3D-Dimensionen
#31
Geschrieben 06. Dezember 2005, 22:39
Die Verfilmung eines Mangas mit Samurai-Thematik durch einen relativ unerfahrenen japanischen Regisseur der nach eigenem Bekunden mehr durch amerikanische Actionfilme der 1980er Jahre als durch Chanbara-Filme beeinflusst ist - kann das funktionieren?
Ja, kann man nach Sichtung von Azumi mit Fug und Recht sagen - allerdings sollte man keinen Samurai-Film herkömmlichen Stils erwarten. Die Vorlieben des Regisseurs für opulente Actionszenen und ungewöhnliche Kameraeinstellungen bzw. -fahrten kommt - wie auch schon in Kitamura's Erstlingswerk Versus - deutlich zur Geltung, während die Handlung bei diesem Feuerwerk zwar nicht total untergeht, aber doch nebensächlich bleibt. Style over Substance ist angesagt, und der Style verdient teilweise durchaus das Prädikat "atemberaubend". Obwohl Azumi mehr als zwei Stunden dauert hat man nicht das Gefühl der Film sei überlang, durch die vielen Actionszenen und die rasche Handlungsfolge kommt keinerlei Langeweile auf - und das trotz eher dürftiger Handlung.
Schauspielerische Meisterleistungen gibt es nicht zu bewundern, direkte Ausfälle gibt's allerdings auch nicht. Deutliche Mankos sind noch am ehesten im Bereich der Schwertkampftechnik zu verzeichnen, hier können einige Schauspieler (inklusive der Hauptdarstellerin) nicht verbergen daß ihnen eigentlich der entsprechende Background fehlt.
Bleiben noch die augenzwinkernden Verweise auf den Vorgänger Versus anzumerken, man beobachte einmal manche Gesten von "Monkeyface" Minoru Matsumoto.
Insgesamt gesehen ist Azumi ein erstklassiges Actionfeuerwerk mit dürftiger Handlung, oder anders ausgedrückt, Popcorn-Kino vom Feinsten. Also zurücklehnen und geniessen...
8.5/10
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#32
Geschrieben 07. Dezember 2005, 22:53
Der erste wahre amerikanische Underground-Film seit den goldenen Jahren des Genres der 60er/frühen 70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts - es ist bewundernswert, ja geradezu unglaublich was Regisseur Damon Packard mit einem Mikrobudget hier zustande gebracht hat.
Kurz gesagt zeigt ROE die Apokalypse des amerikanischen Lebensstils. Besonders macht den Film aber weniger dieses Grundthema, sondern die Erzählweise und die eingesetzten Stilmittel, und die sind in hohem Maße originell und experimentell. Angefangen von Farbverfremdungen, Verzerrungen und anderen optischen Effekten über unorthodoxes Dubbing der Tonspur (z. B. werden Hintergrundgeräusche gezielt stark hervorgehoben) bis hin zu traumähnlichen, surrealen Szenen die sich mit Archivmaterial von amerikanischen TV-Sendungen abwechseln, sowie wahnwitzigen Schnittfolgen die den Film insbesondere im letzten Drittel einem ekstatischen Höhepunkt zustreben lassen, werden kompromisslos alle Register des Experimentalfilms gezogen, und das mit umwerfendem Erfolg.
Das Ergebnis wirkt dann auch wie ein Kenneth Anger-Film auf Acid, und entzieht sich jedweden Hör- und Sehgewohnheiten - it's a trip: Turn on, tune in, drop out!
Für Liebhaber des Experimentalfilms ein Muß, alle anderen werden wohl nach wenigen Minuten genervt abschalten.
8.5/10
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#33
Geschrieben 08. Dezember 2005, 23:01
Schwer verdauliche Mischung aus Experimental- und Gorefilm die von der Selbstzerstörung einer linksradikalen Gruppe japanischer Studenten nach dem Selbstmord ihres Anführers handelt. Ultrabrutal, nihilistisch, pervers, barbarisch - alles Attribute die auf Kichiku zutreffen, und insofern kann der Film guten Gewissens nur Hardcore-Fans des Horror-Genres empfohlen werden.
Außer den exzessiven Gewaltdarstellungen thematisiert der Film jedoch auch die Frage wie sich eine Gruppe charakterlich kaum gefestigter Individuen verhält wenn sie ihre Leitfigur verliert, sowie die allgemeine Stimmung in der Studentenbewegung Japans der frühen 1970er Jahre.
Die Handlung in Kichiku lehnt sich übrigens wage an den sogenannten Asama-sanso - Fall an, der Geiselnahme einer radikalen japanischen Studentengruppe im Jahr 1972, die nach einer Belagerung durch die Polizei letztendlich gewaltsam beendet wurde.
Fazit: Watch at your own risk...und am besten mit leerem Magen.
6.5/10
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#34
Geschrieben 10. Dezember 2005, 12:00
Hayao Miyazaki's Studio Ghibli ist mit Fug und Recht das Aushängeschild für die japanische Anime-Industrie.
Dieses 1997 veröffentlichte Werk kann diesen guten Ruf mühelos untermauern, glänzt es doch nicht nur durch seine ausgezeichnete technische Ausführung, sondern auch mit einer vielschichtigen, anspruchsvollen Story. Es ist gerade diese gute Story die dem Film einen hohen Unterhaltungswert verleiht der sich mit dem der allermeisten "normalen" Filme locker messen kann, bzw. diese sogar übertrifft.
Allerdings ist Prinzessin Mononoke aufgrund eben dieser recht hohen Komplexität und auch der ziemlich intensiven Darstellung von Gewalt eher ein Trickfilm für Erwachsene.
Fazit: Ein Film funktioniert vor allem dann wenn es ihm gelingt den Zuschauer zu fesseln, ihn einzubeziehen - und dies gelingt Hayao Miyazaki mit Prinzessin Mononoke meisterhaft.
