Tradition & Vision
#31
Geschrieben 11. Februar 2004, 12:38
Ein Italo- Western, der die letzten Ausläufer des Subgenres darstellt und ich muss zugeben, schon lange nicht mehr so eine Aneinanderreihung von Erschießungen, harten Schlägereien und sadistischen Folterszenen gesehen zu haben. Mir wurde schlecht (wortwörtlich), wie hemmungslos Gewalt hier ausgespielt wurde, insbesondere durch die völlig deplazierte, eher im Polizieschi- Bereich angesiedelte Musik, die durch ihre in einigen Szene bemühte Fröhlichkeit dem Ganzen noch die Krone aufsetzte. Das wirkt in keiner Weise distanzierend, sondern lässt einen nur noch mehr am Verstand der Macher zweifeln.
Mario Bianchi hatte mir schon mit 3 NONNEN AUF DEM WEG ZUR HÖLLE sein Können als italienischer C- Filmregisseur unter Beweis gestellt, aber hier dürfte er wohl sein Glanzstück abgeliefert haben. William Berger als Bösewicht erinnert eher an Kinskis Darstellung aus LEICHEN PFLASTERN SEINEN WEG, chargiert aber teilweise unerträglich. Das Ganze dann auch noch in der DDR- Synchro, was dazu führt, dass die Dialoge unverfälscht rüberkommen. Kein Hereinpfuschen eines Rainer Brandt oder Michael Eder und so wird die Kompromisslosigkeit des Filmes zusätzlich unterstrichen. Schon interessant, wenn man mal hört wie unerbittlich es in einem Italo- Western der C- Klasse zugeht, wenn auf Kalauer verzichtet wird.
Film sollte Grenzerfahrung sein, kann dies aber nicht immer liefern. Filme wie dieser hier interessieren mich, weil sie keine abseitigen Splatterszenarien oder Undergroundkunst darstellen, sondern die Unterhaltung des gemeinen Mannes auf der Straße(zumindest 1973). Weiterhin natürlich, weil ich bei aller abstoßender Gewalt mit der man hier versucht Kasse zu machen, denn die Szenen sind selbstzweckhaft, das ist klar, den Voyeur in mir selbst erkenne und tendiere zwischen Masochismus mich dem auszusetzen oder Sadismus, in dem ich denke: "Ja, gib’ s dem Schwein."
Merke: Auf nächste Tele 5- Ausstrahlung warten. Muss dann meinen Videorekorder programmieren
Sergio Ciani nimmt Rache an den bösen Südstaatlern
"Der Unterschied zwischen dem Kino damals und heute ist, dass man heute die Kackwurst zeigt."
#32
Geschrieben 12. Februar 2004, 01:27
Ich weiß noch, als NIGHT HUNTER 1986 in einer Jahresvorschauillustrierten fürs Kino angekündigt wurde. Sam Firstenberg wurde uns damals als DER neue Stern am Actionregisseur- Himmel vorgestellt, sowie auch sein Hauptdarsteller Michael Dudikoff. Doch irgendwie konnte man in einer Zeit, als die Stallones, Schwarzeneggers, Norris’ oder Bronsons auf der Leinwand herumliefen, diesen rotznasigen Jüngling als raubeinigen Actionhelden nie so ganz ernst nehmen. Nach dem Motto „Never change a winning team“ darf auch wieder Steve James mitmischen, der mit „Dudi“ ja schon in der American Fighter- Reihe mitprügelt. Der Exilisraelit und Oberhaupt der Cannon Menahem Golan macht uns auch gleich wieder seinen politischen Standpunkt klar, wobei sich die Feinde diesmal nicht im linken, sondern im rechten Lager befinden und ein sadistisches Menschenjagdspiel gibt’ s als Bonus noch oben drauf. Dazu jede Menge Action der Richtung No Compromise von „über den Haufen“ geschossenen Kindern, bis hin zu exekutierten Frauen. Man schöpft mal wieder aus dem Vollen. John P. Ryan spielt seine Rolle als Bösewicht mal wieder glänzend. Schade, dass er bei der Cannon versauert ist. Aber was soll’ s. Die alten Zeiten des 80er Actionfilmes lasse ich immer wieder gerne aufleben.
EIN MANN GEHT ÜBER LEICHEN (L' ASSASSINO DI PIETRA/ THE STONE KILLER) / 11.02.2004 / VHS
No Compromise die Zweite: Die Nacht wird von dem humorresistenten Vigilanten- Traumpaar Charles Bronson und Michael Winner beschlossen. Ganz offensichtlich am zwei Jahre früher entstandenem DIRTY HARRY angelehnt, gibt Bronson den knallharten Cop Torrey. Typisch für den Regisseur sind die Spielchen mit der Kamera. Der Einsatz des Weitwinkelobjektivs ist inflationär, Winner schafft oftmals viel Raum, in dem die Figuren verloren scheinen, dann erfolgen aber doch wieder präzise Anordnungen. Da werden Köpfe so gefilmt, dass sie zwischen zwei Stangen einer Tischlampe passen oder unter Achseln. Ein Telefon wirkt monströs groß im Vordergrund und Torreys scheinbar drei Meter langer Arm greift aus dem Zentrum danach. Dramaturgisch im für Winner üblichen, stringenten Erzählduktus passiert in den ersten 10 Minuten soviel, dass es einen Film füllen würde. Nebenbei schimmern wieder Anflüge von unbeholfener Sozialkritik durch, die über Stammtischniveau natürlich nicht hinauskommen. Allerdings keimt hier ein Tick Ironie auf, was bei der sonstigen Verbissenheit des Duos Bronson/ Winner untypisch ist. Zum Ende dann noch ein Schlachtfest mit jeder Menge toter Gangster, was will ich mehr?
"Der Unterschied zwischen dem Kino damals und heute ist, dass man heute die Kackwurst zeigt."
#33
Geschrieben 13. Februar 2004, 12:51
All die Vorwürfe, wie z.B. faschistoide Grundtendenz oder ambivalente Hauptfigur, könnte man eher der Fortsetzung zu DIRTY HARRY machen, als dem Original. Die von Siegel bewusst konzipierte Ambivalenz des Harry Callahan, seine mangelnde moralische Einsicht am Ende und seine rücksichtslose Vorgehensweise brachten die Kritik immer wieder auf die Barrikaden. Im zweiten Teil verkommen diese „brisanten“ und „experimentellen“ Inhalte zu routiniertester Actionunterhaltung, die der Figur jegliche Glaubwürdigkeit durch ihre Inkonsequenz nehmen. Auf einmal setzt Callahan sich für das von ihm verhasste System ein und das, obwohl er ihm im ersten noch abgeschworen hatte. Auch der „human- interested“ durch die Asiatin verkörpert, wirkt in den Film hineingezimmert, um die homoerotischen Effekte, die dem Actiongenre immer anhaften, zu eliminieren. Allerdings gilt dies nur für die Hauptfigur. Bei dem Killerkommando drängt sich der homophile Eindruck in ihren Gestappostiefeln, verspiegelten Pilotenbrillen und im Verhalten untereinander geradezu auf.
Somit also nur gängige Krimiunterhaltung, aber die wenigstens recht hart und spannend. Bloß nicht ernst nehmen, sonst mag ich Eastwood nicht mehr. Warum Callahan im zweiten Teil nur mit einem l geschrieben wird, bleibt ein Geheimis der Macher.
Harry ist auch auf dem Motorrad unschlagbar
"Der Unterschied zwischen dem Kino damals und heute ist, dass man heute die Kackwurst zeigt."
#34
Geschrieben 15. Februar 2004, 11:36
Handwerklich auf hohem Niveau wollte sich der mitreißende Effekt der Jugend nicht mehr einstellen. Meine letzte Sichtung des Filmes liegt etwa 14 Jahre zurück und vielleicht hätte ich mir diesen Film so besser in Erinnerung behalten. Nach Verrationalisierung der ersten Hälfte und Anwendung des freudianischen Modells des Es (Quint), Ich (Brody) und Über- Ich (Hooper) wurde die Situation auf dem Schiff mehr analysiert, als aufgeregt mit verfolgt. Nur Williams „Out To Sea“ hatte mich mal wieder mitgerissen welches in einer Art Gegensatz zum monoton- düsteren Hauptthema steht. Ein Film, der die Zeit bei mir nicht überdauern wird und dabei war es doch bisher der einzige Spielberg, den ich vorbehaltlos mochte.
"Der Unterschied zwischen dem Kino damals und heute ist, dass man heute die Kackwurst zeigt."
