Die andere Meinung
#121
Geschrieben 04. Oktober 2006, 13:11
Seit die kleine Anna miterleben musste, wie ihr Vater - welcher Jack the Ripper war - seine Mutter nach deren Erkenntnis kaltblütig am heissen Ofen niederstach, verfällt sie beim Flackern von Licht auf Edelstein oder Metall in Trance. Wenn ihr dann noch ein Schmackes auf die Backe gedrückt wird, greift sie zum nächstbesten spitzen Gegenstand und dolcht, was ihr in die Quere kommt. Zuerst ist es ihre Ziehmutter, die Anna für ihre Fake-Seancen heranzieht und diese im Anschluss auch noch an einen Mann verscherbeln will. Dr. Pritchard, der besagte Betrügerin eigentlich enttarnen wollte, nimmt die kleene Blonde ohne große Bedenken bei sich auf, wo sie als nächstes das Zimmermädchen meuchelt. In seiner Hybris, die neuerfundene Psychoanalyse könne das Problem lösen - und der Zweck heilige die Mittel - , lässt der Doc dem schizophrenen Mädchen ein bisschen zu viel Freiraum, was zwei weitere Frauen das Leben kostet. Erst, als er selbst sich den Dorn aus der Seite ziehen muss, begreift er, dass manche Kräfte stärker sind als die Ratio.
Auch wenn meine Inhaltsangabe jetzt doch ein bisschen humoristisch ausgefallen ist, der Film ist kein Trash. Nein, eigentlich ist er ein recht solider Psycho/Mystery-Thriller. Zwar gemahnt die story in mancherlei Hinsicht an Marnie, aber man könnte ja auch von Schlechteren klauen... Außerdem fand ich es bemerkenswert, wie weit der Zuschauer darüber im Unklaren gelassen wird, ob Anna nun auf paranormale Weise von ihrem Vater besessen ist oder ob sie eben im fachlichen Sinne schizophren ist - also die Stimme ihres Vater ihren Ursprung in ihrem eigenen Kopf hat.
Davon abgesehen ist der Film in keiner Minute (vielleicht mal in 'ner Sekunde) langweilig und gespickt mit dem feingeistigen Humor der Briten. Alles in allem ein rundes Juwel der Hammer-Kollektion.
#122
Geschrieben 04. Oktober 2006, 14:25
In einem Städtchen in New Mexico entläuft ein Leopard bei einer missglückten Marketing-Aktion für die erfolglose Sängerin Kiki... bald darauf fällt dem Biest das erste junge unschuldige Mädchen zum Opfer. Von Schuldgefühlen geplagt, unterstützen Kiki und ihr PR-Agent/Freund Jerry die Stadtbewohner bei der Jagd auf das Tier. Doch bei den nächsten Opfern stellt sich die Frage, ob es überhaupt der Leopard war - oder doch ein menschlicher Trittbrettfahrer?
So schwierig es ist, diesem Film mit einer Zusammenfassung gerecht zu werden, so schön ist es immer wieder zu sehen, wie ein Val-Lewton-Film dem reisserischen Titel inhaltlich treu ist, jedoch jeder voreingenommenen Erwartung eine lange Nase dreht.
Faszinierend ist an diesem Schwarz-Weiß-Wunderwerk nicht nur die für die Entstehungszeit merklich neue Thematik des Mörders mit kink in his brain... die reine Handlung könnte heute als herkömmlich bezeichnet werden - ein whodunnit mit Psycho-Kick. Aber selbst heute erfreut der Leoparden-Mann noch mit einer ungewöhnlichen Erzählstruktur und der Atmosphäre von Bedrohung, die viel tiefer geht als die Oberfläche - die Jagd auf ein fehlplaziertes Stück Wildnis - sehen lässt. Da brodelt es in der Finsternis von nächtlichen Straßen und in den Köpfen moderner, aufgeklärter Menschen.
Wovon ich eigentlich zuerst sprechen müsste, hätte mich nicht die Begeisterung für die sinistre Stimmung gepackt, ist die assoziative Erzählung, bei der sich Protagonistinnen sozusagen die Klinke in die Hand geben. Wir sehen unsere blonde Entertainerin bei ihrem fatalen Auftritt mit dem Leopard (der eigentlich ein schwarzer Panther ist, aber egal), folgen dann der Konkurrentin Clo-Clo auf ihrem Heimweg, vorbei am Fenster von Teresa Delgado, bei welcher wir bis zu ihrem vorzeitigen und unglaublich ergreifenden Tod bleiben (ihre mamacita lässt sie aus pädagogischen Gründen zunächst nicht ins Häuschen - und dann fließt schon Blut...). So nimmt die Geschichte den Zuschauer immer wieder mit zu neuen Personen, von einem zum anderen springend wie ein Floh, um doch stets zu den Initiatoren des Unglücks zurückzukehren, Jerry und Kiki, deren Entwicklung von (scheinbar) coolen, harten Karrieremenschen ohne Gewissen hin zum mitfühlenden, liebevollen Paar mit Verantwortungsgefühl dem Ganzen quasi einen Rahmen gibt.
So muss man bei diesem Film jeglichen arroganten Glauben an Vorhersagbarkeit fahren lassen und sich in jeder Szene voll auf die Personen konzentrieren - denn sie alle haben voll ausgebildete Charaktere und könnten das nächste zu beweinende Opfer sein.
Mit seinem breitgefächerten Personal spricht der Film auch über viele der kleinen und großen Verletzungen, die Menschen sich gegenseitig zufügen können - von der geschwisterlichen Neckerei über den harten Konkurrenzkampf im Show-Business, wo des einen Verlust des anderen Gewinn ist, und weiter über den lustbringenden Mord an verängstigten Frauen bis hin zur zeremoniellen Buße, die eine ganze Stadt jährlich tut für die Ausrottung eines ganzen Indianerstammes durch die spanischen conquistadores.
Über allem tanzt ein Spielball auf einer Fontäne, Sinnbild für das Schicksal, dessen Walten uns kleinen Wesen ob seiner gewaltigen Größe unbekannt und nur selten wahrnehmbar bleibt. Bemerkenswert die unterschiedlichen Umgangsweisen mit diesem Schicksal - so fühlen sich nur die beiden "moderneren" Protagonisten Kiki und Jerry verantwortlich für das, was das Schicksal aus ihrer Aktion mit dem Leopard macht, während Clo-Clo, die mit ihren Castagnetten mindestens ebensoviel dazu beiträgt, keinen Gedanken daran verschwendet. Sie hat sich den unterschwelligen Strömungen des Schicksals schon lange hingegeben - das sieht man an ihrem regen Kontakt mit der Kartenlegerin.
Hach - toll, einfach toll, was in diesem Film steckt!
(Im Leopard Man Charlie How-Come erkannte ich außerdem mit Freuden Lefty, Humphreys Handlanger aus den Roaring Twenties. Schön, alte Bekannte zu sehen!)
#123
Geschrieben 05. Oktober 2006, 11:26
Der nette Ur-Amerikaner Oliver Reed (sic!) verliebt sich Hals über Kopf in die serbisch-stämmige Irena Dubrovna, die ein merkwürdiges Verhältnis zu Katzen hat. Sie ist zwar fasziniert vom schwarzen Panther (unser alter Bekannter aus dem Leopard Man) im Zoo, doch teilt sie wohl die Ansicht des Zoo-Wärters, dass es sich bei ihm um einen "evil critter" handelt. Und auch sonst steht sie mit Tieren auf Kriegsfuß. Trotzdem heiratet Ollie die süd-europäische Schönheit - nur leider lässt sie ihn nicht 'ran. Sie glaubt nämlich, dass sie sich bei Erregung - sexueller oder anderer Natur - in eine reißende Bestie verwandelt.
