Geschrieben 01. Juli 2005, 19:46
"I won't kill you, but I don't have to save you."
Batman Begins ~ USA 2005
Directed By: Christopher Nolan
Die Genese Batmans, der vom Milliardenerben zum kostümierten Vigilanten im Kampf gegen Verbrechen und Korruption in seiner Heimatstadt Gotham City wird.
Der Verlust seiner Eltern in frühester Jugend lassen Bruce Wayne (Christian Bale), so Batmans richtiger Name, nicht ruhen. Er trainiert diverse Kampfsportarten im Fernen Osten, um sodann zurück in die USA zu gehen und dort als maskierter Superheld aufzuräumen. Zur Seite stehen ihm Jim Gordon (Gary Oldman) vom G.C.P.D., sein treuer Butler Alfred Pennyworth (Michael Caine), Lucius Fox (Morgan Freeman), der in der Firma von Waynes Vater beschäftigt ist und die Staatsanwältin Rachel Dawes (Katie Holmes), die Wayne seit frühester Kindheit kennt. Seine Gegner: Sein ehemaliger Ausbilder Henri Ducard (Liam Neeson), der irre Psychiater Jonathan Crane aka Scarecrow (Cillian Murphy) und Mafiaboss Carmine Falcone (Tom Wilkinson). Bruce Wayne/Batman hat alle Hände voll zu tun damit, die völlig korrumpierten Gesetzesinstanzen Gothams geradezubiegen, seinen Konzern Wayne Enterprises zurückzuerobern und die Stadt vor einem Giftanschlag zu bewahren.
O, unbedarfter Kinogänger, du hast es besser. Musst du doch nicht, wie all die hoffnungslosen Comicbook-Nerds da draußen, darauf achten, ob die Vorlage auch wirklich adäquat umgesetzt wurde, ob der Geist der Bildergeschichtchen und graphic novels, die du seit Jahren so innig liebst, nicht allzu formelhaft auf die Leinwand übertragen werden konnte. O Marvel, du hast es besser, schaffen die Adaptoren deiner Comics doch irgendwie fast immer genau das.
Klar, die rein filmischen Qualitäten von "Batman Begins" liegen auf der Hand: Im Grunde ist alles stimmig, ich könnte jetzt von den tollen Darstellern anfangen, davon, dass Bale seinen Charakter mit Leben füllt, dass Nolan ein erstklassiger Regisseur ist, der auch hier ganze Arbeit geleistet hat, dass die Ausstattung gelungen ist, die F/X vernünftig sind und bla bla bla.
Leider bin ich aber ein hoffnungsloser Comicbook-Nerd. Und leider kenne ich Bruce Wayne schon seit 20 Jahren und - mit Verlaub - besser als so manches Familienmitglied. Und leider gefällt mir das Ergebnis der aktuellen Comicadaption nur in Maßen. Würde ich jetzt sämtliche Details aufzählen, die wider die Vorlage sind und geändert wurden, um den Plot 140-Min.-filmtauglich zu machen, ich säße morgen früh noch hier. Das Schlimmste: Der Charakter Bruce Waynes. Eine Gegenüberstellung:
Bales Batman ist beinahe ein feudiger Sonnenstrahl im Vergleich zu dem hoffnungslos fanatischen Beinahe-Psychopathen der Comics. Jener lässt keinerlei Gefühle zu, lächelt nie, würde solch aufmüpfige Kommentare, wie die, die der Film-Alfred zum besten gibt (übrigens - wobei Michael Caine nix dafür kann, der macht schon alles richtig - völlig daneben), weder zu hören kriegen, noch diese schlagfertig kommentieren. In der Vorlage ist der Mann ein Allround-Genie (d.h. nicht nur im detektivischen und nahkämpferischen, sondern auch im wissenschaftlichen Bereich) und überhaupt nicht auf fremde Hilfe angewiesen. Im Film beschafft er sich fast alles, was er braucht, über Mittelsmänner. Und: Am Ende des Films zeichnet sich ein Hoffnungsschimmer ab. Den gibt es bei Batman nie und darf es bei Batman nicht geben; damit wäre seine ganze Existenz in Frage gestellt. Es gibt nur "erfüllte Misionen". Dann dieser frei dazugedichtete Dawes-Charakter: Überflüssig wie ein Kropf. Gibt es in den Comics nicht. Bruce Wayne/Batman zeigt keine Gefühle. Ach so, hatte ich ja schon erwähnt...
Ra's al-Ghul: Das Potential, das dieser im Grunde gefährlichste aller Bat-Gegner hat, wurde in keinster Weise ausgeschöpft. Da macht man aus einem Superverbrecher à la Bond kurzerhand irgendeinen asiatischen Hinterhof-Gangster. Von Ducards Charakter (der mit Ra's tatsächlich nicht das Geringste zu tun hat, sondern einen eigenen Charakter darstellt) ganz zu schweigen.
Gefreut hat mich wiederum der Insider-Mini-Auftritt von Shane Rimmer, der schon in "Superman II & III" und "The Spy Who Loved Me" ganz ähnlich angelegte Rollen hatte. Und, okay, Scarecrow war, bis auf den fehlenden Vogelscheuchen-Overall auch ganz passabel.
Fest steht, dass mir Burtons Batmänner nach wie vor am besten gefallen, zwar wurde hier auch viel herumgepfuscht, aber Burtons Interpretation ist (bewusstermaßen) soweit weg von der Vorlage (und vermeidet allzu harsche Gegenlenker), dass ich sie nicht als Adaption verstehen muss, sondern als Interpretation dulden kann.
5/10