Die andere Meinung
#391
Geschrieben 25. September 2007, 14:19
Man möge es mir verzeihen, dass ich nach der Sichtung aller 7 Teile an einem Wochenende keine separaten Texte verfasse. Ganz klar: die Qualität lässt gegen Ende der Reihe nach, wobei Direktor Taft eine echte Charakterentwicklung durchmacht, während Pepe immer der gleiche Subversivling bleibt und die anderen Lehrer entweder festgefahren bleiben oder schlichtweg ausgetauscht werden. Man könnte sagen: es gibt viele Wege, es richtig zu machen, der falsche bleibt immer gleich. Gottseidank ist der richtige Weg gegen Ende hin auch immer weniger von musikalischen Einlagen gesäumt (nur Heintje darf von mir aus immer wieder "Mama" singen).
Zu meiner Überraschung gar nicht so üble Filme mit gar nicht so zotigen Witzen und gar nicht so dummen Kernaussagen. Ich weiß nicht, was mein Vater - der von seiner Generation aus natürlich noch einen ganz anderen, weniger distanzierten Blick auf diese Filme wirft - oder mein Bruder zu dem Lehrer-Schüler-Verhältnis sagen - beide Lehrer gymnasialer Oberstufe. Das Vergnügen an den Lümmeln ist im Nachhinein weniger schuldbewusst als ich vorher befürchtet hatte.
#392
Geschrieben 04. Oktober 2007, 14:38
Da gibt es bei mir gar keine Diskussion - eine Rennfahrerkomödie mit Will Ferrell und Gary Cole als alternder, saufender Vater, das muss ins Haus.
Ich wurde auch nicht enttäuscht, wenn ich auch anfangs dachte, es lahmt ein wenig. Im Großen und Ganzen ist es einfach unschlagbar, wenn männlicher Größenwahn, Homophobie, antiautoritäre Erziehung und amerikanisches Leistungsdenken auf's Korn genommen werden. Sacha Baron Cohen liefert eine grandiose Variation seines Brüno, den schwulen, latte-trinkenden, existentialisten-lesenden Franzosen Jean Girard, der ein perfekter Gegenpart ist zu Will Ferrells Über-Amerikaner Ricky Bobby. Nicht jede Minute dieses Films ist wohlpointiert und zum Zwerchfellhalten, aber das Gesamtbild ist das einer hervorragend abgestimmten Mischung aus derbem und feinem Humor, der (Uwe Boll eat your heart out) tatsächlich beide Seiten der Skala gleichmäßig trifft. Kein Rundumschlag, aber dennoch: hier sind die gnadenlos Ehrgeizigen ebenso lächerlich wie die Ewigen Zweiten, die betont männlichen Kerle des amerikanischen Südens ebenso engstirnig wie die betont kultivierten Homosexuellen Europas (was in der Vorstellung so manchen rednecks wahrscheinlich sowieso Hand in Hand geht: homosexuell, kultiviert und europäisch).
Dazu die wirklich irrwitzig glaubwürdige Sequenz, in der Ricky Bobby in einem Wimpernschlag nicht nur die pole position, sondern damit auch seine Frau und sein Haus samt Hab und Gut verliert - als habe nicht er das Geld verdient, das all' die schönen Dinge bezahlt hat, bleibt der Besitz bei seiner Frau und wird somit an seinen ehemals besten Freund weitergereicht.
Will Ferrell macht mich wieder einmal glücklich: hinter dem vordergründig albernen Witz steckt einiges an perfidem Sarkasmus und klugem Mutterwitz. Gerne noch ein zweites Mal sehen!
#393
Geschrieben 04. Oktober 2007, 17:40
Und gleich ein weiterer Will Ferrell hintergeschoben, mit dem großartigen Jon Heder als lichter, verweichlichter, intellektueller Gegenpart zu Will Ferrells dunklem, sexsüchtigem, proletenhaften Charakter. Dass Eisläufer irgendwie komische Typen sind, muss nicht mehr gesagt werden, aber was Ferrell und Heder daraus machen, und auch aus dem Gedanken, dass Gegensätze sich auch ergänzen können, ist mal wieder super. Der Spaß ist vielleicht nicht ganz so groß wie bei Ricky Bobby und das Ende fand ich noch mal höchst merkwürdig, aber alles in allem holt der Film alles raus aus der Prämisse. Will Ferrell ist GottseiDank frei von der Hemmung, sich lächerlich zu machen - Jon Heder hat ja mit Napoleon Dynamite ebenso bewiesen, dass die doofen Typen zwar doof sind, aber dennoch eine ganz spezielle Würde haben - und gemeinsam gehen sie es an, die schwelende Schwulheit in Polyacryl-Catsuits zu krönen. Dass der Titelsong aus Flash Gordon da nicht fehlen darf, ist klar.
