Là dove non batte il sole
(Blood Money / In meiner Wut wieg` ich vier Zentner / Kung Fu im Wilden Westen)
Italien – Spanien – Hongkong 1974 / Antonio Margheriti (Anthony Dawson)
Eine der letzten Western-Arbeiten Margheritis, dem nur noch der belanglose, dumm-witzige
Whisky and Ghosts und der gelungene Blaxploitation-Hybrid
Einen vor den Latz geknallt folgten. Mit
Blood Money, so der mir geläufige ehemalige Videotheken-Titel, schuf man eines der wenigen Werke, bei dem versucht wurde, Italo-gefärbtes Western-Kolloried mit der beliebten Tradition Honkong-chinesischer Kung Fu Filme zu mischen. Dazu schickten die mitproduzierenden Shaw Studios mit Lo Lieh (
Zhao, der Unbesiegbare) einen ihrer kassenträchtigsten Stars ins Rennen und hofften mit der Verbindung aus Regisseur Margheriti und Italo-Legende Lee Van Cleef ihren im selben Jahr mit der
Hammer-Liaison begründeten, internationalen Ausbreitungsversuch, weiter fortsetzen zu können.
Mehr als ein leidlich gefälliger Versuch wurde daraus allerdings nicht, den so sehr der Film als kalauernder Spaßwestern Freude bereitet, so sehr scheitert er bei der Integration der beliebten Eastern-Elemente. Sobald in
Blood Money das lose Mundwerk seiner Hauptdarsteller schweigt, die Revolver und Gewehre verstummen und die Zeit der fliegenden Handkanten losbricht, wird klar, das Margheriti hier seine Lektion nur zu Hälfte gelernt hat. Völlig undynamisch und belanglos präsentiert der sonstige Stahlfinger-Virtuose Lo Lieh seine waffenlose Kunst und lässt Genre-Kenner ob solch großartiger Werke wie sein bereits erwähnter
Zhao nur ungläubig den Kopf schütteln. Eine ärgerliche Unzulänglichkeit, die er mit einem weiteren Vertreter seiner Zunft teilt, dem unlängst gesichteten
Knochenbrecher im wilden Westen ergeht es hier nicht besser und so verspielen beide Streifen große Teile ihrer anfänglich hohen Sympathiewerte.
Glücklicherweise bietet gerade der Margheriti-Film einige zusätzliche, freundlich stimmende Details, die den Filmgenuss dann wieder auf ein erträgliches, größtenteils gar erfreuliches Niveau anheben.
Da gibt es z.B. die völlig abgedrehte Geschichte: Van Cleef spielt den Banditen Dakota, der beim Knacken eines widerspenstigen Safes den Chinesen Wang mit einer überdimensionierten Portion Dynamit ins Jenseits befördert. Dummerweise hat Wang, der von seinem Gebieter aus China einen dicken Batzen Geld bekommen hat, um diesen im Land der unbegrenzten Möglichkeiten gewinnbringend anlegen zu können, es leider vergessen, mitzuteilen wo denn die ganze Kohle abgeblieben ist. So schickt man den jungen Ho (Lo Lieh) nach Amerika, um nach dem Geld zu suchen und herauszufinden, wer dem alten Wang den Garaus gemacht hat. Ho`s einzige Spur führt zu Dakota, der dummerweise gerade wegen dem schief gegangenen Bankraub aufgehängt werden soll. Kurzerhand wird der Bandit von Ho befreit und gemeinsam machen sich die beiden auf die Suche nach dem verschwundenen Geld. Hier wurden dann kurzerhand alle Grenzen der Drehbuch-schreibenden Zunft beiseite gelegt und bis zur völligen Aufklärung des Verbleibes der verchwundenen Kohle führt der Weg quer über die tätowierten Ärsche einiger hübscher leichter Mädels hin, zu nach alter chinesischer Kunst mit Rechenschiebern ermittelter Roulette-Zahlen.
Dass eine derartige Summe Geriebenes natürlich auch noch den ein oder anderen Konkurrenten auf den Plan ruft, versteht sich von selbst und so muss sich das ungleiche Paar neben jeder Menge üblen Raubvolkes, eines schießwütigen Priesters und eines zwei Meter großen Killer-Indianers erwehren. Für kurzweilige Western-Action ist also gesorgt und die launigen Wortgefechte, speziell eines Lee Van Cleef, der im Angesicht des Galgens gar ein Liedlein zum Besten gibt, tun ihr Übriges, um den Film dann doch zu einem weitestgehend gelungenen Beitrag aus der bunten Margheriti-Welt werden zu lassen. Nicht zuletzt, weil das zum Schluss aufgefahrene Maschinengewehr rekordverdächtige Maße aufweißt und einem
Django zur Ehre gereichen würde, auch was die Anzahl der Leichen betrifft!
Meine Wertung: 6/10
Bearbeitet von Schischa, 30. August 2007, 14:45.