Dass das keine gute Basis für eine glückliche Ehe ist, vor allem, wenn man eine so charmante und toffe Freundin wie Alice hat, wird Ollie bald klar, da hilft auch der aalglatte Psychiater Louis Judd nichts. Doch mit der Entscheidung für die wahre Liebe geht das Unglück erst los.
Wieder ein fesselndes, dichtes Meisterwerk aus dem Hause Lewton - und der erste, der so nah an der Erwartung bleibt, die der Titel generiert. Zwar handelt es sich hierbei auch eigentlich um ein Psychodrama, das über menschliche Ängste und Unzulänglichkeiten philosophiert, aber in den bedrohlichsten Szenen, in denen Irenas innerer Schweinehund... äh, die innere Raubkatze, ausbricht, wird bis zur letzten Szene nichts eindeutig. Erleidet sie "nur" Wutausbrüche oder verwandelt sie sich tatsächlich in ein panther-ähnliches Wesen? Die Schatten lassen auch die parapsychologische Deutung zu.
Die nächtlichen Verfolguns- und Bedrohungsszenen sind effektiv und schaffen den thrill, die größte Stärke des Films liegt aber nicht in einzelnen affektiven Momenten, sondern in der grüblerischen Stimmung, die quasi als basso continuo dem Film unterliegt.
Erst einmal ist natürlich die Figur der Irena interessant, die in ständiger Furcht vor der Gewalt ihrer eigenen Emotionen lebt. Die weibliche Sexualität ist schon immer mystifiziert und dem Patriarchat unheimlich gewesen, und nicht von ungefähr ist es ein christlicher (katholischer) Heiliger, der den Gegenspieler gibt ihrer heidnischen Vorfahren. Irena hat das Misstrauen gegenüber der urtümlichen Kraft des Weiblichen und die Restriktivität der christlichen Religion verinnerlicht, worunter ihr Gatte Ollie, der sicher trotz aller Modernität auch ein typisch amerikanischer "guter Christ" ist, doch über die Maßen leidet. Wenigstens ein bisschen dürfte Irena ihren Emotionen nachgeben... Die Rolle des Psychiaters Dr. Judd macht dagegen eine freudianische Umdeutung von Irenas Hysterie möglich: die Angst vor ihrem ES ist so groß, dass sie ihrem ÜBERICH zu keiner Zeit gestattet, die Zügel aus der Hand zu geben.
Von der Seelenanalyse abgesehen jedoch sinniert der Film auch effektiv darüber, wie nah sich Menschen kommen können, ohne sich doch zu kennen. So ist Ollie eng mit Alice befreundet und sieht doch nicht, dass sie ihn liebt - und dass das, was er als reine Freundschaft empfindet, die Basis für eine gesunde Liebe ist. Statt dessen heiratet er eine Frau, die ihn mit ihrem süd-europäischen Mysterium fasziniert, gerade weil er sie nicht "kennt", sie nicht durchschauen und verstehen kann... Und selbst, als er glaubt, sie zu kennen, muss er erkennen, dass sich in ihrem eigentlich sanften Wesen finstere, gewalttätige Tiefen herrschen (mal abgesehen davon, dass er sie auch im biblishcen Sinne nicht "erkennt"...).
Mal wieder einer, über den ich lange denken und schreiben könnte. Ich belasse es hierbei. Grandios!
#124
Geschrieben 09. Oktober 2006, 08:32
Ja, es kommen wieder Ollie und Alice drin vor, und ja, es kommt auch Irena drin vor. Aber sonst hat dieser Film - wie wir es ja jetzt schon von unserem Val Lewton kennen und lieben - so gut wie nichts mit dem "Vorgänger" Cat People zu tun, und eigentlich auch nix mit den cat peopleaus dem eigenen Titel, die ja zugegebenermaßen im prequel eine Rolle spielten.
Ollie und Alice sind schon ein Weilchen verheiratet, sind auf's Land gezogen und haben sich fortgepflanzt. Ihre kleine Amy ist ein Mädchen mit überschäumender Phantasie, aber wenig gleichaltrigen Freunden. Das macht dem Vater Sorgen, weshalb er versucht, mit hilflosen, bald verzweifelten Methoden seine Tochter nach seinem Geschmack zu erziehen. Das Geheimnis, dass er um seine erste verstorbene Gattin macht, hilft dabei ebenso wenig wie die verschrobene alte Dame von nebenan, die ihre eigene Tochter verkennt und Amy noch weitere "Flausen" in den Kopf setzt.
Wie gewohnt stark in psychologischer Lesbarkeit und sinstrer Grundstimmung, behandelt dieses Erziehungsdrama die Differenz zwischen den Generationen, die Erwartungen, die Familienmitglieder aneinander herantragen, und den feinen Unterschied zwischen aus seelischer Not geborener Phantasie und Lüge.
Der mittleren, "mitten im Leben stehenden" Generation werden hier die beiden "Rand"-Generationen der
Kinder und der Senioren gegenübergestellt - die Generationen, die noch oder schon wieder die Freiheit haben, in einer anderen als der eigentlichen Welt zu leben. Die Älteste und die Jüngste werden zueinander getrieben durch das Unverständnis der Erwachsenen, doch diese Notgemeinschaft birgt für beide kein Heil. Das wahre Gleichgewicht kann nur gefunden werden im rechten Maß von Phantasie und Realitätsbindung, wie Ollie sie am Ende mit seiner Tochter Amy herstellt, indem er ihr entgegenkommt - seine Phantasie entstaubt und damit auch mal so nebenher sein Verhältnis zu seiner verstorbenen Erstfrau enttabuisiert und liebevoll uminterpretiert.
Aber eigentlich ist es ja Amy, die den ersten Schritt auf die Erwachsenen zugeht, denn sie wirft sich der verhärmten Tochter der alten, dementen Dame in die Arme - sie schließt Freundschaft mit ihr und umarmt (im Sinne von embrace) damit auch die Realität, die Möglichkeit, dass die Phantasie Dinge verzerrt.
...nachdem diese Besprechung von meiner eigentlichen Arbeit schon ziemlich in die Länge gezogen wurde, lass' ich's jetzt mal dabei und sage nur: Val Lewton hat mich nicht enttäuscht!
#125
Geschrieben 09. Oktober 2006, 15:42
Nach all' den komplexen, düsteren Klassikern der letzten Zeit mal wieder eine leichte, luftige Komödie.
Der junge Danny Noonan hat nicht genug Geld für's College und möchte deshalb gerne das Caddy-Stipendium gewinnen. Dafür muss er sich beim konservativen Richter Elihu Smails lieb Kind machen. Der regt sich fürchterlich über den Gast-Golfer Al Czervik auf - ein neureicher Prolet, wie er im Buche steht, vom phonstarken Organ bis zum karierten Jackett - und merkt dabei nicht, wie seine Nichte Lacey Underall (sic!) alles in ihr Bett zerrt, was nicht bei 3 vom Green ist. Auch der schnieke, etwas dämliche Millionär Ty Webb erliegt ihren Reizen. Der einzige, der nicht 'ran will, ist der Platzwart Carl Spackler - der ist zu beschäftigt mit der Jagd auf den fidelen und findigen Gopher,der dem Golfclub den Rasen ruiniert.
