Tradition & Vision
#91
Geschrieben 24. Juli 2004, 11:13
Robert Aldrich und sein Co- Regisseur Sergio Leone adaptierten hier die Geschichte um die sündige Stadt aus der Bibel für eine sehr freie Umsetzung des Stoffes.
Die Hebräer, unter der Führung des gerechten Lots, machen sich auf, um das Land zu finden das Jehova ihnen zugedacht hat. Nahe bei der Stadt Sodom, die für ihre Sünden, ihre ausschweifende Lebensart und ihre Heuchlertum bekannt ist. Lot geht mit der Königin Sodoms einen Handel ein, dass sie das Land besiedeln dürfen und es in den darauf folgenden Jahren mit ihren Ernten abbezahlen. Weiter wollen die Hebräer nichts mit den Sodomiten (!) zu tun haben. Sie wissen nicht, dass sich die gerissene Königin nur deshalb so schnell auf Lots Bedingungen einlässt, um später einen Verbündeten gegen ihren intriganten Bruder zu haben, der mit einem kriegerischen Nomadenstamm Sodom erobern möchte. Als der Nomadenstamm angreift, fühlen sich die Hebräer verpflichtet den Sodomiten zu helfen. Die Zelte der Hebräer werden bei dem Angriff vernichtet und so dürfen sie in der Stadt Sodom leben. Doch um welchen Preis, dass finden sie erst heraus, als es schon zu spät ist.
Aldrichs und Leones ausufernde Bibelverfilmung enthält wunderschöne Bilder, prachtvolle Panoramen und eindrucksvolle Massenszenen. Durch den spekulativen Charakter des Werkes lässt sich jedoch der Habitus groß angelegten Trash- Kinos nie ganz verleugnen. Da werden Lesbensex und Massenorgien in, für die Entstehungszeit, unglaublich direkten Bildern gezeigt, dass Kubricks Andeutungen der Homosexualität in SPARTACUS dagegen wie schwer verständliche Chiffren erscheinen.
Die Kampf- und Folterszenen sind von extremer Härte und können sich mit heutigen Produktionen durchaus sehen lassen. Stewart Granger in der Rolle des Lots ist eine interessante Abwechslung zu dem omnipräsenten Charlton Heston und sein Salbadern ist eher amüsant, als langweilend. Dies liegt u.a. an der Distanzlosigkeit, mit der versucht wird, das Werk atmen zu lassen und diesen Atem dem Zuschauer ins Gesicht zu pusten. Keine Hochglanzbibelverfilmung à la DIE ZEHN GEBOTE. Durch gehäufte transsequenzielle Schnittmuster wird eine Komplexität des Raumes gegeben, die agil anstatt statisch durchgeführt die Zeit kürzer erscheinen lässt. Genau dadurch erhält das Werk eine Beweglichkeit, die es kurzweilig und unterhaltsam gestaltet und damit leicht an Leones spätere Monumentalwestern erinnert. Aldrich, der ein Jahr zuvor mit EL PERDIDO schon ein absolutes Tabuthema aufgriff, scheut sich nicht, auch in diesem Werk Hollywood- Nonkonform über die Stränge zu schlagen. Vielleicht die "rundeste" Bibelverfilmung, die ich kenne.
"Der Unterschied zwischen dem Kino damals und heute ist, dass man heute die Kackwurst zeigt."
#92
Geschrieben 24. Juli 2004, 21:56
Jeder von uns hat einen Traum. Ein furchtbar pathetischer Anfang für einen Text und dieser Satz könnte ohne weiteres von Jason Staebler stammen, der versucht seinen depressiven Bruder David davon zu überzeugen, dass die Hoffnung zuletzt stirbt.
Nach einem Sanatoriumsaufenthalt sucht David Staebler, Moderator eine kleinen Hörfunksendung, dringend Ruhe und Frieden. Er lebt zusammen mit seinem Großvater in einem renovierungsbedürftigen Haus und gibt sich der vermeintlichen Sicherheit hin, die Monotonie und Routine nun mal ausstrahlen. Als er eine Nachricht von seinem verschollen geglaubten Bruder Jason erhält, ist es mit der Ruhe allerdings vorbei. Dieser bittet ihn umgehend nach Atlantic City zu kommen, doch als David am Bahnhof eintrifft, erwartet ihn nur eine leicht bekleidete Dame- Jasons Geliebte- und eine armselig ausgestatte und schlecht spielende Dixie- Band. Dies soll Davids Empfangskomitee sein und ist erst der Beginn weiterer komischer und ebenso mysteriöser kleiner Ereignisse, die ihm noch widerfahren werden.