#35
Geschrieben 16. Februar 2004, 00:49
Hochglanzpolierter Endachtziger Scheißdreck in knalligen Farben, unmotivierten Zeitlupeneinstellungen, schwülstiger Schnarcherotik und so überkandidelten Darstellern, dass ich mich die ersten 30 Minuten noch amüsiert habe, nach 45 Minuten aber entnervt abschalten musste. Rio de Janeiro besteht aus einer einzigen Party, Brasilianer werden nur in Dienerfunktion gezeigt oder, mit Ethnoklängen versehen, als eruptive Berge der lüsternen Leidenschaft oder so ähnlich.
Mein abschließender Kommentar:
"Der Unterschied zwischen dem Kino damals und heute ist, dass man heute die Kackwurst zeigt."
#36
Geschrieben 17. Februar 2004, 01:12
Hier haben wir also den Skandalfilm, der in Japan sogar zu einer Parlamentsdebatte geführt hat. Das Problem bei Filmen mit Prämissen ist: Schluckst Du diese nicht, hast Du äußerste Schwierigkeiten in das Filmgeschehen einzusteigen.
Die Punkte, die den Film scheitern lassen, sind so zahlreich, dass eine Aufzählung mit entsprechender Erklärung eher in eine Kritik ausarten würde. Die Idee des Filmes hätte bei konstruktiver Umsetzung ihre Kraft entfalten können, doch so bleibt sie recht allein und verkommt schnell zur dümmlichen Masche. Von Anfang an Schwierigkeiten habend in das Geschehen einzusteigen, versuche ich mich an einem sich plausibel entwickelnden Handlungsverlauf zu orientieren, doch komplette Fehlanzeige. Dramaturgische Sprünge, die sogar im asiatischen Kino unbeholfen wirken, verhindern auch nur eine entfernteste Identifikation mit dem Geschehen.
Ich versuche verzweifelt den Schauspielern was abzugewinnen, doch wenn man nur unterdurchschnittlich spielende Rotzgören zur Verfügung hat, die ja nun mal aufgrund der Handlung eine tragende Rolle spielen, hat man es als Regisseur natürlich schwer. Kinji Fukasaku versucht auch wirklich jedes noch so abgedroschene Teenie- Klischee über eine degenerierte Jugend zu bedienen und ergeht sich dabei nur in Unglaubwürdigkeiten, die mich das erste Mal in meinem Leben (irgendwann musste das ja mal passieren) ob der unfreiwilligen Komik über ernst gemeinte Gewaltdarstellungen lachen ließen.
Wie sehr sehnte ich mir jetzt einen Takashi Miike herbei, der eine degenerierte Jugend Japans in 2 Minuten auf so schockierende Weise zeichnet, dass sich mir diese Szene fürs Leben eingebrannt hat. Hier hingegen eine japanische Version eines Teenie- Terror- Filmes Marke: Ich weiß auf welcher Insel ich dich schreien höre.
Platitüdenhafter Einsatz von klassischer Musik versucht dem Film eine elegische Ruhe zu geben, macht ihn aber nur zusätzlich ärgerlich. Ganz zu schweigen von der schnulzigen Hintergrundmusik, die so unpassend wirkt, dass sie positiv mit den schlechten Leistungen der Schauspieler korreliert.
Takeshi Kitano wirkt hier völlig verloren und durch seine Schlussszene eher wie eine Parodie auf sich selbst. Den Rest gab mir dann der Videothekar. Auf meinen Unmut über den Film meinte er: „Is’ halt ’n Scheißfilm. Wie alles vonne Chinesen.“
"Der Unterschied zwischen dem Kino damals und heute ist, dass man heute die Kackwurst zeigt."
#37
Geschrieben 18. Februar 2004, 00:46
John Boormans Meisterwerk ist eine Lehrstunde für jeden Filmemacher. Das Timing des Filmes ist so konsequent und geradlinig, dass die hallenden Schritte in einer meisterhaft montierten Szene zu Beginn nicht nur über die einzelnen Bilder schreiten, sondern auch im heimischen Wohnzimmer noch lange nachklingen. Lee Marvin in seiner vielleicht besten Rolle als Gangster Walker. Und „walken“ ist auch das was ihn auszeichnet. Wie eine Wand geht er durch den Film und wirkt dabei so kalt wie Charles Bronson und der Terminator in einer Person.
Perfektes Timing, hervorragende Bildmontage, blasse Farben, Brechungen linearer Zeitabläufe durch suggestive Zeitlupeneinstellungen bis hin zum Standbild. POINT BLANK ist modern, POINT BLANK ist zeitlos, POINT BLANK ist der moderne Gangsterfilm.
Walker rules.
Mit Walker legt man sich nicht an
"Der Unterschied zwischen dem Kino damals und heute ist, dass man heute die Kackwurst zeigt."
#38
Geschrieben 19. Februar 2004, 01:24
Michael Winners im Zuge von DER EXORZIST entstandener okkulter Horrorblödsinn, im Kern entweder eine Huldigung oder Parodie des Katholizismus, ist wenigstens leidlich spannend, wird aber gegen Ende ärgerlich durch die Denunzierung tatsächlich physisch deformierter Menschen, um auf diese Weise Kreaturen der Hölle darzustellen.
"Der Unterschied zwischen dem Kino damals und heute ist, dass man heute die Kackwurst zeigt."
#39
Geschrieben 20. Februar 2004, 01:08
Die Qualität der letzten Hongkong Arbeit John Woos wird mir eigentlich erst jetzt so richtig klar. Trotz vieler Sichtungen konnte dieses ausufernde Polizei-/ Gangsterdrama nie die epische Größe seiner Meisterwerke erreichen, wie CITY WOLF oder THE KILLER. Es war für mich einfach nur ein bombastischer Actionfilm. Doch der Blick hat sich verändert.
Es ist interessant mit anzusehen, wie die Figuren klassischer Hard Boiled- Geschichten in Woos filmischen Kosmos integriert werden und wie gut sie dort reinpassen. Früher hatte ich das Gefühl, die Charaktere seien mangelhaft ausgeleuchtet, aber jetzt erkenne ich, dass sie Archetypen sind, bestens bekannt durch Literatur und Film und natürlich durch die Werke des Regisseurs selbst. Der beinharte Polizist, der verlorene Undercover- Cop, der alte Gangsterboss, sein machthungriger Nachfolger. Bekannte Figuren, Geschichten, Handlungsverläufe und Elemente, die Woo, wunderbar getragen von einem klassischen Jazz- Soundtrack, zu einem traumwandlerischen Gesamtwerk verbindet. Die Gewalt ist stilisiert und kann schon mehr andächtig bestaunt werden. Trotz ihrer eruptiven Ausbrüche wird sie nicht zum Selbstzweck, zerbricht nie die durch Melancholie bestimmte Parabel auf Freundschaft und Träume. Tony Leung hatte diesmal eine erotische Ausstrahlung, die ihn unverwundbar machte. Vermutlich liegt es das an der erst kürzlich zurückliegenden Sichtung von HAPPY TOGETHER.
Chow Yun- Fat ist und bleibt der harte Knochen „Tequilla“, ein Cop, der den Fall lösen möchte und endlich wieder mit seiner Freundin zusammen kommen sollte. Fast meditativ wirkte der Film heute und fast könnte ich vergessen, dass der einst von mir so hochgeschätzte Regisseur des Filmes nur noch erbärmlichen Mist dreht. Doch bei Betrachtung solcher Filme wird mir das schnell wieder egal. Fast habe ich das Gefühl, den Film umarmen zu wollen.
HYPERCUBE: CUBE II (HYPERCUBE: CUBE II) / 19.02.2004 / DVD
Erstaunlich gelungene Fortsetzung des originellen Erstlings. Zwar war ja nun alles reichhaltig bekannt, aber was soll’ s. Spannender als eine Folge von „Der Alte“ allemal.
"Der Unterschied zwischen dem Kino damals und heute ist, dass man heute die Kackwurst zeigt."
#40
Geschrieben 21. Februar 2004, 01:45
Ein Rausch der menschlichen Abgründe, ein Trip, ein verloren gehen filmischer und realer Gesetzmäßigkeiten, um sich letztenendes in einer völlig neuen Welt wiederzufinden. Schon lange habe ich mich nicht mehr so sehr einem Regisseur anvertraut, gebe alles mir bekannte auf und lasse mich von ihm an die Hand nehmen. Manchmal werde ich ängstlich, aber ich weiß, mir wird nichts passieren. Die Gewalt ist so übersteigert, stilisiert wie in einem Comic, dass eine Habituierung schnell stattfindet und ich eher schon andächtig dem (w)irren Reigen der Gewalttätigkeiten zusehe.
