The Diarrhoea Diary
#181
Geschrieben 06. September 2004, 22:50
Frankreich 1970 Regie: Pierre Chevalier
Trotz des deutschen Titels ist Dr. Orloff hier bereits Professor. Worüber er habilitiert hat, wird leider nicht erwähnt, vielleicht über das Sexualverhalten und den Blutdurst des gemeinen Unsichtbaren. Kann man überhaupt habilitieren, wenn einen sämtliche Kollegen immer nur auslachen? Howard Vernon kann das. Sein Unsichtbarer ist auch nicht nur ein Unsichtbarer, sondern, wie sich herausstellt als unser junger Held nebst nackerter Herzdame eine Tüte Mehl auf ihn wirft, auch noch ein zotteliges Monster in der Gorillatradition. Er gerät jedoch, wie es beinah zu befürchten war, außer Kontrolle und tötet und fickt nicht nur die vom Meister ausgewählten Personen, sondern alles, was ihm gerade vors unsichtbare Zottelfell kommt. Nebenbei legt er auch noch Qualm im schicken Schloß. Hoffentlich war der Professor gut versichert.
#182
Geschrieben 06. September 2004, 22:52
Deutschland / Tschechien / USA 2000 Regie: Sebastian Niemann
Puh, gibt es wirklich so wenig Möglichkeiten, Charakteren Tiefe zu geben, daß ständig irgendwelche Familientragödien herbeizitiert werden müssen? Ich kann diese Flashbacks nicht mehr sehen. Obwohl es hier fast schon Parodiencharakter bekommt, da mit einem fröhlichen Song der CARPENTERS unterlegt. Aber ich denke, sie haben’s ernst gemeint. Schon im Prolog merkte man allerdings auch, daß hier jemand noch gehörig üben muß, was Montage und Musikeinsatz betrifft. Und so wie der Anfang unbeholfen se7en kopieren wollte, ging es genauso unbeholfen mit The Shining weiter, um im Finale dann schließlich auf Poltergeist umzuschwenken. Zwischendurch gab es ein paar nette Ideen, und auch Amanda Plummers Performance war ganz anständig, wohingegen die von Sean Pertwee ein ziemlicher Griff ins Klo war. Tja, statt den interessanten Ansatz auszubauen, hat man sich dann doch lieber im Klischee gesuhlt und das Ende hat mir wahrscheinlich auch nur deswegen Spaß gemacht, weil mich die Sumpfleichen irgendwie an Fulci erinnert haben.
#183
Geschrieben 11. September 2004, 15:04
USA 1958 Regie: Bert I. Gordon
Der ehemalige Marionettenspieler Frantz hat nach dem Prinzip eines Dia-Projektors eine Maschine gebaut, mit der er Menshen auf Puppengröße schrumpfen kann, damit er nicht immer so allein ist. Die finden das allerdings nicht so gut, allen voran John Agar, dem spätestens seit dem glorreichen The Brain from Planet Arous ein Platz im B-Movie-Himmel sicher war. Beinahe surrealen Charakter bekommt der Film, als der geschrumpfte Agar wutentbrannt eine Dr. Jekyll/Mr. Hyde-Marionette zerpflückt. Ansonsten ein üblich kurzweiliges B. I. G.-Spektakel mit größtenteils gut gelungenen Tricks und etwas Selbstreflexion – oder als Ironie getarnte Selbstverliebtheit, als das bald geschrumpft werdende Paar vorher noch ins Autokino fährt, um einen anderen Bert I. Gordon-Film zu sehen, The Amazing Colossal Man.
