In meinem Herzen haben viele Filme Platz
#541
Geschrieben 28. November 2006, 21:25
Scanners ~ CAN 1981
Directed By: David Cronenberg
Aus verhängnisvollen Experimenten mit dem Schwangerschaftsmedikament Ephemerol gehen genetisch veränderte Kinder hervor, sogenannte 'Scanner'. Diese haben die Möglichkeit, andere Menschen telepathisch und -kinetisch anzugehen. Ohne die weitere, zusätzliche Behandlung mit Ephemerol können ihre mentalen Eindrücke jedoch nicht gefiltert werden und sind für die Scanner eine extreme Qual. Der Streuner Cameron Vale (Stephen Lack) wird eines Tages aufgegriffen und soll für eine obskure Organisation den bösen Scanner Darryl Revok (Michael Ironside) ausfindig machen, der, im Untergrund arbeitend, wahnsinnig geworden ist und seine Fähigkeiten zur Machtübernahme einsetzen will.
Das Thema um pharmakologische Schrecknisse macht den Film zu einem erstklassigen Baustein in Cronenbergs vielteiligem Zyklus, der sich mit den Flüchen moderner Medizin befasst. Das Helden-/Schurkenthema, das "Scanners" eine hauchdünne Comiclasur verleiht, ist jedoch einzigartig dabei. Ihre zwei, drei unappetitlichen Momente hat natürlich auch diese Mär, die andererseits mit teils berückend ästhetischen Bildern aufzuwarten versteht. Von "explodierenden Köpfen", von denen bei Hahn/Jansen die Rede ist, ist allerdings nichts zu sehen - lediglich ein singulärer Kürbis zerplatzt effekt- und geräuschvoll.
Vordergründigkeit hat man dem Film vielerorten vorgeworfen, dabei ist er vieles, aber das ganz sicher nicht. Typisch für seine Arbeit hat Cronenberg dieses Werk einmal mehr scheinbar zunächst einige Tage ins Eisfach gelegt, so unterkühlt wirkt es, aber ebenso hervorragend geschmacklich konserviert und noch genauso gut wie bei seiner Premiere. Für Anhänger des Kanadiers daher eh ein unbedingtes Muss.
9/10
#542
Geschrieben 28. November 2006, 21:44
Cyborg ~ USA 1989
Directed By: Albert Pyun
In der postapokalyptischen Zukunft dezimiert eine pestähnliche Seuche weite Teile der überlebenden Menschheit. Ein Cyborg (Dayle Haddon) soll Informationen für ein Gegenmittel nach Atlanta bringen. Der sadistische Fender Tremolo (!) (Vincent Klyn), Chef einer Piratengang, ist jedoch gar nicht an einer Veränderung der Zustände interessiert und will den Cyborg für sich. Der Slinger Gibson Rickenbacker (!!) (Jean-Claude Van Damme) hat seinerseits aber noch eine alte Rechnung mit Fender offen und hilft nebenbei dem 'skin-job' auf seinen Weg.
Cannon lag schon halb im Sterben, als sie die mageren Gelder für diesen kurzen Endzeittrash bereitstellte. Tatsächlich ist "Cyborg", wie die meisten späteren Golan/Globus - Produktionen, kaum mehr rechtslastiges Vehikel als vielmehr Kindergartenfest mit Blödelbonus. Obwohl sich Prügel-, Mord- und Foltersequenzen schön regelmäßig die Klinke reichen, geschehen die meisten Fiesheiten im Off und vermeiden so allzu eingehende Diskussionen über Anstößigkeit. Darstellerisch bewegen wir uns im Kellergeschoss, besonders Klyn mit seinen grellen Kontaktlinsen grunzt mehr als dass er spricht und wirkt vornehmlich in der deutschen Fassung (mit der vermutlich miesesten Leistung Thomas Dannebergs) bodenlos lächerlich. Unterste Schublade auch Schnitt und Musik, die vermutlich jeder Kurzpraktikant besser hinbekommen hätte.
Zwei eigentümliche Dinge, neben der Tatsache, dass er für Menschen mit der entsprechenden Antenne natürlich äußerst amüsant ist, retten "Cyborg" so gerade das Leben: 1.) Van Dammes tollster Spagat ever und 2.) einige seltsam losgelöste, aufhorchen lassende Einstellungen von bemerkenswerter visueller Brillanz.
4/10
#543
Geschrieben 30. November 2006, 20:24
Mutiny On The Bounty (Meuterei auf der Bounty) ~ USA 1962
Directed By: Lewis Milestone
1787 sticht die Bounty im See, um aus Tahiti Brotfrüchte mitzubringen und sie in der alten Welt zu kultivieren. Der geckenhafte, aber berufsethisch standhafte erste Offizier Christian (Marlon Brando) entwickelt sich an Bord zum Konterpart des ehrgeizigen, verbissenen Kapitän Bligh (Trevor Howard), der zahlreiche Fehlentscheidungen zu Ungunsten der Besatzung trifft und auch vor sadistischen Gemeinheiten nicht zurückschreckt. Es kommt zur Meuterei.
Die mittlere der drei großen Filmversionen des bekanntesten Meutereifalls der Seefahrtsgeschichte ist mir immer die liebste gewesen. Natürlich möchte ich damit die gemeinhin anerkanntere Fassung von Frank Lloyd nicht schmälern, aber das Thema vor seiner historisch bebilderten Kulisse wird durch die strahlend schönen Farben, das superbreite Ultra Panavision 70-Format und die polynesischen Weisen im Hintergrund nicht nur aufgewertet, sondern lebt geradezu davon. Howard mag zwar kein Charles Laughton sein (der seinen Bligh eher als Inkanation des Bösen darstellte, denn als selbstverlorenen Soziopathen), liefert dafür aber ein formidabel gespieltes Psychogramm eines von seiner Buckelei zerfressenen Jammerlappens. Und hier gibt es den Schauspieltitanen Brando mit einer der stärksten Sterbeszenen überhaupt am Ende. Den wie immer hervorragenden Richard Harris nicht zu vergessen.
Ich muss aber zugeben, dass mein Faible für die herrlich langen und dabei so kurzweiligen Studio-Monumentalstreifen der alten Tage meine klare Sicht immer etwas verschleiert. "Mutiny" '62 hat sicher auch seine Knackpunkte, die sich in der bisweilen stark naiven Narration oder der kritiklosen Hinnahme der Fügungen des Kolonialzeitalters, einhergehend mt einer entsprechend bedenklichen Zeichnung der polynesischen Bevölkerung äußern. Ich kenne und liebe den Film aber zu lange, um dadurch meine Freude über das Erscheinen der DVD und das Wiedersehen mit dem Klassiker trüben zu lassen.
10/10
#544
Geschrieben 02. Dezember 2006, 09:43
48 Hrs. (Nur 48 Stunden) ~ USA 1982
Directed By: Walter Hill
Um den entflohenen und sich wie ein Berserker aufführenden Gangster Ganz (James Remar) zu kriegen, muss rough cop Cates (Nick Nolte) den Sträfling Hammond (Eddie Murphy) für 48 Stunden auf freien Fuß setzen, da dieser seine Mitarbeit sonst verweigert. Zusammen erleben die beiden ein ordentliches Pfund Schießereien, Prügeleien und übelste Fäkalsprüche.
