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In meinem Herzen haben viele Filme Platz - Filmforen.de - Seite 41

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In meinem Herzen haben viele Filme Platz


2138 Antworten in diesem Thema

#1201 Funxton

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Geschrieben 11. Mai 2008, 16:04

"I may be an asshole, but I've worked hard to become one."

2 Days In The Valley (2 Tage L.A.) ~ USA 1996
Directed By: John Herzfeld


Der Auftragsmord an Roy Foxx (Petrer Horton), einem veritablen Arsch und außerdem Exmann der Wettkampf-Skiläuferin Becky (Teri Hatcher), bringt eine Kette bizarrer Ereignisse im San Fernando Valley in Gang, in die neben den beiden Killern (James Spader, Danny Aiello) unter anderem zwei Sittenpolizisten (Jeff Daniels, Eric Stoltz), ein suizidaler Regisseur (Paul Mazursky), ein von Nierenkoliken geplagter Geschäftsmann (Greg Cruttwell), dessen Sekretärin (Glenne Headley) und seine Halbschwester (Marsha Mason) verwickelt sind.

"2 Days In The Valley" genoss stets den halbseidenen Ruf eines Tarantino-Klons, was schlichtweg eine Frechheit ist. Man könnte einräumen, dass Herzfelds Film der Popularität von "Pulp Fiction" die Möglichkeit seiner Existenz verdankt. Weiterhin handelt es sich bei beiden Werken um Ensemblestücke, in denen jeweils Killer und Pistolen vorkommen, da enden die Parallelen aber bereits wieder. "2 Days" ist von einer deutlich hellsichtigeren und philanthroperischen Perspektive geprägt als Tarantinos 'Retter der Coolness' (womit ich dessen Qualitäten keinesfalls schmälern möchte, nur liegen sie anderswo). Herzfeld ist zudem ein exzellenter Dialogschreiber, der viel von treffsicherem Witz versteht ohne in blanken Zynismus abzugleiten. Seine traumhafte Besetzung legt sich unglaublich ins Zeug und bringt mitunter wahre Karrierehöhepunkte. Besonders Aiello (natürlich) als Italiener auf dem Weg nach Brooklyn, der ein paarmal falsch abbiegt, liefert in einer Art Reprise vorhergehender Rollen, u.a. der des Sal aus "Do The Right Thing", eine wundervoll charmante Vorstellung.
Sein schmales Renommee hat der Film daher alles andere als verdient und es bleibt zu hoffen, dass er eines Tages einem größeren Publikum geläufig wird. Ich jedenfalls plädiere dafür. Unbedingt.

10/10

#1202 Funxton

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Geschrieben 13. Mai 2008, 10:21

"The house is alive. We're all gonna die."

House On Haunted Hill (Haunted Hill) ~ USA 1999
Directed By: William Malone


Der Spaßindustrielle Price (Geoffrey Rush) veranstaltet für seine versnobte Frau (Famke Janssen) eine Geburtstagsparty auf dem Grund der ehemaligen Klinik des Psychiaters und Massenmörders Vannacutt (Jeffrey Combs), die vor knapp 70 Jahren bis aufs Fundament abgebrannt ist, danach wieder aufgebaut wurde und sich nun im Besitz des ängstlichen Pritchett (Chris Kattan) befindet. Die Gästeliste umfasst seltsamerweise ganz andere Namen als die der ursprünglich Geladenen, hinzu kommt Prices verlockendes Angebot, dass jeder der Anwesenden für sein Überleben eine Million Dollar erhält. Doch das Haus selbst spielt Prices ominöses Spiel nicht mit.

Die erste Produktion von Dark Castle, einer kleinen Firma, die Gilbert Adler, Robert Zemeckis und Joel Silver zu Ehren des legendären Gimmickhorrorfilmers William Castle gegründet haben. Für den Einstieg wählte man ein Remake zu Castles Erfolgsfilm mit Vincent Price, bei dem seinerzeit Skelette über die Köpfe der Kinozuschauer hinweghuschten. Die Neuverfilmung verdeutlicht indes in beeindruckender Weise die veränderte Situation auf dem Entertainment-Sektor: Heute sind effektvoller Schnitt, etwas Kunstblut und CGI die maßgeblichen Markenzeichen des Leinwandhorrors. Als Event ist das Remake immer noch ganz spaßig, filmästhetisch betrachtet jedoch wirkt es spärlich, desinteressiert und rückgratlos. Das Gesamtwerk arbeitet nicht für sich, sondern für seine wenigen Höhepunkte und Darsteller, resp. Rush und Combs. Die diversen Zahnräder (derer es auch einige im Film zu sehen gibt) mahlen also keineswegs füreinander. Es bleibt Stückwerk, das einen bei Gelegenheit kurz aufschreckt, dann aber wieder selig in den Kissen versinken lässt.
Immerhin noch wesentlich anschaubarer als der enervierende Nachfolgefilm "Thirteen Ghosts".

5/10

#1203 Funxton

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Geschrieben 13. Mai 2008, 10:40

"Liars always start that way."

Bandolero! ~ USA 1968
Directed By: Andrew V. McLaglen


Dee Bishop (Dean Martin) sitzt in der Patsche, nachdem er mit seiner Bande erfolglos versucht hat, eine Bank auszunehmen. Glücklicherweise begegnet sein Bruder Mace (James Stewart) unterwegs zufällig dem zuständigen Henker und haut als selbiger getarnt Dee mitsamt den Jungs raus. Der erboste Sheriff (George Kennedy) verfolgt mit einer Abordnung die Ganoven über die mexikanische Grenze, nicht zuletzt auch deshalb, weil Dee die schöne Witwe Stoner (Raquel Welch) gekidnappt hat.

Gut unterhaltender aber letztlich serieller Western von 'Mr. Mediocre' McLaglen, der kaum mehr als routiniert daherkommt. Martin und Stewart wirken müde, als wüssten sie genau, dass sie für diese Art Veranstaltung schlicht zu alt sind. Der Italo-Stil, der in dem Film mit untergebracht werden soll, schlägt sich einzig in der beeindruckenden Goldsmith-Musik nieder, ansonsten ist die Mixtur unausgegoren. Die Idee der beinahe zombieartigen, bis auf ihren Anführer gesichtslosen Bandoleros, die im Bergland auf Opfer lauern um dann gnadenlos mit Machete und Stichwerkzeug zuzuschlagen, ist an sich sehr nett, wird aber nur zur Ungenüge ausgespielt. Schließlich der Showdown: Peinlich unübersichtlich und abwesend inszeniert. Die Desperados reiten im legionären Kreis durcheinander und lassen sich einer nach dem anderen seelenruhig abknallen.
Was "Bandolero!" innerhalb seines Entstehungsrahmens etwas ungewöhnlich macht, ist der doppelte Heldentod am Ende - wobei jener dramaturgische Kniff über Umwege wohl auch den Spaghettis zu verdanken ist. Das DVD-Cover übrigens ist glatter Beschiss. Die Welch trägt nie einen Patronengurt, geschweige denn zwei überkreuzte. Das entsprechende Portrait dürfte aus "100 Rifles" stammen. Insgesamt: Güteklasse B im A-Gewand.

6/10

#1204 Funxton

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Geschrieben 13. Mai 2008, 19:25

"The lambs will become lions ..."

The Bloody Judge (Der Hexentöter von Blackmoor) ~ I/LI/E/BRD 1970
Directed By: Jess Franco


Kurz vor der Entmachtung James II herrscht der Oberste Richter Lord Jeffreys (Christopher Lee) als Königsadjutant mit fürchterlicher Willkür über das Land. Alles, was nach Verrat oder Subversion riecht, landet auf dem Schafott oder dem Scheiterhaufen. So werden zahlreiche Frauen als Hexen gebrandmarkt und verurteilt. Nachdem der junge Harry Selton (Hans Hass), Sohn des Lord von Wessex (Leo Genn) die hübsche Mary (Maria Rohm) von einem Selbstmord abhält, verlieben sich beide unsterblich ineinander. Die regimekritische Haltung Seltons bringt ihm bald Ärger mit Jeffreys ein, den auch Mary, deren Schwester (Margaret Lee) bereits ein Opfer von Jeffreys pervertierter Art der Rechtsprechung wurde, zu spüren bekommt.

