See you at the movies
#301
Geschrieben 30. September 2004, 19:50
Regie: Cameron Crowe - DVD Columbia
"I am the you, when they can't get you."
Kate Hudson ist bezaubernd. Und süß. Und die meiste Zeit spärlich bekleidet. Sie beherrscht diesen Film ganz allein und mich gleich mit.
Aber auch der Rest ist überaus ansehlich: dieses quasi Biopic über Cameron Crowe als Jungreporter für das Rolling Stone-Magazine, wie er in den 70ern die Newcomerband Stillwater auf ihrer Tour begleitet und einen Einblick in das Rock N Roll-Business bekommt.
Das tut manchmal weh, ist manchmal aber auch ganz nett und eigentlich immer ziemlich aufregend. So auch der Film, den ich nie mehr im Kinocut sehen will und bei dem ich mich seit den letzten Sichtungen immer wieder gefragt habe, wie um alles in der Welt man aus dem über 30 Minuten entfernen konnte!?
Persönliches Highlight neben Fräulein Hudson: das gemeinsame Gesinge im Bus: - um Herrn Kessler zu zitieren - ganz großes Tennis!
8.5/ 10
#302
Geschrieben 30. September 2004, 20:48
Regie: Martin Scorsese - DVD Columbia
"Talkin' to me?"
So, der fünfte und letzte Nachtrag!
Für mich ist dieser Film ja die mit Abstand beste Charakterstudie wo's gibt und dazu dann noch mit der besten darstellerischen Leistung des für viele besten Darstellers wo's gibt.
Travis Bickle. Antiheld. Psychopath. Debil. Komisch. Im Auftrag des Herrn.
Ich mag den Kerl und seine oft unbeholfene Art; wie er sein erstes Date in n Pornokino ausführt und entgeistert meint "I don't know anything about movies." Ich glaub's ihm ja!
Später steht er mit verschränkten Armen neben ner Securitykante. In typischer de Niro-Manier den Kopf drehend, dann dieses herrlich dämliche Grinsen. Mein persönlicher Magic Moment, da mag er sich auch noch so oft angelabert fühlen.
Inzwischen finde ich im übrigen immer mehr Gefallen an Oskars (?) Interpretation, dass der Schluss lediglich so etwas wie ein Wunschtraum darstelle. Dafür spricht nämlich u. a. die Kamera, wie sie nach dem vermeintlichen (?) Tod Travis' langsam dem Tatort entschwebt. Müsste man den Marty mal zu fragen. Apropos Marty: der ist gleich zweimal im Film präsent. Glaub, dass es sowas auch noch nicht gegeben hat: ein doppeltes Cameo.
Tja und sonst?
Klasse Film, der New York als Hölle auf Erden darstellt und gekonnt mit den Sympathien des Publikums spielt. Gefällt mir sehr und darf sich zurecht mit dem Prädikat "Meisterwerk" rühmen!
10/ 10
#303
Geschrieben 01. Oktober 2004, 12:34
Regie: James Ivory - DVD Columbia
"Thank you, Sir."
Wer meint, Hannibal Lecter sei Hopkins Paraderolle, der möge sich diesen Film anschauen, um eines besseren belehrt zu werden!
Ich hätte THE REMAINS OF THE DAY wohl nie geschaut, wäre er damals nicht in der imdb Top 250 platziert gewesen. Ich meine, britische Filme mit Emma Thompson, dazu noch aus einer Adelsepoche... hatte ich immer große Vorbehalte gegen. Diese waren jedoch völlig unbegründet, handelt es sich hier um weit aus mehr als eine kitschige Liebesgeschichte vor schönen englischen Landschaften.
Zugegeben, die Landschaften sind sehr schön, sogar wunderschön (und an dem Küstenstädtchen könnte ich mich selbst zur Ruhe setzen ), aber die Geschichte ist etwas völlig anderes, als ich damals erwartet hatte. Ein Psychogramm über den Butlers Stevens (Hopkins) und dessen unendliche Hingabe, dessen Profession keine Gefühle zulässt. Trotz der Verwicklungen seines Lords in Nazimachenschaften klammert er sich an seinen Berufsethos und erkennt erst spät, zu spät, dass er einen großen Fehler begangen hat.
Natürlich spielt dabei auch eine Frau (Thompson, großartig wie immer) eine Rolle, doch ist der Film von einer Romanze so weit entfernt wie Hopkins vom Dilettantismus. Vielmehr erzählt Ivory eine packende Geschichte und gewährt Einblicke in einen Berufsstand, der in der Öffentlichkeit kaum mehr stattfindet, aber überaus faszinierend ist. Nicht erstrebenswert (für mich jedenfalls nicht), aber hochinteressant.
Kurzum: alle, die wie ich Vorurteile haben, mögen diese bitte ablegen und dem Film - zum eigenen besten - eine Chance geben.
Bedanken dürft ihr euch dann nachher bei mir!
9/ 10
#304
Geschrieben 04. Oktober 2004, 13:09
Regie: Jonathan Glazer - DVD Universal
"No-no-no-no-no-no-no-no-no-no-no-no-no!"
Kleiner Film - immer wieder nett für zwischendurch.
Zwar gelingt es dem Film nicht seine überaus dünne Story durch allerlei formalen Schnick-Schnack zu kaschieren, aber dafür gibt's ja noch Ben Kingsley.
Mit ihm steht und fällt SEXY BEAST. Don Logans Schimpftiraden, seine Art die Leute gar nicht erst zu Wort kommen zu lassen, sie sprichwörtlich in Grund und Boden zu reden - das ist klasse und macht Spaß. Sicherlich einer der interessantesten und bemerkenswertesten Filmcharaktere der letzten Jahre, für dessen Darstellung Sir Ben zurecht mit Preisen überschüttet wurde.
Leider verliert der Film nach Dons Ableben schnell an Fahrt und Interesse. Der Rest plätschert (sic!) so vor sich hin und verkommt zur Belanglosigkeit. Denn es ist Ben Kingsleys Film. Für anderes bleibt da kein Platz.
8/ 10
#305
Geschrieben 05. Oktober 2004, 19:13
Regie: Jean-Pierre Jeunet - DVD Universal
Eigentlich habe ich hier bereits alles gesagt, was es zu sagen gibt.
Möchte trotzdem noch n bissel was zur gestrigen Sichtung schreiben.
Was guckt man in der Nacht vor ner wichtigen Prüfung? Natürlich was, was gute Laune macht und da kann es nur eine geben: Amélie Poulain!
Nach sechs (oder sieben?) Sichtungen nun auch das erste mal im O-Ton und was hör ich da? Mme Tautou hat ja eine höchst bezaubernde Stimme und ich Idiot ignorier das drei Jahre lang!
Hätte die UT eigentlich auch weglassen können, da ich gemerkt hab, dass ich die Dialoge auf dt. eh schon fast auswendig kann. Naja, der Erzähler gefiel mir allerdings doch in der Synchro um einiges besser - aber man kann ja nicht alles haben.
Habe diesmal schon beim Vorspann weinen müssen. Hach... was bin ich froh, dass es diesen Film gibt. Keine Gewalt, kein Zynismus an allen Ecken und Enden, kein Amerika... sehr willkommene Abwechslung zum sonstigen Filmprogramm!
Ich bin jetzt sehr gespannt auf den neuen Jeunet/Tautou-Film und hoffe, die versuchen nicht diesen hier zu kopieren. Der ist nämlich einzigartig!
10/ 10
#306
Geschrieben 05. Oktober 2004, 21:33
Regie: Krzystof Kieslowski - DVD Concorde
War gestern noch nicht allzu spät und da hab ich dann noch nen französischen Film nachgeschoben.
Ich bin ja bekanntermaßen dem finalen Part der Drei-Farben-Trilogie verfallen, allerdings finde ich dafür die anderen Beiträge nicht einmal halb so gut.
BLANC hat mir überhaupt nicht gefallen und BLEU würde ich mal als noch gut bezeichnen.
Was mir an BLEU sehr gefiel war die exzellente Kameraarbeit: was ästheterisches als die Bilder der Drei-Farben-Trilogie hab ich selten gesehen.
Was mir an BLEU nicht gefiel war so einiges. Zunächst lässt Kieslowski den Zuschauer keine emotionale Bindung zu den Figuren entwickeln. Binoche stellt ihren Charakter zwar überaus glaubhaft dar, wirkt durch ihre Distanziertheit aber in einer Art und Weise unnahbar. Mir war ziemlich gleichgültig was mit ihr im Film geschieht. Das sah in ROUGE ganz anders aus.
Auch hat mich Preisners Score nicht so vereinnahmen können, wie in ROUGE. Die Chöre waren sehr schön und die Szene, als die Notenblätter im Container landeten war klasse, aber insgesamt kam mir die musikalische Untermalung nicht wirklich stimmig vor und da die Musik ja das zentrale Thema des Films darstellt, war dies gewissermaßen fatal.
