Die andere Meinung
#91
Geschrieben 14. August 2006, 13:14
Der mexikanisch aufgewachsene Grafiker Stephane kehrt nach dem Tod seines Vaters nach Paris zurück. Seinen unterfordernden Job und die komplizierte Beziehung zu seiner Nachbarin Stephanie verarbeitet er in seinen lebhaften, wirren Träumen, die auch mit seiner Realität Ringelreihn spielen.
Ein buntes Treiben mit viel Witz und Gefühl. Ein rundum sympathischer Film, aber ehrlich gesagt hat mir Eternal Sunshine of the Spotless Mind besser gefallen - vielleicht, weil die Situation mir näher ist. Bei Stephane und Stephanie hab' ich ein bisschen das Gefühl, die beiden machen es sich unnötig schwer - da bin ich auch mit Paaren in meiner eigenen Bekanntschaft ungeduldig. Dass es so gedacht ist, dass ich als Zuschauer nicht mehr auseinanderhalten kann, was Traum und was Realität ist, gestehe ich ein, aber ganz banausenhaft hat mir da ein Geländer gefehlt, an dem ich mich durch Stephanes Innenleben hindurchhangeln könnte...
#92
Geschrieben 14. August 2006, 13:27
Das ist er also, der sagenumwobene Film über die tödlichen Folgen des Marihuana-Missbrauchs... Obwohl ich ganz klar der Meinung bin, dass eine Kiff-Sucht nicht zu unterschätzen ist, ist die Darstellung der potheads hier natürlich das Gegenteil von authentisch... Was den Sextrieb angeht, könnte Shakespeare auch Dope gemeint haben, als er schrieb: "provokes the desire but takes away the performance" - und die Gewaltbereitschaft, die den Kiffern unterstellt wird, steht der tatsächlichen Antriebslosigkeit nach dem Jointgenuss diametral gegenüber (sagt man das so?!).
Wenn der Film auch nicht so hysterisch ist, wie ich immer gedacht habe, fand ich es doch ausgesprochen interessant, das Zeitdokument über die scheinbare Anfangszeit des Reefer Rule zu sehen.
#93
Geschrieben 14. August 2006, 13:49
In New Orleans werden von dekadenten Reichen Menschenjagden abgehalten... aber jetzt haben sie sich mit Chance Boudreaux angelegt!
Die weibliche Hauptfigur ist beständig in Gefahr - vor allem, dass ihr die Augen 'rauspoppen. Schangs Klebe-Gel-Frisur knackt schon beim Hinkucken. Und die Gesetze der Physik gelten natürlich auch nicht in den bayous... witzig witzig.
#94
Geschrieben 14. August 2006, 13:58
Die zwei Gerrys fahren in die Wüste, um "das Ding" zu sehen. Auf ihrem Weg verlaufen sie sich und verlieren auf Dauer jede Möglichkeit, sich sinnvoll zu orientieren.
Okay: das Gefühl, wie öde es den beiden Protagonisten sein muss bei ihrer unfeiwilligen Wanderung durch alle Formen der Trockenzone, das kommt ziemlich gut 'rüber. Und sicher: die Tableaus, die aneinandergereiht werden, gehorchen den gängigen Regeln der Ästhetik und sind deshalb auch schön anzuschauen. Aber doch nicht so lang!
Leere, geistiges Abschweifen, Meditation, das kann ich ohne den Film besser. Ist ja nicht so, als hätte ich was gegen langsame Filme, von wegen kurze Aufmerksamkeitsspanne oder so... aber zwischendurch war ich einfach nur ungeduldig. Ich hätte doch erwartet, dass zwischen den impressionistischen Landschaftsaufnahmen irgendwie eine gewisse Spannung erhalten bleiben sollte, dass ich in irgendeiner Form gebannt sein soll, um dem Film freiwillig zu folgen... aber ich würde mich auch nicht freiwillig in der Wüste verlaufen.
#95
Geschrieben 17. August 2006, 10:06
Beinahe vergessen -Schande Schande!
Der Sheriff John T. Chance steht unter Druck, weil er den Bruder des einflussreichsten Mannes am Ort wegen Mordes verhaftet hat. Bis der Marshal vorbeikommt, muss er die Situation im Griff behalten, und seine einzige Hilfe ist ein alter Mann mit Hinkebein und der trinkende Deputy Dude. Als aber auch noch der junge Colorado dazu stößt und eine zugereiste Berufszockerin Chance schöne Augen macht, wird alles gut.
Einer meiner absoluten Lieblingswestern - ich weiß, nicht unbedingt der anspruchvollste und ernsteste, aber gerade drum. Nicht nur finde ich es super, wie aus dem Alkoholiker Dude (the first and best) - der natürlich wegen einer Frau trinkt - wieder der tapfere und saubere Deputy wird. Ich steh' auch drauf, wie Angie Dickinson John Wayne mit ihrem komplexen weiblichen Kommunikationssystem zum Wahnsinn treibt. Und wie Ricky Nelson und Dean Martin zusammen lustig Lieder singen. Und natürlich, wie der ewige Walter Brennan als tüddeliger Stumpy von Witz bis Betroffenheit so ziemlich jede Gefühlsregung in seiner kleinen Rolle unterbringt.
Einer meiner meistgesehenen Filme.
#96
Geschrieben 21. August 2006, 18:18
Muss ich? Okay, nagut.
David Bradley und Michael Dudikoff in einem Film, das hält meine Männlichkeitsverarbeitungsdrüse kaum aus.
An die Story kann ich mich nur vage erinnern - irgendwas mit Ninjas und einem bösen Scheich in Rot und Schwarz. David Bradley wird mit einer Ische und einem Sympathie-Afroamerikaner (vom Altar weggeschnappt) gefangengenommen und Michael Dudikoff muss ihm mit der Ersatzbank von Mad Max zu Hilfe kommen.
Die Schauspielkunst haben sie zu Hause gelassen, dafür spielen sie mit Enthusiasmus - besonders Ninjas. David Bradley kann vielleicht in Wirklichkeit besser kämpfen, aber auf Zelluloid ist Der Dudikoff einfach schneller und sieht deshalb besser aus.
Besonders schmerzhaft im Fremdscham-departement sind die mysteriösen Handverbiegungen, die für die mächtige Ninja-Magie notwendig sind. Das erinnerte mich an meine Grundschulzeit, in der ich gerne Geschichten von Astrid Lindgren oder Michael Ende in meinem eigenen Stil verarbeitet und weiterentwickelt habe... da spielten auch entsprechend unbedarfte Zeichen und Symbole ein Rolle.
Von hinten links kam ab und an der Kommentar: "Du nimmst den Film gar nicht richtig ernst."
Hm - ja, das stimmt.
#97
Geschrieben 22. August 2006, 15:04
Ron Jeremy, Sex-Held aller Durchschnittsmänner, gewährt dokumentarische Einblicke in sein Leben - und seine Hose.
