Die andere Meinung
#151
Geschrieben 08. November 2006, 16:57
Ein riesiger Schwarm Afrikanischer Killer-Bienen greift Amerika an - zuerst das Militär, dann auch die Zivilbevölkerung. Hunderttausende müssen sterben, bis Regierung und Wissenschaft endlich dahinter steigen, was die Viecher wollen - und es gleicht Harmagedon, was die Menschheit erlebt im letzten Kampf gegen die Natur.
Ich bin ja selbst dafür verantwortlich, dass dieser Golden Turkey in unserer kiste flimmerte, gab ich doch meinem Gatten einst das Buch in die Hände. Nun arbeiten wir also die Shortlist des privaten Gurken-Oscars ab...
Dieser Film macht mich vor allem deshalb fertig, weil ich es nicht fassen kann, was für ein Skript mit was für Dialoge hier was für eigentlich "verlässliche" Stars füllen müssen... nagut, sie alle haben schon die eine oder andere Kerbe im Türrahmen, aber selten darf man ein so größenwahnsinnig angelegtes, auf Monumentalfilm getrimmtes Gesellenstück bewundern. Am Ende fiel mir nur das aus anderem Zusammenhang bekannte "titanische Scheitern" ein... Fassungslos verfolgte ich, wie zwischen völlig unbedrohlichen Szenen mit wild, aber ziellos umhersirrenden Bienen klischeehafte Charaktere totsal vorhersehbare Beziehungen eingehen. In solchen Situationen mache ich ja gerne Prophezeiungen, die oft nicht ernsthaft geäußert werden, aber um so mehr Freude bei ihrer Erfüllung machen... wie z.B. dass die Schwangere (die gerade 2 Tage vorher den Vater ihres Kindes verloren hat) sich in den spanisch-lispelnden Arzt verliebt, nachdem er ihr seine Liebe gestanden hat - und siehe da: Zackbumm. Hat man ja schon öfter gehört, dass sich Gebärende in ihren Gynäkologen verlieben. Achja?!
Ganz verrrenkt habe ich mir schließlich den Unterkiefer beim Schluss, wo Michael Caine und Katharine Ross vor dem glühenden Pazifik stehen und die Kürze des menschlcihen Daseins auf dieser Welt evaluieren. Dazu fiel mir nur ein: Junge trifft Mädchen unter silberhellem Mond, der dann aus nicht näher erläuterten Gründen in einer Supernova explodiert.
#152
Geschrieben 08. November 2006, 17:55
Darf ich auf gar keinen Fall vergeesen - obwohl: schon geschehen -, direkt im Anschluss an The Manson Family im Fernsehen gesehen... was ich einen lustigen Zufall finde - 5 Jahre vor den Ereignissen des Letzteren entstanden, und natürlich, dass es ein Song der Gruppe des Ersteren war, der so unschön mit Charles Manson in Verbindung gerät...
Die ersten 5 Minuten hab' ich verpasst, den Rest des Films einfach nur genossen. Ich will dazu gar nicht viel sagen - ich bin Beatles-Fan, war in meiner Kindheit und Jugend schwer verliebt in Paul McCartney, und somit zu keiner sachlichen Aussage fähig.
Nur so viel, wenn wir von Erbe reden: Oasis haben ganz klar Inhalte und Äusseres der Köpfe geerbt, Mando Diao die Klamotten - nur leider hat den Humor aller viere zusammen der stilfremde Moneybrother geerbt!
Und kann es sein, dass John Lennon in dem Stil dieser Zeit leise an unseren Cjamango gemahnt...?
#153
Geschrieben 09. November 2006, 16:35
Emmett Fitz-Hume ist verwöhnter Diplomatensohn, der glaubt, eine politische Karriere müsse ihm drum in den Schoß fallen. Austin Millbarge ist ein mediokrer Hans-Dampf mit Ambition, aber ohne Wumms. Die beiden treffen bei einem Test fürs Auswärtige Amt aufeinander und kooperieren zufällig und erfolglos beim Täuschungsversuch. Ihr ad-hoc-Ausfluchtstheater macht bei einigen Verantwortlichen bei der Regierung Eindruck: nämlich den, dass die beiden ideal sind, um von echten Agenten mit echter Mission abzulenken. Dummies nennt man das.
Die beiden werden durch's Trainingslager gehetzt und in Pakistan abgelassen, von wo aus sie sich über die sowjetische Grenze durchschlagen, den echten Agenten doch noch zur Hand (und unter's Hemd) gehen können und schließlich sogar die Welt retten.
Ich war immer in Dan Aykroyd verschossen - nach Ghostbusters! Das will was heissen! Da hinter der Sonnenbrille bei Blues Brothers nicht viel zu sehen ist, ist das jetzt der jüngste Dan Aykroyd, den ich kenne. Und solche Jugendlieben sitzen tief.
Da ich auch eine Chevy-Chase-Sympathie ausgearbeitet habe in der letzten Zeit, fiel dieser Agenten-Klamauk mit Cameo-Gewitter auf absolut fruchtbaren Boden.
Allerdings muss ich alle diese SNL-Dunstkreis-Filme auch noch mal im Original sehen!
#154
Geschrieben 15. November 2006, 11:11
Der Ausnahme-Cop Joe Huff wird unter Androhung von Repressionen vom FBI dazu angestellt, sich in eine verbrecherische Rockergang einzuschleusen, um deren Umtriebe aufzudecken und zu unterbinden.
Natürlich ist der Ober-Rocker Chains oberböse, hat eine ebenso schöne wie im Kern anständige Freundin, und natürlich muss der Cop schlussendlich zu den härtesten Mitteln greifen, um zu gewinnen: Motorradfahren im Gerichtsgebäude inklusive Geländersturz.
Einer von den "Männer-Filmen", die ich immer gerne im Hintergrund mitsehe, wenn ich mich eigentlich meinem Strickzeug widmen will. Dieser ist recht ansehnlich - Lance Henriksen ist selbstverständlich super, und auch der Fleischklops, der die Hauptrolle gewonnen hat, macht Spaß. Er kann zwar nicht so dolle schauspielern, aber bietet dafür an Frisur, Muskelmassen und dem ornamental-zerschlissenen Klamottenstil der frühen 90er genug Augenschmaus.
Unterhaltsam.
#155
Geschrieben 15. November 2006, 11:35
Ein junger Wissenschaftler sagt das große Beben voraus, hat aber noch nicht genug credibility, um für die teure Evakuierung L.A.s geradezustehen. Derweil bricht der Damm, ein Stunt-Motorradfahrer braucht Geld für Benzin und Charlton Heston betrügt Ava Gardner mit Genevieve Bujold.
Ich mach's ein bißchen länger als mein Gatte mit der Zusammenfassung. Aber eigentlich wird das dem Film weniger gerecht als die eine Zeile - denn entweder geht man nur auf den großen Handlungsrahmen ein, da bebt halt die Erde, oder man müsste sich ein bisschen mehr mit den vielen kleinen Geschichten befassen, in deren "normales Leben" dieses Erdbeben einbricht und den Paradigmenwechseln initiiert (in der Werbung nennt man das "Vignetten").
Wenn auch manches heute veraltet erscheint, finde ich den Film - ganz anders als The Swarm - ziemlich gelungen. Erst einmal zolle ich den niedlichen Trickaufnahmen Respekt, in denen L.A. wunderschön in Schutt und Asche zerfällt.
Dann möchte den gelungenen Spannungsaufbau erwähnen. Es wird zwar angekündigt: nach dem kleinen Beben kommt im Lauf von 48 Stunden das ultimative Beben, aber die 48 Stunden werden unseren vielen Protagonisten gar nicht gegönnt. Und da wird auch nicht viel Aufhebens gemacht: das große Beben kommt plötzlich und die Bedrohung ist noch nicht zu Ende, denn da ist ja noch der brechende Damm.
Dazu kommen gelungene Darstellerleistungen, mit denen echtes Mitgefühl mit den Charakteren evoziert wird, und Verwicklungen und Begegnungen, die eines Altman würdig wären.
Und last but not least das überraschende Ende der Affäre Heston-Bujold. Da war ich schon baff - allerdings liegt darin ein camouflierter Moral-Holzhammer: Du sollst nicht ehebrechen. Nichtsdestotrotz wird da auf ein naheliegendes happy end verzichtet, und das finde ich ein Sternchen wert.
