One Night Stands und wahre Liebe
#1051
Geschrieben 04. Dezember 2009, 17:27
(OT: The Hunting Party | Großbritannien 1971 | Regie: Don Medford)
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Damit er und seine Bande Schreiben und Lesen lernen, entführt der Gangster Frank Calder (Oliver Reed) kurzerhand die Lehrerin Melissa Ruger (Candice Bergen). Allerdings hat er mit Melissa ausgerechnet die Ehefrau des notorisch eifersüchtigen und extrem skrupellosen Großgrundbesitzers und Hobbyjägers Brandt Ruger (Gene Hackman) auserwählt und der macht nun gemeinsam mit seinen Freunden blutige Jagd auf die Gesetzesbrecher...
Neben Das Wiegenlied vom Totschlag und The Wild Bunch dürfte Leise weht der Wind des Todes wohl zu den härtesten, nicht aus Italien stammenden Western seiner Zeit gehören. Lagerfeuerromantik sucht man hier vergebens und auch auf Identifikationsfiguren muss man fast vollkommen verzichten. Don Medfords Film ist brutal, kompromisslos und versprüht während seiner gesamten Laufzeit nicht einen Funken Hoffnung. Das wirklich üble Ende - typisch für die damalige Zeit und heutzutage wohl kaum mehr möglich - kommt in seiner Intensität vielleicht überraschend, dass es auf so etwas in der Art hinauslaufen würde, hätte man jedoch fast erahnen müssen. Leise weht der Wind des Todes ist in eigentlich jeder Hinsicht ein äußerst sehenswerter Streifen geworden - toll besetzt, toll gefilmt und über den grandiosen Score von Komponist Riz Ortolani muss man wohl sowieso keine großen Worte verlieren.
#1052
Geschrieben 04. Dezember 2009, 17:29
(OT: Zack and Miri Make a Porno | USA 2008 | Regie: Kevin Smith)
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Zack (Seth Rogen) und Miri (Elizabeth Banks) sind schon seit Ewigkeiten beste Freunde und teilen sich auch eine gemeinsame Wohnung. Finanziell halten sie sich dabei allerdings eher schlecht als recht über Wasser. Als ihnen die Schulden langsam aber sicher über den Kopf wachsen, hat Zack eine äußerst unkonventionelle Idee um an Geld zu kommen. Ein selbst gedrehter Pornofilm soll die finanziellen Probleme lösen...
Es gibt genau zwei aktuelle Regisseure, bei denen bin ich - so negativ die Begriffe auch vorbelastet sein mögen - gerne Fanboy oder meinetwegen auch Nerd. Der eine ist Quentin Tarantino, der andere Kevin Smith. Von Smith hat mich bisher lediglich der außerhalb seines "View Askew"-Universums spielende Jersey Girl nicht vollends überzeugen können, alle anderen Filme von ihm liebe ich heiß und innig. Wehmütig und auch durchaus traurig habe ich zur Kenntnis genommen, dass mit Clerks II die letzte Geschichte aus Smiths Universum erzählt wurde. Entsprechend gespannt war ich auf Zack and Miri Make a Porno, seinem ersten Film nach Clerks II und dem zweiten überhaupt, der eben nicht von Jay, Silent Bob und Konsorten bevölkert wird. Anfangs war ich dem Streifen gegenüber schon ein bisschen skeptisch eingestellt, diese Skepsis legte sich aber ziemlich schnell. Auch wenn der Film nicht ganz an die großartigen Streifen aus dem "View Askew"-Universum herankommt, vertraute Gesichter wie das von Jason Mewes oder das von Jeff Anderson lassen auch bei Zack and Miri Make a Porno schnell ein heimisches Gefühl aufkommen und alles in allem würde ich den Streifen als rundum gelungen bezeichnen wollen. Die Mischung aus Klamauk und leisen Tönen ist Smith gut geglückt und auch wenn die Story des Films natürlich gängigen Genreregeln folgt und relativ leicht vorhersehbar ist, so hat der Streifen zumindest mir von Anfang bis zum Ende verdammt viel Spaß gemacht. Auf diese Art und Weise kann Kevin Smith gerne auch in Zukunft weitermachen.
#1053
Geschrieben 04. Dezember 2009, 17:31
(OT: Witness for the Prosecution | USA 1957 | Regie: Billy Wilder)
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Der erfolgreiche, doch durch einen Herzinfarkt beeinträchtigte Strafverteidiger Sir Wilfrid Robarts (Charles Laughton) soll den aussichtslos erscheinenden Fall von Leonard Vole (Tyrone Power) übernehmen. Der wird beschuldigt eine Witwe kaltblütig ermordet zu haben, beteuert allerdings seine Unschuld. Und tatsächlich scheint der Prozess auf ein positives Ende für Vole hinauszulaufen. Doch dann ruft die Klägerseite dessen Ehefrau Christine (Marlene Dietrich) in den Zeugenstand...
Nach etwas längerer Pause mal wieder ein Film von Billy Wilder. Und das Warten auf einen vielleicht etwas schwächeren Film dieses Ausnahmeregisseurs geht weiter. Auch Zeugin der Anklage ist ganz großes Kino und obwohl es sich hier um ein(en) Krimidrama/Gerichtsthriller handelt, kommt auch der typische Humor Wilders nicht zu kurz. Da gibt es auch in dieser Hinsicht wieder so einige Szenen und Dialoge zum Niederknien. Phantastische Darsteller und eine fesselnde Handlung mit einem überraschenden Plottwist am Ende machen aus Zeugin der Anklage zeitloses Kino der Extraklasse. Und die unglaubliche Ausstrahlung von Marlene Dietrich ist einfach nur atemberaubend.
