
7/10
#114
Geschrieben 12. November 2005, 12:44
Two Rode Together (Zwei ritten zusammen) ~ USA 1961
Directed By: John Ford
Der berüchtigte Marshal McCabe (James Stewart) wird von seinem alten Kumpel Lt. Gary (Richard Widmark) als diplomatischer Vertreter in Indianerfragen reaktiviert. Er soll dem Komantschen-Häuptling Quanah Parker (Henry Brandon) einige weiße Entführungsopfer abquatschen, die sich zum Teil seit Jahrzehnten in der Gewalt der Indianer befinden und deren "unzivilisierter Sozialisation" völlig anheim gefallen sind. Gegen ein entsprechendes Entgelt ist McCabe bereit, den Auftrag (welchen er für Wahnsinn hält) anzunehmen. Tatsächlich gelingt es McCabe und Gary, einige Weiße zu entdecken und mitzunehmen, doch werden diese zurück in Freiheit kaum besser behandelt als bei den Komantschen ...
Eine Variation von seinem fünf Jahre zuvor entstandenen, formvollendeten "The Searchers" lieferte Ford mit diesem Spätwerk, das, wie ich meine, als Beginn seiner letzten Phase als Filmemacher betrachtet werden kann.
"Two Rode Together" ist ein launiger, trotz des ernsten Themas recht spaßiger Western, der in den richtigen Momenten auch extrem dramatisch sein kann. Obwohl aufgrund seiner für Fordsche Verhältnisse lässigen, beinahe schon unformellen Machart eher als Fingerübung des Meisters abgetan, finde ich den Film fast schon brillant. Über die indiskutable Art, mit der die Persönlichkeit und Lebensart der Indianer in diesem und beinahe jedem anderen Western Fords als barbarisch und anachronistisch dargestellt werden, wurde schon viel resümiert, und daher erspare ich es mir an dieser Stelle. Ford verstand es jedoch ebenso wie kaum ein anderer, seine Zuschauer bei der Stange zu halten und wunderbar emotional involvierende Geschichten zu erzählen, die für Historieninteressierte mit detailversessener Perfektion glänzten. Natürlich präsentierte Ford häufig eine stets subjektiv-weiße Sicht auf die US-amerikanische Geschichte, jene aber mit einer unnachahmlichen Eleganz. So auch in diesem zu Unrecht eher missachteten Werk, das die mit besten Performances von Stewart und Widmark beinhaltet, die ich kenne. Selten habe ich Saubermann Stewart in einer (natürlich nur vordergründig) so unsympathischen Rolle gesehen, als alternder, korrupter, ständig unter Strom stehender Haudegen. Widmark dafür ist ungewohnt brav.
Und einige von Fords Stammschauspielern (der dicke Andy Devine, Woody Strode, Harry Carey jr.) fehlen ebensowenig wie "Scar" Henry Brandon, hier wiederum als hundsgemeine Rothaut im Einsatz.
9/10
#115
Geschrieben 12. November 2005, 19:31
Star Wars: Episode I - The Phantom Menace (Star Wars: Episode 1 - Die dunkle Bedrohung) ~ USA 1999
Directed By: George Lucas
Ränke im galaktischen Senat, die mit der Besteuerung der Handelsföderation einhergehen, läuten den Fall der Republik und des Rats der Jedi ein. Dass all das zum großen Plan des Sithlord Darth Sidious aka Senator Palpatine (Ian McDiarmid) gehört, ahnen zu diesem Zeitpunkt weder der weise Qui-Gon Jinn (Liam Neeson) noch sein Schüler Obi-Wan Kenobi (Ewan McGregor). Diese erfüllen ihre Aufgabe, die Völker der Naboo und der Gungans zu vereinen, erstmal mit Bravour.
Heute die neue alte Trilogie komplett geschaut. Recht anstrengend, aber ich hab's geschafft!
Episode I stellt ja für viele alte Star Wars-Freunde ein ziemliches Hassobjekt dar. Nicht so für mich: Ich mag den Film trotz der vielen ihm angekreideten, und z.T. unübersehbaren Mängel. Klar, die alte Magie ist dahin, aber ich bin ja auch keine 9 Jahre mehr alt. Bevor ich dies also zu einer Rechtfertigungsorgie ausweiten lasse, mein einziger großer Kritikpunkt: Jake Lloyd. Der Bengel nervt mich bis zum geht nicht mehr, dem wünscht man direkt nach 5 Minuten (und erst recht im Finale) die Lava an die appen Beine.
Selbst der jamaikanisch anmutende Jar Jar Binks ist doch wesentlich erträglicher. Hätte Lucas ihn nur ein paar Tüten vor der Kamera rauchen lassen, dann hätte es sicher weniger Aufhebens um seine Person () gegeben. Oder vielleicht auch nicht...