#156
Geschrieben 15. November 2006, 14:34
Die drei Stummfilm-Stars Lucky Day, Dusty Bottoms und Ned Nederlander können es nicht wissen, denn es wird noch 41 Jahre dauern, bis Akira Kurosawa seinen Sieben Samurai dreht, und 47, bis John Sturges sein Remake davon liefert - aber sie sind die glorreichen, äh... Drei, die sich eine mexikanische Schöne von der Leinwand geklaubt hat, um ihr Dorf vom räuberischen "El Guapo" zu befreien. Leider sind die drei eben Schauspieler und keine Revolverhelden... aber nach einigen Schlägen wider ihre Moral besinnen sie sich auf ihre Fähigkeiten und erfüllen am Ende doch alle Erwartungen.
Ein top dog unter den Komödien - drei große Komiker vereint. Vor allem Martin Short mit seinem Nagetier-Gesichtchen, der zerbrechlichen Statur und der passenden Rolle des scheuen, durch und durch liebenswerten Ned gewann mein Herz; wobei ich finde, dass bei ihm immer auch eine leise tragische Note mitklingt. Vielleicht ist es seine etwas zu lange Nase und der etwas zu breite Mund, oder ist es ein Zug um die Augen, den er bewusst einsetzt?
Naja, jedenfalls, da Humor eins der wirkungsvollsten Aphrodisiaka ist, war es mir ein Fest und Augenschmaus, den drei Herren bei ihren Kapriolen zu sehen. Extrem albern auch, und daher rund und gesund.
#157
Geschrieben 15. November 2006, 16:47
Der Tingeltangel-Sänger Marc Stevens reist mit seinem alten Kleinbus von einem Gig im Altenheim in den Süden (Belgiens, anzunehmen) für eine Weihnachtsgala. Auf dem Weg dorthin verirrt er sich zunächst, dann bleibt auch noch sein Bus stehen. Scheinbar Glück im Unglück, dass ein junger Mann, der seine Hündin Bella im nächtlichen Wald sucht, ihm eine Herberge zeigen kann, in der Marc zunächst wortkarg, aber doch freundlich von Herrn Bartel untergebracht wird. Der erklärt sich auch bereit, seinen Bus zu reparieren.
Während Marc ungeduldig darauf wartet, weiterreisen zu können, setzt sich bei Bartel und erstaunlicherweise auch den unfreundlich gesonnen Dorfbewohnern die Idee fest, Marc sei jemand anderes - jemand ganz anderes.
Ein Film, der schwer in Worte zu fassen ist. Schon von der ersten Szene an herrscht eine morbide, kalte und kränkliche Atmosphäre - vom Seniorenpublikum, dem Marc seine Liebeslieder singt, bis zum Neonlicht der Garderobe, in der Marc von einer traurigen, liebesbedürftigen Frau besucht wird.
Und so geht es weiter, durch den verregneten, winterlichen belgischen Wald auf den Hof Bartels, bei dessen Anblick ich sofort eisige Finger bekam und meine Füße in dünnen Socken und Gummistiefeln wähnte. Vorgewarnt, welcher Art dieser Film sein solle, erwartete ich permanent nichts Gutes, doch kommt es hier nicht mit dem beliebten Schockeffekt, sondern schleicht sich ein in die unwirklicher werdenden Bilder.
Zwischendurch hallt ein bildliches Echo von Don't look now, doch sonst ist der Film kaum mit anderen zu vergleichen, verlässt er doch gänzlich die angenehm ausgetretenen Pfade des Genres, das wohl am ehesten der Backwood Slasher ist. Hier wird die bekannte Welt generell zurückgelassen, auch eine möglicherweise erwartete diegetische, auf die man sich ja so gerne verlässt. Während das anfängliche Grauen noch erklärlich ist, weil es zunächst nur einen Täter und ein Opfer betrifft, wird es nach einer ausgesprochen fiesen, aber musikalisch gelungenen Szene in der Dorfkneipe völlig surreal, so dass eigentlich nur von einer Massenpsychose gesprochen werden kann...
Derweil wird dem Zuschauer kein gewaltsames Detail erspart, und nach Minuten der Verzweiflung, Hoffnung und erneuter Verzweiflung, absoluter Hilflosigkeit und Resignation endet die tour de force im Moor, mit einem für die Verhältnisse versöhnlichen Schlusssatz, aber offen hinsichtlich der Rettung oder Erlösung des Gejagten...
So, und wenn man nun überlegt, dass der Kalvarienberg eine Nachbildung des Kreuzigungsberges Golgota ist und somit den Leidensweg Christi darstellt, kann man anhand der plot points und der recht unzweideutigen Gewalttaten eine tolle Interpretation verfassen, für deren nötige Ausführlichkeit ich leider keine Zeit habe.
Kurz: Calvaire ist ein starker Film, der gute 5 Minuten des Schweigens nach dem Abspann gebrauchen kann.
#158
Geschrieben 15. November 2006, 18:06
Clark Griswold & Familie stehen schon eine knappe Woche vor dem Fest der Liebe, und Vatta treibt die Familie mit seinen Erwartungen an den Heiligen Abend in den Wahnsinn. Am Ende wird das Ganze ein familiärer SuperGAU mit Cousin Eddie und Anhang, getoppt von der großen Enttäuschung, dass die Gratifikation dieses Jahr ausfällt. Aber es wären nicht die Griswolds, wenn am Weihnachtsmorgen nicht doch eine Lehre und ein gutes Gefühl dabei herauskäme.
Achja, wir stimmen uns ein auf Weihnachten... so langsam werd' ich feierlich, da kommt mir diese lauschige Komödie gerade recht. Abgesehen von ein paar - wahrscheinlich unvermeidbaren - Klebrigkeiten hält der Film das Humor-Niveau der vorhergegangenen. Und das ist positiv gemeint.
#159
Geschrieben 17. November 2006, 17:52
Peter Winter lebt in einer bedrohlichen, zerrissenen Welt voller verstörender Geräusche und Stimmen, der Welt eines Schizophrenen. Er ist in dieser Welt dennoch verzweifelt entschlossen, seine Tochter zu finden, die von seiner Mutter zur Adoption freigegeben wurde.
Zur gleichen Zeit wird - auf Peters Reisestrecke - ein Mädchen brutal ermordet aufgefunden. Der ermittelnde Detective hat Peter im Verdacht und nähert sich ihm so langsam und unaufhaltsam, wie Peter seiner Tochter näherkommt.
Eindringlich wird in diesem Film auf akustischer und visueller Ebene dargelegt, wie Vertrautes und Alltägliches für die hypersensible Wahrnehmung eines Schizophrenen mit Bedeutung überladen und beängstigend verzerrt wird. Mehr noch, der Zuschauer teilt die akustischen "Halluzionationen" Peters - der ganze Film ist mit einer Tonspur bedacht, in der weißes Rauschen sich mit Dialog- oder Monologteilen abwechselt. Dadurch wird eine Anspannung, ein Stress gar aufgebaut, der den Zuschauer dem Gefühlszustand Peters nahebringt.
Desweiteren betreibt der Film auf eben dieser akustischen Ebene ein Spiel mit den Erwartungen des Zuschauers - die wir der Einheit unserer Welt so sicher ist, dass wir Geräusche und Bilder selbstverständlch in Zusammenhang bringen. Dass diese Schlussfolgerungen - zumal in der Welt, die wir mit Peter teilen - Vorurteile und falsch sind, wird uns erst klargemacht, nachdem wir uns selbst über die Dauer des Films in einer schizophrenen Gefühlswelt orientieren mussten: Gleichzeitig fühlen wir mit dem vermeintlichen Täter, leiden mit ihm unter dessen Zerrissenheit, seiner Verzweiflung und Sehnsucht nach der einen Person, die für ihn ohne Gefahr ist, und mit dem Verfolger, der an der Brutalität der Welt schon fast zerbrochen scheint und eben diesen Täter mit nachvollziehbarer Härte und Ausdauer verfolgt und zur Strecke bringt.
Am Ende weiß man immer mehr. Aber selbst, als ich den letzten Teil des Films noch ein zweites Mal sah, konnte ich mich den Facetten dieser Film-Welt nicht entziehen. Auch beim zweiten Mal war ich zerrissen, und starr vor der Unausweichlichkeit des Endes. Auch beim zweiten Mal hinterließen mich die letzten Szenen wie taub, fassungslos. Obwohl ich wusste, wie tragisch das Ende ist, konnte ich mich nicht zu so etwas Trivialem wie einem Kloß im Hals oder Tränen in den Augen bewegen - das Ausmaß der Traurigkeit der Welt ist einfach zu groß.
