In meinem Herzen haben viele Filme Platz
#1711
Geschrieben 21. April 2009, 13:20
Delitto Al Ristorante Cinese (Ein Schlitzohr außer Rand und Band) ~ I 1981
Directed By: Bruno Corbucci
Inspektor Giraldi (Tomas Milian) ist unter die Häuslebauer gegangen - dass er seinen Tempel irgendwo mitten in der Pampa schwarz hinsetzt, interessiert im Prinzip auch bloß den Dorfpolizisten mit seinem Fahrrad. Nebenbei hat Giraldi noch ein schickes Gipsbein in Pflege sowie ein lästiges Gelübde mit Frau Angela (Olimpia Di Nardo) abgeschlossen, demzufolge das Fluchen künftig verboten ist. Derweil setzt Venticello (der in diesem Film unerklärlicherweise bei seinem Künstlernamen Bombolo gerufen wird) auf seinen neuen Job in einem Chinarestaurant. Zusammen mit dessen neuem Koch Ciù Ci Ciao (Tomas Milian) gerät der Pechvogel sogleich in eine Affäre um eine Leiche. Ein Fall für den Superbullen.
Das Kuriosum "Schlitzohr" führt vor Aug' und Ohr, wie sehr die Wertigkeit der Marroni-/Giraldi-Serie abhängig ist von ihrer Synchronqualität: Der Film wurde offenbar in Hamburg und nicht wie üblich in Berlin eingedeutscht, was ihm nicht nur eine komplett andere Sprecherriege bescherte, sondern ihn zudem noch eine Menge von seinem so liebgewonnenen Gaga-Charme und Wortwitz kostete. Dazu dürfte auch die mutmaßlich rechtsbedingte Titelabkehr vom "Superbullen" hin zum "Schlitzohr" gehören. Obwohl "Ristorante Cinese" - die Szenengestaltung und Handlungswendungen lassen es erahnen - mit Sicherheit zu den irrwitzigsten Beiträgen der Reihe zählt, wirkt er aufgrund seines deutschen Dialogscripts seltsam trocken und leblos. Zwar sind auch hier gestandene Sprecher wie Wolfgang Draeger, Lutz Mackensy, Wolf Rahtjen und Andreas von der Meden an Bord, die gewohnt gute Jobs machen, dass man jedoch Peter Lakenmacher, der nicht annährend die lässige Lakonie eines Thomas Danneberg erreicht, auf Giraldi gelegt hat, ist unverzeihlich. Man sieht den Inspettore vor sich mit seinem wie immer auserlesenen Tuch nebst tollsten Kopfbedeckungen und meint nichtsdestotrotz, bloß eines faden Abklatschs angesichtig zu sein. Da ist es schon der inszenatorischen Leistung zuzuschreiben, den Film immer noch als an sich mehr als respektablen Serienbestandteil erachten und anerkennen zu können, eidieweil hier letztmalig Enzo Cannavale antritt.
6/10
#1712
Geschrieben 22. April 2009, 14:15
Delitto Sull'Autostrada (Das Schlitzohr vom Highway 101) ~ I 1982
Directed By: Bruno Corbucci
Giraldi (Tomas Milian) ist unterwegs in geheimer Mission. Undercover und getarnt als Trucker soll er die Köpfe der Autobahnmafia ausfindig machen, die ganz Oberitalien im Griff hat und komplette LKW-Ladungen rezeptpflichtiger Narkotika verschwinden lässt. Während des Einsatzes wird Giraldi sogar seiner Frau Angela (Olimpia Di Nardo) untreu und verknallt sich in eine Popsängerin (Viola Valentino).
Klarer Fall: Der schwächste aller "Superbullen"-Filme. Dabei hat es hier titelmäßig von allem etwas; Milian darf sich - geradezu innovativ - Tony (statt Nico) Giraldi (statt Marroni) rufen lassen und das 'Schlitzohr' ist noch ein weiteres Mal Bestandteil des Filmnamens. Synchronisiert wurde diesmal ohrenscheinlich in München, dennoch konnte man immerhin den Berliner Danneberg gewinnen. Alles soweit verhältnismäßig unproblematisch. Was jedoch wahrhaftig hinkt, ist der Film selbst. Ausnahmsweise wird der Kriminalgeschichte mehr Platz eingeräumt als irgendwelchen schwachsinnigen Späßen, wofür das Format wesentlich überhaupt nicht ausgelegt ist, zumal die vorliegende Story um die Autobahnpiraten kaum etwas hergibt. Wirklich daneben ist aber die urplötzliche, rücksichtslose Hinwendung Giraldis/Marronis an das Singvögelchen Anna (mitsamt völlig liederlich konstruierter Kenenlerngeschichte), um deretwillen er aus heiterem Himmel bereit ist, seine Angela und sein über alles geliebtes Söhnchen Rocky (Paco Fabrini) sitzen zu lassen. Ein geschickterer Autor hätte daraus möglicherweise etwas machen können, was hier bleibt, ist Ratlosigkeit und dümmliche Melancholie (am Ende). Das ist nicht nur ein unverzeihlicher Verrat an der Figur, es geschieht desweiteren noch etwas geradezu Verhängnisvolles: Giraldi/Marroni wird einem unsympathisch. Das zeitgenössische Publikum dürfte dies ebensowenig goutiert haben wie unsereiner heute und es kam eine zweijährige Giraldi-Sendepause. Zum Glück war dann nochmal zwei Filme lang alles in Butter, bis zum endgültigen Schwanengesang.
4/10
#1713
Geschrieben 23. April 2009, 14:44
Vigilante Force ~ USA 1976
Directed By: George Armitage
Eine kleine Kommune von Ölbohrern in Ostkalifornien wird in guter alter Wildwest-Manier fortwährend von irgendwelchen übermutigen, meist volltrunkenen Rowdys heimgesucht, die von Gesetzen überhaupt gar nichts halten. Um wieder Recht und Ordnung in das Städtchen einkehren zu lassen, engagiert man Aaron (Kris Kristofferson), Vietnam-Veteran und Bruder des rechtschaffenen Ölfeld-Arbeiters Ben Arnold (Jan-Michael Vincent). Aaron ist als Mann fürs Grobe bekannt und mit ein paar Freunden (u.a. Charles Cyphers, Paul Gleason) im Schlepptau lässt er sich als Deputy anheuern. Was niemand ahnt: Aaron hat seine eigenen Pläne mit der Kleinstadt und die sehen alles andere als rosig aus.
Als Western im modernen Gewand gibt sich "Vigilante Force", erzählt von Pioniertugenden und nutzt ausgerechnet die Feierlichkeiten zum 200. Jahrestag der Unabhängigkeit als Kulisse, um daran zu erinnern, dass das Landesfundament und seine freiheitliche Gesinnung auch aus dem Blut ordnungsliebender Bürger gegossen werden musste, um seine heutige Gestalt zu erlangen. Nun ist "Vigilante Force" sicher nicht die Arbeit eines ungeschliffenen Talents, sondern eine unverhohlen schmale, sowie aufrichtig zweitklassige Arbeit. Er bedient Genrestandards, ist an den richtigen Stellen knackig brutal und zehrt vor allem von Kristoffersons genüsslicher Darbietung eines verrückten Schweinehunds. Vieles schneidet der Film an und vergisst es achtlos wieder: Unter anderem lässt Aaron Arnolds Verhalten auf eine Kriegspsychose schließen, was dann schlicht nicht weiter ausgeführt wird. Seine neue Freundin (Bernadette Peters), angewidert von Aarons gewalttätiger Rücksichtslosigkeit, verschwindet irgendwann sang- und klanglos wieder - und damit gut. Darüberhinaus wirkt die Gesamterscheinung des Films seltsam unfertig und halbherzig hingeschludert, es scheint mitunter, als wären große Teile des bereits gedrehten Materials unbeabsichtigt und auf Nimmerwiedersehen im Schnittabfallkorb verschwunden. Macht aber alles nichts weiter, denn als Bierfilm eignet sich "Vigilante Force" auch in der vorliegenden Form gar vortrefflich.
5/10
#1714
Geschrieben 23. April 2009, 15:02
Malone ~ USA 1987
Directed By: Harley Cokeliss
Ex-CIA-Killer Malone (Burt Reynolds) kehrt der "Firma" den Rücken und begibt sich mit seinem Ford Mustang auf eine ziellose Reise durch die Staaten. In Washington State ist jedoch erstmal Schluss, denn dort streikt seine Karre. Ohne etwas Böses zu ahnen, gibt Malone seinen Wagen zur Reparatur bei dem netten Tankstellenbesitzer Barlow (Scott Wilson) und dessen Tochter Jo (Cynthia Gibb), da bemerkt er bereits, dass er sich vor Ort tief in die Nesseln gesetzt hat: Das ganze Tal wird nämlich kontrolliert von dem neofaschistischen Großgrundbesitzer Delaney (Cliff Robertson), der nach und nach sämtliche angestammten Bewohner aus der Gegend vertreibt, um das gesamte Areal für seine Zwecke nutzbar zu machen. Mit Malone allerdings hat er sich den falschen Kontrahenten ausgesucht...