8/10
#116
Geschrieben 12. November 2005, 19:45
Star Wars: Episode II - Attack of the Clones (Star Wars: Episode II - Angriff der Klonkrieger) ~ USA 2002
Directed By: George Lucas
Anakin Skywalker (Hayden Christensen), der nach Qui-Gons Tod von Obi-Wan (Ewan McGregor) in den Jedi-Arts geschult wird, ist schon lange in Königin Amidala (Natalie Portman) verknallt. Naboo altern offensichtlich langsamer, denn Amidala hat im Gegensatz zu dem knackigen Jüngling kein bisschen Patina angesetzt. So kommt es, wie es kommen muss: Die beiden werden ein Paar. Obi-Wan entdeckt derweil, dass im Namen der Jedi eine riesige Klon-Armee bei den seltsamen Kamino hergestellt wurde. Dahinter steckt u.a. der sinistre Count Dooku aka Darth Tyranus (Christopher Lee). Palpatine (Ian McDiarmid) wird auf Coruscant zum Kanzler gewählt, die Situation verschärft sich zusehends.
Noch etwas ansehnlicher als Episode I, weil Anakin den Kinderschuhen entwachsen ist. Zwar gibt's hier und da ein paar überflüssige Witzchen, aber Lucas wollte sich die endgültige Düster-Stimmung wohl für den Abschluss aufbewahren. Etwas schade finde ich, dass Terence Stamps Charakter schon im ersten Teil so sang- und klanglos verschwindet, aber man wollte die Anzahl der Figuren wohl noch halbwegs überschaubar halten. Hier haben - zumindest in meinem Bekanntenkreis - die meisten über die Liebesszenen zwischen Anakin und Padmé gemeckert. Die haben einfach alle keinen Sinn für Romantik. Und wem es nicht aufgefallen sein sollte: Das ganze Star Wars-Universum ist von wildromantischem Kitsch überwuchert! Wie dem auch sei, ich habe mich gut unterhalten.
9/10
#117
Geschrieben 12. November 2005, 19:58
Star Wars: Episode III - Revenge of the Sith (Star Wars: Episode III - Die Rache der Sith) ~ USA 2004
Directed By: George Lucas
Nachdem sich Palpatine (Ian McDiarmid) im Schatten des Klonkrieges als Sithlord zu erkennen gibt und Anakin (Hayden Christensen) mit dem Geheimnis des ewigen Lebens lockt, nimmt bei dem ohnehin schon strauchelnden Jungen die dunkle Seite überhand. Amidala (Natalie Portman) ist derweil schwanger und der sich schon siegessicher glaubende Obi-Wan (Ewan McGregor) muss miterleben, wie beinahe sämtliche Jedi-Ritter exekutiert werden. Am Ende stehen das Imperium, die Geburt von Luke und Leia und die Darth Vaders.
Warum tut man sich das an? Nach rund 420 Minuten steuert alles auf ein unausweichliches Unhappy Ending zu. Dafür ist der Abschluss bzw. das Bindeglied zu Episode IV - VI aber auch gut gelungen. Hier regiert wirklich die dunkle Seite der Macht, kurze Momente des Aufatmens sind gar nicht mehr drin, die trüben Scherze von C3-PO nimmt man nur noch nebenbei war. Oder lag's an der Reizüberflutung?
However, resümierend bleibt mir nur zu sagen: Die alten Filme sind natürlich unschlagbar, aber deswegen die neuen Filme kategorisch abzulehnen, halte ich für ignorant. Meine Meinung halt. Jetzt habe ich Appetit auf Episode IV bekommen. Mal sehen...
9/10
#118
Geschrieben 16. November 2005, 14:31
War Of The Worlds (Krieg der Welten) ~ USA 2005
Directed By: Steven Spielberg
Just als der geschiedene Rabenvater Ray (Tom Cruise) seine beiden Kinder (Dakota Fanning, Justin Chatwin) zur Beaufsichtigung bekommt wird die Welt das Opfer von kriegerischen Aliens. Diese machen entweder alles platt, was sich ihnen in den Weg stellt oder benutzen Menschen als Dünger. Ray hat alle Hände voll zu tun, sich und seine Sprösslinge aus zahlreichen brenzligen Situationen zu retten ...
Fand die Bildsprache in Spielbergs Invasionsfilm ziemlich packend und beeindruckend. Außerdem hat er in meiner pesönlichen Gunst mindestens gleichgezogen mit Byron Haskins Erstverfilmung. Ich bin auch immer noch der ungebrochenen Ansicht, dass Spielberg als Regisseur zu den größten Entertainern seiner Branche zählt, auch wenn er sich mittlerweile das Desinteresse vieler Filmfreunde zugezogen hat.