Die verwickelten Geschichten sind eigentlich Nebensache, sie dienen nur zum Anlass für absurden Slapstick und haltlosen Wortwitz. Für die echte Nostalgie haben wir die Synchro gesehen,daher weiß ich nun nicht, ob die völlig anarchisch zusammenhanglosen Sprüche ihren Ursprung im Original haben oder ein Fall von "Besserer Synchro" sind. So oder so war's ein rundes Vergnügen mti vielen damals noch jungen (in Rodney Dangerfield's Fall: überhaupt noch am Leben seiendem) Komikern. Mit den Füßen bei den Marx-Bros., mit dem Kopf schon bei Anchorman...
#126
Geschrieben 09. Oktober 2006, 16:27
Irwin Fletch schreibt unter dem Namen Jane Doe* Enthüllungsgeschichten für eine kalifornische Zeitung. Während einer Undercover-Aktion, bei der es um den Drogenhandel am Strand geht, wird er vom Millionär Alan Stanwyk angesprochen, mit auf's Haus genommen und darum gebeten, den Euthanasie-Vollstrecker zu machen - angeblich leidet Stanwyk an Knochenkrebs und will den Tod lieber schnell hinter sich bringen.
Fletch recherchiert - in ständig wechselnder Verkleidung und sehr effektiv. Er reisst die Frau seines Auftraggebers auf, findet heraus, dass die Polizei mit im Drogenhandel steckt, und kommt hinter das wahre Vorhaben des schmierigen todessehnsüchtigen.
Eine ziemlich anständige Kriminalstory in Kombination mit charmant-absurdem Humor, lässt der Film nichts zu wünschen übrig. Fletch ist smart und dreist und es mach tSpaß, ihm dabei zuzusehen, wie er seinen Feinden imemr wieder die lange Nase dreht. Abgesehen davon ist Chevy Chase auch nicht unattraktiv... wenn ich auch mit dem Grübchen im Kinn so meine Schwierigkeiten habe.
Ein Sonntagsvergnügen, der Film.
*die unbekannte weibliche Leiche
#127
Geschrieben 09. Oktober 2006, 20:00
Irwin Fletcher erbt ein Anwesen in Louisiana, von seiner lang vernachlässigten Tante. Er schmeisst seinen Job in Kalifornien und träumt sich in den Schaukelstuhl von James Mason bei Mandingo. Statt dessen findet er natürlich eine verfallene Hütte und einen unmotivierten afro-amerikanischen Haushälter vor - abgesehen vom südstaatentypischen Sumpf aus Religion, KKK und Korruption. Bald muss er feststellen, dass er unwillkommen ist - aber er ist eben der Troublemaker. Er ruht nicht (zumindest nicht ohne weibliches Betthupferl), bis er weiß, wer sein Land so dringend will, dass er dafür über Leichen geht?
Alles, was ich über Fletch gesagt habe, gilt hierfür auch - eine absolut solide noir-Kriminalgeschichte, die mit Chevy Chase' Humor kurzweilig erzählt wird. Besonders sympathisch wird dieser Film durch sein Setting in den bayous, und die Verarsche der amerikanischen Groß-Kirchen ließ mich herzlich lachen und mir den Scheinheiligen auf DVD wünschen.
#128
Geschrieben 09. Oktober 2006, 20:53
Die junge und lebenslustige Caroline leidet in ihrem Job als Hospiz-Schwester unter ihrem schlechten Gewissen, weil sie nie Frieden mit ihrem Vater vor dessen Tod gemacht hat. Eine Möglichkeit, ihr Karma aufzubessern, sieht sie in einem Arbeitsangebot tief in den südstaatlichen Sümpfen: Ben sitzt seit einem Schlaganfall im Rollstuhl und seine Frau Violet kann sich nicht alleine um ihn kümmern. Das jedenfalls sagt der ebenfalls junge und charmante Anwalt der beiden, Luke.
Caroline bekommt den Job und dazu einen Schlüssel (den skeleton key), der alle Türen im Haus öffnet. Schon bald findet sie verschiedene Dinge merkwürdig: dass im ganzen Haus keine Spiegel hängen, dass es auf dem Dachboden eine Tür gibt, die sich nicht durch besagten Schlüssel öffnen lässt, und dass Ben offenbar gar nicht so sehr körperlich wie seelisch gelähmt ist - vor Angst. Caroline ist modern genug, den alten Geschichten um Hoodoo-Priester und deren Geister skeptisch zu begegnen und sie ist entschlossen, dem alten Mann zu helfen, koste es, was es wolle.
Bevor Entgeisterte an meinem Verstand (und Funk_Doggs Stil-Zucht) zweifeln: Ich war allein zu Hause und dank der Mitlgiedschaft in meinem Fitnessclub habe ich auch kein Geld für den Film ausgegeben.
Ich möchte den Film nicht unbedingt verreissen. Er macht eigentlich keine groben Fehler - die Stimmung stimmt, die Geschichte wird ohne plotholes erzählt und den übelsten Klischees wird auch halbwegs aus dem Weg gegangen - zumindest soweit es im Rahmen der eben doch abgetragenen und herkömmlich erzählten Handlung möglich ist. Ich hätte mich auch nicht über eine Ausleihgebühr von 1,50 geärgert.
Und vielleicht waren es auch doch die Geister von Papa Justify und Mama Cecile, die mich nicht so ganz leicht haben einschlafen lassen. Also: völlig ohne Wirkung blieb der Film nicht.
Aber so richtig am anderen Ende ausschlagen kann das Pendel auch nicht. Auch wenn Hoodoo als "Nicht-Voodoo" Magie wie eine Neuentdeckung verkauft wird, sind die Wirkungsweisen und ihre Präsentation nicht neu, und in Folge dessen sind auch die Entwicklungsstufen Carolines und ihrer Beziehung zu ihrem Schützling, dessen Gattin und dem zwielichtigen love interest vorhersehbar.
Und das Ende... naja. Es scheint eine Hilflosigkeit Hollywoods zu sein, sich vom früher fast unausweichlichen happy end nun dem absoluten, aber damit ebenso kalkulierten und kalkulierbaren Gegenteil zuzuwenden. So verliert dieser twist entschieden seine Bitterkeit, weil er ebenso schlicht, ebenso unbefriedigend daherkommt, wie früher dann doch noch der Retter in letzter Minute.
Damit bleibt der Film im wenig beeindruckenden Mittelmaß, ohne Gewinne und Verluste.
#129
Geschrieben 10. Oktober 2006, 17:10
Ein weiterer Chevy Chase aus der Sammlung meines Gatten.
Clark W. Griswold will mit seiner Familie nach Wally World. Weil er aber so wenig Zeit mit den Kindern hat, zeiht er dem interkontinalen Flug eine Fahrt im Auto vor - von Chicago/Ill. nach Kalifornien.
Er könte eigentlich schon misstrauisch werden, als er beim Autohändler statt des bestellten Sportwagens eine erbsen-metallic-farbene Familienkutsche von ausgesuchter Hässlichkeit geliefert bekommt. Doch Optimist, der er ist, versucht er darin das Beste zu sehen und sich nicht den Urlaub verderben zu lassen. Genauso wie von den schrecklichen Verwandten der Gattin im breadbasket, die ihn um Geld anpumpen und ihm die unerträgliche Tante mitsamt Köter zur Mitnahme nach Phoenix aufbrummen, von deren Tod, vom Streit mit seiner Frau und einem missglückten Têté-à-tête mit einer schicken Blondine. Und auch nicht vom Frühjahrsputz bei Wally World!
