Tradition & Vision
#271
Geschrieben 19. Februar 2008, 22:32
Der ultimative Film zum Thema Stringenz. Unbarmherzig das Ticken der Uhr, immer wieder dezent in die Musik eingearbeitet und eingesetzt zur Spannungssteigerung. Uhren sind nahezu überall und halten damit die Unausweichlichkeit des Showdowns, die hier in aller Klarheit herausgearbeitet wird, in Erinnerung. Es ist nicht glorreich oder ein Abenteuer auf sein Schicksal warten zu müssen und sich mit ihm im Tode zu vereinen. Es macht dir eine scheiß Angst. Die Psychologisierungen der Figuren lässt den Western Erwachsen werden. Die Allegorie auf ein McCarthy-Amerika ist erdrückend. Die Szene "eine Minute vor 12" ist eine der besten der Filmgeschichte.
"Der Unterschied zwischen dem Kino damals und heute ist, dass man heute die Kackwurst zeigt."
#272
Geschrieben 22. Februar 2008, 15:02
Jason erlebt dieses Mal ein Abenteuer im Weltall. Darf er am Anfang noch David Cronenberg umbringen, muss er sich in der Zukunft mit einer Forschergruppe, bestehend aus 15-jährigen, befassen und ihnen mal ganz doll den Popo voll hauen. Nachdem er sich in einen Killer-Cyborg verwandelt hat, bestreitet er noch einen Wrestling-Kampf im offenen Weltenraum und verglüht dann schließlich in der Atmosphäre von Erde 2, wo seine Überreste im Crystal Lake gleich eine Seebestattung erhalten.
Bearbeitet von Der Außenseiter, 22. Februar 2008, 17:39.
"Der Unterschied zwischen dem Kino damals und heute ist, dass man heute die Kackwurst zeigt."
#273
Geschrieben 22. Februar 2008, 15:17
Schade, dass dieses geschlossene Meisterwerk von Montage, Musik und Ton, welches einen größeren Einfluss auf die Inszenierung von Filmen mit Videoclipdramaturgie in den 1980er und 1990er Jahren hatte als die Filme eines Michael Mann oder Tony Scott, heute für diese Qualitäten nicht gerühmt, sondern lediglich als zweite Fortsetzung einer Reihe angesehen wird. Folgerichtig, dass Stallone nach ROCKY III – DAS AUGE DES TIGERS mit der Fortsetzung von NUR SAMSTAG NACHT einen Musikfilm inszenierte und den Bogen überspannte.
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#274
Geschrieben 22. Februar 2008, 15:52
In der Originalversion konkretisiert (Kommunisten), in der deutschen Synchronfassung anonymisiert (irgendwer), haben wir hier einen der besten Paranoiafilme der Dekade. Und so wie es die Gesetzmäßigkeiten des reaktionären Actionkinos verlangen, findet keine Zersetzung des in Mitleidenschaft gezogenen Individuums oder eine Annäherung statt, sondern das Fremde muss aus dem Land, oder wenigstens aus dem Blickfeld geschossen werden. Die Stimmung des zu dieser Zeit noch präsenten Endzeit-Action-Kinos lässt sich hier noch spüren und wir haben keinen Helden mehr zum bejubeln. Kinder werden im heimeligen Wohnzimmer am Heilig Abend in die Luft gesprengt, bewaffneten Chicas wird das metallische Röhrchen für den Koksgenuss ins Gehirn gedrückt und Waffenschieber bekommen buchstäblich die Eier abgeschossen. Dem kann kein strahlender Held mehr gegenüber gestellt werden. Die Zerstörung des Bösen findet im Actionfilm ein weiteres Mal ihren Kulminationspunkt in der vollständigen Zersprengung des Antagonisten. Da darf höchstens noch ein abgetrennter Fuß und ein bisschen Gehirnmasse übrig bleiben, die uns entgegen fliegt. Der Infantilismus der Weltbeherrschung und Beseitigung des Ungeliebten kann hier in Vollendung beobachtet werden.