Phantastische und denkwürdige Szenen sind in jedem Fall der erste Angriff der Dreibeiner in New Jersey, dessen Zeuge Tom Cruise wird, und die Sequenzen, in denen Menschen in Extremsituationen zu den schlimmsten Egozentrikern werden. Diese halte ich für ziemlich glaubwürdig und in ihrer frontalen Zurschaustellung von Panikzuständen einem fast unangenehmem (Hyper-)Realismus geprägt. Da spielt es eigentlich keine Rolle, im Angesicht welchen Armageddons die Menschheit verglüht - Hobbes hatte recht.
An "War Of The Worlds" als keineswegs dummem Mainstreamevent habe ich eigentlich kaum etwas zu bemäkeln, außer dem völlig unpassenden und aufgesetzten Schluss. Der lässt einen sich nach diversen wirklich spannungsgeladenen Szenarien beinahe mit Grausen abwenden. Ein unverhältnismäßig hilfloses und in jeder Hinsicht redundantes, unötiges Ende für einen ansonsten bemerkenswerten Film.
8/10
#119
Geschrieben 16. November 2005, 15:06
The Masque Of The Red Death (Satanas - Das Schloss der blutigen Bestie) ~ USA 1964
Directed By: Roger Corman
Der grausame, dekadente und dem Satan treu ergebene Prinz Prospero (Vincent Price) schert sich einen Dreck um die arme Landbevölkerung. Als die Pest, der rote Tod, Einzug ins Land hält, verschanzt er sich mit einigen ihm hündisch ergebenen Aristokraten auf seinem Schloss und feiert, sich sicher glaubend, eine Ausschweifung nach der anderen. Zuvor entführt er noch das Bauernmädchen Francesca (Jane Asher), welches fortan zu seinem persönlichen Vergnügen auf dem Schloss weilen und bald zusehen muss, wie Prospero seinen Vater ermordet. Doch Prosperos Hochmut kommt ihn bald teuer zu stehen ...
Vorletzte von Cormans Poe-Adaptionen für AIP. Diese 7 1/2 ("The Haunted Palace" wäre korrekterweise Lovecraft zuzuordnen) kleinen Meisterstückchen zählen zum Prachtvollsten, was der Phantastische Film in den 60er Jahren hervorgebracht hat. Besonders "Masque" ist ein blendend schönes, in seinen üppig wirkenden Dekors schwelgendes Memorandum.
Immer wieder ein Augenschmaus die vier Zimmer auf dem Weg zum Teufel und der dämonische, aber stets aufgeschmissene Patrick Magee als Prosperos bedauernswerter Adlatus, der unwillkürlich an seinen Part in "A Clockwork Orange" erinnert. Oder besser umgekehrt.
Vincent Price erweist sich einmal mehr als Grandseigneur des gepflegten Grusels: Sein mit shakespeare'schem Verve angereichertes diabolisches Spiel garantiert höchste Verzückungen.
Glücklicherweise gibt es die Filme nunmehr sämtlich auch hierzulande auf DVD.
10/10
#120
Geschrieben 16. November 2005, 21:09
House Of Sand And Fog (Haus aus Sand und Nebel) ~ USA 2003
Directed By: Vadim Perelman
Die zahlungssäumige Hauseignerin Kathy (Jennifer Connelly) wird ihrer Heimstatt verwiesen und steht auf der Straße. Da der Versteigerungstermin für das Haus bereits seit längerem steht, ist der ehemals wohlhabende Exiliraner Behrani (Ben Kingsley) längst hellhörig geworden. Er plant, das Haus günstig zu erwerben und später mit Gewinn wieder zu verkaufen um sich so zu sanieren. Tatsächlich zieht Behrani nebst Frau und Sohn auch bald ein. Kathy und ein ihr wohlgesonnener Polizist (Ron Eldard) sehen die moralische Rechtslage jedoch aus einem anderen Blickwinkel. Keiner will dem anderen weichen ...
Puh, starker Tobak. Ohne Vorwarnung bzw. -information dachte ich unbewusst eher, dass mich ein kleines Sozialdrama oder eine Art Thriller Marke "Pacific Heights" erwarten würde, doch weit gefehlt. Das war seit langem mal wieder ein Film, dem ich die Bezeichnung "Drama" vollends und uneingeschränkt zukommen lassen würde. Ein solch geballtes Maß an Schicksalsschlägen habe ich zum letzten Mal bewusst bei "Monster's Ball" erlebt. Die sorgfältigen Figurenzeichnungen und deren notwendiges Äquivalent, die absolut phantastischen Darsteller, verhelfen "House Of Sand And Fog" jedenfalls dazu, wirklich zu fesseln und mitzufühlen. Hochemotional und ein garantierter Gute-Laune-Killer. Dennoch höchst sehenswert.
9/10
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