Tradition & Vision
#1
Geschrieben 11. Februar 2003, 21:54
Ach, was waren das noch für Zeiten, als Charles Bronson, Sylvester Stallone, Arnold Schwarzenegger und Chuck Norris für mich die Welt in den 80ern gerettet haben. Clint Eastwood schloss sich da kaum aus, wollte er doch sein Raubeinimage aus den 70ern weiter beibehalten. Doch irgendwie funktionierte der vierte Dirty Harry schon als Jugendlicher nicht so richtig. Er ist irgendwie viel düsterer als so mancher anderer Actionfilm und ich glaube er hatte mich damals ein wenig in meinem pubertären Verständnis von der Welt erschüttert. Inzwischen, 12 Jahre später, ist er einfach nur noch ärgerlich und ich kann aufgrund der lahmarschigen Inszenierung nicht mal meine Gewaltphantasien katalysieren. Eins haben der gute Clint und ich gemeinsam: Würde ich selbst Regie und Hauptrolle übernehmen, würde ich mich wahrscheinlich genauso pathetisch- düster in Szene setzen, wie er in diesem Machwerk.
"Der Unterschied zwischen dem Kino damals und heute ist, dass man heute die Kackwurst zeigt."
#2
Geschrieben 11. Februar 2003, 22:37
Bei erster Betrachtung waren es lediglich das Gespann Travolta/Hoffmann, die mich reizten den Film anzusehen. Letzterer noch eher als erstgenannter. Als ich dann aber auf Costa- Gavras aufmerksam wurde, wurde ein anderes Interesse geweckt. Doch wo ist er, der Anspruch. Ich suche und prüfe, mag ihn aber nur bedingt finden. Die Figurenzeichnung offeriert eine gewisse Zwiespältigkeit, es wird ein hinterfragendes Bild gängiger Medienstrukturen des Fernsehens und der Presse freigelegt, aber irgendwie will der Film viel und erreicht wenig. Travolta überzeugt noch als Einfallspinsel, vermutlich weil seine Figur nicht so komplex ist, wie die des Journalisten. Letzten Endes aber doch Bauklotzverfahren und vorhersehbar. Fünf Jahre sind vergangen und der Blick hat sich verändert, der Film bleibt aber der Gleiche. Zu meinem Erstaunen keine Veränderung in meiner Meinung. Manchmal muss man wohl akzeptieren, dass ein großer Regisseur, mit soliden bis hervorragenden Schauspielern, auch mal falsch liegt.
"Der Unterschied zwischen dem Kino damals und heute ist, dass man heute die Kackwurst zeigt."
#3
Geschrieben 12. Februar 2003, 02:36
Der gute Jack Arnold hat mir in meiner Kindheit so manchen Schrecken eingejagt und in meiner "Ich gucke nachts heimlich Fernsehen, ohne die Eltern zu wecken"- Phase habe ich mir dann den paranoiden Monsterhorror der 50er angeschaut. Als dann eines Tages GRAF ZAROFF - GENIE DES BÖSEN lief, wurde der getrost in die gleiche Ecke gestellt, denn 1932 oder 1952, Schoedsack oder Arnold, welchen Unterschied macht das schon für einen Zwölfjährigen. Auf jeden Fall s/w Horror der alten Schule.
So erlebte ich den Film wesentlich affektintensiver als bei der jetzigen Ausstrahlung und wurde damals auch mit einer Szene mehr belohnt, die dieses Mal fehlte. Die Jagd auf Fay Wrays versoffenen Bruder. Vielleicht habe ich mir diese als Kind aber auch nur eingebildet und sie mir jetzt rekognitiv herbeikonstruiert. Als Kind begriff ich thematisch nur, das es sich wohl um den ersten "Menschenjagdfilm" handeln musste, meinte aber auch einen über dem Abgrund liegenden Baumstamm aus KING KONG UND DIE WEISSE FRAU wiederzuerkennen. Diesmal hat mich vorrangig die kompromisslose Gewaltintensität des Werkes erstaunt. Zaroff hat Stil, auch wenn man ihm den Akzent des russischen Exilzaren „verpasst“ hat. Seine Impotenz, seine Erregung bei der Jagd nach Menschen und der immer wiederkehrende Close Up seines irren Gesichtes (der mich an deutschen Expressionismus erinnert hat). Als Stummfilm wäre er wohl noch besser gewesen, denn die Dialoge müssen selbst damals unfreiwillig komisch und arg gestelzt gewirkt haben.
Das Saubermannimage des Helden hat mir ausnahmsweise gefallen, da er genau das Quäntchen Testosteron versprüht, das klar macht: Hier bin ich der Mann.
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#4
Geschrieben 14. Februar 2003, 05:40
So habe ich ihn mir heute also zum ca. dreißigsten Mal angesehen und ich werde es nicht müde. Bei erster Betrachtung war ich etwas enttäuscht, wegen des ruhigen Erzählrhythmus’. Keine Schilderung apokalyptischer Infernos mehr, sondern ein schon fast ruhiges "Zombiedrama". Deshalb fand ich ihn immer schwächer als die Vorgänger, doch inzwischen sind genau das seine Stärken. Wozu schreien so viele Fans nach einem vierten Teil. Romero hat im letzten Teil seiner Trilogie bereits alles vermittelt und er sollte die Untoten endgültig ruhen lassen.