#394
Geschrieben 05. Oktober 2007, 17:10
Der andere maßgeblich Beteiligte an Napoleon Dynamite hat auch nicht die Hände in den Schoß gelegt: mit dem Absurdkomiker Jack Black zusammen drehte er diesen bizarren Streifen über südamerikanische Wrestler. Die Komik dieses Films ist sehr schwer in Worte zu fassen - teilweise ist sie auch schwer zu ertragen. Ein bißchen traurig, ein bißchen übertrieben, ein bißchen surrealistisch kommt diese heißblütige Melodramödie daher, ganz dem südamerikanischen Temperament und interpretierfähigem Katholizismus verschrieben.
Aber gerade weil der Film sich einer konkreten Beschreibung - zumindest meinerseits - entzieht, finde ich ihn so toll. Auch wenn der Witz Blacks nicht in brüllkomischen Pointen kulminiert, ein paar eindeutige Lacher darf man ihm zurechnen, und insgesamt bleibt ein Gefühl zurück, dass ich am besten mit "bewildered" benennen kann.
(Außerdem muss ich bei dem Film immer an einen anderen Film denken, dessen Hauptdarsteller ich bei meinem Aufenthalt in Ecuador persönlich kennengelernt habe - beinahe hätte ich auch das Making-Of dazu geschnitten, leider hatte ich aber kein umbuchbares Flugticket... story of my life!)
#395
Geschrieben 09. Oktober 2007, 09:22
Trotz meiner nicht-religiösen Erziehung, oder vielleicht gerade deswegen, bin ich von biblischen Themen immer fasziniert. Deswegen hätte ich für diesen Film zwar nicht unbedingt die 20,- ausgegeben, aber gut - mein Mann wollte mir eine Freude machen. Und natürlich habe ich mich gefreut, muss aber sagen: die 20,- ist der Film nun nicht wert. Nicht, dass er schlechter gewesen wäre als andere Hollywood-Apokalypsen-Streifen. Diese haben nur die Tendenz, mich zu enttäuschen... ich muss da wohl klüger werden und meine Erwartungen herunterschrauben.
Mal bei den guten Dingen angefangen: die Geschichte ist flüssig erzählt, die Bilder sind atmosphärisch stark und die Effekte sind gelungen (die Heuschrecken!). Wie es wahrscheinlich von einem amerikanischen Film nicht anders zu erwarten ist, steht es allerdings außer Frage, dass es sich tatsächlich um paranormale Ereignisse handelt - jede wissenschaftliche, sachliche Erklärung, die die Protagonistin von sich gibt, um als "ungläubig" dargestellt zu werden, dient nur dazu, widerlegt zu werden. In einer Szene rezitiert sie quasi die Abfolge weltlicher Erklärungen für die biblischen 10 Plagen, doch schon in dem Moment muss jedem klar sein, dass dies nur aus ihrer eigenen Verbitterung, ihrem enttäuschten Glauben entsteht. Sie sucht "nur" Diese Erklärung, die mich wesentlich mehr interessierte als die schlußendliche Kamelle um eine satanistische Sekte, die den Antichrist auf die Welt bringen will, steht in dem Kontext des bereits Vorhergegangenen ebenso wie des Folgenden so bizarr "logisch" da, dass es lächerlich erscheint. Die "Unwahrscheinlichkeit" einer so schlüssigen Ereigniskette wird damit so sehr betont, dass man die Kreationisten trapsen hört.
Davon abgesehen finde ich die Auflösung - vom Twist in den letzten Minuten vor dem Abspann ganz zu schweigen - dann wieder so unspektakulär... überhaupt bleibt eine Bedrohung für mich als Zuschauerin die meiste Zeit aus, da sich das Geschehen auf diese Kleinstadt im amerikanischen Süden konzentriert... und bloß, weil da ein paar Verrückte Kinder schlachten, habe ich nicht den Eindruck, dass die Ganze Welt vor der Apokalypse steht.