#1054
Geschrieben 04. Dezember 2009, 17:37
(OT: Inferno | Italien 1980 | Regie: Dario Argento)
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Nach der Lektüre des Tagebuches eines Architekten ist Rose Elliot (Irene Miracle) davon überzeugt, in New York in einem der drei auf der Erde existierenden Häuser des Bösen zu leben. Verängstigt bittet sie ihren Bruder Mark (Leigh McCloskey), der in Rom Musik studiert, um Hilfe...
Zwischen dem grandiosen Suspiria und dem - so ist es zumindest fast überall zu lesen - wohl ziemlich katastrophalen La terza madre stellt Inferno den Mittelteil von Argentos Mutter-Trilogie dar. Ohne an die Qualitäten von Suspiria heranzukommen, muss man Argento in meinen Augen bescheinigen, dass er mit Inferno einen formidablen Schocker abgeliefert hat. Die üblichen storytechnischen Schwächen macht Argento durch Atmosphäre, Schockeffekte, Spannung und seinem visuellen Einfallsreichtum locker wett und so ist auch Inferno einer der Filme, die definitiv zur Haben-Seite der Filmographie Argentos zu zählen sind.
#1055
Geschrieben 04. Dezember 2009, 17:39
(OT: Angels & Demons | USA 2009 | Regie: Ron Howard)
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Der Symbologe Robert Langdon (Tom Hanks) wird in den Vatikan gebeten, um die katholische Kirche aus einer aussichtslos erscheinenden Lage zu helfen. Nach dem Tod des Papstes wurden die vier für die Nachfolge favorisierten Kardinäle aus dem Konklave entführt und zudem droht eine aus Antimaterie hergestellte Bombe den ganzen Vatikan zu vernichten. Als Drahtzieher scheint der eigentlich gar nicht mehr existierende Geheimbund der Illuminati in Frage zu kommen. Eine Organisation, die Langdon sein Leben lang aufs Genaueste studiert hat...
Nach The Da Vinci Code die zweite Verfilmung eines Romans von Dan Brown. Dessen Romane eignen sich meines Erachtens tatsächlich hervorragend zur leichten Unterhaltung und schreien förmlich danach, für die große Leinwand adaptiert zu werden. Wenn Regisseur Ron Howard es nur endlich mal lassen würde, den Versuch zu starten, praktisch jedes geschriebene Wort zu verfilmen. Das war schon beim Erstling die große Schwäche und auch Illuminati krankt an dieser Vorgehensweise des Regisseurs. Wobei mir der Streifen deutlich besser gefallen hat als der Vorgänger. Er ist kurzweiliger, spannender und einfach unterhaltsamer ausgefallen. Solides Blockbuster-Kino. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.
#1056
Geschrieben 04. Dezember 2009, 17:42
(OT: Vertigo | USA 1958 | Regie: Alfred Hitchcock)
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Der an Höhenangst leidende Ex-Polizist Scotty Ferguson (James Stewart) ist mittlerweile als Privatdetektiv tätig und nimmt einen Auftrag seines alten Schulfreundes Gavin Elster (Tom Helmore) an. Er soll dessen Frau Madeleine (Kim Novak) im Auge behalten, da Gavin befürchtet, dass diese mit Selbstmordgedanken spielt...
Vertigo ist selbst innerhalb der von Höhepunkten gepflasterten Filmographie Hitchcocks ein absolutes Highlight und gehört neben Psycho und Der unsichtbare Dritte schon seit vielen Jahren zu meinen persönlichen Lieblingen dieses Ausnahmeregisseurs. Gerade bei Filmen die von ihrer überraschenden Auflösung leben, wird die wahre Qualität der Streifen einem erst dann bewusst, wenn diese auch bei wiederholten Sichtungen und bei Kenntnis des Endes noch zu fesseln vermögen. Vertigo ist einer dieser absoluten Glücksfälle, der mich immer wieder aufs Neue begeistert und in seinen Bann zieht, obwohl ich doch ganz genau weiß, welchen Verlauf die Story nehmen wird. James Stewart liefert in der Rolle des regelrecht besessenen Detektivs eine absolute Glanzvorstellung ab und Kim Novak - deren schauspielerische Leistung ich durch die nun folgenden Worte definitiv nicht schmälern will - ist pures Eye Candy und war wohl nie zuvor und nie mehr danach so wunderschön und verführerisch wie in diesem Film. Vertigo ist filmisches Gold - von der ersten bis zur letzten Sekunde.
#1057
Geschrieben 04. Dezember 2009, 17:44
(OT: East of Eden | USA 1955 | Regie: Elia Kazan)
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Der junge Cal (James Dean) wurde sein Leben lang von seinem tyrannischen Vater (Raymond Massey) gegenüber seinem Bruder Aron (Richard Davalos) benachteiligt. Sein Kampf um Anerkennung wird für Cal nicht leichter, als er die Wahrheit über seine Mutter erfährt und er zudem Gefühle für Abra (Julie Harris), die Freundin seines Bruders, zu entwickeln beginnt...