Die Musik hat's mir einfach angetan. Einfache Synthiesounds, aber so herrlich 80er, dass man sich wie in den heimischen Filzpantoffeln fühlt. Lori Cardile gefällt mir als starke, weibliche Hauptfigur, ohne aufgesetzt zu wirken, Joe Pilato als Captain Rhodes ist herrlich überdreht und einfach nur irre.
Die Gegeneinandersetzung der beiden Systeme Militär vs. Wissenschaft erscheint mir besonders im Augenblick aktuell, bezogen auf die politische Lage. Wie konnte sich der Mensch nur so in Abhängigkeit zu einer von Grund auf destruktiven Institution begeben. Aber Faschismus und gewaltorientiertes Denken, sei es physisch oder psychisch, sind dem Menschen anscheinend inhärent. Romero zeigt uns einfach nur auf extremere Weise, dass man doch nur einmal wirklich versuchen sollte sich klar zu machen, wie austauschbar das von uns konstruierte System doch ist und wie leicht es sein könnte loszulassen. Aber das werde ich wohl nicht mehr erleben, es sei denn, diese oder eine andere Katastrophe werden doch noch eintreten. Ich bin gewappnet. Romero sei Dank.
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#5
Geschrieben 15. Februar 2003, 01:36
Gott sei Dank denunziert sich so ein unerträglicher Schwachsinn von selbst.
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#6
Geschrieben 16. Februar 2003, 22:12
Dekonstruktion dramaturgischer Konzepte und Überstilisierung, welche von einfacher Verfremdung bis zur Absurdität reicht, sind wohl die augenfälligsten Merkmale in Orson Welles wichtigem und beeindruckendem Werk. In Welles Panoptikum der Kuriositäten wird "mit offenen Karten gespielt" und trotzdem weiß niemand wirklich woran er beim anderen ist. Weder die Figuren im Film, noch der Zuschauer. Gängige Stereotypen werden präsentiert und dann gleich wieder reflektiert und denunziert.
Im Aquarium sind die Hayworth und Welles stellenweise nur als Schatten zu erkennen. Eine grandios gefilmte Szene, die scheinbar das alte, große Hollywood zitiert, den Figuren aber Dialoge in den Mund gelegt werden, die deplaziert und befremdend wirken, letztendlich aber der Struktur des Werkes doch angeglichen sind. Die Figuren sagen was sie denken, doch trotzdem hat jeder von ihnen so viele Identitäten, dass auch direktes verbalisieren von Gedanken kein Licht in die Dunkelheit bringt. Ein selbstreflexiver Film Noir, der nebenbei noch eine Legende, der Hayworth und der "Femme Fatale", demontiert und mich zu einer lange nicht mehr erlebten "Tour de Force" zwang, die ihren für mich persönlichen Gipfel in den Szenen um George Grispy und seinen spürbaren Wahnsinn fand, sowie seinen dramaturgischen selbstverständlich im Spiegelkabinettfinale. Dort werden nicht nur die vielen Identitäten der Hauptfiguren sichtbar, sie werden auch alle zerstört.
Welles liefert eine Verbindung aus Liebesdrama, packendem Krimi, verstörendem Menschheitsportrait und sogar einem (stark ironisierten) Gerichtsdrama. Er selbst im Ganzen als verlorene Figur, die aber doch über allem Erhaben scheint. Ein Meisterwerk!
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#7
Geschrieben 18. Februar 2003, 02:18
So also nun zum vierzigsten Mal Romeros gewalttätige Weltuntergangsvision. Sehe ich mir einen Film aus der Trilogie an, dann folgt auch meistens schon ein zweiter. Langsam bekomme ich wieder Zugang zum mittleren Teil. Lange war ich hin- und hergerissen, ob denn nun die Romero- oder die Argentofassung die bessere sei, aber zur Zeit liebäugle ich doch wieder mit der stringenteren, düsteren Argentofassung, sowie Goblins Soundtrack, der mir zeitweise schon "aus den Ohren kam". Ich kann wieder einen Bezug zu meiner jugendlichen Revoluzzerphase herstellen, in der ich diesen Film erstmalig sah und erfreue mich wieder mehr an den handwerklichen Aspekten. Ich hatte mir den Film wirklich "übergesehen". Ich wollte irgendwann eine Aussage in ihm entdecken die er mir nicht liefern konnte. Im Grunde war es nur die Sucht eines Drogenabhängigen nochmal genau den gleichen Kick, die gleichen Affekte, den gleichen Gedankengang zu haben wie bei den ersten Sichtungen. Vielleicht sogar wie beim ersten Sehen überhaupt. Das konnte mir der Film selbstverständlich nicht mehr liefern und so wurde er von Mal zu Mal uninteressanter. Ein Relikt aus einer vergangenen Phase meiner selbst. Doch Dank der Möglichkeit Filme durch die Augen anderer neu zu erleben, habe ich die Verbindung wiederherstellen können und freue mich, dass ein Stück Film und ein Stück ich selbst wieder da sind.