8.5/10
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#35
Geschrieben 10. Dezember 2005, 20:51
Tsui Harks lang erwarteter Beitrag zum Genre des Wuxia-Films kommt gewohnt wuchtig daher, der Film ist wirklich ein visueller und audiophiler Hochgenuß.
Wo es allerdings etwas hapert ist bei Story und Erzählrhythmus, und der Film hat gerade im Mittelteil auch einige Längen. Diese Defizite werden jedoch unter dem Strich durch die Vorzüge mehr als wettgemacht, neben der erwähnten hochklassigen Optik und dem superben Soundtrack wissen besonders die Kampfszenen zu gefallen die angenehm unorthodox choreographiert sind und viele ungewöhnliche Ideen enthalten.
Martial Arts-Fans werden Seven Swords sicherlich mit Genuß konsumieren, ob er aber ein breiteres Publikum ansprechen wird bleibt aufgrund der genannten Mankos eher fraglich.
8/10
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#36
Geschrieben 11. Dezember 2005, 21:04
"When you die, does love die, too?"
Romanzen sind mir in der Regel zuwider, die Stereotypen des Genres und die weichgespülten Heile Welt-Themen sind mir einfach zu weit von der Realität entfernt.
Umso positiver hat mich dieser Film überrascht, der sich dem Thema "junge Liebe" auf unkonventionelle Art nähert, nämlich über den Umweg des Dramas. Ich schreibe hier bewusst nicht Melodram, denn dieser Terminus ist mit zu vielen negativen Klischees belastet, und wird dem Film meiner Meinung nach nicht gerecht.
Regisseur Isao Yukisada erzählt die Geschichte der beiden Liebenden nicht geradlinig, sondern schafft es durch geschickte Wechsel zwischen Rückblenden und aktuellen Ereignissen einen Spannungsbogen zu schaffen der das Interesse des Zuschauers auch über die enorme Laufzeit von gut 138 min wachzuhalten versteht. Trotzdem hat der Film besonders gegen Ende einige Längen, die angesichts des Gesamteindrucks aber locker zu verschmerzen sind.
Kameraarbeit und Soundtrack sind tadellos, und auch die Leistungen der Schauspieler sind durchweg ausgezeichnet, wobei ich besonders Aki-Darstellerin Masami Nagasawa (die zum Zeitpunkt der Dreharbeiten gerade mal knapp 17 Jahre alt war) hervorheben möchte.
COL war in seinem Erscheinungsjahr 2004 in Japan der inländische Film mit dem besten Einspielergebnis (Platz 5 insgesamt), was sicherlich auch dem aktuellen Jun Ai-("Reine Liebe")-Trend im Land der aufgehenden Sonne zuzurechnen ist.
Ein anrührendes, jedoch nicht rührseliges Stück Kino, an dem nicht nur Romantiker Gefallen finden werden - haltet die Taschentücher bereit.
9/10
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#37
Geschrieben 12. Dezember 2005, 21:58
Revenge-Schocker der eher langweilt als schockiert, mit extrem langsamem Handlungsverlauf, kaum Goreszenen, amateurhaften Schauspielern, schon eher C- als B-Movie - kurz, eine einzige Enttäuschung. Kein Vergleich mit thematisch ähnlichen Filmen wie I Spit On Your Grave oder Thriller: A Cruel Picture, selbst die meisten H. G. Lewis-Machwerke sind um Klassen besser.
Fazit: Das Ansehen dieses Werks bedeutet Verschwendung kostbarer Lebenszeit.
2.5/10
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#38
Geschrieben 13. Dezember 2005, 22:34
Hero hat eigentlich genau die richtigen Zutaten für einen gelungenen Wuxia-Film: Die Heldenfiguren aus der chinesischen Geschichte und/oder Mythologie, die epische Erzählweise, jede Menge Symbolismus, die gelungen choreographierten und fotografierten Kämpfe, den "Style" den man bei einem solchen Film erwartet, einen starken Soundtrack und und und...
Und trotzdem kann mich Hero nicht völlig überzeugen.
Ich denke es liegt daran daß der Film für meinen Geschmack zu wenig asiatisch wirkt. Bei einigen Szenen musste ich unwillkürlich an diverse Hollywood-Produktionen denken, angefangen von Herr Der Ringe über Matrix bis hin zu Spiel' Mir Das Lied Vom Tod. Ob Regisseur Zhang Yimou tatsächlich solchen Einflüssen unterlegen ist kann ich naturgemäß kaum beurteilen, auf mich wirkt der Film jedenfalls so. Und da ich an asiatischem Kino vor allem seine Eigenständigkeit schätze, ist Hero in dieser Hinsicht für mich leider eine zwiespältige Angelegenheit.
Die viel diskutierte, eher fragwürdige politische Aussage des Films spielt für mich dagegen kaum eine Rolle, bei einem Genre-Film wie diesem erwarte ich keine neuen politischen Einsichten zu gewinnen, weder "korrekte" noch "inkorrekte".
Insgesamt gesehen hat der Film trotz aller Vorbehalte aber immer noch mehr als genug was ihn sehenswert macht, eine Enttäuschung ist er auch für Asien-Puristen wie mich auf keinen Fall.
8/10
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#39
Geschrieben 15. Dezember 2005, 00:16
In der Dämmerung ergeht es jedem so.
Du wirst ein Vogel.
Anstelle der abgeworfenen Heimat
machst du dir einen neuen Himmel
zu eigen.
Über kaum einen Film aus Takashi Miikes nicht eben kleinem Oeuvre ist bereits vor seinem Erscheinen so viel diskutiert worden wie über Izo. Dies lag zum Einen an der Vielzahl an bekannten Namen die gecastet wurden (allen voran Takeshi Kitano), zum Anderen an der Frage wie sich der als überaus unkonventionell bekannte (und bewunderte) Regisseur dem vermuteten Genre des Chanbara-Films nähern würde.