#160
Geschrieben 20. November 2006, 17:19
Simon Cartwright, geständiger Serienkiller ohne Illusionen oder Prinzipien, hat sich die berühmt-berüchtigte und ebenso attraktive Psychiaterin Karen Schumaker in die heimische Anstalt bestellt, damit sie ein Gutachten zu seinen Gunsten verfasst. Von ungepflegten Wärtern wenig liebevoll betreut, schildert der engelsgesichtige Mörder seine Kindheit, seine Morde und seine halluzinatorischen Attacken, während die Psychiaterin sich, nicht nur, weil der Knabe so hübsch ist, immer weiter in dessen schizoide Welt einlebt und ihr schlussendlich zum Opfer fällt.
Es mag ja sein, dass ich oberflächlich bin, Qualität nur an Budget und schönem Schein festmache; oder vielleicht bin ich engstirnig und kann über meinen Tellerrand nicht hinausschauen... aber irgendwie, irgendwie... konnte mir dieser Film keine rechte Begeisterung entlocken. Nicht unbedingt, weil man ihm sein low budget ansah - dafür ist die kalte, lieblose Stimmung in der Anstalt doch recht gut gelungen, und auch die Rückblenden sind - stimmungsmäßig - okay. Aber irgendwie ließ mich die ganze Geschichte kalt. Der böse Protagonist sieht zwar recht gut aus, aber bringt den Pychopathen nicht richtig 'rüber; die Psychiaterin soll bissig sein, wirkt aber eher nur so, als leide sie an PMS... gut, okay, teure method actor waren sicher nciht zu haben... aber dann springen wir durch Simons Geschichte, die sich aus halbwegs plausiblen Erinnerungsfetzen zusammenpuzzelt, und das ist schön und gut - aber irgendwie leicht gemacht. Alles so ein bisschen schlicht erzählt.
Kann natürlich sein, dass es mich kalt lassen soll - das ist dem Film dann gut gelungen. Es gibt sicher Schlimmeres, das mit mehr Geld produziert wurde; aber irgendwie lässt mich das Gefühl nicht los, dass mit dem gleichen Budget auch ein etwas besseres Drehbuch hätte gezahlt werden können.
#161
Geschrieben 21. November 2006, 13:25
Charles Lee Ray, der (ich glaube) Southside Strangler, legt eine Flucht der etwas anderen Art hin: zum Äussersten getrieben, verlegt er seine Seele mittels Voodoo (oder Hoodoo?!) in den leblosen Körper einer good guy-Puppe. Eine solche zu besitzen ist der Herzenswunsch des kleinen, von Mutter allein erzogenen Andy Barclay. Weil es an Geld mangelt, aber die Gelegenheit günstig ist, ersteht die Mum Karen eine solche Puppe von zweifelhafter Herkunft in der Gasse hinter ihrem Arbeitsplatz. Dass die Puppe so günstig ist, hat leider seine Gründe, wie Andy und bald auch Karen erfahren muss - wenn "Hi, I'm Chucky" bald gefolgt wird von "...and I'm going to kill you!"
Ich erinnere mich noch an skandalheischende Artikel in der BRAVO (glaube ich), als Chucky, die Mörderpuppe in die Kinos kam. Damals habe ich mir wer weiß was für ein Bild davon gemacht, wie schrecklich dieser Film sei: meine Phantasie ging da eher so in Richtung dessen, was für Texas Chain Saw Massacre und seine Sequels wahr ist. Horror mit Humor lag damals noch ausserhalb meiner Vorstellungskraft...
Umso lustiger war es natürlich jetzt, mit meiner ganzen Horrofilm-Erfahrung, diesen, ja, ich muss es mal wieder sagen, Klassiker zu sehen. Ein tolles Ding mit großartigen Schauspielern (wie viele Kinder in Filmen gibt es, die man nicht hasst?!), gelungenen Effekten und einem rasanten Skript, dass keinen einzigen Durchhänger hat. Eine ordentliche Portion Selbstironie verleiht dem Ganzen schließlich den letzten Schliff - fertig ist das gelungene Horror-Komödien-Vergnügen.
#162
Geschrieben 21. November 2006, 17:49
Ein Meteor schlägt unweit eines kleinen amerikanischen Städtchens im Wald ein. Dort treibt sich kurz darauf ein Kerl herum - Grant -, ein Kleinstadt-Trump, der nur dort ist, weil seine hübsche, junge Frau ihn gerade nicht 'rangelassen hat. Dass auch noch ein noch jüngeres Ding in seiner Begleitung ist, ist dabei nur ein Detail. Aus dem Meteor kommt etwas herausgekrochen, das sogleich erfolgreich in Grants Bauchdecke ein neues Zuhause sucht.
Danach ist Grant irgendwie nicht mehr derselbe. Erst beglückt er seine Frau mit ganz neuer Zuneigung, anschließend jedoch kehrt er bei einer anderen Dame ein, um ihr Zuwendungen anderer Art zukommen zu lassen. Beiden gelüstet es nach der Inhabitation nach viel, viel rohem Fleisch.
Während in den Tiefen des Waldes Glitschiges ausgebrütet wird, ist Grants Gattin Starla hin- und hergerissen zwischen der ganz ehrlichen Liebe zu ihrem Angetrauten und der langanhaltenden Attraktion zum jungen Polizisten Bill, der sich im Vergleich zu Grant irgendwie normaler verhält.
Die Idee von den Aliens, die sich menschlicher Körper bemächtigen, ist nicht neu - aber daraus wird hier auch gar kein Hehl gemacht. Im Gegenteil, zahlreiche Zitate, Hinweise und Andeutungen dienen in diesem Film als Verbeugung vor den Inspirationen und Vorlagen.
Neu ist - soweit ich das überblicken kann - die soziale Konstellation, in die der ausserirdische Störfaktor einbricht: die von Gerüchten und Missgunst verfolgte Ehe von Grant und Starla Grant. Nicht die Konfiguration an sich ist neu, nein, aber die Folgen, die sie für die Alien-Invasion hat. Dass z.B. dem Grant-Ding auf die Schliche gekommen wird, weil er nicht seine eigene Frau "begattet", sondern eine andere Frau entführt, macht ihn erst einmal verdächtig, dann sorgt es für eine Zuwendung Starlas zu Bill, welches wiederum quittiert wird damit, dass Starla selbst verschont, aber verfolgt wird von den von Aliens besetzten Dorfbewohnern... es ist einfach schön anzusehen, wie hier das private das öffentliche Problem beeinflusst und umgekehrt. Dazu gehört natürlich, dass die Personen liebevoll und detailliert gezeichnet sind, was erstaunlich gut gelungen ist - dafür, dass es in dem Film um was ganz anderes geht, schließlich sollten die meisten der so deutlich gezeichneten Figuren am Ende totes Fleisch sein.
Womit ich beim anderen ganz großen Pluspunkt des FIlmes bin, nämlich dem gekonnt eingesetzten Ekel-Faktor. Da recken sich Tentakel und machen sich den Weg in Körper frei, da wird rohes, totes Tier verzehrt, da platzen Körper unter der Last von Abermillionen glitschiger Aliens, verschmelzen nackte Durchschnittskörper miteinander, um schließlich grandios unter Gaseinsatz zu explodieren... you name it. Seinen "Zweck" als gross flic erfüllt der Film also auch.
Einen ganz kleinen Minuspunkt hätte ich vielleicht noch zu vermerken, wenn es um die Hintergrund-Geschichte des Aliens geht - dass eines der Mädchen durch die verhinderte Infiltration in telepathishcen Kontakt mit dem Alien hat, damit noch für den Letzten klar wird, was es mit dem Grant-Ding und den anderen auf sich hat... najaaaa, wenn es überhaupt nötig gewesen wär (mir persönlich erschloss sich das Prinzip der Vielen Grants eigentlich sofort), hätte das vielleicht eleganter gelöst werden können.
Aber gut, Perfektion ist Gotteslästerung. Und dieser Film ist als Unterhaltungshorror nah dran.
#163
Geschrieben 22. November 2006, 17:33
Mehrere Jahre nach dem Ende des letzten Sequels ist Andy Barclay inzwischen 16 und auf einer Militärakademie - als Heim- und Wanderkind ist er natürlich zum Problemkind geworden (obwohl er immer noch ziemlich nett und gemässigt 'rüberkommt).