Der Humor ist noch immer anarchisch, nur eins bereitet mri bei diesem Film und anderen seiner Art kein so großes Vergnügen: dass immer so viele schreckliche Dinge passieren, so peinliche und chaotische, dass es mich körperlich schmerzt und ich mich vor Unbehagen und Fremd-Scham auf dem Sofa winde. Aus dem Stoff sind bei mir Albträume gemacht!
#130
Geschrieben 11. Oktober 2006, 17:09
Rocky und Jerry wachsen gemeinsam in Hell's Kitchen auf - und zu einem Musterbeispiel dafür, wie "kleine" Entscheidungen große Wirkungen haben. Der eine entscheidet sich, für den Kumpel gerade zu stehen und wird zum Gangster, der andere lässt einen anderen für gemeinsam Ausgehecktes brummen und wird Priester. Die beiden, Rocky und Jerry, begegnen sich Jahre später wieder auf dem alten Kiez, die uralte Freundschaft der beiden nun überschattet von ihrem Ringen um das Glück im Diesseits oder Jenseits - für Rocky und die nachwachsende Generation.
Jetzt hab' ich sie gesehen, die wichtigsten Gangsterfilme mit James Cagney. Oder? Dieser hier ist jedenfalls von den bisher Gesehenen der beste. Nicht nur, weil ich ihn am stimmigsten erzählt finde, auch, weil er der erste ist, bei dessen Schluss ich tatsächlich richtig geweint habe. Allerdings habe ich ganz frei interpretiert, dass er sich bei seinem Ende so verhält, weil der Priester ihn darum gebeten hat... aber auch, wenn nicht, würde das keinen Unterschied machen. Mein James-Cagney-Fantum ist felsenfest zementiert - vor allem seine gnadenlose Zucht der Rasselbande beim Basketballspiel hat mich köstlich amüsiert.
#131
Geschrieben 12. Oktober 2006, 13:48
Jack vom Land wird an seinem ersten Tag in Shanghai gleich von Charlie angegriffen - fälschlicherweise: "Oh, ich muss dich verwechselt haben, hier greift nämlich seit Tagen einer unschuldige Frauen an!" (so oder ähnlich). Dies ist selbstverständlich eine gute Basis für eine Freundschaft zwischen dem hervorragenden Kung-Fu-Kämpfer Jack und dem schizophrenen (mal mutigen, mal feigen) Charlie.
Dann beschützt Jack den Paten von Shanghai vor einem Angriff des gierigen Japaners, der Drogen in der Stadt verkaufen will, und darf deshalb bei ihm mitmachen. Dummerweise verliebt er sich in die Schwester des Japaners, welche noch dümmererweise ihre Clanzugehörigkeit über ihr persönliches Glück stellt. Dazwischen gibt's Scharmützel mit den herbeizitierten Japanern, Italienern und Amerikanern und verschiedene Innenaufnahmen mit faszinierend schäbbigen Dekors.
Eine höchst seltsame Mischung, denn vom word go bleibt eigentlich kein Zweifel, dass dieser Film kein Geld gekostet hat und das Drehbuch aus dem Poesiealbum der kleinen Schwester des Autors zusammengekloppt wurde. Die doofen Dialoge und unsinnigen Aktionen, aus denen die Handlung sich zusammensetzt, werden jedoch unterbrochen von höchst rasanten Kampfszenen, in denen vor allem der Hauptdarsteller mit katzenhafter Geschwindigkeit glänzt. Weil ich also aus dem Staunen so gut wie gar nicht mehr heraus kam, wird dieser Klopper mir noch lange im Gedächtnis bleiben. Top!
#132
Geschrieben 12. Oktober 2006, 16:42
John Kruger ist der Beste, wenn ums Zeugenschutzprogramm geht. Schnell, effektiv, radikal. Jetzt soll er eine Frau beschützen, die mittels auf CD kopierter Daten eine Waffenherstellerfirma enttarnen will, die - Überraschung! - ihre Produkte an zahlende Kunden in aller Welt verscherbelt. Da hängen - Überraschung! - hohe Tiere und auch ein paar von Johns Kollegen mit drin.
In zwei Teilen, beides mal mit zu fallenden Augen, gesehen. Halt so 'n Action-kracher mit Arnie. Die Ex-Miss America ist auch erträglich. Von dem netten Konzept der ultra-geheimen Waffe, die da zum Einsatz kommt, war ich fasziniert. Und da ich bei so einem Film keine Stringenz oder hohe Wahrscheinlichkeitsquote erwarte, fand ich die paar kleinen Unstimmigkeiten (Sollte der Mafia-Kronzeuge nicht unerkannt bleiben? Warum spaziert er dann so mirnichtsdirnichts bei seiner familia herein und bringt sie auchncoh dazu, dem amerikanischen Staat zu helfen?) dem Spaß zuliebe hinnehmbar.
#133
Geschrieben 17. Oktober 2006, 12:58
Was tun, wenn alles scheiße läuft? Na klar: bei der Army melden! Das denkt sich John Winger und überredet mit fadenscheinigen Argumenten auch seinen ebenso desillusionierten Freund Russell Ziskey dazu, mitzumachen.
In den Barracken angekommen, schlagen sich die beiden mit ihren sympathischen, aber auf die unterschiedlichsten Arten dusseligen Kameraden und ihrem bärbeißigen Vorgesetzten Sgt. Hulka herum. Einziger Glücksmoment: die beiden einzigen Mädels der MP, die weniger Körperbehaarung haben als die Kerle. Alle zusammen dürfen sie knapp am Dritten Weltkreig vorbei zu Helden werden.
Seit meiner ersten Begegnung mit ihnen bin ich großer Fan und stets ein wenig verliebt in Harold und Bill (und auch Dan...) gewesen. Auch in dieser Armee-Komödie stänkern und blödeln sie sich deadpan durch die Grundausbildung. Gibt's eigentlich nicht viel zu zu sagen... ich habe den Film nämlich nie in deutscher Synchro gesehen und war daher völlig unberührt von der neuen und der Notwendigkeit, den Film im Original zu sehen.
#134
Geschrieben 17. Oktober 2006, 13:08
Okay: der este Russ Meyer, also historisch. Okay: ironisches Voice-over, also witzig.
Aber trotzdem ist es ein peeping tom, wogegen ich ja auch nichts habe, schließlich macht der Film keinen Hehl um seinen Zweck. Aber ich geh' ja auch nicht in Strip-Lokale.
Ich hab' nachher nur noch mit halbem Auge hingesehen und mir das Ganze als Hörspiel gegeben. Wehe, die späteren Filme haben nicht mehr Handlung!
#135
Geschrieben 18. Oktober 2006, 15:56
Eine Truppe englischer Soldaten verläuft sich im Gewirr der Gräben des Ersten Weltkrieges. Sie erobern vermeintlich feindliches Gebiet und nehmen dabei einen jungen Deutschen gefangen. Stress und Sprachbarrieren verhindern, dass sie sich warnen lassen vor etwas Großem Unbekanntem, welches sie alle töten wird - so der deutsche Soldat.