Nachdem er erstmal die Formalitäten für Jasons Entlassung aus dem Gefängnis regeln muss, ein reines Versehen wie Jason meint, konfrontiert dieser ihn mit einem unglaublichen Vorhaben und einem Traum, der vor allem Menschen entspringt, die genug haben von unserer überbevölkerten Welt: Der Kauf einer Insel und auf ihr sein eigenes Paradies gründen.
David zeigt sich ob dieser Nachricht von seiner ihm typischen phlegmatischen Seite und kann nur schwerlich Begeisterung aufbringen. Doch Jason, welcher mit seiner Exaltiertheit im direkten Gegensatz zu David steht, schafft es ihn von der Idee zu überzeugen.
Bob Rafelsons Film, mit großer formaler Strenge inszeniert, ist eine sehr ruhige, aber doch gleichzeitig konsequente und zynische Abrechnung mit dem „american way of life“, sowie fast allen Träumen von Menschen einer Wohlstandsgesellschaft. Wenn ihren Mitgliedern immer wieder vorgebetet wird, dass sie alles schaffen können und dass alles möglich ist, dann werden Wünsche entsprechend megalomanisch. Rafelson schafft es, dass selbst wir als Betrachter die Möglichkeit des Schaffens einer eigenen Welt mit eigenen Gesetzen- symbolisiert durch die Insel- für möglich halten, doch die graue Alltagsrealität- symbolisiert durch ein tristes Atlantic City außerhalb der Saison- holt jeden Träumer ein. Die Diametralität der Brüder ist an der Oberfläche dargestellt, doch Rafelson zeigt sehr geschickt, wie ähnlich sich diese beiden Burschen doch sind. Doch nicht nur sie haben Träume. Jasons Geliebte Sally, Ellen Burstyn gibt mal wieder eine Glanzvorstellung, und deren Stieftochter Jessica wollen auch an den Traum vom Glück glauben, doch der führt erstmal über Prostitution, um Jasons Ideen zu finanzieren. So bekommt der Traum also Schmutzflecken und das sind nicht die einzigen.
Der Film hat mich sehr berührt und ich habe schon lange nicht mehr so glaubwürdig gestaltete Charaktere gesehen. Meiner Meinung nach Rafelsons bester Film.
"Der Unterschied zwischen dem Kino damals und heute ist, dass man heute die Kackwurst zeigt."
#93
Geschrieben 25. Juli 2004, 00:44
Solide Fortsetzung, nahezu deckungsgleich zum ersten Teil, aber mit einer wesentlich kürzeren Spielzeit. Daher unterhaltsam und Yul Brynner ist einfach cool.
"Der Unterschied zwischen dem Kino damals und heute ist, dass man heute die Kackwurst zeigt."
#94
Geschrieben 25. Juli 2004, 09:27
Im dritten Teil der Saga machen sich langsam Ermüdungserscheinungen bemerkbar. Der Revolvermann Chris wird inzwischen von George Kennedy gespielt, der die ganze Zeit so wirkt, als versuche er Yul Brynner nachzumachen. Da die Geschichte hier zum dritten Mal durchgenudelt wird, bessert man sie mit Gewalttätigkeiten auf und der Film gibt sich entsprechend hart. Das macht ihn aber auch nicht unbedingt rasanter.
"Der Unterschied zwischen dem Kino damals und heute ist, dass man heute die Kackwurst zeigt."
#95
Geschrieben 25. Juli 2004, 10:28
Mitte der 1980er Jahre war der Regisseur John Woo erledigt. Unter dem Druck des Studiosystems in Hongkong drehte er in den 1970ern Film um Film, doch gaben ihm die Restriktionen der Produzenten nicht gerade viel Freiheit. Nach der Katastrophe um den Film BLAST HEROES mit der Golden Harvest, arbeitete er für Cinema City und führte deren Auslandsfiliale in Taiwan. Dies war künstlerisch wenig befriedigend und so war er sehr froh, dass der Produzent und Regisseur Tsui Hark im 1986 die Regie für CITY WOLF anbot. Zum ersten Mal seit mehr als 15 Jahren im Filmgeschäft und 16 Kinospielfilmen konnte er einen Film so umsetzen wie er wollte.
