The ether heals the pain
#241
Geschrieben 13. Februar 2007, 00:03
Tsai Ming-liang - Taiwan, 2001
Die Kontinuiät in Tsais Filmen ist schon unglaublich, an die immergleichen Darsteller hat man sich ja mittlerweile gewöhnt und sie richtiggehend liebgewonnen, aber es sind noch so viele andere Details die sich wie ein roter Faden durch seine Filme ziehen. 'What Time is it there' beginnt dann auch gleich mit einem Shot des Appartments das auch schon in 'The River' und 'Rebels of the Neon God' zum Einsatz kam und auch hier wieder ein zentraler Schauplatz ist, selbst der Reiskocher auf dem Tisch war glaub ich dersselbe. Aufgeteilt ist der Film wieder auf 3 Geschichten, Hsiao-kang, der sich anscheinend unsterblich verliebt hat oder vielleicht nur in Fernweh zergeht, so sicher konnte man sich da nie sein. Dann die Mutter die ihrem verstorbenen Ehemann hinterhertrauert und als letztes ein junges Mädchen das nach Paris reist, dort ziellos umherstreift, warum und weshalb wird nie klar ausformuliert. Generell bleibt hier vieles im Dunkeln, vielleicht ist mir in der Hinsicht aber auch so manches entgangen, die Filme sind ja voll von Details und viele scheinbar 'unnütze' Szenen geben erst im nachhinein oder bei einer zweiten Sichtung Sinn, die Sache mit dem Urninieren in diverse Behältnisse habe ich in der Hinsicht z.B. nicht wirklich verstanden. Am Ende verdichtet sich die Atmosphäre ein wenig und jeder der Handlungsstränge gipfelt in einem sexuellen "Finale", welches zwar einen Wendepunkt für jeden darstellt aber nicht die erhoffte Erlösung bringt, eher im Gegenteil. In den letzten Einstellungen wird dann nochmal der symbolische Vorschlaghammer herausgeholt, aber mit vollstem positiven Effekt und den Film auf eine höhere Ebene hievend.
9/10
#242
Geschrieben 13. Februar 2007, 00:18
Tsai Ming-liang - Taiwan, 2002
Ein kurzer Nachklapp zu 'What Time is it there', man macht nochmal Bekanntschaft mit dem Mädchen, das anscheinend aus Paris zurückgekehrt ist und nun nach Hsiao-Kang sucht der ihr damals die Uhr verkauft hat auf einer Überführung, selbiger verdient sein Geld aber mittlerweile als Porno Darsteller und das alles nur weil die Überführung verschwunden ist. Die Symbolik hat sich mir zwar nicht vollends erschlossen aber die oberflächlich seltsam surreal anmutende Atmosphäre war auf ihre Art durchaus faszinierend.
7/10
#243
Geschrieben 13. Februar 2007, 23:18
Eoin Moore - Deutschland, 2005
Und wieder ein sozialkritische Alltagsstudie mit bissigen Seitenhieben auf kurzsichtigen Idealismus und Arbeitslosenproblematik. Der oft zitierte Vergleich mit dem im gleichen Jahr erschienen 'Sommer vorm Balkon', liegt da nicht nur wegen den Überschneidungen in der Besetzung auf der Hand. Dem Film fehlt aber ein wenig der inszenatorische und dramaturgische Feinschliff, allzu oft dümpelt er da auf TV Niveau herum, das wunderbar aufgelegte Darsteller Ensemble macht da aber wieder einiges wett, genial z.B. Edgar Selge als liberal politischer Schöngeist.
6/10
#244
Geschrieben 14. Februar 2007, 01:05
Christoph Hochhäusler - Deutschland, 2003
Bin etwas zwiegespalten bei dem Film. Auf der einen Seite eine raffinierte Parabel auf Egoismus, Gefühlskälte und Kommunikationsunfähigkeit, auf der anderen Seite wird mir hier ein bisschen zu selbstverliebt mit der Erwartungshaltung des Zuschauers gespielt ohne das ich da eine zwingende Absicht erkennen konnte außer dem Versuch zwanghaft gegen den Strich fahren zu müssen. Toll hingegen waren wieder die trostlos einsamen Locations und die kaltschnäuzige Grundstimmung.