Nach seinem Erscheinen wurde dann sehr schnell klar daß der Film anders ist als es wohl alle erwartet hatten. Takashi Miike schlägt mit Izo eine neue, in seinem Werk bis dato kaum sichtbare Richtung ein - die des Experimentalfilms. Entsprechend schwer verdaulich und so ziemlich das genau Gegenteil von massenkompatibel ist das Ergebnis, aber unabhängig davon wie man den Film beurteilt, ist der Regisseur für seinen Mut eine solche Richtung einzuschlagen zu bewundern.
Izo ist eine Allegorie auf die dunkle Seite des menschlichen Charakters, der von Haß, Gewalt und Tod. Die sich in scheinbar sinnloser Folge wiederholenden Gewaltszenen symbolisieren dabei unsere Unfähigkeit uns aus diesem Kreislauf zu lösen, eine andere Richtung einzuschlagen. Da der Film nichts beschönigt und keine Antworten gibt ist er - mit Ausnahme einiger weniger Szenen wo der schwarze Humor des Regisseurs durchkommt - nicht gerade angenehm anzuschauen, auch wenn am Ende der knapp 123 Minuten ein Hoffnungsschimmer aufzukeimen scheint (neue Chance durch Wiedergeburt).
Insgesamt gesehen ist Izo ein zweischneidiges Schwert (allerdings ein scharfes!) mit dem wohl nur wenige Zuschauer etwas anfangen können werden.
8/10
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#40
Geschrieben 16. Dezember 2005, 09:59
"I have a cunning plan that cannot fail, Mylord."
Lange vor Mr. Bean, der Rolle durch die Rowan Atkinson international bekannt wurde, gab es Black Adder - und für meinen Geschmack ist diese Serie deren erste Staffel im britischen Fernsehen bereits 1983 lief immer noch das Beste was Atkinson bislang gemacht hat.
Typisch britischer schwarzer Humor, gepaart mit viel Wortwitz und diversen Seitenhieben auf Personen und Begebenheiten aus der englischen Geschichte sowie die britische Lebensart - BA ist Comedy auf hohem Niveau, und davon würde man sich in Zeiten von stereotypen Sitcoms amerikanischer Machart weiß Gott mehr wünschen.
Bleibt noch anzumerken daß man sich für maximalen Genuß die Serie natürlich in der Originalsprache anschauen sollte.
Staffel 1 (The Black Adder): 9/10
Staffel 2 (Blackadder II): 8.5/10
Staffel 3 (Blackadder The Third): 8.5/10
Staffel 4 (Blackadder Goes Forth): 8/10
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#41
Geschrieben 17. Dezember 2005, 09:30
Zum Zeitpunkt seines Erscheines gab Shinya Tsukamotos Erstlingswerk in gewisser Weise das Startsignal für eine neue Generation von jungen japanischen Regisseuren, einer Generation die ihre Werke ohne die großen Studios, ohne Zugeständnisse an ein breites Publikum, und mit meist kleinem Budget (oft "straight-to-video") zu realisieren begannen - nach einem Jahrzehnt der Stagnation war das "neue" japanische Kino geboren.
Tetsuo ist in vielerlei Hinsicht besonders: Das Thema der Verschmelzung von Fleisch und Metall vor dem Hintergrund der Konfrontation des Männlichen mit dem Weiblichen, die außergewöhnliche Kameraarbeit die zu Tsukamotos Markenzeichen wurde, die schnellen Schnittfolgen, der starke Symbolismus - man kann mit Fug und Recht behaupten daß Tetsuo in seiner Art einzigartig, und ein Paradebeispiel dafür ist wie man eigene Ideen und vorhandene Einflüsse erfolgreich zu etwas völlig Neuem verschmelzen kann (und das ist Kreativität).
In einer Zeit wo ein Großteil der sogenannten "Neu"-Erscheinungen im Bereich Film nichts weiter sind als Wiederauflagen vorhandener und bereits zigfach ausgeschlachteter Ideen würde man sich mehr Filme wie diesen wünschen.
9/10
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#42
Geschrieben 18. Dezember 2005, 10:29
"There is no sense in fighting without style."
Animes werden in Japan ungefähr in den Mengen produziert und konsumiert wie hierzulande drittklassige Talkshows, und bei diesem Output kommen dabei ab und zu auch äußerst krasse Werke heraus, wahre Perlen für Liebhaber des Absonderlichen. Apocalypse Zero ist eine solche Perle.
Die nur in zwei Teilen produzierte Serie wird teilweise als der blutigste Anime überhaupt beschrieben, und neben den übertriebenen Gewaltdarstellungen kommt auch der Hentai-Faktor nicht zu kurz, viele der eher lustig als furchterregend wirkenden Monster (der Marshmallow-Mann lässt grüßen) setzen ihre Genitalien als äußerst wirksame Waffen ein. Womit ich auch schon bei dem makabren Humor bin der die Serie durchzieht, wobei nicht immer klar erkennbar ist ob dieser von den Machern so gewollt ist, oder ob dieser Eindruck nur durch die schiere Absurdität der Szenen entsteht.
Wie dem auch sei, mich hat Apocalypse Zero prächtig unterhalten, und es ist schade daß die Serie nicht fortgesetzt worden ist.
Allerdings sei hier erwähnt daß ich auch Filmen von Jörg Buttgereit eine Menge abgewinnen kann...
8.0/10
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#43
Geschrieben 19. Dezember 2005, 14:54
"L'amour, c'est simple."
Eigentlich kann dieser Film nicht funktionieren: Produziert während der Okkupation Frankreichs durch die Deutschen im 2. Weltkrieg, also unter in vielerlei Hinsicht widrigsten Umständen, überlang und deshalb aufgeteilt in zwei Teile, mit einem offenen Ende das den Eindruck erweckt als wäre dem Regisseur kurz vor Schluß das Zelluloid ausgegangen, scheint das Werk von vorneherein zum Scheitern verurteilt.