Hier hatte Franco eine vergleichsweise umfassende Logistik zu stemmen, da "The Bloody Judge" als Mischung aus Kostümfilm und Exploitation neben seiner beeindruckenden Besetzung mit einem stolzen Fundus an Garderobe und Ausstattung veredelt wurde. Franco kann seine ureigene Signatur als Filmer zwischen Schamhaar und Kunstblut zwar nicht verhehlen (und möchte das offensichtlich auch überhaupt nicht), die im Vergleich zu anderen seiner Werke erhöhte Ambitionsschlagzahl, die mit den zur Verfügung stehenden Mitteln einherging, merkt man dem Endprodukt aber dennoch an. Im Gefolge von "The Witchfinder General" entstanden, sind die inhaltlichen und atmosphärischen Analogien unübersehbar, ernsthaft gefährlich wird der Nachfolger dem Original derweil zu keiner Sekunde. Immerhin einer der guten Francos, die jeweils kurz in die richtige Richtung wiesen, deren Entstehung aber leider nicht von späterem Erfolg gekrönt werden sollte.

6/10

#1205 Funxton

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Geschrieben 15. Mai 2008, 07:29

"Good reflexes."

Ronin ~ USA 1998
Directed By: John Frankenheimer


Fünf Spezialisten, darunter der Amerikaner Sam (Robert De Niro) werden von einer mysteriösen irischen Frau (Natasha McElhorne) angeheuert, einen noch mysteriöseren Koffer zu rauben, dessen Inhalt immens wertvoll zu sein scheint. Die entsprechende Aktion verläuft nicht reibungslos und einer der übrigen Söldner (Stellan Skarsgård) erweist sich als eiskalter Verräter. Sam und sein neuer Kumpel Vincent (Jean Reno) müssen improvisieren.

Frankenheimers eigentliches Abschiedsgeschenk an das Actionkino (so man den nachfolgenden "Reindeer Games" zu ignorieren wünscht) subsummiert die alten Stärken des Ausnahmeregisseurs: Wortkargheit gepaart mit einer knochentrockenen Vorgehensweise, ein Stil, der Plausibilität in der Handlungsabfolge sekundär wenn nicht überflüssig macht. Der besagte Koffer ist nicht mehr als ein klassischer MacGuffin, wer da ein falsches Spiel spielt und warum, ist zynisch formuliert mindestens ebenso uninteressant wie die Lösung des Nordirlandkonflikts. Inmitten computergenerierter Szenarien hat Frankenheimer die Eier, höchst organische Autoverfolgungen durch Paris zu inszenieren, wie man sie seit 25 Jahren kaum mehr gesehen hat und für seine Pläne einige Weltschauspieler zu verheizen, denen ihre Auftritte am Ende dann doch nur zuträglich sind.
Ein starker, wenn auch herzloser Film.

8/10

#1206 Funxton

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Geschrieben 15. Mai 2008, 14:34

"I don't go to the movies." - "Why not?" - "Life is too short."

The Player ~ USA 1992
Directed By: Robert Altman


Der Produzent Grifin Mill (Tim Robbins), der im Namen seines Studios tagtäglich Dutzende von Drehbuchentwürfen hoffnungsvoller Nachwuchsautoren ablehnt, erhält neuerdings eine gehäufte Anzahl Drohbriefe. Deren Absender ist offenbar einer der vielen Schreiber, denen Griffin eine Absage erteilt hat. Voller Panik macht dieser den wahrscheinlichsten Kandidaten (Vincent D'Onofrio) ausfindig und führt im folgenden Gerangel dessen Ertrinkungstod in einer Pfütze herbei. Schnell hat Griffin die Polizei auf den Fersen, während er sich in die Exfreundin des Ermordeten verliebt und weitere Drohungen per Post erhält.

Selten gab sich Hollywood die Blöße, sich eine solch treffend-selbstreflexive und gleichermaßen bösartige Satire zu gestatten, selten war Altman so allumfassend meisterlich wie in diesem Fall. "The Player" ist ein absoluter Glücksfall, da er seinem Regisseur gestattet, seinen Stil und seine Mentalität zu gleichen Teilen in die Tat umzusetzen. "Altman pfeift und alle kommen" wurde danach zum geflügelten Wort, und wirklich: Es tummelt sich, zumeist in Eigencameos, eine unüberschaubare Schar prominenter Gesichter, die ihrer Egoverliebtheit und PR-Sucht frönt und sich offensichtlich gar nicht darüber im Klaren ist, dass sie selbst sich damit zu des Spotts größter Zielscheibe macht. Oder man beweist wahlweise diese Form der Selbstironie, das mag auch zutreffen. In jedem Falle ist die Verve, mit der Altman das clevere Script, das am Ende sogar zu einer Allegorie auf filmische Realitätsebenen gerät, in Szene gesetzt hat, von einer allzu selten genießbaren Brillanz.
Von Zeit zu Zeit durchblickt man das an sich unerfreuliche Faktum, bestimmter Filme einfach nicht oft genug ansichtig zu werden und sich stattdessen viel zu viel Redundantes um die Ohren zu schlagen. Nach "The Player" ging es mir mal wieder genau so.

10/10

#1207 Funxton

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Geschrieben 18. Mai 2008, 10:45

"The war started for you when you farted... and said "Good mornin', Vietnam"."

Hamburger Hill ~ USA 1987
Directed By: John Irvin


Ein Platoon der Luftlandetruppen versucht im Mai '69 wieder und wieder, einen strategisch wichtigen Hügel im A Shau Valley zu nehmen und verzeichnet dabei wesentlich mehr unsinnige Verluste als es der letztendliche Gewinn der Anhöhe zu rechtfertigen vermag.

Der Kriegsfilm des Engländers Irvin erreichte ohne prominente Namen (Dylan McDermott, Don Cheadle und Courtney B. Vance sagten einem erst Jahre später etwas) und als Indepent-Produktion (Artisan) nie den Status der bekannt(er)en Epen in diesem Sektor. Dabei kann sich der um Authentizität bemühte Film durchaus sehen lassen, auch wenn er sicherlich nicht vollends frei von Mängeln ist. Allzu aufdringliche Dramatismen, die vollkommen undifferenzierte Darstellung des Gegners als anonymes Schlachtvieh und das pathetische Finale versagen "Hamburger Hill" den begehrten Klassikerstatus im Vietnamfach. Die unübersehbaren Stärken des Films liegen anderswo; sorgfältige Recherche, das Einfangen der Widernisse zwischen klaustrophobischer Enge und vermeintlich feindseliger Landschaft, hervorragende Akteure mit dennoch unverbrauchten Gesichtern und die wohlmeinde Mentalität des Films, die einmal mehr den naiven, politisch egalitären all american boy zeichnet, der spätestens nach zwei Wochen Fronteinsatz all das hinterfragt, wofür er zuvor stolz die Fahne schwenkte. Das kennt man, glücklicherweise jedoch nicht zur Genüge - es ergreift einen nach wie vor. Denkwürdig eine Szene, in der eine Kohorte Helikopter das neblige Zielgebiet zu "We Gotta Get Out Of This Place" von den Animals überfliegt - da zeigt sich dann das Potenzial des tatsächlich Möglichen.

7/10

#1208 Funxton

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Geschrieben 18. Mai 2008, 11:09

"No bad habits, ma. Except for a little killing."

Dead Presidents ~ USA 1995
Directed By: Albert Hughes / Allen Hughes


Der in der Bronx aufwachsende Anthony Curtis (Larenz Tate) schlägt ein College-Stipendium in den Wind, um nach Vietnam zu gehen. Nachdem er wieder zu Hause angekommen ist, Frau (Rose Jackson) und Kind warten bereits auf ihn, wird er alsbald mit dem sozialen Elend der großstädtischen Außenbezirke konfrontiert. Kriegstraumata und die Erkenntnis, das einem nichts geschenkt wird, veranlassen ihn schließlich zur Planung eines Raubüberfalls auf einen Geldtransporter, der blutig endet.

Nach ihrem Debüt "Menace II Society", der die Auswirkungen der Unruhen in Watts in gesellschaftskritischen Augenschein nimmt, verschlug es die Hughes-Zwillinge an die Ostküste, wo sie ein an Scorsese und Cimino orientiertes Portrait schwarzer Marines, die nach dem Kriegseinsatz als - so implizieren es die Autoren - notwendiges, gleichermaßen aber unerwünschtes Übel an der Heimatfront weiterzukämpfen hatten, fertigten. Als lokale Milieustudie mit interessanten Denkansätzen ist der Film stimmig und erstklassig, die politischen Thesen und Denkansätze erscheinen recht provokant, wenn auch mitunter zu geschwätzig und oberflächlich. Die Brüder lieferten als Filmemacher jedenfalls ihre bis heute geschlossenste und respektabelste Arbeit ab, die sich weder vor epischem Atem noch vor naturalistischer Radikalität scheut und gerade deshalb langfristig nachwirkt.
Hinzu kommt das rhythmische Zusammenspiel zwischen Bild und Ton. Die Songauswahl mit zahlreichen zeitgenössischen Soul- und Funkklassikern ist die vielleicht bestkompilierte eines Films der neunziger Jahre. Die R'n'B-Variante unter den Vietnamfilmen.