Doch nach und nach zeitigen Erschöpfung, Orientierungslosigkeit, Mangel an Funkkontakt sowie sich häufende merkwürdige Ereignisse und Geräusche ihre Wirkung und fordern Opfer - eins nach dem anderen.
Als ich damals I will dance sah (unfreiwillig, möchte ich betonen, doch positiv überrascht), wusste ich, dass Jamie Bell eine Zukunft als Star vor sich hatte. Dass er sich so intelligent vermarkten und nicht zum englischen Teenie-sell out werden würde, konnte ich allerdings nicht ahnen. Umso mehr Verehrung erntet er daher nun von mir - !
Aber auch ansonsten fährt der Film ein attraktives, ansprechendes Angebot an britischen Jung- und Erst-Schauspielern auf. Hugh O'Conor etwa hat mich schon vor einigen Jahren bei einer TV-Sichtung des großen Tagebuch eines jungen Giftmischers zutiefst beeindruckt - auch hier darf er wieder grünlich-blass und irre seine Umwelt verunsichern.
Mir selbst sind Erster-Weltkriegs-Filme bisher gar nicht so sehr oft untergekommen, aber dass dieser Krieg in der englischen Volksseele eine große Narbe hinterlassen hat, war mir schon bekannt. Was ein "Grabenkrieg" ist, hatte ich bisher nur aus Andeutungen aus frühen und mittleren Orwell-Texten bekannt - nach diesem Film verstehe ich, wie furchtbar die trenches tatsächlich waren.
Und dann kommt zum unsichtbaren Feind auf einem unüberblickbaren "Schlachtfeld" auch noch eine unbekannte Bedrohung von unten. Als seien vermodernde, im Weg herumliegende Leichen, beständiger Regen und grau-brauner Schlamm allüberall nicht schon schlimm genug, wenden sich hier auch noch Stacheldrähte gegen unsere "Helden", stehen vermodernde Leichen wieder auf und auch der Schlamm hat plötzlich Kiefern und Krallen...
Die bedrückende Atmosphäre fiel bei mir auf absolut fruchtbaren Boden, um mit der Zeit den Grusel wachsen zu lassen. Doch leider, leider, blieb etwa ab der Hälfte eine weitere Steigerung aus und ein eher mittelmäßiges, vorhersagbares Ende (nicht zuletzt, weil Jamie Bell so ein Süßer ist) kam in Sicht.
Trotzdem besticht der Film durch seine gelungen unangenehme Stimmung, Darsteller, die sich offensichtlich in einen Wahn gespielt haben, und eine generelle Zurückhaltung von allzu dickem Auftragen. Da har sich das Wühlen im Shclamm für dieses Kleinod gelohnt!
#136
Geschrieben 19. Oktober 2006, 16:08
Die Geschwister Paul und Lucy kommen anlässlich der Verleihung eines Nobel-Preises an ihren Vater zurück ins elterliche Haus in B.C. Was anfangs wie ganz normale familiäre Spitzfindigkeiten aussieht, wächst sich mit der Ankunft des Onkels väterlicherseits, Stan, mitsamt Lolita-Freundin Candy zu einer tiefschwarzen, pervers-morbiden, keine klassische Familien-Komplikation auslassende Tragikomödie aus.
Was ich niemals erwartet hatte zu sehen: ein witziger Film über Kindesmissbrauch. Mir ist klar, dass es dazu einige dezidierte Meinungen geben wird - mir persönlich hat lange kein Familien-Film mehr so fasziniert.
Da ist alles vollständig: das überkreuzte Geschlechter-Verhältnis zwischen Eltern und Kindern - Mutter und Sohn verzärteln einander, Vater und Tochter verehren einander, Sohn kann Vater nie zufrieden stellen, Mutter kann keine Nähe zur Tochter entwickeln. Die Eltern, die ihre eigene Geschichte nicht aufgearbeitet haben, und den Kindern die Konsequenzen zum Vorwurf machen. Der Onkel, ein Pädophiler der übelsten Sorte: der es nicht für Missbrauch hält, sondern für etwas Natürliches, obwohl - oder weil? - er selbst Opfer war. Der Vater, der den Bruder beneidet um diesen Missbrauch durch deren Vater, das Leid, das ihm erspart blieb, nie rational verarbeitet hat, sondern die Konkurrenz bis ins Alter mitnimmt, sich Genugtuung holt beim Sex mit der jugendlichen Geliebten des Bruders, und obendrein der Tochter verschweigt, dass er von ihrem Leid Kenntnis hat. Die Mutter, die sich in Selbstmitleid suhlt ob der lieblosen Ehe, aus der sie sich nie befreit hat, und die Tochter für den Missbrauch selbst verantwortlich macht.
Doch für alles gibt es eine Rache - in diesem Fall lapidarer Mord. Die einzigen, die wirklich zusammengehören, sind die Geschwister, die sich dann später als Liebespärchen im Arm halten.
Das klingt ziemlich unlustig und krank, aber es ist dem Regisseur die Volte gelungen, daraus einen sympathischen, witzigen und sehr moralischen Film zu machen. Meine freundlichen Gefühle und Anteilnahme jedenfalls hatten die zwei Geschwister auf ihrer Seite; irgendwie wirkte der Film sehr befreiend...
Allerdings sollte man moralisch Gefestigte und Menschen mit Prinzipien von dem Film fernhalten. Die können darüber wahrscheinlich gar nicht lachen.
#137
Geschrieben 23. Oktober 2006, 15:04
Aus dem fruchtbaren, ehemals heidnischen Boden Englands ersteht ein präzivilisatorischer Heiden-Gottkönig auf, der Christen meuchelt und sich vor schwangeren Frauen fürchtet. Der einzige, der sich vorstellen kann, dass die Morde nicht auf die Rechnung eines normalen Psychopathen gehen, ist ausgerechnet ein Amerikaner, der zur Ahnenforschung mit Familie am Ort ist.
Nichts gegen die Ideen von Clive Barker, aber die faktische Umsetzung lässt es hier doch ein wenig am Grusel mangeln. Der Titel-Antiheld sieht aus wie ein rasierter Gorilla - und benimmt sich auch so. Ausserdem negativ anzumerken: die hierarchisch abgestufte Mühe, die sich mit der Synchronisation gemacht wurde: die Hauptfiguren sind völlig okay, aber bei den Nebenfiguren ("Die gehen ja eh' gleich drauf!") hat man wohl die Gören aus Nachbars Garten 'rangelassen. Naja.
Positiv zu bewerten aber ist die Story an sich und - guck' mal an - der erst zweite Auftritt von Giftmischer Hugh O'Conor. Vorher war er nur in einem Melodrama mit Liam Neeson namens Lamb. Synchronizität, ick hoor dir trappsen.
Nein, der Film ist in keiner Weise ärgerlich (nagut, es gibt natürlich die obligatorische Szene, in der einer Frau erst das Kleid zerreißt, bevor sie zerfleischt wird, während ihre männlichen Leidensgenossen scheinbar mehr Wert auf Kleiderqualität gelegt haben... das war bestimmt nicht Clive Barkers Idee, gell?). Für ein günstiges, kurzweiliges Freizeitvergnügen durchaus geeignet. Vor allem die Bildeffekte am Schluss sind schön gemacht, so ganz ohne digitale Technik...