Auch wenn ich nur einen Teil von Miikes Arbeiten kenne, so dürfte dies wohl ein, wenn nicht das Meisterwerk seiner Genre- Dekonstruktionsphase sein. Der degenerierte Killer Ichi, gekleidet wie ein Superheld und wie Batman hat er sein Trauma, das ihn vorantreibt. Doch die Diametralisierung die Miike vornimmt, deckt das Dunkel auf, führt es ins Licht und hier kann es Zuschauer wie Filmfiguren nur erschrecken. Doch es wird nicht einfach nur denunziert, sondern schon wieder harmonisiert. Ichi kann einem Leid tun.
Leicht wird es nicht gemacht. Die Dekonstruktion von Superhelden und Yakuzagenre unterzieht sich keiner analytischen Dialektik, sondern wird beschrieben und dabei immer weiter forciert, bis zu einem Showdown, der keiner ist. Doch es sind keine wirklichen Lebensumstände, die Miike beschreibt, es ist die Umkehrung alles Ästhetischen, vom apollinischen zum dionysischen. Eine Transparenz und Retardation des Moments, die selbst Kunst und dadurch wahrhaftig wird. Wahrhaftig, weil ich es im Film sehe und weil es metaphysisch vorstellbar ist.
Auch andere bekannte Elemente, wie degenerierte Jugend, ein Japan, das geschändet und desillusioniert im Sterben liegt und ein moralischer Schluss, ohne zu moralisieren. Vielleicht ist Takashi Miike innerhalb der Filmwelt der letzte kreative Geschichtenerzähler.
AMERICAN FIGHTER (AMERICAN NINJA) / 20.02.2004 / DVD
Schon wieder das Trio Infernale: Cannon, Firstenberg, Dudikoff. „Endlich“ sehe ich diesen Film mal in der ungeschnittenen Fassung und OH WUNDER, er bleibt genauso beschissen wie vorher. Warum dieser Film Mitte der 80er so erfolgreich war und es auf 4 (!) Fortsetzungen gebracht hat, ist mir schleierhaft. Genau der Punkt, der den Film interessant machen könnte, ist unerträglich. Die Choreographie der Kämpfe erinnert mich an meine eigenen Gehversuche im Martial- Arts- Genre, als ich ca. 10 war und mit Papis Videokamera rumhantieren durfte. Natürlich darf in so einem „Wir haben einen amerikanischen Ninjakämpfer“ Machwerk auch der Mr. Miyagi- Verschnitt nicht fehlen, der in bester „Ninja Master“- Manier (Lee van Cleef R.I.P.) mit Gummiglatze Salti vorwärts und rückwärts vollführt und in seinen Dialogpassagen kaum aufrecht stehen kann. Dann schon lieber Hsiao-Lung Lei in FIST OF FURY III.
"Der Unterschied zwischen dem Kino damals und heute ist, dass man heute die Kackwurst zeigt."
#41
Geschrieben 22. Februar 2004, 00:35
Paul Verhoevens Achterbahnfahrt um Identitäten, Gewalt und bunte Comicfarben hat mich diesmal so vom Hocker gehauen, dass ich danach erst mal fix und fertig war. Ich wurde förmlich durchgefickt, danach in die Ecke geworfen und leckte mir die Wunden. Meine Freundin zog gar nicht mal so falsche Parallelen zu BRAZIL, nur dass Arnie am Ende nicht in seinem Sessel entlarvt wird. Paul Verhoeven hat mit diesem Film dem amerikanischen Mainstream ein kleines Schnippchen geschlagen und in der Rückschau erscheint der Film um Längen besser, als bei erster Sichtung. Warum kann so was nicht bloß öfter der Fall sein.
HARD BOILED II (YI DAN QUN YING) / 21.02.2004 / VHS
Der 1989 entstandene Benefizfilm den John Woo und Wu Ma inszenierten um dem angeschlagenen Chang Cheh wieder auf die Beine zu helfen habe ich diesmal als so unerträglich lang, ja sogar langweilig empfunden, dass es wortwörtlich eine Folter war. Dem Film merkt man stärker Wu Mas Inszenierungsstil an, da man sich manchmal an eine kantonesische Seifenoper erinnert fühlt. Wenn es dann endlich zur Action kommt ist man schon fast eingeschlafen. Die ist dann zwar ganz nett anzusehen, erinnert aber nur von ungefähr an Woo und lässt sich so auch in jedem anderen Kanton- Krimi finden. Die Tonspur ist diesmal über Gebühr von James Wong und Romeo Diaz zugekleistert worden, aber im Vergleich zu Woos unerträglichem CITY WOLF II- ABRECHNUNG AUF RATEN wartet der Film wenigstens mit einer leidlich kohärenten Geschichte auf.
"Der Unterschied zwischen dem Kino damals und heute ist, dass man heute die Kackwurst zeigt."
#42
Geschrieben 23. Februar 2004, 03:07
Diese klassische 80er Actionkomödie ist zwar nicht mehr so spritzig wie vor 17 Jahren, versteht aber immer noch zu unterhalten. Aber man selbst wird ja auch älter. Ins Häkeldeckchen für die Tastatur werd ich ein schönes kariertes Muster einarbeiten und mich seelisch vorbereiten auf den morgigen Schaukelstuhl- Marathon.
"Der Unterschied zwischen dem Kino damals und heute ist, dass man heute die Kackwurst zeigt."
#43
Geschrieben 24. Februar 2004, 02:55
Das Menschenjagd- Thema war zur Entstehungszeit des Filmes sicherlich nicht mehr so neu, jedoch gelingt es dem Film den Zuschauer weitgehend zu packen. Die Skrupellosigkeit der exaltiert aufspielenden Hauptdarsteller und die zurückhaltende Regie in den ersten 2/3 weben ein feines Netz, ähnlich einem „bedächtig“ inszenierten Terrorfilm. Im letzten Drittel kommt dann die Action zum Zuge und die ist recht vordergründig und bringt den Film teilweise um seinen kritischen Anspruch. Degenerierte Vietnam- Heimkehrer, die Freude am Töten und Jagen von Menschen haben, allerdings nicht als durchschaubare Psychowracks, sondern distinguierte und kultivierte Abkömmlinge eines elitären, weißen Amerikas, waren zu Beginn der 70er natürlich ein ausbaufähiges Handlungsgerüst, welches in diesem Streifen über sich anspruchsvoll gebendes Exploitationkino nicht hinauskommt.
Interessant sind die homophilen Ansätze, die hier bedingt selbstreflexiv behandelt werden. Einer der drei Veteranen darf seine Homosexualität nicht offen zeigen, trotzdem steht sie unausgesprochen im Raum. Seine virilen Freunde tolerieren sie, können sie aber letztendlich nicht verstehen. Allerdings könnte die Homosexualität auch als Beiwerk zu einer Pathologie gezählt werden. Einer der vielen Ansätze, die den Film auf höherer Ebene scheitern lassen, da er sich dann lieber doch nicht die Finger schmutzig macht und auf reißerischem Drive- In- Niveau verharrt.
FUNNY GAMES / 23.02.2004 / VHS
Selten solch eine Gratwanderung bei einem Film gemacht. Vor sechs Jahren zuletzt gesehen und für hervorragend befunden, habe ich mich diesmal schwarz geärgert über diesen Mist. Hanekes Schaffen von ausweglosen Situationen, sein spielen mit der Erwartungshaltung und ausschlachten psychologischer Schreckensmuster entlarvt permanent den grinsenden Marionettenspieler, der dem Zuschauer mal so richtig „ein beipulen“ will.
Arno Frisch, der Darsteller des Paul, wirkte mit seinem permanenten coram publico nur lächerlich. Die angestrebte Kritik des Regisseurs an den Strukturen von Medien und Gesellschaft bzw. deren Wechselwirkung erscheint aufs Geratewohl mal simplifizierend, dann kalkuliert böse und dann einfach wieder ärgerlich. Allein das Bild des blutbesudelten Fernsehers zu einem ohrenbetäubenden Autorennen wirkte wie der weltfremde Versuch eines in eigenen Theorien verfangenen Didaktikers, der auch gleich mit einem Transparent durchs Bild hätte marschieren können, auf dem seine subtilen Aussagen geschrieben stehen.