8/10

#1209 Funxton

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Geschrieben 18. Mai 2008, 16:58

"It's a horny world."

The Boston Strangler (Der Frauenmörder von Boston) ~ USA 1968
Directed By: Richard Fleischer


Filmische Aufarbeitung des authentischen Serienkillerfalles um den Bostoner Installateur Albert DeSalvo (Tony Curtis), der zwischen 1962 und 64 mindestens 13 Frauen erwürgt haben soll. Obwohl er selbst seine Schuld eingestand, nachdem er seiner Persönlichkeitsspaltung gewahr wurde, kam es aus Mangel an Beweisen nie zu einer offiziellen Anklage.

Fleischers Meisterwerk führt den Rezipienten unter unprätentiöser Aufwendung einer Vielzahl wirkungsvoller künstlerischer Mittel (split screen, Auflösung der Erzählperspektive, Aufhebung der Raum-Zeit-Kontinuität) geradewegs in die abgründige und zerschundene Psyche eines mehrfachen, sexuell gestörten Mörders. Erst nach einer Stunde konfrontiert der Film seine Zuschauer mit dem wahrhaftigen Täter, der später wegen eines dummen Zufalls geschnappt und dann während der anschließenden Inhaftierung als Mordverdächtiger verhört werden wird. Zuvor lässt Fleischer sämtliche Beteiligten vor und auf der Leinwand ohne jegliche Anhaltspunkte lose in der narrativen Finsternis umhertappen. Nachdem Curtis dann als Albert DeSalvo die sprichwörtliche Bühne betritt - man sieht ihn entgeistert vor dem Fernseher sitzend, seine kleine Tochter im Arm, während er die Trauerfeierlichkeiten zum Tode John F. Kennedys verfolgt und kurz darauf zu seinem vorletzten Mord aufbricht - wird der Film aufgrund seiner einfühlsamen Darstellung ganz zu dem seinen. Auch diesbezüglich gebührt "The Boston Strangler" ein Höchstmaß an Aufmerksamkeit. Im Gegensatz zu "Psycho", der immerhin bereits die psychische Störung als Ursache für das dissoziale Verhalten des Täters fokussierte, ohne selbigen vollends als Monster zu stigmatisieren, präsentiert Fleischer den Kriminellen als bemitleidens- wenn nicht sogar liebenswerten Menschen, der keine Kontrolle über sein Tun besitzt. Ein radikaler Ansatz, der "The Boston Strangler", unabhängig von seinem Authentizitätsfaktor, umso unbequemer und schockierender macht.

9/10

#1210 Funxton

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Geschrieben 18. Mai 2008, 21:23

"The word is 'bluffing'."

Quiz Show ~ USA 1994
Directed By: Robert Redford


New York, 1958: Die Macher der beliebten NBC-Quizreihe "21" kommen überein, dass der derzeitige Champion Herbie Stempel (John Turturro) zu wenig telegen und zu jüdisch ist, um weiterhin als Banner der Show zu fungieren. Also macht man den Akademiker Charles Van Doren (Ralph Fiennes) zum neuen Aushängeschild von "21". Stempel jedoch fühlt sich alsbald um seine TV-Karriere geprellt und sagt vor der Grand Jury aus, was dazu führt, dass der frischgebackene Harvard-Absolvent Goodwin (Rob Morrow) in der Sache aktiv wird und ein Komitee zusammenruft, von dem er sich verspricht, dass es die Führungsriege von NBC als Publikumsbetrüger bis ins Mark erschüttere.

Exzellentes Erzählkino von Redford, gescheit und begnadet geschrieben und gespielt. Historische Eklats - ob politischer Natur oder in der Unterhaltungsbranche - geben stets einen dankbaren Hintergrund für spannende period movies ab. Der vorliegende Fall ist das beste Beispiel. Für die Besetzung des spannenden, medienkritischen Dramas konnte neben einer erwartungsgemäß bravourös aufspielenden Darstellerriege sogar Paul Scofield gewonnen werden, der in eine Nuance seiner Mimik mehr Ausdruck zu legen vermag als jüngere Kollegen in eine ganze Rolle. Angenehm moderat und ohne jemals effektheischerisch oder grell zu werden, erzählt der Film die Geschichte eines alltäglichen Skandals um bewusste Manipulation und vorgetäuschte Unkenntnis mitsamt ungeschorenem Davonkommen. Redfords setzt voraus, dass sein Publikum um die Verfahrenspraxis der Massenmedien weiß, präzisiert aber zugleich die Tatsache, dass diese selbst in ihren televisionären Kinderschuhen bereits falsch und verlogen war, zu einem ungeheuren Faszinosum. Ebendiese Perspektive ist es, die "Quiz Show" über seine ganze Distanz so außerordentlich reizvoll macht.

9/10

#1211 Funxton

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Geschrieben 20. Mai 2008, 14:15

"What the fuck is the matter with you?"

Dead Bang ~ USA 1989
Directed By: John Frankenheimer


Officer Jerry Beck (Don Johnson) vom L.A.P.D. feiert Weihnachten im Alkoholrausch und neben einer Dame (Penelope Ann Miller) liegend, die er erst vor ein paar Stunden kennengelernt hat. Frau und Kinder sind weg und Beck bereitet sich auf einen vielversprechenden Fall vor: Die Verfolgung eines wild um sich schießenden Neonazis (Frank Military), der bereits einen Krämer und einen von Becks Kollegen auf dem Gewissen hat und sich nun auf der Flucht gen Osten befindet. Beck wird bald fündig - im Schoße einer groß angelegten Faschistensekte.

Gradliniger Actionthriller von Frankenheimer, der genauso straight und unkompliziert ist, wie sein Titel es suggeriert. Ein Old-School-Genrefilm, der mit dem Abstand der Jahre und im Vergleich zum überladen-gekünstelten Habitus seiner Erben beinahe unspektakulär daherkommt. Johnson legt seinen ikonographischen Charakter, den zähen, aber schmierigen, versoffenen und kaum lebenstüchtigen Polizisten - als Gegenentwurf zu seinem gefönten Armani-Bullen aus dem TV an. Diesen Job meistert er in begeisternder Weise und lässt einen wehmütig darüber sinnieren, wohin Johnsons Karriere wohl geführt haben möge, wäre er hierin und in Hoppers "The Hot Spot" bloß besser angekommen. "Dead Bang" geht seinen Weg ebenso unbeirrt wie sein Protagonist, erfreulicherweise mal als Solist und ohne Buddy, mit einem Feindbild, das sich impulsiv zu hassen lohnt und mit einer Form der Bodenhaftung, die nunmehr eine echte Rarität darstellt.

7/10

#1212 Funxton

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Geschrieben 20. Mai 2008, 14:33

Zitat entfällt.

4 Mosche Di Velluto Grigio (Vier Fliegen auf grauem Samt) ~ I/F 1971
Directed By: Dario Argento


Schlagzeuger Roberto (Michael Brandon) wird seit längerem von einem mysteriösen Mann verfolgt und beobachtet. Als er den Fremden eines Abends in einem leeren Theater stellt, zückt dieser ein Stilett, das ihm nach einem Gerangel jedoch selbst zum Verhängnis wird. Schuldbewusst stellt sich Roberto nicht, wird in den folgenden Tagen aber von entlarvenden Fotos und anderen Hinweisen verfolgt und terrorisiert. Außerdem gibt es noch weitere Todesfälle in seinem Umfeld. Mithilfe zweier Freunde (Bud Spencer, Oreste Lionello) kommt Roberto schließlich der Wahrheit auf die Spur.