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#275
Geschrieben 22. Februar 2008, 16:23
Eine kuriose Ansammlung vieler gestellter und weniger real eingefangener Szenenverläufe, verrührt mit einem verlogenen, heuchlerischen Kommentar. In seiner Unbeholfenheit und Durchschaubarkeit von einem gewissen unterhaltsamen Reiz. Zumindest wenn man ein paar Bierchen getrunken hat.
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#276
Geschrieben 22. Februar 2008, 17:11
Die Weltenbummlerthematik in ihren Filmen erfreut mein Kinderherz. Hier stellen sie ihre schlagkräftigen Fähigkeiten in den Dienst des Tierschutzes und räumen mit dem bösen Jack "Hammer" Ormond und seiner Gefolgschaft auf. Es ist bewundernswert wie enthoben die beiden einer jeden Situation sind. Als sie vor Gericht stehen und sich der gesamte Saal für den Richter erhebt, fragt Buddy: "Warum steh'n die denn alle auf?", worauf Terry meint: "Vielleicht wollen die beten?".
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#277
Geschrieben 22. Februar 2008, 17:24
Anders als die heute trashig anmutenden Sandalen-Actionfilme der 1960er, hat dieser Fantasy-Trash aus den 1980ern einfach zu viele Elemente, die es erschweren ihn als reine Schund abzutun. Da sitzt ein Richard Fleischer auf dem Regiestuhl, ein Ennio Morricone komponiert die Musik, ein Giuseppe Rotunno führt die Kamera, ein Arnold Schwarzenegger spielt die Hauptrolle. Eine Kindheitserinnerung, die aufgrund ihrer räumlichen Leere nicht mehr ganz so zünden möchte.
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#278
Geschrieben 22. Februar 2008, 18:03
Auch bei zweiter Betrachtung bricht Boyles Film für mich dramaturgisch im letzten Drittel ein. Das verschärfte Arbeiten mit Stereotypen ist zu spekulativ für die Rechtfertigung eingesetzt. Die Militärangehörigen nicht anonymisiert genug und der narrative Aufbau versackt am Höhepunkt, die Erschießung des Vaters, zu einer uninspirierten Fortsetzung innerhalb des Films.
Bearbeitet von Der Außenseiter, 22. Februar 2008, 18:08.
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#279
Geschrieben 27. Februar 2008, 15:03
Eiskalter Thriller, der, ähnlich wie BRENNPUNKT BROOKLYN, Endpunkte formuliert, da er das Tor zu einem neuen Formalismus aufstößt. Nicht immer so geradlinig wie man meinen könnte, stark einem Pulp-Universum verpflichtet, welches eine plötzlich greifbare Authentizität erhält. Dünn wie ein 80-Seiten-Groschenheft, voll wie ein Shakespeare-Drama.
Bearbeitet von Der Außenseiter, 27. Februar 2008, 15:11.
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#280
Geschrieben 27. Februar 2008, 15:19
Sprachlos machendes Mega-Meisterwerk mit dem es Friedkin gelingt eine Art Symbiose aus BRENNPUNKT BROOKLYN und CRUISING zu gestalten und einen der ultimativen Filme eines ganzen Jahrzehnts zu bewerkstelligen. Wer die Stimmung der Serie MIAMI VICE mochte, wird LEBEN UND STERBEN IN L.A. anbeten.
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#281
Geschrieben 27. Februar 2008, 15:41
Ultra-Brachial-Reißer in dem Luigi Montefiori als sich ständig regenerierender Killer um sich greift. Schärfer lässt sich eine Slasher-Handlung nicht mehr zuspitzen. Killer, Haus, Kind. Killer unverwundbar, Kind gelähmt, Kind kann plötzlich wieder laufen. Muss zerstückeln Killer. Hacke-Hacke. Killer tot.
Bearbeitet von Der Außenseiter, 27. Februar 2008, 15:41.
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#282
Geschrieben 27. Februar 2008, 15:52
Erschreckend lahmes Action-Fantasy-Abenteuer mit einer eigentlich formidablen Besetzung und einem routinierten Regisseur. Aber das beste Ensemble kommt gegen eine billige Ausstattung und Pappkulissen nicht an. Schade drum.