Also wie gesagt, ein ganz gut anzuschauender Film, aber den Preis der DVD eigentlich nicht wert - für mich.
#396
Geschrieben 09. Oktober 2007, 14:17
Düsterer düsterer Film mit Jean-Claude van Damme in ganz neuen Positionen... statt in lieb in den Laken kuscheln zu sehen wie dereinst in Bloodsport, sieht man ihn hier eine Prostituierte auf dem Billardtisch bocken - !
Abgesehen von der bemerkenswert schnellen Regeneration aus einem scheinbar unheilbaren Koma hat der Film eine sehr bedrückende Atmosphäre zu bieten und richtige schauspielerische Leistung vom belgischen Beau - der schon nicht mehr so "beau" ist. Das passt so phantastisch in die Rolle, wie Schang sein zerfurchtes, gegerbtes Gesicht da durch die Gegend trägt, dass die Schlussfolgerung naheliegt, er gebe mit der Charakterentwicklung in diesem Film etwas von sich selbst preis.
#397
Geschrieben 09. Oktober 2007, 15:23
So, nachdem die unverhältnismäßig lange Debatte über den 10-Plagen-Film wohl friedlich beendet wurde, kann ich mich eine viel unterhaltsameren, netteren und anschmiegsameren Filmchen aus unserer Nachbar-Republik widmen. Auf dem Festival lief diese Agentenkomödie gegen irgendwas, was mir als eine sicherere Nummer erschien oder schlicht durch peer pressure Vorzug erhielt. Will sagen: sehen wollen hätte ich ihn auch da schon.
Es ist herzerfrischend, wie der Film, allen voran der grandios-agile Jean Dujardin, den doch noch stets vorherrschenden französischen Chauvinismus auf's Korn zu nehmen, dazu auch die neu aufgekeimte Islamophobie und männliche Selbstüberschätzung sowieso. Ganz deutlich erkennt man in seinen überheblich gerafften Augenbrauen und dem debil-schleimigen Grinsen Sean Connerys James Bond erkennen, dabei ist er jedoch sympathisch menschlich und von Kleinigkeiten begeistert (wie z.B. von der Reaktion der eingesperrten Hühner auf den Lichtschalter...).
Der Witz des Films beruht nicht, wie ich befürchtete, auf Wortspielereien, sondern allein auf der Vorkenntnis des Agentenfilm-Genres sowie der Idiotie seines Protagonisten. Sein Charme wiederum liegt in der wunderschönen, zeitgerechten Ausstattung und auf dem Spaß der Darsteller am Spiel. Ein wunderbarer Film sowohl für Frankreich-Liebhaber wie für -Hasser!
#398
Geschrieben 09. Oktober 2007, 15:39
Auch beim zweiten Mal noch witzig, noch witziger, wenn Funxton sich nebendran darüber beömmelt!
Bearbeitet von zora f., 09. Oktober 2007, 15:40.
#399
Geschrieben 09. Oktober 2007, 15:51
Ruhrpott-Komödie mit sehr lebensechten, sympathischen Hängern als Hauptfiguren. Ließ mich ein bisschen nostalgisch an meine Studienzeit denken, die zwar nicht in Dortmund, aber dafür auch zu Teilen im Park und auf Konzerten sich abspielte... Ein Film, der so dahingeht wie die Zeit der beiden Protagonisten, sich dabei auf ein happy end zubewegt, das nicht unvorhersehbar, aber dennoch herzerweichend ist. Dass der Film nach den Prinzipien des buddy movie funktioniert, aber gleichzeitig so unmissverständlich "deutsch" ist - im Sinne von nicht einem amerikanischen Ideal nacheifernd -, macht ihn zu einem Geheimtipp (?), dem ruhig weitere seiner Art folgen dürften.
#400
Geschrieben 09. Oktober 2007, 15:54
Bei der dritten Sichtung (die erste hatte Funk_Dogg verpennt, sodass ich ihn quasi in direkter Abfolge zwei Mal hintereinander gesehen habe) nicht mehr sooo witzig, noch weniger, wenn Funxton dabei gegen Ende einpennt...
#401
Geschrieben 10. Oktober 2007, 15:20
Nun ist es also endlich soweit gewesen: Endlich habe ich Rambo gesehen! Bis dato quasi ein Mythos, ein Film mir nur vom Hören-Sagen bekannt, hatte ich mir natürlich schon früh ein Bild gemacht von ausufernder Brutalität, menschenverachtendem Gemetzel und pro-martialischem Waffengeschepper.
