Bastro sagte am 31.05.2008, 09:34:
Danke für deine lange Antwort!
, wenn es bei dem Film keine Diksussion gegeben hätte, wäre ich sogar enttäuscht gewesen
Bastro sagte am 31.05.2008, 09:34:
Da wurde zumindest die Intensität auf Kammerspielniveau hochgefahren. Daß da kein tatsächliches Umdenken stattfindet, kann man nicht ankreiden, meine ich, denn es genügt ja bereits die Konfrontation mit dem Andersdenkenden, um vielleicht Impulse für das Überdenken der eigenen Position zu bekommen. Außerdem hatten sie sich ja in eine Nichts-geht-mehr-Situation laviert, in der der ständig zunehmende Streß nicht wegzureden ist. Der "Reiche" jedoch durchschaut die Liebeskonstellation der Jugendlichen und weiß sie geschickt gegeneinander auszuspielen.
Das glaube ich gerade nicht. Man kann ja sehr schön beobachten, wie der Gefangene plötzlich in die Rolle des Mächtigen zurückkehrt, da sich die Jugendlichen in eine Situation gebracht haben, in er es sehr schwer ist, zu handeln (und er dann beginnt, sie zu lenken).
Ich denke, es hätte mir am besten ein offenes Ende gefallen wo weder vom Film gesagt wird was aus den dreien wird noch das der Reiche am Ende wohl doch noch seine "böse" Seite hervorholt und die drei einbuchten lassen will. Der Film nimmt so einiges von seinem Interpratatiosnspielraum heraus. Oder ich fühle mich nur persönlich darin behindert dadurch.
Ich weiß nicht genau, wie so ein offenes Ende ausgesehen haben könnte, aber es hätte direkt nach dem freilassen des reichen kommen sollen. Einfach irgendwo ein harter Cut und schluss
Bastro sagte am 31.05.2008, 09:34:
Wie kommst du denn da drauf? Das Ende zeigt doch gerade, wie er in seiner rechtsstaatlichen Bürgerlichkeit verharrt, seine Position nich überdacht hat, und die 3 bei der Polizei anzeigt.
Das habe ich auch direkt gedacht und was damit alles andere als zufrieden. Ich habe dann ein wenig herumgesucht hier im Forum und stieß hierdrauf:
http://www.filmforen.de/index.php?showtopi...hre+sind+vorbei
Bastro sagte am 31.05.2008, 09:34:
Aber doch gerade zu Anfang des Films ist doch von ""in Konflikt geraten und ihre (relativ) starren Positionen überdenken müssen" nicht viel zu spüren.
Na klar, wir brauchen ja auch erstmal einen Konflikt.
Hm, klar da hast du recht. Ist ja eigentlich in allen(vielen) Filmen so. Aber glorifiziert der Film jetzt für dich die Taten der drei oder regt der Film nur zum umdenken an ohne die Taten der drei als Endlösung vorzugeben?
Ich finde der Film gibt als einzigen Ausweg diese Guerilla-Taktiken vor, was ich nicht in Ordnung finde irgendwie. Klar, zu Anfang gibts diese kleine Demo gegen Schuhe aus Billiglohnländern. Aber ich finde es einfach nicht so toll, das man sich auf solches Terrain begeben soll wenn man was erreichen will. Und das die drei damit was erreichen oder einfach nur ihren Adrenalin Trieb befriedigen (wie es die Jule am Anfang ja auf jeden Fall macht, bzw. es nur deswegen macht, bzw. sogar aus Rache am Typen dem sie draufgefahren ist) wird ja auch nicht gesagt. Brühl sagt nur was von schlechtem Gewissen am Geldautomaten.
Bastro sagte am 31.05.2008, 09:34:
Ich finde, du wirfst hier ein paar Sachen in einen Topf, die man vielleicht besser getrennt betrachtete. Zudem ist deine Haltung aus dem ersten Satz ja herauszulesen. Weshalb soll es erstrebenswert sein, vernünftig zu sein? Ist ja vielleicht auch mal angesagt, "unvernünftig" zu sein. Davon handelt der Film. Man denkt etwas, und läßt Taten folgen (was wir leider allzuhäufig gerade nicht tun). Hinterher kann man dann immer sagen, das war pubertär, nicht durchdacht, usw. Ja, natürlich. Nur: wer stellt die Regeln auf, stülpt dir dein Moralkostüm über, hält dich an der Leine?
