Goldeneye (GB 1995)
Regie: Martin Campbell - VHS
"Yo! Jimbo!"
Habe mich nun doch dazu durchgerungen mit den Bonds fortzufahren und den nächsten, den ich da hatte (chronologisch gesehen) war der erste Piss Brosnan-Bond.
Vorab: ich finde diesen Kerl zum kotzen. Null Selbstironie, selbst für 007 zu arrogant und vollkommen unsympathisch. Kurzum: der schwächste Bonddarsteller in meinen Augen.
Aber ist das überhaupt noch Bond, was uns da Mitte der 90er aufgetischt wurde? Offiziell ja, ansonsten hat mich nur wenig an diese Filmreihe erinnert. Das High-Tech-Age bekommt der Serie nicht; alle guten Bonds wurden in den 60ern gedreht, als Espionage noch groß und Krawumm! klein geschrieben wurde.
Natürlich sind da Miss Moneypenny, Q und M. Natürlich ist da der Pistolenlauf zu Beginn des Films. Und der bondtypische Vorspann. Aber sonst? Sonst war das ein durchschnittlicher Actionfilm. That's it.
Ich will es aber nicht dabei belassen und genauer ins Detail gehen und muss dazu zunächst noch anmerken, dass das Filmvergnügen von vornherein arg getrübt war, da ich nur den ZDF-Mitschnitt von der TV-Premiere da hatte, bei der mal eben das Format auf 1.85:1 zurechtgestutzt wurde und die eine Synchro bot, die einfach nur grausam war. Norbert Langer für einen Fiesling zu besetzten ist ja schon dämlich, aber dann auch noch nen roten Ferrari im selben Film?!
Naja, für all das kann der Film nichts, musste aber gesagt werden, denke ich.
Also zum Film: wie oben erwähnt, pures Actionkino. Das waren bereits die Bonds der späten 70er, aber die vermittelten mir dennoch ein Bondfeeling, sei es aus Nostalgie, wegen der Darsteller oder des Scores. GOLDENEYE bietet kaum Anknüpfpunkte an die ersten Filme (der Score hat selbst die grausame Morodermusik aus FOR YOUR EVES ONLY noch getoppt). Da reicht es nicht, die Casinoszene aus DR. NO und OHMSS zu zitieren. Allein Desmond Llewelynn (so geschrieben?) weckte Erinnerungen an den früheren Glanz der Filme.
007 wird von Piss Brosnan verkörpert. Zwar in bester Tradition von einem Briten gespielt, aber leider viel zu steif und ernst. Zwar rechne ich es dem Film hoch an, dies auch zu thematisieren (der Dialog zwischen M und Bond ist klasse!), doch reicht das leider nicht aus, um Brosnans Spiel erträglich zu machen. Ich meine: mir war's schnurz, ob er am Ende seinen Arsch rettet. Selbst Spaß-Bond Moore hatte am Ende mein Segen.
Also schonmal n großer Minuspunkt für die Besetzung, die ansonsten auch ziemlich durchwachsen daherkommt. Fiesling ist Sean Bean, ein Schauspieler, der sich auch so bezeichnen darf, hier jedoch mit selten dämlichen Dialogen zu kämpfen hat ("Ich werde mehr Geld besitzen als Gott." - geht's noch?!

).
Die Bondgirls könnten unterschiedlicher nicht sein: auf der einen Seite Isabella Serpuco (oder so ähnlich) - bleibt völlig blass, in jeglicher Hinischt überfordert. Auf der anderen Seite Famke Janssen - herrlich böse! Ein Höhepunkt der Serie, da sie bei selbigem tötet. Muss man auch erstmal drauf kommen. Und wann hat man 007 schonmal beim Vorspiel zu ins Schwitzen geraten sehen?
Gottfried John - man dachte sich, dass die Deutschen immer die besten Bondgegner gewesen waren (war auch so) und wollte dies hier fortsetzen. Ist auch einigermaßen geglückt, zumindest viel eher, als mit Götz Otto und Claude-Oliver Rudolph in den Folgefilmen.
Dann meinte man, sich den Konventionen des Blockbusterkinos der 90er fügen zu müssen und baute einen Sidekick ein. Einen Computernerd, der so ziemlich jedes Klischee erfüllt, was zu dieser Figur vorhanden ist. Hier haben die Macher zumindest in Sachen Nervfaktor voll gepunktet.