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#283
Geschrieben 28. Februar 2008, 19:26
Solimas dritter Western ist der leichtfüßigste seiner Trilogie und präsentiert mir meinen Ersatzvater Tomas Milian noch nicht vom Kokain zerfressen. Als Chuchillo turnt er ein weiteres Mal durchs Leben, um von einem Abenteuer ins nächste zu stolpern. Etwas ungelenk erscheint Sollimas Regie manches Mal, der Film etwas zerdehnt, aber eigentlich ist eine schlüssige Narration bei so einem Film unwichtig. Ganz wunderbare Szenen in denen Menschen den altbekannten Mechanismen der Gier frönen oder einfach nur was zu fressen haben wollen. Verzichtet wird auf den Versuch uns fertig zu machen und so gelingt Sollima etwas, was bei Filmen mit sozialistischer Ausrichtung selten ist: leichte Beschwingtheit.
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#284
Geschrieben 28. Februar 2008, 20:07
Eine wunderbare, glänzende Seifenblase, aber wenn man sie zersticht, hat man nicht mal Seife im Gesicht.
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#285
Geschrieben 01. März 2008, 10:53
Es gehört schon eine Menge Mut dazu, eine dritte Fortsetzung auf diese Weise zu inszenieren. Aber Mut entwächst bekanntlich häufig der Verzweiflung. Don Coscarelli hatte 1998 leider nicht die Mittel zur Verfügung, die er sich erhofft hatte und so griff er einfach auf diverse nicht verwendete Filmschnipsel des ersten Teils zurück. Das Resultat: ein kleines, filmisches Wunder. Grundmotiv des Filmes ist die Parallelisierung. Nachdem im Verlauf der Phantasm-Filme immer mehr Fragen offen blieben, werden diese durch Synchronizität beantwortet. Die besondere Leistung offeriert sich dadurch, dass Coscarelli immer wieder Ereignisse aus der gegenwärtigen Zeit des vierten Filmes, mit den Ereignissen der Zeitebene des ersten Filmes gegen schneidet. Die damals nicht verwendeten Szenen behandeln oftmals Ereignisse, welche die aus dem ersten Film bekannten Ereignisse vervollständigen, aber wieder eine inhaltliche Parallele zum gerade stattfindenden Ereignis im vierten Film liefern. Diese Parallelisierung von Raum und Zeit drückt sich kongenial in der Stimmgabelmetapher aus. Das Öffnen der Dimensionstore durch den Gleichklang der Schwingungen und das in Einklang kommen durch die menschliche Berührung. Vielleicht konstruiert sich jeder Inhalt eines Tores auch erst durch den jeweils Berührenden? Zum ersten Mal erlebe ich als Zuschauer was das Aufbrechen des physikalischen Raumes tatsächlich bedeuten würde und werde an die Grenzen meiner Vorstellungskraft geführt. Mehr als es Lynch je gelungen ist, bekomme ich ein Gefühl davon, was der Schritt zur Seite durch Raum und Zeit für Möglichkeiten bietet. Nachdem Mike gestorben ist, holt Reggie ihn einfach mit dem Eiswagen ein paar Dimensionen vorher ab, um mit ihm in die Schwärze des Vergessens zu fahren. Selten hatte die Beschwichtigungsphrase im Zusammenhang mit merkwürdig klingenden Geräuschen einen melancholischeren Klang: "Das war doch nur der Wind."
Die Vergangenheit trifft auf die Zukunft. Eine der vielen Parallelisierungen Coscarellis
Schwingen sich durch Schwingungen Türen auf. Reggie zögert
Die Zahl möglicher Parallelräume nimmt Überhand
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#286
Geschrieben 07. März 2008, 13:58
Ein Musterbeispiel für Schnörkellosigkeit. DER CITY HAI gehört zu den wunderbaren No-Compromise-Actionfilmen, die auch nicht wirklich eine einzige Eigenheit besitzen. In Teilen vom Straßenwestern der 1970er inspiriert, dann in eine Undercover-Mafia-Story umkippend, bietet der Film hauptsächlich eine Plattform für seinen Star Arnold Schwarzenegger. Dieser hat mit seinem Gorilla-Charme die Sympathien auf seiner Seite. Ansonsten eine eher karge DeLaurentiis-Produktion. Der Vergleich, den die Verleihtitelgeber mit dem zeitgleich gestarteten DIE CITY COBRA anstrebten, kann damals wie heute nur als Verzweiflungstat gewertet werden, ist das Stallone-Vehikel in Aufwand, Style und Action einer wen nicht der Urban-Actionfilm der Dekade. Bei DER CITY HAI merkt man, dass Arnie den B-Film-Mief noch nicht abgelegt hatte.