Dafür, dass ich am Konsum der Produkte wenig interessiert bin, fasziniert mich die Welt des Pornofilms unproportional stark. Nach der ersten Cameo-Begegnung mit Ronny wuchs mein Interesse an ihm, schließlich: wer aussieht wie Rocco Sifredi, der hat 'ne gute Entschuldigung dafür. Aber was macht ein kleiner, pummeliger, schnauzbärtiger Wollhaarterrier wie Jeremy in der Porno-Branche?
Nach dem gestrigen Film ist mir das gar nicht mehr so unerklärlich. Nicht nur, weil Ron Jeremy so ausnehmend gut bestückt ist (ich bekam spontan Schluckauf), auch, weil er am Anfang seiner Karriere, als er noch jung und schlank war, ziemlich niedlich aussah.
Jede weitere Qualität als Pornostar hat er on the job gelernt, nehme ich an. Nichtsdestotrotz - bewundernswert.
Aber all' das ist gar nicht so sehr Hauptqualitätsmerkmal des Films. Vielmehr ist es die Einsicht darein, was den Menschen Ron Jeremy ausserhalb des Sets (und nach dem cum shot) bewegt. Und das ist vor allem gegen Ende des Films rührend, ja, fast mitleiderregend: Ein ganz normaler Mann auf der Suche nach Aufmerksamkeit und Anerkenung.
Beneidenswert in seiner "Quote" - mit mehr als 4.000 Frauen geschlafen, und wie's aussieht, auch noch ein guter F***. Beneidenswert, dass er Geld damit verdient, Sex zu haben. Beneidenswert, denn welche Branche ausser der Pornographie hat wirklich so entspannten, unkomplizierten Umgang mit Sexualität, mit den Geschlechtern und mit der Sinnlichkeit.
Aber besorgniserregend, dass Ron Jeremy beim monatlichen HIV-Test jedesmal offenbar Grund zur Sorge hat. Und erschreckend, wie fanatisch er auf der Jagd ist nach dem Moment, nach der Bekanntschaft, die ihm den Sprung in die Welt des "echten" Films ermöglicht - mit einer Hauptrolle oder wenigstens einer echten Nebenrolle.
Und ohne am Klischee zu kleben ist es traurig, wenn ich sehe, dass er am Ende des Tages doch einfach nur einsam ist. Da möchte ich ihn einfach in den Arm nehmen und ganz ganz lange lieb halten.
Männer, fragt Euch: Wollt ihr wirklich dieses Leben?
#98
Geschrieben 23. August 2006, 13:16
Mal wieder einen fast vergessen - in diesem Falle wär's aber auchnicht weiter schlimm gewesen.
Mein erster Boller. Wow. Mir tut Christian Slater irgendwie leid - wie viele gute Filme hat der denn eigentlich gemacht?
Die ganze Story um eine 10.000 Jahre alte uramerikansiche Kultur, die irgendwelche finsteren Kreaturen kultiviert hat, die von modernen, geisteskranken Wissenschaftlern mit Menschenkindern symbiotisiert wurden, ist sehr hanebüchen und von daher schwer nachzuverfolgen. Ebenso sind es fast sämtliche Handlungen - wohlwollend könnte man sagen, der Film hat alles, was ein Mystery-Thriller braucht. Ehrlich muss man aber sagen: Leider hat er das alles in absolut unmotiviert aneinander gereihter Form. Die Charaketere sind so flach, dass sie durch den Gully rutschen, und geraten von einer Norm-Szene in die nächste.
Totaler Dreck, nicht mal spaßig.
#99
Geschrieben 24. August 2006, 10:30
Den zweiten Teil habe ich leider nicht gesehen - oder zumindest nicht ganz, ich habe jedenfalls keine Erinnerung an den Schluss. Gottseidank tut das nicht wirklich was zur Sache beim dritten Teil.
John Connor muss mal wieder mitsamt Anhang vor einem Killer-Androiden aus der Zukunft beschützt werden, der noch toller und effektiver ist als der letzte, und mal wieder ist es der olle, altmodische Arnie-Roboter, der die Aufgabe übernimmt.
Ich habe ehrlich gesagt nicht die ganze Zeit mit voller Aufmerksamkeit hingesehen - multiple tasking lebe hoch -, kann daher nur sagen, dass der Film trotz viel Spektakel und mittelprächtig-glamouröser Darsteller irgendwie billig auf mich wirkte. Dem etwas gezwungen wirkenden selbstironischen Witz am Anfang steht im Mittelteil ein auf's notwendigste heruntergebrochener Diskurs über den freien Willen, Fatalismus und den immer wieder schönen Asimov'schen Gesetzen und am Ende einer überraschend kompromisslosen, finsteren Zukunftsvision gegenüber.
Der Film hat mit oben genanntem und den netten Einfällen für die 3D ein paar Vorteile und ein paar Nachteile. Ich bereue es nicht, ihn nicht im Kino gesehen zu haben - aber auch nicht, ihn überhaupt gesehen zu haben.
#100
Geschrieben 29. August 2006, 15:19
Arnold Schwarzenegger, der heimliche Führer, tritt gegen Lou Ferrigno, den heimlichen Held, im Wettbewerb um die Auszeichnung Mr. Olympia an. Arnie ist ein nazistisches A****loch, Lou ist einjugendlicher Träumer. Beide haben so viel Muskelfleishc, dass man davon 10 äthiopishce Familien ein Jahr lang satt kriegen würde.
Ich muss bei diesen glänzenden, festen Fleischbergen immer an Grillhähnchen (oder, wie ich gerne sage: Broiler) denken. Wahrscheinlich nicht ganz ungewöhnlich - wie bei einem Huhn findet man immer noch irgendwo einen Muskel (= weisses Fleisch), von dem ich noch gar nicht wusste, dass er existiert.
Arnie oder die Rolle, die er spielt, weckt bei mir zwiespältige Gefühle - einerseits bewundere ich, selbstzweifelzerfressen, wie ich bin, jeden, der mit so viel Überzeugung mit sich selbst umgeht und mit so viel Ehrgeiz und Willen ein Ziel verfolgt. Andererseits - und den Vergleich provoziert Arnie ganz klar mit seinem Geständnis, von Diktatoren zu träumen - müsste ich dann auch Hitler bewundern (da muss ich an den Inder denken mit seinem Restaurant...).
Lou Ferrigno ist zwar noch größer und noch breiter als Arnie, aber trotzdem die ganze Zeit süß und niedlich und zum Knuddeln. Nur, wenn er tatsächlich Gewichte stemmt, sieht er aus wie Hulk. Lou Ferrigno ist mein Lieblings-Bodybuilder.
Ein faszinierender Film - ob er nun einem Drehbuch folgt oder ein "echter" Dokumentarfilm. Ich fand es sehr interessant zu sehen, wie dieser scheinbare Narzismus, der ultimative Egozentrismus, einher geht mit einer ganz sachlichen Trennung vom eigenen Leib, mit dieser Verdinglichung des eigenen Fleisches. Ist das eine ein Symptom des anderen oder beides Symptome einer geisteshaltung, oder ist das einfach nur die Instrumentalisierung des Körpers, wie sie für Berufssportler notwendig und hilfreich ist?