Als eine weitere Umarbeitung des "Shane"-Mythos ist "Malone" ein (sicher auch wegen eines stoisch ausbleibenden DVD-Release) leider fast vergessenes Kleinod des harten 80er-Actionfilms, das Reynolds in der Rolle des schweigsamen Fremden zeigt, der kommt, sieht und ein Inferno hinterlässt. Selten konnte man den Schauspieler in einem derart rigoros angelegten Part erleben, der sich wesentlich an der ihrerzeit voll etablierten Rächertypologie orientiert. Malone ist im Besitz einer Handfeuerwaffe, die selbst Callahans 44er vor Neid erbleichen ließe und setzt diese auch ohne zu zögern ein. Dazu prügelt er einen fettleibigen Gegner (Dennis Burkley) geradewegs in den Unsegen der Impotenz und schießt einem weiteren Bösewicht, ohne erst dessen Verteidigungsoptionen stattzugeben, aus wenigen Zentimetern Entfernung frontal in den Kopf. Eine solch ehrliche Vehemenz ist selten geworden im Fach, ganz abgesehen von der bitteren Ernsthaftigkeit und der Trockenheit, die "Malone" auszeichnen.
Wie erwähnt ein echter Knaller und fürderhin ein Film, den man sich als Liebhaber entsprechender Mären nicht entgehen lassen sollte.
7/10
#1715
Geschrieben 24. April 2009, 15:43
Platoon Leader ~ USA 1988
Directed By: Aaron Norris
Frisch aus Westpoint entlassen, kommt Lieutenant Knight (Michael Dudikoff) nach Vietnam und wird sogleich zum Kommando über eine kleine Einheit abgestellt, die ein Bauerndorf vor der Besetzung durch den Vietcong bewahren soll. Nach diversen Eingewöhnungsproblemen und Belächelungen durch die Mitglieder des Platoons erwirbt sich Knight Achtung, Würde und strategisches Können.
Von Chuck-Bruder Aaron, selbst ein Vietnam-Vet, für die Cannon inszeniert, belohnt "Platoon Leader" den ewigen Minensucher auf dem unübersichtlichen Schlachtfeld des B-Actionfilms mit einer überraschend pointierten, pathosfreien und versiert gefertigten Episode aus dem populärsten US-Filmkrieg. Sich jeder ethischen Wertung enthaltend, ist zwar auch bei "Platoon Leader" der ewige Kritikpunkt der gesichtslosen gelben Feindesmasse, die sich in Schwärmen über die unter mangelhafter Logistik leidenden GIs ergießt, eklatant, dafür führt er das Kriegsgeschäft ohne jedwede Überhöhungen, allzu tiefe melodramatische Abstürze und überzogene Dramaturgie ein, so vermutlich, wie das Gros der Veteranen ihren Einsatz erlebt haben dürfte. Norris interessiert dabei nicht die Schaffung einer zeitgefärbten Atmosphäre, Rockoldies kommen (mit zwei Ausnahmen) ebensowenig zum Tragen wie die von Coppola und Stone bekannten, bildgewaltigen Ästhetizismen. Ebendiese Kargheit ist der hervorstechendste Aspekt an Norris' Film, möglicherweise seinem besten und beständigsten.
Gehört darüberhinaus zu den gleichermaßen bemerkenswerten wie übersehenen Beiträgen der zweiten Vietnam-Welle im Gefolge von "Platoon".
7/10
#1716
Geschrieben 25. April 2009, 10:52
Austin Powers: International Man Of Mystery ~ USA/D 1997
Directed By: Jay Roach
Um seinen Erzfeind Dr. Evil (Mike Myers), der sich selbst kryogenisch gefroren ins Weltall katapultiert hat, damit er dreißig Jahre in der Zukunft (ergo 1997) wieder die Welt zu bedrohen kann, dingfest machen zu können, lässt sich auch der englische Superspion Austin Powers (Mike Myers) in Eis eintüten. Leider muss er in der Zukunft / Gegenwart die bittere Erfahrung machen, dass sich in punkto freie Liebe und Zahnorthopädie eine Menge getan hat.
Ich halte die drei "Austin Powers" - Filme ja für den unbestreitbaren Gipfel im Mike Myers' derzeit eher stagnierender Schaffenslaufbahn. Besonders mit dem ersten Teil hat er inmitten der seelenlosen Brosnan-Bonds ein deutlich prägnanteres, wenn auch parodistisches Manifest für die Agentenfilme der sechziger Jahre geschaffen, das sich durch zahlreiche gelungene wie Kopfschütteln machende Witzchen auszeichnet und auch um jene Art dünner Klamotte nicht verlegen ist, die einem vielleicht kurz zwischen zwei Schlücken Bier oder zwei Zügen am Joint in den Sinn kommt. Ebendas ist das Tolle an dem Film; der Humor ist absolut eigen und gibt sich keinerlei Mühe, irgendwie anbiedernd zu sein oder gar Massenkonzessionen zu machen. Wenn sich dies dann doch einmal ergibt, darf man jenen Umstand wohl unter dem Aktenzeichen "reiner Zufall" ablegen. Höhepunkte dabei sind natürlich Myers' höchstpersönliche Kapriolen, die er vornehmlich in seiner Antagonistenrolle als Dr. Evil (der originalgetreu Donald Pleasences Blofeld aus "You Only Live Twice" nachempfunden ist inklusive Gesichtsnarbe) zum Besten gibt. Wenn dieser seinem geklonten Sohn Scott (Seth Green) den Mund abschneidet, dann ist das einfach nur Comedy-Schwergewicht vom Feinsten. Stolz sein kann Myers nebenbei auch auf die prominente Besetzung der diversen Nebenparts mit u.a. Will Ferrell, Lois Chiles (eine weitere Bond-Reverenz) oder Rob Lowe.
8/10
#1717
Geschrieben 25. April 2009, 11:14
Up In Smoke (Viel Rauch um Nichts) ~ USA 1978
Directed By: Lou Adler
Auf der Küstenstraße begegnet Pedro (Cheech Marin) mit dem Low Rider seinem neuen besten Freund Man (Tommy Chong), soeben von dessen Spießervater (Strother Martin) vor die Tür gesetzt. Die gemeinsamen Interessen der beiden beschränken sich auf das permanente Einwerfen möglichst jeder verfügbarer, halbwegs softer Droge und das Musikmachen. Wie sich zeigt, reicht dies in East L.A. bereits völlig aus, um die Tage gewinnbringend zu verleben.
Filmhistorisch lässt sich die Produktion von "Up In Smoke", dem Feature-Debüt der beiden comedians Richard "Cheech" Marin und Thomas Chong, deren Art des Humors im Wesentlichen auf Witzen um illegale Latinos in Kalifornien und natürlich solchen über haltlosen Marihuanakonsum basiert, nur als später Ausläufer der New-Hollywood-Mentalität erklären. Immerhin stand mit der Paramount ein großes Studio hinter dem unverhohlen für die Legalisierung von Hanfrauschmitteln werbenden Film. Tatsächlich ist der episodisch angelegte "Up In Smoke" eine einzige Aneinanderreihung von von derben Pointen gekrönten Kleinstanekdötchen, die im Prinzip nur jemand verstehen oder fassen kann, der selbst gehäufte Erfahrungen mit Cannabis gemacht hat, respektive - der noch günstigere Fall - sich den Film während eines entsprechenden Rauschzustands zu Gemüte führt. Die Gags zielen vordergründig darauf ab, die ewige Suche nach stash, die die beiden Stoner zu den unterschiedlichsten Adressen (darunter einen traumatisierten Vietnamveteranen oder nach Tijuana, von wo am einen komplett aus Gras bestehenden Kleinbus über die Grenze schmuggelt) führt, zu illustrieren sowie die schier grenzenlose Dummheit der Gesetzeshüterschaft, die allen voran von Stacy Keach in seiner vielleicht legendärsten Rolle als zunächst eherner, dann selbst den Freuden des Dope anheim fallenden Police-Sgt. Stedenko repräsentiert wird. Der dennoch subtil verborgene, zutiefst sozialkritische Charakter des Films, der u.a. das besonders damals akute Problem der illegalen mexikanischen Einwanderer als auch eben kleine Spitzen wie die Drogenabhängigkeit der Kriegsveteranen anreißt, verleiht "Up In Smoke" das nötige Quäntchen Seriösität, um über seine populären Grenzen als Kifferklassiker hinaus bestehen zu können. Dennoch, innerhalb dieses sich nach wie vor ausweitenden Sektors gibt es bis heute nichts Besseres.