Trotzdem mag ich den Film nicht schlechtmachen. Dafür steckt da einfach zu viel drin. Immo hat den Filmen ja vorgeworfen, sie seien ihm "zu katholisch". Hinsichtlich BLEU muss ich das nun bestätigen, wobei dies mir jedoch nicht negativ aufstieß. Ich finde es überaus interessant, wie man Kieslowskis Filme förmlich sezieren kann - wie vielschichtig, interpretierbar sie sind.
Und außerdem weiß ich jetzt endlich, wie Richard Kelly für sein DONNIE DARKO-Finale inspiriert wurde!
6.5/ 10
#307
Geschrieben 06. Oktober 2004, 22:02
Nach 6 Wochen mal wieder ein Update:
001. Heat (USA 1995, Michael Mann)
002. Planes, trains & automobiles (USA 1987, John Hughes)
003. The Breakfast Club (USA 1985, John Hughes)
004. Trois Couleurs: Rouge (FRA/PL/SWI 1994, K. Kieslowski)
005. The Insider (USA 1999, Michael Mann)
006. Casablanca (USA 1942, Michael Curtiz)
007. Le fabuleux destin d'Amélie Poulain (FRA 2001, J.-P. Jeunet)
008. American Beauty (USA 1999, Sam Mendes)
009. 12 angry Men (USA 1957, Sidney Lumet)
010. Mulholland Dr. (FRA/USA 2001, David Lynch)
011. Lantana (AUS 2001, Ray Lawrence)
012. Ferris Bueller's Day Off (USA 1986, John Hughes)
013. Wilbur wants to kill himself (SCO/DK 2002, Lone Scherfig)
014. Memento (USA 2000, Christopher Nolan)
015. Glengarry Glen Ross (USA 1992, James Foley)
016. Barton Fink (USA 1991, Joel Coen)
017. Star Wars (USA 1977, George Lucas)
018. Donnie Darko (USA 2001, Richard Kelly)
019. Fight Club (USA 1999, David Fincher)
020. Taxi Driver (USA 1976, Martin Scorsese)
021. North by Northwest (USA 1959, Alfred Hitchcock)
022. Ghost World (USA 2001, Terry Zwigoff)
023. Collateral (USA 2004, Michael Mann)
024. The usual Suspects (USA 1995, Bryan Singer)
025. The Shop around the Corner (USA 1940, Ernst Lubitsch)
026. Dead Poets Society (USA 1989, Peter Weir)
027. Wo hu cang long (HK/TAI 2000, Ang Lee)
028. The Station Agent (USA 2003, Tom McCarthy)
029. Matchstick Men (USA 2003, Ridley Scott)
030. Trees Lounge (USA 1996, Steve Buscemi)
031. Smoke (USA 1995, Wayne Wang)
032. Italiensk for begyndere (DK 2000, Lone Scherfig)
033. You can count on me (USA 2000, Kenneth Lonergan)
034. Clerks (USA 1994, Kevin Smith)
035. Living in Oblivion (USA 1994, Tom DiCillo)
036. The 'burbs (USA 1989, Joe Dante)
037. Carlito's Way (USA 1993, Brian de Palma)
038. Apocalypse Now (USA 1979, Francis Ford Coppola)
039. The Pledge (USA 2001, Sean Penn)
040. Double Indemnity (USA 1944, Billy Wilder)
041. De største helte (DK 1996, Thomas Vinterberg)
042. Ghost Dog: The Way of the Samurai (USA 1999, J. Jarmusch)
043. 25th Hour (USA 2002, Spike Lee)
044. Magnolia (USA 1999, Paul Thomas Anderson)
045. Ulee's Gold (USA 1997, Victor Nunez)
046. Reservoir Dogs (USA 1992, Quentin Tarantino)
047. Rear Window (USA 1954, Alfred Hitchcock)
048. It's a wonderful Life (USA 1946, Frank Capra)
049. Whale Rider (NZ 2002, Niki Caro)
050. Fucking Åmål (SWE 1998, Lukas Moodysson)
051. The Bridge on the River Kwai (USA 1956, David Lean)
052. Lilja 4-ever (SWE/DK 2002, Lukas Moodysson)
053. George Washington (USA 2000, David Gordon Green)
054. Leaving Las Vegas (USA 1995, Mike Figgis)
055. Festen (DK 1997, Thomas Vinterberg)
056. 8MM (USA 1999, Joel Schumacher)
057. Love Actually (GB 2003, Richard Curtis)
058. The Big Lebowski (USA 1998, Joel Coen)
059. The Big Sleep (USA 1945, Howard Hawks)
060. Vertigo (USA 1958, Alfred Hitchcock)
061. Notorious (USA 1946, Alfred Hitchcock)
062. L. A. Confidential (USA 1997, Curtis Hanson)
063. The Straight Story (USA 1999, David Lynch)
064. Paris, Texas (UK/GER 1984, Wim Wenders)
065. The Return of the King (NZ/USA 2003, Peter Jackson)
066. The two Towers (NZ/USA 2002, Peter Jackson)
067. The Fellowship of the Ring (NZ/USA 2001, Peter Jackson)
068. The African Queen (USA 1951, John Huston)
069. Aliens (USA 1986, James Cameron)
070. Elling (NOR 2001, Peter Naess)
071. In America (USA 2003, Jim Sheridan)
072. C'era una volta il West (ITA/USA 1969, Sergio Leone)
073. Arlington Road (USA 1999, Mark Pellington)
074. Duel (USA 1971, Steven Spielberg)
075. Muxmäuschenstill (GER 2004, Marcus Mittermeier)
076. Rebecca (USA 1940, Alfred Hitchcock)
077. Christmas Vacation (USA 1989, Jeremiah Chechik)
078. From Here to Eternity (USA 1953, Fred Zinnemann)
079. Okay (DK 2002, Jesper W. Nielsen)
080. GoodFellas (USA 1990, Martin Scorsese)
081. The Empire strikes back (USA 1979, Irvin Kershner)
082. Return of the Jedi (USA 1983, Richard Marquand)
083. Bang Boom Bang (GER 1999, Peter Thorwarth)
084. The Graduate (USA 1967, Mike Nichols)
085. The Truman Show (USA 1998, Peter Weir)
086. For your Eyes only (GB 1981, John Glen)
087. The Remains of the Day (GB 1993, James Ivory)
088. Sen to Chihiro no kamikakushi (JAP 2001, H. Miyazaki)
089. The Sure Thing (USA 1985, Rob Reiner)
090. Shadow of a Doubt (USA 1942, Alfred Hitchcock)
091. Guess who's coming to Dinner (USA 1967, S. Kramer)
092. Life as a House (USA 2002, Irwin Winkler)
093. Being John Malkovich (USA 1999, Spike Jonze)
094. The Treasure of the Sierra Madre (USA 1946, John Huston)
095. Hable con ella (SPA 2002, Pedro Almodóvar)
096. New York Minute (USA 2004, Dennie Gordon)
097. First Blood (USA 1982, Ted Kotcheff)
098. Se7en (USA 1995, David Fincher)
099. The French Connection (USA 1971, William Friedkin)
100. Enemy of the State (USA 1998, Tony Scott)
#308
Geschrieben 08. Oktober 2004, 17:50
Regie: Jesper W. Nielsen - DVD Alive
Mensch, was hab ich auf diesen Film gewartet! Einer der besten Kinofilme des letzten Jahres und dann weit und breit keine DVD-Veröffentlichung in Sicht. Dann wie aus dem Nichts hat sich das Alive-Label erbarmt und uns eine schöne DVD beschert. Besten Dank nochmal an dieser Stelle!
Ich bin ja ohnehin ein großer Freund des dänischen Kinos, muss vor OKAY aber ganz besonders meinen Hut ziehen, denn das ist selbst für dänische Verhältnisse groß.
Eine Geschichte aus dem Alltagsleben einer Familie. Im Mittelpunkt steht Nete (Paprika Steen: wie immer in bester Spiellaune). Ihrem Vater bleiben nur noch wenige Wochen zu leben und wird kurzerhand daheim aufgenommen, der Ehemann geht fremd und der schwule Bruder soll den Samenspender für ein Lesbenpaar geben. Dazu hat die Tochter die Schnauze voll von der Zahnspange.
Kurzum: es geht drunter und drüber und das ist ziemlich aufregend und unterhaltsam und ergreifend und vor allem ziemlich komisch. Das haben sie ja wirklich nur in Skandinavien perfekt drauf: todernste Themen werden in unvergleichlicher Weise mit frischem und oft auch derben Humor verbunden. Sowas kann leicht in die Hose gehen. Tut es hier aber überhaupt nicht, sondern bietet einen der schönsten Filme, den ich je gesehen habe. Da wird einmal gezeigt, wie ein Happy End funktionieren kann, ohne dass es aufgesetzt oder unrealistisch wirkt.
OKAY ist kein kleines Meisterwerk, sondern ein ganz großes und wird den meisten entgehen. Und das ist das einzige was mich im Zusammenhang mit diesem Film wirklich traurig stimmt!