So oder so kam ich auf meine Kosten.
#101
Geschrieben 29. August 2006, 15:19
Nach Jahren trüber Unkenntnis endlich gesehen.
Die Außerirdischen Beldar und Prymatt vom Planeten Remulak verunglücken bei ihrem Sondierflug auf der Erde - dadurch verzögert sich die Eroberung des blauen Planeten unwesentlich. Während die beiden auf ihre Rettung warten, müssen sie nicht nur von irgendetwas leben und die Zeit halbwegs sinnvoll nutzen, sie müssen auch unentdeckt bleiben. Nicht nur die Geburt ihrer Tochter Connie bindet sie schließlich stärker an die Erde als jemals vermutet.
Irgendwie ging der Film damals an mir vorüber... wohl zu sehr mit Liebeskummer beschäftigt gewesen. Da hätte mir gerade der alberne, aber liebenswerte Humor dieses Films wohl getan!
Abgesehen von der höchst sachlichen und dadurch schön absurden Ausdrucksweise - durchsetzt von einigen Remulak-Vokabeln, die nur ahnen lassen, welche Emotion sich dahinter verbirgt - machen auch Slapstick und eine gute Portion Satire den Film zu einer gelungenen Komödie. Besonders subtil witzig fand ich die Tatsache, dass sich keiner der Menschen, die mit ihnen persönlich zu tun haben, über das fremdartige Äußere der Coneheads wundert - und sie als Eindringlinge nur gejagt werden, weil ihnen eine second hand-Identität wegen der Sozialversicherungsnr. verpasst wird. Dafür schwören alle, die mit ihnen zu tun haben, dass keine besseren Menschen als die Coneheads gibt...
Am Ende wird noch ein richtiger feel good movie draus, der so richtig ans Herz geht...
*mebs*
#102
Geschrieben 30. August 2006, 11:19
Die erste Folge der dritten Staffel steigt schon gleich wieder voll ein in die finsteren Gassen Manchesters. Eine Prostituierte wird erschlagen und ihre Leiche geschändet... der Verdächtige heisst unter den Damen der Straße nur "Shirley Temple", aufgrund seiner merkwürdigen Vorlieben. Ein Mann wird verhaftet - doch dummerweise werden noch weitere Prostituierte auf die gleiche Weise ermordet.
Fitz und seine Frauen haben aber auch noch andere Probleme - Ehebruch, Niederkunft, Vergewaltigung, Tod, alles, was zwischen Männern und Frauen schieflaufen kann.
Was so toll ist an dieser englischen Fernsehserie: Zwar sind die Figuren für mehrere Folgen und Staffeln angelegt, dennoch entwickeln sie sich auch in jeder einzelnen, zugegebenermaßen langen Folge in realistischen kleinen Schritten weiter. Und diese Entwicklungen sind weder einfach noch einfach zu beurteilen - hat Fitz' Frau Recht, auf Penthesilea wütend zu sein und ihre Vergewaltigung als poetic justice zu bezeichnen? Ist Penhaligon fair mit ihrer Verfolgung des vermeintlichen/vermutlichen Vergewaltigers Beck? Und muss Beck uns mehr oder weniger leid tun mit seiner traurigen Kindheit und weil er offenbar noch immer Probleme hat, seine moralischen Ist- und Soll-Werte auszutarieren?
Nicht nur, weil es teilweise auch auf der Bildebene so arg zur Sache geht - Enge und Hektik bestimmen in den entscheidenden Augenblicken Kameraführung und Schnitt -, zählt auch diese Folge von Cracker zu den Höhepunkten des Fernsehkrimis, auch weil die Charaktere authentisch gezeichnet und überzeugend gespielt sind und ihre Geschichte innerhalb und im Laufe der Episoden konsistent und nachvollziehbar erzählt wird.
Man sieht: ich bin noch immer begeistert von Fitz. Heute ist der Grund, dass ich die Figuren nicht einfach in "gut" und "böse" oder wenigstens "sympathisch" und "unsympathisch" einteilen kann, sondern ihnen allen mit ebenso gemischten Gefühlen gegenüber stehe wie realen "normalen" Menschen.
Mal sehen, was bei der nächsten Folge der Grund ist.
#103
Geschrieben 31. August 2006, 09:18
zora allein zu Hause... da wird zum Einschlafen schon mal eine leichte Komödie eingelegt, die ich früher schon gesehen habe.
Daher nur kurz... es war wieder ein Vergnügen, dem armen Andy bei seinem Versuch zuzusehen, zwischen den gutgemeinten Ratschlägen seitens der Kollegen und dem immer stärker werdenden Druck von innen eine "ganz normale", entspannte und ehrliche Beziehung zur heissen Großmutter Trish aufzubauen.
Gestern abend ist mir trotz zufallender Augen noch mal aufgefallen, wie sehr der Film in zwei Teile zerfällt: den ersten, stärker komödiantischen, der seinen Witz auf der Entdeckung von Andys "Zustand" und den unterschiedlichen Versuchen, diesen zu "verbessern" aufbaut, und den zweiten, der mehr die romantische Verwicklung und die Läuterung von Andys Freunden in den Vordergrund stellt. Vielleicht ein bisschen schade, dass diese zwei Elemente scheinbar unvereinbar neben einander stehen - aber als Einschlafhilfe sehr gut geeignet. Während ich am Anfang (noch wacher) richtig kichern konnte, entließ mich das Ende des Films mit einem stillen Lächeln in süße Träume.
#104
Geschrieben 04. September 2006, 12:35
Der ehemalige Soldat und Vorarbeiter in einer Näherei Stuart Grady nimmt den jugendlichen Hilfsarbeiter und Stromer Bill Preece bei sich auf. Nachdem dieser in einem Wortgefecht seine Vermieterin attackiert, muss Grady zu Ende bringen, was Bill angefangen hat. Dieser Mord ist nur der Anfang einer Serie verzweifelter und wütender Verbrechen, die die beiden ungleichen, aber verbundenen Männer begehen.
Bei Fitz zu Hause bricht derweil das Chaos aus, weil sich seine Frau nach der Geburt des dritten Kindes ihre eigene Lebenskrise gönnt, was Fitz dazu nötigt, ein bisschen verantwortungsvoller zu handeln. Sgt. Penhaligon arbeitet immer noch allein ihre traumatische Erfahrung mit dem toten Kollegen Jimmy Beck auf.
Es passiert wieder viel in drei verschiedenen Welten - der der Gesuchte, der der Suchenden und der, in denen sich beide überschneiden. Obwohl der kürzeste bisher, ist dieser Cracker ebenso spannend und mitreissend wie alle davor. Dieser hat mich sogar zu Tränen gerührt - die Vorstellung, dass ein Mann wie Grady Zeit seines Lebens seine wirklichen Gefühle unterdrückt und verdrängt hat und diese nun endlich seinem jungen Freund gegenüber mit allem Überschwang mitteilt - nur, um seine erste erwiderte Liebe gleich darauf tot in den Armen zu halten, das hat mich schon arg berührt.
