Geschrieben 20. Dezember 2007, 16:04
Mad Max
Hat mich sprachlos hinterlassen. Ich wusste, dass er gut ist, weil er mich schon bei der Erstsichtung vor mindestens 10 Jahren ziemlich beeindruckt hat, aber dieses Mal, bei bewusstem Sehen mit geschulteren Augen, ist mir richtig die Spucke weggeblieben.
Der Film zeichnet auf eine ausgesprochen bedrückende Weise, stärker und eindringlicher als viele andere, eine Dystopie der nahen Zukunft - und diese hat trotz des Alters des Films nichts an Aktualität verloren. Statt mit futuristischem Augenpulver, Technologie-Zauberei und ähnlichem, das üblicherweise eine Zukunftsvision auszeichnet, schleicht sich der Film mit ganz alltäglichen, gar nicht futuristischen Bildern heran und überfällt den Zuschauer von hinten mit einer rein atmosphärischen Entwicklung. Das Land und die Leute sind eigentlich noch immer die gleichen, die Stimmung unter denen, die von jeher am Rande der Gesellschaft stehen, und denen, die die Gesellschaft vor ihnen schützen soll, ist das, was sich in dieser Zukunft subtil, später immer deutlicher von unserer Zeit unterscheidet. Durch eine Weltpolitik, die (schon damals) auf Öl baute und (heute nur um Nuancen geringer) mit der Endgültigkeit der Atombombe argumentiert, schlägt auch die Stimmung auf Mikro-Ebene um; um so mehr in einem Land wie Australien, in dem zwischen den Fleckchen der Zivilisation sich weite Wüste erstreckt, in der kein Gesetz als das der Wildnis gilt. Die Verbrecher kennen keinen Halt mehr, in psychopathischem Allmachtswahn übertreten sie ohne Skrupel jede Grenze der Menschlickeit. Die Polizei selbst fällt jedoch auch immer stärker aus dem Rahmen der Gesellschaft, immer in Gefahr, nicht die Vollstrecker, sondern die Schöpfer von Gesetzen zu sein - ebenso wie ihre Gegenspieler sind sie auf der Straße, in ihren Gefährten kein Teil der Gesellschaft mehr, deren Regeln nicht verpflichtet.
Das fühlt auch Max, und so kulminiert in ihm, in seinem Verlust und seiner Rache, der Wandel der Erzählung von etwas, das noch Heute sein könnte, zu etwas, das Morgen sein könnte. So lange er an seiner Menschlichkeit, seiner Zivilisation festhält, die auch durch seine Familie repräsentiert wird, könnte dies alles noch eine fiktive, aber nicht futuristische Geschichte sein. Mit dem Tod seiner Frau und des Kindes verliert er den Halt und wir stürzen mit ihm in eine unfreundliche, glühend heiße Zukunft ohne Gnade, ohne Gesetz, ohne Grenzen für das, was Menschen einander antun können.
So bösartig, so ergreifend, so beängstigend realistisch kenne ich kaum einen anderen Film dieses Genres. Einfach phantastisch.