9/10
#1718
Geschrieben 26. April 2009, 07:10
Under Fire ~ USA 1983
Directed By: Roger Spottiswoode
Das Geschäft des Fotojournalisten Russell Price (Nick Nolte) ist der Krieg. Sobald sich in irgendeinem Entwicklungsland ein Konflikt ergibt, ist Price vor Ort, um später die Lorbeeren für seine vielgeschätzte Arbeit zu kassieren. Selbiges gilt für das Reporterpaar Alex (Gene Hackman) und Claire (Joanna Cassidy), die als Berichterstatter ebenfalls stets dort im Einsatz sind, wo es am Heißesten kocht. Als man 1979 gemeinsam in Nicaragua aufschlägt, kurz vor dem Sturz Somozas (René Enríquez) durch die Sandinisten, sieht sich zumindest der mit Claire eine Affäre beginnende Price genötigt, erstmals an seinem Arbeitsplatz Partei zu ergreifen. Mittels einer arrangierten Fotografie, die den erschossenen Rebellenmärtyrer Rafael (Jorge Zepeda) als höchst lebendig darstellt, hilft Price der Sandinista bei ihren letzten Schritten zur Regierungsübernahme.
Einer der ersten Beiträge der später zunehmend populärer werdenden Thriller um US-Journalisten in Drittwelt-Bürgerkriegen. Mit Nicaragua, das um die Entstehungszeit des Films wiederum zum Mittelpunkt der Iran-Contra-Affäre wurde, gerät ein bis heute von Krisen gebeuteltes, denkwürdig armes Land in den Blickpunkt. Bemerkenswerterweise bezieht "Under Fire" aus vollster Inbrunst Partei für die linken Revoluzzer und verurteilt sowohl die Methoden des Diktators Somoza als auch die bereits damals stattfindenden Militärinterventionen durch die Fremdregierungen (die, im Falle der USA, u.a. Waffen in Millionenhöhe an Somoza lieferten und durch Charaktere wie den französischen Spion Jazir (Jean-Louis Trintignant) und den rücksichtslosen CIA-Söldner Oates (Ed Harris) repräsentiert werden). Damit ist "Under Fire" einer der politisch integersten Filme, die während der Regierungsperiode Reagan entstanden, obgleich das Script auch ein hohes Maß an Fabulierkunst aufweist und ein paar Fakten selbst hinzudichtet bzw. selbige als Schlüsselereignisse für Somozas Flucht verkauft. Darüber sieht man angesichts der ansonsten passgenauen Gestaltung des Werks aber gern hinweg.
9/10
#1719
Geschrieben 26. April 2009, 07:39
Less Than Zero (Unter Null) ~ USA 1987
Directed By: Marek Kanievska
Zu Weihnachten kehrt der Jungstudent Clay (Andrew McCarthy) von der winterlichen Ostküste nach Los Angeles zurück, auch und insbesondere wegen eines Anrufs seiner Ex-Freundin Blair (Jami Gertz), die Clay einst zugunsten seines besten Freundes Julian (Robert Downey jr.) hat sitzen lassen. Daheim im Sonnenstaat stellt Clay zu seinem Bedauern fest, dass sich Blair wiederum vornehmlich Sorgen um Julian macht. Dieser ist nämlich schwerst heroinabhängig und steht außerdem tief bei dem Dealer Rip (James Spader) in der Kreide.
Für die Verfilmung des ersten Ellis-Romans nur zwei Jahre nach dessen Erscheinen ließ man diverse Facetten der Vorlage unter den Tisch fallen und konzentrierte sich auf einen singulären Handlungsstrang. Zu komplex bzw. nicht fassbar wäre die episodische Stuktur des Buches vermutlich in Filmform ausgefallen und zu trostlos eine wirklich adäquate Adaption. Mit diesen Kompromissen geht jedoch auch ein Vielfaches der literarischen Schärfe verlustig: In Ellis' L.A. nimmt auch der Protagonist Clay einiges an Rauschmitteln zu sich und ist nur unwesentlich gefestigter als seine durch die Bank verkommenen und von der sie umgebenden Oberklasse-Dekadenz ausgehöhlten Freunde und Bekannten. Im Film kommt die Leere der kalifornischen Postteenager einzig durch Bilder zum Ausdruck, die dann allerdings als vitale Vakua absolut treffend gestaltet sind. Die gern und häufig angebrachte zeitgenössische Kritik, der zufolge "Less Than Zero" als Film sich von der Oberflächenkultur, die das Buch noch verdammt, hat assimilieren lassen, läuft insofern ins Leere und zeugt schlicht von Kurzsichtigkeit. "Less Than Zero", der Film, erscheint dem Titel gemäß extrem unterkühlt, für Wärme und Zwischenmenschlichkeit herrscht keiner bis kaum Raum. Zumindest diese Linie des Romans findet sich adäquat im Film wieder. Bittere Ironie: Downey jrs. Porträt seiner selbst. Phantastisch: Der "Titelsong" von Glenn Danzig.
6/10
#1720
Geschrieben 26. April 2009, 13:14
I Vampiri (Der Vampir von Notre-Dame) ~ I 1956
Directed By: Riccardo Freda / Mario Bava
In Paris werden mehrere blutleere Frauenleichen aufgefunden. Schnell ergibt sich auch das passende Gerücht dazu: Ein Vampir geht um! Der emsige Reporter Lantin (Dario Michaelis) versucht, der Sache auf die Spur zu kommen und stößt bei seinen Recherchen ein ums andere Mal auf die Gräfin Giselle du Grand (Gianna Maria Canale) und ihren Onkel, den Wissenschaftler Dr. Julien du Grand (Antoine Balpêtré).
Mit "I Vampiri" legten die Italiener den Grundstein für eines ihrer kommerziell und künstlerisch bis heute erfolgreichsten Standbeine: Den Horrorfilm. Bava, der ursprünglich als Kameramann angestellt war und allein in dieser Position dem Film bereits eine Signatur verlieh, wie sie eindeutiger kaum sein könnte, hatte nach Fredas Weggang die undankbare Aufgabe, "I Vampiri" innerhalb von zwei Tagen fertzigzustellen. Von stilistischen Unebenheiten ist der vollendeten Produktion jedoch nichts anzumerken. Herzstück des Films sind - Bavas Mitwirkung lässt es bereits vermuten - seine wunderbar stimmungsvollen Scope-Bilder, die besonders in den vortrefflich beleuchteten Nachtszenen zur Geltung kommen und manches Stück gotischer Architektur mit einem wohligen Schauer umrahmen. Die aus von Frankenstein- über Bathory-Motive reichenden Versatzstücke sind nun nicht gerade als Weltinnovation zu bezeichnen, was sich angesichts des historischen Status des Films als Genre-Markpunkt als keinesfalls problematisch problematisch erweist. Ein kleines Kunstwerk des vermeintlichen Schundkinos.
Etwas Reklametrommel erlaube ich mir an dieser Stelle noch: Die Anolis-DVD nämlich sollte einen verbindlichen Kauf für alle Freunde des klassischen Horrorfilms und jeden Liebhaber schöner DVDs darstellen. Die schwärmerischen Punkte reichen vom angenehm unspektakulär eingesprochenen Audiokommentar durch Christian Keßler und Marcus Stiglegger über die liebevolle Aufmachung bis hin zur schönsten Dreingabe: Der exklusiv angefertigten, spielfilmlangen Interview-Dokumentation "C'est la vie - Paul Muller erzählt" über und mit selbigem, recht betagten Schauspieler und filmischen Kosmopoliten, der mit seinen nunmehr 86 Jahren auf eine überaus reichhaltige Filmografie zurückblicken kann, mit einer Vielzahl internationaler Businessgrößen zusammengearbeitet hat und dementsprechend randvoll mit Anekdoten steckt, von denen er hier fröhlich einige zum Besten gibt.
Ein Musterbeispiel dafür, wie eine DVD aus dem Presswerk kommen kann und soll, zumal wenn sie sich um solch einen Film bemüht.
8/10
#1721
Geschrieben 27. April 2009, 14:00
Senso (Sehnsucht) ~ I 1954
Directed By: Luchino Visconti
Venedig, 1866: Kurz vor der Unabhängigkeit von Österreich gerät Luca (Sergio Fatoni), der nationalistische Cousin der Gräfin Livia Serpieri (Alida Valli) mit dem kaiserlichen Offizier Franz Mahler (Farley Granger) aneinander. Obwohl die Gräfin Mahler ursprünglich nur um Lucas Willen flehentlich bekniet, entwickelt sich bald eine verhängnisvolle amour fou, die, selbst noch anhält, nachdem der Gräfinnengatte (Heinz Moog) mitsamt Frau aufs Land geflohen ist. Livias Hörigkeit zu Mahler ist dermaßen grenzenlos, dass sie sogar die in ihrem Hause versteckte Militärkasse der Separatisten an Mahler verschenkt, auf dass dieser einen Kommissarzt bestechen und sich untauglich schreiben lassen kann. Als Livia Mahlers tatsächlicher Natur gewahr wird, rächt sie sich auf die naheliegendste Weise.