Seine seltene Verfügbarkeit hat "4 Mosche" nun überhaupt nicht verdient. Als einer der besten Gialli Argentos, der damals noch mit Psychedelik und ausgeflippten Beatnikkreisen liebäugelte, ist der Film vor allem als unbestechliches Zeitdokument so beständig. Die gewagte Montage, gekoppelt mit einem sehr klaren Blick fürs Wesentliche und einem unerschöpflich scheinenden Pool visueller Ideen (Robertos Vision von der persischen Hinrichtungsszenerie) machen ihn zu einer künstlerisch absolut integren, wenn nicht gar relevanten Arbeit. Morricones Musik ist, auch wenn Argento anderer Ansicht war, formidabel und Bud Spencer (der leider von keinem seiner drei Standardsprecher, sondern ausnahmsweise von Heinz-Theo Branding synchronisiert wurde) in einem solchen Film zu sehen, das allein lohnt schon das Hinschauen. Einzig die - glücklicherweise wenigen - komischen Einlagen bzw. running gags (wie der mit dem geprügelten Briefträger) wirken deplaziert.

8/10

#1213 Funxton

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Geschrieben 22. Mai 2008, 10:26

"Black isn't a color."

Halloween - Director's Cut ~ USA 2007
Directed By: Rob Zombie


Geringfügig erweitert und ummontiert konnte Zombies D.C. im Wesentlichen die Eindrücke meiner Erstbeschau bestätigen. Der Versuch oder wahlweise die Variation, Michael Myers, das längst zu einem Trademark avancierte, unsterbliche Filmmonster mit einem psychologisch fundierten Background auszustatten und ihn im Gegensatz zu seinen früheren Inkarnationen zu "erden", gelingt in durchaus redlicher und vor allem zeitgemäßer Art und Weise. Worüber ich mir allerdings noch immer nicht recht im Klaren bin, ist die Entscheidung, welchen Myers ich furchteinflößender finden soll - den keltischen Superzombie mit dem Rücken zur Hölle oder den psychotischen, ungeschlachten Mörder in Wrestlergestalt. Wie dem auch sei - ihren spezifischen Reiz haben beide. Vielleicht kommt es ja irgendwann zu einem filmrealitätsübergreifenden Crossover. Wäre sicherlich interessant.

8/10

#1214 Funxton

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Geschrieben 22. Mai 2008, 10:57

"Now let's you just drop them pants."

Deliverance (Beim Sterben ist jeder der Erste) ~ USA 1972
Directed By: John Boorman


Vier Stadtmänner (Jon Voight, Burt Reynolds, Ned Beatty, Ronny Cox) unternehmen auf Kanus eine Flussfahrt in den Appalachen, bevor das Gebiet zu einem gigantischen Stausee umgemodelt werden soll. Schon nach kurzer Zeit bedrohen sie einheimische Rednecks, einer wird vergewaltigt. Das fremde Terrain wird zum allumfassenden Lebensfeind.

Nach der zivilisationskritischen Parabel von James Dickey inszenierte Boorman diesen wegweisenden Film, die Mutter aller Hinterwäldler-Horrorgeschichten. Die ehedem so beliebte, romantische Verklärung des Südens, die bereits zuvor ansatzweise durch die Inaugenscheinnahme der hiesigen, dekadent-angeschimmelten Gesellschaft in Stücken und Filmen wie "Cat On A Hot Tin Roof" und "The Chase" zur Nichtigkeit erklärt wurde, weicht nun endgültig der diametral angelegten Zeichnung dieser Landstriche als Hort der Andersartigkeit, der inzestuös derangierten Halbgescheiten, Waldmenschen und Whiskeybrenner. Das durch die Urbanität zum Sterben verurteilte Areal wehrt sich seiner Haut und rächt sich per Mensch und Natur an den Verantwortlichen, hier repräsentiert durch die vier Wochenendabenteurer. Die Atmosphäre des damit einhergehenden Terrors überträgt sich verlustfrei auf den Zuschauer und ist daher so immens wirkungsreich. Nicht nur die direkte Bedrohung erweist sich schlussendlich als unauslöschlich, auch das Schuldbewusstsein und die Gewissheit, mit diesem leben zu müssen, legen sich als zentnerschwere Last auf die schmalen Schultern von uns Städtern. Ein brillanter Film mit gigantischem impact.

10/10

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Geschrieben 22. Mai 2008, 16:54

"Since you stopped drinking, you been quite peculiar."

Some Came Running (Verdammt sind sie alle) ~ USA 1958
Directed By: Vincente Minnelli


Dave Hirsh (Frank Sinatra) landet nach einer durchzechten Chicagoer Nacht in einem Greyhound-Bus Richtung seiner Heimatstadt Parkman, die Hure Ginnie (Shirley MacLaine) im Schlepptau. Daves Bruder Frank (Arthur Kennedy), der in Parkman zu den angeseheneren Bürgern zählt, und noch mehr dessen Frau (Leora Dana) sind recht unerfreut über die Rückkehr des verlorenen Sohnes. Dave genoss als der Literatur zugeneigter Schluckspecht stets den Ruf eines Sonderlings, was sich bis dato nicht hat ändern wollen. Anschluss findet Dave nur bei dem diabeteskranken Spieler Bama (Dean Martin), während seine große Liebe Gwen (Martha Hyer), eine Lehrerin, Daves Lebensstil ebensowenig akzeptiert wie seine Familie, die ihrerseits selbst nurmehr von einem Lügenkonstrukt zusammengehalten wird.

Ich erinnere mich noch, dass das aufgeblasene Lifestyle-Magazin Tempo "Some Came Running" in den frühen Neunzigern im Zuge einer Erhebung der besten Filme aller Zeiten auf den ersten Platz wählte, was seinerzeit Anlass genug für mich war, das Werk bei seiner nächsten TV-Ausstrahlung auf Video einzufangen. Ich mochte es schon damals sehr.
Fünf Jahre nach der Jones-Verfilmung "From Here To Eternity", die Sinatra ein fulminantes Comeback nebst einem Oscar beschert hatte, war er in einem weiteren Prestigeprojekt nach demselben Literaten zu sehen. Der deutsche Titel sollte wohl Assoziationen zu dem damaligen Erfolg wecken, obwohl beide Filme bis auf ein potenziertes Maß Tragödie und ihren Ursprung wenig gemein haben. "Some Came Running" zählt nicht zuletzt dank Minnellis fulminanter Bildkompositionen zu den großen Hollywoodmelodramen des Jahrzehnts, wenn er auch selten in einem Atemzug mit diesen genannt wird. Vielleicht liegt es an der etwas bourgeoisen Sicht der Dinge, die MacLaines Part zwar mit allem gebührenden Respekt, dennoch aber einem unverhohlenen Naserümpfen beleuchtet. Dem Film haftet etwas seltsam Anrüchiges an, das man etwa bei einer vergleichbaren Arbeit von Sirk so nicht fände. Immerhin garantiert diese Ausartung "Some Came Running" seine Extravaganz.

9/10

#1216 Funxton

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Geschrieben 23. Mai 2008, 08:43

"Champagne yes, philosophy no."

The Sheltering Sky (Himmel über der Wüste) ~ UK/I 1990
Directed By: Bernardo Bertolucci


Kurz nach dem Ende des 2. Weltkriegs reist das New Yorker Bohemien-Ehepaar Kit (Debra Winger) und Port Moresby (John Malkovich) durch die Sahara, begleitet von ihrem jüngeren, wohlhabenden Bekannten Tunner (Campbell Scott). Während Port, der Nordafrika bereits kennt, von Anfang an dem exotischen Zauberer der Region verfällt, flüchtet sich Kit in eine Affäre mit Tunner. Port erkennt rechtzeitig Tunners Absichten und schickt ihn mit dem schmierigen Eric Lyle (Timothy Spall) und dessen Mutter (Jill Bennett) fort. Dann erkrankt Port an Typhus. Kit schafft ihn in ein Fremdenlegionsfort, kann jedoch trotz verzweifelter Pflege nicht verhindern, dass ihr Mann stirbt. Sie lässt sich von einer Beduinen-Karawane mitnehmen, deren Anführer (Eric Vu-An) sich in sie verliebt und sie wie einen Schatz abgeschottet von der Außenwelt in seinem Haus beherbergt. Augenscheinlich jeglichen Willens beraubt, wird Kit schließlich vom US-Konsulat ausfindig gemacht und nach Tanger zurückgebracht.