Wenn ich auch nicht zwei an einem Tag davon verkrafte - es ist einfach zu viel drin -, freue ich mich schon auf den nächsten.
#105
Geschrieben 04. September 2006, 12:50
Der schleimige Damenmodenverkäufer Rafael glaubt, die Welt gehöre ihm. Dass er nicht zum Abteilungsleiter "Mode" in "seinem" Einkaufszentrum gemacht wird, versetzt ihm einen Dämpfer - der aber sein geringstes Problem ist, nachdem er bei einem Streit mit seinem Konkurrenten diesen aus Versehen umbringt. Noch weiter gerät sein Selbstverständnis ins Schlingern, als die Leiche verschwindet und ausgerechnet die Verkäuferin, die er noch nie wahrgenommen, geschweige denn beschlafen hat, ihm ihre Hilfe anbietet. Der Preis? Seine Zuneigung - echt oder nicht.
Auf die Dauer scheint es, er hätte sich lieber stellen sollen, denn schlimmer als sein Leben mit Lourdes kann das Gefängnis nicht sein...
Ein herrliches Bild des iberian macho mal wieder, dem die Spanier mit größter Ironie begegnen. Sein beständiges Streben nach Schein (statt Sein) ist so egozentrisch, dass er, wie am Ende klar wird, die wahre Chance, seine Wünsche zu erfüllen, wegen "Oberflächlichkeiten" zerstört, ja nie wahrnimmt.
Natürlich ist Lourdes auch nicht gerade die Traumfrau - und das nicht nur, weil sie keine Modelqualitäten hat. Sämtliche Aggressionen und Neurosen einer Frau, die zeit ihres Lebens zurückgewiesen wurde, äussern sich in ihr auf beängstigend rückhaltlose Weise.
Keiner der beiden Protagonisten ist wirklich sympathisch, aber vielleicht konnte ich deshalb für beide gleich viel Mitgefühl wie Schadenfreude empfinden. Obwohl stark überzeichnet, weisen sie doch beide "authentische" Wesenszüge und Motive auf, die sie meinem Herzen näher brachten.
Nebenbei gab's jede Menge derben Humor und bestimmt auch eine sehr kluge message - die ich jetzt aber nicht in Worte zu fassen versuche, um dem Film kein Unrecht zu tun. Einfach selber kucken.
#106
Geschrieben 04. September 2006, 13:46
Schon im Jahr 1904 trafen in der Antarktis Menschen auf die ausserirdischen Jäger, mit denen sich Arnie im Jahr 1987 'rumschlug. 100 Jahr später (als 1904) begibt sich eine Expedition (von deren Teilnehmern offensichtlich keiner Alien oder eins der Sequels gesehen hat) unter Leitung des Großindustriellen (?) Charles Bishop Weyland in die Antarktis, um dort die Pyramide unter dem ewigen Eis zu erforschen, die vor kurzem entdeckt wurde. Abgesehen davon, dass sich in der Pyramide die Vorformen aller prähistorischen Kulturen und ihrer Kinder vereinigen - sie muss daher die allererste aller Pyramiden, die Mutter aller Pyramiden, sein - finden sie dort fremdartige Waffen und die Reste blutiger Rituale. Am 10.10.2004 beginnt (begann?) die Jagd.
Obwohl ich es amüsant fand, dass die Leute offensichtlich in den vergangenen 25 Jahren absolut kein Interesse für Film gehabt haben, sonst würden sie ja wenigstens die facehugger erkennen, war der Film wesentlich weniger doof als ich gedacht habe. Und selbstverständlich kann ich auch dieses Detail verzeihen, bewegen wir uns doch in fiktiven, diegetischen Welten. Diese ist für einen solchen Effekte-Brenner sehr schlüssig und halbwegs wahrscheinlich erdacht. Dass die ägyptischen, südamerikanischen oder kambodschanischen Pyramiden von ausserirdischen Kulturen inspiriert wurden und auch die Schrift ein Geschenk von jenseits der Sterne ist, ist keine neue Idee, aber sie funktioniert auch hier wieder hinreichend.
Die Charaktere sind nicht total flach und schablonesk und es wird nicht zu sehr auf große Gefühle gedrängt. Die CGIs sind überzeugend und die Gemetzel zwischen Predator und Alien haben ordentlich wumm.
Als Actionkracher zum Zeitvertreib ein mehr als okayer Film.
Die Idee, den früheren/späteren Androiden Bishop hier als menschliche Originalvorlage und Auslöser der ganzen Tragödie vorzustellen, fand ich übrigens sehr hübsch. Und meine Lieblingszeile: "This is like finding Moses' DVD-collection!"
#107
Geschrieben 05. September 2006, 12:56
Die amerikanische Krankenschwester Amy geht nach einem traumatischen und für einen jungen Patienten tödlichen Fehler ihrerseits zum ersten Mal wieder in Dienst, ausgerechnet in einem englischen Krankenhaus in gotischen Gemäuern, das wegen Überalterung (?) aufgelöst und ausgeräumt wird. Zwischen ihrer eigenen psychischen Labilität und der trüben Stimmung des englischen Sommers entwickelt Amy eine spezielle Beziehung zu einem todgeweihten Mädchen. Die ist, wie alle ihre kleinen Patienten - nur die Kinderstation ist noch nicht evakuiert -, verschreckt von der Mär des "mechanischen Mädchens", das dort wohl schon länger umgeht, neuerdings aber mit ungewohnter Aggressivität.
Ich bin kein Fan, aber ich finde Calista Flockhart ganz gut, und Richard Roxburgh mal nicht in der Rolle des gender freaks zu sehen war auch okay. Der Film fängt gut an mit atmosphärischen Bildern und dem gemeinen Brechen von Knochen, und sogar die üblichen Effekte zeigen zunächst noch Wirkung. Leider verlor der Film spätestens zum Finale hin sein bisschen Überzegungskraft und auch die Zurückhaltung, die in gruselig gemeinten Filmen immer zu raten ist. Will sagen: Am Ende sieht man zu viel vom bösen Geist, abgesehen davon, dass noch mal kräftig auf die Tränendrüse gedrückt wird.
#108
Geschrieben 05. September 2006, 14:43
Jonathan Rivers verliert seine geliebte und schwangere zweite Frau Anna durch einen Unfall. Bei ihm zu Hause drehen die Elektrogeräte durch, aber weil er unwissend ist, lehnt er auch das Elektro-Medium Raymond Price ab, der behauptet, die Tote kommuniziere über das weiße Rauschen mit ihm. Dann aber häufen sich die Anzeichen, dass Anna Rivers tatsächlich über die statics spricht, und Jonathan entwickelt eine Besessenheit für die rauschenden Botschaften aus dem Jenseits. Dass dort allerdings nicht nur freundliche Wesen hausen, ist für ihn eine unschöne Überraschung.