Und siehe da, nichts davon trifft zu. Mit meinem weichen Herzen war ich schon von Anfang an auf Seiten des Titelhelden, dem ja eigentlich nur sein Stolz und seine Unbeugsamkeit vor der Willkür der konservativen Kleinstadt-Polizei vorgeworfen werden kann - wenn man daraus denn einen Vorwurf machen kann.
Über diesen Film ist schon so viel gesagt worden - und wird noch mehr gesagt werden, was ja Anlass für diese Sichtung war -, dass ich meinen Senf nicht noch dazugeben muss. Ich will nur eine Parallele, die in meinem Kopf entstand, benennen, nämlich die zu Jarhead, in dem es auch unter anderem darum geht, dass junge Männer zur Armee gehen - die Gründe dafür sollten in diesem Moment kein Thema sein - und dort zu etwas gemacht werden, dass nur im Rahmen der Armee und des Krieges Sinn macht. Wird ihnen dieser Rahmen genommen, verkehrt sich ihre Position in der Gesellschaft dramatisch ins Gegenteil: So lange sie auf feindlichem Gebiet agieren, sind sie Helden; befinden sie sich auf Heimatboden, sind sie asozial. Alles, was ihnen als lebensnotwendig antrainiert wird - nicht nur physisch, sondern auch psychisch: Patriotismus, Stolz, ein klares Empfinden für "die Guten" und "die Bösen" - kann außerhalb des Krieges, in einer "normalen" Umgebung nur fehl am Platze, undifferenziert, gesellschaftsgefährdend wirken. In der Krise, die die erste Konfrontation mit kriegerischen Handlungen bedeutet, werden die Männer betreut, der Umgang damit wird ihnen "beigebracht" - die Krise, diese Verhaltensweisen wieder einer nicht-lebensbedrohenden Situation anzupassen, mussten und müssen sie nocht stets alleine überstehen.
Es gibt in First Blood keinen Moment, in dem das Verhalten der Gesellschaft gegenüber John Rambo nicht vor Ungerechtigkeit zum Himmel schreit. Nicht mal seine einzige Vertrauensperson Col. Trautmann konnte mir ein Quentchen Sympathie entringen, da ich nicht den Eindruck habe, er bedauere, dass er John Rambo unbetreut in die harte "friedliche" Realität entlassen hat - er bereut, so empfinde ich, nur, dass es keinen Krieg mehr gibt, in dem er ihn einsetzen kann. John Rambo allein mit seiner tränenreichen, rührenden Kaskade an Gründen, warum er so ist wie er ist, konnte mich für sich einnehmen und mir gar ein kleines Klößchen in den Hals zaubern.
#402
Geschrieben 10. Oktober 2007, 16:48
Kontrastprogramm par excellence. Dieser gemütliche, aber wunderbar progressive Schwarzweißfilm mit meinem Traumpaar Nr.1 (vor Lauren und Humphrey, die waren ja verheiratet, wie langweilig) ist einfach ideal für den Sonntagnachmittag. Auch die betulichen Sportszenen, in denen Katharine Hepburn, glaube ich , höchstpersönlich brilliert , können an meinem verklärten Blick nichts ändern. Stattdessen steigere ich mich beim Anblick von Aldo Ray und dem für mich jedes Mal wieder überraschenden Auftritt von Charles Buchinski in eine Art nostalgischer Hysterie. Ich wäre gerne Katharine Hepburn!
Aber auch mit einem etwas ruhigeren, reflektierteren Blick kann ich dem Film so einiges abgewinnen: nicht nur ist Pat für mich eine echte Identifikationsfigur. Mal davon abgesehen, dass es bei ihr um Sport geht, kann ich den Wunsch, selber unabhängig vom Verlobten/Ehemann "jemand sein" zu wollen, voll und ganz nachvollziehen. Und auch die Beziehung, die sich zwischen Pat und Mike entwickelt, bietet mir (und meiner jungen Ehe) Lehrmaterial: "5-0, 5-0" ist die Regel, nach der Manager und Gemnagte, Mann und Frau miteinander arbeiten müssen. Jeder soll dabei das dazu beitragen, was er am besten kann, was im Falle der Frau nicht unbedingt das Kochen, Backen, Putzen und Kindergroßziehen sein muss...