Und trotzdem ist der Film ein triumphaler Geniestreich des Regie/Skript-Teams Marcel Carné und Jacques Prévert, die es spielend schaffen die vorgenannten Schönheitsfehler mehr als vergessen zu machen.
Wie die meisten Filme des Regisseurs aus dieser Zeit ist er dem poetischen Realismus verhaftet, einer filmischen Ausdrucksform die die Realität (die zugrundeliegende Story) durch die Kunst (den Film) zu erweitern und damit zu dramatisieren trachtet. Die komplexe, vielschichtige Liebesgeschichte ist sowohl Drama als auch Romanze, daneben aber auch eine Hommage an das Theater im Allgemeinen und die Pantomime im Besonderen, und wird sowohl durch ein superbes Skript als auch durch eine makellose Leistung der Darsteller getragen.
Das Skript ist zweifellos das Highlight des Films. Es ist überaus vielschichtig und wartet mit intelligenten Dialogen auf die teilweise die Eindringlichkeit klassischer Dramen erreichen, dabei aber niemals in Banalitäten oder Binsenweisheiten abgleiten. Zusammen mit der wunderschönen Inszenierung und Kameraarbeit und der Expressivität der Darsteller entstehen so Szenen die teilweise (im positiven Sinne) theaterhaft inszeniert wirken, und nichts weniger als perfekt sind. Trotzdem ist der Film weit davon entfernt einem verfilmten Theaterstück zu gleichen - das Geniale besteht gerade darin daß hier beide Kunstformen miteinander integriert wurden ohne daß eine davon dabei unter die Räder gerät.
Abgerundet wird der überwältigende Gesamteindruck durch opulente Sets (gerade diesbezüglich kann man erahnen welche Widerstände das Team bei der Realisierung überwinden musste) und einen überaus gelungenen Score.
François Truffaut, selbst eine Ikone des französischen Kinos, soll gesagt haben "Ich habe 23 Filme gemacht, aber ich würde sie alle aufgeben wenn ich derjenige wäre der Kinder Des Olymp gemacht hat". Dem bleibt nichts hinzuzufügen.
10/10
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#44
Geschrieben 20. Dezember 2005, 21:07
Regisseur Masaki Kobayashi war einer der Großen des japanischen Kinos, aber daneben war er auch ein überzeugter linker Pazifist der besonders in seinen jungen Jahren diverse Probleme mit staatlichen Autoritäten hatte, was sich in seinem Werk durch die Hinterfragung der japanischen Kultur und Gesellschaft sowie ihrer Wertordnung ausdrückt.
Auch in Samurai Rebellion wird das thematisiert, und insofern ist dies kein herkömmlicher Samurai-Film, sondern eher ein Drama über den Konflikt einer in Regeln und Ehrenkodex erstarrten Gesellschaft mit den individuellen Werten von Ehe und Familie. Was dem Film an Schwertkämpfen abgeht wird jedoch durch die Intensität und Emotionalität der Handlung die durch die ausgezeichneten Darsteller, insbesondere Yôko Tsukasa und Toshirô Mifune, rübergebracht wird mehr als aufgewogen. Und am Ende wird dann doch noch gekämpft, und diese Szenen wirken authentisch und sind tadellos choreographiert. Überhaupt ist der Film wunderschön fotografiert und mit einem sehr passenden, klassisch-japanischen Soundtrack unterlegt.
Insgesamt gesehen ist Samurai Rebellion ein überdurchschnittlich guter Chanbara-Film mit einer tiefschürfenden Handlung der Vergleiche mit beispielsweise den Werken eines Akira Kurosawa keinesfalls zu scheuen braucht.
8.5/10
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#45
Geschrieben 21. Dezember 2005, 23:33
"You see, in this world there's two kinds of people, my friend: Those with loaded guns, and those who dig. You dig!"
Sergio Leone hat gerade einmal bei einem guten Dutzend Filme Regie geführt, und trotzdem haben nur wenige Regisseure einen solch großen Einfluß auf die nachfolgenden Generationen von Filmemachern ausgeübt wie er. TG,TB&TU, der dritte und meiner Meinung nach stärkste Teil von Leones Dollar-Trilogie, ist ein Paradebeispiel dafür warum das so ist.
Der Film ist im typischen Leone-Stil inszeniert und fotografiert (langsamer Erzählrhythmus, lange Einstellungen, extreme Weitwinkel-Aufnahmen die sich mit extremen Nahaufnahmen abwechseln), wartet mit hochkarätigen Darstellern auf und ist mit der bekannt hochklassigen Musik von Ennio Moricone unterlegt. Daneben wird aber auch eine anspruchsvolle, in vielerlei Hinsicht tiefgründige Story erzählt, und Leone scheut sich dabei nicht kritische Statements abzugeben die so gar nicht zu den bekannten Stereotypen des Western passen. Kritik an der Zeit die es porträtiert und deren Protagonisten, das ist kurz gesagt die Quintessenz dieser Statements, und damit ist der Film meilenweit von bekannten Western Hollywood'scher Machart mit ihrer Schwarz/Weiß-Malerei und dem ewig gleichen Kampf Gut gegen Böse entfernt. In Leones Westen gibt es keine Romantik, keine absolut Guten oder Bösen, nichts wird idealisiert, und insofern erscheint mir seine Vision der damaligen Zeit um ein Vielfaches ehrlicher.
TG,TB&TU gehört für mich zu den besten Western überhaupt, und belegt in meiner persönlichen Leone-Hitliste nach dem zwei Jahre später entstandenen Spiel Mir Das Lied Vom Tod den zweiten Platz.