Ich alte Spökenkiekerin hab' mich tierisch gegruselt. Da ich auch schon des öfteren bei paranormal about gruselige Soundfiles gehört und danach auch immer schlecht geschlafen habe, war es eigentlich auch keine gute Idee, diesen Film "zum Einschlafen" zu schauen. Aber ich grusel' mich ja so gerne!
Wie gesagt, bei mir hat der Film dieses Ziel recht gut erreicht. Gegen Ende wurde es ein bisschen zu unklar in erzählerischer Hinsicht und ein bisschen zu wenig subtil in bildlicher Hinsicht. Eigentlich ist es ja toll, wenn ein Film (zumal ein amerikanischer) sich nicht allzu sehr in Erklärungen und Erläuterungen ergeht, aber da kommt am Ende auf einmal einer ins Spiel, der vorher völlig uninteressant war - und ich hab' einfach nicht verstanden, wie genau der jetzt mit dem Ganzen zusammenhängt. Vielleicht war ich auch schon zu schläfrig.
Dafür fand ich die Repräsentation der Zwischenweltwesen auf bildlicher Ebene dann wieder zu dolle - die verloren durch den Distanzverlust bzw. die Gefangennahme in deutlichen Bildern irgendwie ihre Bedrohlichkeit.
Im Vergleich zu Frágiles war der hier allerdings allemal effektiver. Ich habe mit dem Fernseher im Rücken nicht sehr ruhig geschlafen...
#109
Geschrieben 12. September 2006, 12:40
Fitz hat einfach kein Glück mit den Frauen. Seine Gattin trifft sich hinter seinem Rücken mit seinem Bruder, Penhaligon knallt ihm auf den Tisch, dass sie ihn nicht liebt - und seine junge Verehrerin ist leider eine Psychopathin, die Studenten mit Stromschlägen exekutiert.
Die - nun doch nicht - letzte Folge der Cracker-Reihe ist wieder kürzer als der Durchschnitt, und irgendwie schwebt über dem ganzen eine Art Abschluss-Resignation. Nicht, dass ich die Krimi-Handlung nicht wie immer spannend gefunden hätte und die privaten Verwicklungen um den Psychologen nicht ebenso komplex und anrührend wären - aber es herrscht doch so etwas wie Endzeitstimmung, eine gewisse Langsamkeit und Müdigkeit.
Wie gesagt: dennoch steht dieser Film qualitativ nicht hinter seinen Vorgängern zurück.
Und gerade DVD ausgemacht und ZDF an: da läuft ein neuer "Fitz" - doch noch mal welche gedreht. Na, da freu' ich mich doch drauf!
#110
Geschrieben 12. September 2006, 13:33
Zeus begattet in Form eines Goldregens die schöne Prinzessin Danae von Argos. Das Ergebnis daraus, Perseus, wird vom Opa samt Mama in einem Holzkasten auf's Meer geschickt.
Trotzdem oder gerade drum wächst er ungeachtet der Anfeindungen verschiedener weiblicher Gottheiten zu einem mäßig attraktiven, aber sportlichen und ehrgeizigen Helden heran. Zum 18. kriegt das rich kid vom Papa einen unsichtbar machenden Helm, ein Schwert, das Marmor schneiden kann, und ein blitzeblankes Schild, das auch als Spiegel dient.
Als nächstes verliebt sich der Jungspund in die verfluchte Andromeda. Er fängt sich ein fliegendes Pferd (warum der Papa ihm das nicht geschenkt hat...) und errettet die Prinzessin vom einen Ärgernis, nur um gleich das nächste zu erregen - das heisst, eigentlich ist es die Schwiegermama, die ihren Mund nicht halten kann. Jetzt darf Perseus nicht nur nicht 'ran, er muss auch noch erst hierhin (zu den stygian witches) und dorthin (zur Medusa) - inzwischen hat er auch noch eine nervtötende mechanische Eule am Hals - , um schließlich die Gattin vom feuchten Grab im "Kraken"-Magen zu bewahren. Und am Ende jubeln alle dem Pferd zu - na toll.
Der Film ruft langvergrabene Erinnerungen wach. Bei erneuter, erwachsener Sichtung verliert der Film leider so einiges von seinem Charme... Natürlich sind Harryhausens Kreaturen noch immer entzückend, aber die Tatsache, dass die Drehbuchschreiber die halbe griechische Mythologie um diese Effekte herumgedengelt haben, trägt nicht zur atmosphärischen Dichte bei. Eher wirkt es wie eine altmodische Geisterbahn - es knarrt, es ächzt, es staubt - und die einzelnen Szenen stehen ein bisschen zu lange. Auf die Dauer war es nur noch Willenskraft, die mich bei der Stange hielt - und Loyalität, denn wahrscheinlich war es dieser Film, der mein Interesse an der griechischen Mythologie geweckt hat. Das darf ich nur niemandem erzählen.
#111
Geschrieben 19. September 2006, 14:35
Die Militärgattin, Hausfrau und Mutter Christine Penmark muss auf Grund sich ansammelnder Indizien den Verdacht entwickeln, dass ihre allzu folgsame Tochter Rhoda hinter ihrer Engelchen-Fassade einen eiskalten, erbarmungslosen Charakter verbirgt. Nicht nur verschiedene Todesfälle in der Umgebung des Mädchens, auch ein dunkles Geheimnis in ihrer eigenen Lebensgeschichte veranlassen die verzweifelte Christine, zum Äussersten zu gehen.
Das kleine Mädchen ist absolut perfekt unerträglich. Dass Patty McCormack es trotz der Glanzleistung, die sie hier hinlegt, es nicht weiter als bis in die TV-Serien geschafft hat, verwundert mich. Es gelingt ihr, gleichzeitig unangenehm süß und glaubwürdig charmant und im nächsten Augenblick herzlos und vor ungezähmter Aggression überschäumend zu sein, so dass ich als Zuschauerin sogar um die Mutter Sorge trug, die doch als Erwachsene dem 8jährigen Mädchen gewachsen sein sollte.
Überhaupt sind es vor allem die schauspielerischen Leistungen, die diesen Film tragen - denn zeitweise wirkte er auf mich wie für die Bühne geschrieben. Die Art, wie eine Person im Bild über eine andere spricht, als könne sie es nicht hören, wie Geschehnisse in klassischer Mauerschau nicht in Bildern, sondern von Betrachtenden in Worten erzählt werden, und die alleinstellenden Monologe der verschiedenen Charaktere ließen den Film manchmal unfilmisch, statisch erscheinen. Aber wie gesagt: die schauspielerische Leistung, die in den genannten Monologen und auch sonst dargebracht wird, macht diese Betulichkeit wett. Wie die Mutter zwischen dem Grauen der Bewusstwerdung und der irrationalen, instinktiven Liebe zu ihrem eigen Fleisch und Blut aufgerieben wird und sich langsam auflöst, verstärkt die Angst um sie, denn ihre Tochter scheint in ihrer Gefühlskälte und Zielstrebigkeit so viel stärker und mächtiger als sie.