Herrliches buddy movie von Walter Hill, das so ziemlich alle Genreklischees als volles Blatt ausspielt. Locker umherpendelnd zwischen deftiger Comedy und harter Action erlebt man ein dreckiges San Francisco, wie durch eine rostige Linse fotografiert. "48 Hrs." ist so furztrocken, wie es ein Film dieses Regisseurs nur sein kann. Nolte als versoffenem, wandelnden Zynismus traut man auch zu, dass er zum Frühstück eine Portion Nägel frisst, so bärig beißt er sich durch seine Rolle. Tommi Piper als seine deutsche Stimme passt da doch tatsächlich hervorragend. Für den 21-jährigen SNL-Comedien Murphy war dies der erste Filmauftritt und gleich einer seiner besten.
Ein großes Genrehighlight, für die 80er sowieso und auch überhaupt, markiert es doch eine der ersten Produktionen des Teams Larry Gordon / Joel Silver, führt bereits viele von deren späteren Stammakteuren (Sonny Landham, David Patrick Kelly) mit sich und bringt einen der besten Scores von James Horner mit viel Steel Drums und Bläsern in fast schon avantgardistischen Verdrehungen (und den der Komponist später für "Commando" variiert hat).
10/10
#545
Geschrieben 02. Dezember 2006, 21:26
L'Ultimo Uomo Della Terra (The Last Man On Earth) ~ USA/I 1964
Directed By: Sidney Salkow/Ubaldo Ragona
Nachdem ein Virus, das seine Opfer erst sterben und dann als Vampire wieder auferstehen lässt, die Menschheit dahingerafft hat, ist der Wissenschaftler Dr. Morgan (Vincent Price) aufgrund seiner Immunität scheinbar der letzte Mensch. Jede Nacht muss er sich der Vampire, die sein Haus belagern und von seinem Ex-Partner Cortman (Giacomo Rossi-Stuart) angeführt werden, erwehren. Bis er eines Tages die junge Ruth (Franca Bettoia) trifft, die für einen Wendepunkt sorgt.
Richard Matheson, für zahlreiche Scripts phantastischer Klassiker verantwortlich, schrieb auch die Vorlage für dieses Price-Vehikel, das seinen Hauptdarsteller in gewohnt gekonnten Posen präsentiert. In italienischer Co-Produktion entstand so ein bemerkenswertes B-Picture, das sich ungewöhnlich langsam dahinschleppt - beinahe so wie die hier auftretenden zahlreichen Wiedergänger, die eher an Zombies denn an elegante Blutsauger erinnern. Man muss allerdings konstatieren, dass "L'Ultimo Uomo" mit Price steht und fällt und es ist fraglich, ob der Film auch ohne ihn als Gewinn bezeichnet werden könnte. Der Showdown wirkt überhastet und entbehrt nicht einiger inszenatorischer Holprigkeiten, die so nicht hätten sein müssen. Insgesamt jedoch ist der Film, nicht zuletzt wegen seiner interessanten Grundidee, durchaus brauchbar. Ein weitere Verfilmung von "I Am Legend", so der Titel von Mathesons Roman, kam in den 70ern als "The Omega Man" mit Charlton Heston in der Hauptrolle; aktuell wird das Werk erstmals unter seinem Originaltitel (mit Will Smith) verfilmt. Ich wage zu prognostizieren, dass das aktuelle Produkt seinen beiden Vorgängern nicht das Wasser wird reichen können ...
7/10
#546
Geschrieben 03. Dezember 2006, 08:32
Revolution ~ UK/USA/NW 1985
Directed By: Hugh Hudson
Trotz standhafter Weigerungsversuche väterlicherseits werden Tom Dobb (Al Pacino) und sein Sohn Ned (Sid Owen / Dexter Fletcher) immer wieder in die Wirren des Unabhängigkeitskrieges hineingezogen. Dabei erweist sich keine der beiden beteiligten Seiten als angenehm. In unregelmäßigen Abständen begegnet Tom der rebellischen Patriziertochter Daisy (Nastassja Kinski), die er über die Jahre lieben lernt.
Hudsons Film hat viel Prügel bezogen, warum, konnte ich nie recht abschätzen. Gut, die Erzählstringenz ist, sofern man überhaupt von einer solchen sprechen kann, sehr zerfahren. Blitzlichtartig und ohne besondere Erklärung werden über 7 Jahre verteilt einzelne Stationen des Krieges, dessen eigentliches Wesen Hudson viel mehr interessiert, als sein spezifischer Verlauf, angerissen. Das altbekannte Motiv des besorgten Vaters, der sich nichts sehnlicher wünscht, als unbeteiligt zu bleiben und dann durch jugendliche Begeisterung mitten in die Ereignisse gerissen wird, vermengt mit einer guten Portion Michael Kohlhaas, wird von Al Pacino einmal mehr überirdisch gut interpretiert. Zwischen angstvollem Schweigen und wilder Entschlossenheit bedarf es einer Menge Ereignisse, die Dobbs Widerstand gegen sein Schicksal brechen.
Die Bilder, obschon in England abgelichtet und größenteils auch ganz unverhohlen danach aussehend, transportieren eher den europäischen Stil ihres Regisseurs und gehören zu den schönsten überhaupt. Stets darum bemüht, seiner Optik ein Flair zeitgenössischer Stiche zu verleihen, wirken die braungrauen Landschaften und Städte nichts weniger als überwältigend.
Im direkten Vergleich mit Emmerichs kunterbuntem "The Patriot" sicher der Gewinner nach Punkten - wenn auch knapp.
8/10
#547
Geschrieben 03. Dezember 2006, 13:07
Oberst Redl ~ BRD/HU/AU 1985
Directed By: István Szabó
Der aus kleinbürgerlichem Hause stammende Alfred Redl (Klaus Maria Brandauer) tritt in die Kadettenakademie ein und entwickelt sich, mit Unterstützung seines Ausbilders und Mentors Oberst Von Roden (Hans Christian Blech) und dank der Freundschaft zu seinem aristokratischen Weggefährten Kubinyi (Jan Niklas), zu einem geachteten Offizier in der Armee der k.u.k.-Monarchie. Als Chef der österreichischen Spionageabwehr wird Redl jedoch seinerseits selbst scharf vom Thronfolger Franz Ferdinand (Armin Mueller-Stahl) beäugt. Eine ihm gestellte Falle und ein unachtsamer Moment der Entrüstung werden Redl schließlich zum Verhängnis.
Nur wenig schwächer als in "Mephisto" lotet Szabó auch in "Oberst Redl" eine persönliche Konfliktsituation im Angesicht von Staatstreue und Pflichterfüllung aus. Redl, dem gleich mehrere "Defizite" in die Quere kommen (seine Standesherkunft, ein Teil jüdischer Vorfahren sowie seine latente Homosexualität), entwickelt sich zum opportunistischen Emporkömmling, der sein Inneres lange verleugnen kann, leider aber nicht lang genug.
Das Script hält sich an das ihm zugrunde liegende Stück von John Osborne, weniger jedoch an die historischen Fakten, denen zufolge Redl einer noch weitaus kritischeren Betrachtung bedurft hätte.
Brandauer jedenfalls liefert einen weiteren Beweis für meine langjährige These, nach der er zu den bedeutendsten deutschsprachigen Schauspielern des 20. Jahrhunderts gezählt werden muss. Allein sein finaler Aufzug, in dem er, zum Suizid gezwungen, greinend durch sein Hotelzimmer marschiert, ist so authentisch geraten, dass es einem tatsächlich ehrfürchtig die Kehle zuschnürt bei diesem Anblick.
