THE AVIATOR [Martin Scorsese, Kino UCI-Hürth, DT]
Wenn man einen Film über einen Menschen mit großen, globalen Visionen dreht, muss das Ergebnis wohl auch dementsprechend gigantisch ausfallen. Nach dem grandiosen GANGS OF NEW YORK ist THE AVIATOR also auch wieder ein unheimlich groß angelegter Film, der mit einer unglaublichen Ausstattung daherkommt und dessen Starensemble sich allemal sehen lassen kann.
THE AVIATOR ist um es vorweg zu nehmen mit Sicherheit kein schlechter Film. Wie bereits erwähnt besticht der Film durch seine Ausstattung. Die Stimmung, das Ambietente und die Atmosphäre der 30er und 40er Jahren wird perfekt eingefangen, zumindest so weit ich das beurteilen kann. Unheimlich gut gelingt es dem Film auch seine Stars wie Stars aus den alten Zeiten aussehen zu lassen. Kate Beckinsale beispielsweise sieht tatsächlich aus wie eine große Schönheit der 40er und Cate Blanchett ist sehr beeindruckend als Katherine Hepburn. Des Weiteren werden dem Zuschauer Bilder geboten, die so schnell nicht vergessen werden.
Als ich gestern aus dem Kino kam, war ich mir nicht sicher, warum mir der Film dennoch nicht so recht gefallen will. Zum einen liegt das tatsächlich an der etwas konfus wirkenden Erzählstruktur in der Anfangsphase. Natürlich muss man sich bei eine(r?)m Biopic entscheiden, welche Zeitspanne man genauer beleuchten will, darf dabei aber nicht vergessen wichtige Hintergrundinformationen auszulassen. So hätte ich mir beispielsweise zumindest ein wenig aus Hughes Kindheit gewünscht oder wenigstens hätte ich gerne gesehen, wie er von dem Tod seiner Eltern und seinem Erbe erfährt. Das ist etwas wirklich überraschendes für mich für einen Scorsese Film: Die Geschichte des Hauptprotagonisten ist mir herzlich egal. Wie Di Caprio mit langer Mähne und langen Zehen im dunklen Kino sich verkriecht mag vielleicht großes Kino sein, mich jedenfalls lässt es aber völlig kalt.
Über Howard Hughes war ja im Vorfeld von THE AVIATOR unheimlich viel zu lesen. Man konnte viel über ihn in Erfahrung bringen, dass zum Verständnis des Films von großen Nutzen war. WIe Hughes an sein Geld kommt wird fast völlig außen vorgelassen. Auch merkt man eigentlich nichts davon, dass er zwischenzeitlich einer der reichsten Menschen der Welt war. Ein Playboy soll er auch gewesen sein. Ein paar Fotos mit Hollywood-Diven und drei Frauen in seinem Leben reichen meiner Meinung nach nicht um das auch in dem Film erkennbar zu machen.
Schauspielerisch ist der Film durchaus gelungen, auch wenn ich Leo in GANGS besser fand. Hier sind es vor allen Dingen die Nebenrollen die brillieren.
Auch wenn sich das jetzt alles unheimlich negativ anhört, so ist THE AVIATOR mit Sicherheit ein guter Film, der aber nicht an die Klasse vergangener Scorseses anknüpfen kann. Abschließend noch ein kleines Scorseses-Ranking aus Spaß an der Freud' und weil ich bis auf BOXCAR BERTHA jetzt glaube ich, alle Scorseses gesehen habe.
01. RAGING BULL (1980)
02. GOODFELLAS (1990)
03. TAXI DRIVER (1976)
04. BRINGING OUT THE DEAD (1999)
05. GANGS OF NEW YORK (2002)
06. MEAN STREETS (1973)
07. CAPE FEAR (1991)
08. CASINO (1995)
09. THE LAST TEMPTATION OF CHRIST (1988)
10. THE AVIATOR (2004)
11. THE KING OF COMEDY (1983)
12. WHO'S THAT KNOCKING AT MY DOOR (1967)
13. NEW YORK, NEW YORK (1977)
14. THE COLOR OF MONEY (1986)
15. THE AGE OF INNOCENCE (1993)
16. KUNDUN (1997)
17. AFTER HOURS (1985)
18. ALICE DOESN'T LIVE HERE ANYMORE (1974)