Chuckys Überreste sind eingeschmolzen worden, dabei tropfte Blut aus seinem verstümmelten Körper in die Plastikmischung für die good guy-Neuauflage. Natürlich reicht das um - dann aber doch nur - eine der entstandenen Puppen mit Charles Lee Ray zu beseelen. Mal wieder kostet es Leben, dass niemand an die Voodoo-Puppe glaubt - obwohl es immer mehr Leute werden, die in das "Geheimnis" eingeweiht sind -, jetzt nämlich heisst es: neuer Körper, neues Opfer.
Hach ja, naja. Der Film hängt halt so in der Mitte durch, also, nicht selbst, sondern was die Reihe der Sequels angeht. Irgendwie so lala, das Ganze.
#164
Geschrieben 23. November 2006, 10:56
:motz:
Ich weiß ganz sicher, dass ich eine mittel-ausführliche Rezension geschrieben habe, aber wahrscheinlich habe ich mir die Vorschau angesehen, war zufrieden und habe dann nicht hinzugefügt.
So ein Ärger.
Kurz zusammengefasst: Ich fand ihn nicht so gut wie den Ersten, aber besser als den Dritten. Alles klar?
#165
Geschrieben 23. November 2006, 12:02
In Unna auf dem eigens dafür angelegten Golfplatz soll ein "Charity-Event" stattfinden zugunsten leukämiekranker Kinder in Rumänien. Jede Menge mittelprächtige Kleinstadtprominenz steckt mit drin, und keiner von ihnen hat eine weiße Weste: Jürgen Matthies, der Initiator, streicht Gelder ein, wo es nur geht, und betrügt seine Frau. Die hat schon zwei russische Leibwächter, die ihr beim Möbelpacken helfen sollen, auf das ehebrecherische Luder angesetzt. Die beiden Russen sollen allerdings eigentlich den aus Amerika angereisten TV-Serien-Star Douglas Burnett eskortieren - dass dieser Job zweitrangig wird, ist nicht so schlimm, denn Douglas Burnett ist in Wirklichkeit Horst Müller, Burnett-lookalike, von Ingo engagiert, um die große Gage auf der Zwischenstation zu reduzieren. Während sein Chef Charly sich auf seiner Yacht auf Mallorca mit Ingos Freudin vergnügt, entdeckt der nebenher seine Zuneigung zum One-hit-wonder Melanie.
Je näher die große Veranstaltung rückt, desto größer wird der Druck auf alle Beteiligten, desto mehr steigen die finanziellen und immateriellen Kosten, und auch die Verwicklungen nehmen zu, bis sie endlich unter Schmerzen und nicht unerheblichen Illusionsverlusten wieder aufgelöst werden.
Bang Boom Bang ist sicher eine Komödie, die aus dem allgemeinverträglichen deutschen Witzparcour hervorsticht. Ich will deren Qualität auch in keiner Weise anzweifeln, allerdings ist mein Urteilsvermögen diesbezüglich getrübt (ich sah den Film mit meinem letzten Freund, 3 Stunden, bevor wir uns zum ersten Mal küssten, auf seinem Bett). Trotzdem halte ich fest: der Film hat mich mit seiner Bitterkeit und Gnadenlosigkeit recht gequält, wenn ich auch die Wahrheit in der dargestellten allgemeinen Gier gesehen habe - oder gerade deswegen. Dazu kommt, dass ich unter solchen ausweichlichen Katastrophenentwicklungen immer leide ("Warum sagt er denn nicht einfach die Wahrheit?!").
Um wieviel stärker ist also dieses Glanzstück, wenn ich es trotz genau dieser vom menschlichen Makel bedingten tragischen Entwicklung so großartig finde! Wie gesagt, BBB ist schon ein guter Film, aber Goldene Zeiten hält in seiner Aufmachung, seinem Skript, seinen Darstellern, seiner grundsätzlichen Grandiosität alles, was die wunderschöne DVD-Hülle verspricht. Da stimmt einfach alles: die Besetzung, die vielen kleinen Geschichten, die zusammen die Große ausmachen, der bitterböse Witz und die bedingungslose Liebe, mit der jede einzelne Figur gezeichnet ist. Darunter ist kein Mensch ohne Fehl, doch alle sind am Ende Opfer ihrer selbst - nur die, die zur Wahrhaftigkeit zurückfinden, haben eine Zukunft.
Vielleicht, weil ich selbst aus einer kleinen Kleinstadt komme, in der Neureiche und Möchtegern-Politgrößen sich gerne mal zu unsäglichen Kultur-Veranstaltungen versammeln, und aus welcher die der Neldel-Figur doch nicht unähnliche Dorkas Kiefer entstammt (mein Bruder hat mit ihr Abi gemacht, 4 Jahre, bevor sie im Playboy erschien...), kommt mir das alles so verdammt wahr und vertraut vor. (Einen Golfplatz gibt es in Braunfals natürlich auch.)
Aber selbst, wenn dem nicht so wäre, wäre es mir klar, wie nah dieser Film wohl den Zuständen in der Zweiten Klasse der Prominenz kommt. Wie es auch Dirk Benedict in einem Interview sagt: Das im Film Gezeigte ist so allgemein anwendbar, dass es leicht ist, den Irrungen und Wirrungen zu folgen. Und weil viele von den Figuren so allzu menschlich sind, ist auch leicht, Sympathie oder zumindest Verständnis für sie zu entwickeln.
Das sind, neben dem Offensichtlichen, die Stärken dieses Films. Wenn dazu jetzt noch das in Kernigkeit gealterte, immer noch anziehende Gesicht von Dirk Benedict kommt, der schon allein mit der Zustimmung zu dieser Rolle mein Herz erobert hat, dann hat man schlicht zoras besten deutschen film des jahres.
#166
Geschrieben 24. November 2006, 16:43
Bud Eagle kommt mit Minimalausrüstung, aber griffigem Namen und voll positiver Energie nach Hollywood, um Star zu werden. Ohne Umweg über das Tellerwäschertum gerät er durch Zufall in eine Fernsehsendung à la DSDS, macht ordentlich was her und bekommt - zack - einen Plattenvertrag. Allerdings auf Kosten seiner Mündigkeit, denn sein neuerkorener Manager schottet Bud, mit Hilfe seines zwielichtigen Handlangers Steak (der so heisst, weil er Steak schon zum Frühstück verputzt) komplett von der Umwelt ab und nutzt auch seine Naivität, um ihn hinten und vorne zu betrügen. Langsam jedoch wird Bud erwachsen und macht sich eine eigene Vorstellung davon, wie seine Karriere auszusehen hat - z.B. mit seiner eislaufbegabten Freundin Vicky, der er seinen Fernsehauftritt überhaupt verdankt.
Schließlich schlägt Bud sowohl seinen Manager als auch Steak mit deren eigenen Waffen (Erpressung & offener Fauskampf), bekehrt den Ex-Ganoven zum guten Menschen und wird ein noch viel größerer Star als vorher.
Ein insgesamt rührendes Stück Zeit- und Filmgeschichte. Die Nähe zu Elvis & Ricky Nelson (in Rio Bravo) ist nicht von der Hand zu weisen, wenn Arch Hall Jr. auch physiognomisch mehr an die Rumpelwichte aus Ronja Räubertochter gemahnt - aber eben das wie auch die aus schlichten erzählerischen Versatzstücken zusammengeklebte Geschichte machen den Film eben so rührend.
In seiner Zügigkeit und Einfachheit aber sehr unterhaltend - und es ist tatsächlich Nancy Czar selbst auf dem Eis (ich dachte, sie würde gedoubelt), denn im echten Leben war sie - na? Genau: Eiskunstläuferin.
Ausserdem: Ray Dennis Steckler beweist Mut, sich selbst so passend als eklig-arroganten Messerschwinger und Knarrenhalter zu besetzen. Mit dem Gesicht ...
#167
Geschrieben 27. November 2006, 15:26
Der psychisch labile Cop Dan Saxon wird von seinem rassistischen Sheriff gefeuert und vom FBI-Mann Price angeheuert, um sich ins Drogenmilieu einzuschleusen. Zunächst bleibt Dan erfolglos, am Ende der Fahnenstange angelangt offenbart er sich resigniert einem zufällig in der Bar neben ihm sitzenden Rocker - der ihm nicht nur sofort Glauben schenkt, sondern auch noch seine Hilfe anbietet, in eine Rockergang Zugang zu finden. Nach der Montage eines eigenen Choppers ist Dan soweit, sich den Jackals und ihrem Anführer Blood zu präsentieren. Doch leider ergreift auch von Dan das Dilemma der Undercover-Agenten Besitz, und er kann bald nicht mehr unterscheiden, wer Freund ist und wer Feind.
