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Filmtagebuch - Filmforen.de

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Filmtagebuch


21 Antworten in diesem Thema

#1 jtip

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Geschrieben 02. Oktober 2005, 23:59

Hallo und herzlich Willkommen!

Vorweg ein paar Worte: Ich bin (seit kurzem) 21 Jahre alt und beschäftige mich seit gerade mal 1/2 Jährchen wirklich intensiv mit dem Medium Film. Meine (Vor-)Kenntnisse in Sachen Filmgeschichte- und Analyse sind also eher begrenzt und mein Fachjargon weist sicher auch große Lücken auf.
Will sagen: Was euch hier erwarten wird sind keine minutiös ausgearbeiteten, filmwissenschaftlichen Ausführungen, sondern lediglich einige niedergeschriebene Eindrücke eines Filminteressierten zu einzelnen Filmerlebnissen.

Was Kommasetzung und vereinzelt auch Rechtschreibung angeht, habe ich in der Schule vielleicht nicht immer aufgepasst und wer Fehler findet, darf sie gerne überlesen, oder – falls in Übermaßen vorhanden – mich im Kommentarthread auch auf sie hinweisen. ;)

Zu meinem Filmgeschmack kann man sagen: Generell bin ich eigentlich offen für alles. Was jetzt klingt wie eine hohle Phrase, versuche ich zum Programm zu machen. Natürlich kann ich nicht allen Genres, Produktionsländern- und Dekaden dieselbe Aufmerksamkeit schenken, aber ich würde schon von mir behaupten einen relativ breit gefächerten Filmgeschmack zu haben. Wer sich einen ungefähren Überblick über meinen Filmgeschmack verschaffen will, ist dazu eingeladen sich meine DVD-Sammlung in digitaler Form anzuschauen: DVD-Profiler

Zu einzelnen Form-Details: Wenn hier auch unüblich, habe ich mich dazu entschlossen, die Filmtitel auf www.ofdb.de zu verlinken. Alle IMDB-Verfechter oder OFDB-Hasser können ja praktischerweise mit einem einzelnen Mausklick auf die IMDB-Detailseite des entsprechenden Films gelangen.
Über jeden Filmkommentar werde ich – falls möglich – stets das Cover der von mir gesichteten DVD (bei Kino und TV irgendein Kinoplakat) stellen.
Was die Titel angeht werde ich erst entweder den deutschen oder den internationalen (Entscheidung je nach Einzelfall) Titel verwenden und in Klammern dahinter den Originaltitel.
Desweiteren werde ich den Film abschließend auf einer Skala von 1-10 bewerten. Der User Funxton schrieb einst zu diesem ewigen Streitthema:

Funxton sagte:

Die Wertung dient also zum einen mir selbst als Gedankenstütze, die nicht zu einer späteren Verklärung des Films führen soll und zum anderen den Lesern meines FTB als kleine Orientierung, die aber kein Muss darstellt und freilich überlesen werden darf.
...und ich stimme ihm uneingeschränkt zu.

Würde mich jedenfalls freuen, wenn sich ab und an mal der ein oder andere Besucher hierher verirren würde. :cheers:

PS: Mir will einfach kein passender Titel einfallen (Vorschläge erwünscht). :)

#2 jtip

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Geschrieben 03. Oktober 2005, 00:00

Wächter der Nacht (Nochnoy Dozor - Russland 2004)
Regie: Timur Bekmambetov

Kino

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Unfassbar, dass dieser mächtig unausgegorene Film in Russland tatsächlich sämtliche Kassenrekorde gebrochen hat. Nun gut, kommerzieller Erfolg war bekanntermaßen noch nie ein maßgebendes Kriterium für die Qualität eines Films, aber "Wächter der Nacht" ist wirklich mehr als schlecht. Inhaltlich ist Bekmambetov’s zweite Regiearbeit unglaublich belanglos und uninteressant und auch dramaturgisch gesehen ist der Film absolut katastrophal. Die inhaltlichen Schwächen werden versucht durch maßlos übertriebenen Einsatz von (manchmal gelungenen) Spezialeffekten wett zu machen und auch die Dialoge driften meist ins Lächerliche ab. Sämtliche Versuche den Charakteren psychologische Tiefe einzuhauchen gehen ebenfalls gehörig in die Hose, genauso wie der Versuch eine Endzeitstimmung zu erzeugen. Abgerundet wird das Missvergnügen letztendlich noch durch ärgerliche Regiefehler und Logiklöcher.
Alles in allem ist "Wächter der Nacht" eine sehr oberflächliche Abhandlung des "Gut gegen Böse"-Themas, der versucht mit pseudo-innovativen visuellen Effekte zu punkten, im Grunde genommen jedoch nichts Neues zu bieten hat.
Schön zwar, dass auch der ein oder andere russische Film den Weg in unsere Kinos findet - schade aber, wenn es sich um so einen Müll (Sorry) wie "Wächter der Nacht" handelt.