Haneke versucht den Zuschauer als Voyeur zu entlarven erreicht aber durch seine vordergründig, perfekte Oberfläche lediglich die Frage: Wem nützt so was?
"Der Unterschied zwischen dem Kino damals und heute ist, dass man heute die Kackwurst zeigt."
#44
Geschrieben 26. Februar 2004, 20:00
Dieses kleine, feine B- Movie hat neben seinen explosiven Effekten, recht harten aber konsumierbaren Gewaltszenen und Arnie in seinen „goldenen Tagen“, auch einen detaillierten Schnitt, für die Zeit ungewöhnliche Ego- Perspektiven und eine kleine Allegorie auf den Vietnamkrieg zu bieten.
Alles in allem immer noch unterhaltsam, spielt der Film schön mit den Erwartungshaltungen des Genres.
IN DER GEWALT DER ZOMBIES (LE NOTTI EROTICHE DEI MORTI VIVENTI) / 25.02.2004 / VHS
Pfleger: „Ihr ward doch nur zu dritt auf der Insel, oder?“
Larry: „Ja genau, zu dritt, nur zu dritt HA HA HA HA !“
Dieser Schlusssatz in Massachessi Genremix aus Pornofilm und Zombieabenteuer hallt dem Zuschauer bestimmt noch lange im Gedächtnis. Mir zumindest schon, auch wenn man sich bis dahin durch unerträglich langweilige Hard Core- Szenen, eine Alibihandlung um einen Landvermesser, der auf eine unheimliche Insel fährt um dort ein Hotel bauen zu lassen und eine lieblos dahin dümpelnde Dramaturgie kämpfen muss. Letzteres ist sogar schon geschmeichelt. Der Film wirkt wie mit dem Vorschlaghammer zusammengezimmert.
Die Linie, die Massachessi verfolgt, ist oftmals unklar, auch wenn das Ganze mehr in Richtung Porno geht. Die Zombieelemente, die hier und da eingestreut werden, sollen lediglich in Erinnerung rufen, dass man sich einen Horrorfilm ansieht. Wobei ich sagen muss, dass aus der Not eine Tugend gemacht wurde. Die Untoten sind meistens mit Bandagen oder ähnlichem im Gesicht versehen, um so das Make Up einzusparen und das macht sie manchmal ganz schön unheimlich. Nur, dass Montefiori beim bumsen seine Hose nie auszieht ist etwas störend, da Mark Shannon sein Prachtexemplar bei jeder sich bietenden Gelegenheit in die Kamera hält.
In den Locations von PORNO HOLOCAUST gefilmt, erweckt der Film auch wirklich zu keinem Zeitpunkt ernsthaft mein Interesse, denn wenn ich masturbieren möchte sehe ich mir einen richtigen Porno an und wenn ich einen packenden Horrorfilm sehen möchte, würden sich selbst bei den Urlaubsvideos meiner Schwiegereltern in spe eher die Nackenhaare
aufrichten.
Was bleibt also übrig: Das musikalische Hauptthema Marcello Giombini, welches zeitweilig an klassische Stummfilme erinnert und mit dem bereits erwähnten Schlusssatz in einer Klapsmühle seinen Höhepunkt erreicht. Hier kommt dann doch noch mal der Bahnhofskino- Charme auf und ich fühle mich so richtig schön verunsichert und verarscht. Davon hätte ich gerne mehr gehabt.
RACHE OHNE GESETZ ( THE GOLD CONNECTION) / 25.02.2004 / VHS
Da mein erster Bahnhofskinoausflug nicht so gut lief, habe ich mir etwas gegriffen, wo man nicht viel falsch machen kann. Wenn Bruce Li aka Ho Chung Tao aka diverse andere Pseudonyme die Fäuste schwingt, dann weiß man was Sache ist. Im Gegensatz zu erstaunlichen Gimmicks oder fantastischen Elementen bekommt man hier im Stile der „Bruce Lee- Eastern“ echte Handarbeit geliefert, mit choreographisch realbezogenen Kämpfen. Natürlich wenn man davon absieht, dass die Duelle deutlich länger sind bzw. der Gegner nach dem neunten Tritt in die Fresse mit einem Salto vorwärts wieder aufsteht. Jedoch kein an der Wand herumlaufen, wie ich es erst kürzlich in einem neueren Seagal- Film sehen durfte.
Die Story ist wie üblich Nebensache, wird aber erstaunlich geradlinig erzählt und im Verlauf immer ernster. Das Ende ist klar von Michael Winners SCORPIO, DER KILLER geklaut, verfehlt seine fatalistische Wirkung jedoch nicht. Dazu noch eine Szene, die im Gedächtnis bleibt: Ein abgedunkelter Raum wird einzig durch ein Fotoblitzlicht stroboskopartig beleuchtet und beim dritten Blitz tritt Li seinem Gegner den Kopf von den Schultern. Na ja, das war’ s dann wohl doch mit Realismus.
"Der Unterschied zwischen dem Kino damals und heute ist, dass man heute die Kackwurst zeigt."
#45
Geschrieben 27. Februar 2004, 23:50
Ein sehr ruhiger, aber das Tempo hin und wieder forcierender Film mit wunderbaren Darstellern aus der B- und C- Filmliga. Joe „MANIAC“ Spinell darf mal wieder den Bösewicht geben und Robert Forster, der einst in dem herausragenden MEDIUM COOL eine Glanzleistung abgeliefert hatte, musste sich Anfang der 80er mit solchen Produktionen rumschlagen. Ein typischer No Compromise Film, aber mit vielen ruhigen Sequenzen und dieser von mir über alles geliebten 80er Jahre City Lights- Atmosphäre. Zwischen den Neonlichtern der großen, bösen Stadt haben wir Randexistenzen, die uns eigentlich doch so sympathisch sind, haben sie doch auch ihren Traum vom Glück.
Forster spielt einen gescheiterten Baseballspieler, der sich als Geldeintreiber verdingt, Nancy Kwong, schon über 40 in diesem Film, übt Rache an den Mördern ihres Sohnes. Zusammen suchen sie einen Ausweg aus allem und Jay Chattaway, der für mich einige der einprägsamsten Soundtracks der Filmgeschichte komponiert hat, begleitet sie mit seinem Synthesizer und einem in der Urbanität verlorenem Saxophon.
Wenn so ein filmgeschichtlich bedeutungsloser Film sogar meiner Freundin gefällt, dann muss wohl mehr an ihm sein, als man auf den ersten Blick sieht. Ein nostalgischer Trip in eine Dekade, die ich heute gerne verkläre.
"Der Unterschied zwischen dem Kino damals und heute ist, dass man heute die Kackwurst zeigt."
#46
Geschrieben 06. März 2004, 23:38
Hätte mir vor einem Jahr noch jemand gesagt, dass HALLOWEEN II- DAS GRAUEN KEHRT ZURÜCK ein guter Film ist, hätte ich ihn totgeschlagen oder wenigstens ganz böse angeguckt. Doch inzwischen habe ich meinen Frieden mit dem Film gemacht.
Die Versuche, mit denen man der Geschichte um Michael Myers neues Leben einzuhauchen versucht, kommen mir jetzt nicht mehr so angestrengt vor. Selbst so was wie Spannung mochte an der einen oder anderen Stelle aufkommen. Alles in allem ganz annehmbar und wohl der beste Nachfolger (wobei Dwight H. Littles vierter Teil mein geheimer Liebling unter den Fortsetzungen ist).
"Der Unterschied zwischen dem Kino damals und heute ist, dass man heute die Kackwurst zeigt."
#47
Geschrieben 06. März 2004, 23:50
Aufgrund zeitlicher Probleme muss ich meine Einträge im Telegrammstil fortsetzen:
Von jeglichen Abnutzungserscheinungen befreiter Klassiker, dem zwar das gewisse Quäntchen zum Meisterwerk fehlt, aber der auf jeden Fall zur Popkultur gehört.
"Der Unterschied zwischen dem Kino damals und heute ist, dass man heute die Kackwurst zeigt."
#48
Geschrieben 07. März 2004, 00:00
Das ist Fantasy. HERR DER RINGE: EAT SHIT!
"Der Unterschied zwischen dem Kino damals und heute ist, dass man heute die Kackwurst zeigt."
#49
Geschrieben 11. März 2004, 22:45
John Woos durch die Golden Harvest völlig verstümmeltes Frühwerk seiner zweiten Schaffensphase (oder sein Spätwerk aus der Ersten) bietet, trotz fragmentarischer Anordnung, ergreifende Momente, die mich fast wieder zu Tränen gerührt haben. Aus diesem Film hätte ein ähnliches Epos werden können wie BULLET IN THE HEAD.