9/10
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#46
Geschrieben 22. Dezember 2005, 23:00
Yokai sind Naturgeister aus der japanischen Mythologie die am ehesten unseren Feen vergleichbar sind. Geschichten über diese Wesen sind in Japan recht populär, so gibt es unter anderem zahlreiche Mangas und auch Filme die sich diesem Thema widmen; zu letzteren gehört auch Kibakichi.
Das Thema des Films ist die Koexistenz von Menschen und Yokai, jedoch ist die Handlung ziemlich dürftig, der Schwerpunkt liegt eindeutig bei den Actionszenen und den Spezialeffekten (inbesondere der Darstellung der Yokai), und hier kann der Film durchaus einige Pluspunkte verbuchen. Regisseur Tomoo Haraguchi war selbst Special F/X-Künstler bevor er sich in den Regiesessel setzte, und das merkt man dem Film an.
Leider reicht der insgesamt recht gute visuelle Eindruck und das furiose Finale jedoch nicht aus um die schwache Handlung, die flachen Dialoge und den mittelmässigen Score vergessen zu machen - gegen "Style over Substance" ist prinzipiell ja nichts einzuwenden, aber bei diesem Mangel an Substance wäre wesentlich mehr Style vonnöten gewesen.
5/10
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#47
Geschrieben 23. Dezember 2005, 23:09
"Murderer. Feel my pain."
Das Erstlingswerk von Regisseur Kazuaki Kiriya wartet mit einer audiovisuellen Bombastik auf die ihresgleichen sucht, und macht ausserdem ein starkes Antikriegs-Statement.
Kiriya hat vorher Musikvideos produziert, und das merkt man dem Film sehr deutlich an - die Kunstwelt die er in Casshern erschafft beinhaltet eine eindrückliche Symbolik und ist in einem wundervoll warmen, hauptsächlich in Rot- und Brauntönen gehaltenen Retro-Style fotografiert. Große Teile des Films sind digital animiert oder verfremdet ("Live-Action"), da es sich um einen Anime-basierten Science Fiction handelt ist das jedoch keinesfalls ein Nachteil.
Der Soundtrack kann es in der Wirkung mit den großartigen Bildern locker aufnehmen, auch hier merkt man deutlich daß Kiriya vom Fach ist und es versteht die Intensität der Szenen mit der richtigen musikalischen Untermalung zu steigern.
Einige Kritiker unterstellen dem Film eine faschistoide Ästhetik und Symbolik, aber selbst wenn bei dem einen oder anderen Zuschauer auf den ersten Blick ein solcher Eindruck entsteht, kann angesichts der pazifistischen Aussage kein Zweifel darüber bestehen daß die verwendeten Stilmittel und Symbole zur Dramatisierung und zur Betonung der besagten Aussage eingesetzt wurden.
Wie viele asiatische Filme vermeidet auch Casshern angenehmerweise eine simple Schwarz/Weiß-Malerei Hollywood'scher Prägung, obwohl sich das bei diesem Sujet geradezu aufdrängen würde. Am Ende ist keiner vollkommen schuldig oder unschuldig, weshalb die Lösung nur Koexistenz heissen kann.
8.5/10
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#48
Geschrieben 24. Dezember 2005, 23:07
Multitalent Takeshi "Beat" Kitano ist in seinem Heimatland Japan vor allem wegen seiner diversen TV-Auftritte praktisch omnipräsent, erstaunlicherweise wird seine Arbeit als Filmregisseur und "ernsthafter" Schauspieler jedoch von der breiten japanischen Öffentlichkeit kaum wahrgenommen oder ignoriert. Für einen großen Teil des Publikums ist er halt immer noch der Stegreif-Komiker der seit den 1970er Jahren in diversen Comedy- und Gameshows für Lacher sorgt. Das ist eigentlich schade, denn der Mann hat soviel mehr zu bieten.
Sein Regie-Erstling Violent Cop ist in vielerlei Hinsicht interessant: Entstanden aus einem ursprünglich komödiantischen Ansatz heraus (man wollte Kitano's diesbezügliches Talent und seine Popularität ausnutzen), und nur deshalb von Kitano realisiert weil der ursprüngliche Regisseur Kinji Fukasaku das Handtuch schmiß (worauf Kitano übernahm und das Drehbuch komplett umschrieb), zeigt der Film - obwohl in einiger Hinsicht noch suboptimal - doch bereits diverse Ansätze die später zu Kitanos Markenzeichen wurden.
Das vielleicht typischste Kennzeichen für einen Kitano-Film ist sein Mut auf die Intelligenz des Publikums zu vertrauen, und Mut ist dazu erforderlich, denn schließlich werden Filme nicht nur so zum Spaß produziert sondern müssen sich im Endeffekt auch finanziell rechnen. Kitano gibt in seinen Filmen keinen roten Faden der Handlung vor, er bleibt unberechenbar und überraschend wie das Leben selbst. Viele Dinge werden nicht ausgesprochen sondern nur angedeutet, und bleiben somit der Interpretation des Zuschauers überlassen. Oftmals ist das Ende des Films nicht auch das Ende der Geschichte, d. h. es gibt keine Auflösung. Hinzu tritt ein Realismus der insbesondere bei Gewaltszenen oftmals wenig angenehm wirkt, hier wird weder verniedlicht noch ausgeblendet, sondern der hässlichen Realität ins Auge geschaut.
Alle diese Merkmale können einen Film auch sehr schnell scheitern lassen - es ist dem großen Können Kitanos zu verdanken daß seinen Werken das nicht passiert, sondern daß sie trotz oder vielleicht gerade wegen ihrer Unkonventionalität überaus erfolgreich sind.
Für mich ist Violent Cop das was Dirty Harry gerne sein würde - ein ehrlicher Cop-Thriller der dem was im realen Leben von Cops & Thugs wirklich abgeht ziemlich nahe kommt.