3/10

#3 jtip

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Geschrieben 03. Oktober 2005, 18:57

Spartacus (Spartacus - USA 1960)
Regie: Stanley Kubrick
DVD - OMU


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Natürlich wusste ich schon vorher, dass Kubrick’s einzige Auftragsarbeit als einer seiner schlechteren Filme gilt und von ihm selbst als persönliches Desaster gewertet wurde und ihn zu seiner "Flucht" zurück nach England veranlasste. Doch enttäuschend war die Sichtung trotzdem, denn tatsächlich stellt sich der Film als künstlerisches Debakel und sehr konventionell erzähltes Hollywood-Standard-Kino heraus.
Spartacus ist ein klassischer Held, der sein Heer von (Ex-)Sklaven nicht etwa in einen Rachefeldzug gegen die menschenverachtenden Römer, sondern in einen Kampf für die ewige individuelle Freiheit jedes Einzelnen führt. Natürlich muss er das seinen ehemaligen Leidesgenossen - die sich innerhalb kürzester Zeit der Freiheit den dekadenten Lebensstil der Römer angeeignet haben - erst erklären. Spartacus' Gutmenschentum und seine Weltanschauung im Allgemeinen wirken aber leider sehr aufgesetzt und passen auch nicht wirklich in den historischen Kontext.
Jede Dramatik wird durch die reisserische Musik bereits im Keim erstickt und auch die Ausstattung ist ziemlich mangelhaft – alle Studioaufnahmen erkennt man sofort als solche und überhaupt sieht alles ekelhaft künstlich aus.
Dass "Spartacus" dann nur ein halbes Happy End hat, ist höchstwahrscheinlich einzig und alleine historisch bedingt.

5/10

#4 jtip

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Geschrieben 04. Oktober 2005, 18:35

Der Schlachter (Le Boucher - Frankreich 1969)
Regie: Claude Chabrol
DVD - OMU


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"Le Boucher" ist in eine Atmosphäre gehüllt, die beim Zuschauer von Anfang an starkes Unbehagen auslöst. Durch immer deutlicher werdende Andeutungen und durch das facettenreiche Spiel des Hauptdarstellers Jean Yanne werden die Greultaten, die die idyllische französische Kleinstadt bald ereilen sollen, bereits frühzeitig angekündigt. Ohne dieses Unbehagen würden viele der Szenen wahrscheinlich an ihrer banalen Alltäglichkeit zugrunde gehen. Das sie es aber nicht tun und Chabrol es schafft das Unbehagen des Zuschauers bis zum grandiosen Finale immer weiter zu steigern, ist wahrlich eine Meisterleistung. Ausgeschmückt mit satirischen Seitenhieben auf die Bourgeoisie ist "Le Boucher" mit Sicherheit ein Film, den es sich lohnt ein zweites (und drittes) mal zu gucken.
Was mich ein wenig stört ist der ständige Vergleich Chabrols mit Hitchcock. Gut, insofern, dass Chabrol Themen des amerikanischen Thrillers mit der Form des französischen Kunstkinos verbindet, kann von ihm man vielleicht schon als eine Art „französischer Hitchcock“ sprechen. Aber sonst?! Ich weiß schon, dass alle Regisseure der Nouvelle Vague von Hitchcock (mehr oder weniger) stark beeinflusst wurden und vielleicht kenne ich auch einfach zu wenig Filme von Claude Chabrol um den Vergleich richtig beurteilen zu können... Ach, mir soll’s egal sein.

8/10

#5 jtip

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Geschrieben 05. Oktober 2005, 19:59

The Man Who Fell To Earth (Großbritannien 1976)
Regie: Nicolas Roeg
DVD - OMU


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"The Man Who Fell To Earth" ist ein ziemlich schwer zugänglicher Film. Das liegt u.a. an seiner fragmentarischen Art, an seiner sehr undeutlichen und behäbigen Erzählweise und daran, dass er keinem Genre voll zuzuordnen ist. Trotzdem oder gerade deshalb ist Nicolas Roeg ein durchweg faszinierender Film von unglaublicher visueller Wucht gelungen.
Die Geschichte ist in keiner bestimmten Zeit platziert und auch Zeitsprünge während des Films sind nur an dem Älterwerden der Charaktere - bis auf den von David Bowie kongenial verkörperten Newton - festzumachen. Newton’s Ziel auf der Erde ist es, seinen eigenen vertrockneten Planeten mit genügend Wasser zu versorgen, und somit auch seine Familie (die in bizarren Rückblenden in ihrem tristen aber erfüllenden Wüstenleben gezeigt wird) zu retten. Doch sobald er mit seinen Patenten eine Menge Geld macht, verfällt er den menschlichen Lastern: Alkohol (Am Anfang gibt er sich noch mit Wasser zufrieden), Sex (Am Anfang noch leidenschaftlich, verkümmert der Liebesakt zur destruktiven Zwanghaftigkeit) und einem ausschweifenden Lebensstil. Der schon am Anfang zerbrechlich wirkende Newton verkommt so immer mehr zum Wrack und als ihm Bryce am Ende klarmacht, dass er wohl genug hat (in der Szene auf den Alkohol bezogen), antwortet er nur noch mit „Ah“ und versteckt sich hinter seinem Hut.
Um "The Man Who Fell To Earth" in seiner vollen Bedeutung erfassen zu können bedarf es wohl mehrerer Sichtungen, die bei mir früher oder später auch folgen werden.

8/10

#6 jtip

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Geschrieben 06. Oktober 2005, 21:57

Electric Dragon 80.000 V (Japan 2000)
Regie: Sogo Ishii
DVD - OMU
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Ishii’s abgefahrenes Werk hat mich leider nicht so sehr überzeugen können, wie der gewissermaßen vergleichbare "Tetsuo". Hatten in diesem die äußeren Veränderungen noch direkte Auswirkungen auf den Charakter und dessen Mitmenschen, so verursachen sie in "Electric Dragon 80.000 V" lediglich eine Verwandlung in skurrile Comicfiguren, die mit ihrer gesellschaftlichen Außenseiterrolle keinerlei Probleme zu scheinen haben. Es fehlt mir ganz einfach die ernsthafte Hintergründigkeit die Tetsuo irgendwo ausgemacht hat.
Anfangs noch fasziniert von der Absurdität der Geschichte und den teilweise sehr beeindruckenden Bildkompositionen in Verbindung mit dem Punkrock-Soundtrack, verliert man in der Mitte des (gerade mal 54 Min. langen) Films das Interesse an den Geschehnissen und den Charakteren, die nur planlos herumzuirren scheinen um am Ende in einem spektakulären Kampf auf Leben und Tod aufeinander zu treffen.
"Electric Dragon 80.000 V" ist eine comicartige Mischung verschiedener Elemente aus Musikvideos, Videospielen und dem Experimentalfilm und auf audiovisueller Ebene durchaus überzeugend, unterm Strich aber trotzdem enttäuschend.
Dennoch bin ich gespannt auf weitere Ishii-Werke.