Hier bei fällt mir gerade ein, das ich es gut fand, das die 3 am Ende erkennen, das sie doch eigentlich ziemlich feige waren. Sie wollen ausbrechen, halt "unvernünftig" sein, Wohnungen verwüsten etc. Aber wenn sie erwischt werden, dann werden sie unkontrollierbar anstatt dafür gerade zu stehen was sie "verbrochen" haben.
Bastro sagte am 31.05.2008, 09:34:
mein letzter Satz war:
Zitat
"In der Wirklichkeit angekommen" zu sein ist nach meiner Einschätzung aber keine Leistung, sondern ein Anpassungsprozeß an die Konventionen.
Ich glaube, da hast du mich falsch verstanden. Aber du drückst es eigentlich nett aus: man "bekommt seinen Lohn dafür", daß man die Klappe hält und mitmacht, guter Punkt. Übrigens finde ich das Leben nicht nett, weil man eine gewisse Menge Geld hat. Und ich kenne viele, die nicht mehr haben, als die 3 im Film. Daniel Brühl hat schonmal ein eigenes Auto, das habe ich z.B. nicht.
Ja, wie ich schon gesagt habe, gefällt dieser Film, wie auch z.B. Weingartners "Free Rainer" einem wohl am ehesten, bzw. man fühlt sich am ehesten angesprochen wenn man sich damit identifizieren, darin wiederfinden kann. Ich persönlich kenne keinen der so ist wie die drei im Film, was dich jetzt sicher nicht verwundert
. Ich verdiene aber auch keine 3,5 Millionen im Jahr. Die 3 im Film haben halt weniger, weniger als viele andere aber sagen trotzdem sie machen das was sie machen für die Allgemeinheit, und nicht nur weil sie weniger haben, sondern eben weil viele andere noch viel weniger haben als sie selber. Aber mit dem einbrechen und verwüsten fangen die reichen auch nicht an Geld in die dritte Welt zu überweisen. Mir ist einfach der Sinn dieser Aktionen nicht ganz klar. Erkennbar auch am Seitenhieb mit der gestohlenen Armbanduhr scheint, zumindest bei einem der beiden ja auch ein wenig der eigene Nutzen dabei durchzukommen. Das war aber sicherlich das erste und einzige Mal das er was mitgehen ließ....
Der Lebensstil der drei, "wenig Geld haben und trotzdem ein Dach überm Kopf und was zu essen", ist doch ebenfalls nur durch den Kapitalismus tragbar. Nur weil Nahrung also Grundbedürfnisse decken so billig ist heutzutage, können die drei doch überhaupt so leben.
Bastro sagte am 31.05.2008, 09:34:
Würdest du tatsächlich Freiheit mit Geld und Besitz gleichsetzen? Jetzt schaust du soviel apokalyptische Actioner und siehst nicht, wohin uns der Hardcore-Kapitalismus bringt? Land of the Dead und Dawn of the Dead nicht gesehen? Und zum Thema Naivität: ein bißchen Naivität finde ich sehr sympathisch. Ist auch für Künstler ganz gut, sonst kann man gar nicht mehr anfangen ein Buch zu schreiben, ein Bild zu malen, ein Photo zu machen, einen Film zu drehen, oder eine filmforen-Seite zu betreiben. Geld verdient man damit nicht.
Doch, Land und Dawn habe ich gesehen. Dawn find ich jedes mal wieder ziemlich stark.
http://www.filmforen.de/index.php?act=find...&pid=355559
Aber wie du sagst, "eine Filmforen Seite betreiben" kann man auch nur wenn man ein wenig mehr Geld hat als andere(die diese Seite nicht betreiben könnten) und dieses "mehr" braucht man doch laut den dreien gar nicht. So eine eigene Homepage ist ja eigentlich schon quasi ein Luxusgut auf das man auch verzichten kann. Ich betreibe selber eine Seite, es kostet natürlich nicht die Welt aber verzichten würde ich darauf, wie auf einiges andere nicht.