#138
Geschrieben 23. Oktober 2006, 15:46
Dr. Peter Bach unterrichtet eine Sammelklasse in einem winzigen Ort irgendwo auf dem Lande. Er ist eigentlich ganz glücklich mit seiner Arbeit und dem Leben mit seinem Neffen Jan. Doch dann ereignet sich schon das Titel gebende Unglück und seine Reet bedeckte Penne ist nix als Asche. Na, da kann er ja auch den angebotenen Job in Baden-Baden annehmen, wo er dank seiner progressiven Unterrichtsmethoden weniger mit den aufsässigen Schülern als vielmehr mit seinen verstaubten, altmodischen Kollegen Probleme hat. Nur die knackige Aushilfs-Musiklehrerin lächelt sogar dann noch, wenn Jan dreist und frühreif den Onkel mit ihr verkuppeln will und dazu solche Andeutungen macht, dass es auch ihr gelegen käme, denn wäre sie verheiratet, bräuchte sie ja ihr doofes Musikstudium nicht beenden.
Irrwitzig, was man aus Faulheit zum samstäglichen Frühstück so auf sich einrieseln lässt (vor allem, um sich vor der Reinigung des Badezimmers abzuhalten). Das Beste daran folgende Unterhaltung zu Beginn des Films:
Ich: "Oh, kuck' mal - früher war ich immer verliebt in Peter Kraus!"
FD: "Alexander."
Ich: "Alexander Kraus."
FD: "Peter. Alexander."
Aber auch sonst gab's was zu lachen... z.B. wenn Peter Alexander mit seinen Schülern, die teilweise wie Leihdarsteller aus der Behindertenwerkstatt von nebenan aussehen, teilweise aber, wie Hansi Kraus, schon weit über die Pubertät hinausgeschossen wirken, in einer Kneipe "Zur blauen Traube" hockt. Eben noch schwofte die Jugend zu heißen Beats aus der Dschuukbox, gleich darauf klatschen sie zu betulichen Heimatliedern aus Peter Alexanders Kehle, die die Zeit besingen, als Böhmen noch zu Deutschland gehörte. Und das nur, weil ihre tschechische Mitschülerin mitsingt - über die Gründe, warum alle die Kleine mit dem slawischen Akzent so toll finden, will ich jetzt nicht spekulieren.
Peinlich verklemmte Anzüglichkeiten gibt's en masse in der Lehr-höhö-körper-Untersuchung, bei der die Schüler spannen und die mittelalte Lehrerin ganz wild darauf ist, sich für den Herrn Medizinalrat auszuziehen.
Die Darbietung eines modernen "Wilhelm Tell", die mit verdaulichen Elementen von Hair und Bonanza versetzt ist, vermittelt heute umso stärker den Eindruck, dass der Film ganz fürchterlich versucht, sich bei der Jugend anzubiedern. Dass meine Eltern das möglicherweise gut gefunden haben könnten, lässt mir die Haare zu Berge stehen (aber ich glaub's ehrlich gesagt nicht).
Auch wenn Heintje hier echt ein bisschen weit geht, was das Niedlichsein angeht, hat er tatsächlich, wie molotto richtig sagte, Gold in der Kehle. Schon stark, was für Töne aus dem zarten Körper dringen!
Und er hat auch die aphoristische Schlusszeile, die völlig zeitlos auf die Menschheit anzuwenden ist: "Dass immer erst eine Katastrophe passieren muss, bis die Leute vernünftig werden!"
Ja - das gilt wohl auch für den deutschen Film! Auf die Katastrophe, die die Wendung bringt, warte ich ja noch heute...
#139
Geschrieben 24. Oktober 2006, 17:22
Der Kleinstadt-Kriminelle Rico bricht mit seinem Freund Joe, der eigentlich mehr Interesse an einer Tänzerkarriere hat, in die große Stadt auf und legt dank seiner Entschlossenheit und Skrupellosigkeit rasch einen steilen Aufstieg hin. Während Rico also einen Gangsterboss nach dem nächsten abserviert, pflegt Joe seine Beine und seine Beziehung zu Olga. Am Höhepunkt seiner Laufbahn entwickelt Rico eine Paranoia bezüglich des unbescholtenen Mitwissers, die unausweichlich in einer Katastrophe mündet.
Der letzte der im Verbund zugelegten "Crime doesn't pay "-Filme, wegen Edward G. Robinsons schon erwähnter Unansehnlichkeit bisher aufgespart. Dabei ist er sehr sehens- und besprechenswert - von der schwer zusammenzufassenden Geschichte mal abgesehen, die sich mal wieder über einen eher vage umrissenen, aber mehrere Jahre umfassenden Zeitraum erstreckt. The rise and fall eben.
Edward G. Robinson erfüllt den Anspruch, Kriminalität möglichst unsympathisch darzustellen, sicher mehr als der glatte, gutaussehende Jimmy Cagney. Er ist hässlich und hochmütig, anbiedernd, plagiatorisch, geifernd und gemein. Bei jeder Stufe der "Karriere"-Leiter, die er erklimmt, kann man nur "Ach Du Scheiße" denken, und selbst, wenn er am Ende seinen ehemals besten Freund nicht erschießt, findet man ihn schwach und erbärmlich, statt sich zu freuen, dass er doch Moral im Leib hat.
Auch seine immer wieder aufgewärmten Aphorismen und vom Big Boy nachgeplapperten Manierismen lassen Ricos geringes Selbstbewusstsein durchblicken. Das ist natürlich alles der großen Schauspielkunst Robinsons zu verdanken - die trägt den FIlm auch über die zeitliche Inkohärenz hinweg.
Ausserdem interessant: die homoerotischen Züge, die Ricos Beziehung zu Joe und seinem kriecherischen sidekick Otero trägt. Ganz besonders in der Szene, in der sich Otero zu Rico auf's Lager wirft, da liegt latente Schwüle in der Luft. Dazu noch die absolute harte, lieblose Mutter, die wir später kennenlernen dürfen, und überhaupt Ricos weiche Gesichtszüge, die beständig von aufbrausendem Temperament verzerrt werden... das alles schreit "Männerliebe".
Das sind natürlich nur wenige Punkte, die diesen Film so stark machen - als Klassiker ist er also unverpassbar!
#140
Geschrieben 30. Oktober 2006, 12:00
Es ist schon eine ganze wohlbeschäftigte Woche ins Land gegangen, daher weniger frische Erinnerungen, kurz gefasst.
Elvis ist nicht tot, sondern hat kurz vor Ende seiner Karriere die Rollen getauscht mit dembesten Elvis-Imitator, und als dieser vegetiert er (inklusive eiternder Eichel) nun in einem Altersheim in den Südstaaten dahin. Trotz seines nicht unbedenklichen Maßes an Bettlägerigkeit kommt er zusammen mit dem als Afro-Amerikaner getarnten John F. Kennedy, der seit dem Anschlag statt einem Hirn einen Sandsack sein eigen nennt, dahinter, dass in dem Altersheim auch eine alte ägyptische Mumie umgeht, die sich von den Seelen der Insassen ernährt, da deren Tod niemanden wundert. Ein letztes Aufbegehren der Senioren gegen ein unwürdiges Ende und kein Himmelreich danach findet unbemerkt von der restlichen Welt statt.
Selten, dass man so runde FIlme zu Gesicht bekommt. Das Tabu-Thema Alter und Heim wird mit viel Wärme und Mitgefühl für alle Betroffenen bearbeitet und trotzdem fehlt es nicht an Witz. Immer, wenn die Melancholie zu schwer zu werden droht, nimmt sich der Film selbst ein bisschen auf die Schippe - aber nie so sehr, als dass das Vorherige negiert würde.