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#287
Geschrieben 07. März 2008, 14:05
Eine wüste Collage aus allen erdenklichen Stilen, ohne dabei wirklich im Gedächtnis zu bleiben. Ein Hauch von Nichts, eine perfekte Unterhaltungsoberfläche die als Zusammenfassung eines Filmjahrhunderts gesehen werden kann und erschöpfend erreicht was sie anstrebt.
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#288
Geschrieben 07. März 2008, 14:17
Dieses Pulp-Meisterwerk hat mir so richtig die Gehirnwindungen frei gepustet. Was für ein Fest aller Geschmacksrichtungen. Wohl einer der kuriosesten Filme, der je ein renommiertes Hollywoodstudio verlassen hat. Ein chinesischer Hauptdarsteller, vollkommen erstarrt in seiner Ikonizität, entfesselt beim Vernichten seiner Gegner. Ein James-Bond-Verschnitt, der mit flottem joie de vivre die Stellung für den amerikanischen Rezipienten hält, ein aus dem Ghetto entstiegener Black-Power-Fighter, der rassistischen L.A.-Cops die Fresse poliert. Ein Bösewicht, dem empfohlen wird, er solle sich doch gleich die Comic-Sprechblase an den Mund kleben. Ein Soundtrack von epischer Wucht, der jeden Blick mit entsprechender Größe untermalt. Ein grenzenloses Trash-Fest, ein Finale von Welles DIE LADY VON SHANGHAI entlehnt und so viele Knochenbrüche wie auf einer Unfallstation. Schlicht: ein Meisterwerk.
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#289
Geschrieben 15. März 2008, 17:25
Letztlich gescheiterter Versuch die Beiden in ein anderes Sujet zu verpflanzen. Im Grunde streckt sich der gesamte Film über den einen Gag, dass der eine den Schmerz des anderen spürt. Das ist die ersten 37 Male ganz lustig, aber wenn dann 15 Minuten Film rum sind, erschöpft es sich ein wenig. Trotzdem immer noch sehr gelungen für jeden Partyabend und Leute, die wissen wie es ist einer zu sein, der schon mal davon gehört hat, dass es solche gibt.
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#290
Geschrieben 15. März 2008, 17:42
Biker-Film-Zweitagsfliege Lee Madden liefert hier sein erstes Werk zum Thema ab, bei dem er auf die wirklichen Mitglieder eines Hell's-Angels-Motorrad-Clubs zurückgreift und zwei Dumpfbacken als Hauptdarsteller besetzt, die ein Casino ausräumen wollen, während sie die Biker als Tarnung missbrauchen. Schund wie Schund nur sein kann, erhält das Ganze in der deutschen Synchro zusätzliches Gewicht, da die beiden Synchroveteranen Arne Elsholz und Rainer Brandt den Film nicht nur mit Sprüchen im Dialogbuch zukleistern, sondern auch noch den beiden Dumpfbacken ihre Stimmen leihen. Ansonsten nichts neues von der Front des Wüstenexistenzialismus.
Bearbeitet von Der Außenseiter, 15. März 2008, 17:42.