Der erste von leider nur drei großen Kinoauftritten des viel zu jung verstorbenen James Dean. Und mit der Sichtung dieses Films ist es auch leicht zu verstehen, weshalb James Dean in extrem kurzer Zeit Kultstatus erreicht hat. Seine Darstellung des rebellischen, aber auch gebrochenen Jugendlichen in diesem eindrucksvollen Familiendrama ist einfach nur grandios und die Identifikation mit dem jüngeren Publikum mit dem "Helden" auf der Leinwand dürfte damals enorm gewesen sein. Zu so unbestrittenen Klassikern wie Jenseits von Eden etwas zu sagen bzw. zu schreiben, fällt mir persönlich ziemlich schwer. Das hört sich eigentlich eh nur nach Nachplappern an und aus diesem Grund lasse ich es lieber bleiben. Nur so viel: Für mich war diese Sichtung das Schließen einer weiteren filmischen Bildungslücke. Ich kannte diesen Streifen - im Gegensatz zu den beiden anderen Dean-Filmen, die ich mir demnächst zum wiederholten Male ansehen werde - vorher tatsächlich noch nicht und bin mir ziemlich sicher, dass ich da einen unglaublich großen Film zu Gesicht bekommen habe.
#1058
Geschrieben 04. Dezember 2009, 17:46
(OT: Crank: High Voltage | USA 2009 | Regie: Mark Neveldine/Brian Taylor)
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Chev Chelios (Jason Statham) ist gerade aus einem Hubschrauber gestürzt und muss sich nun damit auseinandersetzen, dass ihm im Auftrag des Triadenbosses Johnny Vang (Art Hsu) sein Herz entfernt und durch ein Kunstherz ersetzt wurde. Dieses muss jedoch ständig mit Strom versorgt werden um Chev am Leben zu erhalten. Von dieser Tatsache lässt sich Chev jedoch nicht einschüchtern und begibt sich auf eine irrsinnige Jagd um sein echtes Herz wiederzubekommen...
Höher, schneller, weiter. Crank, Shoot 'Em Up, Smokin' Aces usw. - das Actionkino der letzten Jahre hat insbesondere mit Geschwindigkeit und Dauerbefeuerung des Zuschauers überzeugt und weniger mit überzeugenden Geschichten. Crank 2 setzt dem jetzt den Gipfel auf. Gegen Crank 2 wirken die vorgenannten Streifen schon fast wie gemächlich erzählte Actionfilme, die auch als Schlafmittel taugen könnten. Hier ist alles so vollkommen überzeichnet, so komplett durchgeknallt, dass ich selbst nicht mehr genau weiß, ob ich nun lachen oder weinen soll. Der Streifen hat mich auf jeden Fall ziemlich sprachlos zurückgelassen und ich bin mir nicht sicher, ob man das hier Gezeigte - vor allem auch in einer solchen Intensität - überhaupt noch übertreffen kann. Bei irgendeinem Eintrag hab ich mal geschrieben, dass man - in Anlehnung an den weit verbreiteten "Torture Porn"-Begriff für Saw und Konsorten - Filme dieser Art dann wohl als "Action Porn" bezeichnen könnte. Und genau diese Bezeichnung trifft den Nagel in meinen Augen ziemlich genau auf den Kopf.
#1059
Geschrieben 04. Dezember 2009, 17:48
(OT: Ex Drummer | Belgien 2007 | Regie: Koen Mortier)
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Drei leicht behinderte und äußerst skurrile Musiker (Norman Baert, Gunter Lamoot und Sam Louwyck) aus ärmlichsten Verhältnissen stehen eines Tages vor der Tür des arroganten Schriftstellers Dries (Dries Van Hegen) und bieten diesem den vakanten Posten des Schlagzeugers in ihrer Punkband an. Dries wittert Stoff für ein neues Buch und nimmt das Angebot an...
Spätestens seit den beiden Megalangweilern A Hole in My Heart und Twentynine Palms stehe ich der so famos gestarteten "Kino Kontrovers"-Reihe von Legend sehr kritisch gegenüber. Ex Drummer ist glücklicherweise mal wieder ein besserer Beitrag, wobei ich von echter Begeisterung auch bei diesem Streifen weit entfernt bin. Kontrovers ist er aber allemal. Regisseur Koen Mortier hat seine beißende Gesellschaftskritik in einen abgrundtief hässlichen Film gepackt. Allerdings übertreibt er es irgendwann mit seinen Provokationen und Tabubrüchen etwas zu sehr. Was anfangs noch schockierend wirkt, scheint irgendwann nur noch belanglos zu sein und so geht dem Film in gewisser Weise relativ schnell die Puste aus. Da wäre sicher weniger mehr gewesen. So reicht es in meinen Augen nur für gehobenen Durchschnitt. Nach den beiden vorgenannten Totalausfällen innerhalb der Reihe ist das aber durchaus positiv zu verstehen.
#1060
Geschrieben 04. Dezember 2009, 17:49
(OT: Une vraie jeune fille | Frankreich 1976 | Regie: Catherine Breillat)
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Die 14 Jahre alte Alice (Charlotte Alexandra) fährt in den Ferien nach Hause zu ihren Eltern aufs Land. Mit den veralteten Ansichten ihrer Mutter kann das pubertierende Mädchen, welches langsam aber sicher seine eigene Sexualität zu erforschen beginnt, nichts mehr anfangen und verliert sich mehr und mehr in erotische Tagträume...