Es fällt mir schwer, Charlie Sheen in dieser Rolle nicht mit einer gewissen Ironie zu sehen - ehrlich gesagt hatte ich manchmal das Gefühl, er muss sich eingedenk seines Charakters im nur ein Jahr vorher entstandenen Hot Shots! ein Lachen verkneifen. Aber an und für sich gibt er den ernsthaft finsteren und zerrissenen Charakter des Polizisten, der den eigenen Missbrauch verdrängt und deshalb anfällig wird für die schöne Schlichtheit des Rockerlebens, sehr gelungen.
Generell gefiel mir diese Undercover-Geschichte sehr viel besser als andere, vor dem Hintergrund von Dans trauriger Kindheit. Die Indianergeschichte vom Schatten hätte etwas weniger in den Vordergrund gerückt werden können - man kann den Zuschauern zutrauen, dass sie Parallelen erkennen, ohne dass es beständig wiederholt werden muss - aber die Vorbelastung Dans durch die traumatischen Kindheitserlebnisse machten seine Rolle im Versteckspiel wesentlich interessanter und auch das Austragen des Konfliktes zwischen "Gut" und "Böse" spannender.
Nur, dass ausgerechnet der Cop, den er "krankenhausreif" geprügelt hat, als erster aufsteht, um zu applaudieren, ist dann doch ein bisschen (wie man in der Werbung sagt) too much.
#168
Geschrieben 27. November 2006, 16:01
Mehrere jugendliche Straftäter beiderlei Geschlechts können ihre Minimal-Urteile noch verringern, wenn sie "freiwillig" an einem gemeinnützigen Projekt teilnehmen, in diesem Fall das völlig ineffiziente Herumgewedele und -geräume in einem 12stöckigen Ex-Hotel. Während die acht Teenager lustlos Pinsel auswaschen und Toiletten mit Mobs (?Möbben?) bearbeiten, schleicht sich hinter den Wänden - umso effektiver, bedenkt man seine Körpergröße - der psychopathische Serienkiller Jacon Goodnight herum. Der liebäugelt *haha* mit Kira, die nämlich religiöse Tätowierungen trägt. Dass er eigentlich schon ein Loch im Kopf hat, das ihm der umgeschulte Sträflingsbetreuer vor einigen Jahren verpast hat, hält ihn nicht davon ab, die Sammlung seiner Einmachgläser auszubauen, bis sich die Menge hormonell verwirrter Pubertierender auf annehmbares Mass reduziert hat.
Besonders treffend für diesen Film ein Zitat aus einer IMDb-Besprechung:
Zitat
Adäquat brutal - um die fürchterlich flüchtig hingeschmissenen Figuren mit ihren nachlässig formulierten Dialogen und den wenig durchdachten Handlungen auszugleichen. In erzählerischer Hinsicht zieht da dieser Film nämlich eigentlich mit solchen Gurken wie Stay Alive oder Sam's Lake gleich, da wollen wir uns mal nichts vormachen.
Weil er aber als blutiger, knochenbrecherischer Slasher ernstzunehmen ist und optisch wie auch in der Auswahl der Todesarten von Kreativität und Lust am Neuen zeugt, kann ich einer Höherstufung zustimmen. Wenn ich auch persönlich solche schwachen plot-Ketten nicht so gut nachsehen kann. Dementsprechend ging ich meinem Mann während der Sichtung beständig mit ungläubigen Fragen auf die Nerven, bis der mir mit den Worten: "Du willst doch mit mir nicht ernsthaft über Logikfehler in dem Film diskutieren?!" den Mund verbot.
Okay okay!
#169
Geschrieben 27. November 2006, 17:29
Schade, ich dachte, ich hätte dazu schon hier was geschrieben. Wohl doch nicht. Aber hier damals.
Zum Inhalt nur ganz kurz: Filmproduzent segelt mit wenig erfreuter Mannschaft und der Polizei im Rücken
Richtung Skull Island, trifft dort erst auf gemeine Wilde, dann auf Riesenaffen, der die Hauptdarstellerin entführt. Bei der Rettungsaktion kommen viele ums Leben, der feinsinnige Autor ist der einzige, der es tatsächlich bis zur Hölle des, äh, Affen schafft, weil der aber eine Bindung zur Weissen Frau aufgebaut hat, lässt er sich ans Ufer und in die Gefangenschaft locken.
In New York wird er unterschätzt, bricht aus, findet seine Liebste, klettert auf's Empire State Building und stirbt, weil er Sinn für Ästhetik und Ethik hat.
Ende.
Ich glaube, bei der zweiten Sichtung hat mir der Film besser gefallen als damals. Vielleicht, weil die zeitlichen Verhältnisse in der extended version doch stimmiger sind. Vielleicht, weil ich mich mehr auf die nostalgische Stimmung einlassen konnte. Vielleicht, weil ich schon wusste, dass der Film mich spätestens am Ende sowie zum Heulen bringen würde - da konnte ich auch gleich jeden Widerstand fallen lassen.
Und so war's dann auch: bei der zweiten Sichtung musste ich sogar schon bei der Gefangennahme auf Skull Island mein tränenfeuchtes Gesicht in der Wolldecke vergraben. Am Ende, als sich King Kong voll resignierter Hingabe angesichts des Sonnenaufganges über New York die Pfote auf die Brust klopfte, gab's einfach kein Halten mehr. ist nichts dagegen.
Drum will ich auch sonst nicht viel sagen. Nur eines ist mir aufgefallen, nämlich der Subtext über die Gedankenlosigkeit wahrer Liebe, der sich durch den Film zieht, weshalb auch die Beziehung zwischen Affe und Frau so ein Erfolg ist.
Da gibt es die Szene, in der der Produzent Denham den Autor Driscoll mit einem Trick zur Mitreise bringt. Driscoll sagt: "I love the theatre!" und Denham erwidert eiskalt: "If you really loved it, you would have jumped." (nämlich über Bord ins Hafenbecken, um in New York zu bleiben) Nach der Ankunft auf der Insel, da haben sich Driscoll und Darrow schon verliebt, zögert eben dieser eher wenig draufgängerische Schreiberling keine Sekunde, auch das größte Risiko einzugehen, um zu seiner Geliebten zu kommen und sie zu retten. Aber ebenso wenig zögert der Riesenaffe, der zugegebenermaßen einen physischen Vorteil hat, seine einzige lebendige Bezugsperson zurückzuholen bzw. wiederzufinden, obwohl er - so lässt es doch Jackson aussehen - der Gefahr für sein Wohl gewahr ist. Wenn die emotionale Notwendigkeit herrscht, dann zählen keine Chancen, nur der Versuch.
Gleichzeitig wird auch die Frage diskutiert, ob diese Liebe ausgesprochen sein muss oder auch im Schweigen verstanden wird. Driscoll schreibt ein Stück für Ann, in welchem er sich selbst zitiert, nämlich sein Ausweichen auf ihre subtile Frage, was er für sie empfindet. Fast zu spät beschließt er, dass es eben doch ausgesprochen werden muss, und findet sie. Wobei eben seine unermüdliche Suche und jedes Risiko trotzende Permanenz seine Gefühle dann adäquater repräsentiert als die einfachen Worte. Und wir als Zuschauer wissen auch das schon, denn was sonst ist es, was King Kong dazu brignt, Ann Darrow in den Straßen von New York zu suchen, und er hat und braucht keine Worte dafür.
Sogar der zynische, scheinbar* nur auf seinen eigenen Ruhm bedachte Denham kann es am Ende erkennen, dass hier wahre Liebe am Werk war. Und es ist nicht nur die großartige CGI, sondern ja auch inszenatorisches Können, dass uns als Zuschauer so deutlich mit dem unbelebten, sprachlosen Affenbild mitfühlen lässt. Daher: eine tragische Prämisse ist noch nicht alles, was einen echten Heuler ausmacht. Echtes emotionales Verständnis ist schon vonnöten.
*scheinbar: Die Figur des Denham ist mir in der extended version auch klarer geworden - aber nicht "böser". Natürlich ist es unmissverständlich, wenn er ohne Rücksicht auf die Wünsche, Finanzen, Leben anderer immer weiter voran will, immer weiter die Kamera laufen lässt - er ist rücksichtslos. Und in einer kleinen Szene wird auch der Eindruck vermittelt, dass es die Gesellschaft der Reichen und Schönen sei, auf die es ihm ankam.