Auch die Mutter des Jungen, dessen Tod die Kette von Ereignissen anstößt, hat ihre Momente, wenn sie betrunken und voller böser Ahnungen bei Christine aufläuft (der Mann dazu taucht zwar nur zwei Mal kurz auf, aber der berührte mich mit seiner kleinen, traurigen Hilflosigkeit fast noch mehr als seine aktive Angetraute).
Es ist wohl einer zeitgenössischen (?) Diskussion um nature vs. nurture zu verdanken, dass den Ereignissen Motive bzw. Gründe zu Grunde gelegt werden, die der Handlung eher etwas ihrer Eindrücklichkeit nehmen als dazu beizutragen. Wie viel gruseliger wäre es, wenn es gar keine Erklärung für das mangelnde Mitgefühl des Kindes gäbe! Aber der Gedanke ist vielleicht doch zu modern für diesen Film.
Immerhin findet bereits eine wissenschaftliche Erkenntnis Erwähnung, die heutzutage für Serienkiller à la Ed Gein als fast vollständig bewiesen gilt: dass nämlich eine traumatische Verletzung des Gehirns, und zwar der Schläfenlappen (wenn ch mcih recht erinnere), für einen Mangel an Empathie und Aggressionskontrolle verantwortlich sein kann.
Dass Bad Seed sich lieber auf eine biologisch-genetische Begründung zurückzieht, schwächt seine Wirkung meines Erachtens ab. Nichtsdestotrotz ein echter Klassiker!
#112
Geschrieben 20. September 2006, 10:09
Schauspielkunst? Klamottengeschmack? Echt heisse, rasante Action? Durchdachte, komplexe Story? Ausreichendes Budget? O-Ton? Emotionaler Soundtrack? Wirbelnde Kameraführung und suggestiver Schnitt?
Overalls. Bea Fiedlers Möpse. René Wellers Schnauz. Peter Althofs Bein. Und die Volksbank Knoblauchsland.
#113
Geschrieben 21. September 2006, 12:31
Eddie, George und Lloyd kehren nach dem Ersten Weltkrieg aus Europa in die Vereinigten Staaten zurück - zu unterschiedlichen Lebenssituationen. Unser Held Eddie bekommt nicht den versprochenen Job in einer Autowerkstatt und das Mädchen, das ihm den ganzen Krieg über schrieb, ist leider noch Highschool-Schülerin. Den vermissten Erfolg wittert Eddie wie viele andere im bootlegging - das Prohibitionsgesetz macht es möglich, mit wenig Aufwand und Können viel Geld jenseits der Legalität zu verdienen. Diese Tätigkeit führt die drei ehemaligen Kameraden wieder zusammen, aber nicht alle von ihnen ins Glück.
Ich könnte den Film auch aushalten ohne das reisserische und plakative voice-over, das diese Gangsterstory immer am Zügel des Hays-Codes führt. Die drei Männer (von den Frauen ganz zu schweigen) sind schon etwas, was ich "Schablonen" nennen würde - der ganz liebe Jurist Lloyd mit der leuchtend weißen Weste, der ganz fiese, intrigante und ich-bezogene Gangster und gnadenlose Killer George und Eddie, der Mann mit dem goldenen Herzen, den nur die wirtschaftliche Misere in die Kriminalität getrieben hat, der aber für das wahre Glück und die Chance der nächsten Generation auf eine besseres Zukunft sein Leben gibt. Das darf er dafür dann auch auf den Stufen einer Kirche tun, immerhin.
Und doch, und doch... Humphrey Bogart ist in seiner kleinen Rolle als seelisch und körperlich mickriger Verbrecher schön unausstehlich - sein typisches Zähnefletschen passt hier sehr gut zur Rolle. Und James Cagney - nun, ist James Cagney. Er ist lean and mean, klein, zäh, bissig - und manchmal so anhänglich und traurig wie ein geprügelter Hund. Mit seinen großen, verhangenen Augen und dem kecken Grinsen läuft er - vor allem im schwarzen Anzug - noch heute jedem jugendlichen Hollywood-Schönling den Rang ab. They just don't make 'em like that anymore...
Ein Zeitdokument von einem Zeitdokument, so nehme ich diesen Film. 1939 erzählte der Film dem amerikanischen Publikum deren eigene nationale Geschichte - nebenbei wurde mit der Gewalt und der Spannung des Gangsterfilms auch noch gründlich die Botschaft "Crime doesn't pay" verkauft. Heute zeigt der Film dem geneigten Zuschauer nicht nur die Geschichte der 20er Jahre, sondern auch die Geisteshaltung Hollywoods der 30er und 40er Jahre.
Wenn auch eine Wiederverwertung einer bereits bekannten Erzählung, ist er dennoch recht gelungen. Aber vielleicht spricht aus mir auch die Nachsicht mit dem "jungen" Medium...
#114
Geschrieben 22. September 2006, 11:32
Geschwister sein ist schwer. Jane und Blanche Hudson können davon ein Lied singen - in der Kindheit war es Jane, die alle Blicke auf sich zog mit ihrem Gesangs- und Tanzauftritt, später war es Blanche, die in Hollywood Erfolge feierte und ihrer Schwester Schutz und Stütze sein musste.
Dann ereignete sich ein Autounfall, der nach Mordversuch aussah. Seitdem leben die Schwestern - Blanche im Rollstuhl, Jane an der Flasche - gemeinsam in einem Haus und quälen einander, wie nur Geschwister das können. Die Krise eskaliert, weil beide Frauen verzweifelt versuchen, ihre Lebenssituation nach eigenen Vorstellungen zu verbessern.
Es ist wieder Bette Davis, die old broad, die herzergreifend in ihrer Klein-Mädchen-Rolle hängengeblieben und nicht über das merkwürdige Verhältnis zu ihrem Vater hinweggekommen ist. Mit ihrer bröckelnden Stimme, ihrem überschminkten Gesicht und dem für eine alte Dame unpassenden Auftreten in Rüschchenkleidern und mit kokettem Augenaufschlag ist sie gleichzeitig lächerlich, gruselig und mitleiderregend.
Joan Crawford ist natürlich auch nicht schlecht - sie mimt das scheinbare Opfer, das mit seiner betonten Hilflosigkeit und der beständigen Gutwilligkeit subtiler, aber nicht weniger effektiv ihr Gegenüber tyrannisiert.
Ich erinnere mich daran, den Film in meiner Jugend gesehen zu haben. Wie sich die Perspektive ändert! Natürlich war für mich damals ganz klar, das Jane die Hexe ist, die mörderische Verrückte. Als sich am Ende herausstellte, dass die Bosheit in dieser Familie gleichmäßig verteilt ist, war ich ziemlich verwirrt und dazu bewegt, in Zukunft auch in Filmen nicht mehr nach dem ersten Eindruck zu urteilen (so kann Kino zu einer besseren Menschheit beitragen...).