9/10
#548
Geschrieben 03. Dezember 2006, 21:51
Forbidden Planet (Alarm im Weltall) ~ USA 1956
Directed By: Fred McLeod Wilcox
Um die Mitglieder einer Raumbesatzung, die vor 20 Jahren den Planeten Altair-4 angesteuert hat, ausfindig zu machen, startet eine erneute Expedition unter Commander Adams (Leslie Nielsen). Dort angekommen, findet man nur zwei Überlebende, Dr. Morbius (Walter Pidgeon) und seine Tochter Altaira (Anne Francis). Die übrigen Raumfahrer sind, so Morbius, kurz nach ihrer Ankunft einer furchtbaren Kreatur zum Opfer gefallen. Just dieses Wesen macht sich auf, Adams' Crew zu dezimieren.
In den 50ern standen die Zeichen auf Sci-Fi und MGM lieferte mit diesem prächtigen Klassiker einen löblichen Beitrag dazu. Phantasievoll und farbenfroh, dazu noch mit einer an Shakespeare angelehnten Geschichte versehen, kann man "Forbidden Planet", der als einer der wenigen Vertreter seiner Zunft keine Kalter-Kriegs-Parabel darstellte, sogar als einen der wichtigsten Vorreiter für sein Genre bezeichnen. Heute mag man sich angesichts des etwas altbackenen Humors (Earl Holliman als Smutje) und der naiven Zukunftszeichnung ein gewisses Schmunzeln nicht verkneifen können - dennoch, mit der Tatsache im Hinterkopf, dass der Film für seine Entstehungszeit ein mutiges Projekt wider den Vorwurf der weltfremden Spinnerei war und ist, muss man ihm auch heute noch höchste Ehrerbietung zollen. Neben dem Faktum, dass er auf höchst angenehme und intelligente Weise unterhält, selbstverständlich. Und die blubbernden, glucksenden Töne der Barrons, die der "Musik" der außerirdischen Krell angelehnt sein soll, ist heute noch ebenso faszinierend anders wie anno dazumal.
Schließlich: Was wären die Annalen des Sci-Fi-Films ohne Robby The Robot?
10/10
#549
Geschrieben 03. Dezember 2006, 22:12
Mission: Impossible ~ USA 1996
Directed By: Brian De Palma
Nachdem fast sein gesamtes Team in Prag durch einem Attentäter getötet wird, hält man IMF-Agent Ethan Hunt (Tom Cruise) für den in seiner Organisation seit längerem gesuchten Maulwurf. Doch Hunt macht sich aus dem Staub, stellt eine neue Truppe zusammen und lässt mittels eines ausgeklügelten Plans den wahren Übeltäter auffliegen.
Für die Wiederbelebung des TV-Klassikers bediente man sich diverser ungewöhnlicher Kniffe. Dazu gehört in vorderster Front, dass man die Figur des Jim Phelps (Jon Voight), den langjährigen Helden des Serials, nun kurzerhand zum profitgierigen Bösewicht stempelte. Hinzu kommt die hübsch verschachtelte Story, die die trügerischen Wahrnehmungen des Helden zu denen des Zuschauers macht und selbigen auch später immer an Hunts Denkwendungen partizipieren lässt. Gelungenes Beispiel die Sequenz, in der der totgeglaubte Phelps wieder auftaucht und Hunt ein Lügenmärchen erzählt - worauf dieser zum Schein eingeht, sich in Wahrheit aber den tatsächlichen Ablauf der Ereignisse ausmalt. Wahre Filetschnitten auch die beiden großartigen Spannungs- und Actionhöhepunkte, der Langley-Einbruch und das Duell Phelps/Hunt auf dem Dach des fahrenden TGV.
Für De Palma-Verhältnisse eine ungewohnt glatte Arbeit, die aber trotzdem ihre Herkunft nicht verleugnet und für die sich, sei sie auch wenig persönlich, ihr Regisseur alles andere als schämen muss. Innerhalb der rasanten Actionwelle '96 um "Executive Decision", "Eraser" und "The Rock" mein nach wie vor liebstes Stück.
9/10
#550
Geschrieben 04. Dezember 2006, 19:55
Mission: Impossible II ~ USA/D 2000
Directed By: John Woo
Ein abtrünniger IMF-Agent (Dougray Scott) reißt sich ein Killervirus unter den Nagel, dass er samt Antidot teuer an einen Pharmakonzern verscherbeln will. Glücklicherweise nimmt Gegenspieler Ethan Hunt (Tom Cruise) seinen aktuellen Auftrag an.
Dass die "M:I"-Filme am besten durch Straightness und einen umwegfreien Erzählungsablauf geölt werden, beweisen der Erstling und das zweite Sequel. Woos Eskapade will und will indes einfach nicht reifen. Cruises Selbstverliebtheit wird, wenn auch omnipräsent, in keinem der beiden anderen Teile derart aufdringlich exponiert wie hier. Der Regisseur, der seine üblichen Markenzeichen mit aller Gewalt unterbringen musste (oder dazu angehalten wurde - wer weiß das schon), steht am Ende doch wieder nur als domestizierter kleiner Drache aus Fernost da, was die zweite Mission in Verbindung mit Zimmers schwülstiger Musik (die sich in einem "Gladiator" vielleicht hören lassen kann, hier aber gar nicht geht) vollends aus dem Ruder laufen lässt. Der Maskengag als originelle Idee aus der Serie und dem Kinooriginal wird hier endgültig zu Tode exerziert. So ist der ganze Film am Ende nicht mehr als eine ärgerlich vertane Chance.
3/10
#551
Geschrieben 06. Dezember 2006, 21:57
Hanussen ~ HU/BRD/AU 1988
Directed By: István Szabó
Nach dem 1. Weltkrieg erlebt der Österreicher Klaus Schneider (Klaus Maria Brandauer) einen phänomenalen Aufstieg im Berlin der 20er und frühen 30er Jahre. Unter dem Pseudonym 'Hanussen' präsentiert er seine scheinbar übersinnlichen Kräfte als Gedankenleser, Hypnotiseur und Hellseher auf der Bühne und in erlesenen Kaffeehauskreisen. Der neuen braunen Führungsclique allerdings ist der Salonlöwe Hanussen mit viel kühner Rede ein Dorn im Auge, besonders, als er den Reichstagsbrand voraussagt.
Szabós Trilogieabschluss um Aufsteiger zwischen Kaiser- und Führerreich mit Brandauer in den jeweils tragenden Rollen steht den beiden vorangegangenen Filmen kaum nach. Mit Verlass auf die außergewöhnlichen Fähigkeiten des Hauptdarstellers, der hier angesichts der sorgfältigen Porträtierung von Zeit- und Lokalkolorit nicht mehr ganz so viel Gelegenheit bekommt, seinen Hauptpart auszudifferenzieren, gelingt auch die gleichnishafte Darstellung jenes mysteriösen Mannes, der Hitler in verblüffend vielem glich: Dieselbe Nationalität, derselbe Geburtstag, dieselbe Wirkungsstätte und ein ganz ähnlicher Personenkult. Einmal mehr die historische Wahrheit abschwächend, ignoriert Szabó weitgehend die Taschenspielertricks, mit denen Schneider quasi offenkundig arbeitete, ebenso, wie seine belegtermaßen guten und funktionalen Kontakte zur Berliner SA-Führung. Tatsächlich, so wird vermutet, musste Schneider sein Leben lassen, nachdem seine jüdische Herkunft bekannt geworden war. Die Qualität des spannenden und vor allem in seinen Szenen über den ausschweifenden Kulturkosmos der Weimarer Republik faszinierenden Film schmälert dieser bewusst freie Umgang mit den Tatsachen aber glücklicherweise nicht.