6/10

#7 jtip

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Geschrieben 08. Oktober 2005, 13:42

Blackout (Bad Timing - Großbritannien 1980)
Regie: Nicolas Roeg
DVD - OMU

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Selten bin ich einem Film gleich nach dem ersten mal mit so viel Euphorie begegnet wie "Bad Timing" (Zu nennen wären da z.B.: "Bad Lieutenant", "Blue Velvet", "Repulsion", "Taxi Driver", "All About Lily Chou-Chou" oder eben "Don’t Look Now"). Dass Roeg es schafft die verschiedenen Zeit- und Storyebenen zu zerstückeln und dann so kunstvoll wieder zusammenzusetzen und den Zuschauer über eine Laufzeit von zwei Stunden bei der Stange zu halten, um am Ende ein in sich geschlossenes Meisterwerk abzuliefern, ist ein wahrer Kunstgriff. Wie auch schon in "Don’t Look Now" schafft er es durch die verschiedensten Stilmittel seinen Figuren und dem Film überhaupt eine immense Bedeutung zu verleihen. Die Art, in der Roeg die menschliche Beziehung darstellt ist derart komplex und ausdifferenziert, dass es geradezu eine Offenbarung ist. Da wird z.B. der Sex der beiden Hauptprotagonisten mit dem Todeskampf Melinas gleichgestellt und somit der zerstörerische Charakter ersterens (Gibt es dieses Wort überhaupt?) betont. Überhaupt wird hauptsächlich das Destruktive der Liebesbeziehung verdeutlicht und sowohl das Leidenschaftliche, wie auch das Zwanghafte beschrieben. Durch seine stetig anwachsende Eifersucht ist Alex am Schluss so paranoid und verbittert, dass es geradezu beängstigend ist und Milena macht das Ganze noch mehr zu schaffen. Ist der Mensch gar unfähig längerfristig eine glückliche, ausgeglichene Beziehung zu führen? Roeg scheint jedenfalls nicht sehr zuversichtlich zu sein. Trotzdem strotz sein Werk nur so vor unglaublicher Kraft und Poesie und auch der geneigte Philosoph dürfte seine helle Freude an dem Film haben.
Mit seiner virtuosen Inszenierung und seiner wunderschönen Photografie ist "Bad Timing" ein gnadenlos unterbewerteter und unbeachteter Film eines ziemlich unterschätztesten Filmemachers. Ich kann gar nicht richtig in Worte fassen, was "Bad Timing" mir alles gegeben hat, deswegen mache ich es kurz: ein Meisterwerk!

10/10

#8 jtip

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Geschrieben 12. Oktober 2005, 16:55

African Queen (The African Queen - USA / Großbritannien 1951)
Regie: John Huston
DVD-OMU


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Zwei Charaktere wie sie gegensätzlicher nicht sein könnten prallen aufeinander und finden durch die verschiedensten Umstände am Ende doch noch zueinander. So lässt sich die Geschichte von Africa Queen - und jedem zweiten anderen Hollywood-Film dieser Zeit – zusammenfassen. Die Tatsache, dass die Story in diesem Fall in den afrikanischen Dschungel des 1. Weltkriegs verlegt wurde, mag dem Film zwar gewissermaßen eine besondere Note verleihen, macht ihn aber noch lange nicht zum Unikat. Die Inszenierung von Huston ist ein wenig altbacken aber sehr ordentlich und der ein oder andere Schmunzler lockern das Geschehen, gerade zu Beginn, ein wenig auf. Insgesamt aber nimmt die Vorhersehbarkeit dem Film fast jegliche Spannung und macht diesen vermeintlichen Klassiker zu einem einigermaßen unterhaltsamen aber doch eher mittelprächtigen Filmerlebnis.
Humphrey Bogart hat den Oscar für African Queen meiner Meinung nach übrigens genauso wenig verdient, wie er ihn für jeden anderen Film verdient hätte. Sicher, der Mann hat eine enorme Leinwandpräsenz und auch ich sehe ihn immer wieder gerne, aber ein guter Schauspieler ist er einfach nie gewesen.

5/10

#9 jtip

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Geschrieben 13. Oktober 2005, 21:06