10/ 10
#309
Geschrieben 08. Oktober 2004, 18:23
Regie: Ted Kotcheff - DVD Kinowelt
"Vagrancy wasn't it? That's gonna look real good on his grave stone in Arlington: Here lies John Rambo, winner of the Congressional Medal of Honor, survivor of countless incursions behind enemy lines. Killed for vagrancy in Jerkwater, USA."
Nach OKAY musste mal wieder etwas actionlastigeres her und da kam FIRST BLOOD genau richtig!!
Was hätte aus diesem Film werden können, hätte Sly nicht diese beiden unsäglichen Sequels hinterhergeschoben, die die wirklich interessante Kreation der Figur John Rambo zur Lächerlichkeit verkommen ließen.
Aus einem gebrochenen Vietnam-Vet mach Superman. Dümmer geht's nimmer, aber genauso ist es gekommen und Rambo hat für ewig sein Ballermann-Image weg.
Naja, was will man machen... ich seh FIRST BLOOD jedenfalls immer wieder gern und sehe mal großzügig über das, was da noch folgte hinweg.
Der Film, der Stallone neben ROCKY am meisten geprägt hat ist sicherlich kein Meisterwerk oder ein gelungener Antikriegsfilm (da gibt es eh nur einen), aber er ist ein erstklassiger Actionfilm (für mich sogar der beste), der durch perfektes Timing, überzeugende Darsteller und sehenswerte Actionszenen besticht. Die Motorradfahrt ist großartig inszeniert und an der Location kann ich mich einfach nicht sattsehen.
Wunderschön fotografiert das ganze und wohl der beste Schauplatz für einen Privatkrieg eines Vietnam-Vets. Dass dabei seine Gegner zu stark dämonisiert werden empfand ich zwar ein bisschen störend und schindet mir zu aufdringlich Mitleid für John Jay, aber man ist ja schlimmeres gewohnt, gerade in diesem Genre.
Was gibt's sonst noch zu sagen? Sly spielt, eine Seltenheit und verkneift es sich, den Film als strahlender Held zu beenden, wieder eine Seltenheit. Und die Szene in der zugeschütteten Mine empfand ich extrem klaustrophobisch. Als die Ratten kamen war's dann endgültig vorbei...
Insgesamt ein Film, der wegen Teil 2 und 3 von vielen wohl zu Unrecht ignoriert wird. Denn so gut sah Actionkino nur selten aus.
9/ 10
#310
Geschrieben 09. Oktober 2004, 23:21
Regie: Charles Laughton - DVD MGM
"Not that you mind the killin's! There's plenty of killin's in your book, Lord..."
Von den Kritikern seinerzeit verrissen und damit die Regiekarriere von Charles Laughton nach nur einem Film beendend ist THE NIGHT OF THE HUNTER heute ein anerkanntes Meisterwerk. Zurecht, denn so etwas furchteinflößendes wie diesen Film habe ich nur ganz ganz selten gesehen.
Würde ihn sogar dem Horrorgenre zurechnen, denn er kam mir recht archetypisch für die ganzen 70er-Slasherfilme vor und Harry Powell ist ja auch nicht ohne...
Überhaupt gefiel mir Mitchum hier wesentlich besser als z. B. in CAPE FEAR. Dabei kam ihm jedoch auch die bestechende Kamerführung von Stanley Cortez zugute. Beeinflusst vom Expressionismus liefert er (alp)traumhaft schöne Bilder. Die technische Innovation muss sich selbst vor Welles' CITIZEN KANE nicht verstecken. Höhepunkt die schon surreal wirkende Einstellung von einer Leiche, die auf dem Seegrund im Auto sitzt und deren strömendes Haar sich zu Flusspflanzen zu verwandeln scheint. Eine Szene vor denen sich kürzlich erst die Coen-Brüder verneigten.
Großartige Atmosphäre mit vielen Kinderliedern unterlegt, was die Bedrohlichkeit nur noch einmal ansteigen lässt. Umso drastischer der schon fast Capraeske Schluss des Films. In starkem Kontrast zum Lynchmob, den Laughton als das darstellt, was er ist - ein Haufen von tumben Idioten.
Wirklich verdammt schade, dass von Laughton nix mehr nachkam, aber immerhin ist er somit wohl der einzige Filmemacher, der auf eine makellose Filmografie zurückblicken kann.
9/ 10
#311
Geschrieben 10. Oktober 2004, 18:51
Regie: Peter Hunt - TV (ARD)
"Teresa was a Saint, people call me Tracy."
Der mit Abstand herausragendste und interessanteste Bond, maßlos unterschätzt und leider hierzulande noch immer nicht mit einer akzeptablen DVD bedacht.
Als Connery (vorerst) endgültig seinen Dienst quittierte, da war klar, dass es der Nachfolger nicht nur schwer haben würde, sondern nur verlieren konnte. Die Macher taten sich allerdings keinen Gefallen damit (aus kommerzieller Sicht), auf das australische Model George Lazenby zu setzen, der noch immer den einzigen Nicht-Briten im Geheimdienst seiner Majestät darstellt, allerdings nicht nur hier herausragt. Der Mann spielt lausig, sieht aus wie eine Mischung aus Tomas Rosicky und Mr. Bean und so ungelenk wie er hat sich nicht mal Spaß-Bond Moore präsentiert.
Und dennoch, er passte zu diesem Bond. Ein Bond, der niemals zuvor und auch danach nicht wieder so facettenreich, so menschlich, so sympathisch rüberkam.
Er quittiert seinen Dienst, ist traurig darüber, dass sein Chef seinen Abgang nicht bedauert, er heiratet, läuft mit Rüschenhemd herum und verzichtet auf Unterwäsche. Bond am Rande einer Witzfigur. Das war er jedoch auch vorher schon und Moore hat dieses Image dann später ja perfektioniert, bis Dalton und Brosnan dem Kerl wieder etwas mehr Ernsthaftigkeit verliehen. Nein, hier erleben wir einen Bond, der mehr Mensch und weniger Superheld ist.
Überhaupt ist der ganze Film schon durch seine lange Laufzeit (ursprünglich war der wohl an die drei Stunden lang) ein völlig aus der Reihe tanzendes 007-Abenteuer. Hunt nimmt sich viel Zeit, um den Plot zu entfalten; in den ersten 90 Minuten passiert für Bondverhältnisse erstaunlich wenig. Neben DR. NO und mit Abstrichen auch noch FROM RUSSIA WITH LOVE der einzige Bond, der nicht im Actionchaos versinkt. Zwar wird gegen Ende alles aufgefahren, was verfügbar war, indem eine atemlose Aneinanderreihung an Ski-, Fuß-, Auto und wieder Skiverfolgungsjagden geboten wird, die in einer spektakulären Sprengung des Alpensets kulminiert - und doch sind es andere Momente, die in Erinnerung bleiben.
Etwa als Bonds Frau getötet wird. "We have all the time in the world." - die letzten Worte eines Superagenten, der die schwerste Niederlage seiner Biografie erleben musste. Zum aller ersten und einzigen mal in der kompletten Serie ist man als Zuschauer emotional berührt. Und hätte man auf die völlig deplatzierte Musik während der End-Credits verzichtet: es wäre ein ganz großer Moment gewesen.
Was OHMSS ansonsten hervorhebt ist zweifelsohne Diana Rigg als Tracy. So viel Klasse hatten nur wenige Bondgirls; hier merkt man, dass erstmals eine Schauspielerin gecastet wurde und das tut dem Film verdammt gut. Mrs. Rigg besticht in jederlei Hinsicht und nicht nur Lazenby war ob des Anblicks ihres tiefen Ausschnitts am Casinotisch erschlagen.
Dann wurde wiederum zum einzigen mal (abgesehen von den Darstellungen in FROM RUSSIA WITH LOVE und THUNDERBALL) eine adäquate Darstellung für Bonds Erzfeind Blofeld gefunden. Savalas habe ich diese Figur jederzeit angenommen. Sehr wohltuend, v. a. vor dem Hintergrund der Witzdarstellung von Pleasance. Allerdings liegt hier auch einer der größten Fauxpas der Serie: da die Bonds chronologisch zu betrachten sind (hier schon durch den Vorspann impliziert), ist es unverzeihlich, dass so getan wird, als würde Blofeld seinen größten Widersacher nicht kennen. Stand er ihm zwei Jahre zuvor doch selbst gegenüber.
Ansonsten leidet OHMSS vor allem unter der Regie von Peter Hunt, dem man anmerkt, dass er noch nie zuvor auf dem Regiestuhl gesessen hatte. Allerdings ist es erstaunlich, wie mies dieser Bond geschnitten wurde, bedenkt man, dass Hunt ehemals der Cutter der Serie war. Insgesamt ist der Film ziemlich holprig inszeniert, was vor allem in den Kampfszenen augenscheinlich wird.
Entschädigend wirken allerdings die Bilder vom Alpenpanorama und das - wie ich meine - beeindruckendste Set der Serie. Blofelds Quartier ist eine Augenweide und als es am Ende kaputt ist war das irgendwie ziemlich traurig.