9/10
#552
Geschrieben 09. Dezember 2006, 18:41
Above The Law (Nico) ~ USA 1988
Directed By: Andrew Davis
Nico Toscani (Steven Seagal), Kampfkünstler, Vietnam-Vet und Polizist tritt mithilfe einer netten Kollegin (Pam Grier) gegen die Machenschaften korrupter Regierungsbeamter (u.a. Henry Silva) an, die internationale Krisensituationen nutzen, um krumme Geschäfte abzuwickeln.
In seinem ersten Film gibt Seagal gleich die volle Palette seiner urtypischen "Qualitäten" zur Verköstigung: Zahlreiche Knochenbrüche, viel Geballer und wildes Gestikulieren zur Untermauerung seiner meist endgültigen Statements. Qualitativ reiht "Above The Law" sich passgenau in die Reihe der anderen frühen Epen des Prolomimen ein, ist also für uns Freunde derartiger Kunst sicherlich sehenswert. Die von Davis untergebrachte Kritik an den inoffiziellen Machenschaften der CIA ist für einen Film dieser Kuleur regelrecht ungewöhnlich; das Ende, das Nico als den großen Wahrheitsverbreiter erscheinen lässt, der die Wände des Weißen Hauses zum Wackeln bringt, ist dann aber doch ziemlich lächerlich geraten. Immerhin: Anlässlich der bei uns nun endlich erschienenen ungekürzten Fassung konnten der Film und ich ein lang erwartetes Wiedersehen feiern, das zu meiner Freude grundsätzlich angenehm verlief.
6/10
#553
Geschrieben 10. Dezember 2006, 10:45
Schulmädchen-Report 5: Was Eltern wirklich wissen sollten ~ BRD 1973
Directed By: Ernst Hofbauer / Walter Boos
Erneute, schockierende Enthüllungen aus Deutschlands Kinderzimmern - sexrünstige Schulmädchen (u.a. Ingrid Steeger u. Cleo Kretschmer) suchen sich willenlose Opfer. Ein Referendar, ein Kaplan, der eigene Großvater, unerfahrene Liebhaber, italienische Klempner, unverschämte Vergewaltiger. Samt und sonders geraten sie in die Klauen der nymphomanen Brut, die keine Gnade kennt, wenn es um die persönliche Befriedigung geht.
Was einmal anstößig war, ist's auch noch einmal. So wurden kurzerhand bereits bekannte Muster wiederverwertet und mit neuen, vollbusigen Damen neu verbraten. Der Spaßfaktor bleibt konstant und damit alles in Butter im Hause Hartwig.
Heading for Teil 6.
5/10
#554
Geschrieben 10. Dezember 2006, 11:06
The Ultimate Warrior (New York antwortet nicht mehr) ~ USA 1975
Directed By: Robert Clouse
Im New York des Jahres 2012 ist von einer funktionierenden Gesellschaftsordnung weit und breit noppes zu sehen. Die halbwegs re-zivilisierte "Kommune", angeführt von dem harten aber gerechten Baron (Max Von Sydow) steht der archaisch hausenden Gang des Bodybuilders Carrot (William Smith) gegenüber. Der Baron möchte seine hochschwangere Tochter (Joanna Miles) mitsamt einer Handvoll Gemüsesamen aus der toten Stadt heraushaben und engagiert dafür den harten Messerkämpfer Carson (Yul Brynner).
Im Gegensatz zum offensichtlichen Vorbild "Omega Man" schaut der vier Jahre später unter demselben Dach (Warner Bros.) entstandene "Ultimate Warrior" aus wie ein Abschreibungsobjekt. Mittels 3, 4 überirdischen und noch zwei unterirdischen Kulissen (die auch genau nach solchen aussehen) will man uns den Eindruck einer postapokalyptisch-desolaten Großstadt-Zukunft vermitteln, was allerdings einer immensen Vorstellungskraft von Rezipientenseite bedarf. Yul Brynner, der ewige König von Siam, war zum Drehzeitpunkt längst nicht mehr der Jüngste, was aber eigentlich egal ist. Eine halbwegs gute Figur macht er auch so noch. Und das Altersindiz "graue Haare" entfällt ja in diesem Fall eh. Immer wieder witzig finde ich ja die Auftritte Von Sydows in derartigem Kram. Der Schwede lässt stets Professionalität walten und verziert selbst solche Billigheimer mit seinem gelassenen Spiel.
Hervorzuheben wäre weiterhin der Verzicht auf jegliche Schnörkel in diesem punktgenauen B-Movie, welches mit Clouses wirklich hervorragendem "Enter The Dragon" aber kaum mithalten kann.
6/10
#555
Geschrieben 10. Dezember 2006, 15:44
Miami Vice ~ USA 2006
Directed By: Michael Mann
Die Miami-Detectives Tubbs (Jamie Foxx) und Crockett (Colin Farrell) gehen undercover, um über Umwege ein lateinamerikanisches Drogensyndikat unter Führung des übermächtigen Montoya (Luis Tosar) auszuhebeln. Crockett verliebt sich in Montoyas Freundin Isabella (Gong Li) und muss einen inneren Widerstreit zwischen Pflichterfüllung und persönlichem Glück austragen.
'Distanz wahren', mag sich Michael Mann gedacht haben, als er die Reanimation seiner eigenen Krimiserie aus den 80ern auf den Weg brachte. Trotz mancher intimer Bilder und Eindrücke dringt der Film nur ganz selten bis zu einem vor, geradeso, als habe Mann die irrationale Befürchtung, von irgendetwas zuviel preiszugeben. Formal durchkomponiert bis an die Schmerzgrenze, hat "Miami Vice" mit Farrell und Foxx in jedem Fall zwei würdige Nachfolger seines früheren Gespanns an Bord, die ihre Lässigkeit und beruflichen Perfektionismus so vor sich her tragen wie ihren hervorragend sitzenden Zwirn. Tatsächlich geraten sie als Überprofis während ihrer Mission nie in bedrohliche Gefahr, oder zumindest schließt man es als Zuschauer schon von vornherein aus, und damit wäre eine weitere Parallele zum Regisseur gegeben. Seinem Faible für kalte Bilder, irgendwo aus dem emotionalen Niemandsland zwischen cool und fragil, gibt der Regisseur ordentlich statt, verzichtet dankenswerterweise einmal mehr auf hippen Humor und bleibt so, trotz epischer Länge, stets in Reichweite seiner individuellen Linie. Damit Freundschaft zu schließen, ist nicht leicht, es wegzudrängen dafür umso mehr. Für mich ist das Thema noch lang nicht durch.