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#291
Geschrieben 24. März 2008, 19:47
Mit dem dritten Film der Howling-Reihe geht Philippe Mora noch stärker eigene Wege als mit dem zweiten Film. Der gerne in Australien drehende Mora verwebt kulturanthropologische Elemente mit einer ausgestorbenen Wolfs- und Beuteltierart und heraus kommt ein kurioses Filmchen welches mit der Geschichte um Werwölfe nun endgültig nichts mehr zu tun hat. Wer an einem Werwolf-Beuteltier das sich mit Menschen zum Wer-Menschen-Beutel-Wolf-Tier in verschleierter 80er Videoclip-Ästhetik paart Interesse hat, der wird hier nicht nur voll zufrieden gestellt, sondern kann sich auch noch die eine oder andere Überraschung gefallen lassen. Ein sehr merkwürdiges Stück Film, Experimentalkunst nahezu.
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#292
Geschrieben 24. März 2008, 21:04
Kluge Mischung aus Slasher-, Horror-, Polizei-, und Actionfilm mit einem gut aufgelegten Cast und einer die genannten Genres auch einigermaßen vernünftig verbindenden Regie. William Lustig hat in seinem Leben ja nun mal leider lieber Filme produziert als inszeniert und ist für das Horrorkino im weitesten Sinne so was wie James Glickenhaus für den Actionfilm. Glickenhaus war hier dann auch gleich als ausführender Produzent tätig. An die Figur des ambitionierten und letztlich gescheiterten Polizisten Matt Cordell ist die wunderbar gallige Kritik an einer Law-and-Order-Polizeipolitik gebunden, die so richtig schön ins Jahrzehnt passt und die altbackene Mär vom reaktionären Killer einfach mal umdreht. Cordell, der etwas übereifrig vorging bei seinen Verhaftungen, wollte er doch nur das von den Politikern vorgegebene harte Durchgreifen entsprechend umsetzen, kehrt, von den Politikern ins Gefängnis abgeschoben und dort von den anderen Gefangenen getötet, aus dem Grab zurück und bringt erstmal unschuldige Bürger um, die überhaupt nichts mit gesetzeswidrigem Verhalten zu tun haben, dann Polizisten und schließlich den Polizeichef. Wie er auch noch den Bürgermeister von New York umbringt ist leider der Schere zum Opfer gefallen, aber wir glauben Cordell auch so, dass er es Ernst meint.
Bearbeitet von Der Außenseiter, 24. März 2008, 21:25.
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#293
Geschrieben 24. März 2008, 21:28
An Dämlichkeit kaum zu überbietende Fortsetzung der Howling-Reihe auf unterstem TV-Filmniveau. Die Anbindung zum Original kommt dadurch zustande, dass man noch einmal das gleiche Haus, welches dort das Sanatorium darstellen durfte, als Kulisse verwendet und sich dorthin eine Schriftstellerin zurückzieht, die unter Halluzinationen leidet. Nach gefühlten 4 Stunden kommt dann auch einmal ein Werwolf vor die Kamera gestolpert und es gibt ein bisschen Geheule. Das Geheule war auch bei mir groß, denn ich flehte, dass doch irgendwann in diesem Film etwas passieren möge und siehe da: es passiert nichts. Ein toller Film, wenn man mit dem Leben abschließen möchte.
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#294
Geschrieben 24. März 2008, 21:46
Meine zweite Betrachtung nach 5(?) Jahren und auch wenn mich der Film diesmal besser zu unterhalten wusste, so bleibt er doch irgendwie so belanglos und egal wie damals. Im Grunde weniger ein Film als eine mehr oder minder gelungene Aneinanderreihung von reflexiven Szenen, die Fragen über die Schwierigkeit des Erwachsenwerdens stellen, den Umgang mit Regeln, Normen und Stereotypen in der Welt der Pubertären. Dazwischen versucht Kinji Fukasaku eine bedeutungsschwangere Stimmung zu generieren was manchmal platt, manchmal sogar dilettantisch wirkt, zumindest wenn man bedenkt, dass man es hier mit einem erfahrenen Regisseur zu tun hat. Zu sehr sind gewisse Szenen als Manipulation am Zuschauer erkennbar, legen offensichtliche Fährten aus, die in ihrer vermeintlichen Unerwartbarkeit zu erwarten sind. Als Kritik an der japanischen Gesellschaft nicht zu gebrauchen, als Aufarbeitung seiner Thematik und seinem Wunsch eine Dystopie zu sein unglaubwürdig. Ein nettes Fast-Food-Filmchen aus dem japanischen Mainstream und damit immer noch eine Sicht wert.