Bereits in ihrer ersten Regiearbeit aus dem Jahr 1976 legte die französische Regisseurin Catherine Breillat mehr als einen Grundstein für ihren Ruf als Skandalfilmerin. Die Geschichte über das sexuelle Erwachen eines jungen Mädchens strotzt nur so von Tabubrüchen und expliziten Darstellungen. Dumm nur, dass Breillat dabei die Story des Films fast gänzlich vergisst. Die wird nämlich von Minute zu Minute belangloser und langweiliger und so bleibt A Real Young Girl eigentlich nur wegen seiner Tabubrüche im Gedächtnis und versinkt ansonsten im tiefen Sumpf der Durchschnittsware.
#1061
Geschrieben 04. Dezember 2009, 17:51
(OT: Just Before Dawn | USA 1981 | Regie: Jeff Lieberman)
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Unbedarft fahren eine Handvoll Jugendliche (u.a. Chris Lemon, Gregg Henry) aus der Stadt in die Wildnis um zu Zelten. Doch der geplante Urlaub in der Natur verwandelt sich sehr schnell in einen regelrechten Horrortrip...
Mit Vor Morgengrauen hat Jeff Lieberman so etwas wie den kleinen Bruder von Beim Sterben ist jeder der Erste gedreht. Eine kurzweilige und sehr ansehnliche Mischung aus Abenteuerthriller und Backwood-Slasher. Auch Filme wie The Texas Chain Saw Massacre dürften da wohl Pate gestanden sein. Gleichzeitig ist Vor Morgengrauen eindeutig als eine der Vorlagen für Wrong Turn zu erkennen. Die Handlung ist aus ähnlichen Streifen bestens bekannt. Eine Handvoll Jugendlicher aus der Stadt begibt sich in die Wildnis, missachtet offensichtliche Warnungen, führt sich auf wie die berühmte Axt im Walde und bekommt schließlich die Rechnung in Form degenerierter Einheimischer. Alles ziemlich vorhersehbar aber auch sehr unterhaltsam. Ein Genrebeitrag der sehenswerteren Art.
#1062
Geschrieben 04. Dezember 2009, 17:53
(OT: Cinemania | Deutschland/USA 2002 | Regie: Angela Christlieb/Stephen Kijak)
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Jack, Eric, Bill, Roberta und Harvey leben in New York und sind filmverrückt. Ihren kompletten Tagesablauf organisieren sie nach dem Spielplan der verschiedenen Kinos. Ein Filmteam begleitet sie bei ihrem ganz normalen, täglichen Wahnsinn...
Von dieser Doku hatte ich mir ehrlich gesagt etwas anderes erwartet bzw. erhofft. Ich dachte, es würde in erster Linie um die Faszination Film und Kino gehen, stattdessen durfte ich eine Handvoll - in meinen Augen - gescheiterter Existenzen beim Ausleben ihrer Obsession beobachten. Das war zwar in gewisser Weise auch ganz interessant, die Tatsache, dass die vorgestellten Verrückten fast durch die Bank gänzliche Unsympathen waren, erzeugte aber eine gewisse Distanz und Verständnis konnte ich für die Protagonisten auch nicht aufbringen. Wenn diese Doku mir persönlich etwas gebracht hat, dann die Erkenntnis, dass ich mit meinem extremen Filmtick dann doch im Vergleich zu den Typen in der Dokumentation vollkommen "normal" zu sein scheine. Denn Parallelen zu Jack, Eric, Bill, Roberta und Harvey konnte ich glücklicherweise keine feststellen.
#1063
Geschrieben 04. Dezember 2009, 17:55
(OT: The Gold Rush | USA 1925/1942 | Regie: Charles Chaplin)
Infos zum Film: IMDB | OFDB
Eine ganze Reihe von Goldsuchern macht sich auf nach Klondyke um dort den erhofften Reichtum zu finden. Auch der kleine Tramp (Charles Chaplin) macht sich auf den Weg in ein ungeahntes Abenteuer...
Mit Goldrausch wollte Charlie Chaplin in Erinnerung bleiben. Das ist ihm - auch mit seinen anderen Filmen - wie bekannt mehr als eindrucksvoll gelungen. Weiter oben habe ich bei Zeugin der Anklage von zeitlosem Kino geschrieben. Das trifft auch auf Goldrausch zu. In Zeiten immer größer werdenden Blockbuster-Irrsinns aus der Traumfabrik tut die Sichtung eines solchen Films richtig gut. Mit scheinbar einfachsten Mitteln bringt Chaplin sein Publikum - zumindest mich - auch heute - über 80 Jahre nach Erstaufführung der ursprünglichen Version - zum Lachen und zum Mitfühlen. Ganz großes Kino zum Wohlfühlen. Für die nunmehr angefangene Vorweihnachtszeit hervorragend geeignet. Angesehen habe ich mir übrigens die Version der Wiederaufführung aus dem Jahr 1942, in der Chaplin die ursprüngliche Stummfilm-Version seinen Wünschen entsprechend etwas gestrafft, mit einem eigenen Score ausgestattet und eine Erzählstimme (seine eigene) hinzugefügt hat.
#1064
Geschrieben 04. Dezember 2009, 17:57
(OT: Charmed: Season 5 | USA 2002/2003 | Idee: Constance M. Burge)
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Nicht nur Dämonen und sonstige Gestalten aus der Unterwelt, sondern insbesondere der liebestolle Ex-Dämon Cole (Julian McMahon), der Phoebe (Alyssa Milano) noch immer nachsteigt, machen den drei Schwestern Phoebe, Piper (Holly Marie Combs) und Paige (Rose McGowan) zu schaffen...