Viscontis erstes Historiendrama, vor Farbe explodierend und doch stets seiner porträtierten Epoche, die von Untergang und Wechsel geprägt war, bewusst. Die Adligen, zu gleichen Teilen aus venezischem und österreichischem Blaublut bestehend, lauschen Bruckner als Soundtrack des Verfalls - die Architektur der Lagunenstadt wird marode, verblasst und blättert ab, weil das Geld nurmehr in Form von Kriegsanleihen Verwendung findet. Obgleich Visconti sich ausschließlich im schnöden Bereich der Oberklasse bewegt, könnte die Erkenntnis bitterer nicht ausfallen. Die alte Weisheit von der engsten Nähe zu sich selbst findet in Franz Mahler, Filou, Hochstapler, Feigling und Egozentriker, ihre deutlichstmögliche Ausprägung. Farley Granger, in "Rope" und "Strangers On A Train" noch selbst (zumindest zum Teil) bemitleidenswertes Opfer hemdsärmeliger Machenschaften, wird hier zum höchstpersönlichen advocatus diaboli, dem man anhand seines feisten Gelächters schon wesentlich früher als die stets augenweidend leidende Valli die immense Bosheit anmerkt. Dass Gefühl und Ratio dennoch selbst im Gefolge der finalen Erkenntnis nicht immer gleichauf sind, lernt man noch in den letzten Einstellungen von "Senso". Bravouröses Kino der Emotionen.
8/10
#1722
Geschrieben 27. April 2009, 14:17
House Of Usher (Die Verfluchten) ~ USA 1960
Directed By: Roger Corman
Der Bostoner Philip Winthrop (Mark Damon) kommt in das entlegene Haus der Familie Usher, um seine Verlobte Madeline (Myrna Fahey) vor den Traualtar zu führen. Roderick (Vincent Price), Madelines albinös scheinender Bruder, empfängt Philip unter höchst seltsamen Umständen. Nicht nur, dass er an einer Hypersensibilität sämtlicher Sinne zu leiden scheint, er unterbreitet Philip zudem, dass es unmöglich sei, Madeline mitzunehmen, da diese nicht nur todkrank wäre, sondern mit ihr und Roderick selbst die unselige Familie Usher endlich aussterben solle. Philip vermutet hinter dem unbeirrbaren Fatalismus Ushers nichts anderes als den lauernden Wahnsinn und plant, mit Madeline zu fliehen, als sie eines plötzlichen Todes stirbt. Der Hausdiener (Harry Ellerbe) jedoch weiß es besser...
Ein wunderbar morbider Film, Auftakt zu Cormans qualitativ hochwertigem Poe-Zyklus. Mit "The Fall Of The House Of Usher" nahm er sich einer der bekanntesten und zugleich typischsten Geschichten des Meisters an, die, ganz ohne Geister, Vampire und Dämonen bemühen zu müssen, schaurigstes Potenzial in sich trägt. Für diese Atmosphäre des schleichenden Verfalls fand Corman Bilder wie sie passender nicht sein könnten; ein (modelliertes) Gemäuer in brakigem Moorgelände, von Tod umgeben und von jedem Lebenshauch verlassen als läge es am hinterletzten Ende der Welt. Dekor, Ambiente, Farbgestaltung, alles sorgfältig und trotz kleinen Geldes von edler Gestalt. Dazu Prices meisterliche Vorstellung des gleichermaßen irrsinnigen wie hochbegabten Feingeistes Roderick Usher, ebenfalls eine Blaupause für alle seine weiteren Poe-Intepretationen und darüberhinaus vielleicht jene Rolle, die den Mimen endgültig in den Genre-Olymp katapultierte - "House Of Usher" bietet oberste Horror-Gourmetklasse.
10/10
#1723
Geschrieben 30. April 2009, 06:06
When Time Ran Out... (Der Tag, an dem die Welt unterging) ~ USA 1980
Directed By: James Goldstone
Auf einer kleinen Südsee-Insel reibt sich der Ölbohrer Bob Spangler (James Franciscus) die Hände, denn sein Mitarbeiter Anderson (Paul Newman) ist soeben auf eine reichhaltige Quelle gestoßen. Dummerweise brodelt es ausgerechnet in diesem Moment ebenfalls beträchtlich in dem großen Vulkan, der mit seiner erhabenen Erscheinung das Inselbild krönt. Während Anderson sich bereits immense Sorgen macht, verschließt der geltungssüchtige Spangler die Augen vor der drohenden Katastrophe, die zudem noch ein vollbesetztes Urlaubshotel bedroht.
"Besser Katastrophentrash als eine Trashkatastrophe", mag der eine oder andere sich selbst beschwichtigen nach der Besichtigung dieses späten Nachzüglers der entsprechenden Welle, die vornehmlich der Produzent und und Regisseur Irwin Allen gelenkt hatte. Auch bei "When Time Ran Out..." hatte er nochmal seine Finger drin, wenn auch mit vergleichsweise mäßigen Meriten. Die Luft war merklich raus, das Budget deutlich schmaler. Zwar konnten mit Newman und William Holden nochmal zwei große Stars verpflichtet werden, durch den in solchen Fällen üblichen support (Jacqueline Bisset, Ernest Borgnine, Red Buttons, Burgess Meredith, Barbara Carrera u.a.) unterstützt, damit hat sich's aber auch. Die Tricks und Rückprojektionen sehen für ihre Entstehungszeit regelrecht peinlich aus; Spannungssequenzen, wie es sie noch in "Poseidon Adventure" und "Towering Inferno" gab, scheinen nicht wiederholbar. Stattdessen richten sich die Spaßsensoren auf anderes: Die Kitschdramaturgie etwa, angesichts derer man zeitweilig glaubt, einer zweitklassigen Episode von "Love Boat" beizuwohnen, den haarsträubendem Dialog oder die balkenbiegenden Personalklischees. Newman scheint das alles nichts ausgemacht zu haben. Der trumpft wie eh und je auf mit profesionellem Charme und Gelassenheit. Auch wenn keinesfalls die ganze Welt bedroht ist - die Lava fließt schön rot, und das langt auch irgendwie.
6/10
#1724
Geschrieben 30. April 2009, 07:39
Murder At The Gallop (Der Wachsblumenstrauß) ~ UK 1963
Directed By: George Pollock
Als Miss Marple (Margaret Rutherford) und Mr. Stringer (Stringer Davis) während einer Spendensammlung auf den sterbenden Mr. Enderby (Finlay Currie) stoßen, vermuten sie sogleich ein Verbrechen. Der alte Herr hinterlässt nämlich ein beträchtliches Vermögen, an dem diverse Erben (u.a. James Villiers, Katya Douglas) interessiert sind. Kurz nach der notariellen Verlesung wird auch noch Enderbys Schwester Cora ermordet. Miss Marple richtet sich, den Gipsabdruck eines Reiterstiefels als Beweisstück stets parat, im Pferdehotel von Enderbys Neffen Hector (Robert Morley) ein, wo auch die anderen Verdächtigen wohnen.
Auch der zweite "Miss Marple" - Film mit Margaret Rutherford überzeugt noch durchweg als schön schrullige Krimiunterhaltung mit sehr britischer Note. Dafür garantiert speziell in diesem Falle noch der leicht verdächtige Robert Morley, der mit wie immer hochgezogener Nase als Zossenverrückter durch sein Hotel tapert. Darüberhinaus ist das Ganze wiederum höchst witzig und elegant gemacht, wobei besonders auf einzelne Pointen wie Morleys verstauchten Fuß oder Miss Marple und Mr. Stringer beim Boogietanzen abgezielt wird. Wunderhübsch auch die kleinen Gruselelemente - klappernde Fensterläden und wehende Vorhänge, dazu eine gekonnt expressionistische Photographie. First Class.
9/10
#1725
Geschrieben 30. April 2009, 14:38
Ein Toter hing im Netz ~ BRD 1960
Directed By: Fritz Böttger
Auf dem Weg nach Singapur stürzen der New Yorker Revueveranstalter Gary Webster (Alexander D'Arcy) und seine Managerin (Helga Franck) zusammen mit sieben Tanzgirls (u.a. Barbara Valentin) in der Südsee ab. Man kann sich auf eine Insel retten, auf der lustige dicke Spinnen ihr Unwesen treiben. Einen dort arbeitenden Professor haben sie bereits auf dem Gewissen. Nächtens beißt eine den armen Gary in den Hals, worauf dieser sich an Haupt und Händen in ein Ungetüm verwandelt, die Anzughose weiterhin stets gut sitzend. Die Damen kreischen um die Wette, bis zwei gutaussehende Mitarbeiter (Rainer Brandt, Harald Maresch) des Professors, die von nichts eine Ahnung haben, auf der Insel landen. Zeit für Whiskey und Liebe, bis Spider-Gary aus dem Gebüsch hüpft.