8/10
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#49
Geschrieben 25. Dezember 2005, 22:09
Olaf Ittenbach ist bei Genre-Fans ein bekannter Namen der für Splatterfilme mit Mikrobudget und extremen Gore-Effekten steht, und sein Erstlingswerk Black Past hat diesen Ruf mitbegründet.
Storymässig an Sam Raimi's The Evil Dead angelehnt, sind bei objektiver Betrachtung eigentlich alle Aspekte dieses Films außer den gelungenen, äußerst krassen Gore-Effekten keiner weiteren Erwähnung wert, weil schlicht und einfach miserabel. Trotzdem hat der Film für mich einen gewissen morbiden Charme der gerade den vorhandenen Mängeln zuzuschreiben ist, bei einem Amateur-Splatterfilm erwarte ich einfach keine Hochglanz-Ästhetik oder geschliffene Dialoge, sondern eine gewisse "Roughness" die zur Authentizität beiträgt.
Guten Gewissens kann dieser Film nur Genre-Fans empfohlen werden, wer mit Horror im Allgemeinen und Splatter im Besonderen nichts anfangen kann sollte sich das besser nicht antun.
6.5/10
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#50
Geschrieben 26. Dezember 2005, 23:17
Solide inszenierter, fotografierter und choreographierter Beitrag zum Genre des Chanbara-Films, der neben vielen ausgezeichneten Schwertkämpfen auch durch eine abwechslungsreiche Story mit überraschenden Wendungen und diversen Nebenhandlungen besticht.
Dabei wird unter anderem auch der starre Ehrenkodex der Samurai sowie die im feudalen Japan allgegenwärtige Korruption kritisch betrachtet, wodurch der Film sich vom reinen Popcorn-Genrekino wohltuend abhebt, jedoch ohne daß er mit zuviel Bedeutungsschwere überfrachtet wird.
SOTB ist ein gelungener Genrefilm der leicht zu konsumieren, aber trotzdem nicht ohne Tiefgang ist.
7.5/10
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#51
Geschrieben 29. Dezember 2005, 10:20
Wohl John Cassavetes' mainstreamigster Film, und in einiger Hinsicht auch nicht optimal gelungen, und trotzdem ist Gloria immer noch um Klassen besser als die meisten Crime-Thriller mit denen uns Hollywood zu beglücken trachtet.
Highlight des Films ist unzweifelhaft Hauptdarstellerin Gena Rowlands. Sie gibt eine überaus überzeugende Vorstellung als Geliebte eines Mafiosi die die relative Sicherheit ihres bisherigen Lebens zugunsten eines kleinen Nachbarsjungen aufgibt dessen Eltern von eben diesen Mafiosi ermordet worden waren, um ihn vor dem gleichen Schicksal zu bewahren.
Das Remake dieses Films von 1990 unter der Regie von Sidney Lumet, und mit Sharon Stone in der Hauptrolle, kann dem Original bei weitem nicht das Wasser reichen.
7.5/10
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#52
Geschrieben 30. Dezember 2005, 22:56
Für meinen Geschmack entbehrlicher J-Horror der ein wenig wie eine japanische Version von Buffy anmutet, aber (noch) schlechter ist als dieser.
Der 1995 veröffentlichte Film der noch aus der Zeit vor Ringu (und der nachfolgenden großen Popularität von J-Horror auch außerhalb Japans) stammt wirkt wie der Pilotfilm zu einer Serie die dann 1997 auch tatsächlich folgte. Während Kameraführung und Special F/X noch ganz ok sind ist die Handlung ziemlich vorhersehbar, die Darsteller bestenfalls mittelmässig, und die Dialoge teilweise so blödsinnig daß es weh tut.
Fazit: Nicht alles was aus Japan kommt ist sehenswert.
3.5/10
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#53
Geschrieben 31. Dezember 2005, 14:48
"Wisdom is the province of the aged, but the heart of a child is pure."
Hauptdarsteller Peter Sellers, vor allem bekannt durch seine Rolle als tollpatschiger Inspektor Clouseau in den Pink Panther-Filmen, war ein äußerst vielseitiger Darsteller dessen Repertoire die ganze Bandbreite komischer Schauspielkunst wie Slapstick, Parodie, schwarzer Humor, aber auch nuancierter, hintergründiger Humor abdeckte.
Der 1968 unter der Regie von Blake Edwards entstandene Der Partyschreck enthält mehrere dieser Elemente, und nimmt so ziemlich alles auf die Schippe das es porträtiert, sei es nun Hollywoods Filmindustrie, Filmbosse, die Beverly Hills-Schickeria, die Tücken des technischen Fortschritts oder die 60's im Allgemeinen, alles und jeder bekommt sein Fett weg. Dabei wird jedoch nicht mit Zynismus oder anderen Boshaftigkeiten operiert, sondern vielmehr mit einem Augenzwinkern die Finger in die offenen Wunden gelegt.
Der Partyschreck ist leichte, aber nicht seichte Unterhaltung, und bestens geeignet für Anlässe wie z. B. Silvester. So lasst denn die Korken knallen und die Seifenblasen schäumen!
7.5/10
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#54
Geschrieben 07. Januar 2006, 17:52
Dort wo kein Tod mehr ist sehen wir uns wieder.
Gelungener Gothic Horror aus deutschen Landen (aus Kostengründen allerdings in Ungarn produziert), und der Debutfilm von Regisseur Robert Sigl, der später unter anderem auch bei einigen Folgen der Sci-Fi - Serie Lexx Regie führte.
Der Film erzeugt durch die Art und Weise wie er fotografiert ist (z. B. dem gezielten Einsatz von Farbkontrasten) eine wirklich gespenstische, surreale Atmosphäre die durch den ausgezeichneten Score von Hans Jansen und Jacques Zwart noch intensiviert wird. Auch die Leistung der Darsteller ist durchweg ordentlich, obwohl die Mehrzahl von ihnen unbekannt oder Laiendarsteller sind. Insbesondere die damals erst 12-jährige Darstellerin der Titelfigur weiß zu überzeugen.