Mir allerdings erschien sein Blick hinauf zum zweiflerischen Assistenten eher ein Triumph des Visionärs zu sein. Denn das ist Denham meines Erachtens im Sinne eines `Murnau´ (in Shadow of the Vampire). Wo die anderen um ihr Leben kämpfen, weiß er nichts anderes, als das Unerhörte auf Zelluloid zu bannen (dabei ja auch ohne Rücksicht auf sein eigenes Leben). Ebenso unüberlegt, wie seine eher am Elementaren orientierten Mitreisenden in die Vegetation oder auf eigentlich ausgestorbene Lebewesen schießen, so "schießt" auch er, unüberlegt, instinktiv, auf die einzige Art und Weise, die er kennt.
Deshalb möchte ich doch bezweifeln, dass er ein "negativer" Charakter in diesem Film ist. Er ist eine - nein: die treibende Kraft, und wenn er auch hundsgemein, unerträglich arrogant und bis zum Tyrannentum singulär ist: ohne alle diese Eigenschaften könnte er nichts Großes erreichen. Ist er nicht vielleicht ein bisschen Peter Jackson selbst, der immer das Unübertreffbare Endprodukt im Auge behält und dabei von Mitarbeitern und Technik alles abverlangt? Kann man ihm böse sein dafür, dass er in anderen Dimensionen denkt als andere? Ohne Peter Jackson, aber auch ohne Carl Denham kämen wir nicht in den Genuss dieses cinematographischen Riesen.
#170
Geschrieben 27. November 2006, 18:06
In einer nicht namentlich genannten Stadt (ich nahm nach der Titelsequenz fälschlicherweise an, es handele sich um eine ägyptische) geht ein psychopathischer Killer/Körperteilesammler um.
Gleichzeitig will eine Frau für ihre Tochter eine einzigartige Debütantinnenfeier geben und geht zum Delikatessen-Service Fuad Ramses. Der offeriert ein "ägyptisches Festmahl", wovon die Dame begeistert ist, weil die besagte Tochter einmal die Woche zu Vorlesungen eines Bärtigen geht, der so tut, als kenne er sich mit den "altertümlichen merkwürdigen religiösen Riten" aus, die in Wirklichkeit des Delikatesshändlers Spezialität sind. Die zu befeiernde Tochter Suzette (die doch lieber Crêpes essen sollte *haha*) trifft bei den sogenannten Lesungen immer einen der Polizisten, die den Psychopathen-Fall erfolglos bearbeiten. Gottseidank hat er aber einen Hörfehler, schließt von `Ih-tah´ auf Ishtar und kommt so darauf, dass die bisherigen Opfer getötet und unbeholfen zerstückelt wurden, um zum Festmahl zu gereichen, dass Rameses für Suzette kredenzen will, um sie da schlussendlich zu opfern, damit eine erschreckend nach Cher aussehende altägyptische Gottheit zum Leben erwache.
Die Crêpeline gerade noch so vor Tod durch Albernheit gerettet, müssen sich die topfitten, kerngesunden Polizisten ganz schön abmühen, um den alten, humpelnden Ramses über die Müllhalde in einen Müllzerkleinerungswagen zu scheuchen, wo sie dann beschließen, dass er da sowieso zermatscht besser aufgehoben ist als in einer langweiligen Gerichtsverhandlung und späterer psychiatrischer Behandlung.
Nein, der Film lässt nichts zu wünschen übrig. Wie es kleinen Produktionen eigen ist, bleibt die Zahl der handelnden Personen auf einen überschaubaren Kreis begrenzt, was zu lustigen Koinzidenzien und logischen Verrenkungen führt. Dazu die Spannung heischende, aber eher Schläfrigkeit vermittelnde Langsamkeit von Erzähltempo und Soundtrack, nur aufgerüttelt von den eingestreuten schreiendroten Schlacht- und Kochszenen, fertig ist der (wie ich gelesen habe) perfekte Autokinofilm. Klar: die "brutalen" Szenen treiben die Damen auf der Rückbank in die Arme der Herren, und die sich ziehenden Zwischenstücke, die nicht zum Verständis des Films beitragen, lassen viel Muße für ausgedehnte Fummeleien.
Natürlich ist ein solcher Film rückblickend ein historisches Juwel. Aus rein historischem Verständnis finde ich ihn dann auch in Ordnung.
#171
Geschrieben 28. November 2006, 18:16
Yik, der seinen Vater und seinen älteren Bruder in Triaden-Rivalitäten verloren hat, übernimmt per "Lotterie" den Auftrag, einen Gangsterboss umzubringen. Einzige Hilfestellung, neben seinem etwas fahrigen, aber loyalen Freund Turbo, ist ein großes Messer und eine Nacht umsonst mit der jungen Prostituierten Yoyo. Den Tod oder eine lange Gefängnisstrafe vor Augen, treibt Yik zwischen Liebe zu Yoyo und dem Streben nach Ruhm dem Ende der Nacht entgegen.
Gangsterboss Hung ist gerade Vater geworden. Dieses Ereignis feiert er mit seinem besten Freund und loyalen Handlanger Lefty, dessen rechte Hand im Kampf für den Freund unbrauchbar gemacht wurde. Hung ist unschlüssig, ob er die Leitung des Triadenclans zugunsten des neuen Familienglücks aufgeben soll; zum einen besteht die Wahrscheinlichkeit, dass drei seiner Untergebenen einen Attentäter auf ihn angesetzt haben, zum anderen ist Lefty ein zu impulsiver und rücksichtsloser Charakter, als dass ihm das Zepter überreicht werden könnte. Im Laufe der Nacht muss er sich gegenüber dem strengen Freund als der Macht und der Freundschaft noch immer würdig erweisen.
Der Film besticht nicht nur durch seine originelle Optik, auch die Erzählstruktur bricht mit den Konventionen und den Erwartungen be"sehener" Zuschauer. Dabei bleiben die Erzählstränge immer klar duchrschaubar, trotz Zeitsprüngen und zahlreichen Figuren (und ich habe bei OmeU noch gestrickt!), und am Ende fällt alles wunderschön tragisch an seinen Platz.
Ein äußerst gelungener "Beziehungs"-Film mit fernöstlichem Pathos. Wunderbar.
#172
Geschrieben 07. Dezember 2006, 10:23
Eine mysteriöse Seuche hat den Planeten Erde fast vollständig entvölkert. Seither lebt der Arzt Robert Neville, der nur zufällig im richtigen Augenblick eine Impfung gefunden hat, die er aber nur noch sich selbst verabreichen konnte, scheinbar mutterseelen allein in New York. Tagsüber treibt er sich herum, nachts wird er von den kleinen Resten der Menschheit belagert, die durch die Folgen der Seuche nicht nur albinoid und lichtscheu, sondern auch verrückt geworden sind. Sie frönen dem Kult der Anti-Technologie, der alle sogenannten Errungenschaften der Zivilisation als Grund und Auslöser der Katastrophe verachtet.
Bei seiner Jagd auf deren Unterschlupf trifft Neville eines Tages auf die junge Lisa, die sich ebenfalls bisher effektiv vor der sogenannten "Familie" versteckt hat. Mit ihrem jüngeren Bruder, der gerade an der Seuche erkrankt ist und die Seiten zu wechseln droht, hat sie außerhalb der Stadt mit einer Gruppe Kinder und dem Hippie Dutch eine Zuflucht gefunden.
Neville gelingt es, ihren kleinen Bruder Richy zu heilen. Die geplante Flucht in die Berge, um dort eine neue, friedliche Zivilisation aufzubauen, wird allerdings durch die Eskalation des Konfliktes mit der "Familie" behindert.
Das Konzept einer entvölkerten Erde ist ja immer wieder reizvoll. Ich kann mir meist nicht helfen und muss mir vorstellen, wie ich meine Tage verbringen würde... wenn zwar auch kein Fernsehen, neue Filme oder wenigstens Radio mehr produziert würden, aber ich ja alle Zeit und Platz der Welt hätte, mich mit dem, was die Menschheit bis zu diesem Zeitpunkt ja schon hervorgebracht hat, zu vergnügen.
Andererseits ist da natürlich ebenso beständig der Gedanke, dass ein Leben ganz ohne andere irgendwie öde und einsam ist; der Gedanke, dass möglicherweise nur die idiotischsten meiner Mitbürger mit mir übrig bleiben, ist ein wahrer Horror.
Ungefähr darauf beruht dann ja auch der Omega Man. Der Grusel von wahnsinnigen, körperlich degenerierten Seuchen-Patienten verliert leider ein bisschen durch die, hm, dünne Maske - aber die Einsamkeit und Ziellosigkeit Nevilles und die Bedrohung der letzten "Normalen" durch die kranken Fanatischen, das ist doch recht gut gelungen.