7/10
#245
Geschrieben 14. Februar 2007, 23:57
Joseph Vilsmaier - Deutschland, 1989
Schön unsentimental erzählter Heimatfilm über das Landleben im Deutschland der 30er Jahre, nach autobiographischer Vorlage. Dank viel Liebe für's Detail, was Ausstattung, Schauplätze und Sprache angeht, gelingt die Zeitreise und das hineinversetzen in die damaligen Verhältnisse perfekt. Der aufblühende Nationalsozialismus, der Beginn des zweiten Weltkriegs und deren Auswirkungen sind geschickt in die Geschichte integriert, so das der Film eine gute Balance zwischen menschlichem Drama und detailliertem Zeitportrait findet. Auf übermäßige Ausschmückung oder Dramatisierung wurde glücklicherweise verzichtet, die einfache Geschichte ist auch so spannend genug, was auch der Authentizität zugute kommt.
7/10
#246
Geschrieben 15. Februar 2007, 00:18
Leander Haußmann - Deutschland, 2005
Und wieder eine Ostalgie-Komödie die vor allem eins ist, nicht lustig. Die DDR und ihre diversen Staatsapparate bieten ja durchaus viel Platz für unfreiwillige Komik, aber anstatt diese Tatsache für hintergründigen Witz oder bissige Satire zu nutzen, versteift sich der Film auf massentauglichen Slapstick, der selten mal ein Schmunzeln hervorrufen konnte und die meiste Zeit einfach nur peinlich war. Ex-Teenie Schwarm Kim Frank die Hauptrolle zu geben war auch mal eine ganz fuchtbar schlechte Entscheidung, das Einspielergebnis hat das vielleicht ein wenig nach oben korrigiert, aber besetzungstechnisch ein Genickschuss, selten hat man so eine blasse und dilletantische Vorstellung gesehen. Positiv auffallen konnte der Film dann wenigstens durch seine tadellose Ausstattung, die zumindest rein äußerlich einen guten Eindruck der damaligen Verhältnisse gab.
3/10
#247
Geschrieben 15. Februar 2007, 22:57
Wolfgang Becker - Deutschland, 1997
Hat mir vor Jahren bei der Erstsichtung zwar noch wesentlich besser gefallen, für durchweg gut bis sehr gute Unterhaltung war er aber dann immer noch gut. Insgesamt muss ich sagen das die erste Hälfte, wo die Handlung noch in der Schwebe ist und alles etwas chaotisch verläuft, mir am besten gefallen hat. Danach baut der Film etwas ab und verflacht ein wenig in übliche Beziehungsproblematik. Interessant war noch wieviel bekannte Gesichter doch hier mit von der Partie sind, vor allem auch in den Nebenrollen, auch wenn sie z.T. erst später richtig durchgestartet sind, Martina Gedeck war auch mal unglaublich sexy damals.
7/10
#248
Geschrieben 15. Februar 2007, 23:40
Fruit Chan - Hong Kong, 1997
Wow, das ist mal ein saustarker Debutfilm, vor allem angesichts der Tatsache was für eine Low Budget Produktion das doch ist. Der Film dreht sich hauptsäschlich um Moon, einen kleinen Möchtegern Gangster, der auch lieber etwas anderes mit seinem Leben anfangen will, aber keinen rechten Ausweg weiß, weil er nie etwas anderes "gelernt" hat. Dann ist da noch sein geistig zurückgebliebener Bruder (?), dem er ständig aus der Patsche helfen muss und Ping, ein todkrankes Mädchen. Zu dritt versuchen sie den Abschiedsbrief eines Mädchens zuzustellen das Selbstmord begangen hat, doch es kommen noch Probleme mit den Triaden und Geldeintreibern hinzu. Der Film beschreibt eigenlich eine einzige Spirale der Gewalt, aus der es nur einen Ausweg zu geben scheint, was auch bis zum Ende konsequent durchgezogen wird und es werden keine falschen Hoffnungen gemacht. Die ganze Ausweg- und Hoffnungslosigkeit der Protagonisten ist eindrucksvoll eingefangen in starken Bildern und Sequenzen die einem nicht so schnell aus dem Kopf gehen und zum Ende steigert sich der Film dann nocheinmal regelrecht ekstatisch in die Höhe und macht eigentlich alles richtig.