Land Of Plenty (USA - 2004)
Regie: Wim Wenders
DVD - OMU


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Wenders führt uns in "Land Of Plenty" von Beginn an (auf widerlich plakative Art und Weise) die Ängste, Paranoia und Schattenseiten eines Amerikas vor Augen, in dem der "American Dream" für viele in der Gosse endet. Die Bilder der digitalen Kamera machten dabei auf mich eher einen (im schlechten Sinne) künstlichen und billigen Eindruck, als das sie Authenzität - oder was auch immer der Grund für die Entscheidung war, den Film digital zu filmen - schaffen würden.
Die Story um die vermeintliche Terrorzelle ist leider vollkommen uninteressant, da schon von vorneherein klar ist, dass keinerlei terroristische Aktivitäten hinter all dem stecken. Und die Charaktere sind auch viel zu oberflächlich gezeichnet, um den Film noch interessant zu machen.
Wenders macht es sich viel zu leicht ein traumatisiertes Land verstehen zu wollen, in dem er nicht mal geboren oder aufgewachsen (was natürlich nicht zwingenderweise etwas zu bedeuten hat) ist und schafft es nicht mal an der Oberfläche seines (Amerikas) komplexen Zustandes zu kratzen.
Paul’s verhalten nimmt phasenweise so groteske Züge an, dass ich mir das Lachen nicht verkneifen konnte – und ich glaube nicht, dass es Wenders’ Intention war, seine Figur der Lächerlichkeit preiszugeben!
Der Soundtrack ist zwar ziemlich gut, scheint aber vollkommen willkürlich eingesetzt.
"Land Of Plenty" funktioniert weder als Familien-Drama, noch als politischer Film, noch als Momentaufnahme eines Amerikas nach 9/11, noch als irgendetwas anderes, sondern einfach überhaupt nicht. Schade.

4/10

#10 jtip

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Geschrieben 16. Oktober 2005, 13:12

Dead Or Alive (Dead or Alive: Hanzaisha - Japan 1999)
Regie: Takashi Miike
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Ist schon länger her, dass ich "Dead Or Alive" das letzte mal gesehen habe und bei 6,90 € für die DVD und positiven Erinnerungen an den Film konnte ich natürlich nicht widerstehen. Doch als so gut wie sich der Film erwies, hatte ich ihn gar nicht in Erinnerung, denn hier stimmt quasi alles. Zugegeben, die Story vom Polizisten, dessen Familienleben aufgrund seiner Arbeit den Bach runtergeht und der sich dazu noch einen ganzen Haufen Geld für die Operation seiner kranken Tochter von einem Yakuza borgen muss, hat man in verschiedenen Variationen nun wirklich schon tausendmal gesehen. Aber was bei anderen Filmen aufgesetzt wirkt, macht bei Miike einen einfach menschlichen Eindruck und ist zuweilen sogar unglaublich berührend. Nur wenig Szenen und noch weniger Worte braucht er um die familiäre Situation des Hauptdarstellers mit all ihren Facetten zu beschreiben.
Dass die wahnwitzige Mischung aus lustigen, dramatischen, provokanten, surrealen und Action-Szenen und dem phasenweise mehr als langsamen Erzähltempo funktioniert und selten bis nie langweillig wird, ist wohl hauptsächlich Miike's Talent zu verdanken.
Wie wenig Hoffnungen Miike für die japanische Gesellschaft und die Welt im allgemeinen hat, zeigt sich nicht zuletzt in der Schlussszene, aber auch in der geradezu nihilistischen Grundstimmung des Films. Die wenigen Shootouts sind absolut atemraubend inszeniert und ziemlich drastisch und überhaupt sollte eine Warnung für sanfte Gemüter ausgesprochen werden, denn der Film enthält einige recht explizite Szenen, die allerdings nie zum Selbstzweck verkommen.
Irgendwie schwer zu beschreiben was genau "Dead Or Alive" ausmacht aber als Gesamtes ist er ein unglaublich stimmiger und origineller Film und gehört auf alle Fälle zu dem besten was Miike bis dato gemacht hat.

9/10

#11 jtip

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Geschrieben 16. Oktober 2005, 22:39

Dead Or Alive: Final (Japan 2002)
Regie: Takashi Miike
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Dass ich noch heute in die Videothek losgezogen bin um mir die anderen beiden Teile von Miike's "Dead Or Alive" Trilogie auszuleihen, zeigt wie hoch der Suchtfaktor von seinen Filmen ist. Leider gab es den zweiten Teil nicht - da ich aber nicht ohne Miike-Film von dannen ziehen wollte und auch wusste, dass die Filme außer den selben Hauptprotagonisten recht wenig gemein haben, habe ich eben den abschließenden dritten Teil mitgenommen. Die Story des Films wurde in eine Zukunft verlegt, die mich in meiner Annahme von Miike’s Weltanschauung mehr als bestätigt. Denn in der Welt von "Dead Or Alive: Final" gibt es keinen Platz für Moral. Und auch nicht für Kinder, weswegen der diktatorische Bürgermeister auch eine strikte Geburtenkontrolle verordnet hat. Klar, dass in dieser Gesellschaft, die einzigst auf Effizienz ausgelegt ist und in der auch der ein oder andere Kampfroboter sein Unwesen treibt, klassische Familienwerte keine Daseinsberechtigung mehr haben.
Da aber ziemlich schnell klar wird worauf Miike hinaus will und der gute Mann sich für die Holzhammermethode entschieden hat um uns seine politischen und soziologischen An- und Voraussichten einzuprügeln, klingt das Ganze interessanter als es in Wirklichkeit ist. Dead Or Alive: Final hat nämlich so gut wie gar nichts von der Klasse des ersten Teils beibehalten - das fängt bei der Inszenierung an und hört bei der visuellen Aufarbeitung auf. Alles wirkt wie schnell dahingeschissen und einfach lieblos. Natürlich hat der Film ein paar starke Szenen und witzige Einfälle und ist ansatzweise auch interessant, aber insgesamt ist er leider nur wenig zufriedenstellend.
Der zweite Teil muss trotzdem her, womit wir dann wieder beim Suchtfaktor wären.

