Doomsday
Originaltitel: Doomsday Erscheinungsjahr:2008 - Regie: Neil Marshall
Darsteller: Rhona Mitra, Malcolm McDowell, Bob Hoskins, Alexander Siddig, David O’Hara, Sean Pertwee, Rick Warden, Adrian Lester
Filminhalt: Der zweite Film heute war das neue Werk von „The Descent“ Regisseur Neil Marshall. Dieses hört auf den Namen „Doomsday“. Der Trailer versprach einen Mix aus „Resident Evil“ und „Mad Max“. Aber der Film vereint noch viel mehr Film-Versatzstücke in sich.
Groß-Britannien 2008: In Schottland bricht eine schlimme Seuche aus die viele Menschen dahinrafft. Bei den letzten Evakuierungen setzt eine junge Mutter ihre kleine Tochter in einen Militär Helikopter um sie in Sicherheit zu bringen. Sie selber muss zurück bleiben.
Da die Regierung der Situation in Schottland nicht mehr Herr wird, errichtet sie kurzerhand eine Mauer rund um Schottland inklusive Todeszone voller Minen und Selbstschussanlagen.
30 Jahre später. Das ehemals junge Mädchen ist jetzt eine erwachsene hübsche Frau namens Eden Sinclair(Rhona Mitra). Sie arbeitet bei einer britischen Spezial Einheit. Plötzlich bricht mitten in London die Seuche erneut aus. Da Großbritannien somit kurz vor der nächsten großen Katastrophe steht, wird kurzerhand eine Spezial Einheit in das kontaminierte Schottland geschickt um dort ein Gegenmittel aufzutreiben. Angeführt wird diese Gruppe natürlich von Eden Sinclair.
Die Gruppe, bestehend aus einigen Männern und Frauen in zwei gepanzerten Fahrzeugen, trifft zunächst auf keine Überlebenden und so machen sie sich in einem Krankenhaus auf die Suche nach einem möglichen Gegenmittel. Doch es kommt wie es kommen muss, plötzlich bricht die Hölle los. Die Bewohner Schottlands sind zwar nicht mehr infiziert aber dafür zu einer Kannibalen-Sippschaft verkommen die mächtig sauer ist seit 30 Jahren in Schottland eingesperrt zu sein. Die meisten Mitglieder der Spezial Einheit werden von der Übermacht des Mobs abgeschlachtet oder gegessen oder beides, auch gern in umgedrehter Reihenfolge. Eden wird gefangen genommen. Doch sie kommt frei, trifft zwei andere Überlebende des Spezial Kommandos und begibt sich zu einem gewissen Kane(Malcolm McDowell). Er soll mehr Informationen zu einem Gegenmittel haben, allerdings, freundlich gesinnt wird er ebenfalls nicht sein…
Nach dem Trailer hatte ich teilweise etwas anderes erwartet als ich bekommen hatte. Ich stellte mich auf den oben erwähnten Mix aus „Resident Evil“ und „Mad Max 2“ ein mit viel Action und eher mit ernsteren Tönen. Der Film besteht auch zum Großteil aus den oben genannten Filmen aber mit der Ernsthaftigkeit ist es irgendwann vorbei. Hinzu kommen aber auch noch etliche weitere Filme und Genres mit denen man niemals gerechnet hätte. Der größte Clou der noch kommt später im Film sei hier verraten Wer sich überraschen lassen will sollte zum nächsten Absatz springen! An alle anderen: Nach dem Mad Max Stelldichein geht es weiter zu einer Mittelalter –Hommage. Stellenweise erinnert diese an „Herr der Ringe“, „Gladiator“ oder auch „Tanz der Teufel 3“.
Aber die riesige Menge an zitiertem Material war mir dann auch stellenweise ein wenig zu viel und zu albern an einigen Stellen. Der Trip aus dem letzten Absatz ist einfach über und viel zu viel. Wohl aus diesem Grunde wurde Malcolm McDowell auch in diesem Teil des Films platziert, quasi um die Fahne hoch zu halten.