Sung Tse Ho ist ein mächtiger Gangster einer Triade, sein Bruder Kit Anwärter an der Polizeischule. Kit weiß nichts vom Leben seines Bruders und ihr schwerkranker Vater bittet Ho darum, endlich mit seinem alten Leben Schluss zu machen, bevor Kit alles erfährt. Ein letzter Job in Taiwan soll es werden, doch alles läuft schief: Ho wird verraten und kommt in Taiwan ins Gefängnis, sein bester Freund Mark will ihn rächen und wird zum Krüppel geschossen, die Taiwanesen lassen Hos und Kits Vater ermorden und Kit wendet sich daraufhin hasserfüllt von seinem Bruder ab.
Als Ho nach drei Jahren aus dem Gefängnis entlassen wird, will er nichts mehr mit seinem Verbrecherleben zu tun haben, aber sowohl die Kreise von damals, als auch sein Bruder sehen ihn immer noch als Kriminellen. Mark ist in der Organisation inzwischen zum Handlanger verkommen und wartete die Jahre auf Hos Entlassung, um noch einmal groß zuzuschlagen.
John Woos Film ist eine Parabel auf Rache, Verrat, Liebe und Freundschaft. Die Verbindung aus Swordsfilmen, Sergio Leone Western und Peckinpahscher Zeitlupen- und Parallelmontage schuf das Heroic Bloodshedgenre und inspirierte in seiner Form viele (leider viel zu viele) Hongkong- Regisseure, asiatische und westliche Filmleute. Woos Figurenzeichnungen sind einfach und klar, ähnlich wie bei Leone hat jeder seinen angestammten Platz und wünscht er ihn zu verlassen, kann dies sein Ende bedeuten.
Bei einer Lauflänge von gerade mal 90 Minuten generiert Woo aufgrund des Auslassungsprinzips und dramaturgischer Sprünge bereits ein Epos. Die bewussten Slap Stickszenen zu Beginn mit dem Cello wirken, als habe Tsui Hark sie persönlich inszeniert und bezeichnenderweise spielt er in diesen auch mit. Nur 3 Minuten Raum im Film und schon wird uns die Entspanntheit und ausgelassene Stimmung verdeutlicht, in der die Protagonisten leben. Es wird ein komplexer Stimmungshintergrund geschaffen und sein Bruch durch Hos Verhaftung und die weiteren Katastrophen wirkt dadurch umso effektiver. So hat man das Gefühl bereits über eine viel längere Spielzeit unterhalten worden zu sein, obwohl der Film gerade erst seit 15 Minuten läuft.
Die Actionszenen wirken heutzutage natürlich nicht mehr so furios wie noch vor knapp 20 Jahren, haben von ihrem stilistischen Glanz jedoch nichts verloren. Vielleicht kann man auch jetzt erst die tänzerische Leichtigkeit entsprechend würdigen, wo der Hype um John Woo, der einen Mitte der 1990er schon nerven konnte, endlich vorbei ist.
Die tiefe Emotionalität, die Verzweiflung, die aus dem Film herausschreit, sind seine eigentlichen Stärken und ich wage die Vermutung, dass diejenigen, die Woo an der Inszenierung seiner Actionszenen festmachen und danach beurteilen, nie so ganz verstanden haben, dass es diesem Mann nie darum ging Action zu inszenieren, sondern sein Innerstes nach außen zu kehren und er im Medium Film sein Ausdrucksmittel fand. Dadurch ist ein Angriff auf seine Filme natürlich leicht möglich, da er mit vollständig offenem Visier kämpft.
P.S. Danke Phantomias. Durch Dich ist mir klar geworden, dass ich mir den Zugang zu seinen Filmen mit der Zeit verbaut hatte, weil ich Woo intellektualisiert habe. Doch so kann man sich seine Werke nicht erschließen. Wahrscheinlich muss man selbst erstmal einige Schicksalsschläge erlebt haben, um die große Tragik und Dramatik seiner Arbeiten der späten 1980er und frühen 1990er erfassen zu können.