8/10
#249
Geschrieben 17. Februar 2007, 00:45
Andreas Dresen - Deutschland, 2003
2002, Wahlkampf, und Herr Wichmann von der CDU geht in der tiefsten ostdeutschen Provinz auf Stimmenfang und wird dabei von Andreas Dresen begleitet und gefilmt. Herausgekommen ist eine Doku die wohl wie keine zweite den bitteren heuchlerischen Wahlkampfalltag zeigt. Vordergründig ist er erstmal urkomisch, sein ewiger Kampf gegen die "frische Brise" zum Beispiel, aber er ruft noch eine ganze Menge mehr hervor. Erschütterung, wenn sich Familienväter öffentlich und vor laufender Kamera zum Rechtsradikalismus bekennen und der gute Herr Wichmann dann auch noch versucht ebensolche vor seinen politischen Karren zu spannen. Oder er in feuchtfröhlicher Runde seine konservativen Ansichten zur Homoehe zum Besten gibt. Oder sein Auftritt im Altersheim, wo er einem Rentner der ihm sein Leid klagt, kaltschnäuzig über den Mund fährt er solle froh sein das sich hier so gut um ihn gekümmert wird und überhaupt solle man sich im Leben auch mal mit kleineren Dingen zufrieden geben, "es müssen nicht immer Trauben sein, es kann auch mal ein Apfel sein". Dann seine stumpfen und erbärmlichen Versuche in einer Podiumsdiskussion den gegenerischen Kandidaten bloßzustellen und das Publikum auf seine Seite zu ziehen, deutlicher kann es gar nicht mehr gemacht werden das es hier nicht mehr um Inhalte und wirklichen Dialog geht, sondern alles nur großes Theater ist. Am Ende hat man aber tatsächlich so etwas wie Respekt für ihn übrig, wie er so konsequent sein Ding durchzieht und sich von nichts aus der Bahn werfen lässt, auch wenn man es beim besten Willen nicht nachvollziehen kann.
8/10
#250
Geschrieben 17. Februar 2007, 01:22
Fruit Chan - HK, 1998
1997, die Übergabe Hongkongs an die VR China. Im Vorfeld entlässt die britische Armee alle chinesischen Soldaten die bisher dort in Dienst standen. Der Film rückt nun das Schicksal einiger dieser Ex-Soldaten in den Vordergrund die nun auf einmal auf der Straße stehen und nicht wissen was sie machen sollen, da es für Soldaten im neuen Hong Kong keinen Platz gibt. Das Abdriften ins kriminelle Millieu ist fast unausweichlich und das das nicht gut ausgehen kann man sich von vornherein denken. Der Film macht es einem nicht immer leicht, eine Vielzahl Charaktere und eine zum Teil wilde und unberechenbare Inszenierung, die wahrscheinlich die Unsicherheit und das Chaos zu der Zeit vermitteln soll, macht es schwer die einzelnen Storyfäden auseinanderzuhalten. Rohe Gewaltausbrüche mischen sich mit seltsamen Humor, alles wirkt ein wenig fragmentarisch und am Ende kommt dennoch ein starker Film heraus, doch das Gefühl bleibt das hier noch einiges mehr hätte rausgeholt werden können, mal sehen was eine Zweitsichtung da bringt.
8/10
#251
Geschrieben 17. Februar 2007, 17:32
Achim von Borries - Deutschland, 2004
Was die Oberfläche angeht kann man dem Film sicher nichts vorwerfen, stilvoll und elegant inszeniert mit traumhaften Bildern und ausnahmslos gut besetzt, mit August Diehl kann man ja eigentlich nichts falsch machen. Mit dem bedeutungsschwangeren und selbstverliebt verkopften Inhalt konnte ich hingegen kaum was anfangen.
5/10
#252
Geschrieben 18. Februar 2007, 01:21
Alejandro González Iñárritu - USA, 2006
Die Vorfreude war enorm, auf Inarritus kontinentübergreifende Abhandlung über Kommunikationsunfähigkeit, am Ende kam aber wieder ein ganz starker Film heraus der die Erwartungshaltung auf sein nächstes Projekt, was immer das sein mag, nur noch weiter anfacht. Die drei verschiedenen Handlungsstränge sind zwar durch geschickt gesetzte Schnitte und Übergänge fließend miteinander verbunden, aber jeweils grundverschieden was Atmosphäre und Stimmung angeht, die Japan Episode z.B. kühl und distanziert, im Kontrast zur hitzig-chaotischen Grundstimmung in Marokko. Die Grundaussage hingegen, das, egal wie hart und ungerecht einen das Schicksal treffen kann, der Ausweg nur im Dialog liegen kann, ist überall diesselbe, die gewohnt meisterhafte Inszenierung Inarritus verhindert dabei das das ganze ins plakative oder gar predigende abrutscht.