Bei "Ein Toter hing im Netz" handelt es sich um ein rares Kinoereignis, markiert er doch einen der wenigen nationalen Genrefilme, und das ausgerechnet zu Hochzeiten des Wirtschaftswunderkinos. Zwischen den Immenhöflern, Heinz Erhardt und ersten kritischen Vergangenheitsbewältigungen in Form für Wickis "Brücke" also echter Kreischhorror mitsamt Pappmonstern, Mutant und einer Überzahl sich räkelnder Bikinimodels, von denen garantiert keine einzige (gut, die Valentin mag man ausnehmen) auch nur das geringste Bisschen kann. An Böttgers Film ist alles grauselig und das Gesamtresultat so klassisch schlecht, dass man selbst ohne allzu genau hinzuschauen alle paar Sekunden irgendwelche Unpässlichkeiten oder Ungereimtheiten auffindet. Für Trashaficionados indes und insbesondere für Chronologen der deutschen Kinematografie dürfte "Ein Toter hing im Netz" ein absolut unverzichtbares Fundstück sein, das, mit feinem Edelschimmel überzogen, ordentlich stinkt, zur rechten Stunde und mit passenden Getränken verköstigt jedoch einen veritablen Genuss darstellt.
4/10
#1726
Geschrieben 30. April 2009, 14:54
Happy Gilmore ~ USA 1996
Directed By: Dennis Dugan
Um seine liebe, steuersäumige Oma (Frances Bay) aus dem Seniorenstift (wo sie von einem ekligen Pfleger (Ben Stiller) drangsaliert wird) zurück ins vormals eigene Häuschen holen zu können, gibt der Erzeishockeyspieler Happy Gilmore sich einem neuen, gewinnversprechenderen Sport hin: Dem Golfen. Von der einhändigen Sparten-Legende Chubbs (Carl Weathers) entdeckt und gefördert, bläst Happy frischen, prolligen Wind in den miefigen Altherrensport und kann sogar einen festen Stamm hübsch asozialer Fans (darunter Richard Kiel) um sich versammeln - ganz zum Missfallen des Champions Shooter McGavin (Christopher MacDonald), dem Happys plötzlicher Erfolg ein Dorn im Auge ist.
Pfundig-bescheuerter Sandlerspaß mit wie immer höchst eigener komödiantischer Note, die sich vornehmlich um die Fluchorgien des Helden oder dessen handfeste Art, Probleme zu lösen, gruppiert. Gewohntermaßen sind besonders die diversen Gastauftritte, bei denen sich selbst gestandene Typen wie ein Carl Weathers für keinen Gag zu blöd sind, die wahren Hingucker. Chubbs' alter Händel mit einem einäugigen Alligator ist, wie ich just erfuhr, mittlerweile schon ein Klassiker in eingefleischten Sandler-Fanzirkeln. Sein Spezi Allen Covert derweil gibt diesmal einen lumpigen Penner, der als Happys Caddy seine einzige dreckige Unterhose gleich vor Ort auf dem Golfplatz wäscht. Ingredienzen, die ein vortreffliches Vergnügen garantieren, vorausgesetzt, man hegt entsprechende humoreske Neigungen und lässt sich von derlei Speziellem bereitwillig zum Lachen reizen.
7/10
#1727
Geschrieben 01. Mai 2009, 10:10
Ruthless People (Die unglaubliche Entführung der verrückten Mrs. Stone) ~ USA 1986
Directed By: David Zucker / Jim Abrahams / Jerry Zucker
Minirock-Fabrikant Sam Stone (Danny DeVito) will seine ziemlich schreckliche Frau Barbara (Bette Midler) loswerden, um an ihr beträchtliches Familienvermögen heranzukommen. Der Zufall spielt ihm ins Kontor als ein amateurhaftes Entführerpärchen (Judge Reinhold, Helen Slater) Barbara kidnappt. Natürlich tut Sam daraufhin exakt das, was er den Lösegeldforderern zufolge zu unterlassen hat. In die Quere kommen Sam jedoch seine Geliebte (Anita Morris) und ihr duller Lover (Bill Pullman), die wiederum erpresserische Absichten hegen. Barbara freundet sich derweil mit ihren Kidnappern an und dreht den Spieß um.
Ausnahmsweise eine Komödie des ZAZ-Trios, die nicht nach dem parodistischen Chaosprinzip verfährt, sondern ein eigentlich klassisches Kriminalkonstrukt nutzt, um daraus ein humoriges Meisterstück des Jahrzehnts zu machen. Für eine nach wie vor beispiellose Gagdichte stehen die Regisseure auch unter Fremdautorenschaft, bloß dass die Pointen in diesem Fall vielleicht etwas geschmackvoller und ohne eindeutig identifizierbare mediale Zielscheibe arrangiert wurden. Desweiteren zeichnet den Film sogar ein hohes Maß an politischer Korrektheit aus, denn er erzählt nicht zuletzt eine sehr entschlossene, im Rückblick geflissentlich penetrant erscheinende Emanzipationsgeschichte. Damit konnte sich "Ruthless People" seinerzeit auch in den erlauchtesten Feuilleton-Kreisen geschlossenen Zuspruchs erfreuen. Alles in allem verdientermaßen, möchte ich meinen.
Danny DeVito präsentiert sich hier als ekliger kleiner Furzknoten von seiner allerbesten Seite und für Bette Midler bedeutete dieser Film in Kombination mit dem ebenfalls großartigen "Down And Out In Beverly Hills" ihren schauspielerischen Karrierehöhepunkt. Der frische Titelsong wurde übrigens von Oberzunge Mick Jagger intoniert.
8/10
#1728
Geschrieben 01. Mai 2009, 10:40
Enter The Dragon (Der Mann mit der Todeskralle) ~ USA/HK 1973
Directed By: Robert Clouse
Der Shaolinkämpfer Lee (Bruce Lee) wird vom britischen Geheimdient angeheuert, um vor Hong Kong den Heroin- und Mädchenhändler Han (Shih Kien) hochgehen zu lassen. Zur Rekrutierung neuer Männer veranstaltet Han alljährlich ein Kampfturnier auf seiner Insel, an dem auch die Amerikaner Williams (Jim Kelly) und Roper (John Saxon) teilnehmen, die Lee tatkräftig auf seiner Mission unterstützen.
Ein in mehrerlei Hinsicht unikaler Klassiker des Actionfilms. Nicht nur, dass "Enter The Dragon" den bis heute weitesten Vorstoß des Eastern in abendländische Genregefilde markiert, er bedeutete für Bruce Lee zugleich den Sprung zu Weltstarrang. Leider machte ihm kurz nach Beendigung des Drehs bekanntermaßen ein Hirnödem einen Strich durch die Rechnung. Es blieb ein großartiger Martial-Arts-Film mit atemberaubend real wirkender Kampfchoreographie und nebenbei zwei begeisternden Mitprotagonisten, nämlich dem Genrefilmen verschriebenen John Saxon und dem kurzerhand hochgezüchteten, künftigen Blaxploitation-Star Jim Kelly. Überhaupt vermengen sich auch aus dieser Ecke stammende, diverse Elemente mit den übrigen Facetten von "Enter The Dragon", was ihn wiederum so beispiellos wirken lässt. Prächtig auch Lalo Schifrins wummernd-souliger Score.
Unerlässlich scheint mir außerdem die deutsche Vertonung, bei der ich nicht genau weiß, ob sie von Rainer Brandt oder Arne Elsholtz (der für Lee besetzt ist) stammt. Unsterblich: Claus Jurichs auf Jim Kelly im Kreise dreier nackter Freudenmädchen: "Bei diesem miesen Gefummel hole ich mir lieber meinen Speer aus der Garderobe und gehe zurück nach Afrika." Im Original ist an dieser Stelle gar nichts zu hören.
10/10
#1729
Geschrieben 01. Mai 2009, 11:07
Predator ~ USA 1987
Directed By: John McTiernan
Der Söldner Dutch Schaefer (Arnold Schwarzenegger) und seine Truppe (u.a. Bill Duke, Sonny Landham) werden in den Dschungel eines nicht näher bezeichneten lateinamerikanischen Landes geschickt, angeblich, um einen entführten US-Minister aus den Händen von Guerilleros zu befreien. Wie sich bald herausstellt, wurden sie nicht nur bezüglich ihrer Auftragslage betrogen, es lauert zudem ein extraterrestrischer Trophäenjäger im Urwald, der einen nach dem anderen der Männer tötet.
Ein absolut runder, ja, perfekter Film, der sicherlich zum Besten zählt, was das Actionkino in den Achtzigern und darüberhinaus hervorgebracht hat. Nicht allein seine technische und formale Geschlossenheit um verschachtelte Dschungelbilder und Grüntöne in jeder nur denkbaren Nuancierung macht "Predator" so phantastisch, auch seine diversen Genrediskurse zählen dazu. Über den für Männerfilme wie diesen verpflichtend überhöhten Testosteronspiegel erfährt man eine Menge, sowie über das seinerzeit noch immer akute Vietnam-Trauma und die Mittel- und Südamerika-Politik der Regierung Reagan. Eine Menge an Topoi wird angerissen, von mehr oder minder geheimen Einsätzen in Berlin, Libyen und Afghanistan ist die Rede und vom Soldatenethos, das bloßes Attentätertum eigentlich verbieten sollte. Schließlich wäre da noch der Status von McTiernans Film als formvollendeter Genre-Hybrid zwischen Horror, Science Fiction und Action. Die Fox hatte diese Tradition im hochbudgetierten Kino bereits ein Jahr zuvor durch "Aliens" begründet und führte sie mit "Predator" tadellos fort. Eigentlich ein Wunder, dass die beiden Franchises so lange benötigten, um (in Filmform) gekreuzt zu werden.