Bearbeitet von zora f., 10. Oktober 2007, 16:57.
#403
Geschrieben 15. Oktober 2007, 08:48
Warum ich diesen Film vergessen habe, obwohl ich ihn so toll fand, und obwohl er mir so viel gesagt hat, kann ich mir nicht erklären.
Auf der Rennstrecke ist jeder für sich, muss jeder seinen eigenen Platz erkämpfen und darf dabei - bis auf die Gesundheit der anderen Fahrer - keine Rücksicht nehmen. In der Ehe ist das anders. Da kann nicht einer der Erste sein, wenn er gewinnen will - beide müssen sich gegenseitig mal vorlassen und auch mal vornewegfahren dürfen. Genausowenig, wie in der Ehe einer alleine gewinnen kann, wenn gewinnen bedeutet, die Ehe gut zu führen, kann sie einer alleine in den Graben fahren: drängelt der eine, schiebt der andere. Nur, wenn sie beide sich wieder Platz gewähren, geht es gut; wenn beide nicht aufhören, gegeneinander zu fahren, gibt es den großen Krach und das Rennen ist vorüber.
Wenn er am Ende bei ihr vor der Tür steht und sagt: "Wenn wir beide es wollen, können wir es schaffen", wissen wir nicht, ob sie es schaffen werden. Denn so wie er nicht versprechen kann, sein Auto nie wieder vor ihre Bedürfnisse zu stellen, kann sie nicht versprechen, immer Verständnis haben zu können, und nicht auch Fehler zu machen bei dem Versuch, seine Aufmerksamkeit zu erringen. Aber immerhin: sie wissen, dass sie nur gemeinsam gewinnen können; vielleicht ist ja schon der Versuch ein Sieg.
Bearbeitet von zora f., 15. Oktober 2007, 08:50.
#404
Geschrieben 18. Oktober 2007, 09:44
Ich hatte gar nicht so viel erwartet - aber da eine Mitarbeiterin des Animationshauses Aardman zum Vertreterbesuch bei meiner Firma war und uns eine DVD mit dem Film da ließ, gab's ja nix zu verlieren.
Und hey, der Film ist wesentlich besser und witziger, als ich gedacht hatte! Okay, die Animationen sind nicht so detailverliebt, so nah an echten Oberflächen und Konsistenzen wie z.B. bei einem Pixar-Film, aber dennoch hat der Film viele witzige Ideen zu bieten - es lebe der britische Humor! - und eine einfach charmant erzählte Story. Die singenden Nacktschnecken sind entzückend und die Kröte und ihr französischer Handlanger "le Frog" bringen immer einen guten Schuss Albernheit ins Spiel (das wandernde Auge der Kröte - *gaaaack*!). Dazu Hugh Jackmans Stimme (bei der Vorstellung seines realen Ichs hinter dem Mikrophon werde ich ganz weich in den Knieen) und Kate Winslets sympathische Impertinenz, außerdem jede Menge weitere markante Darstellerstimmen, das ergibt eine doch sehr überzeugende Mischung.
Aber vielleicht waren meine Erwartungen auch so niedrig, weil ich noch keinen der Wallace&Gromit-Filme gesehen habe, die aus dem selben Hause stammen.
#405
Geschrieben 26. Oktober 2007, 15:15
*ächz* Nach einer extrem anstrengenden Woche im Job mal wieder nur ultrakurze Eindrücke zu den Filmen der vergangenen Woche(n).
An diesen erinnere ich mich auch deswegen nur verschwommen, weil ich ihn in zwei Gängen an aufeinanderfolgenden Abenden (?) gesehen habe... Chuck Norris braucht ja keine Worte mehr, dass das Ganze in Jerusalem spielt und die dort Lebenden sowie die Stadt selbst ganz schlecht wegkommen, hat mich doch ziemlich überrascht (hab' ich da wieder irgendwas nicht verstanden?).
Die Geschichte mit dem Fast-aber-nicht-ganz-Teufel Prosatanos, der königliches Blut (wer bestimmt denn, welcher König von welchem Volk?) und einen Schaumschläger aus Gold und Juwelen braucht, um die Hölle auf Erden loszulassen, ist herrlich banal, die Umsetzung erwartungsgemäß knappbemittelt. Ein schönes Wiedersehen nur mit dem Taxifahrer aus Die Nacht der Abenteuer als afroamerikanischer sidekick.