9/10
#253
Geschrieben 18. Februar 2007, 16:09
Dito Tsintsadze - Deutschland, 2003
Der Film funktioniert weniger als Charakterstudie, dafür wird zuviel nur angedeutet und im dunkeln gelassen. Als tragikkomische Ansammlung von skurrilen Figuren und Begegnungen hingegen kann er punkten. An meine eigene Zivi Zeit fühlte ich mich auch desöfteren erinnert, auch wenn es da nicht ganz so krass zuging wie hier gezeigt, aber Leute wie den Scharfschützen Opa oder die Oma mit ihrem Hund hab ich auch nur zu gut in Erinnerung. Das Ende ist dann zwar auch ziemlich vorhersehbar aber zumindest konsequent.
7/10
#254
Geschrieben 19. Februar 2007, 02:18
Andreas Dresen - Deutschland, 2005
Andreas Dresen bricht hier mal ein wenig aus seiner bisher eingeschlagenen Richtung aus, im Gegensatz zu seinen sonstigen Filmen bekommt man es hier auf einmal mit stilvollen Breitbildkompositionen zu tun die ich ihm so gar nicht zugetraut hätte, die in Weiß getauchte Schlußsequenz zum Beispiel. Die Story um den Autohändler Willenbrock, einen echten Lebemann, der von einer Geliebten zur nächsten eilt und dessen Leben durch einen Überfall aus den Fugen gerät, ist mal wieder ultrarealistisch geraten, wenn auch etwas abgemildert durch die moderne Inszenierung und ständig zwischen Tragik und Komik pendelnd, wobei er für meinen Geschmack ruhig noch eine Ecke drastischer hätte ausfallen können. Einen ganz so bleibenden Eindruck wie seine bisherigen Filme hinterläßt Willenbrock dann leider nicht, aber für eine größtenteils gelungene Charakterstudie reicht es allemals.
7/10
#255
Geschrieben 19. Februar 2007, 03:04
Hans-Christian Schmid - Deutschland, 2006
Intensiv, ist wohl das was das Filmerlebnis am besten beschreibt. Selten wurde eine psychische Erkrankung beklemmender in Szene gesetzt, über Sandra Hüllers phänomenale Leistung wurden ja schon genug Worte verloren, ich kann mich dem nur bedenkenlos anschließen, die Folgen des von Eltern implizierten und sich selbst auferlegten Leistungsdrucks, der Wandel von sich positiv auswirkendem religiösem Eifer hin zum selbstzerstörerischen Fanatismus, das alles verkörpert sie verstörend intensiv, aber auch der restliche Cast liefert denkwürdige Leistungen ab. Der Vater der ein wenig unter dem Pantoffel steht und auch wenn er nicht weiß wie, doch nur das beste für seine Tochter will, die Mutter, der durch ihre fanatisch einengende und konservative Fürsoge eine gewisse Mitschuld zukommt, und dann der Vikar, der sich, religiös verblendet und angetrieben durch übermäßigen Profilierungswahn, als wahrer Teufel entpuppt. Besser und überzeugender kann man diese Figuren nicht darstellen. Die restliche Inszenierung ist ähnlich meisterlich, beschränkt sich auf das Wesentliche, keine Szene länger als nötig und immer genauestens auf den Punkt gebracht. Selbstredend das der Film sich keinerlei Klischeevorstellungen in Sachen Exorzismus hingibt und sowohl die geistliche als auch die schulmedizinische Herangehensweise differenziert darstellt, ohne irgendwen plakativ zum Buhmann zu machen.
9/10
#256
Geschrieben 19. Februar 2007, 17:20
Fruit Chan - HK, 1999
Letzter Teil von Fruit Chans Trilogie über die Übergabe Hongkongs an China. Im Mittelpunkt steht hier 'Little Cheung', ein 9 Jahre alter Junge der im Restaurant seines Vaters aushilft und Essen ausliefert und sich mit der gleichaltrigen Fan anfreundet, ein Immigrantenkind aus China, die sich illegal mit ihren Eltern in Hongkong aufhält. Angesiedelt ist das ganze in einem dichtbesiedelten Slumviertel Hongkongs, einem Mikrokosmos aus Möchtegern Gangstern, Prostituierten, der guten alten Zeit nachhängenden Rentnern und sich abrackernden Immigranten die, obwohl die Übergabe kurz bevorsteht die ihren Aufenthalt legalisieren würde, ständig mit der Abschiebung rechnen müssen. Demenstprechend bunt und chaotisch geht es zu, die Schilderung aus der Sicht der Kinder eröffnet neue Perspektiven und lässt alles in einem spielerischen Licht erscheinen, auch wenn es manchmal ernst wird für die beiden und der Film sich auch keinen falschen Illusionen hingibt. Mit ein paar Gastauftritten, vor allem am Ende, wird eine nette Verknüpfung zu den beiden vorangegangen Filmen hergestellt, die aber nur sehr loser Natur ist.