10/10
#1730
Geschrieben 02. Mai 2009, 15:22
50 First Dates (50 erste Dates) ~ USA 2004
Directed By: Peter Segal
Walrossforscher und Veterinär Henry Roth (Adam Sandler), tätig im schönen Hawaii, trifft eines Tages die hübsche Lucy (Drew Barrymore) in einem Café. Obgleich es blitzschnell zwischen den Zweien funkt, kann sie sich bereits am nächsten Tag nicht mehr an ihn erinnern. Des Rätsels Lösung: Lucy leidet seit einem Autounfall unter dem Goldfield-Syndrom, bei dem das Kurzzeitgedävhtnis regelmäßig gelöscht wird - in Lucys Fall alle 24 Stunden. Durch eiserne Hartnäckigkeit meistert Henry es trotz dieses Handicaps, Lucy für sich zu gewinnen und sie jeden Tag aufs Neue zu becircen.
Liebevoll gemachte RomCom, für Sandler-Verhältnisse recht zurückhaltend geraten und mit deutlicher Betonung des romantischen Aspektes. Für die dennoch - und glücklicherweise - unerlässlichen Albernheiten ist hier einmal mehr Sandlers Sidekick Rob Schneider als hawaiianischer Klischeesurfer Ula zuständig. Dazu kommt noch ein lustiger Opa, der in jedem seiner liebevoll herausgerotzten Sätze die schönen Vokabeln "shit" oder "ass" unterzubringen schafft. Sehr angenehm auch die finale Resolution, die sehr labsalhaft und zu Herzen gehend gestaltet wurde, ohne dabei aufgesetzt oder allzu kitschig zu werden. Auch eine gewisse Kunst im Rahmen dieser Art Film.
8/10
#1731
Geschrieben 02. Mai 2009, 15:38
Click (Klick) ~ USA 2006
Directed By: Frank Coraci
Durch Zufall gerät der Architekt Michael Newman (Adam Sandler) an eine magische Fernbedienung, mit dem sich sein Leben steuern lässt wie eine DVD. Er kann vor- und zurückspulen, bei Bedarf ein Kapitel überspringen oder mal kurz die Pausetaste drücken, um seinem Chef (David Hasselhoff) links und rechts ein paar zu scheuern. Sogar einen zuschaltbaren Audiokommentar gibt es, eingesprochen von James Earl Jones. Die Fernbedienung passt sich nach und nach Michaels Vorlieben an, bis er irgendwann bemerkt, dass er sein ganzes Leben weggeskippt hat. Da scheint es für eine Änderung zu spät...
Und noch eine vorzügliche Sandler-Komödie, die ihn mit ihrer sehr lebensbejahenden Message seinem offensichtlichen Lebenstraum der legitimen Capra-Erbschaft wieder ein Stückchen näherbringt. Die Gags und ihre Quote sind exzellent und umfassen unter anderem einen permanent eine Stoffente berammelnden Golden Retriever und einen plärrenden Nachbarsjungen (Cameron Monaghan, wie ich auf der imdb gesehen habe, der Bob Andrews in den "Drei ???"-Filmen), der sich zu Michaels persönlichem Intimfeind aufschwingt und dementsprechend Saures bekommt. Zum Schießen. Was die ansonsten überaus positiven Impressionen etwas trübt, ist der superpathetische Ton, den der Film kurz vor seinem Finale anschlägt und der mit geradezu peinlich hochgestochener Musik angereichert wurde. Da hätte ein beherzter Tritt auf die Leidensbremse nicht geschadet. Ansonsten aber: Toll.
8/10
#1732
Geschrieben 02. Mai 2009, 19:47
Punisher: War Zone ~ USA/CAN/D 2008
Directed By: Lexi Alexander
Frank Castle (Ray Stevenson), von der Presse 'der Punisher' getauft, bestraft sich durch die New Yorker Unterwelt. Diesmal hat er es auf den Gangsterboss Billy Russotti (Dominic West) abgesehen, der von Frank in einen Glas-Recycler geworfen und darin fürchterlich entstellt wird. Hernach nennt sich Russotti selbst 'Jigsaw' und brennt auf Rache an seinem Gegner. Als Druckmittel benutzt er Witwe (Julie Benz) und Töchterchen (Stephanie Janusauskas) eines Polizeibeamten (Romano Orzari), den Castle versehentlich während eines Schusswechsels getötet hat und für dessen Hinterbliebene er sich nun verantwortlich fühlt. Jigsaw schart derweil eine Privatarmee von Verbrechern um sich - für den Punisher ein marginales Problem.
In der Comicszene steht das Label 'Marvel Knights' für eine etwas finsterere Schiene von Superheldenabenteuern. Die klassisch-zwielichtigen bis latent dunkel angehauchten Gestalten wie Daredevil, Dr. Strange, Moon Knight oder eben der Punisher wurden dort untergebracht. Mit "Punisher: War Journal", der dritten Kino-Adaption der Abenteuer des legitimierten Massenschlächters, findet der Name Marvel Knights nun auch den Weg in die Lichtspielhäuser. Leider nicht in die hiesigen - obgleich auch deutschen Gelder in dem Projekt stecken und die Regisseurin gebürtige Mannheimerin ist, erscheint der Film bei uns demnächst sogleich als DVD-Premiere. Ob diese Federn wird lassen müssen, soll sich noch zeigen. Auszuschließen ist es nicht, denn "Punisher: War Journal" ist ein Knüppel von Film. Es rappelt wahrlich im Karton und das Blut spritzt in Rekorddistanzen. Noch wesentlich gewalttätiger als die ohnehin schon nicht zimperlichen "Vorgänger" von Goldblatt bzw. Hensleigh geht Frau Alexander in geschmackvoll ausgeleuchteten sets zu Werke, im Prinzip also ganz auf jene Art und Weise, die der irische Autor Garth Ennis in der Comic-Serie etabliert hat. À propos irisch: Mit Ray Stevenson hat sich erstmals ein Ire für den Part des auch in der Comicrealität irischstämmigen Frank Castle eingefunden. Eine weise Wahl wie sich zeigt, vermag Stevenson doch in einer Mixtur aus Unbarmherzigkeit und emotionaler Lädiertheit (die an Mel Gibsons selige Mad Max - Interpretation im "Road Warrior" erinnert) Lundgrens und Janes ebenfalls sehr gelungenen Vorführungen einige weitere Schattierungen hinzufügen und der Figur somit ein Mehr an Profil zu verleihen. Obgleich ja recht häufig von einer Fortsetzung die Rede war, ist "Punisher: War Journal" (der Titel bezieht sich auf zwei abgeschlossene Heftreihen) keine solche, sondern genau wie die anderen beiden Filme eine spezifische, für sich stehende Interpretation des Stoffes. Und wiederum eine, die sich sehen lassen kann, "unserer" Lexi sei's gedankt. Wenn die Dame so weitermacht, könnte möglicherweise eine zweite Kathryn Bigelow ins Haus stehen.
8/10
#1733
Geschrieben 03. Mai 2009, 09:27
The Klansman (Verflucht sind sie alle) ~ USA 1974
Directed By: Terence Young
In Atoka County, Alabama ist der Ku-Klux-Klan die maßgebende Gewalt. Zwar müht sich Sheriff Bascomb (Lee Marvin) stetig um Deeskalation, diese scheint angesichts der menschenverachtenden Aktionen der tumben Gewalttäter (u.a. Cameron Mitchell) jedoch kaum mehr möglich. Ein junger Mann (O.J. Simpson) schwingt sich infolge dessen zum selbsternannten Rächer auf und erschießt hinterrücks einige Klan-Mitglieder. Derweil hält sich der liberale, aber passive Philanthrop und Forstwirtschaftler Stancill (Richard Burton), den vornehmlich Frauen und Whiskey interessieren, total aus dem Geschehen heraus. Als er jedoch erkennt, dass er für die Stadtbevölkerung zum Hassobjekt Nummer Eins avanciert ist, bleibt auch ihm kein anderer Weg mehr als der der offenen Verteidigung.