5/10

#12 jtip

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Geschrieben 17. Oktober 2005, 22:06

Freeze Me (Japan 2000)
Regie: Takashi Ishii
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Was "Freeze Me" grundlegend von anderen "Rape and Revenge"-Filmen unterscheidet, ist der Umstand, dass die vergewaltigte Chihiro ihre Peiniger nicht selbst aufsucht um Rache auszuüben, sondern nach und nach von ihnen aufgesucht (im wahrsten Sinne des Wortes) wird und (zumindestens anfangs) keinen anderen Ausweg als Mord sieht. Dieser Einbruch in die vermeintlich idyllische Welt der Hauptdarstellerin wirkt zuerst noch sehr bedrohlich, sorgt aber bei dem Zuschauer spätestens ab dem zweiten Vergewaltiger nicht mehr so recht für Spannung.
Am meisten hat mich an dem Film wohl gestört, dass ich das Verhalten der Figuren des öfteren nicht im geringsten nachvollziehen konnte und oft nur als unglaublich doof und unglaubwürdig empfand.
Mag sein, dass Ishii mit den vielen Duschszenen nur verdeutlichen wollte, wie sehr Chihiro noch immer unter der Vergewaltigung leidet und versucht sich von allem rein zu waschen, aber hätten es statt 63 (Achtung: Übertreibung) nicht auch 10 Duschszenen getan? Doch so mutet "Freeze Me" zuweilen stark wie ein Soft-Porno an.
Der Film macht schon sehr drastisch deutlich, wie sehr und vor allem nachhaltig eine Vergewaltigung auf die Psyche des Opfers geht und ist mit seinen düsteren Bildkompositionen, seiner kammerspielhaften Art und seinem tollen Score schon ziemlich beklemmend, aber so richtig konnte ich mich mit ihm dennoch nicht anfreunden. Andererseits, Ishii's "Gonin" hat mir auch erst nach der zweiten Sichtung richtig gut gefallen, von daher werde ich "Freeze Me" evtl. auch noch eine zweite Chance geben.

6/10

#13 jtip

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Geschrieben 21. Oktober 2005, 15:21

Das Gesicht (Ansiktet - Schweden 1958)
Regie: Ingmar Bergman
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Wenn meine derzeitige Erkältung überhaupt etwas Gutes mit sich bringt, dann dass ich mal wieder vermehrt dazu komme Filme gucken zu können. Und so habe ich mich dazu entschlossen den heutigen Tag Ingmar Bergman zu widmen, was lediglich bedeutet, dass ich die beiden noch ungesehenen DVDs der Bergman-Reihe von Kinowelt schauen werde, bzw. schon habe.
Den Anfang macht "Das Gesicht", der sicher als Selbstreflexion Bergmans über seine Rolle als Künstler angesehen werden kann, aber auch mit vielen anderen typischen Bergman-Themen aufwartet. Der Film ist phänomenal fotografiert, gut geschauspielert und überrascht mit einigen Szenen, die eher dem Horror-Genre zuzuordnen wären.
Obwohl der Magier und seine Gruppe am Ende als Schwindler enttarnt werden, bleibt dem Film ein mysteriöser, irgendwie beunruhigender Touch und dem Zuschauer die Vermutung, dass vielleicht doch nicht alles rational erklärbar ist.
Doch leider wirkte der Film auf mich inhaltlich auch ein wenig überladen – und die dazu im Kontrast stehenden humoristischen Szenen, die wohl nur dazu dienten den sperrigen Film etwas aufzulockern, empfand ich auch als mächtig unpassend.
Insgesamt aber überwiegen die positiven Aspekte, so dass ich (fast) bedenkenlos eine Empfehlung für "Das Gesicht" aussprechen kann.
Ich glaube langsam aber sicher wird es für mich Zeit, die Autobiografie von Bergman zu lesen, da von dieser ja anscheinend ein beträchtlicher Einfluss auf seine Filme ausging und immer noch ausgeht und sie eine erhebliche Hilfe zur "Entschlüsselung" seines Werkes geben soll.

7/10

#14 jtip

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Geschrieben 21. Oktober 2005, 23:59

Herbstsonate (Höstsonaten - Schweden 1978)
Regie: Ingmar Bergman
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Als die erfolgreiche Pianospielerin Charlotte nach ca. sieben Jahren ihre minder erfolgreiche Pianospielerin-Tochter Eva besucht, lässt sich nur erahnen, was für tiefe Abgründe sich im Laufe der Jahre hinter der heilen Familien-Fassade aufgetan haben. Schaffen Mutter und Tochter es am Anfang noch ihren gegenseitigen Hass zu unterdrücken und ihn - im Falle Evas durch ein Gespräch mit ihrem Mann, und im Falle Charlottes durch einen Monolog - ein wenig im Zaum zu halten, ist eigentlich klar dass der unterdrückte Konflikt in einem offenen Streit gipfeln wird, in dem sich die beiden deutlich sagen werden was sie wirklich voneinander halten. Schließlich handelt es sich hierbei um einen Bergman-Film, und in denen wird zumeist Tacheles geredet.
Das Augenmerk liegt unübersehbar auf den beiden Frauenfiguren und somit auf dem Mutter-Tochter-Konflikt, während die anderen Figuren hauptsächlich als Spielfiguren der beiden dienen – wobei der schwerbehinderten Tochter Evas natürlich eine Schlüsselrolle zukommt.
In einer großartigen Szene, in der sich Charlotte und Eva nacheinander beim Klavierspielen zusehen(- und hören) wird deutlich wie sehr die beiden sich, und das was sie jeweils auseinander gemacht haben, hassen. Charlotte ist ihr ganzes Leben lang vor ihrer Verantwortung als Mutter geflohen und Eva gibt ihr sogar die Schuld an der Behinderung ihrer eigenen Tochter, doch Charlotte sieht sich selbst auch als Opfer. Aber so leicht lassen sich die Beziehungen der beiden zueinander selbstverständlich nicht erklären, denn der Film ist in seiner psychologischen Komplexität kaum fassbar und außerdem unglaublich universell – jeder dürfte in den Figuren einen Teil von sich selbst und seines familiären Umfelds wiedererkennen.
Mit seinen zahlreichen Nahaufnahmen und den gewohnt guten Darstellern ist "Herbstsonate" ein sehr eindringlicher, berührender und intensiver Film, der mich wohl nicht so schnell loslassen wird.