#184
Geschrieben 11. September 2004, 15:09
GB 1979 Regie: Alan Clarke
„Gonna be a borstal breakout” sangen SHAM 69 etwa zur gleichen Zeit, doch in diesem Borstal ist nicht viel mit Breakout. Der junge Ray Winstone spielt Carlin, einen von drei Frischlingen in der härtesten Jugendbesserungsanstalt von London, und er wird freilich erst mal nicht nur von den Wärtern, sondern auch von den Mitgefangenen (u.a. der Hackfresse Phil Daniels aus Quadrophenia) ordentlich verprügelt. Mit Hilfe seines cleveren Durchblickens der vorhandenen Hierarchien und eigener gezielter Gewaltausbrüche schafft er es jedoch bald, selbst der „Big Daddy“ aller Zellenblocks zu werden, um schließlich einen Aufstand anzuzetteln, nachdem sich erneut ein Mitgefangener nach einer Vergewaltigung die Pulsadern aufgeschnitten hatte, was von der Gefängnisleitung als „bedauernswerter Unfall“ betitelt wurde. Der Anfang des Aufstands hat mich schon sehr an meinen Lieblings-James Cagney-Film White Heat erinnert, das Ende desselben ist ungemein bitterer: Der Aufruhr ist im vollen Gange im Speisesaal, die Wärter bringen sich in Sicherheit, dann Schnitt: Der leere Einzelzellentrakt, Schritte nähern sich, die Anführer des Aufstands, darunter auch der obligatorische Intellektuelle, der als einziger ein wenig „comic relief“ in die triste Umgebung brachte, werden mit zu blutigem Klump zerschlagenen Gesichtern in die Einzelzellen geworfen. Es bleibt alles so, wie gehabt.
Dramaturgisch und visuell nicht wirklich eine Revolution des Knastfilms, aber durch Zeit und Ort bedingt eine weitere durchaus beeindruckende Perspektive auf das Genre, bzw. die Rückständigkeit des Strafvollzugs, mit kompromißloser Härte vorgetragen. Nicht überraschend, daß der Film bei seiner Uraufführung zu einem Skandal und einem zeitweiligen Verbot führte, der aber (wie bei der 1977 entstandenen TV-Version) weniger darin bestand, daß der Film in dieser expliziten Form produziert wurde, sondern daß er die Zustände in Britischen Borstals tatsächlich wirklichkeitsnah abbildete. Ob der Film mit dazu beigetragen hat, daß die „Borstals“ Mitte der 80er abgeschafft wurden, kann man allerdings nicht beweisen, nur vermuten.
#185
Geschrieben 12. September 2004, 17:26
USA 2002 Regie: Mark Romanek
Alles voller Spoiler!
Die Untergrabung der Erwartungshaltung der Zuschauer scheint ja so was wie ein neuer Trend zu sein (siehe Signs) um x-mal wiedergekaute Storylines nicht wiederholen zu müssen. Man braucht sich dann aber freilich nicht zu wundern, wenn sich einige Zuschauer danach verarscht fühlen. Das Interessanteste an diesem ansonsten eher mittelmäßig dahinplätschernden Thriller waren die Sachen, die die Hauptfigur im Fernsehen guckt, die als Foreshadowing auf den weiteren Verlauf der Handlung interpretiert werden können: Zuerst guckt er die Simpsons-Episode, die Cape Fear parodiert, wo ja auch ein Außenstehender eine amerikanische Bilderbuchfamilie terrorisiert, und später The Day the Earth stood still, in dem auch nur eine Warnung ausgesprochen wird, den Menschen selbst aber kein Schaden zugefügt wird.
#186
Geschrieben 17. September 2004, 23:25
GB 2004 Regie: Edgar Wright
Komödien mit englischen Proleten guck ich mir ja auch gerne an, wenn keine Zombies mitspielen. Auch wenn ich nicht jeden britischen In-Joke verstanden habe, hat das ganze doch viel Spaß gemacht, und Verweise auf frühere Zombiefilme gibt’s natürlich auch nicht zu knapp. Nur hätte die Buzzcocks-Coverversion nicht erst im Abspann, sondern irgendwann im Film verwendet werden sollen.
#187
Geschrieben 17. September 2004, 23:27
USA 2004 Regie: M. Night Shyamalan
Es scheint so, als ob mit Shyamalan tatsächlich noch mal ein verläßlicher Genre-Regisseur die Bühne betreten hätte. Auch dieser Film ist eine durchaus originelle Verflechtung bekannter Genre-Motive und verfügt über zwei bis drei echte Gänsehautmomente. Ich könnte zwar auch ohne den zuweilen aufkommenden Hang zur Sentimentalität auskommen, aber hier spielen immerhin keine Kinder tragende Rollen. Bleibt zu hoffen, daß der Mann seiner Arbeitsweise und dem Genre treu bleibt, denn dann gibt es bestimmt noch ein paar Filme, auf die ich mich freuen kann, die zwar nicht das Genre neu erfinden, aber doch wohltuend aus all den durchschnittlichen aktuellen Produktionen herausragen.