Ein atmosphärisch noch heute recht derb gefilzt erscheinender Exploiter mit Staraufgebot. Von dem doch eher "sauber" konnotierten Bond-Regisseur Terence Young würde man einen Film, in dem Kastration, Vergewaltigung und diverse Erschießungen zum Aufgebot zählen, eher nicht erwarten. "The Klansman" passt besser zu dem ebenfalls kruden WestEastern "Soleil Rouge". Anyway, an dem Script hat Samuel Fuller mitgeschrieben, was möglicherweise die sehr aggressive liberalistische Haltung des Film erläutern hilft. "The Klansman" transportiert nämlich, mehr noch als seine südstaatliche Rassismus-Mär, das alte "Casablanca"-Motiv des resignierten Widerständlers, der sich inmitten unhaltbarer äußerer Zustände als Opportunist versucht, auf diesem Wege letztlich jedoch scheitern muss, weil die ihn umgebende Aggression keine Intimsphäre toleriert. Dieser ist hier sogar in doppelter Form vertreten, zum einen als zur Marionette zu verkommen drohender Amtsinhaber (Marvin), zum anderen als in zweierlei Hinsicht (nämlich physisch und emotional) verkrüppelter Privatmann (Burton). Darüberhinaus ist die politische Sicht der Dinge eine durchaus abgeklärt-betagte. "The Klansman" denunziert in befreiender Weise die rassistischen Rednecks als dumme, verrohte und extrem bigotte Unmenschen, mit denen man nurmehr via rohe Gewalt diskutieren kann, da sie eine andere Form der Kommunikation längst nicht mehr verstehen - oder noch nie verstanden haben. Im selben Zuge werden die Bürgerrechtler aus dem Norden als weltfremde, pazifistische Träumer dargestellt, die mit ihren friedlichen Demonstrationen weitaus mehr Schaden anrichten als dazu beizutragen, Reformen anzuregen. Interessanterweise greift exakt diese Mentalität auch in dem 14 Jahre später entstandenen, artverwandten und in der Revision weitaus etablierteren "Missippi Burning" von Alan Parker. Auch "The Klansman" hätte eine neuerliche, weitflächigere Beschäftigung mit sich verdient.
7/10
#1734
Geschrieben 03. Mai 2009, 14:19
Forgotten Warrior (Commander Rainbow) ~ USA/PH/HK 1986
Directed By: Nick Cacas / Charlie Ordoñez
Commander Steve Parrish (Ron Marchini) gelingt die Flucht aus einem Gefangenlager des Vietcong, zugleich sieht er sich jedoch von seinem Mitgefangenen Thompson (Quin Frazier) verraten. Schwer verwundet landet Parrish in einem Dorf der Einheimischen, wo er gesund gepflegt wird, eine Familie gründet und das Dorf als Deserteur und Guerillero gegen nordvietnamesische Attacken verteidigt. Als Thompson nach offizieller Beendigung des Krieges nach Südostasien zurückkehrt, um mit den Gooks krumme Geschäfte im eigenen Regierungsauftrag zu machen und mit Parrish endgültig abzurechnen, gibt es mächtigen Stunk.
Ronald L. Marchini, Karateka und Kraftpaket, ist einer der vielen unbesungenen Helden des B- und C-Actionfilms. Mit der insgesamt drei Teile umfassenden Parrish-Reihe, die in Deutschland nur zu zwei Dritteln unter zusammenhängenden Titeln und als Videopremieren erschien, schuf er sein persönliches opus magnum. An unterschiedlichen Kampfesschauplätzen muss der Überfighter vornehmlich seinen jeweils entführten Sohnemann aus den Fängen irgendwelcher Bösewichte befreien, die scheinbar nicht anders können als die Finger von der Familie Parrish zu lassen. Marchini verfügt dabei wie viele andere der 80er-Helden auch über reine firepower hinausragende Kampfesfähigkeiten. Mit Handkanten, Tritten und Schwertern ist er ebenso versiert wie mit dem Mini-Armbrüstchen und auf dem erfindungsreichen Gebiet des Fallenstellens. Wichtigstes Markenzeichen: Sein gelbes Muskelshirt mit Knopfleiste. In "Forgotten Warrior" (der deutsche Titel muss zu gleichen Teilen von der vollkommen dusseligen Regenbogensequenz im Film wie der phonetischen Ähnlichkeit zu Rambo abgeleitet worden sein) hat er diverse Gelegenheit, seine in geschätzten Hundertschaften auftretenden Gegner in vielfältiger Weise zu eliminieren und nach der Verbrennung seiner ermordeten und vergewaltigen Gattin (Marilyn Batista) einen deftigen Urschrei auszustoßen. Auch "Conan The Barbarian" muss bei den Machern einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen haben.
Kurze Widersehen gibt es mit Dschungelspezi Mike Monty als Parrishs Kriegsvorgesetztem und Ernie Ortega, als feister villain auch aus "Missing In Action" bekannt.
4/10
#1735
Geschrieben 04. Mai 2009, 14:58
The Awful Truth (Die schreckliche Wahrheit) ~ USA 1937
Directed By: Leo McCarey
Aufgebrauchtes Vertrauen - und wohin es führt. Das New Yorker Society-Paar Lucy (Irene Dunne) und Jerry Warriner (Cary Grant) sieht die Scheidung als finalen Ausweg für eine zuletzt ziemlich verlogene Ehe. Nachdem das größte Problem, nämlich, wer über den Hund Mr. Smith verfügen darf, geklärt ist, orientieren sich Lucy und Jerry anderweitig. Keinesfalls jedoch ohne die jeweilige Missgunst des anderen, die in Wahrheit natürlich nichts anderes darstellt als Eifersucht und noch immer voirherrschende Liebe. Nachdem Jerry Lucys Ölbaron (Ralph Bellamy) vergrault und Lucy Jerrys Millionenerbin (Molly Lamont) weggeekelt hat, ist die Zeit für einen Neuanfang gekommen.
"The Awful Truth" fährt bis dato seine größten Meriten als standhaftes Exempel für eine der reinsten und artgerechtesten screwball comedies ein. Rasanz in Dialog und Humor, ein in Witz und Schlagfertigkeit absolut ebenbürtiges Protagonistenpaar, ferner in punkto Charme kaum zu übertreffen und daher so dermaßen füreinander geschaffen, dass die einzige Widersprüchlichkeit der ganzen Geschichte vom 'sich kriegen', nur in deren Ausgangssituation, der kurzweilig beiderseits überzeugten Trennung, besteht. Sein großes Komikplus bezieht der Film daraus, dass er jeweils mit Vorliebe mehr als zwei Personen in Kommunikationssituationen setzt und grundsätzlich eine Biparteilichkeit initiiert, die zumeist daraus entsteht, dass mindestens eine Person Prekäres oder Peinliches über irgendeine andere anwesende weiß bzw. diese mit Leichtigkeit entlarven entlarven könnte, oder auch aus einer herzhaften Schadenfreude, die notabene optional auch mit öffentlicher Selbstentblößung gekoppelt wird. Darin liegt zugleich die wahre Stärke des wackligen Traumpaares Warriner - in der Fähigkeit zur Selbstironie.
9/10
#1736
Geschrieben 05. Mai 2009, 13:04
Get The terrorists (Cobra Force II) ~ NZ 1987
Directed By: Jules Foster
Um den bösartigen Rebellenführer und Kommunisten McLaghlan (George Nicholas), genannt "Der Bär", auszuräuchern, engagiert die CIA eine versprengte Haudegentruppe, die bereits in Vietnam für höchst erfolgreiche Einsätze stand. Zu viert geht man in dem mittelamerikanischen Ministaat Cuesta Verde auf die Untergrundjagd nach dem Bären, dessen neuester Coup die Entführung eines US-Senators vorsieht.
Mit Matteis "Strike Commando", zu deutsch "Cobra Force" hat dieser kleine, neuseeländische Reißer nicht das Geringste zu tun. Die einzige Parallele bestand im identischen Videoanbieter, der deswegen wohl seine Namensrechte geltend machen konnte und wollte. Ferner wurde der Begriff "Cobra Force" hier nochmals inhaltlich verwurstet, um zumindest eine Assoziation an den Pseudoorgänger aufkommen zu lassen. Ist freilich eine reine Erfindung der deutschen Fassung. Anyway, "Cobra Force II" kann auch für sich als sagenhafte Trashoper bestehen. Über den in der Hauptrolle agierenden, unrasierten Wuschelhünen Craig Alan, der laut der imdb nur für sieben Jahre im Geschäft war, ist heute nur noch wenig in Erfahrung zu bringen, ein Wunder angesichts seines launig-exaltierten Spiels. Ähnliches gilt für den Regisseur, dessen einziger Eintrag dieser Film zu sein scheint. Als Södnerchef Brock Towers ist der echte Frank Dux zu sehen, jener berühmte Freestyle-Kämpfer, den Van Damme ungefähr um diese Zeit in "Bloodsport" spielte. Sagenumwobenes also in einem mitunter ziemlich sadistisch angelegten Drescher, in dem mit Vorliebe Informationen erpresst werden, um die Plauderer dann unter kaltschmäuzigem Grinsen doch noch ihrem angedrohten Schicksal anheim fallen zu lassen. Und geballert wird selbstredend, was das Zeug hält. Bemerkenswert: Die professionelle und verhältnismäßig niveauvolle deutsche Vertonung mit vielen bekannten Stimmen.