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#295
Geschrieben 24. März 2008, 22:10
Es war zum Brüllen komisch. Der Irrwitz dieser Parodie auf das (amerikanische) Fernsehen hat mich selbst mit der traurigen Erkenntnis konfrontiert, dass ich an Schwung eingebüßt habe. Vorbei die Zeit, wo man sich herzerfrischend über die Absurdität der Welt amüsiert hat, weil es leider immer mehr Schwachsinn gibt, bei dem einem das Lachen vergehen kann.
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#296
Geschrieben 24. März 2008, 22:45
Ein zwar manchmal etwas an Tempo verlierender, aber dennoch interessanter Gangsterfilm, der sich ganz einem authentischen Gangsterkino verschrieben hat. Authentisch genug, dass der Film seinerzeit im Empire als Nest beschmutzend für die Stadt London empfunden wurde und lange benötigt hat, bis man ihn veröffentlichte. Bob Hoskins, der den stiernackigen Harold Shand gibt, liefert eine der besten Leistungen seiner Karriere und hält den Film dann auch zusammen, wenn Regisseur Mackenzie manches Mal den Überblick verliert bei seinem Wunsch mit allen abrechnen zu wollen. Doch natürlich gibt es da auch noch Helen Mirren, die man nur als Ausnahmeschauspielerin bezeichnen kann. Mackenzies Regie hat leider nach einer Stunde einen Einbruch und findet erst gegen Ende zu ihrem Konzept zurück. Das ist dann allerdings ein Ende, das man gesehen haben sollte, wenn man behaupten möchte Gangsterfilme zu mögen. Mackenzie hat uns noch den Gewerkschaftsthriller LOCAL 323 mit Charles Bronson beschert, von dem eine DVD leider noch aussteht. Möge sie uns irgendwann erreichen.
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#297
Geschrieben 24. März 2008, 23:03
Über-Routinier Joseph Sargent, der mit DER MORDFALL MARCUS NELSON den Film gedreht hat, der von der Stadt New York zum New-York-Film aller New-York-Filme gewählt wurde, inszeniert seinen Star Burt Reynolds und verhalf ihm damit endgültig zum ultimativen Durchbruch. Leider ist letztlich nicht mehr als das daraus geworden, denn hier hatten die Beiden nun wirklich alles in der Hand. Der Film ist in den ersten 2/3 das verdammt Beste, was ich je an Hillbilly-Action gesehen habe und verflacht im Finale in den Sümpfen des Südens. Der bedrückende Beginn, der uns sofort in eine Welt naiv-rücksichtsloser Brutalität einführt, wo es doch völlig normal ist einen Störenfried mit Steinen beschwert im Fluss zu versenken, natürlich lebendig, oder Vergewaltigungen bei Verhören durchzuführen, lässt einen Schlucken und wir hoffen auf die Aufklärung solcher Vorgänge. Die werden nur so im Vorbeigehen aufgeklärt und auch Gators Wandlung bzw. Sinnkrise, die ihn überlegen lässt, ob mehr hinter einem Leben steckt, welches er einfach nur gelebt hat, ohne sich je Gedanken zu machen, ist nicht wirklich plausibel. Es hätte mehr aus dem Film werden können als nur ein solides Reynolds-Vehikel und das er’s versaut hat, nehme ich ihm - Sargent, nicht dem Reynolds - ein wenig übel.
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#298
Geschrieben 24. März 2008, 23:28
Ihr erstes contemporary-movie ist auch gleichzeitig einer ihrer besten Filme. Unverbraucht spielen sie noch IN einem Film und der Film wird nicht um sie herum gebaut. Man merkt, dass Colizzi noch etwas andere Akzente setzt als Enzo Barboni, lässt er die Geschichte doch gerne in sehr ernsthafte Verläufe umkippen und arbeitet noch stärker mit den Unterschiedlichkeiten der Figuren und ihrem Versuch ein Stück vom Kuchen abbeißen zu können. So kommt es zu einem tautologischen Ende vom Glück, wo keiner was hat und jeder nur um die Erfahrung reicher ist. Na ja, und eben um die Smaragdmine, an die kein rankommen ist. Cyril Cusack als Mato ist das emotionale Element, dass mich zu Tränen rührt. Ein Traum von einem Film.