Ich sollte übrigens öfter direkt nach der Arbeit ins Kino gehen: Außer mir nur drei andere Zuschauer, ein ca. 60jähriger in der letzten Reihe und zwei Studenten auf dem Balkon. Hätte ich mich nicht umgedreht, und hätten die Studenten nicht während des Vorspanns schwatzen müssen, hätte ich mich ganz allein im Kinosaal gewähnt – wie weiland bei einer sympathischen Wiederaufführung von Dracula jagt Mini-Mädchen, wo ich tatsächlich der Einzige war. Das Problem ist dann immer nur, man kann sich nicht so recht entscheiden, wo man sich hinsetzen soll.
#188
Geschrieben 17. September 2004, 23:30
Italien 1981 Regie: Ovidio G. Assonitis
Nicht so irre wie der immens abendfüllende Chi sei? oder der von Assonitis produzierte The Visitor , sondern ein eher konventioneller Slasher, der aber dank des bizarren Finales und der unterhaltsamen Psychopathendarstellung doch über dem Durchschnitt bleibt. Sehr schicker Vorspann auch.
#189
Geschrieben 17. September 2004, 23:32
USA 1995 Regie: Brett Leonard
Jesses, was für ein Käse. Russell Crowe albert herum als virtueller Killer in bunten Anzügen. (Programmgröße: 50 Megabyte – puh, ist 1995 tatsächlich schon so lange her?) Denzel Washington kann ihn natürlich stoppen, das verquarkte Drehbuch und den Film aber auch nicht retten. Empfohlen von der TV Movie, „Europas härtester Filmredaktion“. Das heißt wohl hart im nehmen, vermute ich.
#190
Geschrieben 19. September 2004, 03:42
Japan 1986 Regie: Yasuaki Uegaki
Man muß die Japaner um ihre Arbeitsmoral schon beneiden. Selbst bei einem Film wie diesem, wo es hauptsächlich darum geht, möglichst viele Brüste zu zeigen und Fesselspielchen zu inszenieren, wird sowohl der Beleuchtung als auch der Kameraführung große Sorgfalt zuteil. Und wenn man zum Schluß ins Sozialkritische abschwenkt, mag das der ein oder andere Moralapostel verlogen finden, aber wenn man von vorneherein verlogen sein wollte, hätte man am Ende den Kameramann nicht in einen Hubschrauber stecken müssen, um mit einem wunderbaren – wenn auch etwas verwackelten – tracking shot von der konsternierten Heldin, die zu einem kleinen Punkt im Moloch Tokio wird, abzuschließen.
#191
Geschrieben 19. September 2004, 03:45
USA 1945 Regie: Edgar G. Ulmer
Das gängige Film Noir Motiv des unschuldigen Protagonisten, der von einer Scheiße in die nächste schlittert, wird hier extrem wie selten auf die Spitze getrieben. Dabei wollte der Barpianist aus New York nur seine Freundin in Los Angeles besuchen, aber er steigt dummerweise beim Trampen in das falsche Auto. Die wirklich zahlreichen Voice-Overs sind vielleicht etwas übertrieben, nerven aber durch ihren netten Nihilismus nicht. Der einzige PRC-Film, der mittlerweile einen renommierten Status besitzt, ist allein schon wegen der Tour de force-Performance von Ann Savage unbedingt sehenswert. Ihr Ableben hat es aber auch in sich. Neben The Black Cat wohl die berühmteste Kiste Ulmers, aber ich möchte hier mal vehement auf den wunderbaren The Man from Planet X hinweisen.