"Der Unterschied zwischen dem Kino damals und heute ist, dass man heute die Kackwurst zeigt."
#50
Geschrieben 11. März 2004, 23:16
Cronenbergs Film markiert das Ende seiner Stilsuche und ist ein wunderbar reflektierender Vorgriff auf heute mental präsente Medienstrukturen.
"Der Unterschied zwischen dem Kino damals und heute ist, dass man heute die Kackwurst zeigt."
#51
Geschrieben 11. März 2004, 23:20
Zwischen Genie und Naivität changierendes Monumentalwerk. Zu einer Zeit entstanden, die unschuldig war und nie mehr wiederkehren wird, da sie durch den zweiten Weltkrieg weggefegt wurde.
"Der Unterschied zwischen dem Kino damals und heute ist, dass man heute die Kackwurst zeigt."
#52
Geschrieben 11. März 2004, 23:27
Solider B- Actioner mit dem von mir gemochten Burt Reynolds, der nie mehr sein möchte als er ist und dadurch genau das ist, was er sein soll.
"Der Unterschied zwischen dem Kino damals und heute ist, dass man heute die Kackwurst zeigt."
#53
Geschrieben 13. März 2004, 00:25
Hat mich nie wirklich überzeugt. Die Gewalt des Filmes wirkt innerhalb der Hochglanzinszenierung äußerst aufgesetzt. Es ist schon geradezu penetrant, wie mir der Film die ach so tolle Bergkulisse als spektakulären Austragungsort eines Kasperletheaters suggeriert.
"Der Unterschied zwischen dem Kino damals und heute ist, dass man heute die Kackwurst zeigt."
#54
Geschrieben 13. März 2004, 00:27
Dies ist Filmgeschichte und zwar in allen Facetten der Semantik des Begriffs. Wer das nicht kapiert sollte vom Kino lieber die Finger lassen und Pinguine züchten oder so was ähnliches.
"Der Unterschied zwischen dem Kino damals und heute ist, dass man heute die Kackwurst zeigt."
#55
Geschrieben 14. März 2004, 13:26
Ich zitiere eine Kritik: "Auf Augenhöhe mit Beckett. "
ALIEN - DAS UNHEIMLICHE WESEN AUS EINER FREMDEN WELT (ALIEN) / 13.03.2004 / DVD
Einer dieser Filme, die ich hervorragend finde, ohne sie zu mögen.
"Der Unterschied zwischen dem Kino damals und heute ist, dass man heute die Kackwurst zeigt."
#56
Geschrieben 17. März 2004, 01:02
Wenn Menschen sterben und es kracht,
hat’ s die Cannon wohl gemacht.
DRAGON FOREVER (HAND OF DEATH) / 16.03.2004 / VHS
Ein früherer Film aus Woos erster Schaffensphase, mit dem er erstmalig mit der Zeitlupe experimentierte und seine Männerfreundschaftsthematik behandelte.
FLETCHERS VISIONEN (CONSPIRACY THEORY) / 16.03.2004 / VHS
Der größte Scheiß den ich seit langem gesehen habe.
NETWORK (NETWORK) / 16.03.2004 / VHS
Von bestürzender Wahrheit und absurder Komik. Mir ist jetzt noch schlecht von so viel geballter Analyse. VIDEODROME in der realen Version.
"Der Unterschied zwischen dem Kino damals und heute ist, dass man heute die Kackwurst zeigt."
#57
Geschrieben 20. März 2004, 13:33
Wings Hauser at its best. Der “Jack Nicholson des C- Filmes” bekommt hier endlich mal die Chance in der unteren B- Film Liga mitzuwirken. DIE TODESSCHWADRON (der deutsche Titel ergibt keinerlei Sinn, da der Begriff „Force“ in diesem Zusammenhang Mächte/ Kräfte/ Zwänge umschreibt) ist einer jener Filme, die eine TV- Optik entsprechend der frühen 80er Fernsehserien haben, eine Handlung, die jede Colt Seavers- Folge ausfüllen könnte und dennoch für die „große“ Leinwand konzipiert waren.
In Los Angeles geht ein psychopathischer Killer um, der schon 16 Menschen getötet hat und seinen Opfern immer ein großes X in die Stirn einritzt. Zeit für Stoney (sic!) Cooper sich der Sache anzunehmen. Der Ex- Bulle fliegt von New York nach L. A., da eines der Opfer die Enkelin seines besten Freundes war. Mit dem und Stoneys Ex- Frau geht es jetzt auf Verbrecherjagd, doch die Mafia ist hinter Stoney her, weil der sich damals mit den falschen Leuten angelegt hat, sowie sein ehemaliger Vorgesetzter, der ihn auch am liebsten tot sehen möchte. Doch Stoney wäre nicht er selbst, würde er nicht (O- Ton der alte Werbetrailer von UFA, gesprochen von dem unvergleichlichen Arnold Marquis) „mit all den Ratten fertig werden“.
Der Film ist einer der wenigen Streifen mit Wings Hauser, die sogar in Deutschland in die Kinos kamen. Man merkt, dass Hauser normalerweise eher fies grinsende Bösewichter spielt, denn mit seinem ständigen „Whaarhahaar“ und den völlig überdimensionierten Hasenzähnen ist er nicht gerade sympathisch. Aber genau das macht ihn MIR sympathisch.
Der alte Kinotrailer
Zitat
P.S.: Yeah.
"Der Unterschied zwischen dem Kino damals und heute ist, dass man heute die Kackwurst zeigt."
#58
Geschrieben 01. April 2004, 22:02
Ich schaue in die grünlichen Augen eines Wolfes, der direkt in die Kamera sieht, mit einem fast traurigen Blick. Die Farben sind verfremdet, wirken mehr wie ein negativ, als ein positiv und das wehklagende Pfeifen in der Melodie macht mir klar:
Hier haben wir wirklich einen einsamen Wolf.
Wölfe sind Rudeltiere, doch gibt es auch Einzelgänger, die es meistens äußerst schwer haben, da sie aufgrund ihres Wesens mit noch mehr Feinden klar kommen müssen, und das Rudel nicht mal als Hilfe haben. Genauso ist auch McQuade. Ein einsamer Wolf, der unter Wölfen lebt und obwohl er nicht in der Lage ist sich ihnen anzuschließen, kämpft er doch ständig für ihre Sicherheit und gegen ihre Verfehlungen. Nur ist McQuade kein Wolf im eigentlichen Sinne, sondern ein Mensch. Die Art, die mit dem Rudelverhalten der Wölfe, sowie ihren hierarchisch- sozialen Strukturen, gewisse Gemeinsamkeiten haben.
McQuade ist ein Texas Ranger, ein Staatenreiter. Ein Angehöriger der speziellen Einheit, die nach dem blutigen Unabhängigkeitskrieg gegen Mexiko ins Leben gerufen wurde, um den Grenzstreifen zwischen dem einst mächtigem Mexiko und dem unabhängigen Staat Texas zu schützen, zu sichern und so die Autonomie zu stützen.
Längst sind diese Ursprünge in Probleme der Moderne überführt worden, wie man an der illegalen Einwandererflut sieht, die die USA seit der Mitte des 20. Jahrhunderts über diese Grenze passiert. Trotz allem kommt es auch mal vor, dass man Pferdediebe zur Strecke bringen muss. Das einst geächtete Verbrechen, dass selbst heute noch mit dem Todes bestraft werden müsste (Texas hat das nie geändert, genauso, wie nach hessischem Recht dort auch heute noch die Todesstrafe gilt), wird gleich zu Beginn von McQuade verhindert und schon gleich wird die Sympathie, die man für diesen „Wolf“ haben kann/ soll deutlich gemacht.
Nachdem er die Bande in einer Bergschlucht in die Falle gelockt hat, entsteigt er dem gleißenden Sonnenlicht, gleich einer Epiphanias, mit einer Musik verziert, die nicht von ungefähr an den Italo- Western erinnert. Francesco de Masi, einer der meistbeschäftigsten Filmkomponisten Italiens zeichnet sich für die triumphale Musik aus und lässt den Film dadurch schon fast europäisch erscheinen.