Wer allerdings auf Idee kam, Charlton Heston als "attraktiven Helden" zu besetzen, muss vor alter Liebe blind gewesen sein. Der Mann ist noch nie mein Typ gewesen, aber ihn als erfolgreichen Verführer zu verkaufen und nicht mal als wortwörtlich "letzten Mann" der Welt, schließlich ist da noch der niedliche Paul Koslo, mit dem die liebe Lisa scheinbar nicht schlafen möchte, das ist wirklich eins der größten plot holes des Films.
Aber ansonsten hat er mir eigentlich recht gut gefallen - vor allem das Ende, dass mir dann doch wieder Hoffnung in Bezug auf den Genpool machte...
#173
Geschrieben 07. Dezember 2006, 14:16
In einer idealen Welt müsste ich hier keine Inhaltsangabe zu dieser filmischen Adaption einer der besten fünfbändigen Trilogien aller Zeiten notieren.
Da dies nur die beste aller möglichen Welten ist, ist es aber doch eigentlich nötig.
Aber leider habe ich zwischen meinen (ziemlich guten, if I do say) Erinnerungen und den Umleitungen, die das Skript in die einzelnen Elemente des Ursprungstextes gelegt hat, den Pfad der Geschichte ein wenig verloren.
Nun, ich weiß, dass Douglas Adams mit an diesem Projekt gearbetiet hat. Und der Film macht ja nun weiß Gott auch nicht alles falsch.Im Gegenteil, mir waren die Beteiligten allesamt sympathisch, die Henson-Company kann mit ihren Puppen sowieso nichts falsch bei mir machen, und die eine oder andere neue Idee fand ich auch schön.
Aber insgesamt ist man als Fan eben schrecklich konservativ. Und so hätte ich einfach manche Dinge gerne gesehen, die fehlten (das Restaurant am Ende des Universums, Marvin auf dem Planeten der Matratzen, der Totale Durchblicksstrudel), und bekam manche Dinge zu sehen, die mich leider nicht interessierten (eine Regierungsbeamtin des Universums, die auf Zaphod steht, eine religiöse Vereinigung der Jatravartiden). Ich wäre da vielleicht toleranter, wenn wenigstens die Anlehnung an die BBC-Fernsehserie aus den 80ern vorhanden gewesen wäre...
Ich möchte den Film nicht verreißen. Aber es sollte niemand, der nur diesen Film gesehen hat, behaupten, er kenne den Hitchhiker's Guide.
#174
Geschrieben 07. Dezember 2006, 17:51
Schiefhängender Haussegen im Hause f. trieb mich ins Kino... in den nächstbesten Film, der in absehbarer Zeit anfing. Den auch meine liebe Mutter (die immerhin Kill Bill für einen "großartig durchkomponierten Film" hält, nur mal so zum Vergleich) mir empfohlen hatte - es wird auch klar, warum, klagt doch die Protagonistin in einer Szene ähnlich mir: "Ich kriege es immer nur zu hören, wenn ich was falsch mache, aber wenn ich mal was richtig mache, ist das keinen Kommentar wert!"
Aber zum Inhalt: Die modisch unterbelichtete, aber journalistisch ehrgeizige (und ziemlich kuhäugige) Andy bewirbt sich bei "Runway", der Modezeitschrift unter Leitung der biestigen Miranda Priestly. Nach anfänglichem Schlingern (siehe oben) rauft sich Andy zusammen, um wenigstens das eine Jahr als deren Assistentin durchzuhalten, das ihr angeblich in jeder Zeitung Tür und Tor öffnen wird. Mehr und mehr entwickelt sie einen Blick für das Thema "ihrer" Zeitung, verliert dabei aber ihr eigentliches Ziel, ihr Privatleben und vor allem ihre moralischen Werte aus den Augen...
Mal abgesehen davon, dass es bei mir nun nicht ganz so schlimm zugeht (meine Chefinnen haben ein recht normales Verständnis von "Arbeitszeit" und "Freizeit", und ich muss für meinen Beruf weder auf meine Linie achten noch hochhackige Schuhe tragen), hat der Film natürlich schon eine Menge komisches Potential. Leider lässt er einiges davon zu Gunsten einer sogenannten Message verfallen, die deutlich nicht nur in der Story, sondern in der Charakterisierung der Personen durchschlägt. Andy ist eine anfangs ausgesprochen un-stylische Person, denn so müssen "echte Journalistinnen", oder auch kluge Frauen in Hollywood, wohl sein. Als sie später ihren Sinn für Mode entdeckt, verfällt ihr Interesse für das, was man gemeinhin doch als wichtiger als die richtige Klamottenmarke hält, im Verhältnis proportional. Emily, die sich schon länger bei "Runway" hält, beherrscht die Routine ihres Jobs, kann aber scheinbar nicht selbst denken; abgesehen davon, dass sie sich für den Verrat, den Andy an ihr begangen hat, mit einem Haufen Kleider konsolidieren lässt. Miranda Priestly ist zwar erfolgreich, im Grunde die einzige maßgebliche Meinungsmacherin der Modeszene (was für eine wunderhübsche Alliteration), aber natürlich in ihrem Liebesleben a. unterwürfig und b. unglücklich bzw. erfolglos (ihre 2. Scheidung steht auf ihrer Prioritätenliste unter Donatella Versace).
Dazu der unerlässliche schwule Art Director, der aus unerfindlichen Gründen dem Biest Miranda trotz eines gewaltigen Schlages ewig die Treue hält, und der schmierige, wenn auch unbestreitbar attraktive Journalist Thompson, der die Rolle des ultimativen Verführers spielen darf: Andy ins Bett und auf die Seite der skrupellosen Erfolgsmenschen zu locken, ist für ihn eins. Ach ja, und am Ende natürlich der väterlich-freundliche "echte" Zeitungsredakteur, in schlabbriger Strickweste und Cordhose, der nur für Andys Artikel und nicht für ihr Äußeres Augen hat.
Also, die Hollywood-Klischees sind alle da, aber gerade darin kann ja auch der komische Reiz liegen. Allerdings geht mir da einfach zu sehr die Moral-Keule durch, um das kritiklos durchzuwinken.
Und damit meine ich nicht nur das Große Ganze, dass es wichtiger ist, seine Ziele im Auge zu behalten, seinen Werten treu zu bleiben und als Frau nicht zu viel Zeit im Büro zu verbringen (mal überspitzt gesagt). Es gibt da auch eine Szene, da putzt Miranda Andy herunter, weil sie die Diskussion um Kombination von Accessoirs nicht ernst genug nimmt. Und egal, was im Film sonst als das wahre Wichtige verkauft wird, in diesem Moment klingt doch so etwas wie eine Verteidigung des Luxus durch - vielleicht, damit sich die Modezeitschriften der echten Welt nicht so sehr ans Bein gepisst fühlen und den Film mehr als einen "aus den eigenen Reihen" bewerben. Jedenfalls hält Miranda Andy eine Rede über das Blau ihres Pullovers - wer es wann zuerst verwendete, wo es dann übernommen wurde und wie es auf die Grabbeltische kam, von welchen Andy ihren Pulli gezogen hat - und endet damit, dass dieses Blau also in gewisser Hinsicht einer Millionen Menschen den Lebensunterhalt bezahlt und für Andy in weitester Hinsicht existentiell ist, weil sie ihr Leben darin verbringe. Das stößt mir dann doch ein bißchen apologetisch auf - denn dabei bleiben 1. diejenigen Menschen unerwähnt, die für Hungerlöhne und nicht einen "Lebensunterhalt" an einigen dieser Gewebe und Gewirke schuften und 2. alle anderen, die mit diesem Geschäft in keinerlei Hinsicht etwas zu tun haben, weil sie weder darin arbeiten noch die Muße haben, sich mit Fragen diesbezüglich zu beschäftigen, weil Kleidung nach Wasser und Nahrung und medizinischer Versorgung erst das vierte auf der Liste ihrer existentiellen Probleme darstellt, und dann auch nicht in der Form, dass sie von geschminkten Frauen für Hochglanzpapier zusammengestellt und abgelichtet wurde, für so viel Geld, dass man damit die Probleme der ganzen Nation dieser Menschen lösen könnte.
Will sagen: es ist und bleibt ein Luxus, sein Leben mit dem Thema: Welches Kleidungsstück trage ich mit welchem anderen Kleidungsstück? zu füllen. Das mit einem: Ja, aber manche Leute leben davon! zu verkaufen, finde ich irgendwie bedenklich. (Es leben auch Leute davon, Hunden schöne Frisuren zu verpassen oder brilliantenbesetzte Zahnspangen herzustellen, aber es gibt einfach Existentielleres auf der Welt!)