Bowles' Roman über die scheiternde Radikalreform zweier Lebensentwürfe erfährt unter Bertoluccis delirierender Ägide eine kongeniale Verbildlichung. Bowles selbst tritt als Kommentator auf, der in einem Hotel in Tanger Prolog und Epilog spricht, wie ein warnendes, allwissendes Orakel. Abgesehen von der Wüste als flirrendem Protagonisten, in die man sich, so, wie Bertolucci sie visualisiert, ebenso hinabseilen kann wie Port Moresby, sind mit Malkovich und Winger zwei bis zur Selbstaufgabe aufspielende Darsteller an Bord, deren quälende Selbstsuche heraus aus der Stagnation ihrer Partnerschaft nicht besser würde interpretiert werden können. Bertoluccis Lieblingsthemenkreise, charakterlicher Widerspruch, irrationaler Sex, die Benutzung existenzieller Seitenpfade, schließlich der Triumph des Schicksals über das Individuum kommen in "Sheltering Sky" zum Einsatz und können sich somit einer entsprechend leidenschaftschlichen Ausdifferenzierung und Bearbeitung durch diesen großen Regisseur erfreuen.

9/10

#1217 Funxton

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Geschrieben 24. Mai 2008, 07:25

"The secret's in the sauce."

Fried Green Tomatoes (Grüne Tomaten) ~ USA 1991
Directed By: Jon Avnet


Die alte Südstaatenlady Ninny (Jessica Tandy) erzählt der frustrierten Mittvierzigerin Evelyn Couch (Kathy Bates) im Krankenhaus die Geschichte vom Whistle Stop Cafe, das in den Dreißigern von der resoluten Idgie (Mary Stuart Masterson) und ihrer Freundin Ruth (Mary-Louise Parker) betrieben wurde. Mit Witz und Schlagfertigkeit halten sich die beiden Damen über Wasser. Evelyn reift in der Gegenwart unterdessen selbst vom Mauerblümchen zur emanzipatorischen Rebellin.

Biederstes Hausfrauenkino, in seiner kalkulierten Großherzigkeit fast schon perfid. Klischee reiht sich an Klischee, derweil der Süden als Hort couragierter Menschen und Werte (die freilich unter der Oberfläche schlummern) gepriesen wird. Mit den naheliegenden Topoi jongliert man - mit der Rassenproblematik samt Ku-Klux-Klan, mit der Wirtschaftsdepression, Gewalt in der Ehe, tragischen Todesfällen und dicker Frauenfreundschaft, die so richtig aber doch irgendwie nur innerhalb analoger demografischer Herkunft zu gedeihen vermag - so pauschal und gefährlich reduziert zumindest suggeriert es der Film (der zugrunde liegende Roman vermutlich ebenfalls).
Was bleibt, nach all der himmelhochjauchzenden Zutodebetrübtheit, ist ein abgeschmackt überraschungsfreies, rührseliges und ärgerlich dämliches Beispiel dafür, wie Kitsch im Film möglichst nicht produziert werden sollte. Das ist nicht mehr bloß uninteressant, sondern darüberhinaus noch auf ganzer Linie zum Kotzen, aber im Quadrat.

1/10

#1218 Funxton

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Geschrieben 26. Mai 2008, 13:29

"I will try the way of peace."

Broken Arrow (Der gebrochene Pfeil) ~ USA 1950
Directed By: Delmer Daves


Tuscon ist von der Außenwelt abgeschnitten, da die Apachen dafür sorgen, dass kein Postreiter oder Wagenzug ihr Land durchquert. Da unternimmt der ehemalige Scout Tom Jeffords (James Stewart) den erfolgreichen Versuch, Cochise (Jeff Chandler), den Häuptling der Chiricahua, dazu zu bringen, als Friedensgeste fünf Postreiter unbehelligt zu lassen. Zudem verliebt er sich in die Seherin Sonseeahray (Debra Paget) und heiratet sie später als Symbol für die Überbrückung aller Aggressionen zwischen Rot und Weiß. Cochise unterschreibt den Vertrag zu erinem Waffenstillstand, der nach drei Monaten in einen dauerhaften Frieden münden soll. Der krankhaft argwöhnische Rancher Slade (Will Geer) jedoch misstraut der plötzlichen Sympathie und greift die Apachen samt Jeffords aus dem Hinterhalt an. Sonseeahray kommt dabei zu Tode. Jeffords verlässt enttäuscht die Zivilisation und reitet wieder einsam und ziellos durch die Steppe.

"Broken Arrow" gilt als Meilenstein des Genres, weil er mit Ausnahme von Seitz' "The Vanishing American" der bis dato einzige namhafte Film war, der die indianischen Ureinwohner Nordamerikas als Opfer rücksichtsloser kolonialistischer Bestrebungen darstellte. Man könnte diese Entscheidung als kommerziell riskant bezeichnen, denn Hollywood hat sich damit auch eines klassischen Feindbildes beraubt, das sich sicher noch ein paar weitere Jahre hätte ausschlachten lassen. Tatsächlich sorgte Daves' Film bei aller berechtigten, letztlich jedoch leichtwiegenden Kritik (das der Geschichte zugrunde liegende Menschenbild ist extrem simplifiziert, die Narration zweckdienlich unkomplex und der weiße Agent als Medium zwischen Zivilisation und Naturvolk offenbar unumgänglich) dafür, dass in den folgenden Jahren der Indianer als Kanonenfutter seinen Reiz verlieren sollte. Das Beste aber: Die abgebildeten Ereignisse sind authentisch. Stewarts Gutmenschenporträt fügt dem Brett seiner großen (authentischen) Pionierparts somit eine weitere Kerbe hinzu, Chandler erhielt eine Oscarnominierung und spielte den Cochise noch zwei weitere Male für die Universal (in einem jeweils inoffiziellen Prequel und einem Sequel, s.u.). Der Film selbst ist eben etwas naiv, ebenso aber sehr abenteuerlich, romantisch und zu Herzen gehend und damit eine sehr feine Arbeit.

9/10

#1219 Funxton

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Geschrieben 26. Mai 2008, 13:45

"You broke the peace. White man's fault."

The Battle At Apache Pass (Die Schlacht am Apachenpass) ~ USA 1952
Directed By: George Sherman


Cochise (Jeff Chandler) lebt mit seinem Volk in guter Nachbarschaft zum Fort Apache. Dessen Kommandeur Colton (John Lund) gilt als Freund des Häuptlings und der Frieden ist beständig. Dann erreicht der Regierungsbeauftragte Baylor (Neil Cowling) die Region und hetzt Indianer und Kavallerie gegeneinander auf. Coltons Abwesenheit nutzt er, um den profilierungssüchtigen jungen Lt. Bascom (John Hudson) gegen Cochise anzustacheln. Cochise tut sich mit dem abtrünnigen Geronimo (Jay Silverheels) zusammen und kämpft eine erbitterte Schlacht gegen die Armee.

Bereits vor den Ereignissen um den Postreiter Jeffords ereignete sich diese weitere, als "Bascom-Affäre" in die Annalen des Westens eingegangene Cochise-Anekdote. "Battle" spiegelt die Geschehnisse wiederum sehr wahrheitsgetreu und kann weiterhin mit den bereits aus Daves' "Broken Arrow" bekannten Chandler (hier mit etwas weniger Grau im Schopf) und Silverheels (dem witzigerweise der spätere Geronimo Wes Studi wie aus dem Gesicht geschnitten ist) punkten. Es handelt sich handwerklich um einen anspruchslosen, flott gemachten und sehr schick fotografierten B-Western, der seine Sache weitgehend ohne Atelieraufnahmen und untadelig meistert.
Sherman war ein Profi für solche zügig heruntergekurbelten Geschichten und dürfte mit "Battle" zumindest eine seiner bedeutsameren Arbeiten vorgelegt haben.

7/10

#1220 Funxton

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Geschrieben 26. Mai 2008, 14:06

"Cochise is dead. And peace died with him."

Taza, Son Of Cochise (Taza, der Sohn des Cochise) ~ USA 1954
Directed By: Douglas Sirk


Knappe drei Jahre nach dem Friedensabkommen mit General Howard stirbt Cochise (Jeff Chandler) an einer verhängnisvollen Krankheit. Seine beiden Söhne Taza (Rock Hudson) und Naiche (Rex Reason) schlagen danach unterschiedliche Wege ein: Taza müht sich darum, für die Chiricahua eine autonome Selbstverwaltung zu erwirken und verbündet sich mit Captain Burnett (Gregg Palmer), während Naiche Taza verrät und sich dem Guerilla Geronimo (Ian MacDonald) anschließt, um gegen die Weißen Krieg zu führen. General Crook (George Burton) ignoriert daraufhin den Wunsch Tazas, den Konflikt mit seinem Bruder selbst beizulegen und ihn zu bestrafen und übergeht damit die zuvor stattgefundenen Verhandlungen. Es kommt zum allseitigen Scharmützel.