Die Eindrücke haben sich so verinnerlicht, dass ich den Film im Schlaf nacherzählen könnte, jedes Bild genau vor Augen habe. Es gibt wohl nur wenige Filme im Leben eines Menschen, die einen solange beschäftigen. Dieser Film hat meine Art der Rezeption verändert, meinen Horizont erweitert und die eigentlich widerlegte Katharsis-Hypothese bei mir funktionieren lassen. Warum auch immer: Es war der rechte Film zur rechten Zeit. Der Film bleibt richtig, die Zeit war in der Vergangenheit öfter falsch, doch jetzt ist sie wieder da.
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#8
Geschrieben 01. März 2003, 16:27
OH MANN! Da breche ich schon das mir auferlegte Zölibat keine Filme bis zur semesterentscheidenden Klausur zu gucken und dann mache ich das ausgerechnet mit einem Machwerk des italienischen Schundregisseurs Antonio Margheriti, der versucht hat einen Rennfahrerfilm zusammenzuschustern und uns nebenbei auch noch die schauspielerische Nulllösung Joey Travolta präsentiert, Johns jüngeren Bruder.
Nach einem gelungenen Auftakt mit fetziger Rockmusik (man merkt schnell, dass man sich im Jahr 1980 befinden muss) und geklauten Szenen eines amerikanischen Crash Car- Rennens dachte ich noch: „Hey, dass könnte ja eine amüsante Trashperle werden.“
Doch geriet ich schon ins Stocken, als der "Polizieschi"-erprobte Vittorio Mezzogiorno, mit Tommy Piper als Sprecher, darauf hinweist, dass Joey ja nichts während des Rennens passieren darf, da man ihn ja noch für den Rest des Filmes bräuchte. Also war klar, dass Rainer Brandt oder zumindest einer seiner Ahnen grüßen lässt, der uns wieder mit einer seiner unsäglichen Spaßsynchros den Rest gibt, dem Oberbösewicht einen Sprachfehler verpasst und Kalauer reinkleistert, während die Figuren emotional am Ende sind..
Des weiteren gibt es eigentlich nur zwei Themen der Buddies Travolta/ Mezzogiorno: Autos und Ficken. Letzteres darf natürlich Joey übernehmen, da er ja Johns kleiner Bruder ist, was öfter im Film Erwähnung findet.
Dialogzeile:
Typ: "Warum haben wir nicht John für den Film genommen. Bei dem läuft’s doch gerade eh nicht so gut."
Mezzogiorno: "Der is' zu teuer und außerdem wird in unserem Film ja nicht getanzt."
Auch Spaniens "Filmdiva" der frühen 80er Ana Obregon darf ihren Anteil am Nervfaktor beisteuern. Ihre Begründung für die kaum vorhandene Handlung einer antiken Statue, die sie unbedingt verkaufen muss schlägt alles, was ich je gehört habe. Da ist Polen offen und der Ofen aus. Tatsächlich mit aller Inbrunst und Ernsthaftigkeit gesteht sie den beiden Hauptflaschen Travolta/Mezzogiorno: "ICH BRAUCHE DAS GELD DRINGEND FÜR MEINE BRUSTIMPLANTATE."
Spätestens hier tastete sich die Hand langsam zur 38er vor, wobei ich noch nie soweit gekommen bin zu entscheiden, ob ich nun mir oder dem Trauerspiel vor mir ein Ende setze. Hoffentlich muss ich das nie herausfinden.
Ist es ein Vogel? Ist es ein Flugzeug? Nein, es ist Joey Travolta in seiner Scheißkarre!
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#9
Geschrieben 02. März 2003, 06:19
Nerviger Hauptdarsteller, James Remar ist solide. Typische Rachestory, um einen Mann, der sich bei einer braven Familie einnistet und versucht die Ehepartner gegeneinander auszuspielen. Kaugummi fürs Gehirn und eine schlaflose Nacht.
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#10
Geschrieben 11. März 2003, 17:38
Jetzt habe ich erstmal Ferien und jetzt kann es wieder losgehen mit dem rezipieren. GO ist mit Sicherheit ein geeigneter Einstiegsfilm, verbindet er doch verschiedene Erzählstile des japanischen des Kinos mit den Strukturen eines europäischen Problemfilmes und einem klassischen Hollywooddrama.
Gefällt mir das? Ein glasklares Jein. Weder die Thematik der in Japan lebenden Koreaner und dem ihnen begegnenden Rassismus, noch ihrer Identitätskrise bzgl. ihrer ideologischen Zugehörigkeit (kommunistisches Nord- oder kapitalistisches Südkorea) wird entsprechend Rechnung getragen. Schien aber auch gar nicht so im Sinne des Erfinders zu liegen. Sugihara, ein in Japan Geborener koreanischer Abstammung, betont es gleich mehrmals: Er erzählt eine Liebesgeschichte.
Seine große Liebe, eine Japanerin, hat mich ziemlich genervt. Völlig unsympathisch, mit ihrem Kleinmädchenimage der Teenagerin, die in ihrer rosaroten Seifenblasenwelt lebt und mit ihrer kiekigen Stimme, war sie mir dann aber auch nicht. Sie musste eben so funktionieren. Und das ist wohl auch das, was mich am Film gestört hat. Letzten Endes, trotz der Stilbrüche, trotz mangelnder Homogenität, ist er doch furchtbar moralinsauer und konventionell.