8/10
#257
Geschrieben 19. Februar 2007, 21:05
Gregor Schnitzler - Deutschland, 2003
Ach du meine Güte, was für ein erbärmlicher 'High Fidelity' Abklatsch, absolut grauenhaft
1/10
#258
Geschrieben 20. Februar 2007, 00:46
Tom Tykwer - Deutschland, 1997
Tom Tykwers Filme sind immer so eine Sache für sich. Auf der einen Seite kann man ihnen eine gewisse Qualität und vor allem auch Innovationsfreude definitiv nicht absprechen, andererseits kommen sie mir auch immer ein wenig selbstverliebt und übermäßig auf Kunst getrimmt vor. Hier hält sich das alles aber noch in Grenzen, auch wenn all diese Dinge hier auch schon in Ansätzen vorhanden sind, die ganzen verspielten Kameratricks zum Beispiel.Die dichte Atmosphäre und vor allem auch die Farbgebung haben stark an 'Insomnia' erinnert und in einer Szene wird quasi noch mal eben 'Memento' vorweggenommen, aber vielleicht gab es das auch vorher schon und Tykwer hat sich da selbst ein wenig inspirieren lassen, aus diesem Teilaspekt der Geschichte hätte man sicherlich auch noch ein bisschen mehr raushholen können. Sehr überrascht hat mich auch Heino Ferch als kleingeistiger Macho, so eine überzeugende Performance hab ich von ihm noch nie gesehen.
7/10
#259
Geschrieben 20. Februar 2007, 22:30
Sylke Enders - Deutschland, 2003
Von Mädchen wie Kroko hört man ja schonmal ab und zu in den Nachrichten oder hat vielleicht sogar selbst schon einmal Kontakt gehabt. Während Gewalt unter männlichen Jugendlichen ja schon fast an der Tagesordnung zu sein scheint, setzt sich das bei Mädchen auch immer öfter durch. Eiskalter, regungsloser Blick, alle Gefühle hinter einem Panzer völliger Ausdruckslosigkeit versteckt und immer droht die Gewalt aus der scheinbaren Ruhe hervorzubrechen, das alles spielt Franziska Jünger meisterhaft. Nach einer Spritztour mit Folgen bekommt sie Sozialstunden aufgebrummt, die sie in einem Wohnheim für geistig behinderte ableisten muss. Was kommt kann sich jeder denken, die Behinderten haben natürlich eine ganz andere Sichtweise und lassen sich nicht von Äußerlichkeiten beeindrucken, mit ihrer gespielten Coolness kann sie bei ihnen keinen Eindruck machen und langsam beginnt auch bei ihr das Eis zu schmelzen. Die große Stärke des Films ist sicherlich das dieses nicht in groß arrangierten Schlüsselszenen passiert, sondern es nur kleine, oft nebensächliche, Momente sind, die aber dennoch nahe gehen. Die Besetzung mit hauptsächlich Laiendarstellern ist bei solch einer Art Film und vor allem so einem Millieu in dem er spielt, schon fast Pflicht, problematisch war es dann bei Krokos Freund, der mit einem, wenn auch vielleicht nur im nachhinein, etwas bekannteren Gesicht besetzt wurde, ihm konnte ich seine Rolle als coolen Cliquenboss und Berufsmacho nicht so wirklich abnehmen. Insgesamt ein recht starker Film dem es aber letztendlich noch ein wenig an Dichte und Intensität gefehlt hat.