Gleichzeitig baut der Film seine von vornherein abstruse Ausgangssiutation immer weiter aus und lässt es dabei an Spitzen gegen Verschwörungstheoretiker nicht mangeln.
Wie die Mumie letztendlich ausgerechnet in diese gottverlassene Gegend gekommen st, spielt am Ende keine Rolle mehr. Was zählt, ist die die Tatsache, dass es nie zu spät ist, seinem Leben und seinen Fehlern einen Sinn zu geben.
Insofern: wer echten Horror erwartet (à la Evil Dead) wird hier eher enttäuscht werden - wer aber dennoch offen ist für einen warmherzigen, klugen und unterhaltsamen Film voller Überraschungen, der freut sich hinterher trotzdem.
#141
Geschrieben 30. Oktober 2006, 12:32
Werner Herzog will einen Film drehen über das tiefsitzende Bedürfnis des Menschen, an Wesen, größer als wir selbst, zu glauben. Sein Produzent Zac Penn ist zwar begeistert, mit einem Namen wie Herzgog zu arbeiten, versteht aber ganz offensichtlich dessen Ansatz nicht. So macht sich eine buntgemischte Crew auf nach Schottland, um auf dem Loch Ness die hauchfeinen Unterschiede zwischen Fiktion und Lüge, Wahrheit und Authentizität zu ermitteln.
Ich gestehe mein Banausentum gerne von vorneherein ein. Der deutsche Film ist mir durch zu frühe Exposition (ähnlich wie der Französische) verdorben worden, und so habe ich nur ganz vage Erinnerungen an Cobra Verde. Werner Herzog war mir denn auch mehr aus einem "Witzbold"-Comic von Gotlib bekannt, als "Wrnr Hrzk".
Nichtsdestotrotz bin ich offen für stets neue filmische Erfahrungen, und wenn gar ein Vortrag unseres Foren-Vaters maX vorangeht, dann gibt es natürlich kein Halten mehr (*schleim*).
So bin ich denn dankbar, den Weg nach Bonn auf mich genommen zu haben für dieses pseudodokumentarische Meisterwerk, das unterhält und gleichzeitig zum Nachdenken über die Wirklichkeit auf der Leinwand anregt. Werner Herzog beweist mit diesem Film Humor, sogar Selbstironie, und alle Beteiligten müssen gepriesen werden für ihre unglaublich authentische Darbietung. Wobei vor allem der eigentliche Regisseur Zac Penn besonders gelobt sein sollte für seine Entscheidung, sich als das unerträgliche, oberflächliche und prestigegeile Arschloch darzustellen, das dem ganzen Projekt, um das es in der diegetischen Welt von Incident geht, wortwörtlich den Untergang beschert. Er lässt sich den schlimmsten Satz sagen, den sich ein Produzent vorstellen kann: "This is the most chaotic shoot I've ever done - and I've been to some." Autsch, sagt da mein berufliches Ego...
Wieder einmal ist bewiesen, dass Vorurteile vor allem dem schaden, der sie hegt.
#142
Geschrieben 30. Oktober 2006, 17:08
Lorna ist verheiratet mit Jim, der zwar ein gutes Herz hat, aber ein schlechter Liebhaber ist. Irgendwie weiß er das zwar, aber wie die Männer so sind, fragt er sich nicht und sie noch viel weniger, was er denn tun könnte. So finden denn auch die kleinen und großen Spitzen seines Arbeitskollegen in der Salzmine, Luther, ihr Ziel, der selbst scharf ist auf Lorna, und deswegen auch schon mal wildfremden Frauen nachsteigt um sie zu Verprügeln.
Während sich also Jim mit "Männerproblemen" herumschlägt, rennt Lorna gelangweilt und unbefriedigt durch die Sümpfe, wo sie nach einem Bad einem aus dem naheglegenen Gefängnis Ausgebrochenen begegnet. Dass der sie vergewaltigen will, macht ihr nur anfänglich zu schaffen - schließlich ist sie so ausgehungert, da kommt *höhö* der Typ ihr gerade recht.
Am Ende gibt's Tote, und dazwischen poltert ein raushcebärtiger Prediger Text eaus der Bibel.
Nein, ich habe an sich nichts gegen Russ Meyer. Es zwingt mich - an sich - niemand, seine Filme zu schauen. Und dieser ist auch nicht aus den zu vermutenden Gründen nichts für mich. Mir war schon recht früh - na, spätestens, wenn der Prediger das erste Mal ins Bild kommt - klar, dass es sich um eine Moritat handelt, deren Figuren stilisiert sind. Nichtsdestotrotz - wenn Lorna, die ohne Zweifel zuerst Angst hat und sich gegen den Sträfling wehrt, anfängt, sich lustvoll in seiner rauen Umarmung zu wälzen, da hört für mich bei aller Liebe der Witz auf. Ich meine nur: Denselben moralischen Effekt hätte der Film auch ohne diese absurde Männerphantasie gehabt, wenn sie sich dem Typen so an den Hals geschmissen hätte. Es mag ja sein, dass in einer so stilisierten Geschichte "die Vergewaltigung keine Vergewaltigung ist" - aber warum wird sie dann als Vergewaltigung dargestellt? Welchem Zweck dient der Schrecken, mit dem sie zuerst auf den Mann reagiert, wenn es darum geht, dass sie sündig ist, gelangweilt, von sexueller Frustration getrieben... warum dann erst die Angst?!
Das will mir schlicht nicht in den Kopf. Aber sonst... ganz okay.
#143
Geschrieben 31. Oktober 2006, 15:36
Der Okkult-Autor John Verney soll auf die junge Catherine aufpassen - ihr Vater sagt, ein Kreis von Satanisten sei hinter ihr her. Verney erklärt sich bereit, die Unbekannte zu betreuen, weil er auf eine neue heiße Story hofft. Doch wer sich mit dem Teufel einlässt - oder auch nur seinen Anhängern, der kann nicht gewinnen.
Stimmungsvoller, gelungener Teufelsanbeter-Krimi mit zeitgenössischen psychedelischen Effekten am Ende. Nastassja Kinski sieht - hm, ätherisch aus (und als sei sie mit Grace Kelly verwandt...) und macht ihre Sache gut, ganz der Vater.
Vor allem die Gebärszene zeitigt bei mir ihre Wirkung, ebenso wie die "umgekehrte" Geburt gegen Ende... äbäh!
#144
Geschrieben 03. November 2006, 09:47
Kein Zeit, kein Zeit... nur um am Ball zu bleiben: Die graphic novel gelesen und wie bei From Hell und Watchmen völlig weggeblasen gewesen. Konnte mir eine filmsiche Umsetzung sehr gut vorstellen, allerdings hatten mich die Matrix-Filme einer mehr als der andere geärgert.
Nach einer guten Kritik aus dem Freundeskreis allerdings doch Bock drauf gehabt - ach, eigentlich immer Bock drauf gehabt, und nicht enttäuscht worden. Es ist nichts hinzuerfunden worden, nur ein paar schöne Einfälle der graphic novel leider weggelassen, aber alles in allem gelungen. Pompös nur so weit, wie die Vorlage es gebietet, kein Kitsch oder abgelutschte Stereotypien (naja, ausser vielleicht Stephen Fry mal wieder als Homo, aber das ist ja nun sein Ding). Rund und gut.