Brillant sogar Maurice Binders Vorspann - da gab's viel Grund zum Zungeschnalzen. Für mich seine beste Arbeit: sagt sie doch soviel über den Stellenwert von OHMSS aus. Unterstreicht den Neuanfang, den dieser Film schon durch die atypische Pre-Credit-Sequenz genommen hat (Bond wird aufs Kreuz gelegt und beweist zugleich die Selbstironie, an der es der Figur bis dato gemangelt hatte (Moore hat dieses Konzept später dann zu sehr ausgereizt)). Auch auf einen Titelsong wird verzichtet und stattdessen im Film platziert. Das gab es zuvor nur einmal: in DR. NO, der bekanntlich den Anfang der Serie begründetet. Wieder ein deutlicher Hinweis auf den angestrebten Neuanfang.
Leider wurde daraus nichts und mit Connerys Comeback ging's zwei Jahre später in JEDER Hinsicht bergab. Bond wieder als Superheld und Obermacho in einem Film, der wenig Story und viel Action bot, dabei aber sehr wenig stimmig wirkte.
So bleibt OHMSS sicherlich so etwas wie der Experimentalfilm der Serie, doch ging das Konzept m. E. voll auf und bot die Riesenchance, die Filme in eine völlig neue Richtung zu lenken. Diese wurde bekanntlich vertan und erst zwölf Jahre später bekannte man sich zu Bond 6, als 007 das Grab seiner Frau aufsucht.
Ich bekenne ich mich sofort dazu, diesen Bondfilm sehr zu schätzen zu wissen. Hut ab vor soviel Courage! Und auch den George sollte man nicht so schlecht machen - Connery oder Moore hätten diese Art von Bond niemals spielen können.
8/ 10
#312
Geschrieben 12. Oktober 2004, 19:02
Regie: Lasse Hallström - DVD EuroVideo
"You make friends with us, you make enemies with others." - "Is that a promise?"
Kein Film für Zyniker und Diabetiker!
Wie alle Hallström-Filme ein Filmmärchen, unterhaltsam erzählt, hübsch fotografiert und mit einem spielfreudigem erstklassigen Darstellerensemble gespickt.
Man kann dem Lasse nun vorwerfen, stets denselben Film zu drehen, aber so lange die so schön und - eine Seltenheit heutzutage - herzerwärmend daherkommen ist das nicht weiter schlimm und es ist doch auch schön, wenn man sich stets auf jemanden verlassen kann!
Trotz starker Ähnlichkeiten insbesondere zu THE SHIPPING NEWS (USA 2001) ragt dieser Film aus Hallströms Schaffen heraus, denn einen Film über Schokolade zu drehen: da muss man auch erst einmal drauf kommen! Außerdem habe ich selten so viele interessante Charaktere in einem Film erlebt. Selbst kleinste Nebenrollen fallen hier ins Gewicht und sind hochkarätig besetzt.
Herausragend die kleine Victoire Thivisol, die selbst Mme Binoche in die Tasche steckt. Ganz groß!
Ansonsten gefielen Johnny Depp (wie eigentlich immer) und Alfred Molina, den ich erst spät habe zu schätzen wissen. Es war aber sicherlich auch unglücklich, zum ersten mal in SPECIES (USA 1995) mit ihm Bekanntschaft zu schließen.
CHOCOLAT ist moralisches, lebensbejahendes Kino, dass dem Konservatismus mächtig in den Hintern tritt und auf übelste Art und Weise Schokolade propagiert. Mir hat's gefallen und werde bei den nächsten Filmsichtungen erstmal dem Lasse treu bleiben.
8/ 10
#313
Geschrieben 13. Oktober 2004, 18:21
Regie: Lasse Hallström - DVD Kinowelt
"Goodnight you Princes of Maine, you Kings of New-England!"
Der nächste Hallström-Film, der ja seinerzeit groß gefeiert wurde und kurz davor stand AMERICAN BEAUTY den Best-Picture-Award wegzuschnappen.
Dazu kam es nicht und das ist auch gut so, denn dieser Film ist groß, aber kann Mendes' Meisterwerk nicht das Wasser reichen.
Doch muss ich mich revidieren, denn sagte ich oben noch, jeder Hallströmfilm gleiche dem anderen, so ragt dieser dann doch aus dessen Oeuvre heraus. Weniger märchenhaft und leicht, dafür von größerer Ernsthaftigkeit durchzogen, ohne jedoch schwermütig zu wirken.
THE CIDER HOUSE RULES erzählt die Geschichte von einem(Tobey Maguire), der in den 40er Jahren auszog, das Leben kennenzulernen, nachdem er 22 Jahre in einem Waisenhaus, das zugleich Abtreibungsklinik ist zugebracht hat.
Später wird er nicht reumütig, aber überzeugt zu diesem Ort zurückkehren und die Stelle seines Mentors und Vaterfigur (Michael Caine) einnehmen.
Für Hallström ist überraschend viel Elend zu sehen: da wird nichts ausgespart und steht im starken Kontrast zu den wunderschönen Bilder die Oliver Stapletons Kamera eingefangen hat (Maine im Herbst ).
Nicht wunderschön, sondern tierisch nervend empfand ich mal wieder Charlize Theron, mit der ich einfach nicht warm werde und die für mich fast so schlimm wie Berry und Roberts ist. Hat allerdings ganz akzeptabel gespielt und immerhin ihren Hintern entblößt (sollte für einige Leuts - Herr Kunkel! - genug Anreiz sein, hier mal reinzuschauen ).
Tja und sonst? Mal wieder ein Film voller Kinder (gibt's nen Hallströmfilm, der nicht von ihnen dominiert wird???), voller Momente, die gefährlich nah am Kitsch sind und mit einem sehr gemächlichen Erzähltempo. Dazu natürlich ein Rachel Portman-Score und schon ist man wieder verdammt nah dran an der Hallströmschen Formelhaftigkeit.
Aber wie schon gesagt: diesmal weniger Eskapismus, mehr Anleitung zur Reflexion. Mit Abstand Hallströms "erwachsenster Film", den man sich nicht zu jeder Zeit geben kann, da er viel Zeit einfordert, sich mit ihm auseinanderzusetzen, etwas für sich herauszuziehen. Ein reichhaltiger Film ist es geworden.
Und natürlich sehr sehenswert!
8/ 10
#314
Geschrieben 13. Oktober 2004, 22:33
Regie: Lasse Hallström - DVD Concorde
"It's women that's shaped like leaves, and men fall."
Sodele, der letzte Hallströmfilm. Ist aber auch gut jetzt.
Leider kein großer Abschluss der kleinen Filmreihe, da hier eine leicht verunglückte Mixtur aus den beiden Vorgängerfilmen abgeliefert wurde, die noch mehr nach Oscarambitionen stinkt, als die Fische, die im Film aus dem Meer gezogen werden.
THE SHIPPING NEWS ist kein schlechter Film, aber er verschenkt einiges an Potenzial und reibt sich zu sehr an Hollywoodschen Gepflogenheiten. Hier wollte jemand unbedingt auf Nummer sicher gehen und das merkt man.
Zu bemüht wirken die Darstellungen einer wieder einmal hochkarätigen Cast, ganz schlimm Cate Blanchett, die zwar so etwas wie n billiges Flittchen gibt, aber schon als Parodie dieser Figur durchgeht.
Ein Sammelsorium voller Stereotypen und mit Judi Dench auf Sparflamme.
Sehr unbefriedigend gespielt das ganze. Kein Wunder, dass Hallström seit drei Jahren kein Film mehr abgeliefert hat. Er hat es aber auch übertrieben mit der terminlich so hektischen Dreherei und nach zwei Oscarnominierten (jeweils u. a. für den Best Picture Award) Werken musste es ja auch mal bergab gehen.
Doch schrieb ich eingangs, THE SHIPPING NEWS sei kein schlechter Film. Nun, ein schwächerer Hallströmfilm ist immer noch besser als die Vielzahl sonstiger Hollywoodstreifen. Außerdem haben mich die Neufundlandschen Landschaften (mal wieder schön eingefangen von Hallströms Hausfotograf Stapleton) wirklich umgehauen. Genau meine Gegend. Genau mein Wetter. Das war schon toll! Dazu endlich mal ein kräftiger Score, was nach den beiden Portman-Themen der letzten Filmen sehr wohltuend war.
Tja und auch wenn gerade gegen Ende des Films so ziemlich jedes Klischee ausgegraben wird, so bewahrt sich Hallströms Werk dennoch ein Hauch von Magie und lustig war's mitunter auch.
Somit ein großgemeinter Film, der unter seinen Ansprüchen leidet, aber immer noch gut genug ist, um rund 100 Minuten zu unterhalten.
7/ 10
P. S.: hab mal eben auf der imdb nachgeschaut, was als nächstes aus dem Hause Hallström kommt und bin fast vom Stuhl gekippt! Große Gefühlsduselei mit Robert Redford und Jennifer Lopez.
#315
Geschrieben 16. Oktober 2004, 14:23
Regie: Wim Wenders - Sabu Essen
MEISTERWERK!