#192
Geschrieben 21. September 2004, 21:10
GB 1979 Regie: Shaun O’Riordan / David Foster
Ab der zweiten Staffel wurde das zunächst angestrebte Kinderzielpublikum erfolgreich mit dem Badewasser ausgeschüttet. Auch hier beginnt es mit einer schön „eerie“ (irgendwie gibt’s kein vergleichbares deutsches Wort dafür) aufgebauten Geistergeschichte, steigert sich dann aber mit ein paar SF-Sprenklern zu immer größerem Horror. Na klar, denken sich unsere Geisterdetektive, die hier von einem Hobby-Parapsychologen mehr behindert als unterstützt werden, hier spukts, weil den Geistern in der Vergangenheit irgendein Unrecht widerfahren ist, das ans Licht muß, doch da ist noch etwas anders, finsteres, unbeschreibliches, das den immer zahlreicher werdenden Wiedergängern Versprechugnen ganz anderer Natur macht...
Auch hier wurde wieder mit einer einfallsreichen Story und einfachen, aber wirkungsvollen technischen Mittel nicht zu knapp Spannung und Atmosphäre erzeugt. Braucht diese Staffel – die aus 8 Episoden besteht – auch ein bißchen länger, bis sie einen vollkommen packt, gefiel sie mir auch aufgrund des erwachseneren Vorgehens noch besser als die Erste. Das Lied, das einer der toten Soldaten pfeift, wird mir wohl so bald nicht mehr aus dem Kopf gehen...
#193
Geschrieben 03. Oktober 2004, 16:58
USA 1992 Regie: Woody Allen
Allen stellt sich mit der Musikuntermalung selbst ein Bein, denn durch den heiteren Unterton führen die ansonsten durchaus eindrucksvollen nebligen Bildkompositionen ins Nichts. Eine derartige Hommage muß auch als Parodie ihren Stil ernst nehmen, um zu funktionieren, wie es etwa in Dance of the Vampires oder Young Frankenstein gelungen ist. Und auch die bekannten Gesichter in den Nebenrollen können über die geringe Gagdichte nicht hinwegtäuschen. Schade eigentlich.
#194
Geschrieben 03. Oktober 2004, 17:00
USA/Italien/Japan 1988 Regie: Frederico Prosperi
Filme wie diesen hätte bzw. habe ich zum Zeitpunkt ihres Erscheinens Scheiße gefunden. Woran liegt es, daß dergleichen mir mittlerweile kurzweilige Freude bereiten kann? Da kommen wohl mehrere Faktoren zusammen: Einerseits wird durch den zeitlichen Abstand zum Produktionsjahr eine Trash-Rezeption ermöglicht: War schon ein reiches Jahrzehnt, was Frisuren, Klamotten und „coole“ Sprüche betrifft. Andererseits scheint diese Mixtur aus naivem Plot und längerem Verweilen der Kamera auf Ekeleffekten mittlerweile auch aus dem Horrorkino verdrängt worden zu sein, so daß das ganze sogar schon fast etwas nostalgisches bekommt. Scheiße ist es freilich immer noch, aber immens unterhaltsame Scheiße. Hat übrigens nix mit dem merkwürdig konzipierten The Curse (Wil Wheaton als Hauptdarsteller einer Lovecraft-Verfilmung? Sonst geht’s euch aber gut?) zu tun, dessen Fortsetzung er zu sein vorgibt.
#195
Geschrieben 03. Oktober 2004, 18:33
Japan 1999 Regie: Kiyoshi Kurosawa
Kurosawa-Regular Koji Yakusho spielt hier wie in Cure einen Polizisten, der keine sichtbare Freude an seinem Job und dem Leben überhaupt hat. Wenn auch kein Horrorfilm, ist des Regisseurs lakonisch-pessimistischer Blick auf eine mögliche Apokalypse wie schon bei Kaïro der eigentliche Handlungsmotor auch dieses Films, der ansonsten eher ein visuell äußerst beeindruckendes Drama über eigenwillige Charaktere, die sich in ihr Weltbild verrannt haben, zu sein scheint. Daß die Parabel über den einzelnen Baum und den Wald, den er möglicherweise vergiftet, nur allzu deutlich die menschliche Gesellschaft wiederspiegelt, ist allerdings nur vordergründig plakativ, denn die Antwort die der Film auf die zentrale Frage „Was ist wichtiger, der Einzelne oder die Gesellschaft?“ gibt, lautet: Scheißegal.