Das er Gewalt als Lösungsmittel propagiert und ihr sogar ein Denkmal setzt (herrlich der Kampf zwischen Sugihara und seinem Vater) ist nicht wirklich schlimm. Schließlich müssen Konzepte in der Realität des Filmes aufgehen, nicht in der Realität selbst (auch wenn ein Freund von mir da wieder das Bild vom unmündigen Zuschauer vor Augen hat).
Ein kleines Wechselbad der Gefühle, nicht zuletzt durch selbstreflexive Querverweise auf intra- und extradiegetische Erzählebenen, aber doch eben ein Film aus der Rubrik: Kurz gesehen und schnell vergessen (auch wenn ich nicht bezweifle, dass dieser Film fürs neue japanische Kino wichtig ist).
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#11
Geschrieben 21. März 2003, 21:59
Ja, ja, ja, wenn man völlig zerstört von einer Festivität kommt und sich an sämtlichen Freuden des Lebens gelabt hat , dann braucht das Hirn möglichst leichte verständliche Kost. Was wäre da nicht treffender, als ein Film, der eben das zelebriert, womit man sich selbst wieder die Nächte um die Ohren gehauen hat. FEAR AND LOATHING IN LAS VEGAS in der anti-intellektuellen Variante.
Der Film ist nach wie vor ein Hammer und jedes mal gibt's andere Szenen über die man sich kaputtlachen kann. Wenn der Hormonhaushalt entsprechend ausgelaugt ist, dann ist es schon nicht einfach jemandem ein Lächeln zu entlocken, aber diese beiden alten "Penner" schaffen es dennoch mich trotz durchgefeierten Zustands in Gelächter ausbrechen zu lassen. Dann noch eine bezaubernde Frau an der Seite. Könnte man sich mehr vom Leben wünschen? Ich schon.
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#12
Geschrieben 21. März 2003, 22:16
Noch die gleiche Nacht aber einige Stunden später. Cheech und Chong sind Geschichte. Inzwischen kehrt der Verstand in mein Hirn zurück. Jim Jarmushs Fingerübung NIGHT ON EARTH gefiel mir in den Tagen, als ich mich gerne vom Hollywoodbombastkino erholen wollte und froh war, mal einen ruhigen Film zu sehen. Doch diese Zeiten liegen lange zurück. Die Rezipierung ruhiger Filme ist inzwischen nichts ungewöhnliches mehr und so sehe ich mir den Film also mal unter etwas anderen Gesichtspunkten an, als denen der einfachen Ablenkung und Beruhigung. Und was stelle ich fest:
Vieles kommt mir überzogen vor in seinem Versuch die Alltagsnormalität mit ihren kuriosen Situationen zu schildern, vielleicht bin ich aber auch gerade nur im Moment zu eingeengt in meiner Betrachtungsweise, da ich inzwischen seit 36 Stunden ohne Schlaf auf den Beinen bin. Ich warte einfach mal ab bis zu meiner nächsten Betrachtung und kann's ja dann überprüfen.
Wynona Rider als eine von fünf Taxifahrern
Roberto Benigni macht seinen Kunden fertig
"Der Unterschied zwischen dem Kino damals und heute ist, dass man heute die Kackwurst zeigt."
#13
Geschrieben 21. März 2003, 22:20
siehe: 13.02.2003
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#14
Geschrieben 21. März 2003, 22:22
Auch wenn ich inzwischen viel an dem Film zerdacht habe, so gehört er doch zu den eindrucksvollsten und prägendsten Filmerlebnissen, die ich in meiner Jugend hatte. Das kann ich mir nicht nehmen.
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#15
Geschrieben 21. März 2003, 22:24
Dieser Film wird nachfolgenden Generationen in 200 Jahren mehr über das 20. Jahrhundert zu berichten wissen als alle Godards und Fellinis zusammengenommen.
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#16
Geschrieben 29. März 2003, 23:36
Wieder mal ein Blödelfilm mit dem guten Leslie Nielsen und kennt man einen kennt man alle. Diesmal konnte ich sogar nicht ein einziges Mal eine Miene verziehen, war einfach alles zu abgedroschen und altbacken. Leider wirkt Nielsen müde, wo ich ihn doch eigentlich am liebsten in solchen Klamaukrollen mag. Dann aber doch lieber einen Nielsen mit roten Haaren in ALARM IM WELTALL, als in solch einem Schwachsinn. Zum Ende habe ich durch die hektische Schnittechnik schon fast den Überblick verloren.
Dick Dix in Aktion
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#17
Geschrieben 29. März 2003, 23:45
Die alte Zeit der 80er Actionkomödien wird wieder in Erinnerung gerufen, doch leider nur mehr schlecht als recht. Alles Mögliche wird aus den letzten Jahren zusammengewürfelt, ein Hund als Partner, irgendwelche High Tech-Verbrecher, Rezitierung klassischer Hard Boiled Geschichten und Klischees bis zum Abwinken, vom unfähigen FBI bis hin zum ständig schreienden (und natürlich schwarzen NUR 48 STUNDEN lässt grüßen) Polizeichef. Wirklichkeitsfern dümpelt das Ganze auf kinderunterhaltendem TV- Filmniveau.