Eigentlich fristet der deutsche Gothic Horror mit wenigen Ausnahmen seit den lange vergangenen Zeiten eines Wiene oder Murnau ein klägliches Schattendasein, umso positiver hat mich dieser Genrebeitrag überrascht.
Fazit: Sehenswert.
7.5/10
Programming today is a race between software engineers stirring to build bigger and better idiot-proof programs, and the universe trying to produce bigger and better idiots. So far, the universe is winning.
#55
Geschrieben 09. Januar 2006, 18:26
The illusionist is a master of trickery which gives the appearance of supernatural force.
The magician is a master of the supernatural forces whose efforts may appear to be trickery.
Dieses 1995 entstandene Werk ist sicherlich nicht Clive Barkers Meisterstück, hat aber doch einige Aspekte und Szenen die zumindest den Horrorfan interessieren dürften, wie beispielsweise das Thema des Wesens der Magie im Gegensatz zur Illusion, oder die Mischung aus Detektiv- und Horrorgeschichte die leider nur teilweise funktioniert.
Die Atmosphäre die der Film vermittelt ist hinreichend mystisch-finster, und wird vor allem durch den visuellen Eindruck (in dieser Hinsicht die Kamera für sich arbeiten zu lassen ist meines Erachtens sowieso eine der Stärken Barkers) und die überwiegend gelungenen Spezialeffekte unterstrichen, wohingegen die Handlung mäßig und die Leistung der Akteure kaum besser als mittelmässig erscheint, obwohl direkte Ausfälle nicht zu verzeichnen sind. Der erst kürzlich verstorbene Vincent Schiavelli ist übrigens in einer Nebenrolle zu sehen.
Fazit: Kann man sich mal anschauen, eine Offenbarung ist der Film jedoch nicht.
6/10
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#56
Geschrieben 10. Januar 2006, 18:54
Was ist das Rezept für ein erfolgreiches Sequel zu einem bereits sehr gelungenen und erfolgreichen Vorgänger? Entweder man setzt auf das Erfolgsrezept des Vorgängers, macht aber alles noch ein bisschen besser, oder man löst sich vom Schatten des Vorgängers, macht alles anders, und schafft damit ein neues, eigenständiges Werk.
Die Macher von Azumi 2 sind den ersten Weg gegangen, und damit unter dem Strich leider gescheitert.
Zwar ist der Film für sich gesehen nicht direkt schlecht, jedoch schafft er es in keinster Weise dem ersten Teil das Wasser zu reichen, geschweige denn ihn zu toppen. Schmerzlich vermisst man den opulenten visuellen Stil den Ryuhei Kitamura im ersten Teil so gekonnt in Szene gesetzt hatte. Auch der Soundtrack der beim Vorgänger einen guten Teil der Emotionalität transportierte ist hier nur mittelmässig ausgefallen. Hinzu kommt daß zu viele Szenen offensichtlich den ersten Teil kopieren - man gewinnt den Eindruck daß Regisseur Shusuke Kaneko auf Nummer Sicher gehen wollte, anstatt etwas Neues zu wagen.
Insgesamt gesehen ist Azumi 2 nur Mittelmaß und insbesondere im Vergleich zum ausgezeichneten ersten Teil eine Enttäuschung, aber vielleicht hätte hier nur Kitamura selbst einen würdigen Nachfolger schaffen können.
6.5/10
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#57
Geschrieben 14. Januar 2006, 17:55
Gelungener Low Budget Splatter-Comedy-Trash aus deutschen Landen, der mit erkennbar großen Enthusiasmus von ihren Machern, den Gosejohann-Brüdern, realisiert worden ist. Wer mit dieser Art von Filmen etwas anfangen kann, also z. B. Troma-Filme mag, wird hier bestens unterhalten.
Sympathisch machen den Streifen auch die vielen augenzwinkernden Verweise auf die "ernsthaften" Genrebeiträge aus dem Horror-, Action- und Sci-Fi - Bereich, bzw. die "Drive-In" Movies der 1960's (H. G. Lewis und Konsorten lassen grüßen).
Fazit: Durchgeknallt, eignet sich ausgezeichnet als Film für feucht-fröhliche Abende mit den Kumpels.
7.5/10
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#58
Geschrieben 16. Januar 2006, 18:02
Nachdem ich es aus verschiedenen Gründen lange vermieden habe mir diesen hochgelobten Film anzuschauen, habe ich gestern als er im TV lief endlich die Gelegenheit beim Schopfe gepackt.
Meine Eindrücke sind durchaus zwiespältig: Unbestreitbar gekonnt sind Inszenierung, Kameraarbeit, Schnitt und überhaupt der Look des Films - allerdings drängt sich mir das unangenehme Gefühl auf daß gerade diese (für sich betrachtet) positiven Elemente nicht so ganz zum Thema und der Aussage des Films passen.
Ein Film der das Leben im Ghetto mit all seiner Kriminalität, Gewalt und Hoffnungslosigkeit, aber auch seinem "live your life to the fullest" - Mentalität seiner Bewohner beschreibt, sollte meiner Meinung nach auch von der (technischen) Machart her so sein wie das Szenario das er beschreibt - dreckig, rauh, möglichst realitätsnah - also eben nicht "makellos". Die sicherlich schön anzuschauende Ästhetik die der Film hat (und die Anleihen bei Tarantino, Scorsese und anderen nicht verleugnen kann) nimmt ihm für mich einen Teil seiner Authentizität.
Trotzdem ist City Of God ein sehenswertes Beispiel des jüngeren südamerikanischen Kinos, dem ich für zukünftige Projekte insbesondere den Mut zur Eigenständigkeit wünsche.