#196
Geschrieben 04. Oktober 2004, 20:00
Italien 1974 Regie: Umberto Lenzi
Besitzt leider nicht die visuelle Raffinesse etwa der Giallos die ollen Sergio Martino zu der Zeit gemacht hat, und ist auch etwas zahm was den Sex und Gewalt-Anteil betrifft. Dafür gibt’s aber immer noch einen großartigen Morricone-Score und einige sehr gelungene Aufnahmen u.a. von finster im Wald baumelnden Schaufensterpuppen. Eine Traumsequenz wäre noch fein gewesen, ist aber auch so immer noch billiger als ein Mittelmeerurlaub und keinesfalls Zeitverschwendung.
#197
Geschrieben 04. Oktober 2004, 20:04
USA 2001 Regie: Steve Beck
Wie schon beim fürchterlich in die Binsen gegangenem The Haunting-Remake hat man sich auch bei diesem Remake - nach House on Haunted Hill diesmal eines eher schwächerem Willam Castle-Films - hauptsächlich auf das Set Design verlassen, vielleicht, weil man ahnte, daß die handwerklichen Fähigkeiten zum erzeugen einer unheimlichen Atmosphäre – die man ja von einem Geisterhausfilm doch irgendwie erwarten könnte – eh nicht ausgereicht hätten. So gibt es hier dann jede Menge lautes Gehampel, statt Charakteren Karikaturen und nicht enden wollende Einstellungen des ach so tollen Hauses bzw. der Maschine in seinem Inneren. Die Geister sehen zum größten Teil auch eher albern als furchterregend aus und man kann noch nicht mal was erkennen, wenn Shannon Elizabeth die Klamotten vom Leib gerissen bekommt. Es ist schon viel weniger Geld wesentlich unterhaltsamer sinnlos verpulvert worden.
#198
Geschrieben 05. Oktober 2004, 21:26
GB 1963 Regie: John Krish
Was zunächst beginnt wie ein fehlendes Glied zwischen den Quatermass-Filmen und The Avengers (schließlich war Albert Fennell Produzent und Patrick „Mutter“ Newell spielt auch mit) gerät im Mittelteil leider etwas zu dialoglastig und die Liebesgeschichte ist für einen 74-Minuten-Film auch etwas zu ausgeprägt. Aber was solls, ich mag dieses britisch-unterkühlte-SF-Zeug: Die Spannungsszenen sind klasse inszeniert (daß bloß keiner auf die Idee kommt, die Kamera gerade zu rücken!), das Ende der Paranoia-Ära angemessen und die Darsteller sind auch alle top-notch, u.a. spielt die mit den großen Augen aus Upstairs, Downstairs mit.
#199
Geschrieben 07. Oktober 2004, 22:34
Italien 1979 Regie: Andrea Bianchi
Ich würde gerne wissen, wer die Idee hatte, während der Szenen, bei der der bessessene Teenager mit seinen Stofftieren masturbierte, zu ihrem Stöhnen auch noch ein männliches Stöhnen dazuzumischen. Sollte möglicherweise die böse Verwandte sein, deren Geist in die unschuldige Deern eingefahren war. Möglicherweise wars aber auch der Teddybär oder Papa Schlumpf, könnte man jedenfalls meinen.
#200
Geschrieben 11. Oktober 2004, 00:03
Japan 2003 Regie: Toshiaki Toyoda
Rrrrrrums, und wieder ein Kracher. Daß die Japaner das, was man gemeinhin „Tragikomödie“ nennt, so gut beherrschen, hängt, vermute ich mal, auch mit ihrer wesentlich positiveren Einstellung dem Tod gegenüber zusammen. Die Gabe einiger ihrer Regisseure, wirklich wundervolle Bilder zu schaffen, dürfte aber freilich auch eine Rolle spielen. Der Film fängt schon großartig an: Eine langsame Kamerafahrt über Tokio, dazu Sonic Youthsche Schrammelgitarren, die plötzlich innehalten und die Tonart wechseln, und da verschwinden plötzlich die größten und prächtigsten Gebäude von der Skyline, bis von der Metropole nur noch ein einziger Turm überbleibt. Was folgt, ist nur vordergründig eine Gefängnisausbrucsgeschichte, vielmehr lernt man neun Charaktere kennen, die sowohl Unterschiede als auch Gemeinsamkeiten haben und nach einigen wirklich witzigen Szenen würdevoller sterben können, als es im Gefängnis möglich gewesen wäre. Huch, das war jetzt wohl ein Spoiler, aber bei der Stimmung und dem Thema des Films wohl keine große Überraschung. Toller Film mit einem wunderbaren gitarrenlastigen Score. Als das Anfangsthema beim blutroten Finale wiederkehrte, habe ich beim Tonartwechsel eine Gänsehaut bekommen wie schon lange nicht mehr.