8/10
#556
Geschrieben 11. Dezember 2006, 18:51
Pirates Of The Carribean: Dead Man's Chest (Fluch der Karibik 2) ~ USA 2006
Directed By: Gore Verbinski
Von der Vollziehung ihres Eheversprechens abgehalten, landen Will Turner (Orlando Bloom) und seine Elizabeth (Keira Knightley) im Kerker. Wenn Will es schafft, dem schmierigen Jack Sparrow (Johnny Depp) einen magischen Kompass abzuluchsen, wird er wieder in die Freiheit entlassen. Sparrow muss derweil noch eine alte Rechnung mit dem verfluchten Davy Jones (Bill Nighy) und dessen fischiger Mannschaft begleichen, ansonsten rückt ihm ein Riesenkrake auf die Pelle.
Ach was soll's, ich hab' mich wieder prächtig amüsiert. Mit dem knüseligen Jack Sparrow hat Johnny Depp sich endgültig das goldene Grinsen erspielt. Seine linkische Art, die dem Auftritt als Hunter S. Thompson kaum nachsteht und in der er sich trotz ständiger Tollpatscherien und Feigheiten alle Sympathien bewahrt, wird ihm sicher in alle Ewigkeit nachhallen. Der Film macht, wie schon Teil 1, aus seiner bescheidenen Ausgangslage das beste, erfreut mit kecken Ideen und einigem Digitalis-Wahn - Hektik aus dem Rechner, hält bei voller Aufmerksamkeit. Zumindest wenn es verrottete Piraten mit Tentakelbart oder Riesenkraken hat, wie hier. Und um den döfsten Slapstick nicht verlegen ist. Zum Teufel, ich hatte meinen Spaß. Wieder. Und den dritten Teil, den muss ich ja jetzt sowieso sehen.
7/10
#557
Geschrieben 13. Dezember 2006, 15:04
Milano Odia: La Polizia Non Può Sparare (Der Berserker) ~ I 1974
Directed By: Umberto Lenzi
Giulio Sacchi (Thomas Milian) ist ein Kleinganove, der, irgendwann kurzgeschlossen, alles, was sich ihm in den Weg stellt gnadenlos beseitigt. Die profitversprechende Entführung einer Industriellentochter (Laura Belli) gerät zum Debakel und geht mit zahlreichen Todesopfern einher, darunter einige aus Sacchis primärem sozialen Umfeld. Commissare Grandi (Henry Silva) von der Mailänder Polizei kennt da nur noch eines: Kurze Fuffzehn.
Veronika, der Lenzi ist da: Dreckigstes Gangsterkino aus Italia, dem es hauptsächlich darum geht, zu schocken. Enttabuisierungen, wohin das Auge reicht; samt und sonders dargeboten von einem brillanten Thomas Milian in einer seiner allerbösesten Rollen. Stellt sogar noch die Gebrüder Moretto in den Schatten. Was dieser psychotische Sacchi so alles anstellt, möchte ich für den Fall der Unkenntnis jetzt lieber nicht detailliert umschreiben. Nur soviel: Es rauscht ordentlich im Büschlein. Gilt auch für die (deutsche) Verbalkommunikation. Milian, kongenial interpretiert von Randolf Kronberg, kommuniziert vornehmlich in solchem, was der Filmdienst früher gern als 'rüden Dialog' bezeichnete. Spaß garantiert also.
Die Motivation der beiden Antagonisten (Silva: Hölzern, aber spaßig) bleibt irgendwo im Schummrigen, was angesichts der - nennen wir sie mal vorsichtig 'ausdrucksstarken' - Bilder aber ziemlich unerheblich ist. Musik von Morricone, seine "Untouchables" vorwegnehmend und sowieso einsame Spitze.
8/10
#558
Geschrieben 14. Dezember 2006, 14:25
American Ninja (American Fighter) ~ USA 1985
Directed By: Sam Firstenberg
Der unter Amnesie leidende Joe (Michael Dudikoff), ein in Ninjakünsten bewanderter Spitzennahkämpfer, ist auf einem amerikanischen Stützpunkt auf den Philippinen stationiert. Bald erwirtschaftet er sich den Respekt seiner Berufsgenossen und v.a. den der Tochter (Judie Aronson) des Colonels (Guich Koock). Letzterer ist auch in Waffenschiebereien mit dem sinistren Ortega (Don Stewart) verwickelt, der sich einen Ninja-Privatarmee hält und bald mit Joe aneinanderrasselt.
Firstenbergs erste beiden Filme dieses in den 80ern bei Kids unter 13 schwer beliebten Serials sind wahre Highlights des goldenen Festivals der Infantilität. Jenseits der o.g. Altersgrenze merkt wohl jeder Stiesel, was für ein Pipifax sich dahinter verbirgt und daher führt bereits der erste Teil jegliche Diskussion um Jugendgefährdung (kaum zu glauben, der ist immer noch indiziert) ad absurdum. Spätestens das letzte Drittel, in dem Joe seinen japanischen Ziehvater kennenlernt, lässt einen mit seinen strunzdämlichen Dialogzeilen herzlich lachend im Sessel zurück und offenbart die wahren Qualitäten des Drehbuchs.
Wie die Märklin-Eisenbahn ausschließlich für kleine Jungs und solche, die es bleiben wollen.
5/10
#559
Geschrieben 15. Dezember 2006, 11:50
American Ninja 2: The Confrontation (American Fighter 2 - Der Auftrag) ~ USA 1987
Directed By: Sam Firstenberg
Joe (Michael Dudikoff) und sein Kumpel Jackson (Steve James) sollen auf einem Marinestützpunkt in der Karibik nach dem Rechten sehen, denn dort sind einige Soldaten verschwunden. Angeblich wurden in diesem Zusammenhang auch einige schwarzgekleidete Männer gesichtet, und die kennt man schließlich nur allzu gut. Bald geraten die Beiden an den sonnenbebrillten 'Löwen' (Gary Conway), dessen Drogenverschickung und sein Labor zur Züchtung von "Superninjas".
Geht's denn noch dümmer? Aber immer! Das Thema erfolgreich zu parodieren ist nach Teil zwo gar nicht mehr möglich, denn hier ist es - wenn auch größenteils unfreiwillig - endgültig aus mit dem tierischen Ernst der Kampfsportepen aus dem Hause Cannon. Es gibt neben einigen Schwert-Exekutionen auch fröhliche Prügeleien im Bud-Spencer-Stil, unterlegt mit lustiger Hawaii-Musik und der letzte Schritt Richtung Science Fiction ist eigentlich auch nur konsequent: "Ich wollte eine bessere Welt, in der die Blinden wieder sehen können, aber Sie haben mich korrumpiert!" sagt der Wissenschaftler, kurz bevor er seine Tanks mit bionischen Killermaschinen ("mit Sehnen aus Stahl und dem Gedanken an nur noch eins: Hass") in die Luft jagt.
Viele interessante Fragen bleiben offen, z.B. warum Bubikopfs Freundin am Ende völlig anders aussieht, warum Jackson mit seiner kaffeebraunen Schönheit nichts mehr zu tun haben will, oder was eigentlich mit dem Professor nach seinem angedeuteten Duell gegen den Löwen passiert. Für eine jedoch liegt die Antwort glasklar auf der Hand: Wenn "Eis am Stiel 6" einem nicht komisch genug ist, was kuckt man dann? - Röschtösch!