Letzter Teil der inoffiziellen Cochise-Trilogie, der Jeff Chandler ein letztes Mal für einen dreiminütigen Cameo verwurstet. Danach übernimmt Sirks späterer Stammschauspieler, der in Westernangelegenheiten bereits erfahrene Hudson, das Regiment. Die Würde des elder staesman, die Chandler seinem Part verliehen hatte, vermag Hudson zu keiner Sekunde zu vermitteln, den Kampf, den er als noch unprofilierter Nachfolger seines großen Vaters auszufechten hat, indes gibt seine verhärtete Mimik recht glaubwürdig wieder. Man hat es, obwohl die Apachen hier im Prinzip sämtliche Protagonistenrollen bekleiden, noch immer nicht aufgegeben, die Ereignisse durch eine weißhäutige Perspektive darzustellen, insofern wurde also wenig hinzugelernt. Was "Taza" letzten Endes außergewöhnlich macht, ist, wie immer in den entsprechenden Fällen, die Wahl eines europäischstämmigen Regisseurs für dieses uramerikanische Sujet. Sirk, den als späteren Meister der Analyse von Sozialnetzen besonders zwischenmenschliche Beziehungen interessieren, entfacht genau dort die größte Leidenschaft: Taza und sein Bruder, beider Geliebte, die schöne Oona (Barbara Rush), dazu Geronimo und die Armisten. Allerlei Gelegenheit für viel Trubel und Dramatik. Und herrlich bunt.

7/10

#1221 Funxton

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Geschrieben 27. Mai 2008, 06:16

"There's only one boss around here, and that's me. The HNIC."

Lean On Me (Der knallharte Prinzipal) ~ USA 1989
Directed By: John G. Avildsen


Um seine ehemalige Wirkungsstätte, die Eastside High in New Jersey, die im Laufe der Jahre zum Kriegsgebiet geworden ist, wieder auf Kurs zu bringen und einen allgemeinen Wissenstest bestehen zu können, der die Schule vor der Verstaatlichung bewahren soll, kommt der unkonventionelle Lehrer Joe Clark (Morgan Freeman) als Rektor zurück. Seine Methoden pendeln zwischen Empathie und Despotismus, während er lernwiligen Kindern zum besten Freund wird, haben liberaler eingestellte Kolleginnen und schwierige Schüler unter seiner Fuchtel schwer zu knabbern. Dennoch beißt er sich durch bis zum Ziel, ein Gefängnisaufenthalt, den ihm eine überkandidelte Mutter beschert, inklusive.

Die Germanisierung des Titels ist einmal mehr absolut blamabel. "Lean On Me" bezieht sich auf Bill Withers gleichnamige '72er Single bzw. deren Coverversion von Club Nouveau, während man sich hierzulande an das kurz zuvor gelaufene Jim-Belushi-Drama "The Principal" anzuhängen versuchte. Damit hat Avildsens Film, eine weitere Beschwörung der individuellen Kampfeskraft im Mythos Amerikanischer Traum, allerdings wenig zu tun. Joe Clark ist eine authentische, immens kontrovers beäugte Persönlichkeit, die es in den Achtzigern immerhin bewerkstelligte, schulische Missstände an US-High-Schools in das öffentliche Bewusstsein zu hieven. Der Film heroisiert diesen radikalen Menschen womöglich etwas mehr, als er es verdient hätte, Freemans Spiel jedoch und die offenkundige Apologisierung, die Avildsen bemüht, wenn er Clark dann doch die eine oder andere Schwäche in seiner Praxis attestiert, sind schwer mitreißend.

8/10

#1222 Funxton

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Geschrieben 27. Mai 2008, 13:44

"I'm someone else."

Imitation Of Life (Solange es Menschen gibt) ~ USA 1959
Directed By: Douglas Sirk


In den Vierzigern lernen sich die in New York gestrandeten, alleinerziehenden Mütter Lora (Lana Turner) und Annie (Juanita Moore) kennen. Aus der anfänglichen Zweckgemeinschaft wird bald deine tiefe Freundschaft. Während Lora am Broadway zunehmende Erfolge feiert, gibt sich die farbige, strenggläubige Annie mit ihrem Haushälterinnendasein zufrieden. Loras Tochter Susie (Sandra Dee) ist in der Schule erfolgreich, Annies Tochter Sarah Jane (Susan Kohner) jedoch, die weißhäutig ist und der man ihre Herkunft nicht ansieht, entwickelt eine neurotische Unzufriedenheit mit ihrer Abstammung. Fremden gegenüber verschweigt sie die Hautfarbe ihrer Eltern und tatsächlich verkehrt Sarah Jane vornehmlich in Kreisen, die ebensolche Eigenschaften vornehmlich zu repressiven Zwecken verwenden. Während Annie das Herz bricht, bemerkt Lora unterdessen kaum, dass auch mit Susie mittlerweile die Hormone durchgehen.

Sirks letztes großes Hollywood-Melodram für die Universal, ein finaler und endgültiger Beweis für seine Meisterschaft auf diesem Gebiet. Nachdem er John Gavin, eine Art Hudson-Lookalike, bereits für seine Remarque-Verfilmung "A Time To Love And A Time To Die" einsetzen konnte, spielt dieser auch hier den männlichen Part des charakterfesten, gegen weibliche Umtriebigkeiten aber machtlosen Quasi-Machos. Die Frauenfiguren, starke, wenngleich unzufriedene und wankelmütige Persönlichkeiten, fügen sich ebenfalls ihrem typisierten Sirk-"Ideal" hinzu. Dessen tadellose Inszenierung ist diesmal allerdings etwas weniger auffällig und stempelfest als üblich, während der Plot in all seiner erzählerischen Breite das wohl deutlichste Wasserzeichen markiert. Große Gefühle und große Traurigkeiten im bürgerlichen Milieu, dabei von außerordentlicher sozialer Tragweite.
Filmhistorisch das Ende einer Ära und im Prinzip schon deshalb ein Grund zu lustvollem Schluchzen.

9/10

#1223 Funxton

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Geschrieben 28. Mai 2008, 13:39

"How could I have known that murder could sometimes smell like honeysuckle?"

Double Indemnity (Frau ohne Gewissen) ~ USA 1944
Directed By: Billy Wilder


Der Versicherungsvertreter Walter Neff (Fred MacMurray) gerät an die eigennützige Phyllis Dietrichson (Barbara Stanwyck), die den vor Leidenschaft blinden Klinkenputzer für ihre teuflischen Zwecke einspannt, welche vorsehen, Phyllis' Gatten (Tom Powers) ins Jenseits zu befördern und die Unfallversicherungsprämie zu kassieren. Die Ausführung funktioniert beinahe reibungslos, wäre da nicht Neffs umtriebiger Kollege Barton Keyes (Edward G. Robinson), der schnell Lunte riecht.

Vor seinen großen Erfolgen im Komödienfach bewies Wilder mehrfach, dass er auch auf anderen Sektoren meisterlich zu arbeiten verstand. Unter anderem schrieb er diesen archetypischen film noir nach einer Geschichte des in derartigen Szenarien erfahrenen James M. Cain. Im Gegensatz zu den Detektivgeschichten von Chandler, Hammett oder Spillane, deren verworrene Plots oftmals kaum mehr nachvollziehbar sind, konzentriert sich Cain auf Moralkodex und Spannungsmoment, sowie das Schuldlabyrinth, in dem sich die "Reisegenossen", wie Keyes (traumhaft: Robinson) die kriminellen Paktierer zu bezeichnen pflegt, verfahren haben. Dazu gibt's tiefe Hutkrempen, lange Schatten und die ewige femme fatale, und das alles so elegant und zeitlos, dass es niemals je ordinär oder klischeehaft erscheint. Selbst einige Lektionen in Suspense hält Wilder bereit. Seine kleinen ironischen Spitzen lassen indes jedoch erahnen, wo noch weitere Stärken liegen.

10/10

#1224 Funxton

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Geschrieben 29. Mai 2008, 13:45

"Even bad men love their mommas."

3:10 To Yuma (Todeszug nach Yuma) ~ USA 2007
Directed By: James Mangold


Der verschuldete, kriegsversehrte Farmer Dan Evans (Christian Bale) wittert die Chance, seinen Haushalt zu sanieren, als der bekannte Gangster Ben Wade (Russell Crowe) in die Stadt kommt. Dieser wird von Pinkerton-Detektiven und Eisenbahnern verfolgt und geschnappt und soll ins drei Tagesreisen entfernte Contention eskortiert werden, um dort in den 3:10-Zug zum Gefängnis von Yuma gesetzt zu werden. Evans lässt sich gegen eine Prämie als Geleitpersonal anheuern. Verfolgt von Wades Bande und ständig der Gefahr ausgeliefert, von dem hinterlistigen Banditen selbst überfallen zu werden, schafft Evans es schließlich - mithilfe seines Sohnes (Logan Lerman) nach Contention. Es dauert jedoch noch immer ein paar Stunden, bis der Zug eintrifft ...