"Der Unterschied zwischen dem Kino damals und heute ist, dass man heute die Kackwurst zeigt."
#96
Geschrieben 25. Juli 2004, 11:58
In den 1980ern hatte Alex Cox noch Pfeffer im Arsch und unter der Universal dirigierte er einen Film, von dem man sich kaum noch vorstellen kann, dass der mal in den Kinos lief.
Die USA Mitte des 19. Jahrhunderts. William Walker- Ed Harris, nie wieder so gut- ist der Colonel einer Söldnerarmee, doch er selbst hat eherne Ziele. Er glaubt einer höheren Bestimmung zu folgen und so kommt ihm das Angebot des Industriellen Cornelius Vanderbilt sehr gelegen, dem Land Nicaragua die Freiheit und Demokratie zu bringen. Vanderbilt hat eigentlich nur Interesse daran, dass Land wirtschaftlich auszubeuten. Walker glaubt einen aufrechten Kampf zu führen und macht sich mit seiner Truppe bestehend aus Mördern, Vergewaltigern, Sodomiten, Kinderschändern und fröhlichen Vagabunden auf nach Nicaragua.
Was als vermeintlicher Historienfilm beginnt, denn Colonel Walker und sein Vorhaben gab es wirklich, verdichtet sich mit der Zeit zu einer grellen Politsatire. Die Gewaltszenen werden extrem ausgespielt, das Blut spritzt wie in entsprechenden Genrevertetern des Splatterfilms. Immer mehr auftauchende Anachronismen, eine Beteiligter liest die Newsweek von 1986, sowie das zunehmend schizophrene Verhalten der Hauptfigur, führen den Zuschauer in ein Filmerlebnis der außergewöhnlichen Art. Die Anspielungen auf Reagans Nicaraguapolitik der 1980er werden polemisch kontextualisiert und mit Walkers Verhalten, Sinnbild für eine kranke Politik Amerikas, parallelisiert.
Ein kleiner Geniestreich, der leider in Vergessenheit geraten ist.
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#97
Geschrieben 25. Juli 2004, 12:39
Pasquale Squitieri gehört zu den besseren Mafiafilm- Regisseuren. Er hat zwar nicht den soziologisch- analytischen Blick eines Damiano Damiani, aber trotzdem gelingt ihm in diesem Mafiaepos eine atmosphärisch dichte Milieuzeichnung Italiens genauer gesagt Neapels des ausgehenden 19. Jahrhunderts.
Don Gaetano Fungillo (herrlich arrogant, Fabio Testi) ist der Guappo in seinem Bezirk. Er ist somit ein Anhänger der Bruderschaft, welche sich Camorra nennt. Somit ist er Herrscher über Leben und Tod. Wenn ein hintergangener Ehemann Genugtuung fordert, muss er den Guappo erst um Erlaubnis fragen, ob der dem heimlichen Geliebten das Gesicht zerschneiden darf. Nicola Belizzi (ein spielfreudiger Franco Nero) dringt einfach in diesen Bezirk ein und betreibt auf offener Straße Glücksspiel. Das kann der Guappo nicht zulassen. Nach einem Kräftemessen im Messerkampf werden die beiden zu Freunden und Gaetano führt Nicola Stück für Stück in die "Familie" ein. Doch Nicola möchte eigentlich Rechtsanwalt werden, um endlich aus der Gosse raus zu kommen.
Hervorragender Mafiakrimi mit operettenhaften Zügen, der den Rang eines Epos nicht ganz erreicht und gegen Ende etwas zum Schwafeln neigt, aber dafür ein authentisches Bild mafiöser Strukturen zeichnet. Die Geschichte um die Freundschaft zwischen Gaetano und Nicola wird sorgfältig gezeichnet und der Sprung in mehrdimensionale Erzählebenen gelingt relativ flüssig. Recht hart und im Handlungsverlauf konsequent zu Ende gedacht und geführt. Sehr empfehlenswert.
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#98
Geschrieben 25. Juli 2004, 17:24
Eine Komödie, die diesen Begriff auch tatsächlich mal verdient. Ich hab’ mich prächtig amüsiert.
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#99
Geschrieben 26. Juli 2004, 10:57
Die beste Sichtung, die ich von diesem Film je hatte. Sehr dicht, sehr atmosphärisch und zum Schluss mitreißend. Trotzdem bleibt DIE TODESKRALLE SCHLÄGT WIEDER ZU mein "Lieblings- Lee".
