Funk_Dogg sagte am 28.08.2007, 22:39:
Dein erster H. G. Lewis? ich mache auch gerade eine Werkschau, SCUM habe ich noch vor mir, ein paar Worte kann ich mir aber nicht verkneifen. Du sagst, "wenn man keine interessante Story auf die Reihe kriegt, muss man dieses Manko eben mit entsprechenden Schauwerten kompensieren". Das kann ich so dahingeschrieben natürlich akzeptieren, aber wenn man sich da genau ansieht, ist es als These ja nicht haltbar. Erstens: Wo hätte denn Lewis mit seinem Budget die tollen Schauspieler hernehmen sollen? Und hätte er sie sich leisten können: Hätten sie in seinen Filmen mitmachen wollen? Außerdem gibt es ja doch noch ein paar andere Möglcihkeiten einen Film interessant zu machen. In COLOR ME BLOOD RED und WIZARD OF GORE, beides auch nicht gerade rasante Filme, gelingt es Lewis etwa durch einen recht cleveren Subtext, in dem er Position zu seinem Medium, seinem Genre und seinen Filmen bezieht.
Ja, SCUM war mein erster Lewis. Habe mir in den letzten drei Jahren nach und nach die komplette CMV Collection zugelegt und wollte jetzt doch endlich mal anfangen mit den Filmen. Da werden in den nächsten paar Wochen und Monaten sicher noch einige Titel im FTB verewigt. Mit den fehlenden Schauwerten hab ich mich wohl etwas missverständlich ausgedrückt. Ich meinte damit eigentlich gar nicht die darstellerischen Leistungen (auch wenn man das aufgrund des im Text folgenden Satzes von der miesen Story und der talentfreien Hauptdarstellerin wohl wirklich so auslegen kann), sondern eher die typischen Exploitation-Schauwerte. Wenn man schon einen Film über Models macht, die zu Nacktaufnahmen gezwungen werden, will ich wenigstens ein paar entblößte Brüste sehen. Ich bin da beim Thema Exploitation und Trash wahrlich nicht sonderlich anspruchsvoll. Aber SCUM hatte wirklich "nur" seinen naiven Charme zu bieten. Und das war mir persönlich zu wenig. Ich bin aber schon sehr gespannt darauf, wie Dir der Film gefällt.
Funk_Dogg sagte am 28.08.2007, 22:39:
Oliver Stone ist ja nie einfach nur an der Nachzeichnung amerikanischer Historie interessiert, deshalb ist THE DOORS auch kein Biopic, dass die Karriere der Band nachzeichnet, sondern (wie auch der im selben Jahr entstandene JFK) ein Film über den Mythos und den kann man nun einmal in erster Linie an Morrison festmachen. Ist ja kaum verwunderlich, dass THE DOORS als Band mit dem Tod Morrisons am Ende waren, auch wenn der ja in erster Linie für die Texte, aber nicht für die Musik verantwortlich war. Dass es Stone nicht um Fakten geht, machen einige seiner eigenen Erfindungen deutlich: "Light my Fire" ist z. B. niemals für einen Werbespot verwendet worden. Wenn man THE DOORS also mit der Erwartung begegnet einen "Geschichtsfilm" zu sehen, muss man zwangsläufig enttäuscht werden. Das gilt für alle Filme Stones.
Enttäuscht ist vielleicht der falsche Ausdruck. Meine Erwartungen waren aufgrund der Tatsache, dass es sich um einen Stone-Film handelt und der meines Erachtens sehr guten Besetzung vielleicht einfach viel zu groß. Ich hab zwar noch nicht alle Filme von Stone gesehen, war aber bisher von seinen Werken durch die Bank begeistert und sehr angetan. THE DOORS hat mir immer noch gut gefallen (hab ihn bei meinen IMDB-Votes mit 7/10 bewertet), ich hatte aber den Eindruck, dass da noch mehr drin gewesen wäre. Es ging ja größtenteils um Morrisons Exzesse und das wirkte über 135 Minuten auf mich einfach ein bisschen ermüdend. Und ermüdet hat mich bisher noch kein Film von Stone. Vielleicht hätte es dem Film wirklich gut getan, wenn da neben dem Mythos Morrison auch das sicher vorhandene Konfliktpotential innerhalb der Band beleuchtet worden wäre.