Der Film zitiert sich aber noch weiter fröhlich durchs Filmgeschäft. Etliche Anleihen bei Carpenter Klassikern wie „Die Klapperschlange“ sind ebenso drin wie die offensichtlichen parallelen zu „28 Days Later“ und sogar eine kleine „Pulp Fiction“ Einlage findet der geneigte Fan wieder. Marshall macht sich wie ein kleiner Lausbub sogar selber einen Spaß daraus. Zwei der Soldaten die nach Schottland geschickt werden heißen Miller und Carpenter. George Miller ist Regisseur von „Mad Max“ und John Carpenter von „Die Klapperschlange“.
Trotzdem muss ich gestehen, dass der Film trotz dieser ganzen Punkte, die man auch getrost als Kritik sehen kann, super viel Spaß macht. Man kommt selten dazu nachzudenken was alles gerade eigentlich passiert. Dies ist aber auch bitter nötig. Eine Sekunde nachgedacht was für Irre Kombinationen hier auf den Zuschauer einwirken und man sollte besser den Saal verlassen, denn man fasst sich dann pausenlos an den Kopf.
Sowas wie „Doomsday“ hätte ich von Neil Marshall nach „The Descent“ nie erwartet. Schön, dass es noch Regisseure gibt die einen so überraschen können. Mehrmals im Film fragte ich mich allerdings, wie er den Geldgebern (immerhin 30 Millionen Dollar) diesen Film wohl im Vorhinein verkauft hat. Hätte er ihnen wirklich das erzählt was in diesem Film alles passiert, hätten die Herren sich doch direkt aus dem Fenster gestürzt.
Rhona Mitra überzeugt als Wortkarge B-Milla Jovovich ganz gut und ist wirklich sehr tough. Auch der Rest des Cast ist kein Ausfall und spielt wunderbar mit in diesem kunterbunten Werk.
Das Ende entschädigt für den nachlassenden Mittelteil dann gleich tausendfach und kommt nochmal wie ein Paukenschlag daher. Eine Verfolgungsjagd in bester „Mad Max 2“ Manier. Unsere Heldin Rhona Mitra im schicken Sportwagen flieht vor einer großen Gruppe handgeklöppelter Schrottkarren mitsamt Kannibalen Besatzung. Es kommt natürlich zu reichlich Blechschäden und Handgemengen während der Fahrt. Herrlich und wirklich mein Highlight im Film.
Stark auch die wirklich derben Bluteffekte. Das sieht man selten im heutigen Kino. Die FSK wird sich freuen, ungeschnitten wird der Film hier auf Deutsch nie laufen, da würd ich sogar Geld draufsetzen. Selbst wenn die FSK bei den ganzen abgehackten Gliedmaßen und Köpfen ein Auge zudrückt(oder besser beide), beim Grillen eines Teammitglieds der Spezial Einheit und anschließendem Verspeisen, winken die Prüfer direkt ab.
Gut gefiel mir auch der Soundtrack. Der Score ist leider meist sehr im Hintergrund aber klang sehr hörenswert. Aber auch die normalen Songs passen gut. Der Anführer der Kannibalen-Punks tanzt vor dem großen Grillen des gerade erwähnten Mannes z.B. zum Song „Good Thing“ der „Fine Young Cannibals“, wie fies!
„Doomsday“ ist feinster Edeltrash. Seien wir mal ehrlich, mit weniger Budget und ohne die ganzen tollen Filmzitierungen hätte der Film, zumindest rein Storytechnisch auch ein Uwe Boll Film sein können. Handwerklich ist Marshall natürlich weit überlegen. Aber allein das Rhona Mitra ihr Auge entfernen kann um dies als Kamera zu verwenden, dessen Bild sie auf ihrer Uhr sieht ist super trashig. Aber irgendwie hat das ganze auch Stil.
Doomsday ist vollkommen auf Spaß ausgerichtet, aber das leider nicht von Anfang an. Dadurch wird man immer wieder zwischen Ernst und totalem Spaß hin und hergerissen und so, zumindest beim ersten Mal, nicht ganz mit dem Film warm. Ich denke, jetzt wo ich einmal weiß wie der Hase läuft, sollte der Film beim zweiten Mal noch mehr Spaß machen. Ich gebe vorläufig mal eine 7,5 und den Hinweis sich dieses Teil unbedingt anzusehen!
Filmbewertung: 7,5/10