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#100
Geschrieben 26. Juli 2004, 10:59
Als würde mir jemand ins Gesicht kotzen.
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#101
Geschrieben 26. Juli 2004, 18:01
Naiv, aber von altmodischem Charme. So wie uns SPIDER- MAN in 25 Jahren erscheinen wird.
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#102
Geschrieben 29. Juli 2004, 09:58
Schöne Sichtung mit anschließendem Diskurs.
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#103
Geschrieben 29. Juli 2004, 11:00
Haben Freundschaften Bestand oder sind sie nur ein Relikt aus einer Zeit, die es sowieso nie gab? Ein Mann wie Sam Peckinpah brauchte eine Menge Freunde im Leben, damit er nicht verrückt wurde, doch wahrscheinlich hatte er seiner Meinung nach mehr Feinde. Hauptsächlich repräsentiert in den Studiobossen, die ihm konsequent den Endschnitt verweigerten. Wie viel von Peckinpah steckt also in seinen Filmen?
Mike Locken und George Hanson arbeiten für eine Firma, die spezielle Aufgaben übernimmt, wie z.B. den Personenschutz von Leuten, die mittels des C.I.A. eine neue Identität erhalten. Im Umgang miteinander entsprechen Locken und Hanson all den virilen Haudegen, die man aus gängigen Western zu Genüge kennt. Doch wird hier nicht mehr der Geist von Frontier- oder Pionierthematik heraufbeschworen. Trotz der (halb-) sympathischen Zeichnung dieser Figuren schimmert recht unangenehm durch, dass sie eben Killer und Söldner sind. Sie lassen sich vom erstbesten Abwerben, der mehr Geld zahlt, haben keine ideologische oder emotionale Bindung. So geschieht es auch mit George Hanson, der seinen Partner Locken, nachdem beide noch ihre Späßchen getrieben haben, ohne mit der Wimper zu zucken zusammenschießt. Doch er er- schießt ihn nicht, er schießt ihn "nur" zum Krüppel. "Schließlich waren sie ja mal so etwas ähnliches wie Freunde.", bemerkt Cap Collis am Krankenbett, einer von Lockens Vorgesetzten.
Der Genesungsprozess von Locken ist quälend lang. Er braucht viel Kraft und Ausdauer, um nicht auf ewig im Rollstuhl zu sitzen. Doch der Gedanke an Hanson hält ihn aufrecht.
Fast könnte man denken, Peckinpah lasse seine Hauptfigur stellvertretend das Durchmachen, was er selbst jahrelang durchmachen musste. Ständige Querelen mit den Prdouzenten, die Alkohol- und Drogensucht, sein zunehmender Irrsinn. Mike Lockens Gang zur Heilung ist hart, nimmt fast ein Drittel des Filmes ein. Als die "Organisation" ihn wieder benötigt, nimmt er den Auftrag an, weil er so an Hanson rankommen kann. Doch geht es ihm wirklich um Rache? Wenn Hanson und er sich gegenüberstehen, dann stellt sich die Frage, ob die "Freundschaft", die beide mal hatten, nicht vielleicht weiter besteht, auch wenn sie in einer so pervertierten Welt keinen Bestand haben kann.
Deutlich merkt man dem Film die mangelnde Homogenität an. Auch bei DIE KILLER ELITE gab es erhebliche Schwierigkeiten mit der United Artists. Die Qualität Peckinpahs ließ ab Mitte der 1970er Jahre erheblich nach, doch mich weiß jeder Peckinpah zu unterhalten. Dafür ist er mit seiner zynischen Sicht der Dinge doch zu dicht an meiner eigenen.
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#104
Geschrieben 30. Juli 2004, 08:54
Herrlich! Der schönste Film über eine "Liebe" seit langem.
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#105
Geschrieben 30. Juli 2004, 09:09
Meisterwerk!