Ich mach es kurz: Mittlerweile hat sich Charmed zu einem soliden und durchaus goutierbaren Guilty Pleasure entwickelt, welches sich zur Berieselung nach einem anstrengenden Arbeitstag hervorragend eignet. Der Nervfaktor der ersten drei Staffeln ist so gut wie gar nicht mehr vorhanden und mittlerweile macht die Serie tatsächlich Spaß. Und - ich kann es einfach nicht oft genug erwähnen - Alyssa Milano ist ein Traum.
#1065
Geschrieben 04. Dezember 2009, 17:59
(OT: Global Metal | Kanada 2008 | Regie: Sam Dunn/Scot McFadyen)
Infos zum Film: IMDB | OFDB
Sam Dunn reist um die Welt um Metalfans und Musiker aus Ländern wie Indien, China oder Brasilien vorzustellen. Ihr Leben, ihre Liebe zur aber auch ihre Probleme durch die Musik der etwas härteren Gangart…
Nach Metal: A Headbanger's Journey ist Global Metal die zweite Dokumentation von Metalhead Sam Dunn und auch diesen Streifen möchte ich Freunden der etwas härterer Musik unbedingt ans Herz legen. Hat sich Dunn im ersten Film noch mit den Ursprüngen seiner Lieblingsmusik befasst, bereist er in Global Metal die Welt um herauszufinden, wie es an exotischeren Schauplätzen der Erde um den Heavy Metal bestellt ist. Seine Reise führt in u.a. nach Brasilien, Japan, China, Indien und Israel. Die Bedeutung der Musik für die Fans, aber auch Probleme, die durch die Begeisterung für diese Art von Musik entstehen, kommen in den Gesprächen vor Ort mit einheimischen Musikern und Fans zur Sprache. Daneben kommen auch wieder Genregrößen wie Tom Araya (Slayer), Lars Ullrich (Metallica), Bruce Dickinson (Iron Maiden) und Barney Greenway (Napalm Death) zu Wort und auch unangenehme und kritische Themen werden nicht verschwiegen (beispielsweise die Auseinandersetzung israelischer Metalheads mit den Äußerungen geistiger Dünnbrettbohrer wie Varg Vikernes). Angereichert mit Konzertausschnitten und unterlegt mit einem entsprechenden Soundtrack ist Global Metal eine rundum gelungene Angelegenheit geworden.
#1066
Geschrieben 04. Dezember 2009, 18:32
(OT: The Toy Box | USA 1971 | Regie: Ronald Víctor García)
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Das Swingerpärchen Ralph (Sean Kenney) und Donna (Ann Myers) hat schon desöfteren an ausgefallenen Partys des mysteriösen "Onkel" (Jack King) teilgenommen. Der bezahlte die beiden und andere Gäste fürs Zusehen beim Liebesspiel. Doch die jetzige Party steht unter besonders merkwürdigen Vorzeichen. “Onkel“ ist angeblich verstorben und seine Gäste sollen - so sein letzter Wille - ihre Vorstellungen ein letztes Mal vor seinem Leichnam abgeben. Als Ralph und Donna unter diesen Voraussetzungen das Anwesen wieder verlassen wollen, machen sie eine schreckliche Entdeckung...
Was für ein Trip. Regisseur und Drehbuchautor Ronald Víctor García präsentiert mit The Toy Box eine wilde und komplett durchgeknallte Mischung aus Sexploitation, Horror und Science Fiction. Ein surrealer Trip auf Low-Budget-Niveau, der - rein optisch - auf gewisse Art und Weise sogar in das Universum von David Lynch passen würde. Interessant ist in diesem Zusammenhang der weitere Werdegang des Regisseurs. Der ist noch heute in Hollywood als Kameramann tätig und stand neben verschiedenen Serienepisoden (beispielsweise Numb3rs oder Gilmore Girls) seinerzeit auch beim Pilotfilm zu Twin Peaks sowie bei Twin Peaks: Fire Walk with Me hinter der Kamera. The Toy Box war eine seiner ersten Arbeiten und entsprechend charmant-naiv ist der Streifen auch ausgefallen. Die Handlung ist komplett wirr und abstrus, dafür überzeugt der Film auf der visuellen Ebene. Ja, dieses bunte Treiben ist - auch wegen der Zeigefreudigkeit der größtenteils wirklich sehr attraktiven Darstellerinnen - äußerst hübsch anzusehen. Vielleicht ist der Film ein kleines bisschen zu lang ausgefallen, denn gerade zum Ende hin zieht es sich doch sehr und so hatte ich irgendwann mit aufkommender Langeweile zu kämpfen. Dennoch, die DVD von Something Weird Video möchte ich geneigten Genrefreunden - schon allein wegen des weiteren enthaltenen und vor kurzer Zeit hier im Tagebuch vorgestellten Films Toys Are Not for Children - gerne ans Herz legen.
#1067
Geschrieben 04. Dezember 2009, 18:34
(OT: Heiße Feigen | Deutschland 1978 | Regie: Enrico Calvi)
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Als Miriam (Anne Magle) sich weigert mit ihrem Freund Jean (Franjo Marincic) an einer Swingerparty teilzunehmen, schmeißt dieser sie kurzerhand mitten in der Nacht aus seinem Auto. In einem nahegelegenen Haus findet Miriam Unterschlupf bei der hübschen Rosi (Jane Iwanoff) und deren Mann, die sich auch gleich intensiv und fürsorglich um Miriam kümmern...