#316
Geschrieben 16. Oktober 2004, 17:43
Regie: Brian de Palma - DVD Universal
"You're fucking with me? You're fucking with the best!"
Am Ende fällt er doch noch. Nachdem er reichlich Kugeln geschluckt hat. Regelrecht durchsiebt worden ist. Eine riesige Blutwoge wird bei seinem Aufprall im hauseigenen Swimming Pool hochgepeitscht. "The World is yours" ist auf einem Globus zu lesen und beschreibt den Aufstieg und Fall eines der bekanntesten Filmgangsters überhaupt.
"What do you call yourself?" wird zu Beginn des Films ein kleiner, hochnäsig und fies wirkender Kubaner im Hawaiihemd, von Einwanderungsbehördenbeamten gefragt. "Antonio Montana." Es klingt eine große Portion Stolz mit. Dieser Kerl ist selbstbewusst. Nein, er ist mehr als das. Im Laufe des Films wird sein Größenwahn immer sichtbarer. Hätte er mal auf seinen Ex-Boss Frank gehört, der ihm erzählt hat, wie man sich an der Spitze hält. Von Gier war da die Rede, doch zu diesem Zeitpunkt hatte Tony bereits sein Ziel vor Augen: "The World is yours." Dieser Schriftzug wird einmal im Film auf einen am Abendhimmel schwebenden Zeppelin projiziert. Tony schaut genau hin. Und derselbe Schriftzug ist es, der den Kreis schließt.
Fallhöhe: eines der klassischsten Motive der Literatur, hier aufregend in ein Filmepos verpackt.
SCARFACE ist ein überaus brutaler Film, der ganz von seinem Protagonisten - kongenial gespielt von Al Pacino - dominiert wird. Kaum eine Szene, die nicht von Pacino beherrscht wird. Eine derartige Präsenz habe ich selten bei einem Darsteller erlebt.
Verfilmt das ganze von dem Mann für's Visuelle: Brian de Palma, dem ja oft die Maxime Verpackung kommt vor Inhalt vorgeworfen wird. Hier trifft das jedenfalls nicht zu und der Regisseur hält sich mit Kameraspielereien merklich zurück und glänzt lieber mit großartigen Einstellungen in Montanas Club. Die Größe der Hauptfigur wird hier ständig durch den Einsatz zahlreicher Spiegel unterstützt. Nur einmal kann sich de Palma nicht beherrschen und bietet eine Kamerafahrt (Pacino und Pfeiffer im Cadillac), die zwar brillant aussieht, aber nur dem Selbstzweck dient.
Ein Element, das von vielen angeprangert wurde, ohne das ich mir den Film aber nicht vorstellen kann, ist der Score von Giorgio Moroder. Bereits beim Erscheinen des Universalglobus ertönen diese bedrohlichen Klänge, die Montanas Aktionen begleiten werden. Sehr beeindruckend und passend zum Typen Montana.
Überhaupt nicht gefallen hat mir einzig und allein Mary Elizabeth Mastrantonio (für die korrekte, flüssige Aussprache dieses Namens sollte man Preise vergeben!), die optisch rein gar nichts hergab, schlecht gespielt hat und damit schlicht fehlbesetzt war.
Ansonsten ein Film, den ich mir immer wieder gerne ansehe, der trotz seiner Länge von fast drei Stunden (sonst oft ein Problem für mich) keine selbigen aufweist und zudem bekommt man nicht oft so ein Arschloch in einem Film aufgetischt.
8/ 10
#317
Geschrieben 16. Oktober 2004, 22:48
Regie: Brian de Palma - DVD Universal
"Here comes the pain!"
Nach SCARFACE direkt Lust auf mehr de Palma/ Pacino bekommen und außerdem scheint CARLITO'S WAY in gewisser Weise an den exakt zehn Jahre älteren Film anzuknüpfen.
Sogar in "sehr" gewisser Weise: Gangsterstory, ähnliche Locations, das Paradise-Thema, mittelamerikanische Herkunft und natürlich Al Pacino, der diesmal einen scheinbar "geläuterten" Tony Montana verkörpert. Zumindest lassen alle Andeutungen über die Vergangenheit Carlito Brigantes auf den SCARFACE-Protagonisten schließen.
Wie dem auch sei: mit diesem Film ist Brian de Palma meiner Meinung nach sein mit großem Abstand bestes Werk gelungen. Optisch wie inhaltlich ein herausragender Film: diesmal im Gegensatz zu SCARFACE ganz auf die Sympathie der Hauptfigur setzend. Und damit punktend.
Für mich einer der Filmcharaktere schlechthin. Carlito Brigante ist die Definiton von Coolness, denn Coolness strahlt man aus und bekommt sie nicht aufgesetzt wie etwa in den unsäglichen MATRIX-Filmen (die auch noch das Outfit von Brigante für ihre Figuren klauen mussten).
Und dann ist da dieses grandiose Finale im Grand Central: ein Musterbeispiel für Timing, Montage und Dramaturgie. Ein fünfzehnminütiger Magic Moment, der mit dem Tod der Hauptfigur endet.
Wie schon zehn Jahre zuvor gibt es kein Entkommen für den (Ex)Gangster. Doch diesmal ist es für den Zuschauer verdammt hart. Da helfen auch Brigantes tröstenden Worte nichts mehr. Was für ein Abschied.
10/ 10
#318
Geschrieben 17. Oktober 2004, 22:32
Regie: Thomas Vinterberg - DVD Arthaus
Als ich diesen ersten Dogma-Film damals vor etwa vier Jahren zum ersten Mal gesehen hatte, bin ich ausgerastet. Ich lag im Bett und wusste nicht, was mich da erwarten würde. Als sich die Lage in diesem Wahnsinnsfilm immer mehr zuspitzt und es zum Racist Song kam bin ich aufgestanden und umher geschritten.
Ähnliches passierte mir bei der zweiten Sichtung. Wieder hielt es mich nicht und ich haute einige Male kräftig auf die Sesselarmlehne.
Heute blieb ich zum ersten mal beherrscht und war zudem etwas angespannt, da mein Bruder mitschaute (dass der n Film mit mir guckt kommt ungefähr fünf, sechs mal im Jahr vor und da will man dann ja auch glänzen!).
Wieder ein erschütterndes Filmerlebnis, das nicht etwa auf irgendwelche Missstände in der Gesellschaft aufmerksam machen will oder die Moralkeule schwingt, sondern einfach nur eine Geschichte erzählt, die unterstützt vom Dogma-Stil einem Faustschlag in die Magengrube gleicht. Ähnliches habe ich bisher nur bei DAS EXPERIMENT (GER 2001, Oliver Hirschibiegel) erlebt.
FESTEN ist ganz starker Tobak. Ein Meisterwerk, das sich niemand entgehen lassen sollte. Absolute Extremerfahrung. Mehr will ich zum Film nicht sagen, denn wohl dem, der völlig "unvorbelastet" an FESTEN heranschreitet.
10/ 10
#319
Geschrieben 19. Oktober 2004, 21:01
Regie: Raoul Walsh - VHS
"I'd look good in a mink coat, honey." - "You'd look good in a shower curtain."
Hach... es gibt doch nichts schöneres, als völlig unvorbelastet an einen Film heranzugehen und dann völlig positiv überrascht zu werden. Hatte WHITE HEAT schon lange im Auge - immerhin ein Genreklassiker und unter die 50 besten "Crime Movies Ever" vom renommierten EMPIRE-Magazin gewählt. So schlecht konnte der also nicht sein! Zudem wollte ich James Cagney endlich mal in ner Gangsterrolle sehen, zumal ich ONE, TWO, THREE (USA 1961, Billy Wilder) nicht besonders mochte (wofür Cagney aber nichts konnte).
Ich rechnete mit nem typischen 30er Jahre Gangsterfilmstoff à la LITTLE CESAR (USA 1930, Mervyn LeRoy) und meine Erwartungen waren dementsprechend gemäßigt. Erst nach dem Film erfuhr ich, dass er erst 1949 gedreht wurde, also nicht verwunderlich, keine Story über Prohibition zu sehen.
Überhaupt fängt WHITE HEAT für das Genre völlig atypisch an: im ruralen irgendwo überfallen eine handvoll Gangster in bester Westernmanier einen Zug und gehen dabei mit einer Brutalität vor, die ich bei einem Film diesen Jahrgangs noch nicht erlebt hatte. Nach und nach ergibt sich ein Plot, der es in sich hat und es tatsächlich schafft, über die komplette Laufzeit die Spannung auf höchstem Niveau zu halten. Man ist mitten drin und wird rd. 110 Minuten nicht mehr losgelassen. Vom Bahngleis gehts zu ner abgelgenen Hütte, in der sich die Gangster in bester RESERVOIR DOGS-Manier belauern, später nach Suburbia, wo sich eine der aufregendsten Autoverfolgungsjagd ergibt, die mir je untergekommen ist - eben nicht auf Tempo setzend, sondern auf die planmäßige Ausnutzung (ABC-Methode genannt) des gitternetzartigen Straßensystems L. A.s.: drei Polizeiwagen jagen Codys Mutter. Eine Wahnsinnssequenz, hervorragend montiert, hätte mir nur noch ne Vogelperspektive gewünscht, aber das wäre für damalige Verhältnisse wohl zu aufwändig gewesen.