Dooley und Jerry Lee sollten endlich in Pension gehen
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#18
Geschrieben 06. April 2003, 17:08
Der für mich komplexeste, schrecklichste Film aller Zeiten. Ein Mensch, der so wie ich schon diverse Male am Rande des Nervenzusammenbruchs stand, diesen aber therapiert während er parallel auf einer vierspurigen Straße in einer ihm ortsfremden Umgebung Auto fährt und gerade im Wachzustand schläft, weil er schon seit 68 Stunden ohne Schlaf auf den Beinen ist, ist es ein leichtes sich in die derangierte Psyche eines Trelkovsky hineinzuversetzen. Kafkaeske Lebenssituationen sind für mich das Schlimmste was es im Leben geben kann und absolut unkomisch, wenn man selbst ein Opfer ihrer wird. Wer kennt es nicht, eben noch ganz in der persönlichen Introspektion befindlich am Bahnhof stehend, um jemanden abzuholen, plötzlich in einer Verkettung unvorhergesehener Umstände verfangen. Zwei Kontrolleure von der Bahnhofswache stehen neben Dir und fragen Dich nach Deiner Fahrkarte.
"Ich habe keine Fahrkarte, ich hole nur jemanden ab."
"Ach sie holen nur jemanden ab. Na dann können sie uns ja sicherlich die für das Betreten des Bahngleises nötige Bahnsteigkarte vorzeigen, oder?"
"Ähh,..., nein, tut mir leid ich war ganz in Gedanken, ich hatte darüber jetzt gar nicht nachgedacht, eigentlich wollte ich nur eben schnell meine Freundin abholen und der Zug muß eigentlich jeden Augenblick kommen."
"Ach die Freundin wollten sie abholen. wie ist denn die Zugnummer?"
"Woher soll ich das denn wissen, was fragen sie mich eigentlich so aus?"
"Na dann wollen wir erstmal den Ausweis sehen.
"Wieso Ausweis, den habe ich jetzt nicht dabei und außerdem kommt der Zug ja gleich, er müsste doch eigentlich schon längst hier sein."
(Verständnis heuchelnd lächelnd) "Er wird ja gleich hier sein, genau, jetzt kommen sie erstmal mit und dann werden wir uns schon genauer mit ihnen beschäftigen."
"Lassen sie mich los ich habe nichts getan."
"Machen sie's uns doch nicht unnötig schwer."
"Hilfe!"
Ein Beobachter:" Immer diese Querulanten."
Jetzt fehlt nur noch jemand, der die Einweisungspapiere schon parat hat, eine Beruhigungsspritze und die Jacke zum hinten zuknöpfen und die kafkaeske Situation ist perfekt. In diesem Sinne.
Trelkovsky am Ende
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#19
Geschrieben 06. April 2003, 17:24
Eine kalte, feindliche Welt in der wir leben. Keine rosigen Zukunftsaussichten in Camerons düsterer Utopie. Kaum ist es wohl je einem Regisseur besser gelungen eine maschinelle und voll technisierte Zukunft zu schildern in der Menschen keinen Platz mehr haben, ohne dieser zukünftige Welt viel Raum im Film zu geben. DER TERMINATOR spielt fast ausschließlich in der Gegenwart seiner Entstehung und trotzdem wird in diesem Leuchtstoffröhren und Parkhausspektakel der 80er die Kälte und Dunkelheit spürbar. Inwieweit sich Cameron eigentlich bewusst war einen Meilenstein des Genres zu schaffen ist mir weiterhin nicht klar, aber ich kenne keinen Film, bei dem ich die berechnende Präzision einer Maschine so nachempfinden kann, dass mir die Angst den Nacken hoch kraucht und ich den Lauf der kühlen, silbernen Automatik mit der Sarah Connor getötet werden soll in meinem Nacken spüre. Danke Arnie, dass Du so ein schlechter Schauspieler bist, denn nur so konntest Du perfekt eine Maschine verkörpern, die versucht einen Menschen zu spielen.
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#20
Geschrieben 06. April 2003, 17:36
Was soll ich noch schreiben zu diesem aller größten Meisterwerke der zynischen Gesellschaftssatiren. Eine Ansammlung meiner Lieblingsschauspieler, allen voran Elliot Gould und Allan Arkin, sowie geniale Cameoauftritte von Donald Sutherland und Lou Jacobi. Dialoge auf derart hohem Niveau, eine Hinterfragung und Dekonstruktion wirklich aller Lebensbereiche der modernen menschlichen Gesellschaft bis hin zur Sinnfrage nach der Nützlichkeit des Menschen an sich. Das Ende ist ebenso konsequent wie logisch und übertrifft in seinem galligen Humor jeden Zyniker. Bring einfach alle um, dann wirst Du wieder Spaß am Leben haben und das Ganze eingebettet in familiären Konventionen. Dagegen ist Jackass ein Fliegenfurz und ich fühle mich mal wieder in meiner Weltsicht bestätigt. Recht so.
