LA CASA SFUGITA
(SHUNNED HOUSE)
Italien 2003, Regie: Ivan Zuccon
Der Schreiberling Alex arbeitet an einer neuen Schwarte zum Thema übersinnliche Phänomene, in deren Mittelpunkt die unheimlichen Vorfälle in einer alten Provinzvilla stehen sollen. In diesem Anwesen ging es offenbar noch nie mit rechten Dingen zu; über Jahrzehnte hinweg verschwanden dort diverse Zeitgenossen bzw. erlitten ein gewaltsames Ableben.
Gemeinsam mit seinem großbusigen Sidekick Rita quartiert unser Schmierfink sich nun in dem seit langem verwaisten (und mittlerweile recht vergammelten) Haus ein, um dort neue, schockierende und natürlich unglaublich faszinierende (gääähn!) Erkenntnisse zu sammeln. Man schleicht also durchs Gemäuer bzw. hockt leicht ratlos auf den mitgebrachten Schlafsäcken, Alex quatscht neunmalklug, Rita ist genervt, zupft sich das knappe Leibchen und raucht Kette. Zur Auflockerung gibt’s dann bald Rückblenden zu einigen vorherigen Bewohnern, die natürlich ein bitterböses Schicksal erleiden mußten (so richtig mit viel Blut und so). Zwischendurch geht’s aber immer wieder zurück zu Alex und Rita, die umherlatschen, auf ihren Schlafsäcken hocken, neunmalklug quatschen bzw. das knappe Leibchen zupfen und genervt Kette rauchen. Ach ja, Rita fängt irgendwann an, im Schlaf Französisch zu reden. Hätte man ihr gar nicht zugetraut, das mit der Fremdsprache. Kann sie eigentlich auch nicht. Also steckt was anderes dahinter. Ist aber auch nicht weiter wichtig.
LA CASA SFUGITA basiert auf drei Erzählungen H. P. Lovecrafts: „The Shunned House“, „The Music of Erich Zann“ und „Dreams of the Witchhouse“. Keine schlechte Auswahl und „Erich Zann“ ist m. E. ohnehin von Lovecrafts allerbesten Stories. Die drei (selbstredend abgewandelten) Stories werden collagenhaft als Rückblenden in die eingangs geschilderte Rahmenhandlung eingebunden. Prinzipiell ist das keine schlechte Idee und auch die Tatsache, daß Lovecraft hier wieder einmal sehr frei interpretiert wird, stört mich eigentlich wenig (hat mir z. B. bei den Filmen von Stuart Gordon und Brian Yuzna auch nie was ausgemacht). Auch daß das ganze Geschehen in Italien angesiedelt ist, anstatt irgendein unglaubwürdiges New England-Setting zu präsentieren, finde ich recht sympathisch und die alte heruntergekommene Villa gibt durchaus eine nette Kulisse ab.
Doch genug der netten Worte, mehr positive Ansätze gibt’s nun wirklich nicht zu vermelden.
„Es mag sein sein, daß es hier ungesund und staubig ist, aber die Arbeit läuft gut“, sagt Alex irgendwann einmal (derweil Rita mal wieder genervt quengelt und nach ihren Kippen sucht).
„Es mag sein, daß der Regisseur ein Kretin und dieser Film scheiße ist, aber irgendjemand bezahlt das Ganze trotzdem“, dachte ich mir da (und sah zu diesem Zeitpunkt – kein wirklich gutes Zeichen beim Filmgucken! – zum wiederholten Male auf die Uhr).
LA CASA SFUGITA ist schon eine bemerkenswert miese Gurke. Das Ganze wurde komplett auf Digital Video gedreht, sieht auch dementsprechend aus und der teils schon exzessive Gebrauch dämlicher Videofilter und –effekte nervt irgendwann einfach gewaltig. Klar, hier arbeitete man offensichtlich mit einem Groschenbudget, aber das rechtfertigt doch nun wirklich nicht jeden Mumpitz. Mit sehr viel gutem Willen kann man zwar hin und wieder brauchbare Ansätze in der Inszenierung erkennen (Zufall?), die jedoch im nächsten Moment schon wieder zunichte gemacht werden. Die Kamera schleicht oft etwas ratlos umher, versucht krampfhaft so etwas wie Suspense-Feeling aufkommen zu lassen (schon klar, da hat jemand mal Argento geguckt), verzagt dann aber wieder und bleibt auf irgendeinem belanglosen Flecken am Gemäuer hängen. Schon fast tragikkomisch. Und wenn wir alle nicht mehr weiterwissen gibt‘s halt nochmal trendy Videofirlefanz (Stroboskopeffekte, uiuiui!). Von atmosphärisch-stimmiger Ausleuchtung u. ä. scheint Regisseur Ivan Zuccon noch nie was gehört zu haben. Wozu auch? Gibt ja die moderne Videotechnik. Und im Zweifelsfall halt noch ne Tasse Gore und die obligatorischen Frontal Nudity-Sequenzen, dann kauft’s schon jemand.
Und wenn ich jetzt noch erwähne, daß die Dialoge strunzdumm sind und die Fähigkeiten der Darsteller sich auf einem geradezu mitleiderregend miesem Level befinden, wird das wohl auch niemanden mehr überraschen. Allerdings: Im Fall von Federica Quaglieri (= Rita) hat das schon wieder was. Ich empfand durchaus ein perverses Vergnügen dabei, der Dame bei ihren unglaublich unbeholfenenen, stets am Ziel vorbeigehenden, tranig-dumpfdämlichen und leicht lobotomiert wirkenden Schauspielversuchen zuzusehen. Der Rest der Besetzung ist halt fleischgewordenes Valium pur.
Wo sind meine Kippen?