7.5/10
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#59
Geschrieben 22. Januar 2006, 12:52
"Let's talk about Amamiya Kazuhiko."
Wer Mystery-Serien wie Twin Peaks oder X-Files für seltsam bzw. schwer verständlich hält, oder wer mit David Lynchs Werken wenig anfangen kann, dem sei gleich zu Beginn gesagt: Diese für das japanische Fernsehen produzierte Mini-Serie wird euch kaum zusagen.
Obwohl ich mit dem Werk von Regisseur Takashi Miike ziemlich gut vertraut bin, hat mich der Erzählstil und die Storyline insbesondere in Folge 1 der Serie sowohl überrascht als zunächst auch verwirrt - viele handlungsrelevante Aspekte werden nicht erklärt bzw. als gegeben vorausgesetzt, das Thema an sich ist schon komplex genug (ein (Ex-)Polizist mit multipler Persönlichkeit soll eine Mordserie aufklären in die er irgendwie selbst verstrickt zu sein scheint), und die eingesetzten vielfältigen Stilmittel (digitale Verfremdungen, Live Action-Sequenzen, unkonventionelle Symbolik etc.) tragen auch nicht gerade zur leichteren Verständlichkeit bei.
Lässt man sich jedoch auf den Trip ein, wird man mit einer ganz speziellen Seherfahrung belohnt, und auch die zunächst unverständlichen Details der Handlung werden im weiteren Verlauf nach und nach klarer.
Ein Aspekt der mir besonders gefallen hat sind die schrulligen Charaktere, insbesondere Chefermittler Sasayama (stark: Ren Osugi) und sein "Otaku"-Assistent mit seinem Miniaturen-Fetisch lockern stellenweise die insgesamt doch recht düstere Stimmung auf.
Takashi Miike spielt übrigens noch auf besondere Art und Weise mit den Erwartungen seines Publikums: Insbesondere in Teil 1 der Serie sind eine Reihe der blutigen Szenen geblurrt, dies ist jedoch nur teilweise den Erfordernissen einer TV-Ausstrahlung zuzuschreiben, sondern wird vom Regisseur bewusst als Stilmittel eingesetzt. So ist in den ungeblurrten Versionen dieser Szenen (die auf den japanischen DVDs als Bonus enthalten sind) ersichtlich daß die Details des Makeups oft nur oberflächlich ausgeführt sind - es wahr wohl von Anfang an geplant diese nicht im Detail zu zeigen.
Zu erwähnen bleibt noch die Miike-typische ausgezeichnete Kamera- und Schnittarbeit, und der äusserst gelungene Score (der Titeltrack hat Ohrwurm-Qualität).
MPD Psycho kann ich jedem Miike-Fan wärmstens empfehlen, wer es lieber konventionell mag sollte besser die Finger weglassen.
Teil 1: Memories Of Sin / Drifting Petals (7.5/10)
Teil 2: How To Create A World (8/10)
Teil 3: Life Is A Constant Double Helix (8.5/10)
Teil 4: The Crushed Ants (7.5/10)
Teil 5: Coronation Of A Cursed King (8/10)
Teil 6: Souring Souls And Human Bondage (8/10)
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#60
Geschrieben 28. Januar 2006, 12:14
Nachdem ich bereits vor einigen Jahren Traudl Junges Biographie Bis zur letzten Stunde gelesen hatte, war ich naturgemäß neugierig auf die filmische Umsetzung.
Am Ende der gut 2.5 Stunden Spielzeit bleiben zwiespältige Gefühle:
Einerseits anerkenne ich die realistische und überwiegend nah an der Vorlage orientierte Umsetzung des Stoffs, die Hochwertigkeit der Produktion (insbesondere für europäische Verhältnisse), sowie die überwiegend ausgezeichnete Leistung der Darsteller, allen voran natürlich Bruno Ganz.
Andererseits wurde vieles weggelassen das in Junges Buch erzählt wird, während andererseits die Schlacht- und Kampfszenen für meinen Geschmack über Gebühr betont wurden - und das wiederum ist sehr schade.
Gerade die Zeit Junges bei Hitler vor dem "großen Finale" in Berlin 1945 beleuchtet einen gerne übersehenen, jedoch meines Erachtens für das Geschichtsverständnis eminent wichtigen Aspekt des in A. H. personifizierten nazistischen Terror-Regimes: Seine tagtägliche Banalität, ja Trivialität.
So geht Junge wiederholt und detailliert auf die sich ständig wiederholenden Tagesabläufe in der Wolfsschanze (Hitlers Hauptquartier in Ostpreussen, im Film nur kurz zu Beginn zu sehen) und auf dem Obersalzberg ein, die Tendenz zu Kontinuität, ja Stillstand innerhalb der nächsten Umgebung des "Führers" (in weiten Teilen bedingt durch Hitlers ablehnende Haltung gegenüber Veränderungen seiner Gewohnheiten / in seinem Tagesablauf), und der Wirkung von Hitler als "Zentrum des ihn umgebenden Universums" die seine Umgebung bis ins kleinste Detail durchdringt. Gerade diese Einzelheiten aus dem unmittelbaren, teilweise privaten Bereich Hitlers machen Junges Buch so wertvoll, und heben es ab von den Arbeiten professioneller Historiker die ihre Informationen aus zweiter Hand beziehen, und meist auch nur die politische Seite des Nazi-Regimes beleuchten. Der Film wiederum kann gerade diese Aspekte nicht hinreichend beleuchten, sondern oftmals nur andeuten, da eben vieles weggelassen bzw. andere Schwerpunkte gesetzt wurden.
Trotz der genannten Mankos ist der Film jedoch durchaus sehenswert, ich rate aber jedem wirklich Interessierten Traudl Junges Buch zu lesen.
7.5/10
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