5/10
#560
Geschrieben 15. Dezember 2006, 14:51
Happy Birthday, Türke! ~ D 1992
Directed By: Doris Dörrie
Der türkischstämmige, ansonsten aber denkbar deutsche Privatdetektiv Kayankaya (Hansa Czypionka) erhält von der selbstbewussten Türkin Ilter (Özay) den Auftrag, ihren Ehemann zu suchen und parallel den vermeintlichen Unfalltod ihres Vaters aufzuklären. Kayankayas Ermittlungen fördern bald Interessantes aus der Führungsetage der Frankfurter Polizei, sowie erstmals eine eingehende Beschäftigung mit der eigenen Identität zutage.
Gehört für mich ohne Wenn und Aber zu den besten deutschen Filmen. Ein kleines Wunder wie Dörrie, die sich sonst vornehmlich zähen Satiren rund um die Geschlechterrollen widmet, hier einen Detektivfilm in noir zu Werke gebracht hat, der den internationalen Vergleich zu keiner Sekunde scheuen braucht und zugleich als brillantes Stadtportrait von FaM durchgeht. Februargrau, arschkalt und doch seltsam charmant - ebenso wie die Metropole sind ihre Einwohner, denen, und darin liegt wohl der Vorteil der "femininen Perspektive", jeweils tiefschürfendere Blicke zuteil werden, als es sonst im Genrefilm der Fall ist. Der Trockeneishumor des Protagonisten, das vorzügliche Spiel der übrigen Hauptdarsteller und die durchweg gelungenen, urkomischen Annäherungen an multikulturelles Zusammenleben lassen "Happy Birthday, Türke!" dann vollends zum nachdenklichen Vergnügen werden. Toller Film. Schade, dass es nur zu dieser einen Arjouni-Verfilmung gelangt hat.
9/10
#561
Geschrieben 16. Dezember 2006, 08:05
Superman II: The Richard Donner Cut ~ USA 1978/2006
Directed By: Richard Donner
Durch seine Unachtsamkeit befreit Superman (Christopher Reeve) drei kryptonische Gangster (Terence Stamp, Sarah Douglas, Jack O'Halloran) aus ihrem ewigen Gefängnis, der Phantomzone. Die drei werden durch die Erdsonnenstrahlung genauso mächtig wie der Mann aus Stahl, was der schurkische Lex Luthor (Gene Hackman), justament aus dem Knast ausgebüchst, zum persönlichen Vorteil auszunutzen gedenkt.
Besonders übel: Supermans Liebesbeziehung zur Kollegin Lois Lane (Margot Kidder). Supes, noch nichts von der außerirdischen Bedrohung ahnend, verzichtet zugunsten trauter Zweisamkeit auf seine Kräfte und wird prompt von einem Fernfahrer verprügelt.
Für Fans neben der Kinofassung des Erstlings das Herzstück der ohnehin verpflichtenden neuen Box: Die alternative Schnittfassung des zweiten "Superman"-Films, weitestmöglich und offenbar zur größten Zufriedenheit des ursprünglichen Regisseurs restauriert von Michael Thau. Der Untertitel "Richard Donner Cut" ist dabei nicht ganz zutreffend, denn der Meister selbst legte keine Hand mehr an sein damaliges Werk. Dafür bekundet er in einem Vorwort auf der DVD eingehend, wie sehr ihn die Sichtung des (korrekterweise so zu bezeichnenden) Thau-Cuts bewegt habe und dass er völlig d'accord damit gehe. Nach dem heißersehnten Anschauen kann ich dies trefflich nachvollziehen.
Dazu ergänzend aber noch ein Wörtchen zur Historie:
Donner hat weite Teile der Fortsetzung back-to-back mit "Superman" gedreht und mit dem Prolog, der die Verbannung der drei Kryptonier beinhaltet, sozusagen gleich selbst das Präludium für den (bereits beschlossenen) Nachfolger geschaffen. Die eigentliche Produktion setzte Donner dann vor die Tür und ließ selbige offen für den Beatles-Regisseur Richard Lester, dessen (scheinbar metaphorisches) Motto "Epik raus - Satire rein" auf seine Weise auch mehr als passabel passte. Wesentliche Teile der bekannten Version von "Superman II", darunter die Terroristen auf dem Eifelturm, Lois Lanes Entlarvung von Clark Kent, die anschließende Liebesgeschichte der beiden und vor allem Supermans Menschwerdung in Folge eines Dialogs mit seiner verstorbenen Mutter Lara (Susannah York), alles in allem geschätzte 40 - 50 Prozent, wurden von Lester nachgedreht und gliederten sich tadellos in das Gesamtwerk ein, das immer sehr homogen gewirkt hat.
"Superman II" habe ich vermutlich im zarten Alter von 7, 8 Jahren erstmals und noch vor dem Original gesehen und seitdem wohl noch ein paar Dutzend weitere Male, so, dass ich ihn durchweg auswendig kenne. Als laut wurde, dass eine Rekonstruktion von Donners Version auf dem Weg sei, bekam ich demzufolge gleich schweißnasse Hände.
Das Ergebnis brachte mir zwei erfreuliche Erkenntnisse. Zum Einen die, dass Lesters Modifikationen auch angesichts der Neufassung nichts an Qualität eingebüßt haben. Zum Anderen: Donners Fassung ist mindestens so humorvoll wie Lesters, enthält sogar noch einige zusätzliche ironische Spitzen, zeigt, dass die schmerzlich vermissten und für die Charakterisierung Supermans notwendigen Brando-Szenen elementar für den Film waren / sind und dass damit keine der beiden Versionen im Mindesten überflüssig ist. Die S-F/X sind in ihrer Nachbereitung behutsam durchsichtig belassen worden und wirken nicht so CGI-durchsetzt und anachronistisch wie etwa Lucas' Zusätze.
Superman-Freunde haben nunmehr eben die Wahl zwischen zwei alternativen Fassungen, die sich beide nichts nehmen. Der Film selbst ist und bleibt so gut wie eh und je.
9/10
#562
Geschrieben 17. Dezember 2006, 09:50
The Medusa Touch (Der Schrecken der Medusa) ~ UK/F 1978
Directed By: Jack Gold
Nachdem ein Unbekannter einen Mordanschlag auf den misanthropischen Literaten Morlar (Richard Burton) verübt hat, müht sich der französische Austauschinspektor Brunel (Lino Ventura) um Aufklärung. Gespräche mit Morlars Analytikerin (Lee Remick) fördern zu Tage, dass der nunmehr komatöse Schriftsteller offenbar übersinnliche Fähigkeiten besitzt und zeitlebens unliebsame Personen durch einen festen Blick ins Jenseits beförderte. Bei der Lektüre von Morlars Tagebuch stößt Brunel dann auf ein letztes geplantes Attentat, das direkt vom Krankenbett aus verübt zu werden droht.
In der Tradition der großen Mystery-/Horrorblockbuster der 70er Jahre, die sich mit Besessenheit, göttlicher Divergenz und Telekinese befassten, ein äußerst spannender europäischer Nachzügler. Formale Parallelen stechen überdeutlich in Ohr und Auge, das qualitative Niveau der "Vorbilder" wird dabei aber mühelos eingehalten - nicht zuletzt aufgrund des hervorragenden Hauptrollengespanns. Lino Ventura in einem englischsprachigen phantastischen Film ist schon eine recht exotische Erscheinung (und im Zusammenhang mit dem Plot zugegebenermaßen nicht unverzichtbar) und bleibt sehr angenehm in Erinnerung. Lewis' nervenkitzelnder Score trägt dem ebenso Rechnung wie die realistisch inszenierten Katastrophenszenen.