7/10
#260
Geschrieben 22. Februar 2007, 00:08
Friedemann Fromm - Deutschland, 1999
An Hollywood angelehnte Action aus Deutschland, das kann eigentlich nicht gut gehen. Ging es dann auch nicht, das wurde schon in den ersten minuten klar, im Schnelldurchlauf werden in peinlich auf cool getrimmten Bildern und Dialogen alle Figuren eingeführt, um ja schnell zum Action Programm übergehen zu können, bloß keine Langeweile aufkommen lassen. Und was macht eine Gruppe Jugendlicher nachts allein in einem Kaufhaus wohl, genau, sich mit Drogen vollpumpen, in der Bettenabteilung poppen, 'ne Riesenanlage aufbauen und erstmal 'ne Party veranstalten. Einer daddelt noch in der Videoabteilung "Killerspiele", was dann später in einer strunzdoofen Montage als Begründung dazu genommen wird, warum er auf einmal zum eiskalten Schützen mutiert. Mit der nett ausgewählten Schauspielerriege hätte man durchaus was anfangen können und das ganze vielleicht auch etwas mehr als Jugenddrama aufziehen können, aber glaubhafte oder interessante Charakterentwicklung ist hier leider nicht zu finden, alles läuft schön nach Schema F ab. Die Grundidee mit dem Kauhaus fand ich noch ganz interessant, auch die Beschränkung des Handlungszeitraums auf eine Nacht find ich immer sehr reizvoll, aber alles verschenkt hier.
2/10
#261
Geschrieben 23. Februar 2007, 00:56
Barbara Albert - Österreich, 2003
Nach ihrem 'Nordrand' hat Barbara Albert ja bei mir ein Stein im Brett, sehr gespannt war ich dann auf ihren dritten Film. Welcher erstmal ungewöhnlich beginnt, in Südamerika, mit dem Fokus nur auf einer Figur und mit einer Flugzeugkatastrophe. Danach wird ein episches Geflecht von Figuren und Schicksalen ausgebreitet, aber immer nur kurz angerissen, so das man erstmal voll gefordert ist überhaupt einen Einstieg zu bekommen. So nach 15 minuten, nachdem man einigermaßen drin ist, bekommt man gleich einen ziemlichen Dämpfer verpasst, indem die zu Beginn so liebevoll eingeführte Hauptfigur auf einmal aus dem Film gerissen wird. Das passt zwar zum philosophischen Ansatz des Films, nimmt ihm aber auch gleichzeitig etwas die Spannung. Jede der Figuren hier sucht im Grunde, wie so oft, nur nach Nähe, was aber meist scheitert, an kleinen Dingen, Mißverständnissen und oft in einer Tragödie endet. Die Einblicke in die Abgründe, die sich hinter jedem dieser Schicksale auftun, sind hier wieder ausgesprochen gut eingefangen, in vollkommen nüchternen, z.T. drastischen Bildern, die jegliche manipulative Färbung vermeiden und so offen bleiben für eigene Deutungen. Was mir dann aber gar nicht zugesagt hat war die starke esoterische Grundstimmung des Films, die vertrug sich nicht so sehr mit der sonst so ultrarealistischen Inszenierung und wirkte im schlimmsten Falle aufgesetzt. Vielleicht fehlte mir da auch etwas der philosophische Weitblick, aber so wie es hier präsentiert wurde konnte ich mich nicht so sehr damit anfreunden.
7/10
#262
Geschrieben 23. Februar 2007, 00:56
Susanne Schneider - Deutschland, 2002
Drei Mädels, kurz vor dem Abitur, wollen einmal richtig die Sau rauslassen. Sturmfreie Bude, der Klassenstreber wird unter dem Vorwand der Nachhilfe eingeladen, es werden ein paar nette Drogen Cocktails gemixt und am Ende landen alle im Bett. Doch der Vater, ultrakonservativer Oberstleutnant der Bundeswehr, kommt natürlich früher heim und erwischt das Quartett in flagranti. Die Mädels schieben nun alle Schuld auf den eigenlich unschuldigen Streber, der nun zum Opfer einer regelrechten Hetzjagd wird. Der Stoff würde auch locker für einen Hollywood Streifen a la Cruel Intentions taugen, mit feschen Jungstars garniert. Die Darsteller hier sind zwar auch fesch, aber es fehlt dann doch ein bisschen die Routine, einzig Katrin Bühring als durchtriebendes Luder kann ein wenig Akzente setzen. Die gute Absicht ist zwar erkennbar, aber der Film dümpelt dann doch zu sehr an der Oberfläche und wirkt vor allem zum Ende hin etwas arg konstruiert.