Heiße Feigen stammt aus der goldenen Zeit - auch des deutschen - Hardcorefilms und punktet weniger mit sonderlich ästethischen Szenen oder einer überzeugenden Rahmenhandlung, sondern eher mit diesem gewissen Charme, der solche Produktionen aus der damaligen Zeit fast zwangsläufig umgibt. Denn rein plottechnisch kann der Streifen mit Konkurrenzprodukten wie Josefine Mutzenbacher ...wie sie wirklich war oder Kasimir - der Kuckuckskleber zu keinem Zeitpunkt mithalten. Regisseur Enrico Calvi (vielleicht ein Pseudonym, denn in den einschlägigen Datenbanken taucht sein Name ausschließlich bei dieser Produktion auf) versucht zwar zu Beginn noch eine Geschichte auf die Beine zu stellen, verliert diese dann aber auch ziemlich schnell aus den Augen und schweift von den eingeführten Hauptpersonen vollkommen ab, nur um diese in einem mehr als abrupten Ende dann wieder einzuführen. Es gibt also definitiv bessere Produktionen aus der damaligen Zeit. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass Heiße Feigen wohl nahezu allen HC-Produktionen der letzten 15 Jahre aus deutschen Landen haushoch überlegen ist.
#1068
Geschrieben 04. Dezember 2009, 18:37
(OT: Blood Feast | USA 1963 | Regie: Herschell Gordon Lewis)
Infos zum Film: IMDB | OFDB
Um eine alte ägyptische Göttin wieder zum Leben zu erwecken, tötet der verrückte Fuad Ramses (Mal Arnold), welcher nebenbei einen Catering-Service betreibt, wahllos junge Frauen und sammelt einzelne Körperteile. Der ermittelnde Detective Pete Thornton (William Kerwin) kommt dem Täter einfach nicht auf die Spur. Dabei ist dieser im näher als er denkt. Soll Ramses doch die Feier von Suzette (Connie Mason), der hübschen Freundin des Detectives, ausrichten...
Meine erste Begegnung mit Herschell Gordon Lewis fiel vor längerer Zeit eher ernüchternd aus. Scum of the Earth konnte ich wenig bis gar nichts abgewinnen. Zu unspektakulär, zu langweilig und zu harmlos erschien mir damals der Streifen. Lange Zeit habe ich mich nun nicht mehr an einen Lewis-Streifen herangewagt, nun - gestählt durch und begeistert von vielen weiteren Begegnungen mit dem US-Exploitation-Kino - ein erneuter Versuch mit Blood Feast. Und das war ein ziemlicher Treffer. Lewis lässt sich zwar auch hier unheimlich viel Zeit im Vorantreiben der Handlung (unglaublich, wie lang einem knapp 70 Minuten vorkommen können) und Gedanken über die Plausibilität des Plots und dem Talent der Darsteller sollte man sich auch besser nicht machen, aber im Gegensatz zu Scum of the Earth gibt es hier echte Schauwerte zu bestaunen. Die Splattereffekte sind - so harmlos und mies so aus heutiger Sicht auch manch einem erscheinen mögen - in meinen Augen im Hinblick auf das wohl kaum vorhandene Budget und die Tatsache, dass sie die ersten ihrer Art waren, ziemlich gut geglückt. Zudem gibt Mal Arnold einen herrlich verrückten Psychopathen ab und die wirklich zuckersüße Connie Mason in der Rolle der Suzette wäre definitiv eine Sünde wert gewesen. Und über die unglaubliche Bedeutung von Blood Feast für das Kino in seiner Eigenschaft als echter richtiger Splatterfilm muss ich an dieser Stelle wohl kaum Worte verlieren.
#1069
Geschrieben 04. Dezember 2009, 18:38
(OT: Rush Hour | USA 1998 | Regie: Brett Ratner)
Infos zum Film: IMDB | OFDB
Nachdem die Tochter des chinesischen Konsuls (Tzi Ma) in Los Angeles entführt wurde, bittet dieser seinen alten Freund und Weggefährten aus Hongkong, den Polizisten Lee (Jackie Chan), um Hilfe. Die ermittelnden FBI-Beamten sind von dieser Unterstützung alles andere als angetan und beauftragen den chaotischen Polizisten Carter (Chris Tucker) damit, sich um Lee zu kümmern und von den Ermittlungen fern zu halten...
Rush Hour ist wohl ein Paradebeispiel für Fast-Food-Kino. Anschauen, amüsieren, wieder vergessen. Obwohl ich weiß, dass ich den Streifen zuvor schon mal gesehen hatte, konnte ich mich während der Sichtung wirklich an keine einzige Szene erinnern. So etwas ist mir eigentlich noch nie passiert und sagt meines Erachtens sehr viel über die Haltbarkeit solcher Kost aus. Nichtsdestotrotz machen mir auch solche Filme immer wieder Spaß und ein gewisser Vorteil ist mit der Tatsache, dass sie sich nicht im Gehirn festsetzen ja auch verbunden: Auch spätere Sichtungen können wie Erstsichtungen erlebt werden.