5/10
#1737
Geschrieben 05. Mai 2009, 13:55
Thunder II ~ I 1987
Directed By: Fabrizio De Angelis
Wundersame Kinorealität: Dem Indianer Thunder (Mark Gregory) hat man nicht nur sämtliche im Vorgänger angerichteten Zerstörungsorgien verziehen - er ist jetzt auch noch Deputy. Seinem Kollegen Rusty (Raimund Harmstorf) passt diese Fügung nicht; zum einen, weil er mit Thunder seit damals noch ein Hühnchen zu rupfen hat, zum anderen, weil seine Drogengeschäfte mithilfe der örtlichen Rockerszene nun empfindlich durch den aufrecht handelnden Navajo gestört werden. Durch eine böse falsche verdächtigung sorgt Rusty dafür, dass Thunder im nächsten Gefängnis landet, wo man ihn übel misshandelt und seinen baldigen Ausbruch quasi provoziert. Da mit Rusty kein vernünftiges verbales Wort zu sprechen ist, holt Thunder Flitzebogen und Explosivgeschosse aus dem Nachtkonsölchen und liest einige Leviten.
Neben Gregory und Harmstorf ergatterte De Angelis aka Larry Ludman wiederum Bo Svenson für sein Sequel, das dem ersten Teil eigentlich nur insofern deutlich nachsteht, als dass es zu einer etwas unfreundlicheren Zeit für Filme wie diesen entstanden ist. Das italienische Genre- und Plagiatskino hatte gegen Ende der Achtziger nicht zuletzt infolge inflationärer Billig- und DTV-Produktionen bereits einiges an Zauber und Renomee eingebüßt, was die filmische Arbeit ergo nicht nur finanziell komplizierter gestaltete, sondern zudem noch häufig Witz und Sorgfalt schmälerte. In "Thunder II" werden diverse Szenen, die De Angelis offenbar als besonders gelungene Scripteinfälle erachtete, überstrapaziös und unnötig in die Länge gezogen - dazu zählen Thunders zweiwöchentlicher Aufenthalt im "Schwitzkasten", einem Wellblechcontainer, der vor dem Knast in direkter Sonneneinstrahlung steht, oder sein luftiges Lassoabenteuer mit und an einem Helikopter, das Harmstorf alle zwanzig Filmsekunden mit: "Verdammt, der hängt da immer noch!" kommentiert. Etwas dull erscheint das schon. Richtige Fahrt nimmt der Film erst gegen Schluss auf, wobei dieser, ich erwähnte es oben bereits, wiederum vom Einer abgekupfert ist. Trotzdem kann man sich ganz bestimmt noch weit Schlechterem an Actiontrash aussetzen.
4/10
#1738
Geschrieben 06. Mai 2009, 19:06
Metro ~ USA 1997
Directed By: Thomas Carter
Scott Roper (Eddie Murphy) vom SFPD ist ein sogenannter "Vermittler", d.h., dass er labilen Geiselnehmern solange die Ohren vollsülzt, bis sie unvorsichtig werden und sich schnappen lassen. Der Juwelenräuber Korda (Michael Wincott) ist da schon ein anderes Kaliber: Weder lässt er sich von Roper einwickeln, noch festsetzen. Als es Roper, der wegen des Mordes an seinem Kollegen (Art Evans) noch eine Rechnung mit Korda offen hat, nach halsbrecherischer Verfolgung doch gelingt, den Buhmann hinter schwedische Gardinen zu bringen, bleibt dieser wiederum nicht untätig. Er bricht aus, entführt Ropers Freundin Ronnie (Carmen Ejogo) und fordert den Detective zum Privatduell.
Hatte ich den Film also zu Recht als brauchbar in Erinnerung. Schön! "Metro" erklärt das Routinement kurzerhand zur obersten Gelingensformel und nutzt diverse zu seinem Entstehungszeitpunkt bereits dutzendfach durchexerzierte Genreschablonen, die eigentlich schon zu Zeiten Steve McQueens alte Hüte waren. Das kleine, große Wunder des Films liegt woanders, demonstriert er doch nachhaltig, dass jene dekadenalten Muster, so sie nur ernst genommen und professionell modifiziert werden, noch immer Funktionalität besitzen. Der Bauplan von dem zunehmend persönlich werdenden cop-villain-war mitsamt beiderseitiger Aggressionsschürung durch diverse Tiefschläge des jeweiligen Kontrahenten, wirkt eben nur so lange wirklich ausgelutscht, wie er seine Recyclingteile zu verleugnen trachtet. Dass in Wahrheit selbst aus einem solch unmodischen Frack mit genug Puste noch die Motten hinausgeblasen werden können, beweist "Metro", im Übrigen der einzige ernstzunehmende Film, den Eddie Murphy seit 1990 zustande gebracht hat. Jener hat als handfester Genrevertreter nämlich ungleich mehr mit seinen Kinoanfängen in "48 Hrs." und "Beverly Hills Cop" zu tun als alles Sonstige und muss damit sukzessive ein Gewinner sein.
7/10
#1739
Geschrieben 08. Mai 2009, 13:47
Mr. Deeds ~ USA 2002
Directed By: Steven Brill
Longfellow Deeds (Adam Sandler), mit sich und der Welt zufriedener Pizzabäcker und Grußkartenschreiber aus dem kleinen Kaff Mandrake Falls, New Hampshire, wird eines Tages zum Milliardenerben seines ihm unbekannten, schwerreichen Großonkels Preston Blake (Harve Presnell) und muss nach New York, um die Verwaltung seines Erbes einzuleiten. Der schmierige Manager Cedar (Peter Gallagher) plant derweil die Auflösung sämtlicher Blake-Firmen und rechnet mit der Naivität des gutmütigen Deeds.
Dieser lässt sich außerdem von der knallharten Reporterin Babe Bennett (Winona Ryder) einwickeln, die vornehmlich an einer spektakulären Story interessiert ist...
Für ihn als illegitimen Capra-Vergegenwärtiger konnte es nur eine Frage der Zeit sein, bis Sandler sich am Remake eines der Klassiker des unbeirrbaren Weltverbesserers versuchen sollte. Da "Mr. Deeds Goes To Town" sowohl über eine gleichermaßen antiintellektuelle wie physisch agierende Hauptfigur als auch über eine unpolitische, dennoch moralisch relevante Botschaft verfügt, eignete jener sich am besten für eine Renovierung durch den Gagisten. Unnötig zu sagen, dass der Film als Modifikation des in sich absolut geschlossenen Originals kaum der Rede wert ist. Als typische Sandler-Komödie auf dem breiten Grat zwischen Albernheiten (für die vornehmlich Turturro und Buscemi zuständig sind) und braver amerikanischer Festigkeit indes ist "Mr. Deeds" nicht wesentlich besser oder schlechter als die übrigen Titel. Es darf gelten: Wer Sandler erleben und ein klein wenig über amerikanisches Selbstverständnis lernen möchte, für den ist "Mr Deeds" bestimmt eine Option, wer im selben Zuge hofft oder gar erwartet, einer trefflichen Neuverfilmung oder gar ergänzender Diskurse ansichtig werden zu können, der muss wohl zwangsläufig enttäuscht werden.
6/10
#1740
Geschrieben 08. Mai 2009, 14:44
The China Syndrome ~ USA 1979
Directed By: James Bridges
Ein Routinebericht der Boulevard-TV-Journalistin Kimberly Wells (Jane Fonda) weitet sich zu einem Skandal aus. Geplant war ein kurzer Abstecher in ein südkalifornisches Atomkraftwerk im Zuge einer Energiereportage, in dem, just als Kimberly und ihr Kameramann Richard (Michael Douglas) dort auftauchen, ein Zwischenfall eintritt. Erst später erfährt man, dass das Werk kurz vor der Kernschmelze, dem "China-Syndrom" stand, bei dem der Reaktorkern sich infolge Kühlwassermangels Richtung Erdmitte frisst und bei Grundwasserkontakt atomare Energie in einer Wolke gen Himmel schießen lässt - eine Gefahr für Millionen. Der Cheftechniker Godell, der sein Leben einer möglichen Publikmachung bedroht sieht, weiß nur noch einen Ausweg zur vorübergehenden Abschaltung des Werks.
"The China Syndrome" war einer der ersten Mainstreamfilme, die die Angst vor dem atomaren Super-GAU plastisch vorführten, mit im vorliegenden Fall sichtlich prominenter Unterstützung u.a. durch die Öko-Aktivistin Fonda. Als in der Tradition von Enthüllungsfilmen wie "All The President's Men" stehender Thriller liefert Bridges' Werk eine immens fesselnde Fabel von großkapitalistischer Sorglosigkeit und der permanenten Gefahr, die von der unverantwortlichen Nutzung von Kernenergie ausgeht. Nur zwölf Tage nach dem Kinostart des Films geschah dann der Unfall von Harrisburg, bei dem exakt jene Schreckensvision, die "The China Syndrome" noch als dystopische Science Fiction zeichnete, in der Realität eintrat. Dem Film wurde praktisch von 0 auf 100 eine Aktualität zuteil, die auch kühnste Futurologistenalbträume nicht hätten voraussehen wollen. Wesentlich mehr als alle übrigen Bestandteile des fraglos extrem spannenden, die Stichworte 'Verschgwörung' und 'Vertuschung' betondenden Films, wiegt seine zeitgeschichtlich so bittere wie ironische Einbindung. Dass er davon abgesehen nahezu perfektes Handwerk bietet, ist da beinahe nurmehr angenehmer Nebeneffekt.
9/10
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