Bearbeitet von zora f., 26. Oktober 2007, 15:16.
#406
Geschrieben 26. Oktober 2007, 15:20
Wunderbar, wie zu erwarten war. Ich mag Patricia Arquette einfach richtig gern, was doch verwunderlich ist, weil ich ihre Schwester Rosanna leidenschaftlich hasse. Ben Stiller hat eh einen Freifahrtschein bei mir.
Die Geschichte ist außerdem herrlich turbulent, ohne lärmig zu sein, und lässt viel Platz für die Klugheit, mit der Beziehungen hier gezeichnet werden. Schön.
#407
Geschrieben 26. Oktober 2007, 16:17
Der Titel scheint mir eigentlich einen Alien- oder sonstwie Paranormalplot-Film zu versprechen - in Wirklichkeit geht es um die inzwischen schon wieder total out-en sogenannten "Profiler".
Das nix Gutes dabei rauskommen kann, wenn man einen Haufen von FBI-Ehrgeizlingen, die Psychologie studiert haben, um ihre menschlichen Defizite zu verargumentieren, ohne Aufsicht auf einer einsamen, nur mit Schaufensterpuppen und Katzen bevölkerten Insel aussetzt, ist klar. Dann noch Jim Morrisson als Projektleiter und LL Cool J als "neutraler Beobachter", da muss der Kessel überkochen.
Für den Zuschauer ist's spaßig, wenn der Anspruch nicht zu hochgeschraubt ist - auch wenn mit dem beständigen Hin und Her der Versuch gemacht wird, ein "Vexierspiel" zu erzeugen, ist es doch relativ vorhersehbar, wer jetzt wem wieder das ganze Übel in die Schuhe schieben will. Der Spaß liegt halt mehr in dem Versuch als im Gelingen.
#408
Geschrieben 29. Oktober 2007, 12:17
Wie es scheint, kann ich meine Begeisterung für diesen Film mit niemandem teilen - wobei ich nun auch nicht behaupten möchte, dass der Film in meine "10 bedeutendsten Filme der Geschichte" eingeht. Ich weiß aber, dass er mir weit besser gefallen hat also so mancher andere Religions-Streifen, und dabei bin ich total heidnisch.
Vielleicht liegt es wieder nur an meiner Sympathie für Patricia Arquette, oder ich bin einfach anfällig für "Neo-Romantik" oder wie immer man das nennt. Ich finde den film schön, ich finde die Charaktere sympathisch und auch die, um, "message" finde ich vertretbar: schließlich geht es am Ende darum, dass Gott, ja: in diesem Fall der katholische Gott, der sich durch Jesus offenbarte, in uns und überall um uns herum ist. Das kann man katholisch fineden, für mich ist es eben gerade das nicht. Das Prinzip der Kirche, in der Riten und Empfindungen von einer menschlichen Institution reglementiert werden, ist hier ja Kritikpunkt. Und der Gott, der am Ende seine Existenz zeigt, den verstehe ich nicht notgedrungen als einen Gott, wie ihn die katholische Kirche darstellt.
Mit Glaube an sich, mit dem starken Empfinden einer höheren Instanz, habe ich nämlich durchaus keine Probleme. Und wenn etwas zu dramatisches wie eine Göttlichkeit schon dargestellt werden muss, dann soll es doch wenigstens mit ordentlich pomp and circumstance passieren!
#409
Geschrieben 29. Oktober 2007, 13:16
Humphrey Bogart als paranoider Giftzwerg; eine komplexe Story, die auch den Zuschauer nicht so einfach vom Haken lässt... mit dem tollen jungen José Ferrer, der das so leicht gefällte Urteil noch mal gehörig in Frage stellt.
#410
Geschrieben 29. Oktober 2007, 13:19
Wozu braucht man eigentlich Pearl Harbour, wenn es diesen Film gibt?! Als wären die romantischen Verwirrungen und hehren moralischen, patriotischen Fragen nicht schon genug: da kommt das Ende in Sicht und da hängt ein Kalender: 6. Dezember 1941 - und da dämmert es, das alles, was bishierher traurig war, jetzt tragisch wird. Und das ganz ohne Kitsch und Klebrigkeit.
