Geschrieben 17. September 2004, 17:30
"Hellboy" – 16.09.2004, Kino
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Originaltitel: Hellboy
Datum: USA 2004
Regie: Guillermo del Toro
FSK: 12
Laufzeit: 122 Minuten
Wertung: 8,5/10
„Vor 60 Jahren haben sie versucht die Welt zu zerstören - nun sind sie zurück!“
Endlich auch bei uns in Deutschland: die in den USA sehr erfolgreiche Comicverfilmung um ein fremdes Wesen namens “Hellboy“. In den USA bereits schon auf DVD erschienenen, mussten sich die deutschen Fans bis Gestern gedulden. Doch das warten hat gelohnt, “Hellboy“ ist seit langem einmal wieder eine sehr gute und unterhaltsame Comicverfilmung - dieses Mal nicht aus dem Hause „Marvel“, sondern aus dem Independent-Verlag „Dark Horse“. Die Comics des „Höllenjungen“ erschienen Anfang der neunziger Jahre und sind in den Vereinigten Staaten längst zum Kult geworden - umso besser, dass man mit Guillermo Del Torro nach langer Zeit endlich einen Regisseur gefunden hat, der ihn auf die Leinwand brachte. Dass Zeichentrickhelden auf der Leinwand sehr erfolgreich sein können, weiß man spätestens seit den “X-Men“ und Peter Parker alias “Spider-Man“. Vom 60 Millionen Dollar teuren Fantasy-Spektakel um ein Wesen, welches sich nichts sehnlicher wünscht, als ein gewöhnlicher Mensch zu sein, erwartet man also nicht viel weniger. So bizarr sich die Story auch anhören mag, umso interessanter und moralischer ist das Endergebnis.
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Ganz lässig im Mantel und mit Wumme auf Monsterjagd: Hellboy
Schottland 1944: deutsche Truppen unter der Führung Hitlers bestem Killer, Karl Ruprecht Kroenen, versuchen mit Hilfe des russischen Magiers Rasputin ein Tor zu einer fremden Welt zu öffnen. Ihre Absicht ist es, dem Krieg die alles entscheidende Wendung zu geben, indem sie ein fremdes, zerstörerisches Wesen auf die Erde bringen. Glücklicherweise wird das Ritual jedoch durch US-Truppen und dem smarten Professor Buttenholm vorzeitig gestoppt. Rasputin und Kroenen werden (vorübergehend) außer Gefecht gesetzt und das Tor geschlossen. Doch nicht alles ist in der anderen Welt geblieben und Buttenholm entdeckt schon bald ein kleines Wesen: feuerrot, behörnt, Steinfaust, Schwanz und mit dem Aussehen eines kleinen Affen. Noch in derselben Nacht tauft die Truppe das Wesen auf den Namen „Hellboy“.
Wir schreiben das Jahr 2004, sechzig Jahre nach dem abgewendeten Weltuntergang ist Hellboy (Ron Perlman) erwachsen, d.h. 2,13 Meter groß, Zigarre im Mund und immer einen flotten Spruch auf den Lippen. Statt der täglichen Rasur steht bei ihm Hörner abschleifen auf dem Tagesplan und seine Mahlzeiten entsprechen denen einer ganzen Kantine. Wie auch sein Vater, Professor Buttenholm, kämpft „Red“ für eine geheime Abteilung der US-Regierung: das Büro zur Erforschung und Abwehr des Paranormalen. Red liebt seinen Vater sehr, hat aber gerade Hausarrest von ihm bekommen, da er sich unerlaubt „nach draußen“ begeben hat. Unzählige Gerüchte und Mythen geistern in der Presse und im Fernsehen herum, ja sogar einen “Hellboy“ -Comic gibt es schon (Ironie?). Gerade in dieser schweren Situation, wird die Abteilung durch den jungen Agent Myers (Rupert Evans) unterstützt, der von Red schnell in die Schranken gewiesen wird. Myers lernt diese Welt der „Freaks“ nach und nach kennen: da wäre zum Beispiel noch Abraham Sapien, halb Mensch, halb Fischwesen, der mit Hilfe seiner mentalen Kräfte das Böse aufspüren kann. Zu guter letzt gibt es dann noch Liz Sherman (Selma Blair). Wird sie gereizt, explodiert sie in einer tödlichen Flammenhölle - im wahrsten Sinne des Wortes!