Jedenfalls geht's bald darauf in den Knast, inklusive Attentatsversuch und Ausbruch, ein Spitzel wird in Codys Bande eingeschleust und alles kulminiert in einem Finale, das Filmgeschichte schrieb: "Made it, Ma! Top of the world!" Jetzt weiß ich auch, woher der Schluss von SCARFACE (USA 1983, Brian de Palma) inspiriert wurde.
Aber WHITE HEAT ist besser. Meine Fresse, was hatte ich gestern Spaß beim Gucken dieses Films! Nicht nur ein (wortwörtlich!) atemberaubender Plot, sondern auch großartig inszeniert und gespielt. Herausragend James Cagney, den ich besser mal zuerst in dieser Rolle erlebt hätte. Er mimt den zynischen, hochneurotischen und cholerischen Brutalogangster mit ganz besonderer Beziehung zur Mutter. Sein Ausraster als er erfährt, dass diese tot ist, ist der schiere Wahnsinn. Da zuckt man förmlich zusammen.
Und dann ist das Virginia Mayo, die ich noch nicht kannte (sehr bedauerlich). Und da ich meine, dass die Frauen damals zumeist doch sehr unter den modischen Trends litten, so hat diese Frau mich wirklich umgehauen. "Wau!" sach ich da nur! Und spielen kannse auch...
Aber nun gibt es auch ein Riesenärgernis zu beklagen: weltweit (!) keine DVD-Veröffentlichung! Und hätte ich ihn nicht glücklicherweise aufgenommen, statt ihn direkt zu gucken, so würde ich mir jetzt kräftig in den Hintern beißen.
Trotzdem: die DVD muss her und zwar schnell!
9.5/ 10
#320
Geschrieben 21. Oktober 2004, 14:56
Regie: Nick Hamm - DVD Film Four
"I've heard you British guys are all gentleman. You are British aren't you?" - "English actually."
Klasse Kombination aus Comedy und Love Story mit einer wirklich bezaubernden Monica Potter.
Diese spielt eine Aussteigerin, die es nach London verschlagen hat und dort zufällig nacheinander drei befreundete Endzwanziger trifft. Weder sie noch die Kerle wissen von den gemeinsamen Bekanntschaften und die Dinge nehmen ihren Lauf...
Auf Tempo und narrative Techniken à la PULP FICTION setzend kann Hamms Film ordentlich punkten. Dazu ein spielfreudiges Ensemble, das bis in die Nebenrollen hochkarätig besetzt ist.
Zwar kommt es am Ende wie es kommen muss, aber weil der Weg dorthin eben reichlich innovativ geraten ist, sticht der Film aus dem Genre deutlich heraus. Und wieder zeigt sich, dass die besten Genrebeiträge immer noch die britischen sind (diesmal aber ganz ohne Hugh Grant! ).
9/ 10
#321
Geschrieben 22. Oktober 2004, 23:57
Regie: Tod Williams - Luna Essen
Das zweite Kinohalbjahr entschädigt immer mehr für eine für mich sehr dürftige erste Jahreshälfte!
Diese Irving-Romanverfilmung (eigentlich ists nur das erste Drittel des Buches) passt so richtig schön zum Herbst und wo ich neulich noch von einer Bemühtheit um Oscarsegen gesprochen hatte, so müsste sich ein Preisregen hier eigentlich zwangsläufig ergeben.
Tod Williams liefert einen Film ab, der nicht weniger als ein Meister- vielmehr aber ein Kunstwerk darstellt. Jede Einstellung ist sorgsam durchdacht und die Bildsprache unterstützt den plot in feinster Weise, ohne sich jedoch in den Vordergrund zu drängen. Dann sind da Jeff Bridges und Kim Basinger, die mal eben ihre jeweils besten Leistungen ihrer (langen) Karriere abliefern.
Um was geht's? Trauerarbeit in der Familie, aber ganz ohne Schwermut, sondern mit viel Humor, der sich mit emotionalen Momenten abwechselt. Ein Geschichte, wie aus dem Leben gegriffen, die berührt, unterhält und erstaunt.
Ich will gar nicht viel mehr schreiben und THE DOOR IN THE FLOOR einfach nur jedem ans Herz legen, der richtig gutes Kino sehen möchte!
10/ 10
#322
Geschrieben 23. Oktober 2004, 15:05
Regie: Stephen Daldry - DVD Columbia
"Just because I like ballet doesn't mean I'm a poof, you know."
Neben NEW YORK MINUTE wohl der Film, bei dem ich mit meinem Urteil am meisten allein auf weiter Flur stehe.
Dabei ist es für meinen Geschmack ein weiterer gelungener Beitrag zum sozialkritischen britischen Kino, das stets auch genug Raum für einigen Humor lässt.
Wieder einmal vor dem Hintergrund der Thatcher-Ära wird eine Sozialstudie geboten bei der der elfjährige Billy im Mittelpunkt steht. Vom Papa zum Boxtraining geschickt will er viel lieber am Ballettunterricht nebenan teilnehmen. Dieser Wunsch birgt so manche Hürden, die es zu überwinden gilt, zumal die Familie im Bergbaustreik involviert ist...
Trotz durchaus ernster Thematik ist BILLY ELLIOT ein lustiger Film, der lange braucht, bis sich die Figuren öffnen, der wunderbar vom derben britischen Humor zehrt und obwohl von einer gewissen Formelhaftigkeit geprägt, nicht wirklich konstruiert wirkt, sondern wie aus dem wahren Leben gegriffen. Hollywoodstoff sieht jedenfalls anders aus (bitte als Kompliment verstehen!).
Sehr schön auch die Songs, die hier zumeist von T.Rex stammen und den Film gekonnt unterstützen.
Insgesamt für mich ein Höhepunkt des britischen Kinos, das völlig zurecht mit zahlreichen Preisen bedacht wurde (bei den BAFTA-Awards stach Jamie Bell sogar Konkurrenten Russell Crowe aus!) und einer jener Filme, den ich sofort in einen Kanon für "schulpflichtige" Filme aufnehmen würde.
8/ 10
#323
Geschrieben 24. Oktober 2004, 18:55
Regie: Darren Aronofsky - DVD Pathé
"There will be no order, only chaos."
Als alle schrien, was REQUIEM FOR A DREAM (USA 2000) doch für ein fantastischer Film sei, da hoffte ich, dass auch PI endlich die Anerkennung bekommen würde, die ihm schon lange hätte zukommen müssen. Aber Fehlanzeige: weiterhin nur ein Geheimtipp und dabei ist es dieser Film von Aronofsky, der wirklich herausragend ist.
Alles wofür REQUIEM FOR A DREAM so gepriesen wurde, ist in PI bereits aufgegriffen worden, nur dass es dort noch innovativ wirkte. Überhaupt ist PI einer der innovativsten Filme der 90er Jahre, die ich kenne. Nicht nur stilistisch, sondern auch der Plot ist ein einziger Geniestreich!
"1. Mathematics is the language of nature. 2. Everything around us can be represented and understood through numbers. 3. If you graph these numbers, patterns emerge. Therefore: There are patterns everywhere in nature."
Die Thematik die Aronofsky hier aufgreift ist in höchstem Maße faszinierend und in geschicktester Art und Weise gelingt es ihm, den Zuschauer in einen Zwiespalt zu führen: Paranoia oder Logik? Realität?
Was Max uns darbietet, wie er die Welt sieht, das alles scheint logisch zu sein und dieser Logik möchte man (zumindest erging es mir so) sich hingeben. Es klingt alles irgendwie plausibel und die Zahlentheoriefaszination greift schnell auf einen über.
Dass am Ende doch die Rekapitulation steht ist enttäuschend und wohltuend zugleich. Hat der gepeinigte Max schließlich endlich seinen Frieden gefunden.
Diese Pein wurde von Aronofsky zuvor so eindringlich dargestellt, unterstützt mit dem größtmöglichen Effekt durch audiovisuellen Mittel, dass man nicht umhin kann, dem Protagonisten die "Erlösung" die er erfährt, herbeizusehnen. Auch wenn es letztendlich vielleicht doch nicht das Chaos war und es tatsächlich eine Lösung gibt, so ist es auch für den Rezeptienten wohltuend, nach 75 Minuten Hochgeschwindigkeitstempo einen Moment der Ruhe genießen zu können; soll sich doch ein anderer um die Zahlentheroie kümmern!
Vielleicht man selbst irgendwann?
Wie dem auch sei: PI ist ein ganz großer Wurf geworden: Charakterstudie, Paranoia-, Mystery-, Horrorfilm, Thriller sowie pessimistische Bestandsaufnahme einer technisierten Welt. Ein Überfilm im Low-Budget-Gewand. Sieht man auch nicht oft...
10/ 10
#324
Geschrieben 25. Oktober 2004, 19:21
Regie: Clint Eastwood - DVD Warner
"...and the Oscar goes to..."