Weit entfernt von der karg-herbstlichen Poesie, die Daves' Erstverfilmung des Stoffes auszeichnet, übersieht diese Variante die existenzialistische Dimension des Dramas zwar nicht vollends, stellt sie zugunsten einer starken Actionregie und dem Möchtegern-Anspruch, einen modernen Klassiker zu liefern, jedoch spürbar zurück. Die unterschiedlichen Vorzeichen sind es, die beide Ausführungen simplerdings unterscheiden; wo der alte Film inmitten einer Garbe von Genreproduktionen entstanden ist, dabei eher zu den Zweitreihe-Werken gezählt werden konnte, um sich dann ganz hinterrücks zum matten Edelstein zu mausern, da ist die präfixe Exotenposition der Neuauflage geradezu werkimmanent. Besetzt mit zwei Gardestars, bedacht auf Schauwerte, mit grandioser Action, bunt und breit ist "3:10" '07 all das, was "3:10" '57 ein halbes Jahrhundert zuvor nicht sein konnte oder auch wollte. Da bin ich ehrlich, andererseits aber auch Purist genug, um Mangolds Film zu bescheinigen, ein handwerklich sauberer, ja, perfekt gefertigter Western zu sein, seinem Ahnen in dessen schwerwiegender Gesamterscheinung aber nicht das Wasser reichen zu können.

7/10

#1225 Funxton

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Geschrieben 30. Mai 2008, 17:46

"Bob, take it easy!"

Magnificent Obsession (Die wunderbare Macht) ~ USA 1954
Directed By: Douglas Sirk


Das gelangweilte Millionärssöhnchen Bob Merrick (Rock Hudson) lebt sein Leben rücksichtslos, bis es eines Tages ungewollt den Tod des Arztes Phillips mitverschuldet. Als Merrick dessen Witwe Helen (Jane Wyman) kennenlernt, sind seine Versuche der Sühne zunächst unbeholfen und fehlgeleitet, bis Helen dann nach einem Unfall erblindet. Bob nimmt seine bis dato verschenkte Menschenliebe zusammen und bewirkt fortan mit Geld und Kompetenz unerkannte, kleine Wunder.

Das erste von Sirks großen Melodramen, für das er, gleich nach "Taza", wieder Rock Hudson gewann, der mit seiner rührenden Vorstellung zum Box-Office-Star avancierte. Seine weltlichen Topoi hat Sirk hier noch nicht ganz so gut im Griff, mit Engelschorälen und dazu passender Symbolik trägt er zuweilen etwas sehr dick auf. Die menschliche Dimension, die sein Werk auszeichnet könnte hehrer zwar nicht sein, man muss sich aber doch recht regelmäßig ins Gedächtnis rufen, dass hier eine große Schöpferkraft in den zweiten oder dritten Kinderschuhen steckt, um den sprichwörtlichen Schmalztopf nicht überquillen zu lassen. Dennoch lässt seine Farbdramaturgie (besonders eine Szene beim Schweizer Dorffest leuchtet beinahe ebenso wie Jane Wymans blinde Augen) wie erwähnt erahnen, dass man es mit einem außerordentlichen Künstler des Visuellen zu tun hat. Technisch arbeitet Sirk tadellos und macht nach "Taza" einen Quantensprung. Der Schuster hat endgültig zu seinem Leisten gefunden und allem Kitschalarm zum Trotze ist "Magnificent Obsession" doch zu einem wirklich herzigen Film geraten.

8/10

#1226 Funxton

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Geschrieben 01. Juni 2008, 10:34

Zitat entfällt.

Persepolis ~ F/USA 2007
Directed By: Vincent Paronnaud / Marjane Satrapi


Die kleine Iranerin Marjane sucht inmitten umbrüchlicher Zeiten wie jedes Kind nach Vorbildern und Idolen - und findet doch bloß Extreme. Die Fundamentalisten predigen radikale Gotteshingabe, die Kommunisten zetern über Ungerechtigkeiten, die Iraker werfen Bomben. Marjanes Eltern schicken sie mit 14 nach Wien, wo sie eine französische Schule besucht und sich der Subkultur der Pinks anschließt, die sie zunächst nicht recht versteht. Später wird sie, enttäuscht von einer vermeintlich großen Liebe obdachlos und kehrt bald zurück in den Iran - wo sie studiert, heiratet und sich mit der Rolle der unterdrückten Frau nicht abfinden will. Es folgen Scheidung und erneute Emigration. Die Zufriedenheit jedoch lässt noch auf sich warten.

Lieben Dank an Tornhill, ohne dessen Eintrag neulich "Persepolis", über den ich eigentlich viel gelesen, selbiges aber schnell wieder vergessen hatte, mir vermutlich noch lange verschlossen geblieben wäre.
Nach den autobiografischen Comics der Iranerin Satrapi entstand dieser bezaubernd poetische Film, der den harten Weg einer Frau nachzeichnet, die als Wanderin zwischen den Kulturen ihren rechten Platz nicht findet. Bis sie sich, nach der erzählten Zeit des Films, als Kosmopolitin versteht, die viel zu aufgeklärt ist, um freiwilig unter jedweder Repression leiden zu müssen, vergehen noch einige Jahre. Als Mentalitätsbrücke ist der Film gedacht und als solche wohl wirklich unverzichtbares Kulturgut. Schade, dass er wohl zu einer Existenz innerhalb der arthouse-Grenzen verdammt ist.
Jedem Okzidentalen, dessen Bild von der iranischen Frau beim vermummten, entmündigten Mullahweibchen endet, sollte "Persepolis" eine unbedingt heilsame Kur sein; eine manchmal witzige mit viel Herz und Seele, dann wieder eine tieftraurige. Wie das Leben.

9/10

#1227 Funxton

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Geschrieben 01. Juni 2008, 10:57

"Fuck this Titanic bullshit, no 'Women and children first'!"

AVPR: Aliens vs Predator - Requiem ~ USA 2007
Directed By: Colin Strause / Greg Strause


Genau über dem beschaulichen Städtchen Gunnison in Colorado geht ein Raumschiff nieder, an dessen Bord sich eine Truppe Predators, Aliens als Forschungsobkjekte sowie ein besonders ungemütlicher "Predalien", ein Hybrid beider Spezies, befinden. Auf dem Predator-Planeten startet kurz darauf ein Cleaner, der sämtliche Aliens elimieren soll, jedoch auch auf all die Menschlein in Gunnison kaum Rücksicht nimmt. Die Nationalgarde indes hat bereits die Bombe im Anschlag.

Entsprach meinen Erwartungen. Ich sehe die zwei Viecher noch immer gern in Aktion und dass von beiderlei Seite mit keinen wirklich signifikanten Lebenszeichen mehr zu rechnen ist, ist doch - machen wir uns nichts Anderslautendes vor - ein alter Hut. "AVPR" ist ein identitätsloser Film, der auch one seine humanen Nebencharaktere mit ihren bloßen Alibifunktionen hätte bestehen können. Das, was sich da in mitunter viel zu dunkler Kulisse abspielt, ist pointiert formuliert lediglich ein weiteres, aktionsreiches Gefecht zwischen Dreadlockbirne und Sauerblut, welches ebensogut auf einem anderen Himmelskörper hätte stattfinden können. Zumindest wäre man dann von den schablonenhaft gezeichneten Menschen verschont geblieben, die zu keiner Sekunde die gewünschte Identifikationsbasis mit dem Zuschauer ausbreiten können. Ihre inflationären, unübersehbaren Mankos relativiert die Inszenierung mit einer temporeichen Slasher-Rezeptur, die es zudem ordentlich splattatern lässt: Das Predalien (heißt laut Making Of wirklich so) sorgt dafür, dass die Tage der ollen Facehugger gezählt sind und pflanzt den Wirten die in Kürze niederkommende Brut gleich auf dem oralen Wege ein; drei Stück pro Besamung, wohlgemerkt. Der Hit-Predator verfügt über eine Wumme, mit der er simultan gleich zwei oder mehrere Ziele enthaupten kann und hat außerdem eine schicke Mini-Shotgun speziell für seine überzähligen Gegner, die dann am Schluss noch als geheimnisvoll (und leider hoffnungslos blödsinnig) umschworenes Sequelsymbol herhalten muss.
"AVPR" ist kein guter Film. Formelhaft, unübersichtlich, im negativen Sinne comicesk sind die Attribute, die ihm am ehesten zufallen. Aber er hat im Vergleich zu all den anderen B-Filmen da draußen einen nach wie vor unschlagbaren Trumpf: Das TM zweier absolut sympathischer Gesellen.