9/10

#15 jtip

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Geschrieben 22. Oktober 2005, 18:46

Nashville (USA - 1975)
Regie: Robert Altman
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Mit "Nashville" versuchte Robert Altman in einem einzigen Film alle wichtigen Aspekte unterzubringen, die Amerika zu seiner Entstehungszeit ausgemacht haben und es heute noch immer tun und so eine "Metapher Amerikas" (Altman) zu schaffen. Die überkreuzenden Geschichten der verschiedenen Charaktere sind mit oft markanten Schnitten verbunden, irgendwo zwischen Sarkasmus und Realismus angesiedelt und jederzeit nüchtern und trocken inszeniert.
"Nashville" ist aber nicht nur ein Porträt eines desillusionierten Amerikas, sondern auch ein sehr politischer Film - in so gut wie jeder Szene schwingt ein politischer Beigeschmack mit und die Politiker sind immer diejenigen, die die Fäden ziehen und mit ihrer Macht die Machtlosen manipulieren zu wissen. Nett ist in diesem Zusammenhang auch der Wagen des Präsidentenkandidaten, der uns - mit aus Lautsprechern tönenden, merkwürdigen Wahlversprechen - oft von einer Szene in die andere führt (ähnlich wie der Jeff Goldblum-Charakter).
In seiner beiläufigen und distanzierten Art macht "Nashville" es dem Zuschauer allerdings nicht gerade leicht, ihn beinahe drei Stunden lang zu verfolgen und man fragt sich, warum Altman unbedingt 24 verschiedene Charaktere mit ihren jeweiligen Geschichten einführen muss, wenn es auch weniger getan hätten.
Vergleichbar ist der Film wohl am ehesten mit anderen Altman-Werken aus den 70ern, wie z.B. "MASH" oder "Buffalo Bill and the Indians" (in meinen Augen übrigens ziemlich unterbewertet).

8/10

#16 jtip

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Geschrieben 23. Oktober 2005, 20:38

Heaven (USA / Deutschland 2002)
Regie: Tom Tykwer
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Die Erwartungen an meinen ersten Tom Tykwer-Film waren zugegebenermaßen nicht gerade niedrig, viel Gutes hatte ich über "Heaven" gehört und überschwängliche Kritiken feierten den Film gar als meditatives Meisterwerk. Und so hoffte ich auf einen berührenden Liebesfilm frei von jeglichem Kitsch. Doch besonders in der ersten Stunde ist der Film viel mehr Thriller als Drama und die meisten der genrespezifischen Spannungsszenen sind für den weiteren Verlauf der Geschichte vollkommen irrelevant und außerdem bereits mächtig abgenutzt. Auch die Beweggründe der Charaktere bleiben leider ziemlich im Unklaren, die Charaktere selber blass und so ganz ohne Sentimentalität kommt der Film dann auch nicht aus.
Oft hatte ich das Gefühl Tykwer würde glauben, ein bisschen stille, einfühlsame Klaviermusik und schöne, symbolträchtige Bilder würden ausreichen um seinem Film Bedeutung zu verleihen. Dem ist leider nicht so, denn bei all seiner Schönheit bleibt "Heaven" relativ belanglos.
Trotz alledem würde ich nicht so weit gehen den Film als misslungen zu bezeichnen, dafür ist er einfach viel zu schön anzusehen.

6/10

#17 jtip

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Geschrieben 26. Oktober 2005, 22:34

One Missed Call (Chakushin ari - Japan 2003)
Regie: Takashi Miike
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One Missed Call ist leider ziemlich konventionelles, überraschungsarmes Horror-Kino, das sich in keiner Weise von thematisch ähnlichen Genre-Vertretern abzuheben weiß.
So schleppen sich die (oft sehr hölzern und unglaubwürdig agierenden) Figuren durch die unplausible und bis auf einige Szenen sehr unatmosphärische Geschichte, die dem Zuschauer sehr schnell abgenutzt vorkommt, eigentlich sowieso nicht weiter interessiert und mit fast zwei Stunden auch noch viel zu lang geraten ist.
Mit fortschreitender Laufzeit wird die Story dazu immer konfuser und obwohl ich inzwischen schon viele Filme aus Fernost gesehen habe, kommt erschwerenderweise dazu, dass ich noch immer so meine Schwierigkeiten habe die Darsteller/innen auseinanderzuhalten.
Handwerklich solide, aber sonst nicht weiter erwähnenswert.

5/10

#18 jtip

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Geschrieben 30. Oktober 2005, 10:56

Dominion: Exorzist (Dominion: Prequel to the Exorcist - USA 2005)
Regie: Paul Schrader
DVD - dt. :deepshit: (gezwungenermaßen)