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#299
Geschrieben 09. April 2008, 15:02
Kotcheffs Film hat jede Menge interessanter Zutaten und wird dann schlussendlich doch kein überzeugender Film. Der Mix aus DAS DRECKIGE DUTZEND, DIE GRÜNEN TEUFEL und MISSING IN ACTION kann sich zu keiner Zeit entscheiden was er eigentlich sein möchte. Das wäre nicht weiter schlimm, wenn Kotcheff nicht in Anbetracht seines brisanten Themas immer mehr den Boden unter den Füßen verlieren würde und sich nicht in alle Richtungen würde versuchen wollen abzusichern. Die ironische Ausbildungsaction eines Kriegsabenteuerfilms im Stoßtrupp-Gold-Stil, gepaart mit den tragischen Elementen real-verankerter Heimkehrerdramen und einem klassischen Showdown, mit jeder Menge Pathos, verkommt zum Ende hin in eine die Realität - obwohl sich inszenatorisch in ähnlicher Weise plastisch gebend wie auch schon der ein Jahr vorher gestaltete RAMBO - völlig ausblendende Freudennummer. Eben noch den Wahnsinn der POWs spürbar gemacht, die Härte des Krieges gezeigt und die initiierende Hauptfigur ihren Sohn verlieren lassen, plötzlich ist man auf einer Kombination aus Pressekonferenz und Siegsfeier, wo die Konsequenzen, welche dieser illegale Einsatz in einem sozialistischen Land mit sich bringen würde und alle anderen politischen Implikationen bzgl. der größten Streitfrage nach dem Vietnamkrieg, mit einem Gläschen Champus bei Seite geschoben werden. Eine der vielen Szenen, in denen Gene Hackman völlig deplatziert wirkt und selbst ein MISSING IN ACTION mit seinem "einfrierenden" Ende näher an der Wirklichkeit ist.
Bearbeitet von Der Außenseiter, 09. April 2008, 15:10.
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#300
Geschrieben 09. April 2008, 15:26
Als wollte man den Verlauf, den die Spencer-/Hill-Filme in den späten 1970ern nahmen, auf wirklich alles übertragen, gestaltete man diesmal nicht nur die Handlung wie für Kleinkinder, sondern gab auch der Hauptfigur die Mentalität eines Kindes. Banana Joe weiß nicht wie er heißt, kennt seine Eltern nicht, hat keine Papiere und ist der einzige Weiße unter den Eingeborenen im Dschungel. Die Kinder mögen ihren großen Knuddelbären und hängen an ihm rum wie kleine Äffchen, doch Banana Joe muss in die große, böse Stadt, weil eigentlich gibt es den Joe ja gar nicht. Dies sagt zumindest ein grimmiger Amtmann, der sagt, sich aufs Gesetz berufend, dass nur derjenige eine Lizenz zum Bananenverkauf bekommt, der auch existiert und existieren tut man halt nur dann, wenn man eine Geburtsurkunde und so was hat. Also tapert der Joe durch die Stadt und lernt einen Betrüger, eine Schwuchtel und einige finstere Typen kennen. Geschehen ist es um ihn, als eine langbeinige Blondine in sein Herz stolpert. Da hat der Joe plötzlich merkwürdige Gefühle und will die Frau flachlegen, so wie er das aus dem Dorfe kennt. Aber in Zivilisation ist nicht viel mit flachlegen ohne nicht vorher Guten Tag gesagt zu haben. Nachdem Joe verhindert hat, dass die böse Zivilisation sein Dorf in Beschlag nimmt, bekommt er vom Präsidenten eine Urkunde, die bestätigt, dass er existieren tut. Dann kann er wieder über den Rio Negro schippern und sein Bananendeo verhökern.
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