#201
Geschrieben 11. Oktober 2004, 19:09
Kanada/Frankriech/Großbritannien 2002 Regie: David Cronenberg
Mein 200. Filmtagebucheintrag, ist der erste, den ich in einem fahrenden Zug geschrieben habe. Paßt insofern, als daß dieser Film auch auf einem Bahnhof anfängt. Nun ja, was hat der neueste Cronenberg zu bieten? Hervorragende Darsteller in teilweise beeindruckenden Bildkompositionen. Aber trotzdem ließ mich der Film ziemlich kalt und da bekommt man ja fast schon ein schlechtes Gewissen, weil es ja implizieren könnte, das Schicksal von Leuten wie Spider wäre einem auch egal. Mir fehlte irgendwie noch ein letzter Kniff neben dem letzten Kniff. Aber durchaus ein Film, den ich mir zu gegebener Zeit noch mal angucken werde, da gibt’s bestimmt noch einiges zu entdecken und zu enträtseln.
#202
Geschrieben 11. Oktober 2004, 19:11
USA 2001 R: Joe S. Cardone
Eine aktualisierte Version der Vampirfilm-trifft-Roadmovie-Melange, siehe Near Dark oder The Lost Boys. Haben wir das gebraucht? Eigentlich nicht, da der Film außer der Idee mit den Kofferräumen nichts neues hinzufügt. Stattdessen gibt’s massenweise von diesen hippen schnellen Schnitten und eine Menge Vorhersehbarkeit. Besonders peinlich wird’s, wenn der angeblich aus dem 14. Jahrhundert stammende Vampir ein Lied von Metallica singt. Brrrr.
#203
Geschrieben 11. Oktober 2004, 19:14
Deutschland 2004 Regie: Jörg Lühdorff
Man sollte Christian Kahrmann mal in den Sprechunterricht schicken. Trotz antrainierter Oberarme nimmt man ihm mit dieser Sprechweise den Actionhelden nicht wirklich ab, da schimmert stets der Mallorcaproll durch. (Ob das jetzt besser ist, als der ewige Benny Beimer zu sein – na ja, ich weiß nicht.) Auch ansonsten triefen die Figuren des Films und ihre Verhältnisse zueinander voller Klischees und die Nagetier-CGI-Effekte waren z.B. in Willard auch besser. Trotz des teilweise unerträglich “zeitgemäßen“ Look in blassen Farben muß man aber sagen, daß zumindest die kleine schwäbische Ortschaft des nachts teilweise richtig gut aussah. Ich bin ja eh ein Sucker für europäische Locations. Brustwarzen gab’s immerhin auch, obwohl die Sexszene mal wieder so aussah, als wäre 9 1/2 Wochen erst gestern in den Kinos gelaufen. Immerhin gibt der Film nicht vor mehr zu sein, als er ist, zur reinen Unterhaltung gedachte und nacheinfachem Muster gestrickte Genrekost, wobei der Humor hier auch nur von überholten Stereotypen kommt, fast so, als wollte man das Pro7-Publikum nicht zu sehr von dem üblichen Humorverständnis wegleiten. Nun ja, unterhaltsam war’s, und schlimmer hätte es auch sein können. Hier ein wenig Originalität zu erwarten statt bloßem kopieren der „großen“ amerikanischen Vorbilder wäre wohl auch zuviel verlangt.