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#21
Geschrieben 06. April 2003, 17:50
Einer der bewegendsten Filme die ich kenne und ihn mit der Frau zu sehen die man liebt macht es nur noch schöner. Ich beweine euch Rationalisten, denn ihr werdet nie wissen wie schön Gefühle sein können. Wie gerne wäre ich an Rockys Stelle und würde schreien:
JASMIN! ICH LIEBE DICH!
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#22
Geschrieben 31. Januar 2004, 00:58
Herrlich und genau richtig für meine Stimmung. Etwas anspruchsvolles wäre mir nicht in die Tüte, respektive in den Videorekorder gekommen. Charles Bronson in Reinkultur. Na ja, so ganz kann man das nicht sagen, denn der gute Dennis (zweiter Vorname) war da schon ganz schön in die Jahre gekommen. 66 Jahre, wenn ich mal das mittlere der drei kursierenden Geburtsdaten nehme.
Durch Gail Hickman war in diesem Film mal wieder so etwas wie ein Drehbuch vorhanden und Jack Lee Thompson war darum bemüht der ausgelutschten Selbstjustizsaga nochmal ein paar neue Akzente abzugewinnen. Ist ihm teilweise geglückt. Gott sei Dank hat die Zensur hier mal die Füße bzw. die Schnippelfinger stillgehalten und man kann das Ganze dann auch in der deutschen Fassung ungeschnitten bewundern.
Tja schon hier zeichnet sich der langsame Verfall des Hauses Cannon ab. Die beiden Stallone- Vehikel DIE CITY COBRA und OVER THE TOP waren eben doch etwas zu viel des Guten.
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#23
Geschrieben 01. Februar 2004, 02:50
Ganz langsam kann ich mich mit Friedkins Werk anfreunden. Natürlich ist mir das Meiste was mit dem Film zusammenhängt bewusst, aber er war mir schlicht und ergreifend zu kalt. Friedkin ist meiner Meinung nach ein ähnlicher Formalästhet wie Kubrick. Genauso kalt, rational und nüchtern. Da wunderte es mich dann auch nicht zu lesen, dass eigentlich Kubrick für DER EXORZIST vorgesehen war.
Doch im Gegensatz zu Kubrick haben Friedkins Filme immer etwas gehabt, was sie mir sympathischer gemacht hat. Vermutlich, weil er sich doch noch ein Quäntchen an emotionaler Figurenzeichnung bewahrt hat, während der eigenbrödlerische Amerikaner in seiner Wahlheimat England die Figuren "nur" noch über ein komplexes Schachbrett schob.
Und genau diese Kälte haben wir auch in BRENNPUNKT BROOKLYN. Natürlich unterstreicht sie den dokumentarartigen Stil des Filmes und bringt mir die Kälte New Yorks sehr nahe.
Der Penner der im Eingangsbereich eines Geschäftes liegt und dort schläft, war diesmal am eindrucksvollsten. Als Doyle, während er Charniers Hotel beobachtet, an ihm vorbeischlendert ist er so offensichtlich unoffensichtlich im Bild, dass er mir noch lange nach der Szene im Gedächtnis blieb. Immo schrieb in seiner Kritik "New York von unten". Das trifft es wohl genau.
Die Verfolgungsjagd riss mich wieder mal mit und Marcel Bozzufis pathetische Todesgeste hatte schon Stummfilmqualität und hätte so auch eingefroren werden können (absolut nicht negativ gemeint).
Die stärkste Szene bleibt aber für mich der Vorspann. Diese krachende Musik und Einblendung der Titel ist eigentlich der halbe Film. Obwohl der Schluss natürlich ein Faustschlag in die Magengrube ist.
Und da der Film mich immer noch nicht völlig überzeugt hat freu ich mich schon auf viele weitere Sichtungen.
Doyle bittet um die Abhöranlage
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#24
Geschrieben 04. Februar 2004, 01:14
Als ich den Film zum ersten Mal sah war ich 15 Jahre alt und wollte nun endlich das Geheimnis eines Titels lüften, der mir vorher immer zu dämlich war. Nach Betrachtung musste ich konstatieren, dass es sich wohl um einen besonderen Film handelt, denn die diametrale Auslegung bekannter Genregesetze des Krimis, Thrillers oder Actionfilmes waren selbst dem jungen Betrachterauge zu auffällig. Allein schon mit dem Ende widersprach der Film allem, was damals (und auch heute) Gültigkeit besaß. Auch die Zeitlupen- und Parallelmontageninszenierung hafteten im Gedächtnis, waren doch Woo & Co noch in einiger Entfernung.
Inzwischen sind die Jahre ins Land gegangen und was kann ich sagen: Ein Meisterwerk. Der Zirkelschluss hierarchischer Gewaltstrukturen ist von beispielloser Konsequenz. Die einzelnen Szenen sind geschickt und differenziert durchkomponiert. Das gilt vor allem für die inhaltliche Ebene. Gewalt ist bei Peckinpah nie einfach. Selbst einem Vergewaltiger können noch Sympathien entgegengebracht werden, da es im Peckinpah- Universum keine s/w- Malerei gibt. Die Unterschiede der Sympathien sind höchstens graduell. Misogynie ist im Verhalten der Figuren inhärent ohne explizit herausgestellt zu werden (wie Leone es bspw. macht). Es wirkt in seiner Komposition flüssig.