#145
Geschrieben 03. November 2006, 09:53
Hatte ich schon mal im Fernsehen gesehen, daher hielt sich die Spannung in Grenzen. Ich rechne es Sequels positiv an, wenn sie nicht versuchen, genau das Gleiche zu sein wie ihr Vorgänger (okay okay: den Regisseuren!).
Eric Stolz ist niedlich, seine Mutation ist schön eklig, und irgendwie ist es tröstlich, dass er am Ende gesund werden darf.
Allerdings ist es schon ein ziemlicher Hammer, dass dem "Papa" da ein übleres Schicksal zugemutet wird, als für den Hund vorher erträglich scheint. Okay, er ist ein kapitalistischer Arsch, aber da stellt sich doch die Frage, ob es Gerechtigkeit ist, wenn der Hund von seinem Elend erlöst wird, weil er ja nix gemacht hat, und der Mensch weitervegetieren muss - "um über seine Verbrechen nachzudenken" wahrscheinlich. Andererseits - klingt das gerade wie ein Plädoyer für die Todesstrafe. Ich nehme alles zurück!
#146
Geschrieben 06. November 2006, 20:57
In bester Edgar-Wallace-der-Mann-mit-der-Glatze-Manier gurkt sich Blacky Fuchsberger mit Christopher Lee durch diesen wahnsinnigen Chinesen. Für regnerische Sonntagnachmittage richtig gut!
#147
Geschrieben 06. November 2006, 21:05
Hatte ich übler in Erinnerung. Wahrscheinlich habe ich an Weisheit gewonnen und heute die Satire erkannt... früher hab' ich mich mehr über die Stereotypien geärgert, weil ich sie sozusagen für bare Münze genommen habe. Jetzt kann ich mich herzlich amüsieren und den Chevy-Chase-Film als so eine Art Proto-Borat nehmen.
#148
Geschrieben 06. November 2006, 21:09
Noch so 'ne Sonntagnachmittag-Gurke. Besonders beeindruckt hat mich die türkische Tochter (Rosalba Neri?!) als kesser Vater und dass am Ende der barcelonische Gaudì-Park in die Luft gesprengt wird. Respekt!
#149
Geschrieben 08. November 2006, 15:55
Während ein Kriminaljournalist seine Dokumentation über die Manson-Familie fertigstellt, bereiten sich parallel ein paar moderne Goth-Punks auf ihr ganz eigenes helter skelter vor.
Ab und zu kommt es vor, dass ich auf einen Film so gar nicht vorbereitet bin. Nach den ersten Szenen war ich zunächst skeptisch, was für ein experimenteller Kunstfilm da auf mich zukam, doch im Lauf der Zeit fand ich mich im Hin und Her zwischen Personen und Zeiten zurecht; mehr und mehr faszinierte mich die Aufarbeitung der Ereignisse, von einer ganz anderen Warte als ich es gewohnt war. Zwar wusste ich bereits, dass Charles Manson selbst an den berühmten Morden nicht physisch beteiligt war, dennoch dreht sich ja ein Großteil der Berichterstattung um ihn und seine Weltvorstellung und wenig um die "Familie", seine scheinbaren Marionetten.
Ohne seine Rolle zu schmälern, nähert sich der Film den eigentlichen Tätern und ihren Komplizen, Charlie Manson darunter, und seziert in somatisch effektiven Bildern und scheinbar sachlich-distanzierten Interview-Sequenzen das Geflecht der Beziehungen, das Gestrüpp von verlorenen, suchenden Seelen, das die Massenpsychose und letztendlich die Serienmorde ermöglichte.
Wenn der Film auch vor dem grausigtsen Detail (dem Herausnehmen des Fötus aus der toten oder auch noch lebenden Sharon Tate) haltmacht - das ist nur die letzte Schwelle, die der Film nicht überschreitet. Ansonsten ist weder Zuschauern noch Darstellern ein Tabu gegönnt; Gruppensex, Vergewaltigung im LSD-Rausch, pseudo-satanistische Blutrituale, über Stunden dauernde, qualvolle Morde, alles Aspekte einer Gesellschaft im Kleinen, die ihre Grenzen und Hemmungen verliert, werden drastisch gezeigt. Und das meine ich dieses Mal absolut positiv - die zwiespältige Faszination des Grauens wird hier umfassend gewürdigt. Obwohl ich bald das Schlimmste befürchtete, konnte ich mich nicht losreißen - während mein Gatte neben mir bald selig schnarchte, musste ich einfach bis zum Schluss hinsehen.
Nur ein kleines Problemchen hatte ich mit dem Ende - die Szene, in der unsere zeitgenössischen "Protagonisten" zwei ihrer Kumpane exekutieren, von denen einer ein despektierliches T-Shirt mit Charles-Manson-Konterfei und der Aufschrift "Charlie Doesn't Surf" trägt, diese besagte Szene erschien mir zunächst aufgesetzt, wie ein Nachgedanke, ein bloßes Bild, das keinen Zweck mehr erfüllt.
Einmal darüber nachgedacht allerdings erschließt sich mir darin doch ein tieferer Sinn - eine Kritik an der leeren Verwendung bekannter Bilder vielleicht? Von einer Ikonisierung kann ja wie auch bei Che schon nicht mehr gesprochen werden, da eine Ikone auch noch für etwas steht - bei der Massenproduktion von Che-Bildern verschwindet die Botschaft des abgebildeten Mannes gänzlich unter dem Modischen.
Ebenso trennt das T-Shirt, das der Punk trägt, das Bild von Charles Manson gänzlich von dem, wofür er steht - sowohl von seiner eigenen Warte wie auch von der Warte der "objektiven" Geschichtsschreibung. Weder auf eine soziale Umwälzung im Sinne Mansons noch auf das Scheitern der Hippie-Ideale weist dieses T-Shirt hin. Der einzige Sinn des T-Shirts ist: "Charles Manson sitzt im Knast, also surft er nicht mehr, wie er es früher mal getan hat." D'oh. Und genau dafür kriegt der Typ eins auf die Mappe: Charles Manson hat für viele Menschen eine große, einschneidende, schmerzhafte Bedeutung, und wer das banalisiert, sollte es (den Protagonisten zufolge) am eigenen Leib zu spüren bekommen, dass Schizophrenie, Mordgelüste, Machtgier, Wahnsinn nichts sind, womit man leichtfertig umgeht.
So zumindest kann ich mir dieses Bild in den Gesamtrahmen des Filmes einfügen, der übrigens ansonsten ein ziemliches Meisterwerk ist. Bei IMDb gibt's da auch eine recht kluge Rezension zu.
Che: "Zuhause habe ich ein Poster von Euch allen!"
#150
Geschrieben 08. November 2006, 16:20
Beim Dreh eines "Rapumentary" stellt sich heraus, dass die drei schweren Jungs von CB4 eigentlich ganz brave Mittelklasse-Jungs sind, die einfach auch mal ans dicke Geld wollten. Aber: Kinder, die was wollen, krieng was auf die Bollen, und so müssen MC Gusto, Dead Mike und Stab Master Arson bald feststellen, dass das Leben eines Stars auch seine Schattenseiten hat.
Sowas wie Wayne's World für Hip-Hopper, scheint mir. Ganz witzig, wie auch mal die andere Gegend der Musikbranche auf die Schippe genommen wird. Wenn auch das zutiefst moralische Herz Amerikas in diesem afro-amerikanischen Leibe pocht...
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