#204
Geschrieben 14. Oktober 2004, 19:53
Hong Kong 1977 Regie: Pao Hsueh Li
Laut Vorspann eigentlich „Das Blut der toten Python“, aber paßt beides. Spaßiger Krawall mit herrlich abseitigen Figuren wie dem Eisenkopf mit dem Vampirgebiß oder dem Beinlosen mit ausfahrbaren Prothesen, hübschen Damen, Humor und recht spacigen Effekten. Fand ich jut.
#205
Geschrieben 14. Oktober 2004, 19:55
GB 1973 Regie: Jack Cardiff
Dieser schäbig-schmierige, jedoch immens unterhaltsame Horrorfilm wurde Ihnen gebracht von dem Mann, der einst den Oscar für die Kamera-Arbeit in Black Narcissus erhalten hat. Und wenn nicht gerade Donald Pleasence eine Spritze aufzieht, Zwerge Kaffee trinken, oder ein Elefantenmensch namens Lynch (!) Studentinnen die Bluse öffnet, kann man sogar einige hübsche Totalen ausmachen. Dann gibt’s noch:
-Den unglaublichen Venusfliegenfallen-Mann
-Brad Harris als Quoten-Ami
-Michael Dunn (Kampf um Rom, Die Leichenfabrik des Dr. Frankenstein) als Oberzwerg
-zwei komplette Szenen aus Freaks neu verfilmt
-Julie Ege mit und ohne engen Pullover
-Popeye
Eine unglaubliche Wundertüte also. Ich hatte den gar nicht mehr sooo unterhaltsam in Erinnerung. Die Darstellung der Freaks ist allerdings teilweise etwas, äh, bedenklich.
#206
Geschrieben 24. Oktober 2004, 02:49
Japan 2003 Regie: Kiyoshi Kurosawa
Ah, das Doppelgängermotiv. Schon immer einer meiner Favoriten. Glücklicherweise zieht sich dieses deutsche Wort durch alle Sprachen der Welt, das haben wir wohl u.a. E.T.A. Hoffmann zu verdanken. Bislang war nach der 26er Version von Der Student von Prag meine Lieblingsverarbeitung des Motivs die Folge „The Case of Mr. Pelham“ aus Alfred Hitchcock presents, von Ableitungen wie Invasion of the Body Snatchers einmal abgesehen. Und jetzt hat sich der ungemein sympathische und talentierte Kiyoshi Kurosawa des Themas angenommen? Ich war gespannt. Sehr gespannt.
Der Film scheint sich nach seinem sehr gelungenem unheimlichen Anfang zunächst etwas ins Reich der Groteske zu verschieben, doch ehe man sich versieht, ist das Grauen durch die Hintertür wieder eingetreten und erwischt einen eiskalt. Ich mag die Art und Weise, wie Kurosawa übernatürliche Elemente wie selbstverständlich in ein eher realistisch zu nennendes Drama-Gerüst packt, ohne irgendeine Erklärung anzubieten. Dadurch entziehen sich die Filme von vornherein jeder Schublade, in die man sie reinstecken möchte. Auch wenn der Regisseur die Split Screens, wenn auch teilweise recht reizvoll, als Stilmittel etwas zu häufig einsetzt, und mit einer ungewohnt heiteren Note endet (die jedoch eine zentrale Frage noch offen läßt), hat er hiermit mal wieder ein beeindruckendes Werk geschaffen und sein Hauptdarsteller Koji Yakusho scheint auch immer besser zu werden. Rock on.
#207
Geschrieben 24. Oktober 2004, 02:59
Italien 1983 Regie: Lamberto Bava
Stilistisch einer der gelungensten Filme von Bava Jr. Es gibt jede Menge schöne Kamerapositionen und -Fahrten, nur die Dialoge ziehen einen dann doch immer wieder runter. Ansonsten ein wohl eher durchschnittlich zu nennender Giallo mit netten Meta-Perspektiven (Die Regisseurin eines Horrorfilms wird mit ihrem eigenen Filmmaterial, das auch schon mal in den "Hauptfilm" eingeschoben wird, erwürgt.) Und dann gibt es noch Herrn Michele Soavi in einer nicht zu unterschätzenden Nebenrolle. Ach ja, wenn auch streckenweise etwas trocken, durchaus ansehbar.