McQuade rettet einem unerfahrenen Polizisten das Leben und dieser bedankt sich auf Knien dafür, weint, schlägt um sich, vor lauter Verzweiflung dem Tode so nahe gewesen zu sein, aber McQuade hat nichts übrig für solche Dinge. Mit einem schon fast gereiztem Unterton bemerkt er: „Ja,…, ist ja schon gut Kleiner.“ Dreht sich ab und geht, nachdem er vorher noch einige der Bande mit einer 9 mm Maschinenpistole „zur Hölle geschickt“ hat. In den Mitteln der Zerstörung des Übels geht der Ranger mit der Zeit, doch seine Philosophie aus der Gründerzeit ist dieselbe geblieben: Law & Order.
So denkt und handelt McQuade unangepasst in gänzlich allen Situationen. Als ein alter Freund und Kollege aus dem Dienst ausscheidet und sich jeder Ranger von der besten Seite mit Stern und Uniform zeigen möchte, geht er stinkend und vollbärtig, wie eine der Kreaturen die er selbst jagt, zu der Zeremonie und schert sich einen „Dreck“ um das was die Anderen sagen. McQuade macht negative Schlagzeilen, McQuade hat eine zerstörte Familie, McQuade lebt in einem Rattenloch, doch niemand aus seinem Umfeld kann ihm wirklich böse sein, denn im Grunde ist er, was er ist. Er lebt für den Kampf.
Ebenso Rawley Wilkes, doch seine Art zu Kämpfen dient niemand anderem außer ihm. Er ist selbstsüchtig, brutal, zynisch und überaus gefährlich. Ein Mann der nur den Erfolg kennt und dank seiner Skrupellosigkeit an der Spitze steht. Nicht einmal als ein geplanter Drogendeal zu scheitern droht, weil die gegnerische Partei plötzlich die Waffen rausholt und alles „einsacken“ möchte, gerät Rawley aus der Fassung. Er hält eine fast aufgerauchte Zigarre in der Hand, setzt an sie in den Mund zu stecken, sein Gesprächspartner holt die Waffe raus und Rawleys Bewegung wird nicht eine Sekunde unterbrochen. Völlig ungerührt führt er die Bewegung zu Ende, währen der Andere mit zitternder Hand die Waffe hält und Geld und Drogen fordert „aber so schnell wie möglich“.
Plötzlich sind Rawleys Leute da, „mähen“ alle um, Rawley sieht auf die Leichen und fragt sarkastisch, die Zigarre wieder aus dem Mundwinkel ziehend: „Na, war das schnell genug“?.
Zwischen diesen beiden Titanen steht die hexenhafte Schönheit Lola. Sie trägt sowohl das Böse in sich, als auch das Gute, sie ist ein „durchtriebener“ Vamp, aber gleichzeitig resolut, packt an und kann doch nur zusehen, wie Rawley, dessen Weib sie ist, die Geschicke des Bösen lenkt.
Nach einer martialischen Schlacht der Systeme, werden McQuade und Rawley sich im Wüstenstaub gegenüber stehen, zwischen ihnen Lolas Leiche, die Frau, die der Eine lieben lernte und der Andere nie wirklich hatte und nachdem die größten Waffen verstummt sind, müssen wieder bloße Hände sprechen. Rawley, der geschickte und wendige Täuscher, McQuade, der Brachiale, der nur noch ein Ziel kennt: Vergeltung.
McQuade wird nie seine Erfüllung finden, er wird auf ewig ein einsamer Wolf bleiben und kämpfen. Kämpfen, um seine sinnentleerte Existenz mit einer Bedeutung aufzufüllen. Für ihn gibt es kein Zurück mehr, trotz liebender Tochter und ihm vergebender Ehefrau.
Auch wenn David Carradine wenig drauf hat, sein Rawley ist für mich ein fantastischer Bösewicht, da kann Cuckie (von dem ich inzwischen ein richtiger Fan bin) als Held nicht ganz mitkommen, wie immer eigentlich.
"Der Unterschied zwischen dem Kino damals und heute ist, dass man heute die Kackwurst zeigt."
#59
Geschrieben 27. April 2004, 14:27
Die Schlichtheit der Geschichte, ihre Stringenz und Klarheit sind die direkten Punkte, die mich ansprechen. Eindimensionalität ist Trumpf und wird derart ausgespielt, als wäre sie ein stilistisches Element, das berechnet verwendet wird und nicht einem Dilettantismus zugrunde liegt. Cusack ist schweigsam, mürrisch und der Einsame, der durch den zwielichtigen Großstadtdschungel stapft. Aufrecht ist er, stellt sich als Einziger gegen korrupte Kollegen, spielt das „Ich decke meinen Kollegen, auch wenn er ein Schwein ist“ - Spiel nicht mit und macht sich damit nur noch mehr Feinde. Den Kodex des Schweigens hält halt jeder Cop ein.
Die 80er Action und mein sich zum Lieblings- B- Actionstar entwickelnder „wandelnder Vollbart“ Chuck Norris bescheren mir wieder einen Ausflug in die Kindheit und lassen mich Klausurenstress vergessen.
DER GIGANT (AN EYE FOR AN EYE) / 19.03.2004 / VHS
Sean Kane hat genau das, wovon ich meine ganze Jugend über geträumt habe. Er lebt inmitten der großen Stadt und trotzdem wie ein Insulaner. In der Nähe der San Francisco Bay, auf dem Wasser wohnt er, in einem selbstgebauten Haus, gesichert ähnlich einer Festung. Mit einem Schnellboot muss er sich der Bucht nähern, um seinen in einer Parkgarage abgestellten Sportwagen zu erreichen. Dann erst kann er sich der Innenstadt nähern.
Wie kann sich ein einfacher Polizeidetektiv dies alles leisten, insbesondere, wo er doch gerade seinen Job hingeschmissen hat, um die Mörder seines ehemaligen Kollegen zu jagen? Eine Frage, die der Film im Dunkeln lässt, aber schließlich geht es ja auch mehr darum Knochenknackende Action zu bieten. Einige Personen werden so unvermittelt schnell aus dem Geschehen entfernt, dass einem sogar kurzzeitig der Gedanke der Menschenverachtung in den Kopf schießen könnte. Ach ja, geschossen wird natürlich auch und nicht zu knapp. Sean Kane räumt auf und Steve Carver arbeitet mal wieder mit diversen Totalen in den Actionsequenzen, dass man den Eindruck gewinnen könnte, die Kamera sei nur auf dem Set abgestellt worden und die Beteiligten rennen drum herum. Doch dann wird auch wieder mit kurzen Schnitten gearbeitet, die Rasanz entstehen lassen. Handwerklich recht unausgewogen, aber genug kompromisslose Härte, um meine sadistischen Neigungen „Fast Food“- artig zu katalysieren.
Guten Appetit.
THE PUNISHER (THE PUNISHER) / 21.03.2004 / VHS
Den Bestrafer, so die eingedeutschte Version dieses Marvelcomics, empfand ich in Kindertagen als ein Mysterium, verfügte er doch über keinerlei Superkräfte, tauchte unvermittelt auf und ballerte wie ein Irrer um sich. Auch wurde er von anderen Superhelden nicht sonderlich geschätzt und so fragte ich, mich was das für’n Typ sein sollte. In dieser Endachtziger Verfilmung aus dem B- Filmbereich darf man sich nun ein genaueres Bild von ihm machen und dieses besteht vorrangig aus einem Material, mit dem man Menschen in einen anderen Bewusstseinzustand versetzen kann. Der Zustand heißt Tod und das Material Blei.
Die Patronenhülsen türmen sich so hoch, dass der Punisher schon kniehoch drin steht und trotzdem weiterfeuert, um das ganze, verdammte Gesindel aus dem Weg zu räumen. Dies soll wohl den Comiccharakter unterstützen, wirkt in seiner Unausgewogenheit manchmal jedoch schon unfreiwillig komisch. Die überzeichnete Gewalt trifft weder in ihrer Härte, noch in ihrer Komik. Die düstere Stimmung, die man versucht zu generieren, entfaltet ihre Wirkung nur unzureichend.
Ein Konglomerat des Selbstjustizfilmes der 80er. Ein Anspruch, dem der Film nicht gerecht wird, obwohl sich die Macher redlich darum mühen. Nebenbei versucht man sogar die Angst vor der japanischen Übernahme zu thematisieren, welche in diesem Jahrzehnt allgegenwärtig war und innerhalb der Reaganomics nur mit einer Konklusion versehen werden durfte.
Mäht sie um!
THE PUNISHER (THE PUNISHER) / 22.03.2004 / VHS
Gleich am nächsten Tag noch mal geschaut, weil ich gerade Lust hatte viele Menschen sterben zu sehen, ohne dass es mich belastet.
