Jean-Luc Godard
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Wahrlich interessant zu sehen für welchen Film Godard den wichtigsten Preis seiner Karriere erhalten hat,
dank des ausführlichen Interviews mit Bernardo Bertolucci auf der italienischen Dvd erfährt man auch genauer
wie es dazu kam und das dies wahrlich keine Selbstverständlichkeit war, nun aber zum Film selbst.
Prénom Carmen ist ein vergleichsweise sehr leichter Godard, leicht im Sinne von er unterhält mit seinen
filmischen Mitteln relativ gut und wird nie dermaßen prätentiös als das er wie bei Week-End die Narrative
zusammen mit der Filmcrew einfach für mehere Minuten im Stau stecken lässt. Daneben aber ist es auch
ein typischer Film für Godard, da er klar selbst schon ein Essay zu seinem eigentlichen Thema darstellt,
mehr sogar schon den Bericht zeigt als das Thema selbst, kein klassisches Drama also sondern wenn man
so möchte Avantgarde-Kino.
Die Charaktere sind alle mit einer wohlbedachten Naivität und Unreife versehen worden, am meisten davon
betroffen ist natürlich die Hauptperson, Carmen, die ein klassisches Bild abgibt, der jungen Frau, die weder
weiss was sie denken noch was sie fühlen soll. Mitglied bei einer Terroristenbande verliebt sie sich bei einem
Banküberfall der dazu dient Geld für einen geplanten Film zu stehlen in den Polizisten Joseph mit dem sie ohne
weiteres Nachdenken entschwindet - das Ziel der Beiden ist ein abgelegens Haus von Carmens Onkel, dem
berühmten Regisseur Jean-Luc Godard (gespielt von Godard selbst) welcher ihr das Haus eigentlich als
Drehplatz für den Film zur Verfügung stellen wollte.
In seinem Aufbau überwandert der Film geschickt mehrerlei Genres ohne sich je in eines derer gängigen
Strukturkorsetts zwängen zu lassen, die leicht biografischen Szenen mit Godard sind klar Komödie, Persiflage
auf das eigene Leben erinnern in ihrer Wortwahl wohl nicht zufällig an Woody Allen Filme und zeichnen
zugleich ein schönes Abbild der vorherschenden Filmindustrie, der Hauptplot mit den zwei frisch verliebten ist
natürlich eine Romanze, allerdings ohne Happy End oder wirklicher Liebe, die genaue umkehr des Hollywood-
standarts sozusagen und mehr die tragische Realität.
Die beiden Sidestories mit dem Banküberfall beziehungsweise der Entführung dürften am ehesten als Rezitate
an Godards eigenen Schaffen verstanden werden, in denen er den alten Nouvelle Vague Stoff noch einmal
auferleben lässt, die immer wieder zwischen geschnittenen Aufnahmen der Streicher-Quartett-Proben
sind schließlich Eingeständniss daran dass hier eigentlich eine Oper als Ausgangspunkt Pate stand.
Dies alles wird relativ wild durcheinander gewürfelt, ist allerdings stets noch so klar strukturiert als das man
nie Probleme damit bekommt die einzelnen Elemente auseinanderzuhalten, wie Godard selbst schon sagt
"A story should have a beginning, a middle and an end, but not necessarily in that order." geschmückt ist
seine Geschichte zudem in wunderprächtigen Vollbildaufnahmen mit einem sehr naturalistischen Charakter
welche von Beethovens Streicherquartetten regelrecht umschmeichelt werden und in der psychologisch
wichtigsten Szene von Tom Waits (Rubys Arms) eine raue, melancholische Note verliehen bekommen.
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