Nicht so oft wie von einigen erhofft, aber immerhin wurden endlich Penn und Robbins geehrt. Ist doch auch was! Und der Clint hat ja auch schon genug im Regal stehen.
Bei der ersten Sichtung vor fast einem Jahr war ich noch voll des Lobes für dieses - von vielen Filmfachmenschen bezeichnetes - Meisterwerk. Das hat sich nun etwas gelegt.
Zwar ein wirklich unheimlich gut gespieltes Stück (das Ensemble braucht sich nicht mal vor Filmen wie GLENGARRY GLEN ROSS oder 12 ANGRY MEN zu verstecken), das aber für mich nur beim ersten mal richtig funktioniert. Wo sich nämlich viele über eine Langatmigkeit beschwerten und den Whodunnit-Teil nicht so überzeugend fanden, tappte ich bis zur finalen Auflösung merklich im dunkeln (wie bei den meisten derartigen Filmen). Also haben alle Thrillerelemente bei mir gewirkt. Kennt man aber nun das Ende, so fällt diese Komponente schon mal weg und übrig bleiben eigentlich nur die eingehenden darstellerischen Leistungen.
Hätte eigentlich gedacht, dass die Geschichte mich emotional mitreißen würde, aber das war eigentlich nie der Fall. Mag an der Ambivalenz der Charaktere liegen, was ja im Grunde genommen löblich ist, aber so fuhr MYSTIC RIVER doch irgendwie völlig an mir vorbei.
Tja... will den Film jetzt hier nicht schlecht reden, aber er hat stark einbüßen müssen in meiner Gunst. Schade. Aber für ne gute Wertung reichts ob der Schauspieler allemal.
8.5/ 10
#325
Geschrieben 26. Oktober 2004, 18:12
Regie: Francis Ford Coppola - DVD Paramount
"I'll make him an offer he can't refuse."
Ich werde wohl nie ein großer Fan dieses Films werden. Zu lang zieht er sich hin und überhaupt ist dieses Genre nicht gerade eines, für das ich mich begeistern kann. Nur GOODFELLAS (USA 1990) hat mir wirklich gut gefallen.
Der ganze Film hat für mich nur einen wirklich großen Moment: die Sterbeszene von Don Corleone. Ergreifend!
Sonst der übliche Plot: Familie im Kampf gegen andere Familien, viele Tote, viel Familienehre und viele Italiener. Mich hat das nicht vom Hocker gerissen. Schon beim ersten Sehen nicht.
Finde das alles ein wenig überschätzt, auch wenn ich THE GODFATHER damit nicht schlecht reden will. Das ist er natürlich nicht; schon die Darsteller sorgen dafür. Imposant für mich allerdings weniger Brando, denn Pacino und Duvall.
Tja... vielleicht schieb ich gelegentlich mal Teil 2 hinterher, wobei der ja noch länger ist... mal seh'n.
7.5/ 10
#326
Geschrieben 26. Oktober 2004, 18:36
Regie: Kevin Smith - DVD Highlight
"What the fuck is the Internet?"
Nach THE GODFATHER musste schnell was lustiges nachgeschoben werden und da kamen mir Jay und der stille Bob ganz gelegen.
Ich kehre bei Smiths Filmen ja gerne die STAR TREKsche Zahlentheorie um: hier finde ich alle "ungeraden" Filme sehr gelungen und die "geraden" weniger gelungen.
Zugegeben: in Smiths Fünftem wimmelt's nur so von platten Gags, aber daraus macht der Fat Fuck oder Tons of Fun, wie er von Kollegen Jay liebevoll genannt wird, ja auch gar keinen Hehl und verkneift es sich denn auch nicht, mehrmals in Richtung zu Zuschauer zu blicken und zu fragen, wer sich so einen Müll überhaupt antue.
Selbstironie pur und das ist auch gut so! Wie sich Affleck auf die Schippe nimmt (PHANTOMS, REINDEER GAMES), das ist wirklich nett anzusehen und wo hätte man sonst den armen Jason Biggs sich selbst als Piefucker bemitleiden sehen. Höhepunkt natürlich Mark Hamills Auftritt als Cockknocker. Herrlich!
Schön auch, dass es Smith gelungen ist beinahe alle Figuren seiner Jersey-Trilogie noch einmal zu versammeln und diese sich selbst für Mini-Mini-Auftritte nicht zu schade sind. So funktioniert der Film aber auch erst richtig bei der Kenntnis der vorherigen Smithfilme, die hier zahlreich zitiert werden.
Nun meine beiden persönlichen Highlights:
"All you motherfuckers are gonna pay. You are the ones who are the ball-lickers. We're gonna fuck your mothers while you watch and cry like little bitches. Once we get to Hollywood and find those Miramax fucks who are making that movie, we're gonna make 'em eat our shit, then shit out our shit, then eat their shit which is made up of our shit that we made 'em eat. Then you're all you motherfucks are next. Love, Jay and Silent Bob."
"I am the master of the C.L.I.T. Remember this fucking face. Whenever you see C.L.I.T., you'll see this fucking face. I make that shit work. It does whatever the fuck I tell it to. No one rules the C.L.I.T like me. Not this little fuck [referring to Silent Bob]
none of you little fucks out there. I AM THE C.L.I.T. COMMANDER! Remember that, commander of all C.L.I.T.s! When it comes down to business, this is what I do. I pinch it like this. OOH you little fuck. Then I rub my nose with it."
Allein für diese beiden Dialoge hat der Film die Höchstnote verdient!
Und dann diese absolut geilen Ficksäue in ihren engen Ledersuits. Was will man(n) mehr?
Tja, war wieder mal ein großer Spaß und ich bin mal sehr gespannt, ob sich Smith nun tatsächlich wieder auf seine Anfänge zurückbesinnt.
9/ 10
#327
Geschrieben 27. Oktober 2004, 19:11
Regie: Robert Zemeckis - DVD Fox
"They were Italian!" - "Now they're practial"
Zu hören nachdem Michael Douglas die Stöckelschuhe seiner Begleiterin malträtiert hat und dazu einer der lustigsten Momente in einem ansonsten leider nicht immer lustigen Film. Das liegt daran, dass er dies partout sein will.
Ich meine, die beiden ersten Drittel sind wirklich gelungen, angefangen mit der vorzüglichen Einführung des Charakters Joan Wilder (Kathleen Turner überrascht nach ihrem Auftritt in BODY DOUBLE), der Whiskas-Spotparodie und dem Kulturschock, der darin kulminiert, dass der einzige Ami im fremden Land ein selbstgefälliges Arschloch ist (genau passend für Michael Douglas).
Aber der Reihe nach: Starautorin Joan Wilders Schwester wird in Kolumbien von bösen Leuten gefangengehalten, die die Schatzkarte erpressen wollen, die Wilders Schwager ihr zugesandt hat. Da es sich bei Fräulein Wilder um ein naives, weltfremdes und unpraktisches Weib handelt tritt sie bei ihrer Ankunft in Südamerika natürlich in sämtliche Fettnäpfchen und wird fortan von zwei Fraktionen gejagt, denn auch andere Leute interessieren sich für den Schatzplan.
Irgendwann tritt dann Jack T. Colton in Erscheinung: eine Ausreißer, der im südamerikanischen Dschungel sein Glück versucht und einem gewissen Indiana Jones nicht ganz unähnlich sieht.
Überhaupt ist unverkennbar, dass die Indy-Filme hier Pate standen. Doch versteht sich ROMANCING THE STONE nicht als Parodie, sondern für mein Verständnis durchaus als eigenständiger Film, der zwar Anleihen aufweist, sich ansonsten aber in wesentlichen Punkten von Spielbergs Film unterscheidet.
Wo dieser nämlich (wie immer) arge Probleme mit Frauenrollen hat, ist Kathleen Turner hier ein gleichwertiger Partner von Michael Douglas, was umso erstaunlicher ist, bedenkt man dessen Charisma und Fähigkeit, Filme locker allein zu tragen.
Des Weiteren geht es Zemeckis weniger um die Schatzsuche ansich, sondern um die zwischenmenschlichen Beziehungen. Das ungleiche Paar Turner/ Douglas ist es denn auch, was den Reiz an diesem Film ausmacht und konsequenterweise geht es dann auch den Bach runter, als diese merken, dass sie sich doch nicht so unsympathisch sind und der Focus doch stärker auf den Schatz gerichtet wird.
Das letzte Drittel ist 08/15-Actionkino mit mäßig spannenden Momenten und jeglichen Klischees, die das Genre so zu bieten hat (erstaunlich aber, wie weit die Gewaltszenen hier gingen ). Der Schluss setzt allem dann nochmal die Krone auf und sorgt für gehörige Abzüge.
Insgesamt aber ein unterhaltsamer Film und so viele Abenteuerfilme von der Qualität eines ROMANCING THE STONE gibt's ja nun auch nicht. Außerdem ist Michael Douglas (fast) immer eine Aufwertung für einen Film.