Natürlich sah ich den Film jetzt nicht nur mit erwachseneren, sondern auch mit wissenden Augen. Dennoch denke ich, dem aufmerksamen Blick entginge es auch beim ersten Sehen nicht, dass Blanche ihre eigene, Unschuld vortäuschende Methode hat, ihrer Schwester das Leben schwer zu machen. Das wiederholte Klingeln der Hausklingel immer dann, wenn Jane mal Licht am Ende des Tunnels sieht, die vorgeschützte Milde und Liebe, der sie ihrer Schwester unter die Nase reibt, dass sie zuletzt den größeren Erfolg hatte... Janes Angriffe sind direkt und aggressiv, Blanche dagegen schleichend wie Gift und passiv-aggressiv.
Es ist klar: die Hassliebe zwischen den Schwestern fesselt mich. Mag der Film auch atmosphärisch nicht so dicht sein wie sein Nachfolger Hush hush..., in mancher Hinsicht scheint er mir realistischer - nein, ein unangebrachtes Wort: glaubwürdiger, lebensnäher, vielleicht.
Auch wenn Sid&Nancy noch unsere Faszination auf sich fokussieren - der Film ist wohlaufgefrischt vor meinem inneren Auge.
#115
Geschrieben 22. September 2006, 14:54
Jaja, der Monroe ihre dicken Hupen...
Die Tänzerinnen Lorelei Lee und Dorothy Shaw gehen auf Europa-Tour... mit dem Geld von Loreleis millionenschweren Verlobten Gus. Während Lorelei ihr Glück in den Geldbeuteln der Männer vermutet, ist die burschikose Dorothy recht "naiv" und sucht einen Mann mit Charakter... oder wenigstens gutem Aussehen.
Marilyns Mimik wirkt - auf mich, heute - ein bisschen übertrieben, aber sie ist in diesem Film einfach all' das, was ihren Mythos ausmacht: tight angezogen, beweglich, anschmiegsam und niedlich. Abgesehen von den reinen Äußerlichkeiten ist mir dieser Typ Frau nicht unbedingt sympathisch - ich meine den Typ, der sich auf eben jenen Körperlichkeit verlässt und bei Männern einen Beschützerinstinkt auslöst. Vom Charakter her neige ich selbst eher zu Dorothy... viele Männer = viel Spaß, und der Richtige ist der, der im entscheidenden Moment zu dir steht.
Vielelicht bin ich von Billy Wilder verwöhnt, vielleicht ist meine Erinnerung an den Film bunter und wilder - ich fand ihn nicht so witzig und spritzig wie erwartet. Oder vielleicht war ich auch einfach nur müde.
Das Highlight des Films - abgesehen von der irrsinning geilen Garderobe Marilyns und natürich dem tollen Song "Diamonds are a girl's best friend" - ist Loreleis Argumentation, warum es okay ist, dass sie einen reichen Mann heiraten will:
Zitat
#116
Geschrieben 25. September 2006, 15:14
Der "korean-american" Harold und der "indian-american" Kumar verbringen einen Abend wie sonst auch auf der Couch beim Kiffen. Von den munchies getrieben, machen sie sich auf den Weg zum perfekten Burger - bei White Castle. Wie es so geht in Teenager-/Kiffer-Komödien, stellen sich den zwei Verpeilten die unterschiedlichsten Verführungen und Hindernisse entgegen, deren Überwindung sie letztendlich auf eine höhere Stufe des Menschseins erhebt.
Ich kann nicht von mir behaupten, dass ich ein Fan von Kiffer-Filmen bin. Ich bin kein hardliner, aber so richtig witzig finde ich das einfach nicht.
Auch bei diesem Film hat es ein Weilchen gedauert, bis mir die zwei Hänger sympathisch wurden und ich mit der Grundsiutation meinen Frieden geschlossen hatte. Auch, dass die beiden Jungs natürlich innerhalb einer Nacht eine Entwicklung durchmachen, für die andere - insbesondere Dauerkiffer - eine gute Dekade brauchen, könnte ich dem Film böswillig als Nachteil anrechnen...
Aber weil der Witz teilweise so schön über die Grenze des guten Geschmacks und vor allem der political correctness hinwegschiesst und die Situationen so abstrus und märchenhaft werden, konnte bzw. musste ich schließlich doch lachen. Als Kiffer-Märchen kann ich dem Film seine ausgetretenen Pfade verzeihen und das happy end genießen.
#117
Geschrieben 25. September 2006, 17:12
Tom Powers ist schon 1909, als noch "alles gut" war, ein böser Bube. Von frühester Jugend an ein krimineller Charakter, arbeitet er mit seinem Freund Matt Doyle langfristig an einer Verbrecherkarriere. Als die Prohibition kommt, haben sie bereits schlechte Erfahrungen mit schmierigen Hehlern gemacht, finden aber im irischen Fels in der newyorker Brandung Paddy Ryan einen vertrauenswürdigen Partner.
Doch das unruhige Leben des bootleggers birgt Gefahren. Selbst wenn Tom nicht mit seinem Bruder Mike, einem gesetzestreuen Veteran des Ersten Weltkrieges, in einem Clinch zwischen Konkurrenzkampf und Ringen um Anerkennung läge, könnte seine Geschichte kaum ein gutes Ende nehmen.
Dank des Studiums war mir dieser Ur-Klassiker bereits bekannt - und bei der Erinnerung an den Schlusses standen mir kurz vorher noch die Haare zu Berge.
James Cagney - an anderer Stelle schon in höchsten Tönen gelobt - wirkt zu Beginn des Films ein wenig affektiert und goutriert sich etwas unbeholfen durch die Pubertät, als sei der Film erst gestern vom Theater unabhängig geworden. Gegen Ende allerdings läuft er zu ziemlicher Hochform auf, droht, zischt, schlägt und säuft sich dem üblen Höhepunkt, dem Verlust seines Freundes Matt und einer der großartigsten Zeilen der Filmgeschichte entgegen:
Zitat
Zwar schlägt auch hier die strenge Ägide des Hays-Code zu Buche - doch hinter aller moralischen Verbrämung packt zumindest mich als modernere Zuschauerin mehr das Mitleid als der Abscheu. Das Abgleiten in die Illegalität wirkt mehr von außen, von einem autoritären, hilflosen Staat gefördert als von den schon als verloren dargestellten Perönlichkeiten der Protagonisten. Und das Ende, das Tom nimmt, sowie das Leid, das seiner Familie daraus erwächst, scheint eher mehr Gewalt zu fördern - so jedenfalls deute ich den Blick des Bruders Mike, als er erschüttert aus dem Bild wankt.
#118
Geschrieben 02. Oktober 2006, 09:30
Haddonfield/Ill., Halloween 1963: Der 6jährige Michael Myers ersticht seine ältere Schwester, nicht nur ohne ersichtlichen Grund, sondern auch ohne erkennbare Reue. Er wird natürlich eingewiesen.