5/10
#263
Geschrieben 24. Februar 2007, 01:18
Maria Speth - Deutschland, 2001
Lynn lebt in Berlin und hält sich mit diversen kleinen Jobs über Wasser und hat keinen wirklich Fokus in ihrem Leben, dann lernt sie den Japaner Koji kennen und trotz größter sprachlicher Differenzen entwickelt sich eine gewissen Anziehungskraft zwischen den beiden. Der Film entfaltet sich ganz gemächlich, wirft einem diverse Fragmente aus ihrem Leben vor, die sich erst nach und zusammensetzen, so das man nach gut der Hälfte erst ungefähr weiß wie sich ihr soziales Umfeld zusammensetzt, obwohl man vieles schon erahnt, aber man sich nicht sicher ist. Vieles ergibt erst im nachhinein Sinn, einer dieser Filme, der so beiläufig erscheint, aber dennoch alles mit Bedacht auswählt was er zeigt und was er offen lässt. Themen wie Einsamkeit, Unentschlossenheit oder des sich-fremd-fühlens werden in schmerzhaft unterkühlten Bildern verdeutlicht, dazwischen als Kontrast, kurze Momente des Glücks. Sabine Timoteo spielt ihre Rolle mit einer unglaublich physischen Präsenz und dennoch zerbrechlich, das macht Lust auf mehr, sowohl von ihr, als auch von der Regisseurin.
8/10
#264
Geschrieben 24. Februar 2007, 01:18
Maria von Heland - Deutschland, 2002
Kati und Steffi, zwei typische Jugendliche, kurz vor dem Abitur, mit den üblichen Problemen und Wünschen junger Teenager im Kopf. Als sie herausfinden das Steffis Vater eine Affäre hat, beginnen sie einen Rachefeldzug gegen die Geliebte und auch deren Tochter, was natürlich irgendwann eskaliert. Der Film beginnt als typische Teenie Komödie, bis er sich recht schnell in ein eher ernsteres Jugend Drama wandelt, das aber leider viel zu sehr an der Oberfläche bleibt. Alle Figuren wirken wie Abziehbilder, vor allem die jeweiligen Eltern der Mädchen sind reinste wandelnde Klischees. Die Darsteller sind zwar sichtlich bemüht, aber retten können sie den Film dann auch nicht.
4/10
#265
Geschrieben 24. Februar 2007, 14:07
Annette Ernst - Deutschland, 2002
Gut gemeinte RomCom. Die frustrierte Schauspielerin, der Filmnerd der alle Probleme auf Sex reduziert, die beiden Teenager die verzweifelt versuchen bei ihre Herzdame zu landen, das frischverlobte Pärchen das kurz vor der Hochzeit die Bindungsangst packt. Das alles sind ganz gute Vorraussetzungen für eine spritzige Komödie, der Anfang ist auch recht vielversprechend, viele interessante Storyfäden werden ausgelegt, aber zum Ende hin versandet alles immer mehr in zu oft gesehener Gleichförmigkeit. Warum hat man die Nebenplots nicht noch weiter ausgebaut, so stiefmütterlich wie sie hier behandelt werden hätte man sie gleich weglassen können. Das Spiel mit den Filmzitaten hätte man auch ruhig noch ein wenig mehr ausbauen können, da hätten sich doch so viele Möglichkeiten geboten. So richtig böse kann ich dem Film dann aber auch nicht sein, denn er hat das Herz schon am richtigen Fleck.
5/10
#266
Geschrieben 25. Februar 2007, 18:48
Arne Nolting und Jan Martin Scharf - Deutschland, 2005
Annika fällt durch die Matheprüfung, schafft die Versetzung nicht und hat so nun keine Hoffnung mehr auf ein Abitur. Dumm nur, das ihre Eltern schon voller Vorfreude auf das anstehende Abitur ihrer Tochter sind. Um sie nicht zu enttäuschen, fälscht sie kurzerhand ein Zeugnis und gaukelt ihren Eltern die heile Schul-Welt vor. Das es nicht leicht ist so ein Lügenkonstrukt aufrechtzuerhalten dürfte klar sein und so taumelt sie von einer peinlichen Situation in die nächste, immer kurz davor das alles auffliegt. Die Orientierungslosigkeit die Jugendliche nach der Schule ereilt und der übermäßige Leistungsdruck bzw. Erwartungshaltung seitens der Eltern, sind ja eigentlich ernste Themen, die der Film aber humorvoll anpackt und auch schonmal ins Groteske steigert, aber immer mit dem nötigen Fingerspitzengefühl für die ernsteren Töne. Katharina Schüttler geht wie erwartet voll auf in ihrer Rolle, bringt die innere Zerissenheit ihrer Figur voll auf den Punkt und legt eine Performance vor der man sich wirklich nur schwer entziehen kann. Neben all den kritischen Untertönen ist der Film aber vor allem zum Schreien komisch und höchst unterhaltsam, einer der besten Vertreter deutscher Tragikomödien.