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Den Original-Exorzisten halte ich noch immer für einen der angsteinflößendsten und makellosesten Filme überhaupt, mit derart sorgfältig ausgearbeiteten Charakteren, wie ich es aus keinem anderen Horror-Film kenne.
Aus Prinzip habe ich mich schon der beiden Sequels verweigert und selbiges hätte ich mit Sicherheit auch mit diesem Prequel getan, wenn der Regisseur nicht Paul Schrader heißen würde. Diesen schätze ich nämlich sehr für einige seiner eher unbekannten Regie-Arbeiten (besonders "Affliction") und natürlich für seine über jeden Zweifel erhabenen Drehbücher zu z.B. "Taxi Driver".
Das größte Problem von "Dominion: Exorzist - Der Anfang des Bösen" ist vielleicht, dass er weder unheimlich ist, noch psychologische Tiefe besitzt (da kann auch der geniale Stellan Skarsgård nicht mehr viel retten), dazu sehr inhaltsleer, klischeehaft und über weite Strecken einfach stinklangweilig ist.
Den subtilen Horror mit dem der Film angepriesen wurde habe ich zwei Stunden lang vergeblich gesucht, "Dominion" hat weder eine bedrohliche Grundstimmung geschweige denn eine einzige gruselige Szene aufzuweisen und der vom Teufel Besessene, der sich die meiste Zeit im schwuchteligen Posen und hämischen Grinsen übt, trägt auch eher weniger dazu bei.
Schrader versucht seinen Film mit ein bisschen zu viel religiöser Symbolik und plumper Missionars-Kritik aufzupeppen, schadet ihm damit aber nur.
Vollkommen missraten sind auch die Special Effects – eine Kuh, die genüsslich eine Hyäne verspeist, könnte ein wirklich bedrohliches Bild abgeben, in dieser Form ist die Szene aber nur peinlich. Und die CGI-Schlange ist eine noch viel größere Unverschämtheit.
Nicht nur im Vergleich zu Friedkin’s Werk absolut indiskutabel.

3/10

#19 jtip

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Geschrieben 02. November 2005, 21:32

Die Sünderin (Deutschland 1951)
Regie: Willi Forst
DVD


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Aufgrund einer Nacktszene und des Prostitutions-Themas seinerzeit ein Riesenskandal und Publikumsmagnet, ist „Die Sünderin“ beinahe 55 Jahre später hauptsächlich als Zeitdokument der Nachkriegszeit interessant.
Um wirklich eine gute Geschichte zu erzählen, ist der Film jedoch viel zu sehr damit beschäftigt amerikanischen Vorbildern nachzueifern. Außer der Sprache lässt nämlich nicht sehr vieles auf seine deutsche Herkunft schließen.
Damals moderne Erzähltechniken, wirken heute leider arg überholt und überhaupt macht der Film einen sehr gekünstelten Eindruck, welcher durch seinen Hang zum Pathos und schauspielerischer Theatralik nur verstärkt wird.
Ambitioniert aber aus heutiger Sicht nur wenig überzeugend.

5/10

#20 jtip

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Geschrieben 06. November 2005, 02:09

Last Days (USA 2005)
Regie: Gus Van Sant
DVD - OV


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Die erste Viertelstunde von "Last Days" verfolgen wie einen Mann, wie er murmelnd und planlos durch den Wald irrt, sich in einem verschmutzen, mit einem Wasserfall verschmückten Gewässer wäscht und danach eben dort hinein pinkelt, ein Feuer macht um sich und seine Klamotten zu trocknen, in Richtung eines abgelegenen, renovierbedürftigen Hauses geht, eine Schaufel holt und eine kleine Kiste ausgräbt, die wir während des gesamten Films nie wieder sehen und deren Inhalt wir nie erfahren werden.
Um Blake (so sein Name, wie wir später erfahren) herum geschieht so einiges, doch von alldem bekommt er herzlich wenig mit und es interessiert ihn auch genauso wenig, denn er lebt in seiner eigenen sinnentfremdeten Welt. Nie sieht man Blake irgendwelche Drogen nehmen oder Alkohol trinken und es tut auch nicht im geringsten zur Sache ob er gerade auf einem Trip ist oder nicht. Van Sant’s Intention war es mit Sicherheit nicht, ein weiteres mal den Absturz eines Popstars zu zeigen, der durch seinen dekadenten und selbstzerstörerischen Lebensstil und übermäßigen Drogenkonsum seinen unvermeidbaren Tod findet. Van Sant erhebt gar nicht erst den Anspruch überhaupt irgendetwas zu erklären oder zu deuten, er hält einfach nur drauf und überlässt seine Charaktere sich selbst.
Einige der Männer sehen aus wie Frauen, einige der Frauen sehen aus wie Männer; Grenzen der Zeit, der Realität, zwischen Natur und Zivilisation, Leben und Tod verschwinden oder haben überhaupt nie existiert.
Wie schon in "Gerry" und "Elephant" scheisst Van Sant auf sämtliche Regeln der Filmkunst, um somit seine ganz eigene Kunst zu kreieren. "Last Days" kann mithalten mit den beiden schon genannten Meisterwerken, doch wem diese schon zu bedächtig und/oder zu eigenwillig waren, wird mit "Last Days" noch weniger anfangen können und wer einen Film über Kurt Cobain erwartet, sollte ihn sich lieber gar nicht erst angucken. Mit diesem hat der Film nämlich reichlich wenig zu tun, nur dass sich dessen nebulösen Zeit vor seinem Tod und sein Charakter überhaupt eben hervorragend als Inspirationsquelle für einen solchen Film eigneten.
"Last Days" kann und soll von dem Zuschauer sicherlich auf die verschiedensten Arten gelesen werden und wenn so die künstlerische Zukunft des Films allgemein aussehen sollte, dann wäre ich froh darüber.

9/10

#21 jtip

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Geschrieben 09. November 2005, 19:24

Caché (Frankreich 2005)
Regie: Michael Haneke
Kino – OMU


Eingefügtes Bild


Kurz vorweg: gestern hat hier in Braunschweig das 19. Filmfest begonnen und ab heute laufen die ersten Filme. Da ich mir eine 10er Karte gekauft habe, muss ich es irgendwie fertig bringen in den nächsten 4 Tagen noch 9 Filme zu gucken. Ich werde versuchen zu jedem dieser Filme etwas zu schreiben, aber voraussichtlich werden einige meiner Einträge ziemlich kurz (ja, noch kürzer als sonst) ausfallen.