15 Jahre später, Halloween 1978. Michael Myers kann aus der Anstalt fliehen, weil niemand auf die Warnungen seines resignierten Psychiaters Dr. Sam Loomis gehört hat. Zurück in Haddonfield zieht Michael Myers, jegliche Grenzen des menschlichen Vermögens hinter sich lassend, eine blutige Spur durch sein Heimatstädtchen - auf der Suche nach einem ganz bestimmten 17jährigen Mädchen, Laurie Strode, geht er über Leichen.
Ich denke, ich brauche nicht darüber zu schreiben, wie gut dieser Slasher-Klassiker ist. Angefangen vom POV-Anfang, der umso schockierender wirkt, nachdem dem Killer demaskiert wird und es sich um einen kleinen Jungen handelt (dem Zuschauer das quasi-tabuisierte Gewaltpotential von Kindern aufzwingend, siehe auch Bad Seed), über den Grusel der High-School-Mädchen, mitten in ihrem Alltag verfolgt, bedroht und einer unkontrollierbaren Gewalt ausgesetzt zu sein (vor allem für das Mauerblümchen Laurie das beängstigende männliche Prinzip repräsentierend), bis hin zum offenen Ende, bei dem der eben noch menschliche Gegner mit seinem Verschwinden nach 6 Treffern aus einer Pistole zu einem übernatürlichen Phänomen wird (Sequels und die mediale Unsterblichkeit sichernd).
Was wohl zu diskutieren ist - wie ich am Wochenende nach der Sichtung feststellen durfte - ist die Frage: Gewinnt oder verliert der Film durch die kurze Demaskierung Michaels am Ende?
Ich selbst finde, er gewinnt. Gut, der Film würde nichts verlieren, wenn es die Szene nicht gäbe, I'll give you that. Und ja, vielleicht liegt es daran, dass ich den Film jetzt zum ersten Mal sah. Nichtsdestotrotz traf mich die Szene genau am richtigen Punkt: ich wollte Michael Myers erwachsenes Gesicht sehen, meine Neugier wurde befriedigt - aber nicht vollkommen, denn im Dunklen und im Gewühl und in so kurzer Zeit kann man sich dieses Gesicht nicht wirklich einprägen. Und für mein Empfinden steigert es den Grusel (wenn man bei diesem Film von Grusel sprechen kann), dass dieser Killer, der nur the shape genannt wird, doch eigentlich ein Mensch ist.
Es ist so einfach, einem Wesen, das anders ist als ich, all die schlechten Eigenschaften zuzuschreiben - Kaltherzigkeit, Blutdurst, Mordgier. Aber ein Mensch - ein Wesen, dass doch zumindest biologisch zu meinesgleichen zählt, mit dem ich also etwas gemein habe? Und selbst, wenn es zum Ende so scheint, als ließe dieses Wesen die Gesetze der Physik und Biologie hinter sich, denen es wie ich unterlegen sein sollte - auf mich wirkt das beeindruckender, als wenn dieses Wesen von vorneherein un/übermenschlich ist.
Aber was gruselig ist, ist ja von Mensch zu Mensch verschieden...
#119
Geschrieben 02. Oktober 2006, 10:27
Laurie Strode hat ihre beiden Schützlinge zu den Nachbarn geschickt, um die Polizei zu rufen. Hinter ihr steht Michael Myers, the shape nach einem beherzten Messerstich ihrerseits wieder auf. Dr. Sam Loomis rettet sie mit ebenso beherzten 6 Schüssen aus seiner Kanone. Und trotzdem: Michael Myers bleibt nicht auf dem Rasen liegen...
Nein, statt dessen sucht er weiterhin das geplagte Städtchen Haddonfield/Ill. an diesem 31. Oktober 1978 heim. Während Laurie im Krankenhaus sein mörderisches Interesse wach hält, werden auch Nichaels Verfolger zu einer Gefahr für die ortsansässige Jugend - siehe Ben Tramer, ehemals Lauries love interest, der zugunsten des Krankenwagenfahrers Jimmy leider durch eine Verwechslung unschön sein Leben zwischen Polizei- und Krankenwagen lässt...
Das direkte Wiederaufgreifen der story in wirklich genau der letzten Szene des Vorgängers ist der einzige Kunstgriff, den man diesem Film zuschreiben darf. Danach ist er einfach nur das, was er zeigt: eine lange Nacht.
#120
Geschrieben 02. Oktober 2006, 15:12
Der arbeitslose Nada driftet nach L.A. (?) hinein auf der Suche nach Arbeit. Durch eine Verkettung von Umständen stößt er auf die Zentrale einer subversiven Organisation, die gegen die kapitalistische Grundhaltung und die kontraproduktive Trägheit der Menschen TV-Programme stört. Als die staatlichen Truppen mit unerwarteter Gewalt gegen die in anderer Hinsicht wohltätige Gemeinschaft vorgeht, rettet er sich eine Kiste aus deren Besitz - eine Kiste mit Sonnenbrillen. Die sehen nicht nur abgefahren cool aus (für die 80er), sondern enttarnen auch sämtliche mediale Äußerungen als domestizierende Befehle einer außerirdischen Macht. Die Augen geöffnet, schließt sich Nada dem verzweifelten Kampf im Untergrund an.
Der Subliminal-Wahn, von der Iss-Popcorn-trink-Cola-Studie erstmals an die Oberfläche gebracht, scheint an ein tiefsitzendes Misstrauen der Menschen gegenüber jeglichen Medien zu rühren. "Wenn sie uns schon mit dem Offensichtlichen bewegen, anregen, verführen oder beruhigen können - was können sie dann erst mit dem tun, was wir nicht wahrnehmen können?" In Carpenters Dystopie ist allerdings überlegene außerirdische Technologie vonnöten, eine quasi Hypnose, damit die Botschaften nicht bewusst wahrgenommen, aber doch lämmergleich befolgt werden.
Doch auch wenn es Aliens sind, das Bild, das Carpenter von der Menschheit zeichnet, ist nicht optimistisch. Nicht nur, dass unser ganzes komplexes Leben durch so einsilbige, simple Anweisungen angestossen und kontrolliert werden kann - nein, in der 2. Hälfte des Films brauchen wir nicht einmal die Sedierung, um den Aliens zu Diensten zu sein. Für kurzfristiges, egoistisches Glück verkaufen wir uns willig an fremde Herren.
Nicht nur das stets aktuelle Thema Verblödung und Tod des Individuellen durch Massenmedien macht diesen Film zeitlos gut. Er braucht zwar ein bisschen Anlauf, aber nachdem Nada erst einmal die Sonnenbrille aufgesetzt hat, gewinnt er an Tempo. Witz und Action reichen sich die Hand, besonders in der ca. 10minütigen Prügelszene von Nada und Frank. So hartnäckig und verbissen kommt nicht einmal Rocky 'rüber!
Von der Arbeiterromantik am Anfang bis hin zum Heldentod am Ende ein rundes Stück Film.
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