Zum plot: der ist viel zu kompliziert! Man sollte wissen, dass das Bondpublikum nicht überfordert werden sollte. Das will exotische Schauplätze, ganz fiese Bösewichte samt Ober-Scherge, heiße Frauen und einen coolen Geheimagenten sehen, wenn's geht, alles noch mit einem gewissen Charme inszeniert. Die Story ist da nebensächlich. Dass dem nicht so sein muss, wird in GOLDENEYE bewiesen. Sehr zum Nachteil des Films.
Das waren auch die ernstgemeinten Zwischentöne. Habe ich über den Spott gegenüber Brosnan-Bonds Attitüde noch herzlich lachen können, tat ich das bei den peinlichen Fragen vom russischem Betthäschen (Filmnamen schon wieder vergessen) bezüglich der Motive 007s auch. Jedoch war das von den Machern nicht beabsichtigt. Unfreiwillige Komik. Und das in einem Bondfilm. Hätte nicht gedacht, dass das mal passieren könnte.
Dabei hat OHMSS doch bewiesen, dass man durchaus auch bei der Figur James Bond mal etwas tiefer graben kann...
Dann mal zum Thema Realismus. Ok, ein Bondfilm ist davon weit entfernt. Keine Frage! Aber! Ist es nötig, so dermaßen zu übertreiben?
Da wäre zunächst die Pre-Credit-Sequenz. Im freien Fall springt 007 in ein abstürzendes Flugzeug. Für meine Begriffe ist man hier wirklich zu weit gegangen.
Später im Film rast Bond mit einem Panzer durch St. Petersburg (?). Fährt alles zu Schutt und Asche, aber die Frisur sitzt. Bond goes Drei-Wetter-Taft.
Die Krönung im letzten Drittel: Bond und seine spätere GV-Gelegenheit sitzen im verrammelten Zugwagon fest. 007 teilt ihr mit, dass sie drei Minuten hätten, da raus zu kommen. Sie sitzt dann seelenruhig am PC und hackt (in der Synchro wird "gehackt" gesprochen, wie's geschrieben wird - ich hab mich weggeschmissen!) ein wenig herum. Als Bond es in letzter Sekunde schafft, einen Ausweg zu finden, will sie aber gar nicht weg von der Kiste...
...sorry, aber das ist selbst für einen Bondfilm zu viel des Guten!!!
Dann zum Finale: man sprach ja bei LICENCE TO KILL vom Rambo-Bond. Allerdings aus anderen Motiven, als sie bei GOLDENEYE zutreffen. Denn hier wird Bond zu Rambo, indem er sich ständig unverletzt (nicht die kleinste Schramme!) durch Horden von bösen und starkbewaffnetenn Russen schießt. Ich habe nur noch auf den Bogen gewartet.
Aber es gab auch lichte Momente in diesem Film. Etwa durch Joe Don "Yo, Jimbo!" Baker, nach Maud Adams die zweite Person in zwei verschiedenen Rollen in der Serie. Die des CIA-Mannes stand ihm im übrigen weitaus besser als die des Bösen in THE LIVING DAYLIGHTS. Wie er den arroganten Brosnan verarscht: großartig! Der fesche Ire hat wohl nicht gemerkt, wie bescheuert er aussah, als er dem Kollegen die Werkzeuge anreichen sollte, als der sein Auto reparieren musste. Hiermit nehme ich Piss Brosnan in meinen persönlichen Club der Dumpfbacken auf, wo er sich zu Leinwandgrößen wie Kack (oder Fuck oder Sack) Norris, JC van Dumm, Michael Dudidoof und Doof Lundgren gesellen darf. Einfach herrlich, diese Typen, die mit bierernster Mine durch ihre Filmchen stolpern und gar nicht merken, wie lächerlich sie sich machen.
Und sonst. Sonst hat mich das Finale noch überzeugt. Schön, wie sich Martin Campbell von THE EMPIRE STRIKES BACK (USA 1979, Irvin Kershner) inspirieren (eigentlich der falsche Ausdruck: Klau trifft's besser) ließ. Bond hängt über tiefem Abgrund und muss sich dort auch noch mit dem Bösen herumschlagen. Aufregend!
Das war der Rest des Films leider nicht. Aber ich will ihn jetzt auch nicht zu schlecht machen. Denn angesichts der beiden absolut misslungenen Folgefilme ist GOLDENEYE sogar noch als sehenswert zu bezeichnen.
Somit reicht's noch für
5/ 10
James Bond will return - ich schaue tapfer weiter!