Handwerklich ist es da schon etwas holpriger. Durch die vielen Halbtotalen oder amerikanischen Kameraeinstellungen wird zwar eine Gemächlichkeit im Tempo erreicht (auf Nahaufnahmen oder rhythmische Schnittfolgen wird „peckinpah-untypisch“ meistens verzichtet) doch kommen dadurch dramaturgische Sprünge zustande. Doch genau das sind die Ecken und Kanten die einen solchen Film im Gedächtnis manifestieren. Das erste Mal, dass ich jemanden am Ende des Filmes weinen sah, ist doch für solche Sentimentalität bei Peckinpah kein Platz. An Sartres Existenzialismus angelehnt weist er schon auf die hedonistischen und auf die Ego- bezogenen 80er und 90er.
Auch heute noch schreie ich Benny zum Tor hinaus in seinem weißen Anzug, der von vergangenen, besseren Tagen kündet und wünschte es gäbe Hoffnung.
Diskussionen sind übrigens immer gern erwünscht in der Brezelbackstube
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#25
Geschrieben 06. Februar 2004, 01:04
Chaostage in meinem Wohnzimmer
Als ich den Film im zarten Alter von 9 Jahren das erste Mal sah hatte ich mir bereits nach 10 Minuten so in die Hose geschissen, dass eine weitere Sichtung entfallen musste. Dann mit 14 wurde es ein Lieblingsfilm, mit 18 ein guter Film und irgendwann war er unter den Merkwürdigen (im Wortsinne).
Was ist er heute? Martialisch, laut, erregend und immer noch unterhaltsam. Mehr fällt mir jetzt zu dieser Jugenderinnerung nicht ein.
Dafür ist das Bild dann mal etwas größer.
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#26
Geschrieben 07. Februar 2004, 11:32
SHAFT von Gordon Parks sr. aus dem Jahr 1971 ist eines dieser Phänomene, die sich für mich nur noch schwer nachvollziehen lassen.
John Shaft ist schwarz, John Shaft ist potent, John Shaft ist ein Held, John Shaft kann alles. Jeder schuldet diesem Mann einen Gefallen, hat Gründe ihm zu helfen oder kann sich zumindest vorstellen wie es ist jemandem zu helfen der sich vorstellen kann John Shaft einen Gefallen zu schulden. Dabei ist es völlig unwichtig ob es schwarz oder weiß, schwul oder hetero, Mann oder Frau ist. John Shaft kommt immer und überall durch Er wirft mit den Lappen um sich wie ein “Ölscheich im Puff“, hat eine luxuriöse Wohnung, Designermöbel, verchromte Waffen und ein eigenes Detektivbüro.
All diese Überhöhungen und Stilisierungen, nicht zuletzt durch den genialen Soundtrack von Isaac Hayes, ließe ich mir ja noch gefallen, aber nicht, wenn der Film permanent versucht Authentizitätscharakter zu erzielen durch die Einstreuung von Ghettoszenen.
Man merkt dem Modefotografen Parks an, dass er in einer prä- Videoclipära seinen SHAFT auf Chic gestylt hat und das viele Bildkompositionen so noch heute in vielen Hip Hop- Videos zu finden sind. So wirken diese Brechungen durch die Realität nur umso ärgerlicher. SHAFT ist ein Traum für Schwarze, doch von der Firma MGM produziert, die einfach nur den Nerv der Zeit ausnutzte.
Dann lieber die Fortsetzung LIEBESGRÜSSE AUS PISTOLEN, die dezenter daherkommt, völlig stilisierte Produkte, wie TRUCK TURNER oder TOUHG GUYS oder richtiges „Schwarzenkino“ wie SWEET SWEETBACK’S BAAD ASSSSS SONG.
Wie Melvin van Peebles auf SHAFT angesprochen mal meinte: „Ich wüsste nicht, was ich zu diesem Wichser noch zu sagen hätte.“
Die schwarze Virilität
Eine Szene die Anstoß erregte:
Shaft macht's auch mit Weißen.
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#27
Geschrieben 08. Februar 2004, 12:20
Auch wenn mir die philosophischen Exkurse des Films über Moral und Ethik inzwischen eher das Tempo des Filmes verschleppen und nicht mehr die beflügelnde Wirkung haben, die sie noch in der Jugend hatten, gehört er für mich doch immer noch zu meinen Lieblingen von Woody Allen. Aus seiner „Klamaukphase“ ist es sogar mein Lieblingsfilm.
Nachdem ich mich etwas mit russischer Literatur beschäftigt habe sind mir auch die Anspielungen auf narrative Strukturen der klassischen russischen Erzählung klarer geworden, doch ich vermute mal, dass der Film noch mit unzähligen Details mehr voll gestopft ist, die sich meinem ungeübten Betrachterauge entziehen.
Ich konnte wieder mal herzhaft lachen, wenn diesmal auch an zumeist anderen Stellen als noch vor 14 Jahren.