#411
Geschrieben 29. Oktober 2007, 14:36
Habe nur sehr verschwommene Erinnerung an den ersten Teil und den zweiten gar nicht gesehen. Weiß nicht, ob das eine Rolle spielt für das Vergnügen dieses dritten Teils... so ohne den Kontext macht der Film Spaß und ist ja auch immer noch schön anzusehen - die Effekte sind nicht schlechter geworden mit den Jahren -, den Eindruck eines Blockbusters oder Neu-Erfindung des Dinosaurier-Films macht dieses Sequel jedenfalls nicht. Aber naja, es ist eben auch ein dritter Teil.
#412
Geschrieben 29. Oktober 2007, 14:53
Beinahe hätte ich geschrieben: "Noch ein Sommercamp-Teenie-Slasher...", aber das klänge, als würde ich diesen Film abtun als Mitläufer und Nachahmer. Dabei ist er amüsanter als das und hat außerdem so einige bekannte, aber noch sehr junge Gesichter zu bieten... z.B. Fisher Stevens als schlacksiger Zwillenschießer oder Jason Alexander als bereits kräftig gebauter Betreuer. Und dann natürlich der lang-ersehnte Höhepunkt mit der Verbranntes-Gesicht-Maske...
#413
Geschrieben 29. Oktober 2007, 15:46
Und noch ein H.P.-Lovecraft-basierter Stuart-Gordon-Film mit Jeffrey Combs in der Hauptrolle... Ich mag den Film. Irgendwie so klein und gemütlich, in seiner räumlichen und personellen Überschaubarkeit. Das Große Böse Ding, das aus der anderen Dimension kommt, ist liebevoll aus Playdo gestaltet, und ein bißchen Haut in Lack und Leder für die Herren Zuschauer... Witzig, mit einem großartigen, unschlagbaren Jeffrey C.
#414
Geschrieben 29. Oktober 2007, 16:03
Wenn ich diesen Film sehe, habe ich immer meinen alten franzosischen Freund Denis im Ohr, der mir lange vor meiner ersten Sichtung begeistert von dessen Absurdität erzählte und mit starkem Akzent die Zeile rezitierte: "Püt sät bönnie bäck in se böx!"
Daher kann ich den Film nicht mit kritischer Distanz betrachten. Klar ist alles daran viel zu groß, die Kriminellen überhöht und die Emotionen aufgeblasen, aber das ist Actionkino for you. Ich hab' da einfach Spaß an der totalen Theatralik.
#415
Geschrieben 29. Oktober 2007, 16:53
Endlich habe ich diese Bildungslücke gefüllt. Ganz außerhalb eines Hypes kann ich diesen Film jetzt so gut finden, wie er es verdient hat - mit seiner fein gezogenen Linie zwischen akzeptabel und nicht-mehr-akzeptabel, zwischen richtig und falsch. D-Fens hat ja so recht - aber dennoch hat er kein Recht zu tun, was er tut. Seine Überraschung am Ende: "I am the bad guy?" ist verständlich: er will doch nur nach Hause, er will doch nur bei seiner Tochter sein, aber die Welt stellt sich ihm entgegen, mit Dreistigkeit, Geldgier, Sturheit, Bürokratie, all dem Kleingeist, der dem Leben die Größe nimmt und einen Mann seinen Weg gehen lässt.
Und daneben der Cop, der schon so gut wie pensioniert ist und doch noch über seinen Schatten springt, jetzt, wo es sich tatsächlich einmal lohnt, wo er mit seinem Scharfsinn und gesundem Menschenverstand gefragt ist - er ist ganz offensichtlich der Einzige, der D-Fens zu fassen kriegen, vielleicht aufhalten kann, und muss ihm dabei ähnlich werden: sich nicht von Kleingeist aufhalten lassen, hart durchgreifen und seinem Verständnis von Recht selbst Ausdruck verleihen. Dass er dabei umkommt, steht zu befürchten (da fühle ich mit seiner Frau stärker mit als mit seiner Kollegin), aber es geht eben nicht anders: er muss für das einstehen, was er für richtig hält... aber ist das nciht auch das, was D-Fens tut?
Ein Film, der es einem nicht leicht macht, und darum so großartiger.