AVENGING ANGELO (AVENGING ANGELO) / 23.03.2004 / DVD
Einer dieser typischen Filme heutigen Zuschnitts, bei denen man immer nur die Absicht in winzig kleinen Startlöchern zu Erahnen mag, ohne, dass diese sich tatsächlich mal heraustrauen würde oder sogar eher könnte.
Nach DRIVEN hatte ich mir gesagt meinen Sympathiebonus für Stallone endgültig zu den Akten zu legen. Nach D- TOX- IM AUGE DER ANGST verfluchte ich mich, es immer noch nicht getan zu haben. So ist der einst erfolgreichste und bestbezahlte Schauspieler der Welt ebenso in den Niederungen der Video- Direktpremieren verschwunden, wie einst Chuck Norris, van Damme und wie sie da alle heißen.
Der Film ist eine lahme, kleine Gangsterkomödie, die versucht von ihren Hauptdarstellern zu leben, die allerdings nicht sonderlich viel drauf haben. Der Witz wirkt bemüht, manchmal schon allzu antiquiert und schließlich scheint das Ganze nicht mehr, als ein TV- Film im
SAT 1- Abendprogramm. Auch hier wird eine Legende verheizt, in dem man den während der Dreharbeiten verstorbenen Anthony Quinn in den Film hineinmontiert, um den Glanz eines alten Hollywood heraufzubeschwören und letztenendes nur in ausrangierter Zweitverwertung rumzustochern.
DAS DRECKIGE DUTZEND III - DIE TÖDLICHE MISSION (THE DIRTY DOZEN III - THE DEADLY MISSION) / 24.03.2004 / VHS
A propos Zweitverwertung: Hier haben wir bereits die Drittverwertung eines Originals, zu dem ich mir jeden weiteren Kommentar erspare, da ich es mir aus komplettistischen Gründen angesehen habe und dazu starke Nerven, sowie viel Zeit benötigt habe.
WAS GESCHAH WIRKLICH MIT BABY JANE? (WHATEVER HAPPENED TO BABY JANE?) / 06.04.2004 / VHS
Aldrichs Psychogramm zweier gescheiterter Hollywoodexistenzen ist für damalige Verhältnisse von bestechender Eindringlichkeit, sowie erstaunlicher Genauigkeit in seiner Darstellung eines Zerfallsprozesses, der durch, in ihrem Erscheinen zwingend gewordenen, Desintegrationen ausgelöst, zu einer Paraderolle für die Davis und die Crawford werden sollte, jedoch heutzutage an seiner filmischen, psychologischen, sowie strukturierten Hülle krankt.
Dem Dualismus als solchem natürlich nicht abgeneigt, erfüllt er seinen Zweck hier nur bedingt und lässt mich leider in Vorahnungen schwelgen, die sich bald als Gewissheit herauskristallisieren. Ein Film, an dem für mich der Zahn der Zeit genagt hat und bei dem eine Zweitsichtung unausweichlich scheint.
CALIFORNIA SPLIT (CALIFORNIA SPLIT) / 06.04.2004 / VHS
Ein bis zum letzten Augenblick geniales Spielerdrama, das vorzugsweise von Altmans „sensationeller Unspektakularität“ lebt, sowie natürlich den beiden genialen Hauptdarstellern. Elliot Gould ist seit jeher einer meiner ganz großen Favoriten, wenn es darum geht deutlich zu machen, wie sehr wir versuchen mit zynischem Witz der Welt den Arsch in ihr Antlitz zu strecken, um sie dann an dem Teil haben zu lassen, was sie selbst permanent auf uns absondert.
Die Sucht und die gleichzeitige Verlorenheit nach und innerhalb des Spiels wird vor allem mit dem Ende deutlich, dass mich genauso unbefriedigt im Sessel zurücklässt, wie ein vorzeitiger Samenerguss und mich damit genauso ernüchtert, wie George Segal, der nach der Pokerpartie und dem Gewinn seines Lebens nur fahrig und müde bemerkt: „Ich will nach Hause.“.
DER GLÜCKSPILZ (THE FORTUNE COOKIE) / 07.04.2004 / VHS
Meisterliche Komödie, die mir deutlich macht, das es sehr wohl möglich ist eine Komödie zu drehen, die vor Humor nur so trieft, welcher genau berechnet in ein komplexes Geflecht eingefügt wird und dabei eine künstlerische Mehrdimensionalität erreicht, die deutlich macht, warum Billy Wilder einer der großen Regisseure des „Film Noir“ gewesen ist. Allein schon die Kapitelunterteilungen sind hochamüsant. Man kann sich richtig vorstellen, wie banal und lächerlich eine Neuverfilmung dieses Werkes wäre.
BELLY OF THE BEAST - IN DER MITTE EINER BÖSEN MACHT (BELLY OF THE BEAST) / 07.04.2004 / DVD
Siu- Tung Ching darf inzwischen auch Fettklops Steven Seagal inszenieren. Das kann man nur als Karrieretief bezeichnen, aber was soll’s. Hauptsache die Kugeln fliegen. Muahahaha!
BLOOD CRIME - COP UNTER VERDACHT (BLOOD CRIME) / 07.04.2004 / DVD
Unterhaltsamer TV- Film mit einigen Härten und einem bösen James Cann. Och joh.
DIE LETZTEN BEISSEN DIE HUNDE (THUNDERBOLT AND LIGHTFOOT) / 07.04.2004 / DVD
Ciminos Regiedebüt ist von anrührender Schönheit und bewegender Emotionalität. Eine Weiterentwicklung des Road Movie, welches mit EASY RIDER als melancholischer Abgesang auf eine Ära begann und mit FLUCHTPUNKT SAN FRANCISCO zu desillusionierenden Höhen emporschwang. Nochmals weitergedacht ist DIE LETZTEN BEISSEN DIE HUNDE. Es gibt keine Rebellion mehr, sofern es diese jemals gab. Die Umherirrenden sind verlorene Gestalten, die die Freiheit nie wirklich finden können, da sie nicht existiert. Die Vereinleibung alles Revolutionären ist es, das die früheren Träumer einer Generation zu Witzblattfiguren oder einfach nur alten Männern degradiert hat.
Die alte Hoffnung durch den großen Coup, sei es Genrekonventionen folgend oder dem „amerikanischen Traum“, an das „große Geld“ zu kommen, letztendlich nur Sinnbild für die Erlösung von unseren Träumen, wird auch hier eingestreut und in all ihrer Dysfunktionalität ad absurdum geführt. Nicht zuletzt wieder durch den Menschen als Individuum.
In wunderschönen Landschaftsaufnahmen präsentiert uns Cimino das Amerika eines Einwanderers in dessen Größe und Pracht die Träume ein zu Hause haben und gleichzeitig verloren gehen. Ein Film der es in meiner Achtung nach vielen Jahren nach oben geschafft hatte, da ich jetzt erst reif für ihn bin und ihn damals noch als Eastwood- Vehikel sah. Für diesen Faux pas könnte ich mich selbst ohrfeigen.
AVENGING ANGELO (AVENGING ANGELO) / 10.04.2004 / VHS
Erneute Sichtung mit dem Großvater über die Osterfeiertage.
FRÖHLICHE OSTERN (JOYEUSES PÂQUES) / 10.04.2004 / TV
Scheiß drauf, was andere von Rainer Brandt und Bébel halten. In dieser Kombination und Dank Lautner fahren sie zur Höchstleistung auf, wenn es um Altherren- Nonchalance und Lolitaeffekt geht. Sophie Marceau in jungen Jahren war schon niedlich und das sie uns hier völlig unverkrampft ihre Titten zeigt, die überdies recht ansehnlich sind, sorgt für locker- französische „Joy de vivre“- Unterhaltung.
BELLY OF THE BEAST - IN DER MITT EINER BÖSEN MACHT (BELLY OF THE BEAST) / 11.04.2004 / VHS
Sichtung mit dem Großvater über die Osterfeiertage.
MEUTEREI AUF DER BOUNTY (MUTINY ON THE BOUNTY) / 12.04.2004 / TV
Mehr auf die Pracht seiner Farben und Stars aufgebaute Meuterei, die den Biss des Originals vermissen lässt und eher plätschernde und gepflegte Inselromantik präsentiert, als den tatsächlich harten Ablauf auf den Schiffen der Marine seiner Majestät. Marlon Brando ist natürlich herrlich in all seiner Arroganz und snobistischen Larmoyanz, bei der es schwer fällt von Figur und Mensch dahinter zu trennen. Genau das Richtige für einen Sonntagnachmittag, wenn man mit Hörsturz aus dem Juice Club kommt.