Schnell findet die Gruppe jedoch zusammen, denn das Böse in Form von Rasputin und Kroenen, welches vor sechzig Jahren aufgehalten wurde, ist zurückgekehrt um das Ende der Welt ein für allemal herbeizuführen …
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Rasputin öffnet das gefährliche Portal
Endlich mal wieder ein sympathischer Comic-Held! “Hulk“, “Daredevil“ und Co. sind teilweise ja selbst böse („Anti-Helden“), doch mit “Hellboy” hat man einen unterhaltsamen, lustigen und knurrigen Zeitgenossen geschaffen. Beim Film verhält es nicht anders: eine seltsame, aber interessante Story, in der es einmal Mehr um den Kampf zwischen Gut und Böse geht, nette Effekt und zwei Stunden super Unterhaltung, die wie im Fluge vergehen.
Tatsächlich kommen einem die zwei Stunden wie nur eine vor, denn ständig wird mit Monstern gekämpft, oder es explodieren mal wieder allerhand Sachen. Dabei steht “Hellboy“ natürlich immer im Mittelpunkt und sorgt für einige Lacher. Ron Perlman ist einfach die absolute Idealbesetzung. Nicht nur, dass er der Comicfigur wie aus dem Gesicht geschnitten aussieht, auch ist es der Charakter, dem er ihm einhaucht. Er ist saucool, hat immer (sehr großen) Hunger und raucht am liebsten eine Zigarre. Klingt, hart, ist es auch. Doch diese Seite ist keinesfalls seine Einzige. Sentimental wird es, wenn wir erfahren, dass Liz seine Liebe nicht teilt und Myers dabei ist, sie ihm auszuspannen.
Viel Zeit für die Liebe bleibt natürlich nicht, denn bekanntermaßen ruht das Böse nicht. Alt-Nazi Kroenen und Gregori Rasputin machen ihm schon bald das Leben zur Hölle. Beide verkörpern das typische Böse. Dabei sind sie zwar nicht so monoton wie mach andere Filmschurken, doch bei den Klischees wurde auch hier nicht gespart. So hat Rasputin einen Akzent, Glatze und Vollbart. Kroenen hingegen ist mir sehr sympathisch - er ist einfach saucool mit seinen Schwertern und dem Uhrwerk, eben ein echt gemeiner und „abgespacter“ Bösewicht. Wie auch in fast allen „Marvel“ –Comics, die größtenteils in den 50igern und 60igern entstanden sind auch hier mal wieder die Nazis der Ursprung allen Übels. Mit Hakenkreuzen wird kaum gespart und besonders in der Anfangssequenz wimmelt es nur so vor Naziflaggen- und Symbolen. Ich finde nicht dass das schlimm ist, doch wie Zeichner Stan Lee einmal sagte: „Die Bösen waren eben immer die Nazis und die guten (Weltretter) die Amerikaner.“.
Ilsa ist eigentlich nur nebensächlich, auf sie wird kaum eingegangen, doch das Klischee der Blondine mit blauen Augen und deutscher Herkunft wurde vollständig bestätigt. Ein tiefes Eindringen in die Charaktere gibt es sowieso nicht wirklich. Red entfernt seine Hörner um menschlicher zu wirken, Liz ist durch ihr „Talent“ und ihre Jugend ebenfalls nicht gesegnet und der Professor hat nicht mehr lange zu leben (Leukämie?). Teilweise baut der Film wirklich eine sentimentale Strecke ein, welche aber durch die „Villains“ schnell wieder aufgehoben wird.
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Oberschurke Karl Ruprecht Kroenen
“Hellboy“ hat keinen besonders hohen Anspruch, will diese Tatsache aber auch nicht leugnen. Er ist typisches Popcornkino und eher für Fans des Genres gedacht. Leute die mit beiden Sachen nichts am Hut haben, sollten also möglichst einen großen Bogen darum machen. Wie der Chef des BPRD (Bureau of Paranormal Research and Defense) schon sagte: „eine echte Freakshow, das Ganze.“. Nett unterhalten wird man aber definitiv und der rote Held (auch in Form von Perlman) macht einfach einen Riesenspaß!
Zum Schluss noch eine kleine Bemerkung. Entgegen aller Kritiken und Rezensionen, die ich bisher gelesen habe, handelt es sich bei “Hellboy“ nicht um einen Teufel aus der Hölle, sondern um ein Wesen aus dem All. Diese Angaben, die in fast allen Fachzeitschriften genannt werden, sind einfach schlicht und ergreifend falsch.
MfG
Stefan