#1070
Geschrieben 04. Dezember 2009, 18:40
(OT: Fraternity Vacation | USA 1985 | Regie: James Frawley)
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Um einen Urlaub im sonnigen Palm Springs finanziert zu bekommen, müssen sich die beiden Freunde Joe (Cameron Tye) und "Mother" (Tim Robbins) um den nerdigen Wendell (Stephen Geoffreys) kümmern. Denn dessen wohlhabender Vater (Max Wright) finanziert die Reise und hofft, dass aus seinem schüchternen Sohn mit Hilfe von Joe und "Mother" in Palm Springs endlich ein richtiger Mann wird...
Ja, wieder ein Film, der so wohl wirklich nur in den 80er Jahren gedreht werden konnte. Herrliche Teensploitation mit allen wichtigen Zutaten. Nackte Haut, eine zu vernachlässigende Handlung, doofe Gags, ein cooler 80er-Jahre-Soundtrack und natürlich sämtliche Frisur- und Modeverbrechen aus der damaligen Zeit. Und wen es hier auf Schauspielerseite alles zu entdecken gibt, ist schon aller Ehren wert. Tim Robbins ist in einer der Hauptrollen zu sehen und zu ihm gesellen sich in kleineren und größeren Rollen u.a. John Vernon und Britt Ekland, Barbara Crampton aus Re-Animator und From Beyond, Amanda Bearse aus Eine schrecklich nette Familie und Max Wright, der Darsteller des Willie Tannier aus ALF. Das war eine wunderbar kurzweilige Angelegenheit und wer wie ich - zumindest was die Begeisterung für diese Art von Film angeht - auch einfach nicht erwachsen zu werden scheint, sollte auf jeden Fall mal einen Blick wagen.
#1071
Geschrieben 11. Dezember 2009, 13:40
(OT: Topkapi | USA 1964 | Regie: Jules Dassin)
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Das Gaunertrio Elizabeth Lipp (Melina Mercouri), Walter Harper (Maximilian Schell) und Cedric Page (Robert Morley) hat es auf einen mit Juwelen besetzten Dolch abgesehen, der sich in einem wie eine Festung gesicherten Museum in Istanbul befindet. Mit unfreiwilliger Hilfe des ahnunglosen und etwas tolpatschigen Arthur Simon Simpson (Peter Ustinov) hecken die drei Gauner einen scheinbar perfekten Plan aus...
Wer auf klassische Heist- bzw. Caper-Movies steht, dürfte an Topkapi sicher seine helle Freude haben. Regisseur Jules Dassin hat da eine wunderbare Mischung aus Spannung und Komik erschaffen, die mich insbesondere durch ihr nahezu perfektes Timing überzeugt hat. Rasante und ruhige Passagen, urkomische und sauspannende Szenen - alles hervorragend aufeinander abgestimmt. Und mit Melina Mercouri, Maximilian Schell und Robert Morley in den Rollen des Gauner-Trios und insbesondere dem großartigen und für seine Leistung mit einem Oscar ausgezeichneten Peter Ustinov in der Rolle des tolpatschigen Fahrers ist Topkapi auch einfach nur grandios besetzt. Von mir gibt's ne glasklare Empfehlung für den Streifen.
#1072
Geschrieben 11. Dezember 2009, 13:42
(OT: Southland Tales | Deutschland/Frankreich/USA 2006 | Regie: Richard Kelly)
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Los Angeles im Jahr 2008: Die USA befinden sich im 3. Weltkrieg, die gesamte Bevölkerung wird von der Regierung auf Schritt und Tritt überwacht, die Rohstoffreserven neigen sich dem Ende entgegen und die Präsidentschaftswahlen stehen vor der Tür. In diesem aufgeladenen politischen Klima kollidieren die Leben des Actionstars Boxer Santaros (Dwayne Johnson), der Pornodarstellerin Krysta Now (Sarah Michelle Gellar) und des Cops Roland Taverner (Seann William Scott)...
Bereits mit seinem Erstlingswerk Donnie Darko hat sich Regisseur Richard Kelly einen Platz in meiner ganz persönlichen Top-10-Liste gesichert. Auf Southland Tales war ich natürlich entsprechend gespannt und weswegen es nun doch mal wieder so extrem lange gedauert hat, bis ich mir den Film endlich zu Gemüte geführt habe, weiß ich selbst nicht so genau. Im Gegensatz zu Donnie Darko, der fast überall ausgezeichnete Kritiken bekommen hat, wurde auf Kellys zweiten Film fast ausschließlich eingeprügelt. Zu Unrecht, wie ich meine. Sicher kommt Southland Tales nicht an Donnie Darko heran - das habe ich allerdings auch nicht wirklich erwartet - begeistert hat mich der Streifen dennoch. Wie schon bei seinem Erstlingswerk schafft es Kelly auch hier - unterstützt vor allem durch den Einsatz eines grandiosen Soundtracks - eine einzigartige Stimmung und Atmosphäre zu erschaffen, die den Film trägt. Da macht es auch gar nichts aus, dass die wieder sehr mysteriöse und nur äußerst schwer zu entschlüsselnde bzw. zu verstehende Geschichte (mir ist das bei der Erstsichtung definitiv nicht gelungen) nicht so eine magische Wirkung entfaltet wie die von Donnie Darko. Gänsehautmomente gab es trotz schwächerer Story auch in Southland Tales reichlich. Meinen imaginären Hut ziehen möchte ich auch vor Kellys Wahl der Besetzung. Ausgerechnet Action-Star Dwayne Johnson, Buffy-Darstellerin Sarah Michelle Gellar und Blödel vom Dienst Seann William Scott für die Hauptrollen zu besetzen, zeugt schon von einem gewissen Mut und einer gewissen Risikobereitschaft. Und meines Erachtens hat Kelly mit dieser Auswahl alles richtig gemacht. Das komplett gegen seinen Ruf besetzte Trio macht seine Sache in meinen Augen richtig gut und überzeugt auf ganzer Linie. Und auch in kleineren Nebenrollen gibt es - wie schon bei Donnie Darko - einige bekannte Gesichter zu entdecken: beispielsweise Christopher Lambert, Kevin Smith, Jon Lovitz, Bai Ling und Justin Timberlake. Insgesamt betrachtet hat mir Southland Tales außerordentlich gut gefallen und ich freue mich schon jetzt auf weitere Sichtungen in der Zukunft.