Es fällt mir ziemlich schwer etwas konkretes zu "Caché" zu schreiben, ob der vielen Eindrücke, die auf mich niederprasselten und der vielen Gedanken, die in meinem Kopf herumschwirren. Vielleicht geht es in dem Film um unsere Furcht vor Neuem, Fremden und Andersartigem, geschürt durch mediale Einflüsse. Oder um Herkunfts- und Klassenunterschiede (die Wohnungen und ihre dazugehörigen Einrichtungen sprechen Bände) und deren Folgen im gesellschaftlichen Zusammenleben. Vielleicht geht es aber auch um die Verdrängung unschöner Gedanken und Tatsachen oder fehlendes Vertrauen und Entfremdung in der modern Gesellschaft. Vielleicht aber auch nicht.
Die Parallelen zu "Lost Highway" sind offensichtlich (und mit dem Namen "Laurent" den Haneke seinen beiden Hauptfiguren gibt, verweist er sogar direkt auf diesen), doch was Lynch nur kurz anschneidet, streckt sich in "Caché" über die gesamte Laufzeit. Während die Bedrohung in "Lost Highway" sehr direkt und artifiziell ist, bleibt sie in Haneke’s Film stets unterbewusst und realistisch.
Die Hauptfigur in "Caché" fühlt sich und seine Famillie mit ihrem geregelten Oberklassen-Leben einer ständigen Bedrohung ausgesetzt, doch wenn es wirklich zum Konflikt kommt, ist er immer derjenige von dem die Gewalt ausgeht. Trotzdem wirken die Charaktere und ihr teils unüberlegtes aber immer nachvollziehbares Verhalten dermaßen realistisch, wie ich es selten in einem Film zuvor erlebt habe. Schauspielerisch befindet sich der Film ebenfalls auf allerhöchstem Niveau.
Soweit ist "Caché" jedenfalls der beste und beeindruckendste Haneke den ich kenne und im Vergleich zu "Funny Games" sehr "erwachsen".

9/10

#22 jtip

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Geschrieben 01. Dezember 2005, 17:47

So, hiermit melde ich mich offiziell im Forum zurück. Nachdem mein Rechner, der schon seit langem Ärger machte, endültig den Geist aufgegeben hatte, musste leider ein neuer her. Jetzt werde ich erst einmal versuchen mein Filmtagebuch wieder in geregelte Bahnen zu lenken, auch wenn ich seit meinem Internet-Ausfall eher der Literatur und Musik zugeneigt bin (Zufall?).

Zuvor aber der versprochene Festival-Überblick, allerdings in stark komprimierter Form:


Be With Me (Singapur 2005 / Eric Khoo / OMU)


Ziemlich anstrengend zu schauender Film über gesellschaftliche Zwänge, den Verrat an der eigenen Kultur, und Liebe in einer Welt in der man eben diese durch einen Knopfdruck einfach erwidern oder verwerfen kann. Mal oberflächlich, mal tiefsinnig, weiß der Film vor allem durch seine ganz eigene Ästhetik zu gefallen.

7/10

Criminal Lovers (Frankreich 1998 / Francois Ozon / OMU)


Leidlich spannender, märchenhafter Thriller über Liebe, Schuld, sexuelle Selbstfindung und sexuelle Ängste.

6/10

Ein Ganz Gewöhnlicher Jude (Deutschland 2005 / Oliver Hirschbiegel)


Recht ausdifferenzierter Film über das ambivalente Verhältnis der Nachkriegsgeneration von Juden, zu ihrer eigenen Identität, dem Holocaust, der jüdischen Geschichte im Allgemeinen und der Art wie sie von den Menschen behandelt werden. Zum allergrößten Teil aus einem Monolog von Ben Becker bestehend, erfordert der Film einiges an Konzentration.

7/10

In My Father’s Den (Neuseeland 2004 / Brad McGann / OMU


Zu Beginn geradezu ärgerlich konventionell, in der zweiten Hälfte relativ gelungen, überschlagen sich gegen Ende die Ereignisse und der Film wird ziemlich konfus und wirkt überambitioniert.

5/10

Lemming (Frankreich 2005 /Dominik Moll / OMU)


Teilweise arg auf Kunstfilm getrimmter satirischer Thriller, der quasi all seine „Ideen“ aus dem Werk von David Lynch schöpft.

5/10

L’Iceberg (Belgien 2005 / Dominique Abel, Bruno Romy, Fiona Gordon / OMU)



Sehr originelle Komödie, gedreht von 3 Regisseuren, die auch gleich die Hauptrollen spielen. Auch wenn einige Gags ein bisschen verbraucht wirken, ist L’Iceberg erfrischend unkonventionell, amüsant und schlägt zudem auch ernste Untertöne an.

7/10

The President’s Last Bang (Geuddae Geusaramdeul - Südkorea 2005 / Im Sang-soo / OMU)


Technisch gelungene Politgroteske, deren Essenz sich mir nicht ganz erschließen konnte.

6/10

Ray (USA 2004 / Taylor Hackford / OMU)


Mächtig gelacktes Bio-Pic, welches so sehr in Hollywood-Konventionen verankert ist, dass es ihm nicht mal annähernd gelingt so etwas wie eigene Dynamik oder gar Seele zu entwickeln.

3/10


Where The Truth Lies (Kanada/USA 2005 /Atom Egoyan / OMU)


Nach üblichen Mustern gestrickter Thriller über zwei Showbiz-Größen der 50er Jahre, der durch seine Konsequenz, seinen Cast und seinen Charme überzeugen kann.

6/10





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