8/10
#267
Geschrieben 25. Februar 2007, 18:48
Christian Petzold - Deutschland, 2003
Philipp, jung dynamischer Autohändler, überfährt, abgelenkt von einem Streit mit seiner Freundin ein Kind, doch er begeht Fahrerflucht. Das Kind wird schwer verletzt und stirbt wenige Tage später, die wenigen Angaben reichen aber nicht aus um die Polizei auf Philipps Spur zu bringen, so versucht die Mutter selbst den Täter zu finden, während dieser in Schuldgefühlen zergeht. Der Film beginnt mit einer ziemlich genialen Eröffnungssequenz, die perfekt die Stimmung vorgibt und die Weichen stellt für das was später kommt, allein in dem kurzen Telefongespräch wird alles vermittelt, was man über Philipps Figur und sein Leben wissen muss. Auffallend, aber wohl auch typisch für Petzold, der nüchterne Inszenierungsstil, der sich auf's wesentliche beschränkt und so allen Beteiligten genug Platz bietet sich zu entfalten, selbst der ja nicht gerade als Charakterdarsteller bekannte Benno Fürmann kann hier glänzen. Der Film lässt sich auch genug Deutungsspielraum, so wird nicht ganz klar warum Philipp sich Laura annähert, ob er es, wie es offensichtlich scheint, tut um sein Gewissen zu beruhigen oder die stille, selbstzerstörerische, Hoffnung hegt, das sie hinter die Wahrheit kommt und ihm so das Urteil zukommen lässt was sie für richtig hält, wie immer das auch aussehen mag.
8/10
#268
Geschrieben 25. Februar 2007, 18:48
Peter Lichtefeld - Deutschland, 1998
Hannes ist Meister im Fahrplan lesen, wie man am schnellsten von A nach B kommt, mit dem Zug, und die direkteste Verbindung ist nicht immer die schnellste, was in einer herrlichen kleinen Szene mit einem Kind deutlich wird. Naja, wer so ein nerdiges Hobby wie Hannes hat, der kann doch nur sympathisch sein. Als stimmungsvolles Roadmovie ist der Film eine Bank, voll von skurillen Figuren und Begegnungen, stillen Momenten zwischen Melancholie und trockenem Humor, wofür die skandinavische Landschaft und Mentalität ja wie geschaffen ist und gleich Fernweh weckt. Der Film nimmt sich glücklicherweise nie zu Ernst, behält immer ein Augenzwinkern bei und ist dennoch sensibel genug für allerlei Tiefsinnigkeiten.
8/10
#269
Geschrieben 25. Februar 2007, 18:48
Thorsten Schmidt - Deutschland, 1999
Episodengeschichte, angesiedelt in Berlin, in der Nacht zur Jahrtausendwende. Potential ohne Ende, aber alles vergebens, was der Drehbuchschreiber sich hier an Figuren und Geschichten ausgedacht hat ist schlicht und ergreifend lachhaft, unglaubwürdig und in ihrer Entwicklung an Peinlichkeit kaum zu überbieten, so das es schwer war bis zum Ende durchzuhalten.
2/10
#270
Geschrieben 25. Februar 2007, 18:49
Veit Helmer - Deutschland, 2003
Auch hier ist die Ausgangssituation wieder sehr reizvoll. Eine Gruppe illegaler Einwanderer, die in den versorgungstechnischen Katakomben unter dem Frankfurer Flughafen lebt und sich mit Schwarzarbeit über Wasser hält, aber auch hier wird wieder viel zu viel verschenkt. Die Figuren sind charmant, keine Frage, aber den Film tragen können sie dann auch nicht, selbst Udo Kier macht da keine Ausnahme. Furchtbar war auch das actionmäßig überzogene Finale, was nicht nur am geringen Budget lag. Am Ende ist es dann schon ziemlich ärgerlich, denn Location und Thematik hätten so viel mehr hergegeben.
5/10
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