8/10
#563
Geschrieben 17. Dezember 2006, 13:22
Shao Lin Szu Shih Pa Tung Jen (18 Kämpfer aus Bronze) ~ HK/TW 1976
Directed By: Joseph Kuo
Als Kind wird Lung (Tin Peng) von einigen Attentätern zur Waise gemacht und in ein Shaolin-Kloster gebracht. Dort erlernt er die Kunst des Kampfes und kann nach vielen Jahren die härteste Prüfung, den Weg durch das Labyrinth der 18 Bronzekämpfer, bestehen. Zusammen mit seinem Freund Chun (Carter Wong) kann er den Mörder seiner Eltern, einen bösen Statthalter (Men Peng), zur Strecke bringen.
Schöner Kung Fu-Streifen nach alter Braukunst, dabei vergleichsweise unblutig und mit den Bronzekämpfern als zusätzlicher Attraktion stellenweise regelrecht märchenhaft inszeniert. Die Choreographie der Kämpfe ist rasant und mitreißend und damit auch für meiner einer als eher unregelmäßigen Gast in diesen Kinogefilden nett anzuschauen. Zumal dies einer der wenigen HK-Filme ist, die ich bereits in früher Kindheit gesehen habe, insofern starke nostalgische Gefühle damit in Verbindung bringe und das Wiedersehen umso höher einzuschätzen weiß.
7/10
#564
Geschrieben 17. Dezember 2006, 13:41
American Ninja 3: Blood Hunt (American Fighter 3 - Die blutige Jagd) ~ USA 1989
Directed By: Cedric Sundstrom
Der beste Kämpfer der Welt soll zur Erprobung eines bakteriellen Kampfstoffs ausfindig gemacht werden, also initiiert man ein Karateturnier auf einer Karibikinsel. Das unfreiwillige Versuchsobjekt ist bald gefunden in Form des amerikanischen Ninja (es gibt nämlich doch noch einen weiteren) Sean (David Bradley). Glücklicherweise ist der in Ninjafragen nicht unerfahrene Jackson (Steve James) mit von der Partie und so geht es vereint gegen die 'Cobra' (Marjoe Gortner).
Irgendwie hat der unglückselige Autor (witzigerweise der Darsteller des Fieslings aus dem Vorgänger) es hinbekommen, selbst seine drittklassige Geschichte im Meer der Konfusion zu versenken. Auf die Story sollte man also schonmal nicht schielen. Dummerweise gibt auch der klägliche Rest wenig her, denn der Strulle-Humor der beiden Vorgänger entfällt hier noch zusätzlich. David Bradley ist selbst gegen den substituierten Dudikoff noch eine Null. Traurige Zustände. Einziger Koffeinausgleich der charismatische Steve James, dem in seinem leider viel zu kurzen Leben manch Besseres vergönnt gewesen wäre, als im dritten Teil dieses sich auf Talfahrt begebenden Serials aufzutreten.
3/10
#565
Geschrieben 18. Dezember 2006, 19:42
Yong Zheng Da Po Shi Ba Tong Ren (Die Rückkehr der 18 Bronze-Kämpfer) ~ HK 1976
Directed By: Joseph Kuo
Um die Thronfolge zu erlangen, lässt der machthungrige Shi Chin (Carter Wong) den testamentarischen Erlass des Kaisers fälschen. Als er dann tatsächlich die Herrschaft antritt, fehlt ihm zur Unschlagbarkeit nur noch die perfekte Beherrschung des Shaolin Kung-Fu. Also begibt er sich in ein Kloster, um dort die Prüfung der 18 Bronzekämpfer abzulegen.
Die Fortsetzung (ohne inhaltlichen Bezug) ist nicht mehr ganz so unterhaltsam anzuschauen wie ihr Vorgänger und legt das Hauptaugenmerk auf das regelmäßige Probieren und Scheitern Shi Chins in den Kammern der Bronzemänner. Ungewöhnlich ist hier, dass ein Bösewicht zur Hauptperson gemacht wurde, der ein moralisch einwandfreier Antagonist fehlt. So bleibt dem verdatterten Zuschauer nur, sich mit einem rücksichtslosen Usurpator (der natürlich nicht durchweg unsympathisch ist) als Identifikationsfigur anzufreunden. Die flotte Polly Shang Kuan als Rächerin ihres gemeuchelten Bruders reicht da leider nicht ganz aus.
"Gekrönt" wird das alles dann noch von einem sehr unbeholfenen Abschluss. Immerhin ist die martial-arts-Choreographie von allerhöchsten Gnaden und dementsprechend fluffig ins Bild gesetzt.
6/10
#566
Geschrieben 20. Dezember 2006, 19:12
Beauty And The Beast (Die Schöne und das Biest) ~ USA 1991
Directed By: Gary Trousdale / Kirk Wise
Um ihren Vater aus den Händen des fürchterlichen aussehenden Biests zu befreien, begibt sich Belle in dessen verzaubertes Schloss. Bald entdeckt sie die sensiblen Seiten des scheinbaren Monsters. Wäre da nur nicht der eitle Muskelprotz Gaston aus Belles Heimatdorf ...
Alle zwölf Monate wieder naht der letzte Schultag des Jahresuhr und liefert mir ein willkommenes Alibi, mal wieder kindgerechtes Kino aus dem Hut zu zaubern. Heute lief dies sogar regelrecht luxuriös ab - mit Beamer und Leinwand in der Aula. Die I-Dötzchen kannten den Film zwar zum Teil schon, aber die Cocteau-Version war gerade nicht zur Hand - also eben nochmal Disney.
Es dürfte ja nichts Neues sein, dass mir viele der Trickfilme trotz bekannter und berechtigter Kritik sehr zusagen und ich mich von dem zugegebenermaßen bisweilen widerlich süßen Zuckerguss gern einwickeln lasse. Daher will ich auch gar nicht groß von den Vorzügen schwadronieren, die sich für mich aus dem Genuss eines Disney-animation ergeben, die stießen vielerseits ohnehin auf taube Ohren. Jedenfalls war ich auch heute wieder einmal angetan und angesichts der gleichfalls mitgerissenen Rackerbande verlief das Anschauen sogar verhältnismäßig entspannt.
9/10
#567
Geschrieben 21. Dezember 2006, 18:21
House On Haunted Hill (Das Haus auf dem Geisterhügel) ~ USA 1959
Directed By: William Castle
Der Millionär und Playboy Loren (Vincent Price) veranstaltet zusammen mit seiner arg von ihm entzweiten Gattin (Carol Ohmart) eine Party in einem angeblich verfluchten Haus, dessen unseliges Dasein bereits sieben Todesopfer gefordert hat. Jeder der Gäste soll am Morgen nach der durchgehaltenen Nacht 10.000 Dollar erhalten. Bald fängt der Spuk an und besonders die labile Nora (Carolyn Craig) bekommt es böse mit der Angst.