END OF DAYS - NACHT OHNE MORGEN (END OF DAYS) / 12.04.2004 / TV
Ein erschütternder Beleg dafür, wie schnell Mainstreamproduktionen, die noch vor ein paar Jahren Maßstäbe setzten oder dem Geschmack des Publikums entsprachen, überholt und lächerlich wirken. Auf bescheiden Trashniveau bietet der Film gute Unterhaltung und ermuntert einen über das zu Lachen, was andere toll finden. Danke Peter Hyamns, Du bist und bleibst einer DER Hollywoodroutiniers, die mir mit DIE SPUR DER GEWALT immerhin einen meiner Lieblingsfilme beschert haben.
MEPHISTO (MEPHISTO) / 18.04.2004 / VHS
István Szabó hält sich, trotz einiger markanter Veränderungen, dicht an Klaus Manns Original bezüglich eines Artifizialismus, der das hölzerne Spiel zur Herausforderung an den Schauspieler erhebt, welche gemeistert werden muss, um die absolute Stereotypie eines jeden Menschen innerhalb eines totalitären Systems klar herauszuarbeiten. Statisch und verloren in diesem Kosmos ist nicht nur Hendrik Höfgen, sondern ein jeder. Doch Höfgen hat durch seine Rollen als Schauspieler die Möglichkeit in jeden und alles einzudringen. Dies führt auch zu seiner Zerstreuung, die es ihm nicht mehr möglich macht zu erkennen wer er ist. Und so flüchtet er sich immer wieder in den einen Satz, der ihn für alles entschuldigen soll und der alles erklären soll: „Ich bin doch nur Schauspieler.“
Brandauer wird hektisch durch sämtliche Lebensstationen des Hendrik Höfgen durchgetrieben, die Inszenierung gönnt ihm kaum Pausen. Er muss es allen recht machen, um den Erfolg von allen zu erhalten, doch er wird sich damit nur immer mehr verstricken. Angewidert und gleichzeitig fasziniert renne ich ihm hinterher, zerstreue mich genauso, weiß auch nicht mehr was richtig und was falsch ist, sympathisiere mit meinem Feind, kollaboriere mit den Verächtern der Menschlichkeit, nur um die Geilheit des Erfolges auszukosten.
Nach Betrachtung des Filmes verreiste ich mit Albert Hofmann und durch die Möglichkeit der Distanzierung vom Ego und gleichzeitiger Betrachtung der Facetten aller Selbsterlebten Erfahrungen fragte ich mich, ähnlich wie Höfgen eingekreist im Licht der Scheinwerfer: „Was wollt ihr von mir?“.
Zurzeit wohl mein beeindruckendstes Filmerlebnis.
DER BULLDOZER (A FORCE OF ONE) / 20.04.2004 / VHS
Behäbig entwickelter Kampfsportkrimi, der Chuck Norris mit omnipräsenter Rotzbremse zeigt und mich mit herrlich, dreckigen Synthiesounds im Showdown zu begeistern weiß.
DIE HYÄNEN - EINER MUSS SIE JAGEN (SAVAGE DAWN) / 21.04.2004 / VHS
Die apokalyptische Endzeitstimmung des Filmes ist auch schon sein Faszinosum, ansonsten könnte man ihn auch als Musterbeispiel für inszenatorischen Dilettantismus sehen. Eine unglaubliche Riege an B- und C- Filmdarstellern verheizend, bekommt man hier etwas vorgesetzt, was man auch mit dem Neologismus Anti- Film bezeichnen könnte. Allein dies macht ihn schon sehenswert und sorgt dafür, dass die inzwischen 23ste Sichtung des Filmes immer noch ihre Höhepunkte beinhaltet.
Stryker, gespielt von Lance Henriksen, ist des Kämpfens müde, doch er muss noch einmal in die Schlacht ziehen, um die Motorradbande „zur Strecke zu bringen“, die ein ausgestorbenes Goldgräberkaff terrorisiert. Dazu gesellen sich Ikonen wie Karen Black, George Kennedy, Richard Lynch oder William Forsythe. Unglaublich, dass der mal in den Kinos lief und Regisseur Nuchtern durfte schon an dem berühmt- berüchtigten SNUFF mitwerkeln. Ein explosives Gemisch mit „verstörendem“ Ende.
KALTER HAUCH (THE MECHANIC) / 24.04.2004 / VHS
Eine der besten Bronson/ Winner Arbeiten, wie die Titel schon sagen, kalt, mechanisch, tot. Leider verfolgt Winner die kompromisslose Linie der ersten Hälfte nicht so konsequent weiter und so verfällt das Ganze dann doch recht schnell in konventionelle Bahnen.
RIFIFI AM KARFREITAG (THE LONG GOOD FRIDAY) / 26.04.04 / VHS
RIFIF AM KARFREITAG gilt als einer der besten und bedeutendsten Filme des modernen, britischen Gangsterkinos, doch für mich war es doch immer mehr ein Film, der grandiose Momente bietet, allen voran in der beispiellosen Schlusssequenz, die ich so noch in keinem anderen Film gesehen habe. Hoskins spielt genial den aus der Gosse sich empor gearbeiteten Gangsterboss, der zwischen cholerischen Ausbrüchen und gezwungener Kultiviertheit wechselt, Helen Mirren ist seine Gespielin, die weitaus mehr ist, als nur schmückendes Beiwerk. Eddie Constantin reüssiert noch einmal als der große Amerikaner.
Es gelingt Mackenzie fernab von stilisiertem Gangstermanierismen à la Quentin Tarrantino- Scheißdreck ein schon nicht mehr als naturalistisch, sondern realistisch zu bezeichnendes Panoptikum britischer Gepflogenheiten zu entwickeln, sei es innerhalb der Politik, der Polizei oder der Londoner Geschäftswelt. Das Ganze ist schon von geradezu trockener Authentizität, der noch mit einer politischen Intrige angereichert wird und genau hier die dramaturgische Kurve nicht bekommt. Doch das wird wieder schnell egal, wenn man Hoskins im Schlussbild sieht, und anschließend mit einer dramatischen „Krimimusik“ aus Handlung und Kinosaal heraus getrieben wird.
"Der Unterschied zwischen dem Kino damals und heute ist, dass man heute die Kackwurst zeigt."
#60
Geschrieben 28. April 2004, 13:22
Roddy Piper in einem Warriors/ Klapperschlange Rip- off der besonders belanglosen Art. Wird er es schaffen rechtzeitig durch das feindliche Gangland zu kommen, um seine Geliebte aus den Händen der Verbrecher zu befreien? Interessiert uns eigentlich überhaupt nicht, aber die meditative Ruhe, die der Film aufgrund seiner Belanglosigkeit ausstrahlt, hat einen interessant sedierenden Effekt.
STOPPT DIE TODESFAHRT DER U-BAHN 1-2-3 (THE TAKING OF PELHAM 1-2-3) / 27.04.2004 / VHS
Hochspannungsthriller, der das Zeug zum Klassiker hat. Die Besetzungsliste, der rotzig, polternde Jazzscore, der zynische Humor eines abgestumpften New Yorks. Wunderbar .
BRUTALE STADT (CITTÀ VIOLENTA) / 27.04.2004 / VHS
Aus diesem Film hätte etwas Großes, vielleicht sogar Episches werden können. Morricones Musik ist angelegt auf einen Gangsterfilm mit Klasse und Atmosphäre, doch die kreiert Solima allzu lustlos bzw. partiell, um wirklich dramaturgische Geschlossenheit zu erreichen.
Die Geschichte um einen Killer, der einer verführerischen Frau hörig ist und eben diese Frau, die bei all der Gier nach Macht doch Liebe für diesen Verlorenen empfindet, ist schon nahezu schön. Auch Telly Savalas' Charakter, der schmierige Gangsterboss, hätte noch wesentlich mehr Raum erhalten können, doch hier werden wohl mehr kommerzielle Erwägungen eine Rolle gespielt haben, denn die Künstlerischen und so dann doch nur ein sogenannter, wenn auch unterhaltsamer, Gangsterflick.
"Der Unterschied zwischen dem Kino damals und heute ist, dass man heute die Kackwurst zeigt."
Besucher die dieses Thema lesen: 11
Mitglieder: 0, Gäste: 11, unsichtbare Mitglieder: 0