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#28
Geschrieben 09. Februar 2004, 01:19
Eine dieser typischen 80er Komödien, die es geschafft haben die Zeit zu überdauern. Jedoch nicht bei mir. Der Film hatte schon damals nicht bei mir gezündet. Nicht das ich ihn vollkommen daneben fand, aber in Anbetracht der Tatsache, dass hier immer von einer Brüllwitzkomödie gesprochen wird war ich dann doch schon etwas enttäuscht. Dabei müsste hier in punkto Schauspieler und Regie alles stimmen. Doch letzten Endes ist der ganze Quark viel zu bieder und mehr für Onkel Ottos Mottenkiste.
DIE NACHT DER LEBENDEN TOTEN (NIGHT OF THE LIVING DEAD) / 08.02.2004 / VHS
Zum schätzungsweise dreißigsten Mal . Bevor ich den Film zum ersten Mal sah kam ich durch ein Essay in Kontakt mit ihm verfasst von Norbert Stresau. Die ausgesprochen positiven Argumente mit denen der Autor den Film bedachte ließen mich eher vermuten er müsse schleunigst in ein Gummischlafzimmer einquartiert werden. Als der Film dann auf Bayern 3 (ich lach mich tot) im Kulturbereich lief war der Ofen endgültig aus und ich wusste nicht, ob ich Zweifel an mir oder dem Rest der Welt haben sollte: „Was soll’ n das mit Zombies un’ so’ n Scheiß.“ So oder so ähnlich pflegte ich mich in meinem jugendlichen Leichtsinn auszudrücken. Der Film wurde schlagartig einer meiner Lieblingsfilme und hat mir das Tor oder genauer gesagt den Schlüssel zu selbigem geliefert Film besser zu verstehen. Dem Film wird immer nachgesagt sich am deutschen Expressionismus zu orientieren, aber Romero selbst meinte sich mehr an Welles zu orientieren. Ich meine beides wahr zu nehmen. Der Film hat bei mir heute nicht mehr den Stellenwert, den er früher hatte, aber er wird auf ewig in meinem Herzen bleiben und andere Filme müssen sich in Kompromisslosigkeit und Stringenz nach wie vor mit ihm messen.
ZOMBIE (DAWN OF THE DEAD) / 08.02.2004 / VHS
Die thematische Weiterführung in apokalyptische Bilder gepackt. Der Höhepunkt bzw. gleichzeitiges Ende des sozialkritischen Horrorfilmes der 70er. Ein Kulturschock, ein Rausch, eine Orgie der Gewalt, die ihn ihrer Metaphorik eindeutig, aber nicht aufdringlich ist (genauso wie der erste Film). Wieder der Argento Cut, der mich manchmal etwas unbefriedigt zurücklässt. Leider kenne ich die Filme, insbesondere den Zweiten, inzwischen Auswendig und frage mich schon seit geraumer Zeit, warum ich sie mir eigentlich noch ansehe. Ich habe es schon mal mit der Abhängigkeit eines Drogensüchtigen umschrieben. Ich hoffe immer wieder auf das Gefühl vom ersten Fix.
"Der Unterschied zwischen dem Kino damals und heute ist, dass man heute die Kackwurst zeigt."
#29
Geschrieben 10. Februar 2004, 01:18
Romeros genialer dritter Teil. Verkannt, verhasst, verdammt gut. Ein Meisterwerk intelligenten „Extrem- Horrors“. Herr Romero. Ersparen sie uns einen vierten Teil und töten sie alle, die mit dem DAWN OF THE DEAD- Remake zu tun haben. Dann haben sie sich bei mir wieder saniert. Da Ihnen eine Sanierung bei mir aber wahrscheinlich scheißegal ist, empfehle ich mich und Ihnen endlich mal wieder einen guten Film zu drehen.
"Der Unterschied zwischen dem Kino damals und heute ist, dass man heute die Kackwurst zeigt."
#30
Geschrieben 10. Februar 2004, 21:13
Anscheinend werde ich mit zunehmendem Alter immer toleranter, denn was mir als Jugendlicher nicht mal ein müdes Lächeln entlocken konnte, erscheint mir nun als, wenn auch recht einfach gehaltenes, Spiel um Wahrnehmung und der aus ihr hervorgehenden Realität. Don Coscarelli gibt sich Mühe seinem okkulten Horrorfilm einen Hauch von Desorientiertheit zu verleihen. Der Zuschauer bleibt genauso im Dunkeln was wahr und nicht wahr ist, wie die Figuren, nein, sie scheinen sich sogar besser zurechtzufinden als der Zuschauer.
Ganz wie der Originaltitel es bezeichnet ist Alles ein Trugbild, ein Wunschgedanke oder eine Horrorvision. Jedoch lässt die mangelhafte Spannungsführung, sowie banale Erklärungsversuche dies in sich zusammenbrechen. Der „große Mann“ wirkt unheimlich bedrohlich, doch die Auflösung warum er macht, was er macht ist hanebüchen und befördert einen sofort aus dem Film. Wobei natürlich auch diese Auflösung nicht wirklich stimmen muss. So ist das Vexierspiel um luzide Träume leider misslungen.
"Der Unterschied zwischen dem Kino damals und heute ist, dass man heute die Kackwurst zeigt."
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