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#106
Geschrieben 30. Juli 2004, 14:19
Der Argento- Cut. Stringenter, rasanter, apokalyptischer, aber auch hektischer, oberflächlicher und leerer. Wenn ich versuche mir die Empathie eines damaligen Kinobesuchers anzueignen und mir vor Augen halte, dass die Zerstörung des Kopfes als permanentes Übel in Kauf genommen werden muss, damit ein Leben noch möglich ist, auch wenn es ein Leben in einer solchen Welt ist, dann kann ich mich dem damaligen Werbetext nur anschließen:
ES GIBT KEINEN HÄRTEREN FILM
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#107
Geschrieben 31. Juli 2004, 09:23
6 Stunden später nochmal geschaut. Diesmal mit einem Mitbetrachter.
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#108
Geschrieben 23. September 2004, 17:36
Diese von mir im Sonntagmittag- Programm gesehene Komödie um zwei Rentnerinnen, die einen Straßenschläger als Boxer promoten, ist ein Grund dafür hier nicht mehr wirklich jeden Film einzutragen.
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#109
Geschrieben 23. September 2004, 17:37
Es beeindruckt und zollt mir Respekt ab wie es Ford gelingt, trotz aller Doktrinen der 1950er Jahre, einen ungemein vielschichtigen, selbstreflexiven und kritischen Western zu drehen, in dem Legenden sowohl geschaffen als auch dekonstruiert werden.
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#110
Geschrieben 23. September 2004, 18:18
Chuck Norris schlägt ihnen allen noch mal die Fresse ein und diesmal hat’ s sogar meiner Freundin gefallen. Ein Abgesang auf eine Actionfilmdekade. Voller Wehmut blick ich zurück.
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#111
Geschrieben 24. September 2004, 07:21
Hochglanzthriller mit Witz oder auch KEVIN- ALLEIN ZU HAUS in der Actionvariante. Ein nettes Spiel mit den technischen Möglichkeiten des Mediums Film.
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#112
Geschrieben 24. September 2004, 07:22
Kurzweiliges Dokument der „wilden Zeit“ der 1970er. Im Mittelpunkt der sich unerträglich selbstbeweihräuchernde Schwulenpapst Holger Mischwitzky bekannter unter seinem Pseudonym Rosa von Praunheim. Das ehemalige Enfant Terrible erzählt uns einige Anekdoten, wartet mit interessanten Bildausschnitten aus wenig bekannten Filmen auf und nutzt jede Gelegenheit sich und seinen Schwanz ins rechte Licht zu rücken. Wenn Letzteren auch nur verbal.
Er hat lieber gefickt, als sich ficken lassen. Ja Herr Mischwitzky, das glaube ich ihnen gerne.
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#113
Geschrieben 24. September 2004, 11:49
Eine tatsächlich mal richtig komische Brüllwitzkomödie, mit einigem Hintersinn, einem wunderbar aufgelegten Paul Newman (dessen schauspielerisches Vermögen sakrosankt ist) und natürlich den Hanson Brothers.
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#114
Geschrieben 24. September 2004, 18:40
Die "Wir schneiden jeden Mist rein, auch wenn wir die Schnipsel aus dem Mülleimer rausholen"- Fassung.
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#115
Geschrieben 25. September 2004, 10:32
Der Humor erhält hier mehr Raum, das Ganze wirkt zeitloser und nicht so sehr durch Goblins anachronistischen Soundtrack überlappt.
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#116
Geschrieben 25. September 2004, 10:33
Prachtvolle Farben und eine unbekümmerte Inszenierung schaffen hier einen Western über dem Durchschnitt. Tyrone Power wirkt etwas bemüht pathetisch, Henry Fonda hätte mehr Spielzeit haben können und Randolph Scott ist souverän. Hier war Hollywood noch unschuldig.
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#117
Geschrieben 25. September 2004, 10:34
Giftig- grüner kleiner Ökoreißer in dem mich mal wieder Ray Milland besonders begeistert hat. Mit seinem polternden Trash- Charme erzielt der Film die passende unbequeme Stimmung.
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#118
Geschrieben 25. September 2004, 10:39
Scorsese
Coppola
Allen
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#119
Geschrieben 25. September 2004, 10:40
Trotz der Musik und überwältigenden Dampfmaschinenoptik wirkt der Film letztendlich wie der Pilotfilm zu einer Serie die nie gedreht wurde.
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#120
Geschrieben 25. September 2004, 10:41
Beunruhigend, verstörend, kalt. So wie sich ähnliche Schlagzeilen im wahren Leben für den Leser einer solchen aus der Distanz heraus ausnehmen
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