#1073
Geschrieben 11. Dezember 2009, 13:45
(OT: Inglourious Basterds | Deutschland/USA 2009 | Regie: Quentin Tarantino)
Infos zum Film: IMDB | OFDB
Frankreich, zu Zeiten des 2. Weltkriegs: Lt. Aldo Raine (Brad Pitt) formt eine Spezialeinheit (u.a. Eli Roth, Til Schweiger) deren einziges Ziel es ist, Nazis zu töten. Gleichzeitig schmiedet auch die dem Nazi-Oberst Horst Landa (Christoph Waltz) vor wenigen Jahren knapp entkommene Shosanna Dreyfus (Mélanie Laurent), deren kleines Kino in Paris als Uraufführungsort für den neuesten Propagandafilm der Deutschen ausgewählt wird, einen Racheplan...
So gut wie keine Heimkinoveröffentlichung habe ich so sehr herbeigesehnt wie die von Inglourious Basterds, Tarantinos neuestem Geniestreich. Hatte ich den Streifen doch im Kino - aufgrund fehlender O-Ton-Vorstellungen in meiner Region - verpasst und musste mich bis zur jetzigen Veröffentlichung gedulden. Und das Warten hat sich gelohnt. Tarantino trifft einfach mit jedem seiner Filme meinen Geschmack und begeistert mich immer wieder aufs Neue. Da bin ich - ich habe es bei meinem Eintrag zu Zack and Miri Make a Porno im Hinblick auf Kevin Smith schon geschrieben - gerne Fanboy. Auch Inglourious Basterds ist wieder - vielleicht nicht so offensichtlich wie beispielsweise Kill Bill oder Death Proof - eine Liebeserklärung des Regisseurs an das (Genre-)Kino, wirkt dabei aber nicht ganz so "aufdringlich" (ich setze den Begriff absichtlich in Anführungszeichen, weil ich ihn im Hinblick auf die beiden vorgenannten Filme nicht negativ verstanden haben will). Grandiose Dialoge, diese für Tarantino typischen Szenarien und Stilmittel, eine Vielzahl magischer Momente (wie hammermäßig geil ist denn bitte der Schluss geraten!?!) und eine wirklich herausragende Besetzung machen Inglourious Basterds zu einem absoluten Highlight und schon nach der Erstsichtung heiße ich den Streifen im Kreis meiner Lieblingsfilme herzlich willkommen. Und eines noch, auch wenn es schon wirklich so gut wie überall zu lesen stand: Christoph Waltz ist wirklich einfach nur unglaublich gut.
#1074
Geschrieben 11. Dezember 2009, 13:47
(OT: Konketsuji Rika | Japan 1972 | Regie: Kô Nakahira)
Infos zum Film: IMDB | OFDB
Rica (Rika Aoki), Tochter einer Japanerin, die einst von einem US-Soldaten vergewaltigt wurde, wächst in einer Welt von Gewalt auf. Als sie selbst Opfer einer versuchten Vergewaltigung wird, beschließt Rica zurückzuschlagen. Sie wird Anführerin einer Mädchengang...
Auf Exploitation aus Japan ist eigentlich immer Verlass. Rica entpuppt sich als wahre Wundertüte und ist eines mit Sicherheit nicht: langweilig. Der Film läuft geradezu über vor exploitativen Situationen und entsprechenden Schauwerten. Nackte Haut, Catfights und sonstige Prügeleien, Blutfontänen und eine wunderbar sleazige Atmosphäre - es ist wirklich alles vorhanden, was das Exploitation-Herz begehrt. Und darin liegt - so komisch sich das auch anhören mag - auch die große Schwäche des Films. Denn Regisseur Kô Nakahira hat schon fast zu viel in seine 90 Minuten gepackt und so wirkt der Streifen - trotz seines wirklich immens hohen Unterhaltungswertes - zeitweise einfach schon etwas arg überladen. Die Story als sprunghaft oder gehetzt zu bezeichnen, ist definitiv untertrieben. Regisseur Nakahira rast förmlich durch einen Plot, der locker für drei oder vier Filme gereicht hätte. Entsprechend schwierig ist es auch, die Handlung dieses Streifens überhaupt irgendwie zu beschreiben. Wir haben einen Racheplot, einen Woman-in-Prison-Plot, einen Plot, der die Vorgeschichte Ricas thematisiert und letztendlich noch einen "Girl-Gang"-Plot verbunden mit einem Plot über einen Mädchenhändlerring. Und das alles in exakt 91 Minuten und 26 Sekunden. Ich war gleichermaßen begeistert und überfordert und bin schon sehr auf die beiden Fortsetzungen gespannt.
#1075
Geschrieben 27. Januar 2010, 14:16
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