#416
Geschrieben 29. Oktober 2007, 17:22
An sich kann ja allein die Technik begeistern - die Arbeitzeit und Augenschmerzen, die dieser Film gekostet hat... das alleine reicht jedoch nicht, um einen echten Hit zu machen, schon gar, wenn ein Film dann so deutlich auf bereits funktionierende Sympathie-Trigger zurückgreift. Die großen Kulleraugen des gestiefelten Katers treffen mich einfach härter im zweiten Teil, wo sie "neu" sind, als im dritten, wo auf mein "Oooooh!" spekuliert wird. Witzig wird's erst dann wieder, wenn die Katze im Körper des Esels denselben Trick probiert und scheitert.
Insgesamt schient sich die Idee dann doch ein bisschen totgelaufen zu haben. Die Lacher sind dünner gesät, die Faszination der Technik ist auch schon ein wenig verlebt - vielleicht ist es doch Zeit für einen echten Neuanfang...?
#417
Geschrieben 04. November 2007, 13:15
Ich muss gestehen, dass mich eine gewisse Unlust davon abgehalten hat, früher auf diesen Film zu kommen. Es ist aber auch so schwer, über diese "altehrwürdigen" Filme etwas zu sagen - handwerklich sind sie makellos, die Darstellerleistungen verlässlich, die Erzählung ist Americana. In diesem speziellen Fall steht neben der Lebensnotwenigkeit menschlicher Beziehungen in Grenzerfahrungen die Frage im Vordergrund, woran sich ein Mensch messen lassen muss - das heißt, bestimmen seine Handlungen in der Vergangenheit unbedingt seine voraussichtlichen Handlungen in der Zukunft, oder kann sich ein Mensch ändern? Der Film beantwortet die Frage mit einem klaren "Vielleicht", denn er stellt zwei Männer mit ähnlicher Vergangenheit gegenüber, lässt ihre Konsequenzen daraus aber unterschiedliche sein. Die Moral also lautet: Ein allgemeines Urteil kann nicht gefällt werden. Vertrauen allerdings wird manchmal belohnt, Misstrauen dagegen niemals.
#418
Geschrieben 04. November 2007, 13:20
Leider ermüdend unspannend. Statt eines spektakulären Massenszenarios gibt's exotistisches Varieté, statt der Darstellung bombastischer, unüberwindbarer Kriegsführung gibt's Nickeligkeiten und spießiges Beziehungstheater. Wirklich schade, wäre der Film seine hohen Kosten in jeder Hinsicht doch wenigstens wert gewesen...
#419
Geschrieben 04. November 2007, 13:29
Altehrwürdig, die Zweite. James Stewart kann zwar den Dann-doch-Liebenswürdigen besser als den Spät-Bekehrten (finde ich jedenfalls), aber dennoch bleibt bei diesem Film mal wieder kein Grund zur Klage. Das Bild des unberührten Landes, in dem der Mensch mit seinen Makeln Fuß zu fassen versucht, ist hier ein weiteres Mal unbeanstandbar eingefangen.
#420
Geschrieben 04. November 2007, 13:41
Als ich den Film damals im Kino sah, war mein Urteil ein wenig von meiner kritischen Haltung gegenüber Tom Cruise überschattet. Ich war nie ein so großer Fan von ihm (das BRAVO-Poster von ihm habe ich glaube ich nur aufgehängt, weil "man" das damals "so machte"...) und abgesehen von seinen schauspielerischen Leistungen ist er in meiner Gunst seither nicht gestiegen. Ich möchte nicht mit ihm verwandt sein... aber das darf mich nicht davon abhalten, die Filme, in denen er mitspielt, so neutral wie möglich zu betrachten.
Dieser ist tatsächlich beeindruckend, sowohl in optischer wie in erzählerischer Hinsicht. Dass das happy end auch gespart hätte werden können, nun gut - aber bis dorthin stellt der Film die interessante Frage nach der Bestimmung und der Wahl, die jeder Mensch hat, das unter den gegebenen Umständen richtig Erscheinende zu tun. Diese philosophische Frage ist in einen Actionfilm gebettet, der zwar an der einen oder anderen Stelle an seinen notwendigen Logik-Aussparungen leidet (und ab und an auch einer verkitschten Vorstellung von Dramatik und Emotion), der Gesamteindruck ist jedoch der qualitativ hochwertiger Unterhaltung mit einem Mittelmaß an intellektuellem Anspruch. Mehr muss Kino nicht unbedingt sein.
Bearbeitet von zora f., 04. November 2007, 13:54.
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