5/10

#1228 Funxton

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Geschrieben 01. Juni 2008, 15:31

"I'm just a driver."

Eastern Promises (Tödliche Versprechen) ~ UK/CAN/USA 2007
Directed By: David Cronenberg


Die Londoner Hebamme Anna (Naomi Watts) muss das Baby einer jungen, russischen Mutter (Sarah Jeanne Labrosse), die bei der Geburt stirbt, entbinden. Das in ihrer Muttersprache geschriebene Tagebuch bereitet Anna Kopfzerbrechen und als sie sich an den Gastronomen Semyon (Armin Mueller-Stahl) wendet, der in Wahrheit der Kopf der hiesigen Russenmafia ist, wird ihr bald deutlich, mit wem sie sich anlegt und dass das Baby in tödlicher Gefahr schwebt.

Cronenberg ist also noch für Überraschungen gut. Dass ich mich atmosphärisch nicht selten an Fatih Akins Langfilmdebüt "Kurz und Schmerzlos" erinnert fühlte, kann höchstens der Willkür meiner Assoziationstafel zugeschrieben werden, schätze ich. Im Vergleich zu früheren Arbeiten nimmt Cronenberg Distanzverlust und Organik in Kauf, um ein sehr menschliches und konventionelles Gangsterdrama mit Realitätsbezug zu erzählen. Die tendenziöse Entwicklung gen Massenkompatibilität, die "A History Of Violence" bereits andeutete, führt er hier konsequent fort, verzichtet jedoch dankenswerterweise keinesfalls auf seine Signatur. Fast scheint es, als wolle er mit Mitte 60 von mehr Menschen gehört werden; ein nachvollziehbares Anliegen. Es bleibt längst nicht bei der oberflächlichen Geschichte um das osteuropäische Kriminalwesen in Westeuropa, auch Identitätsverlust, Integrationshürden und globale Orientierungslosigkeit thematisiert "Eastern Promises" in sehr subtil gehaltenen Anklängen. Am deutlichsten werden diese noch in den von einer toten Stimme verlesenen Tagebuchpassagen aus Tatianas Niederschrift, die von Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit geprägt sind. Mueller-Stahl, der sein gütiges Wesen mittels äußerster Brillanz zu dem eines von persönlichem Schmerz geprägten, weißhaarigen Monsters ummodelt, wird als einer der großen Verbrecherpatriarchen in die Filmgeschichte eingehen, davon bin ich überzeugt. Dazu noch Howard Shores traurige Musik und ich war tatsächlich so etwas wie glücklich.

9/10

#1229 Funxton

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Geschrieben 02. Juni 2008, 16:35

"The issue's not whether you're paranoid, Lenny. I mean, look at this shit. The issue is whether you're paranoid enough."

Strange Days ~ USA 1995
Directed By: Kathryn Bigelow


Fünf Jahre in der Zukunft, die Grenze zum neuen Jahrtausend steht unmittelbar bevor. Die Situation in Los Angeles hat sich verschärft. Der Rapper Jeriko One (Glenn Plummer) predigt den Aufstand, während rassistische Polizisten um ihren Machtbereich fürchten. Inmitten des geordneten Chaos verscherbelt der Ex-Cop Lenny Nero (Ralph Fiennes) sogenannte SQUID-Clips, mentale Videos, die einem bei geschlossenen Augen ermöglichen, die visuellen und akustischen Erfahrungen eines anderen Menschen nachvollziehen zu können - sozusagen eine extreme Form der VR. SQUID macht über kurz oder lang süchtig, es hilft aber auch bei der Aufklärung von Verbrechen, wie Lenny bald feststellen muss, nachdem er seine in Bedrängnis geratene Exfreundin Faith (Juliette Lewis) vor einer ihm noch unbekannten Gefahr beschützen will.

In ihrem bis dato letzten bedeutenden Film setzte Bigelow nach einer Idee ihres Ehemanns und Mentors James Cameron eine der gescheitesten Zukunftsvisionen ihrer Zeit um in Form eines großen Potpourris der Themen, Motive und Gattungen. "Strange Days" ist die intime Geschichte eines Verlierers kurz vor der Erweckung aus seinem Dornröschenschlaf, eine umständliche love story, Thriller, Action, Sci-Fi, alles in einem nur einen Augenblick entfernten Dystopia. Die Welt des Lenny Nero findet sich bei Nacht und im Licht schummriger Bars und Discos, seine Statussymbole sind falsche Rolex-Uhren und Desihnersakkos. Er ist ein blindverliebter Odysseus und SQUID-Junkie, dabei hat doch längst jeder Koksbaron der letzten 30 Filmjahre gepredigt, nicht mit dem eigenen Scheiß rumzumachen. So ein Typ als Held einer Verschwörungsgeschichte, das riecht beinahe streng nach film noir. Dazu das Spiel mit den Wahrnehmungsevokationen, der subjektiven Perspektivik, in Gestalt eines psychotischen, farbenblinden (!) Mörders, der seine Opfer ihren Tod durch seine Augen sehen lässt, kulminiert. Zugleich orgiastisch in seiner auf das Millenium zusteuernden Nervosität und wie ein komplexes Gefüge aus Momentaufnahmen ist "Strange Days" nur scheinbar zuweilen ungeschlossen. Es ist tatsächlich alles drin, was hineingehört - vielleicht sogar noch etwas mehr.

9/10

#1230 Funxton

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Geschrieben 02. Juni 2008, 17:52

"Let the destruction begin."

No Retreat, No Surrender (Karate Tiger) ~ USA/HK 1986
Directed By: Cory Yuen


Tom Stillwell (Timothy D. Baker) verliert sein Dojo in L.A. an eine Art Karate-Mafia, die sich mit Gewalt sämtliche Kampfsportschulen an der Westküste aneignet. Dabei wird er von einem mysteriösen Schläger (Jean-Claude Van Damme) zum Krüppel geprügelt. Also geht es nach Seattle, wo Stillwells Sohn Jason, ein fanatischer Anhänger Bruce Lees, es sogleich mit dem dicken Scott (Kent Lipham) und dessen Klopperkumpel Ian (Ron Pohnel) zu tun bekommt. In seiner Verzweiflung wendet sich Jason an sein himmlisches Idol, das ihm bald darauf erscheint und ihn lehrt, wie man tüchtig austeilen kann. Das kommt Jason dann besonders zugute, als die Gangster, die seinem Vater seinerzeit das Dojo abgeluchst haben, auch in Seattle aufkreuzen.

Schon unglaublich, was man als Kind so alles durchweg unkritisch goutieren kann. Als ich "No Retreat, No Surrender", dessen schöner deutscher Titel sich wie so manch anderes Plagiat dieser Tage an Avildsens "Karate Kid" anlehnte, seinerzeit im Kino sah, war ich jedenfalls wie vom Blitz gerührt, so toll fand ich das Ding - mit verbürgten 10 Jahren.
Eigentlich geht es mir heute nicht viel anders, mit dem minzfeinen Unterschied allerdings, dass der Film sich von mir vollkommen unbemerkt in eine Trash-Comedy von höchsten Gnaden verwandelt hat. Abgesehen von der Choreographie der Kämpfe stimmt an dem Teil wirklich gar nichts. Alles ist so völlig antipathisch arrangiert, dass man meint, Zeuge irgendeiner seltsamen Wette zu sein, deren Erfüllung vorsieht, einen Film zu produzieren, der wie sein eigenes verblödetes Spiegelbild daherkommen soll. Von dramaturgischer Sensibiltät nicht der Hauch einer Spur, von Klischeebildern dafür umso mehr. Die Akteure spielen auf wie im Schultheater der Unterprimaner und wenn man den Streifen - was eigentlich ohnehin unerlässlich ist - in der deutschen Vertonung genießt, dann kann man nur staunen, denn die Sprecher machen eine weitaus bessere Arbeit als ihre sichtbaren alter egos auf dem Schirm. Muss man sehen, um es zu glauben. Ganz im Ernst.

4/10





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