6.5/ 10
#328
Geschrieben 28. Oktober 2004, 18:36
Regie: Francis Ford Coppola - DVD Paramount
"You broke my heart, Fredo!"
Naja, es kann ja nicht angehen, nach dem ersten Paten nicht den zweiten nachzuschieben. Gehören ja so eng zusammen wie kaum ein anderes "Double".
So knüpft der zweite Film auch direkt an die Schlusssequenz des Erstlings an und zitiert zugleich dessen Eröffnungssequenz. Nicht schlecht!
Dann geht's ab nach Sizilien, wo die Lebensgeschichte von Vito Corleone begonnen hat. Fortan wird der Film zwischen zwei Zeitepochen hin- und herspringen, jeweils unter Zuhilfenahme von beachtlichen Übergängen.
Diese Erzählstruktur wurde ja oft genug gelobt, doch fand ich sie bis auf eben die Übergänge nicht besonders beachtlich und auch de Niros Spiel hat mich nicht aus den Socken gehauen.
Dominieren tut wie schon in Teil 1 Al Pacino, der nun vollends zum "Arschloch" geworden ist und seine eigene Familie Stück für Stück auslöscht. Die eiskalten Gesichtszüge Michael Corleones sind geradezu beängstigend und wie klasse Pacinos Spiel ist wird am Ende noch einmal überdeutlich, als in einem Flashback sein Dasein vor der Übernahme gezeigt wird. Was für ein Wandel!
Ansonsten leider wie schon beim ersten Paten alles viel zu lang für mein Befinden und diesen exklusiven 7-Stunden-Cut werd ich mir niemals antun, soviel ist sicher!
Und noch eine Parallele zu Teil 1: wieder ein einziger absolut herausragender Moment - Michael erfährt, wer ihn verraten hat. Magic Moment par excellence!
So, jetzt ist aber Schluss mit den Patenfilmen! Teil 3 stellt nun wirklich kein Angebot mehr da, dass man nicht ablehnen könne. Den Film erspar ich mir!
7/ 10
#329
Geschrieben 29. Oktober 2004, 17:42
Regie: Joel Schumacher - DVD Warner
"I'm the bad guy?"
Das habe ich mich am Ende auch gefragt. Ein gewisser Sympathiewert ist der Figur Bill Foster aka D-Fens nämlich nicht abzusprechen!
Die Situationen, die ihn zum Überkochen bringen sind mir nicht allzu fremd. Misstrauische und wenig kulante Ladenhüter, die McDoof-Filialen, herrische Golfspieler... wem würd da nicht der Kragen platzen?
Außerdem ist mir Michael Douglas in seinen Filmen eh zumeist sympathisch und ich wüsste auch keinen, der diese Rolle so gut hätte verkörpern können. Überhaupt eine seiner besten Leistungen, die leider völlig ignoriert wurde (der Film wurde dies nicht: er wurde ja geradezu verteufelt).
Aber wo Joel Schumacher draufsteht, da ist auch Joel Schumacher drin: Mr. Selbstjustiz eben. Wer damit ein Problem hat, sollte diesen Mann tunlichst meiden, da eine kritische Herangehensweise wie immer ausbleibt. Ich bin zwar kein Freund davon, wenn Leute Law and Order spielen, aber finde einige Schumacherfilme verdammt unterhaltsam (8MM sogar brillant!).
Der unterhaltsamste (auch weil komischste) Schumacherfilm ist natürlich FALLING DOWN. Die Situationen nehmen teilweise stark groteske Züge an, etwa wenn Douglas beim Zusammenpfriemeln der Bazooka von kindlicher Hilfe profitiert oder er bis zu seinem Ziel als unverwundbar dargestellt wird (Ballerszene mit den Gang-Jungs). Nicht nur komisch, sondern überhaupt eine klasse Szene (die ich tagtäglich gucken könnte) der Ausraster im Whammy-Burger. Erstaunlich, wie lange Manager Rick die Fassung und das Grinsen behält. Schon eine Karikatur des angeblichen Kundenservices durch die Macces-Angestellten. Und Deedee Pfeiffer ist übrigens um einiges leckerer als ihre Schwester, das muss hier auch mal gesagt werden!
Naja, jedenfalls ein großer Moment des Kinos und ein großer Moment für Michael Douglas, der hier wohl einigten Leuten aus der Seele sprach (das Geballere mal außen vor gelassen ).
Ansonsten ist zum Film zu sagen, dass hier die Antagonisten beinahe denselben Sympathiewert haben, was ich so auch nicht oft erlebt habe. Robert Duvall - ein Schauspieler-As vor dem Herrn meist in Nebenrollen - überlässt Douglas zwar das Feld, ist aber nicht weniger charismatisch und was hab ich Lachen müssen, ob des Jubels, als er rausgekriegt hat, wer der Typ mit Hemd und Krawatte ist.
Neben großem Darstellertennis auch eine Reise durch L. A.-Downtown, hervorragend eingefangen von Kameramann Andrzej Bartkowiak. Überhaupt gibt der Film auf formaler Seite so einiges her: direkt zum Start des Films wird der Zuschauer zur Identifikation mit der Figur Bill Foster animiert. Ganz nah ist diese uns und als die Kamera langsam zurückfährt und die Geräuschkulisse leise einsetzt und wir die Situation überblicken, da fühlt man bereits direkt mit. Die Identifikation ist fast unausweichlich. Schließlich hat wohl jeder schon mal bei großer Hitze im Stau gesteckt. So geht's dann weiter... alles was Foster passiert, ist den meisten wohl auch schon mal widerfahren, wenn auch nur in ähnlicher Art und Weise. Und darum kann man nicht umhin, mit dem Kerl zu sympathisieren.
Aufgrund der Gleichrangigkeit der zweiten Hauptfigur führt das Finale den Zuschauer in einen Zwiespalt. Befriedigend ist am Ende allein die Wandlung des Cops ohne Eier zu einem mit Eiern (nicht bezogen auf das Erschießen des "Bad Guys", sondern auf dessen Attitüde seinem Boss und seiner Frau gegenüber).
Insgesamt ist FALLING DOWN also hochbrisanter Stoff, denn hier wird Selbstjustiz zelebriert und lediglich durch die Figur Prendergast etwas relativiert. Die Abneigung der Filmkritik kann ich also nachvollziehen. Für mich persönlich ist's aber ein klasse Film (übrigens auch vom Score her - sehr stimmig und nach UNBREAKABLE die beste Arbeit von James Newton Howard), den ich so oft wie kaum einen anderen gesehen habe.
9/ 10
#330
Geschrieben 31. Oktober 2004, 21:14
Regie: Jim Jarmusch - VHS
"Don't blind people usually wear dark glasses?" - "Do they? I've never seen a blind person."
Wunderschöner Episodenfilm, der sich um Taxifahrten zur selben Zeit in fünf verschiedenen Metropolen dreht.
Zwar schwanken die Beiträge in ihrer Qualität, doch fällt keine wirklich negativ heraus.
Nachstehend sollen dennoch alle fünf einzeln bewertet werden.
Los Angeles:
Große Abzüge wegen Winona Ryder, die so tierisch nervt, dass es schon weh tut. Kann nicht glauben, dass die Rolle tatsächlich für sie geschrieben wurde. Naja, ansonsten aber eine tolle Pointe am Ende der Episode und dass L. A. bei Nacht schön ist, weiß ich ja bereits durch die Werke von Michael Mann.
7/ 10
New York:
Armin Mueller-Stahl als reichlich hilfloser Taxifahrer, der dann auch von seinem Fahrgast am Steuer abgelöst wird. Trotz tierischem Gefluche der schönste Beitrag. Lustig vor allem die Wortspiele. Die letzten Bilder sind klasse.
9/ 10
Paris:
Jarmuschs Stammschauspieler Isaach de Bankolé kutschiert die blinde Beatrice Dalle herum und erweist sich in jeder Hinsicht als extrem kurzsichtig. Sehr lustige Pointe und der witzigste Dialog des Films (s. o.).
8/ 10
Rom:
Roberto Benigni zum totlachen komisch. Wegen dieser Episode auch die ansonsten unverständliche 16er Freigabe. Eine Wucht diese Geschichte! Herrlich!
9.5/ 10
Helsinki:
Große Depression im Taxi. Karge Aussichten in der finnischen Metropole. Heftiger Kontrast zur vorherigen Episode, aber trotzdem irgendwie auch ganz lustig.
7/ 10
Insgesamt ist dies der vierte Jarmsuch, den ich gesehen habe und der extrem Lust auf mehr macht (morgen DOWN BY LAW, ich freu mich schon!). Wie schon in seinem jüngsten Werk COFFEE AND CIGARETTES (USA 2004) verknüpft er seine Kurzfilme (jeweils etwa 25 Minuten lang) themtatisch und gibt zugleich interessante Einblicke in die verschiedenen Kulturen. Spielt mit den Klischees und zeigt wunderschöne Aufnahmen der Großstädte bei Nacht. Optisch, akustisch (tolle Musik!) und bis auf die Ryder auch darstellerisch alles sehr sehenswert.
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