#208
Geschrieben 24. Oktober 2004, 17:45
Frankreich / Italien / GB 2004 Regie: Olivier Dahan
Och, ich habe schon schlimmeres gesehen. Bessere Aufbearbeitungen des Apokalypse-Themas freilich auch. Immerhin scheint sich Christopher Lee als"Heinrich von Garten" selbst synchronisiert zu haben (was er in der Herr der Ringe-Trilogie nicht durfte), und dessen trotz früher Credits-Nennung geringe Screentime, blöde Logiklöcher und ein verqueres Deutschlandbild gemahnen an gute alte Genre-Zeiten. Aber wenn man schon so schöne Locations hat, muß man nicht ständig Schießereien und Explosionen aneinanderreihen und mit der Kamera wackeln. Längst nicht so spannend wie der erste Teil, aber immerhin kommen gleich zwei STOOGES-Songs drin vor.
#209
Geschrieben 25. Oktober 2004, 19:58
USA 2001 Regie: Larry Blamire
Nach dem ungemein stilvollen Trailer dann leider doch eine Enttäuschung. Man spricht ja gern von "liebevollen" Hommagen, aber das ist wohl eher eine "gehässige" Hommage, die sich nur auf die Defizite der 50er-Jahre SF/Monster/Horrorfilme beschränkt und durch diese Anhäufung - hölzern vorgetragene lächerliche Dialoge, billige Pappraketen, overacting und zu spät gesetzte Schnitte - zu einem schlechteren Film wird, als ihn selbst Ed Wood je gemacht hat. Klar, es soll eine Parodie sein, aber man hätte sich zumindest die Mühe machen können, Atmosphäre zu erzeugen und stilecht zu bleiben, statt mit der Videokamera hin- und herzuzoomen. Wenn man es schon nicht besser machen kann, sollte man wenigstens ein bißchen Respekt zeigen. Erschwerend kommt hinzu, daß bis auf wenige Ausnahmen die Gags auch ziemlich lahm sind. Einzig der Score vermag zu überzeugen, und es war auch schön, den Bronson Canyon nach all den Jahren noch mal wiederzusehen.
#210
Geschrieben 30. Oktober 2004, 04:31
USA 1949 Regie: Alfred Werker
Äußerst hübscher Film Noir, der in seinen semi-dokumentarischen Momenten etwas sehr antiquiert-plakativ rüberkommt, andererseits aber genügend wunderschöne Licht/Schatten-Kompositionen bereithält, um einen bei der Stange zu halten. Richard Baseheart als gutaussehender, aber eiskalter Killer ist auch äußerst effektiv. Und wie ich diese lakonische Enden liebe: Killer wird erschossen (in der Kanalisation von L.A.- möglicherweise vom im gleichen Jahr entstandenen Third Man inspiriert), Polizisten drehen Leiche des Killers um, ja, er ist wirklich tot, und Abspann. Und dann gibt’s auf der Synchro noch herrliche obsolete Ausdrücke wie „Safeknackersuppe“ für Nitroglyzerin zu hören. „Zum Teil von schwer erträglicher Brutalität“ schreibt das Rowohlt-Lexikon und ich bereue es nicht, mir die 1987er Ausgabe zu einem Spottpreis gekauft zu haben, als die neue Auflage erschien, scheinen sich hier doch teilweise noch zeitgenössische Filmdienst-Bewertungen zu finden, die die Uraufführungsrezeption wiederspiegeln. In der selben Nacht zeigte der hr auch noch den großartigen Nightmare von Maxwell Shane, der einen Bildkompositionsmäßig noch viel mehr umhaut und dank Cornell Woolrich-Vorlage auch Plotmäßig mehr in die vollen geht. Muß man mal sagen: Diese Double Features, die der Hessische Rundfunk jetzt schon seit mehreren Jahren Freitag nachts sendet, sind zwar einerseits nicht immer nach meinem Geschmack und neigen auch zu Wiederholungen, andererseits aber eine überaus sympathische, nachahmenswürdige und lobenswerte Idee.
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