Nungut, es ist eine leichte Komödie, und als solche hat sie wie gesagt ihre Stärken. Und wenn es nur ist, dass ich aus dem Kino komme und mich über meine geregelten Arbeitszeiten freue und darüber, dass es mir völlig egal ist, was Prada & Co. für Größen vorgeben.
#175
Geschrieben 07. Dezember 2006, 18:16
Wo ich gerade so in Schwung bin...
Weil die kleine Sharon schlafwandelt und immer wieder von "Silent Hill" spricht, macht sich ihre Adoptivmutter Rose mit ihr auf den Weg in die vergessene Kleinstadt. Seit einem Flözbrand (der übrigens so gar nicht so unwahrscheinlich ist) ist dort tote Hose, bis auf eine verstreute Sekte Puritaner, die sich ihr Schicksal, wie wir sehen werden, selbst verdient haben... Während Rose ihre entwischte Tochter im Wechsel der Welten sucht und dabei Hilfe von der Polizistin Cybil erhält, forscht der dazugehörige Mann Christopher nach der Geschichte der Stadt, und stößt auf die schreckliche Wahrheit.
Zuvorderst: ich war durch einige Kritiken vorgewarnt. Mit derart "angepassten" Erwartungen hat der Film bei mir nun alles richtig gemacht. Mir macht auch die erzwungene Passivität, die Spieler-Zuschauer möglicherweise ennerviert, gar nichts aus, weil ich auch bei den Zock-Arienmeines Gatten nur Zuschauerin bin, und das genussvoll.
So war ich von der gelungenen Adaption begeistert, sowohl auf visueller wie auf akustischer Ebene, und konnte mich auch mit der Erklärungsnot(durft) des Skriptes recht gut arrangieren - nein, ich fand's sogar gut, denn im Spiel gibt es auch schon mal geschwätzige Clips, aber die "ganze Geschichte" ist mir bisher noch unerschlossen geblieben. Und da bin ich Schauer, ich will's wissen.
Nein, als Spieladaption absolut gelungen. Toll.
Nur eines möchte ich jetzt mal anmerken, das hat mich schon beim Lesen mancher Kritiken gestört: Der Satz "Mother is God in the eyes of a child" ist toll und wahr, keine Frage. Aber eigentlich nicht sooo originell, wie manche das verklärt vielleicht glauben möchten. In meinem Hinterkopf scharrte es leise, als ich das las/hörte, und meine Erinnerung trog mich nicht. Einen ziemlich ähnlichen Satz sagt schon Eric Draven in The Crow: Mother is the name for God on the lips and hearts of all children.
Edit: Bevor ich's vergesse. Was mir den Film zum Abschlussganz besonders sympathisch machte, ist das tolle Ende, dass zwar Raum für Sequel-Spekulationen lässt, aber wer kann's ihnen übelnehmen - vor allem deswegen jedoch, weil es so still und stilvoll sagt: Rache ist kein Konzept, auf dem Glück basieren kann. So leise und traurig geht die Gaudi zu Ende. Schön.
#176
Geschrieben 19. Dezember 2006, 15:59
In der Kohlekleinstadt Estherslope finden sich fünf Jugendliche zusammen, die aufgrund verschiedener Abweichungen von der Norm keinen Fuß auf den sozialen Boden bekommen: Dick neigt dem Feinsinnigen zu und zeigt ebenso wenig Interesse an der Arbeit in der Mine wie Stevie, der sich lieber mit Mechanik als mit Menschen auseinandersetzt. Huey kann sich nur auf Krücken fortbewegen und sein kleiner Bruder Freddie wird deswegen beständig verprügelt. Susan, die einzige Dame im Kreis, leidet scheinbar unter einer erdrückenden Mutter und erlangt auch deshalb nicht ihre volle Weiblichkeit.
Die fünf vereinen sich zu einem Club, der den waffentragenden Pazifismus zum Prinzip erhebt und ihren altertümlichen Handfeuerwaffen Persönlichkeiten zuschreibt, die ihnen mehr Unterstützung und Kraft bieten als die Menschen ihrer Umwelt.
Ausgerechnet diese weltfremden Waffennarren übernehmen nun die Bewährungsverantwortung für Sebastian, der einen Mann erschossen hat und keinerlei Umgang mit Waffen haben sollte. Sein auf Erfahrung beruhender Realitätssinn - im Gegensatz zum weltfremden, etwas verklemmten Idealismus der "Dandies" - drängt die Gruppe zu einer Erprobung ihrer Prinzipien, auf Gedeih und Verderb.
Leider liegt die Sichtung dieses Films nun schon einige Zeit zurück, daher kann ich dieser früher geschriebenen Zusammenfassung nicht mehr so wahnsinnig viel "frischen Eindruck" beifügen. Nachdem ich den Film gesehen hatte, wollte ich ein ganzes Essay dazu schreiben - alas, ich bin berufstätig und in der Vorweihnachtszeit gerade ncoh zum essen und Schlafen gekommen.
Die einzige Auffrischung meiner erinnerung lieferten mir gestern abend beim Visions Tour Konzert die spiddeligen Knirpse von den Flims (oder Flames? oder Films? Egal.), die hoffentlich nicht nur diesen Film mehrfach gesehen haben, sondern auch die Vorbilder ihrer Vorbilder kennen, denen sie so sehr ähneln (zumindest äußerlich).
Zurück zum Film: Was bei mir hängengeblieben ist, ist die starke Reduktion des Raumes und der Charaktere, die dem Ganzen etwas Parabelhaftes geben. Aber damit sage ich nichts Neues.
Außerdem schien mir die Funktion der Waffe als Phallus hier sehr deutlich (weshalb die einzige Frau in der Runde auch zwei Knarren hat), was allerdings die Liebes-Beziehung zwischen den Trägern und ihren Waffen zu einer ziemlich egozentrisch bzw. narzistischen Angelegenheit macht. Was irgendwie auch zu der winzigen Welt des Films passt, denn es dreht sich dann ja doch alles um die Dandies... ebenso passt dazu die Projektion der Eigenschaften, die dem Träger selbst mangeln, auf die Waffe.
Naja, das sind jetzt nur Überlegungen lange über die Zeit, und aus Zeitdruck und müden Augen.
Einfach: Toller Film. Viele Millionen Punkte für Stil und Weisheit.
#177
Geschrieben 19. Dezember 2006, 18:13
Ein Mal bitte die bunte Herrentüte.
Wirre Erinnerungen an einen wilden Mix und große Begeisterung... nur leider ein bisschen wenig Musik.
Muss eben doch mal eine Best Of besorgen...
#178
Geschrieben 19. Dezember 2006, 18:20
Brave Mama/Grundschullehrerin kann sich an nichts vor den letzten 8 Jahren erinnern - bis sie eienn Autounfall hat. Danach tauchen langsam Einzelheiten auf, die allerdings wenig beruhigend sind - ebenso wenig wie das, was sie gemeinsam mit einem Privatdetektiv nach und nach zu Tage fördert.
Ich bin nicht der größte Fan von Geena Davis, aber hier ist sie erträglich. Der Film hat ordentlich Wumms und Witz. Unterhaltungskino par exellence.
#179
Geschrieben 19. Dezember 2006, 18:21
Hm... wäre wahrscheinlich lustiger gewesen, wenn mein Gatte nicht eingeschlafen wäre... aber ich kann es ihm auch nicht verdenken.
Der Film macht mit mehr Leuten bestimmt auch mehr Spaß. Lustige Trivia brauche ich ja nicht mehr zu verbreiten.
#180
Geschrieben 19. Dezember 2006, 18:26
Amerikanishcer Psychologe komm tnach England, um dort bei einem Kongress die Scharlatanerie eines Teufelskultes aufzudecken. Mit der Tochter eines unter mysteriösen Umständen verstorbenen Kollegen an der Hand findet er allerdings heraus, dass vielleicht doch mehr dahintersteckt, als er annahm - und wenn es nur die Macht der Suggestion ist.
Toll. Bis auf die Puppe vom Feuerdemon (die ich aber auch nicht schlechtmachen will) sind die Effekte ihrer Zeit voraus (Ghostbusters lässt grüßen), die Story ist zwar irgendwie merkwürdig (man nagele mich nicht auf Details fest!), aber spannend erzählt und gerade, weil's so merkwürdig ist, fesselnd.
Two thumbs up!
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