Den Menschen, die Castles Filme seinerzeit im Kino gesehen haben, kann man nur höchsten Neid zollen. Wenn bei "House" klappernde Skelette von der Decke kamen, dann war das ganz große Geisterbahn und eine charmant-interaktive Leistung, die heutzutage so gar nicht mehr zu Stande gebracht wird. Nebenbei sind die Schockeffekte natürlich begnadet eingesetzt - wenn sie wiederum auch hier nicht ganz dem Zahn der Zeit standgehalten haben. Die beiden "Geister", die sich später als Hauspersonal entpuppen, sind schon zwei Schlager. Und dann die Monsterhand hinter der Türzarge ... huhu!
So ein Säurebad wie das im Gruselhaus täte ich mir manchmal auch im Keller wünschen. Und wenn man dann noch einen solchen Dusel hat wie Frederick Loren und gleich zwei unglückselige Opfer ohne aktives Zutun in die Grube taumeln ...
7/10
#568
Geschrieben 22. Dezember 2006, 10:26
13 Ghosts (Das unheimliche Erbe) ~ 1960
Directed By: William Castle
Die sympathische, aber monetär unstete Familie Zorba (Charles Herbert, Jo Morrow, Rosemary DeCamp, Donald Woods) erbt von einem verstorbenen Onkel, der sich zeitlebens mit dem Übernatürlichen befasst hat, ein altes Haus. Darin spuken 13 Geister unterschiedlichster Couleur. Und dann ist da noch der fadenscheinige Notar (Martin Milner), der behauptet, Onkel Plato habe kein Vermögen besessen ...
Um Einiges eindrucksvoller als im furchtbar misslungenen Dark Castle - Remake sind die "13 Ghosts" als wenig gruselig, denn vielmehr sehr sympathisch zu erleben und treiben munter ihr Unwesen in einem wie immer muckeligen Altbau, den wohl ein jeder gern selbst erben würde. Mein Lieblingsgespenst: Der wild parlierende italienische Koch mitsamt Kochmütze und Fleischerbeil.
Auch für diesen Schauerspaß hatte Castle wieder etwas Spezielles in petto: Gedreht in "Illusion-O" einer patenten 3D-Konkurrenz, konnten die glücklichen Zuschauer die Geister in besonders plastischer Form erleben - ebenso wie die Zorbas auf der Leinwand, denen ihr Onkel eine ebensolche Brille vererbt hat. Das Gestell sieht zugegebenermaßen ein bisschen scheel aus, bringt aber die spektakulärsten Aussichten zur Geltung.
8/10
#569
Geschrieben 22. Dezember 2006, 11:02
Lethal Weapon (Zwei stahlharte Profis) ~ USA 1987
Directed By: Richard Donner
Viel kommt in dieser Woche zusammen für Detective Roger Murtaugh (Danny Glover) vom LAPD: Der 50. Geburtstag, die stressige Vorweihnachtszeit, der Anruf des fast vergessenen Vietnamkameraden Hunsacker (Tom Atkins) und zu allem Überfluss ein neuer Partner (Mel Gibson), der nicht ganz richtig im Kopf zu sein scheint. Ein neuer Fall kündigt sich ebenfalls an. Just die Tochter des Anrufers (Jackie Swanson) stürzt sich voll mit Koks aus einem Hochhausfenster. Dieser "Selbstmord" entpuppt sich als Sanktion für Hunsacker, der zusammen mit einer ehemaligen Eliteeinheit der C.I.A. eine fette Drogenpipeline aus Fernost laufen hat.
Sich einfach mal zurück nach 1987 begeben - als Mel Gibson noch ein im Popularitäts-Mittelsektor anzusiedelnder Schauspieler war ohne gefährliche Nähe zum Größenwahn, als das Actionkino noch atmen konnte und Gordon / Silver zusammen mit zwei Konkurrenten marktführend auf jenem Sektor waren. Da wurde der erstklassige Kommerzfilmregisseur Richard Donner engagiert, um dieses Prachtstück, das später seriellen Charakter bekommen sollte, zu bewerkeln. Polizeifilm, Buddykomödie, harter Actionfilm mit Selbstjustiz-Einschlag und auf allen drei Gebieten rundum erfolgreich. Zwei besondere Ingredienzien salzten "Lethal Weapon" und wurden, als man bemerkte, dass gerade diese des Filmes Beliebtheit ausmachten, für die Nachfolger noch perfektioniert: Zum Einen die hier gerade aufkeimende Freundschaft des Hauptcharaktergespanns, die ihren Reiz aus der totalen Gegensätzlichkeit der beiden bezieht, sich im Laufe der Jahre mehr und mehr vertiefen und um neue Bekannte erweitern sollte sowie mit einer sanft-humoresken Note zu glänzen weiß, fast menschlicher und sympathischer als das Leben. Man wäre gern selbst Teil dieser erlauchten Vertrautheit und fühlt sich spätestens nach Teil 2 auch tatsächlich als ihr zugehörig.
Zum Anderen ist es das methodische Chaos der Inszenierung, die im Grunde älteste Screwball-Stilmittel aufgreift und durch schnellen Schnitt, extreme Nahaufnahmen und durcheinander gesprochenen Dialog absolut involvierend-realitätsnah erscheint. Im ersten und zweiten Film steht diesem tatsächlich bahnbrechenden Konzept noch die harte Gewalttätigkeit gegenüber, die sich insbesondere im jeweils letzten Drittel auftut und noch der zeitgenössischen Genretradition verhaftet war. Mit dem Eintritt in die 90er wurde diese dann später merklich abgeschwächt. Interessant auch die später erweiterte Fassung, die Gibsons Charakter noch abgründiger darstellt, als er es ohnehin schon war. Auch jene Note ließ man für die Nachfolger fallen. Daher ist "Lethal Weapon" - No. Uno - auch trotz seiner teilweise weihnachtlich-heimeligen Atmosphäre ein recht düsterer Vertreter aus Hollywood. Und ein enorm starker dazu.
10/10
#570
Geschrieben 24. Dezember 2006, 09:40
3 Godfathers (Spuren im Sand) ~ USA 1948
Directed By: John Ford
Einen Tag vor Weihnachten überfallen die drei Ganoven Bob (John Wayne), Pete (Pedro Armendáriz) und Kid (Harry Carey jr.) die Bank des Städtchens Welcome. Die Flucht können sie nur Richtung Wüste antreten - mit einem beinharten Marshall (Ward Bond) auf den Fersen und minimalem Wasservorrat. In der Ödnis finden sie zu allem Überfluss eine hochschwangere Frau (Mildred Natwick) in einem Planwagen, leisten Geburtshilfe und versprechen der Sterbenden, als Paten dafür Sorge zu tragen, dass ihr kleiner Sohn wohlbehalten in der nächsten Stadt, New Jerusalem, ankommt.
Die mehrfach verfilmte Geschichte um drei Halunken, die zu drei Heiligen werden und die sich ohne Umschweife als biblisches Gleichnis versteht, in der farbenprächtigsten, schönsten Version von John Ford. Alle paar Jahre kann man sich damit hervorragend das weihnachtliche Filmprogramm aufmöbeln, denn mit ihrer einladenden Warmherzigkeit passt sie gerade gut in die trübe Feiertagszeit. Dabei spart das Buch nicht an Dramatik, die für einen Western sogar in ungewöhnlich hohem Maße eingesetzt wird. Dennoch ist Ford-typisch auch ein hübsches Quäntchen Humor dabei, so dass man nicht Gefahr läuft, das Ganze gar als zu traurig zu empfinden.
9/10
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